Anja und Faith - Sommernacht
von Mondstern
Vorwort von Mondstern:
„Basteln wir uns eine Geschichte?“ So fragte mich Faith eines Tages und ich sagte spontan: „Ja, wieso nicht!“ Einen Plan hatten wir keinen, außer eben dem Hintergedanken, es am Ende zu veröffentlichen. Das Besondere ist, dass alle (!) Dialoge per Chat entstanden. Sie sind also unverfälscht. Lediglich Vertipper wurden korrigiert und die Gestiken in den Text integriert. Ist cool, macht Spaß, ist schwieriger als gedacht und mal sehen, wo wir landen werden.
*** Kapitel 01 – Faith
Es ist so ein Freitagabend, an dem mich die Couch sehnsüchtig anschaut und ich mich frage, warum muss ich jetzt raus in diese böse Welt?
Eigentlich könne ich es mir vor dem Fernseher gemütlich machen, würde irgendwann mit Nackenschmerzen aufwachen, die Glotze ausschalten und ins Bett gehen.
Aber spätestens am Samstagmorgen kommen dann die Schuldgefühle, diese Stimmen, die flüstern: „Du hast was verpasst, alle hatten Spaß, nur du bist einsam und alleine eingeschlafen und hast nichts erlebt.“
Gedankenverloren beginne ich mich zu rasieren.
Geduscht habe ich ja schon. Der beschlagene Badspiegel zieht die herumfliegenden Bartstoppeln geradezu magisch an – egal, mache ich morgen sauber.
Langsam lichtet sich der kleine Wald in meinem Gesicht und hinter dem beschlagenen Spiegel erkenne ich einen jungen Mann, Ende zwanzig.
Ich lächele ihm aufmunternd zu und er grinst zurück, bereit für einen Freitagabend in der großen, bösen Welt.
Ich steige in die Jeans, von der eine Freundin sagt, ich hätte darin einen „geilen Arsch“. Ist mein Arsch nur geil, wenn er in dieser Hose steckt? Muss ein Mann einen „geilen Arsch“ haben?
Egal! Das modische Hemd verdeckt meinen Hintern eh zur Hälfte – bevor ich mir ein Hemd in die Hose stecke, habe ich lieber nur einen halb-geilen Arsch.
Die Autofahrt in die nächste, größere Stadt läuft automatisch ab, eigentlich fährt das Auto schon alleine.
Eine ankommende SMS reißt mich aus meiner Unaufmerksamkeit:
WIR KOMMEN ERST UM 9; FAHREN DANN GLEICH AUF DIE PARTY. MECKI KOMMT AUCH MIT.
Aha, wer ist Mecki?
Egal, ich bin zu früh am Treffpunkt. Ein kleines Café in der Nähe des Bahnhofs, eine Perle zwischen den grauen Betonruinen des letzten Jahrhunderts.
Hier treffen sich alle, von jung bis alt, vom Punker bis zum Banker. Als Deutschland bei der WM ins Viertelfinale kam, hat hier ein Skinhead vor Freude eine Afrikanerin umarmt und geküsst. Er streitet das natürlich ab, aber manchmal sieht man die beiden noch verlegen an einem Tisch in der Ecke sitzen – zumindest hier dürfen sie das.
Routiniert greife ich mir den STERN von letzter Woche, er ist etwas zerfleddert, aber ich will ja auch nur die Artikel lesen.
Erst jetzt wird mir klar, dass alle Tische besetzt sind. An meinem Lieblingstisch sitzt eine junge Frau mit blond gelockten Haaren. Ohne zu zögern, stelle ich mich neben sie und frage:
“Ist hier noch frei?“
*** Kapitel 02 – Mondstern
Eigentlich sollte ich aufstehen und nach Hause fahren. Jedes Mal der gleiche Mist. Weil Lena vor Jahren Sindy den Freund ausspannte, führten meine beiden Freundinnen seitdem einen unerbittlichen Zickenkrieg, der wirklich jeden aus der Clique nervte. Aber ich habe selbst Schuld. Eine Schnapsidee, ausgerechnet mit den beiden in die City zu fahren.
Das kleine Cafe ist gut gefüllt und das Publikum lässt sich keiner Szene zuordnen. Als gebürtige Badnerin und Nachkomme der „Alemannen“ liebe ich die Vielfalt der Menschen und ethnischen Gruppen.
Ich schaue in die halb vollen Gläser zu meinen beiden Seiten und auf die leeren Stühle, wo vor wenigen Minuten noch meine Freundinnen saßen. Einem zuckersüßen Wort folgte das nächste, und dass sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel gingen, grenzte an ein Wunder.
Ich krame meinen klappbaren Minispiegel aus der Tasche und überprüfe mein Make-up. Eine Laune der Natur, mich blond und mit blauen Augen zu erschaffen. In Gedanken sehe ich meine Schwester Claudia, die mit ihren schwarzen Augen und Haaren meine Lieblingsfarben repräsentiert. Wenn ich mir schwarze Farbe ins Gesicht schmiere, habe ich dagegen nur Ähnlichkeit mit einer Vogelscheuche.
Andererseits, ich bin ich! Mein Spiegelbild grinst mich an. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass ich Lippenstift trage. Auch der violette Teint des Rouges ist dezent über den Wangen verteilt und durch die blauen Farbtöne meiner Augenpartie wirkt meine Iris so, wie ich es will. Distanziert und kühl.
Ob ich noch eine Weile warten soll? Kommen sie noch zurück? Eigentlich wollten wir tanzen gehen – ein Kollege empfahl eine Diskothek, wo sie Freitagabend Lieder der 80er spielten. Bisschen tanzen, was trinken, mit Jungs flirten und Spaß haben.
Flirten? Ja, wieso denn nicht? Zu testen, ob man noch Chancen hat. Wenn ich an unseren letzten Auftritt im „Powers“ denke … die knallenge Lederhose, die ich schon als Teeny trug … ein bauchfreies Top und mein „Frau Unnahbar“-Spiel …
Schmunzelnd packe ich den Spiegel wieder in mein Täschchen. Meine Jeans ist zwar nicht so eng wie die Lederjeans, sitzt aber trotzdem gut. Der Used-Look entspricht eher dem Schönheitsideal von jüngeren Mädchen, aber alt komme ich mir mit meinen 30 Lenzen auch nicht gerade vor. Der Bootcut verdeckt den Schaft der schwarzen Stiefel mit den Fünfzentimeterabsätzen. Dadurch komme ich immerhin auf ein Meter siebzig.
Gelangweilt stochere ich mit der Zigarette im Aschenbecher herum, als ich ihn wahrnehme.
„Was?“
Er lächelt.
„Ich fragte – ob hier noch frei ist!“
Für einen Moment blicke ich auf die drei halb vollen Gläser auf dem Tisch. Hm, vielleicht hält er mich ja auch nur für eine Alkoholikerin?
„Wenn dich meine imaginären Begleiterinnen nicht stören.“
Seinem Blick nach zu urteilen war er wohl in Gedanken, als er gefragt hatte. Nach Worten suchend, wechselt er seine Zeitschrift von der einen Hand in die andere. Sein Blick schweift über die anwesenden Gäste. Soweit ich wahrnehme, sind alle Sitzmöglichkeiten erschöpft. Meine Mundwinkel gehen ein wenig nach oben und ich ziehe das Glas, das zu meiner Linken steht, zur Seite.
*** Kapitel 03 - Faith
„… imaginäre Begleiterinnen, nicht stören …“, geistert es durch meinen Kopf, als ich mich auf einen Stuhl sinken lasse. Schöne Augen denke ich mir noch und suche nach meinen Kippen.
Die Flamme leckt am Ende der Zigarette und bringt den Tabak zum Glimmen. Vielleicht ein bisschen kühl, aber immer noch besser, als zu aufdringliches Make-up.
Mein Milchkaffee wird gebracht, die Kellnerin hat meine Bestellung bereits aufgenommen, als ich zur Tür hereinkam.
Ich widme mich meiner Zeitschrift, versuche die Zeit, bis meine Kumpels kommen, sinnvoll zu nutzen.
Innenpolitik interessiert mich zurzeit wenig, gelangweilt überfliege ich die Zusammenfassungen, als neben mir hohe Absätze über den Parkettboden klackern.
Instinktiv suche ich nach der Geräuschquelle und sehe schlanke Beine, deren nackte Füße in außergewöhnlich hohen Riemchensandalen stecken.
Langsam wandert mein Blick nach oben bis zum Anfang des Minirocks. Mit meinen Augen streife ich über den wohlgeformten Po, dann kommt eine Strickjacke – langweilig.
Ich lasse meinen Blick wieder nach unten wandern und erhasche noch ein anregendes Bild von schönen Beinen in interessanten Schuhen, die in der Menschenmenge verschwinden.
Mein Verstand erhält gnädigerweise die Kontrolle über das Gehirn zurück. Verlegen muss ich feststellen, dass mein Kopf mehr als deutlich zur Seite gedreht ist.
Ich nutze die Kopfbewegung zurück zum Magazin, um meine Tischnachbarin noch einmal zu mustern.
Sie schaut mich an, hat meinen Ausflug zu den unbekannten Frauenbeinen beobachtet. Ein wissendes, vielleicht sogar mitleidiges Lächeln umspielt ihre Mundwinkel.
Mit dem Gefühl ertappt worden zu sein, vertiefe ich mich wieder in den STERN. Innenpolitik ist momentan echt zum Kotzen! Hastig blättere ich weiter und schlage eine höchst brisante Seite auf.
In großen Lettern steht da:
-Die geheimen Sehnsüchte der Deutschen-
Das große schwarz-weiße Titelbild zeigt ein eng umschlungenes Paar auf einem riesigen Bett.
Wie man es von einem seriösen Magazin erwartet, lässt das Aktbild keine Fragen offen, ohne viel zu zeigen.
Eigentlich würde mich der Artikel sehr interessieren, aber mich beschleicht das Gefühl, beobachtet zu werden.
Egal! Ich stütze meine Ellenbogen demonstrativ auf den Tisch und beginne zu lesen.
Als ich umblättern will, schaue ich auf und sehe, dass meine Tischnachbarin konzentriert auf den Text starrt.
Aus ihrer Perspektive steht der Text auf dem Kopf, es ist verständlich, dass sie länger braucht.
Jetzt blickt auch sie auf, macht nun ihrerseits einen ertappten Eindruck.
Höflich frage ich:
„Soll ich warten, bis Sie fertig gelesen haben?“
*** Kapitel 04 - Mondstern
„Sehe ich eigentlich so alt aus?“, frage ich den Fremden provozierend. Sein Blick hält meinem stand.
„Hab ich behauptet, dass du alt aussiehst?“
„Indirekt schon!"
„O.k., ich werde dich ab sofort duzen, meine Erziehung hängt mir noch etwas nach, daher sieze ich Fremde zu Beginn."
Ich muss schmunzeln:
„Gefällt mir! Ich mag es, wenn ein Mann mitdenkt."
„Einer muss ja denken, aber wir sollten nicht so viel von mir reden. Du bist zum ersten Mal hier, stimmt’s?"
„Ja stimmt! Und wohl auch zum letzten Mal!", antworte ich betrübt und blicke auf die beiden Gläser meiner verschwundenen Begleiterinnen.
„Es kommt nicht selten vor, dass so nette Mädchen zu Stammkunden werden, geb’ dem Laden eine zweite Chance!"
„Vielleicht sollte ich das wirklich tun?“, sage ich eher zu mir selbst und sehe den Fremden wieder an:
„Ich bin übrigens Anja!"
„Ich heiße Faith und bin bekennender Atheist – an was glaubst du?"
„Ich bin keine Atheistin", antworte ich grinsend: „Faith? Ist das ein Spitzname? Habe ich noch nie gehört?"
„Meine Eltern haben mich wirklich so genannt, sind streng religiöse Iren, die ihren ältesten Sohn mit einem besonderen Namen beehren wollten", meint er mit ernstem Tonfall.
„Das bedeutet … was?"
„Faith, steht für Glaube, Religion, Vertrauen, Loyalität und so, aber die meisten finden den Namen einfach nur cool. Mir soll’s recht sein, ich bin deswegen ja als Kind oft genug verhauen worden", erzählt er mir und der Ton wird wieder ironischer.
„Oh! Das finde ich fies! Aber so wie du aussiehst, hast du deine Kindheit gut weggesteckt"
Ich muss wirklich grinsen. Der Bursche hat was, keine Frage! Humorvoll, höflich und sieht obendrein gar nicht schlecht aus.
„Na ja, als Frühgeburt hatte ich sechs Wochen mehr Vorbereitungszeit", setzt er nach und ich muss lachen.
„Und was macht ein Faith freitagabends so alleine in einem Lokal. Außer jetzt hübschen Füßen nachzuschauen?", frage ich und schmiege mich frech an die Lehne meines Stuhls.
„Lesen!“, antwortet er spontan. „Ich versuche politisch und wirtschaftlich auf dem Laufenden zu bleiben, bis meine Kumpels kommen und mich auf irgendwelche Partys schleppen, auf die ich meine Kinder nie gehen ließe, wenn ich welche hätte."
Er lächelt, nippt an seinem Milchkaffee und fügt hinzu:
„Und natürlich halte ich Ausschau nach der einzig Wahren."
Die letzte Äußerung überhöre ich erst mal. Dass er aber Single ist, habe ich registriert.
„Ich wollte mit meinen Freundinnen in die Disco XXL, kennst du die? Soll heute dort gute Musik laufen."
„Äh, XXL? Hab ich noch nichts von gehört, was spielen die denn für Musik?"
„Alles Mögliche, aber heute so 80er-Jahre-Hits. Du magst Musik?"
„Ich liebe Musik, aber die 80er Jahre sind ein weites Feld. Depeche Mode, Metalica oder Neue-Deutsche-Welle?"
„NDW - das dachte ich zumindest! Aber jetzt, wo du es sagst? Im Grunde mag ich aber alles, was etwas rockig ist."
„NDW?", lächelt er mitleidig und seine Augen beginnen zu glänzen:
„Ich würde meinen rechten Arm für einen Liveauftritt der Originalbesetzung von Guns´n Roses geben, aber NDW - sorry, nicht unter zwei Promille zu ertragen."
Wieder muss ich lachen.
„Ich finde NDW geil. Tanze gern zu der Musik. Aber Axel ist auch cool!"
Faith lässt den Blick kurz in die Ferne schweifen und beginnt ebenso zu lächeln:
„Zu NDW tanzen und einem Fremden die Zeitung weglesen ist aber ein riesengroßer Unterschied, oder?"
Er lehnt sich etwas vor und schaut frech in meine Augen. Für einen Moment bin ich sprachlos. Sonst ist das gar nicht meine Art und beim Small Talk bin ich normalerweise recht schlagfertig. Also werden wir das „Blickkontaktspiel“ aufnehmen.
Schaut er weg, hat er verloren. Dann bin ich der Chef und das reizt mich wenig. Fängt er an, mir Komplimente über mein Aussehen zu machen, hat er verloren. Ich weiß, dass ich gut aussehe! Das muss mir kein Mann bestätigen. Erzählt er mir jetzt, was für ein toller Kerl er ist, steh ich auf und fahre nach Hause.
„Erzähl mir doch mal was über diese böse Party, Faith!“, bitte ich lächelnd und schaue in seine blauen Augen.
*** Kapitel 05 - Faith
Oh, sie will das „Wir schauen uns in die Augen“–Spiel spielen. Also wie immer: Unteren Lidrand fixieren, Optik auf Autopilot stellen und warten, bis sie aufgibt. Wenn sie die eiserne Jungfrau spielt, hat sie verloren. Wenn sie glaubt, ich bettele, hat sie verloren. Wenn sie glaubt, ich übernehme ihre Rechnung, bin ich weg.
Aber vorerst beantworte ich ihre Frage, als wäre sie eine selbstbewusste Frau, die weiß was sie will:
„Wir kennen da so einen Typ, der ist von Beruf Sohn – du weißt schon. Der gibt manchmal ne Party. Man weiß aber nie wer kommt. Es kann also supergeil werden oder die Polizei macht den Laden dicht ..."
Anja nickt lachend:
„Solche Partys kenne ich auch. Kann manchmal aber auch sehr lustig sein."
„Sag ich doch!"
Gerade will ich sie für die Party einplanen, als Anja ihre Stirn in Falten legt:
"Ich werde wahrscheinlich wieder nach Hause fahren und mich durchs langweilige Fernsehprogramm zappen."
Ich stütze mich auf dem Tisch ab und präsentiere meine Schultern in voller Breite:
"Oder du kommst mit und schaust mal, ob´s lustig wird. Wenn nicht, kannst du immer noch heimfahren ..."
Bettele ich jetzt schon? Nein, das geht noch als souveräner Vorschlag zur Abendgestaltung durch, ich hab ja nix versprochen.
Andererseits kann man in Anbetracht einer solchen Frau ruhig mal seine Prinzipien lockern.
Anja beugt sich ebenfalls vor und bietet mir grinsend die Stirn – jedoch wieder faltenfrei:
"Meine Mami sagt, ich darf nicht mit fremden Männern mitgehen."
Mein Grinsen wird noch breiter:
"Das trifft sich prima – dann nimmst du mich eben mit. Ein Auto reicht ja auch."
"Was sind das für Typen die da hinkommen? Wenn es nur Jungs sind, gehe ich nicht mit!"
Och nö! Das sieht so ein bisschen nach „eiserner Jungfrau“ aus. Mit dem festen Vorsatz nicht zu betteln, lache ich laut und frage:
"Du stehst wohl auf Konkurrenz – keine Angst, da kommen auch Mädels."
"Und ist das weit von hier? Und da kann ich einfach mitkommen?"
Ich lege meinen Kopf verträumt zur Seite und denke kurz nach. Wenn ich jetzt nicht alles auf eine Karte setze, diskutieren wir bis zum Morgengrauen alle Eventualitäten durch:
"Du hast die Wahl. Entweder Sofa und Fernsehen oder die Chance auf eine Party mit Fremden. Bitte entscheiden Sie sich jetzt."
Die Antwort kommt überraschend schnell:
"Wann gehen wir?"
Uff, ein kleiner Schubs und schon schießt sie wie ein Pfeil vorneweg. Erleichtert antworte ich:
"Wenn meine Freunde hier sind, sie bringen noch einen Mecki mit, den ich nicht kenne."
"Einen Igel?", fragt sie mich lachend und ich schaue verwirrt. Mir wird erst jetzt bewusst, dass Mecki ein Synonym für Igel ist:
"Vielleicht wollen sie dem Partygott ein Tieropfer darbieten?"
"Ich denke, das wird ein lustiger Abend werden, Faihty"
Das Faithy lasse ich nicht auf mir sitzen und kontere:
"Glaube ich auch, Anja-y."
Meine interessante Tischnachbarin will gerade zu einem verbalen Gegenschlag ausholen, als sie erschrocken aufblickt.
Gleichzeitig schlägt eine flache Hand auf meinen Rücken und ich höre die quäkende Stimme von Mike:
“Hey Faith, lass es, die ist ne Nummer zu groß für dich.“
Mike – einer meiner Freunde – stellt sich zwischen Anja und mich an den Tisch. Er ist gut und gerne zwei Meter groß, aber seine Schultern sind kaum breiter als der Kopf.
Er reicht Anja kurz die Hand zum Gruß, fuchtelt aber schon wieder wild damit in der Luft herum, bevor sie den Gruß erwidern kann. Ohne Luft zu holen, spricht er weiter:
“Hey, ist nicht so gemeint Faith, du weißt doch, wie ich es meine.“
Dann dreht er sich zu Anja:
“Noch mal hallo, ich bin Mike und wir, also Faith und ich, wir kennen uns schon so lange und was ich eigentlich sagen will ...“
Ich ducke mich, als wäre der Redeschwall knapp über der Tischplatte nicht ganz so dicht und erkläre Anja:
“Mike wollte mal Rapper werden, aber er kann keine Reime bilden. Er ist im Moment total aufgeregt. Wenn er dich etwas besser kennt, ist er ein richtig netter Kerl.“
Mike bemerkt unser „heimliches“ Gespräch und mischt sich ein:
“Hey, hört ihr mir eigentlich zu?“
Ich blaffe ihn an:
“Nein Mike, keine Sau hört dir zu, erzähle es der Parkuhr oder halte die Klappe!“
“Ist ja schon gut, ich wollte dich nur schnell abholen. Tom und Mecki warten im Auto, können wir los?“
“Ja, aber ich fahre mit Anja, sie kommt auch mit auf die Party.“
Mike springt wieder vom Stuhl auf und winkt kurz in die Runde:
“Cool, dann bis gleich.“
*** Kapitel 06 – Mondstern
Und schon ist dieses übernervöse Schlacksel namens Mike wieder auf dem Weg nach draußen. Er dreht sich noch einmal um, winkt uns und schafft es, dabei das Kunststück fertig zu bringen, zwei anderen Gästen auf die Füße zu treten. Schulterzuckend macht er sich schnell aus dem Staub. Dieser Mike redet nicht nur wie ein Wasserfall, er ist auch ein kleiner Tollpatsch. Gut zu wissen, falls er auf die Idee kommt, mich später zum Tanzen aufzufordern.
Faith gibt ein Handzeichen in Richtung der Theke und als er mein Lächeln bemerkt, zuckt er nur leicht mit der Schulter – dieses „Meine Freunde sind halt so“-Zucken.
„Zusammen oder getrennt?“, fragt die Bedienung.
„Getrennt!“, platzt es gleichzeitig aus uns heraus. Wieder lächeln wir uns an.
Seine Freunde sind schon weg, als wir vor dem Cafč stehen und kurz darauf sind wir auch schon bei meinem Wagen.
„Verdammter Mist! Diese Karre zieht wohl Politessen magisch an!“, schimpfe ich und ziehe den Strafzettel unter dem Scheibenwischer hervor. Faith macht eine kurze Kopfbewegung und als ich nicht reagiere, zeigt er mit dem Finger nach vorne. Das runde Schild mit blauem Hintergrund, roter Umrandung und den gekreuzten Strichen hüpft mir förmlich ins Gesicht.
„Mist! Habe ich total übersehen!“
„Papi wird’s bezahlen!“, höre ich noch und schon sitzen wir im schwarzen Mercedes SLK 230. Ich konzentriere mich darauf auszuparken und folge einfach Faiths Anweisungen. An der Ampel links und dann gleich wieder rechts, Spurwechsel und auf die Hauptstraße. Immer geradeaus, raus aus der City, meint er.
„Papi?“, fällt mir seine Bemerkung wieder ein. Wieso Papi? Plötzlich muss ich lachen.
„Lass mich raten, du hast dir gerade einen Witz erzählt, den du noch nicht kanntest?“
„Nein, es ist wegen deiner Bemerkung von vorhin, wegen des Strafzettels. Du meinst, das Auto gehört meinem Vater?“
„Ach was! Ich dachte du suchst dir einfach im Umkreis von 50 Metern einen aus, der dir gefällt.“
„Machen das nicht alle hier? Der Benz gefällt mir wirklich, aber leider gehört er einer Freundin. Sie ist in der Dom Rep und leiht ihn mir so lange! Cool, oder?“
„Du passt wunderbar zu dem Wagen."
Insgeheim freue ich mich über sein Kompliment. Ich schaue kurz rüber und antworte lächelnd:
„Leider nicht meine Preisklasse, ich muss für mein Geld arbeiten.“
„Aber trotzdem kommst du in den Genuss dieses Autos, ist doch prima."
„Ja, ist geil", meine ich schmunzelnd und achte darauf, dass die Tachonadel bei 50 stehen bleibt.
Faith lässt seine Fingerkuppen sanft über das schwarze Leder der Sitzbezüge gleiten.
"Fühlt sich geil an."
„Oh ja. Leder hat was. Wie muss ich jetzt fahren?", frage ich, als es an der nächsten Ampel nur rechts und links weitergeht.
„Da vorne links halten, dann der Straße bis zum Stadtrand folgen“, erklärt er mir und sein Zeigefinger berührt kurz meine Haare, als er in die Richtung zeigt. Ich muss mich für einen Moment konzentrieren.
„Leider sind Ledersitze auf längeren Fahrten total unpraktisch, man hat trotz Klimaanlage irgendwann einen komplett nassen Hosenboden", nimmt er das Gespräch wieder auf, nachdem er kurz abgewartet hat, bis ich mich richtig eingeordnet habe.
„O.k. Du wirst lachen, ich habe normalerweise ein Handtuch drunter liegen. Außer ich habe ebenfalls was aus Leder an."
„Fahre ich etwa mit Catwoman auf eine Party?", fragt er plötzlich und zieht eine Augenbraue hoch.
Cat-wer? Ich überlege, in welchem Zusammenhang ich diese Bezeichnung kenne, und antworte:
Nein, ich ziehe die Lederjeans eigentlich nur an, wenn wir tanzen gehen."
Aus den Augenwinkeln beobachte ich Faith, der auf dem Sitz herumrutscht, etwas sagen will, grinst – leicht den Kopf schüttelt und dann aus dem Seitenfenster schaut.
„Was ist los? Musst du mal?", frage ich lachend.
„Nö, ich hatte nur schon sehr ... sagen wir interessante Erlebnisse mit Mädels in Lederjeans. Aber ich will noch eine Weile den Gentleman raushängen lassen, wenn du weißt, was ich meine."
Sein breites Grinsen nehme ich zum Anlass, auf sein Wortspiel näher einzugehen.
„Vielleicht will ich ja gar nicht mit einem Gentleman ausgehen? Was war denn das für ein Erlebnis?" frage ich, ohne nachzudenken und bereue es im gleichen Moment. „Entschuldige bitte, ich bin etwas vorlaut!"
„Jede Frau will mit einem Gentleman ausgehen, aber sie will nicht immer mit einem Gentleman zurückkommen ...", antwortet er süffisant, blickt mich an und legt seinen Kopf zur Seite. „Das hat mir mal eine Frau gesagt, ich glaube da ist was dran, oder?"
Ich muss wieder schmunzeln. Mit ihm mitzugehen war die richtige Entscheidung, das zumindest ist mir schon klar.
„Ich denke, wir sind beide erwachsen, beide Singles und der Abend hat erst begonnen. Und - bisher gefällt er mir sehr gut."
Da Faith nicht antwortet, sehe ich kurz zu ihm hinüber. Sein Blick ist auf die vorbeiziehenden Häuser fixiert. Fast schon ein Hauch von Vorstadtromantik. Aus den hässlichen Stahl-, Glas- und Betonbauten der Innenstadt sind schöne Einfamilienhäuser geworden, deren gepflegte Vorgärten auf mich beruhigend wirken. Als bekennendes „Landei“ fühle ich mich in dieser Umgebung wohl. Gerade im Begriff, ihn nach seiner Unterkunft zu fragen, kommt er mir zuvor.
„Hattest du schon mal einen Orgasmus in einer knallengen, geschlossenen Lederhose?"
Ich schaue ihn überrascht an, bin etwas sprachlos, weil ich nie und nimmer mit so einer Frage gerechnet habe. Um die Situation erst einmal zu verarbeiten, grinse ich vorsichtshalber.
Cool zuckt Faith mit der Schulter und dreht sich wieder zu mir.
„Du wolltest doch wissen, was ich unter interessanten Erlebnissen verstehe", erklärt er mir grinsend.
In dem Moment habe ich den Faden wieder und nicke leicht mit dem Kopf.
„Stimmt auch wieder. In einer - geschlossenen Hose? Einen richtigen Orgasmus? Das geht?", frage ich ihn und versuche mir das vorzustellen. Faith blickt etwas verlegen auf das Armaturenbrett.
„Wenn die Stimmung passt und man sich ein bisschen Mühe gibt ..."
„Und wenn die Stimmung passen würde, ich meine so ganz hypothetisch - wie würdest du das dann machen?", frage ich nach und spüre, wie es leicht zu knistern beginnt.
Faith lehnt sich in den luxuriösen Sitz zurück, streckt die Beine aus und schließt die Augen:
„Sie liegt sehnsüchtig schmachtend in meinen Armen, reckt mir ihre nackten Brüste entgegen. Sie ist von den heißen Küssen schon richtig in Fahrt. Ihre Handgelenke sind nur locker hinter ihrem Rücken gefesselt. Während ich meine Zunge zärtlich um eine ihrer Knospen kreisen lasse, reibt meine Hand zwischen ihren Beinen und sie lässt ihr Becken gierig kreisen. Als ich meine Hand wieder entferne, atmet sie lustvoll ein, und doch ist es Protest gegen die entzogenen Berührungen. Süchtig nach Gefühlen reibt sie ihre Beine aneinander, aber es ist nicht das Gleiche. Das Leder rutscht über die Nässe in ihrem Schoß, aber es ist nicht so intensiv wie meine Hand. Sehnsüchtig öffnet sie ihre Beine wieder und begrüßt meinen festen Griff mit einem leidenschaftlichen Stöhnen."
Er öffnet wieder die Augen:
„So in etwa könnte es gehen, was meinst du?"
Hochkonzentriert folge ich seiner Darstellung und sogar Bilder erscheinen vor meinem Auge. Und nicht nur einzelne Bilder, nein – ich kann mich sogar richtig in die Glückliche hineinversetzten.
Intuitiv greife ich nach den Zigaretten und zünde eine an. Weil mir im selben Moment einfällt, dass es Tina gar nicht gern hat, wenn in ihrem Auto geraucht wird, drücke ich den Schalter und die Seitenscheibe gleitet geräuschlos nach unten.
„Willst du auch eine?", frage ich Faith, der mich interessiert beobachtet hatte. Er grinst und meint:
„Quasi die Kippe danach? OK, ich nehme eine."
Er deutet mein Fingerzeichen und drückt ebenfalls den elektrischen Fensterheber. Langsam rollt der Sportwagen über den Asphalt. Gefangen von erotischen Gedanken, ziehe ich hastig an der Zigarette und lächle verlegen.
„Das stelle ich mir auch wunderschön vor. Aber ich habe ja keine Lederjeans an."
Als ob seine Hose eine Nummer kleiner geworden sei, sucht Faith eine bequemere Sitzposition und lächelt:
„Naja, wenn du wieder mal eine Lederhose anhast, kannst du ja mal jemand fragen, ob er dir den Gefallen tut."
Ich schmunzle.
„Verdammt, der blöde Wind hat mir die Haare zersaust."
In buchstäblich letzter Sekunde reiße ich das Lenkrad herum und fahre in die Ausbuchtung der durch niedrige Bäume leicht zu übersehenden Einfahrt. Ich bremse heftig und atme erst einmal durch.
Faith beugt sich in seinem Sitz nach vorne und sagt mit gespielter Empörung:
„Hey, Sie! Ich habe für die gesamte Strecke bezahlt!"
Mein kleines Ablenkungsmanöver ist alles andere als plausibel. Ich hoffe, mich nicht allzu sehr geoutet zu haben und suche nervös in meiner Handtasche nach der Bürste. Ich spüre, dass Faith mich ansieht, richte meinen Kopf auf und blicke in seine Augen.
Fasziniert erwidert er meinen Blick. Langsam komme ich ihm mit meinem Kopf näher. Er weicht nicht zurück, schließt seine Augen und saugt offensichtlich den Duft meines Parfüms ein. Das männlich- markante Aroma seiner frisch gewaschenen Haare strömt in meine Nase und vermischt sich mit seinem Deodorant. Er hat zweifelsohne Geschmack. Langsam öffne ich meine Lippen und schließe die Augen. Kurz vor ihm verharre ich – das ist jetzt sein Weg. Sekunden verrinnen, die mir wie eine Ewigkeit erscheinen, bis ich seine Lippen für einen kurzen Augenblick spüre. Dann intensiver. Er küsst mich und seine Zunge ertastet zaghaft die meine. Ich lasse meinen Körper einfach auf ihn gleiten und Faith nimmt mich in den Arm und gibt mir Halt. Sanft, fast schüchtern spielen unsere Zungenspitzen miteinander. Ich beginne leicht zu zittern – überlege, es ihm einfach zu sagen, kann mich aber nicht dazu durchringen.
Meine kurze Unsicherheit wird sogleich durch Faiths Initiative beendet. Er zieht mich fester an sich und der Kuss wird leidenschaftlicher – ich noch erregter und auch mutiger. Ich riskiere es einfach. Beherzt unterbreche ich das Spiel und schaue ihn an.
„Faith?
Er öffnet ebenfalls die Augen und schaut mich mit verklärtem Blick an:
„Anja?"
„Ich will, dass du auch mir diesen Gefallen tust", hasple ich hervor und blicke verlegen zur Seite. Mist! Das klang eher wie der Versuch einer alten Jungfer, noch einmal den letzten Frühling zu erhaschen und nicht nach einer selbstbewussten jungen Frau.
Als ob seine Hose nun zwei Nummern zu klein ist, rutscht Faith auf dem Sitz herum.
„Ich glaube, ich bin nicht der Typ, dem so was passiert", meint er ungläubig, setzt aber gleich hinzu: „Ich kann es kaum erwarten."
„Dann mach doch!", hauche ich ihm entgegen und kuschle mich dicht an ihn.
Ich spüre, dass er unentschlossen ist. Denk doch nicht zuviel nach! Ich verstehe meine Aktion selbst nicht und will mir jetzt auch darüber keine Gedanken machen. Ich will es nur einfach spüren.
„Aber du hast doch gar keine Lederhose an."
Ich öffne wieder die Augen und sehe mich unsicher um. Hier sind wir alleine, die einsetzende Dämmerung gibt uns Schutz und die wenigen vorbeifahrenden Autos, die stadtauswärts fahren, stören nicht. Ich sollte hier abbrechen, wenn er nicht mit der gleichen Begeisterung bei der Sache ist, dann hat er bestimmt seine Gründe. Dennoch ist meine nächste Aussage nicht wirklich rational:
„Ich sollte das jetzt nicht sagen. Es ist nicht ladylike - aber ... ich würde mich nicht unbedingt wehren, wenn du an meinen Gürtel langst."
Den Finger seiner Hand spüre ich, jedoch nicht da, wo ich es gehofft habe. Stattdessen fasst Faith mir ans Kinn und hebt sanft meinen Kopf an. Mit verschwörerischem Unterton flüstert er in mein Ohr:
„Wir werden noch eine Menge Spaß haben, aber nicht jetzt und nicht hier. Wir müssen nicht auf diese Party, aber wir werden diese Spannung ganz sicher nicht auf den Sitzen dieses, zugegeben, tollen Autos verpuffen lassen."
Nebenbei fährt sein Finger ganz sanft über meinen Hals, mehr ein Hauch, als eine Berührung. Er schaut mich mit seinen blauen Augen eindringlich an.
Schlagartig zucke ich zusammen, setze mich kerzengerade in meinen Sitz und atme schwer durch. Autsch!
„Entschuldige bitte, ich weiß nicht, was gerade in mich gefahren ist."
Ich starte den Motor und fahre zügig an.
Faith ist von meiner Reaktion wohl ebenfalls überrascht. Bevor der Mercedes
ein nennenswertes Tempo erreicht, beugt er sich zu mir herüber. Ich gehe vom Gas und der Wagen rollt aus. Sanft nimmt er mich in die Arme und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss. Ich erwidere ihn nur halbherzig und bemühe mich zu lächeln. Aber irgendwie bin ich nicht mehr in der richtigen Stimmung. Ich versuche abzulenken.
„Kennst du Mike schon lange?"
Faith sieht mich ernst an. Streichelt sanft über meine Wange.
„Das interessiert dich doch gar nicht."
Er lächelt verhalten und seine Finger berühren kurz meine Nase. Wie bei einem Kind, das man goldig findet. Dann flüstert er fast:
„Auch ich begehre dich, aber lass uns noch warten, bis die Flammen höher schlagen. Bitte, lösch das Feuer nicht voreilig."
Worte sind Schall und Rauch, eine böse Zunge verletzt mehr, als jedes scharfe Schwert. Doch seine Worte bringen mich wieder zur Vernunft. Es ist mir peinlich, dass ich mich einem – quasi wildfremden Mann einfach so aufgedrängt habe. Etwas entspannter lächle ich zurück:
„Ich glaube du hast Recht. Wir sollten erst mal Brüderschaft trinken."
Faiths Lächeln wird zum breiten Grinsen.
„Aber es macht dir doch nichts aus, wenn ich nach dem Bruderkuss etwas an dir rumspiele?"
Dass er es mir nicht krumm nimmt, und sogar wieder seine Witzchen macht, hilft mir sehr.
„Vielleicht treffe ich auf der Party einen anderen netten Mann. Vielleicht will der mit mir - spielen", antworte ich und berühre den Handrücken seiner Hand, die immer noch sanft über meinen Hals gleitet.
„Naja, ich könnte Mike einen kleinen Tipp geben. Der würde den Rest des Abends wie ein Schwarm Mücken um dich kreisen, da hätte kein anderer eine Chance."
Faith blinzelt mir zu und ich muss lachen.
„Ich denke, ich werde dein Angebot annehmen, Faithy. Wie weit ist es denn noch?"
„Wir sind gleich da, wenn du dich auf den Verkehr konzentrieren würdest."
„Ich bin Expertin für Verkehrsfragen", antworte ich und Faith kontert:
„Davon bin ich überzeugt."
Ich bringe den Schalthebel in Position und der SLK schnurrt los. Wenige Augenblicke später erscheint ein villenartiges Gebäude mit einer riesigen Grünfläche. Ein zwei Meter großer Mann hüpft nervös auf dem Gehweg herum und Faith winkt seinem Kumpel Mike zu. Ich finde einen Parkplatz und schwitze „Blut und Wasser“, das für mich ungewohnte Auto da hineinzuquetschen.
*** Kapitel 07 – Faith
Als wir aus dem Wagen steigen, hievt Tom zwei schwere Alukisten aus dem Kofferraum seines Autos.
Provozierend rufe ich:
“Hey Tom! Hast du dich wieder breit schlagen lassen, den DJ zu spielen?“
“Bevor du die Gäste mit deiner Schunkelmusik vergraulst, hat sich der Gastgeber vertrauensvoll an mich gewendet“, kommt es schlagfertig zurück.
Ich weihe Anja in das Thema ein:
“Tom bezeichnet alles, was mit Hardrock und Heavy Metal zu tun hat, als Schunkelmusik – ist eine Anspielung aufs Headbangen.“
Hinter der Kofferraumklappe höre ich eine fröhliche Mädchenstimme:
“Ich helfe dir, gib mir eine Kiste.“
Gleich darauf scheppert es gewaltig und eine junge Frau hüpft auf einem Bein in mein Blickfeld:
“Menno, das ist ja voll schwer!“
Zeternd reibt sie sich einen Fuß durch das weiche Leder ihrer flachen Ballerinas. Unbewusst „scannt“ mein Kleinhirn die Frau.
Sie hat schlanke, durchtrainierte Beine, die in einer schwarzen, drei viertel langen Glanzleggin stecken. Darüber trägt sie einen knappen Jeansminirock. Ihr zitronengelbes, bauchfreies Top wird lediglich mit einem Neckholder und einem dünnen Stoffstreifen oberhalb der Lenden am Körper gehalten.
Das auffälligste Merkmal sind jedoch ihre feuerlöscherroten Haare, die wie kleine Stacheln von ihrem Kopf abstehen. Amüsiert über dieses kleine, freche Energiebündel, wird mir klar – Mecki ist ein Mädchen.
Während Tom sich noch künstlich über die umgefallene Kiste aufregt, kommt Mecki zu uns gelaufen:
“Hallo, du bist Faith, ich bin Mecki.“
Bei der freundlichen Umarmung muss ich mich etwas zu ihr runterbeugen, sie ist kaum 1,60 Meter groß.
Anschließend stellt sie sich mit ihrer unbefangenen, fröhlichen Art vor Anja:
“Hey ich bin Mecki und du musst Anja sein. Warst du schon mal auf dieser Party? Tom hat mich mitgeschleppt und ich bin schrecklich aufgeregt, weil ich fast keinen kenne.“
Anja erwidert die freundliche Begrüßung:
"Hi, hi. Dann sind wir schon mal zwei. Ich kenne Faith sogar erst mal eine starke Stunde."
Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass sich die beiden Frauen verstehen. So manche Männerfreundschaft wurde nach einer deftigen Schlägerei besiegelt, aber wenn sich Frauen beim ersten Kontakt nicht riechen können, bleibt das lebenslang so.
Anja und Mecki beginnen sofort angeregt miteinander zu plaudern und mir werden die frappierenden Unterschiede bewusst.
Anja ist eine attraktive, junge Frau mit einem klaren Stil und fester Ausstrahlung. Mecki ist zweifellos erwachsen, lebt aber noch nach dem Motto: „Ich kann mir alles erlauben und ihr dürft nicht mit mir schimpfen.“
Ich helfe Tom beim Tragen der Kisten und erwische ausgerechnet die mit dem schweren Verstärker.
Mike läuft dicht hinter den beiden Mädels her und versucht, sich in das Gespräch einzubringen, aber die Kommunikationsgeschwindigkeit und die Themenwechsel sind zu schnell für einen Mann. Er beschränkt sich darauf, ihnen den Weg zu weisen.
Anstatt durch die feudal wirkende Eingangstür zu gehen, leitet er sie um das Haus herum in den großen Garten.
Ächzend stelle ich die Kiste auf die Terrasse und lasse meinen Blick über den Garten schweifen.
Die Terrasse aus weißem Marmor hat A
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Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 441
Mondstern
Wie und was sich so ergeben sollte, war ja in keinster Weise abgesprochen und gerade darin lag ein sehr großer Spaßfaktor. Chatten macht Spaß, und wenn die Chemie stimmt dann darf es auch mal "gefährlich" werden. Ein Chat ist aber auch sehr privat und intim, und sollte nicht veröffentlicht werden. Es sei denn, wie bei uns das es so ausgemacht ist.
Und weil's so schön war, haben wir die Tage mit einem neuen Projekt begonnen. Wir beide, wie gehabt und doch völlig anders. Teil 2 wird dann von Faith gepostet.
Vielleicht kommt ja auch Mecki wieder vor, die zwar irgendwie eine größere Rolle spielen sollte, dann aber dem Verlauf der Dinge "geopfert" wurde. In einer vornweg geplanten Storyline wäre das nicht passiert. ;-)
Singleleben? Nun, dazu kurz ein Wort. Ich spiel mich und genau hier liegt der Reiz etwas zu tun, das Ehefrauen nicht machen sollten. Unsere Geschichte ist reinste Phantasie und durch den Kunstgriff, Single zu sein, habe ich keinem Rechenschaft abzugeben und kann befreit schreiben. :-))
Ob ich es meinem Mann mal zeigen soll? Ich glaube ... besser nicht ;-)
LG Mondstern«
Kommentare: 3
Wird es eine Fortsetzung geben?
BTW: Im Chat kann schon vieles passieren ... xD
Evil«
Kommentare: 24
Kommentare: 144
Ich hab noch nie so eine lustige und gleichzeitig geile Geschichte gelesen! Die Wortwechsel sind einfach spitzenmäßig! Total spritzig und doch nicht zu bissig!
Bitte bitte mehr von euch Beiden!!!«
Kommentare: 30
Bin gerade lächelnd, grinsend, fasziniert, mitfühlend, aufgeregt und angespannt vorm Rechner gesessen und hab mit euch beiden (natürlich eher mit Anja) mitgelebt .... war wie Anja von dir begeistert, lieber Faith ... hab mich gleichzeitig mit ihr von dir angezogen gefühlt ...
... und ja ... im Chat passieren so manche Dinge ... *schmunzel*
...
Küsschen an euch beide !!!«
Kommentare: 40
skipp20
Grüße vom begeisterten
skipp«
Kommentare: 35
mach weiter so
Wolfgang«
Kommentare: 88
Wenn zwei der besten Autoren dieser Seite eine Geschichte schreiben dann kann nur etwas Besonderes herauskommen!
Kein Klischee, dafür jede Menge Wortwitz und knisternde Spannung!
liebe Grüße
Silvia«
Kommentare: 136
Der XXX-Zine
Ich frage mich nur, ist das wirklich die Anja, die wir aus den anderen Geschichten kennen? Oder wieso behauptet sie plötzlich Single zu sein - tststs!«
Kommentare: 105
catsoul
der Spaß kommt rüber und ja, sie gefällt! Habt ihr super hinbekommen! :top:
Ach, Mist, den Smilie gibts ja hier nicht ... naja, ihr wisst ja wo ihr schauen müsst um zu erfahren, wie der aussieht! *lol*
liebe Grüße
cat«
Kommentare: 102
Kommentare: 8
Gerade vorher habe ich ein schlimmes "Machwerk" gelesen, da
war das hier wie Urlaub in der Südsee.......
Mehr davon!«
Kommentare: 27
Immer wieder erstaunlich, wozu ein Chat doch so alles nützlich sein kann.
*gespannt auf weitere Werke des 'Mond-Faith' Duos wartet*«
Kommentare: 43
Dass habt ihr toll hingekriegt. Die Geschichte gehört mitunter sicher zu den Besten die ich jemals hier bei SEVAC gelesen habe
lg, Fetus«
Kommentare: 1
Diese, Eure Geschichte entlockt sogar mir Worte des Lobes - hinreißend amüsant, anregend und aufregend zu lesen. Sie lebt vom Zauber der Unbekümmertheit. Bitte mehr davon. Und danke, dass Ihr uns daran lasst teilhaben.
lg«
Kommentare: 31
Kommentare: 17
Mach weiter so,bin dein treuester Leser.
Lieben Gruss aus dem Saarland«
Kommentare: 1
«
Kommentare: 2
Kommentare: 214
aweiawa
LG
Elmar
«
Kommentare: 26
Kommentare: 42
Kommentare: 102
Faith
DANKE für die vielen Kommentare.
lg
F
«
Kommentare: 88
die Szene draußen ist heiß beschrieben. Das entschädigt für den langen Anfang.
Gruß
Thomas«
Kommentare: 32
einfach genial.
Super.
Liebe Grüße
Georg«
Kommentare: 12
wenn diese Geschichte tatsächlich das Ergebnis eines Experiments ist, dann bitte ich dringend um fleißiges Weiterexperimentieren! Da ist etwas tolles draus geworden - die Story packt sehr unmittelbar zu. Danke!
LG,
Martin
«
Kommentare: 34
einfach klasse wie ihr zwei Protagonisten in eure virtuellen Rollen schlüpft. Und gerade weil ich Dich etwas kenne und weiß was dich am Schreiben besonders reizt, so bin ich very impressed von deiner (eurer) Reise in die Fantasie Welt. Ein Meisterwerk des literarischen, erotischen Ping-Pong Spiels.
Should be continued...
Must be continued...
Tom«
Kommentare: 3
Aber am Besten finde ich den Humor, schade, daß man den nicht bewerten kann:-)«
Kommentare: 21
Kommentare: 18
Schon allein die Idee, dass im Dialog aus dem Chat heraus zu schreiben. Ein Glück, dass ich nach langer Zeit heute wieder mal hier gelesen habe. Ich hätte echt was verpasst!
Mach weiter so Anja, Bernd«
Kommentare: 152
TetraPack
Kommentare: 44
Gruß Heney«
Kommentare: 7
Kommentare: 3
Kri«
Kommentare: 63
Kommentare: 258
Schlagfertig + selbstironisch; knisternd + knackig; erotisch bis explosiv - was für ein herrlich komponiertes, leichtfüßig spontan wirkendes Spiel mit den Erwartungen auf verschiedenen Ebenen!
Tatsächlich habe ich zwar - nach der Ansage... - ein winziges Pünktchen nach dem abschließenden (sevac-)Schreibedialog einbehalten - hätte denn da 'ne Anspielung nicht gereicht? :-)
Ansonsten: absolute Hochachtung, was da an Einheitlichkeit des Niveaus und der elektrisierenden Dialoge aus zwei Tastaturen fließt! Davon möchte doch auch gern noch viel mehr lesen
Euer magic«
Kommentare: 45
Lefuet«
Kommentare: 22
Gruß
Oceanman«
Kommentare: 279
Leichtgewicht
Und mit meiner Bewertung liege ich sogar knapp über Schnitt.
Gratulation«
Kommentare: 27
Kommentare: 68
Kommentare: 17
Das ist eine sehr gute Idee gewesen um so eine Geschichte zu schreiben. Sehr schön. Sehr detailgetreu beschrieben sodass man sehr gut hineintauchen konnte in die Geschichte. Lieben Gruss Ontario10«
Kommentare: 87
Auden James
Geradezu unlesbar sind viele der Dialoge, die diese Bezeichnung schwerlich verdienen, da sie den geneigten Leser zwar mit direkter Rede konfrontieren, die Figuren, die selbige von sich geben, allerdings oftmals ohne entnehmbaren Sinn aneinander vorbeireden. Gleichsam stockt der Handlungsverlauf, der seinem Entstehungsprozess unüberlesbar Tribut zollen muss: Es fehlt an Stimmigkeit und Geschlossenheit in der Handlung, überall. (Spurlos verschwindende Nebenfiguren, wie z. B. "Mecki", stellen da nur die Spitze des Eisberges dar.)
Und darüber hinaus fällt das Szenario, dass die beiden Autoren im Chat "zusammenbastelten", weder sonderlich einfallsreich noch spannungsvoll aus. Die Kennenlernen der beiden Figuren wird hölzern und umständlich aufbereitetet, die körperliche Annäherung durch - sogar für die betreffende "Anja" selber! - unerklärliche einseitige Notgeilheit initiiert und das gemeinsame Schäferstündchen im (Irr-)Garten irgendeiner Villa irgendeines begüterten "Snobs" liest sich für sich genommen zwar durchaus anregend, aber wird weder durch das überkonstruierte unstimmige Drumherum noch die fremdbestimmten Hauptfiguren getragen (die im Verlauf der Geschichte fast schon wie in einer Liebesschnulze als ein vom Schicksal einander bestimmtes Liebespaar dargestellt werden).
Für ein positiveres Urteil ist die Handlung zu wirr und willkürlich, die Sprache zu holprig. Das Beste: das Spiel der Autoren mit sich selbst als fiktionalisierten Figuren sowie der Form am Ende. Für ein "rundes" Lesevergnügen aber wäre eine gründliche Überarbeitung vonnöten!«
Kommentare: 57
eine tolle Geschichte habt ihr geschrieben und ich stufe sie an oberster Stelle in "Kopfkino" ein.
Gruß Stef«
Kommentare: 10
Was mir am meisten aufgefallen ist, war die stellenweise fehlende Konsistenz der Charaktere. Anfangs sah es danach aus, dass Anja typischerweise eine eher eine kühle, abweisende Persönlichkeit ist, wogegen sie am Ende fast den Sprung zu einem verknallten Teenagermädchen schaffte. Ebenso das plötzliche Abdriften von Faith in eine machohafte Arschloch-Rolle während der Szene in den Sträuchern hat mich beim Lesen doch sehr irritiert.
Gerade, wenn man sich selbst spielt, sollte man doch ein klares Bild seines Charakters im Kopf haben, oder?
Mich als Leser hat Mecki auf jeden Fall neugierig gemacht und ich fand es etwas schade, dass sie im weiteren Verlauf der Handlung einfach weggelassen wurde. Ihre Beschreibung und auch ihre frühe Einführung in die Geschichte lässt aber vermuten, dass euch diese Figur beiden recht gut gefällt.
Vielleicht bekommt sie also in anderen eurer Geschichten noch ihren Auftritt ;).
Ansonsten muss ich aber als Fazit sagen: Eine sehr schöne Geschichte, die zwar ihre Ecken und Kanten hat, aber den Leser auf jeden Fall fesselt und - besonders unter den Umständen ihrer Entstehung - euch zwei als hervorragende Autoren auszeichnet.
Und das nicht nur wegen der charmanten Aufmachung des Abspanns ;)«
Kommentare: 31
eine sehr gelungene geschichte, freue mich schon auf die nächste:-)«
Kommentare: 21
Die Kommentare sind ja z.T. etwas zwiegespalten... - für mich nicht nachvollziehbar, bis auf die wirklich etwas zu abrupt aufkommende dominante Szene ist die Erzählung klasse, vor allem, da es eben keine Storyline gab und Kapitel für Kapitel von wechselnden Autoren verfasst wurden... ohne dass der andere vermutlich wusste, in welche Richtung der Vorschreiber die Geschichte weiterspinnt...
Mir hat es sehr gut gefallen... - muss mir wohl auch mal die Geschichten von Faith durchlesen...
VLG Thorsten«
Kommentare: 2
Ein wirklich gelungenes witziges Werk.
Begebt Euch dringend weiter in den Chat und lasst uns teilhaben. Danke«
Kommentare: 142
Schöne Geschichte, viel Wortwitz, hat echt Spaß gemacht. Habt ihr tatsächlich noch eine weitere Geschichte geschrieben? Dann muss ich mich mal auf die Suche begeben.
Ganz liebe Grüße an euch beide!
yksi«