Am FKK-Strand
von Mondstern
Die Ruhe war eine Wohltat. Ich lag wie auf Wolken gebettet im Garten Eden. Der junge Löwe tobte mit dem Lamm um die Feigenbäume. Ein gleißender Engel spielte Klassiker der Rockgeschichte auf der E-Gitarre.
Plötzlich ein gleißendes Licht. Ich zuckte zusammen. Ein babylonisches Stimmenwirrwar durchströmte meinen Kopf, dann wurde es wieder dunkel und die Geräusche klangen ab.
Wieder ein grelles Licht. Ich presste die Augen fest zusammen. Eine Vorahnung nahm Gestalt an. In Form des Gesichts meiner 2-jährigen Tochter, die wieder mein Augenlid mit dem Finger hochschob. „Bist du wach, Mama?“
Es dauerte einen Moment, bis ich wusste, wo ich war. Im Garten eines Ferienhauses in Ungarn.
Lars und Petra hatten kurzfristig ein ganzes Haus für wirklich wenig Geld bekommen und fragten im Bekanntenkreis nach, ob jemand mit wolle. Am Ende waren wir fünf Paare, samt Kind und Kegel. Nachdem wir das Auto entladen und die Zimmer aufgeteilt hatten, ich ununterbrochen gähnte und Kaffee schon lange nichts mehr brachte, schlüpfte ich in meinen Bikini, schnappte eine Liege und haute mich für ein Stündchen aufs Ohr. Waren dann aber wohl doch drei geworden.
„Na, du Langschläferin“, begrüßte mich mein Mann. Genau der Typ, der mir ab München das Lenkrad überlassen hatte und es sich für die restlichen 800 Kilometer schlafend auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte.
Morgens gemeinsam frühstücken, dann an den Strand, mal über den Markt spazieren und wieder sonnen, faulenzen und baden. Die Kinder waren begeistert und die Erwachsenen zufrieden. Eine kleine Bemerkung löste dann abends eine Grundsatzdiskussion aus.
Jemand hatte ein Schild mit drei Buchstaben entdeckt, die als Abkürzung für Freikörperkultur standen.
„In der DDR machte das jeder.“
„Die hatten sonst auch nichts anderes.“
„Und in der Türkei wirst du deswegen verhaftet.“
Halbwissen und reine Spekulation machte die Runde und wurde von den entsprechenden Anhängern verteidigt.
Letztendlich blieb ein Hauch von Nichts.
Am ersten Tag hatte ich meinen Bikini am See an, dann oben ohne und schließlich hatte ich beim Sonnen den hinteren Stoff des Tangas zu einem String umfunktioniert. Machten nicht alle, aber es störte auch keinen. Allerdings so richtig nackt war niemand.
„Wir könnten doch auch mal zum FKK-Strand gehen“, schlug jemand vor und die Diskussion ging in die zweite Runde.
Ich überlegte, ob ich jetzt unbedingt ganz nackt von Freunden und meinem Schwager gesehen werden wollte und erfuhr, dass unsere Männer damit weit weniger Probleme hatten.
Eigentlich war das jetzt keine wirklich neue Erkenntnis.
Kurz vor Mitternacht öffneten wir den gekühlten Sekt, zählten den Countdown runter und gratulierten Petra gemeinsam zum Vierteljahrhundert.
Am nächsten Tag besuchten wir den „großen Wasserpark“. Eigentlich nur ein Planschbecken mit aufblasbarem Quietscheentchen für die Kleinen, und eine lange, geschwungene Rutschbahn für die Älteren, die in einer seltsam anmutenden Brühe endete, aber die Kids restlos begeisterte. Was sie nicht tötet, härtet sie nur ab, und bevor wir uns ein stundenlanges Gequengel anhören mussten, kauften wir Karten und ließen sie rumtollen.
Zeit für uns, um Gedanken auszutauschen. Petra hatte Blut geleckt, aber meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
„Ich habe alles abgeklärt. Andrea passt heute Nachmittag auf die Kleinen auf“, argumentierte sie. „Das ist eine gute Gelegenheit. Ich hab noch nie FKK gemacht - sei kein Frosch.“
„Ich weiß nicht.“
„Jetzt komm, Lena. Ich habe doch Geburtstag.“
Ich nickte. Genau das stichhaltige Argument hatte ich noch vermisst, und Petra würde bestimmt den ganzen Tag nerven, um morgen in aller Frühe mit dem Thema weiterzumachen.
„Oder ist es ein Problem, dass ich Thomas nackt sehe?“
Ich musste lächeln. „Für ihn sicher nicht. Aber er wird dich schon unauffällig abscannen, glaub mir.“
„Ich weiß, das sagte Lars auch.“
„Dass Thomas dich anglotzen wird?“
„Nein. Allgemein. Dass Männer eben so sind.“
So ganz verstanden hatte ich ihre Idee immer noch nicht, als wir ein paar Stunden später die etwa 40 Kilometer zu diesem ominösen FKK-Strand fuhren. Und gemäß dem Motto „wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm“ ging ich es mit Petra noch mal durch.
„Ich weiß auch nicht genau“, gab sie zu. „Lars und ich haben uns ein paar Sachen ausgemalt und jetzt wäre die Gelegenheit, es mal auszuprobieren.“
„So Rollenspiele meinst du?“
„Ich weiß nicht, wie man das nennen soll. Fantasien halt.“
„Verstehe“, sagte ich und verstand kein Wort.
„Weißt du, an was ich grad denke?“
Durch die lahme Schnecke im überdimensionierten Wohnmobil vor mir in entsprechend guter Laune, meinte ich: „Dass man der Pfeife vor uns den Führerschein abnehmen sollte?“
„Nein! Ich denke an meinen 18. Geburtstag.“
Dann doch leicht überrascht schaute ich zu meiner Freundin, die sich auf dem Beifahrersitz lümmelte, den Fuß aus dem Fenster lehnte, die Ferse am Außenspiegel fixiert hatte.
„Wenn der Spiegel ein Kratzer abbekommt, killt dich Thomas.“
Im selben Moment stieg ich voll in die Eisen, weil der Campingfreund vor mir ohne ersichtlichen Grund mitten auf der Straße anhielt. Eine Lücke im Gegenverkehr ausnutzend, schaltete ich in den zweiten Gang und katapultierte den GTI am Hindernis vorbei. Vorsichtshalber unterstrich ich den Überholvorhang noch mit einem energischen Hupen.
„Der Kratzer am Spiegel wäre fast das kleinere Übel geworden“, teilte ich Petra mit, die aber immer noch vor sich hinträumte und von den Tücken des Asphaltdschungels nichts mitbekam.
Ich versuchte, in ihre Gedankenwelt vorzudringen und versetzte mich ebenfalls in die Vergangenheit.
Wir waren bei Petra und feierten ihren achtzehnten Geburtstag. Der Garten war mit Festbänken ausgestattet und mit bunten Girlanden geschmückt. Verwandte, Arbeitskollegen und einige aus der Clique waren dabei. Anfangs war’s noch etwas steif, aber man fand schnell zueinander und plauderte über Gott und die Welt.
Petras Eltern waren cool. Ihr Dad stellte sogar die Musik lauter, während er am selbst gebauten Steinofen stand und sich als Pizzabäcker versuchte.
Es war tagsüber richtig heiß, und wir waren entsprechend leicht bekleidet. Ich trug zur Feier des Tages ein Sommerkleidchen. Irgendwelche dunkelblauen Blumenmuster auf hellblauem Hintergrund. Figurbetont und in angemessener Länge. Also ein Kleid der Sorte, mit dem Frau sich auch noch setzen konnte …
„Coole Party“, meinte ich, betrachtete aus dem Augenwinkel, wie Petras Ferse es sich auf dem Außenspiegel bequem machte und überholte einen giftgrünen Trabbi, der wie eine alte Dampflok schwarzen Rauch aus dem Auspuff stieß. „ Aber meinst du was Bestimmtes?“
Petra grinste übers ganze Gesicht. „Ich sag nur ein Wort – Bügelzimmer.“
Ich tauchte wieder in die Erinnerung ein.
Toby Jones. Er nervte, weil er unbedingt mit mir tanzen wollte. Das war aber ein hartes Stück Arbeit, weil er zwar Talent hatte, aber von seinen Ghetto-Rapper-Zuckungen abgesehen, keinen einzigen Tanzschritt beherrschte. Irgendwie war er aber ein Naturtalent, hatte Rhythmus in seinem afroamerikanischen Blut, und es machte viel Spaß. Das Blut hatte er aber auch in einem anderen Körperteil, woran wohl mein dünnes Kleidchen nicht ganz unschuldig war. Und es reizte ihn wohl sehr, nicht nur das Tanzbein mit mir zu schwingen oder zusammen Blödsinn zu machen. Ich war seinen Flirtversuchen nicht abgeneigt, war ja nach wie vor Single und keinem Rechenschaft schuldig. Außerdem mochte ich, wie Toby geduldig, humorvoll und gentlemanlike vorging.
Es war schon recht spät, wir pausierten nach einem Tanzmarathon leicht geschafft unter den bunten Girlanden und quatschten. Tobys Einladung zu einem Drink klang leicht einstudiert, war aber dennoch ganz goldig. Er „entführte“ mich zum Steinofen, wo Petras Vater inzwischen den Part des Cocktailmixers übernommen hat. Mithilfe eines bebilderten Ratgebers kreierte er leckere Drinks. Ich sog am Strohhalm des blutroten Getränks, Toby legte seinen Arm um meine Taille und ich schmiegte mich an ihn …
Während er mir irgendwas erzählte, ich gar nicht zuhörte und in den Sternenhimmel schaute, strich ich ihm einfach so mit der Hand über den Schritt. Abrupt endete sein Redefluss und seine weißen Zähne blitzten auf. Lasziver Augenaufschlag und Schmollmund gaben ihm den Rest.
Er war ziemlich überrascht, aber garantiert nicht so sehr, wie ich über mich selbst. Bisher war ich noch nie so offensiv. Und ich ging noch weiter. Da Toby nie enge Hosen trug, hatte ich es leicht, an mein Ziel zu gelangen, und die Auswirkung war eindeutig.
Der Ort war ihm aber dann doch zu gewagt und er ergriff meine Hand. Wir landeten nach einer kurzen Odyssee im Keller, genauer gesagt, im Bügelzimmer von Petras Mutter. Während er leise die Tür schloss, überprüfte ich, ob wir auch wirklich alleine waren. Das fahle Mondlicht tauchte die spartanische Einrichtung in schemenhafte graue Gebilde, die erst langsam Formen annahmen. Aber dafür hatte ich längst kein Auge mehr …
Toby drückte mich sanft an die Wand, küsste mich, und führte meine Hand zielgenau dahin, wo er sie spüren wollte. Er grinste, öffnete seine Hose und ließ sie herunterrutschen. Ich hatte alle Hände voll zu tun, während er meinen Po massierte und meinen Hals liebkoste. Es kribbelte und erregte mich. Ich ließ zu, dass er mir das Kleid auszog, und ich verspürte ein inniges Verlangen, als er mir den Tanga herunterzog. Völlig nackt stand ich an die Wand gelehnt und presste mein Becken gegen seinen Oberschenkel. Ich spürte seine Erregung an meinem Bauch, spürte seinen Atem … Als er mich sanft an den Schultern nach unten drückte, machte mich das total an. Es gefiel mir, das zu tun, was er sich erhofft hatte. Und ich tat es mit Leidenschaft und sah ihm dabei in die Augen.
Ein Geräusch schreckte mich auf. Ich schaute zur Tür und erschrak, als sie aufging. Mit weiteren liebestollen Besuchern hatten wir nicht gerechnet und nun standen da, wenige Meter von uns entfernt, zwei Menschen, die ebenfalls mit einem bestimmten Vorsatz ins Bügelzimmer gekommen waren.
Petra und Lars waren nicht weniger überrascht, aber es war wohl unserer Jugend zuzuschreiben, dass sie dies nicht als Beinbruch empfanden. Die beiden grinsten uns an, und ich – mittlerweile aufgesprungen und hinter Tobys Körper verschanzt - lächelte zaghaft zurück. Ich schaute fragend zu Toby, der allerdings keine Anstalten machte, das Ganze hier abbrechen zu wollen. Er war clever genug, die unterbrochene Stimmungslinie wieder langsam aufzubauen und küsste mich vom Hals abwärts …
Ich beobachtete meine Freunde, die es sich in der gegenüberliegenden Ecke bequem gemacht hatten, und recht schnell zur Sache kamen. Toby beschäftigte sich derweilen ausgiebig mit meinen Innenschenkeln und ließ seine Fingerkuppen über meine Haut gleiten. Halb verdeckt von einem Schrank, kümmerte sich Petra hingebungsvoll um den kleinen Lars. Er strich ihr sanft über den Kopf und sah zu uns herüber. Ich zuckte zusammen, als sein Blick an mir herunterglitt, an bestimmten Stellen verweilte, und ich explodierte fast, als Toby in dem Moment seine Finger über das einzigartige Organ der Lust kreisen ließ.
Er verstärkte den Druck, ich zitterte am ganzen Körper, krallte ihm meine Fingernägel in den Rücken und ergab mich den unaufhaltsamen Wellen des Gefühls. Mein Atem ging stoßweise. Tobys Hände streichelten über meinen Rücken, massierten meinen Po - und wieder verstärkte er den Druck auf meine Perle.
Nur unterbewusst nahm ich wahr, dass er mich dabei genau in Lars’ Blickwinkel drehte. Dieser grinste und verdrehte gleichzeitig die Augen, weil Petra die Schlagzahl nun deutlich erhöhte. Während ich ihm tief in die Augen schaute, nicht wusste, ob ich das jetzt als megapeinlich oder hammergeil einordnen sollte, kamen wir … beide … gleichzeitig.
Toby erregte das noch zusätzlich, und er erinnerte mich freundlich, aber bestimmt daran, dass ich weitermachen sollte, wo wir vor einigen Minuten gestört worden waren. Während Lars und Petra sich an uns vorbeischlichen, war ich schon wieder erregt und bescherte Toby ebenfalls den Höhepunkt des Abends. Es dauerte nicht lange, bis er kam, und ich ließ ihn danach spüren, dass ich noch immer unter Strom stand.
„Du kleiner Nimmersatt“, flüsterte er mir ins Ohr und ich warf den Kopf in den Nacken, als sein Finger tief in mich eindrang …
Als der Rausch verflogen war, kam das schlechte Gewissen. Nicht, weil ich etwas Verbotenes getan hatte, aber es war schon ein wenig krass. Wieder zurück im Garten, hakte sich Petra bei mir ein und gab mir einen Cocktail in die Hand.
„Auf die Liebe, oder auf den Sex, der ja auch dazugehört“, sagte sie.
„Cheers.“
„War komisch, gell?“, fragte Petra und versuchte, mit dem Holzspieß die Kirsche in ihrem Glas zu harpunieren.
„War total komisch“, gab ich ihr Recht. „Ich glaube, wir sind verrückt.“
„Wir sind jung, da ist das erlaubt. Was ich eigentlich sagen wollte … wir hatten keine Ahnung, dass ihr da unten seid …“
„Mein Sweetheart war wirklich … da unten … und sie war einfach göttlich.“
Ich verdrehte die Augen, Petra schmunzelte und der herbeieilende Lars fand Tobys kleine Metapher zum Brüllen komisch.
Die Jungs fanden es im Bügelzimmer absolut geil, Petra bestätigte es, und ich zuckte mit der Schulter.
Na gut, dann war es halt ein supergeiles Jugenderlebnis und nicht mehr.
Ich zündete mir eine Zigarette an, und blies den Rauch durch das offene Fenster.
„Seit wann darf man im Auto rauchen?“, frage Petra erstaunt.
„Seit Thomas nichts davon weiß.“
„Weiß er eigentlich das im Bügelzimmer?“
„Muss er alles wissen?“
„Nein, natürlich nicht, außerdem kanntest du ihn damals noch gar nicht.“
„Und Budapest ist die Hauptstadt von Ungarn.“
„Ich versteh jetzt nicht, was du meinst, Lena.“
„Du erzählst mir Sachen, die ich selber weiß.“
„Egal, aber ich gestehe dir, Lars und ich haben öfters davon geredet und uns auch verschiedene Dinge ausgemalt.“
Wobei wir wieder am Anfang unseres Gesprächs waren. „Verstehe“, sagte ich und verstand immer noch nicht wirklich, auf was sie hinauswollte.
„Eine Freundin erzählte mir letztens, sie hätte bei einem Rollenspiel mit einem maskierten Einbrecher den besten Sex ihres Lebens gehabt. Der klitzekleine Haken ist nur, ihr Mann weiß von nichts.“
„Geil, das glaube ich.“
Jetzt begann ich, mir ernsthaft Sorgen um den Geisteszustand meiner Freundin zu machen. Wo zum Henker war sie? In welchem Bereich des Kosmos? Oder wo war ich? Also mit Warpgeschwindigkeit wieder zurück an den Rand des bekannten Universums – der kleinen Galaxie namens Bügelzimmer.
„Hat es euch beide angemacht, Toby und mich zu beobachten?“
Petra zuckte leicht zusammen, immerhin waren wir jetzt wieder auf der gleichen Welle. Ihr Lächeln war Antwort genug, aber so einfach sollte sie mir nicht davonkommen. „Und hat dir Tobys Schwanz gefallen?“
Ihr Grinsen wurde breiter. Also ja. „Und wie oft hast du es in Gedanken schon mit ihm im Bügelzimmer getrieben?“
„Ich denke, mindestens so oft, wie Lars es mit dir.“
Gerade damit beschäftigt, die fertig gerauchte Kippe mit einem eleganten übercoolen Schnippen aus dem Fenster zu katapultieren, fiel sie mir aus der Hand und rutschte zwischen Türablage und Sitz. Vollbremsung, rechts ran und mich todesverachtend unter den Sitz geworfen.
Zwei Autos fuhren hupend vorbei, ich hüpfte wieder in den Wagen und gab Gas. Die Vorderräder drehten auch im zweiten Gang noch durch.
Petra schüttelte grinsend den Kopf, justierte ihren Fuß wieder auf dem Außenspiegel. „Weiber!“
„Ja genau. Weiber. Dir ist schon klar, dass du schuld bist.“
„Natürlich Lena. Ich fahr ja auch.“
Ich zündete mir auf den Schreck vorsichtshalber eine neue Zigarette an und überlegte, ob nicht ich versehentlich in ein Paralleluniversum geschleudert wurde. Normalerweise war ich die mit den lockeren, trockenen Sprüchen und Petra die, die nichts raffte.
Ich vermutete stark, dass Petras ausdrücklicher Wunsch, dass unsere Männer erst in drei Stunden nachkommen “dürfen“, etwas mit diesem seltsamen Gedankenspiel meiner Freundin zu tun hat.
„Das war ein Witz“, teilte sie mir nach ein paar Minuten mit.
„Okay. Was genau?“
„Dass Lars es sich vorstellt, mit dir zu vögeln.“
„Er stellt es sich nicht vor?“
„Natürlich tut er das. Du siehst super aus und er ist ein Kerl. Ich meinte aber, dass wir uns bei unseren Fantasien keine realen Personen vorstellen. Einfach irgendwelche Leute. Verstehst du?“
„Ja, klar.“
„Wenn nicht, frag ruhig.“
Wozu? Petra würde wieder schmunzeln, grinsen oder – wenn auch das unwahrscheinlichste Szenarium – ihr würde der Sabber aus den Mundwinkeln laufen und dann alles abstreiten. Genauso wenig wie ich jemals zugeben würde, mit wem ich es bisher alles in Gedanken getrieben habe. Davon wissen aber eh nur ich und der individuell verstellbare Duschkopf.
Das kleine Schild mit den drei Buchstaben sah ich natürlich einen Tick zu spät, fuhr an der Abzweigung vorbei, wendete unter vehementer Missachtung aller Vorschriften und bog mit quietschenden Reifen in die schmale Zufahrtstraße ein. Der Parkplatz war immerhin fast voll. Dafür sah der heruntergekommene Bretterzaun alles andere als einladend aus. Wenn der erste Eindruck zählen sollte, hätte ich gleich den Rückwärtsgang einlegen und heimfahren müssen.
„Das ist doch nur, dass keiner reingaffen kann“, wusste Petra.
„Ich habe doch gar nichts gesagt.“
„Ich kenne diesen Blick. Ist innen bestimmt viel schöner.“
„Viel schlimmer geht auch kaum.“
„Das ist bestimmt superspannend“, schwärmte Petra weiter. „Und ich garantiere schon mal, dass wir in etwa drei Stunden zwei hübsche Jungs kennenlernen werden.“
Ich verdrehte heimlich die Augen, nickte dann kurz und zwang mir ein Lächeln ins Gesicht. Ob’s an der lockeren Urlaubsstimmung lag, oder meine Freundin vielleicht doch die Tage zu lange in der Sonne war? Anderseits, was soll’s? Ich wollte ihr den Spaß nicht verderben und vielleicht wurde es ja auch ganz lustig.
Abrupt blieb sie stehen und sah mich an: „Ich will Begierde spüren.“
„Ähh? Was?“
„Ich will, dass mich andere Männer nackt sehen. Ich möchte das schon lange mal erleben.“
Ich grinste.
Wir bezahlten einen für ungarische Verhältnisse horrenden Eintrittspreis, wurden aber auch durch eine sehr gepflegte Anlage entschädigt. Ein ehemaliger, abgeschotteter Strandbereich für wichtige Parteifunktionäre und entsprechend in allerbester Lage. Ein Paar in den Fünfzigern hatte das Gelände gepachtet. Sie garantierten „Wellness pur“. Zumindest versprach das ein Flyer, der auch ein Lageplan und den Verhaltenskodex enthielt.
„Hier ist der Familienbereich“, erklärte er uns in recht gutem Deutsch, „und dort hinten …“ Wir folgten der Richtung des Fingerzeigs zu einer dichten Hecke „Dort haben wir den Bereich für Erwachsene.“
„Was ist der Unterschied?“, wollte ich wissen.
„Da sind nur Erwachsene“, antwortet die Pächterin.
Wir suchten uns einen Platz bei der dichten Hecke, aber nahe genug am See, vom dem wir einen guten Überblick auf das Geschehen hatten. Etwa zwanzig Meter entfernt, führte ein Holzsteg über steinigen Grund, auf dem sich der Pendelverkehr der Sonnenanbeter und Wasserratten bewegte.
„Und, was ist?“, fragte meine Freundin. Sie hatte mittlerweile schon die Decke ausgebreitet, und ihre Klamotten ausgezogen. Ich stand noch im Rock und Top daneben und schaute mich um.
Die Gaststätte machte einen sehr guten Eindruck. Frisch renoviert und etliche Tische mit großen Sonnenschirmen. Weiter hinten versuchte sich eine Seniorengruppe im Beachvolleyball.
„Lena … L…e...n…a … LENA?“
„Ja?“
„Ausziehen.“
Ich zog das Top über den Kopf und spürte einige Blicke. Ein seltsames Gefühl. Am Strand beim Ferienhaus machte ich ja auch oben ohne, allerdings dauerte es dann auch zwei Tage, bis ich vor der Clique das Oberteil wegließ. Aber hier ging’s ja noch weiter. Ich zog den Rock aus, und streifte den Tanga runter. Das Gefühl verstärkte sich, irgendeine Mischung aus Freiheit, Natürlichkeit, ein Hauch Scham und etwas Erregung.
Die Scham verschwand allerdings gleich wieder. Die Blicke der Fremden erreichten mich nicht, sie waren Fremde.
„Ich finde das total aufregend“, schwärmte Petra. „Ich hab das ja früher schon mit Lars an unserem Baggersee gemacht …“
„Ganz nackt?“, fragte ich nach, weil ich mich nur an oben ohne erinnerte.
„Ja, manchmal. Erinnerst du dich noch, wie Claudia stichelte, weil du dein Bikinioberteil nicht ausziehen wolltest?“
„Ey, da war ich 16 und schüchtern.“
„Lena, ich kenne dich, seit du 15 warst, aber schüchtern warst du nie.“
„Bei so was schon. Weißt ja, große Klappe, aber dann gekuscht.“
Petra schmunzelte, kruschelte in ihrer Kühlbox und zauberte eine Flasche Krimsekt heraus.
„Feiern wir weiter?“
„Klar. Wir haben Urlaub“, meinte sie lächelnd, und goss die Sektgläser voll.
„Du hast sogar richtige Gläser dabei?“
„Pappbecher sind doch doof. Wenn schon, dann bitte richtig. Habe ich gestern noch schnell auf dem Markt gekauft. Sind hübsch, gell?“
„Cool.“ Ich nippte am süßen Sekt. Zwei Typen gingen zum Bistro. „Und das ist auch hübsch …“
Wir beobachteten die Hinterteile der Männer und auch die Vorderteile derer, die zum Wasser bummelten.
„Sieht ja bei manchen schon bisschen komisch aus“, sinnierte Petra. „Wolltest du so ein Ding zwischen den Beinen?“
Ich spuckte prustend den Schluck Sekt aus und verschluckte mich fast.
„So ein Ding zwischen den Beinen ist doch geil.“
„Wirklich? Petra sah mich erstaunt mit ihren großen Rehaugen an. „Du willst so ein baumelndes Ding haben?“
„Nein, natürlich nicht. Muss schon hart sein.“
Es dauert nochmals eine gefühlte Minute, bis sie es begriff.
Die beiden Männer schlenderten mit einem kalten Bier zu ihrem Platz zurück, das Rentner-Volleyballteam stürzte sich in den Balaton, ein wohl 60-jähriger legte sich ein paar Meter neben uns und musterte uns ungeniert. Allerdings zog er gleich weiter zur anderen Seite, wo eine aufgebrezelte Blondine beim Ausziehen fast einen Striptease zelebrierte.
„Sex sells“, meinte ich zu meiner Freundin.
„Nichts gegen Ältere, aber das war ein unsympathischer Spanner.“
„Ich dachte, du magst Spanner?“
„Du weißt genau was ich meine, junge Frau!“
„Du hattest vorhin deinen
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Kommentare
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Mondstern
Geschmack ist immer relativ und jedem kann (und will) ich es nicht recht machen.
Ja, die Emotionen habe ich wohl vergessen. Vielleicht sind sie aber auch etwas anders gewichtet? Die Geschichte beginnt ja nicht in der Lounge.
Das ich mal für eine Sexszenen kritisiert werde ? das ist neu. Nehme ich auf meine Kappe. Werde nächstes Mal nur zwei Protagonisten, dazu namen- und charakterlos, dann verwirre ich niemanden.
Nee, im ernst. Hätte ich natürlich geschickter machen müssen. Die Zeichenbegrenzung soll keine Ausrede sein.
Besonderen Dank will ich mal den ganzen Dounvotern aussprechen. Ich hoffe ihr hattet wenigsten dabei etwas Spaß. Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Feinde habe.
Und an alle, denen es gefallen hat.
Vielen Dank für die Kommentare, die Votings und einfach nur fürs Lesen.
LG Mondstern«
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EviAngel
>"Zeit für uns, um Gedanken auszutauschen."<
sind wahrscheinlich dem Zwang der Restriktion, nicht mehr als 7500 Worte schreiben zu dürfen zu verdanken.
Bis hier hin war ich noch neugierig:
>"Ich sog am Strohhalm des blutroten Getränks, Toby legte seinen Arm um meine Taille und ich schmiegte mich an ihn ?"<
Aber denn kam dette:
>"Während er mir irgendwas erzählte, ich gar nicht zuhörte und in den Sternenhimmel schaute, strich ich ihm einfach so mit der Hand über den Schritt. Abrupt endete sein Redefluss und seine weißen Zähne blitzten auf. Lasziver Augenaufschlag und Schmollmund gaben ihm den Rest."<
Dieses Niveau haben wir doch schon lange nicht mehr oder täusche ich mich?
Ich gestehe, ich habe nicht mehr viel weiter gelesen. Diese Art von Männerfantasien finde ich abtörnend.
Gut gemeinte Ratschläge an den Autor:
Wo ist das Gefühl? Du berichtest aus der Sicht der Frau, wo ist da Gefühl?
Nimm deine Sicht, die des Mannes und geh in dich. Lerne zu schreiben und nicht, zu beschreiben, was du dir gerade vorstellst ohne den Leser daran teilhaben zu lassen.
Solchen Geschichten fehlt es an Attraktivität für die Leserschaft.
Da ich die Geschichte nicht bis zur bitteren Neige ausgekostet habe, bewerte ich nicht.«
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Helios53
Sex sells, doch auf die Dosis kommt es an. Und hier war mir zu viel überkreuzende Handlung, die am Ende geradezu lawinenartig über den Leser hereinbricht.
Das kannst du besser, mit Wortbegrenzungen zu leben muss man lernen. Man kann sich natürlich auch drücken, aber DAS ist sicher nicht deine Art.«
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Lutassa
nur einige Male waren Gedankensprünge nicht nachvollziehbar.
Hier hätte der Autor bessere Übergänge schaffen müssen.
Dennoch eine sehr gute Geschichte«
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bolle
es gibt etwas zu viele klischees und zum schluss wurde es etwas too much (bin bei den ganzen helden etwas durcheinander gekommen) aber darüber schaue ich gerne hinweg, weil die story in ihrer gesamtheit und vor allem im vergleich zum wettbewerb gelungen ist.
die pferdeplakette darf gerne an den autor/an die autorin dieser geschichte gehen, wobei ich eine idee hätte, wer das sein könnte ;-)«
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wissen!«
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BenjaminBi
Was mir diese Geschichte zudem ganz persönlich eher unsympathisch macht, ist eine gewisse "Spießigkeit", die dem Ganzen innewohnt. Nicht dass ich immer Märchen oder gar Fantasy-Geschichten bräuchte, ganz und gar nicht. Dieser ganze "Background" mit Paaren, die schon seit Schulzeiten zusammen sind, gut, warum nicht? Aber die Vorstellung, ein FKK-Strand sei etwas Verruchtes - fast schon süß! :-)«
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Der XXX-Zine
Sicher, ein bisschen Tiefe am Ende hätte die Story noch stärker gemacht. Aber es gab ja die Vorgabe mit der Begrenzung. Die Rückblende hätte dafür geopfert werden können.
Aber trotzdem, wieder ein echter Mondstern :-).«
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Es kommt kein Prickeln auf, alles viel zu hektisch, viel zu technisch und wirkt sehr kühl. Hier wären weniger handelnde Personen sicher besser gewesen. Es ist bestimmt sehr schwer eine Gruppen-Aktion glaubhaft in der Art an den Leser zu bringen, nur sollte man die Realität nicht ganz aus den Augen verlieren. Es gibt sicher zu recht Fans dieses kompromisslosen, technischen und sehr direkten Schilderung einer sich entwickelnden Gruppendynamik - wer sich darin zurecht findet, warum nicht. Ich für mich habe vor lauter "Knotenlösen" die Erotik etwas vermisst.
PS: Ich kann selber nicht in der Art schreiben, habe auch nicht die nötige Phantasie - also bitte richtig einordnen und meine Meinung weder persönlich noch fachlich überbewerten.«
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...mach blos weiterrrrrrr damit ; )«
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Beim Lesen hatte ich schon einen "Verdacht" bezüglich der Autorin. Der hatte sich dann bestätigt. Deren Geschichten sind gut.
Schilde«
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Freue mich auf die Fortsetzung !«
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Man konnte isch gut in die Situation einbringen.
Fortsetzung folgt doch?!«
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Sollten du besser nicht deine Mann sagen.
Ja. Er mags nicht, wenn ich rauche.
:-)«
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Auden James
Das Ganze erinnert - in all seinen negativen Implikationen - stark an die so anspruchslose wie primitive Fleischbeschau eines Schlaflosen Singles auf SEVAC. Ferner sehe ich starke Parallelen zu diversen Texten aus vorgeblich weiblicher Hand (vgl. "cowgirl") auf der qualitativ noch eine Stufe darunter anzusiedelnden EROGESCHICHTEN-Plattform.
Eine Kapitulation vor den Anforderungen des Marktes bzw. dem Geschmack der Masse?
Anscheinend ja, denn auch die anderen Texte der Autorin aus der jüngeren Vergangenheit teilen diese bedauerliche Entwicklung, zumal der vorliegende Text dem Kommentar von "MissSophie" nach der Gewinner eines Publikumswettbewerbs auf SEVAC ist. Damit mag die Autorin zwar zu dem fragwürdigen SEVAC-internen Erfolg eines Schlaflosen Singles aufgeschlossen haben, aber unter erotischen wie literarischen Gesichtspunkten stellt das einen Pyrrhussieg dar, denn im Gegenzug scheint Mondstern so gut wie alles aufgegeben zu haben, was ihre Geschichten dereinst überhaupt erst lesenswert machte! Schlimm. Oder schon traurig?
Der Text ist am Ende bloß ein weiterer abstruser und nicht gerade gehaltvoller Porno, wie er im Netz schon viel zu häufig zu finden ist. Gut gelungen, wenn man so will, ist der Autorin die Gefühllosigkeit dieser Männerdomäne zu emulieren. Ein toller Erfolg!«
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eine schöne Geschichte für das Kopfkino, sehr reizvoll geschrieben.
LG Stef«
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@ Mondstern: warum gibt es eigentlich keine Fortsetzung, wie es anschließend beim FKK-Strand abging?«
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eine klasse geschichte und schön geschrieben :-)))
LG Jürgen«
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Meine Freundin ging gleich in die Hocke und griff beherzt zu !" , und das mach ich jetzt auch, weil ich geil geworden bin !!!«
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Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, besonders weil sie real geschrieben ist.
Man weiß nicht ob es nicht real passiert is, grins«
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Danke«
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