Bürofreuden - Die Mittagspause
von Doris Anbetracht
Hände liebkosen ihre nackte, heiße Haut. Streichen über den gesamten Körper. Die Kühnheit derer veranlasst Pia, sich ihnen entgegenzustrecken, sich anzubiedern. Mit geschlossenen Augen gibt sie sich ihnen hin, nur ein Fühlen und das so intensiv, dass sie bebt vor Verlangen. Ein Kuss folgt. Wer von beiden wagt es, seine Lippen auf die ihren zu pressen? Der Gedanke verfliegt, als sich die Zungen berühren und zu tanzen beginnen. Währenddessen wandern die Hände weiterhin über die Haut.
Eine davon ist vorwitzig, bewegt sich zwischen ihre Schenkel, die Finger zwischen die Lippen und schamlos dringen zwei ein, um sich in ihr zu verlustieren.
»Pia, wo sind die Unterlagen?«
Die Angesprochene schreckt aus ihrem Traum, von dem sie seit einiger Zeit immer wieder hofft, dass er sich irgendwann erfüllen möge.
Hastig sieht Pia nach dem Sprecher. Ihr Vorgesetzter Lars steht im Rahmen der Bürotür und schaut erwartungsvoll in ihre Richtung.
»Ja? Welche Unterlagen?«
»Pia, bitte. Die von Hoffmann und Co. Das Angebot muss heute noch raus.«
»Oh, warte, gleich.«
Damit zieht sie eine rote Mappe aus dem Haufen, der links neben ihr auf dem Schreibtisch liegt. Kurz sieht sie auf die Bezeichnung, erhebt sich und reicht die Unterlagen an Lars.
»Danke, Pia. Du bist so schön, mit dir würde ich am liebsten ...«
Weiter kommt er nicht, denn Pias Zeigefinger verhindert dies auf seinen Lippen.
»Sei still. Du weißt, dass das Probleme gäbe, in vielerlei Hinsicht.«
Als Lars ihr kleines Reich verlassen hat, zieht Pia den Handspiegel und ihr Schminktäschchen aus der Handtasche. Ein bisschen Make-up schadet nicht und so hinterlässt der Lippenstift eine farbige Spur auf den sinnlichen Lippen. Der Kajalstift umrundet die Augen und der Pinsel frischt das Blau auf den Lidern auf. Nur auf Rouge verzichtet die junge Frau, denn ihre Wangen glühen noch nach. Ob nun vom Traum oder von Lars‘ Worten, so genau weiß sie das nicht.
»Frau Schulte!«
Schon wieder jemand, der sie ruft. Nur ist es diesmal der Chef höchstpersönlich. Ihn warten zu lassen, käme einem Affront gleich.
»Ja, Herr Jenos?«
»Bitte kommen Sie in mein Büro.«
»Augenblick, ich komme direkt.«
Pia erhebt sich, greift nach dem Notizblock, zuppelt an ihrem eigentlich zu kurzen Kleid herum und eilt ins ungleich größere Nachbarbüro.
Herr Jenos, der Eigentümer der Firma, thront hinter seinem Schreibtisch mit einer gewissen arroganten Lässigkeit. Sie findet es anregend, denn er strahlt damit eine Dominanz aus, die sie unfreiwillig kuschen lässt.
»Frau Schulte, diesen Brief hier schreiben Sie bitte noch einmal neu. Wo waren Sie denn mit Ihren Gedanken. So viele Fehler auf einmal bin ich gar nicht von Ihnen gewohnt.«
Pia spürt erneut das Blut in die Wangen schießen. Dieses Mal aus Scham.
»Sofort, Herr Jenos. Ich werde es ändern.«
Pia wendet sich um, um den Raum zu verlassen und sich an die Korrektur zu setzen.
»Nicht so schnell.«
Nach dem Umdrehen sieht sie ein charmantes Lächeln in seinem Gesicht. Es gibt der Dominanz einen Hauch von Verwegenheit, der ihre Knie leicht zum Zittern bringt.
»Anschließend benötige ich alte Akten unten aus dem Archiv.«
Herr Jenos richtet sich auf, erhebt sich und tritt mit einigen Schritten schnell neben sie.
»Dieser Vorgang wurde noch von meinem Vater bearbeitet und wird sich wohl im alten Teil des Archivs befinden. Sie wissen, da wurde noch nie ein System reingebracht. Dennoch benötige ich die Unterlagen.«
Auf dem Zettel, den er ihr in die Hand drückt, steht ein bekannter Name. Dabei berührt er sie leicht am Arm. Ein feines Prickeln durchfährt ihren Körper.
»Ja, das suche ich Ihnen heraus.«
Wieder wendet sich Pia um und dieses Mal erhält sie einen Klaps auf den Po. Dieser Chauvinist, gleichzeitig ist da noch etwas anderes. Die unterschwellige Erregung durch den Tagtraum drängt nach vorne. Im Unterleib entsteht ein Kribbeln, das die Wollust schürt. Aber sie ist auf der Arbeit und mit einem Kollegen oder gar Vorgesetzten begänne sie keine Affäre.
»Bringen Sie Ordnung rein«, ruft Herr Jenos ihr hinterher.
»Ja, das werde ich tun«, antwortet Pia, ohne sich umzudrehen. Mit heißem Kopf verschwindet sie in ihr Büro. Was war heute nur mit der Männerwelt los? Zu viele Hormone? So plötzlich, wie diese Gedanken kommen, erscheint die Erinnerung an den Tagtraum. Nein, nicht nur die der Männer, auch bei ihr tanzen die Hormone im Blut. Was wohl mit dem Höhepunkt des Zyklus zu tun hat.
Fest drückt sie die Tür ins Schloss. Die Luft zischt aus den Lungen und Erleichterung breitet sich aus. Ruhe. Wie oft gäbe es noch diesen Klaps? Im Grunde genommen mag Pia das, aber nicht im Beruf. Es gab dem Chef etwas Chauvinistisches, im Prinzip ist dies schon sexuelle Belästigung, trotzdem, die Stelle zu verlieren, das kommt für die junge Mutter nicht in Betracht. Die Arbeitsbedingungen passen sich ihrem Leben an. Flexibilität, dafür kann man darüber hinwegsehen. Und das Gehalt stimmt ebenfalls, mehr als ihre Freundinnen im gleichen Job erhalten.
Mit dem leichten Kribbeln im Unterleib ruft Pia die entsprechende Datei auf und geht den Brief auf Fehler durch. Wo war sie denn beim Schreiben mit ihren Gedanken gewesen. Flüchtig schiebt sich eine kurze Sequenz vor ihr Auge, Finger auf ihrer Haut ... Stopp. Hier ist Konzentration gefragt. Träumen gehört in die Freizeit.
Konzentriert korrigiert sie die Fehler, druckt den Brief in zweifacher Ausfertigung aus und legt ihn in die Unterschriftenmappe. Das ist erledigt.
Jetzt die nächste Aufgabe: das Archiv. Der neue Bereich ist ein Muster an Ordnung. Absolut korrekt nach System sortiert. Aber der alte Teil besteht aus purem Chaos. Niemand hatte es seinerzeit für nötig empfunden, eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten. Kreuz und quer liegen herausgesuchte Akten auf den Tischen. Manche Ordner stehen an Plätzen, wo sie nicht hingehören. Sicherlich gibt es sehr viel Papier, das den Schredder füttern könnte. Später.
Pia geht die Treppe in den Keller hinunter. Ein leises Knacken lässt sie herumfahren, aber da ist niemand. Das Holz unter ihren Füßen knarrt bei jedem Schritt. Die Luft wird merklich kühler. Ihr kurzes Kleid ohne Strumpfhose passt nicht zu dieser Arbeit. Eine leichte Gänsehaut bemächtigt sich der Beine.
Warum muss auch gerade heute die Auszubildende Schule haben? Normalerweise ist das ihre Aufgabe.
Hoffentlich dauert das nicht zu lange mit dem Suchen, sonst erfriere ich hier mitten im Sommer, denkt sich Pia.
Im alten Teil des Archivs gibt es auch noch die altmodische Beleuchtung, die flackert. 20 Jahre alte Akten zu finden, die in diesem Chaos versteckt sind, sind nicht gerade dafür da, Freudensprünge zu machen. Um die Zeit hier in der Kälte so kurz wie möglich zu halten, beeilt sich Pia mit der Suche. Während sie sich zu den tieferen Regalen bückt, rutscht ihr der Rocksaum über den Po. Aber hinhocken findet sie weniger toll, da es hier auch ziemlich staubig ist. Außerdem ist sie allein hier unten.
Total vertieft ins Lesen der Rückenschilder bemerkt Pia erst, dass sie nicht die einzige Person im Archiv ist, als eine warme große Hand über eine Pobacke streichelt. Unvermittelt schießt sie in die Höhe und dreht sich dabei um. Das freche Grinsen ihres direkten Vorgesetzten jagt ihr einen Schauer durch den Leib.
»Lars, was machst du denn hier?«
»Ach, Pia, was ich eben sagen wollte, meinte ich ernst. Ich würde dich gerne ...«
Wieder legt Pia den Zeigefinger auf seine Lippen.
»Pst, sag nichts«, flüstert sie, während sich etwas in ihr verändert. Hitze durchströmt sie urplötzlich. Ein verstärktes Kribbeln bemächtigt sich ihrer. Vor allem im Unterleib. Lars ist ein attraktiver Mann, derzeit Single und kam bereits öfter in ihren Träumen vor. Als alleinerziehende Mutter fehlt es Pia an Gelegenheiten, sich zu verabreden. Da blieb nur das Fantasieren und selbst Handanlegen. Diese unerwartete Nähe verwandelt ihre Zurückhaltung in etwas, das sie nicht wirklich präferiert.
»Pia, hab dich nicht so. Ich merke, dass du es auch willst. Außerdem, wer wird das schon erfahren?«
Pia bemerkt, dass sie sich gegen Lars lehnt, seine Nähe sucht. Absolut unbewusst. Dennoch, das Unterbewusstsein ist ein Verräter. Schließlich empfindet sie Zuneigung zu Lars. Schon länger. Vielleicht soll sie dem Werben nachgeben. Aber der Verstand ist komplett dagegen. Ein Kollege, gar ein Vorgesetzter.
»Pia, wovor hast du Angst?«, fragt Lars, als spüre er ihre innere Zerrissenheit. »Du bist eine junge Frau und allein, ohne Mann. Du kannst nicht immer auf dein eigenes Leben verzichten, trotz Kind.«
Pias Knie werden weich, jetzt schmiegt sie sich fester gegen Lars. Seine Hand gleitet unter das Kleid und streichelt erneut den Po. Auch streift ein Finger den Schlitz durch ihr Höschen. In Pia wirbeln die Gedanken und Emotionen herum. Ein angenehmes Gefühl, jemanden an sich zu fühlen. Viel zu lange ist es her, dass ein Mann ihr zeigte, dass er etwas für sie empfindet.
»Aber nicht hier. Lass uns später treffen. Ich organisiere jemanden für Sofia und dann ...«
»Pia, warum willst du warten? Ich spüre, dass du etwas tief in dir für mich empfindest. Es wird niemand merken, versprochen. Gleich ist Mittagspause und die meisten gehen sowieso zu Franco.«
»Du hast recht.«
Alle Vernunft begibt sich auf Abwege, die sie sich nicht hat vorstellen können. Pia stellt sich auf die Zehenspitzen und ihre Lippen begegnen sich. Das Kribbeln durchfährt ihren Kopf wie ein Blitz. Herrlich. Lars fährt mit den warmen Händen weiterhin über ihre Haut. Hebt das dünne Sommerkleid höher und öffnet den BH. Ohne jeglichen Widerstand lässt Pia das geschehen.
Seine Hose ist im Handumdrehen geöffnet. Sein Glied streckt sich ihr sofort hart entgegen. Sex, körperliche Nähe, beide lange vermisst, umso schöner, wieder von einem Mann begehrt zu werden.
So lässt Pia alle Vorsicht fahren und sich auf das Spiel mit der Lust ein. Lars hebt sie hoch, trägt sie das kurze Stück zum nächsten Tisch, als wäre sie eine Feder. Dort wischt er mit einer energischen Handbewegung die Papiere hinunter und setzt Pia ab. Die Kälte der Tischplatte erzeugt, dass die Haut sich zusammenzieht, die Härchen sich aufrichten und doch gleichzeitig die Hitze vermehrt, die in ihr lodert.
»Du bist so geil, Pia«, keucht Lars, als seine Finger an dem Höschensaum vorbei in ihre Spalte dringen. »So nass. Als hättest du auf mich gewartet.«
»Lars, ... oh ... Was machst du nur mit mir?«
»Ich werde dich gleich ficken. Du bist bereit, das spüre ich sehr
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