Anja und Tina Teil 3 - Shopping Day
von Mondstern
Diese Geschichte spielt im Frühjahr 2006. Zu diesem Zeitpunkt war ich 31 Jahre alt.
Copyright by Mondstern
1-Frau gegen Frau
Der Blick auf den Tacho ließ mich zusammenzucken. Die Nadel hing bei 200 Km/h und ich ging augenblicklich vom Gas. Der 230er-SLK-Kompressor war ein Traum. Ich wollte gar nicht mehr aussteigen. Die anfängliche Abneigung gegen das Automatikgetriebe war heller Begeisterung gewichen. Einzig die Erkenntnis, dass „Oben-ohne“ mir nur am Baggersee zusagte, trübte den Gesamteindruck. Ich vertrug den Fahrtwind nicht und bekam Kopfschmerzen. So fuhr ich dann eben mit geschlossenem Dach und genoss die Klimaautomatik. Der Verkehr verdichtete sich am Autobahndreieck und ich ordnete mich sehr bald auf der rechten Spur ein.
Waren die drei Wochen schon vorüber? Die Zeit verging wie im Flug und unsere Freunde Thomas und Tina waren seit gestern Abend von ihrem Karibikurlaub zurück.
Es war echt toll von Tina, mir solange ihren Benz zu leihen. So geil das Auto aber auch war, so unpraktisch stellte es sich jedoch im Alltag für eine Mutter mit zwei Kindern heraus. Mein Ford Ka stand bei Tina in der Garage und mir fiel der entsetzte Blick meines Mannes ein, als ich mit dem SLK nach Hause kam.
„Tina hat dir einfach so ihr Auto gegeben?“
Natürlich! Die ist ja kein Mann, dem das Herz flattert, nur weil eine Frau sein Heiligtum fährt. Außerdem war die Karre vollkaskoversichert. Lediglich beim Tanken erinnerte ich mich an den großen Vorteil meines Kleinwagens.
Hupend fuhr ich in die Hofeinfahrt und stellte den schwarzen Sportwagen neben die Doppelgarage. Ein Fenster öffnete sich und meine Freundin winkte mir zu. Ich lief noch einmal um den Wagen, um zu überprüfen, ob er auch wirklich keine Schramme abbekommen hatte. Die Eingangstür öffnete sich. Tina kam, in Shorts, Top und einem Frotteehandtuch um den Kopf gebunden, aus dem Haus gestürzt und wir lagen uns in den Armen.
„Immer wenn ich unter der Dusche stehe, klingelt das Telefon oder es kommt jemand."
„Manches ändert sich eben nie! Wie war der Urlaub?“, fragte ich neugierig und gab ihr den Autoschlüssel zurück.
„Geil – nur geil! Ich habe drei Kilo zugenommen“, lachte sie und rieb sich über den Bauch. „Ich denke, einen ‚all inclusive’ Urlaub machen wir nicht mehr.“
„Komm, süße Bäckchen hast du bekommen.“
„Hamsterbacken! Ich komme nächste Woche mit dir in den FITNESSCLUB. Bin total eingerostet.“
„Cool! Ich freu` mich schon drauf.“
Wir saßen in ihrer Küche und Tina erzählte von der schönsten Zeit des Jahres. Essen, trinken, sonnen, faulenzen und Partys bis zum Abwinken. Genau, was die beiden sich vorgestellt hatten. Wer jetzt denkt, seine eigene Frau würde zu viel reden, der kennt Tina nicht. Eine Viertelstunde hörte ich ununterbrochen ihrem Reisebericht lächelnd zu.
„Und, auch was von Land und Leuten gesehen?“, fragte ich und schlürfte meinen Kaffee, als sie mit der Zusammenfassung fertig war.
„Das nicht! Leider!“, meinte sie betrübt. „Man warnte uns ausdrücklich davor, die Anlage zu verlassen. In der Dominikanischen Republik gibt es viel Armut und eine hohe Kriminalitätsrate. Aber das wussten wir schon vorher. Die Anlage war wie eine Festung von Securityleuten bewacht, aber die hatten da so viele Animationsprogramme, dass es nie langweilig wurde.“
Die beiden haben keine Kinder und sich deshalb extra eine Anlage ausgesucht, die sinngemäß damit warb „Singles und tolerante Paare willkommen – Abenteuer garantiert“.
„In der einen Disco gab es sogar gratis Kondome! Ich habe noch nie so viele Paare in die Toiletten verschwinden sehen!“
„Solche Paare, die Gummis brauchen!“, stellte ich richtig.
„Solche, die sich seit einer Stunde kannten“, bestätigte Tina.
„Sodom und Gomorrha.“
„Nicht ganz! Aber teilweise war es schon krass! Kommt doch nächstes Jahr einfach mit!“
„Tolle Idee, Tina! Den Kids wird`s garantiert dort gefallen. Da gab es doch sicherlich keine Kinder?“
„Stimmt! Kinder sind sogar ausdrücklich unerwünscht“, meinte sie nachdenklich. „Da müssten wir wirklich woanders hingehen.“
„Ne, lieber nicht! Das ist nichts für uns. Ich liege nicht drei Wochen nur am Pool rum!“
„Dann lass uns doch eine Woche nach Mallorca fliegen. Tagsüber ist Familienurlaub und abends gehen wir auf die Piste!“
„Warum nicht? Ich würde mir gern mal den Ballermann 6 ansehen“, grinste ich sie an, „und fremde Jungs provozieren!“
„Da ist die Dom-Rep aber besser geeignet!“
„Ich sagte – provozieren! Nicht – poppen!“
Tina schmunzelte: „Du und dein Spiel mit dem Feuer. Verbrenn dir bloß nicht mal die Finger – oder besser die Muschi!“
„Üüüch? Ich habe alles im Griff!“
„Sicher Anja! Das habe ich schon bemerkt“, lachte sie und legte mir beim Aufstehen sanft ihre Hand auf die Schulter. Sie ging zur Kaffeemaschine und schenkte unsere Tassen noch einmal voll.
Gebannt lauschte ich Tinas Erzählungen von den nächtlichen Partys und zu welch schändlichen Taten die vielen „glücklich verheirateten“ Frauengruppen fähig waren. Meist Amerikanerinnen, die einen Kurzurlaub machten, aber auch viele Europäerinnen. Ich musste eingestehen, dass mich die frivole Unterhaltung nicht gerade kalt ließ. Den unwissenden Partner zu betrügen fand ich unfair, aber auf frivole Spielchen stand ich schon.
„Wow! Schon irgendwie geil“, grinste ich Tina an. „Aber nicht nackt, oder?“
„Nein, Oben-ohne. Ein Höschen hatte ich noch an.“
„Und so lagst du dann auf dem Tisch, als lebendes Buffet sozusagen?“
„Genau. Einer der Animateure hat klein geschnittene Obststücke auf meinem Körper ausgelegt und die anderen dann aufgefordert, sie zu essen. Ohne die Hände dabei zu benutzen!“
„Und, hat es gekitzelt?
„Eher geprickelt. Und je später die Stunde, desto mutiger die Gäste!“
„Da hätte ich vielleicht auch mitgemacht.“
„Nur vielleicht?“
Wir malten uns verschiedene Szenarien aus, lachten und alberten herum wie Teenager. Eine unscheinbare Berührung ihrer Finger auf meinem Handrücken, ein Blick in ihre dunklen Augen. Sie hatten diesen magischen Glanz. Dieses Feuer der Leidenschaft. Diese Begierde.
Ich seufzte leise. Tina war einfach wunderschön.
„Lass uns miteinander schlafen!“, hauchte ich ihr zu.
Sie lächelte mich an.
Sofort knisterte es zwischen uns. Sekundenlang sahen wir uns in die Augen und erhoben uns dann langsam. Ihr Mund öffnete sich und ihre Zunge fuhr über ihre feuchten Lippen. Langsam näherten sich unsere Gesichter … mein Puls ging steil in die Höhe … Es erregte mich, wie sie mich ansah; es erregte mich, wie sie mich begehrte. Obwohl Tina kein einziges Wort sagte, sprach ihre Mimik für sich. Sie wollte mich fühlen, meinen Körper spüren - und ich wollte mich ihr hingeben. Unendlich langsam knöpfte sie meine Bluse auf und wir küssten uns auf den Mund.
Es dauerte scheinbar eine halbe Ewigkeit, bis wir beide nackt waren. Zärtlich streichelten wir uns über die Arme und als Tina meinen Hals berührte, bekam ich eine Gänsehaut. Kein einziges Wort fiel zwischen uns. Dann wieder der kurze Moment, den Tina so hasste.
„Beeil dich aber bitte!“, sagte meine Freundin und entließ mich aus ihrer Umarmung. Glücklicherweise war sie es nicht anders gewohnt und lächelte nur, als ich geschwind im Badezimmer verschwand. Obwohl ich fast jeden Morgen duschte, kann ich es nicht ausstehen, wenn ich vor dem Sex nicht das Gefühl habe, sauber zu sein.
Es dauerte keine drei Minuten.
Ich kam aus dem Bad und Tina räkelte sich schon auf dem schwarzen Ledersofa. Auf halbem Weg blieb ich stehen und öffnete den Knoten des Handtuchs, das ich um meinen Körper gewickelt hatte. Es glitt zu Boden. Langsam drehte ich mich verführerisch um meine Achse.
„Willst du mich?“, fragte ich lächelnd. Mit beiden Händen löste ich das Haargummi, beugte mich nach vorne, schüttelte kurz den Kopf und richtete mich so schnell wieder auf, dass die Haare nach hinten wehten. Die ungekämmten, lockigen Haare machten Tina immer schon an. Sie lächelte nur, reichte mir ihre Hand und ich ließ mich von ihr aufs Sofa ziehen.
Das kühle Leder auf meiner nackten Haut war ein Traum. Tina zu küssen ebenfalls. Genau hier liegt meiner Meinung nach der große Unterschied. Das Küssen. Die weit verbreitete Meinung, eine Frau sei generell sanfter und zärtlicher kann ich nicht bestätigen. Jürgen ist meistens sehr zärtlich und einfühlsam und was technische Fertigkeiten, wie zum Beispiel eine „geschickte Zunge“ betrifft, so spüre ich da keinen Unterschied, ob sie einer Frau oder einem Mann gehört.
Was ist es dann? Natürlich kann ich nur für mich sprechen. Eine Frau ist halt anders. Es ist eine reine Kopfsache. Ein Frauenkörper ist meiner Meinung viel ästhetischer. In diesem Fall war es aber IHR Körper, den ich liebte. Ich mag ihre weiche, glatte Haut, die dunklen Haare, die gezupften Augenbrauen, ihre Grübchen an den Wangen, wenn sie lächelte und das Parfüm, nach dem sie duftet. Der sinnliche Blick, ihr dezentes Make-up, ihre Lippen. Aber ich liebte auch ihre Persönlichkeit – das war für mich ein sehr wichtiger Punkt. Der Sex mit Tina war nie mit einem Quickie zwischen Jürgen und mir zu vergleichen. Wir Frauen brauchen einfach Zeit. Unendlich viel Zeit, bis wir überhaupt erst „zur Sache“ kommen. Wenn unsere Männer dabei sind, finde ich es fast noch schöner, zu zweit war es aber … anders halt.
Bisher hatte ich nur mit Tina gleichgeschlechtliche Erfahrungen, wobei ich es mir mit einer anderen Frau auch vorstellen konnte. Wenn die Sympathie stimmte, ich mich zu ihr hingezogen fühlte …
Was mir unheimlich entgegen kam, war die Gewissheit, hier nichts Verbotenes zu tun. Sicherlich gibt es verschiedene Ansichten über außerehelichen Sex und Treue. Das ist aber Privatsache und geht nur die jeweiligen Partner etwas an. Ich bewegte mich innerhalb unserer selbst auferlegten Grenze und genoss diese Varianten der Erotik. Allerdings wohl dosiert. Diese „Bereicherungen unseres Sexlebens“, wie wir es nannten, mussten Highlights bleiben. Mit Tina war es trotzdem anders, als bei unseren bisherigen „Experimenten“.
Hauptsächlich deswegen, weil ich niemals einen fremden Mann so küssen würde.
Wir verstanden uns einfach blind. Tinas Gespür für das, was ich wollte, ohne dass ich es aussprechen musste. Ich konnte mich bei ihr genauso fallen lassen und meine devoten Züge ausleben, wie im selben Moment den Hebel umzulegen und den aktiven Part zu übernehmen. Es funktionierte einfach – es war fast nie geplant und oft lagen Wochen und Monate dazwischen, in denen wir „ganz normale“ Freundinnen waren.
Diesmal brachte sie mich immer wieder kurz vor den Höhepunkt und hörte dann auf. Es war unglaublich geil, in diesem Zustand zu verharren. Wir küssten und streichelten uns eine scheinbare Ewigkeit.
Eng aneinander geschmiegt rieb Tina meine Klitoris. Ich sah sie flehend an, mich zu erlösen.
Sie lächelte: „Machst du es mir zuerst?“
Es ist immer anders. Mal so und mal so. Längst habe ich meine Scheu abgelegt, sie ebenso zu berühren und genoss meine Bi-Neigung. Ich kannte Tinas Körper genau und merkte, wie sie immer schneller atmete. Als sie die Augen schloss, verstärkte ich den Druck meiner Fingerspitzen. Auch bei ihr liebe ich es, sie beim Orgasmus zu beobachten. Sie hörte auf, mich zu streicheln, hielt die Luft an und ich küsste ihren Hals, als es ihr kam.
Nachdem sie sich erholt hatte, übernahm sie wieder ihre Lieblingsrolle. Ihr Kopf versank zwischen meinen Beinen und ich streichelte ihre Haare. Ich liebte es, dabei meine Brust zu streicheln und Tina zuzusehen. Ich brauchte dabei keinen Finger, der in mich eindrang. Sie kannte meine erogenen Zonen nur zu gut und wusste, dass es mehr davon gab, als die hinlänglich bekannten, denen sich nur einfallslose Liebhaber widmeten.
Ihre Zunge brachte mich in Ekstase und ich krallte wild meine Finger in ihre Haare.
„Ja, komm Anja, schrei es raus!“
Das kostete mich immer Überwindung und lieber genoss ich meinen Höhepunkt leise. Diesmal ließ ich mich aber einfach fallen. Laut stöhnend zuckte ich immer wieder unter den kleinen Nachbeben zusammen.
Ich genieße das auch bei meinem Mann, nur neigt der dazu, des Guten zu viel für mich zu wollen. Tina weiß eben, nicht nur theoretisch, wie die Auswirkungen solcher Orgasmen schnell unangenehm werden können und nimmt sich die Zeit, die der weibliche Körper eben zum Abklingen braucht. Trotzdem ist irgendwann einmal „Schluss mit lustig“, und ich drückte ihren Kopf weg. Während ich den verblassenden Sternchen nachsah, streichelte sie behutsam meinen Kopf und drückte mich an sich. Minutenlang kuschelten wir uns wortlos aneinander. Als unsere Sinne sich wieder normalisiert hatten, löste sich Tina von mir und erhob sich.
„Cola mit Zitrone?“, fragte sie nach meinem Lieblingsgetränk.
„Gerne! Hast du Eiswürfel?“, antwortete ich und streckte zutiefst zufrieden meine Arme aus.
Sie eilte an den Kühlschrank und ich blieb auf dem Sofa liegen. Im Gegensatz zu früher war mir das „danach“ schon lange nicht mehr peinlich.
„Prost Anja! Auf was stoßen wir an?“
„Georg W. Bush und den Weltfrieden?“
„Dann lieber – Frauen an die Macht!“, meinte Tina lachend.
„Cheers!“
Wir rauchten genüsslich und langsam kehrte ich wieder in die reale Welt zurück.
„Wir sollten uns anziehen, bevor dein Mann heimkommt!“
„Der würde bestimmt gleich zu uns hechten“, meinte Tina.
„Aber dann ohne mich! Ich habe genug, bin ziemlich k.o.!“
„Hat es dir denn gefallen?“
„Ich hatte schon wesentlich besseren Sex!“, antwortete ich ernst.
Tina sah mich mit ihrem Rehblick entgeistert an, dann lachte sie.
„Ja, tut mir leid. Blöde Frage, gell!“
„Eigentlich nicht! Schon o.k. Stell dir aber mal vor, unsere Männer würden jedes Mal fragen: Und, wie war ich? Oder: War ich gut?“
„Dann würde ich ihn fragen, ob er Minderwertigkeitskomplexe hat!“
Es folgten noch einige „Nettigkeiten“ gegen das starke Geschlecht, die ich aber aus Rücksichtnahme auf eventuell anwesende männliche Leser, mal eben unter den „Tisch fallen lasse“.
Wir zogen uns an, warfen noch einen Blick auf Tinas neue Klamotten und gingen zur Garage, um mein Auto zu holen.
„Ich freu mich schon auf morgen“, meinte Tina.
„Morgen? Übermorgen dachte ich?“
„Mensch Anja! Wieso plane ich überhaupt noch was mit dir, wenn du es dir nie merken kannst.“
Ich zuckte reumütig mit der Schulter.
„Komm, das war vor über drei Wochen. Immerhin wusste ich noch, dass wir shoppen wollen. Ich kläre das mit meiner Schwiegermutter ab, normalerweise ist sie zu Hause und die Mädchen haben sowieso nachmittags Unterricht.“
„Okay. Ich ruf dich morgen im Büro an, damit du es nicht wieder vergisst!“
2 - Miss Stringtanga
Wieder einmal eine dieser stumpfsinnigen Computerkonferenzen. Nicht nur, dass ich noch mehrere wichtige Vorgänge auf dem Server liegen hatte, so interessierte mich diese Schulung kein bisschen. Ich arbeitete mit einem völlig anderen Betriebssystem und fragte den Vorgesetzten, ob ich da unbedingt teilnehmen muss.
„Alle! Und alle heißt alle!“, war die kurze, genervte Antwort meines Ressortleiters.
„Danke! Komm aber bloß nicht auf die Idee, dass ich wegen des Zeugs dann Überstunden mache!“, teilte ich ihm leicht schmollend mit.
Da er wohl wenig Lust hatte, mit mir eine Grundsatzdiskussion anzufangen, ließ er mich einfach stehen und ging in sein Büro.
„So ein Schwachsinn!“, plapperte ich vor mich hin und trottete an meinen Schreibtisch. Eine Kollegin grinste mich an.
„Machs doch einfach wie ich, Anja. Lies deine E-Mails. Schreib deinen Einkaufszettel oder döse vor dich hin.“
Genau! Sie hatte Recht! So will es die Geschäftsleitung und so bekommen sie es jetzt auch! Traf man sich früher noch in einem der riesigen Konferenzräume, so saß man heute am Arbeitsplatz und nahm „anonym“ an einer Telefonkonferenz teil. Zumindest, was Schulungen über PC-Systeme anging.
So saß ich mit Headset und einer Tasse Kaffee vor dem PC und kämpfte schon nach zehn Minuten gegen die Langeweile. Der zugeschaltete Abteilungsleiter begrüßte alle und übergab die Leitung des Lehrgangs an einen Sachbearbeiter. Vom Know-how her eine Koryphäe, aber er sprach viel zu leise, zu langsam und ging jedes Detail akribisch durch. Wieder gähnte ich. Von meinem Schreibtisch im Eck des Großraumbüros hatte ich einen guten Überblick über meine Kollegen.
Die Neue, Frau Schulz, aus der Riege der Führungskräfte mittleres Management, stand neben zwei Kolleginnen und überwachte deren Übungen am Rechner. Sie spielte mit einem silbernen Kugelschreiber, der gleichzeitig ein teleskopartiger Zeigestock war. Ihr Rock war meines Erachtens zu kurz und zu eng. Als sie sich nach vorne bückte, um etwas auf dem Monitor zu lesen, sah man(n) relativ viel Bein. Ich schielte nach links, wo die Administratoren saßen und musste schmunzeln. Die Herren hatten das natürlich längst registriert und hofften wohl inständig, dass der Schulze der Kugelschreiber herunterfiel und sie ihn aufheben musste. Die überlegten bestimmt gerade, was Frau Schulz wohl unter dem Rock trug. Da sich kein Sliprand abzeichnete, ließ das für ihre Fantasien genügend Spielraum.
Was die Männer wohl als „geil“ ansahen, empfand ich als billig! Sich sexy anzuziehen, Netzhemdbluse und ein schöner schwarzer BH darunter war ja okay, aber musste das im Büro sein?
Letztendlich war es mir aber trotzdem egal. Mit vielen Kollegen hatte ich ein kumpelhaftes Verhältnis und ich wusste, was sie insgeheim über solche Frauen dachten. Ganz zu schweigen von den anderen Frauen. Frauen denken über Frauen oft viel gehässiger und boshafter, als ein Mann es sich vorstellen kann.
Neid und Missgunst gab es überall, aber so wie sich hier manche Kolleginnen aufführten, war es schon richtig ekelhaft. Der Umstand, dass ich mehr oder weniger „Einzelkämpfer“- Arbeiten erledigte und nur selten in das Tagesgeschäft reinschnupperte, war der eine Vorteil. Der andere war, dass ich keine Karriere machen wollte. Ehrlich! Ich war mit meinem Job mehr als zufrieden. Die abwechslungsreiche Arbeit in der trockenen Buchhaltung, sowie die flexiblen Arbeitszeiten und die Tatsache, dass ich über ein Drittel der Wochenarbeitszeit zu Hause am PC ableisten konnte, machten mich glücklich. So gesehen stellte ich für die „Karriere-Damen“ keine Gefahr dar und sie konnten mich diesbezüglich ignorieren.
Auch immer war es eine wahre Freude, so aus der Distanz zu beobachten, was passiert, wenn ein höher bewerteter Posten ausgeschrieben wurde, den drei Frauen wollten … Da werden Weiber zu Hyänen, wie schon Friedrich Schiller wusste.
Klar, ich tratsche auch gern mit – ich bin eine Frau! Aber zwischen Tratschen, über jemanden herziehen oder gar Gerüchte in Umlauf setzen, bestehen himmelweite Unterschiede. Sage nichts hinter jemandes Rücken, das du ihm nicht auch ins Gesicht sagen würdest! Das war mein bewährtes Motto und so handhabte ich es seit Jahren.
Allerdings schrecke ich auch nicht davor zurück, jemanden richtig übel auflaufen zu lassen. Ich will meine Arbeit machen und meine Ruhe haben, mache jeden Blödsinn mit und lache, wenn mich jemand auf den Arm nimmt. Aber wenn eine meint, sie könne mich herablassend und arrogant behandeln, … der Depp bin ich noch lange nicht!
Ein Kollege bemerkte, wie ich ihn angrinste, weil er mit den Augen auf Frau Schulz’ Po schielte. Er lachte leise und zeigte mit dem Finger auf mich. Ich schaute ihn fragend an und er tippte etwas in die Tastatur. Sekunden später hatte ich eine neue Nachricht im Outlook.
MISS STRINGTANGA!!! Und einige Smilies.
Ich schaute ihn an und verdrehte die Augen. Tippte in die Tastatur.
DANKE, DASS DU MICH IMMER WIEDER DARAN ERINNERST!!!
Männer! Schon unglaublich. So was können sie sich bis zum Jüngsten Tag merken. Unwichtiges ist gleich mal ausgespeichert. Meiner zu Hause vergisst grundsätzlich den Müll mit nach unten zu nehmen, oder dass die schmutzige Wäsche IN die Wäschebox kommt und nicht daneben. Vergisst auch mal gern, nach Feierabend Saft und Mineralwasser mitzubringen, hat aber einen ständigen Vorrat seines geliebten Weizenbiers im Keller stehen, der seltsamerweise nie zu Ende geht, obwohl ich es nie kaufe.
*
Ein normaler Morgen. Kinder wecken, Pausenbrote richten, Haustiere füttern, Blumen gießen, schnell unter die Dusche und … die Frage aller Fragen: Was ziehe ich heute an? Nicht einmal, weil es mir so wichtig war, dagegen aber den Kolleginnen. Dieselbe Hose an drei aufeinander folgenden Tagen, schon ging das Gerede los. Da kann man jetzt darüber stehen oder sich die Nerven sparen und mit den Wölfen heulen. Da ich aber sowieso meistens Jeans, T-Shirt oder Sweatshirts trug, kam ich gut damit zurecht.
Oft beneidete ich die Männer. Mit drei Anzügen und vier Oberhemden kamen die durch ihr gesamtes Berufsleben.
Aber manchmal hatte ich das Bedürfnis, etwas anderes zu tragen. Hin und wieder zog ich dann ein Sommerkleid, einen Rock mit Bluse oder wie an diesem Tag, eine dünne, weiße Leinenhose an.
Leider beachtete ich dabei nicht die Farbe meiner Unterwäsche. Auch wäre es mir überhaupt nicht aufgefallen, wenn nicht einige unglückliche Umstände zusammengekommen wären.
Viele unserer Server standen in Asien. Zugriff darauf oder E-Mails zu unseren Niederlassungen nach Japan, Australien oder Brasilien, waren in wenigen Sekunden am Ziel. Den Standleitungen sei gedankt! Die komplexen Spezialprogramme auf den alten Magnetstreifen brachte aber immer noch der Bote von der Postabteilung. So alle zwei Wochen kam es vor, dass die Magnetbänder morgens nicht fertig waren und jemand von uns musste sie im Verwaltungsgebäude auf der anderen Seite des Werksgeländes abholen. Ich meldete mich meist freiwillig.
Die eine Möglichkeit dort hinzukommen, man nimmt den offiziellen Weg und ist eine halbe Stunde unterwegs, oder man schleicht sich heimlich durch die Montagehalle, spart 20 Minuten und kann die „gewonnene“ Zeit nutzen, um wieder eine Kollegin zu besuchen. Da ich in der Firma gelernt hatte, kannte ich natürlich viele.
*
ZUTRITT VERBOTEN! - stand auf dem Blechschild an der Tür. Ja, ja! Schon öfters huschte ich an den Fließbändern vorbei und immer ging es gut. Viele Bekannte arbeiteten dort. Es kam auch schon vor, dass ich mich dermaßen verplapperte und länger brauchte, als wenn ich den Weg außen herum genommen hätte. Ich fühlte mich aber immer sicher und unentdeckt. Dass seit Kurzem ein Abschnitt des Bandes von der Werkssicherheit videoüberwacht wurde, war mir noch nicht bekannt.
Kurz gesagt, ich wurde gefilmt und ein Bild von mir, das zwar kein Gesicht zeigte, aber trotzdem „jeder“ erkannte, erschien in unserem internen Mitteilungsblatt.
WIR STEIGERN DAS BRUTTOSOZIALPRODUKT – WENN DER GABELSTAPLERFAHRER MIT DER STAPELGABEL PRAHLT … SOLLTE MAN SICH TROTZDEM NICHT UNTER DER LAST AUFHALTEN!!!
Eine blonde Frau in heller Hose und dunkler Bluse lehnte an einem Stapler und plauderte mit drei Männern in Monteuroveralls. Deutlich zu sehen war, dass die Vier unter der hochgefahrenen Gabel standen, auf der sich eine Gitterbox befand. Außerdem ein rot eingefasstes Verbotszeichen, welches anzeigte, dass der Aufenthalt unter der Last verboten war.
Auf ironische Art wurde darauf aufmerksam gemacht, dass bestehende Unfallverhütungsvorschriften durchaus ihre Berechtigung haben und dass jeder Aufenthalt in den Montagehallen nur für dort beschäftigte Mitarbeiter gestattet ist, und … ein Teilausschnitt des Bildes, auf dem ich barfuß in offenen Schuhen zu sehen war, mit dem Hinweis auf die Tragepflicht von Sicherheitsschuhen.
Meine Kollegen hatten dann nicht Besseres zu tun, als sich über „gute Connections“ das Originalbild zu beschaffen, einen anderen Bereich meines Körpers zu vergrößern und gegen „das Barfußbild“ zu ersetzen. Unter der engen, weißen Hose zeichnete sich der dunkle Stringtanga deutlich ab.
Darunter stand: Das Tragen eines Stringtangas ist bei diesem Po - Pflicht!!!
Ich war dann nicht mehr die kleine Blonde aus der Buchhaltung, die sich gelegentlich am Fließband vorbei schlich, sondern „Miss Stringtanga“.
DU WEISST – ES IST MIR STETS EIN VERGNÜGEN, DICH EIN WENIG ZU ÄRGERN
Kam die nächste E-Mail, inklusive einem Smiley, der mir frech die Zunge rausstreckte.
Das war okay! Spaß gehört dazu und lieber so, als hinter meinem Rücken.
Wir schrieben uns noch dutzende von E-Mails und lästerten ein wenig über Frau Schulz und ihre wichtigtuerische Art, die vielen hier unangenehm aufstieß. Wie im Flug verging die Zeit und der Schulungskurs war zu Ende. Schade eigentlich – man gewöhnte sich rasch ans Nichtstun.
„Anja? ANJA? Telefon!“, schrie eine Stimme durch den Raum.
Oh, na endlich! Leider hatte ich an diesem Arbeitsplatz keinen Apparat mit Direktdurchwahl, sondern nur eine „Kundenfreundliche Servicenummer“. Ein direkter Ansprechpartner war nicht mehr gewünscht und unsere internen Kunden durften jetzt jedes Mal einem neuen Mitarbeiter ihre Probleme schildern. Der musste sich erst einlesen und tat sein Möglichstes. Ein Feed-back, ob es geklappt hat, gab es bei dem System auch nicht mehr und unser vormals hoher Qualitätsstandard sackte ins Mittelmaß. Na ja, was soll’s! Ich habe es im Intranet in die entsprechenden „Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern“ getippt - und mehr kann ich nicht tun.
Die Büronummer kannten nur wenige und mich riefen hier ausschließlich Bekannte an.
„Hallo?“
„Tina! Hi.“
„Hi Tina, bei mir ist alles klar, bleibt’ s bei nachher?“
„Freut mich. Wird bestimmt lustig … apropos lustig. Sag mal – wieso war der Typ am Telefon so überrascht, als ich nach Frau Müller fragte? Der wusste scheinbar gar nicht, wer du bist.“
Ich lachte.
„Ja, der arme Kerl. Muss hier den ganzen Tratschdienst von 20 Frauen übernehmen und das verwirrt ihn manchmal. Außerdem kennen mich die meisten nur mit dem Vornamen.“
„Ist ja ein super Großkonzern.“
„Logisch! Jeder ist hier austauschbar, weshalb also Namen merken?“
„Werde ich mir merken. Und noch was … sei diesmal bitte pünktlich!“, meinte meine Freundin.
„Logisch! Bis dann.“
Gähnend sah ich auf die Uhr und beschloss, kein neues Projekt mehr anzufangen. Ich sicherte meine Daten und verschob sie auf die entsprechenden Server. Die Aufträge, die ich zu Hause noch machen wollte, sah ich mir eingehend an. Nichts Besonderes, alles nur Routine!
Ein letzter Blick ins Outlook. Eine E-Mail mit rotem Ausrufezeichen!
ES WIRD AUS AKTUELLEM ANLASS DARAUF HINGEWIESEN, DASS DIE MITNAHME VON GESCHIRR UND BESTECKEN AUS DER CAFETERIA VERBOTEN IST!
Den Text der E-Mails vor Augen, gelobte ich sofortige Besserung. Ich fuhr den Rechner herunter, winkte meinen Kollegen zu, schnappte mir die drei Kaffeetassen aus meiner Schreibtischschublade und brachte sie wieder zurück in die Kantine.
*
„Das Gesicht kennst du doch“, dachte ich bei mir, als ich den Mann in seinem hellgrauen Anzug sah, alleine an einem Tisch sitzend.
„Hallo Heiko! Was machst du denn hier?“, begrüßte ich meinen ehemaligen Teamkollegen. „Ich dachte, du bist in die Außenkolonie versetzt worden!“
Er schaute von seinen Unterlagen hoch und nahm seine Lesebrille ab: „Hallo Anja! Ja war ich auch. Du weißt ja noch, dass ich die Schulungen mitgemacht habe und jetzt bin ich hierher versetzt worden, als Assistent der Geschäftsleitung.“
„Cool! Dann hat sich deine Mühe ja doch noch ausgezahlt“, freute ich mich für ihn.
Wir wechselten noch einige Worte, bis ich mich dann verabschiedete. Schon im Begriff zu gehen, stoppte mich Heiko.
„Ach, noch was anderes, Anja. Wenn wir unter uns sind, darfst du mich selbstverständlich weiterhin duzen. Wenn aber andere dabei sind, dann bitte per ‚Sie’ und Herr Weber.“
Mir verschlug es die Sprache. Oh, wie nett, ich darf ihn weiterhin duzen.
Davon abgesehen, dass ich hier eigentlich mit fast allen per ‚du’ war, habe ich diese Anredeform noch nie als besser, schlechter oder als soziale Abstufung angesehen. Es ist einfach kollegialer und vertrauter. Mit mangelndem Respekt hat das nichts zu tun. Ältere Menschen und Vorgesetzte zu duzen, finde ich auch okay, allerdings warte ich, bis sie es mir anbieten.
Ob ich mich vor Dankbarkeit gleich vor ihm in den Staub werfen soll oder ob ein dezenter Knicks ausreicht?
„Okay, kein Problem, Herr Weber. Sie dürfen mich dann Frau Müller nennen und zwar egal, ob jemand dabei ist oder nicht!“
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ ich die Kantine. Unglaublich – selbst wenn ich Kaiserin von China wäre, so bliebe ich für meine Freunde und Bekannte immer noch Anja!
„Privat und wenn wir alleine sind, darf ich Heiko sagen, wenn aber andere dabei sind, dann will der wichtige Herr nicht, dass ihn eine kleine Mitarbeiterin so anspricht!“, brabbelte ich vor mich hin.
3 - Stadtbummel
Als ich auf dem Parkplatz mein Auto aufschloss, war das Mitleid über Weber schon wieder dem Ärger gewichen. Was ich gerade von ihm dachte, ist nicht druckreif!
Eine meiner schlechtesten Eigenschaften war die, mich möglichst oft bei Verabredungen zu verspäten. Ich arbeitete daran, mich zu verbessern, doch ich hatte das Gefühl, dass ich das nie schaffen würde.
Als ich das Auto endlich in eine Parklücke gequetscht und einen Parkschein gelöst hatte, war ich schon eine gute Viertelstunde zu spät. Im Laufschritt eilte ich zum Treffpunkt mit Tina in der Innenstadt.
Sie saß auf einer Bank und spielte mit ihrem Handy.
„Hi! Sorry!“, sagte ich keuchend.
Sie sah erst mich an, dann demonstrativ auf ihre Armbanduhr und schüttelte nur mit dem Kopf.
„Ja, ich weiß! Komm, wie lange kennst du mich jetzt schon?“
Sie überging die Frage. „Unglaublich, dass sie dich in DER FIRMA noch nicht gefeuert haben.“
„Gleitzeit!“, grinste ich sie nur an. „Auf, los, du hast dich ja lange genug ausgeruht!“
So starteten wir unseren Shoppingnachmittag, den wir uns hin und wieder gönnten. Nur wir beide, ohne Kinder und vor allem ohne unsere Männer. Männer und Einkaufsbummel passen einfach nicht zueinander, höchstens dann, wenn die Frage des Bezahlens aktuell wird.
Als ich die Sammlerpuppe im Schaufenster von „MONIS PUPPENSTUBE“ sah, schlug mein Herz höher. Tina schüttelte nur lächelnd den Kopf, als ich die 200 Euro teure Puppe ohne mit der Wimper zu zucken kaufte.
Da ich meine neue Errungenschaft nicht durch die halbe City schleifen wollte, gingen wir erst zu meinem Auto zurück, um die Puppe dort zu verstauen.
„Das ist immer noch genauso wie damals, als wir Kinder waren. Du und dein Puppenspleen.“
„Ist sie nicht wunderschön?“, lächelte ich Tina an und schaute verträumt in das Porzellangesicht meiner Puppe. „Limitiert auf 250 Stück – weltweit! So eine wollte ich schon immer haben, passt ideal zu meinem neuen Puppenwagen!“
„Ja, von mir aus, Puppenmama!“, lachte Tina. „Den Puppenwagen hast du übrigens klasse restauriert.“
„Danke! Hat Spaß gemacht! Ich fahr ab und zu ins Spielzeugmuseum. Dort veranstalteten sie einen Workshop zum Thema – Puppenwagen der 50er Jahre.“
„Wo die alte Frau ist, die dich immer mästen will?“
„Ja richtig! Frau Kowalski, die ist schon 80 Jahre alt und immer noch topfit. Jedes Mal stellt sie mir erstmal selbst gebackenen Apfelkuchen und eine Tasse Kakao hin und meint: Iss was Kindchen, du musst ein wenig zunehmen, die Männer wollen was in der Hand haben.“
Tina lachte.
„Ich sag dann immer, aber Frau Kowalski, ich bin seit 12 Jahren verheiratet und mein Mann hat sich noch nie beschwert! Und sie erwidert: Kindchen! Widersprich mir nicht! Ich war auch kein Kind von Traurigkeit und kenne mich aus.“
„Die meint es halt gut mit dir!“
„Fast zu gut! Ist ne ganz liebe Frau“, gab ich Tina lachend Recht.
Nachdem der Karton im Kofferraum verstaut war, schlenderten wir in die Innenstadt zurück. Wir nahmen eine Abkürzung durch eine Seitenstraße, die direkt zu den großen Kaufhäusern führte.
Vielleicht lag es daran, dass ich als Kind nur wenige Puppen und Teddybären hatte und mir jeden Tag die Nase am Schaufenster des Spielzeugladens platt gedrückt hatte … heute war es einfacher. Lediglich die EC-Karte hinlegen und kaufen.
Sie müssen nicht unbedingt alt oder wertvoll sein, nur ein gewisses Etwas haben. Schwer zu erklären, aber es muss in meinem Kopf klicken. Ich verliebe mich in eine und kaufe sie halt.
Das Foyer in unserem Treppenhaus glich mittlerweile einem Puppenmuseum und auf Floh- und Antikmärkten kaufte ich mir die benötigten Accessoires, wie Puppenwagen oder Babywippen. Glücklicherweise toleriert mein Mann diesen Tick und zuckt nur hin und wieder etwas zusammen, wenn er die Kontoauszüge nachprüft.
*
„Hast du eigentlich die alten Barbies noch, mit denen wir früher immer gespielt haben?“, fragt Tina.
„Logisch! Meine Barbies und meinen Ken. Sicher auf dem Dachboden verwahrt.“
„Schon unglaublich, wie wir uns damals stundenlang mit dem Zeug beschäftigen konnten und wie wir sie hunderte Male umgezogen haben …“, schwelgte nun auch Tina in der Vergangenheit.
„Und wie du immer auf deinen Ken eifersüchtig warst!“, lachte sie.
„War ich gar nicht!“
„Oh doch, Anja! Ich durfte ihn ja nicht einmal nackt sehen. Eine Puppe! Du warst manchmal schon unglaublich!“
Ich musste lachen. Na, so unrecht hatte sie nicht, wir hatten als Kinder viel gemeinsam, aber auch ganz widersprüchliche Ansichten. Wie auch heute noch.
Wir warteten brav an der Fußgängerampel auf Grün. Auto um Auto schob sich in einer nicht mehr enden wollenden Blechkarawane an uns vorbei.
„Wir müssen nach rechts, Tina!“
„Sicher?“
„Ja, dort hinten ist doch die Kuppe vom Schlossturm!“, zeigte ich mit dem Finger auf das alte Wahrzeichen.
Gemütlich bummelten wir weiter, blieben hin und wieder an einem Schaufenster stehen und unterhielten uns dabei weiter über unsere Kindheit.
„Ich denke gerade daran, wie du im Schwimmbad schon mit fünf Jahren immer ein Bikinioberteil anhattest“, fiel mir plötzlich wieder ein, als wir ein Schaufenster mit Kinderklamotten betrachteten.
„Und ich … wie du mit elf noch keines getragen hast!“
„Wozu? War ja noch nichts da!“
„Aber trotzdem, Anja. Du benahmst dich eher wie ein Junge! Wenn du nicht damals schon lange Haare gehabt hättest, dann wäre es keinem aufgefallen, dass du ein Mädchen bist.“
„Ist doch egal, Tina! Ich dachte mir nichts dabei und war ein Kind. Die Pubertät war dann schon schwieriger, ich wollte das gar nicht.“
Tina schmunzelte.
„Ich weiß noch, du hast immer viel zu weite T-Shirts oder Pullis angehabt.“
„Ja stimmt! Aber dann akzeptierte ich es und fühlte mich wohl. Es ist schön, eine Frau zu sein!“
Wieder lachte Tina.
„War bei mir eigentlich auch so. Irgendwie war es doch eine schöne, aufregende Zeit!“
*
Was hatten wir früher alles getrieben. Den Dorfbach gestaut, Baumhäuser gebaut, Höhlen gegraben, mit selbst gebauten Holzschwertern Ritter gespielt oder als Indianer durch die angrenzenden Wälder gezogen. Oder die Mutproben, die garantiert Herzrhythmusstörungen bei unseren Eltern ausgelöst hätten, wenn sie damals gewusst hätten, was ihre Sprösslinge alles trieben. Sogar das obligatorische Doktorspiel fehlte nicht.
„Wer war denn eigentlich alles auf die Tricks der Jungs reingefallen?“, stichelte Tina. „Ich meine die Doktorspielchen während der Kindergartenzeit! Patientin Anja ging wegen Zahnschmerzen zum ‚Arzt’ und für sie war es völlig selbstverständlich, die Hose auszuziehen und sich untenrum frei zu machen!“
„Ha - ha - ha!“
Sehr deutliche Anspielung auf mich. Tina lachte laut.
„Kein Wunder, dass du die Lieblingspatientin der Jungs warst!“
Ich schaute sie an und schüttelte den Kopf.
„Die haben mich ganz schön reingelegt und ich blöde Kuh hab`s nicht geblickt!“
„Ja. Bis du es dann aber gerafft hast! Oje, warst du sauer! Na ja, die eine früher … die andere braucht halt länger! Übrigens … Machst du das heute immer noch so beim Zahnarzt?“
„Ha – ha - ha, Tina. Du bist wirklich unglaublich lustig heute!“, lachte ich etwas verkniffen.
„Beim Zahn
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Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 441
Mondstern
ich danke euch für eure netten Kommentaren. Freut mich wirklich sehr :-)
Bei diesem Teil überlegte ich mir erstmals, ob ich einige Abschnitte dem besseren Lesefluss opfern sollte. Vor allem das Kapitel "Miss Stringtanga", welches die eigentliche Handlung nicht wirklich weiterbringt.
Vielleicht sollte ich Teil 4 einmal nach anderen "Gewichtungspunkten" schreiben?
@Silvia: Wenn du dabei warst, dann :-) Danke auch für die nette pn. Hat mich sehr gefreut.
@Cat: Schlimme Geschichte, ich weiß ;-) Dein Forum ist ein ausgezeichneter Ort, um über Passagen zu plaudern und Meinungen einzuholen.
@Tom: Wie lange kennen wir uns? 6 Jahre? Und sind immer noch befreundet. Danke das du immer noch meine Sachen liest :-)
@Thomas: Ich verstehe. Mal sehn ob ich das mit weniger Gedanken und mehr Gefühlen hinbekomme ;-)
@Zinchen: Das diskutieren mir mal gelegentlich aus, gelle :-)
@Astweg: Ein interessanter Punkt! Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Ich verspreche aber, dies bei weiteren Geschichten zu berücksichtigen. Nur nicht - bei den "typischen Mondstern-Storys". Die schreibe ich weiterhin aus meiner Sichtweise, wie ich es sehe, fühle und empfinde.
Ansonsten: Mein Fazit - Schade! Ich dachte eigentlich das der Teil besser ankommen würde.
Scheinbar kommt gerade der Part im Kino nicht gut rüber. Entspricht wohl nicht dem, was Männer lesen wollen.
LG Mondstern
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Kommentare: 88
Ich neige mein Haupt vor Deiner Erzählkunst!
Kompliment!
liebe Grüße
Silvia«
Kommentare: 105
catsoul
mir fällt nur ein Wort dazu ein: GEIL!
Einige Passagen kamen mir bekannt vor, liegt daran, dass ich sie im Forum wohl schon mal gelesen habe, aber das Ganze ja noch nicht. Einfach toll!
Danke!
liebe Grüße
cat«
Kommentare: 34
Gruß
Tom«
Kommentare: 88
der Teil passt zu den anderen. Am Anfang ist mir der Sex mit Tina zu oft durch die Gedankengänge unterbrochen . Das störte etwas den Lesegenuss.
Ansonsten aber lesenswert wie immer.
Gruß
Thomas
«
Kommentare: 136
Der XXX-Zine
Trotzdem sehr schön zu lesen - hab ihn ja mehrfach verschlungen deinen dritten Teil ;-)«
Kommentare: 152
TetraPack
Gruß
astweg
«
Kommentare: 18
In der Bar mit dem Italiener wurde es bei dem bestimmten Moment auch ganz besonders deutlich. Tolles Kino, dieser Teil. Bin schon gespannt auf Teil 4.
Bernd«
Kommentare: 304
Kommentare: 13
Ein Hoch an die Autorin für dieses Geschick mit den Worten uns eine so phantastische Reise zu gönnen.«
Kommentare: 17
Kommentare: 57
tolle Story, hatte am Anfang nie gedacht, das die Geschichte noch so spannend wird. Kompliment tolle Fantasiegeschichte.
LG Stef«
Kommentare: 4
Kommentare: 31
eine tolle und vor allem sehr anregende geschichte, freue mich auf wietere tolle Geschichten von dir:-)«
Kommentare: 21
Dein Schreibstil gefällt mir wie bisher bei jeder Geschichte, man ist irgendwie mitten drin und direkt dabei; ganz subjektiv war mir die Vorgeschichte und die Beschreibung, was im Kino alles passierte, nur etwas zu lang und der eigentliche Akt zu kurz... - was aber daran liegen mag, dass er zeitlich eben nicht lange dauerte... ;-)
Besonders interessant: Deine Reaktion auf das Verhalten des Südländers beim Versuch, dich zu verführen; ich denke, ich verstehe allmählich, wie Du tickst...
Ich lese neugierig weiter, drei Teile kommen ja noch...
VLG Thorsten«
Kommentare: 19
Kommentare: 11
Weiter so, ich freu mich schon auf deine nächste Geschichte lg«
Kommentare: 13