Dark Manners - Die Fastjungfrau
von Cally
Liebe Leser,
die Geschichte spielt, wie schon eine zuvor und wie wahrscheinlich auch noch einige, die noch folgen werden, im Dunstkreis des Dark Manners. Es handelt sich nicht um eine Fortsetzung der ersten Dark Manners Geschichte, sondern um eine eigenständige Geschichte mit anderen Personen. Gemeinsam ist den Dark Manners Geschichten eine eher soft-romantische BDSM Variante, von der ich hoffe, dass sie euch gefällt. Da der BDSM Anteil in dieser Story sehr gering ist, habe ich sie in die Kategorie Sexstory gestellt. Ich freue mich über viele Kommentare. Viel Spaß beim Lesen!
Eure Cally
Die Party passt mir eigentlich so gar nicht in meinen Zeitplan. Aber ich hatte Evi unmöglich widerstehen können. Nun stehe ich also als erster Gast in der Küche ihrer beeindruckenden Dachgeschosswohnung und rühre Salat an, während meine beste Freundin ihr Make Up auffrischt. Eine Stunde später huscht Evi nicht nur perfekt geschminkt, sondern auch in einem verboten kurzen knallroten Minikleid und mit einem strahlenden Lächeln ausgestattet zwischen den Partygästen hin und her, während ich den Nudelsalat auf dem Buffet nachfülle. Gerade kratze ich den Rest Majonaisedressing von der einen in die andere Schüssel, als mein Blick auf einen neu eintretenden Partygast fällt. Verflucht! Was macht der denn hier? Wie hieß er noch mal? Angestrengt durchforste ich mein Gedächtnis nach seinem Namen und bemerke dabei gar nicht, wie ich ihn anstarre. Erst als sich unsere Blicke treffen und sich in seinem Gesicht erst Überraschung, dann ein Lächeln zeigt, wende ich mich schnell ab. Ich sollte gehen! Die lange Fahrt, die mir heute Nacht noch bevorsteht, trägt nicht unbedingt dazu bei, dass ich die Party geniesse. Ich muss vollständig durchgeknallt gewesen sein, in diesen Club zu gehen! Ein Sex Club! Ein BDSM Club! Was hat mich bloß geritten? Es war ein absolutes Desaster! Und ausgerechnet dem Typen, der Zeuge dieses peinlichen Moments geworden ist, zu begegnen, hilft auch nicht.
"Hey Isa, komm mal her, wir brauchen deine Hilfe!"
Bernies Stimme reißt mich aus meinen Fluchtgedanken. Sein verschmitztes Grinsen steigert meine Laune sofort. Tims Grimasse steht dem in nichts nach. Was haben die beiden Chaoten mal wieder vor?
"Isa, los komm, fühl mal!" Tim hält mir seinen Bizeps entgegen. Sein Gesicht zittert vor Anstrengung. Brav lege ich meine Hand auf seinen Arm. Ich nicke beeindruckt. Tatsächlich ist ein Hauch von Muskel unter der blassen Haut zu erahnen. Tim sackt in sich zusammen, als hätte man die Luft rausgelassen, noch ehe ich die Hand zurückziehe.
"Ok, warum genau bringst du mich dazu, dich zu betatschen?", frage ich.
"Jetzt ich! Und dann musst du sagen, welcher besser ist!", tönt Bernie dazwischen.
Ich betaste auch Bernies speckigen Oberarm. Obwohl der Umfang eindeutig mehr hergibt als bei seinem Kumpel, kann ich hier nicht den Hauch von Muskel ertasten. Vielleicht ein bisschen.
"Und? Wer hat gewonnen?"
„Ähm. Gewonnen? Also…“, stottere ich. Die beiden haben Sinn für Humor, keine Frage, aber trete ich auch sicher keinem auf den Schlips, wenn ich allzu unverhohlen antworte? Das ist ja immer so eine Sache mit männlichen Egos.
„Ich hab trainiert, musst du wissen!“, setzt Bernie nach. „Willst du auch mein Sixpack fühlen?“ In einer hilfreichen Geste zieht er sein abgeranztes ACDC T-Shirt hoch und entblößt eine behaarte Bierplautze.
Ok, hab’s verstanden. Für Realität ist hier keinen Platz.
„Ich kann mich gar nicht entscheiden, welcher Bizeps besser ist. Ihr seid einfach beide voll die Bodybuilder.“, lobe ich. „Und dass du trainiert hast, kann ja wohl jeder auf den ersten Blick sehen, Bernie!“ Mit einem liebevollen Klaps versetze ich seine Speckröllchen in Wallung. Das Eigenlob der beiden geht sogar noch weiter. Wir kugeln uns vor Lachen beinahe auf dem Boden. Die Jungs sind einfach großartig.
„Ich hab gewonnen!“, tönt Bernie.
„Träum weiter! Ich war bin Sieger!“, kontert Tim.
„Jetzt hört doch auf mit dem Scheiß! Ich hab doch schon gesagt, dass unentschieden ist!“, mische ich mich ein.
„Ach, Isa Mäuschen, du bist wirklich köstlich! Aber der wahre Wettkampf ging doch darum, wer es schafft, dich als Erster zum Lachen zu bringen!“, erklärt Tim.
Oh! Ich hatte schon fast vergessen, wie mies meine Laune war, ehe die beiden sich eingemischt haben. Hatte ich erwähnt, dass die Jungs fantastisch sind?
„Isa! Süße! Ich möchte dir jemanden vorstellen!“
Evi kommt auf mich zu und hat niemand anderen als meinen ganz persönlichen Partyalbtraum im Schlepptau.
„Kleinen Moment noch Evi! Isa muss erst noch entscheiden. Komm schon Schnuckelchen, wer hat nun gewonnen?“
Für die Ablenkung könnte ich Bernie wirklich auf seinen wohl gepflegten Hippsterbart knutschen. Ich spüre, wie das Lächeln auf mein Gesicht zurückkehrt.
„Auch unentschieden! Ich könnte mich wirklich nicht zwischen euch entscheiden!“, flöte ich gut gelaunt. Als ich mich Evi und ihrem Begleiter zuwende, habe ich mich wieder unter Kontrolle.
„Hi.“, sage ich.
Das Strahlen, dass die beiden Spaßmacher mir beschert haben, klebt noch in meinem Gesicht. Zumindest fühlt es sich so an. Der Typ sieht noch viel besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Ein Schatten legt sich über sein Gesicht, als er auf meine Handgelenkte starrt, um die ich jeweils ein buntes Bandana gewickelt habe. Keiner hier muss sehen, dass mein kleiner Ausflug in die Welt des BDSM Spuren hinterlassen hat. Keiner hier weiß davon. Außer ihm. Sein Blick wandert über meinen Körper, ehe er an meinem Gesicht hängen bleibt. Beinahe habe ich das Gefühl, seine Augen würden sich mit meinen verankern. Normalerweise mag ich es nicht, Leuten lange in die Augen zu sehen, aber ich bin unfähig, meinen Blick abzuwenden.
„Isa, das ist mein Bruder Mark. Er will auch heute Abend noch nach Köln. Da dachte ich mir, wenn ihr zwei Idioten euch schon mitten in der Nacht auf die Straße werfen müsst, könntet ihr das doch eigentlich auch zusammentun.“
Zusammen? Nacht? Ach, ja, Köln.
„Ich. Ähm. Also, ich kann dich gerne mitnehmen.“, stottere ich.
Wirklich? Gerne? Habe ich überhaupt eine Wahl? Evi hat mich mit dem Rücken an die Wand gespielt. Ich kann unmöglich nein sagen. Das wäre unhöflich. Sie weiß, dass ich das niemals tun würde. Hat sie gesagt, der Kerl ist ihr Bruder? Und wie heißt er jetzt nochmal?
„Großartig! Wann willst du los?“
Wow, was für eine Stimme! Ich erinnere mich, wie er das erste Mal mit mir gesprochen hat. Unbehagen macht sich in mir breit. Ein Moment, den ich lieber vergessen würde.
„Isa? Wann willst du los?“, wiederholt Evi.
„Bald, schätze ich. Der Lehrgang fängt um neun an und ich würde gerne vorher noch ein paar Stunden schlafen. Wie spät ist es denn?“, frage ich.
„Gleich ein Uhr. Wenn du irgendwann heute Nacht noch schlafen wolltest, sollten wir uns auf den Weg machen.“, erklärt Evis Bruder. Verflucht, wie heißt der Kerl bloß?
Fünfzehn Minuten später habe ich mich von allen verabschiedet und spaziere Seite an Seite mit einem verflucht attraktiven Mann durch die dunklen Straßen. Sein Schweigen macht mich ein bisschen nervös, aber mir fällt nichts ein, um die Stimmung aufzulockern. Ihn scheint es nicht zu stören. Mit einem zufriedenen Seufzen streckt er sich auf den Beifahrersitz meines Toyota RAV.
„Gott sei Dank! Ich hatte schon gefürchtet, du würdest einen Polo oder so was fahren.“, murmelt er.
Ich lasse meinen Blick über seine langen Beine schweifen und bemerke dann, wie nah sein Kopf der Decke der großzügig geschnittenen Fahrerkabine ist. Ich folge dem Navi in Richtung Autobahnauffahrt.
„Ein Polo wäre dir wohl etwas eng, oder?“, grinse ich. „Warum hast du nicht gefragt, bevor du dich darauf eingelassen hast, mit mir zu fahren?“
„Es war nicht ausschlaggebend.“
Wie kryptisch. Ein plötzlicher Gedanke weckt mein Misstrauen.
„Wie hattest du denn sonst vor, nach Köln zu kommen? Brauchst du dein Auto nicht?“
„Ich wollte morgen früh mit dem Zug fahren. Aber als Evi mir sagte, dass du heute Nacht fährst, schien es mir unverantwortlich, dich alleine fahren zu lassen.“
Bitte was? Das Grinsen kann sich der Kerl mal direkt aus dem Gesicht wischen! Das ist eine Unverschämtheit!
Er bemerkt offensichtlich, wie ich mich innerlich gerade in meine Wut hineinsteigere. Beschwichtigend hebt er die Hände.
„Sorry, war nicht so gemeint. Ich bin mir sicher, dass du auf dich selbst aufpassen kannst. Es schien mir einfach eine gute Gelegenheit.“
„Gelegenheit wozu? Mich flachzulegen? Das gestern. Ich mache so etwas sonst nicht. Es war so etwas wie ein Experiment.“
„Hm. Dass du so was nicht öfter machst, war schon recht offensichtlich. Sonst wäre dein ‚Experiment‘ wohl auch nicht so in die Hose gegangen.“
Schweigend grabe ich meine Finger fester um das Lederlenkrad. So ein Arsch! Ob ich ihn einfach am Straßenrand aussetzen sollte? Wir erreichen die Autobahn.
„Warum wolltest du das? Was hast du dir erhofft?“, fragt er in das Schweigen.
Was hatte ich mir erhofft? Das war eine gute Frage. Ich wusste es selber nicht so genau. Dass alles einfacher werden würde. Dass ich loslassen könnte. Dass ich es genießen könnte. Dass ich endlich einen Orgasmus haben würde. Aber es war alles falsch gelaufen. Mal wieder. Nur anders falsch als sonst. Alex hatte mir weh getan, mich gedemütigt. Wahrscheinlich hätte er mich vergewaltigt, wenn die wachsamen Augen in dem Club nicht Dennis und Mark auf den Plan gerufen hätten. Mark! Jetzt wusste ich seinen Namen endlich wieder!
„Ich weiß nicht. Es war einfach eine blöde Idee.“, wehre ich ab.
„Man geht doch nicht einfach so in einen BDSM Club und aus einer spontanen Laune heraus. Schon gar nicht als Frau!“
„Ach nein? Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Schon gar nicht als Frau! Ich kann gehen wann und wohin ich will. Und dass es nicht besonders toll geklappt hat, bedeutet nicht mehr und nicht weniger als dass es eine blöde Idee war.“
Aber er lässt nicht locker. Irgendwie scheint ihm klar zu sein, dass ich ihn trotz meiner wiederholten Drohungen nicht am nächsten Parkplatz absetzen werde. Während wir uns kabbeln und streiten wird er mir immer vertrauter. Es macht Spaß, mit ihm zu diskutieren. Ich bin eigentlich keine große Verfechterin der Emanzipation, aber ihm gegenüber die Fahne hoch zu halten, bringt mich in Höchststimmung.
„Es tut mir wirklich leid, dass der Abend gestern für dich so gelaufen ist. Alex ist ein Arschloch. Er hat Hausverbot gekriegt. Du solltest erleben, wie BDSM auch sein kann.“, sagt er abrupt.
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Die Hilflosigkeit, die ich empfand, droht mich einzuholen.
„Ist das ein Angebot?“, witzele ich in einem verzweifelten Versuch, meine Betroffenheit zu überspielen.
Er sieht mich an. Durchdringend. Verwirrt erwidere ich seinen Blick und versinke in ihm. Beinahe fühle ich seine Hände über meine steifen Brustwarzen streifen. Ein Kribbeln breitet sich zwischen meinen Schenkeln aus. Lautes Hupen reißt mich jäh aus meinen Gedanken. Ein spontaner Schweißausbruch wird von Kälte abgelöst, als ein roter Sportwagen mit mindestens 200 km/h auf der rechten Spur an uns vorbei rast. Ich atme tief durch, überprüfe den Rückspiegel und lenke den SUV auf den rechten Fahrstreifen. Ich sollte mich wirklich mehr auf die Straße konzentrieren.
„Fahr mal da auf den Parkplatz.“, weist Mark mich an.
Ausnahmsweise kommt mir diesmal nicht in den Sinn, ihm zu widersprechen. Wortlos setze ich den Blinker, biege ab und komme neben einem Picknicktisch zum Stehen. Erst als ich den Motor abschalte bemerke ich, wie sehr meine Hände zittern.
„Geht es wieder?“
Dieser besorgte Gesichtsausdruck treibt mich in den Wahnsinn. Sollte er nicht sauer auf mich sein? Ich hätte uns beide umbringen können! Oder sollte ich sauer auf ihn sein? Immerhin hatte er mich abgelenkt.
„Vielleicht sollte ich ein ‚Bitte während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen‘ Schild aufhängen.“
Er lächelt über meinen Scherz, aber es erreicht nicht seine Augen. Sein Blick bohrt sich in meinen Kopf. Ich bin mir sicher, dass er jeden meiner Gedanken lesen kann.
„Wenn du möchtest, ist es ein Angebot.“, sagt er.
Sein dunkler Tenor vibriert verheißungsvoll in meinem Kopf. Seine Worte jagen mir ein Schauer über den schweißnassen Rücken. Die Vorstellung, was er mit mir machen könnte, lässt meinen Unterleib vibrieren. Ich sehe Bilder von mir an einem Andreaskreuz, gefesselt, nackt, ausgeliefert. Ich sehe ihn vor mir, seine muskulöse Brust, seine starken Arme. Seine Hand drängt zwischen meine Schenkel, spendet mir Lust, lässt mich nach mehr verlangen. Ich atme tief ein. Mein Gehirn scheint zu wenig Sauerstoff zu bekommen. Ich muss verrückt sein. Auf gar keinen Fall begebe ich mich noch einmal in so eine Situation. Ich habe doch erlebt was dabei rauskommen kann. Ich schüttele den Kopf.
„Das ist keine gute Idee.“
Auf einmal ist sein Mund ganz nah an meinem Ohr. Er duftet frisch und herb. Sein Atem streicht über meinen Hals und löst eine Gänsehaut aus.
„Wirklich nicht? Und dennoch erregt dich die Vorstellung. Trau dich, Isabell. Das Risiko ist überschaubar. Wenn ich dich umbringen oder vergewaltigen wollte, hätte ich es schon längst tun können.“
„Wirklich witzig!“, fauche ich, ehe ich loslache.
Ich bin wirklich froh, dass er die Stimmung zum Schluss wieder aufgelockert hat. Er bohrt nicht weiter nach und ich überlasse ihm für den Rest der Strecke das Steuer. Kurz vorm Kreuz Leverkusen fragt er mich, wo ich genau ich hinwill. Ich habe lange genug darüber nachgedacht. Ich schlucke den Kloss in meinem Hals runter. Mein Mund ist staubtrocken.
„Zu dir.“
Er hebt eine Augenbraue und lächelt mich an. Nur kurz ehe er sich auf den Verkehr konzentriert, der hier trotz der frühen Morgenstunde stärker ist. Das Rheinland schläft nie. Schon gar nicht die A3, die meistbefahrenste Straße Deutschland.
+++
Seine Wohnung ist schlicht und aufgeräumt. Holz, Glas, Beton. Klare Linien. Keine Schnörkel. Keine Deko. Ich gebe zu, es hat einen gewissen Charme, vor allem passt es zu ihm. Völlig eindeutig eine Männerwohnung. Seine Männlichkeit so eindrucksvoll durch Architektur unterstrichen zu sehen, hilft nicht, den Grund für mein Hiersein auch nur für einen Moment zu vergessen. Achtlos lässt er seine Reisetasche neben der Tür fallen.
„Möchtest du was trinken?“
„Ein Bier?“
Ich fühle mich ausgetrocknet. Mein Kieferknochen knackt vor Anspannung. Mein Gastgeber lacht. Ihn scheinen derartige Probleme nicht zu quälen.
„Gute Wahl!“
Ich lehne das angebotene Glas ab und wir stoßen direkt mit den eiskalten Flaschen an. Die kühle Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinab und sammelt sich in meinem Bauch. Wie trocken mein Hals sich tatsächlich angefühlt hat, wird mir erst bewusst als das prickelnde Nass die Dürre vertreibt. Oh ja, das tut gut! Nach ein paar Schlucken merke ich, wie er mich beobachtet. Da ist sie wieder, die Anspannung. Was erwartet er jetzt von mir? Bin ich dran, meine Bereitschaft zu signalisieren? Zögerlich stelle ich die Flasche auf den Küchentresen und nähre mich ihm. Ich muss den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. In seinen blauen Augen tobt ein wilder Orkan. Obgleich der Sturm vielleicht auch eher in meinem Gehirn wütet. Sein Atem geht leicht stoßweise. Beinahe greifbar ist die Anstrengung mit der er sich kontrolliert. Er begehrt mich! Warum fasst er mich nicht an? Irre ich mich? Bilde ich mir seine Erregung nur ein? Ist es Wunschdenken? Warum sollte sich ein so attraktiver Mann zu einem Durchschnittsmädchen wie mir hingezogen fühlen? Warum tut er nichts? Sein Blick bohrt sich weiter in meinen. Aber er regt sich nicht. Wartet ab. Tu was! Jetzt ist es mein Atem der immer schneller wird. Nicht kontrolliert. Weder mit noch ohne Anstrengung. Ich verliere die Kontrolle! Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Die Welt um mich verschwimmt.
Hände legen sich um mein Gesicht, tragen mich zurück in eine Realität in der die Welt einen Boden hat. Blaue Augen blicken mich an. Forschend. Ernst. Zweifelnd. Ich spüre Feuchtigkeit auf meiner Wange. Einen Daumen, der sie wegwischt.
„Wir müssen das nicht tun, Isabelle.“
„Willst du mich nicht?“, presse ich hervor.
Seine Lippen legen sich auf meine. Weiter hält er mich fest in seinem Griff. Ich könnte ihm nicht entkommen, selbst wenn ich es wollte. Aber ich will nicht. Ich spüre die Anspannung aus meinen Gliedern entweichen, während ich mich in seine Berührung fallen lasse. Ich öffne den Mund und überlasse ihm die Führung. Seine Zunge erforscht meinen Mund rau und zielstrebig. Sein hungriger Kuss gibt mir endlich die Sicherheit nach der ich mich gesehnt habe. Er begehrt mich!
Als er sich von mir löst und einen Schritt zurücktritt, ist die Sicherheit ebenso schnell verflogen, wie sie gekommen ist. Mein Herz pocht wild in meiner Brust und sein stechender Blick gibt mir das Gefühl, dass er es sofort bemerkt. Was jetzt?
„Komm mit, Honey! Die Wohnung verfügt neben der Küche auch noch über ein sehr sehenswertes Schlafzimmer. Oder willst du erst ins Bad? Also, ich würde ehrlich gesagt ganz gerne.“
Badezimmer klingt sinnvoll. Wir waren lange unterwegs. Seinen Vorschlag, gemeinsam zu duschen wehre ich ab. Zu schlechte Erinnerungen. Zu hohes Risiko. Er lässt mir den Vortritt. Während ich mich frisch mache, lasse ich mir nicht viel Zeit zum Nachdenken. Es ist mir unangenehm, ihn in seiner eigenen Wohnung warten zu lassen, dass er sein Klo und seine Dusche benutzen darf. Sein erstaunter Blick spricht Bände, als ich Minuten später in ein Handtuch gewickelt in die Küche komme.
„Wow, du bist echt keine typische Frau, oder?“, scherzt er, ehe er seine Bierflasche beiseitestellt und ebenfalls im Bad verschwindet. Mir fällt auf, dass er sie nicht leer getrunken hat. Ich scheine wirklich ein ganz gutes Tempo vorgelegt zu haben.
Obwohl mir die moderne Wanduhr verrät, dass auch er keine zehn Minuten im Bad verbringt, reicht es, um mich wieder in alt bekannte Ängste rein zu steigern. Wie wird es weitergehen? Was soll ich tun? Mache ich etwas falsch? Was erwartet er von mir? Mache ich mich lächerlich? Oh Gott, hoffentlich passiert nichts Schlimmes! Die Leier, die sich in meinem Kopf abspielt, geht mir selbst auf den Keks. Aber abstellen kann ich sie nicht. Meine bisherigen sexuellen Erfahrungen haben mir von einem Desaster ins nächste getrieben. Angefangen mit einem neunzehnjährigen Unglücksraben, dessen eigener Mangel an Erfahrung meinen sogar noch überstiegen hatte bis hin zu dem Typen von gestern Abend. Mit einem Blick auf die Uhr fällt mir auf, dass die unliebsame Erfahrung mit ‚Master‘ Alex inzwischen bereits Vorgestern zuzuordnen ist. Sechs Jahre grauenvoller Sex. Nein, das klingt viel bitterer als es ist. Tatsächlich hatte Sex in meinem Leben kaum eine Rolle gespielt. Zumindest kein Sex an dem zwei Personen beteiligt gewesen waren. Leider! Zwar hatte ich immer mal wieder einen Versuch gestartet, aber ob es nun das Trauma war, das Ingo mit in seinem spätpubertären Leichtsinn angetan hatte oder einfach nur an mir lag, es wollte nie so recht klappen. Die Angst, etwas falsch zu machen wuchs immer weiter an, so dass ich es schließlich bleiben ließ. Jede noch so zarte aufkeimende Liebe kann schnell zerstört werden, wenn die Angebetete beim ersten Sex in Tränen ausbricht oder einfach wegrennt. Ja, ich bin auch schon weggerannt. Und das lag nicht daran, dass ich Phillip nicht gerngehabt hätte! Und obwohl mir all diese Dinge bewusst sind, kann ich doch gar nichts dagegen tun, dass mich auch diesmal die Panik überkommt. Weg! Ich muss weg!
Ich stecke gerade mit meinem Kopf in meinem T-Shirt fest, als ein paar nackte Männerfüße in mein Blickfeld treten. Shit! Mein Shirt wird angehoben und wandert mit einem Wurf auf dem Sofa. Das Handtuch, in das ich mich eingewickelt hatte, fällt dabei zu Boden. Meine körperliche Nacktheit wird noch überboten durch die seelische Blöße, die ich empfinde. Im Gegensatz zu mir, trägt er eine enge schwarze Boxershorts und dazu ein ausgesprochen großes Fragezeichen im Gesicht.
„Wolltest du gehen?“
„Nein. Vielleicht. Hör zu. Ich.“
Mein Gestotter führt zu nichts. Ich weiß nicht, was ich sagen will. Wollte ich gehen? Ja. Will ich es noch? Keine Ahnung! Während ich noch sinnlos vor mich hin stammele, legen sich seine Hände um meine Hüften und auf meinen Po.
„Geh nicht!“
Ich stöhne, während seine Finger meinen Hintern kneten. Nein, ich will nicht gehen! Aber ich weiß einfach nicht, ob ich das kann! Trotz aller Bedenken lasse ich mich von ihm ins Schlafzimmer ziehen. Auch dieser Raum besticht durch klare Linien. Beherrscht wird er von einem übergroßen Bett mit Stahlrahmen. Ich muss nicht lange raten, um zu erfahren, wofür die Haken und Ösen am Bettrahmen gedacht sind. Ohne mich los zu lassen, greift Mark in eine Kommode und hält mir eine Stück Leder entgehen. Eine lederne Manschette. Ich war schließlich nicht in einem BDSM Club, ohne mich vorher zu informieren. Mark hatte vollkommen Recht, frau geht nicht einfach so auf eigene Faust in so einen Club aus einer puren Laune heraus. Ich hatte gut recherchiert. Dennoch fühle ich mich jetzt etwas überfordert.
„Deine Hand, Isabelle.“
Dunkel und warm dringt seine Stimme zu mir durch, breitet sich in meinem Kopf aus, hüllt mich ein. Ich zögere. Warum zögere ich? Ich wollte das doch! Es ist die Lösung! Vielleicht. Aber das dachte ich auch von Alex. Die blauen Flecken an meinen Handgelenken sind eine sehr bildhafte Erinnerung and die schmerzhaften Fesseln, die er mir angelegt hatte. Alex war nicht die Lösung. Ganz im Gegenteil. Ich blicke von dem schwarzen Leder in Marks blauen Augen. Vertrauen. Entweder ich vertraue ihm jetzt oder ich gehe. Ich atme tief durch und lege mein Handgelenk auf das Leder. Weich schmiegt es sich an meine Haut, umschließt mein Gelenk und gibt mir einen Halt, den ich nicht zuzuordnen weiß. Sorgsam prüft er, dass die Manschette richtig sitzt. Kein Schmerz. Sicherheit. Vertrauen. Nachdem sich das Ganze bei der linken Hand wiederholt hat, dirigiert Mark mich aufs Bett. Das Klacken der Karabinerhaken hat etwas Endgültiges. Ich zucke zusammen. Auch um meine Fußgelenke legen sich Fesseln, die in Haken einrasten. Weit auf gespreizt liege ich nun vor ihm. Er beugt sich über mich, knabbert an meinem Ohrläppchen, beißt mir sanft in den Hals und dringt schließlich mit seiner Zunge tief in meinen Mund ein. Ich bebe unter jeder seiner Berührungen.
„Wie fühlst du dich, Isabelle?“
„Ich weiß nicht. Gut?“
Sein leises Lachen bringt seine Augen zum Strahlen. Zärtlich streicht er mir eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Wirklich alles ok?“
„Ja!“
Zu meinem eigenen Erstaunen stelle ich fest, dass es stimmt. Ich habe keine Angst. Gefesselt und zur vollkommenen Untätigkeit verdammt habe ich das erste Mal in meinem Leben keine Angst vor dem Sex. Ich brauche keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen, denn ich kann rein gar nichts tun. Ich könnte Angst haben, dass er etwas tut, was ich nicht will. Aber Mark ist nicht Alex. Alex war ein Fehler. Ich kannte ihn nicht und hätte mich niemals in so eine Situation begeben sollen. Mark kenne ich auch erst seit ein paar Stunden, aber ich bin mir sicher, dass er weiß was er tut. Nein, ich habe keine Angst. Ich bin nervös, aber es ist eine gute Nervosität. Prickelnd. Aufregend.
Seine Lippen streichen meinen Hals entlang. Er übersät meine Haut mit Küssen und kleinen Bissen. Als er endlich meine Brüste erreicht, möchte ich ihn am liebsten anflehen, mich endlich zu nehmen, aber er lässt sich Zeit. Die zarte Berührung meiner Nippel kitzelt. Mein leicht hysterisches Lachen quittiert er mit einem undeutbaren Blick, um gleich darauf zuzubeißen. Aua! Oh! Der Biss wird zum Saugen und er verbindet das Ganze mit einem exquisiten Zungenspiel. Ich winde mich in den Fesseln. Aber wohin würde ich wollen, wenn ich mich bewegen könnte? Weg? Auf keinen Fall! Abwechselnd bedeckt er meine Brustwarzen mit Küssen, Bissen und Zungenspiel, während er die andere zwischen seinen Fingern zwirbelt. Ich kann mich kaum entscheiden, was besser ist. Viel mehr interessiert mich gerade allerdings die Frage, ob man eigentlich ohne jegliche Berührung der Vagina kommen kann. Denn mein Unterleib glüht und pocht dermaßen, dass glaube zu zerbersten, obgleich zwischen meinen Schenkeln höchstens ein Lufthauch angekommen ist. Noch während ich den Gedanken denke, wandern die Küsse meinen Bauch hinab über meinen Venushügel, den ich gottlob für den unseeligen Ausflug in diesen Club sorgfältig enthaart hatte. Sein Atem verursacht ein Prickeln auf meiner Haut. Er wird doch nicht? Doch!
„Nein! Bitte lass das!“
„Dein Ernst?“
Ich nicke verzweifelt. Das ist mir so peinlich. Wer weiß, wie es da riecht und aussieht und schmeckt?
Sein Blick drückt die ultimative Fassungslosigkeit aus.
„Dich hat noch niemals jemand geleckt?“
„Nein!“
„Ich hab dich in einem verfickten Sex Club aufgegabelt und dich hat noch niemals jemand geleckt?!“
Seine Überraschung weicht einem bösen Grinsen.
„Tja, dumm für dich, dass du dich nicht wehren kannst, oder? Ich habe nämlich wirklich Lust, dich zu schmecken.“
„Du hast gesagt, ich kann dir vertrauen!“, quieke ich panisch.
„Dann tu das doch! Vertrau mir, dass es dir gefallen wird“, grinst er. „Und für deinen ersten oralen Orgasmus bekomme ich dann ein Pfadfinderabzeichen.“
„Du Ar… Oh!“
Seine Zunge auf meinem Kitzler ist das mit Abstand Beste, was ich jemals gefühlt habe! Weich und rau zugleich wandert sie über meine intimsten Stellen. Er knabbert. Er leckt. Er saugt. Er spielt mit mir! Genussvoll und lautstark schleckt er jeden Millimeter zwischen meinen Schamlippen ab, um immer wieder meiner Klit besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Hitze breitet sich in meinem Körper aus. Nicht nur in meiner Muschi. Überall. Es ist göttlich! Es ist kaum auszuhalten! Am liebsten würde ich die Beine zusammenkneifen, so wie ich es tue, wenn ich mich selbst befriedige, aber die Fesseln verhindern das ebenso wie seine breiten Schultern zwischen meinen Schenkeln. In Ermangelung jedweder Bewegungsmöglichkeit stöhne ich meine Erregung laut heraus. Ich spüre den Höhepunkt bereits in greifbarer Nähe, als plötzlich Finger in mich eindringen und an genau der richtigen Stelle Druck ausüben. Meine Lust kommt in Wellen, die über mir zusammen schwappen und mich zu verschlingen drohen. Schließlich gebe ich den Widerstand auf und lasse mich hineinfallen. Doch anstatt sich zurück zu ziehen, treibt er mich weiter, fickt mich mit seinen Fingern durch einen weiteren Orgasmus und an den Rande des Dritten. Ich sollte gesättigt sein, aber als er sich zurückzieht empfinde ich nichts als Enttäuschung. Zu meiner Erleichterung nutzt er die Pause, um sich die Shorts abzustreifen und ein Kondom über seinen steifen Schwanz zu ziehen. Er löst die Haken an denen die Fußmanschetten befestigt sind und ermöglicht somit uns beiden besseren Bewegungsspielraum. Meinem zweifelnden Blick begegnet er mit einem Lächeln. Langsam dringt er in mich ein. Sehr langsam. Groß! Wirklich groß! Oder fehlt mir einfach nur der passende Vergleich? Wie auch immer. Er fühlt sich groß an. Beinahe schmerzhaft dehnt er mich und… wow! Mit einem tiefen Ruck versenkt er sich in mir, reibt dabei gleichzeitig meine Klit und setzt mit einem schnellen Stoß nach, der mich so unvermittelt zum Dritten Mal in den Wellen versinken lässt, dass mir gar keine Zeit bleibt darüber nachzudenken. Doch diesmal ebben die Wellen nicht wieder ab, sie brechen und schwappen über mir zusammen und ziehen mich immer weiter in die Tiefe, während er mich mit festen Bewegungen fickt. Ich nehme nicht wahr, wie er kommt, merke nur, dass die Wellen sich weigern, mich wieder auszuspucken auch nachdem er sich aus mir zurückzieht. Ich liege in seinen Armen. Er muss die Fesseln gelöst haben, fällt mir am Rande des Chaos in meinem Kopf auf. Langsam findet mein Körper Ruhe und mein Geist mit ihm.
+++
Der Morgen war hektisch. In aller Eile habe ich seine Wohnung verlassen und es gerade eben rechtzeitig zu meinem Lehrgang geschafft. Umso mehr freue ich mich, dass er den Abend mit mir verbringen will. Wir sitzen bei einem kleinen gemütlichen Italiener und nippen an unserem Rotwein. Vielmehr nippt Mark. Ich nehme einen viel zu tiefen Zug.
„Gehst du mit mir zusammen hin? In so einen Club?“
„In einen BDSM Club?“
Ich nicke.
„Ich dachte, das war eine ganz blöde Idee und du würdest es nie wieder tun?“
„Es war eine ganz blöde Idee und ich werde es nie wieder alleine tun.“
„Okay.“
Er dehnt das eine Wort in die Länge und starrt mich an. Ich habe ihn überrascht! Ein Punkt für mich! Ich versuche gar nicht, mir das Grinsen zu verkneifen.
„Und wie stellst du dir das vor?“, fragt er.
„Naja, ich dachte, du nimmst mich mit und zeigst mir was da läuft. Ich kann mir alles in Ruhe ansehen und dann könnten wir…“
„Ficken?“
„Hm.“
Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Zu gerne wüsste ich, was in seinem Kopf vorgeht, aber während ich für ihn ein offenes Buch zu sein scheine, sind mir seine Gedanken ein Rätsel. Schließlich zieht er einen Schein aus der Tasche und winkt den Kellner herbei.
„Komm, lass uns gehen.“
„Ich meinte eigentlich nicht unbedingt jetzt sofort!“
„Angst vor der eigenen Courage, Honey? Nein, nicht jetzt sofort. Wir gehen zu mir. Wir müssen reden.“
Reden? Ist das nicht etwas, was Frauen normalerweise sagen? Und angeblich bedeutete es nie etwas Gutes! Oder meint er „reden“? Ach ja! Reden! Schon klar!
In seiner Wohnung angekommen, lasse ich mich auf das geräumige Ledersofa plumpsen, während er vor mir auf und ab tigert wie eine eingesperrte Wildkatze. Anscheinend will er tatsächlich reden. Schade! Ich hatte mich schon gefesselt auf seinem Bett liegen sehen.
„Ich kann dich da nicht mit hinnehmen.“
„Aber du hattest es doch angeboten!“
„Da wusste ich ja auch noch nicht… Du machst mich echt fertig, Isabelle! Erst tauchst du mit diesem hammersexy Outfit im Dark Manners auf und lässt dich auf einen der größten Idioten ein, die da herum laufen. Dann kriegst du eine Panikattacke alleine beim Gedanken an Sex mit mir. Als nächstes stellt sich heraus, dass du so unfassbar unerfahren bist, dass ich mir vorkomme als hätte ich dich entjungfert… Oh Scheiße! Sag, dass es nicht dein erstes Mal war!“
„Es war nicht mein erstes Mal.“ Beruhige ich ihn. „Nur das erste Mal, dass es gut war.“
Noch während die Worte meinen Mund verlassen, wünsche ich, ich könnte sie zurücknehmen. Mist! Er wirkt kein bisschen beruhigt.
„Bist du fertig?“, frage ich vorsichtig.
„Nein!“
Er reibt sich die Hände durchs Gesicht. Etwas gefasster blickt er mich an.
„Und jetzt willst du allen Ernstes, dass ich dich in einen Sex Club mitnehme? Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen hinzugehen? Scheiße, du hattest noch nicht mal ganz banalen Oralsex! So jemand wie du geht doch nicht in einen BDSM Club!“
Was soll ich dazu sagen. Klingt alles einleuchtend, was er da sagt. Und für mich war es eben einleuchtend trotzdem zu gehen.
„Warum bist du ins Dark Manners gegangen?“, fragt er.
„Um Sex zu haben?“
„Ok, wenn du das nicht beantworten willst, wie ist es hiermit: Was hat deine Panikattacke gestern Abend ausgelöst?“
„Ich hatte keine Panikattacke.“
„Isabelle, ich glaube, du solltest jetzt gehen. Das hat so keinen Zweck.“
„Mark, bitte!“
„Bitte, was? Rede jetzt oder verschwinde. Wir hätten das schon gestern klären sollen. Ich hätte dich niemals ficken dürfen nachdem… Das geht so einfach nicht!“, brüllt er.
Erschrocken zucke ich zurück. Ich war aufgesprungen, aber nun lasse ich mich wieder in die Polster fallen.
„Was ich gerade gesagt habe, ist die Wahrheit.“, flüstere ich. Sein düsterer Gesichtsausdruck verrät mir, dass er mir kein Wort glaubt, also sehe ich mich genötigt, mich weiter zu erklären. „Das war der erste Sex in meinem Leben, der gut war. Als ich neunzehn war, hatte ich mein erstes Mal. Mit einem Jungen aus meiner Klasse. Ich war nervös. Er auch. Wir hatten beide keine Ahnung und… Ums kurz zu machen, ich habe ihm den Penis gebrochen. Also, nicht absichtlich. Es war ein Unfall.“
Ich lasse meine Worte wirken, warte darauf, dass er schockiert ist oder lacht, doch Mark zeigt keine Regung.
„Weiter.“, fordert er.
„Seitdem hatte ich immer Angst, etwas falsch zu machen. Erst zwei Jahre später hatte ich die nächste Beziehung. Bei unserem ersten Mal habe ich ihm die Nase gebrochen.“
„Weiter.“
„Es war ein Unfall! Ehrlich!“
Mark bleibt still. Ich meine, seine Mundwinkel zucken zu sehen, aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.
„Weiter.“, verlangt er.
„Nach Ingo und Dirk kam Henrik. Wir wollten nur zusammen duschen. Ein bisschen fummeln. Mir ist die Seife runtergefallen. Er rutschte darauf aus und brach sich das Steißbein und zwei Rippen.“
Ich traue mich nicht, ihn anzusehen.
„Nach der Sache mit Henrik fingen die Panikattacken an. Es wurde immer schlimmer.“
„Du wärst beinahe ohnmächtig geworden.“
„Das ist mir vorher noch nie passiert.“
„Sondern?“
„Naja, sonst bin ich wohl… Also. Ich bin weggelaufen. Irgendwie.“
„Viel besser!“
Danke, die Ironie ist angekommen! Ich versuche, mich nicht irritieren zu lassen. Ich habe noch niemals mit einem Mann über all das geredet. Jetzt will ich es auch zu Ende bringen. Danach kann er mich dann ja rausschmeißen.
„Vor Kurzem kam mir die Idee mit dem BDSM. Fesseln schienen mir irgendwie eine gute Idee zu sein. Immerhin kann ich dann keinen Schaden anrichten.“
„Du hast echt eine Macke!“
„Das ist nicht hilfreich!“, fauche ich.
„Okay, okay! Also Fesseln. Um das brutale männerfressende Sexmonster in dir unter Kontrolle zu halten. Ich hab’s verstanden!“
„Das ist nicht witzig! Und es hat ja auch funktioniert. Gewissermaßen. Also, ich hatte keine Angst. In dem Club.“
„Du hättest welche haben sollen! Alex ist ein gewalttätiges Arschloch. Das hätte auch schief gehen können!“
„Aber du hast mich gerettet!“
„Hm.“ Nachdenklich sieht er mich an. „Sag mal, wann genau hast du bei dem ganzen Chaos tatsächlich Sex gehabt?“
„Mit Ingo und Dirk hatte ich Sex. Also bevor…“
„Bevor du ihnen den Penis und die Nase gebrochen hast.“, ergänzt er trocken.
„Ja!“
So langsam werde ich wirklich wütend. Er nimmt mich überhaupt nicht ernst. Ich weiß, dass das alles ein bisschen verrückt klingt, aber ich kann ja schließlich nichts dafür!
„Also zweimal Sex. Scheiße! Zweimal! Die meisten Fünfzehnjährigen haben mehr Erfahrung als du! Das ist von jungfräulich eigentlich nicht so wahnsinnig weit entfernt.“
Er hebt beschwichtigend die Hand, als ich gerade zu einer Erwiderung ansetzen will, die sich gewaschen hat.
„Schon gut. Schon gut. Nicht mehr jungfräulich.“
Zu meiner Überraschung zieht er mich in seine Arme. Ich hatte fest damit gerechnet, dass er mich jetzt rauswerfen würde. Immerhin bin ich so eine Art männermordende oder doch zumindest unglückbringende Irre. Nur ohne Todesopfer. Bisher. Aber wer weiß? Und wenn er nicht glaubt, dass das Unglück an mir haftet, dann bleibt doch immer noch „irre“ übrig. Doch statt mich vor die Tür zu setzen, drückt er seine Lippen auf meine. Seine Zunge verlangt Einlass, den ich bereitwillig gewähre. In meinen wildesten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, dass er mich nach dieser Offenbarung so wild und hemmungslos küssen würde. Hitze breitet sich in meinem Unterleib aus. Ich will ihn! Ich möchte am liebsten heulen vor Enttäuschung, als er sich von mir losmacht. Glücklicherweise tut er es nur, um mir die Träger meines Kleides über die Schultern zu streifen. Mit einem leisen Rauschen gleitet der weiche Stoff zu Boden. Der BH und mein Slip folgen. Beiläufig kickt er den Haufen unter das Sofa.
„Warte hier, Honey. Ich bin gleich zurück.“
Sobald der Hautkontakt zu ihm unterbrochen ist, bohrt die Panik ihre Krallen in meinen Magen. Kaum dass er den Raum verlassen hat, bietet sich mir nur noch eine Option. Flucht! Aber ich bin wie erstarrt. Was soll ich zuerst machen? Mich anziehen? Oder einfach raus laufen so, wie ich bin?
+++
„Hey.“ Seine Finger umfassen mein Kinn, reißen mich in das hier und jetzt zurück. „Was ist los?“
„Nichts. Tut mir leid.“
Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Daumen fährt über meine Stirn, meine Schläfe, meine Wange. Die zarte Berührung zieht mich sofort wieder in seinen Bann.
„Denk nicht so viel, Isabelle!“
Denk nicht so viel! Musste er das sagen? Jetzt fängt mein Kopf erst recht an zu rattern. Seine Hand bewegt sich weiter zwischen meinen Schenkeln. Auf einmal schiebt sich ein Finger in mich hinein. Überrascht keuche ich auf. Mit weit aufgerissenen Augen begegne ich seinem Blick. Er ist ruhig, kontrolliert und doch oder gerade deshalb so erotisch.
„Ich habe doch gesagt, du sollst aufhören, zu denken.“ weist er mich zurecht. „Du bist so feucht. So erregt. So schön. Lass es einfach geschehen.“
Ein weiterer Finger gleitet mühelos in mich hinein. Er findet meinen sensiblen Punkt und massiert mich von innen. Eine Welle der Lust baut sich in mir auf. Jetzt schon? Wie macht er das nur? Aber ich kann doch jetzt nicht so einfach hier unter seinen Fingern kommen! Sollten wir nicht… so richtig? Sollte ich nicht auch etwas tun? Ich entwinde mich seinem gekonnten Griff und greife nach seinem Hemd. Er beobachtet mich aufmerksam, während ich langsam die Knöpfe öffne und seinen Oberkörper frei lege. Kleine schwarze Härchen kringeln sich auf seiner muskulösen Brust. Fasziniert lasse ich meine Hände darüber wandern. Ich beuge mich vor, um ihn zu küssen, knabbere zärtlich an seiner Oberlippe, spiele an seiner Lippe und finde seine Zunge. Bereitwillig öffne er den Mund und lässt mich gewähren. Trotzdem wirkt er abwartend. Seit ich mich ihm entzogen habe, hat er mich nicht mehr berührt. Ich bin verunsichert. Sein Blick verfolgt mich und fängt den meinen ein.
„Was nun, Süße? Weißt du nicht weiter?“, fragt er amüsiert.
Ich fühle mich ertappt und werde gerade deshalb wütend. Ich bin doch kein unerfahrener Teenager! Naja, zumindest kein Teenager!
„Natürlich weiß ich weiter!“, antworte ich trotzig. „Ich wollte bloß…“.
Die blauen Augen beobachten mich, dringen in mich, sehen mein Innerstes. Was wollte ich?
„Gefällt dir nicht, was ich mit dir mache?“
„Doch!“
„Aber es fällt dir schwer, dich zu entspannen.“
„Ja.“, bestätige ich kleinlaut.
„Und nun? Möchtest du gerne den Ton angeben? Du musst mir schon sagen, wie du dir das vorstellst, Isabelle, denn gerade eben noch, wolltest du gefesselt werden, um sicher zu gehen, dass du mir nicht aus Versehen den Penis oder vielleicht sogar das Genick brichst.“
Verunsichert betrachte ich meine zittrigen Finger und beiße auf meine Unterlippe. Seine Hand an meinem Hals, zwingt mich, ihn anzusehen.
„Dann ist es ab jetzt wieder mein Spiel, Süße. Hast du Einwände?“
Mein Unterleib kribbelt vor Vorfreude.
„Antworte mir, Isabelle“, fordert er.
Sein Befehlston bringt mein Innerstes zum Schwingen.
„Nein.“, hauche ich.
„Mein Spiel also.“
Er nickt bestätigend. Wie aus dem Nichts zaubert er ein schwarzes Tuch hervor, und bindet es mir über die Augen.
„Nein! Bitte nimm das wieder ab.“, flehe ich panisch.
„Schhh. Keine Angst. Es passiert nichts, was du nicht willst. Ich will nur nicht, dass du dich so leicht ablenken lässt.“, flüstert er beruhigend. Sein Atem ist dicht an meinem Gesicht. Fordernd dringt seine Zunge in meinen Mund ein und erstickt jeden weiteren Protest. Gierig nehme ich seine Zunge auf und erwidere seinen Kuss. Seine Lippen wandern über mein Gesicht, seine Zähne beißen sanft in mein Ohrläppchen, in meinen Hals in meine Brüste.
„Du hast wunderschöne Brüste, Belle! Ich liebe es, wie sich deine Brustwarzen mir entgegen recken! Und sie mögen etwas Schmerz, hab ich recht?“
Erst zart, dann fester beißt er in meine aufgerichteten Nippel. Ich stöhne. Das scheint ihm Antwort genug und er setzt seine süße Folter fort. Meine Schenkel werden auseinander gedrückt. Finger fahren über meine geschwollene Knospe. Ich warte, dass seine Finger ihren Weg in meine feuchte Öffnung finden. Ich bebe vor Erregung und Vorfreude. Doch er lässt mich warten. Immer wieder berührt er meine Schamlippen, massiert meinen Kitzler, reizt mich auf das Äußerste und verwehrt mir doch, wonach ich giere.
„Bitte mich darum.“, flüstert eine Stimme heiß in mein Ohr.
„Was?“ Ich bin verwirrt.
„Bitte mich darum, dir das zu geben, wonach dein Körper so offensichtlich verlangt. Bitte mich, in dich einzudringen, dich zu ficken, dir einen Orgasmus zu schenken.“
„Bitte!“, keuche ich.
„Das reicht mir nicht. Sprich es aus!“
Nein, das kann ich nicht! Ich kann das nicht sagen! Aber Verlangen und Frustration angesichts der intensiven Stimulierung meiner Klitoris lassen mich jegliche verbliebene Scheu über Bord werfen.
„Bitte! Fick mich! Ich will dich in mir!“
Stöhnend drücke ich mein Becken gegen seine Hand, als er in mich eindringt und mich von innen massiert. Eine Welle der Lust erfasst mich. Ich komme gleich. Gleich! Ich verspanne mich in Erwartung des aufkommenden Orgasmus, als könne ich ihn dadurch verstärken.
„Entspann dich, Süße. Ich bin noch lange nicht mit dir fertig. Du hast alle Zeit der Welt.“
Die Finger verschwinden. Ein Schlag trifft mich auf meine weit gespreizte Scham. Ich stöhne vor Überraschung und Lust.
Er führt mich einige Schritte nach vorne. Seine Hand an meinem Rücken bedeutet mir, mich vorzubeugen. Ich greife nach etwas Weichem. Das Sofa. Ich stütze mich auf die Lehne, lasse zu, dass er mich darüber beugt, spreize meine Schenkel für ihn. Ein weiterer Schlag auf meinen Po.
„Schrei für mich. Ich will dich hören.“
Es folgt noch einer und ich schreie laut auf, während mein Innerstes sich zusammen zieht und mein Körper sich aufbäumt. Hart und weich zugleich, warm und fordernd drängt seine Spitze gegen mich. Mit einer einzigen ruckartigen Bewegung dringt er in mich ein und füllt mich aus. Er lässt mir keine Zeit, mich zu erholen. Keine Zeit zum Denken. Keine Zeit zum Zögern. Keine Zeit für Angst. Keine Zeit, etwas falsch zu machen. Während ich noch auf der letzten Welle reite, stößt er schnell und hart in mich und die nächste Welle kommt ohne Pause. Ich explodiere um ihn herum und während meine Muskeln noch heftig zucken, kommt auch er zum Höhepunkt.
Das gedämpfte Licht blendet mich, als er die Augenbinde entfernt.
„Siehst du? Es ist nichts Schlimmes passiert. Geht es dir gut?“
„Ja! Das war großartig!“
Ich kuschele mich an ihn und genieße seine Wärme. Nichts Schlimmes ist passiert! Und ich war noch nicht einmal gefesselt!
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Weiter so!!!«
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