Auf der Flucht
von bolle
KAPITEL 1
Die Vereinigung war also vollzogen. Jetzt auch im wörtlichen Sinn. Die Verträge waren unterzeichnet, die Party auf ihrem Höhepunkt. Und endlich hatte sie seinem Drängen nachgegeben. Letztlich kannten sie sich ihr Leben lang, ihre Eltern waren Partner und Wettbewerber. Da ergab sich so etwas. Die zwei Jahre Altersunterschied waren da egal. Seitdem sich ihr Körper in der Pubertät veränderte, ließ er sie nicht aus den Augen. Je älter sie wurde, umso mehr hatte sie den Eindruck, dass er sie regelmäßig mit den Augen auszog. Vielfach lud er sie ein, etwas mit ihm zu unternehmen. Eis essen, Kino, später Konzerte, Essen, Disco. Und je nach ihrer Laune und ihrer Lust mit ihm zu spielen, ging sie darauf ein. Lernte irgendwann, ihn mit Blicken und Kleidung zu reizen und genoss seine Reaktionen. Mehr ließ sie bei ihm allerdings nicht zu. Er hatte sie nicht einmal geküsst. Und nun war ihre Vereinigung der Preis und die zumindest in den Augen ihrer Eltern logische Konsequenz aus der Verschmelzung der beiden bedeutendsten Unternehmen ihres Landes. Knapp zwanzig Jahre hatte es gedauert, bis dies Wirklichkeit wurde. Dieses Thema gehörte bereits zu ihren Kindheitserinnerungen. Und seit heute gingen die beiden Unternehmen endlich in eine gemeinsame Zukunft. Die Führung wurde dabei bisher in beiden Häusern vererbt wie in einer Königslinie. Deshalb ahnte sie auch, was die Verbindung für sie bedeuten würde. Diese Nacht war dann also wie geschaffen, sein Verlangen zu erfüllen.
Trotzdem spielte Lea Sanchez weiterhin mit ihm. Sie hatte für diesen Anlass besonders hohe High Heels gewählt, ihr Kleid schmeichelte ihrem Körper, zeigte jedem, welche Schönheit es verbarg. Sicherlich war dies für den Anlass dieses gesellschaftlichen Ereignisses grenzwertig, allerdings hielt es dem kritischen Blick ihrer Mutter stand. Von ihr hatte sie diese außerordentliche Attraktivität geerbt, die langen und schlanken Beine, den flachen Bauch, die schmale Taille, den runden Hintern, die großen und festen Brüste und das schöne Gesicht. Noch heute war ihre Mutter eine Schönheit. Und da sie der Meinung war, zu wissen, was ihre Tochter heute bezweckte, ließ sie das Kleid durchgehen, denn hier ließ sich eindeutig das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Auch bei ihrer volljährigen Tochter behielt sich die Mutter diese Entscheidungen vor, wenn es um gesellschaftliche Relevanz ging. Luca de Matteo waren fast die Augen aus dem Kopf gesprungen, als er sie an diesem Tag das erste Mal sah. Mit einem Spiel aus Locken und Zurückweisen brachte sie ihn fast um den Verstand. Ständig war er in ihrer Nähe, ließ sie nicht aus den Augen. Sie war bereits als seine Tischdame vorgesehen und seine Blicke brannten auf ihrem Körper. Sie konnte sie spüren, während sie sich mit anderen unterhielt und die übliche Konversation bei Tisch führte. Schon immer erregte es sie, wenn sie spürte, dass Männer sie begehrten und sie anstarrten. Zudem wusste sie, dass sie etwas Besonderes war und eben kein normales Mädchen, keine normale Frau. Beim Tanz spürte sie seine Erregung, sein harter Schwanz drückte sich an ihren Körper, seine Hände strichen über ihren Körper. Und sie ließ es zu. Lea war in diesen Momenten ausgesucht freundlich zu ihm, bedachte ihn mit ihrem Augenaufschlag. Dann entzog sie sich wieder und tanzte mit anderen Männern, die sie bewusst ihre Brüste spüren ließ und die sich auf ihr Spiel einließen. Die Hände ihrer Tanzpartner gingen auf die Reise über ihren Körper, sofern es für diese Art von Veranstaltungen vertretbar war. Dabei suchte sie immer Lucas Blick und sah die steigende Erregung, seine Eifersucht, seine Gier.
Dann plötzlich raunte sie ihm ins Ohr, das sie sich mit ihm zurückziehen möchte. In ihrer Stimme lag viel Sex und wenn sie sich hätte festlegen müssen, hätte sie gesagt, er wäre in diesem Augenblick in seinen Hosen gekommen. Zum Glück hatte sie sich getäuscht, denn als sie endlich die Feier verlassen hatten und in ihrem Zimmer angekommen waren, fand sie in seinen Hosen nur einen etwas überdurchschnittlichen und sehr harten Schwanz vor. Sie war zufrieden damit. Diese erste Prüfung schien er bestanden zu haben. Sofort nahm sie ihn tief in ihren Mund und blies ihn nach allen Regeln der Kunst. Sie spürte das Zucken seines Schwanzes, das sie selbst immer geil werden ließ. Er sollte allerdings noch nicht kommen. Das Spiel dieses Abends hatte auch sie heiß werden lassen, selbst wenn sie letztlich von Luca nicht viel hielt. Aber sie konnte sich auf eine Situation einlassen. Das war eine ihrer Stärken. Und die Situation war nun mal, dass beiden eine gemeinsame Zukunft bevorstand. Sie ließ ihn also aus ihrem Mund, denn sie wollte nicht riskieren, dass nach einem Mal die Nacht vorbei war. Ihre Hände wollten ihr Kleid öffnen, langsam, ihren wunderschönen Körper präsentieren und ihn letztlich um den Verstand bringen.
Das war Luca nun allerdings egal. Er musste diese Frau nun haben, die er sein Leben lang begehrt hatte. Seine Hände fassten sie grob an und warfen sie auf das Bett. Der überraschte Laut aus ihrer Kehle wurde sofort durch einen harten Kuss gestoppt.
„Endlich gehörst du mir, Lea Sanchez. Ich kann es kaum glauben“, stöhnte er in ihr Ohr.
Sie spürte seine Hände ihr Kleid hochschieben. Irgendwie schaffte er es ihren Slip auszuziehen und schon war sein Schwanz an ihrer Dose. Hart und fordernd drang er in sie ein, so dass Lea vor Schmerz und Überraschung aufschrie. Ihre immer noch verpackten Brüste wurden von seinen Händen malträtiert und sie hatte die Ahnung, dass sich hier fast zehn Jahre lang aufgebauter Frust abbaute. Er fickte sie rücksichtslos und irgendwann hatte sie sich darauf eingestellt. Sie blieb passiv und legte ihre Arme um seine Hüften. Schließlich explodierte er laut stöhnend in ihr und als sie seinen Saft heiß in sich fluten spürte, kam auch sie zu etwas, dass sie als Orgasmus einstufte. Die Vereinigung war also vollzogen.
Schwer atmend kam er auf ihr zur Ruhe. Sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Gesicht. Er pumpte regelrecht, schien völlig erledigt zu sein. Lea schaffte es, ihn von sich herunterzurollen und sammelte sich kurz. Jetzt musste sie dringend ins Bad. Luca blieb ermattet auf dem Bett liegen. Es gab kein Anzeichen, dass er sich ausziehen oder wieder gehen wollte.
„Du armer Kerl. Die letzten Jahre müssen sehr anstrengend für dich gewesen sein. Aber ich bin sicher, wir werden einen Weg finden, uns zu verstehen. Und irgendwann wirst du mich auch befriedigen.“
Lea lächelte. Es hätte schlimmer sein können. Sie schloss die Tür zum Badezimmer und setzte sich auf die Toilette. Sein Saft lief aus ihr heraus und sie spürte, dass sie immer noch sehr erregt war. Das bedeutete dann wohl, dass sie Hand an sich legen musste. Besser das, als Luca an sich herummachen zu lassen. Wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Plötzlich ging das Licht aus und sie saß im Dunkeln. Lea fluchte über das marode Stromnetz in diesem Land und wartete darauf, dass die Generatoren für die Notversorgung ansprangen. Aber das ihr wohlbekannte typische Brummen der Diesel setzte nicht ein. Lea fluchte noch einmal. Jetzt war schon nicht mal mehr darauf Verlass. Sie stand auf. Immer noch hatte sie die High Heels an. In einem dunklen Raum nicht die beste Wahl, dachte sie bei sich.
„Was zum Teufel…“
Sie hörte Luca ebenfalls fluchen. Scheinbar gehörte das gerade zum guten Ton. Allerdings brachte er seinen Satz nicht zu Ende und Lea hörte merkwürdige Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte. Sie hätte später nicht mehr sagen können warum, aber sie verhielt sich ruhig und blieb still.
„Prinzessin Tausendschön…Prinzessin Tausendschön…“
Die Stimme eines Mannes rief lockend nach…ihr? Allerdings kannte sie diese Stimme nicht. Panik stieg in ihr auf. Was war hier los? Was wollte dieser Mann? Und was war mit Luca?
„Komm raus du Schönste aller Blumen. Ich weiß, dass du hier bist.“
Die Stimme hatte weiterhin einen lockenden Klang. Sie wollte allerdings lieber nicht darauf antworten. Dann ging alles ganz schnell. Die Tür zum Badezimmer wurde aufgestoßen, Lea bekam irgendetwas in die Hand und als der schwarze Schatten den Raum betrat, schlug sie ihm schon den Gegenstand in Richtung Kopf. Der Mann fluchte überrascht und Lea wollte sich an ihm vorbei aus dem Bad drücken. Allerdings hatte sie ihn scheinbar nicht richtig getroffen. Obwohl er erkennbar benommen war, hielt er sie fest. Sein Griff war stark. Lea schrie aber der Kerl lachte nur und kam wieder zu sich.
„Du bist eine kleine Wildkatze? Umso besser.“
Er zog sie in ihr Schlafzimmer zurück. Das Mondlicht erhellte den Raum so sehr, dass sie erkennen konnte, was geschehen war. Luca lag in seinem Blut auf ihrem Bett. Ihr Peiniger trug eine Maske und eine Armeeuniform. Sie konnte seine Muskeln unter seinem Oberteil spüren. Das drang aber kaum zu ihr durch. Luca war tot, getötet von diesem Monster. Sie schrie entsetzt auf und hielt die Hände vor ihr Gesicht.
„Dein Prinz ist leider nicht mehr unter uns. Und dir wird es ähnlich ergehen, wenn du jetzt nicht sofort tust, was ich dir sage. Zieh dein Kleid aus.“
Dies war keine Lockung mehr. Dies waren Drohung und Befehl. Sie sah den Mann an und war unfähig zu handeln. Eine Ohrfeige krachte in ihr Gesicht, die sie beinahe umwarf und als hätte es dieses Impulses bedurft, öffnete sie sofort ihr Kleid und ließ es fallen. Lucas Mörder hob anerkennend seine Augenbrauen und bewunderte den Körper dieser schönen Frau auf ihren High Heels kurz. Dann zog er leicht an ihrem prall gefüllten BH. Lea verstand und so waren auch ihre Brüste seinem gierigen Blick preisgegeben. Sie wurden umfasst von seinen starken und schwieligen Händen. Sie spürte ihn zwischen ihren Beinen, ein Finger drang in sie ein. Sie schloss die Augen. Abscheu und Ekel stiegen in Lea auf. Aber sie blieb ruhig und blickte schließlich an ihm vorbei.
„Da hat dich dein Prinz also gerade noch gefickt. Deine Fotze ist gut geschmiert.“
Der Finger bewegte sich weiter in ihr. Leas Blick blieb starr.
„Es gefällt dir nicht, Prinzessin Tausendschön, wie ich dich anfasse? Vielleicht gefällt dir das hier besser!“
Der Mann ließ von ihr ab und öffnete seine Hose. Mit beiden Händen drückte er seine Geisel nach unten. Sie sah einen mächtigen Schwanz vor sich. Mit Abstand der größte, den sie in ihrem Leben gesehen hatte. Sie schluckte kurz, wusste aber, was verlangt wurde. Ihr Mund öffnete sich und näherte sich seiner riesigen Eichel. In einer anderen Situation hätten sie diese Muskeln und dieser harte und große Mast sicherlich geil gemacht. Hier ging es allerdings um ihr Leben. Sie wollte deshalb nur funktionieren. Er sollte den besten Blowjob seines Lebens bekommen. Plötzlich allerdings schien sämtliche Spannung seinen Körper zu verlassen. Er fiel um und sie wusste. dass er tot war.
„Wenn Sie leben wollen, folgen Sie mir.“
Diese Stimme war ihr allerdings wohlbekannt. Johann Hauser, Sicherheitschef ihres Vaters. Sie sprang auf und warf sich in die Arme des großen und muskulösen Mannes. Sie begann, hemmungslos zu weinen.
„Auch wenn es Ihnen schwer fällt. Sie müssen sich beruhigen. Es wird eine Zeit zum Weinen geben aber jetzt müssen wir von hier weg.“
Sie schaffte es tatsächlich sich halbwegs zu beruhigen, ein Wimmern konnte sie aber nicht vermeiden. Johann zog sie aus dem Raum heraus zu den Dienstbotenaufgängen. Obwohl sie die meiste Zeit ihres Lebens in diesem Haus verbracht hatte, war sie tatsächlich noch nie in diesem Treppenhaus gewesen. Sie liefen durch eine Halle. Lea hörte nun Schüsse und Schreie außerhalb der Halle. Sie schrie erneut aber der Sicherheitsmann hielt ihr blitzschnell den Mund zu.
„Ich erkläre Ihnen gleich alles, was sie wissen müssen. Jetzt ist es aber zunächst wichtig, Sie an einen sicheren Ort zu bringen. Der von den Angreifern provozierte Stromausfall spielt uns in die Hände. Aber wir müssen schnell sein.“
Leas Gesicht war von den Schrecken gezeichnet. Sie ließ sich aber mitziehen. Kurze Zeit später öffnete Johann in einer weiteren Halle ein verstecktes Tor. Lea hatte nicht gesehen, wie er es geöffnet hatte aber plötzlich schob sich die Wand zur Seite. Sie wurde in den dahinter liegenden Raum gezogen, das Tor schloss sich wieder. Ein behaglich eingerichteter Raum mit einem Sofa, mehreren Sesseln, einem Tisch. Bilder hingen an den Wänden und sie stand auf einem Parkettboden. Drei Türen gingen von diesem Raum ab. Und sie sah Waffen. Gewehre, Pistolen, verschlossene Kisten mit der Aufschrift „Explosive“.
„Was geht hier vor? Was ist das hier? Was soll das Ganze? Wo sind meine Eltern?“
Lea war jetzt aufgebracht und schnauzte Johann regelrecht an. Nun erst realisierte sie die verdreckte und blutbeschmierte Kleidung des Sicherheitsexperten. Lea wurde nervös.
„Was soll das heißen, wenn Sie leben wollen, folgen Sie mir? Erklären Sie mir endlich, was hier passiert!“
Johann war allerdings die Ruhe selbst. Er beachtete die schimpfende Schönheit nicht, die immer noch nackt herumstand und es in ihrem Stress noch gar nicht bemerkt hatte. Schnell besorgte er ihr das Nötigste zum Anziehen. Erst jetzt begriff sie, dass sie nackt und schutzlos seinen Blicken ausgesetzt war. Schnell griff sie nach den Sachen, die er ihr gebracht hatte und hielt sie schützend vor ihren Körper.
„Könnten Sie sich bitte umdrehen, während ich mich anziehe?“
Lächelnd drehte er sich um, begann aber zu berichten.
„Die Feier ihrer Eltern wurde von einem Sturmkommando überfallen. Meine Leute konnten sie einige Zeit beschäftigen aber letztlich waren es zu viele und sie wussten gut Bescheid. Wir versuchten ihre Eltern sowie die di Matteos in einen sicheren Raum zu bringen, allerdings waren wir schnell umstellt.“
Lea hatte aufgehört, sich anzuziehen.
„Wo sind meine Eltern?“
„Ihre Eltern sind tot, ebenso wie die di Matteos. Wir konnten sie nicht schützen. Ihr Onkel hat die Feier vor dem Überfall verlassen. Was mit ihm ist, weiß ich leider nicht. Er verzichtet auf unseren Schutz.“
Er wartete einen Moment, um zu sehen, wie sie diese Nachricht aufnahm. Sie stand offensichtlich unter Schock.
„Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie leben, Lea. Ich werde Sie von hier fortbringen. Nicht nur weg von diesem Haus, sondern raus aus diesem Land. Denn ich befürchte, dass dieser Überfall kein Zufall, sondern Teil eines Umsturzes ist. Ihr Vater war ein kluger Mann. Er wusste, dass dies bevorstand und hat Vorkehrungen getroffen.“
Er drehte sich wieder um, sah diese wunderschöne junge Frau, für deren Sicherheit er in den letzten zehn Jahren mehr als alle anderen verantwortlich war. Auf Geheiß ihres Vaters. Erst in den letzten Jahren hatte er als neuer Sicherheitschef stärker den Platz an der Seite ihres Vaters eingenommen.
„Ziehen Sie sich bitte weiter an. Vor allem auch andere Schuhe. Auch wenn es schwerfällt: Wir müssen weiter.“
Mechanisch machte sie weiter, was verlangt wurde. Ihre Eltern waren tot, Luca war tot, seine Eltern waren tot. Ihre Mama, ihr Papa. Sie spürte, wie die Welt um sie herum zu schrumpfen begann. Als sie mit dem Anziehen fertig war, wurde sie sofort von Johann weitergezogen. In einem anderen Raum öffnete er eine Bodenluke, die einen Tunnel freigab. Lea wurde aufgefordert, als Erste zu gehen. Johann folgte ihr und verschloss den Zugang. Dann bedeutete er ihr, zu gehen. Geduckt liefen sie eine ganze Weile, allerdings hatte Lea sämtliches Zeitgefühl verloren. Es hätten zwei Stunden oder zwanzig Stunden vergangen sein können. Es wurde mit der Zeit sehr anstrengend. Irgendwann hatten sie das Ende des Tunnels erreicht. Lea entdeckte Monitore, die Johann sofort aktivierte. Scheinbar kontrollierte er die Umgebung um den Ausstieg. Nach kurzer Zeit schien er zufrieden zu sein. Er hob den Ausstieg einen spaltweit an, öffnete dann ganz und stieg heraus. Lea folgte ihm. Sie stand in einer größeren Garage. Drei kleinere Autos konnte sie sehen. Und wieder Waffen.
„Wir nehmen den da. Der ist vorbereitet. Steigen Sie bitte ein.“
Sie setzte sich in den kleinen und älteren Toyota. Johann öffnete eine Mappe, die er bei sich trug.
„Sie benötigen neue Papiere und bekommen damit in der Öffentlichkeit einen neuen Namen. Sie heißen ab jetzt Fabiana Karlson. Schauen Sie sich den Ausweis bitte gut an und merken Sie sich die Daten auf dem Blatt in der Mappe. Wir müssen damit rechnen in eine Straßensperre oder eine andere Kontrolle zu kommen. Mein Name hat sich auch geändert. Ich bin Max Grifino. Versuchen Sie sich das zu merken.“
Johann saß am Steuer, öffnete das Garagentor und sie fuhren los. Lea sah sich um. Das Tor schloss sich wieder. Sie waren am Rande eines kleinen Industriegebiets, ungefähr einen Kilometer vom Haus ihrer Eltern entfernt wie sie schätzte. Die nun tot waren. Lea wurde von ihrer Trauer überwältigt und weinte hemmungslos. Johann brachte Meter um Meter zwischen ihnen und diesem Haus. Er akzeptierte ihre Tränen und ließ seine Beifahrerin ihren Gedanken nachhängen.
KAPITEL 2
Sie fuhren eine Weile, es mochten bereits zwei Stunden vergangen sein, in denen sie über kleine und kleinste Straßen fuhren. Irgendwann registrierte Lea, dass sie auf dem Weg in die Hauptstadt waren. Es war ihr egal. Ihr Leben lag in Trümmern. Den Schlaf begrüßte sie als guten Freund. Als sie erwachte, war es bereits hell. Lea erblickte das typische Verkehrsgedränge der Hauptstadt. Es wurde gehupt, gedrängelt und geschnitten. Sie liebte diese Stadt. Zwei Jahre hatte sie hier studiert und war nur ungern fortgegangen, um im Ausland ihre Ausbildung auf Wunsch ihres Vaters neu zu beginnen.
„Bisher haben wir Glück gehabt. Wir werden jetzt versuchen, zu einer Botschaft zu kommen. Es könnte allerdings sein, dass es bereits zu spät ist aber einen Versuch ist es wert.“
Lea fiel plötzlich wieder alles ein, was der Schlaf verdeckt hatte. Jetzt fielen ihr auch die Militärposten an den Straßen auf. Sie sah sogar Panzer.
„Wir werden es nicht schaffen oder? Sie werden uns fassen und sie werden uns…was?...töten?“
„Sie haben uns bis jetzt nicht bekommen und sie werden uns auch später nicht fassen. Vielleicht sind die Botschaften bereits abgesperrt, überwacht werden sie mit Sicherheit. Irgendeinen Weg gibt es immer. Wir werden es schaffen. Im Radio wird zurzeit auf jedem Kanal die Botschaft der Putschisten gesendet. Die bisherige Regierung ist irgendwo im Ausland, verbliebene wichtige Leute scheinbar verhaftet. Erstaunlicherweise gibt es keine Ausgangssperre.“
Seine Beifahrerin sah ihn lange an. Jetzt kannte sie ihn schon so lange und hatte ihn trotzdem nie richtig wahrgenommen. Am Ende ihrer Schulzeit tauchte er plötzlich auf, damals muss er Mitte Zwanzig gewesen sein. Er war im Studium immer in ihrer Nähe, andere begleiteten sie vielleicht beim Shoppen irgendwo im Hintergrund oder zu anderen Gelegenheiten aber sie wusste, dass Johann immer da war. Er besprach alles mit ihr, worauf sie achten musste. Entschied teilweise, wohin sie gehen durfte. Johann bestimmte die Regeln ihres Lebens. Er war das Symbol ihres Gefängnisses. So hatte sie es jahrelang gesehen. Und deshalb war er jahrelang so beliebt bei ihr, wie ein Pickel im Gesicht. Jetzt hatte er ihr Leben gerettet und versuchte es weiter zu schützen. Er hätte nach dem großen Zusammenbruch einfach verschwinden können. Schließlich war er nach ihrem Studium auch nicht mehr direkt für sie zuständig, sondern organisierte als Chef der Sicherheit alles Notwendige für die Familie und vor allem für ihren Vater. War sie ihm Dankbarkeit schuldig oder wurde er dafür halt bezahlt?
„Danke, Johann, dass Sie mir das Leben gerettet haben und dass Sie immer noch da sind.“
Sie konnte ihn dabei nicht ansehen, denn sie erinnerte sich auch daran, wie sie ihn früher genannt hatte und wie ihre Beziehung zueinander war. Söldner hatte sie immer gesagt. Und das brachte sie regelmäßig mit viel Verachtung vor.
„Dafür werden wir Söldner bezahlt. Allzeit bereit.“
Er lächelte nicht bei seinen Worten, sondern konzentrierte sich weiter auf die Straße. Lea spürte dabei plötzlich einen Kloß im Hals. Sie konnte einfach ein Scheusal sein.
„Sie waren noch jünger als heute, als sie beschlossen, mich für alles verantwortlich zu machen, was Ihnen nicht gefiel. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf und kann aus Ihrer Sicht den Groll sogar verstehen. In gewisser Weise. Ihr Vater hat mich angestellt und ich mochte ihren Vater. Er war ein großer Mann und ich habe ihm viel zu verdanken. Ich hätte ihn nie im Stich gelassen und das gilt nun für Sie.“
Lea sah ihn an. Dankbarkeit und Erleichterung war in ihrem Gesicht zu sehen. Johann hatte aber weiter die Straße im Blick.
„Wir werden das Auto jetzt parken, die wichtigsten Unterlagen mitnehmen. Dann versuchen wir, zu einer Botschaft zu kommen.“
Sie verstand, dass das Thema beendet war und antwortete nicht mehr. Sie fanden einen Parkplatz, Johann reichte ihr eine Sonnenbrille und sie machten sich auf den Weg. Schon von weitem sahen sie, dass der eigentlich belebte Platz vor der Botschaft durch Militär abgesperrt und menschenleer war. Bei zwei anderen Botschaften dasselbe Bild. Dann kamen sie zu einer Botschaft, die nicht abgesperrt war. Johann war misstrauisch. Lea wollte trotzdem zum Eingang hinübergehen aber Johann hielt sie auf. Diesmal wollte sie seine Meinung nicht akzeptieren, ihr Ziel lag direkt vor ihren Augen. Sie musste nur über diesen Platz gehen und schon waren sie in Sicherheit. Schließlich gelang es ihm aber, sie davon abzubringen, bevor sie Aufmerksamkeit erregten. Ein Gemüsehändler verkaufte ihnen für wenig Geld etwas Melone und Brot. Sie suchten sich eine Bank, um den Platz zu beobachten. Schweigend aßen sie ihre Mahlzeit. Bereits nach kurzer Zeit erschien ein Mann auf dem Platz, der sich auffällig unauffällig umsah. Einen Moment lang schien er unschlüssig zu sein. Dann rannte er plötzlich los in Richtung Botschaft. Sofort konnte man mehrere Männer sehen, die ihn verfolgten. Der Weg für den Flüchtenden war zu weit. Er wurde eingeholt und zu Boden gebracht. Sie hörten seine Schreie, sahen, wie er geschlagen wurde. Der zuvor belebte Platz war plötzlich leer. Ein Auto kam und der Mann wurde hineingesetzt und abtransportiert. Nach kurzer Zeit erhoben sich die beiden Zuschauer und verließen ebenfalls den Platz. Lea war deprimiert.
„Was machen wir denn jetzt? Wir werden wohl kaum einfach zum Flughafen fahren können, um ein Flugzeug zu nehmen.“
„Wir gehen jetzt zunächst in eine Wohnung, die Ihr Vater über Mittelleute angelegt hat. Dort haben wir erst einmal Ruhe. Dann werden wir einen anderen Weg finden.“
Lea hörte nicht richtig zu und lief einfach hinter ihrem Lebensretter her zum Auto. Sie fuhren eine Zeitlang schweigend durch die Stadt. Irgendwann hatten sie das Haus erreicht und betraten eine große Wohnung mit vier Zimmern.
„Hier rechts ist ihr Zimmer, das Bad ist dort drüben. Ruhen Sie sich aus, machen Sie sich frisch. Ich sorge dafür, dass wir was zu essen bekommen.“
Wortlos folgte sie seinen Anweisungen. Sie war überrascht, dass sie in ihrem Zimmer brauchbare Kleidung fand. Modische Kleidung. Zwar nicht die Qualität, die sie bisher gewohnt war aber deutlich besser, als diese komischen Fetzen, die sie gerade trug. Es waren sogar verschiedene High Heels im Schrank, unverkennbar der Einfluss ihrer Mutter. Nur fragte sie sich, ob sie diese Art von Schuh in ihrem Leben noch einmal benötigen würde. Sie suchte passende Sachen und ging dann ins Bad. Sie genoss das warme Wasser auf ihrer nackten Haut und blieb sicherlich länger unter der Dusche als notwendig gewesen wäre. Ihr Körper wurde ihr wieder bewusst. Sie strich mit den Händen die Kurven nach, streichelte kurz ihre Brüste und zog an ihren Warzen. Ein wunderbares Gefühl durchströmte sie und sie genoss ihre Hände auf ihrem Körper. Die Berührung ihrer Clit ließ sie die Augen schließen. Kurz überlegte sie, sich intensiver zu streicheln, sich ihren Fingern voll und ganz hinzugeben. Sie entschied sich dagegen und gab sich etwas Zeit, in die Realität zurückzukehren. In der Dusche lag sogar ein Rasierer, so dass sie aus lauter Gewohnheit das Sprießen ihrer Schamhaare kontrollierte. Nachdem sie die Kabine endlich verlassen hatte, fühlte sie sich wie neu geboren. Es waren sogar passende Cremes und Parfum vorhanden. Lea zog sich an und es ging ihr deutlich besser.
Als sie die Tür zum Flur öffnete, nahm sie sofort den wunderbaren Geruch aus der Küche wahr. Johann hatte aus den sicherlich nicht üppig vorhandenen Lebensmitteln eine wunderbare Mahlzeit gezaubert. Sie dankte ihm dafür.
„Bisher haben Sie noch nicht probiert.“ Er lächelte tatsächlich. „Es ist vor allem sättigend. Sie werden in der nächsten Zeit akzeptieren müssen, dass Ihr Leben nicht mehr so ausgesucht exquisit ist, wie bisher.“
„Was soll das Johann. Glauben Sie, ich kann das nicht akzeptieren? Ich habe schon mal ein einfaches Leben geführt.“
„Sie haben für eine Woche an einem Schüleraustausch teilgenommen. Das ist etwas anderes. Wir sollten nun zunächst essen und uns dann über alles weitere unterhalten.“
Ein merkwürdiger Ton in seiner Stimme ließ sie seinen Wunsch akzeptieren. Das Essen war einfach, sättigend und wohlschmeckend. Dazu gab es Wasser und Wein. Zunächst aßen sie schweigend, dann kamen sie in eine einfache Unterhaltung. Beim Wein erzählte Johann später von seinen Stationen bevor er Sicherheitschef bei ihrem Vater wurde. Die Gewalt, die er erlebt hatte, die Kameradschaft, der spezielle Spaß in einer solchen Truppe. Allerdings achtete er darauf, was er ihr erzählte. So kamen sie mit der Zeit auch auf ihre gemeinsame Zeit in der Hauptstadt und in der fremden Stadt im Ausland zu sprechen. Mit dem Hintergrund des letzten Tages verstand und akzeptierte sie seine Arbeit. War ihm sogar dankbar.
„Haben Vater und Sie etwas damit zu tun, dass Marvin damals den Kontakt zu mir abgebrochen hat?“
Die Frage kam überraschend und Johanns kurzes verdutztes Schweigen verriet ihn.
„Was wissen Sie darüber?“
„Das sind alte Geschichten. Wir sollten uns überlegen, was wir ab morgen unternehmen.“
Sein lahmer Abwehrversuch wurde hinweggewischt.
„Johann! Marvin war der einzige Mensch, dem ich neben meinen Eltern vertraut habe. Ich habe ihn geliebt. Und plötzlich hat er sich nicht mehr gemeldet. Von einem Tag auf den anderen. Was wissen Sie darüber?“
Lea wurde laut und Johann verstand, dass er mit Ausflüchten nicht mehr weiterkam. Er überlegte, wie viel er ihr erzählen sollte. Aufgrund der Bedrohung und der Tatsache, dass er morgen tot sein konnte, entschied er sich für die Wahrheit. Auch wenn das wehtun würde. Er erzählte ihr, wie glücklich ihre Eltern waren, als sie Marvin kennenlernte. Die Position ihres Vaters machte es in ihren Augen allerdings notwendig, auch die Familie in ein besonderes Sicherheitskonzept einzubeziehen. Unter anderem wurden deshalb alle Personen, die der Familie näher kamen, einer besonderen Prüfung unterzogen. Marvin konnte aufgrund verschiedener Indizien nicht grün geprüft werden, deshalb wurde er besonders beobachtet. Nach längerem Überlegen entschied ihr Vate
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Kommentare
(AutorIn)
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bolle
Der Hinweis auf den etwas kurzen Schluss ist berechtigt, liegt hier vor allem in der Konzeption als Mehrteiler. Die Flucht ist schließlich noch nicht beendet. Der Rest ist inzwischen geschrieben und wird nach und nach hier erscheinen. Achso: Die Örtlichkeit ist reine Fantasie.
Und ihr hättet den ersten Schlussentwurf mal lesen sollen ;-)«
Kommentare: 74
Krystan
Kommentare: 279
Leichtgewicht
Kommentare: 404
Helios53
Kommentare: 129
BenjaminBi
Die Rückblende, es wurde hier schon erwähnt, stört in ihrer breiten Ausdehnung dann allerdings etwas die Dramaturgie, und der Schluss kann leider gar nicht halten, was der Anfang verspricht. Es fehlt ein runder Abschluss, das ist aber bei solchen Kurzgeschichten immer ein Problem.«
Kommentare: 30
Die Rückblende viel zu lange.
Die Rolle von Johann am Ende zu kurz.
Mir hört die das ganze zu aprupt auf und schreit eigentlich nach einer Fortsetzung. Darum nicht die vollen Punkte.
Oder anderst, so gut und geil wie die Geschichte ist hört sie auf wie ein Furz.«
Kommentare: 127
EviAngel
Liest sich wie der Beginn eines Buches. Wenn es lektoriert wird, könnte es ein Erfolg werden.
Gut gemacht.«
Kommentare: 214
aweiawa
Mich stören Rückblenden nicht, wenn sie gut gemacht sind. Was ich hier bescheinige.
Der Schluss? Klar, die Story könnte noch 1000 Seiten weitergehen. Aber wozu, sie ist auch so ok.«
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James Cooper
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