Blindflug
von Leichtgewicht
Ich räusperte mich noch einmal und drückte dann auf den Aufnahmeknopf.
„Guten Abend, meine lieben Hörerinnen und Hörer. Vor mir sitzen Rainer und Inge, ein modernes junges Ehepaar aus der Vorstadt, das uns etwas über das Geheimnis ihrer glücklichen Ehe erzählen möchte. Sie sind doch glücklich, oder?“
„Ja, das sind wir“, sagte Inge und schaute ihren Rainer liebevoll an.
„Obwohl es am Anfang gar nicht so aussah“, warf Rainer ein. „Weil alles mit einem handfesten Krach anfing.“
„Ja, an einem Samstagnachmittag um Punkt drei Uhr.“ Das werde ich nie vergessen. Ich lag auf dem Bett. Rainer zog die Vorhänge zu, ließ anschließend erst die Jalousien und dann die Hosen runter. Jeden Samstagnachmittag das gleiche Ritual. Und das hätte sich auch bis zum Ende unserer Tage nicht geändert, wenn ich nichts unternommen hätte.“
„Und da haben Sie etwas unternommen“, stellte ich in sachlichster Moderatorenstimme fest.
Rainer bekam einen Lachanfall. „Sie sagte, dass sie keine Lust auf Sex hätte. Einfach so.“
„Und?“, fragte ich.
„Inge warf mir vor, dass sie jede meiner Bewegungen vorhersagen könne, ihr Sex deshalb keinen Spaß mehr mache und ich ein ganz lausiger Liebhaber sei. Ich war ganz schön geplättet.“
„Haben Sie das wirklich gesagt, Inge? Dass er ein lausiger Liebhaber sei?“
„Ja, und noch viel mehr. Dabei wusste ich noch nicht einmal, ob das stimmte. Rainer war mein Erster, und wir haben geheiratet, da war ich gerade mal achtzehn. Ich wusste nur, das kann es nicht sein. In meinen Liebesromanen wurde das alles immer ganz anders beschrieben.“
„Mir kam das wie eine billige Ausrede vor“, sagte Rainer. „Sie musste doch wissen, dass kein Mann gegen eine Romanfigur bestehen kann. Ich warf Inge vor, sie suche nur eine Ausrede, um fremdgehen zu dürfen. Kurzum, wir hatten ruck zuck den schönsten Streit.“
„Und sprachen eine Woche lang nur das Nötigste miteinander.“
„Ich hatte dann die Nase voll und ihr gesagt, dann solle sie sich doch einen anderen suchen und mich gefälligst in Ruhe lassen. Ich stand kurz davor auszuziehen.“
„Und? Hat Sie es gemacht? Hat sie sich einen Liebhaber geangelt?“, fragte ich.
Rainer schüttelte den Kopf.
„Nein. Wollte sie auch nicht. Sie sagte mir damals, sie wolle endlich einmal richtigen Sex haben, suche aber keine neue Liebe. Ich war froh, dass sie mich doch nicht so einfach loswerden wollte. Nur sah ich jetzt überhaupt keinen Ausweg mehr aus dem Dilemma und war ziemlich ratlos.“
„Und wie haben Sie das erlebt, Inge?“
„Befreiend. Ich fühlte mich nach meinem Geständnis ungeheuer stimuliert. Ich dachte, jetzt muss doch was passieren und wartete den ganzen Sonntag auf das große Wunder. Am Montag fantasierte ich von unserem Briefträger, und der sah nun wirklich nicht aus wie ein Filmstar. Am Dienstag kam ich in eine Verkehrskontrolle und stellte mir vor, wie die beiden Beamten mich gleich auf dem Rücksitz meines Kleinwagens vernaschten. Am Mittwoch ging ich shoppen und überlegte, was das Verkaufspersonal während der Pausen in den Lagerräumen so trieb und am Donnerstag besuchte ich eine Freundin, von der jeder wusste, dass sie auch anderen Frauen gegenüber nicht unbedingt abgeneigt war. Passiert ist da aber nichts. Aber dafür habe ich am Freitag entdeckt, mit wie vielen Haushaltsgegenständen man etwas anfangen kann, wenn man sexuell frustriert ist. Das geht von der Handdusche, über den Elektrorasierer bis hin zum Staubsauger. Vor allem Staubsauger. Und als dann endlich Samstag war, wäre ich meinen Rainer am liebsten angesprungen. Und was machte der Feigling? Sagte mir, er habe einen Termin in der Stadt. Aber ich habe ihm Unrecht getan. Er hat tatsächlich nach einer Lösung für uns beide gesucht. Aber das soll er selber erzählen.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis herumgefragt, ob jemand Erfahrung mit Swingerclubs hat. Ich habe mir gedacht, wenn jemand Sex mit einem Fremden haben will, dann am besten dort, wo so etwas ganz normal ist. Aber Inge wollte keinen Swingerclub.“
„Ist das nicht zu verstehen?“, unterbrach Inge ihren Mann. „Ich wollte Rainer nicht als Aufpasser neben mir haben.“
Das Lächeln, das sie mir dabei zuwarf, war beinahe schon hinterhältig zu nennen.
„Hilfe“, fuhr Rainer fort. „bekam ich erst, als ich schon nicht mehr damit rechnete. Als ich Dirk, einem unserer Freunde, von unseren Eheproblemen erzählte, fragte der mich, ob Inge sich hinter einer Maske nicht vielleicht sicherer fühlen würde. Er kenne da einen Club.“
*
„Ja, und dann standen Rainer und ich zwei Wochen später tatsächlich vor der Stahltür eines Kellereingangs im alten Industrieviertel. Da wo die alten Backsteingebäude liegen. Der Wind war kalt und der Sprühregen ruinierte mir die Frisur. Ich fröstelte, denn unter meinem langen Mantel war ich eher sommerlich leicht gekleidet. Rainer hatte geklingelt und vor uns öffnete sich ein Guckloch. ‚Wir haben hier eine Empfehlung für Ulf’, sagte Rainer und reichte ein Kärtchen durch das Fenster.
‚Einen Augenblick’, hörte ich jemand brummen. Dann hörte ich nichts mehr. Mir zitterten die Knie, und das kam nicht nur von der Kälte. Mir wurde erst jetzt klar, worauf ich mich da eingelassen hatte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich Rainer am Ärmel zupfte und verzagt vor mich hin murmelte: ‚ Komm Rainer, wir lassen es sein.’
Aber genau in diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein Mann, von dem ich zunächst nur seine eleganten Slipper erkennen konnte, bat uns herein. Zu den teuren Schuhen gehörten ein konservativ geschnittener Anzug, graue Haare und eine Figur, die wahrscheinlich nur durch Sport einigermaßen in Form gehalten wurde. Aber sein Lächeln war unglaublich warm.
Alles andere erschien mir irreal. Überall standen Pärchen herum. Jedes für sich, das sich um niemanden sonst kümmerte. Und ein paar alleinstehende Damen. Wie in einem Panoptikum so steif. Ulf bemerkte unsere Blicke und sagte nur:
‚Wir lieben Masken - und Maskenspiele. Ohne Masken fühlen wir uns ein wenig unbehaglich, wie ihr sehen könnt.’
Ich wollte gleich wieder gehen, als im Hintergrund ein sanfter Gong erklang, der mich an einen indischen Tempel oder ältere Kung Fu Filme erinnerte. Unser Gastgeber lächelte. ‚Ab jetzt ist die Eingangstür nicht mehr besetzt. Wer sich also verspätet hat, muss nun draußen bleiben.’
‚Darf ich sie etwas fragen Ulf? Was sind das für Leute, die hierher kommen?’
Das unfreiwillige Vibrato in meiner Stimme konnte ich nicht ganz unterdrücken.
‚Ehepaare wie ihr. Alles langjährige Mitglieder. Sie müssen wissen, wir sind eine absolut geschlossene Gesellschaft. Dass Sie beide heute Abend unsere Gäste sind, ist eine absolute Ausnahme. Unser gemeinsamer Freund ist einer unserer Gründungsmitglieder. Er hat sich für sie beide verbürgt.’
Ich wusste nicht, wen er mit dem gemeinsamen Freund meinte, aber Rainer nickte. ‚Dirk’, sagte er.
‚Und der Rest?’, fragte ich.
‚Karrierefrauen. Geschäftsfrauen. Der Typ von Damen, deren Sexleben dem Beruf geopfert wurde. Affären können sie sich nicht leisten, passende Männer sind schwer zu finden, und wenn, dann bleiben sie nicht lange, weil ihre Herzensdame kaum Zeit für sie hat. Und ein paar Junggesellen. Alle von Hand verlesen, sorgfältig überprüft und von uns Organisatoren ausgesucht. Diskretion und Fingerspitzengefühl sind für uns noch wichtiger als das gemeinsame Vergnügen.’
Ich war zufrieden. Das klang alles sehr seriös und meine Nervosität ebbte langsam ab.
‚Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie Ihre Garderobe lassen können. Und hier’, er gab Rainer eine kleine Schachtel in die Hand, ’ist Ihre Maske.’
Ulf brauchte gar nicht so einen Umstand zu machen. Meinte er denn, ich würde meinen Mann mit Maske nicht erkennen?
‚Und meine?’, fragte ich.
‚Die gebe ich Ihnen persönlich, wenn Sie abgelegt haben.’
Und das tat Ulf. Ich durfte wählen zwischen diversen Latexmasken, die über den Kopf gezogen wurden und von Batman bis Spiderman, von Katzen- bis Hexengesichtern reichten. Ihnen allen gemeinsam war, dass sie den Mund zwar verschlossen, aber durch Dehnung begrenzt Oralverkehr zuließen. Für mich kam das nicht infrage. Oralverkehr wollte ich nicht.
Dann gab es venezianische Karnevalsmasken aus Holz oder Plastik, die das ganze Gesicht abdeckten. ‚Für den auf besondere Diskretion erpichten Gast’, sagte Ulf.
Ich wählte eine ganz normale Maske, wie ich sie vom Fasching her kannte und unser Gastgeber legte sie mir an, nachdem mein Mann die große Schwingtür bereits passiert hatte.
*
Ich sah, dass Inge sich nicht so recht entscheiden konnte, welche Maske sie nehmen sollte, zog mir meine eigene Maske übers Gesicht und stieß die Flügeltür auf. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Für mich war es wichtig, den Raum vor Inge zu betreten. Ich wollte unbedingt sehen, wie sie sich anstellte. Würde sie sich gleich dem ersten Mann leidenschaftlich in die Arme werfen? Oder erst langsam und mit der für sie so typischen Vorsicht abwarten. Ich zog mich ins Halbdunkel zurück und wartete auf ihren Auftritt.
Als sie durch die Tür kam, erkannte ich sie sofort. Ihr Körper, ihr Gang, ihre Haare waren unverwechselbar. Die alberne Maske deckte ja nur die obere Hälfte ihres Gesichtes ab. Sie kam in Begleitung zweier Herren, die sie vorsichtig am Ellenbogen führten. Ulf und Dirk. Das hätte ich mir ja denken können, dass Dirk diesen Abend nicht verpassen wollte. Der doppelte Whisky am Empfang schien Inge zu schaffen zu machen, denn mein Schatz schwankte ein wenig. Schwanken war vielleicht übertrieben, aber auf jeden Fall wirkte ihr Gang sehr unsicher.
Die Türflügel waren noch nicht ganz zurück geschwungen, da hatten sich bereits drei Herren in Bewegung gesetzt. Klar, hier musste eine neue Maske ähnlich viel Aufsehen erregen wie ein Filetsteak in einer Suppenküche. Aber ich konnte nicht behaupten, dass mir der Gedanken gefiel, zusehen zu dürfen, wie meine Frau von gleich fünf Männern bestiegen wurde. Ich bereute es bereits deutlich, mich auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben.
Während ich noch mit dem Schicksal haderte, hatten die fünf Herren einen Kreis um meine Frau gebildet, der mir keinen Einblick mehr erlaubte. Doch es dauerte nicht lange und die Einheit bekam Risse. Ich schnappte vereinzelte Worte auf, die Bewegungen wurden heftiger – und einer der Männer ging. Ein Streit? Egal, Hauptsache einer weniger. Das gefiel mir. Leider klebten die anderen vier immer noch an meiner Frau wie Fliegen am Honigpapier. Ich machte zwei schnelle Schritte vorwärts und stoppte dann wieder abrupt. Nein, ich hatte nicht vor, mich hier als eifersüchtiger Ehemann lächerlich zu machen. Ich nicht. Den Triumph mochte ich niemandem gönnen.
Die Gruppe schob sich aus dem Bereich der Türflügel weiter in die Mitte des Raumes, wo drei angestrahlte Rundtische standen, aus deren Mitte sich eine silberne Stange erhob und kurz unterhalb der Decke im Dunkel des Raumes wieder verlor. Mit Schwung warfen die Männer meine Frau hoch. Inge griff Hilfe suchend nach der Stange und kämpfte um ihr Gleichgewicht. Ihre ohnehin schon helle Haut bekam unter dem Licht des Punktstrahlers einen beinahe durchscheinenden Glanz. Ich hatte Inge noch nie so nackt gesehen. Es dauerte etwas, bis ich verstand warum. Sie hatte sich zu Hause rasiert. Und jetzt?
Ich wollte nicht glauben, was ich da sah, denn bisher kannte ich mit ihr nur Sex bei Dunkelheit oder höchstens gedämpftem Licht, das nicht viel mehr als die allgemeinen Konturen unserer Körper erkennen ließ. Und hier zeigte sie sich allen Männern, als wollte sie anbieten, was sie hatte. Noch nie war mir meine Frau so verführerisch vorgekommen. Dabei stand sie einfach nur da.
Ihre Bewegungen waren zunächst kaum wahrzunehmen. Ein Gewichtswechsel vom einen Bein auf das andere, bei dem sie die Hüfte vorstreckte. Dann schob sie beide Hände an der Stange empor, und ich war überrascht über das Wunder ihrer Brüste. Sie strafften sich und taten, als ob sie hinter den Händen herlaufen wollten. Und dann ging sie tatsächlich in die Hocke. Was für ein Prachtarsch.
Tabledance war das nicht. Den hätte ich bei Inge auch nicht erwartet. Aber sie stellte sich zur Schau. ‚Kauf mich’ lautete ihre Botschaft, die an alle außer mir gerichtet war.
Aus der Hocke streckte sie sich wieder zur Decke, verhakte ein Bein um die Stange und spreizte das andere weit ab. ‚He’, wollte ich ihr zurufen, ‚weißt du denn nicht, wie obszön das aussieht?’
Ich war nicht das einzige Clubmitglied, das diese Amateurdarbietung genoss, aber niemand machte Anstalt sich zu beteiligen. Geschlossene Gruppe. Ich muss zugeben, am liebsten hätte ich dazwischengeschlagen, aber ich war ja freiwillig hier. Hätte ja wissen können, worauf ich mich einließ. Und dann war da noch etwas. Mein Slip spannte, als wolle er im nächsten Augenblick auseinander reißen. Ich zog ihn aus und ließ ihn verschämt auf den Boden gleiten.
Inge schien genug von der Darbietung zu haben, rutschte an der Stange herunter und saß nun auf dem Tisch. Wieder konnte ich nichts erkennen, weil sich die vier Männer über sie beugten. Ich war jedenfalls recht froh, dass sie sie nicht gleich zu den Polstern schleppten, die in den Ecken des Raumes ausgebreitet waren. Ein Jucken irritierte mich, und ich schaute nach unten. Ich hatte tatsächlich angefangen, an mir herum zu spielen, ohne es zu bemerken, und hatte nun einen wüst pochenden Ständer in der Hand. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir die Darbietung beenden können. Ich hätte mir meine Frau geschnappt und mich, egal wer zusehen wollte, mit ihr auf den Polstern vergnügt. Dabei hatte der Abend doch gerade erst angefangen.
*
„Rainer war weg. Ich sah ihn durch die Tür verschwinden. Dann zog ich meine Maske über und stand für einen Moment völlig orientierungslos im Dunkel. Ich konnte nichts sehen. Ich war blind. Die Augenschlitze funktionierten nicht. Es waren bestimmt nicht mehr als ein paar Sekunden, in denen ich meine Orientierung suchte, aber mir kamen sie wie Ewigkeiten vor, und gerade, als ich mir die Maske wieder vom Gesicht reißen wollte, spürte ich eine leise Berührung am Arm. Sie erschien mir wie eine Erlösung.
‚Kommen Sie, ich bringe Sie hinein.’
‚Die Maske’ stieß ich hervor.
‚Hat keine Augen’, sagte Ulf. Das ist das Spiel für den heutigen Abend.
Mit seiner einen Hand auf meinem Unterarm und der anderen um meine Taille geschlungen, stolperte ich vorwärts. Dass die massive Tür sich für uns öffnete und schloss, bemerkte ich nicht an dem Klacken eines Schlosses, sondern am Luftstrom. Der mysteriöse Raum vor mir saugte alles zu sich hin. Die Luft, mich und vor allem meinen Willen. Der hatte sich aufgelöst und etwas zurückgelassen, das erschreckt auf zwei zitternden Beinen stand.
Was war bloß aus der Frau geworden, die unbedingt einen anderen Mann haben wollte?
Aus der Finsternis um mich herum kamen gedämpfte Laute, ein gelegentliches Seufzen, ein halblautes Stöhnen. Und dann dieser Geruch. Ich wusste, wie ich roch, wenn ich erregt war, aber so intensiv wie in diesem Zimmer, wo sich die Lust versammelt hatte, hatte ich es noch nie erlebt.
Ganz tief in meinem Inneren spürte ich meine Erregung, und gleichzeitig sperrte sich alles in mir auch nur einen einzigen weiteren Schritt vorwärts zu gehen. Ich war völlig nackt, und alle würden in diesem Augenblick auf meinen Körper starren. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Männer hier über mich herfallen würden. Ich zuckte zusammen und wollte mich wieder zur Tür drehen.
‚Hab keine Angst’, hörte ich eine zweite Stimme an meinem Ohr. „Wir führen dich ein wenig umher, damit die anderen Gäste wissen, dass du hier bist.’
Sie müssen das gar nicht wissen, sagte eine Stimme in mir, die meinen Mut ersetzt hatte.
‚Du brauchst auch keine Angst zu haben, dass du stolperst oder dich stößt. Hier gibt es weder Tische noch Stühle.’
Ich stellte mir vor, wie es war, die nächste Stunde im Stehen zu verbringen.
‚Aber in den Ecken des Raumes sind Ruheinseln. Wenn du dich also etwas hinlegen möchtest, dann sag mir Bescheid. Ich bringe dich dorthin, wo am meisten Platz ist.’
Und dann küsste mich jemand in den Nacken, und ich begriff den Sinn der Maske. Alles Unsinn, dass die Frauen nicht erkannt werden sollten. Jede Verkleidung hätte das gleiche Ziel erreicht. Diese Masken ohne Augen erfüllten nur einen Zweck. Die Frauen gefügig zu machen für alle perversen Wünsche der Männer. Wer nichts sieht, kann sich nicht wehren. Wer nichts sieht, weiß später nicht, wer ihm was angetan hat. Wer nichts sieht, kann kein Zeugnis ablegen. Wer …
‚Du musst nichts tun, was du nicht möchtest.’
So langsam ebbte meine Panik ab und ich bemerkte wieder den Geruch des natürlichen Parfüms erregter Körper. Meine beiden Führer schoben mich langsam vorwärts.
‚Ich passe auf, dass du nicht fällst.’
Ich spürte eine weitere Hand auf meiner Haut, und dann noch eine. Sie streichelten mich sanft, kneteten vorsichtig meine Brust, erforschten die Innenseite meiner Schenkel.
„Sie haben neue Bewunderer“, sagte Ulf, den ich an seiner Stimme erkannte und das einzig Vertraute um mich herum war. „Ich kann mich nun zurückziehen und Sie jemand anderem überlassen.“
„Bleib“, flüsterte ich, drehte mich um, suchte seinen Arm, seine Brust, sein Gesicht, seine Lippen. Ich zog ihn zu mir heran und küsste ihn. Ich glaube, es war mein erster leidenschaftlicher Kuss, außerhalb meiner Ehe und nicht weniger aufregend als mein erster Kuss beim ersten Rendezvous.
Die Männer hoben meine Brüste an, strichen über meine Gesäßbacken und meine Schenkel. Eine Hand versuchte meine Schenkel auseinander zu drücken, aber ich presste mit aller Macht dagegen. Auch als eine Hand meinen Nacken fand und versuchte meinen Kopf nach unten zu drücken, gab ich nicht nach.
‚Komm, blas mir einen’, hörte ich eine heisere Stimme.
‚Nein’, antwortete ich, ‚so was tue ich nicht.’
‚Warum, zum Teufel, nimmst du dann keine Maske, die dir über das ganze Gesicht geht.’
Da schien ich jemanden verärgert zu haben.
‚Ganz ruhig. Wir haben Zeit. Entspann Dich. Hier geschieht nichts, was du nicht willst.’
Aber was ist, wenn ich nicht weiß, was ich will?
Sie schoben mich vorwärts, bis ich gegen eine Kante stieß, wo doch gar nichts hier im Raum sein sollte. Dann hoben sie mich hoch und drückten mich gegen eine Stange, an der ich mich krampfhaft festhielt.
‚So, jetzt kann jeder dich sehen, der dich sehen will.’
Da klang so etwas wie Selbstzufriedenheit und Stolz in Ulfs Stimme, und mir wurde klar, dass ich es ihm bis jetzt nicht leicht gemacht hatte.
‚Du kannst jetzt da oben ganz verkrampft stehen bleiben, bis dir alle Muskeln wehtun, oder du kannst dich ein wenig bewegen und den anderen zeigen, was für eine tolle Frau du bist.’
Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt. Der schönste Mann hier würde mich in den Arm nehmen und entführen. Und ich würde die Liebesnacht meines Lebens erleben. Stattdessen stand ich auf einem Tisch und ließ mich anstarren. Aber dann kam so etwas wie Trotz in mir auf. Mit dem Arsch wackeln konnte ich auch, und meine Figur war bestimmt nicht schlechter als die der anderen Frauen hier. Langsam begann ich in meinen Hüften zu wiegen.
‚Super’, flüsterte jemand unter mir. ‚Mach weiter so.’
Ich hob ein Knie an, drückte es zum Körper, so dass niemand mehr etwas von meiner Weiblichkeit sehen konnte und zog es dann langsam nach außen. An den raschen Atemzügen merkte ich, dass meine Muschi ungefähr in Augenhöhe der Männer sein musste.
Die Hitze schoss mir zwischen die Beine, und ich fühlte die erste Feuchtigkeit. Einer der Herren umgriff meinen Po, zog mich an sich und für einen Moment spürte ich eine Zunge, die sich zwischen meine Schamlippen schob. Ich presste seinen Kopf an mich und riss mich dann wieder los, drehte den Zuschauern meine Rückseite zu und ließ mich an der Stange langsam nach unten gleiten. Da war eine Hand, die sich zwischen meine Pobacken schob, über den Damm glitt und einen Finger in mir versenkte. Ich kam mir frech, aufreizend und völlig versaut vor.
Die nächsten Minuten vergnügte ich mich damit, möglichst alles und jedes von mir zu zeigen und jeden Teil meines Körpers den tastenden Händen mit den gierigen Fingern zugänglich zu machen.
‚Wenn du willst, kannst du etwas Pause machen und dich hinsetzen.’
Ich verstand nicht so genau, was gemeint war. Eine Pause wollte ich bestimmt nicht. Ich hatte ja gerade erst meine ersten Hemmungen fortgeworfen. Trotzdem ließ ich mich an der Stange herunter gleiten und setzte mich auf die Tischplatte.
Wegen der Stange blieben meine Beine weit geöffnet. Es störte mich auch nicht mehr. Für einen Moment schoss mir der Gedanke durch den Kopf, wo Rainer sich wohl herumtrieb.
‚Hier’, hörte ich jemand wispern und bekam etwas in die Hand gedrückt. Hart, so hart, dass es auch unter Druck keine Haarbreite nachgab. Kühl, aber nicht kalt, und aus einem Material, das sich rasch unter der Hand erwärmte. Ich tippte auf einen Dildo, aber keiner von der Art, die ich kannte. Sehr groß, ganz bestimmt nicht aus Kunststoff oder Glas. Und als ich begann mit meinen Fingerspitzen die Feinheiten zu ertasten, fand ich die glatte Eichel mit der Andeutung einer Öffnung und auf dem Schaft das Muster sich verzweigender Adern.
Ich führte das Stück zum Mund, roch daran und ließ meine Zunge darüber gleiten. Ich spürte das Holz und roch das Öl, mit dem es eingerieben war.
‚Ein Geschenk des Hauses. Ein Unikat. Der Künstler würde sich geehrt fühlen, wenn du uns zeigtest, was man alles damit machen kann.’
Was man damit machen kann, wusste ich. Wenn mich jemand gefragt hätte, ob ich das andere zeigen wollte, hätte ich ihn gefragt, ob er noch alle beisammen hätte. Aber das war gestern. Ich schob den Schaft noch einmal in meinen Mund, …
‚Halt, lass ihn da, das sieht grandios aus.’
…zog ihn wieder halb heraus und drehte ihn über meine Zunge. Ich zog ihn weiter hinaus und ließ die Zunge folgen. Der Holzschaft verweilte noch einmal kurz auf meinen Lippen, bevor ich ihn mit einer einzigen kühnen Bewegung zwischen meinen Beinen versenkte.
‚Bravo.’ Leise und aufmunternd wie von einem Mentor, dem nur daran lag, dass es mir gut ging. Ich bewegte den Dildo einige Male hin und her und konnte ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Ich hielt mich mit der freien Hand an der Stange fest und bog den Rücken durch um dem Holz entgegen zu kommen. Eine Hand strich mir über meine Haare, zog meinen Kopf ein wenig zur Seite und drückte mir etwas gegen meine Lippen. Ich öffnete sie.
Weich und mit einem eigenen Aroma. Kein zweiter Dildo. Das war das Original, das ich vorhin noch so vehement von mir gestoßen hatte. Jetzt nahm ich es willig auf und liebkoste es mit meiner Zunge. Ich wusste, ich hatte wenig Erfahrung damit, und hatte Angst seinem Besitzer mit der Härte meiner Zähne weh zu tun. Doch dann erinnerte ich mich an meine Kinderzeit und die ganz dicken Dauerlutscher, die für einen einzigen Mädchenmund viel zu ermüdend waren und deshalb reihum gingen. Und auch an einige unserer Spielchen mit den Jungs. Es war gar nicht so s
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Kommentare
(AutorIn)
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Leichtgewicht
Ich möchte mich bei all denen bedanken, die hier einen Kommentar abgegeben haben. Es gab überraschend viel Lob und wenig Kritik.
LadyMacKenzie darf ich verraten, dass es nicht bei diesem einen Mal geblieben ist, denn das sagt die Inge ganz am Schluss selber.
Und der in diesem einen Punkt schweigsame Reiner?
Er hat sich geschämt. Er war nicht in der Lage sich auszutoben, sondern konnte nur seine Inge belauern. Und dann so ein Verhalten ganz am Ende ... Nein, das sagt man seiner Frau nicht unbedingt, meine ich.
Aber das kann man auch anders sehen.
Liebe Grüße
das Leichtgewicht«
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Kojote
Das Ende war ein wenig abrupt. Und ein wenig bitter im drittletzten Absatz.
Wirklich toll ist der Erotikfaktor. Kontinuierlich und trotzdem ansteigend. Für mich rundum gelungen, wie auch die Handlung selbst.
Wirklich sehr gut gemacht, finde ich. ;-)«
Kommentare: 87
Auden James
Kommentare: 127
EviAngel
Gruß Evi«
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Kommentare: 74
Krystan
Ansonsten ist die geschichte aber echt schön, auch wenn die Ich-Form für mich ungewöhnt ist. Normal mag ich sie nicht, aber ist ist es gelungen. Wie gesagt, nur die Anführungszeichen stören mich.«
Kommentare: 35
Lady MacKenzie
Besonders gut gefällt mir hierbei, dass ein Großteil der Erotik sich nicht in der Erzählung, sondern im Kopf des Lesers abspielt. Das ist dir wirklich gut gelungen. Auch der Wechsel in der Erzählweise - zunächst Interview und dann Ich-Perspektive - gefällt mir gut, er macht das Ganze intimer.«
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Mondstern
Ich bin hier positiv überrascht, nicht zuletzt wegen des Schlusses.
Vielleicht hat der Autor ja Lust, uns weiter Geschichten um Rainer und Inge zu erzählen :-)
Schmunzeln musste ich als im Bekanntenkreis nach Swingererfahrungen gefragt wurde ... ;-) Werde in Zukunft hellhöriger sein, wenn eine Freundin nach einem guten "Italiener" oder "Chinesen" fragt ?
LG Mondstern«
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aweiawa
LG
Elmar«
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durch die eigene Maske mit Blindheit versehen ,schlugen die sexuellen und versauten Gedanken von Inge, über sie zusammen.«
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ich hätte gern mehr von dem abend, reiners und inges entwicklung erfahren, evt. auch über mehrere sitzungen dort ...
so eine anregende geschichte zum weiterdenken - auf jeden fall sehr hübsch, und was ich sonst selten denke m.e. durchaus fortsetzungswürdig...«
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Wie heisst der Club. Da muss ich mit meiner Partnerin auch hin.«
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