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Kommentare: 4 | Lesungen: 2057 | Bewertung: 6.90 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 09.03.2007

Das Blut der Amazonen

von

Idee/ Copyright - 2006

Alle Rechte vorbehalten!

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Vorwort

Ein jeder von uns hat bestimmt schon einmal von ihnen gehört - dem Sagen umwogenden Volk der Amazonen. Ein Volk, nur bestehend aus Frauen, aus Kriegerinnen, welches zur damaligen Zeit geradezu gefürchtet war. Allein schon beim Klang ihres Namens bekamen es selbst die stärksten Männer mit der Angst zu tun.

Leider weiß man heute nicht sehr viel über sie, aber dass es sie tatsächlich gegeben hat, darin ist man sich einig.

Die folgende Geschichte handelt von diesem Volk und dem Schicksal, welches ihnen womöglich widerfahren ist. Denn nichts im Leben hält ewig und an einem bestimmten Punkt muss man sich entscheiden, welchen Weg man einschlägt und ob man die damit verbundenen Konsequenzen bewältigen kann.

Doch zuvor noch ein paar Worte zu den handelnden Personen.

Zamira - Sie ist die Anführerin einer der Amazonenstämme und zugleich die gewählte Königin ihres Volkes. Sie ist sehr intelligent und willensstark, wobei ihr einziges Streben dem Frieden und dem Wohle ihres Volkes gilt.

Jasmina - Befehlshaberin der Kriegerinnen und zweit höchste Person in der Hierarchie ihres Volkes. Außerdem ist sie die engste Vertraute und Geliebte Zamiras.

Cassius - Oberster Heerführer (General) der römischen Armee, engster Vertrauter und Abgesandter Julius Caesars.

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Einleitung

Das mächtige Rom ist im Laufe der Jahre zu einem wahren Imperium gewachsen und hat selbst die Entferntesten Völker und Länder unterworfen. Man kann wohl zu Recht sagen, das römische Weltreich befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Doch an den Randgebieten seines Reiches wird es zusehends unruhiger. Wilde Stämme aus dem entfernten Asien bedrohen die Sicherheit und den militärischen Einfluss Roms, was man im Zentrum der Welt mit großer Sorge verfolgt. Daher ist es das oberste Ziel Julius Caesars die Grenzen zu Stärken und die Feinde notfalls anzugreifen und zu vernichten, bevor es ihnen gelingt die Stabilität des Reiches ins Wanken zu bringen.

Aus diesem Grund hat er seinen besten und treuesten Feldherrn mit einer äußerst brisanten Aufgabe betraut. Mit einem Heer von eintausend Soldaten soll er in das feindliche Gebiet vordringen und einen Überraschungsangriff führen. Sie sollen erfahren, dass das römische Imperium sich vor nichts und niemanden fürchtet! Dabei gibt es jedoch noch ein weiteres Problem. Denn nicht nur die wilden Stämme in Asien stellen eine nicht zu unterschätzende Bedrohung dar!

Auf dem langen Weg, der vor ihnen liegt, müssen sie das Reich der Amazonen durchqueren, welches zwischen dem ihren und dem ihrer Feinde liegt. Und es ist nicht ungefährlich, sich in dieses geheimnisvolle Reich vorzuwagen.


Ein jeder kennt die wilden, teilweise erschreckenden Geschichten, die man sich über dieses Volk erzählt. Von blutrünstigen Monstern, die ihre Feinde beim lebendigen Leib heuten und sogar auf essen! Dabei kennen sie kein Erbarmen und töten jeden, der sich ihnen in den Weg stellt! Und das sind nur einige dieser Geschichten! Manche von ihnen sind gar noch erschreckender.

Doch Cassius hat keine andere Wahl. Denn nach langen Beratungen sind sich Caesar und er darüber einig, das eine Auseinandersetzung nicht nur sehr riskant, sondern auch sehr unklug wäre. Schließlich ist es sinnvoller ein so mächtiges Volk als Verbündete zu haben statt als Feind! Und so setzt er alles auf eine Karte, zum Wohle Roms und in der Hoffnung, den Frieden bewahren zu können.

Aber wird es ihm tatsächlich gelingen einen Friedensvertrag auszuhandeln oder ist ein Krieg, den beide Seiten nur verlieren können, womöglich doch unausweichlich?

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Der Kampf wurde mehr und mehr zum Gemetzel - ein Blutbad ohne gleichen! Dabei wollte in Wahrheit keine der beiden Seiten diese Auseinandersetzung. Aber nun gab es kein zurück mehr. Selbst wenn dies das Ende unseres Volkes bedeuten sollte. Wir werden kämpfen und sei es bis zum letzten Atemzug!

Wir, einst ein mächtiges, ja von unseren Feinden gar gefürchtetes Volk. Schon allein bei der Erwähnung unseres Namens begannen sie zu erzittern. Doch seither ist viel Zeit vergangen und das Volk der Amazonen beinahe in Vergessenheit geraten. Aber auch wir sind des Kämpfens müde und sehnen uns nach nichts anderem als Frieden.


Aber stattdessen zwingt man uns erneut zu den Waffen zu greifen! Und nun stehen wir hier, umzingelt von hunderten Soldaten, wartend auf unser Ende. Mögen unsere Seelen ewigen Frieden finden. Im Diesseits wie im Jenseits.

"Für unsere Königin und unser Volk!"

Gerade in dem Augenblick als die römischen Soldaten uns endgültig vernichten wollten, erklang ein lauter Schrei.

Niemand wusste, woher er kam. Doch sofort senkten die Soldaten ihre Schwerter. Sie teilten sich in zwei Gruppen und eine schmale Schneise entstand. Es schien als wollten sie jemandem den Durchweg ermöglichen. Die Frage war nur für wen?

Unsicher, was dies zu bedeuten hatte, verblieben wir in Kampfhaltung als plötzlich ein Reiter sich seinen Weg durch die Reihen der Soldaten bahnte und nur wenige Meter vor mir stehen blieb. Es war ein stattlicher Mann mit einem eisernen Brustpanzer und einem roten Umhang auf dem Rücken bekleidet. Sein markantes Gesicht war sehr schön, aber dennoch hart und von einer Narbe auf der linken Wange gezeichnet.


Leider konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. Aber was auch immer sich dahinter verbergen mochte, er würde über den Fortbestand oder aber den Untergang meines Volkes entscheiden.

-Cassius-

Als ich durch die Reihen der Soldaten ritt und die vielen Toten und Verwundeten um mich herum liegen sah, fragte ich mich, ob dies wohl der Preis für unser Vorhaben sein sollte.

Vor den Kriegerinnen zu stehen, die Furcht, die Angst, aber auch den Hass in ihren Augen zu sehen, war schrecklicher als jede Schlacht, die ich bisher schlagen musste. Denn statt wie sonst gegen Männer in die Schlacht zu ziehen, standen mir nun Frauen, um nicht zu sagen Kinder gegenüber. Einige von Ihnen konnten unmöglich älter als achtzehn oder zwanzig Jahre alt sein. Und dennoch waren sie bereit in den Kampf zu ziehen, selbst wenn dies ihr Ende bedeuten sollte.

Eine von ihnen schien jedoch keine Angst zu haben. Sie kam direkt auf mich zu und blieb gut einen Meter vor mir stehen. Die Soldaten richteten sofort ihre Waffen auf sie, was sie aber nicht weiter zu beeindrucken schien.

Wer war diese Frau? So anmutig, stark und wunderschön. Ihre Augen so klar und unergründlich, das ich den Eindruck bekam sie würden die Unendlichkeit wieder spiegeln.

Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete ich den Soldaten die Waffen zu senken. Denn irgendwann musste dieses sinnlose Blutvergießen ein Ende haben!

"Seid ihr die Anführerin der Amazonen?"

"Ja."

"Darf ich erfahren, wie euer Name lautet?"

"Jasmina."

"Ein wirklich schöner Name, Jasmina, und so wunderschön, wie der morgendliche Sonnenaufgang."

"Wer seid ihr?"

"Das braucht euch nicht zu interessieren. Aber ich möchte, dass ihr eurer Königin eine Nachricht zukommen lasst. Sagt ihr, ein Abgesandter Roms habe ihr ein Angebot zu unterbreiten."

"Warum sollte ich das tun? Und vor allem, wie kommt ihr auf die absurde Idee, wir hätten eine Königin als Anführerin?"

Auf ihre Antwort hin musste ich unweigerlich schmunzeln. Hatte sie denn nicht so eben versucht mich hereinzulegen?

"Ihr seid eine wirklich bemerkenswerte, junge Frau. Und ziemlich gerissen noch dazu. Das gefällt mir! Nichts desto trotz, richtet ihr bitte aus, das ich sie gern persönlich sprechen möchte."

"Was glaubt ihr eigentlich, mit wem ihr es zu tun habt!"

Ihre Empörung belustigte mich geradezu. In der Tat, diese Frau war wirklich etwas Besonderes!

"Mit dem berüchtigten und von allen gefürchteten Volk der Amazonen. Ja, ich kenne die vielen Geschichten über euch. Eure Kraft, euer Mut und eure Tapferkeit sind selbst im weit entfernten Rom in aller Munde, um nicht zu sagen legendär. Es heißt, ganze Armeen würden schon bei der Erwähnung eures Namens erzittern. Dass ihr mit den Mächten des Bösen im Bunde stehen würdet. Doch für mich sind das alles nur wilde Geschichten. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe in meinem Leben schon zuviel erlebt und gesehen, als dass ich solchem Geschwätz Glauben schenken würde. Und ich vermute du bist die Anführerin dieser Kriegerinnen oder sollte ich mich irren?"

Ihr Schweigen bestätigte meine Vermutung.

"Ihr seht, ich bin mir durchaus im Klaren darüber, mit wem ich es zu tun habe. Doch genug. Ich möchte, dass du deinen Kriegerinnen befiehlst die Waffen niederzulegen. Anschließend werden meine Soldaten eurem Beispiel folgen. Danach könnt ihr unbehelligt gehen. Ich verbürge mich persönlich dafür, dass niemandem etwas geschieht!"

"Warum sollte ich auf eure Worte vertrauen?"

"Seht euch doch einmal um. Ihr seid vielleicht einhundert Kriegerinnen, aber mein Heer besteht aus annähernd eintausend Soldaten. Ich muss euch wohl nicht erklären, wie aussichtslos eure Lage ist. Ihr seid von allen Seiten umzingelt und habt nicht den Hauch einer Chance lebend davon zu kommen. Die Entscheidung liegt bei euch."

Ich hoffte inständig sie würde auf mein Angebot eingehen. Denn nur so bestand noch der Hauch einer Chance unser Vorhaben zu verwirklichen.

"Amazonen, legt eure Waffen nieder!"

Mars sei Dank! (*Mars war der römische Gott des Krieges - Anmerkung des Autors*)

Danach erteilte ich meinen Soldaten den gleichen Befehl.

"Aber Herr, wir..."

"Du wagst es mir zu widersprechen? Meine Befehle in Frage zu stellen!"

"Niemals! Vergebt mir Herr."

"Lasst sie gehen. Für heute wurde genug Blut vergossen. Und der nächste, der meine Befehle in Frage stellt, wird auf der Stelle exekutiert."

Sofort wurde es still in den Reihen der Soldaten. Dabei konnte ich es ihnen nicht einmal verdenken, schließlich haben sie genauso große Angst vor den Amazonen, wie sie vor uns.

"Herr, was geschieht mit den toten und verwundeten Kriegerinnen?"

Die Frage war durchaus berechtigt und Jasminas unsicherer Blick ebenfalls. Denn schon hörte man Stimmen, man sollte sie verbrennen oder aber den Tieren zum Fraß vorwerfen. Einige wollten sie gar als Trophäe mit nach Hause nehmen. So wandte ich mich erneut Jasmina zu.

"Nehmt eure Kriegerinnen, die Verwundeten und auch die Toten und geht. Ihr mögt mich vielleicht für ein Monster halten und vielleicht habt ihr damit gar nicht so Unrecht. Doch ich besitze dennoch einen Funken Anstand und Ehre. Ich möchte, dass die Toten ihren Frieden finden und sich ihre Angehörigen von ihnen verabschieden können. Ich denke das ist auch im Sinne eures Volkes.“

So zogen wir uns langsam zurück, wobei der Unmut einiger Soldaten mehr als deutlich war. Offenbar würden sie lieber kämpfen und wenn nötig ihr Leben lassen. Aber wer mit ansehen musste, wie viele tapfere Männer ihr Leben gaben, oftmals für Auseinandersetzungen, die jeder Logik entbehrten, um nicht zu sagen, vollkommen sinnlos waren, sieht die Dinge mit anderen Augen. Aber kann man es den jungen Männern verdenken? Sie haben diese Erfahrungen noch nicht machen müssen. Sie sind unerfahren und mit den Gefahren des Lebens nicht so gut vertraut, wie die meisten von uns. Und nur aus diesem einen Grund sehnen sie den Kampf herbei, obwohl dieser Weg niemals der richtige sein wird.

Doch kaum drehte ich den Kriegerinnen den Rücken zu, hörte ich im nächsten Augenblick das Pfeifen eines herannahenden Pfeils. So schnell ich konnte ließ ich mich zur Seite fallen, ehe er nur knapp an meiner Stirn vorbei flog.


Die Soldaten griffen sofort zu ihren Schwertern. Aber statt darauf zu reagieren gab ich ihnen den Befehl nichts zu unternehmen und die Amazonen ziehen zu lassen.

"Aber Gebieter, warum bestraft ihr sie nicht für diese schändliche Tat!"

"Ganz einfach. Wenn sie mich wirklich töten wollten, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben."

Ich drehte mich ein letztes Mal Jasmina zu und sah, wie sie noch immer den Bogen in der Hand hielt.

"Ihr habt meine Frage noch immer nicht beantwortet! Also, wer seid ihr?"

"Mein Name ist Cassius. General und Oberbefehlshaber der römischen Armee, Mitglied des römischen Senats, einziger und engster Vertrauter Julius Caesars."

-Jasmina-

Er war nicht nur verdammt gerissen, sonder auch extrem gefährlich! Kein Wunder also, das mein Versuch, ihn zu täuschen, bereits im Ansatz scheiterte. Ein weiteres Zeichen dafür, dass man ihn keinesfalls unterschätzen durfte.


Zudem hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass er soviel über unser Volk weiß! Gab es etwa einen Verräter unter uns oder noch schlimmer eine Verräterin?

Während wir uns um die Verwundeten kümmerten und alles Notwendige für den Rückzug vorbereiteten, fragte mich Maarja, wie es denn nun weitergehen würde.

"Ich weiß es nicht. Das kann einzig und allein Zamira entscheiden. Doch eines steht fest, dieser Cassius ist vermutlich der gefährlichste Gegner, mit dem wir es je zu tun hatten!"

"Aber wenn er wirklich ein Abgesandter Roms ist, was hat er dann hier zu suchen? Ich meine Rom ist weit entfernt und hier in dieser Gegend gibt es nichts, was für die Römer von Interesse sein könnte."

"Die Gier nach Reichtum und Macht ist das einzige, wonach die Römer streben. Und nun wollen sie auch uns versklaven! Doch das werde ich nicht zulassen. Lieber sterbe ich!"

Als wir in unserem Dorf ankamen, wurden als erstes die Verwundeten versorgt. Dabei waren es so viele, dass die Heilerinnen kaum genügend Zeit hatten sich um jede einzelne von ihnen zu kümmern. Jedoch war die Zahl der Gefallenen Kriegerinnen weitaus erschreckender.

"Wie viele sind im Kampf gefallen?"

"Nach ersten Zählungen ungefähr dreißig unserer besten Kriegerinnen."

"Und die Zahl der Verwundeten?"

"Die liegt bei zweiundfünfzig, davon zwanzig Schwerverletzte."

Eine sehr traurige, vor allem jedoch erschreckende Zahl!

"Es gibt noch etwas, dass ihr wissen solltet."

"Ich höre?"

"Nun ja, es werden noch immer einige unser Kriegerinnen vermisst."

"Dann sucht sie gefälligst! Und wo ist Zamira?"

"Genau das ist das Problem. Zamira, unsere Königin, ist eine von ihnen. Und wir haben keine Hinweise, wo sie sein könnte."

"Was! Nimm sofort alle verfügbaren Kriegerinnen und macht euch auf die Suche! Ich will, dass ihr den ganzen Wald nach ihr absucht. Selbst, wenn es die ganze Nacht dauern sollte."

"Jawohl. Möge die Göttin mit euch sein."

"Und Maarja, wenn ihr den Römern begegnen solltet, schlachtet sie ab. Keine Gefangenen! Verstanden?"

Wortlos verließ sie mein Zelt, woraufhin ich sogleich in Tränen ausbrach. Zamira, unsere geliebte Königin, wird vermisst. Womöglich ist sie gar im Kampf gefallen. Oder aber die Römer haben sie gefangen genommen, um sie zu foltern und vielleicht sogar schlimmere Dinge mit ihr anzustellen! Nicht auszudenken, was sie ihr antun werden!

-Cassius-

Auf dem Weg zu unserem Lager fragte ich mich ständig, wie das passieren konnte! Denn von Anfang an bestand mein Auftrag einzig und allein darin, einen Friedensvertrag zwischen dem Volk der Amazonen und dem römischen Imperium auszuhandeln. Und nun stehen wir an der Schwelle eines neuen Krieges!

So befahl ich Brutus, einer meiner treuesten Offiziere und engsten Vertrauten, der Ursache für diesen Vorfall nachzugehen und mir die Verantwortlichen vorzuführen. Und tatsächlich dauerte es nicht lange bis er mir die Schuldigen vorführte.


Dabei handelte es sich um vier junge Soldaten. Allesamt neu in der Armee und vollkommen unerfahren. Ihnen hatten wir also diesen Ärger zu verdanken.

"Wer von euch gab den Befehl zum Angriff?"

"Wir bitten vielmals um Vergebung Herr. Aber..."

"Beantwortet meine Frage!"

Nach kurzem zögern trat der jüngste von ihnen einen Schritt hervor.

"Ich war es Herr."

" So. Dann kannst du mir bestimmt erklären, wie es dazu kommen konnte."

"Die Sache ist die. Während ihr und die anderen Offiziere die Gegend erkundeten, waren wir im Wald jagen. Schon bald fanden wir die Fährte einer Gruppe von Wildschweinen und folgten dieser. Dann plötzlich trafen wir auf diese Monster! Sie sahen aus wie Menschen, aber auf ihren Köpfen trugen sie seltsame, Furcht erregende Masken. Sie sahen aus wie halb Mensch und halb Tier. Wie die Ausgeburten der Hölle. Wir gerieten in Panik und griffen zu den Schwertern. Sie schienen vollkommen überrascht und hatten keine Zeit entsprechend zu reagieren. So töteten wir diese Wesen - eines nach dem anderen. Doch eines der Monster konnte entkommen. Dass es sich bei diesen Wesen in Wirklichkeit um Menschen, um Amazonen handelt, konnten wir doch nicht wissen. Schließlich hatte keiner von uns jemals zuvor eine von ihnen gesehen! Danach sind wir so schnell wir konnten ins Lager zurück als wir auch schon die Schreie der herannahenden Kriegerinnen hörten. Ohne Vorwarnung fielen sie über uns her und töteten jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Irgendwann schafften wir es dennoch sie in die Enge zu treiben und zu umzingeln. Dann kamt ihr und gabt den Befehl die Waffen nieder zu legen."

"Wie viele habt ihr im Wald getötet?

"Ich glaube es waren zehn von ihnen."

"Habt ihr eigentlich eine Vorstellung davon, was nun geschehen wird? Die Amazonen werden sich rächen wollen und dieses Blutbad wird für beide Seiten bitter enden! Sagt mir, was ich nun mit euch tun soll?"

"Bitte Herr. Wie konnten wir denn ahnen, dass sie keine Monster sind! Bitte! Ich flehe euch an!"

"Seht ihr Brutus, das ist nun der Stolz der römischen Armee! Junge, unerfahrene Männer, ohne Sinn und Verstand, und nicht einmal in der Lage die einfachsten Befehle zu befolgen. Kein Wunder, dass unser Reich dem Untergang geweiht ist!"

"Herr, wir..."

"Schweig! Du antwortest nur, wenn du gefragt wirst! Und nun zu eurer Bestrafung."

Durch einen lauten Tumult wurden wir jäh unterbrochen.

"Was ist los?"

"Herr, wir haben eine verwundete Kriegerin gefunden. Sie ist sehr schwer verletzt und zudem bewusstlos. Was sollen wir mit ihr machen?"

"Bringt sie in mein Zelt und benachrichtigt meinen Leibarzt. Er soll sich unverzüglich ihrer Wunden annehmen und diese versorgen. Und noch etwas. Sagt ihm, wenn sie stirbt, ist er der nächste!"

"Zu Befehl, Herr."

"Herr, was erhofft ihr euch davon?"

"Wenn die Amazonen uns wirklich angreifen, kann es nicht schaden mehr über sie zu erfahren. Und wer weiß, vielleicht können wir sie als Druckmittel benutzen. Doch nun zu euch vier. Ihr habt Glück, denn ich bin der Ansicht, dass heute schon genug tapfere Männer und Frauen ihr Leben lassen mussten. Und euer Tod würde sie nicht wieder lebendig machen. Doch zur Strafe wird jeder von euch öffentlich ausgepeitscht. Ein Hieb für jede der Amazonen, die ihr im Wald getötet habt. Ich hoffe, dies wird euch eine Leere sein. Denn falls nicht, werde ich jeden einzelnen von euch auf der Stelle hinrichten lassen. Und nun geht mir aus den Augen, bevor ich meine Meinung ändere."

Idioten und Dummköpfe! Allesamt. Ich hoffe nur diese Kriegerin kann mir dabei helfen, den bevorstehenden Krieg abzuwenden. Aber falls nicht - allein der Gedanke war schon erschreckend genug.

"Schickt umgehend unseren schnellsten Boten nach Rom. Caesar muss unbedingt erfahren, was hier geschehen ist. Außerdem soll er uns weitere Truppen zur Verstärkung schicken, sollte ein Kampf unausweichlich sein."

"Wie viele Soldaten wünscht ihr als Verstärkung?"

"Zwei Legionen - in voller Ausrüstung und Bewaffnung." (*Eine Legion entspricht ungefähr sechstausend Mann - Anmerkung des Autors*)

"Aber Herr, sind das nicht ziemlich Viele Soldaten?"

"Mag sein. Aber wir dürfen unsere Gegner keinesfalls unterschätzen! Und nun geht!"

"Wie ihr befiehlt."

-Jasmina-

Die Stunden vergingen, das Warten wurde mehr und mehr zur Qual. Dann endlich kamen sie zurück.

"Und? Bitte sage mir Maarja, dass ihr sie gefunden habt."

"Es tut mir sehr leid. Doch noch immer fehlt von Zamira jede Spur. Allerdings haben wir die anderen vermissten Kriegerinnen gefunden. Sie sind alle tot."

"Was schlägst du also vor?"

"Draußen wird es allmählich dunkel und das erleichtert uns die Suche nicht gerade. Aber ich habe bereits sämtliche Kriegerinnen mit Fackeln ausstatten lassen. Sie warten nur auf euren Befehl die Suche fortzusetzen."

"Danke Maarja! Lang lebe unsere Königin!"

"Lang lebe unsere Königin!"

Maarja schloss sich dem Suchtrupp an, wobei ihr natürlich bewusst sein musste, wie gering die Chancen waren sie in der Dunkelheit ausfindig zu machen.


Währenddessen sah ich nach den Verwundeten. Leider hatte sich ihr Zustand kaum gebessert, eher im Gegenteil. Inzwischen waren sechs von ihnen ihren schweren Verletzungen erlegen und es würden wohl nicht die letzten sein.


Trotz allem versuchte ich ihnen Mut zu machen, wie es als ihre Anführerin und engste Vertraute der Königin nun einmal meine Aufgabe war. Dabei war ihnen deutlich anzusehen, wie viel Angst sie hatten. Angst vor dem, was uns möglicherweise noch bevorstehen könnte! Erst spät in der Nacht zog ich mich in mein Zelt zurück. Ich war so müde und erschöpft, dass ich mich sämtlicher Kleider entledigte und langsam auf dem Bärenfell niederließ. Sanft streichelte ich mich; die Brüste, die empfindlichen Brustwarzen, die leicht behaarte Scham. Meine Nippel richteten sich steil auf und bedeuteten mir, wie sehr sie sich doch nach der Liebkosung durch Zamiras sinnliche Lippen sehnten. Aber auch das Kribbeln zwischen meinen Schenkeln wurde immer stärker. Wie gern würde ich ihre Zunge spüren, wie sie sanft die Lippen teilt, leckt und liebkost. Und tatsächlich spürte ich plötzlich eine Zunge, die meine Gedanken und Sehnsüchte wahr werden ließ. Auf dem Höhepunkt der Lust zog ich sie zu mir herauf, wo wir einander tief in die Augen sahen. Schließlich trafen sich unsere Lippen und es war als würden sie miteinander verschmelzen. Sie legte sich mit ihrem nackten Körper auf den meinen und ich spürte, wie sich ihre harten Nippel in meine Haut bohrten, wie ihre Scham an der meinen rieb. Um auch ihr die ersehnte Erlösung zu verschaffen, begaben wir uns in eine andere Position. Während sie nun über mir kniete, ich sanft an ihren Lippen und der Perle sog, weilte ihr Kopf zwischen meinen Schenkeln. So trieben wir gemeinsam über die höchste Schwelle der Lust, wobei sie mir eindeutig in Nachteil war. Schließlich erlebte ich diese Gefühle bereits zum zweiten Mal, so dass wir die Stellung erneut änderten. Zwischen ihren Beinen liegend und sanft ihre Brüste walkend, war es nun an mir dies zu ändern.

Wenige Augenblicke später lagen wir eng umschlungen auf dem Fell, hingen unseren Gedanken nach, schwiegen.

Unweigerlich musste ich an unsere letzte, gemeinsame Nacht denken…

"Ich liebe dich Jasmina. Du bist wirklich das wunderbarste Geschöpf, dem ich jemals begegnet bin."

"Ich liebe dich auch Zamira. Aber der Bericht unserer Späher beunruhigt mich doch sehr. Was haben so viele römische Soldaten, hier, in dieser Gegend, fernab von Rom, zu suchen!"´

"Die Frage beschäftigt mich ebenfalls. Doch was immer sie auch bei uns suchen mögen, eine Auseinandersetzung müssen wir unbedingt vermeiden. Wenn es wirklich so viele sind, wie wir vermuten, dürfen wir kein Risiko eingehen. Eine Auseinandersetzung oder gar ein Krieg gegen diese Übermacht würde unweigerlich zu unserem Untergang führen. Und du weißt, der Kampf ist niemals eine Lösung!"

"Aber was, wenn sie tatsächlich vorhaben uns anzugreifen?"

"Dann werden wir uns verteidigen. Aber mit einem so mächtigen Gegner können wir es unmöglich aufnehmen."

"Ehrlich gesagt, habe ich sehr große Angst."

"Das brauchst du nicht. Es ist bestimmt nur reiner Zufall, dass sie sich in diesem Gebiet aufhalten."

"Und wenn nicht! Was, wenn sie uns angreifen und dir etwas zustößt?"

"Dann musst du meinen Platz einnehmen und unser Volk auf den richten Weg führen."

"Wie kannst du nur so etwas sagen! Du weißt sehr wohl, dass mir diese Aufgabe nichts bedeutet. Einzig und allein du bedeutest mir etwas."

"Dennoch! Eine einzelne ist unwichtig, wenn es um das Wohl unseres Volkes geht. Vergiss das bitte niemals. Denn nur wenn du diese Regel befolgst, hat unser Volk eine Zukunft! Bitte Jasmina. Du weißt sehr wohl, wie sehr ich dich liebe und das du mir wichtiger bist als mein eigenes Leben. Und genau aus diesem Grund möchte ich dich um etwas bitten. Für den Fall, dass mir etwas zustößt, musst du unser Volk führen. Denke nicht an Rache oder Vergeltung. Du musst das tun, was für unser Volk das Beste ist. Persönliche Gefühle dürfen deinem Urteilsvermögen dabei nicht im Wege stehen. Versprich es mir! Bitte Jasmina."

"Ich verspreche es."

"Danke Jasmina."

Kurz darauf war sie in meinen Armen liegend eingeschlafen. Doch während sie schlief musste ich ständig an ihre Worte denken. Natürlich hatte sie Recht, mit dem was sie sagte. Aber dennoch.


Und nun wird sie vermisst! Zufall? Schicksal? Ich weiß es nicht. Aber sollte sie tatsächlich den Römern in die Hände gefallen sein und diese ihr etwas antun, ich schwöre beim Namen unserer Königin, keiner von ihnen wird lebend nach Rom zurückkehren!

"Woran denkt ihr?"

"Letzte Nacht musste ich Zamira versprechen, im Falle ihres Todes, unser Volk zu führen. Und jetzt, wo sie verschwunden ist, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll."

"Ihr seid eine sehr kluge Frau und eine ebenso großartige Anführerin. Ich bin sicher ihr werdet eine Lösung finden und am Ende die richtige Entscheidung treffen. Zamira wusste, sie kann euch vertrauen. Und genau aus diesem Grund hat sie euch mit dieser schweren Aufgabe betraut. Daher könnt ihr nur das einzig richtige tun."

"Und das wäre?"

"Euch ihres Vertrauens würdig erweisen."

"Aber was, wenn ich dieser Aufgabe nicht gewachsen bin!"

"Daran dürft ihr nicht einmal denken! Und in der jetzigen Situation ist für Selbstzweifel wahrlich kein Platz. Abgesehen davon, wissen wir doch gar nicht, ob ihr tatsächlich etwas zugestoßen ist. Solange wir sie nicht gefunden haben, besteht immer noch Hoffnung."

"Vielleicht hast du Recht."

Meine wahren Gedanken, nämlich dass ich weit weniger optimistisch war als Maarja, behielt ich lieber für mich. Schließlich wollte ich selbst nicht daran glauben, das Zamira, unsere Königin, meine Geliebte, möglicherweise im Kampf gefallen war!

-Cassius-

Nachdem ich mit der Inspektion des Lagers fertig war, wurde es Zeit mich um unseren Gast zu kümmern.

Auf dem Weg zu meinem Zelt erstattete mir Brutus Bericht.

"Wie sieht es aus?"

"Die Amazonen haben sich zurückgezogen und verhalten sich ruhig. Um das ganze Lager wurden Wachen postiert und die Männer auf erhöhte Wachsamkeit angemahnt."

"Wie viele?"

"Vierzig schwer bewaffnete Männer."

"Verdoppelt die Wachen. Und ich möchte, dass unsere Späher regelmäßig die Umgebung erkunden. Es ist zwar dunkel, aber ich möchte kein Risiko eingehen. Die Ablösung erfolgt alle sechs Stunden. Wer beim Wachdienst einschläft, wird schwer bestraft!"

"Jawohl Herr."

"Und Brutus, ich möchte das ihr euch etwas Ruhe gönnt. Denn bei Sonnenaufgang werde ich zu den Amazonen reiten, um einen Waffenstillstand auszuhandeln. Falls ich nicht mehr zurückkehren sollte, übernehmt ihr die Führung über die Armee."

"Aber Herr! Ist das nicht viel zu riskant?"

"Mag sein. Aber sollten sie erneut angreifen haben wir womöglich nicht mehr soviel Glück. Und die Verstärkung wird frühestens in sechs bis sieben Tagen hier sein. Bis dahin müssen wir uns ruhig verhalten und sicher sein können, dass sie uns nicht doch angreifen, wenn wir es am wenigsten erwarten. Deshalb werde ich ihnen eine Waffenruhe von sieben Tagen vorschlagen."

"Und wenn sie nicht darauf eingehen?"

"Keine Sorge. Das werden sie. Schließlich haben sie große Verluste erlitten. Es wird also einige Zeit brauchen bis sie erneut in der Lage sind einen Angriff zu wagen."

"Euer Plan ist wirklich raffiniert. Aber sind wir nicht hier her gekommen, um einen Friedensvertrag auszuhandeln?"

"Ursprünglich schon. Nur bin ich mir nicht sicher, ob dies nach dem heutigen Tag noch möglich ist. Deshalb möchte ich kein Risiko eingehen. Glaubt mir Brutus, ich würde sie viel lieber als Verbündete sehen als gegen sie kämpfen zu müssen."

Damit war unser Gespräch beendet.

Im Zelt angekommen befragte ich meinen Leibarzt über ihren Zustand.

"Sie hatte sehr großes Glück. Die Verletzungen sind nicht so schwer, wie ich Anfangs befürchtet habe. Sie hat eine Stichwunde oberhalb der Hüfte, mehrere Prellungen und kleinere Wunden. Jedoch nichts Ernsthaftes. Es wurden glücklicherweise keine lebenswichtigen Organe verletzt und soweit ich das beurteilen kann, ist sie körperlich in sehr guter Verfassung, so dass die Verletzungen recht schnell heilen werden. Ich denke in ein paar Tagen ist sie wieder auf den Beinen."

"Hat sie schon irgendetwas gesagt?"

"Leider nein. Sie war die ganze Zeit bewusstlos."

"Nun gut. Ich werde mich nun ihrer annehmen. Ihr könnt euch jetzt zurückziehen."

"Danke Herr."

Endlich hatte ich genügend Zeit sie mir näher zu betrachten. Wie sie so friedlich da lag und schlief. Selten habe ich eine Frau gesehen, die so wunderschön, anziehend und verführerisch zugleich auf mich wirkte. Die langen, pechschwarzen Haare, das runde Gesicht, diese sinnlichen Lippen. Ich glaube selbst die hübschesten Frauen Roms würden bei ihrem Anblick vor Neid erblassen.

Vorsichtig strich ich eine Strähne aus ihrem Gesicht als sie plötzlich die Augen aufschlug.

-Zamira-

Durch eine sanfte Berührung auf meiner Stirn geweckt, schlug ich langsam die Augen auf. Es dauerte einen Augenblick bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Doch leider sah ich nicht in das Gesicht meiner geliebten Jasmina, so wie ich es erwartet hatte, sondern in das Gesicht eines fremden Mannes! Was geht hier vor? Und was noch viel wichtiger ist, wo bin ich!

"Schön, dass ihr endlich aufgewacht seid."

"Wo bin ich und wer seid ihr?"

"Mein Name ist Cassius und ihr befindet euch im Lager der römischen Armee, das heißt in meinem Zelt, um genau zu sein."

"Wie komme ich hier her?"

"Ein paar meiner Soldaten haben euch schwer verletzt im Wald aufgefunden. Auf meine Anordnung hin brachten sie euch hier her, wo mein Leibarzt eure Wunden versorgt hat. Seither sind mehr als zehn Stunden vergangen, in denen ihr bewusstlos wart."

Langsam erinnerte ich mich.

Am frühen Morgen berichteten unsere Späher, dass die römischen Soldaten weiter in unser Gebiet vorgedrungen waren. Sofort berieten Jasmina und ich, wie wir darauf reagieren sollen. Wobei der direkte Angriff als letzte Möglichkeit in Frage kam. Denn gegen so eine Übermacht haben wir nicht den Hauch einer Chance! So blieb nur die Hoffnung eine friedliche Lösung zu finden.


Aber als eine unserer Kriegerinnen, die im Wald jagen waren, uns berichtete, wie die Soldaten über sie hergefallen seien und eine nach der anderen kaltblütig abschlachteten, blieb uns keine andere Wahl. Wir versammelten unsere Kriegerinnen und fielen aus dem Hinterhalt über sie her. Sie waren vollkommen überrascht und gerieten in Panik. Ja, es schien als hätten wir tatsächlich den Hauch einer Chance gegen diese Übermacht zu bestehen. Aber dann wendete sich das Blatt. Schließlich schafften sie es ihre Truppen neu zu koordinieren und drängten uns so immer weiter in den Wald zurück. Dabei konnten wir es nicht verhindern, dass sie uns von allen Seiten umzingelten. Eine schier aussichtslose Situation.

Das letzte, woran ich mich erinnere, ist ein stechender Schmerz in meiner Hüfte. Ich glaube es war ein Pfeil, der mich getroffen hat. Dann brach ich zusammen und wurde bewusstlos.

"Wie ich sehe erinnert ihr euch?"

"Was ist mit den anderen Kriegerinnen geschehen?"

"Sie haben sich zurückgezogen."

"Sie sind noch am Leben?"

"Ja. Doch nun möchte ich euch ebenfalls einige Fragen stellen. Verratet mir zuerst euren Namen?"

"Zamira."

"Hm. Zamira. Ein wirklich schöner Name. Welchen Rang bekleidet ihr unter euren Kriegerinnen?"

Vorsicht Zamira! Dieser Cassius ist nicht dumm! Pass ja auf mit dem, was du sagst!

"Ich bekleide keinen besonderen Rang. Ich bin lediglich eine gewöhnliche Frau unseres Volkes, die es sich zur Aufgabe gemacht hat es vor jeder möglichen Gefahr zu beschützen."

"Stelle ich denn in euren Augen eine Gefahr dar? Sehe ich denn so Furcht erregend aus?"

Mit diesen Worten beugte er sich vor und küsste mich! Unsere Lippen berührten einander als wäre es das normalste von der Welt. Als gehörten wir schon immer zusammen. Dabei kannte ich diesen Mann doch erst seit wenigen Augenblicken!

"Ihr seid so wunderschön. Verzeiht bitte, dass ich mich nicht länger zurückhalten konnte."

"Sagt, was habt ihr mit mir vor? Wenn ihr glaubt ich würde mein Volk verraten irrt ihr euch. Lieber würde ich sterben!"

"Ruht euch aus. Es ist wichtig, dass ihr wieder zu Kräften kommt. Beim Morgengrauen sehen wir weiter. Und bitte versucht nicht zu fliehen. Zur Sicherheit werde ich vor dem Zelt zwei Wachen postieren. Keine Sorge, dies dient lediglich eurem eigenen Schutz."

"Ich bin also eure Gefangene!"

"Ich persönlich ziehe die Bezeichnung Gast vor. Gute Nacht Zamira."

Ein seltsamer Mann, vor allem jedoch sehr gefährlich. Was wohl seine wahren Absichten sein mögen? Wie dem auch sei, er darf auf keinem Fall meine wahre Identität erfahren. Das Überleben meines Volkes hängt möglicherweise davon ab! Aber er scheint eine gewisse Schwäche mir gegenüber zu haben. Wer weiß, ob mir diese Tatsache nicht einmal von nutzen sein kann!

Nachdem er das Zelt verlassen hatte, dachte ich noch einige Zeit über das heute geschehene nach. Ob es Jasmina wohl gut geht? Hoffentlich. Schließlich ist sie das Beste, was mir passieren konnte.

Bald übermannte mich die Müdigkeit und ich schlief ein. Ich war allein und zudem eine Gefangene der Römer. Doch in meinen Träumen lag ich neben meiner Geliebten, streichelte, liebkoste, küsste ich sie.

-Cassius-

Diese Frau war einfach umwerfend. Besonders unser gemeinsamer Kuss verstärkte mein Verlangen nach ihr nur umso mehr. Zugleich ich ernsthafte Zweifel an der Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte hegte. Steckt nicht vielleicht doch mehr dahinter, hinter der Fassade ihrer Schönheit und sexuellen Anziehungskraft als sie bereit war zuzugeben!

Früher oder später werde ich die Wahrheit erfahren. Auf die eine oder andere Art.

Am nächsten Morgen weckte ich sie mit einem ausgiebigen Frühstück, was wir uns gemeinsam schmecken ließen.

"Beantwortet mir eine Frage. Warum seid ihr hier her gekommen? Rom ist weit entfernt und was könnte euch unser Land schon bieten, was für euch von Interesse ist. Es gibt weder wertvolle Bodenschätze noch andere Kostbarkeiten."

"Da bin ich anderer Meinung. Denn in meinen Augen ist euer lieblicher Anblick kostbarer als alles Gold in den Schatzkammern Roms, wenn ihr mir diese Bemerkung gestattet. Abgesehen davon, warum glaubt ihr wir wollen euer Land erobern oder euch gar versklaven?"

"Man entsendet schließlich nicht grundlos eine so große Armee in ein so abgelegenes Gebiet. Was könnte sonst der Grund für eure Anwesenheit sein?"

"Also gut. Um ehrlich zu sein, bin ich nur aus einem einzigen Grund hier. Nämlich um mit dem Volk der Amazonen ein Friedensabkommen zu schließen. Nur aus diesem Grund haben wir den weiten Weg auf uns genommen. Doch nun scheinen der Wunsch auf Frieden in weiter Ferne und ein Kampf auf Leben und Tod unausweichlich."

"Gebt ihr die Hoffnung nicht etwas zu schnell auf? Glaubt mir, wenn ich euch sage, auch mein Volk ist des Kampfes müde und sehnt sich nach nichts anderem als Frieden. Ich nehme an, das ist auch der Grund, weshalb ihr sie habt gehen lassen. Und womöglich auch der Grund, weshalb ich noch am Leben bin."

"Ihr seid wahrlich eine kluge Frau und genau diese Tatsache fasziniert mich so sehr an euch. Ihr habt nichts zu befürchten. Denn ich würde euch niemals wehtun. Darauf gebe ich euch mein Wort. Und wer weiß, vielleicht könntet ihr mir zumindest in dieser Hinsicht vertrauen."

"Sollte ich?"

"Bisher hattet ihr schließlich keinen Grund an meinen Worten zu zweifeln oder?"

Erneut trafen sich unsere Lippen und es war ein wahrlich unglaubliches, um nicht zu sagen wunderschönes Gefühl ihre weiche Haut zu spüren, sie zu riechen, sie zu schmecken.

"Ihr habt doch versprochen mir nichts zu tun."

"Das werde ich auch nicht, zumindest keine Dinge, die ihr nicht ebenso sehr wollt wie ich. Und so gern ich mich noch mit euch unterhalten möchte, so habe ich doch Pflichten, denen ich nachkommen muss."

"Sagt, habt ihr den Namen Jasmina schon einmal gehört?"

"Ja, das habe ich. Sie ist euch übrigens sehr ähnlich."

"Wo wollt ihr hin?"

"In die Höhle des Löwen. Ich möchte sehen, ob euer Volk den Frieden wirklich so sehr liebt, wie ihr sagt. Deswegen werde ich in euer Dorf aufbrechen und ihm einen Waffenstillstand vorschlagen. Und sollte ich lebend zurückkehren, können wir unsere Unterhaltung gern fortsetzen."

-Jasmina-

Durch lautes Geschrei und einem Gewirr aus verängstigten Stimmen geweckt, schlug ich die Augen auf. Maarja, die neben mir lag und noch immer zu schlafen schien, hatte mich so fest umklammert, dass ich sie wohl oder übel aufwecken musste. Durch sanfte Küsse auf ihren Hals und dem Knabbern an ihrem Ohrläppchen wurde sie nun ebenfalls wach. Strahlend sah sie mich an, sichtlich zufrieden und ausgeruht, bereit für neue Taten.

"Guten Morgen! Meine wilde Amazone von letzter Nacht hat wohl noch immer nicht genug."

Dabei deutete ich auf den feuchten Fleck zwischen ihren Schenkeln, bevor ich sanft darüber strich und anschließend jeden Finger einzeln genüsslich ableckte.

"Ihr aber auch nicht."

Sofort fiel sie über mich her, ergriff meine Hände und drückte sie auf den Boden. Sie kniete nun über mir, wartend auf eine Reaktion meinerseits.

"Ich gebe mich geschlagen. Mach mit mir, was immer du willst."

Natürlich ließ sie sich das nicht zweimal sagen und gab mir einen langen, heißen Kuss. Während wir uns küssten streichelte sie sanft meine Scham und walkte sie meine Brüste, deren empfindliche Warzen sich förmlich nach ihren Berührungen verzehrten. Doch auch ich wollte nicht untätig sein. So gingen meine Hände ebenfalls auf Entdeckungsreise bis sie ihr Ziel gefunden hatten. Mit der rechten Hand walkte ich sanft ihren Po und mit der linken massierte ich sanft ihre Perle. Schon nach wenigen Berührungen wurde ihr Atem hörbar schneller, wobei ihr Stöhnen durch einen weiteren Kuss verstummte und nun kaum mehr zu hören war. Vorsichtig intensivierte ich mein Spiel, wobei sie binnen weniger Augenblicke zum Orgasmus kam.

"Du bist wohl ziemlich stark erregt, so schnell wie du eben gekommen bist."

"Bei so einer Frau, wie ihr es seid, kein Wunder!"

Dann stieg sie von mir herunter und legte sich neben mich. Ohne ein Wort kniete ich mich nun über ihr Gesicht, wo sie sogleich begann mich mit ihrer flinken Zunge zu verwöhnen. Schnell kam ich dem Höhepunkt immer näher und schließlich war es auch bei mir soweit. Nach der Befriedigung unseres sexuellen Verlangens kuschelten wir noch ein wenig miteinander als plötzlich jemand das Zelt betrat.

"Jasmina, entschuldigt bitte mein Eindringen, aber es scheint als würden die römischen Soldaten einen Angriff auf unser Dorf vorbereiten!"

"Was!"

"Einige Frauen sahen sie unweit unseres Dorfes."

"Bereitet alles für die Verteidigung vor! Kampflos werden wir uns nicht ergeben!"

Maarja und ich machten uns sofort an die Aufgabe die Verteidigung unseres Dorfes zu koordinieren. Nach dem die Kinder und Verwundeten in Sicherheit gebracht und sämtliche Vorbereitungen getroffen waren, herrschte eine seltsame Stille. Niemand wagte es ein Wort zu sagen und selbst die Tiere des Waldes schienen den Atem anzuhalten. Kein Vogelzwitschern, kein Rascheln, kein Laut war zu hören. Vielleicht ein weiteres Zeichen dafür, dass unsere Zeit gekommen war.

In einer unüberwindlichen Mauer stellten wir uns am Rand unseres Dorfes auf und warteten angespannt auf den Angriff der römischen Soldaten. Zu unserer aller Überraschung bestand die angeblich so gewaltige Armee lediglich aus drei berittenen Soldaten. Einer von ihnen war Cassius höchst persönlich!

Sollte dies etwa ein Ablenkungsmanöver sein?

"Eine ganze Armee gegen drei unbewaffnete Männer? Ist eure Furcht vor uns denn wirklich so groß?"

"Spart euch euren Spott! Was wollt ihr von uns?"

"Ich wünsche mit eurer Königin zu sprechen. Denn ich habe ihr einen Vorschlag zu unterbreiten."

"Unsere Königin hat nicht die Absicht euch zu empfangen. Also müsst ihr wohl oder übel mit mir vorlieb nehmen. Allerdings wäre es ein leichtes euch zu töten. Warum also nicht die Gelegenheit nutzen, die sich uns bietet."

Langsam stieg er von seinem Pferd hinab und kam direkt auf mich zu. Erst als meine Kriegerinnen die Waffen auf ihn richteten blieb er stehen.

"Natürlich wäre es ein leichtes mich zu töten, aber glaubt mir eines, der Mann, der meinen Platz einnehmen wird, hat weit weniger gute Absichten mit eurem Volk."

Tief in meinem Innern fühlte ich, dass er die Wahrheit sagte. Schließlich haben wir es ihm zu verdanken, dass wir noch am Leben sind!

"Nehmt die Waffen runter. Vielleicht sollten wir uns zumindest anhören, was er zu sagen hat."

"Ich wusste, ihr würdet die richtige Entscheidung treffen."

"Kommt bitte zur Sache, bevor ich es mir anders überlege."

"Also gut. Zuerst möchte ich euch sagen, wie leid es mir tut, was mit euren Kriegerinnen geschehen ist. Glaubt mir, wenn ich sage, dass die Verantwortlichen ihre gerechte Strafe bekommen haben. Denn der eigentliche Grund, weshalb ich hier bin, ist euch einen Waffenstillstand und einen Friedensvertrag vorzuschlagen. Das glorreiche Rom hat weder Interesse an eurem Land, noch an einem Krieg mit eurem Volk. Doch leider bedrohen unser Reich Gefahren, deren Ursprung im fernen Asien, am Rande eures Reiches zu finden ist. Um diesen entgegen zu wirken beabsichtigen wir einen Präventivschlag auszuführen."

"Aber was hat das mit uns zu tun?"

"Das werde ich euch sagen. Um so schnell wie möglich in das Gebiet unserer Feinde vordringen zu können müssen meine Soldaten euer Reich durchqueren."

"Und der Vertrag soll euch garantieren, dass wir euch nicht angreifen?"

"So war es angedacht. Allerdings beinhaltet der Friedensvertrag eine Bedingung. Denn um die Grenzen unseres Reiches sichern zu können, müssen nach Beendigung des Konflikts mehrere Verteidigungsanlagen und Wachtürme errichtet werden."

Sofort wurde Rufe der Empörung laut. Hieß das denn nicht, die römischen Soldaten könnten jederzeit über uns herfallen!

"Von wie vielen Verteidigungsanlagen sprecht ihr?"

"Um einen sicheren Schutz gewährleisten zu können, mindestens zwei Festungen und zwölf Wachtürme."

"Das ist vollkommen unmöglich! Wer garantiert uns, dass ihr nach Errichtung dieser Anlagen nicht doch unser Volk angreifen werdet!"

"Ich! Als Abgesandter Julius Caesars und oberster Heerführer der römischen Armee gebe euch mein Wort, dass diese Anlagen niemals gegen euer Volk eingesetzt werden."

"Angenommen, ich würde euren Worten Glauben schenken und euer Angebot annehmen. Welchen Nutzen hätte mein Volk von dieser Vereinbarung?"

"Wir werden euch Waffen liefern. Schwerter, Bögen, Pfeile und Speere in bester Qualität. Oder aber andere Güter, wie feinstes Leinen oder andere erlesene Dinge."

"Und wenn wir uns weigern sollten?"

"Dann ist ein Krieg wohl unausweichlich. Glaubt mir, gegen die geballte Streitmacht des römischen Reiches habt ihr keine Chance."

"Gehen wir in mein Zelt, wo wir unsere Unterhaltung in Ruhe fortsetzen können. Maarja, ich möchte, dass du ebenfalls an unserer Unterredung teilnimmst. Alle anderen gehen bitte ihren Aufgaben nach."

Gemeinsam gingen wir in mein Zelt, um dort die Einzelheiten des Vertrages zu besprechen.

"Also Cassius, sagt mir die Wahrheit!"

"Ihr kennt die Wahrheit bereits. Entweder ihr nehmt das Angebot an oder es gibt ein Blutbad ohne gleichen."

"Das klingt mehr nach einer Drohung als nach einem Friedensangebot."

"Ich will offen zu euch sein. In Rom vertritt der Senat die Ansicht, dass es sinnvoller wäre euer Volk zu unterwerfen oder euch zu vernichten, sollte dies die einzige Möglichkeit sein, um unsere Grenzen zu sichern. Dabei sehen die Abgeordneten jedoch nicht, dass ein Bündnis zwischen unseren Völkern nur von gegenseitigem Vorteil sein kann! Nach endlosen Debatten konnte ich Caesar und sogar den Senat davon überzeugen eine friedliche Lösung zu finden. Obwohl ich zugeben muss, allein die Angst bei der Erwähnung eures Namens hat maßgebend dazu beigetragen. Sie fürchten euch und die wilden Geschichten, die sich um euer Volk ranken."

"Und was ist mit euch? Ist eure Furcht ebenso groß oder warum tut ihr das alles?"

"Die Angst ist mein ständiger Begleiter. Doch nach all den Jahren des Krieges und des Leids, die diese Auseinandersetzungen mit sich gebracht haben, gibt es nichts mehr, wovor ich mich fürchten würde. Ich habe so viele Feldzüge angeführt, soviel Elend und Leid mit ansehen müssen. Vielleicht bin ich einfach des Kampfes Müde geworden. Ich weiß es nicht. Doch um eure Frage zu beantworten, es ist der Respekt und die Ehrfurcht vor eurem Volk. Man könnte sogar sagen Bewunderung. Eure Stärke, euer Mut und euer Ruf sind legendär. All dies sind Eigenschaften, die man bei meinem Volk vergebens suchen würde."

"Also gut. Ich werde meinem Volk euren Vorschlag unterbreiten. Jedoch benötige ich dafür etwas Zeit."

"Einverstanden. Ich gebe euch sieben Tage Bedenkzeit. Danach komme ich wieder und erwarte eure Antwort. Während dieser Zeit werden wir uns von eurem Dorf fern halten und ich erwarte natürlich das gleiche von euch."

"Selbstverständlich werden auch wir uns an die Waffenruhe halten."

"Dann sind wir uns also einig. Lasst mich euch einen letzten, gut gemeinten Rat geben. Nehmt das Angebot an. Andernfalls wird die Sache böse enden. Und noch etwas. Wenn ich das nächste Mal zu euch komme, verlange ich mit eurer Königin zu sprechen. Denn irgendwie habe ich das seltsame Gefühl, das ihr etwas vor mir zu verbergen habt."

"Haben wir denn nicht alle unsere kleinen Geheimnisse."

Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.

"Ihr gefallt mir. Frauen eures Schlages findet man in Rom leider sehr selten.“

"Lasst mich euch ebenfalls einen guten Rat mit auf den Weg geben. Sollte mein Volk gegen euren Vorschlag sein, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ihr geht oder wir werden euch vernichten. Denn auch wenn ihr eintausend Soldaten unter euch habt, so ist mein Volk euch doch Zahlenmäßig überlegen."

"Mag sein. Aber wenn ich etwas in all den Jahren gelernt habe, dann dass man seinen Gegner niemals unterschätzen sollte. Maarja, Jasmina, auf ein baldiges Wiedersehen."

Als Cassius gegangen war sahen wir uns lange Zeit still schweigend an. Was sollten wir tun? Vor allem ohne unsere Königin! Dabei gab es nur eine Antwort auf diese Frage.

"Entsende umgehend Boten in die umliegenden Dörfer und von dort aus in sämtliche Stämme unseres Volkes! In spätestens zwei Tagen sollen sich ihre Anführer hier versammelt haben. Sagt ihnen, es geht um den Fortbestand oder den Untergang unseres Volkes!"

-Cassius-

Nun lag es an ihnen die richtige Entscheidung zu treffen. Mehr konnte ich nicht für sie tun.

Auf dem Rückweg zum Lager musste ich ständig an Zamira denken. Wer war diese beeindruckende Frau wirklich? Was war ihr Geheimnis, das sie um jeden Preis bewahren wollte!

"Verzeiht Herr, aber was geschieht als nächstes?"

"Wir warten. Sie haben sieben Tage Zeit über mein Angebot nachzudenken. Und während dieser Zeit verhalten wir uns ruhig."

"Und nach Ablauf der sieben Tage?"

"Ich weiß es nicht. Aber wenn wir am achten Tag noch am Leben sind, besteht vielleicht noch Hoffnung - für uns alle."

Nachdem ich Brutus über unsere Unterredung in Kenntnis gesetzt hatte, wandte ich mich wieder meinem Gast zu.

-Zamira-

Dank der Behandlung meiner Wunden ging es mir bereits viel besser. Der Leibarzt von Cassius bewies in der Tat, dass er sehr viele Kenntnisse auf seinem Gebiet besitzt und zudem sehr sorgsam mit seinen Patienten umzugehen weiß. Denn egal, was er tat, stets war er darauf bedacht mir nicht weh zu tun, sondern stattdessen die Lage so angenehm wie möglich zu gestalten.

"Darf ich euch eine Frage stellen?"

"Wenn ihr möchtet."

"Wie lange kennt ihr Cassius bereits. Was ist er für ein Mensch?"

"Cassius und ich kennen uns schon seit unserer Kindheit. Bereits in frühen Jahren war es sein größter Wunsch ein großer Feldherr zu werden. Er träumte davon ferne Länder zu entdecken und für das glorreiche Rom zu erobern. Auf das unserer Reich wachse und gedeihe, auf das man sich auch nach seinem Tod seiner Verdienste erinnert. Ich hingegen hegte schon immer den Wunsch Arzt zu werden. Ich wollte den Menschen helfen, sofern es in meiner Macht liegt. Und wie ihr seht, haben wir beide unsere Kindheitsträume verwirklichen können."

"Aber warum verhält sich Cassius so seltsam? Ein Mann wie er ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet."

"Cassius ist ein sehr ehrgeiziger, aber auch ebenso gefährlicher Mann. Glaubt mir, obwohl ich ihn bereits seit so vielen Jahren kenne, vermag ich es nicht seine wahren Absichten zu erraten. Er ist wie ein verschlossenes Buch. Vor allem seinen Mitmenschen gegenüber. Er vertraut niemandem."

"Nicht einmal euch? Als seinen Leibarzt?"

"Nicht einmal meiner Wenigkeit. Er hat den Glauben an die Menschen vor vielen Jahren verloren. Er vertraut niemandem außer sich selbst."

"Und wie steht er zu Caesar?"

"Caesar und er kennen sich bereits seit der Militärakademie. Sie wurden sehr schnell enge Freunde und auch Verbündete. Während Caesar zum Imperator ernannt wurde, hat er die Schlachten geschlagen, die das Römische Reich zu dem machten, was es heute ist. Ein wahres Imperium. Ob nun Europa, Asien oder Afrika. Das Reich ist einfach gigantisch. Cassius nahm an fast allen Schlachten teil, wodurch sein Ruf gerade zu legendär geworden ist. Innerhalb der Armee wird er als einer der größten Feldherren angesehen, die jemals im Dienste Roms gekämpft haben. So wurde er innerhalb weniger Jahre zum engsten Vertrauten Caesars, oberster Heerführer der römischen Armee und ein ranghohes Mitglied des römischen Senats. Wenn ihr mich fragt, besitzt Cassius mehr Einfluss und Macht als Caesar und der römische Senat zusammen.“

"Interessant."

"Wenn ihr euch aufrecht hinsetzen würdet. Es wird Zeit euren Verband zu wechseln."

Vorsichtig entfernte er die Bandagen bis ich nun mit nacktem Oberkörper vor ihm saß. Genau in diesem Augenblick betrat Cassius das Zelt. Die Tatsache, dass er mich mit nacktem Oberkörper sah, brachte ihn offensichtlich in Verlegenheit. Sofort drehte er sich um und wartete geduldig bis der Arzt seine Arbeit beendet hatte. Kaum zu glauben, dass ein Mann wie er, ein Mann seines Ranges, soviel Anstand besitzt.

Der Arzt verabschiedete sich und Cassius kam nun direkt auf mich zu.

"Wie geht es euch?"

"Dank der Behandlung eures Arztes schon viel besser."

"Das freut mich zu hören."

"Habt ihr mit ihnen gesprochen?"

"Ja, das habe ich. Für die nächsten sieben Tage haben wir uns auf einen Waffenstillstand geeinigt. In dieser Zeit hat euer Volk die Möglichkeit mein Angebot zu überdenken."

"Verstehe."

Langsam setzte er sich neben mir auf das Bett.

"Eure Königin. Was könnt ihr mir über sie berichten?"

"Sie ist eine starke, intelligente, um nicht zu sagen besondere Frau. Sie ist voller Güte und stets um das Wohl ihres Volkes bedacht. Sie ist das Sinnbild für Frieden und Gerechtigkeit: Für sie ist das Leben das kostbar. Sie steht für das Gute in uns allen."

"Das sind wirklich schöne Worte. Ich wünschte der römische Senat würde ebenso denken. Ihr bewundert sie wohl sehr?"

"Nun ja. Als Bewunderung würde ich es nicht bezeichnen. Doch ich glaube sie erfüllt ihre Aufgaben mit der Sorgfalt und Entschlossenheit, wie es das Volk von ihr erwartet."

"Sie ist bestimmt eine bemerkenswerte Frau. Zu schade, dass ich bisher nicht das Vergnügen, verzeiht, die Ehre hatte, sie persönlich kennen zu lernen."

Spielte er etwa mit mir? Wusste er womöglich, wer ich in Wahrheit bin? Wer weiß. Aber das Spiel beherrsche ich ebenso, wie er.

"Sagt, habt ihr eine Familie. Eine Frau, Kinder?"

"Es mag seltsam klingen, aber dafür fehlt mir leider die Zeit. Ich musste mich damals entscheiden. Entweder eine eigene Familie gründen oder aber in den Kampf ziehen für das göttliche Rom. Wie meine Entscheidung damals ausfiel, ist dabei wohl mehr als offensichtlich."

"Habt ihr es jemals bereut diese Entscheidung getroffen zu haben?"

"Manchmal denke ich in der Tat darüber nach. Vor allem die Liebe und Zuneigung zu einer Frau ist etwas, was ich in meinem Leben sehr vermisse. Habt ihr jemanden, der auch euch wartet, der euch liebt und der für euch da ist, wenn ihr ihn braucht?"

"Diesen Menschen gibt es. Und ich hoffe sie weiß, dass ich sie mehr liebe als alles andere, mehr als mein eigenes Leben."

"Hm. Die Liebe, ein Gefühl, welches mir vollkommen unbekannt ist. Beschreibt mir diese Empfindungen. Wie ist es jemanden zu lieben, wie fühlt man sich dabei oder anders gesagt, was?"

"Diese Empfindungen sind mit Worten nur schwer zu beschreiben. Es ist ein Gefühl der Freude und des Glücks. Man fühlt sich zu diesem einen Menschen hingezogen. Man ist glücklich, wenn er in der Nähe ist und traurig, ist er es nicht. Er gibt deinem Leben erst einen Sinn. Vielleicht könnte man auch sagen er ist das passende Gegenstück einer selbst. Anders ausgedrückt, wenn man einen Menschen so sehr mag, dass es schon beinahe weh tut, wenn das Herz in seiner Gegenwart wild zu pochen beginnt, wenn man sich danach sehnt ihn zu berühren und seinen Körper, seine Nähe zu spüren, dann ist es Liebe."

"Jasmina kann sich in der Tat glücklich schätzen."

"Wie kommt ihr darauf?"

"Nun, ich mag in Sachen Liebe keinerlei Erfahrung besitzen, aber dafür ist meine Menschenkenntnis umso besser. Und wie ich bereits sagte, ist sie euch sehr ähnlich."

-Jasmina-

Die Zeit verging wahrlich wie im Flug. Der inzwischen zwei Tage währende Waffenstillstand schien tatsächlich zu halten und bot uns gleichzeitig die Möglichkeit die Suche nach Zamira auszuweiten. Doch trotz aller Bemühungen fehlte weiterhin jede Spur. War ihr womöglich doch etwas zugestoßen? Nein! Das kann, das darf einfach nicht sein! In meinen Gedanken vertieft bemerkte ich gar nicht, wie Maarja das Zelt betrat.

"Jasmina? Es ist soweit."

"Gut. Sag` ihnen, ich komme gleich."

Müde, erschöpft und vollkommen fertig, vor allem jedoch voller Trauer über Zamiras Verschwinden, schlug ich die Hände vor meinen Kopf und fing an zu weinen. Maarja bemerkte dies natürlich. Langsam setzte sie sich hinter mir auf den Boden, legte behutsam ihre Arme um meinen Oberkörper und zog mich sanft an sich heran.


Ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich weinte und schluchzte, all die Wut, die Verzweifelung und die Angst bahnten sich nun einen Weg nach draußen. Aber anstatt mir Vorwürfe zu machen, hielt sie mich einfach nur fest. Ich fühlte mich so als würde ich in Zamiras Armen liegen und nicht in den ihren. Dabei war ich ihr wirklich sehr dankbar für ihre Hilfe.


Überhaupt war Maarja der einzige Mensch in meinem Leben, neben Zamira, dem ich voll und ganz vertraue, dem ich ohne zu zögern mein Leben anvertrauen würde. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte herrschte lange Zeit stilles Schweigen. Maarja strich mir während der ganzen Zeit sanft durchs Haar und für einen Augenblick glaubte ich tatsächlich Zamira säße hinter mir.

"Fühlt ihr euch etwas besser?"

"Ja. Danke Maarja."

"Wie lange habt ihr nicht mehr geschlafen?"

"Seit drei Tagen. Aber dafür bleibt keine Zeit. Es gibt wichtigere Dinge."

"Unser Volk braucht euch. Und vor allem braucht es eine Anführerin, die besonders in der jetzigen Situation bei klarem Verstand und in der Lage ist, die richtige Entscheidung zu treffen."

"Ich weiß. Aber ich fühle mich dem einfach nicht gewachsen."

"An so etwas dürft ihr nicht einmal denken! Unser Volk hat Angst, sehr große Angst. Es braucht jemanden zu dem es aufsehen kann, der ihm neuen Mut und vor allem Hoffnung gibt. Kurz gesagt, es braucht euch! Ihr wisst, ich werde immer hinter euch stehen und das Volk ebenso. Wenn ihr Zamiras Werk erhalten und bewahren wollt, müsst ihr handeln. Und zwar jetzt."

Erst in diesem Augenblick wurde mir bewusst, wie Recht sie damit hatte. Wenn unser Volk eine Zukunft haben soll müssen wir alle zusammen halten und gemeinsam eine Lösung finden.

"Seid ihr bereit?"

Ich nickte.

"So gefallt ihr mir schon besser. Also auf in den Kampf."

Nach einem Kuss begaben wir uns in ein großes, eigens für diesen Anlass errichtetes Zelt, in dem sich die Oberhäupter aller Stämme und Dörfer unseres Volkes versammelt hatten. Insgesamt waren es über dreißig Kriegerinnen, deren oberstes Ziel es nun war eine gemeinsame Lösung zu suchen und zu finden.


Wir setzten uns auf dem Boden, der mit Fellen und Decken ausgelegt war, und bildeten einen Kreis. Dieser symbolisiert den Zusammenhalt und die Stärke unseres Volkes. Und um diese Stärke zu vervollkommnen ist der Platz in der Mitte ausschließlich der vom Volk gewählten Königin vorbehalten. Sie ist die Verkörperung unserer Göttin, ihre Augen, ihre Ohren, ihr Herz. Bei allen wichtigen Entscheidungen muss sie dafür sorgen, dass das Gleichgewicht gewahrt bleibt. Das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, zwischen Recht und Unrecht.

Doch dieses Mal blieb er leer, was alle der Anwesenden mit großem Unmut feststellen mussten.

Nach einer kurzen Begrüßung erläuterte ich ihnen die Einzelheiten des Friedensvertrages. Wobei vor allem die Befestigungsanlagen auf großen Widerstand stießen. Dabei kam es zu heftigen Diskussionen, um nicht zu sagen Streitereien, so dass man am Ende sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Maarjas Versuche, die Streitigkeiten zu schlichten, blieben dabei ohne Erfolg.

Währenddessen saß ich einfach nur da, schwieg, überlegte. Nie war es mir in den Sinn gekommen, wie schwierig und kompliziert die Diplomatie doch ist. Als der Streit zu eskalieren drohte unterbrach ich die entbrannte Diskussion.

"Ruhe! Ich glaube einigen von euch ist der Ernst der Lage nicht voll und ganz bewusst. Denn wenn dem so wäre, würdet ihr euch nicht gegenseitig angreifen!"

"Aber diese Forderung ist unerhört! Wie können wir sicher sein, dass sie nicht doch über uns her fallen, wenn wir es am wenigsten erwarten! Wer kann uns garantieren, dass sie sich an den Friedensvertrag halten werden!"

"Niemand."

"Also, worauf warten wir dann noch! Kommen wir ihnen zuvor und greifen sie an!"

"Nein! Ich habe den Römern mein Wort gegeben."

"So etwas will unsere Anführerin sein? Ihr seid eine Schande! Wenn Zamira hier wäre, dann..."

"Dann, was? Glaubt ihr etwa mir gefällt es hier vor euch zu stehen! Zamira ist verschwunden und vielleicht ist sie gar im Kampf gefallen. Aber sie hat nun einmal mir die Aufgabe übertragen unser Volk zu führen. Ob euch das nun gefällt oder nicht! Wir können unser Gespräch auch auf der Stelle beenden und ein jeder von uns kehrt zu seinem Stamm zurück. Dort warten wir dann alle auf den Angriff der römischen Legionen und sehen zu, wie unsere Kinder, unsere Liebsten, Angehörige und Freunde einer nach dem anderen getötet werden. Bis am Ende niemand mehr übrig ist. Das Volk der Amazonen würde ausgelöscht und damit die Erinnerungen der Menschen an uns. Wenn dies euer Wunsch ist, dann geht."

Mit diesen Worten verließ ich das Zelt. Möglicherweise kommen sie auf diesem Wege zur Vernunft. Und tatsächlich. Kurze Zeit später kam eine von ihnen auf mich zu und bat mich sie in das Zelt zu begleiten.

"Eure Worte haben uns nachdenklich gestimmt und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine friedliche Lösung der einzig richtige Weg ist. Zudem erkennen wir euch als Zamiras legitime Vertreterin an und werden euch folgen, wenn ihr es befiehlt."

Im weiteren Verlauf besprachen wir ausführlich, wie wir uns verhalten und auf das Angebot reagieren sollen. Dabei vergingen Stunden über Stunden bis endlich alle Details geklärt waren. Erst spät in der Nacht gingen unsere Beratungen zu Ende. Dabei konnten wir in der Tat zufrieden und vor allem stolz sein. Denn trotz aller Meinungsverschiedenheiten wurde der Vertrag von allen befürwortet. Wobei ich mir stets die Frage stellte, wie ich dieses Wunder vollbringen konnte.

Vollkommen erschöpft begab ich mich in mein Zelt und ging jeden Punkt noch einmal durch. Plötzlich spürte ich einen warmen, sehr sanften, Lufthauch an meinem Hals, bevor sich zwei sehr weiche, sanfte Lippen ihren Weg über meine Haut bahnten. Sanft knabberten sie an meinen Ohrläppchen, bevor sie schließlich mit den meinen verschmolzen.

"Uhh. Das ist so schön."

"Ich kann dir noch viel mehr dieser schönen Gefühle bescheren."

Wieder lagen wir vollkommen nackt auf dem Bärenfell und gaben uns unserem Verlangen hin. Seltsamerweise bekam ich dabei kein schlechtes Gewissen gegenüber Zamira. Aber vermutlich liegt das an der Art und Weise unseres Volkes. Denn auch wenn wir eine feste Bindung eingegangen sind, so hat doch jede von uns das Recht ihre Lust und ihr sexuelles Verlangen mit anderen Frauen unseres Volkes zu befriedigen. Vielleicht ist das ein weiterer Grund dafür, weshalb die Bindungen zwischen uns so stark sind.

"Warum tust du das alles für mich?"

"Ist das denn nicht offensichtlich, Jasmina."

"Danke für deine Freundschaft. Du ahnst nicht, wie viel sie, nein, wie viel du mir bedeutest.“

Wieder folgte ein langer, nicht enden wollender Kuss. Dann stand sie auf und verließ das Zelt, um dann mit einem Krug Wasser in der Hand zurück zu kehren.

"Bitte, trinkt das."

"Was ist das?"

"Nichts. Es ist nur Wasser. Vertraut mir."

So tat ich ihr den Gefallen und spürte wenige Augenblicke danach, wie mich die Müdigkeit übermannte.

"Was hast du getan?"

"Verzeiht mir Jasmina, Aber ich musste es tun. Keine Sorge, es ist nur ein harmloses Schlafmittel, dass ich euch ins Wasser gemischt habe. Aber es ist wichtig, dass ihr wieder zu Kräften kommt."

Dann schlief ich ein.

-Cassius-

Die Tage vergingen und die Zeit wurde immer enger.

"Wie ist die Lage, Brutus?"

"Die Waffenruhe wird von allen Soldaten eingehalten und auch sonst gibt es keine besonderen Vorkommnisse. Was jedoch diese Amazone anbelangt, nun ja, es geht das Gerücht um, ihr würdet sie entgegen dem Waffenstillstand foltern und misshandeln. Einige glauben ihr wollt auf diese Art mehr über ihr Volk in Erfahrung bringen."

"Gerüchte wird es immer geben. Viel wichtiger ist, wann unsere Truppen hier eintreffen werden."

"Unserem Kurier Zufolge in ein bis zwei Tagen. Caesar hat weit über zehntausend Mann als Verstärkung gesandt. So, wie ihr es gewünscht hattet."

"Hm. Das wird eng. Aber wenn alles gut geht, werden wir sie nicht brauchen."

"Ich wünschte ich könnte eure Zuversicht teilen."

"Nur Mut. Die Amazonen wollen den Frieden ebenso wie wir. Glaubt mir."

...

-Jasmina-

Es war bereits später Nachmittag als ich meine Augen aufschlug. Ich drehte mich um, aber von Maarja fehlte jede Spur. Ich versuchte aufzustehen, doch sofort spürte ich einen heftigen Schmerz, als würde mein Kopf jeden Augenblick zerspringen, so dass mir keine andere Wahl blieb als mich wieder zu setzen. Offenbar war dieses Schlafmittel nicht ohne Nebenwirkungen.

Dann betrat Maarja das Zelt. Den Blick auf den Boden gerichtet, wagte sie es nicht mir direkt in die Augen zu schauen. Ich bat sie sich neben mich zu setzen, um mit ihr darüber zu reden. Vorsichtig nahm ich ihre Hand, versuchte sie zu beruhigen. Doch leider erreichte ich dadurch genau das Gegenteil.

"Verzeiht mir Jasmina. Bitte. Aber ich habe es nur getan, weil ich dachte es wäre das einzig richtige. Natürlich werde ich jede Strafe akzeptieren, die ihr mir auf Grund meiner Tat auferlegt."

"Warum sollte ich dich bestrafen. Du hast doch nichts getan, was dies rechtfertigen würde oder weshalb ich dir böse sein könnte."

"Aber..."

"Nichts aber. Du hattest Recht mit dem, was du sagtest. Und dank dir fühle ich mich wieder kräftig genug, die mir auferlegten Aufgaben zu bewältigen."

Zum Zeichen dafür, wie ernst ich es meinte, gab ich ihr einen Kuss ihre sinnlichen Lippen und umarmte sie fest.

"Sag` mal, kennst du vielleicht ein Mittel gegen Kopfschmerzen?"

"Vielleicht. Aber dafür müsste ich euch ein Getränk mit verschiedenen Kräutern zubereiten und ich weiß nicht, ob ihr dieses dann zu euch nehmen würdet."

"Hm. Da ist in der Tat etwas dran. Ich schätze die Schmerzen gehen aus so wieder vorüber."

Beide mussten wir herzhaft lachen. Doch nun wurde es Zeit sich wieder den wichtigen Dingen zu widmen.

"Wurde alles vorbereitet?"

"Ja. Die Vorbereitungen für die Zeremonie des reinigenden Feuers sind bereits abgeschlossen."

"Gut. Ich hoffe, dies wird die erste und letzte Zeremonie sein, die ich leiten muss."

Am späten Abend, als die Sonne am Horizont untergegangen war und der Mond hoch am Nachthimmel stand, hatten sich das ganze Dorf, sämtliche Angehörige und Freude der gefallenen Kriegerinnen versammelt. Sie alle wollten der letzten Reise der dreißig tapferen Frauen beiwohnen, die im Kampf mit den römischen Soldaten ihr Leben ließen.

Dazu wurden außerhalb des Dorfes dreißig Scheiterhaufen errichtet, einer für jede Kriegerin. In der Mitte waren ihre Körper aufgebart, allesamt in feinste Stoffe gekleidet. Zuvor hatte man ihre Wunden mit heilenden Kräutern behandelt und ihre Körper bei einem speziellen Ritual gereinigt. Auf diesem Weg sollten ihre Wunden heilen auf das sie im Jenseits ein neues, gesundes Leben führen konnten. Denn unser Volk ist der festen Überzeugung, dass der Tod erst der Anfang unserer Reise ist. Einer Reise ins Ungewisse. Die Geburt, das Leben und der Tod sind nur einige wenige Abschnitte auf dem langen Weg, wobei niemand sagen kann, wo er uns hin führen oder aber enden wird.

Dennoch war es wahrlich kein Anlass zur Freude. Auch wenn wir uns im Jenseits wieder sehen werden, so ist es doch für uns alle ein schwerer Verlust. Aber das traurige daran ist, dass viele von ihnen nicht nur tapfere Kriegerinnen, sondern in erster Linie fürsorgliche Mütter waren! Sie alle hinterlassen Töchter im Alter von fünf bis zehn Jahren, die nun am eigenen Leib erfahren mussten, was es heißt einen geliebten Menschen zu verlieren. So wie ich einst, vor vielen Jahren. Doch statt zu trauern, zu weinen, ihre wahren Gefühle und den schmerzlichen Verlust zu bezeugen, blieben sie stark und vor allem tapfer. Nicht dass es gegen unsere Regeln, Sitten oder unseren Glauben verstoßen würde zeigten sie offen ihre Gefühle und Empfindungen. Im Gegenteil. Aber auf diese Weise wollten sie ihren Müttern zeigen, wie stolz sie auf sie sind und das sie auf ewig in ihren Herzen weiterleben werden.

Durch das Verschwinden unserer Königin war es nun an mir die Zeremonie des reinigenden Feuers zu leiten. Wahrlich keine leichte und schon gar nicht angenehme Aufgabe. Nicht zuletzt aus dem Grund, dass viele von ihnen zu meinen besten und engsten Freundinnen gehörten.

"Amazonen! Wir haben uns heute Nacht, hier, an diesem Ort versammelt, um Abschied zu nehmen. Abschied von unseren Kindern, Müttern, Freunden - Abschied von den Menschen, die uns allen soviel bedeuten. Es ist für uns alle ein schwieriger Moment. Aber unser Glauben an die alles überragende Göttin bestärkt uns darin, niemals die Hoffnung aufzugeben. Mit Gaia beginnt der Weg alles Irdischen. Mit ihr endet er auch wieder. Lasst uns ihrer Gedenken, ihrem Leben, ihrem Sein. Gedenken wir ihren Taten, der Aufopferung für ihr Volk, ihrem Tod. Denn eines müssen wir uns immer vor Augen halten, sie sind im Kampf gefallen. In einem Kampf zum Schutz unseres Volkes. Ihr Tod ist ehrenhaft und keinesfalls vergebens. Er hat einen Sinn, auch wenn uns dies vielleicht anders erscheinen mag. Möge Gaia sie führen, führen auf dem Weg in die andere Welt. Möge Gaia sie beschützen und vor den Gefahren bewahren, die auf dem Weg lauern, der vor ihnen liegt. Auf das ihr Gewissen rein und frei aller Sorgen, mögen ihre Seelen von allem Übel befreit und ihnen ein glückliches Leben zu Teil werden. Bis wir uns eines Tages wieder sehen, um dann endlich wieder vereint zu sein."

Mit einer Fackel wurden nun die Scheiterhaufen entzündet. Dabei blieb diese Geste ausschließlich den engsten Angehörigen vorbehalten. Vorwiegend den Töchtern, wie auch in diesem Fall. Auch mir wurde diese Aufgabe zu Teil. Calista, meine beste Freundin, hatte niemanden außer mir. Auch ihre Mutter starb im Alter von sechs Jahren - genau wie die meine. Wir teilten also das gleiche Schicksal und vielleicht war dies der Grund, warum wir beide so enge Freundinnen wurden. Wir taten alles zusammen und waren immer für einander da. In der letzten Schlacht hatte sie mir das Leben gerettet und dafür mit ihrem Leben bezahlen müssen. Ohne zu zögern stellte sie sich zwischen den Soldaten und mich, bevor sich sein Schwert in ihren Leib bohrte und sie vor meinen Augen zusammen brach. Ich ergriff das Schwert, das neben mir auf den Boden lag und stach es dem Römer mitten ins Herz. Dieser brach auf der Stelle zusammen, bevor er seinen letzten Atem aushauchte.


Neben Calista kniend, den Kopf sanft streichelnd, musste ich mit ansehen, wie sie ihre Augen schloss, wie meine beste Freundin von mir gegangen war - für immer! Mit Tränen in den Augen ergriff ich ihr Schwert und stürzte mich auf unsere Gegner. Jeder der mir in die Quere kam, wurde erbarmungslos angeschlachtet. Meine Wut und mein Hass kannten keine Grenzen. Erst als Cassius den Kampf beendete wurde mir bewusst, was ich getan hatte.

Und nun stehe ich hier, um Abschied zu nehmen. In der Hand hielt ich jene Kette, die sie mir vor langer Zeit als Zeichen unserer Freundschaft geschenkt hatte. Auf den ersten Blick nichts besonderes, für mich war sie jedoch wertvoller als man sich vorzustellen vermag.


Langsam beugte ich mich über sie, legte die Kette auf ihre Brust und gab ihr einen letzten Kuss. Mit Tränen in den Augen griff ich die Fackel und tat, was ich tun musste.

"Leb` wohl Calista. Ich werde dich niemals vergessen. Möge Gaia dich beschützen und immer für dich da sein. So, wie wir immer einander beschützt haben und immer für einander da waren. Vergiss mich bitte nicht und denke immer daran, dass ich dich liebe."

Nach einander wurden die Feuer entzündet und ein großer Kreis um diese gebildet. Wir würden nun über sie wachen, für sie beten. Solange bis die Feuer niedergebrannt und ihre Seelen eins werden mit Gaia.

-Zamira-

Weitere Tage vergingen und noch immer befand ich mich in der Gefangenschaft der Römer. Dabei stellte ich mir immer öfter die Frage, wie es denn nun weitergehen würde. Cassius wich jeder meiner Fragen geschickt aus, so dass ich weiterhin mit der Ungewissheit vorlieb nehmen musste. Vielleicht sollte ich versuchen zu fliehen. Aber ohne Waffen und ohne Pferd würde ich vermutlich nicht sehr weit kommen. Ob es Jasmina wohl gut geht?

Plötzlich hörte ich laute Stimmen. Es schien als sei das gesamte römische Heer in hellem Aufruhr. Ich beschloss dem nachzugehen, doch die Soldaten, die draußen vor dem Zelt wache hielten, hinderten mich daran.

Cassius stand unweit vom Zelt entfernt und bemerkte die Szene. Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete er den Soldaten die Waffen zu senken und mich durchzulassen. So ging ich direkt auf ihn zu, ohne dass mich einer der anderen Soldaten behelligte. Direkt neben ihm blieb ich stehen. Sein Blick war in die dunkle Nacht gerichtet als würde er etwas oder jemanden beobachten. Als ich ebenfalls in seine Richtung sah, wurde mir schlagartig bewusst, was die Ursache für diese Aufregung war. Denn aus der Ferne waren dutzende Feuer zu sehen, die die Nacht in ein rötliches Licht tauchten.

"Was hat dies zu bedeuten, Zamira?"

"Das ist eine Toten-Zeremonie. Die im Kampf gefallenen Kriegerinnen werden verbrannt, auf das ihre Körper und ihre Seelen eins werden mit Gaia, der Schöpferin und Beschützerin allen Lebens."

"Erzählt mir mehr darüber. Wer oder was ist diese Gaia?"

"Gaia ist unsere Göttin. Ihr Verdanken wir die Schöpfung allen Lebens. Gaia ist die Natur, die Tiere, der Boden, auf dem wir stehen, Gaia ist all gegenwärtig. Sie symbolisiert die Verbundenheit unseres Volkes mit der Natur."

"Und welche Bedeutung spielt sie bei dieser Zeremonie?"

"Wir glauben Gaia schenkt uns das Leben und sie nimmt es auch wieder, wenn unsere Zeit gekommen ist. Während der Zeremonie reinigt das Feuer, eine weitere Erscheinungsform unserer Göttin, die Seelen der Kriegerinnen. Es befreit sie von den Sorgen, Problemen, Erlebnissen und Erinnerungen ihres Lebens, das hinter ihnen liegt. Außerdem reinigt es ihr Gewissen. A

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Kommentare


mondstern70
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 10.03.2007:
»Hi,
eine nette Idee Historik und Legende einmal zu verknüpfen. Stellenweise doch sehr gut geschrieben. :-)

Was man an historischen Fakten schreiben soll oder nicht, ist sicherlich schwer. Einiges jedoch passte nicht. Ein Soldat der auf Wache einschlief wurde nicht "nur" schwer bestraft, er wurde hingerichtet! Befehlsverweigerung, oder auch nur nachzufragen durften sich nur sehr hohe Offiziere leisten, und auch nur mit gehörigem Fingerspitzengefühl. Das war bekannt.
Das Casius mit einem von dir so hohen Rang bekleidet lediglich mit 1000 Mann aufbrach ... :-)

"Perspektivenwechsel" Ich kam klar, und fand die Idee sogar gut. Allerdings geht durch deinen Stil (Die Dialoge durch eine Leerzeile zu "trennen") der gewollte Effekt des Heraushebens des Erzähler etwas unter. Apropos Dialoge - hier fehlen mir die Beschreibungen der Gesten.

LG Mondstern

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YOGY
dabei seit: Apr '05
Kommentare: 14
schrieb am 10.03.2007:
»Sie is wunderschön geschrieben!! Du hast eine überaus gekonnte Ausdrucksweise. Ich liebe die Römische Geschichte. Leider hat man ständig das Gefühl, Du hast zwischen den einzelnen Absätzen jeweils verbindende Sätze herausgestrichen. Ich bin auch nur ein 'Ungelernter (Möchtegern-) Hobby-Romanschreiber'. Aber, mir hätte es besser gefallen, wenn alles aus der Sicht einer Person, der Calixta, erzählt würde. Das is irgendwie etwas verwirrend. Und da würden doch noch so herrliche Erotikszenen dazwischen passen. gerade auch Frauen lesen die, genau so geschrieben, wie Du das machst, sehr, sehr gerne. Großartig, einfach schön, aber warum denn so viele Perspektivwechsel, wie die Fachleute im Begleittext sagen?
Erotik ist deshalb leider nur 1x8 und 2x9. Ansonsten wären es von mir 3x10 gewesen. :-))))
Ich teile Deine Begeisterung für das alte Rom, weil wirklich alles vom Rom der Cäsaren kommt (sagen zumindest die Römer :-)) ). ich hab auf meinem Schmierzettel das Stichwort 'Das Matriarchat' notiert. Das gab es doch am Schwarzen Meer. Wär vielleicht auch eine solch schöne Geschichte wert. Ich bin dazu bis jetzt ratlos, das muss eine Frau schreiben, so wie hier. Noch mal: Alle Achtung!
LG Yogy (bzw. Franz)

P.S. 14.3.: Neben dem 'Matriarchat' wären sicher auch Boudicca, Anführerin der Icener (Britannien), die im Aufstand gegen die römische Besatzung im Jahre 61 n. Chr., sowie Cartismandua, Königin der Briganten, die 77 n. Chr. von Agricola besiegt wurde, als herausragende Personen von ähnlich (n.m.M) schönen (Erotischen) Geschichten mit denkbar. [Quellen: Siehe u.a. Wiki... unter 'Kelten'!]

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zerozero
dabei seit: Okt '04
Kommentare: 84
zerozero
schrieb am 13.03.2007:
»Wir sollten bei der Geschichte nicht über das Historische reden, sondern der Autorin zu ihrer ausgefallenen, vielseitigen und tiefgründigen Fantasie gratulieren.
Beschäftigt man sich professionell mit Rom und der Antike muss man schon schwer schlucken. Sehr schwer.«

oberleser
dabei seit: Jul '01
Kommentare: 13
schrieb am 23.07.2008:
»sehr schöne Geschichte mit viel Gefühl und Liebe für das Detail, gut recherchiert (die fehlende Härte in den Strafen fällt eindeutig unter dichteriche Freiheit ;-) ), ich wurde schön in die erzählung einghüllt. Der Wechsel der Perspektiven ist für mich interessant und auf keinen Fall störend. Die tiefsinnige zwischenmenschliche Note gibt der Geschichte eine viel größere Erotik als die aneinanderreihung von Sexualakten es jeh gekonnt hätte. Spitze!«



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