Dark Mistress Elvira
von GhostWriter
»Was ist dir denn heute Morgen über die Leber gelaufen?«
»Es ist Montag Morgen, was erwartest du!«
»Komm schon, ich kenne dich lange genug. Irgendwas stimmt doch nicht. Bist du krank?«
»Nein.«
»Was dann?«
Rolf zuckt die Schultern. Er weiß selbst nicht genau was mit ihm los ist. Was das Wochenende über mit ihm passiert ist. Nein, das stimmt nicht. Er weiß genau was passiert ist, er kann es nur nicht glauben. Will es nicht glauben. Redet sich seit zwei Tagen und drei Nächten ein, dass er sich das alles nur einbildet.
Sein Arbeitskollege ist aufgestanden, um besser über die beiden Computermonitore, die zwischen ihren Arbeitsplätzen stehen, hinwegsehen zu können. Seit mehr als zwanzig Jahren teilen sich die beiden das kleine Büro auf dem Hauptzollamt in Karlsruhe. Kennen sich besser als ihre Ehefrauen, wie sie immer wieder frotzeln.
Heute scheint Rolf dieser Spruch zutreffender denn je. Seit Freitagabend fragt er sich praktisch pausenlos, ob er seine Frau noch kennt.
Horst schaut ihn eindringlich an. Rolf weiß, dass er nicht lockerlassen wird. Das ist auch gut so. Ihr Verhältnis ist seit Jahren ein tief freundschaftliches. Sie verbringen acht Stunden täglich miteinander. Vertrauen und mögen sich.
»Ist was mit Elvira?«
Rolf versucht seine Miene so teilnahmslos wie möglich zu zeigen, doch ein kurzes Zucken seiner Augenbrauen verrät ihn.
»Bingo«, meint Horst grinsend. Sofort wird er wieder ernst. »Stimmt was nicht mit ihr? Ist sie krank?«
Wieder zuckt Rolf mit den Schultern. »Nein, es geht ihr gut.« Elvira ist seine Frau. Endlich schaut er von seiner Tastatur auf. Horst sieht ihn fragend an. Ein besorgter Ausdruck liegt auf seinem Gesicht. Rolf ist dankbar für seine Besorgnis. Aber er weiß trotzdem nicht, wie er seinen Verdacht äußern soll. Wie er aussprechen soll was seit Freitagabend seine Gedanken beherrscht.
»Ich habe etwas in unserem Schlafzimmer gefunden, das dort nicht hingehört«, versucht er es diplomatisch. Jetzt ist es Horsts Augenbraue die zuckt. Man sieht ihm an, dass er fragen möchte was genau es ist, aber er bleibt nicht weniger diplomatisch.
»Und du bist dir sicher, dass es keine andere Erklärung gibt?« Rolf ist froh, dass Horst nicht ausspricht, was sie beide denken. Es aus seinem Mund zu hören hätte seinem Verdacht eine noch dramatischere Tragweite gegeben. Eine Art Bestätigung. Rolf zuckt ein drittes Mal mit der Schulter. Das ist genau die Frage die er sich seit Freitagabend stellt.
Wofür braucht man eine weiße Tennissocke in etwa Größe fünfzig? Im Schlafzimmer. Unter dem Bett.
»Hast du sie danach gefragt?«
Stumm schüttelt Rolf den Kopf. Hat er nicht. Wie hätte er sie fragen sollen, ob sie mit jemand anderem in seinem Bett gelegen hatte. Alleine die Frage in seinem Kopf zu formulieren macht ihn schwindelig. Seine Elvira. Mit einem anderen. Das ist praktisch undenkbar. Seine Frau ist die schüchternste Frau auf der Welt. Wie hätte sie jemand anderen kennen lernen sollen. In ihr Fitnessstudio gehen nur Frauen. Ihre Sportgruppe, mit der sie sich einmal die Woche zum Walken verabredet, besteht nur aus Hausfrauen. Sie geht seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr arbeiten und obwohl ihr einziger Sohn vor zwei Jahren das Haus verlassen, steht eine Rückkehr in die Arbeitswelt nicht auf dem Plan. Ihre Verabredungen an den Montagabenden wenn er zum Skat geht, sind mit den Frauen der anderen Skatspieler aus seiner Runde. Beim Einkaufen? Beim Friseur? Bei was auch immer? Rolf schüttelt in Gedanken den Kopf.
Elvira und ein anderer Mann? Ausgeschlossen!
Aber woher kam die Socke? Warum lag sie im Schlafzimmer unter dem Bett? Was hätte sie damit machen können? Die Lampe auf dem Nachttisch putzen, weil eine Tennissocke nicht fußelt. Die Erklärung ist die einzige Alternative zu seiner grotesken Befürchtung, die er in drei Tagen hatte finden können. Ihm ist durchaus bewusst wie lahm die Erklärung ist, aber an irgendetwas muss er sich festhalten. Es gibt da nur einen Haken. Elvira lässt keine Socken zurück, die sie zum Putzen genutzt hat. Elvira lässt überhaupt nichts irgendwo einfach so herumliegen. Sie ist nicht die pingeligste Hausfrau auf Erden. Aber sie ist ordentlich. Wenn sie die Socke zum Putzen genutzt hätte, würde sie danach nicht unter dem Bett liegen. Auch nicht oben auf. Nicht auf dem Boden davor. Nicht auf dem Nachttisch. Sie wäre zusammengelegt worden und bei den Putzlappen verstaut, oder in der Schmutzwäsche verschwunden.
Niemals wäre sie unter das Bett gelangt und dort vergessen worden.
»Vielleicht solltest du das einfach tun«, reißt Horst ihn aus den immer wieder gleichen Gedanken.
»Ja, vielleicht sollte ich das«, antwortet er lapidar. Sein Kollege lässt sich wieder auf seinen Stuhl fallen und atmet schwer. Rolf kann förmlich spüren, wie ihm dieselben Gedanken durch den Kopf gehen. Seine Elvira. Mit einem anderen Kerl. Nein, das kann einfach nicht sein.
Die Stille die sich ausbreitet dröhnt in Rolfs Ohren. Die Lüfter von zwei laufenden Computern unter dem Tisch sind die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrechen. Die und das leise atmen zweier nachdenklich vor sich hinstarrender Männer.
»Habt ihr Probleme?«, fragt Horst so leise, dass Rolf ihn kaum versteht. Diesmal blickt er nicht hinter seinem Monitor hervor. Seine Stimme zittert ein wenig. »Ich meine…naja du weißt schon.«
»Nein!«, sagt Rolf nachdrücklich. Das ist die Wahrheit. Jedenfalls die, die Rolf kennt. Seit 28 Jahren ist er mit Elvira verheiratet. Hat sie mit zwanzig kennengelernt, zwei Jahre später geheiratet. In zwei Monaten werden sie beide 50 Jahre alt. Nur ein paar Tage voneinander getrennt.
Natürlich ist ihr Sexleben nicht mehr das, was es damals war. Aber Rolf glaubt, dass Elvira nicht klagen kann. Er steht seinen Mann. Mehr als das. Wie oft hat er sie schon versucht, zu etwas Neuem zu animieren. Aber Elvira ist nicht der Typ für ausschweifenden Sex. Sie mag keine Experimente. Ihre Vorstellung von Liebe machen spielt sich im Bett ab. Im Dunkeln unter der Bettdecke. Missionarsstellung. Andere Praktiken lehnt sie ab. Seinen Schwanz hatte sie noch nie im Mund. Es gefällt ihr, wenn seine Finger an ihrer Muschi spielen, aber mehr als zwei Finger darin findet sie abartig. Sie hat ein rotes und ein schwarzes Negligee. Beide hat er ihr zu unterschiedlichen Geburtstagen geschenkt. Beide hat sie jeweils einmal für ihn angezogen. Danach sind sie im Schrank verschwunden. Sie findet sich nuttig darin.
Pornofilme, Swinger Club, FKK. Für Elvira undenkbar.
Horst fragt nicht weiter nach. Dafür ist Rolf durchaus dankbar. Er liebt seine Frau. Ohne Zweifel. Ohne Kompromisse. Elviras prüde Einstellung zum Thema Sex stört ihn nur manchmal. Er hat sich längst damit arrangiert. Wenn er mal etwas anderes sehen will, leiht er sich einen Porno aus der Videothek. Auf dem Gebiet ist er nicht weniger altmodisch als seine Frau. Während andere die Filme aus dem Internet herunterladen, bleibt er lieber bei der bewährten Methode.
»Was willst du tun? Willst du sie fragen?«
»Ich weiß es ehrlich nicht.«
Damit lassen sie das Thema für die nächste Stunde ruhen. Stoisch kümmern sie sich um ihre Arbeit. Hacken auf ihren Tastaturen herum. Führen Telefonate. Versorgen Anfragen von anderen Kollegen.
Bis kurz vor 9 Uhr Rolfs Telefon klingelt und die Nummer seines privaten Festnetzanschlusses auf dem Display steht. Auch Horst sieht auf seinem Display wer gerade anruft. Er hält inne. Die Maus in der Hand, die andere auf der Tastatur liegend, als traue er sich nicht mehr, auch nur das kleinste Geräusch zu machen.
»Morgen Schatz.« Rolf hört jemanden atmen, aber keine Stimme die mit ihm spricht. Er weiß, dass Elvira am anderen Ende der Leitung ist. Seit ihr Sohn nicht mehr daheim wohnt, hat niemand anders ihn mehr von ihrem Festnetzanschluss angerufen. Gerade als er nachfragen will, ob alles in Ordnung ist, fragt sie:
»Gehst du heute Abend zum Skat?« Ihre Stimme ist ungewöhnlich leise. Sie spricht nie laut, aber heute schwingt ein leichtes Zittern mit. Jedenfalls bildet Rolf sich das ein. Als hätte sie lange überlegt die Frage zu stellen und Mühe gehabt, sich dazu durchzuringen. Genau das ist es auch, was Rolf sofort stutzig macht. Seit mehr als zehn Jahren trifft er sich mit drei Kollegen aus dem Amt zum Skat spielen. Jeden Montagabend. Er kann sich exakt erinnern, wie viele Abende er in den letzten vier Jahren verpasst hat. Ganze zwei Stück. Dieses Jahr keinen und das Jahr ist schon zur Hälfte vorüber. Letztes Jahr einen, weil er wegen einer Zyste, die entfernt wurde, ein paar Tage im Krankenhaus gelegen hatte. Im Jahr davor keinen und im Sommer vor vier Jahren musste er einen Montag absagen, weil er mit Elvira zur Feier ihrer Silberhochzeit eine Städtereise nach Paris gemacht hatte.
Zwei Montagabende in vier Jahren, in denen er nicht pünktlich um 19 Uhr das Haus verlassen hat, um erst gegen Mitternacht von seiner Skatrunde zurückzukommen. Elvira fragt nie ob er geht oder nicht. Niemals. Weil es überhaupt keinen Grund gibt danach zu fragen.
Außer…Außer, sie will heute ganz sicher…absolut sicher sein…weil…
Als er auflegt, steht Horst hinter seinem Monitor auf. Er blickt fragend herüber. Er hat seine Antworten verstanden und keine Mühe gehabt, die passenden Fragen dazu herzuleiten. Er sagt nichts, aber seine Miene ist ein einziges Fragezeichen.
Rolf spricht aus, was sie beide denken. Er muss es laut sagen, um nicht daran zu ersticken.
»Sie fragt, ob ich heute Abend zum Skat gehe.« Horst nickt. Mehr ist nicht nötig.
Hier ist etwas ganz gewaltig nicht in Ordnung.
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Um kurz vor 19 Uhr steht er in seinem Schlafzimmer vor dem breiten Spiegel. Er hat eine legere hellgraue Stoffhose angezogen, trägt ein taubenblaues Hemd und schlüpft gerade in die Ärmel einer hellgrauen Strickweste. Seine Haare sind vom Duschen noch ein wenig feucht. Draußen herrschen angenehme 25 Grad, aber vielleicht sind es nur noch 18 oder 19 Grad, wenn er heute Abend zurückkommt. Ideal für eine Strickweste. Sein Blick huscht völlig unbewusst zum Bett. Als wolle er sich jede Falte in der Decke, jeden Knick im Leintuch einprägen, um es mit dem Zustand bei seiner Rückkehr vergleichen.
Elvira war ungewöhnlich still gewesen. Beim Abendessen hatte sie keine drei Sätze gesprochen. Sie schien nervös. Unruhig. Angespannt. Rolf hatte sich bemüht, so gelassen wie möglich zu wirken. Aber sein Herz hatte in seiner Brust geflattert wie ein kleiner Vogel.
Sie wartet auf ihn im Flur. Sie trägt eine ihrer Leggins, die sie immer abends vor dem Fernseher anhat. Dazu ein ausgewaschenes Shirt, das ihr bis über den Hintern reicht. Ihre braunen Haare sind zu einem nachlässigen Knoten hochgesteckt. Sie ist ungeschminkt wie immer. Um ihren Hals hängt die dünne Goldkette mit dem Amulett, das ihre Mutter ihr vererbt hat. Sie trägt ihren Ehering und sonst keinerlei Schmuck, oder modische Accessoires.
Rolf wird warm ums Herz als er sie so dastehen sieht. Er kann verstehen, wenn andere sie attraktiv finden. Auch wenn sie die fünfzig dieses Jahr erreicht, sieht sie gut aus. Auf ihre eigene Art. Ihre Figur hat sie sich dank ausreichend Sport bewahrt. Die Hüften ein wenig breiter, der Busen ein wenig hängender als noch vor 28 Jahren, als Rolf sie erobert hatte. Aber ihre Haut ist noch straff, ihr Bauch schlank, die Schenkel vom vielen Walken stramm. Zwei, drei Mal im Jahr, wenn es zur Weihnachtsfeier im Amt, oder zu einem offiziellen Anlass geht, sie sich schminkt, die Haare richtet und ihre Kleider etwas flotter werden, verwandelt sie sich in eine wunderschöne Frau. Dann weiß Rolf wieder wen er geheiratet hat.
Sie hat seinen Autoschlüssel in der Hand. Während er auf sie zugeht, streckt sie ihm den Bund entgegen. Rolf ist so aufgeregt, dass er sich nicht erinnern kann, ob sie das immer macht, oder heute zum ersten Mal. Wenn er sie gefragt hätte, hätte sie ihm sagen können, dass sie ihm immer die Schlüssel reicht. Und den Schirm, wenn es nach Regen aussieht, aber heute ist der Himmel wolkenlos und wird es auch bleiben. Er schaut sie einen Moment länger an als üblich. Sein Herz rast. Frag sie, was sie vorhat, wenn du weg bist, schießt es ihm durch den Kopf, aber er kann den Mund nicht öffnen. Er kann sie nur stumm ansehen und versuchen die Bilder die ihm durch das Gehirn jagen zu verbannen.
Bitte nicht, Elvira. Bitte tu mir das nicht an. Er beugt sich herunter und haucht ihr einen Kuss auf die Wange. Macht er das auch jeden Montag? Er weiß es nicht. Aber sie erwidert seine kurze Umarmung anstandslos, also wird sie wohl nicht überrascht sein. Er fühlt seine Autoschlüssel in seine Hand wandern. Seine Empfindungen sind seltsam gedämpft. Das Blut rauscht in seinen Ohren. Die Wände um ihn herum scheinen näher zu rücken. Das Licht wirkt seltsam hell, trotz der Abendstunden.
»Viel Spaß«, flüstert sie nahe an seinem Ohr. Zittert ihre Stimme? Hat sie eine Gänsehaut an den Armen? Ihr linkes Ohrläppchen leuchtet hellrot. Wie immer wenn sie aufgeregt ist. Er sieht es und kann kaum die Augen abwenden. Bitte nicht, Elvira, will er sagen, aber seine Stimmbänder scheinen verklebt. Er kann wahrscheinlich nie mehr etwas zu ihr sagen.
Er wendet sich ab und steuert mit zitternden Knien auf die Haustür zu, die weiter und weiter vor ihm zurückzuweichen scheint. War der Flur schon immer so schmal und lang? Seine Hand schließt sich zitternd um den Griff. Er zwingt sich, nicht dem schier übermächtigen Drang nachzugeben, sich nach ihr umzudrehen. Er fürchtet sich vor einem verträumt lächelnden Ausdruck auf ihrem Gesicht, dass er endlich das Haus verlassen und den Weg frei für einen anderen Mann machen wird.
Sein hellgrüner Passat steht in der Einfahrt. Er zieht die Strickweste aus, legt sie auf den Beifahrersitz und startet den Motor. Langsam rollt er rückwärts aus der Einfahrt, biegt in die Straße vor dem Haus ein und verlässt sein bisheriges Leben ein letztes Mal.
»Reiß dich endlich zusammen, du dämlicher Idiot«, beschimpft er sich laut als ihm bewusst wird, wie endgültig seine Gedanken sich anhören. Aber die Bilder von Elvira mit einem fremden Mann verschwinden nur kurz. Kaum ist er am Ende der Straße angelangt, fragt er sich schon wieder, wer es wohl sein wird und was er tun wird, wenn er Recht behält.
Anstatt geradeaus zu seiner Skatrunde zu fahren, biegt er rechts ab und umrundet den Häuserblock auf dem sein Grundstück steht. Mit Bernd hat er am Nachmittag auf dem Amt schon gesprochen. Er war nicht weniger überrascht als er selbst, als er von seiner Absage hörte. Rolf konnte sich schon eine halbe Stunde später nicht mehr erinnern, was für einen Grund er genannt hatte, heute Abend nicht zum Spielen zu kommen.
Er ist völlig mit den Nerven fertig. Bestimmt dreht er gleich durch, befürchtet er. Langsam nähert er sich seinem Haus von der anderen Seite. Etwa fünfzig Meter entfernt parkt er unter dem großen Nussbaum, der den Parkstreifen an dieser Stelle dominiert. Durch das Fenster im neuen Gästezimmer hatte er sich vor ein paar Minuten diesen Platz ausgekundschaftet. Dort steht das Auto im Schatten unter den tief hängenden Ästen. Vom Haus aus wird man den Wagen praktisch nicht sehen. Aber wie der Zufall es will, hat er durch die Vorgärten der Nachbarhäuser und über die Dächer der anderen Autos, einen guten Blick auf seine Haustür. Sein linkes Knie zittert so heftig, dass er kaum die Kupplung halten kann. Mit zitternden Fingern dreht er den Zündschlüssel. Die einsetzende Stille schmerzt beinahe in seinen Ohren. Seine Gedanken überschlagen sich. Die Sekunden auf der altmodischen analogen Uhr in der Mittelkonsole gehen quälend langsam voran.
Als Rolf schon glaubt vor Aufregung und Anspannung jede Sekunde einen Herzinfarkt zu bekommen, nähert sich von hinten ein Wagen. Der erste seit zehn Minuten. Davor waren weitere zehn Minuten vergangen, in denen nur ein einziges Auto seine ruhige Straße durchfahren hatte. Er war am Ende rechts abgebogen, genau wie er selbst vor scheinbar ewig langer Zeit. Eine halbe Stunde hat er sich für seine Observation nehmen wollen. Dabei war er mit jeder Minute nervöser geworden. Was wenn wirklich ein Wagen vor seinem Haus halten wird? Wer wird es sein, der dort aussteigt? Wird er Elvira verfolgen, wenn sie abgeholt wird? Nein, sie wird das Haus nicht verlassen, sonst hätte sie nicht gefragt, ob er es verlässt. Seine Gedanken rasen. Er ist kaum mehr in der Lage klar zu denken. Seine Handflächen schwitzen, Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn. Obwohl der Wagen im Schatten steht, ist es unangenehm warm im Innenraum. Auf die Idee ein Fenster zu öffnen, kommt er vor lauter Aufregung nicht.
Der Wagen hält tatsächlich quer vor seiner Einfahrt. Rolfs Herz setzt für einen Moment aus. Es ist ein kleiner Van. Weiß mit dunklen Scheiben. Irgendetwas Japanisches. Vielleicht auch Koreanisch. Fünf oder sieben Sitze. Die Beifahrertür öffnet sich. Ein augenscheinlich junger Mann steigt aus und blickt sich um. Er trägt weiße Basketballschuhe, die nicht geschnürt sind, eine lässige Hose, die ihm tief auf den Hüften sitzt und so weit ist, dass sie auf die Entfernung wie ein Sack wirkt. Die Kapuze seines schwarzen Pullovers hängt ihm tief ins Gesicht. Die Hände sind in der Känguruhtasche vor seinem Bauch vergraben. Rolfs Herz schlägt jetzt schneller als gesund für ihn sein kann. Der Kerl schlendert auf seine Haustür zu. Einen Moment lang zuckt der Gedanke durch Rolfs Gehirn, dass Elvira in Gefahr sein könnte. Was, wenn der Kerl da ganz andere Pläne hat, als Rolfs Hirngespinste von einem Liebhaber? Waren noch andere Personen in dem Van? Einer wohl mindestens.
Der Typ erreicht die Haustür. Sie wird ihm geöffnet noch ehe er den Klingelknopf drücken kann. Er sieht seine Frau nicht an der Tür, aber der Kerl scheint sich mit ihr zu unterhalten. Er nimmt eine Hand aus seiner Tasche und deutet auf das wartende Auto. Seine Haut scheint tief gebräunt, der Handrücken ist dunkel. Die Lage scheint ruhig. Die Haltung des Mannes ist immer noch entspannt. Beinahe gelangweilt. Es vergehen nur Sekunden, dann reckt er den Daumen in die Höhe wie zu einem Signal, dass alles in Ordnung ist. Der Van rangiert einen Meter zurück, um in seine Einfahrt zu stoßen. Rolf hört die Stille, die auf den verstummenden Motor eintritt. Er bemerkt erst jetzt, dass er seit der Mann den Wagen verlassen hat, nicht mehr geatmet hat.
Die seitliche Schiebetür wird geöffnet. Rolf stockt der Atem als vier Männer in ähnlichem Outfit wie der vor der Haustür wartende, förmlich aus dem Innenraum herausquellen. Ihre Kleider unterscheiden sich nur in den Farben. Alle tragen diese dämlichen Hosen, die ihnen beinahe in den Kniekehlen hängen. Bei zwei von ihnen hängt der Bund so tief, dass ihre weiße Unterwäsche zu sehen ist. In großen, breiten Buchstaben stehen Namen auf den Unterhosen. Alle tragen Kapuzenpullover. Alle haben die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen, als wollten sie nicht erkannt werden. Auch der Fahrer ist zwischenzeitlich ausgestiegen und macht sich an der Heckklappe zu schaffen. Er wuchtet zwei schwere schwarze Sporttaschen und einen kleinen Alukoffer heraus, die er nebeneinander aufstellt. Quer darüber legt er etwas, das wie ein zusammengeklapptes Stativ aussieht. Als letztes hebt er eine Tasche heraus, die er vorsichtiger behandelt und sich sorgsam über die Schulter hängt. Die anderen Typen schnappen sich die Taschen und den Koffer. Der letzte, der sich das Stativ unter den Arm klemmt, wirft die Heckklappe zu und folgt den anderen.
Eine Minute nach ihrer Ankunft schließt sich die Haustür hinter ihnen. Das Viertel lag friedlich in der langsam einsetzenden Abenddämmerung. Auf der anderen Straßenseite geht ein Spaziergänger mit seinem Hund vorbei. Er nimmt Rolf, der vornübergebeugt auf seinem Lenkrad sein eigenes Haus beobachtet nicht wahr und zieht langsam daran vorbei.
Wäre nicht der fremde Wagen in seiner Einfahrt, man hätte den Eindruck gewinnen können, die sechs Männer wären nur in Rolfs Phantasie angekommen.
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Rolf betritt sein Grundstück durch das Gartentor. Es ist abgeschlossen, aber ein Schlüssel dafür ist an seinem Bund mit dem Autoschlüssel. Das Auto hat er unter dem Baum stehen lassen. Wie ein Einbrecher schleicht er sich an seinen Zaun, schlüpft durch das Tor, das er glücklicherweise erst vor ein paar Tagen frisch geölt hat und geht vorsichtig über die Waschbetonplatten um sein Haus herum.
In der Küche brennt Licht, aber niemand ist zu sehen. Das Sonnenlicht verschwindet langsam hinter den Häusern in seinem Rücken. Er geht um das Haus herum und bleibt unterhalb der Terrasse stehen, die sich brusthoch vor ihm auftürmt. Zwischen den jungen Pflanzen hindurch sieht er in sein Wohnzimmer. Es ist nicht weniger hell erleuchtet als offenbar das gesamte untere Stockwerk. Sein Herz schlägt so laut, dass er fürchtet auch andere könnten es hören. Es hämmert schmerzhaft in seiner Brust.
Vier der sechs Männer stehen in einem lockeren Kreis. Er sieht nur ihre Rückansichten. Sie scheinen sich auf etwas zu konzentrieren, das sich zwischen dem Flur und dem Durchgang ins Wohnzimmer abspielt. Die Kapuzen ihrer Hoodies haben sie abgenommen. Alle haben sie entweder extrem kurze Haare, oder Glatzen. Alle vier Hinterköpfe sind tief schwarz.
Es wird dunkel um ihn herum, aber noch nicht so sehr, dass er dort wo er steht nicht gesehen werden kann. Wenn jemand aufmerksam in den Garten blickt, wird man ihn dort stehen sehen. Auch wenn von drinnen nur seine Schultern und der Kopf zu sehen sind.
Geduckt schleicht er sich um die Terrasse herum an die Seitentreppe, die von der Terrasse in den Garten führt. Er bleibt auf der vorletzten Stufe stehen, geht in die Hocke und lugt unter den metallenen Standfüßen des Kugelgrills hindurch, der dort an der Seite steht. Von hier aus ist er drinnen nicht zu erkennen. So dicht vor dem Grill kitzelt der Geruch nach kalter Asche in seiner Nase. Von hier aus kann er um die kleine Gruppe der Männer herumschauen. Bis hinein hinter die offene Küche, das Esszimmer und den Flur. Er sieht auch die ersten Stufen der Treppe, die in das Obergeschoß führt. Was er sieht lässt seinen Herzschlag für eine Sekunde aussetzen. Seine Knie geben nach, er plumpst auf die harten Treppenstufen. Die Klinkersteine sind kalt, aber er spürt sie nicht. Seine Empfindungen scheinen auf seine Augen reduziert. Die Geräusche um ihn herum klingen als befände er sich unter Wasser.
Im Durchgang zwischen Flur und Wohnzimmer steht eine Frau. Großgewachsen mit kastanienbraunen Haaren, die offen auf nackte Schultern fallen. Sie trägt ein schneeweißes Schlauchkleid ohne Träger, das nur knapp über ihren Hintern reicht. Es schmiegt sich wie eine zweite Haut um ihren Körper. Ihre Beine sind nackt und enden in hohen, lippenstiftroten High-Heels. Breitbeinig steht sie dort als präsentiere sie sich den Blicken der vier Männer, die ihr gegenüberstehen. Eine Hand hat sie an die Hüfte gelegt, mit der anderen scheint sie sich am Treppengeländer festzuhalten. Ihr Körper ist lasziv zur Seite geneigt, als ende ihr ausgestreckter Arm an einer Pole-Dance Stange, um die sie sich gleich schwingen wird.
Es dauert zwei Sekunden, bis Rolf in dem Vamp, der dort steht, seine Frau erkennt. Seine Kinnlade klappt sprichwörtlich nach unten. Auf der Treppe sitzt der Beifahrer. Er rutscht etwas zur Seite und lässt den Fahrer durch, der von oben die Treppe herunterkommt. Er trägt das Stativ und hat ein kleines Gerät in der Hand. Er deutet auf das Wohnzimmer, spricht mit Elvira und reckt den Daumen in die Höhe. Sie nickt. Ihr Gesicht ist ausdrucklos auf die vier Männer gerichtet. Rolf kann das leuchtend rote Ohrläppchen und den Schimmer auf ihren Wangen bis nach draußen erkennen. Ihr Körper wirkt angespannt wie eine Bogensehne.
Während der Kerl mit dem Stativ an ihr vorbei läuft und sich daranmacht, das Stativ vor dem offenen Kamin aufzubauen, wobei er bedenklich nahe an die Terrassentür herankommt, streckt der Typ auf der Treppe die Hand nach Elviras Beinen aus. Rolf sieht, dass er sie knapp unterhalb der Knie berührt. Die dunkle Haut seines Handrückens setzt sich deutlich von der hellen Haut ihrer Beine ab. Sie macht keine Anstalten die Berührung zu unterbinden. Sie dreht sich sogar ein wenig zur Seite. Rückt ihren Hintern damit fast bis vor die Nase des Kerls. Der seine Hand ganz langsam an den Innenseiten ihres Schenkels nach oben wandern lässt. Rolf weiß nicht wohin er schauen soll. Auf die Hand die die Beine seiner Frau berührt, auf ihre geschlossenen Augen, die darauf schließen lassen, dass ihr die Berührung gefällt, auf die vier im Kreis stehenden, die die Hände vorne in die Hosen geschoben haben und mit leichten Hüftbewegungen keinen Zweifel daran lassen, was sie damit tun, oder auf den sechsten Mann, der gerade eine Kamera vor dem Kamin aufbaut. Er fühlt sich losgelöst von seinem eigenen Körper. Ihn schwindelt, das Bild verschwimmt vor seinen Augen. Hektisch muss er blinzeln um den Fokus seiner Augen korrigieren.
Sechs Männer ist das Stichwort, das Rolf im selben Moment durch den Kopf geht, als er merkt, dass sein Schwanz so steif geworden war, dass er schmerzhaft gegen den Reißverschluss seiner Hose drückt. Drinnen an der Treppe verschwindet die Hand langsam unter dem Kleid. Da es so kurz ist, dass sich beinahe die Arschbacken hervor stehlen, ist nicht schwer zu erraten wo sie angekommen ist. Elvira krümmt sich und reckt dem Mann den Hintern ins Gesicht. Er greift mit der freien Hand an ihren Bauch und drückt seine Nase tief in ihre Po Falte. Seine Lippen packen den Saum des Kleides und ziehen es über ihren Hintern. Sie ist nackt darunter. Er bohrt die Nase zwischen ihre Pobacken. Rolf kann nicht sehen, ob er die Zunge ausstreckt, aber vor seinem geistigen Auge hat er es getan und so sieht er zu, wie Elvira mit wippenden Bewegungen die Nase und die Zunge des Mannes durch ihren Arsch reibt. Jetzt greift sie tatsächlich hinter sich, legt die Hand um den Hinterkopf des Kerls und scheint ihn sich noch tiefer in ihre Spalte zu drücken. Die Hände der vier umstehenden bewegen sich stärker. Der mit der Kamera beschäftigte sieht von seiner Arbeit auf, erkennt die Szene und sagt etwas, das Rolf durch die Scheiben hindurch nur als gedämpftes Murmeln versteht. Deutlicher hört er ihn daraufhin lachen. Die Köpfe der vier rucken herum, fallen in das Lachen ein.
Auf Elviras Gesicht stiehlt sich ein verlegenes Lächeln. Sie lässt von dem Kerl auf der Treppe ab und kommt auf ihren High-Heels ein paar Schritte näher. Sie läuft so sicher auf diesen hohen Dingern, als wäre sie darin geboren worden. Dabei hat Rolf ihr bis eben nicht zugetraut, dass sie darin überhaupt stehen kann. Soviel dazu, denkt er. Mit erregendem Hüftschwung legt sie die wenigen Schritte ins Wohnzimmer zurück. Rolf hört trotz der Scheiben wie ihre Absätze über den Steinboden klappern. Das enganliegende Kleid scheint irgendwie ihre Brüste zu betonen. Sie wirken größer als Rolf sie kennt. Er versucht sich daran zu erinnern, wann er sie zum letzten Mal nackt gesehen hat. Die Erkenntnis, dass das schon lange zurückliegt, versetzt ihm einen Stich. Sie hatten zwar am Donnerstagabend miteinander geschlafen, aber wie immer war das Licht schon ausgeschaltet, als sie aus dem Badezimmer kam. Wie immer hatte der Sex unter der Bettdecke stattgefunden und wie immer hatte er sich danach auf die Seite gerollt und war eingeschlafen. Er kann sich nicht daran erinnern, wann er sie zum letzten Mal unter der Dusche oder nackt beim Anziehen beobachtet hat. Und ihr mehr als nur einen flüchtigen Blick geschenkt hat. Auch diese Erkenntnis verbessert sein Befinden nicht wirklich. Sollte es tatsächlich gleich dazu kommen, dass diese sechs fremden Kerle seine Frau nackt sehen durften, während er als ihr Ehemann sich fragen muss, wann er selbst das letzte Mal in diesen Genuss gekommen war? Ein leises Gefühl von Wut steigt in ihm auf. Es fühlt sich an wie Eiswasser, das langsam durch seine Adern rinnt.
Einen kurzen Moment blickt seine Frau durch das Terrassen Fenster. Er zuckt so heftig zusammen, dass er beinahe von der Treppe rutscht, aber sie wendet den Blick schnell wieder der Gruppe zu. In ihrem Gesicht ist nicht zu lesen, dass sie ihn draußen vor der Scheibe erkannt hat. Wenn dem so wäre, wäre sie mit Sicherheit mindestens so sehr erschrocken wie er selbst.
Der Typ an der Kamera dirigiert die vier im Halbkreis stehenden Männer um Elvira herum. Auch der von der Treppe gesellt sich hinzu. In seiner weiten Hose zeichnet sich eine mächtige Beule ab, die den Stoff anhebt. Der Typ an der Kamera bedeutet den Männern sich rückwärts von Elvira fortzubewegen, die wie ein scheues Reh inmitten der fünf einschüchternd groß und breit gebauten Kerle wirkt. Das unschuldig weiße Kleid verstärkt die Wirkung noch. Ihre Augen flackern unstet hin und her, aber was Rolf am allermeisten irritiert, ist der herausfordernde Gesichtsausdruck, mit dem sie die Kerle reihum mustert.
Darin liegt nicht die Spur von Unsicherheit, von Schüchternheit, von Zweifel oder gar Angst. Elvira hat die Lage dort drinnen im Griff und ihre Haltung zeigt das auch ganz deutlich.
Alle fünf Männer machen einen Schritt rückwärts, dann noch einen. Der an der Kamera hebt die Hand. Alle schauen sich um wo sie gerade stehen, bevor sie wieder zwei Schritte nach vorne machen.
Rolf hat keine Ahnung was da drinnen vorgeht, aber er vermutet, das eben sollte den Blickwinkel der Kamera abstecken. Er kommt sich vor als betrachte er sein Wohnzimmer aus einer fernen Galaxie. Er sitzt auf seiner eigenen Terrasse, verborgen hinter seinem Holzkohlegrill, auf der Treppe zum Garten und beobachtet wie seine Frau sich von fünf schwarzen Männern umringen lässt, ohne die geringsten Skrupel zu zeigen, während ein sechster eine Kamera aufbaut und sich offenbar bereitmacht, das was kommen sollte zu filmen. Zwei Tage und drei Nächte hat Rolf über den Tennissocken unter dem Bett sinniert. Seine Phantasie hat die wildesten Vermutungen produziert.
Aber darauf war er nicht mal ansatzweise vorbereitet.
Der Mann hinter der Kamera scheint seine Einstellungen abgeschlossen zu haben. Er reckt den Daumen in die Höhe. Dann greift er in eine seiner weiten Hosentaschen, macht sich schneller am Griff der Terrassentür zu schaffen als Rolf reagieren kann und zieht die Tür auf. Im allerletzten Moment kann Rolf sich aus seiner Lethargie befreien, rutscht möglichst lautlos, aber so schnell wie möglich die Stufen in den Garten hinunter und zieht sich um die Hausecke herum zurück. Er schafft es gerade rechtzeitig, als er hört wie oben eine E-Zigarette aktiviert wird. Sekunden später wabert süßlich stinkender Qualm in seine Richtung. Der Gestank kitzelt in seiner Nase. Er steht mitten in einem frisch angelegten Beet aus noch jungen Kletterrosen, die an einem Gerüst nach oben wachsen sollen. Jetzt kratzen ihn die kleinen Pflanzen an den Waden, während seine Schuhe in der lockeren Erde versinken.
Von oben dringen leise Stimmen zu ihm herunter. Auch die seiner Frau ist darunter, aber er versteht nicht was sie sagen. Elvira klingt aufgeregt. Sie lacht laut, beinahe hysterisch auf. Rolf sollte hier nicht stehen. Er weiß, dass er sich nicht in seinem eigenen Garten verstecken sollte, aber er weiß nicht wie er angemessen auf das reagieren soll, was sich in seinem Wohnzimmer abzeichnet. Streng genommen war ja auch noch garnichts passiert. Er merkt selbst, wie lächerlich diese Ausrede klingt.
Der Raucher oben kann höchstens zwei oder drei Züge von seinem stinkenden Ungetüm genommen haben, als seine Schritte auf der Terrasse verhallen. Rolf hört das leise quietschen der Terrassentür, das die Tür immer dann von sich gibt, wenn sie bewegt wird. Er wartet auf das klacken wenn sie ins Schloss fällt. Es kommt nicht. Ein paar Sekunden verharrt er noch im Rosenbeet, dann traut er sich um die Ecke herum und die ersten Stufen nach oben. Stimmen dringen von drinnen zu ihm heraus. Die Terrasse ist leer, der Raucher wieder drinnen. Nur die Tür hat er nicht mehr hinter sich geschlossen. Sie steht eine gute Handbreit offen. Vielleicht damit Luft in das Wohnzimmer gelangen kann. Vielleicht war er auch einfach nur nachlässig gewesen. Rolf ist ihm nicht böse. Er kann die Stimmen der Männer drinnen verstehen und hört jetzt auch die seiner Frau klar und deutlich.
Wieder kauert er sich hinter seinen Holzkohlegrill und beobachtet die Szene durch das Dreibeingestell, das den Grill trägt. Es wird jetzt relativ schnell dunkel. Noch fünf, höchstens zehn Minuten, dann wird man ihn von drinnen selbst dann nicht mehr sehen, wenn er sich einen halben Meter hinter die Scheibe stellt. Nicht solange drinnen Licht brennt und niemand auf die Idee kommt, die Außenlaternen anzuschalten.
Der lockere Kreis um Elvira herum steht noch. Auch der Raucher hat sich zu seinen Kumpanen gesellt. Sie umrunden Elvira wie Hyänen. Die dreht sich mit ihnen im Kreis herum. Langsamer. Ihre Augen flackern von einem zum anderen als müsse sie abschätzen, wer von ihnen sich als erstes auf sie stürzen will. Die ganze Gruppe ist noch vollständig bekleidet. Seine Frau dreht sich in den roten High-Heels so selbstsicher, dass Rolf ein ums andere Mal überrascht ist, wie elegant sie sich darin bewegen kann. Die Männer tragen noch die Hoodies. Alle sechs Männer sind Schwarze. Großgewachsen. Breitschultrig. Massig. Einschüchternd. Eine halbe Football Mannschaft, die sich um Elvira drängt. Zwei von ihnen stechen durch ihre Größe heraus. Alle sechs überragen Elvira um mehr als einen Kopf. Dabei ist Elvira hochgewachsen für eine Frau. Die zwei größten aber müssen an die zwei Meter lang sein. Ein anderer, der Fahrer der das Stativ getragen hat, wirkt am gedrungensten. Seine Schultern sind die breitesten. Ein Stiernacken ist unter dem Hoodie zu erkennen. Massig sitzt sein Kopf auf seinen Schultern. Sein Schädel ist glattrasiert und glänzt im Licht der Deckenlampen. Dicke Adern zeichnen sich auf der dunklen Glatze ab, die mit zahlreichen schwarzen Tätowierungen verziert ist.
Die sechs umringen seine Frau so dicht gedrängt, dass Rolf sie für Sekunden immer wieder aus den Augen verliert. Nur ihre nackten Beine und die roten High-Heels blitzen dann zwischen dem Gedränge aus Schuhen, Beinen und massigen Körpern hervor. Die Schuhe kratzen über den Steinboden, während sie sich langsam im Kreis dreht. Hände recken nach ihrem Hintern, bis sie sich wegdreht. Sofort übernimmt eine andere Hand den Part. Kneift in ihre Pobacken, versucht unter das Kleid zu greifen. Sie entzieht sich eher halbherzig den Annäherungen, wohl wissend, dass sie den Händen in dem Kreis nicht entkommt. Aber weder ihre Haltung noch ihre Miene wirken, als wolle sie das. Es ist ein neckisches Spiel mit der Erregung der Männer. Immer öfter berühren ihre Hände wie zufällig die hervorstehenden Beulen an den Jeanshosen der Männer. Mal streift ihre Hand nur schnell darüber, mal verharrt sie dort einen Moment, umschließt einen Schaft durch den dicken Stoff hindurch, drückt oder reibt, ehe sie sich weiter dreht und sich dem nächsten widmet. Große, schwarze Hände legen sich auf ihre Brüste. Sie setzen sich deutlich von dem strahlend weißen Stoff des Schlauchkleides ab. Mal drängen sie von hinten unter ihren Armen hindurch und greifen sie derb ab. Mal werden sie von vorne auf ihre Brüste gelegt. Rolf sieht wie die Hände ihre Brüste kneten, sie streicheln und liebkosen. Sie im nächsten Moment derb unter den großen Händen quetschen. Das Kleid rutscht unter den rüden Berührungen über ihren Hintern und immer tiefer von ihren Brüsten. Längst sitzt es nicht mehr stramm um ihren Körper, sondern bildet dicke Falten an ihrem Bauch.
Der für die Kamera zuständige blickt sich nach dieser um und hält inne. Er gibt kurze Anweisungen. Die Männer lösen sich ein wenig von Elvira und stellen sich zu einem U auf, dessen Öffnung in Richtung der Kamera zeigt. Elvira in der Mitte ist dadurch frontal, ohne von einem der Männer verdeckt zu werden, in den Focus der Kamera gerückt. Und in den von Rolf, denn er hockt nur ganz leicht schräg versetzt hinter der Kamera, in der Verlängerung dieser gedachten Linie, draußen auf der Terrasse. Elvira kann nicht sehr viel mehr als ihr eigenes Spiegelbild in der Scheibe sehen. Es ist jetzt fast vollständig dunkel draußen. Der weitläufige Garten verliert sich nach wenigen Metern in tiefem Schwarz.
Das Kleid ist ihr über den Hintern gerutscht. Rolf sieht ihre Muschi und ihren Venushügel. Sie ist blitzblank rasiert. Er glaubt ihren Kitzler zwischen den fleischigen Schamlippen zu sehen. Glaubt zu sehen wie er prall mit Blut gefüllt zwischen den wulstigen Lippen pulsiert. Ihre linke Brust hängt frei, an der rechten hängt das Kleid noch gerade so an der Brustwarze. Die Nippel sind steil aufgestellt und wirken größer als Rolf sie je gesehen hat.
Wie auf ein lautloses Signal hin, streifen die Männer ihre Hoodies ab. Keiner trägt ein Shirt darunter. Von einer Sekunde auf die andere, umringen sechs muskelbepackte, vor Kraft strotzende Athleten Rolfs Frau. Der muss ein Aufstöhnen auf der Terrasse mit aller Macht verhindern. Er kommt nicht umhin, die beneidenswerten Oberkörper der Männer zu bestaunen. Beinahe fettfrei, mit definierten Muskelbergen wie Rolf sie nie zuvor mit eigenen Augen gesehen hat. Die Six-Packs der Kerle sind noch das am wenigsten hervorstechende Merkmal. Ihre Brustkörbe wirken wie Tonnen, ihre Oberarme wie dicke, ineinander verschlungene Taue. Alles an ihnen schreit nach unbändiger Kraft und einer Menge aufgestauter Energie. Auch Elvira ist ganz augenscheinlich beindruckt. Eine Hand gleitet an die Innenseite eines Schenkels und streicht gedankenverloren daran nach oben. Ihre Lippen stehen ein klein wenig offen, ihre Augen huschen scheinbar von einem Bizeps zum anderen. Sie scheint sich absolut sicher zu fühlen, umringt von diesen einschüchternden Bergen aus Muskeln. Rolf liest weiterhin keine Anzeichen von Angst oder Unsicherheit aus ihrer Miene. Alles was Rolf in den Augen seiner Frau ablesen kann, ist Verlangen und Gier. Ihre Haltung ist angespannt aber nicht verkrampft. Sie macht den Eindruck als könne sie sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Ihre Knie zittern sichtlich. Die Muskulatur an ihren Oberschenkeln flattert. Ihre Hand streicht fahrig über ihr Bein. Ihr linkes Ohrläppchen glüht feuerrot. Die Spannung die zwischen den Beteiligten herrscht, ist bis nach draußen auf die Terrasse zu spüren.
Rolf kann bei diesem Anblick nicht länger an sich halten und greift unter dem Bund seiner Stoffhose nach seinem Schwanz. Er ist steinhart und pocht schmerzhaft in seiner Hand. Da drinnen steht seine Frau, umringt von sechs sprungbereiten Raubtieren. Die Luft scheint zu vibrieren, die Atmosphäre unter Spannung zu stehen wie bei einem Gewitter. Die sechs spielen mit ihren Muskeln. Ob für sich, oder für Elvira, oder für die Kamera. Sie Posen nicht wie bei einem Wettbewerb. Aber Rolf sieht deutlich wie ihre Bizepse zucken, sich ihre Brustkörbe aufblähen, die Rückenmuskulatur sich strafft und ihre Schultern sich zu einem breiten V aufspannen. Die Six-Packs treten so deutlich hervor, als hätte man sie ihnen auf die Bauchdecken modelliert. Schweiß beginnt langsam auf ihren Oberkörpern zu glänzen. Auf den Glatzen spiegeln sich die Deckenlampen.
Unter ihren weiten Hosen zeichnen sich die Beulen ihrer Schwänze ab. Teilweise stehen sie so verrückt von ihnen ab, als hätten sie sich eine Stabtaschenlampe in die Hosentasche gesteckt. Die Art und Weise wie sie ihre steifen Schwänze präsentieren, unsichtbar und doch überdeutlich zu sehen, hat auch auf Rolf seine Wirkung. Er kann nicht verhindern sich zu wünschen, dass die Hosen endlich fallen und die sechs ihm das zeigen, was die grotesk abstehenden Beulen andeuten. Das scheint auch Elvira zu denken. Die Sechs machen aber keine Anstalten ihrem Wunsch zu entsprechen. Im Gegenteil. Wohl wissend, was für eine Wirkung sie erzielen, grinsen sie die zitternde Frau in ihrer Mitte abschätzig an. Ihre Mienen wirken wie arrogante Gangsterrapper. Sie wollen gleichgültig und gelangweilt wirken. Es fehlen nur die eindeutigen Handbewegungen und Sprüche, um den Eindruck zu erwecken, die sechs Männer stehen nicht in Rolfs Wohnzimmer, sondern irgendwo in New York City, auf einem müllüberladenen Hinterhof um ein brennendes Ölfass herum.
Aber ihre Augen sprechen eine andere Sprache. In ihnen stehen keine Langeweile und keine Gleichgültigkeit. In ihnen steht dieselbe unverhohlene Gier, die auch Elvira wie Blitze aussendet. Und die sie jetzt ganz offensichtlich nicht mehr zurückhalten kann, denn sie geht vor dem ersten der sie umringt auf die Knie. Es ist der Raucher und er wirft einen kurzen Blick Richtung Kamera, als wolle er sich noch einmal vergewissern, dass sie aktiviert ist und sie alle in ihrem Focus stehen.
Dann wird er abgelenkt, weil zwei Hände sich an seinem Hosenbund zu schaffen machen. Er hängt schon so tief, dass die Hälfte seiner weißen Unterhose zu sehen ist. Calvin Klein steht in großen schwarzen Buchstaben auf dem Bund der Shorts. Sie sind weit und knittrig. Elvira hat gemerkt, dass die Jeans so locker um seine Hüften baumelt, dass sie sie einfach nach unten schieben kann. Als sie auf die Knöchel rutschen, erschlägt die Beule unter den Shorts sie beinahe. Sie zuckt zurück als ihr der Stoff an die Wange prallt. Ihre Hände gleiten von unten die massigen Schenkel nach oben unter die Shorts. Rolf hört sie aufstöhnen als ihre Hand sich um den Schaft schließt. Er sieht es durch den Stoff hindurch, dass sie ihn umklammert. Um sie herum gleiten die anderen Jeans von den Hüften. Die verbliebenen fünf entledigen sich ihrer Schuhe, die sie achtlos von den
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GhostWriter
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Hat mir gefallen.«
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BenjaminBi
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Exhasi
Trotz allem, Respekt.«
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Igel4u