Brennendes Eis
von goreaner
***Brennendes Eis***
Ich wusste, dass das Wasser um mich herum eisig war, aber dank des neuen hautengen polartauglichen Neotan-Tauchanzuges spürte ich nichts davon. Die Sicht war glasklar. Nur wenige Fische, vor allem Barschartige, schwammen vorbei. Ich wandte den Kopf.
Neben mir glitt Julia durchs Wasser. Ihre Bewegungen waren zielgerichtet, kräftig und grazil zugleich. Meine Freundin war eine ausgezeichnete Schwimmerin, wie ich sehr wohl wusste.
Julia und ich befanden uns dreissig Meter unter dem Wasserspiegel und sammelten Proben, die wir in kleine Tütchen verpackten. Manchmal nahmen wir praktisch dieselben Proben, aber im Gegensatz zu mir Glaziologen war Julia Bakteriologin.
Wir schwammen um eine Eisnase herum. Ich zuckte zusammen, als plötzlich ein silbrig schimmernder Fisch auf uns zuschoss. Offensichtlich hatten wir ihn aufgestört.
Ich liebte es zu tauchen, besonders im Anatoljewna-See. Mich begeisterte schlicht und einfach die herrliche Sicht. Ausserdem war es bei aller Routine doch ein ein kleines Abenteuer durch die Fluten eines eiskalten Sees zu schwimmen, der sich in einer Eisgrotte befand.
Wieder zuckte ich zusammen, denn Julia hatte mich angetippt. „Ich gehe mal nach links“, hörte ich ihre Stimme über die wasserdichten Kopfhörer.
„Verstanden, Schatz, aber nicht zu weit. Die Vorschriften.“
„Ja, Schatz.“ Ich vernahm ihr gereiztes Seufzen „Ich weiss.“
Ich verstand ihre Reaktion, aber das zu sagen, war nun mal Vorschrift, besonders, wenn man als Zweierteam arbeitete. Ausserdem liebte ich sie einfach zu sehr, als dass ich ein Risiko eingegangen wäre.
Julia machte nun ihre Ankündigung wahr und wandte sich nach links. Rasch wurde sie kleiner, aber sie war ein braves Mädchen und blieb in Sichtweite.
Nach einer Weile kehrte sie zurück und deutete nach oben. Da ich ebenfalls genügend Material hatte, war ich einverstanden, für heute Schluss zu machen.
Langsam begannen wir aufzusteigen.
Wir zogen uns aus dem Wasser zogen uns die dort liegenden Kleider über. Dann stiegen wir den Abhang, der aus der Anatoljewna-Eisgrotte herausführte, empor. Gleissendes Sonnenlicht, das aber keine Wärme spendete und nur durch die klare Atmosphäre hell war, blendete uns. Die glitzernde Eisfläche trug das Ihrige dazu bei.
Wir waren beide vor vier Jahren, also 2056, in die Antarktis ausgewandert. Kennen gelernt hatten wir uns aber erst auf dem Zweiten Antarktischen Interdisziplinären Wissenschaftskongress im Jahre 2058 auf der Amundsen-Scott-Südpolstation. Für meinen Teil hatte ich das Angebot der Antarktischen Regierung vor allem aus Liebe zur Forschung und aus Abenteuerlust angenommen. Die beträchtliche Bezahlung beträchtlich war, bedeutete nur das Tüpfelchen auf dem i.
Im Jahre 2041 war der Antarktisvertrag ausgelaufen und sofort hatte die «Antarctic Colonisation and Research Company», kurz ANCOREC genannt, mit dem Kauf weiter Gebiete begonnen. Schliesslich gründeten die Siedler 2048 die Antarktische Republik.
Ich kehrte mit den Gedanken in die Gegenwart zurück und sah mich nach Julia um, die geradewegs auf den grossen roten Container zuhielt. Dieser diente als Basis für die Erkundungen des Anatoljewna-Sees.
Ich eilte meiner Freundin nach und bald schlugen wir die beiden Türen hinter uns zu, froh, vorübergehend an die Wärme zu kommen.
Die Basis bestand nur aus zwei spartanisch eingerichteten Räumen, die den gemischten Trupps als Umkleiden dienten. Nur einige Schränke, Bänke und ein Schreibtisch standen darin.
Natürlich kümmerten wir uns nicht um die Geschlechtertrennung und schlüpften rasch aus unseren Neotan-Taucheranzügen.
Julia zog sich die Kappe vom Kopf und schüttelte ihr langes blondes Haar aus. Sie grinste, als sie meinen Blick bemerkte.
„Frank der alte Lüstling!“, schmunzelte die Vierundzwanzigjährige. Selbst die weisse Thermounterwäsche, alles andere als Hingucker, konnte Julias herrliche Kurven nicht verbergen. Man sah ihr an, dass sie viel Sport trieb und kein Gramm zu viel auf die Waage brachte.
Das schmale Gesicht wurde von glatten, goldblonden Haaren eingerahmt, die meiner Freundin weit in den Rücken fielen. Die Brüste waren mittelgross und fest. Der süsse runde Knackarsch und die langen Beine wetteiferten in der Rolle des sexy Blickfangs miteinander.
„Na?“ Sie warf sich in Pose, die Brüste stolz vorgeschoben. Ich lächelte.
Ja, Julia war wirklich wunderschön. Ich sah sie bewundernd an und sie genoss meine Aufmerksam sichtlich, denn ihre Nippel wurden hart. Langsam kam sie auf mich zu und reckte sich auf die Zehenspitzen. Seidenweich und verheissungsvoll berührten ihre Lippen die meinen.
„Wir sind allein“, flüsterte sie, soll ich mich um deinen Eisbohrer kümmern?“
„Nein, schon gut. Lass uns das für heute Abend aufsparen“, gab ich ebenso leise zurück, küsste sie aber trotzdem voller Begierde. Ihre Lippen schmeckten nach Minze. Julia liebte Pfefferminz-Kaugummis.
Meine Freundin sah eine Spur enttäuscht aus, als sie sich von mir löste, aber sie lächelte. Ohne viele Worte schlüpfte sie in die frische Thermounterwäsche und zog die mit Kunstpelz gefütterten weissen Hosen hoch. Die Jacke und die Kappe waren derselben Machart. Ich war praktisch gleich gekleidet, nur dass meine Kleidung schwarz war.
Nun drängte es uns, nach Hause zurückzukehren. Es gab dort noch viel zu tun und wir hatten noch einen halbstündigen Marsch zum Flugzeug und einen fast gleich langen Flug zur Kesselmayer-Asagarow-Station vor uns.
Die Skier an den Füssen, verliessen wir den geheizten Container.
Wir holten mit den Armen tüchtig aus und die Bretter glitten knirschend über das Eis. Ich besass die Rossignols seit ich auf den Kontinent gekommen war. Sie waren die besten Skier, die ich je an die Füsse gekriegt hatte.
Julia glich durch Technik aus, was ich ihr an Kraft voraushatte. Ihr süsser Knackarsch schwenkte lockend von links nach rechts und wieder zurück.
Ich grinste spöttisch über mich selber und richtete den Blick auf die Erhebung der Thompson-Hills vor uns. Sie war zwar nicht hoch, die Flanken dafür umso steiler. Dahinter ersteckte sich die Aleksejew-Ebene. Dort wartete mein Flugzeug auf uns.
Julia war mir bereits einige Meter voraus und ich beeilte mich, sie einzuholen.
„Du hast ja schon heute Morgen gesagt, dass du heute länger arbeiten musst. Ich bin früher zu Hause. Was hältst du davon, wenn wir uns einen schönen Abend machen?“, fragte ich, als ich auf gleicher Höhe angelangt war.
„Was hast du vor?“, wunderte sich Julia. Ihre blauen Augen musterten mich neugierig durch die klobige Schneebrille.
„Lass dich überraschen“, sagte ich nur. Danach schwiegen wir, denn es galt den Hügelkamm in Angriff zu nehmen. Wir hatten immer noch die Headsets auf und hörten das angestrengte Keuchen des jeweils anderen, als wir den Hang erreichten. Seitwärts stiegen wir hinauf. Es ging sehr langsam. Schritt für Schritt kämpften wir uns hinauf. Immerhin war der Schnee griffig. Nach dem Schwimmen spürte ich nun eine ungewohnte Müdigkeit in den Beinen und ich kam mächtig ins Schaufen, obwohl ich durchaus sportlich war, ebenso wie Julia
Endlich waren wir oben angekommen und legten eine kurze Pause ein. Ich liess den Blick über die Ebene schweifen. In der Ferne konnte ich meinen «Eisvogel» ausmachen, ein von der DASA und Iljuschin speziell für die antarktischen Verhältnisse entwickeltes Kleinflugzeug. Es erinnerte entfernt an eine der alten Hochdecker-Cessnas aus dem zwanzigsten Jahrhundert, war aber weit schnittiger gebaut, ausserdem besass es ein Strahltriebwerk anstelle eines altmodischen Propellermotors.
Nun liessen wir uns den Hang hinabgleiten, auch wenn wir nur Langlaufskier trugen. Ich hörte Julia fröhlich auflachen und beeilte mich sie einzuholen. So rasch wie möglich, liefen wir über die ebene Fläche. Mir kam es beinahe so vor, als würden wir fliegen.
„Wer zuerst beim Vogel ist!“, ertönte Julias lachende Stimme in meinem Ohr. Schon legte sie los.
Ich brauchte einen Moment bis ich begriff. „Heee! Moment!“, protestierte ich, ebenfalls lachend, und setzte ihr nach. Ich hatte natürlich keine Chance sie einzuholen, sah aber über die Schummelei hinweg. Keuchend fegte ich über das Eisfeld.
Julia wartete auf mich, lässig an die Halterung der Schneekufen des Flugzeugs gelegt. Sie hatte die Schneebrille ausgezogen und ich sah ihre Augen strahlen.
„Das war unfair!“, protestierte ich erneut scherzhaft. „Du bist einfach so losgelaufen.“
„Ooooh, hat Franky verloren?“ Julia setzte eine mitleidige Miene auf, lachte aber gleich darauf laut heraus. Mit zwei raschen Schritten war sie bei mir und legte die Arme um mich. Sie küsste mich lange, zuerst zart, dann immer bestimmter und fordernder. Ihre herrlichen vollen Lippen schienen sich nicht mehr von den meinen lösen zu wollen.
Als ihre Zunge nachdrücklich Einlass forderte, öffnete ich die Lippen und kam ihr mit der meinen entgegen, schon war das schönste Spiel im Gange. Die Spitzen tippten gegeneinander und umkreisten sich. Ein leises Keuchen kam über meine Lippen. Ich spürte die Hitze, die von Julia ausging und das Feuer in meinem Innersten entfachte. Der Zungenkuss schien ewig zu dauern, aber schliesslich mussten wir heftig schnaufend aufgeben.
„Die Entschädigung gibt’s heute Abend“, lächelte Julia verheissungsvoll, schnallte die Skier ab und kletterte vor mir die Leiter hinauf. Das Blut toste durch meinen Kreislauf und ich zitterte. Im Cockpit war es wohlig warm. Ich liess mich in den bequemen Pilotensitz sinken. Die Heizung und das Enteisungsgerät waren die ganze Zeit in Betrieb gewesen, so dass das Triebwewerk nur mit geringem Stottern anlief. Ich wendete den Vogel und gab Gas. Der Flieger rollte an. Immer schneller raste die schneebedeckte Eislandschaft an uns vorbei. Sanft zog ich den Steuerknüppel zurück. Die Lomossow-Turbine heulte schrill auf, als ich noch ein wenig Schub gab. Endlich hoben wir ab und ich liess die Nase der Maschine nach Südosten schwenken. Eigentlich bot die antarktische Landschaft in all ihrer Trostlosigkeit einen grandiosen Anblick und wir genossen sie auch diesmal.
„Nun sag’ schon, was hast du heute Abend vor?“, fragte Julia neugierig.
Ich lächelte nur und tippte ihr mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze.
„Kesselmayer, hier Falkner 34, habe ich Landeerlaubnis?“
Kesselmayer Control an Falkner 34. Willkommen zu Hause. Die Landebahn ist frei und Sie haben Landeerlaubnis. Danach wird jedoch keine Starterlaubnis mehr gewährt. Das Wetter wird zu schlecht“
„Danke, Kesselmayer, wir wollten ohnehin am Boden bleiben.“
Wir hatten mittlerweile etwa vier Uhr nachmittags. Eine orangerote Signalflagge, zeigte die Landebahn bei der Kesselmayer-Asagarow-Station an, gefolgt von einer Reihe antarktischer Flaggen, die auf weissem Feld in Blau das Kreuz des Südens aufwies. In der Gösch fand sich auf Dunkelblau das Wappen der Antarktischen Republik, ein Pinguin auf Himmelblau.
Ich steuerte die Schneepiste an und ging tiefer. Ein harter Ruck ging durch die Maschine, als sie auf dem Eis aufsetzte.
Der «Eisvogel» glitt auf dem Eis noch eine halbe Meile weiter, bis er zum Stillstand kam. Ich hielt auf die eine der beiden silbern schimmernden Kuppeln zu Die rechte diente als Hangar.
Darin standen Dutzende von Flugzeugen, Trucks, Gleitern und anderen Grossgeräten, die von in dicke Wintermänteln gehüllte Technikern gewartet wurden. Auch ein paar Jagdbomber der Luftwaffe standen abgedeckt herum. Die meisten waren auf die hiesigesn Klimaverhältnisse zugeschnittene Eigenbauten der «Antarctic Jet Company». Flutlichtscheinwerfen tauchten die Szene in unnatürlich helles Licht, was die eisigen Temperaturen eigenartig unterstrich.
Nachdem ich den Flieger parkiert hatte, stiegen wir aus, die Taschen mit den Proben geschultert. Hier unter der Kuppel war es wirklich keinen Deut wärmer aus draussen. Techniker kamen auf den «Eisvogel» zu.
„Hey, Frank, alles in Ordnung?“, fragte der eine und grinste.
„Natürlich“, gab ich zurück. „Waren ziemlich erfolgreich.“
„Schön. Dann forsche mal schön weiter, altes Haus.“
„Mach ich, Sergej, mach ich.“
Von Julia gefolgt, betrat ich den Verbindungsgang, der zur kleineren Kuppel führte. Auch hier standen Fahrzeuge, allerdings fast nur Elektromobile, die im Innern der Station verwendet wurden. Das war auch nötig, denn die Station war beinahe vollkommen geschlossen, da bekam die Luftsauberkeit plötzlich eine ganz andere Bedeutung, als sonstwo auf der Welt. Neben einer asphaltierten Rampe, die hinab ins Innere der Station führte, stand die Hütte des Polizei-Wachdienstes.
Eigentlich war der Begriff "Station" längst nicht mehr angebracht. Unter dem ewigen Eis und im Massiv des von den Eismassen komplett bedeckten Gamburzew-Gebirges erstreckten sich Meilen von Containern und Tunnelröhren, so dass man eher von einem Dorf oder sogar von einem Städtchen sprechen konnte. Da aber der Name «Kesselmayer-Asagarow» von der Station herrührte, nannte man die Siedlung weiterhin so. Die Antarktische Republik bestand eigentlich aus mehreren Dutzend Stationen, die über ganz Antarktika und die umliegenden Inseln verteilt waren.
Eine grosse breitschultrige Gestalt in Polizeiuniform war aus der Hütte getreten und sah zu uns herüber. Das war Wachtmeister Robert Gehrig. Ich kannte ihn ziemlich gut, denn Julia und ich verliessen die Station ziemlich oft und begegneten ihm dadurch häufig. Ausserdem trafen wir uns auch manchmal in unserer Stammkneipe.
Ich ging rasch hinüber. „Hallo, Robert“, begrüsste ich ihn. „Julia und ich sind zurück.“
„Sehr gut, heute Abend soll nämlich ein Sturm kommen. Mittlerweile haben wir ein Startverbot herausgegeben.“
„.Hab’s eben schon von der Flugplatzkontrolle gehört.“
„Ja, wird ein übles Wetterchen. Wie wäre es, wenn wir uns morgen auf ein Bierchen treffen?“
Ich grinste. „Einverstanden.“ Rasch verabschiedete ich mich Robert und ging zu Julia hinüber, die eben ihr Elektromobil aufschloss. Es war weiss und länglich eher konisch geformt.
„Also bis heute Abend.“ Ich gab ihr einen letzten Kuss.
„Ja, wie gesagt, wird etwa sieben Uhr, bis ich zu Hause bin“, gab sie zurück und lächelte mich an, während sie einstieg. Ich ging zu meinem eigenen Mobil. Julia startete vor mir und verschwand rasant die Rampe hinunter.
Das Summen des Elektromotors war kaum zu hören, als ich die gleissend hell erleuchtete Kuppel durchquerte. Ich winkte Robert im Vorbeifahren zu, dann rollte das Mobil ebenfalls über die Rampe.
Das Innere der Station war karg, ja spartanisch. Die Wände der Tunnel bestanden aus Ecostahl und Beton. Röhren führten Kabelstränge unter der Decke entlang. Der Tunnel war gerade so breit, dass drei Mobile nebeneinander hätten herfahren können. Das Bild änderte sich kaum. Statt der Gebäude gab es in den Tunnelwänden Zugänge zu den angrenzenden Räumen, meist einfache, wenn auch beheizte Container.
Endlich erreichte ich die oberste unterirdische Ebene der Station und bog nach rechts ab. Es waren kaum Fussgänger auf den schmalen Bürgersteigen zu sehen, die meisten Antarktiker benutzen die Eletromobile. Vor einem Jahr war die Republik zur zwar umweltfreundlichsten, aber gehfaulsten, Nation der Welt gewählt worden.
Der Tunnel, dem ich folgte war hell erleuchtet und, das unterstrich die Atmosphäre der Künstlichkeit noch. Schnurgerade erstreckte sich die Strasse vor mir.
Ich fuhr etwa vier Kilometer, bevor ich an ihr Ende kam, wo sie sich zu einem Park- und Wendeplatz verbreiterte. Hier befand sich das Kesselmayer-Institut, für welches ich arbeitete
In der Krümmung fand sich die wuchtige Eingangstür. Auf einem schlichten Schild darüber stand «Kesselmayer-Institut, Zentrum für Glaziologie und allgemeine Polarforschung».
Ich stellte den Wagen ab und ging auf die Tür zu. Ein jüngerer Mann im Laborkittel kam eben heraus. Wir grüssten uns flüchtig, dann trat ich ein.
Warme Luft empfing mich, als ich in den Eingangsbereich des Instituts trat. Er war ganz in Weiss gestrichen und man konnte die Bolzen und Querverstrebungen sehen, die die Konstruktion zusammenhielten. Panomafotos von draussen vermochten nicht das eintönige Weiss etwas aufzulockern. Einige moderne Kunstdrucke versuchten es beinahe ebenso erfolglos.
Einige wenige Stühle für Wartende und eine kleine Empfangstheke stellten das gesamte Mobiliar dar. Ich hatte mich schon oft gefragt, was wohl Leute die weniger an der Wissenschaft interessiert waren von der primitiv wirkenden Infrastruktur des Landes halten mochten. Mich störte die Banalität der Einrichtung nicht, aber das war wohl eine Sache der Mentalität und des Geschmacks.
Nathalie, die hübsche schwarzhaarige Empfangsdame, lächelte mich an. Sie war fünfundzwanzig und damit ein Jahr jünger als ich. Ihre Haut war sehr hell. Wieder einmal sah sie umwerfend aus. Dabei war sie eigentlich sehr schlicht, dem Umfeld entsprechend mit einer Art Kittel bekleidet.
„Hi, Nathalie.
„Tag, Frank. Schönes Wetter draussen?“
„Kalt“, grinste ich. Das war unser Ritual – und eines der Pseudowitze der Station.
Ich ging weiter, folgte einer gerippten halbrunden Röhre in einen Nebenraum, in welcher mein Spind stand. Rasch zog ich meine Laborsachen, nachdem ich mich gewaschen hatte.
Erst dann betrat ich das eigentliche Labor, das aus mehreren zusammenhängenden Containern zusammengesetzt war, die enge Durchgänge verbanden.
Ich war gerade dabei, meine Proben zu verstauen, als hinter mir eine Stimme knurrte: „Na, Falkner, waren Sie wieder im Anatoljewna-See? Was Interessantes gefunden oder gesehen?“
Ich wandte mich um. Vor mir stand, vom Alter gebeugt, aber immer noch rüstig, Professor Doktor Eusebius Eisengruber, der Leiter des Kesselmayer-Instituts. Er war berüchtigt für seine schroffe Art, zugleich aber war er so schwatzhaft, dass es die übelsten Klatschweiber vor Neid hätte erblassen lassen. Ausserdem war er anerkanntermassen der brillanteste Kopf der Siedlung, wenn nicht des Landes.
„Das weiss ich noch nicht, Professor“, erwiderte ich und wandte mich wieder meinen Proben zu. „Muss die Proben natürlich zuerst auswerten. Also nichts auf den ersten Blick Aussergewöhnliches.“
„Man müsste im Seegrund bohren dürfen“, klagte die grauhaarige Koryphäe und rang die knotigen Hände.
„Aber Professor, der Norilsk-Vertrag … “
„Weiss ich!“, knurrte Eisengruber. „Und ich weiss auch warum, verdammt noch mal, aber mich reizt der See genauso wie Sie.“
Der Norilsk-Vertrag war 2041 als Nachfolger des Antarktisvertrags ausgehandelt worden und beschränkte die Eingriffe in die Natur der Antarktis aufs Minimum. Das betraf die Ausbeutung von Rohstoffen – besonders die Förderung von Erdöl – ebenso wie unsere Forschungsarbeiten.
„Es ist, wie wenn einem ein Dorn in den Arsch piekste“, brummte Eisengruber. Als er bemerkte, dass ich nicht mehr auf seine Kommentare einging, wandte er sich ab und ich konzentrierte mich auf die Konservierung meiner Proben.
Gegen Viertel nach fünf war ich damit fertig und zog mich wieder um.
„Ich wünsche dir einen schönen Abend, Frank!“, verabschiedete mich Nathalie.
„Gleichfalls.“ Ich musterte sie und sie grinste. Spontan hatte ich die Vision von ihr, wie sie mir, gemeinsam mit Julia einen Blow-Job verpasste. Schwarz und blond, Schoko und Vanille.
Ich vertrieb den Gedanken, schliesslich ich liebte Julia von ganzem Herzen und sie wäre von der Idee an einen Dreier wohl nicht so begeistert gewesen.
Unsere Wohnung lag nur zwei Etagen tiefer und trotzdem immer noch weit über der eigentlichen Station, die in sich im Mons Feodorow des Gamburzew-Massivs befand. Ich machte kurz halt, um einzukaufen, dann fuhr ich rasch nach Hause.
Ein schmaler Bürgersteig, trennte die Eingangstür von der Fahrbahn. Einige Meter daneben fand sich eine Doppelparkbucht, die ebenfalls aus einfachen Containern bestand.
Ich schloss die Tür hinter mir und stand nun in unserer Wohnküche. Anders als an den öffentlichen Orten waren die Wände dunkel getäfelt. Erlesene Gemälde, die vor allem Julia ausgesucht hatte, schmückten die Wände. Mildes Licht erhellte den Raum, aber dennoch war die Wohnung nur zweckmässig möbliert. Neben der Wohnküche gab es nur noch ein Bad, ein Büro und ein Schlafzimmer.
Aber wir brauchten nicht mehr, schliesslich hatten wir die Arbeit, die uns erfüllte und uns selbst. Das wog alle Nachteile auf. Ich wusste nicht, ob wir für immer in der Antarktis bleiben würden, aber für den Augenblick spielte das auch keine Rolle.
Rasch ging ich ins Schlafzimmer hinüber und suchte mir frische Kleider heraus: Ein hellblaues Hemd, und schwarze Hosen schienen mir passend, dazu schwarze Boxershorts. Mit den Kleidern über dem Arm schlenderte ich ins Badezimmer hinüber und bald aalte ich mich genüsslich unter den heissen Wasserstrahlen.
Ich gönnte mir etwas Zeit, aber zu lange durfte die Dusche dennoch nicht dauern schliesslich wollte ich noch kochen, bevor Julia nach Hause kam.
Ich sprühte mir etwas Deo in die Achselhöhlen und in den Schritt, dann zog ich mich an und ging in die Küche.
Zuerst setzte ich den Hauptgang auf, während ich den Salat wusch und rüstete. Voller Musse verteilte ich ihn auf die Teller und garnierte diese mit Karotten und Radieschen.
Es war kurz vor sieben, als die Wohnungstür aufging.
„Hallo, Schatz.“ Ich drehte mich um.
Julia war bei der Tür stehen geblieben und strahlte mich an. Ihr Blick fiel auf den Kochherd, auf dem ich eben den Reis und das Gemüse aufgesetzt hatte.
„Das riecht fantastisch!“, rief sie. Sie kam näher. Ihre blauen Augen leuchteten im warmen Licht des Wohnzimmers. Schon stand sie vor mir und küsste mich.
„Ich gehe mich frisch machen“, meinte sie daraufhin und entschwand beschwingt mit einem fröhlichen Winken.
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Kommentare
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Kojote
Vom Plot her fühlt sich das hier wie eine Einleitung an. Es gibt ein paar recht subtile Ansatzpunkte für Spannung, aber noch hast du keinen davon verfolgt.
Außerdem hast du alles so harmonisch dargestellt, dass der Leiter des Forschungsinstitutes durchaus als einer der interessantesten Charaktere durchgehen könnte. Ein klein wenig unterschwelliger Konflikt mit irgendwem (wie er in größeren Gemeinschaften ja unvermeidlich ist) wäre hier durchaus angenehm gewesen.
Alles in allem stimme ich mit der Smilie-Wertung überein. Außer in der C-Note.
Jemand, der sich so gut und stellenweise gewählt ausdrückt wie du und durchaus auch gekonnt ein wenig Technobabble einbringen kann, erzeugt damit eine Atmosphäre, in der Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler besonders ins Auge springen.
Da hätten sicherlich eine Woche Abstand und ein weiterer Korrekturdurchgang geholfen.«
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Krystan
lg
Krystan«
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Währe wunderschön !!! Danke.«