Böses Mädchen
von Mondstern
Während ich mir nach der umfangreichen Untersuchung nachdenklich und geschockt meine Jeans wieder anzog, telefonierte mein Hausarzt schon mit dem Krankenhaus, um einen Termin für einen Ultraschalltest zu vereinbaren. Das, was ich als schmerzhafte Leistenzerrung selbst diagnostiziert hatte, soll ein Leistenbruch sein?
Kurze Zeit später saß ich im Wartezimmer des Städtischen Krankenhauses.
Das Gespräch mit meinem Doktor ging mir nicht aus dem Sinn. ‚Ich habe keine Lust, mich operieren zu lassen.’ – ‚Ein Bruch heilt nicht von selbst.’ – ‚Wenn es wenigstens nicht mehr schmerzt, bin ich schon zufrieden.’ – ‚Frau Müller, das ist ein Routineeingriff, lassen Sie es nicht zu lange anstehen.’ – ‚Verdammter Mist, wieso muss mir das passieren?’
Ich bemerkte, wie sich Schweiß auf meiner Stirn bildete, und zuckte leicht zusammen, als mein Name aufgerufen wurde. Eine Schwester brachte mich in die Chirurgie, wo sie noch einmal einige Personaldaten aufnahm. Dann wartete ich in einem durchgesessenen Sessel auf dem Flur. Überall liefen Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern und Patienten wie in einem Ameisenhaufen durcheinander und die ganze Hektik machte mich noch nervöser. Um mich abzulenken, überlegte ich, wer von den vielen Krankenhausleuten wohl dieser Doktor Huber wäre, bei dem ich meinen Termin hatte.
Ein Mann in meinem Alter schlenderte, in einen Schnellhefter vertieft, den Gang entlang. Fast ganz in weiß gekleidet, störte mich bei dem etwa Dreißigjährigen, aber sein laubfroschgrünes Oberteil. Mehr ein Hemd, als ein Kittel. Ich sah ihm nach. Süßer Knackarsch! Zwei ältere Männer, diese ausschließlich in weiß und mit den typischen langen Ärztekitteln, kamen ihm lachend entgegen.
Die Männer grüßten sich und kurz darauf war ich wieder alleine auf dem Gang. Der Grüne ist wohl ein Pfleger oder vielleicht ein Praktikant? Auf jeden Fall würde ich mich lieber von ihm untersuchen lassen, als von den beiden Alten. Die erinnerten mich eher an Waldorf und Statler aus der Muppet Show. Zudem hatte die Sitzgruppe mir gegenüber die Form „dieser“ Loge.
Ach so – jetzt dämmerte es mir. Der Grüne war Kermit. Zumindest die Metamorphose davon. In meine albernen Gedanken vertieft, vergaß ich sogar meine Nervosität und bemerkte jetzt erst den Grünkittel vor mir stehen.
„Frau Müller?“
Ich nickte.
„Ich bin Dr. Huber! Wir haben einen Termin.“
Überglücklich, dass mir zur Begrüßung kein „Quak-Quak“ rausrutschte, stand ich auf und griff nach seiner Hand. Als ich ihm in sein Büro folgte, musterte ich den Grünkittel. Nein – mit einem Frosch hatte er definitiv nichts gemeinsam.
Süßer Hintern, dunkelblonde Haare, einen Fünftagebart und Augen, die ihn, zumindest für eine Fernaufnahme, als Brad-Pitt-Double in die engere Wahl bringen würden. Die durchstochenen Ohrläppchen waren sicher Relikte aus seiner „wilden Studentenzeit“. Während ich mir seine Gesichtszüge ansah, studierte er die Röntgenaufnahmen meines Hausarztes und las dessen Bericht.
„Machen Sie sich doch schon einmal frei, Frau Müller!“
Ich nickte, öffnete den Gürtel und zog den Reißverschluss meiner Jeans herunter. Als ich sie ausziehen wollte, bemerkte ich, dass ich noch meine Schuhe anhatte.
So saß ich mit halb herabgelassener Hose auf dem Stuhl und spürte einen Blick in meinem Nacken. Ich drehte den Kopf.
Für einen kurzen Moment sahen wir uns in die Augen. Er lächelte und lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück.
„Fliegen Sie mir nicht vom Stuhl. Wenn Sie sich einen Fuß brechen, muss ich meinen Kollegen hinzuziehen“, flachste er.
‚Ist der auch so süß wie du?’, dachte ich noch und wieder einmal war mein loses Mundwerk schneller als mein Verstand.
„Wenn der genauso niedlich ist, lasse ich mich vom Stuhl fallen.“
‚AUTSCH – habe ich das gerade laut gesagt?’
„Der ist groß, hager, uralt und sieht aus, wie ein gerupfter Gänsegeier“, ging er auf meinen Scherz ein.
„Dann bin ich lieber vorsichtig!“, zwinkerte ich ihm zu und widmete mich wieder der hohen Kunst des stilgerechten Entkleidens.
Ich wartete brav, bis er die Röntgenaufnahmen zum wiederholten Male studiert hatte, und stand auf, als er mich darum bat.
„Bitte ganz freimachen.“
„Alles?“
„Die Bluse dürfen Sie anbehalten.“
Wieder schmunzelte ich und mir gefiel sein Humor. Dennoch kam ich mir eigenartig vor. Mein Hausarzt verlangte das nicht und diesen Doc kannte ich erst fünf Minuten. Hätte er das nicht gleich sagen können? Einen Moment haderte ich. Natürlich war der Slip sauber und ich hatte ihn auch erst heute Morgen angezogen. Natürlich war es auch kein Stringtanga, den zieht Frau nicht an, wenn sie zum Doktor geht. Aber es behagte mir nicht, dass ich ihn runterziehen sollte, während er mir zusah.
Aber was soll’s? Augen zu und durch! In diesem Fall eben - „runter damit“.
Als ich ‚unten-ohne’ vor ihm stand, war mir schon sehr eigenartig zu Mute.
‚Er ist ein Arzt! Nichts Menschliches ist ihm fremd.’
Trotzdem wäre ich entspannter, wenn mich, statt ihm, der gerupfte Gänsegeier untersuchen würde. Ich zog den Bauch ein, weil ich ja über den Winter zwei Kilo zugenommen hatte, und betrachtete die Hände, welche mich in wenigen Sekunden berühren würden. Sehr gepflegt und manikürt – gefiel mir.
„Auuuu!“
Der stechende Schmerz brachte mich schlagartig wieder in die Realität zurück. Behutsam tastete er meine Leiste ab und erzeugte mit dem Finger einen Druckpunkt. Ständig sprach er mit mir und ich gab ihm Antwort. Hier tut’s nicht weh, da ein wenig und dort … „AUUUUU!“
„Na gut, dann wollen wir mal. Legen Sie sich bitte mit dem Rücken auf die Pritsche.“
Während ich seiner Aufforderung folgte, überlegte ich, was nun passieren würde. Schon eine Weile her, dass ich eine Ultraschall-Untersuchung machen ließ.
„Sie haben Kinder?“, fragte Dr. Huber, als ob er meine Gedanken erriet.
„Ja, zwei Töchter.“
„Dann kennen Sie das ja von Ihren Vorsorgeuntersuchungen.“
Schon war dieses kalte, glitschige Gleitmittel auf meinem Körper und der Doc stellte den Monitor so hin, dass ich auch etwas erkennen konnte. Im Grunde erkannte ich allerdings überhaupt nichts und sagte ihm das auch.
Er schmunzelte und erklärte mir, was die verschiedenen Schwarz – Grau – Weiß-Schattierungen darstellten.
Er tastete wieder mit dem Finger die Leiste ab und … dann passierte es! Urplötzlich entfuhr mir ein leichtes Stöhnen.
„Tut das weh?“
„Ja … nein! Ich glaube ich bin nur erschrocken!“
Ich muss knallrot im Gesicht geworden sein und der Doc schmunzelte. Während er weiter seine Arbeit tat, lag ich mehr oder weniger verkrampft auf der Liege und kämpfte gegen meine unsittlichen Gedanken an.
‚Anja Müller! Geht’s noch? Bist du eigentlich noch ganz bei Trost?’
„Sehen Sie diese Unregelmäßigkeit? Das macht mir ein wenig Sorgen.“
Ich schaute auf den Monitor, kniff die Augen zusammen und erkannte – nichts. Enttäuscht meinte ich zu Doktor Huber:
„Ich dachte dieser Ultraschall würde genau sagen, was mit mir los ist.“
„Passen Sie auf, ich zeige es Ihnen.“
Er fuhr mit dem Finger ganz vorsichtig an meinem Bauch abwärts und über die Leisten. Wieder zuckte ich zusammen und
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Kommentare
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Kommentare: 441
Mondstern
Das Experiment ist fehlgeschlagen. Wenn ich nicht im Vorfeld einiges an Feedback zu der Story bekommen hätte, hätte ich sie bestimmt nicht eingestellt.
Für mich stellt sich die Frage, wie man die Facetten der Erotik noch beschreiben soll? Mein Fazit: Sevac eignet sich NICHT zum posten von "Softstory" oder Geschichten in der Rubrik "Sonstiges". Man muss sogar hochgradig masochistische Züge haben um sich das als Autorin anzutun.
Vielen Dank an Goldmund für den super Einlesertext und an all die anderen für die netten Kommentare.
Nachtrag: So muss ich in Zukunft wohl doch nicht ins "Hardcore-Genre" wechseln? ;-)
LG Mondstern«
Kommentare: 136
Der XXX-Zine
Kommentare: 24
Kommentare: 66
HG1
Auch ohne Sex kann eine Story sehr prickelnd sein«
Kommentare: 194
Es gibt bei Sevac genügend solcher Geschichten, in denen die Sexualität in Zentimetern ausgedrückt wird.
Geno«
Kommentare: 4
Ich bin sehr beeindruckt und habs super gerne gelesen. «
Kommentare: 38
Jeremy Kottan
Böses Mädchen! :-)
Also mir hat die Geschichte gefallen. Und ich kann in ihr auch einiges an erotischem Potenzial entdecken.
Schade nur, dass das "zweite Ich" fast ausschließlich aus Dialogen besteht. Das bringt - meiner Meinung nach - etwas zu viel "Geschwindigkeit" in die Story.
Den Schluss finde ich genial und sehr gut gelungen!
JeKo «
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Kommentare: 35
Wolfgang«
Kommentare: 105
catsoul
toll, die Geschichte! Und ich freue mich sehr, dass du so nette Kommentare und super (Teil-)Bewertungen bekommen hast.
liebe Grüße
cat
P.S.: Also wer da keine Erotik sieht, der muss schon blind sein!«
Kommentare: 67
goreaner
Kommentare: 88
der Vergleich zur Muppets Show ist Super. Überhaupt finde ich es sehr interessant wie du diese Gedanken zu Papier bringst. Eine unbekannte Welt für einen Mann.
Gruß
Thomas
«
Kommentare: 6
Kommentare: 32
die Geschichte ist super. Besonders gut gefällt mir, der Dialog mit Deiner "Meinung" und natürlich dieses total überraschende Ende.
Liebe Grüße
Georg«
Kommentare: 40
skipp20
Skipp20«
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andreashava
LG Andrea«
Kommentare: 13
Kommentare: 279
Leichtgewicht
Aber die ist gelungen und die Pointe überraschend.
Gratulation«
Kommentare: 68
Kommentare: 96
Großartig. Humor in voller Pracht, genial zum Knistern gebracht.
Zeigt, dass es in der Erotik viele Nuancen gibt und sie alle Spaß machen können, wenn man es richtig macht.«
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Auden James
Allerdings erfolgt dies m.E. viel zu plump. Mit einem Mal taucht ohne ersichtlichen Grund die neue Dialogstimme auf. Denn warum fochten Ich und Über-Ich ihren Konflikt nicht schon aus, bevor sich die Protagonistin auf die Pritsche legte? Schließlich ist es das Thema des Textes.
So wirkt der dialogische Widerstreit von Ich und Über-Ich ? im besten Falle ? aufgesetzt und ungeschickt.
Ich denke, dass das Thema bei weitem angemessener und besser im Stil eines stream-of-consciousness hätte umgesetzt werden können. Aber das forderte auch ungleich mehr die Kühnheit und Kreativität des Schreibers.
Das Problem, das die meisten anderen hier anführten, die vermeintlich fehlende Erotik, kann ich nicht vorbehaltlos unterschreiben. Zwar sehe auch ich hier ein gewisses Defizit, denn die Erotik beschränkt sich nahezu ausschließlich auf den Arzt-Patienten-Fetisch und vereinzelte Andeutungen durchs Dialog-Ich, aber dass der Text erotikfrei sei, das ist schlicht falsch.
Die Wende am Ende, dass der Arzt unbemerkt seine Nummer auf der Protagonistin verewigt, hat mir nichts gegeben: Ich wüsste nicht, was sie zum Ich/Über-Ich-Thema des Textes beigetragen hätte. Außerdem wirkte sie auf mich unglaubwürdig: Denn hätte die Protagonistin das Filzstiftmalen nicht bereits auf der Pritsche bemerken müssen oder spätestens beim Ankleiden? Und überhaupt: Wann hätte der Arzt sich unbemerkt verewigen sollen, denn während der Ultraschall-Untersuchung ist die Protagonistin gelverschmiert und als der Arzt das Gel wegwischt, ist der ablenkende Ich/Über-Ich-Konflikt bereits zu Ende.
Abgesehen davon gibt?s noch weitere, im Vergleich eher auf Erbsengröße sich bewegende Mankos (z.B. schaltet das komplette Freimachen der Protagonistin einen möglichen Spannungspunkt aus; etc.), auf die ich aus Platzmangel nicht eingehen kann.
Mehr Mut beim nächsten Mal, bitte.
?AJ«
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muss echt sagen eien sehr sehr erotische geschicht....
hat spass gemacht zu lesen :-)
lg Stifler«
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hmmmm«
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Kommentare: 57
ich finde die Geschichte sehr amüsant, es ist ein wenig eindeutig, zweideutig.
Auch der Kampf vom Engelchen und Bengelchen gefällt mir.
Man(n) muß sich mehr in der Fantasie bewegen.
LG Stef«
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Danke«
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Ich musste mehrfach grinsen über das Teufelchen in Dir und am Ende der Story wegen der Telefonnummer... - mit Dieser Geschichte müsste ich die Hälfte Deiner Werke gelesen haben... - schade, dass Du aufgrund der fehlenden Resonanz nicht mehr wirklich weiter bei sevac veröffentlicht hast... - mir gefällt bisher alles, was du verfasst hast...
VLG Thorsten«
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