Am Waldsee
von Mondstern
Je heißer der Sommertag, desto mehr freute ich mich darauf, mit dem Mountainbike zu fahren. Die meisten aus dem Radklub erklärten mich für „mittelschwer geistesgestört“ - außer meinem Trainingspartner und Freund Klaus. Der fuhr allerdings jeden Tag, egal bei welchem Wetter.
Natürlich powerten wir in der Hitze nicht jedes Mal die Berge hoch, und ebenso wenig machten wir nach jedem Trip eine Pause. Heute musste es aber wieder sein, und wir steuerten nach einer anstrengenden Berg- und Talfahrt einen der vielen Seen an. Das Wasser war herrlich warm, und nachdem wir erfrischt aus den Fluten kamen, legten wir uns in den warmen Sand.
Nackt?
Natürlich nackt, weil wir ja weder Badeklamotten dabei hatten, noch uns voreinander genierten.
Das war natürlich nicht immer so. Als ich Klaus im Radsportverein kennenlernte, war er sehr verschlossen und auch schüchtern, aber wir lieben beide das Mountainbike und vor allem, die Berge hochzufahren - wahrscheinlich der Grund, dass wir uns schon nach ein paar Wochen richtig gut verstanden. Und als er mal nicht so recht wusste, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte, erklärte ich ihm, dass ich glücklich verheiratet sei und in ihm „nur“ einen Freund sähe.
Von da an waren die Fronten geklärt. Klaus wurde mein bester Freund und bekam einen ähnlichen Stellenwert wie meine beiden Brüder. Er war allerdings schon ein wenig sonderbar. Ein richtiger Erbsenzähler. Überpünktlich, nervtötend akkurat - und wenn er etwas erklärte, fiel er vom Hundertsten ins Tausendste.
Mittlerweile war er aber mir gegenüber richtig cool, verdrehte genauso oft wie ich die Augen und lernte sogar die elementaren Grundlagen des „richtigen Stichelns“.
Wir sprachen über wirklich alles. Familie, Sport, Kinofilme, Gefühle - und ich besonders gern über die Auswirkungen meiner Verkuppelungsversuche. So richtig klappte das aber nicht, weil Klaus irgendwie auf Single programmiert war.
Ich vertraute ihm sehr tiefe Geheimnisse an, bat ihn oft um Rat und schätzte es, wenn er mir auch mal unverblümt seine Meinung sagte. Er kam mit seinen Sorgen und Problemen zu mir und wunderte sich des Öfteren, dass es Menschen gab, die bestimmte Sachen völlig anders sahen. Ein wenig weltfremd war der Bursche schon …
Kurz gesagt. Wir verstanden uns super und ich hätte nie gedacht, dass ein Mann und eine Frau – die nicht verwandt waren – ohne Hintergedanken miteinander befreundet sein konnten.
Als wir vor einigen Jahren das erste Mal am See pausierten, ich mich einfach vor ihm auszog und ins Wasser sprang, saß er nur mit offenem Mund da und starrte verschämt auf den Boden.
„Was ist? Komm doch rein!“, rief ich ihm zu.
„Ähhh … ja … ich … ich habe keine Badehose dabei.“
„Ich auch nicht! Hast du Angst, dass ich dir was wegguck’?“
Er kam nicht ins Wasser und erst lange Zeit später gestand er mir, weshalb er nicht aufstehen konnte. Es war ihm peinlich, aber ich schätze seine Ehrlichkeit, und – mein Gott – es gab wirklich Schlimmeres.
Manchmal hatte ich auch einfach nur Lust ihn zu ärgern. Natürlich hielt ich ihm das kleine Malheur auch immer mal wieder vor. Was macht man nicht alles, um seine beste „männliche Freundin“ bei Laune zu halten.
Aber Klaus wurde zusehends schlagfertiger, und ich vermute, er ‚bastelte’ sich zu Hause coole Antworten, um auf eventuelle Sticheleien von mir vorbereitet zu sein.
***
Heute fuhren wir nach dem Training direkt zu unserem Stammplatz am Waldsee, hüpften aus den Radklamotten und sprangen ins Wasser. Klaus wäre nicht Klaus, wenn er nicht eine große, breite Luftmatratze aus seinem Rucksack zaubern und mit seiner Spezial-Luftpumpe seine Lunge schonen würde. Wenige Minuten später lagen wir splitternackt nebeneinander in der Sonne. Dass unsere Arme sich dabei berührten, störte weder ihn noch mich.
„Was ist der Unterschied zwischen einem weiblichen Orgasmus und Uncle Bens Reis?“, fragte Klaus, nachdem wir eine Weile nur dagelegen waren.
„Du hast Jürgen noch nicht beim Kochen erlebt.“
„Wie bitte?
„Uncle Bens’s Reis gelingt immer – die Antwort habe ich übergangen und dir gleich gesagt, dass der Vergleich hinkt.“
„Ach so. Dann sag das doch bitte nächstes Mal dazu, Anja!“
Während unseres Trainings hatten wir uns schon über die seltsamsten Dinge unterhalten, aber ich weiß bis heute nicht genau, wie wir gerade auf dieses Thema gekommen sind. In der Sonne schmorend, philosophierten wir einfach weiter.
„Generationen von Biologen und Evolutionsforschern machen sich seit Jahren Gedanken über den Sinn des weiblichen Orgasmus. Ich muss oft lachen, wenn ich deren wirre Thesen lese“, erklärte ich Klaus.
„Deiner Meinung nach ist der Mensch ja kein Zufallsprodukt, sondern von einem intelligenten Wesen erschaffen worden.“
„Ja, richtig. Ich kann dir gern 150 Fakten dafür aufzählen.“
„Ich kenne auch einen Fakt. Ihr Frauen seid doch aus der Rippe eines Mannes geschnitzt worden“, meinte Klaus grinsend.
Ich blickte zu ihm rüber. „Einer der wenigen Punkte, die mir nicht ganz so geheuer sind!“
„Wieso findest du das lustig? Ich meine das, was die Wissenschaftler schreiben“, fragte er.
„Weil viele behaupten, dass Frauen für die Fortpflanzung keine Lust verspüren brauchen. Männer können schreiben was sie wollen, sie werden nie wissen, wie sich ein weiblicher Orgasmus anfühlt!“
„Das ist ja kein Nachteil. Erstens gibt’s auch Frauen, die das beschreiben können und zweitens weißt du ja auch nicht, wie es sich bei uns anfühlt.“
„Klar, richtig! Aber ich schreib ja auch keine wissenschaftliche Abhandlung darüber, was dabei in eurem Kopf vorgeht.“
„Weniger im Kopf …“, meinte er schmunzelnd.
„Sex ist bei euch doch nur richtiger Sex, wenn ihr euer Ding reinstecken könnt!“
„Richtig! Alle Männer sind gleich, gell? Pauschalisier doch nicht immer alles, Anja. Du hast mir selbst erzählt, dass Jürgen ein ganz toller Liebhaber ist. Einfühlsam, zärtlich, sanft - aber auch mal richtig abgehen kann.“
„Ja, das ist auch so. Aber ich weiß von den Mädels, dass es viele Männer eben nicht sind. Vorspiel ist denen ein Gräuel, und nachdem sie gekommen sind, drehen sie sich um und schlafen ein.“
„Der Übeltäter ist das Hormon Oxytocin. Es wird beim Orgasmus ausgeschüttet und sorgt dafür, dass Männer nach dem Sex gleich einschlafen. Das wird zwar auch bei Frauen ausgeschüttet, wirkt aber aufgrund des höheren Östrogenspiegels anders. Die Folge: Frau liegt durchschnittlich noch 20-30 Minuten wach da.“
Für einen Moment schaute ich wie ein Auto. Aber das war eben Klaus, immer für eine Überraschung gut.
„Darf ich dich mal was Persönliches fragen?“
„Noch persönlicher geht’s ja kaum“, antwortete ich grinsend.
„Ähh … wie meinst du das jetzt?“
„Mann Klaus! Du machst mich echt fertig. Also, schieß los.“
„Dieser G-Punkt – du weißt schon … gibt es den oder nicht?“
Ich grinste. „Dieser ominöse G-Punkt? Sagt dir Suzi Godson etwas?“
„Nein.“
„Egal. Sie hat mal gesagt, der G-Punkt ist ein biologisches UFO, denn verlässlich entdeckt wurde er auch 50 Jahre nach Grafenberg nicht.“
„Und was heißt das?“
„Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken, Klaus. Manche Frauen verspüren an dieser Stelle was, andere eben nicht. Aber es gibt ein Organ – das ist ausschließlich der Lust gewidmet.“
„Da gibt es viele. Hals, Schenkelinnenseite, …“
„Ich sagte - ausschließlich!“
„Die Pussy? Also ich meine den inneren Teil.“
„Nee! Außen! Die Klitoris.“
„Und wie mag es eine Frau am liebsten?“
„Wenn ich dir das sage, zerstöre ich dein gesamtes Weltbild.“
„Ich riskiere es trotzdem.“
„Also gut. Natürlich mag es eine Frau, wenn sie – sagen wir es so – auch mal richtig gefickt wird. Keine Frage, das hat durchaus seinen Reiz, aber …“
„Aber?“
„Das Zauberwort heißt … Stimulation der Klitoris!“
„Zu Deutsch – lecken?“
„Nicht unbedingt, auch mit den Händen.“
„Gibst du mir einen Tipp?“
„Ich kann nicht für andere sprechen, aber ich weiß, dass viele es ähnlich sehen.“
„Dann komm. Was muss ich tun, um der Frau Freude zu bereiten.“
„Schenk ihr Blumen, höre ihr zu, pflege deine Hände, riech gut …“
„Okay!“, lachte Klaus, „Lass uns an der Stelle weitermachen, wenn wir im Bett liegen und ich meinen Kopf zwischen ihren Schenkeln habe.“
Ich drehte mich zur Seite, um ihn dabei anzusehen, und grinste.
„Okay, der größte Fehler ist, dass ihr Männer zu ungeduldig seid. Kaum ist man etwas feucht, rubbeln sie dir schon zwischen den Beinen rum.“
„Ich dachte, gerade das mögt ihr?“
„Langsam, Klaus, langsam. Mich zum Beispiel macht es echt wahnsinnig, wenn ich Jürgens Zunge oder Fingerkuppen überall spüre, nur eben nicht da.“
In alter Gewohnheit starrte Klaus vor sich hin, und würde ich ihn nicht gut kennen, hätte ich den Eindruck, er sei völlig abwesend. Aber er überlegte nur.
„Du meinst, immer im Umfeld des Kitzlers streicheln, aber nicht, oder besser gesagt, noch nicht direkt berühren?“
„Bingo!“
„Das ist ja eigentlich leicht.“
„Wenn man(n)’s weiß!“, zwinkerte ich ihm zu. „Aber viele halten sich für Frauenversteher, denken aber wie Männer und kommen gar nicht auf die Idee mal was zu ändern.“
„Männer denken wie Männer? Interessant! Aber ich verstehe, was du meinst. Und was ist mit … also ich meine, wenn ich … also ich mag es gern, wenn ich mit ihr richtig vögle. Also nicht nur mit der Hand was mache.“
„Ist doch okay! Mag ich auch. Aber vergiss eins nicht: In 10-30 Sekunden ist ein Glied steif und will dann nur noch rein, in die gute Stube. Eine Frau benötigt locker eine Viertelstunde, um so weit zu sein, und auch eine halbe Stunde ist keine Seltenheit.“
„Das heißt im Klartext, bis dahin ist Handarbeit angesagt?“
„Bingo!“
„Ich bin lernfähig, merkst was?“, grinste Klaus mich an.
„Ich kenne natürlich deine praktischen Fähigkeiten nicht, aber du interessierst dich für die Frau, und das finde ich super.“
„Das tut doch jeder Mann! Eine Frage der Definition des Begriffs ‚Interesse’. Aber ich neige auch dazu, zu viel des Guten zu wollen. Eine hat mich mal böse getadelt. Wir waren im Bett und so richtig dabei. Ich versuchte, sie mit sämtlichen mir bekannten Stellungen zu beeindrucken … nach einer Weile meinte sie, ob ich viel Pornos anschauen würde oder Leistungssportler sei.“
Ich lachte. „Manche Stellungen sind schon richtig albern.“
„Ja! Ich kam mir dann auch wie ein dressierter Affe vor und fragte einfach mal, was ihr denn so gefallen würde.“
„Weil du halt kein Macho bist! Aber ich verrate dir was. Auch wir Frauen sind unsicher, und wenn ich zurückdenke … ich hatte mit 16 auch keinen blassen Schimmer, wie ein Mann – funktionierte.“
„Einigen wir uns darauf – ob Mann oder Frau, wenn man es wirklich will, kann man immer was darüber lernen.“
„Ich brauch jetzt was!“, erklärte ich Klaus. Und um diese Äußerung noch zu unterstreichen, gab ich ein leichtes Stöhnen von mir.
„Das wird Jürgen nicht gut finden!“
„Er muss es ja nicht erfahren“, zwinkerte ich dem grinsenden Klaus zu.
„Von mir erfährt er nichts! Du weißt ja, ich bin tolerant.“
„Willst du mir dabei zusehen …?“, säuselte ich mit aufgesetztem Schmollmund und einstudiertem Augenaufschlag.
Klaus begann zu lachen und schüttelte den Kopf. „Du bist echt unmöglich, Anja.“
„Ein kleines Luder, sagt Jürgen oft.“ Ich erhob mich, streckte erst mal meine Arme aus und musste gähnen. „Ich komm gleich …“, legte ich noch mal nach.
Der ältere Mann, der sich direkt am Wasser sonnte, war so nett, mir eine Zigarette anzubieten und bestand darauf, mir Feuer zu geben. Dass ich dafür in die Hocke gehen musste, er einen kurzen Blick erhaschte, war es ihm wohl allemal wert …
Ich lief zurück zu Klaus und fragte. „Hast du eigentlich noch was zum Trinken?“
„Ja klar. Moment!“
Klaus stand auf ging zu seinem Rad und kam mit seiner doppelt und dreifach isolierten Drittflasche zurück. „Apfelsaftschorle! Und immer noch gut gekühlt!“
„Bei dem Vermögen, das du für die Flasche bezahlt hast, sollte das auch selbstverständlich sein!“, meinte ich schmunzelnd und machte es mir bequem.
Gerade im Begriff, ihn zu fragen, ob er diesen Radsportkatalog noch hatte, fuhr er mit unserem Thema fort. Schien ihm wohl zu gefallen!
***
„Worum ich euch wirklich beneide, ist die Fähigkeit, mehrmals nacheinander zu kommen.“
„Multipler Orgasmus? Von Sekunden bis Minuten mit unterschiedlicher Intensität zu kommen? Das fällt dir ein, wenn du Apfelsaft trinkst?“
„Ja genau! Bedenke, ich bin ein Mann, ich ticke anders!“
„Du tickst manchmal nicht ganz richtig, Klaus!“, sagte ich grinsend.
„Und wer ist an solchen Gedanken schuld? Ich sage nur -‚ich komm gleich’ – also sag schon! Wie ist es?“, fragte Klaus und die Neugier stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ist es so gut, wie ich denke?“
„Es ist hammergeil! Ich liebe es. Wobei es aber wirklich selten simultan ist. Meistens komme ich zuerst und dann Jürgen. Ich bezeichne es aber dennoch als ’gleichzeitig’, weil es innerhalb einer Phase passiert. Verstehst du?“
„Ja, ich denk schon. Es liegt kein längerer Zeitabschnitt dazwischen.“
„Bingo!“ Ich lachte und stand auf. „Komm gleich ...“
Ich lief zum See, watschelte vorsichtig über die Steine am Ufer und ließ mich dann kopfüber ins kühle Nass fallen. Einige Minuten genoss ich das Wasser und ging zurück zur Luftmatratze. Wie so oft konnte ich es mir nicht verkneifen, kurz meinen Kopf zu schütteln, und wie auf Knopfdruck fing Klaus an zu motzen, als ob er aus Zucker wäre. Ich legte mich wieder neben ihn und grinste frech. Wehe allerdings, er würde das bei mir machen …
„Es erleben aber lange nicht alle Frauen. Ich glaube gerade mal die Hälfte.“
„Was denn?“, fragte Klaus.
Ich verdrehte die Augen.
„Ach so Anja. Ich muss wieder sofort wissen, worüber du sprichst. Ich dachte, das wäre bei euch eher normal.“
„Dass wir einfach so erzählen?“
„Nein, ich meine doch … ANJA! Verarsch mich doch nicht immer!“
Wieder grinste ich ihn frech an. Es war so leicht, Klaus zu ärgern.
„Also, weiter im Text. Normal ist eher, dass viele Frauen schon jahrelang keinen Orgasmus mehr hatten, und somit keinen Bock auf Sex. Und noch was, es ist kein Garant für die Liebhaberqualität eines Mannes, wenn einer behauptet, er bringe jede Frau zu einem multiplen Orgasmus. Von so einem Schwätzer solltest du keinen Gebrauchtwagen kaufen.“
„Ich kauf immer Neuwagen.“
„Klaus! Das war nur ein Vergleich!“
„Ach so! Dann sag’s doch dazu!“
Der Typ ist Ingenieur. Ich schüttelte den Kopf und beobachtete einen Schwarm Vögel, der dicht über die Baumkronen flog. Dabei kam mir eine ganz bestimmte Baumgruppe in den Blick und spontan plapperte ich los. „Da hinten hatten wir schon mal ein skurriles Erlebnis.“
„Wo?“
„Na da!“
Ich zeigte mit dem Finger in besagte Richtung und erklärte Klaus, dass es auf dieser Ostseite des Sees, einige nette kleine Nischen gebe, die von außen nicht einsehbar wären. Neugierig hörte er mir zu.
***
Jürgen hatte an einem ebenfalls sehr heißen Tag des Vorjahres Lust, mit seiner Frau in der Sonne zu liegen – nackt in der Sonne zu liegen - und vielleicht auch mehr … Geschickt fädelte er es ein. Ich spielte mit, ohne zu zicken, und ließ mich wie die ahnungslose Unschuld vom Lande in eine der mittelgroßen Nischen entführen. Natürlich war mir zu Hause schon klar, dass er etwas im Schilde führte.
Ich habe sie nie gezählt, aber so an die zwanzig bis fünfundzwanzig Nischen gab es an der Ostseite des kleinen Waldsees. Einige so eng, dass nur ein Mensch Platz hatte, gut die Hälfte für zwei bis vier Personen und einige wenige der Lichtungen sogar für zehn, zwölf.
Hier hin verirrte sich niemand zufällig. Alleine würde ich diesen Teil des Sees nicht betreten. Einzelne Frauen waren auch die Ausnahme, aber neben den meist Schwulen oder Bi-Männern, die hier ihre Neigungen auslebten, waren auch hin und wieder Pärchen anzutreffen. Über die engen Trampelpfade schlichen sich immer irgendwelche Leute auf der Suche nach Gleichgesinnten, oder um einfach nur zu schauen Schrägstrich spannen.
Ich sage mir eins. Wenn ich an einen solchen Platz gehe, dann muss ich das auch in Kauf nehmen. Schließlich gab es hier am See Plätze, wo man wirklich ungestört sein konnte. Ich stehe aber natürlich nicht darauf, dass sich einer neben uns stellt und gafft, aber die Möglichkeit, dass jemand grad „zufällig“ beim … vorbeikommt – hat schon was. Zumindest ab und zu.
Ich döste bäuchlings auf der weichen Decke und mein Mann verwöhnte meinen Rücken mit kreisähnlichen Bewegungen, die sogar ein klitzekleines Bisschen an die Massagen meiner Freundin Tina erinnerten. Nach einer Weile forderte er mich auf, mich auf den Rücken zu legen und widmete sich mit wachsender Begeisterung meiner Vorderseite. Ich war locker und entspannt, und genoss seine Berührungen. Zuvor hatte ich noch einen kurzen Rundumblick getan. Etwas hinter uns lag noch ein Pärchen, das schon zum Inventar der Ostseite gehörte. FKK-Freunde und schon im gehobenen Alter. Seitlich sonnten sich zwei einzelne Männer. Und der Grauhaarige mit der Halbglatze begegnete dem Blonden mit dem Aknegesicht nun schon zum dritten Mal, seit wir hier waren.
Beim Sitzen konnte man sich gegenseitig sehen, beim Liegen jedoch kaschierte das kniehohe Gras die Körper. Und ich lag ja …
Die meiste Zeit waren meine Augen geschlossen, weil ich aber gern wusste, was um mich herum passierte, blinzelte ich von Zeit zu Zeit. Da mich dabei aber das grelle Sonnenlicht störte, zog ich mir meine dunkle Sonnenbrille vor die Augen. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Mann vorübergehen. Er war nackt, trug aber seine Badeshorts in der Hand. Er ging langsam, blieb einige Meter entfernt stehen und setzte sich hin – mit diesem – ‚Ach hier ist es so schön, und ich bin von meinem Rundgang um den See ja so müde und muss ausgerechnet hier eine Pause einlegen’ – Hinsetzen.
Aber was soll’s, nicht mein Problem … ich widmete meine Aufmerksamkeit lieber wieder den sanften Händen meines Mannes, in der Erwartung, dass er so langsam aber sicher die Intensität auch auf andere Stellen verlegen würde.
Ich atmete schon schwer, als Jürgens Hände sich immer enger um meinen Busen legten - abwechselnd, wie ein Hauch, über den Oberkörper glitten - dann etwas tiefer über die Hüftknochen, an den Oberschenkeln entlang - und den Weg wieder zurück. Meine traditionell leichte Gegenwehr neutralisierte er durch seine geschickten Berührungen und auch, weil er mir lauter nette Komplimente ins Ohr flüsterte. Ich folgte seinem Rat, mich zu entspannen und meine Beine ein wenig zu öffnen.
Hier und da entwich mir schon ein leichtes Stöhnen, und ich konnte es fast nicht mehr abwarten. Er machte alles wie aus dem Lehrbuch. Seine Hände auf meiner Leiste, auf dem Venushügel und dann erst langsam mit dem Daumen die kleinen Schamlippen an den großen reiben. Das alles stimulierte indirekt meine Klitoris. Dies bewirkte wiederum, dass meine anerzogene Hemmschwelle rasant fiel.
Wenn er sein intensives Streicheln einstellte, wusste ich, dass wieder ein „Wanderer“ vorbeiging. Kaum war er außer Sicht, machte Jürgen mit seinem Spiel weiter. Irgendwann reichte es mir dann, ich griff nach seiner Hand und forderte ihn auf – endlich „ernst“ zu machen. Er ließ sich auch nicht zweimal bitten, und ich musste fast ins Handtuch beißen, um ein lautes Aufstöhnen zu unterdrücken.
Wellen der Lust erreichten meinen Sinn und ich rekelte mich lasziv auf der weichen Decke. Das Vorspiel, einschließlich seines Bemühens, mich überhaupt dafür zu begeistern, es hier am See zu machen, nahm mit Abstand die meiste Zeit ein. Es gefiel Jürgen, mich zu überreden, zu erregen - mich einfach geil zu machen.
Und das war ich! Das Stadium, in dem wir aufstehen würden, um uns im dichten Unterholz einen Platz zu suchen, um es miteinander zu treiben, war überschritten. Ich wollte einfach nur noch kommen. Jürgen gefiel auch dieses Spiel, wohl wissend, dass sich seine Frau nach ihrem Orgasmus gern bei ihrem Mann dafür bedankt. Und er freute sich darauf, gab sich alle Mühe und steigerte die rhythmischen Bewegungen seiner Finger. Längst stimulierte er meine Scheide nicht mehr, sondern – fickte mich regelrecht. Ich biss ins Handtuch. Die ersten Funken zerplatzten zu Sternchen, und als er mich noch zusätzlich mit dem Daumen an der Perle berührte, explodierte ich: Ich zuckte, hob das Becken und wand mich unter seinen Berührungen. Jürgen kannte mich in und auswendig, wusste nur sehr genau, wann er die Intensität drosseln musste, und ging dazu über, mich zärtlich am Bauch, den Schenkeln und an Hals und Nacken zu streicheln. Sein steifes Glied berührte meinen Körper und zeigte mir, dass noch etwas zu erwarten war. Ich umschloss es mit meiner Hand, wir küssten uns - und ich begann langsam damit, ihm …
„Hallo. Auch bei dem wunderschönen Wetter die Natur genießen?“
Wir zuckten beide zusammen, und schauten in die Richtung, aus der die Stimme kam. Der Typ, den ich vor einer Weile schon einmal kurz gesehen hatte, stand vor uns. Seine Badehose hielt er immer noch in der Hand. Er kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte ihn nicht einordnen. Für einen Moment schauten wir uns nur schweigend an. Er fragend, Jürgen und ich eher perplex.
„Oliver Schmittke. Unsere Töchter gehen in dieselbe Klasse.“
Ich erstarrte zu Stein. Jürgen brachte noch ein – „Ähh ja, Servus!“ heraus.
Ich schaute auf die Uhr, drehte mich zu meinem Mann um und sagte.
„Wir müssen los, Jürgen!“ Kaum war es ausgesprochen, hatte ich mir auch das Sommerkleidchen schon übergezogen. Jürgen war ziemlich angesäuert, aber er gab Herrn Schmittke wenigstens noch eine Antwort. Es folgten einige Dialoge der Marke ‚Small Talk’, während ich schon unsere Decke zusammenrollte.
Auf dem Weg zu unserem Auto fragte ich vorwurfsvoll: „Ist dir der Typ nicht aufgefallen?“
„Doch Anja! Ich habe ihn herbeigebetet, damit wir den Lehrstoff durchgehen können!“, antwortete Jürgen, immer noch schlecht gelaunt.
„Hat der vorher schon zugeschaut?“
„Woher soll ich das denn wissen?“
Wir liefen schweigend nebeneinander her und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Eine absolut skurrile und peinliche Situation. Dieser Schmittke, mit dem ich im Leben noch keine drei Sätze gesprochen hatte, war – gelinde gesagt - ein Depp!
*** ***
„Ein Volldepp sogar!“, meinte Klaus, nachdem ich meine Erzählung beendet hatte. „Elefanten sollten den Porzellanladen meiden!“
„Stimmt! Die geile Stimmung war sofort weg und … mal im Ernst … das macht man doch nicht! Ich wäre einfach weitergegangen und hätte dem Pärchen seinen Spaß gegönnt.“
„Ich hätte ein bisschen zugeschaut!“
„Echt?“
„Ja klar! Wieso nicht? Wenn Zwei das an so einer Stelle machen, dann unterstelle ich, dass sie an dezenten Zusehern nichts auszusetzen haben.“
„Stichwort ist und bleibt aber – dezent, diskret – nicht stören.“
„Genau. Sag ich doch“, meinte Klaus breit grinsend. „Wann bist du mit Jürgen mal wieder beim … Sonnenbaden?“
„Ich schick dir eine SMS. Okay?“
Klaus grinste immer noch, und ich wollte nicht wirklich wissen, was gerade in seinem Kopf vorging.
„Apropos dezent und diskret. Ich habe hier auch schon voll das Gegenteil erlebt.“
„Erlebt? Mit Jürgen …?
„Nee, und erlebt ist vielleicht nicht gerade das richtige Wort, aber gesehen habe ich es – mit eigenen Augen.“
„Logisch – sonst hättest du es ja auch nicht gesehen?“
„Wie bitte?“
„Nichts! Ich habe nur einen kleinen Scherz gemacht!“, freute sich Klaus.
Ich überlegte einen Moment und nickte dann, ohne es allerdings kapiert zu haben. Klaus sah mich gebannt an und ich ließ ihn natürlich zappeln.
„Anja! Jetzt erzähl halt schon …“
„Okay, aber es ist ziemlich krass!“
„Ich bin schon volljährig!“
„Also gut, dann höre zu …“
*** Mann gegen Mann ***
Etwa zwei Stunden war ich mit dem Mountainbike über unwegsames Gelände gefahren. Ausgepowert, aber auch zufrieden, fuhr ich gemütlich Richtung Heimat. Als ich am Waldsee vorbeikam, überlegte ich, ob ich kurz ins Wasser springen und ein wenig in der Sonne dösen, oder es mir lieber in der Badewanne bequem machen sollte. Ich rollte langsam über den Feldweg, und beide Varianten hatten was. Ich könnte mich aber auch zu Hause ein wenig auf der Terrasse sonnen … Schon im Begriff durchzustarten, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich hielt an, sah mich um und zuckte mit der Schulter. Hatte mich wohl verhört.
„Anja! Hier!“
Diesmal hörte ich es nicht nur deutlich, sondern sah auch jemand winken. Ich wendete das Rad und fuhr zu ihm.
„Hi Mike“, begrüßte ich den nackten Mann mit dem Mobilphon in der Hand. „Wie rennst du denn auf der Straße rum?“
„Ein Feldweg ist keine Straße. Ich habe mein Handy im Auto vergessen und es eben geholt. Und du? Komm doch ein bisschen mit.“
„Ich wollte grad heimfahren …“
„Ach komm, Anja. Ich schlepp schon die ganze Zeit eine Flasche mit deinem Lieblingsgetränk in der Kühltasche rum. Auf jetzt, die muss weg!“
„Eiskaltes Cola?“
„Okay, dein zweites Lieblingsgetränk. Eisgekühltes Malzbier.“
„Wo liegt ihr?“
„Üblicher Platz!“
Während Mike auf einem der zahlreichen Trampelpfade den Hang hinunter ging, fuhr ich ein paar Meter zurück und nutzte den mehr oder weniger offiziellen Weg zum See. Fast zeitgleich kamen wir an ihrem Liegeplatz an.
„Heute nicht mit deinen Schwestern sonnenbaden?“, fragte Freddy, so was wie Mikes fester Freund.
„Nee, immer kann ich die Zwei auch nicht ertragen.“
(siehe Small Talk Teil 2)
Die beiden sahen sich grinsend an und Mike fischte das versprochene Malzbier aus der Kühltasche.
„Ja, ja, die Weiber! Die Probleme wollte ich mal haben“, stichelte Freddy, der eigentlich Manfred hieß und mit seinen platinblond gefärbten Strubbelhaaren und seinen klischeehaften Bewegungen durchaus berechtigt wäre – Weib genannt zu werden.
Ich nahm einen kräftigen Schluck und beschloss dann, erst mal ins Wasser zu gehen. Das Bike stellte ich auf die Seite. Meine Sonnenbrille legte ich schon auf die Decke der Jungs, zog das Piraten-Kopftuch runter und die Handschuhe aus. Dann streifte ich den einteiligen Radbody ab, zog ihn bis zu den Knöcheln runter und bemerkte, dass ich die Schuhe noch anhatte. Für einen Moment überlegte ich, den Body einfach über die S
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Kommentare
(AutorIn)
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Mondstern
Dass meine Geschichten eher weniger angeklickt bzw. gelesen werden, akzeptiere ich schon lange. Meine Vorstellung von Sex und Erotik treffen halt nicht den Sevac-Mainstream. Das sie von den Lesern ständig runtergevotet werden - damit muss ich halt auch leben.
An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an alle die mir einser und zweiter Punkte geben. Ohne euch wäre es echt langweilig hier ... :-)
Eins betrübt mich aber immer mehr. Egal was ich mir ausdenke und schreibe - die Anzahl an Feedback wird immer weniger. Es ist frustrierend für den Autor, das seine wochenlange Arbeit unkommentiert bliebt.
Kostenlos angebotene Geschichten vs Was nichts kostet, taugt auch nichts?
Wird es Zeit, das Bündel zu schnüren und sich nach neuen Vermarktungsalternativen umzusehen?
Eine nachdenkliche Hobby-Autorin«
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andreashava
Ach, ja: Dein Jürgen. Hut ab, wie du deinen Liebsten mit einer "realen" Sexszene in all die Schlüpfrigkeiten einbaust, die der schwule Waldsee und dein herrlicher Dialog mit Klaus zu bieten haben. Manch einer hätte daraus eine platte Sex-Geschichte gemacht, aber das hier ist vom Feinsten, überaus anregend und so herrlich naiv zugleich, atmosphärisch aus der Sicht der Erzählerin mit feinem Humor glaubwürdig vermittelt, handwerklich 1A.
Ich werde die Geschichte gleich noch einmal lesen, aber ich glaube, ich habe einen neuen "Lieblings-Mondstern" gefunden.
LG Andrea«
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skipp20
Hut ab Anja!!
Skipp«
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Aus dem Leben gegriffen. Tolle Atmosphäre.«
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TetraPack
wieder eine sehr gut geschriebene Geschichte, die ich mit Genuss gelesen habe. Da kann ich nur wünschen, dass Du so weiter machst.
LG astweg«
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Der XXX-Zine
Ein geschickter Ausflug in die gleichgeschlechtliche "Liebe", wobei man am Ende fast Angst haben musste, dass der eine nicht doch plötzlich bekehrt wurde ;-). «
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catsoul
irgendwie fehlt mir hier (mind.) ein Smilie ... du weißt schon, der mit dem Daumen nach oben. ;-)
Gefiel mir wieder ausgesprochen gut! Danke für den Lesegnuss.
Liebe Grüße und *knuddel*
Cat«
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ein sehr interessanter Ausflug in einen Teil der Erotik, der nicht für Jedermann reizvoll ist. Lächel.
Aber deine besondere Art der Erzählung und der Einblick in die Wahrnehmung als Frau ist wie immer klasse.
LG Tom«
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Der teil mit den Schwulen liest sich super. Wie immer eine tolle Story von dir.
Gruß
Thomas«
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Bitte bitte nicht unterkriegen lassen .....
Wir erfreuen uns immerwieder Deiner "fantastischen "Geschichten, die mittlerweile zu unseren Favorites gehören.
Viiiiiielen viiiiielen Dank auch für diesen hochbrisanten ausflug an den Waldsee
die fwuuper's«
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immerhin: es kommt außer unter den bäumen - und da grenzwertig - nicht einmal richtig zum akt...
für mich ist es jedenfalls soo schön und erfrischend, dass es hier eben auch einige könner dieses niveaus gibt - inhaltlich und technisch -, und mondstern gehört mit einer erfreulich souveränen schreibe weit vorn dazu. das ist übrigens hier so wie im rest des lebens, oder ? ;-)
danke sehr! und weitermachen!«
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Helios53
Erstklassige Story, fantastische Dialoge!«
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wie immer eine sehr spannende Geschichte.
Bei Dir weiß man nie , wie die Geschichte sich entwickelt.
Du bist immer für Überraschungen gut.
LG Stef«
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aber ....«
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eine spannende und schöne geschichte, freue mich schon eine weitere von dir zu lesen
lg Jürgen«
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Danke dafür !«
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