Als Herr Unbekannt die Kaiserin von China traf
von pinkfloyd
Ein ziemlich wahres Märchen
Herr Unbekannt ist ein kleiner, eher unauffälliger Zeitgenosse. Er sieht etwas schüchtern aus; sehr häufig, eigentlich sogar fast immer, hat er eine leicht gebeugte Haltung. So, als wolle er damit auch seine Last dokumentieren, die er innerlich spürt, an die er trägt. Die Last, die sich durch seine Zurückgezogenheit über all die Jahre in ihm breit gemacht hat. Schleichend, unbewusst, wie das trübe, nasskalte Novemberwetter, das er so hasste, und das den wärmeren Teil des Jahres endgültig ablöste. All die Jahre sich wiederholend, immer tiefere Furchen in sein Gemüt grabend. Und äußerlich sichtbar noch durch den im Verhältnis zu seiner eigenen Größe manchmal geradezu riesig wirkenden Rucksack, den er ständig trug,
Tja, dieser Rucksack. Hatte er je registriert, dass er nicht da war? Er versuchte zurückzudenken, versuchte sich daran zu erinnern. Aber so sehr er auch in seinen Erinnerungen kramte, eine Situation, in der dieser gar nicht mal besonders schwere Beutel nicht bei ihm war, fiel ihm nicht ein. Es war sogar so, dass er schon das Gefühl hatte, er sei mittlerweile angewachsen. Alt und schrumpelig sah er jetzt schon aus. Komisch. Er hatte nie das Bedürfnis, ihn gegen einen anderen tauschen zu wollen. Die vielen Jahre hatten ihn furchig und dunkler werden lassen, die linke Seite hing ständig etwas tiefer herunter. Sein ganzes Hab und Gut waren darin enthalten. Nur ganz selten nahm er diesen Inhalt überhaupt war. Nur dann fühlte sich der Rucksack auch prall und ausgefüllt an. Das waren die wenigen Situationen, die für Herrn Unbekannt ein höchstes Maß an glücklicher Erregung bedeuteten und ihn gleichzeitig sich schämen ließen.
Glück, weil er sich dann endlich stolz aufrichten konnte und er sich selbst zeigen konnte, was für ein durchaus stattlicher Kerl er doch war. Dann färbte sich sein Kopf dunkler, zuweilen bis in ein dunkles Violett. Seine Wangen schwollen an und sein Mund schnappte vor Erregung nach Luft. Wenn dies auch sehr selten passierte, sein Stolz war jedes Mal eine Spur größer. In den letzten fünf Jahren musste Herr Unbekannt sich immer selber zu diesem Glück zwingen, es erleben zu wollen.
Sich schämend, weil diese Phasen der glücklichen Erregung nur allzu häufig mit einem unkontrollierten Anfall endeten. Dann zuckte und spuckte sein Kopf, um ihn herum wurde es glitschig und feucht und tief erschöpft musste er sich säubern. Denn nur zu schnell trocknete es an, begann zu riechen. Jeder konnte dann ahnen, welch Glück ihm widerfahren war. Er schämte sich so, dass er sich schnell wieder zurückzog, nun gar nicht mehr stolz
Deshalb trug er auch seinen alten Mantel mit dem faltigen Kragen meist bis hoch in den Nacken gezogen, dazu eine noch faltigere Kapuze, die seinen ganzen Kopf verdeckte. Nur nicht auffallen, denkt er dabei. Niemand sollte ahnen, dass er zu glücklichen Momenten fähig war.
Dass er sich mehr und mehr in sich selber vergrub, registrierte er nur noch am Rande. Verschlossen, ja schon depressiv …
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Die Kaiserin von China war eine wunderschöne Erscheinung, einer Blume gleich glich ihr Antlitz, tiefstes Rosa erzeugte einen wunderbaren Teint, die leichte Bräunung an den Rändern der Blütenblätter ließen bereits die ganze Pracht erahnen. Eingerahmt wurde die Kaiserin von zwei samtigen, rötlich braunen und immer reifen Pfirsichhälften, deren Zusammenschluss zwei wohlgeformte parallele Linien bildeten, zwischen denen sich die Blüte kräuselte und an deren oberen Ende sich die Blütenblätter in einer kleinen, aber sehr empfindlichen und höchste Genüsse erzeugenden, in einem weichen Futteral versteckten perlmuttfarbenen Spitze vereinigten. Das untere Ende bildete den Blütenkelch, ein selten weicher und ebenfalls in tiefstem Rosa schimmernder, einer exotischen Orchidee ähnelnder und betörend duftenden Nektar bildender Paradieseingang, eng und gleichzeitig für den bereiten Eindringling so anschmiegsam dehnfähig.
Ihr Hofstaat war dafür ausgelegt, der Kaiserin die höchsten Momente der Lust zu geben. Nur als Beispiel seien die beiden sanften, in weichem Hügel eingebetteten und mit den von einem braunen Hof umgebenden knospenden Perlen ähnlichen Hofdamen erwähnt.
Allerdings war sie durch die unabwendbaren Staatsgeschäfte nur sehr selten in der Lage, dies auch in Anspruch zu nehmen. Außerdem war die politische Situation in und um ihr Reich zurzeit nicht gerade dazu angetan, sich dem hinzugeben, was einer Kaiserin gebührt. Noch nicht einmal in den einsamsten Momenten konnte sie sich dazu aufraffen, Freude an sich selber zu finden. Viel zu sehr war sie von den permanenten Bedrängungen und den Intrigen ihres höchsten Ministers schockiert.
Und so zog auch sie sich immer mehr zurück, konnte keinerlei Freude mehr an ihrem ansonsten doch so impulsiven Leben empfinden. Schon trauerte der ganze Staat, aber weil die politische Situation immer prekärer wurde, schien eine Rettung nicht mehr möglich.
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Viele Wochen später, der Treffpunkt war mehr als ungewöhnlich. Ein Ort, an dem beide völlig unabhängig voneinander einen Ausweg aus ihrer Situation suchten. Sie schienen sogar so mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie kaum Notiz voneinander nahmen. Die Kaiserin mehr als schüchtern, Herr Unbekannt konnte den Blick für das Schöne einfach nicht finden. So lebten sie viele Tage aneinander vorbei, höflich miteinander umgehend, aber nur mit der notwendigsten Konversation. Die Kaiserin hielt Herrn Unbekannt sogar für äußerst langweilig, sah sie ihn doch meistens in irgendwelche Sachbücher vertieft. Herr Unbekannt dagegen wollte in das schüchterne Wesen der Kaiserin nicht vordringen.
Wieder einige Wochen später, beide hatten längst den Ort ihres zufälligen Treffens wieder verlassen. Es war einer jener lockeren Zusammenseinabende, der sich einmal im Monat für sie beide wiederholte. Wo sich eine Gruppe von speziellen Freunden und Bekannten in einem gemütlichen Lokal traf, um sich auszutauschen und über ihre gemeinsamen Probleme zu sprechen, aber auch um den Alltag und die Sorgen etwas zu vergessen. Es war der 5.
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hoedur
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