Das Arschloch
von katalina
Ich musste damit aufhören!
Ich konnte das doch nicht jedem einfach unter die Nase reiben!?
Tief durchatmend steuerte ich die Bar an. Noch etwas zu trinken, war in meiner Lage jetzt vielleicht nicht die beste Idee, aber das war mir gerade egal.
Der kleine Raum im Keller des Studentenheims, das ziemlich alt war, ein großer Komplex mit unzähligen aufgereihten Zimmern, ein paar wenigen kleinen Behelfs-Küchen sowie Gemeinschaftsduschen und - räumen, war voll gequetscht mit jungen Leuten wie mir. Es war dunkel, schummrig und verraucht und rockig-punkige Musik sorgte für Partystimmung. Einige tanzten zu den Takten, sprangen rum und ich drückte mich an der Wand entlang, um mit ihnen nicht zu kollidieren.
Kaum stand ich am Tresen und orderte noch eine Flasche Bier, sprach mich auch schon ein gut gelaunter Bekannter an, der sich dort ebenfalls gerade aufhielt. Enthusiastisch umarmte er mich, schien sich sehr zu freuen, mich zu sehen und bestellte direkt ungefragt noch zwei Shots für uns beide dazu. Seine Begrüßung war sehr herzlich und so blieb ich erst mal plaudernd bei ihm, nachdem ich mein Bier erhalten und bezahlt hatte.
Die Schnapsgläschen mit harten Alkohol standen schnell auf dem Tresen vor uns und ich hatte nicht mal mitbekommen, was er da genau bestellt hatte. Zögerlich sah ich die Getränke vor mir. In mir wurde eine Stimme laut, dass das alles nur noch schlimmer machen würde. Aber gleichzeitig wütete in mir ein sonderbarer Hunger, es auf die Spitze zu treiben und ein unheilvoller Durst nach mehr von diesem Stoff, der mich zunehmend verbal enthemmte.
Der nette Bekannte riss mich aus meinen Überlegungen und hielt mir das Gläschen einfach vor die Nase. Reflexartig griff ich zu. Jetzt war soziales Anprosten und Abexen gefragt und ich beschloss, alles andere einfach zu ignorieren. Nachdem der harte Stoff unsere Kehlen runtergelaufen war und ich von dem Brennen ein Husten gerade noch so unterdrücken konnte, versuchten wir uns gegen die lautstarke Musik ankämpfend mit Smalltalk zu unterhalten.
Es war anstrengend, meinem Gegenüber zuzuhören, bald langweilten mich die Oberflächlichkeiten, die wir austauschten und ich verspürte schon wieder den Drang, das heute in mir so vorherrschende Thema auf den Tisch zu bringen.
Das war ganz und gar nicht gut!
Verzweifelt schnappte ich mir meine Bierflasche und wollte mich verziehen, bevor ich ihm auch noch diese eine Sache ungefragt an den Kopf klatschen würde. Doch er hielt mich zurück, indem er weiter auf mich einredete und wollte mich noch nicht gehen lassen.
Warum war dieser Impuls, es mitzuteilen wieder da und warum war er so stark?
Wieso fiel es mir so schwer, mich zusammenzureißen?
Ich stand wie unter Strom.
Dieser Abend war anders als die anderen. Es gab Momente und Phasen in meinem Leben, da fühlte ich mich so sonderbar getrieben. Mir ließ etwas keine Ruhe und oft wusste ich nicht mal was, denn es spielte sich unterbewusst ab.
Eigentlich war ich ziemlich trinkfest und musste erst ab einer gewissen Anzahl von Drinks auf meinen Konsum achten. Aber das war meine erste Heimbar in dem Studentenheim, in dem ich selbst nicht wohnte, wo ich aber ein paar erste neue Freunde gefunden hatte. So lange studierte ich noch gar nicht und genoss es, wie schnell, leicht und aufregend man am Anfang des Studiums neue Bekanntschaften schließen konnte.
Und an diesem Abend war ich irgendwie besonders aufgedreht und trank mehr als ich gewohnt war.
Der Schnaps löste meine Zunge noch mehr und ich begann immer mehr zu plappern mit dem Bekannten mir gegenüber. Und dann passierte es. Etwas in mir konnte nicht anders und dann rutschte es mir wieder über die Lippen. Ich konnte förmlich zusehen, wie mein Gegenüber die Stirn runzelte und versuchte einen Zusammenhang herzustellen, zwischen dem, was gerade das Thema gewesen war, und dem Geständnis, das ich ihm so unvermittelt wie aus dem Nichts machte.
Verlegen blickte er auf einen imaginären Punkt hinter mir und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. An seiner Reaktion wurde mir klar, wie fehl am Platz meine Äußerung war und wie wenig ich den Alkohol in mir unter Kontrolle hatte. Und so ergriff ich die Flucht, weg von dem Bekannten, vor dem ich mich so bloß gestellt hatte. Ungeduldig drängte ich mich durch die Studenten um mich herum, über die Tanzfläche raus in den viel größeren Vorraum. Dort befanden sich genauso viele Feiernde wie im Barraum, die sich an Bartischen und auf einigen Langbänken, wie damals in den Turnsälen zu Schulzeiten, verteilt hatten. Denn dort konnte man besser miteinander quatschen, aufgrund der geringeren Lautstärke der Musikanlage.
Und da stieß ich wieder auf ihn, diesem großen Typ mit dem Lausbubengrinsen und den Sommersprossen, auf den ich mich an diesem Abend eingeschossen hatte, denn er gefiel mir ausnehmend gut. Aber auch ihm hatte ich schon erzählt, was ich besser für mich behalten hätte sollen. Und leider hatte er genauso reagiert wie mein Bekannter eben.
Trotzdem konnte ich nicht anders und steuerte auf ihn zu. Er sah einfach zu gut aus, mit seinen gepflegten, kurzen und oben zu einem lässigen Pony geschnittenen dunkelblonden Haaren, den süßen, braunen Augen und wie er da stand, in seinem adretten und schicken hellblau-beigem Hemd.
An diesem Tag hatte ich eine eng geschnittene helle Jeans an, mein Lieblingsteil, das meinen Hintern perfekt zur Geltung brachte und ein knappes, eng anliegendes moosgrünes Shirt, mit ein paar Aussparungen an den Schultern und einen tiefen runden Ausschnitt. Meine ordentliche Oberweite wurde so betont und mein Dekolleté erlaubte den einen oder anderen Einblick, soweit es der BH zuließ, der meine Brüste zusätzlich perfekt in Form brachte und sie hübsch zusammenpackte.
Wenn ich mich nach vorne beugte und meinen Schwarm mit meinen weiblichen Vorzügen lockte, warf ich meine dunklen Haare nach hinten, damit sie auch nichts verdeckten und spielte kokett mit meinen Haarsträhnen. Motiviert diesen jungen Mann zu umgarnen, setzte ich mein bezauberndstes Lächeln auf, himmelte ihn mit meinem rehbraunen Augen regelrecht an, beugte mich etwas nach vorne, ließ ihn mehr als mein Dekolleté allein erahnen und flirtete ihn unverhohlen an.
Dabei fand ich mich extrem sexy und anziehend.
Es musste mir doch gelingen, diesen Typen um den Finger zu wickeln!
Im Stimmungshoch des Alkohols kam ich mir vor wie eine Venusfliegenfalle, doch dieser Käfer hier wollte partout nicht in meine Fangblätter krabbeln.
Ganz vertieft in meine Bemühungen den Lausbubentypen zu bezirzen, bemerkte ich ein störendes Tippen an meiner Schulter. Meine Freundin, bei der ich übernachten wollte, meinte, dass sie jetzt schlafen gehen würde. Aber ich war so versessen auf den Flirt mit diesem gutaussehenden Typen, dass ich nur abwinkte und meinte, dass ich später nachkommen würde. Sie nickte achselzuckend und verzog sich.
Jetzt einfach zu gehen, erschien mir als unmöglich, ich war aufgedreht und viel zu verbissen darin, den Typen an meinen Haken zu kriegen. Entschlossen zog ich alle Register, lachte, als er Scherze machte, bestätigte ihn wo ich konnte und versuchte meine körperlichen Reize so gut wie möglich zu positionieren.
Der Schönling quatschte zwar mit mir, aber selbst durch mein alkoholisches High wurde mir immer klarer, dass es nicht so gut mit ihm lief, wie ich es gerne gehabt hätte. Und in meiner Verzweiflung fing ich ausgerechnet wieder mit dem Thema an, das ich mittlerweile schon vor der halben Heimbar ausgebreitet hatte.
Als ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte, wie ihm das Thema Unbehagen bereitete, biss ich mir auf die Lippen.
Das war genau das falsche Vorgehen gewesen!
Doch jetzt, wo ich einmal damit angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Unaufhaltsam ritt ich mich vor meinem Schwarm immer weiter in das Thema hinein, während er immer wortkarger wurde.
Vergeblich wartete ich auf eine Antwort und irgendeine verbale Reaktion von ihm auf meine Ausführungen, da sprach mich jemand von der Seite her an.
Häh?
Was wollte der denn jetzt?
Bei meinem Pegel musste ich mich doch völlig darauf konzentrieren, was ich zu dem adretten jungen Mann sagte und wie ich noch die Kurve kriegen konnte.
Außerdem hatte ich gar nicht mitbekommen, dass da noch jemand aufgetaucht war. Der Unbekannte hatte sich wohl auf die andere Seite neben mich gestellt und hörte dem Gespräch mit meinen vergeblichen Baggerversuchen einfach zu.
Irritiert erwiderte ich kurz und höflich seinen Gruß, bekam den Neuling aber gar nicht richtig mit. Meine ganze Aufmerksamkeit richtete ich auf den Schönling und hatte außerdem schon mit einem leichten Tunnelblick zu kämpfen. Meine ganze Konzentration war vonnöten, um eine sinnvolle und möglichst erfolgreiche Konversation mit meinem Schwarm aufrechtzuerhalten.
Doch der neu dazugekommene Kerl quatschte ständig irgendwas dazwischen und wollte sich auf Gewalt in das Gespräch mit meinem Angebeteten einklinken. Ich aber hörte ihm gar nicht zu, wollte ihn ignorieren, fixierte lieber die spitzbübischen braunen Augen vor mir. Doch als ich mich tatsächlich einmal von dem aufdringlichen Kerl neben mir ablenken ließ und meine Augen von dem Objekt meiner Begierde abzog, nutzte mein Schönling seine Chance und verschwand einfach.
Seufzend musste ich mir eingestehen, dass ich es wohl aufgeben musste, bei dem schnieken Lausbuben-Typ zu landen.
Nachdem sich mein heutiger Liebling in Luft aufgelöst hatte, atmete ich einmal tief durch und sammelte mich. Zumindest hatte ich nun zum ersten Mal die Ressourcen frei, mich in Ruhe umzudrehen zu diesem Störenfried, der mich immer von der Seite angesprochen hatte, obwohl ich ihn gar nicht kannte.
Erst jetzt nahm ich ihn so richtig wahr. Er war das komplette Gegenteil von meinem jungenhaften Lausbubentypen. Braune, lange Haare, ein Henriquatre Bart, also einmal um den Mund herum als Verbindung eines Oberlippen- mit einem Kinnbart, eine Charakternase, sehr männlich kantige Gesichtszüge und blaugraue Augen, die ihn hart und durchdringend wirken ließen. Erstsemester wie ich war er bestimmt keiner mehr, er schien ein paar Jahre älter zu sein. Bekleidet war er mit einer Jeans und trug kein adrettes Hemd, sondern ein abgeranztes T-Shirt irgendeiner Metalband und drehte sich gerade eine Zigarette.
Jetzt, wo er meine Aufmerksamkeit hatte, nutzte er das direkt aus und zog mich als einziger in ein Gespräch, das genau das zum Thema hatte, was ich heute anscheinend jedem beichten musste. Doch im Gegensatz zu allen anderen wirkte er ganz und gar nicht konsterniert, sondern fragte explizit zu dem Thema nach.
Lässig und etwas provokativ wandte er sich mir zu: “Und warum bist du noch Jungfrau?”
Ja, warum war ich mit meinen 19 Jahren immer noch Jungfrau?
Dachte er von mir, ich wäre prüde, konservativ, anständig oder gar streng religiös?
Wäre es vielleicht besser, wenn er das von mir dachte?
Denn tatsächlich reizte mich Sexualität, sehr sogar.
Aber ich hatte ein Problem, das irgendwie nicht in mein soziales Umfeld passte. Obwohl mich das Thema Sexualität und Männer in seiner ganzen Breite unheimlich anzog und beschäftigte, hatte ich kein Interesse an einer Beziehung und das machte es für mich schwieriger, in Ruhe und einer gewissen Sicherheit erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln.
Wenn, dann passierten solche sexuellen Erkundungs-Kontakte spontan und schnell zwischendurch irgendwo, wo sie nicht geplant waren und ich einfach der Situation und den Trieben folgte, wie sie sich ergaben.
Mir lagen diese klassischen ersten Teeniebeziehungen damals einfach fern.
Wie sollte ich mich auf einen Mann festlegen, wenn ich noch gar nicht wusste, welche da draußen herumschwirrten und was ich eigentlich wollte?
Wirklich verliebt hatte ich mich bisher noch nicht und ohne Liebe konnte ich mir keine Beziehung vorstellen. Aber erste starke sexuelle Triebe hatte ich natürlich trotzdem.
Da war ich einfach anders gestrickt als die anderen Mädchen, die ich kannte und die sich auf einen Mann festlegen und sich in eine Beziehung binden lassen wollten.
Vielleicht sehnte sich deshalb ein Teil von mir nach einem kleinen Bereich normaler Sexualität, so wie andere sie entdeckten. Ich wollte mir ein bisschen Normalität abzwingen, und mir selbst beweisen, dass ich wenigstens in diesem Punkt auch der Norm entsprechen konnte.
Und so unterwarf ich mich in all meiner natürlichen Freizügigkeit der selbstgewählten Kasteiung, was diesen konkreten körperlichen Vorgang anging.
Doch warum konzentrierte sich gerade dieser, so abgeklärt wirkende Kerl auf meine Jungfernschaft?
Wieso reagierte er anders als die anderen?
Ich wünschte, ich wäre nüchtern genug gewesen, um seine Fragen zu reflektieren und dahinter zu schauen. Aber ich hatte schon zu viel getrunken, mein Pegel war zu hoch und so war ich nicht in der Lage das Gespräch wachsam zu führen. In vino veritas, auch wenn ich Bier getrunken hatte, plapperte ich einfach unbedarft die Wahrheit: “Ich habe schon ein bisschen sexuell ausprobiert, aber diese eine Sache wollte ich in einer Beziehung machen und für die hat es bisher noch nicht gelangt.“
Dieser etwas einschüchternde Typ hörte äußerst interessiert zu, was ich dazu geäußert hatte, und stellte mir direkt die nächste Frage: “Wenn du in einer Beziehung wärst, wie viel Zeit müsste vergehen, bis du dich entjungfern lässt?”
Etwas verlegen kicherte ich über seine bohrende Neugierde, aber ich war einfach zu berauscht, als dass Skepsis oder Alarmglocken bei mir anspringen konnten. Und so antwortete ich ihm wieder mit meiner vom Alkohol gelösten Zunge offen und ehrlich: “Ich weiß es nicht genau, so etwa 3 bis 4 Monate, vielleicht?“
Wieso verfing ich mich jetzt ausgerechnet mit diesem sonderbaren Kerl in einem intimen Gespräch über das Thema, das ich versucht hatte, mir den ganzen Abend vergeblich zu verkneifen?
War es das, was ich gesucht hatte?
Mich mit einem Mann über meine Jungfernschaft auszutauschen?
Nein, das war kein Austausch, er fragte mich gezielt aus, so viel bekam ich noch mit, konnte das Gespräch aber irgendwie nicht wieder umlenken.
“Würdest du deinem Freund bis dahin einen blasen?“, drang er weiter ungeniert auf mich ein. Selbst durch die Enthemmung des Alkohols, merkte ich, dass die Fragen in eine Richtung gingen, die mir mit diesem unheimlichen und so hartnäckigen Kerl langsam etwas zu viel wurden.
Hatte er irgendein perverses Interesse an meiner Jungfräulichkeit?
Zunehmend fühlte ich mich in eine von ihm beabsichtigte Ecke gedrängt, konnte in meinem Zustand aber nicht erkennen, worauf dieser penetrante Kerl hinaus wollte. Nicht nur, dass er mir verbal immer mehr auf den Pelz rückte, rutschte er auch körperlich immer näher an mich heran.
Mir wurde unbehaglich zumute.
Obwohl ich ihn überhaupt nicht kannte, war er jetzt so nah, dass ich seinen Atem an mir spüren konnte und er den scheinbar zufälligen Körperkontakt, aneinanderstehend, immer mehr intensivierte. Er scherte sich überhaupt nicht um meine Intimsphäre.
Aber der Alkohol machte mich träge und so ließ ich es einfach zu.
Mich verstohlen hilfesuchend nach Freunden oder Bekannten umsehend, bemerkte ich, dass es mittlerweile schon sehr spät sein musste. Die Location wirkte schon ziemlich leer, viele waren längst gegangen.
Wie konnte die Zeit so schnell vergehen?
Und wo war meine Freundin?!
Doch da fiel mir ein, sie war ja auch nicht mehr da und hatte sich längst verabschiedet.
Von den wenigen noch Verbliebenen kannte ich niemanden und wusste nicht, was ich mit dem eindringlichen Typen vor mir machen sollte.
Er hörte einfach nicht auf damit, mich in eine Art Verhör zu nehmen. In meinem Rausch konnte ich mich nicht verbal wehren und das Gespräch lenken, keine sichere Distanz zwischen uns bringen, die Kontrolle wahren. Ich spürte förmlich, wie mir das langsam zu viel wurde, aber der Alkohol mir jede Kraft nahm, mich zurückzuziehen.
Ihm musste gefallen, was für ein leichtes Spiel er mit mir hatte, denn er ließ nicht locker, bot mir keine Chance, wenigstens zu versuchen, ihm irgendwie auszuweichen. Er bestand auf die nachgefragten Informationen und ich ahnte, dass mich eine ehrliche Antwort in eine noch ungünstigere Position bringen würde.
Doch wieder konnte ich mein offenherziges Reagieren nicht verhindern. Anstatt meine Antwort bezüglich dem Blasen zu durchdenken oder vorsichtiger zu gestalten, sprudelte es einfach aus mir heraus: “Ja klar, warum nicht?“
Irgendetwas veränderte sich im Blick meines neuen Gegenübers, ich konnte es aber nicht zuordnen, ich konnte nicht mehr aufmerksam genug sein.
Noch mehr Leute verließen die Studentenheimbar und ich fühlte mich zunehmend unsicherer.
Und dann nahm er mich einfach an der Hand: “Komm, mein Freund hat was zum Rauchen."
Spätestens jetzt bemerkte ich, wie meine Alarmglocken grell schrillten.
Das entwickelte sich nicht gut!
Ich sollte auf mich aufpassen und mich entfernen.
Einfach ablehnen.
Aber ich schaffte es nicht, wusste nicht mal, ob ich alleine das Zimmer meiner Freundin finden würde, wo ich übernachten wollte. Die Gänge in diesem großen Komplex waren so lang, eine Zimmertür nach der anderen.
Und dann fiel mir entgeistert ein: Ich hatte mir ihre Zimmernummer nicht gemerkt!
Fuck, so würde ich nie das richtige Zimmer finden, was sollte ich jetzt machen?
Wo sollte ich hin?
Ich war nicht klar genug im Kopf, um mir über Alternativen Gedanken zu machen, fühlte mich einfach nur allein gelassen und verloren.
Und dieser Kerl bot mir Gesellschaft an und ich kannte ja sonst keinen. Beklommen wusste ich, dass es keine gute Idee sein würde, einfach mit ihm mitzugehen, aber ich wollte in meinem desorientierten Zustand nicht alleine sein.
Resignierend nickte ich und folgte ihm.
Und dann saß ich da, irgendwo in diesem großen Studentenheim. Besagter Freund, in dessen Zimmer wir uns nun aufhielten, war ganz schwarz angezogen und schien ein ziemlicher Eigenbrötler zu sein. Ohne viel Aufhebens drehte er uns einen Joint, der die Runde machen sollte. Die beiden jungen Männer machten einen kräftigen Zug von dem Kraut und dann war ich an der Reihe.
Zögernd spürte ich, wie sich mein Körper versteifte, wie warnende Stimmen in mir laut wurden, förmlich schrien, dass das die schlechteste Idee überhaupt sein würde…
Aber dieser Abend war irgendwie speziell, irgendetwas ritt mich wieder und ich schüttelte alle Vorbehalte von mir ab, nahm die Tüte in die Hand und saugte inhalierend an ihr.
Es war nicht mein erster Joint.
Aber es war mein erstes Mal Kiffen in Verbindung mit Alkohol.
Und ich hatte keine Ahnung, was das mit mir machen würde.
Es dauerte nicht lange und dann schlugen das Gras und der Alkohol zusammen wie mit einer gigantischen Keule zu.
Mit einem Mal wurde ich unendlich erschöpft, sodass ich kaum noch denken konnte. Nur noch das Bedürfnis habend zu schlafen, konnte ich kaum noch die Augen offen halten. Scheinbar fürsorglich nahm mich der Typ, der mich so distanzlos ausgefragt hatte, an der Hand und bot mir ein Bett zum Übernachten an. Und ich war so müde, so dankbar, dass sich jemand um mich kümmerte. Passiv und benebelt ließ ich mich von ihm die vielen Gänge entlang auf sein Zimmer ziehen.
Viel von seiner Unterkunft bekam ich nicht mit, es gab Schränke, ein Waschbecken und einen Schreibtischstuhl. Die übliche Ausstattung eben. Aber da war auch ein Bett, das Einzige, das für mich zählte. Endlich schlafen und diesem übermächtigen Bedürfnis nachgehen. Einfach nur ein sicherer Ort, an dem ich meine Ruhe haben und wegdösen konnte. Mehr hatte in meinen Gedanken keinen Platz.
Die Keule aus Cannabis und Alkohol hatte so stark nach mir geschlagen, dass ich längst keine Alarmglocken mehr wahrnahm.
Völlig breit und gedankenlos zog ich wie automatisiert meine Schuhe, meine Socken und meine Jeans aus, ließ sie einfach am Boden liegen und krabbelte schlaftrunken in sein Bett, ohne weiter auf meinen eigenartigen Gastgeber zu achten. Dass ich nur einen String an hatte, mein Shirt eher kurz war und er meinen knackigen und rund geschwungenen Arsch sehen konnte, war mir längst nicht mehr bewusst. Ich wollte nur noch schlafen.
Endlich lag ich, endlich konnte ich dieser Müdigkeit nachgeben. Nur noch einfach wegdösen.
Aber etwas hielt mich noch davon ab, ich spürte etwas.
Was war denn jetzt schon wieder, ich wollte doch nur noch meine Ruhe?
Sein Körper drückte sich an mich, es war mir unangenehm, er war so nah. Mühsam versuchte ich weiter weg zu rutschen, aber bald stieß ich an die Wand und konnte nicht weiter ausweichen. Der unheimliche Typ presste sich eng an mich.
War er nackt? Ich bekam es nicht mehr richtig mit.
Meine Müdigkeit war stärker und so ertrug ich seinen Körper an mir. In aller naiver Unschuldigkeit versuchte ich sein ungebührliches Aufrücken zu rechtfertigen. Soweit ich es überhaupt noch konnte, dachte ich: Okay, der Typ muss ja auch Platz in seinem Bett haben. Und nur damit ich endlich schlafen konnte, bemühte ich mich, seinen aufdringlichen Körper an mir zu ignorieren.
Kaum hatte ich mich daran gewöhnt, als ich seine Hände an Orten spürte, wo sie eigentlich nichts zu suchen hatten.
Musste er seine Hand dort haben?
Meine Gedanken liefen nur noch im Zeitlupentempo ab.
Bevor ich auch nur überlegen konnte, was ich dagegen unternehmen sollte, wanderte seine Hand bereits weiter, rutschte unter mein Shirt und nestelte an meinem BH herum. Dumpf durch den Nebel, der in mir waberte, wurde mir klar, dass das jetzt aber nicht mehr okay sein konnte und wollte mich ihm entziehen.
Eingekeilt zwischen ihm und der Wand, war ich meiner Bewegungsfreiheit fast gänzlich beraubt und in meinem mich lähmenden Rausch, schon allein damit völlig überfordert. Ich spürte, dass ich etwas tun musste, dass ich dem einen Riegel vorschieben musste, aber gleichzeitig war ich so unendlich müde und schwach. Alles erschien mir so anstrengend, ich wollte doch nur meine Ruhe haben und schlafen.
Immer zudringlicher wurde sein Gegrabsche, ungehemmt fasste er mit seinen Händen an meine vollen und weichen Brüste, knetete und bearbeitete sie. Meine Wahrnehmung wurde aber durch die zunehmende Wirkung von Alkohol und Cannabis immer eingeschränkter. So kamen nur noch eingeschränkt Empfindungsreize bei mir an und nur mit Mühe konnte ich noch Gedanken und Überlegungen generieren, dass er das nicht machen durfte.
Wie durch einen dumpfen Schleier versuchte ich, seine Hände wieder auf neutrales Gebiet zu schieben. Aber in meinem geschwächten Zustand war das hoffnungslos, ich brachte weder genug Kraft auf, um mich gegen seine respektlosen Hände, die sich von mir nicht beirren ließen, behaupten zu können, noch genug Zielstrebigkeit, um ihm auf andere Art und Weise seine Grenzen aufzuzeigen.
Ich war einfach zu breit und konnte mich nicht mehr wehren, weder körperlich noch mental. Für mich zählte nur noch der Schlaf und solange ich das konnte, war mir alles egal. So versuchte ich ihn zu ignorieren, in der Hoffnung, dass ich dann endlich wegdriften konnte. Zunehmend weggetretener, nahm ich seine ungewollten Zugriffe auf mich sowieso nur noch am Rande wahr.
Und dann sagte er etwas zu mir. Dass es Worte waren, die ich eigentlich verstehen sollte, konnte ich hören, aber ich konnte diese Laute in meinem Kopf nicht mehr zu einem sinnvollen Satz zusammenfügen und antwortete mit schwerer Zunge nur: “Ja, ja …”, damit er mich nicht weiter voll laberte und ich endlich abschalten konnte.
Dumpf fühlte ich, dass er sich etwas von mir weg bewegte und ich dachte nun endlich meine Ruhe zu haben.
Aber da hatte ich mich sehr getäuscht.
Wenige Momente später spürte ich, gefühlt von weit weg, wie er mir meinen String an meinen Schenkeln entlang runterzog, aber es war so, als hätte das nichts mehr mit mir zu tun und dass es mich nur unnötig aufhalten würde auf dem Weg ins Land der Träume.
Und so nahm ich kaum noch wahr, was mit mir geschehen sollte und welche Pläne er mit mir hatte und gerade in gezielten Bewegungen vorbereitete.
Ein vager Gedanke kam mir auf, irgendetwas sollte ich tun, irgendetwas sollte ich abwehren, aber ich bekam nicht mehr in den Kopf was.
Der Typ machte sich an meinem Körper zu schaffen, veränderte wohl meine Position. Mit kaum noch vorhandenem Willen tolerierte ich es und versuchte endlich wegzudämmern. Dann registrierte ich gerade noch so, dass er meine Schenkel auseinanderdrückte, aber ich konnte nicht mehr zuordnen, wozu er das tat.
Würde er mich jetzt endlich in Ruhe lassen, wenn ich so lag wie er wollte?
Zu einer Ahnung, was er jetzt im Begriff war zu tun, war ich schon längst nicht mehr in der Lage.
Wollte ihn ignorieren, wollte nur noch schlafen.
Und dann konnte ich ihn nicht mehr ignorieren, denn auf einmal war alles nur noch heftiger Schmerz!
Die unbarmherzige Qual dieser Empfindung trieb mich aus meiner Lethargie, zerriss kreischend die Ruhe, die ich suchte und erschrocken versuchte ich zu verstehen, was gerade passierte. Verwirrt wollte ich mich umdrehen und nachschauen, war aber irgendwie eingekeilt und fixiert von diesem Typen, dem ich völlig hilflos ausgeliefert war. Der Schmerz hörte nicht auf und ich begann verzweifelt zu wimmern, begann mit letzter Kraft darum zu betteln, dass es aufhörte.
Dass er aufhörte?
Endlich bahnte sich der viel zu verzögerte Gedanke in meinem Kopf, dass ER das war!
Er fügte mir diese Folter zu, er musste damit aufhören!
Und so flehte ich ihn schließlich an, soweit ich mich noch artikulieren konnte. Verzweifelt und in dem grellen Schmerz gefangen, wiederholte ich mein bittendes Gebrabbel weiter und endlich änderte sich etwas an und in meinem Körper und diese schrecklichen Schmerzen ließen nach.
Wieder sagte er etwas zu mir, aufgeschreckt versuchte ich zu verstehen, doch wieder bekam ich seine Worte nicht zu einem sinnvollen Satz zusammen, den mein Hirn verarbeiten konnte. Irgendwas wollte er, aber was, war für mich nicht mehr fassbar.
Nachdem der gröbste Schmerz verklungen war, wollte ich nur noch diesem einen Drang nachgeben und endlich weg sein und murmelte: ”Ja, ja, ... Hauptsache ich kann schlafen.”
Daraufhin spürte ich ihn wieder an meinem Körper und träge wollte ich ihn wegschieben, wollte doch einfach nur schlafen. Aber ich war viel zu schwach und zu verpeilt, um ihn in seiner Zudringlichkeit zu stoppen oder auch nur annähernd von mir wegzubekommen.
Skrupellos nutzte er das aus und konnte mit mir machen was er wollte. Wenn ich überhaupt noch Gegenwehr aufbringen konnte, schien sie nichts zu bewirken.
Ab diesem Zeitpunkt gab ich es auf und konzentrierte mich nur noch darauf, endlich wegdämmern zu können, obwohl er sich mich wieder zurecht legte, sich an mir bediente, wie es ihm gefiel.
Und dann tat es wieder weh, aber es war so viel weniger im Vergleich zu dem ersten großen Schmerz und verlor sich im Nachklang dessen, sodass es mir egal war.
Mich zu wehren war in meiner halb weggetretenen Verfassung viel zu anstrengend, ich wollte ihn lieber machen lassen und dafür schlafen können.
Also machte er .… und ich wechselte endlich ins Land der Träume und war weg.
*
Am darauffolgenden Vormittag weckte mich mein dröhnender Schädel. Die Kopfschmerzen schienen meinen ganzen Kopf zusammen zu drücken und waren das erste, was ich wahrnahm. Dann spürte ich meinen Unterleib wie sonst nie, er fühlte sich beansprucht und sogar leicht schmerzhaft an.
Stückchenweise kamen kleine Informationsportionen an und ich merkte, dass ich in einem Bett lag. So weit so gut, doch irgendwas fühlte sich fremdartig an und ich spürte einen anderen Körper an mir, Haut an Haut, wir mussten beide nackt sein.
Schlagartig wurde ich wacher und versuchte mich zu orientieren, die Augen mühsam aufzubekommen…
Mir dämmerte, dass ich nicht in meinem eigenen Studentenzimmer war, und der Körper neben mir fühlte sich nicht wie der meiner Freundin an.
Dann riss ich die Augen auf und ahnte, dass in dieser Nacht etwas fürchterlich schief gelaufen sein musste.
Ich musste hier weg!
Gestresst versuchte ich herauszufinden, wo ich meine Kleidung ausmachen könnte und hechtete dann aus dem Bett, um mich anzuziehen und mich möglichst schnell in Luft aufzulösen.
Dann wurde der Typ im Bett wach, den ich versucht hatte zu verdrängen, sah mir erst gelassen zu, wie ich mich hastig anzog und setzte dann ein arrogant süffisantes Grinsen auf: “Blas mir doch noch einen, bevor du gehst!”
In mir stieg unbändige Wut auf, auf mich selbst, dass ich mich in diese Situation gebracht hatte und natürlich auch auf diesen unheilvollen Kerl.
“Ganz sicher nicht, du Arschloch!“, spuckte ich ihm mit Gift und Galle entgegen. Die Tür zuschlagend, verschwand ich aus seinem Zimmer, verließ eiligen Schrittes das Gebäude und fuhr zurück zu meiner eigenen Unterkunft.
In der Bahn rutschte ich unruhig auf meinem Sitz hin und her, weil ich keine Position fand, in der sich mein Unterleib etwas angenehmer anfühlte. Mit meinem Brummschädel und einer Laune, die im tiefsten Keller rangierte, versuchte ich die massiven Gedächtnislücken der vergangenen Stunden wieder zu füllen.
Zunehmend wurde mir klar, dass etwas geschehen war in dieser Nacht, das unwiderruflich war. Noch wollte ich es mir nicht eingestehen, aber ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl und drehte mich mit meinen Erinnerungsfetzen und mir selbst ständig im Kreis.
Noch bevor ich mir eingestehen konnte, was tatsächlich passiert war, versuchte ich es mir schön zu reden, dass es gar nicht so weit gekommen war und ich mir das nur in meinem Rausch eingebildet hätte.
Nur zu gerne wollte ich es dabei belassen.
Wieder in meinem Studentenheim angekommen, musste ich erstmal dringend. Und während ich auf der Toilette saß und mir den weißen unschuldigen String ansah, der zwischen meinen Knien hing, brannte sich die Wahrheit rücksichtslos in meine Augen.
Da waren zwei Blutstropfen.
Und ich war noch weit von meiner Periode entfernt.
Fuck!
Jetzt konnte ich es nicht mehr vor mir leugnen. Immer deutlicher kam mir in den Kopf, was geschehen war und immer eindeutiger konnte ich nun die Empfindungen, die ich noch in Erinnerung hatte, zuordnen. Und erst jetzt verstand ich so richtig, was es mit dem großen Schmerz und dem kleinen danach auf sich hatte.
Dieses absolute Arschloch hatte mich, als ich halb weggetreten war, erst in meinen jungfräulichen Arsch gefickt und dann in meine jungfräuliche Möse!
Fassungslos schüttelte ich den Kopf, aber diese Erkenntnis ließ sich nicht mehr abschütteln.
Es war Fakt und ich musste mich dem stellen.
Und dann fing ich an zu hadern. Damit, warum es mir so wichtig gewesen war, Jungfrau zu bleiben.
In diesem Zusammenhang tauchten Erinnerungen auf.
*
Da war dieser Bursche, der mich immer wieder reizte und an dem Abend, an dem meine Eltern weg waren, lud ich ihn zu mir nach Hause ein. Er war zärtlich, dabei aber auch nicht zurückhaltend und zum ersten Mal trieb mich nicht nur Neugierde an, meine Sexualität zu entdecken, sondern er weckte auch Lust in mir. Wir kuschelten auf dem Bett, redeten und dabei fing seine Hand immer mehr zu wandern an, glitt an den vorhandenen Rundungen meines Körpers entlang und schaffte es schließlich unter mein T-Shirt direkt an meine Haut.
Er machte es aber nicht so unbeholfen grabschend, wie ich es bei anderen schon erlebt hatte, nein, er gab mir das Gefühl, die Situation voll im Griff zu haben. Seine Finger fühlten sich so warm und aufregend an und wanderten weiter. Langsam und trotzdem unaufhaltsam schob er sich höher unter mein Oberteil, schlang seine Arme erst ganz harmlos irreführend nach hinten zu meinem Rücken, nur um dort meinen BH zu lösen und ihn aus dem Weg zu schieben.
Nachdem sie freigelegt waren, begann er meine vollen Brüste zu liebkosen, verspielt und nicht plump, wie die Knutsch-Aufrisse in der Disco, die ich nutzte, um Erfahrungen zu sammeln. Ihm ging es nicht nur darum, sich selbst an einem Mädchen auszuprobieren, er wollte mich gezielt erregen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, auf einen jungen Mann getroffen zu sein, der wusste, was er tat. Und der es einfühlsam, geduldig aber durchaus zielstrebig tat.
Und zum ersten Mal spürte ich nicht nur Interesse am sexuellen Erkunden an sich, sondern spürte Erregung, wie ich in seinen Händen dahin schmolz und mehr davon wollte, auch da, wo es in meinem Schoß so hitzig wurde.
Das Einzige, das mich damals davon abhielt, mehr zuzulassen, war meine Erdbeerwoche. Hätte ich sie damals nicht gehabt und hätte er genug Eier in der Hose gehabt, um sich zu nehmen, was er wollte, hätte ich mich von ihm pflücken lassen. Mein Vorhaben, Jungfrau zu bleiben, wurde von dieser, mir bis dahin noch unbekannten, Lust stark ins Schwanken gebracht
Das erschreckte mich aber auch und ich merkte, dass ich mich bemühen musste, die Kontrolle zu bewahren.
Ich wagte es damals nicht noch einmal, ihn einzuladen….
Und so behielt ich aufgrund einer Periode zum falschen oder richtigen Zeitpunkt, je nachdem wie man es sehen wollte, mein Vorhaben bei: Außerhalb einer echten Beziehung, die es für mich nicht zu geben schien, nur ein bisschen sexuelles Rumprobieren, solange ich dabei Jungfrau blieb.
*
Doch bei dieser einen Herausforderung blieb es nicht. Es sollten noch viele Situationen folgen, bei denen ich so knapp wie möglich an die Grenzen gehen, aber dennoch die Lage beherrschen wollte.
So wie diese einsame abendliche Zugfahrt von zu Hause zu meinem Studienort, bei der ich mit einem Bahnbegleiter ins Gespräch kam. Er war so erfrischend freundlich, wir verstanden uns auf Anhieb und flirteten, dass sich die Balken bogen. Und dann kam unaufhaltsam der Ort, an dem er seine Fahrt beendete und ich umsteigen sollte. Aber wir konnten uns nicht voneinander trennen und er bot mir an, bei ihm an diesem Ort zu bleiben und mit ihm in einem Dienstzimmer zu übernachten.
Das war völlig verrückt! Wissend, dass man das nicht machen darf, tat ich es trotzdem. Aus dem Zug ausgestiegen und auf dem Weg in eine Wirtschaft für ein gemeinsames Abendessen, kamen wir an einem kleinen Gebäude mit der Aufschrift “Peepshow” vorbei.
So etwas hatte ich noch nie gesehen und es zog mich an. Sexualität und alles was dazu gehörte fand ich schon immer spannend, wusste aber, dass ich mich nie alleine dorthin getraut hätte.
Aber jetzt war ich doch nicht alleine?
Was würde ich damit heraufbeschwören? Es war mir egal, ich fühlte eine Art von Thrill und überredete meinen Bahnbegleiter mit mir hineinzugehen.
Da waren einzelne Kabinen in einem Rondell aufgefädelt und wir betraten eine davon gemeinsam. Es war dunkel und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Angespannt wusste ich, dass ich mich in eine unmögliche Situation brachte, war aber einfach viel zu neugierig und abenteuerlustig.
Nachdem mein Bahnbegleiter Geld eingeworfen hatte, hob sich ein Rolladen und durch ein Fenster sahen wir eine kurvige, hübsche Frau, die sich in einem runden Käfig aus Spiegeln sexy bewegte und tanzte und ihre körperlichen Vorzüge dabei hervorhob und bloß legte.
So stand ich da, den Schaffner direkt hinter mir fühlend, erregt von dieser pikanten Situation und wartete förmlich darauf, dass die Hände meines Begleiters zu wandern anfingen. Es hätte mir gefallen, die frivole, außergewöhnliche Situation kickte mich.
Aber er tat es nicht und hielt sich zurück.
Danach mussten wir wohl beide ziemlich durchatmen, verließen das Etablissement und genossen noch einen sättigenden und feuchtfröhlichen Abend.
Bis das gemeinsame Übernachten im Dienstzimmer anstand.
Ich war flirty, ich war heiß und gleichzeitig so unerfahren… ich machte ihn an, streichelte seinen Körper, rieb meinen triebhaften Schoß, meinen prallen Hintern und meine runden, weichen Möpse an ihm. Willig ließ ich ihn auch meinen Körper erkunden…
Aber all das war für ihn nur Mittel zum Zweck. Als er mehr wollte, also direkt das Eine ansteuerte, bremste ich ihn aus, sagte das Wort, von dem er nichts wissen wollte.
Als er hörte, dass ich Jungfrau war und es auch bleiben wollte, war ihm die Enttäuschung anzumerken, er diskutierte erst mit mir, was das sollte, ihn unter diesen Bedingungen so anzuturnen. Frustriert drehte er sich dann von mir weg, wollte schlafen.
Aber nicht mit mir, ich war immer noch erregt von dieser heiklen Situation und konnte es nicht lassen, mit ihm zu spielen, über seinen nackten Körper zu streicheln, mich aufreizend anzuschmiegen und machte ihn erneut heiß, bis er sich wieder darauf einließ, wohl denkend, dass ich es mir anders überlegt hätte.
Kaum war er wieder auf mein begehrliches Bezirzen eingestiegen, wollte er wieder nur das Eine und ich ließ ihn eiskalt auflaufen. Wütend begann er zu schimpfen und ich hielt dem stand, wissend, dass ich letztendlich tun konnte, was ich wollte.
*
Selbst die beiden Soldaten, die ich für mich und meine Freundin aus Jux und Tollerei an einer Supermarktkasse aufgerissen hatte und die wir dann gleich einfach mit in unser Studentenheim nahmen, wären eine bessere Option als dieses Arschloch von letzter Nacht gewesen. Der eine von den beiden, den ich mir gewählt hatte und mit dem ich die Nacht verbrachte, konnte aufgrund meines draufgängerischen Tuns nicht glauben, dass ich noch Jungfrau war.
Es hielt ihn immerhin nicht davon ab, weiter meinen Körper zu erforschen, da er dachte, er sei der Glückliche, der mich entjungfern sollte. Und so machte er forsch mit seinem Vorhaben weiter, im Glauben, gleich seinen Schwengel in das eine Loch versenken zu können.
Ich musste mich tatsächlich behaupten, ihn deutlich bremsen und ihm nachdrücklich klar machen, dass er ganz sicher nicht der Auserwählte sein würde.
Das Ganze endete in einer hitzigen Diskussion, in der er meinte, mich mit Druck umstimmen zu können. Doch mir machte das Spaß, dieses verbale Rangeln um Kontrolle. Gelassen spielte ich mit, mit dem sicheren Gefühl, dass mir ohnehin keiner was konnte.
*
Ja, ich war tatsächlich etwas überheblich geworden, hatte die Situationen, die ich herausforderte und die jungen Männer immer im Griff, konnte es mir sogar leisten, sie trotzdem noch weiter zu locken und zu reizen.
Ich war stark, mental stark und eloquent und mochte diesen Tanz auf Messers Schneide, den ich immer zu gewinnen schien.
Mich von diesem Schaffner und dem Millitär-Typen und einigen anderen unterbuttern und umstimmen zu lassen, wäre trotzdem ein so viel besseres erstes Mal gewesen, als das, was nur einige Stunden zurücklag.
Und ich ärgerte mich.
Wofür hatte ich diese und noch viel schönere Gelegenheiten für ein erstes Mal ausgeschlagen, mich zurückgehalten, mich gehemmt und Kontrolle ausgeübt, um die jungen Männer, die ich aufgegeilt hatte, in Schach zu halten?
Dafür, dass ich jetzt wie ein dummes, naives Mädchen, halb weggetreten, um meine Jungfernschaft abgezockt worden war?
Eine Entjungferung von der ich nichts hatte außer Schmerz und dumpfen Erinnerungsfetzen?
*
Und das war noch nicht mal alles. Verhütung war für mich ja nie ein Thema gewesen, bevor ich mich auf diesen verhängnisvollen Kerl der letzten Nacht eingelassen hatte. Mit einem Gummi hatte sich das Arschloch bestimmt nicht aufgehalten.
Was ich also noch von dieser entwürdigenden und sinnlosen Entjungferung hatte, waren einige Wochen voller Angst, auch noch schwanger zu sein oder mir etwas eingefangen zu haben.
Wochenlang spuckte ich immer noch Gift und Galle, hasste diesen Typen, aber mehr noch mich selbst, weil ich so dumm war, meine Entjungferung so wichtig zu machen, dass ich mir schöne sexuelle Erlebnisse versaut hatte und den Schatz, den ich so gehütet hatte, mir von einem Arschloch hatte nehmen lassen unter beschisstensten Bedingungen.
So quälte ich mich die nächste Zeit weiter damit, konnte dann aber immerhin feststellen, nicht schwanger und gesund zu sein, was mir die Situation schon sehr erleichterte.
Irgendwann war ich dann wieder soweit, in das Studentenheim zurückzukehren, in dem alles passiert war. Mir vornehmend alles abzuschütteln, was passiert war, verlebte ich einen netten Nachmittag mit meinen Freunden in einem Gemeinschaftsraum dort, denn ich wollte ja auch wieder mehr Kontakt mit ihnen haben. Abends machte ich mich dann langsam auf den Heimweg. Das Wohnheim hatte eine große Eingangs-Lobby, wo man chillen und sich an einem Kaffeeautomaten bedienen und quasi jeden, der kam oder wieder rausging, beobachten konnte.
Gut gelaunt bog ich vom Lift abwärts gefahren um die Ecke, um zum Ausgang des Gebäudes zu gelangen, an genau dieser Lobby vorbei. Ganz in Gedanken, was ich den restlichen Tag noch planen sollte, schaute ich nur geradeaus und nicht nach links in die Lounge Ecke.
Und dann hörte ich sie, seine arrogant herablassende Stimme:
“Hey Puppe!”
Reflexartig konnte ich nicht anders als hinzuschauen und dann sah ich das Arschloch. Wie er breitbeinig auf der Couch saß, lässig eine Zigarette rauchte, einen auf cool machte und mich süffisant grinsend von oben bis unten abcheckte.
Dieser Idiot! Zorn stieg in mir hoch und blockierte mich dermaßen, dass ich es nicht mal schaffte, ihm das Wort ins Gesicht zu schleudern, das ich mit ihm verband. Meine Wut schnürte mir den Hals zu und ich musste mich von ihm abwenden, auch wenn ich ihm liebend gern meinen Hass verbal entgegengeschleudert hätte. Er hatte mich so überrascht, dass ich nicht imstande war, angemessen zu reagieren und so blieb mir nichts anderes übrig als schnaubend an ihm vorbeizugehen und mich zum Ausgang des Studentenheims zu flüchten, raus in die frische Luft, weg von ihm.
Aber das hörte nicht auf. Ich weiß nicht, wie er es schaffte, ob er seine Freizeit nur noch in der Lobby verbrachte. Jedes Mal, wenn ich in diesem Studentenheim ein- und ausging, was immer öfter der Fall war, da ich dort immer mehr Freunde fand, saß das Arschloch in der Lobby, machte einen auf Macho und ließ mich kein einziges Mal unkommentiert passieren. Nach allem was passiert war, musste ich mir Bemerkungen wie “Kommst mich mal wieder besuchen?”, “Hast es wieder nötig?”, “Kannst wohl auch nicht von mir wegbleiben, was?” anhören und in mir verarbeitet bekommen.
Aber so leicht ließ ich mich davon auch nicht unterbuttern und gewöhnte mich daran. Der Knoten in meinem Hals wurde weicher und ich war in der Lage, verbal zu retournieren, was ich von ihm hielt: “Ganz bestimmt nicht, du Arschloch”, “Fick dich doch selber” oder. “Du interessiert mich genauso wenig wie der Dreck, der du bist.” Das wurde ein abartiges Ritual zwischen uns und variierte mit der Zeit dahingehend, dass er sich immer öfter mal herabließ was einigermaßen Nettes abzulassen: “Hey, die Lederjacke steht dir gut, siehst geil darin aus.“
Fast war ich dankbar dafür, dass er mich nicht nur mit herablassenden Kommentaren begrüßte.
Dann fing es an, dass er in meinem Freundeskreis in seinem Studentenheim auftauchte. Er wurde zwar von meinen Freunden und Bekannten skeptisch beäugt, aber da er wohl schon im Vorfeld Kontakt zu Einzelnen gesucht hatte, wurde er akzeptiert. Um die lockere Stimmung im Schutz meines Freundeskreises nicht zu stören, tolerierte ich ihn, hielt mich erst aber sehr bedeckt.
Irgendwann gewöhnte ich mich an seine nun auffallend zurückhaltende Gegenwart und es ergab sich sogar die eine oder andere kurze und harmlose Plauderei mit ihm und den anderen um uns. So erfuhr ich, dass er Alex hieß.
Wir gaben uns in Gegenwart der anderen beide Mühe und waren tatsächlich in der Lage, ein lockeres, oberflächliches Gespräch zu führen, ohne uns gegenseitig blöd anzumachen.
Bis zu diesem einen Abend, als sich die anderen nach und nach verzogen, ich aber so ins Quatschen vertieft war, dass ich das nicht bemerkte und am Ende alleine mit Alex im Gemeinschaftsraum war. Als die anderen weg waren und ich nicht mehr gezwungen war, mich mit ihm über Belangloses zu unterhalten, brach sich meine Wut dann doch wieder Bahn.
Meine Antworten in unserem Gespräch wurden immer spitzer und schärfer und ich begann mich in Rage zu reden, denn der Zorn darüber, dass er so ein Arschloch war, schwelte immer noch in mir.
Die Stimmung kippte, aber es war mir egal und schließlich brach es aus mir heraus: “Weißt du eigentlich, was für ein Arschloch du bist? Wie scheiße das war, was du mit mir gemacht hast? Was glaubst du, wer du bist? Du bist einfach nur unter aller Sau!“ Fauchend mutierte ich zur Furie und es tat gut, all diese Gefühle, die ich nun ständig mit mir herumtragen musste, am Verursacher auslassen zu können.
Dabei spürte ich, wie ich ihn in Bedrängnis brachte, wie er sich plötzlich in einer Situation befand, in die er nicht kommen wollte.
Und genau das wollte ich, ich hatte wieder Kontrolle und es fühlte sich so gut an.
Und dann tat er etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
Es ging so schnell, dass ich im ersten Moment gar nicht erfassen konnte, was da passierte. Anstandslos griff er in seine Hosentasche und Sekundenbruchteile später hatte ich plötzlich eine scharfe Messerklinge am Hals.
Augenblicklich verstummte ich, schluckte heftig, brauchte erst einmal Zeit, um die Situation zu realisieren und konnte kaum glauben, dass er das wirklich gerade tat. Da stand ich an den Tisch gelehnt, wie tiefgefroren in der kalten Umarmung seines Griffs, mit der Waffe an meiner Kehle und mir wurde bewusst, dass ich mir nie gedacht hätte, jemals in so eine Situation zu kommen.
Aber es war sonderbar, es machte mir dann doch nicht so viel aus, wie es hätte müssen. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass er mir nichts tun würde. Es war nur eine leere Drohgebärde und ich hatte weiter die Kontrolle. Wie einen wilden Hengst hatte ich ihn so in die Ecke getrieben, dass er sich gezwungen sah, auszuschlagen.
Und so stand ich da, von ihm in Regungslosigkeit und Schweigen gezwungen, die kalte Klinge an meiner Kehle und mit einer Ruhe, die irgendwie überhaupt nicht zu der Situation passte.
Ich lächelte sogar, denn es gefiel mir, dass ich in der Lage war, ihn, der so auf obercool machte, aus der Reserve zu locken. Obwohl er mir ein Messer an den Hals legte und mich bedrohte, fühlte ich mich nicht mehr wie das Opfer.
Ich hatte das Gefühl, dass ich wieder im Spiel war.
Und noch etwas spürte ich in diesem Moment. Doch ich bemerkte es nur unterschwellig, erst später wurde es mir bewusst. Ich fühlte mich erregt, es war diese sonderbare Mischung aus einer prekären Situation, Nervenkitzel und einem Mann, der mich herausforderte.
Zwei völlig gegenteilige Empfindungen und Bedürfnisse traten auf, eine Art Unterwürfigkeit unter der Klinge, unter die er mich zwang und gleichzeitig ein Machtgefühl darüber, dass er mir selbst mit einem Messer an meinem Hals nichts würde tun können.
Und beides, gerade in diesem Kontrast und in den gegenteiligen Aspekten, berauschte und erregte mich auf eine perverse Art und Weise.
Als er sah, dass sich auch durch mein erzwungenes Schweigen nichts an seiner Situation änderte, schnappte er die Klinge wieder in sein Schweizer Messer ein und steckte es in seine Tasche zurück. Uns beiden fehlten die Worte und wir trennten uns, um zu verdauen was gerade passiert war.
*
So vergingen die Tage, bis ich mich von dem Studentenheim meiner besten Freunde mal wieder auf den Weg in mein eigenes machte. Dieses Mal war Alex jedoch nicht in der Lobby zu sehen.
Mit der Bahn musste ich durch die halbe Stadt fahren und hing meinen Gedanken nach. Ein Kribbeln in meinen Nacken riss mich aus meinen Tagträumen und ich sah mich irritiert um. Da ich nichts Auffälliges entdecken konnte, kümmerte ich mich nicht weiter darum und packte meine Tasche.
Es gab zwei Stationen, die ich benutzen konnte, um an mein Ziel zu gelangen, denn meine Unterkunft lag genau zwischen den Haltestellen. Meistens stieg ich jedoch am späteren Ausstieg aus, da dort mehr Geschäfte waren, an denen ich auf dem Weg zu meinem studentischen Zuhause vorbei bummeln konnte.
Mein eigenes Studentenheim war das totale Gegenteil von dem Studentenheim, in dem Alex und meine Freunde lebten. Es war nigelnagelneu, sah eher aus wie ein Komplex mit Mietwohnungen und bestand aus verschiedenen Aufgängen. Alle WGs waren gleich und mit fünf Zimmern, einer ordentlichen Küche mit Esstisch und zwei kleinen Bädern ausgestattet.
Der gesamte Gebäudekomplex war L-förmig angelegt und der Eingang zu meinem Trakt befand sich genau in dem Knick des “L”s, sodass ich vor dem Betreten in einem Durchgang stand, von dem man in den Innenhof mit den Balkonen des Studentenheims schauen konnte.
Und gerade als ich die Eingangstür zu meinem Wohngebäude aufschließen wollte, hörte ich das mir schon so bekannte: “Hey Puppe!“
Irritiert sah ich auf und wenige Meter von mir entfernt stand Alex auf dem niedrigsten Balkon, direkt neben meinem Eingang. Er war in Jeans gekleidet, trug Boots und wieder eines seiner Metal Shirts. Wie die Band hieß konnte ich nicht entziffern aber unter dem Schriftzug war eine breitbeinig kniende, nackte Frau zu sehen, die sich scheinbar ein Kreuz rektal einführte. Eigentlich fand ich solche Provokationen durchaus witzig, in unserem Kontext war mir das jedoch fast ein bisschen zu viel.
Alex aber lächelte mich entwaffnend und freundlich an, hing lässig am Geländer und tat so, als wäre er genauso überrascht wie ich, obwohl er mir etwas außer Atem erschien.
Damals wusste ich noch nicht, dass er mir gefolgt war, sich, schon an der ersten Haltestelle aussteigend, bemüht hatte, vor mir anzukommen und nur so tat, als wäre unser Aufeinandertreffen rein zufällig.
Ich weiß nicht warum, vielleicht war seine strahlende Freundlichkeit einfach zu ungewohnt, aber in meiner Überrumpelung lächelte ich einfach automatisch zurück. Gleich biss ich mir auf die Lippen, als mir klar wurde, dass ich das Arschloch ganz bestimmt nicht so nett anlächeln wollte. Aber es war zu spät. Alex nahm den Faden direkt auf und stellte mich seinen Freunden vor, die er gerade besuchte und verwickelte mich in eine Plauderei.
Wir schafften es erneut, ein paar lockere, nette Worte zu wechseln, bis mir das zu schräg wurde, ausgerechnet mit ihm, der mir letztens noch ein Messer an die Kehle gehalten hatte. Als mir das deutlich bewusst wurde, verabschiedete ich mich unumwunden und verzog mich in meine WG. Zudem war ich doch sehr irritiert durch sein Auftauchen auf meinem Territorium, denn damit, dass er hier Freunde hatte, hatte ich nicht gerechnet.
Die Überrumpelung mühsam abschüttelnd, nutzte ich die verbleibende Zeit ein wenig um Studienkram zu erledigen. Abends hüpfte ich dann unter die Dusche, um mich frisch zu machen, denn vor Ort war ein Heimfest angesagt und ich traf mich dort mit einer Freundin. Gemeinsam gingen wir in den Party-Keller des Gebäudes und mischten uns unters Volk.
Auch Alex konnte ich im Getümmel des Studentenheimfestes ausmachen, was mich jetzt nicht verwunderte, aber da sich unsere Freundeskreise nicht kannten blieben wir getrennt.
An diesem Abend hatte ich allerdings nicht sonderlich Energie um Party zu machen und verabschiedete mich bald, um mal wieder früher schlafen zu gehen. Zurück in meiner Studenten-WG, kümmerte ich mich in Ruhe um meine Abendtoilette, machte mich bettfertig und schlüpfte in mein Nachthemdchen, unter dem ich wie gewöhnlich sonst nichts trug. Etwas müde kroch ich unter meine kuschelige Decke, schloss die Augen und war bereit einzudösen.
Gerade als ich begann leicht wegzudämmern, klingelte es Sturm. Vor Schreck schoss ich senkrecht in die Höhe.
Wer würde denn um Mitternacht so einen Radau machen?
In meiner WG befanden sich nur langweilige, stockkonservative und penible Streberinnen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Klingelattacke etwas mit ihnen zu tun hatte. Da niemand sonst Anstalten machte, die Tür zu öffnen, übernahm ich das.
Schnell schlüpfte ich in einen Slip, da mein Nachthemdchen nicht sehr lang war und hetzte zur Tür, um diesem nervtötenden Lärm ein Ende zu bereiten. Ich hatte keine Lust, mich auch noch mit diesen aufgescheuchten und hysterischen WG-Hühnern auseinanderzusetzen, die scheinbar immer nur darauf warteten, mich als schwarzes Schaf für irgendetwas, das ihnen nicht passte, wieder beschuldigen zu können.
Genervt und angespannt, öffnete ich die Wohnungstür und sah erstmal nichts. Doch sobald ich den Blick senkte, erblickte ich jemanden am Boden vor der Tür liegen, stockbetrunken, grölend und lallend. Es war Alex, und er machte eine lautstarke Szene, dass er nicht bei seinen Freunden unterkommen und einfach sonst nirgends hinkönne.
Woher wusste er eigentlich, welche WG meine war? Mir darüber den Kopf zu zerbrechen, blieb mir allerdings keine Zeit. Auf meinen Einwand, dass ich das mit seinen Freunden für ihn klären könnte, fing er nur an, noch lauter und zusammenhangsloser zu grölen.
Am liebsten hätte ich ihm den Mund zugehalten, damit er endlich still wäre. Denn ich konnte mir schon vorstellen, wie die WG-Kolleginnen, zu denen ich so gar nicht passte, wieder ein Theater machen würden, wenn dieser Typ, der für sie augenscheinlich zu mir gehörte, mitten in der Nacht alle akustisch terrorisierte.
Das einzige, was für mich in diesem Moment zählte, war, ihn schnellstmöglich zum Schweigen bringen. Unter diesem Druck fiel mir in diesem Moment nur ein, ihn in mein WG-Zimmer zu bringen, unter der Prämisse, dass er dann hoffentlich leiser sein würde.
Und dann stand ich da, alleine nachts mit dem Arschloch in meinem Zimmer, nur mit einem Nachthemdchen bekleidet und mir wurde bewusst, dass ich den Wolf in mein Lammställchen gelassen hatte.
Meine Sorge, dass er vor Trunkenheit direkt eskalieren würde, war zumindest unbegründet. Kaum war er in meinem Zimmer, erschien er mir gar nicht mehr so betrunken wie vorher und auch sein Geräuschpegel war plötzlich ganz moderat. In dem Moment wunderte ich mich weniger darüber, als dass ich einfach froh war, dass ich nicht auch noch einen Besoffenen beruhigen musste.
Was sollte ich nun tun? Eigentlich wollte ich ja gerade schlafen und mein WG-Zimmer war nicht gerade groß. Es gab nur ein Bett, Schränke und einen Schreibtisch mit Stuhl. So blieb mir nur, mich in mein Bett zu verkriechen und die Decke schützend über mich zu ziehen.
Alex nahm sich den Schreibtischstuhl, um es sich darauf gemütlich zu machen und schob ihn ein Stückchen näher an das Bett zu mir. Nah genug, dass es mir schon etwas zusetzte, aber weit genug weg, dass ich es dulden konnte. Scheinbar sehr zufrieden mit der Situation begann er ein lockeres Gespräch mit mir, das ich ihm in dem Zustand gar nicht zugetraut hätte.
Und so begannen wir zu reden, was mich tatsächlich etwas von meiner Beklommenheit ablenkte. Wir erzählten einander, wo wir herkamen, was wir vor dem Studium gemacht hatten, was wir überhaupt studierten, berichteten über unsere Familien und alles, was uns sonst noch zu unseren Leben einfiel. Es half mir, mich ein wenig an ihn zu gewöhnen und machte ihn tatsächlich etwas menschlicher für mich.
Bis spät in die Nacht waren wir in unseren Austausch vertieft, ich immer müder wurde und auch Alex es auf dem Stuhl immer unbequemer zu werden schien. Fast hätte ich ihm angeboten, einfach nebeneinander im Bett zu schlafen. Aber dann fiel mir wieder ein, was passiert war, als ich schon einmal mit ihm in einem Bett lag und nur schlafen wollte.
Mit einem Mal wurde mir wieder bewusst, wie obskur die Situation gerade war.
Was sollte ich tun? Ihn jetzt doch wieder rauswerfen? Würde er dann lamentieren und eine Szene machen?
Wollte ich denn, dass er ging?
Allein dass ich mir diese Frage stellen musste, war schon erschreckend. Um mich nicht mit diesem Schrecken auseinandersetzen zu müssen, wischte ich diese Überlegung lieber beiseite.
Aber immer noch wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte, mit ihm, mit mir und mit dieser ganzen Situation.
Erneut fühlte ich mich wie das Lamm, das den Wolf eingelassen hatte.
Was hatte ich mir dabei gedacht, mich in so eine Lage zu bringen?
Und das auch noch völlig nüchtern.
Ging ich so selbstverständlich davon aus, bei klarem Kopf jeden Mann in jeder Lage im Griff zu haben?
Als er mir das Messer an die Kehle gelegt hatte, fühlte ich mich souveräner, weil ich wusste, dass er das, was er andeutete, nicht tun würde. Es fühlte sich so ähnlich an wie bei dem Spruch “Bellende Hunde beißen nicht".
Aber jetzt bellte er nicht. Er war freundlich, er war interessiert und ich musste mir eingestehen, dass wir mittlerweile angefangen hatten zu flirten.
Es machte mir Angst, weil ich diese Seite an ihm nicht kannte und nicht einschätzen konnte. Aber noch mehr, weil ich nicht einschätzen konnte, wie ich darauf reagieren würde.
Über einen aggressiven Wolf hatte ich die Kontrolle, ich konnte ihn, jetzt wo ich nicht weggetreten war, bekämpfen, abwehren und ihm Grenzen aufzeigen.
Doch jetzt war der Wolf so friedlich, so nahbar und interessant.
Wie sollte ich einen Wolf abwehren, der in mir das Bedürfnis weckte, mich ihm anzunähern?
Me

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