Kapitän Starfish
von kaidecologne
Es begann damit, daß Kapitän Starfish - unser furchtlose Held, bekannt und gefürchtet in sämtlichen Galaxien nördlich des Andromedar - durch einen defekten Hydraulikschlauch im Antimaterie-Modul seines Raumgleiters auf jenem ihm unbekannten Planeten notlanden muß-te.
Es schien zunächst bloß halb so schlimm, da der Planet zivilisiert war und Kapitän Starfish nach einiger Fummelei an seinem Hypertransmitter rasch den Pannendienst verständigen konnte. Doch nachdem der herbeigeeilte Mechaniker einen Blick unter die Haube geworfen hatte, runzelte er einige Male seine Stirn und verkündete mit professionellem Mitleid:
-Nichts zu machen... Das Antimaterie-Modul ist hin. Müßte ich komplett austauschen.
Starfish machte ein Gesicht wie Zahnschmerzen, wußte er doch, daß ein solcher Fall Origi-nalersatzteile erforderlich machte, die erfahrungsgemäß ebenso teuer waren wie schwer zu beschaffen.
-Bis wann könnten Sie denn das Modul austauschen?
wandte Starfish sich schüchtern an den in einer gelben Uniform steckenden Wartungsmon-teur. Dieser kratzte sich umständlich am Kopf, wog denselben einige Male bedächtig hin und her, und antwortete schließlich ausweichend:
-Mmm... Das kommt drauf an... Je nachdem, wann ich das Ersatzteil bekomme. Wenn ich es denn überhaupt noch bekomme - ist ja nicht gerade das neueste Modell, das wir hier haben.
Dabei warf er einen fast spöttischen Blick auf Starfishs zerbeultes Gefährt, aus dessen Ma-schinenraum es wie auf Kommando schmutziggrün zu qualmen begann - ein sicheres Zeichen dafür, daß Antimaterie austrat und sich in die Atmosphäre verflüchtigte.
-Wissen Sie was..? Ich schlepp die Karre jetzt in die Werkstatt und dann sehen wir weiter. Ich mach einen Kostenvoranschlag und wir gucken mal, ob eine Reparatur sich lohnt. Sie können solang bei meinem Bruder wohnen, der hat ein Hotel gleich bei der Werkstatt.
Starfish nickte. Was blieb ihm schon übrig?
Er saß zunächst auf diesem Planeten fest und war sich gar nicht sicher, ob er die notwendigen Reparaturen an seinem Starchaser überhaupt bezahlen konnte.
Er hatte nämlich schon einmal am anderen Ende der Galaxie festgesessen, auf einem ungastli-chen Planeten, der von der Erde aus betrachtet das linke untere Ende des Kleinen Wagens darstellt. Einen Monat hatte er damals auf die wertvollen Ersatzteile warten müssen und all seine Ersparnisse dafür geopfert, dabei war das ein vergleichsweise harmloser Defekt in der Schubumkehr gewesen.
Nun war es also das Antimaterie-Modul, gleichsam das Herz seines Raumgleiters und ange-sichts der Lichtjahre, die der auf seinem verbeulten Buckel hatte, eigentlich ein Totalschaden.
Mißmutig rauchte er eine Cigarette und beobachtete den Monteur, wie er ein künstliches Kraftfeld arrangierte und Starfishs Schiff ins Schlepptau nahm.
Das Hotel entpuppte sich als ein schlechter Scherz. Nicht mehr als eine zusätzliche Etage oberhalb der Werkstatt. Drei Zimmer, die beißend nach Antimaterie und Chemikalien rochen. Tagsüber vom Hämmern und Zischen erfüllt, das aus der Werkstatt unten drang.
Starfish war der einzige Gast.
Mit einem Stöhnen ließ er sich rückwärts auf das durchgelegene Bett sinken und rauchte eine weitere Cigarette. Dabei sah er an die gelblich verfärbte Decke und ließ die vergangenen Stunden Revue passieren.
Es begann mit einer leichten Vibration, kaum merklich zunächst, doch dann immer stärker werdend. Starfish dachte gleich, daß da etwas nicht stimmte mit seinem Raumgleiter und än-derte die Zielkoordinaten zum nächstgelegenen Planeten.
Er war kaum in die Atmosphäre eingedrungen, als die Vibration einem gewaltigen Rumpeln wich und Starfish auch schon die im Antriebsraum austretende Antimaterie roch.
Schlingernd und taumelnd schoß der Gleiter hinab und Starfish mußte all seine Erfahrung als Kampfpilot und Raumkurier ausspielen, um den mit ziemlicher Sicherheit tödlichen Absturz in eine mehr oder weniger kontrollierte Notlandung zu verwandeln.
Hart setzte der Gleiter auf, hoppelte einige Meter über den steinigen Wüstenboden dieses un-wirtlichen Planeten um kam dann unsanft an einem größeren Felsbrocken zum Stillstand.
Starfish wurde nach vorn geschleudert und schlug mit seinem Kopf fest an den zentral im Armaturenbrett plazierten Hypertransmitter.
Natürlich war er wie immer zu cool und viel zu lässig, um den vorgeschriebenen Helm wäh-rend des Fluges zu tragen.
Sein Kopf brummte mächtig und nachdenklich strich er nun über die imposante Beule oben an seiner Stirn.
-Glück gehabt...
Murmelte er und schloß die Augen. Der Schreck des Absturzes steckte ihm noch in den Kno-chen und Augenblicke später fiel sein geschundener Körper in einen tiefen Schlaf.
Er erwachte von einem zähen anhaltenden Pochen, dachte zunächst sein Schädel produziere diese Geräusche, doch als sein Bewußtsein nach einigen Fehlzündungen endlich einsetzte, merkte er, daß jenes Pochen mehr von rechts kam. Es war die blecherne Zimmertür, die unter beharrlichen Schlägen erzitterte.
-Her...rein
krächzte er und seine Kehle fühlte sich an, wie nach einer durchfeierten Nacht mit Centauri-Absinth. Das mußte von den chemischen Ausdünstungen der Werkstatt kommen.
Langsam wurde seine Zimmertür zur Seite geschoben. Ein kleiner dunkler Kopf mit buschi-gem orangerotem Haar schob sich herein.
-Tschùldigúng, darf ich putzeén..?
Es war die melodiöse Stimme einer Venusfrau, die ihn mit dem merkwürdig schwingenden Akzent der Venusianer ansprach und dabei freundlich lächelte.
-Jaja, sicher.
raunzte Starfish und sah zu, wie sie mit einem prähistorischen Superhoover den Raum betrat und unter beträchtlichem Getöse den Fußboden zu säubern begann.
Starfish hatte schon immer ein Faible für jene putzigen Venusbewohner gehabt.
Im Prinzip sahen sie aus wie Erdenbewohner, die gleiche Physiognomie, die gleichen Ge-schlechter. Nicht wie jene bizarren Zwitterwesen, die unter der Oberfläche des Saturns hau-sten und vor lauter Langeweile ständig Sex mit sich selbst hatten, oder diese androgyn wir-kenden Neozylonen, bei denen man nie wußte welchem der drei Geschlechter dieser Rasse man gegenüberstand.
Nein, die Evolution war auf der Venus ganz ähnlich wie auf der Erde verlaufen. Nur, daß die Bewohner aufgrund der hohen Schwerkraft eher kleinwüchsig waren und eine Laune der Na-tur ihnen eine bläuliche Hautfarbe beschert hatte, deren Spektrum von einem gemäßigten Schlumpfblau bis zu einem satten Aubergineton reichte.
Seltsam nur, daß sie alle eine ähnliche orangene Haarfarbe hatten...
So dachte Starfish und sah seinem Zimmermädchen nach, daß nun mit dem Fußboden fertig war und im Bad verschwand.
Ihre Haut war von einem aparten Veilchenblau und für eine Venusfrau war sie ausgesprochen groß gewachsen, beinahe einssechzig groß. Sie hatte ein hübsch geschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen und sinnlichen Lippen, die einen etwas zu kleinen Mund umrahmten. Ihre Nase war schmal und aristokratisch gebogen.
Starfish philosophierte eben über die stete Einsamkeit in den unendlichen Weiten des Alls, als sie mit einem Stapel Handtüchern aus dem Bad kam und ihm erneut ein freundliches Lächeln schenkte.
-Sag...
unterbrach Starfish sie auf dem Weg zur Zimmertür.
-Hmm~?!
-...was macht eine Frau wie du in dieser Spelunke am anderen Ende der Milchstraße?
-Du kommst doch von Venus, oder?
Sie sah an sich hinab und lachte
-WohÉr weißßt dúu?
-Ach, nur so eine Vermutung...
Beide lachten herzlich und sie entblößte zwei strahlendweiße Zahnreihen.
-Entschuldigé kurz´z.
Sie hob ihre Arme mit den schmuddeligen Handtüchern und trug sie rasch nach draußen in den Wäschecontainer.
Dann setzte sie sich Starfish gegenüber in einen Sessel, schlug ihre Beine übereinander und entzündete eine von Starfishs Kippen. Sie rauchte genüßlich und erzählte ihm in groben Zü-gen ihre Lebensgeschichte.
Sie war in eine wohlhabende Familie hineingeboren worden, Mitglied der ehemaligen Herr-scherklasse. Sie hatte eine wohlbehütete Kindheit verlebt und die besten Schulen besucht. War verlobt gewesen mit dem Sohn des damaligen Moguls und hatte dann das Pech gehabt, nach der Großen Herbsrevolte des Jahres 2917 nicht mehr besonders wohlgelitten zu sein. Ihre Familie hatte in aller Eile den Planeten verlassen müssen. Eigentlich wollten sie Asyl auf der Erde beantragen und hatten sich in die Hände von Sternenpiraten begeben, die sie zur Er-de zu bringen versprachen.
Tatsächlich hatten diese - welch Überraschung - jedoch ihre Familie ausgeraubt und sie dann - schließlich waren es alles in allem freundliche Piraten - auf diesem erbärmlichen Stück kosmischen Staubs ausgesetzt.
-Tjà...
schloß sie ihre Schilderungen
-...ùnd so putzzt die ehémaligé Prinzessìn eben HoTelzimmèrr.
Starfish nickte mitfühlend. Eigentlich hegte er keinerlei Sympathien für sogenannte Herr-scherklassen. "Hungerslöhne für Königssöhne !" war ein beliebter Slogan in seiner Jugend gewesen und noch immer schmetterte er die Universale wenn er betrunken genug war, aber Soundous - so hieß die hübsche Beinahmogulin - tat ihm doch ein wenig leid.
Sie machte aber bloß eine wegwerfende Handbewegung. Es hätte schlimmer kommen kön-nen, immerhin hatten sie überlebt und ewig würde sie hier sicher nicht hocken bleiben. Neben ihrer Arbeit studierte sie fleißig an der Interstellaren Fernuni in Köln und hoffte, sich mit dem Abschluß irgendwann ihren Traum vom blauen Planeten erfüllen zu können.
Starfish mochte in diesem Augenblick nicht über Zukunftspläne reden. Wie es aussah saß er noch eine Weile auf diesem Planeten fest und falls es ganz schlecht lief, würde er sich glück-lich schätzen können, wenn sie in diesem Hotel auch noch Verwendung für einen Tellerwä-scher hätten.
-Gibts hier in der Nähe eigentlich irgendwas, wo man am Abend mal ein bißchen Spaß haben kann?
gab er dem Gespräch eine rasante Wendung.
-Phhh...
sie machte eine unbestimmte Geste
-Spàsss? Kommt drauf an, was du...
Starfish unterbrach sie.
-Will eurer Hoheit nicht zu nahe treten, aber ich dachte, WIR könnten...
-Wiiir?
Soundous lächelte wieder, wirkte beinah geschmeichelt.
-Ich war schon soó lang.... Ná guut. Hab eh gleich Feieràabend.
Starfish hatte auch schon soo lang nicht mehr.
Er duschte ausgiebig, suchte sein bestes Hemd heraus und konnte sich des Gefühls nicht er-wehren, daß da heute mehr drin war, als bloß ein gemütliches Glas Bier.
Er hatte zuletzt so viele einsame Stunden in seinem Raumgleiter verbracht, daß der bloße Ge-danke an weibliche Gesellschaft eine warme Welle der Erregung durch zuletzt doch arg ver-nachlässigte Körperregionen schwappen ließ.
Er war ein Fremder hier und plante gewiß keinen längeren Aufenthalt. Er wollte aufs Ganze gehen, auch auf die Gefahr hin, daß Soundous ihn abblitzen ließ und kein Wort mehr mit ihm redete.
-Eine leibhaftige Prinzessin.
dachte er und phantasierte von Soundous Brüsten, die unter dem alten Sweatshirt vorhin le-diglich zu erahnen gewesen waren, aber doch Anlaß zu großen Erwartungen gaben. In dieser Hinsicht waren die meisten Venusfrauen gut ausgestattet.
-Ob das auch an der Schwerkraft liegt?
Er kicherte debil. Warf dann noch einen prüfenden Blick in den Spiegel, fuhr sich ein letztes Mal ordnend durch die Haare und verließ die schmuddelige Absteige.
Soundous erwartete ihn schon. Unruhig rauchend lief sie vor der Kneipe auf und ab.
Sie hatte ihn gewarnt, daß er hier in der Gegend keine wirklich netten Kneipen gab, aber der heruntergekommene Schuppen am Straßenrand verblüffte ihn schon.
Da war er Lichtjahre um Lichtjahre gereist, hatte Abenteuer bestanden und Welten erobert, bloß um nun in einer Kneipe zu landen, die auch Uschis Trucker-Treff hätte heißen können und vor zweihundert Jahren im finstersten Brandenburg stehen..?
Natürlich hieß sie nicht Uschis, sondern Moonlight Lounge, aber Starfish verzog nur höh-nisch den Mund ob dieses Euphemismus.
Soundous registrierte seinen Blick und hob entschuldigend die Achseln.
-Hatte dich gewárnt !
Starfish küsste sie auf die Wange und winkte ab.
-Dein Anblick entschädigt für vieles.
Er hätte sich auf die Stirn schlagen mögen. So ein linkisches Kompliment...
Soundous aber lächelte erfreut und im Grunde hatte er Recht. Sie sah umwerfend aus.
Trug ein knappes Kleid in einem undefinierbaren rostigen Rotton, dem das Kunsstück gelang, sowohl ihrem veilchenblauen Teint, als auch ihrem orangenen Haar zu schmeicheln. Ihre Bei-ne steckten in rostroten Seidenstrümpfen.
Das Kleid saß recht eng, reichte bloß knapp zu den Knien und war wenig geeignet, Starfishs Vorurteile bezüglich Venusfrauen zu zerstreuen. Der satinglänzende Stoff umschloß zwei pralle Brüste, die seinen Blick unwillkürlich auf sich zogen. Starfishs Augen verweilten viel-leicht einen Moment zu lang auf diesen schwellenden Halbkugeln, denn Soundous bemerkte seinen Blick und grinste amüsiert.
Sie war auch nicht ohne Hintergedanken hier, fand sie Starfish doch recht sympathisch auf den ersten Blick und beinah kultiviert. Zumindest im Vergleich zu den schmierigen Typen, die ansonsten diesen Scheißstern bewohnten und die sie nie näher an sich ranließ als sie spuk-ken konnte.
-Dann wollen wir mal.
Starfish hielt ihr galant die Türe auf und spürte schon wieder so ein Ziehen tief unten, als sie vor ihm den Laden betrat und zwei schwingende Pobacken preisgab, die in einer Art von ih-rem Kleid umschmeichelt wurden, daß selbst unserem furchtlosen Helden die Knie weich wurden.
Das Publikum der Kneipe entsprach genau dem äußeren Schein des Etablissements, doch die beiden hielten sich nicht lang damit auf. Orderten bloß zwei kühle Biere und strebten einem Tisch in hinteren Teil zu. Auf einer angeschmuddelten Eckbank nahmen sie Platz.
Das Bier kam erstaunlich schnell und war angenehm kühl.
Sie prosteten einander zu und ein lockeres Gespräch entspann sich.
Soundous befragte Starfish zu seinem Werdegang und er berichtete ihr von seinen haarsträu-benden Abenteuern in den Tiefen des Weltalls. Manchmal ließ sie einen anerkennenden Pfiff hören, oder schenkte ihm einen langen Oh-du-starker-Held-Blick.
Starfish wollte ihr imponieren und trug entsprechend dick auf, doch dann und wann ertappte er sich bei Widersprüchen, denn Soundous machte es ihm nicht leicht, seine Gedanken bei-sammen zu halten.
Sie hatte ihre Arme auf dem Tisch verschränkt, bettete ihre Brüste darauf und beobachtete ganz genau, wie Starfishs Blicke sich immer mal in den tiefen Ausschnitt ihres Kleides verirr-ten. Sie spielte mit ihm.
Gelegentlich beugte sie sich nach vorn. Diese Bewegung ließ ihre Brüste noch ein Stück wei-ter hervorquellen und Starfishs nervösen Blicken entnahm sie, daß er dies sehr wohl registrierte. Aber verstand er auch ihre Signale?
Jedenfalls ließ er sich des öfteren aus dem Konzept bringen und Soundous verspürte einen gewissen Kitzel bei ihren Spielchen. Indessen war sie sich sicher - sie wollte ihn haben. Spä-ter am Abend. Fand ihn ganz niedlich. Wie ein kleiner Junge, der einen auf hart macht.
Furchtloser Held? Er bekam ja schon ganz rote Ohren
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