Abschalten
von Hassels
1.0 Momentaufnahme
Stechenden Schrittes war Tom auf das Zimmer zugegangen. Es war genau wie beschrieben, nach mehreren rechts-links Manövern erreicht. Mit dem Öffnen der Türe wurde er von einem unablässigen, in regelmäßigen Intervallen wiederkehrenden, seinen Ohren weh tuenden Piepton begrüßt. Da stand nun das Ziel in Reichweite. Fünf Monate hatte er mit seinem Therapeuten dafür geübt, heute musste er der Wahrheit ins Gesicht sehen. Doch in diesem Augenblick war alles vergessen, die Ohnmacht des Seins hatte ihn eingeholt. Noch immer die Hand an der Türklinke, in den Übeeinheiten erschien es so einfach, versagten ihm jetzt seine Beine den Dienst. Starr wie eine Salzsäule schien er auf der Stelle festgewachsen. Millionenfach angewandte Automatismen, von Kinderbeinen an, schienen in den Nervenbahnen festzustecken.
Die Worte der Schwester hatte er nicht wahr genommen, seine Beine hatten allerdings kurzzeitig den Impulsen ihres Schiebens nachgegeben. Nun stand er direkt vor ihrem Bett, sie schlief mit offenen Augen. Die früher so lustigen Kulleraugen, niemand mit einer ähnlichen Aura war ihm jemals untergekommen, waren jetzt glasig wie der Herbstnebel des heutigen Tages. Ein hastiger Blick bestätigte ihm das auch hier um das Gebäude dieser feuchte Schwaden zog, in den er nach und nach versank.
2. Platzkarte
Vor mehr als drei Jahren war ihm die Platzkarte, natürlich nur zweiter Klasse, für den ICE nach Wiesbaden zugesandt worden. Die Dienststelle hatte auch die Zimmerreservierung getätigt. Er brauchte nur noch zu reisen. Den Wagon hatte er ja noch mühelos gefunden. Bis er seinen Platz in Besitz nehmen konnte waren bestimmt zehn Minuten vergangen. Extra hatte er sich einen Platz in Fahrtrichtung erbeten, dort saß nun eine ältere aber höchst attraktive Frau. Er wollte sich schon beschweren, da sah er das seine Reservierungsnummer über dem in Fahrtrichtung rückwärts ausgewiesenen Platz war. Also fluchte er vor sich her, schüttete einen Kübel Spott über die Blödheit der im Sekretariat angestellten.
Sie hatte ihn darauf mit ihren süßen Kulleraugen angesehen, er war hin und weg. Ohne zögern bot sie einen Platztausch an und stellte sich als Evelin vor.
Eine lockere Konversation nahm seinen Lauf. Hätte jemand zugehört, der hätte sich wohl scheckig gelacht. Mit Vornamen und Sie, man hätte sich an mittelalterliches Hofgeplänkel erinnert gefühlt.
3. Auf Du
Der Zug hatte nach knapp neunzig Minuten Fahrzeit gerade das in Kürze zu erreichende Wiesbaden angekündigt, da waren sie beim Du angekommen. Da sie sogar zum selben Hotel wie er wollte, nahmen sie gemeinsam ein Taxi. Als sie sich beim Portier verabschiedeten, tauschten sie noch kurz ihre Handynummern aus.
Am Nachmittag war er dann die paar Meter zum BKA Schulungsgebäude gelaufen. Er sammelte sich einige der Karriere Wegweiser ein, war mit mehr als zehn Prospekten bewaffnet als er den Schulungsraum betrat. Er setzte sich in eine der Reihen mit der besten Rundumsicht.
Der Mikrotest auf der Bühne hatte ihn dann aufgeschreckt, seine Kinnlade stand dann erst mal offen. Sofort hatte er in die ihm so vertrauten, nach eben einer Bahnfahrt, Augen geschaut. Die funkelten wie Sterne und ihr lächeln haute ihn fast um.
4. Freizeitbeschäftigung
Liebe unter Kollegen war verpönt, war dieser Job ja so schon oft ein Beziehungskiller. Aber bei Kollegen endete es meist als Jobkiller. Trotzdem stand er nach dem Eingangsreferat, welches sie sicher und humorvoll abgespult hatte, an der Bar direkt bei ihr. Verwundert schauten ihn die Herren aus der oberen Ebene an, weil er sich 117 mal bedankte. Auf die Frage eines älteren sagte er nur das es ja nicht immer Runde Zahlen sein müssten. Dann verabschiedete er sich.
Als er schon nicht mehr darauf zu hoffen gewagt hatte, klopfte es an Zimmertür 117. Evelin hatte fast eine Stunde gebraucht um sich aus den Fängen der Direktoren zu befreien.
Eigentlich wäre es nicht ihre Art, noch nie hatte sie so etwas …... schlief sie in seinen Armen ein.
Niemand hatte etwas mitbekommen, aber aus Sicherheitsgründen
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Faith
Ein Mauerblümchen, das hier an diesem Board leider nicht viel Sonne abbekommen wird. Aber das hat nichts mit der Geschichte zu tun.
lg
Faith«
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Ich hab sie schon mehrmals gelesen.
Es erinnert mich daran wie ich mich fühlte als ein, mir wichtiger Mensch, "abgeschaltet" wurde.
Man sollte dieser Kategorie einen ejnen besseren Namen geben.
"SONSTIGES" passt zu vielen Geschichten die hier stehen nicht.«
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