Blind
von Lady MacKenzie
Es war eine warme, mondhelle Nacht und sie saßen nebeneinander auf einer Bank am See. Sie hatte sich an ihn gekuschelt, genoss seine Nähe und er hatte den Arm um sie gelegt und ihre leisen Stimmen übertönten das Rascheln des Windes in den Baumwipfeln. »Kannst du dich daran erinnern, worüber wir uns vorgestern unterhalten haben?« fragte er sie. Sie musste sich einen Moment besinnen was er wohl meinte, aber dann schaute sie ihn fragend an. »Ja?«
Breit grinsend zog er eine Augenmaske aus der Tasche und schwenkte sie vor ihren Augen hin und her. »Na? Traust du dich?« Sie musste über seine Idee und den erwartungsvollen Blick lachen. Sie hatte ihm vor zwei Tagen am Telefon erzählt, dass es sehr anregend sei, jemanden zu küssen, der die Augen verbunden hatte, oder um gekehrt von jemandem geküsst wurde, während man selbst nichts sehen konnte. Er hatte sie natürlich wieder aufgezogen und das erstmal angezweifelt. Darauf hatte sie sich zu der Aussage hinreißen lassen, dass sie es ihm ja mal zeigen könnte. Und jetzt saß er hier vor ihr, lächelte breit und meinte: »Du traust dich nicht!«.
»Du weißt genau, dass ich das nicht auf mir sitzen lassen kann!« Dann schnappte sie ihm die Maske aus der Hand und erhob sich, um langsam um die Bank herumzugehen, bis sie hinter ihm stand. Sie zog ihm die Maske über die Augen, beugte sich vor und flüsterte in sein Ohr: »Aber du darfst dich nicht bewegen – du musst ganz still sitzen und mich machen lassen!«
Sie streichelte sanft seine Schulter und ging dann in weitem Bogen um die Bank herum. Er lauschte auf das Klappern ihrer Absätze und an seiner Haltung konnte sie sehen, dass er seiner Sache recht sicher war. Als sie wieder vor ihm stand, verharrte sie ein wenig und als er um sich herum nur noch Stille wahrnahm, wurde er doch etwas unruhig. Vorsichtig trat sie an ihn heran, hielt sich leicht an seiner Schulter fest und kniete sich über seine Beine. Sie stützte ihre Knie rechts und links von seinen Beinen auf die Bank. Er war ein wenig irritiert von der plötzlichen Nähe, aber sie ließ sich nicht ablenken. Bedächtig ließ sie sich herab, bis sie fest auf seinem Schoß saß. Sie nahm seine Hände in ihre – sie liebte seine Hände, sie waren sehr sanft und doch kraftvoll – und streichelte sie zärtlich, um sie dann auf ihre Hüften zu legen. »Schön festhalten!« flüsterte sie ihm zu.
Gelassen zog sie den Reißverschluss ihrer leichten Jacke auf, kam ihm entgegen und ließ ihn an ihrem Hals riechen – sie wusste, er liebte ihr Parfüm – sie bewegte sich so, dass seine Nase fast in ihrem tiefen Ausschnitt verschwand. Seine Hände zuckten auf ihren Hüften und mittlerweile war seine Haltung doch recht erwartungsvoll.
Dann fing sie an ihn zu streicheln… nur mit einem Finger und so sanft sie konnte. Sie streichelte seinen Hals, seine Stirn, die Schläfen und Wangen, bis sie zuletzt die Konturen seiner sinnlichen Lippen nachfuhr. Wieder glitt sie mit dem Mund zu seinem Ohr und fragte ihn leise, ob sie weiter machen solle. Sie konnte sehen, wie er angestrengt schluckte, um dann ruckartig zu nicken. Ein bisschen ließ sie ihn allerdings noch zappeln, schließlich hatte er doch behauptet, das Küssen mit verbundenen Augen wäre in keinem Fall aufregend, wenn man bereits wüsste, wer der Küssende sei. Aber mittlerweile hatte sie den Eindruck, dass er recht gespannt war, obwohl sie noch nicht einmal Anstalten gemacht hatte ihn zu küssen.
Erneut beugte sie sich vor und kostete seinen Hals… ganz sachte. Mit kleinen Küssen arbeitete sie sich langsam nach oben. Sie küsste sein Gesicht und tastete sich langsam voran zu seinem Mund. Der erste Kuss war ganz leise und zaghaft. Danach ging sie erst mal wieder etwas auf Abstand, um sich abermals zu erkundigen, ob sie weiter machen solle. Sicher kann sich jeder denken, wie die Antwort ausfiel?!
Der zweite Kuss war dann schon etwas mutiger. Ganz sanft glitt ihre Zunge über seine Lippen, als er aufgab und mit viel Leidenschaft begann, ihren Kuss zu erwidern. Sie löste sich erneut und rückte ein wenig von ihm ab. Und während sie ihre Bluse aufknöpfte, raunte sie ihm leise zu: »Hör genau hin! Weißt du, was ich jetzt mache?« Sie sah in sein angespanntes Gesicht, um es ihm gleich darauf zu erklären. »Ich öffne meine Bluse… ganz langsam… Knopf für Knopf. Schade, dass du das nicht sehen kannst. Weißt du, welche Unterwäsche ich heute trage?« Kopfschütteln. »Die schwarze Corsage… erinnerst du dich?« Ein knappes Nicken – er war dabei gewesen, als sie das Set gekauft hatte und es mit »rattenscharf« betitelt. Seine Hände auf ihren Hüften waren mittlerweile auch alles andere als entspannt.
Wieder nur ein Flüstern: »Weißt du was ich jetzt tue? Ich streife die Träger der Corsage über meine Schultern und ziehe sie ein Stück nach unten… ganz langsam. Kannst du es dir vorstellen?« Ein angestrengtes Schlucken war seine einzige Reaktion. Sie machte unbeirrt weiter, ihm mit leisen Worten zu beschreiben, was passierte.
»Meine Brüste kommen immer mehr zum Vorschein… sie quellen geradezu hervor… jetzt kann man schon die Brustwarzen sehen. Sie sind ganz erwartungsvoll aufgerichtet und gleich… gleich sind sie ganz befreit. Möchtest du sie kosten?« Der Druck seiner Hände auf ihren Hüften erhöhte sich immer mehr, als sie sich vorbeugte und ganz sachte mit den Brüsten über seine Wange strich. Sofort drehte er den Kopf und fand erstaunlich treffsicher ihre Brustspitze mit dem Mund. Zärtlich saugte und knabberte er daran, während sie lustvoll aufstöhnte. Dann zog sie sich zurück und stieg von seinem Schoß.
Mit flinken Fingern richtete sie ihre Kleidung, ging wieder um ihn herum, um ihm langsam die Maske auszuziehen und von hinten ins Ohr zu raunen: »Die verwahre wohl besser ich?! Lass‘ uns in meine Wohnung gehen, ich will dir noch mehr zeigen… einverstanden?«
Sofort stand er auf, nahm ihre dargebotene Hand und zog sie in seine Arme.
»Du bist ein ziemliches Luder, weißt du das?« bemerkte er ein wenig heiser. Sie antwortete mit einem leisen Lächeln, legte den Arm um seine Taille und zog ihn mit sich. Im Gehen sah sie ihn von der Seite an und kündigte grinsend an: »Und zuhause habe ich die Handschellen!« Ihr Lachen hallte durch die Dunkelheit, als er daraufhin seine Schritte beschleunigte.
Kommentare
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Eine neue Geschichte, eine neue Reise und diesmal scheine ich der Erste zu sein...
Zuerst meine Kritik: zuuuu KURZ!
Sicherlich genau richtig, was das angeht, was du beschreiben wolltest, aber... daaamn... Du bringst Stimmung auf und dann ist es schon wieder vorbei. Das ist UNFAIR!
Der Einleser hat in Worten recht. In Smilies bin ich mit ihm ganz und gar nicht einer Meinung.
Es gehört eine Menge Geschick dazu, einen Leser innerhalb von anderthalb sevac-Seiten einzufangen und hautnah am Geschehen zu haben. Und bei mir gelingt dir das.
Man muss nichts über die Beziehung der beiden im Vorfeld wissen, denn was du schilderst, erklärt genug, um ein Bild zu entwickeln. Und dabei bleibst du so vage, wie es nur möglich ist.
Das ist in meinen Augen übrigens der Zauber deiner Geschichten: Sie sind gerade so konkret, wie es unbedingt nötig ist und lassen viel Raum für die jeweils eigene Phantasie.
Nicht jedermanns Geschmack, aber meiner ist es absolut. Zumindest bei deinen Geschichten. Vielleicht aber auch ein wenig, weil die Stimmungsbilder, die du zeichnest, einfach in 'meiner Sprache' geschildert werden.
Ich sags mal so: Viele andere, mir bekannte Autoren hätten fünfmal so viele Worte gebraucht, um zu schildern, zu zeigen und fühlen zu lassen, ws du hier präsentiert hast. Und es wäre trotzdem oftmals nicht so gut geworden.
Ich bin echt ein Fan von dir!«
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Für mich nicht! Der Inhalt hat einen gewissen reizvollen Domino-Effekt...
(die Phantasie lässt sich danach nimmer aufhalten)«
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Warum? Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit, aber der Gegensatz zur Erwartung scheint mir zu wenig abrupt.«
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Allerdings, und dieser Punkt gilt für alle deine Text, die ich bislang las, fehlt mir auch in "Blind" wiederum zum einen sprachliche Finesse und zum anderen erzählerische Raffinesse.
Ich meine damit, dass insbesondere im vorliegenden Text zu viele sprachliche Ungenauigkeiten stören, wie z.B. die mehrmalige Wiederholung des Adjektivs "recht" in verschiedenen Zshg. gepaart mit solch überflüssigen wie ärgerlichen Füllseln a la "doch" und "etwas". Dadurch gewinnt "Blind" leider den Charakter einer unachtsam einfach so dahin geschriebenen Schreibübung, ohne jedoch als Vignette mit der nötigen Durchkomponiertheit zu überzeugen.
Und was das erzählerische Element anbelangt, so vermisse ich nach wie vor eine allgemeinere Deutungsebene in deinen Texten, die mir bislang, um dein beliebtes Adjektiv zu bemühen, "recht" oberflächlich erscheinen. Zwar bebildertes du das Geschehen angenehm schnörkellos und der Kürze angemessen detailliert, aber mehr als ein in dieser Art bebildertes Geschehen kommt bei mir leider nicht an. Das Leben und die Welt deiner Figuren dringt leider nicht in die Texte vor. Jedenfalls nicht in dem Maße, dass sie auf das Geschehen rückwirken würden, und vice versa.
Eine weitere Folge dessen ist, dass meist der weniger aktive Part deiner Figuren blass bleibt. Und das trifft auch auf Ihn in "Blind" zu, denn Er spielt im Prinzip keine Rolle. Es geht nur um Sie, die Ihn reizt, herausfordert und am Ende in der Hand oder gar in Handschellen hat. Was die Beziehung der beiden betrifft, erfahren wir nichts. Und so ist auch das bebilderte Geschehen leider nirgends in der Beziehung der beiden Figuren verortbar. Es bleibt (angenehme) Oberfläche.
-AJ«
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vielen dank!«