Adriana und Marvin 3 - Wünsch dir was!
von Faith
Adriana schluckte schwer und saß mit hängenden Flügeln alleine auf dem Sofa, nachdem Marvin die Tür krachend hinter sich zugeschlagen hatte.
»Verdammte Fickscheiße«, flüsterte sie und ärgerte sich über ihren Stolz. Sie hätte mitkommen sollen, als Marvin es ihr angeboten hatte, jetzt war es zu spät. Sie flatterte mit hängendem Kopf los und huschte unter dem Türspalt hindurch.
Mit Bauchweh und hängenden Armen ließ sie sich von ihren surrenden Flügeln durch die Straßenschluchten tragen. Sie erreichte den Stadtpark mit seinen Bäumen und Wiesen in der Abenddämmerung. Großstädter saßen in Grüppchen beisammen, führten ihre Hunde aus und Jogger drehten ihre abendlichen Runden. All das Gelächter der glücklichen Menschen und die natürliche Idylle fand Adriana spontan zum Kotzen.
»Ich bin so scheiße unglücklich!« grölte sie und wurde von einem Jogger, der sie nicht gesehen hatte, angerempelt und aus ihrer Flugbahn geworfen.
»Penner!«, rief sie dem Kerl hinterher und landete unsanft auf einer Parkbank.
»Ja, und?«, sagte in alter Mann, der sich auf der Bank für die Nacht eingerichtet hatte und der sich von Adrianas Fluchen angesprochen fühlte.
»Nicht du«, sagte die kleine Fee und nahm neben ihm auf der Kante der Parkbank Platz. Der Mann starrte auf die Fee und warf einen kritischen Blick auf das Etikett seiner Bierflasche.
»Kann ich einen Schluck haben?«, fragte Adriana. Der alte Mann wirkte misstrauisch, tastete aber auf dem Boden nach einem Kronkorken, rieb ihn an seinem Ärmel und füllte etwas Bier hinein. Für Adriana war es eine Trinkschale, die sie mit beiden Händen nahm und in mehreren großen Schlucken leerte. Ihr Rülpsen klang wie das Röhren eines Hirschs. Dann saß sie teilnahmslos auf der Bank und starrte auf den Boden.
»Was ist denn bei dir schiefgelaufen?«, fragte der alte Mann, »so ein hübsches Ding und so viel Weltschmerz?«
»Ach!«, machte Adriana und schnaufte tief durch. Er füllte ihre Trinkschale erneut mit Bier und fragte: »Ist es wegen 'nem Kerl?«
»Ein Kerl?«, lachte Adriana hysterisch, »ein kompletter Loser ist das. Ohne mich hätte der absolut gar nichts auf die Reihe bekommen«, erzählte sie und schlürfte den Kronkorken in einem Zug leer.
»Dann solltest du nicht um ihn weinen.«
»Ich und weinen?«, sagte Adriana und sah kaum noch etwas bei dem Wasserstand in ihren Augen.
*
Auf dem Weg zu Henriette beteuerte sich Marvin, dass er keine Beziehung im eigentlichen Sinn mit Adriana führte, sie waren Kumpels und Geschäftspartner. Er durfte ohne sie Spaß haben und das Date mit Henriette war sein Verdienst. Sie hatten sich zwar durch Adrianas Beeinflussung kennengelernt, aber Henriette hatte sich aus freien Stücken bei ihm gemeldet und wollte eine zweite Runde mit ihm. Sie fuhr auf ihn ab, so wie er war – das wollte sich Marvin nicht nehmen lassen.
In dem Hotel klopfte er an die Tür mit der Zimmernummer, die ihm Henriette mitgeteilt hatte. Sie öffnete ihm in einem halbdurchsichtigen Negligé. Darunter trug sie Spitzenunterwäsche und halterlose Nylonstrümpfe.
»Hallo Marvin«, hauchte sie mit geschminkten Lippen und schaute ihn durch die großen Gläser ihrer Brille an.
»Hey«, sagte Marvin kraftlos.
»Da dich Verbalerotik offenbar nicht interessiert, sollten wir gleich zu Sache kommen«, schlug Henriette vor.
»Das ist eine gute Idee«, sagte Marvin und öffnete seine Hose. Henriette ging vor ihm auf die Knie und befreite seinen Schwanz, der klein und faltig war.
»Ich massiere ihn mit meinen Händen, bis er hart ist und dann nehme ich ihn in den Mund und blase dir deinen Schwanz. Davon werde ich noch feuchter, als ich jetzt schon bin. Dann kannst du mich richtig schön durchficken«, sagte Henriette. Marvin rollte genervt mit den Augen und fragte sich, ob sie den Text auswendig gelernt hatte.
Nach einigen Minuten der stillen Zuwendung durch Henriettes Hände, änderte sich nichts am Zustand von Marvins bestem Stück. Auch als sie ihr Negligé öffnete und seine Hände zu ihren Brüsten führte, regte sich nichts zwischen Marvins Beinen.
»Mache ich etwas falsch?«
»Nee, passt schon«, sagte Marvin und setzte sich aufs Bett. Sie folgte ihm auf den Knien und wollte ihre Massage fortsetzen, erkannte aber an Marvins Blick, dass es ihm unangenehm war.
»Das ist mir noch nie passiert«, sagte er frustriert und unterschlug den Zustand nach seinem Besuch bei Roxana – da wusste er, woran es gelegen hatte.
Henriette blieb vor ihm knien und sagte: »Na ja, du lebst ungesund und konsumierst Drogen – das hat irgendwann Konsequenzen.«
»Quatsch!«, sagte Marvin, »Heute Morgen hat alles wunderbar funktioniert.«
»Was ist dann anders, als bei unserem ersten Treffen?«, fragte Henriette und sie klang wie eine Therapeutin.
»Adriana fehlt.«
»Adriana?«
»Die Fee«, erklärte Marvin.
»Die Fee«, wiederholte Henriette und nickte übertrieben zustimmend.
»Was glaubst du denn, wie du beim ersten Mal in meine Wohnung gekommen bist?«, fragte Marvin genervt.
»Darauf habe ich keine plausible Antwort gefunden. An diesem Tag war ich sehr erregt und wollte nicht schon wieder alleine mit dem Vibrator ins Bett gehen, also bin ich joggen gegangen, um auf andere Gedanken zu kommen. Das erklärt aber nicht, wie ich in deine Wohnung gekommen bin.«
»Das war Adriana, sie war in deinem Kopf und hat dich zu mir gebracht.«
Henriette stand auf und setzte sich in den Sessel, der neben dem Bett stand. Mit übereinandergeschlagenen Beinen und in sexy Dessous griff sie sich an ihre Brille und fragte Marvin: »Möchtest du mit mir über diese Fee reden?«
Die Vorstellung, mit der Psychotante in ihrem Sexy-Outfit zu quatschen, machte Marvin irgendwie an. Es war für ihn nicht so geil, dass er davon eine Erektion bekam, aber sie sah echt heiß aus und sie schien etwas auf dem Kasten zu haben. Marvin erzählte ihr alles über sich und Adriana, bei der Nacht beginnend, in der er in den Baum gekracht war.
*
Währenddessen schluchzte Adriana und rang mit den Tränen. Der alte Mann füllte ihren Kronkorken nochmals mit Bier und reichte in ihr vorsichtig.
»Danke«, schluchzte sie und schlürfte das Gebräu weg.
»Eigentlich ist Marvin der durchgeknallteste Typ, den ich seit über 2.000 Jahren kennengelernt habe. Nicht so selbstlos, wie der Typ, der sich gewünscht hat, übers Wasser laufen zu können, dafür aber viel entspannter«, gestand Adriana mit schwerer Zunge, »So viel Spaß hatte ich noch nie mit einem Menschen und außerdem kann er auch ganz süß sein, aber er zeigt das halt nicht so.«
»Weiß schon Bescheid«, sagte der alte Mann.
»Du weißt gar nix!«, empörte sich Adriana und sprang auf. Sie rang kurz um Balance und rief: »Du weißt nicht, wie das ist, eine Fee zu sein: Wenn man kosmische Kräfte hat, aber nur eine winzig kleine Muschi, für die es keinen passenden Schwanz gibt.«
Dann schrie sie ihm ins Gesicht: »Wer denkt sich sowas eigentlich aus?«
Der alte Mann legte seine Stirn in Falten und schaute Adriana ratlos an. Die kleine betrunkene Fee lallte sich all ihren Frust von der Seele: »Ich hab keinen Bock mehr, mit den anderen einfältigen Feen im Kreis zu tanzen und mit Schmetterlingen Fangen zu spielen – ES KOTZT MICH EINFACH NUR AN!«
Sie warf ihren Zauberstab vor ihre Füße und hüpfte darauf herum, währenddessen sagte sie: »Ihr Menschen seid nicht an irgendwelche kosmischen Regeln gebunden. Ich will auch machen können, was ich will. Solange und so oft, bis ich tot umfalle.«
Bei dem vielen Hüpfen und Schimpfen sah Adriana nicht, dass ein silbriger Nebelglanz über dem alten Mann niederging und nach wenigen Sekunden in ihm verschwand. Seine Augen leuchteten kurz auf, dann sah er aus, wie vorher.
In ihrem Toben verlor Adriana das Gleichgewicht und griff nach einem Stoffzipfel, der zur Kleidung des alten Mannes gehörte. Sie fand ihr Gleichgewicht und hielt einen violetten Saum, der mit goldenen Runen bestickt war, in den Händen. Sie erkannte, dass der alte Mann die Robe eines Meisters des Universums unter seinem schäbigen Trenchcoat trug.
»Verdammte Scheiße!«, entfuhr es ihr, als sie den alten Mann in der Runen bestickten Robe und mit dem langen grauen Bart erkannte. Sie presste die Hände auf den Mund, als würde das gegen impulsives Fluchen helfen.
Der Meister des Universums zeigte sich unbeeindruckt von ihrem Verhalten. Er richtete sich auf der Bank auf und setzte sich neben die kleine Fee, dann zog er ein großes Buch aus der Innentasche seiner Robe und las kurz darin.
»Adriana richtig?«
Sie nickte schüchtern.
»Du weißt, dass du schon viel zu viel Zeit mit diesem Menschen verbracht hast?«
»Ja, aber er will sich einfach nichts wünschen und solang muss ich ja bei ihm bleiben, was kann ich denn dafür?«, fragte Adrian kleinlaut und mit großen Augen.
Der alte Mann las ein paar Zeilen in seinem Buch, dann sagte er: »Du hast diesen Marvin in seiner unehrlichen und egoistischen Lebensweise unterstützt, anstatt ihm zu helfen, ein besserer Mensch zu werden.«
»Was?«, tat Adriana unwissend, »woher soll ich denn wissen, was heutzutage unehrlich ist? Es gibt ja alles im Überfluss, es ist nur ungleichmäßiger verteilt als jemals zuvor.«
»Willst du mich für dumm verkaufen?«, fragte der Mann, »oder, hast du etwa deine guten Feeninstinkte verloren?«
»Nein, Nein. Natürlich weiß ich, was gut ist, deswegen haben Marvin und ich ja auch nichts Böses gemacht. Wir wollen den Überfluss der Reichen unter den Armen verteilen«, erklärte Adriana hektisch.
»Seit du an diesen Menschen gebunden bist, hast du täglich die Kontrolle über Menschenfrauen übernommen, die Marvin dann körperlich zu Diensten waren.«
»Ja aber«, sagte Adriana und platze fast vor Zorn, »bei mir ist ja alles so winzig klein«, sie zeigte mit ihren Händen auf sich selbst, »wie hätte ich denn sonst …«
»Warum war es dir so wichtig, mit diesem Menschen sexuellen Kontakt zu pflegen?«, fragte der Meister des Universums und schaute Adriana eindringlich an.
»War es am Anfang gar nicht«, gab sie kleinlaut zu, »aber dann hat es immer mehr Spaß gemacht. Marvin ist nicht so der romantische Typ, aber auf seine Art ist er voll süß und außerdem haben sich die Frauen durch Marvin und mich besser gefühlt – also meistens zumindest.«
»Bist du verliebt?«, fragte der alte Mann. Adriana zierte sich vor der Antwort. Er neigte den Kopf und bot ihr die Stirn: »Du weißt, was es bedeutet, wenn sich eine Fee in einen Menschen verliebt?«
»Ist mir egal! Und ich geh’ nicht wieder in so einen scheiß Baum und verbringe die Ewigkeit in Einsamkeit. Und der Frau, der ich damals geholfen habe: Die war keine Hexe und dabei bleibe ich auch«, brach es aus ihr hervor.
»Natürlich war sie keine Hexe. Du bist damals mit einem Bannzauber belegt worden, weil du den Inquisitor in ein Schwein verwandelt hast.«
»Der war schon vorher ein Schwein! Er hat nur wie ein Mensch ausgesehen«, bot Adriana dem Meister des Universums die Stirn und schrie dann: »So ein Feenleben ist unglaublich langweilig auf Dauer!«
Sie trampelte erneut mit den Füßen auf ihrem Zauberstab herum und wollte sich gar nicht beruhigen.
»Es gibt keinen Grund, die Fassung zu verlieren«, sprach er besänftigend, »wenn du Marvin wirklich liebst, kannst du deine Feenmagie aufgeben und ein sterbliches Leben als Menschenfrau wählen.«
Adrianas Augen füllten sich erneut mit Tränen. Sie hatte diese Möglichkeit bisher erfolgreich verdrängt und sich eingeredet, dass sie als Fee mit Marvin zusammenleben könnte und sie hatte verdammt guten Sex in Frauenkörpern, die Marvin fickte. Adriana wusste, dass dies keine Dauerlösung war und jetzt brach die Verzweiflung mit großen Tränen aus ihr heraus.
»Es ist keine Schande, vom Weg abzukommen«, tröstete sie der Meister des Universums, »aber du musst entscheiden, ob du auf den alten Weg zurück willst oder einen neuen gehen möchtest.«
Adriana wischte sich die Tränen von den Wangen und schaute aus großen, verwässerten Augen auf: »Ich will Marvin nicht verlieren.«
*
Zur gleichen Zeit hatte sich Marvin alles von der Seele geredet, was er über sich und die Fee erzählenswert fand. Henriette hatte ihm zugehört und rekapitulierte dann: »Du hast dein Leben nicht im Griff und du machst immer andere für dein Scheitern verantwortlich. Das geht auf Dauer natürlich nicht gut und darum hast du dir ein übernatürliches Wesen ausgedacht, dass diese Diskrepanzen zwischen deinen Vorstellungen und der Realität vereinbaren soll, zumal es dein Verhalten kritiklos akzeptiert.«
Marvin schüttelte mit dem Kopf, aber Henriette redete unbeirrt weiter: »Interessant finde ich den Umstand, dass diese imaginäre Freundin nur bei dir bleibt, weil sie dir einen Wunsch schuldet. Dein Selbstwertgefühl scheint so schwach zu sein, dass du selbst bei deiner intimsten Verbündeten ein Abhängigkeitsverhältnis konstruieren musst.«
»Das ist kompletter Bullshit!«, sagte Marvin.
»Warum hast du den Wunsch dann noch nicht eingefordert? Hast du Angst, dass sie keine Wünsche erfüllen kann, weil es sie nicht gibt?«
»Nein Mann! Du verdrehst alles«, wehrte sich Marvin, »erst wusste ich nicht, was ich mir wünschen soll. Dann fand ich es gut, so wie es war und schließlich haben wir uns darauf geeinigt, dass ich mir nichts wünsche, damit wir zusammenbleiben können. Eigentlich hätte ich ja etwas, das ich mir wünsche, aber das kann ich Adriana nicht sagen, weil …«
Marvin lachte verzweifelt, um seine wahren Gefühle zu verbergen und rang einen Moment mit sich, ehe er weitersprach.
»… weil ich nicht weiß, ob Adriana diesen Wunsch erfüllen kann oder, ob sie es überhaupt will. Wenn sie mich auslacht, wäre ich voll im Arsch und bis jetzt war es verdammt schön, so wie es war.«
»Kannst du diesen Wunsch in Worte fassen?«, fragte Henriette mit therapeutischer Professionalität, »das würde uns für heute ein großes Stück weiterbringen.«
Marvin überlegte einige Momente, bevor er Henriette den Wunsch sagte. Er formulierte ihn so, als würde er ihn zu Adriana sagen. Gegenüber der Psychotante fiel ihm das leicht, die konnte sein kaputtes Herz nicht brechen.
*
Adriana stand unterdessen auf der Parkbank neben dem Meister des Universums, während er etwas in sein großes Buch schrieb. Die Aufregung über ihre Entscheidung, eine Menschenfrau werden zu wollen, war noch da, aber die Angst war verflogen. Der Meister des Universums hatte ihr versichert, dass sie als Menschenfrau ähnlich hübsch aussehen würde, wie in ihrer Feenerscheinung. Allerdings würde sie ab dann dem normalen Alterungsprozess unterliegen. Sie träumte davon, die kurze Zeit bis zum Ende mit Marvin verbringen zu können. Die Vorstellung, noch ein paar Jahrzehnte richtig auf den Putz hauen zu können, um nach mehreren tausend Jahren die Augen für immer zu schließen, machte Adriana glücklich.
Der Meister des Universums setzte einen markanten Schlusspunkt hinter seine Notiz, steckte die Schreibfeder hinter sein Ohr und sagte zu Adriana: »Wenn du so weit bist, dann hebe deinen Zauberstab über den Kopf und zerbreche ihn.«
Adriana hielt den Zauberstab in beiden Händen über ihren Kopf und atmete tief ein.
»Wird die Verwandlung wehtun?«, fragte sie nervös.
»Ich glaube nicht.«
Adriana bedachte den alten Mann mit einem säuerlichen Lächeln und spannte ihre Muskeln an. Der Zauberstab bog sich leicht. Sie erhöhte den Druck und kniff die Augen zu.
Als ein warmer Windstoß durch ihr Haar wallte, riss sie die Augen auf und nahm allen Druck von ihrem Stab.
»Hast du das gespürt?«, fragte sie den Meister des Universums aufgebracht.
»Marvin hat seinen Wunsch eingefordert, diesem Ruf musst du folgen, solange du noch eine Fee bist«, sagte er bedeutungsschwanger.
»Aber was hat er sich gewünscht? Ich konnte ihn nicht hören«, frage Adriana und flatterte wild umher.
»Soll ich dich zu ihm bringen?«
»Ja, ja, ja«, sagte Adriana und drehte Loopings vor dem Kopf des alten Mannes.
»Du hast für deine Verhältnisse ganz schön viel gesoffen«, sagte der Meister des Universums und pflückte das Blatt eines Krauts, das neben der Parkbank wuchs und reichte es der Fee.
»Nur kauen, nicht schlucken, damit du einen klaren Kopf bekommst.«
Adriana nahm das Blatt und fragte: »Mein Ende als Fee hättest du mich berauscht antreten lassen, aber wenn ich meinen Job erledigen muss, ist es dir auf einmal wichtig, dass ich einen klaren Kopf habe?«
»Du hättest dich auch mit einem klaren Kopf dafür entschieden, eine Menschenfrau werden zu wollen«, sagte der Meister des Universums schulterzuckend.
»Pah, es macht überhaupt keinen Sinn, mit euch zu diskutieren, weil ihr eh immer alles besser wisst«, sagte die Fee und biss vom Rand des Blattes ab.
»Ich weiß«, sagte der Meister des Universums. Adriana schaute ihn missmutig an und kaute das Blatt mit vollen Backen. Als ihr die ätherischen Öle in die Nase schossen, spuckte sie aus und schaute den alten Mann ungeduldig, aber mit frischem Atem und klarem Kopf an. Er zeigte hinter die Parkbank und es öffnete sich ein Portal, das in ein Hotelzimmer führte.
*
Henriette zeigte sich verblüfft über die Formulierung von Marvins Wunsch. Kurz darauf wankte ihr Weltbild, denn in der Wand des Hotelzimmers öffnete sich ein Durchgang zu einem Park. Eine Fee flatterte von dort zu Marvin. Dann trat ein alter Mann in einem ausgebeulten Trenchcoat durch dieses Tor und es schloss sich hinter ihm.
»Was hast du dir gewünscht? Was, was, was?«, fragte Adriana und umkreiste Marvin, ehe sie auf seinem Knie landete. Nach einem taxierenden Blick zu Henriette, reimte sich Adriana zusammen, dass der bisherige Abend nicht so geil verlaufen war, wie sich das die intellektuelle Schlampe vorgestellt hatte. Ein gehässiges Lächeln huschte über das Gesicht der Fee.
»Hey, du Zicke«, sagte Marvin, aber sein Versuch, cool zu wirken, scheiterte am feuchten Glanz seiner Augen. Er war unbeschreiblich froh, Adriana zu sehen und wusste nicht, wie er das sagen sollte. Das Gequatsche von Henriette hatte Marvin an seinem Verstand zweifeln lassen. Jetzt saß die Psychotante in ihrem Fick-mich-Outfit in dem Sessel und genierte sich vor dem alten Mann, der unter seinem Trenchcoat eine violette Robe trug und ein großes Buch in der Hand hielt. Die kleine Fee auf seinem Knie, gab Marvin die Gewissheit, nicht verrückt zu sein. Am liebsten hätte er sie fest umarmt, aber dafür war sie zu zart oder er zu grobschlächtig.
»Wer ist das?«, flüsterte Marvin und warf einen Blick zu dem Meister des Universums.
»Ein Hüter der kosmischen Kräfte«, flüsterte Adriana und wisperte dann so leise, dass es Marvin kaum verstand: »einer von den Alten Weisen, also überlasse mir das Reden.«
»Ihr könnte mich Goos nennen«, sagte der Meister des Universums und winkte in die Runde.
»Hast du Scheiße gebaut?«, wollte Marvin wissen.
»NEIN«, sagte Adriana und stampfe mit ihrem Fuß auf, »jetzt sag endlich deinen scheiß Wunsch, damit wir das hinter uns bringen können, weil …«
Adriana zögerte.
»Was: weil …?«, hakte Marvin nach und Adriana kniete sich auf sein Knie.
»Ich will keine Fee mehr sein, um dir eine richtige Frau sein zu können und ich habe eine scheiß Angst, dass du mich nicht willst, oder in ein paar Wochen langweilig findest, dann wäre ich voll im Arsch«, gestand Adriana und schaute mit großen Augen zu ihm hoch. In ihrer Pose präsentierte sie sich endlos verletzlich und ein falsches Wort von Marvin hätte ihr Herz zerfetzten können.
»Spinnst du?«, fragte Marvin und tippte sich an den Kopf. Adriana sank zusammen und lag wie ein Häufchen Elend auf Marvins Oberschenkel.
»Nein, nicht so«, versuchte er die Situation zu retten und streichelte mit seiner Fingerspitze über ihr Haar.
»Du musst doch meinetwegen nicht zu einer Menschenfrau werden. Ich habe eine besser Idee, aber ich hatte nie den Mut, sie mir zu wünschen.«
Adriana hob ihren Kopf und schaute ihn an.
Marvin rang erneut mit sich und dann wagte er es: »Ich wünsche: Ich wäre wie du als Mann, damit wir uns für immer lieben können.«
Adrianas Flügel begannen zu zucken, als würde neues Leben einkehren. Sie erhob sich surrend und schwebte vor Marvins Kopf, um ihn auf die Nasenspitze zu küssen.
»Warum hast du dir das nicht schon viel früher gewünscht?«
»Ich hatte Angst, dass du mich auslachst, oder keinen Bock auf so einen Loser wie mich hast«, sagte Marvin und zuckte hilflos mit den Schultern.
»Du Idiot«, hauchte sie und zwinkerte ihm zu.
»Der Wunsch ist formal korrekt«, stellte Adriana mit förmlicher Stimmlage fest und fügte kleinlaut hinzu: »Der Passus mit der ewigen Liebe geht in diesem Sonderfall klar, da sich die Fee vom gegenseitigen Einvernehmen aller Betroffenen überzeugen konnte.«
Sie schaute dennoch ratsuchend zu dem Meister des Universums: »Aber ich weiß nicht, ob man einen Menschen in eine Fee verwandeln darf.«
Goos räusperte sich und sagte mit gönnerhaftem Lächeln: »Zeig mal deinen Zauberstab.«
Ariana hielt ihn dem Meister des Universums entgegen und dieser tippte mit der Fingerspitze auf den goldenen Stern am oberen Ende. Während er Adriana etwas sagte, was für Marvin keine erkennbare Sprache war, wurde aus dem sanften Schimmern des Sterns ein gleißend helles Licht und Goos sagte allgemeinverständlich: »So sollte es gehen.«
»OK, dann fangen wir mal an«, sagte Adriana und hatte Mühe, den Zauberstab zu führen. Es schien, als müsste sie einen schweren Hammer schwingen. Sie versuchte die Anspannung wegzulächeln, murmelte etwas und tippte mit der Spitze des Stabes an Marvins Kopf. Diese Berührung kam Marvin vor, als wäre er von einer Dampframme erwischt worden. Er verschwand hinter einem glühenden Vorhang aus Glitzerstaub. Als sich der Staub legte, saß Marvin um ein Vielfaches kleiner auf der Bettkante und betrachtet sich verwundert.
Sein muskulöser Oberkörper war nackt. Er trug eine hellbraune Hirschlederhose und unten schauten seine nackten Füße heraus. Seine Flügel begannen wild zu surren und er hob mit hängen Gliedmaßen ab, als würde er an einem Haken hochgezogen werden. Erschrocken stoppte er den Flügelschlag und plumpste auf die weiche Matratze.
Adriana landete neben ihm und half ihm auf die Füße. Sie war so groß wie er und sie lächelte ihn verliebt an.
»So nah bist du noch viel schöner.«
»Schleimer«, murmelte Adriana und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Die Berührung ihrer Lippen ließ Marvin erschauern. Als sie ihre Hand auf seine nackte Brust legte, hauchte er angenehm überrascht aus.
»Das fühlt sich toll an, wenn du mich berührst.«
»Es fühlt sich bestimmt auch gut an, wenn du mich berührst«, flüsterte Adriana.
Marvin nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuss. Seine Flügel begannen unwillkürlich zu flattern und auch Adriana summte, als sich ihre Lippen berührten. Während des Kusses, spürte Marvin, wie seine spitzen Ohren heiß wurden und er fühlte eine angenehme Anspannung in seiner Körpermitte. Neugierig lupfte er den Hosenbund und sah, dass er eine männliche Fee war.
»Alles dran?«, fragte Adriana mitfühlend.
»Das hast du gut gemacht«, lobte Marvin sie.
Der Meister des Universums schaute gütig auf das Feenpaar und öffnete ein Portal, das auf eine Lichtung im Mondschein führte, in deren Mitte eine alte Eiche stand. Hand in Hand flogen Marvin und Adriana durch das Portal, ehe es sich hinter ihnen schloss.
»Denen wird in hundert Jahren nicht langweilig«, prophezeite Goos und schaute zu Henriette, die ungläubig auf dem Sessel saß. Sie war mit dem alten Mann alleine auf dem Hotelzimmer und versuchte, in ihren Dessous so sittsam wie möglich zu erscheinen.
»Können sie mir erklären, was hier gerade passiert ist?«, fragte sie kleinlaut und korrigierte unnötigerweise den Sitz ihrer Brille. Goos nahm gelassen auf der Bettkante Platz, schlug sein großes Buch auf und sagte: »Ich stelle hier die Fragen, denn in deinem Leben scheint ja einiges schiefzulaufen – willst du darüber reden?«
Henriette schluckte schwer und rieb sich mit einer Hand verlegen über den Arm.
Er begann herzhaft zu lachen und schlug sich auf die Schenkel: »Du solltest dich mal sehen«, sagte er zu Henriette, »du siehst aus, wie ein kleines Mädchen, das Angst vorm Weihnachtsmann hat.«
»Nach allem, was ich heute erlebt habe, würde es mich nicht wundern, wenn sie glauben, der Weihnachtsmann zu sein.«
»Nein, der bin ich nicht und ich möchte seinen Job nicht machen. Dennoch müssen wir zwei uns darüber unterhalten, wie es weitergehen soll.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Henriette angespannt.
»Das ist ganz einfach«, setzte er an, »entweder schnippe ich mit den Fingern und du sitzt hier alleine, ohne Erinnerung an den heutigen Abend und dein Leben läuft mehr oder weniger so weiter, wie vorher. Oder du entscheidest dich für den Pfad der Erkenntnis und lässt dein bisheriges Leben und diese Welt hinter dir, um als meine Schülerin die hohe Kunst der kosmischen Kräfte zu erlernen, bis du selbst zu einer Meisterin des Universums wirst. Du bist ein helles Köpfchen und wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten.«
»Meine Analyse bezüglich Marvins Geisteszustand war offenbar fehlerhaft, wie kommen sie darauf, ich sei ein helles Köpfchen?«
»Sei nicht so streng zu dir. Dein Oberstübchen ist gut möbliert. Ich kann dir helfen, ein paar Einrichtungsgegenstände zu verrücken, damit beim Denken die Wege kürzer werden.«
Henriette räusperte sich. Sie überlegte, ob sie jetzt verrückt war oder verrückt werden würde, wenn sie sich weiterhin dieser Wahnvorstellung hingab. Womöglich durchlebte sie eine schizophrene Phase mit narzisstischen Tendenzen. Gab es ein traumatisches Erlebnis mit dem Weihnachtsmann in ihrer Kindheit oder war sie zu sehr von sich selbst überzeugt? Sollte sie den Mann und dessen Stimme ignorieren, oder darauf eingehen, um die Ursache zu ergründen? Sie entschied sich für eine Frontalkonfrontation: »Wenn sie so allmächtig sind, müssten sie meine Entscheidung längst kennen?«
»Natürlich weiß ich, wie du dich entscheidest, aber du musst diese Entscheidung für dich selbst treffen, damit die kognitive Kausalität für dich gewahrt bleibt.«
»Das macht ausnahmsweise mal Sinn für mich«, sagte Henriette.
»Ich weiß, du hast dich auf eine leidenschaftliche Nacht mit Marvin gefreut«, wechselte Goos das Thema, »vielleicht kann ich da in die Bresche springen und wir haben erst mal ein wenig Spaß, bevor du dich entscheidest. Von Zat – einem Kollegen aus der Instandhaltungsabteilung – weiß ich, dass Sex mit Menschenfrauen, ganz nett sein soll.«
Er erhob sich umständlich von der Bettkante und neigte sich vor, um sein großes Buch auf die Matratze zu legen. Dabei zwinkerte er ihr zu und sagte: »Hinterher kann ich immer noch mit den Fingern schnippen und deine Erinnerungen löschen, falls du nicht bei mir in die Lehre gehen willst.«
Henriette konnte sich trotz ihrer Sehnsucht, nach unverbindlichem Sex, nicht vorstellen, mit diesem alten Mann intim zu werden. Sie sah, wie behäbig er seinen Oberkörper aufrichtete, hörte das Knacken seiner Knochen und wie seine Hand ruckartig an seinen Steiß fuhr, während sich sein Gesicht vor Schmerz verzog.
»Ich möchte ihnen nicht zu nahe treten, aber ich glaube, sie unterschätzen den Altersunterschied zwischen uns.«
»Was sind schon ein paar Millionen Jahre?«, fragte er und drehte ihr den Rücken zu. Dabei streifte er seinen Trenchcoat und die Robe von seinen Schultern und präsentierte ihr einen muskelbepackten Rücken mit silbrig glänzender Haut, dem wohldefinierte Gesäßmuskeln und durchtrainierte Beine folgten. Als er sich ihr zuwandte, war sein Gesicht jung und alles an ihm strotze vor Kraft.
»Hast du geglaubt, ein Meister des Universums unterliegt den Gebrechen des Alters? Ich wähle meine Erscheinung passend zu Situation.«
»Und diese Erscheinung ist ihrer Meinung nach situationsgerecht?«, fragte Henriette und sprach dabei mit dem stattlichen Schwanz zwischen seinen Beinen.
»Nun. Ich kann auch einfach gehen und du wirst dich danach fragen, warum du halbnackt alleine in einer billigen Absteige hockst.«
Henriette steckte den Arm aus und befühlte den Schwanz vor ihren Augen. Das massige Teil schwoll langsam in ihrer Hand an und richtete sich auf, bis es in se
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Ich habe selten so gelacht!!!«
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Der Rest der Geschichte aber auch.«
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Tolle Story, knisternde Erotik und ein wirklich tolles Finale.«