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Kommentare: 12 | Lesungen: 6409 | Bewertung: 8.93 | Kategorie: Sex Stories | veröffentlicht: 21.01.2009

Das Ewa Projekt

von

© by n8aktief (2008)

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Kapitel 1: Ontario / Kanada

*

Wann immer die alte Frau den Kopf neigt und aus dem Fenster schaut, sieht sie dieses kleine Wunder. Nicht, dass sie an Wunder glauben würde. Das hat sie nie getan. Als Naturwissenschaftlerin, Ex-Marine und Ex-Agentin hat sie mit dem Übernatürlichen nichts zu schaffen. Für die alte Frau zählt immer nur das Greifbare, das Erklärbare. Aber jetzt, mit 92 Jahren, durch einen Schlaganfall vom Hals an halbseitig gelähmt, kommen ihr die ersten Zweifel. Vielleicht ...

Im Nordwesten der kanadischen Provinz Ontario, umgeben von dichten Wäldern, liegt das wohl am besten bewachte Seniorenheim der Welt. Oberirdisch zeigt es sich als schmuckloser Betonquader. Die Gäste, niemand wird hier als Patient bezeichnet, genießen den Blick aus dem dritten Stock. Jedem Gast steht ein Team aus Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern zur Seite.

Vor dem Zimmer der alten Dame steht ein Ahorn. Ein mächtiger Baum. Einer, der viel erzählen könnte. An der Spitze eines Astes ein einsames Blatt. Nicht braun, nicht verwelkt, trotzt es der eiskalten Jahreszeit in frischem Grün. Eine Laune der Natur? Oder vielleicht doch ein Wunder? Die alte Dame weiß es nicht. Ein schwerer Hustenanfall schüttelt ihren Körper, während draußen der Eiswind am letzten, dem Baum verbliebenen Blatt, zerrt.

Es gibt nicht viele Menschen, die über das wahre Ausmaß der Anlage informiert sind. Neben den Aufzügen für die drei Obergeschosse, gibt es separate Aufzüge. Sie führen bis tief in die Eingeweide des Komplexes hinab. Farblich voneinander getrennt fünf Zonen: A1, A2, A3 bis A10. B1, B2, B3 bis B10. ... Nur das E steht ohne zusätzliche Zahlen da. Hinter vorgehaltener Hand hört man es manchmal tuscheln:


"Kennst du einen, der schon mal auf E gedrückt hat?" Aber niemand kennt so einen Menschen, oder hat gar einen dabei beobachtet.

Langsam taucht die Sonne am Horizont auf. Wirft ihre Strahlen gegen die Fenster, die sich automatisch verdunkeln. Die alte Frau hat schlecht geschlafen. Immer wieder ist sie aufgewacht, von Krämpfen geschüttelt. Eine Schwester hat an ihrer Seite gewacht und ihre Hand gehalten. Der erste Blick der alten Dame gilt dem letzten verbliebenen Blatt. Wild um die eigene Achse flatternd, trotzt es dem eiskalten Wind. 'Sei stark', fleht die Liegende stumm. 'Dann kann auch ich stark sein.'

Das Schneemobil frisst sich mit seinen Ketten mühelos durch die vom Wind aufgeworfenen Verwehungen. Ein Spezialfahrzeug, konstruiert für extreme Bedingungen. Der Fahrer kontrolliert die Klimaanlage für den hinteren Bereich. Normalerweise ist ihm der ziemlich egal. Die heutige Fracht aber will gut behütet sein. Acht Menschen, sechs Männer und zwei Frauen. Wissenschaftler, so vermutet der Fahrer. Arrogantes Pack, wie er weiß. Grimmig steuert er auf eine Gruppe armdicker Bäume zu. Das Rumpeln des Kettenfahrzeuges und die entsetzten Aufschreie der Zicken befriedigen ihn für einen kurzen Augenblick.


"Hoffentlich nicht schon wieder ein falscher Alarm", quetscht einer der Männer hervor.


"Die Alte ist zäh. Verdammt zäh", antwortet ein anderer.

Mittagszeit. Der Pfleger, ein dunkelhäutiger Hüne von gut und gerne zwei Meter Größe, breit wie ein Kleiderschrank, schiebt ein Wägelchen vor sich her. Ein Rad kreiselt quietschend um sich selbst. Er zieht Blicke auf sich. Die alte Dame hasst den Brei, der ihr den Mund verklebt und sie zu Hustenanfällen nötigt. Aber noch mehr hasst sie es, wenn das Essen durch die Nadel kommt. Bevor sie den Mund öffnet, schaut sie noch einmal zum Fenster hinaus. Der grüne Flecken beruhigt sie.

Kein Mensch beobachtet, wie die acht Frauen und Männer in den Aufzug steigen. Und niemand sieht, wie ihr Anführer eine Chipkarte in den Schlitz des Lesegerätes schiebt, einen Moment verharrt und dann die Taste mit dem eingravierten E drückt. Gemeinsam ziehen sie sich in einem schmucklosen Raum aus. Hier gibt es nichts Privates. Nichts Intimes ist ihnen aneinander fremd. Dafür arbeiten sie schon zu lange miteinander. Nach mehreren Dekontaminationsschleusen steigen sie in ihre papierenen Overalls. Diesmal ist es kein falscher Alarm, das spüren sie.

Der Pfleger taucht den Löffel in den grünen Brei. Die Liegende öffnet ihre Lippen. Aus dem Augenwinkel heraus sieht sie wie das Blatt losreißt. Einem Surfer gleich reitet es im Wind. Schlägt Purzelbäume, dreht sich um die eigene Achse, verharrt für den Bruchteil einer Sekunde, bevor es eine neue Welle findet und aus ihrem Blickfeld verschwindet. Die alte Dame seufzt. Schließt die Augen. Frieden liegt auf ihrem Gesicht.


Der Arzt nickt. Der Pfleger zieht die Bettdecke über den Kopf der Greisin. Währenddessen greift der Arzt in die Tasche seines Kittels und holt einen kleinen Karton hervor. Am spitzen Ende ist ein Bindfaden befestigt.


"Rufen Sie unten an. Aber schnell. Jetzt geht es um jede Minute."


Der Pfleger nickt und hastet hinaus.

Vier Minuten später befindet sich das Bett mit der alten Dame im Fahrstuhl. Der Mann drückt auf E. In der Hektik ist das Betttuch verrutscht. Am Fuß der Liegenden baumelt ein kleiner Zettel. Vivian Holland, geb. 12. Januar 1952, gest. 11. Januar 2042, 12 Uhr 31. Die Tinte schimmert noch ein wenig feucht.

*

Rückblick

Frankfurt Airport. 2010. Im Minutentakt landen die Maschinen mit den wichtigsten Köpfen der Welt. Politiker, Generäle, Wissenschaftler. Gepanzerte Limousinen fahren vor. Sofort bildet sich ein Kokon von Elitesoldaten um sie herum. Dunkle Schatten verschwinden hastig hinter schnell zugeschlagenen Autotüren. Dann rast der Konvoi quer übers gesperrte Rollfeld und verschwindet in einem leeren Hangar am Rand des Flughafens. Wie auf einer Wendeltreppe schrauben sich die Limousinen in die Tiefe, bis sie in einer mit edlen Hölzern getäfelten Tiefgarage anhalten. Diesmal fehlt der Pulk der Beschützer. Gut fünfzig Meter unter der Oberfläche fühlen sich die Staatsvertreter in Sicherheit. Sie werden in ihre Quartiere geleitet, wo sie sich frisch machen. Die Zeit drängt. Das Pensum, das vor ihnen liegt ist enorm. Noch am Abend werden sie von der deutschen Bundeskanzlerin empfangen. Dies ist die Geburtsstunde der PO. Der PoliceOne.

Während die Politik die ultimative Antwort auf Terrorismus, Kriminalität und Korruption gebiert, gibt Wolfgang, kopfüber seinen ersten Schrei von sich. Wenig später, gebadet und in ein flauschiges Tuch gehüllt, wird er auf den Bauch seiner Mutter gelegt. Goldig sieht er aus. Krauses Blondhaar, rote Bäckchen. Seine großen Augen rollen neugierig hin und her. Ein Lächeln umschmeichelt seine vollen Lippen. Maria Sawatzky spürt es überdeutlich. Ihr Sohn wird einmal etwas ganz Besonderes werden.

*

Das Jahr 2045 beschert der Provinz Ontario einen Sommer, wie es ihn noch nie gegeben hat. Der Klimawandel, zu Anfang des Jahrhunderts noch immer belächelt, hat mit aller Macht zugeschlagen. Extreme Wetterlagen sind an der Tagesordnung. Das globale Klima ist endgültig aus den Fugen geraten.

Wolfgang Sawatzky ist der einzige Passagier an Bord des Kampfjets neuester Generation. Dem Fliegen sonst sehr angetan – in einem seiner wenigen Urlaube hat er aus einer Laune heraus selbst den kleinen Flugschein gemacht – lenken ihn heute seine Gedanken von der Schönheit der Landschaft ab. Es ist keine vierundzwanzig Stunden her, da wurde er zur Forschungsabteilung der PO zitiert. Und zitiert werden hat immer einen faden Beigeschmack. Das weiß Wolfgang aus Erfahrung.

Man empfängt Wolfgang formlos. Ein junger Mann in der schlichten Uniform der PO, ohne Rangabzeichen, ohne Lametta, führt Wolfgang in einen fensterlosen Raum. Seine Iris wird gescannt, ebenso beide Handflächen. Ein DNA-Sequenzer braucht für das Ergebnis keine zwei Minuten. Im Fahrstuhl drückt der junge Mann die Taste A7.

Der Mann, Wolfgang schätzt ihn auf Ende Sechzig, trägt schwarze Jeans und einen schwarzen Pullover. Seine Haare schimmern silbern, das Gestell seiner Brille leuchtet in knalligem Rot. Sein Händedruck ist fest, sein Blick offen. Auch er trägt keine Rangabzeichen, aber seine Körperhaltung verrät Wolfgang einiges.

"Schön, dass Sie kommen konnten."


"Hatte ich denn eine Wahl?"


"Hat man nicht immer eine Wahl?"


"Meiner Erfahrung nach: Nein."


Der Ältere lacht. "Sagen Sie Karl zu mir." Wolfgang zieht eine Augenbraue hoch, was Karl nicht entgeht. "Zweihundert Meter unter der Oberfläche sind Hierarchien nicht mehr wirklich wichtig."


"Natürlich."


"Darf ich Ihnen etwas anbieten?", fragt Karl und zeigt auf einen Beistelltisch, auf dem mehrere Flaschen stehen.


"Ein Wasser. Bitte."


Karl wartet bis Wolfgang einen Schluck genommen hat, dann sieht er sein Gegenüber mit undefinierbarem Blick an.


"Wissen Sie, warum man sie hergebeten hat?"


"Nein. In dem Schreiben stand nichts darüber. Und bis jetzt hat niemand mit mir geredet."


"Das ist gut so", nickt Karl bedächtig. Sein Blick ruht eine Weile auf Wolfgang. "Wir haben Sie für ein ganz spezielles Projekt ausgesucht. Sie erfüllen alle Voraussetzungen dafür."


Wolfgang ist klug genug nichts darauf zu antworten.


"Sie wurden uns von ihren Vorgesetzen wärmstens empfohlen", fährt Karl unbeeindruckt fort. "Ich habe gehört, Sie beherrschen die meisten Kampfsportarten?" Die Frage hängt für eine Sekunde in der Luft.


Wolfgang nickt bedächtig. Noch immer ist ihm nicht klar, was man von ihm will.


"Ihr Kampftrainer hat mir erzählt, Sie haben sogar eine eigene Kampfsporttechnik entwickelt?"


"An diesem Punkt übertreibt er ein wenig", stapelt Wolfgang tief.


"Wie auch immer. Zusammen mit Ihren anderen Fähigkeiten scheinen Sie der richtige Mann für uns zu sein." Karl bestätigt das Gesagte mit einem Kopfnicken. Er steht auf. "Haben Sie Lust auf ein bisschen Spaß?"

Das Dojo ist eine Halle von fünfzehn mal dreißig Metern. Auf dem Holzfußboden unterteilen breite Linien den Raum in mehrere Zonen. Die Galerie ist mit einer Glasscheibe gesichert.


"Panzerglas", lächelt Karl und klopft mit dem Knöchel dagegen. Wolfgangs Blick schweift über die Ausstattung. An den Wänden hängen alle erdenklichen Kampfsportgeräte. Silbern funkeln Samuraischwerter, schwarz glänzen die Ebenholzstöcke, wie sie für Tescao, einer alten tibetischen Kriegskunst verwendet werden. Profan dagegen die Boxhandschuhe.


"Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten." Aus dem Augenwinkel sieht Wolfgang, wie Karl einen Signalgeber aus der Tasche zieht und eine Taste drückt. Eine vorher verborgene Tür öffnet sich und eine Frau betritt das Dojo.


"Ich möchte, dass Sie hinuntergehen und mit ihr kämpfen. Versuchen Sie ihr meinetwegen eine Ohrfeige zu geben. Oder etwas in der Art."


Wolfgang stockt der Atem. "Sie erlauben sich einen Scherz mit mir. Nicht wahr?"


"Sehe ich aus, als ob ich scherze?" Karls Blick hat plötzlich etwas Eisiges.


"Nein. Natürlich nicht."

Wolfgang hat sich umgezogen und instinktiv eine weite Hose und ein knapp sitzendes T-Shirt gewählt. Er hält das Ganze immer noch für einen schlechten Scherz, will aber, wenn es denn wirklich ernst wird, seine Kampftechnik nicht durch seine gewählte Kleidung verraten. Täuschung ist Wolfgangs zweiter Vorname.

Je näher Wolfgang der Fremden kommt, umso hübscher wird sie. Er schätzt ihr Alter auf Anfang Zwanzig. Ihre aschblonden Haare hat sie im nostalgischen Stil der Siebziger hochgesteckt. Ihr Gesicht hat eine leichte V-Form, die Augen sind leicht schräg gestellt. Die Lippen voll, der Mund sinnlich. Mittelgroß. Schlank. Ihre Kleidung besteht aus einer pinkfarbenen Hose aus weichem Plüsch. Das Oberteil aus dem gleichen Material verbirgt trotz seiner Weite ihre üppigen Formen nur mangelhaft. Ihre Füße stecken in pinkfarbenen Plüschpantoffeln mit schwarzen Hasenohren. Wolfgang weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. Sein Blick geht hoch zur Galerie. Lässig lehnt Karl gegen die Panzerglasscheibe. Genüsslich saugt er an seiner Zigarette.

"Weißt du, was das hier soll?"


Der Plüschhase überkreuzt im Stehen die Beine, neigt den Kopf zur Seite. Ein Lächeln, aber kein einziges Wort verlässt ihre wundervoll geschwungenen Lippen. In Wolfgangs Kopf überschlagen sich die Gedanken. 'Ein Test? Sicherlich. Aktion – Reaktion. Oder: Reaktion – Aktion? Wie soll ich mich verhalten?' Wolfgang geht einen weiteren Schritt auf den pinkfarbenen Engel zu. 'Sie ist so verdammt schön', denkt er und streckt seine Hand zum Gruß aus. Wieder keine Reaktion. 'Scheiß drauf', denkt Wolfgang. Ohne sie aus den Augen zu verlieren deutet er den typischen Gruß aller Kampfsportler an. Langsam geht er in Kampfstellung. Ihre Augen blitzen für einen Sekundenbruchteil. Ihr verführerisches Lächeln weicht einem spöttischen. Wolfgang will dem Spiel ein Ende setzen. Ohne erkennbaren Ansatz prescht er einen Schritt nach vorne, sein Arm schießt nach oben. Seine Absicht ist dem zarten Geschöpf eine leichte Backpfeife zu verpassen. Damit die Farce ein Ende hat.


Blondchen duckt sich und Wolfgangs Attacke läuft ins Leere. Während er versucht zu begreifen, sieht er den gelangweilten Blick der jungen Frau zur Galerie schweifen. 'In Ordnung', denkt Wolfgang. 'Du hast es nicht anders gewollt.' Er lässt sich fallen, nutzt die dadurch entstehende Energie für einen Beinfeger. Eine seiner stärksten Techniken. Der Plüschhase hüpft über sein Bein wie ein kleines Mädchen beim Gummitwist. Wolfgang ist schnell wieder auf den Beinen, reißt ein Bein hoch, versucht ihren Kopf zu treffen. Die Blonde taucht unter seinem Bein weg. Fassungslos sieht Wolfgang, wie sie mit Engelsgeduld ihre Fingernägel betrachtet. Mit gespitzten Lippen pustet sie über die gefächerten Nägel. Als ob sie den Lack trocken pusten würde. Wolfgang ist nun endgültig mit seiner Geduld am Ende. Mit einem Kampfschrei stürmt er auf das Mädchen zu, feuert mehrere Salven von Armstößen und Hieben ab. Die Blonde wehrt sie alle ab. Und das mit einer Hand. Die andere hat sie in der Tasche ihrer Plüschhose vergraben. Fünf Minuten rackert sich Wolfgang ab. Versucht alle Tricks, auch die fiesen. Aber er kommt dem pinkfarbenen Teufel nicht bei. Inzwischen ist sein Körper schweißnass. Blondchen dagegen atmet noch nicht einmal schwer.

Eine Weile stehen sie sich gegenüber. Belauern sich. Wolfgang fühlt sich vorgeführt. In seinem Ego zeigen sich erste Risse. Und dann geht auf einmal alles sehr schnell. Der blonde Plüschknäuel springt in die Luft, nimmt Wolfgangs Oberkörper in die Beinschere und reißt ihn zu Boden. Sofort sitzt sie breitbeinig auf seiner Brust. Wolfgang weiß, dass er geschlagen ist. Mit einem breiten Grinsen rutscht die junge Frau ein Stück höher. Ihr Schoß berührt sein Kinn und Wolfgang atmet ihren süßen Duft.

Das Klackern von Schuhen auf dem Holzboden lässt Wolfgang zur Seite schauen. Karl steht neben ihnen. Seine Mimik ist ausdruckslos.


"Gib den armen Mann wieder frei", sagt Karl und berührt die Blonde vorsichtig an der Schulter. "Ich habe gesehen, was ich sehen wollte."


Blondchen nickt unmerklich, beugt sich tief zu Wolfgang hinunter. "Du bist süß", haucht sie in sein Ohr. Als sie sich wieder aufrichtet, fällt Wolfgangs Blick auf das Namensschildchen, welches am Plüsch haftet. Vivian Holland steht darauf.

Die junge Frau ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Karl hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und schaut Wolfgang an.


"Wer ist sie? WAS ist sie?"


"Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir erst noch ein paar Daten auswerten müssen", lächelt Karl. "Aber Sie bekommen Antworten auf alle Ihre Fragen. Versprochen." Er geht eine paar Schritte und schaut sich dann auffordernd nach Wolfgang um. "Wir haben ein Zimmer für Sie vorbereitet. Ruhen Sie sich erst einmal aus."

Im Umkleideraum nimmt Wolfgang seine Sachen und folgt Karl hinaus auf den Flur. Links, rechts, wieder links und dann lange geradeaus. A7 gleicht einem Labyrinth. Sein Zimmer entpuppt sich als ausgewachsene Suite mit allem erdenklichen Komfort.


"Bitte erschrecken Sie nicht wenn sich die Tür hinter Ihnen verriegelt. Eine Sicherheitsmaßnahme. Sie verstehen?"


"Vor dem pinkfarbenen Hasenteufel?", versucht Wolfgang seinem Frust Luft zu machen.


"Wieso kommen Sie darauf? Vivian mag sie."


"Ach ja?", klingt es spöttisch. "Wie kommen Sie darauf?"


"Nun. Sie leben noch. Oder etwa nicht?"

Die Minibar entpuppt sich als ausgewachsener Kühlschrank. Voll gestopft mit allem was das Herz begehrt. Wolfgang reißt sich eine Dose Bier auf, trinkt sie in einem Zug leer. Dann geht er ins Badezimmer, kickt seine verschwitzten Sachen achtlos in eine Ecke. Der Frust über seine Schmach lässt seine Halsschlagadern pochen. Die Dusche ist ein Mehrstrahler und schnell hat Wolfgang die richtige Temperatur eingestellt. Vor dem mannshohen Spiegel sucht er seinen durchtrainierten Körper nach Spuren des Kampfes ab. Dutzende blaue Blutergüsse findet er. Außerdem schmerzen ihn die unteren Rippen. Wolfgang macht einen Schritt nach vorne und tritt unter den warmen Regen.

Vivians Erscheinen trifft Wolfgang völlig unvorbereitet. Auf einmal steht sie in seinem Badezimmer. Zu jeglicher Reaktion unfähig, schaut er sprachlos zu, wie sie sich aus ihren pinkfarbenen Sachen schält. Ihr Körper ist nahtlos braun. Die fein gezeichnete Furche ihres Geschlechts teilt das aufgeworfene Dreieck ihres haarlosen Schoßes. Mit niedergeschlagenen Augen wartet sie seine Reaktion. Wolfgang ist ein gesunder Mann und natürlich reagiert er. Mit einem Lächeln auf den Lippen tritt sie zu ihm in die Kabine.


"Wie bist du hereingekommen? Karl deutete an, die Türe würde sich automatisch verriegeln."


Auf Vivians Gesicht erscheint wieder dieser spöttische Zug, den Wolfgang schon kennt. Sie legt den Zeigefinger über seine Lippen. "Pst!" Dann geht sie langsam vor ihm auf die Knie. Ihre Fingernägel graben sich schmerzhaft in seine Backen. Wolfgang schließt die Augen, um sich kurze Zeit später am Wasserhahn festzuhalten. Er hat ja schon das eine oder andere erlebt. Aber nun eröffnet sich ihm eine neue Dimension.

Einige Etagen tiefer. Vor einer Wand aus Monitoren stehen eine Handvoll Menschen.


"Wenn die kleine Nymphomanin ihm den Schwanz nicht abbeißt, dann ist das unser Mann", sagt Karl mit fester Stimme. Und mit einem spöttischen Seitenblick auf die Wissenschaftler um ihn herum: "Egal was eure Daten sagen. Verstanden?"

*

Wolfgang erwacht aus einem tiefen Schlaf. Sein erster Blick gilt seinem besten Freund. Der reckt sich einem Fahnenmast gleich zur Decke. Letzte Zweifel am Vorgefallenen zerstreuen sich, als er die Spuren spitzer Zähne an seiner Schwanzwurzel sieht. Dabei ist Wolfgang ein von Gott reichlich beschenkter Mann. Schwerfällig rollt er zur Seite und steht auf.

Wolfgang tritt er aus dem Bad, geht in das angrenzende Zimmer. Seine Lebensgeister sind zurückgekehrt. Frisch rasiert, trägt er nichts als ein herbes Aftershave am Körper. Als er Vivian an dem kleinen Tischchen sitzen sieht, begibt sich sein bester Freund erwartungsfroh in Habt–Acht-Stellung. Vivian fährt sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Im Gegensatz zum Abend zuvor ist sie heute geschminkt. Dezent. Verführerisch.


Vor ihr ein reich gedecktes Frühstückstablett. Aufreizend langsam nimmt sie einen Schluck vom dampfenden Kaffee, bevor sie den Becher an Wolfgang weiterreicht. Der hat inzwischen seine Hose angezogen. Ihre lüsterne Mine ist verschwunden. Mit nacktem Oberkörper geht er zur Tür. Verriegelt.


"Wie ... ?" Wolfgang ist sichtlich abgelenkt von der üppigen Busenfurche in ihrem Dekollete.


"Die Dummköpfe glauben immer noch, sie könnten mich einsperren." Ihre Stimme ist glockenhell. Kindlich und doch erwachsen. Eine Mischung, die aus gestandenen Männern Idioten machen kann. Wieder befeuchtet sie ihre Lippen. Wolfgang schluckt. Greift zum Croissant um sich abzulenken.


"Kannst du mir erklären, was hier abgeht?"


"Klar könnte ich das." Lässig schlägt Vivian ein Bein über das andere. "Aber ich will Karl den Spaß nicht verderben." Sie streicht sich eine Locke aus der Stirn. Wolfgang beugt sich vor, greift nach dem zweiten süßen Gebäck. Für einen Sekundenbruchteil ist sein Gesicht schmerzverzerrt. "Hoffentlich habe ich es nicht übertrieben. Ich habe mich gestern Abend ziemlich zurückgenommen."


Wolfgang bleibt der Bissen im Hals stecken. 'Die Kleine hat es drauf einen Kerl fertig zu machen', denkt er. "Nicht der Rede wert. War ein Mordsspaß", erwidert er um Selbstvertrauen ringend. Vivian steht auf, bleibt einen Moment vor ihm stehen. Sie trägt eine hautfarbene Stretchleggins. Wolfgang erkennt jede Falte ihres Schosses.


"Wenn du schlau bist, kann das alles dir gehören." Ihr Lächeln ist zärtlich und verheißungsvoll. An der Tür dreht sie sich noch einmal um. "Ich glaube, ich werde dich Wolf nennen."

*

Karl trägt schwarze Jeans und ein ausgewaschenes T-Shirt der Lakers. Auf dem Weg zu seinem Büro wird er von Entgegenkommenden respektvoll gegrüßt. Wolfgang ist sich inzwischen sicher: Nur wer hier das große Sagen hat, gibt sich derart leger. Im Vorzimmer seines Büros sitzt eine Sekretärin, die das Faltblatt jedes Männermagazins zieren würde.


"Keine Störungen, bitte." Der Hardbody nickt abwesend, während schwarz lackierte Fingernägel über ein Keyboard huschen.

"Sie haben Sicherheitsstufe vier?", fragt Karl, als sie sich gesetzt haben.


"Das ist richtig. Ja."


"Ich stufe sie ab sofort in sechs ein. Ihren neuen Ausweis bekommen Sie, wenn unser Gespräch zu Ende ist."


Wolfgang ist sprachlos. Sicherheitsstufe Sechs? Damit befände er sich eine Stufe höher als sein direkter Vorgesetzter in der Heimat. 'Was ist hier bloß los', fragt er sich im Stillen.


"Egal wie Sie sich nach unserem Gespräch entscheiden. Ihnen ist bewusst, dass Sie niemals ein Wort davon verlauten lassen?"


"Selbstverständlich. Sir."


"Hören Sie auf mit dem 'Sir' - Quatsch", sagt Karl nicht wirklich erzürnt. Er fährt fort: "Ihr Frage gestern zielte übrigens in die richtige Richtung: WAS ist sie?" Ein schalkhaftes Lächeln legt sich auf Karls Gesicht. "Was ich Ihnen jetzt mitteile, wird Ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen. Trinken Sie lieber noch einen Schluck."


Wolfgangs Nerven sind zum Zerreißen gespannt, als er sein Glas abstellt und Karl neugierig betrachtet. Er scheint Spaß am Kommenden zu haben. Wolfgang sieht es ihm förmlich an.


"Es wäre nicht ganz richtig, Vivian als Klon zu bezeichnen. Aber diese Beschreibung streift für uns Laien die Wahrheit am nächsten. Unsere Wissenschaftler haben eine Menge an ihr herumgebastelt."


Wolfgangs Augen sind weit aufgerissen. Ein Stöhnen dringt aus seinem gewaltigen Brustkorb.


"Geil. Nicht?" Für einen kurzen Augenblick ist Karl das Kind unterm Weihnachtsbaum. Dann wird er schlagartig wieder sachlich. "Ihre Knochen wurden verdichtet, sind praktisch unzerstörbar. Die Leistungsfähigkeit ihrer Muskulatur wurde um dreihundert Prozent gesteigert. Den größten Fortschritt aber haben wir bei ihrem Gehirn gemacht. Vom Ursprung her immer noch humanoid, haben die Schrauber es mit neuester Elektronik ein wenig aufgepeppt. Die Speicherkapazität ist gigantisch." Karl beugt sich verschwörerisch nach vorne. "Die Zahl hat so viele Nullen, dass ich sie mir nicht mal merken kann." Wieder lächelt er.


Wolfgang hat es für den Moment die Sprache verschlagen. Fieberhaft überlegt er, ob dies ein weiterer Test ist. Seines Urteilsvermögens? Innerlich in heller Aufruhr, streicht er mit der Hand lässig eine Falte aus dem Hosenstoff. "Und sonst? Sonst noch etwas was ich wissen müsste?"

Mit dieser Frage hat Wolfgang Karl kalt erwischt. Es dauert eine Sekunde, dann lacht Karl aus voller Brust und klatscht sich auf die Schenkel. "Sie sind mir ja einer", prustet er los. Als Karl sich wieder beruhigt hat, nickt er. "Ja. Etwas kann ich Ihnen noch verraten: Vivian altert nicht. Sie ist jetzt fast drei Jahre bei uns, aber noch keinen Tag gealtert." Nach einem Schluck Kaffee fügt er hinzu: "Dafür wird sie mit jedem Tag schlauer."


Wolfgang hat die Worte gehört, ihre wahre Bedeutung aber noch nicht realisiert. "Und was hat das jetzt alles mit mir zu tun?", wagt er die entscheidende Frage.


"Das ist ganz einfach. Wir wollen Vivian im Feld erproben. Vivian und sie werden ein Team bilden. Für uns kleinere Aufgaben erledigen. Sozusagen."


"Sie suchen also einen Babysitter?"


"Wenn Sie es so nennen wollen. Ja."


"Und wie sähe das im Einzelnen aus?"


Karl weiß inzwischen, dass er Wolfgang am Haken hat. Zufrieden lehnt er sich zurück, schlägt die Beine übereinander. "Wir brauchen noch eine Woche um bei Vivian gewisse Feineinstellungen vorzunehmen. Sie werden in dieser Zeit ebenfalls ein Spezialprogramm durchlaufen." Als Karl Wolfgangs nervösen Blick sieht, beruhigt er ihn sofort. "Keine Angst. Niemand wird an Ihnen herumbasteln."


Wolfgang atmet erleichtert auf.


"Nach dieser Woche haben wir für Sie ein sicheres Haus reserviert. Dort können Sie beide sich dann richtig kennen lernen und aufeinander abstimmen. Es ist wichtig, dass Sie hundertprozentig harmonieren."


Wolfgang ahnt, dass der weitere Fahrplan schon bis ins Kleinste festgelegt ist. Er vermutet, dass man ihm die Details absichtlich vorenthält, damit er sich davon unbelastet mit der neuen Situation auseinandersetzen kann.


"Gefällt Ihnen Ihre Bleibe?", wechselt Karl abrupt das Thema. "Wir hätten durchaus noch Komfortableres anzubieten."


"Das ist schon in Ordnung so. Danke."


Karl steht auf und reicht Wolfgang die Hand. "Wir werden uns noch öfters sehen." Die Tür öffnet sich. Hardbody geleitet Wolfgang hinaus.

Seinen neuen Ausweis wirft Wolfgang achtlos auf das Nachttischchen. Auf dem Bett streckt er sich aus und denkt nach. Wolfgang hat viel nachzudenken.

*

Seit zwei Tagen sitzt Wolfgang mehrmals am Tag in einem für ihn reservierten Büro. Eine Wand wird von einem riesigen Bildschirm fast völlig verdeckt. Der Datenhelm hilft ihm, die gigantische Flut an Informationen zu verarbeiten. Man hat ihm das erklärt. Die Rede war von Informationsfeedback, Wahrnehmungsschleifen, progressiver Rückkopplungsstrategie und so weiter. Wolfgang nickt, versteht aber nur die Hälfte. Umso erstaunter ist er, als er sich mit einem Fachmann über die Materie unterhält. Die richtigen Antworten sprudeln nur so aus Wolfgang heraus.


"Die Fakten haben Sie intus. Unser Gespräch dient jetzt nur noch dazu, die losen Enden zu verknüpfen", erläutert der Wissenschaftler.


Wolfgang nickt. Anscheinend weiß der Mann wovon er spricht. Auf die Frage, warum er sich so intensiv mit der Materie der globalen Finanzströme auseinandersetzen soll, zuckt der gemütlich wirkende Experte mit den Schultern.


"Ich mache hier nur meinen Job."

*

Es ist später Abend. Jedenfalls sagt das die Uhr an der Wand. Wolfgang hat weder Lust zu lesen noch einen Film anzuschauen. Seit zwei Tagen hat er den Code, der seine Tür öffnet. Bei seinen gelegentlichen Streifzügen hat er herausgefunden, dass er sich in der Zone A ungehindert bewegen kann. Natürlich hat er keinen Zugang zu den Büros oder Wohnungen. Zu der Kantine, dem lauschigen Bistro, dem Kino oder den Sportstätten dagegen schon. Wolfgang bestellt sich ein Bier und flirtet ein wenig mit der Bedienung hinterm Tresen. Aber er ist mit seinen Gedanken nicht bei der Sache. Als er ausgetrunken hat, verabschiedet er sich von der Brünetten mit einem lauen Scherz. Er hätte auch kein zweites Bier bekommen. Eines der vielen ungeschriebenen Gesetze in Zone A. Wolfgang macht sich auf den Heimweg.

Stutzig wird er, als er seine Zimmertüre öffnet. Das Licht ist nun herunter gedimmt, auf seinem Nachttisch flackern mehrere Teelichter im Luftstrom der Klimaanlage. Die Beine übereinander geschlagen, sitzt Vivian auf seinem Bett und strahlt ihn an. Angezogen mit einem seiner Hemden, reicht das Licht gerade aus, um ihre Nacktheit darunter zu erkennen.


"Wo warst du?"


"Wo warst DU?", fragt Wolfgang freudig erregt. "Ich habe dich seit zwei Tagen nicht gesehen."


"Sie stopfen meinen Kopf mit Informationen voll. Deinen aber auch, wie ich gehört habe."


"Ich weiß nicht warum, aber es funktioniert", grinst Wolfgang und sieht sich satt an Vivians jugendlichem Körper. "Inzwischen könnte ich eine eigene Bank leiten. Ich weiß nur nicht, wofür das alles gut sein soll."


"Wirst du schon noch erfahren", antwortet Vivian geheimnisvoll.


"Weißt du mehr darüber?", fragt Wolfgang neugierig.


"Ich verrate dir etwas, wenn du dich zu mir legst."


Wolfgang macht Anstalten sich neben sie zu legen.


"Doch nicht so", entrüstet sich Vivian mit einem kessen Lachen. "Mit Klamotten ins Bett. Tz, tz, tz." Sie schüttelt energisch den Kopf. Die hochgesteckte Frisur löst sich in Wohlgefallen auf.


"Ich steige doch nicht nackt zu einer angezogenen Dame ins Bett." Gespieltes Entsetzen liegt in seiner Stimme.


"DAME", kichert Vivian belustigt. Sie packt mit beiden Händen die Revers des Hemdes, reißt es sich mit einem Ruck vom Körper. Die abspringenden Knöpfe pfeifen Schrapnellen gleich um seinen Kopf.


Wolfgang starrt gebannt auf ihre Brüste. Sie sind einfach nur perfekt. In jeder Hinsicht. Völlig symmetrisch, hängen sie aufgrund ihrer Schwere ein wenig. Der Ring um die Höfe ist auffallend dunkler, zwei harte Warzen verführen Wolfgang dazu mit der Zunge zu schnalzen. Achtlos reißt er sich die Kleider vom Leib.

Vivian hat die Bettdecke über ihre Köpfe gezogen. Ohne den optischen Reiz konzentriert sich Wolfgang auf ihren Duft. Ihre Hand liegt auf seiner Brust. Wolfgang spürt ihren Atem am Hals.


"Du wolltest mir etwas erzählen?"


Vivian zupft an seinem Brusthaar. Kichert mädchenhaft, erforscht mit der Zungenspitze seine Ohrmuschel. "Willst du das jetzt wirklich hören? Wir könnten ... "


Hin und her gerissen zwischen Neugier und Geilheit siegt seine Neugier. Im Augenblick will er nur ihre Nähe genießen. Die Kombination aus nüchternem Dialog und verführerischer Intimität reizt Wolfgang. Mit masochistisch anmutender Gelassenheit will er diesen Zustand auskosten.


"Im Gegensatz zu dir, du bekommst ja deine Informationen über optische Reize und ein bioelektrisches Feedback, werden bei mir die Informationen direkt ins Gehirn eingespielt."


"Wie ... ?"


"Unterbrich mich nicht", meckert Vivian und reißt ihm ein paar Brusthaare aus.


"Aua!"


"Stell dich nicht so an", wird Wolfgang mit einem Kuss ruhig gestellt. "Stell dir einfach vor, du kopierst Daten von einer Festplatte auf eine andere."


"Und das zwei Tage lang?"


"Das geht schon seit zwei Jahren so." Vivians Hand wandert unmerklich tiefer. Liegt jetzt über seinem Bauchnabel.


"Wahnsinn! Dir muss doch bald der Kopf platzen." Wolfgang spürt wie sie an seiner Seite mit den Schultern zuckt.


"Nö. Eigentlich nicht. Ich bekomme davon ehrlich gesagt so gut wie nichts mit."


"Wie das?"


"Kann ich dir auch nicht genau erklären. Hm. Ein Beispiel: Irgendwann habe ich mich mal fürchterlich über ein versalzenes Essen geärgert. Ich habe mir überlegt, dass es ganz praktisch wäre selbst kochen zu können. Und auf einmal wusste ich wie es geht. Innerhalb einer Sekunde. Karl hat einmal gesagt, draußen bekäme ich für meine Kochkünste einen Stern, oder sogar zwei."


"Whow."


"Ja. Die Informationen und das Können waren schon lange in meinem Kopf. Aber sie wurden mir erst in dem Moment bewusst, als ich sie brauchte."


"Cool. So lernst du also das Leben?"


"Es gibt noch eine zweite Variante", fährt Vivian unbeeindruckt seiner Begeisterung fort. "Das war vor einem Test. Sie machen viele Tests mit mir. Na jedenfalls hatte ich Null Ahnung von dem, was von mir verlangt wurde. Ich wartete auf den Geistesblitz, der sonst immer in solchen Momenten kommt. Nichts! Nada! Ich war kurz davor alles zu vermasseln, als mir ein Zettel gereicht wurde. Als ich den zwanzigstelligen, aus Ziffern und Buchstaben bestehenden Code memorierte, machte es da oben Klick. Ich bestand den Test mit Bravour." Mit der flachen Hand drückt sie seinen Steifen gegen seine Bauchdecke.


"Geil! Was wohl noch alles in deinem Kopf schlummert?" Wieder spürt er ihr Schulterzucken.


Abrupter hätte ihr Stimmungsumschwung nicht sein können. Von der nüchternen Analytikerin zum schmachtenden Schulmädchen in Nullzeit. "Ach Wolfi", kuschelt sie sich näher an ihn heran. Selbst ihre Stimme hat sich verändert. Warm und weich schmeichelt sie seinen Ohren. "Ach Wolfi."

Für einen Moment zuckt Wolfgang zusammen. Ihre Hand umschließt seine Hoden. Er denkt an die Kraft, die in dieser schmalen Hand steckt. Ein Schweißtropfen rinnt seine Schläfen hinab. Plötzlich wird ihm der Altersunterschied bewusst. Er fünfunddreißig. Sie einundzwanzig, wie er inzwischen weiß. Eigentlich kein Problem beruhigt er sich sofort wieder. Inzwischen liegt ihr Kopf in seiner Achselhöhle. Mit nasser Zunge leckte sie sie aus.


"Ich möchte mit dir schlafen." Seine Stimme ist brüchig. Heiser vor Verlangen.


"Ich muss dir noch etwas beichten". Vivian macht sich klein an seiner Seite. Wolfgang schnürt es die Kehle zu. "Ich bin noch ... Ich habe noch nie ... Äh ... Du verstehst?", stammelt Vivian.


Wolfgang ist verwirrt. Ungläubig dreht er ihr den Kopf zu. Ohne sie zu sehen legt er seinen Arm um sie. Drückt Vivian zärtlich an sich. "Entschuldige. Ich wusste nicht, dass ... "


"Du wirst es mir zeigen. Ja?", flüstert sie. Ihre Fingernägel kratzen die empfindliche Haut seines Hodensacks. "Versprich es mir!"


Wolfgang weiß was er zu tun hat. Aber nicht heute. Heute ist nicht der Tag dafür. Stattdessen nimmt er ihren Busen in die Hand. Drückt das weiche Fleisch und entlockt ihr ein Stöhnen. "Wenn die Zeit gekommen ist", schmeichelt er mit zärtlicher Stimme. "Ich will, dass es ein ganz besonderer Tag wird."


"Du bist nicht böse?"


"Warum solle ich? Ich freue mich über dein Geschenk. Aber lass es uns in vollen Zügen genießen. An einem schöneren Ort, zu einer schöneren Zeit."


"Du kennst dich damit besser aus", flüstert sie kaum hörbar.


Wolfgang hört zum ersten Mal so etwas wie Demut in ihrer Stimme. Er fühlt sich stark. Und wird noch stärker. "Aber vielleicht könnte ich dir einen kleinen Vorgeschmack geben?"


"So wie ich dir auch schon einen Vorgeschmack zuteil habe werden lassen?" Ihre Sachlichkeit zerreißt für einen Sekundenbruchteil den Zauber der über ihnen liegt.


"Ja. So in etwa."


"Was muss ich tun?" Vivians Stimme vibriert vor Erwartung.


"Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen im Dojo? Als du mich so hinterlistig aufs Kreuz gelegt hast?"

Natürlich weiß Vivian wovon er spricht. Mit einem kräftigen Armschwung reißt sie das Bettdeck weg. Es fliegt durch den halben Raum, reißt krachend einen Stuhl um und bleibt an der Kante des Sideboards hängen. Vivian schwingt sich über Wolfgang. Kommt auf seiner Brust zu sitzen. Das Flackern der Kerzen erzeugt bizarre Schlangenmuster auf ihrem flachen Bauch.

Durch die gespreizten Schenkel hat sich Vivians Geschlecht ein wenig geöffnet. Mit geschlossenen Augen atmet Wolfgang ihren Duft. Glaubt inmitten einer blühenden Wildwiese zu liegen. Seine Hände legen sich auf ihre festen Backen. Langsam zieht er das Mädchen näher an sich heran. Der Geruch von Blumen wird intensiver, mischt sich mit anderen Gerüchen, die er nicht wirklich benennen kann. Vanille? Zimt? Noch weiter zieht er Vivian an sich heran. Seine Zungenspitze schnellt hervor, berührt den Saum ihrer Schamlippen. Kitzelt, neckt sie. Vivian seufzt. Versucht sich noch weiter für ihren Geliebten zu öffnen. Wolfgangs Zunge taucht ein in einen Topf aus Honig. Er saugt, schmatzt, lutscht an der empfindlichen Perle, bis sie kleine, spitze Schreie ausstößt. Wolfgang sieht, wie Vivian ihre Brüste massiert. Die Warzen zwischen den Fingerspitzen hin und her zwirbelt. Sie beugt sich nach vorne. Stützt sich mit den Händen am Kopfteil des Bettes ab. Rutscht dabei mit ihrem Schoß weiter nach vorne. Beabsichtig? Wolfgangs Mund ist nun völlig von Vivians Geschlecht bedeckt. Seine Nasenspitze drückt sich gegen ihre Klitoris. Wolfgang braucht nur den Kopf zu schütteln, um den Engel über ihm weiter aufzuheizen. Vivian lernt schnell. Vorsichtig schiebt sie ihren Unterleib vor und zurück. Verhindert so ein ums andere Mal seine Atmung. In diesem Augenblick weiß Wolfgang, dass er gegen Vivian immer den Kürzeren ziehen wird. Er ist ihr verfallen. Keine Frage. Und eigenartigerweise missfällt ihm diese Vorstellung kein bisschen.



Instinktiv registriert Vivian seinen Gemütszustand. Sie nimmt immer weniger Rücksicht auf Wolfgang und bald lastet ihr ganzes Gesicht auf seinem Kopf. Allein die Geräuschkulisse spornt beide immer weiter an. Mit einem Schrei, der so gewaltig ist, dass Vivian erschrocken ihren Mund mit der Hand verschließt, entladen sich ihre lustvollen Krämpfe in einem gewaltigen Orgasmus. Wolfgangs Schwanz zuckt ohne weitere Stimulans immer heftiger. Als sein Gesicht von ihrer klebrigen Lust überschwemmt wird, zieht sich sein Hodensack ein letztes Mal lustvoll zusammen. In mehreren Schüben spritzt sein Samen gegen ihren Rücken.

Ein fester Klaps auf ihren Po signalisiert Vivian seine Luftnot. Sie spielt mit ihm, lässt ihn noch drei, vier Sekunden zappeln, bis sie ihn endlich freigibt.


"Du bist der Teufel in Person", stöhnt Wolfgang. "Du machst mich fertig."


"Ach Wolfi." Alle Zärtlichkeit dieser Welt liegt in ihren Augen.

*

Vivian wartet, bis Wolfgang eingeschlafen ist. Während dieser zwei Minuten schaut sie ihn liebevoll an.

Geschmeidig rollt sie sich zur Bettkante, steht auf und greift nach ihrem Plüschoverall. Wie erwartet sind um diese Uhrzeit die Gänge ausgestorben. Auf dem Weg zum zentralen Kern – hier befinden sich die Aufzüge – begegnet sie drei Putzfrauen, die sich in ihrer Pause am Kühlschrank des Bistros zu schaffen machen. Vivians Zugangsberechtigung beschränkt sich auf die Zonen A und B. Vor einigen Wochen aber ist es ihr gelungen, im Zentralcomputer einen Zugang für Zone C zu installieren. An den unteren Zonen arbeitet sie noch.

C3 ist die abgeschlossene Welt der Programmierer. Hier geht es zu wie in einem Bienenstock. Und jedes Klischee, das über diese eigene Spezies in Umlauf ist, wird hier bedient. Kein Büro ohne einen Tisch mit angebrochenen Pizzaschachteln. Der Duft von still vor sich hinblubbernden Kaffeeautomaten erinnert an eine Rösterei unter Volllast. Übernächtigte, unrasierte Männer in zu großen Shirts hasten von einem Büro zum nächsten. Die Türen stehen offen, wenn sie nicht ausgehängt in irgendwelchen Abstellkammern stehen. Jegliche Disziplinierungsversuche seitens der Obrigkeit wurden bis jetzt erfolgreich abgeblockt.

Louis Harfuch, ein Franzose von gut und gerne zwei Meter Größe, dabei schlank und schlaksig in seinen Bewegungen, sitzt mit dem Rücken zur Tür. Der dreißigjährige Programmierer gilt unter den Besten als der Beste. Eine von ihm entwickelte Programmiersprache brachte den Durchbruch beim Projekt Ewa. Ein Programm, vor Jahren für Ewa4 geschrieben, verlieh ihm den Spitznamen 'der Schlüpfrige'. Darüber glücklich ist Louis nicht gerade.

Vivian geht auf den Mann zu, der vor einem Bildschirm sitzt und sich auf Codezeilen konzentriert, die in irrsinniger Geschwindigkeit über den Schirm huschen. Vivian packt Louis an den Schultern und dreht ihn mitsamt Stuhl um einhundertachtzig Grad. Ein erschrockener Aufschrei, dann entspannt sich der Programmierer und grinste Vivian an. "Ewa7! Dass ich dich hier sehe."


"Vivian! Du Ignorant." Vivian knufft Louis an die Schulter. "Vivian! Merk es dir endlich."


"Klar, Ewa. Was führt dich in die Abgründe der Zivilisation."


"Du weißt doch noch nicht einmal, wie das geschrieben wird", lästert Vivian und setzt sich breitbeinig auf seinen Schoß.


Louis starrt in ihre Busenfurche und bekommt einen knallroten Kopf. Was das Zwischenmenschliche, besonders der Umgang mit dem weiblichen Geschlecht betrifft, befindet sich Louis auf dem Stand eines Pennälers. Wenn überhaupt.


Vivian zieht den Reißverschluss ihres Overalls ein Stück weiter auf. "Du musst mir einen Gefallen tun", schnurrt sie. "Das ist jetzt sehr wichtig für mich."


"Für dich tue ich doch alles. Ewa. Das weißt du doch", grinste Louis und starrt mit hochrotem Kopf weiter auf die nackten Brüste, die vor seinen Augen blitzen. Ein weiterer Knuff trifft seine Schulter.


"Du hast doch das Programm geschrieben, für die Ewas4. Kannst du mir das einspielen?"


"Das Sexprogramm? Bist du verrückt geworden?"


"Louis! Schätzchen!"


"Kommt nicht in Frage. Wenn das rauskommt, bin ich ein toter Mann."


"Ich wäre auch bereit, dir dafür einen Gefallen zu tun", flüstert Vivian verschwörerisch.


Louis' Fassade beginnt zu bröckeln. "Alles?", keucht er.


"Alles", nickt Vivian und bekräftigt ihre Worte, indem sie mit ihrer Hand über seinen Hosenschlitz fährt. Gleichzeitig formen sich ihre Lippen zu einem großen O.


"Wann willst du das Programm haben?"


"Sofort!"


"Unmöglich! Gib mir eine Stunde."


"Fünfzehn Minuten."


"In Ordnung."

Vivian liegt entspannt in einem Kippstuhl. Louis tritt an sie heran und reicht ihr ein Kabel. Vivian ertastet mit dem gut zehn Zentimeter langen Klinkenstecker ihre Ohrmuschel. Ein kräftiger Stoß. Vivian und der Computer sind verbunden.


"Du bist jetzt online", sagt Louis nüchtern. Für einen Moment hat er ihre Brüste vergessen. Wieselflink tippen seine Finger über den Touchscreen. Zuerst gilt es seinen Arbeitsplatz gegen die allgegenwärtigen Spionageprogramme abzuschotten. Kein Problem für Louis, hat er die kleinen Teufel doch selbst erschaffen. Nach zehn Minuten wischt sich Louis den Schweiß von der Stirn. "Geschafft. Ich beginne sofort mit dem Upload."

Die Serie Ewa2 war körperlich überlebensfähig, verfügte aber nur über den IQ von Plankton. Die Ewas3 bekam als erste das neue, aufgemotzte Gehirn. Das Zusammenspiel von eigenen Erfahrungen und implementierten Dateninhalten führte aber zu gelegentlichen Kurzschlüssen. Ewa4 war ein Zwischenschritt. Ihnen wurden ausschließlich Fremddaten eingespielt. Den ursprünglichen Gedächtnisspeicher hatte man vorher restlos gelöscht. Warum wurde niemals restlos geklärt, aber die Ewas4 waren durchweg hemmungslos. Zeitweise machten sie regelrecht Jagd auf die männlichen Wissenschaftler. Oder besser: auf jeden männlichen Vertreter der Spezies Homo Sapiens. Noch heute kursieren darüber die wildesten Geschichten. PoliceOne machte aus der Not eine Tugend, stopfte die halbsynthetischen Gehirne voll mit allem was über Sexualität jemals erforscht, geschrieben oder sonst wie veröffentlicht wurde. An eben dieser Stelle bekleckerte sich Louis Harfuch mit dem Ruhm, der ihm bis heute anhaftet wie Klebstoff.

Nach drei Minuten ist der Download abgeschlossen. Vivian entfernt das Kabel, braucht einen kurzen Moment zur Orientierung. Innerhalb Sekundenbruchteile sind ihr alle Informationen zugänglich. Jede nur erdenkliche Stellung, unzählige Verführungstaktiken, jeder Fetisch. Jede Schweinerei, die man sich nur vorstellen kann.

Louis sitzt schweißnass vor seinem Terminal. Schaut Vivian an. Als diese aufsteht und Louis aufreizend die Hand entgegenstreckt, legt sich ein gequältes Lächeln auf sein Gesicht. "Ehrlich? Du hast mich nicht verarscht?"

Vivian wartet einen günstigen Moment ab, dann zieht sie Louis hinter sich her ins Damenklo. Dies wird deutlich weniger frequentiert als das der Männer. C3 ist eine Männerwelt.

*

Seit einer halben Stunde befindet sich Wolfgang im Dojo. Er hat seine Muskeln gelockert, einen Sandsack arg zugerichtet. Immer wieder schaut er auf die große Wanduhr. Er wartet auf Vivian.

Vivian kommt weitere zehn Minuten später. "Hallo mein großer, starker Hengst", begrüßt sie ihn. "Alles senkrecht?"


Wolfgang zieht die Stirn kraus. "Äh. Ja. Alles in Ordnung. Und selbst?"


Vivian greift sich mit einer obszönen Geste zwischen die Beine. "Dicke Eier. Weihnachtsfeier. Wie?" Sie strahlt übers ganze Gesicht.


"Was ist denn los mit dir? Ist dir nicht gut?"


Vivian wechselt in Sekundenbruchteilen in einen anderen Modus. Das Anmachszenario AZ1517 bekommt einen Vermerk: Funktioniert nicht bei Wolfgang Sawatzky. "T'schuldigung. Wollte nur mal was ausprobieren."

Die beiden erweisen sich mit einem leichten Kopfnicken den nötigen Respekt. Dann gehen sie aufeinander los, dass die Funken fliegen. Nach einer knappen Stunde ist Wolfgangs Vermutung zur Gewissheit geworden. Er hat keine Technik auf Lager, die Vivian auch nur annähernd in Bedrängnis bringt. Sein mentales Gleichgewicht nimmt deswegen aber keinen Schaden. Im Gegenteil. Wissbegierig saugt er ihre teilweise arg unorthodoxen Techniken auf, versucht sie gegen sie einzusetzen. Auf diese Weise lernt er, der kampferprobte Spezialagent, von der jungen Frau. Bald übersteigt die Anzahl der neuen blauen Flecken die Zahl der alten. Wolfgang bleibt kurzerhand auf dem Holzboden sitzen. "Ich hab' fertig", zitiert er einen Spruch, den er vor kurzem irgendwo aufgeschnappt hat.


"Weichei", neckt ihn Vivian. Diesmal aber so liebevoll, dass Wolfgang in ein befreites Lachen ausbricht.

Wie selbstverständlich folgt Vivian Wolfgang in sein Zimmer. Verführungsszenario VZ0130 besagt, dass manche Männer Frauen gerne beim Wasserlassen zuschauen. Während Wolfgang die Temperatur der Dusche einstellt, flötet Vivian: "Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich vorher noch einmal für kleine Mädchen bin?" Ohne seine Reaktion abzuwarten, setzt sie sich mit geöffneten Schenkeln auf die Toilette. Während Wolfgang verschämt zwischen ihre Beine schielt, betrachtet Vivian interessiert seine Körpermitte. Vermerkt: Volltreffer!

Vivian hat in ihrem Gedächtnisspeicher ein passendes Lied gefunden. Leise summt sie: I'm singing in the rain, I'm singing in the rain ... "


Wolfgang genießt den Augenblick. Ihre seifigen Hände, die über seinen Körper wandern. Ihren verführerischen Blick, der alles und noch einiges mehr verspricht. Als sie seine Hoden in der Hand hält, schaut sie zu ihm auf. "Wir haben übrigens morgen einen Termin bei Karl. Ich bin mal gespannt, was er uns zu sagen hat."


"Beim Big Boss?"


Vivian lacht. "Karl ist nicht der Big Boss. Allerdings sitzt er ziemlich weit unten."


"Woher weißt du das alles?"


"Ich habe da so meine Quellen", grinst Vivian und beschäftigt sich weiter mit seinem Hodensack. "Fühlt sich gut an", schmeichelt sie ihm.


"Kann ich nur zurückgeben, das Kompliment."


"Weißt du, was ich mir wünsche?"


"Nein. Was denn?"


"Können wir heute Abend zusammen einschlafen. So ganz eng aneinandergekuschelt?"


Wolfgang nickt, während er die Shampooflasche über ihrem Kopf ausdrückt. "Natürlich können wir das. Aber wird man dich nicht vermissen? Wo auch immer?"


"Wenn sie mich brauchen, werden sie mich finden."


"Wie das?"


"Hast du etwa geglaubt, es gäbe in dem ganzen Komplex auch nur einen Raum, der nicht kameraüberwacht ist?"


"Willst du damit sagen, dass wir ständig beobachtet werden?"


"Natürlich werden wir das." Vivian zuckt gelangweilt mit den Schultern. "Und du und ich natürlich ganz besonders intensiv."


"Dann gibt's heute aber keine Kerzen", stellt Wolfgang im Brustton der Überzeugung klar.


"Au ja. Das machen wir." Vivian kann die Naivität, die Wolfgang manchmal an den Tag legt, nicht fassen. Die Infrarotkameras mit Restlichtverstärker erwähnt sie deshalb auch mit keinem Wort.

*

Karls Gesicht spricht Bände. Wolfgang lässt sich sein Unwohlsein nicht anmerken. Schauspielert, wie er es gelernt hat.


"Vivian muss jeden Moment eintreffen", lächelt Karl und bietet Wolfgang einen Platz an. "Unser bestes Pferd im Stall ist noch in der Maske." In seinem Blick liegt etwas Kumpelhaftes, als er seinem Gegenüber eine Zigarette anbietet. "Im Vertrauen: Ich würde gerne mit Ihnen tauschen. Noch einmal raus, einen richtigen Einsatz. Hach ... "


'Du Lüstling', denkt Wolfgang. 'Ich weiß genau, warum du gerne an meiner Stelle wärest.'

Die Tür geht auf, für einen kurzen Moment sieht Wolfgang die Silhouette von Hardbody. Dann betritt Vivian den Raum. Wolfgang erkennt sie im ersten Augenblick kaum wieder.

Vivian trägt ein Businesskostüm. Grau, mit dezenten Nadelstreifen. Der Rock ist schmal geschnitten, endet knapp über dem Knie. Ein kaum wahrnehmbarer Schimmer liegt auf ihren Beinen. 'Lieber Gott', schwärmt Wolfgang, 'lass es Strapse sein.' Graue Pumps. Die Höhe der Absätze schätzt Wolfgang auf neun Zentimeter. Unter dem Jäckchen eine weiße Bluse. Ihre Brüste wohlgeformt in festen Körbchen. Die Haare silbergrau gefärbt. Die Frisur ein wenig hochgesteckt, über die Stirn fällt wie zufällig eine honigblonde Strähne. Ein perfektes Make-up lenkt den Blick auf eine randlose Brille, die keck ihre Stupsnase ziert. Die Farbe der Fingernägel harmoniert mit dem Lippenstift. An ihren Ohrläppchen baumeln kleine Silberplättchen. Ungefragt setzt sie sich, schlägt die Beine übereinander. Strapse! Die Männer schlucken trocken.

"Ja. So habe ich mir das vorgestellt", bricht Karl das Schweigen. "Einfach perfekt. Was denken Sie, Vivian?"


"Wenn ich noch ein wenig am Make-up arbeite, dann wird's noch besser." Geschäftsmäßig legt sie ihre Hand auf Wolfgangs Arm. "Was meinst du? Gehe ich so als fünfundzwanzigjährige Universalerbin durch?"


"Natürlich." Wolfgang ist über Vivians Verwandlungskünste wieder einmal überrascht. Selbst ihre Stimme hat eine andere Klangfarbe. Unter einer Oberfläche von Coolness ein Ozean aus Leidenschaft. Wolfgang verändert seine Körperhaltung. Vivian hat den Grund dafür gesehen, lächelt.

"Also gut. Dann mal Schluss mit lustig." Karl steht auf, nimmt ein dickes Kuvert vom Schreibtisch und kehrt zu den beiden zurück. "Nachdem ihr euch kennen gelernt habt, geht der Spaß jetzt in die zweite Runde." Er schaut Vivian und Wolfgang der Reihe nach an. "Ich denke ihr habt nichts dagegen, wenn wir zu einem etwas vertraulicheren Umgangston übergehen. Wir werden in Zukunft viel miteinander zu tun haben, und das vertrauliche Du entschärft die eine oder andere, äh, sagen wir mal delikate Situation." Vivian und Wolfgang nicken etwas überrascht. "Ich bin übrigens Karl. Aber wem sage ich das?"

'Er hat mich noch nicht einmal gefragt, ob ich überhaupt mit an Bord bin', denkt Wolfgang. Sein Blick fällt auf Vivian, die gerade eine unsichtbare Falte aus dem Nylon streicht.

"In dieser Akte", Karl deutet auf den Umschlag, der zwischen ihnen auf dem Tisch liegt, "sind alle Unterlagen, die ihr fürs Erste benötigt. Ich habe für euch ein sicheres Haus in Nevada reserviert." Ein breites Grinsen legt sich über sein Gesicht. "Genau das Richtige für euch. Kein Mensch im Umkreis von 100 Meilen." Karls Blick bleibt an Wolfgang hängen. Mit einem leisen Aufstöhnen flüstert er kaum hörbar: "Ach, ich beneide dich wirklich!" Zwei, drei Sekunden scheint Karl der Welt entrückt, dann geht ein Ruck durch seinen Körper. Er greift nach einem Zettel in der Brusttasche seines Hemdes und reicht ihn an Vivian weiter.


Wolfgang erkennt aus dem Augenwinkel eine endlose Kolonne von wild gemischten Ziffern und Buchstaben.


Vivian überfliegt das Geschriebene. Sie lässt den Zettel sinken, schaut erst Wolfgang, dann Karl an. "Ach du heilige Scheiße!", flucht sie wie ein Hafenarbeiter.


Wolfgang sieht zum ersten Mal, wie sich Vivians Gesicht mit einer leichten Röte überzieht.

*

Kapitel 2: Nevada / USA

*

Das sichere Haus steht inmitten eines zirka 60 Hektar großen Geländes, welches wiederum Teil einer gesicherten militärischen Anlage der United States Air Force ist. Auch unter dem Namen Area 51 bekannt, ranken sich die wildesten Gerüchte um dieses Fleckchen Erde, dessen Existenz bis heute von der amerikanischen Regierung geleugnet wird.

*

Wolfgang parkt den Wagen unter einem Schattendach, dreht den Zündschlüssel um. Mit einem letzten Rülpser verabschiedet sich der Motor und mit ihm die kühle Brise der Klimaanlage. Vivian nimmt ihre Füße vom Armaturenbrett, sucht ihre Schuhe, findet sie unter ihrem Sitz, wohin sie während der Fahrt gerutscht sind.


"Dann wollen wir mal", sagt sie leise und öffnet die Tür.


Wolfgang steigt ebenfalls aus und öffnet die Heckklappe. Beide haben nur eine große Tasche bei sich. Die anderen Sachen haben das Ziel vor ihnen erreicht.


Die Luft flirrt bei einer Temperatur von über vierzig Grad. Die zehn Meter bis zum Hauseingang sind schon eine Qual. Sofort ist Wolfgangs Hemd durchgeschwitzt, selbst Vivian transpiriert leicht. Das Haus empfängt sie erfreulicherweise mit einer angenehmen Kühle.


"Im Keller gibt es ein Schwimmbecken."


Wolfgang stellt seine Tasche auf den Boden. "Warst du schon einmal hier?"


"Nein. Aber ich weiß alles über das Haus."


Wolfgang schaut Vivian an, hält sie am Arm fest. "Willst du mir nicht endlich sagen, was mit dir los ist? Seit wir Ontario verlassen haben, hast du keine zehn Sätze mit mir gesprochen. Habe ich dir etwas getan? Etwas Falsches gesagt?"


"Darf ich dir eine Frage stellen?"


Wolfgang zieht erstaunt die Stirn kraus. "Natürlich!"


"Wenn man ahnt, dass etwas Schönes plötzlich aufhört zu existieren, nennt man dann das Gefühl, das man empfindet, Angst?"


"Das könnte man so sagen", antwortet Wolfgang vorsichtig.


"Dann habe ich ganz schreckliche Angst."


Wenn Wolfgang es nicht besser wüsste, würde er sagen, Vivian weint.


"Ich muss dir eine ganze Menge erzählen", sagt Vivian. "Aber zuerst lass uns duschen. In Ordnung?"


Wolfgang nickt. "Das hatte ich auch vor. Und frische Klamotten habe ich auch dringend nötig. Aber vorher ein Bier. Mal schauen, ob es hier so etwas gibt."


"Die Küche ist dort drüben", zeigt Vivian mit einer Handbewegung. Das Haus ist im Bungalowstil erbaut. Die offene Bauweise verleiht ihm optische Weite.

Nach der Dusche, angetan mit kurzen Hosen – Vivian trägt dazu noch ein von Spitze durchbrochenes, bauchfreies Top – flegeln sie sich in eine Sitzlandschaft von bizarren Ausmaßen. Wolfgang nötigt Vivian ihren Kopf in seinen Schoß zu legen.

"Was gibt es denn so Schlimmes zu beichten?"


Vivian füllt ihre Lungen mit dem Rauch ihrer Zigarette. Nervös nestelt sie am Stoff ihres Oberteils. Sie blickt hoch in Wolfgangs Augen. "Ich glaube, für dich ist das, was mit mir passiert, völlig normal", beginnt sie mit leiser Stimme. "Aber ich komme damit noch nicht klar."


Wolfgang fährt mit der Hand über ihre nassen Haare. "Wie kann ich dir helfen? Verrate es mir und ich fange sofort damit an."


"Du bist lieb", lächelt sie und drückt seinen Arm. "Es hängt mit der letzen Datenübertragung zusammen. Ich hatte doch nie vor irgendetwas Angst, das weißt du doch. Oder?"


"Ich kann ein Lied davon singen", meint Wolfgang. "Erinnerst du dich noch, wie ich bei unserem ersten Treffen auf dich losgegangen bin? Ich habe ausgewachsene Männer gesehen, die sich in diesem Moment in die Hosen gemacht haben. Du aber hast nur gelächelt."


Einen Augenblick lang grinst Vivian. "Ja. Ich erinnere mich. Das war lustig."


"Na, so lustig nun auch wieder nicht", sagt Wolfgang und denkt dabei an seine angeknackste Rippe.


"Aber jetzt ist das ganz anders", nimmt Vivian den Faden wieder auf. "Ich weiß, dass man bei der Temperatur, die bei unserer Abreise herrschte, im Freien nicht lange überlebt. Als wir dann auf das Schneemobil warten mussten, dachte ich wir würden jeden Augenblick sterben."


"Wir haben doch keine drei Minuten warten müssen."


"Eben", sagt Vivian. "Es war völlig irrational von mir. Im Flugzeug hatte ich Angst abzustürzen, auf der Fahrt hierher Angst mit dem Wagen liegen zu bleiben und zu verdursten."


"Haben sie dir nichts davon gesagt, dass so etwas passieren kann?"


"Nicht direkt. Nur soviel, dass ich lernen würde, damit umzugehen."


Wolfgang legt seine Handfläche auf ihren nackten Bauch. "Im Grunde brauchst du dir darüber überhaupt keine Gedanken zu machen", versucht er sie zu beruhigen. "Du durchlebst momentan eine Phase, die jeder Mensch durchmacht. Angst zu haben ist etwas sehr Menschliches, wenn dich das beruhigt. Angst ist sogar überlebenswichtig. Ein Schutzreflex, wenn du so willst."


"Wirklich?"


"Natürlich."


"Hast du auch manchmal Angst?"


Wolfgang nickt. "Jeden Tag. In den allermeisten Fällen sind es läppische Dinge. Eine Prüfung, für die ich nichts getan habe. Eine Aufgabe, der ich nicht glaube gewachsen zu sein, oder mich vor meinen Männern zu blamieren." Seine Hand wandert ein Stückweit höher, liegt auf ihrem bebenden Busen. "Oder einen sehr lieben Menschen zu verlieren."


Ein dankbares Lächeln liegt in Vivians Augen, als sie zu ihm aufschaut. "So ist das also. Ich muss alleine damit fertig werden!?"


"Willkommen im wirklichen Leben."

Eine ganze Weile fällt kein Wort zwischen den Beiden. Wolfgang sieht wie Vivian angestrengt nachdenkt. Zärtlich streicht er über ihre Haare, wickelt Strähnchen um die Fingerspitzen. Ab und zu lächelt Vivian ihn an, während sie versucht das Gefühlschaos zu ordnen, das in ihrer Brust tobt.

"Ich muss dir noch etwas erzählen", bricht Vivian endlich das Schweigen.


"Ja?"


"Es hängt mit dem Auftrag zusammen, den wir erledigen sollen."


"Na, das ist ja mal ganz was Neues", lästert Wolfgang. "Wir werden informiert!"


"Freu dich nicht zu früh. Mir macht das, äh, Angst eben."


"Einen Job zu haben, ist immer gut", antwortet Wolfgang. Und genauso meint er es auch. "Worum geht es denn bei unserem Auftrag?"


"Das weiß ich auch nicht", sagt Vivian leise. Mit den Fingerspitzen fährt sie die Linien seiner Handfläche nach. "Du weißt doch, wie ich meine Informationen erhalte?"


"So in etwa. Ja."


"Mit dir hat man etwas Ähnliches gemacht." Als sie Wolfgangs erschrockenes Gesicht sieht, versucht sie ihn sofort zu beruhigen. "Nein, nein. Nicht was du denkst. Mit deinem Kopf haben sie natürlich nichts angestellt. Erinnerst du dich noch an die Filme über das Finanz- und Bankwesen?"


Wolfgang nickt stumm.


"Nebenbei haben sie dir dabei noch etwas ganz Anderes vermittelt. Nur weißt du davon noch nichts. Bist dir dessen noch nicht einmal bewusst."


"Wie Recht du hast!" In Wolfgang steigt langsam der Stresspegel.


"Du darfst dir wirklich keine Sorgen machen. Es ist nichts was dir wesensfremd ist. Das hat schon immer in dir geschlummert."


"Und was wäre das", zweifelt Wolfgang.


"Hast du schon einmal einer Frau den Po versohlt? Oder zumindest daran gedacht?"


Sofort fällt Wolfgang Helma ein. Ein heißer Feger aus alten Studententagen. Sie mochte genau das sogar sehr. Und erst einmal auf den Geschmack gekommen, wurde aus Wolfgang ein begeisterter Poklatscher.


"Ich sehe schon", grinst Vivian verlegen. "Du hast!"


Wolfgang räuspert sich, schaut für einen Moment zur Seite.


"Ich weiß nicht, was das mit unserem Auftrag zu tun hat", beginnt Vivian aufs Neue, "aber man hat uns beiden so gut wie alles Wissenswerte über Sadomasochismus und jeden erdenklichen Fetisch eingebläut."


"Scheiße!", stöhnt Wolfgang.


"Genau. Scheiße!", pflichtet Vivian ihm bei. Sie macht einen langen Arm, nimmt eine dünne Aktenmappe vom Tisch. Sie schaut Wolfgang tief in die Augen. "Küss mich noch einmal."


Ihre Lippen verschmelzen. Hart drängt sich Vivians Zunge in Wolfgangs Mund. Hemmungslos zeigt sie ihm ihre Lust. Als sich nach einer Ewigkeit ihre Münder trennen, schnappen beide nach Luft. Wie Fische, die ihren Lebensraum verlassen haben. Wolfgang sieht ihre feuchten Augen.


"Hier. Schau." Vivian reicht ihm den Aktendeckel.


Es liegt nur ein einzelnes Blatt in der dünnen Mappe. Auf den ersten Blick erkennt Wolfgang nur ein wirres Muster aus schwarzen Linien. Ein Vexierbild, bei dem ich das eigentliche Bild erst suchen muss, denkt Wolfgang. Er konzentriert sich auf die Linien. Ein Ruck geht durch seinen Körper. Sein Oberkörper strafft sich. Er schaut Vivian an, deren Kopf demütig in seinem Schoß liegt. "Hol mir noch ein Bier!", hört er sich mit strenger Stimme sagen.

*

Vivian schlägt nach wenigen Stunden Schlaf die Augen auf. Wolfgang, neben ihr liegend, schläft tief und fest. Seine Brust hebt und senkt sich im Takt seiner Atmung. Ein dünnes Laken kaschiert die Konturen seines Unterleibes. Deutlich zeichnet sich sein großes, schlaffes Geschlecht ab. Seine hochgezogenen Mundwinkel formen immer noch das wohlgefällige Grinsen, mit dem er eingeschlafen ist. Vivian befeuchtet mit der Zungenspitze ihre Lippen, schmeckt das Salzige in ihrem Mund. 'Egal ob jung oder alt, schwarz oder weiß, wenn es darum geht, wollen alle das Gleiche', denkt Vivian. Vorsichtig hebt sie die Beine aus dem Bett. Noch einmal schweift ihr Blick über den Schlafenden. Sie hat wieder Angst. Nicht um sich, sondern um Wolfgang. Sie steht auf, durchquert den spärlich möblierten Wohnbereich, bis sie auf der Veranda steht.

Die Nächte sind eiskalt in Nevada. Während Vivian den Kopf in den Nacken legt, schlingt sie die Arme um ihren Körper. Im matten Licht von abermillionen Sterne sieht sie, wie sich ihre Vorhöfe verhärten. Die ansonsten unscheinbaren Warzen sind plötzlich hart wie Südseeperlen. Vivian fällt in einen leichten Trab, läuft einfach los, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen. Sie denkt an die kommenden Tage, und das, was sie bringen werden. Sie hätte Wolfgang gerne die ganze Wahrheit erzählt. Denn sie weiß deutlich mehr, als sie weitergeben darf. Noch immer knabbert sie an dem letzten Datenpaket, welches ihr in den schier unerschöpflichen Biospeicher eingespielt wurde. Die Flut von Gefühlen, die urplötzlich über sie gekommen sind, hat sie kalt erwischt. Zuvor war alles so einfach gewesen. Jede Menge Spaß ohne Konsequenzen. Jetzt hat sie Angst. Angst um Wolfgang. Angst ihn zu verlieren. So oder so. Von ihrer Angst hat sie Wolfgang erzählt, nichts aber von dem Gefühl, das ihr manchmal die Luft abschnürt. Sie seltsame Dinge träumen lässt, ihr Magenschmerzen verursacht. Sie hat dieses Gefühl inzwischen als Liebe identifiziert. Vivian hat sich hoffnungslos in ihren Partner verliebt.


Sie bleibt stehen und schaut in den Himmel. Lange betrachtet sie die leuchtenden Sterne. Irgendwann, das spürt sie in diesem Moment, werde ich auf einem dieser unscheinbaren Pünktchen meinen Fußabdruck in den Sand drücken. 'Wo wird Wolfgang dann sein?', denkt sie sofort und schlägt sich vor Kummer die Hände vors Gesicht. Sie spurtet los. Schneller und immer schneller. Zum ersten Mal in ihrem Leben tangiert sie die Grenze, welche die Natur auch ihrem Körper gesetzt hat.

Als sie das Haus erreicht, werfen die ersten Lichtstrahlen lange Schatten auf den Sand. Nicht lange und ein neuer, heißer Tag beginnt.

*

Seit einer Stunde kniet Vivian auf dem Boden. In beiden Händen ein Tablett, den Blick auf Wolfgang gerichtet. Sein Grinsen ist verschwunden, dafür schmatzt er gelegentlich. Wie ein Baby, welches stumm die milchgefüllt Brust einfordert. Als er die Augen öffnet, sieht er Vivian vor dem Bett knien. Schlaftrunken wälzt er sich zu Seite, macht Platz für Vivian. Unschlüssig wie sie reagieren soll, klopft Wolfgang mit der flachen Hand auffordernd auf die Matratze. "Auch wenn wir ein SM-Pärchen spielen sollen, heißt das nicht, dass du auf dem Boden knien musst." Freudig erhebt sich Vivian. "Außer ich befehle es dir", fügt Wolfgang gähnend hinzu. Ihre, für einen Sekundenbruchteil sichtbare Zungenspitze, sieht er sehr wohl. "Na warte. Dir wird das Lachen schon noch vergehen", droht er mit ausgestrecktem Zeigefinger.


Wie egal das Vivian ist! Hauptsache sie ist ihrem Wolfgang nahe.

*

Die beiden sitzen unter einem Sonnendach. Wolfgang in kurzen Hosen, Vivians Oberkörper bedeckt mit einem XXL-Shirt. Je nach dem wie sie sich bewegt, blitzt ihr türkisfarbener Slip hervor. Seit Stunden unterhalten sie sich. Wolfgang hört mit Erstaunen, wie Vivian über das Marine Corps redet. Während des Gespräches tauchen bei Vivian Erinnerungen auf. Fast scheint es so, als ob sie selbst eine Agentin wäre. In einem früheren Leben vielleicht sogar gewesen ist? Außerdem ist sie in den verschiedensten Naturwissenschaften bewandert. Erklären kann sie sich dieses Wissen allerdings nicht.


Nach einer Weile wechselt ihr Gesprächsstoff.


"Wusstest du eigentlich, dass es Frauen gibt, die ihre Harnröhre so weit dehnen, bis sie ihren eigenen Finger einführen können?"


"Möchtest du, dass ich das auch tue?", fragt Vivian.


"Vielleicht. Ich weiß nicht. Auf jeden Fall finde ich den Gedanken daran ziemlich irre."


"Erzähle mir etwas über das Poversohlen", wechselt Vivian zu einem anderen Fetisch. "Und sag nicht, du hättest das noch nie gemacht. Ich habe es in deinen Augen gesehen."


Wolfgang zögert, dann erzählt er von Helma. Von der Zeit, in der sie ein Paar waren. Und von ihren Vorlieben, die schnell auch die seinen wurden. Als er seinen Kopf dreht und Vivian anschaut, ist diese ganz fahl im Gesicht. "Du bist ja eifersüchtig", stellt er verwundert fest.


"Quatsch", giftet Vivian sofort los. Dabei ist ihr zum Heulen zumute. Und zum Davonlaufen. "Weißt du, was mich noch viel mehr interessiert?", wechselt sie abrupt das Thema.


"Was denn?"


"Das Ficken mit der Faust. Das interessiert mich wirklich."


"Vaseline habe ich im Bad gefunden", grinst Wolfgang. "Daran wird es also nicht scheitern."


"Aha."


Wolfgang streckt die Arme weit von sich. Stöhnt genüsslich. "Gehst du mir eine Zigarette holen?"


"Kannst du das nicht selbst?"

Der Startschuss ist gefallen. Das Spiel beginnt.

*

Eine Stunde später.

Wolfgang liegt wieder in seiner Sonnenliege. Räkelt sich im Schatten, während wenige Meter vor ihm die Sonne den Sand zum Kochen bringt. Neben ihm, auf einem kleinen Beistelltischchen, eine Karaffe mit frisch gepresstem Saft. Weiter ein Aschenbecher und seine Zigaretten. Durch die Hose hindurch kratzt er sich ausgiebig den stoppeligen Hodensack.

Sein Blick fällt auf Vivian. Sie steht mit einer Schaufel in der Hand in der prallen Sonne. Ihr Po leuchtet wie der eines Pavians. Einige dunkelviolette Striemen zieren ihre Kehrseite. Wütend schaufelt sie Sand in eine Schubkarre, fährt mit ihr ein paar Meter, häuft einen Hügel auf. Bis auf schweres Schuhwerk und derbe Lederhandschuhe ist sie völlig nackt. Ströme von Schweiß rinnen ihren Körper hinab. Die nassen Haare hat sie mit einem Band zusammengebunden. Ab und an wirft sie Wolfgang einen wütenden Blick zu.

Als Wolfgang die Augen aufschlägt, kann man hinter dem aufgeworfenen Hügel einen Jeep verstecken. Vivian sieht, dass Wolfgang aufgewacht ist, nimmt einen Schluck Wasser, schüttet den Rest über ihren Kopf. Trotzig will sie die Arbeit wieder aufnehmen, aber sein Ruf lässt sie innehalten. Auf sein aufforderndes Winken hin schmeißt sie die Schaufel in den Sand, geht auf ihn zu und stellt sich dicht neben ihn. Wolfgang berührt ihre nassen Oberschenkel. Grinst, als er seine Hand zwischen ihre Schenkel zwängt. Widerwillig öffnet sich Vivian seinem Begehren. Sie empfängt ihn mit klebriger Feuchte, die ihr in diesem Moment peinlich ist.


Wolfgang steht auf, nimmt Vivian an die Hand. An der Hauswand hängt aufgerollt ein Schlauch. Der Wasserstrahl ist so hart, dass er kleine Dellen in Vivians weiche Haut drückt. Sie steht da, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Schnell findet Wolfgang seine Lieblingsstellen. Vivian stößt kleine, spitze Schreie aus. Spielt die Entrüstete, die ungerecht Behandelte. Tief in ihrem Innersten aber brennt ein Feuer, das mit Wasser nicht mehr zu löschen ist.

*

Am nächsten Morgen sitzen Vivian und Wolfgang am Frühstückstisch. Sie genießen die Zweisamkeit, albern herum, necken sich. Vivian ergeht sich mehrfach in unklaren Andeutungen, auf die Wolfgang aber nicht eingeht. Bis Vivian ihn mit patzigen Antworten provoziert, zum Schluss ihren Becher umstößt und Wolfgang daraufhin der Tollpatschigkeit bezichtigt. Wolfgangs Arm schießt nach oben, seine flache Hand trifft mit einem lauten Klatschen ihre Wange. Sofort zeichnen sich die Male seiner Finger auf ihrer zarten Haut ab.


Wolfgang kann seine Überraschung nicht verbergen. Was da gerade passiert ist, hätte nie passieren dürfen. Einer Frau Gewalt anzutun passt einfach nicht in sein Weltbild. So etwas ist ihm fremd. Und zutiefst verhasst. 'Ich sitze doch hier gemütlich mit Vivian und plaudere. Das hat doch nichts mit unserem Rollenspiel zu tun', denkt Wolfgang. Und noch etwas fällt ihm siedendheiß ein. Nie und nimmer hätte er Vivian unter normalen Umständen treffen können. Ihre Reaktionszeit ist im Vergleich zu seiner um Lichtjahre kürzer. Unter normalen Umständen! In Wolfgang reift eine Vermutung zur Gewissheit. Vivian weiß viel mehr über ihren kommenden Einsatz, als sie ihm gesagt hat. Wahrscheinlich sagen durfte. Wolfgang fühlt sich übergangen, manipuliert. Wütend schaut er Vivian an.


"Ich sollte jetzt eigentlich heulen. Nicht wahr?", schaut sie Wolfgang an, als ob nichts gewesen wäre. "Aber ich bekomme es einfach noch nicht hin."


Wolfgang schüttelt ungläubig den Kopf.


"Wir müssen das noch üben", sagt Vivian sachlich. Sie steht auf, drückt ihrem konsterniert dreinschauenden Partner einen Kuss auf die Wange. "Aber DU warst richtig gut. Es tut richtig weh."

*

Das Loch in dem Vivian steht ist inzwischen so tief, das Wolfgang gerade noch ihren Kopf erkennen kann. Fluchend, sich permanent den Schweiß von der Stirn wischend, gräbt und schaufelt sie, als gäbe es einen Preis zu gewinnen.


Wolfgang schaut ihr noch eine Weile zu, dann verlässt er seinen Schattenplatz und geht ins Haus. Neugierig inspiziert er jeden Raum, bis er in den Keller hinuntersteigt. Vivian hat ihm zwar das Haus gezeigt, aber in Wolfgang keimt ein Verdacht, dem er unbedingt auf den Grund gehen will. Und er wird nicht enttäuscht.

Bei wie vielen Hausdurchsuchungen Wolfgang zugegen war, entzieht sich seiner Kenntnis. Hat er sich bei Vivians Führung noch auf sie verlassen, schaut er diesmal mit den Augen eines Profis. Und prompt fällt ihm ein Schrank auf, der irgendwie nicht ins Bild des Raumes passt. Als er die beiden Flügeltüren öffnet, verstärkt sich sein Verdacht. Der Schrank ist leer. Ein stabiles Gerippe, sonst nichts. Kratzspuren auf dem hölzernen Boden lenken seinen Blick auf die Rückwand. Nach einigem Suchen entdeckt Wolfgang die haarfeine Linie, die sich von oben bis unten zieht und die hintere Wand in zwei Teile teilt. Von hier ist es nur noch einen Katzensprung bis Wolfgang den Mechanismus findet, der die beiden Teile aufspringen lässt. Sofort erstrahlt der Raum in hellem Licht. Die Wände sind völlig mit Regalen zugestellt. Wolfgang braucht eine Weile, bis er realisiert, was er vor sich hat. Mit einem Lächeln auf den Lippen schreitet er die Regalwände ab. Ein Warenhaus des Sadomasochismus und Fetischismus liegt vor ihm.


Einer inneren Stimme folgend fällt seine Wahl auf den in Einzelteile zerlegten Longshaft Sulky. Den passenden Body Harness aus drei Millimeter starkem Leder, die benötigten Riemen und Fesseln, sogar die passenden Glöckchen findet er auf Anhieb. Bald liegt die komplette Pony Ausrüstung vor ihm auf dem Boden. Er greift nach den beiden Rädern des Sulkys, verlässt den Raum und steigt die Treppe hinauf.

Wolfgang steckt sich eine Zigarette an, inhaliert den Rauch und lehnt sich entspannt zurück. Vivians Kopf ist schon nicht mehr zu sehen, aber dass sie seinem Befehl gehorcht, erkennt er an dem Sand, der in immer gleichen Abständen aus dem Loch geschleudert wird. Er ruft sie.

Vivians nackter Körper ist von Staub bedeckt. Feine Bahnen von Schweiß haben diesen wieder fortgeschwemmt. Ein Streifenmuster hat sich gebildet, das Wolfgang zu einem breiten Grinsen verführt. Vivian nimmt ihm die Zigarette aus dem Mund, saugt gierig. Ihr Blick fällt auf die beiden Räder, die angelehnt an einem Pfosten auf dem Boden stehen. "Hast du es endlich gefunden", kommentiert sie mit emotionsloser Stimme seinen Fund. "Gott sei Dank! Hat die blöde Buddelei endlich ein Ende."


Wolfgang steht auf. Zornig. KLATSCH! KLATSCH! Sofort werden Vivians Augen feucht. Tränen rinnen über ihre staubigen, sich rötenden Wangen. "Du hast davon gewusst!", giftet Wolfgang.


"Natürlich."


Wolfgang dämmert es. "Wieder so ein Scheißtest", stellt er mehr fest, als das er fragt.


"Hier ist alles ein Test", erklärt Vivian. Sie wischt sich die Tränen ab. Wolfgang meint so etwas wie Stolz in ihren Augen zu erkennen. 'Endlich kann ich heulen', sagt ihm ihr Blick. "Wir werden es mit Menschen zu tun haben, die jeden Fehler sofort bestrafen. Wir haben jede Information, alles Wissen da drin", tippt sie sich mit dem Finger an die Schläfe. "Aber wir müssen erst lernen, damit umzugehen. Es muss uns in Fleisch und Blut übergehen. Du machst gute Vorschritte. Schneller als man vorausgesagt hat. Aber du lässt dich noch zu sehr von deinem Kopf leiten. Akzeptiere die Rolle, die man uns zugedacht hat. Nur so werden wir Erfolg haben. Und überleben!"


Wolfgang sitzt auf seiner Liege. Vivian hat sich vor ihm in den Sand gekniet. Die Einundzwanzigjährige, verdreckt, verheult, aber mit wachen und zärtlich glänzenden Augen, legt beruhigend die Hände auf seine Knie.


"Als ich dir heute morgen die Ohrfeige gegeben habe, war ich über mich selbst erschrocken", sagt Wolfgang leise.


"Das habe ich gemerkt", nickt Vivian. "Ich versuche dir so gut ich kann zu helfen. Aber es gibt Dinge, die müssen von dir ausgehen. Von dir ganz alleine." Sie sieht sein Nicken. "Glaube nicht, in kenne das Programm, das man dir ins Unterbewusstsein gespielt hat. Jedenfalls nicht in allen Einzelheiten. Und das ist auch gut so. Unsere Handlungen müssen uns selbst widerspiegeln. Nur so sind wir authentisch."


Wolfgang streicht mit der Hand über ihre rote Wange. "Seit Tagen träume ich die wildesten Dinge", sagt er fast schüchtern. "Und darin sind Ohrfeigen noch das Harmloseste."


"Dann lebe deinen Traum!"


Eine Weile schweigen beide, dann ergreift Wolfgang die Initiative. "Mit der Buddelei ist ab sofort Schluss. Komm", sagt er und steht auf. "Hilf mir die Sachen aus dem Keller zu holen. Bestimmt kannst du das Teil ordentlich zusammenbauen."


"Natürlich kann ich das."


Erwartungsgemäß schreit Vivian auf, als sie der harte, eiskalte Wasserstrahl trifft.

*

Mit aller Brutalität wird Wolfgang die Richtigkeit von Vivians Worten bewusst, als der Sulky anruckt und er fast von dem winzigen Sitz geschleudert wird. Alles darüber zu wissen ist etwas gänzlich anderes, als real auf dem wackeligen Teil zu sitzen. Sofort bremst er Vivians Schrittfrequenz, indem er kräftig an den Zügeln zieht, die er fest in den Händen hält. Während Vivian in einen langsamen Trab zurückfällt, betrachtet Wolfgang das nackte Mädchen vor ihm. Breite Ledergurte ziehen sich über ihre Schultern, führen hinunter zu einem fast zehn Zentimeter breiten Hüftgurt. Durch zwei links und rechts angebrachte Metallringe laufen die Führstangen des Sulkys. Ein deutlich schmalerer Ledergurt teilt ihre Backen, verschwindet zwischen ihren Beinen. Am Kopfgeschirr befestigt die Leinen, mit denen er die Richtung vorgeben kann. Auch Vivian merkt man an, dass sie das erste Mal so ausgeführt wird. Noch tut sie sich schwer, vieles sieht linkisch und gewollt aus. Wolfgang zeichnet mit den Rädern eine Acht in den Sand. Versucht beim zweiten Durchgang die Spur zu treffen. Was er in diesem Moment nicht sehen kann, ist, wie Vivian trotz ihrer Anstrengung lächelt. 'Er ist auf dem richtigen Weg', denkt sie. Dann konzentriert sie sich wieder auf ihren eigenen Rhythmus.

Am Abend ist Wolfgang plötzlich verschwunden. Vivian geht durchs Haus, aber erst als sie auf die Terrasse hinaustritt, sieht sie ihren Partner. Der hat sich die Schaufel geschnappt und füllt gerade die Schubkarre mit Sand. Ohne ein Wort zu sagen geht Vivian auf ihn zu, reißt sich im Gehen die Klamotten vom Leib. Ein dankbarer Blick von Wolfgang. Gemeinsam füllen sie den Krater wieder auf.

*

Eine Woche ist vergangen und noch immer keine Nachricht. Wolfgang klappt den Deckel seines Taschencomputers zu, legt ihn zurück in die Lade des Schreibtisches. Die Uhr an der Wand zeigt neun Uhr dreißig in der Früh. Ein Sonntag. Der Blick auf das Außenthermometer lässt Wolfgang trotz des klimatisierten Raumes augenblicklich schwitzen. Vierunddreißig Grad. Das bedeutet weit über Vierzig am Nachmittag.



Vivian hat die Reste des Frühstücks beiseite geräumt. Sie steht am Fenster und betrachtet die Landschaft. Müde und abgespannt sieht sie aus. Trotz ihrer kaum vorstellbaren Kraftreserven.


"Wir nehmen uns heute mal frei", sagt Wolfgang und legt ihr zärtlich die Hände auf die Schulter. Vivian dreht sich um, schmiegt sich an seine Brust, umgreift ihren Partner mit ihren so zerbrechlich aussehenden Armen.


"Können wir uns das leisten?"


Wolfgang zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung. Aber wir haben einen Tag Erholung nötig. Auch du", fügt er hinzu.

Die beiden verbringen den Vormittag im Schatten, schlafen zur Mittagszeit. Etwas, das sie seit Ewigkeiten schon nicht mehr getan haben.

Wolfgang streckt sich auf seiner Liege. Betrachtet Vivian, wie sie sich die Beine vertritt. Sie hat an Gewicht verloren, erscheint muskulöser. Ihr Teint goldbraun. Die Haare von der Sonne gebleicht. Wolfgang hat sie sich nicht ein einziges Mal rasieren sehen. Trotzdem ist ihr Körper, ihr Geschlecht haarlos. Wolfgang sieht sich noch eine Weile an ihr satt, dann steht er träge auf.


"Wohin gehst du? Kann ich helfen?"


Wolfgang schüttelt den Kopf. "Eine Überraschung." Sein Weg führt ihn in den Keller. Hinein ins Spielzeugparadies.

*

"Ich dachte heute ist Ruhetag", scherzt Vivian, als Wolfgang ihr am frühen Abend den Harness reicht. Das schwere Leder hat inzwischen ihren Duft angenommen. Riecht verführerisch nach Frau und Versuchung. Der Schrittgurt, getränkt von ihren Säften, glänzt wie poliert.

Der Zug an den Riemen zwingt Vivian zu einem ruhigen Schritt. Ihr Weg führt hinaus in die Dämmerung. Ihr Ziel ist eine kleine Felsengruppe. Hierher waren sie in den letzten Tagen oft gekommen. Hier durfte sie Luft schöpfen, sich für wenige Minuten erholen. Freudig scharrte sie dabei mit den Füßen im Sand. Die Temperatur beträgt angenehme achtundzwanzig Grad. Ein leises Lüftchen sorgt für zusätzliche Erfrischung. Vivian hat eine Ahnung, was der Abend für sie bereithält. Neugierig hat sie vor dem Ausritt Wolfgangs Rucksack betrachtet, ohne seinen Inhalt erraten zu können. Lustvoll verbeißt sie sich in die Trense. Speichelt. Ein aufmunternder Klaps mit der Peitsche. Vivian stellt sich Wolfgang vor, wie er hinter ihr sitzt, ihren Po anstarrt. Er hat ihr verboten noch einmal die Toilette aufzusuchen. Jetzt lässt sie es laufen. In das heiße Leder hinein. Sie spürt die Nässe an ihren Beinen hinunterlaufen. Wieder ein Klatscher mit der Peitsche. Zärtlich. 'Ich schlage ihn mit seinen eigenen Waffen', denkt Vivian. Sie presst die letzten Tröpfchen aus ihrer Blase.

Die Felsen umschließen einen hufeisenförmigen Platz, der mit besonders feinem Flugsand bedeckt ist. Der Longshaft Sulky steht etwas abseits. Vivians Harness liegt mit den anderen Utensilien quer über dem Sitz. Wolfgang kniet vor dem offenen Rucksack, nimmt Gegenstände heraus, die Vivians Herz höher schlagen lassen. Bald trägt sie an Hand- und Fußgelenken starke Ledermanschetten. An den vier Ecken einer schwarzen Decke schlägt Wolfgang lange Pflöcke in den Sand. Karabiner klicken metallisch in die Ösen der im Boden festsitzenden Metallstäbe. Während Wolfgang sich eine Zigarette ansteckt, betrachtet er ihr erfolgloses Ziehen und Zerren.

Die Enden der Peitsche klatschen auf ihren Bauch, hinterlassen sofort Spuren, die ihn erregen. Wieder und wieder schlägt er auf sie ein, vorsichtig natürlich. Wolfgang will das aufgespannte Mädchen nicht verletzen. Es geht um ganz etwas Anderes. Es geht um Macht.

Breitbeinig sitzt Wolfgang auf ihrem Schoß. Seine Fingerspitzen streichen über ihre sanft geröteten Striemen. In ihren Augen liegt stilles Einverständnis, auch wenn sie schimpft wie ein Rohrspatz.


"Das wagst du nicht!", faucht sie Wolfgang an. "Du willst ein wehrloses Mädchen schlagen? Du doch nicht!"


KLATSCH! KLATSCH! KLATSCH! KLATSCH! Vivians Kopf fliegt von einer Seite zur anderen. Wolfgang lächelt. 'Endlich lebt er seinen Traum', denkt sie.

Wolfgang hat Vivians Beinfesseln gelöst. Er greift unter ihre Knie, hebt ihre Beine an, bis er tief in ihr Geschlecht schauen kann. Die Lippen klaffen blutgefüllt auseinander. Ihr Innerstes ist rosig und feucht. Ohne sein Zutun findet die pralle Eichel ihren Weg. Vivians Bauchdecke flattert. Mit großen Augen schaut Vivian Wolfgang an, schiebt, soweit es ihr möglich ist, das Becken nach vorne. Wolfgang lässt ihre Beine auf den Boden sinken. Beugt den Oberkörper und stützt sich oberhalb ihrer Schultern ab. Sofort umschließen ihn Vivians Beine. Mit unmenschlicher Kraft zieht sie Wolfgang näher an sich heran. Gleichzeitig dringt sein Schwanz tiefer in ihre Vagina.


"Fick mich", stöhnt sie. "Fick deine kleine Schlampe."


Wenn ihre Arme nicht seitlich fixiert wären, würde sie mich auf den Rücken werfen, denkt Wolfgang. So aber liegt er mit seinem ganzen Gewicht auf ihr. Zwei tektonischen Platten gleich reiben sie sich aneinander.


KLATSCH! KLATSCH! Ihre Augen sprühen Funken.


KLATSCH! KLATSCH! Spitze Schreie reißen lange Risse in die aufkommende Dunkelheit.


KLATSCH! KLATSCH! Wolfgang spürt einen heißen Strahl gegen seinen Unterleib spritzen. 'Die Schlampe pisst mich an', staunt Wolfgang über soviel Schamlosigkeit.


KLATSCH! KLATSCH!

Völlig ausgepumpt lassen sie voneinander ab. Wolfgang schafft es noch ihre Arme zu befreien, dann lässt er sich matt auf die Decke sinken. Für einen Moment wird ihm schwarz vor Augen. Vivian, deutlich weniger mitgenommen, wälzt sich an seine Seite.


"Das werde ich nie vergessen", flüstert sie und küsst seine schweißnasse Haut. "Danke!"


Wolfgangs Kopf kippt zur Seite. Er grinst übers ganze Gesicht. "Woher wusstest du ... ?"


"Verführungsszenario VZ0130"


"Wie bitte?"


"Ach nichts."


"Nun sag schon!"


"Du stehst drauf, Mädchen beim Pinkeln zuzuschauen."


Nachdem sich sein Hustenanfall gele

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Kommentare


geplanterZufall
dabei seit: Mär '04
Kommentare: 5
schrieb am 21.01.2009:
»Geniale Idee, wunderbar umgesetzt, sehr schön ge- und beschrieben - einfach klasse.
Ruft geradezu nach einer Fortsetzung.«

hwening
dabei seit: Mai '02
Kommentare: 4
schrieb am 21.01.2009:
»Eine der besten Geschichten die ich hier gelesen habe!
Eine absolut gelungene Mischung aus phantasievoller Erotik mit super Sprache und einer fesselnden Story.«

AxelMU
dabei seit: Mär '04
Kommentare: 33
schrieb am 21.01.2009:
»Einfach nur gut. Hoffentlich geht es bald weiter!«

xenja-hex
dabei seit: Nov '07
Kommentare: 71
xenja-hex
schrieb am 22.01.2009:
»hallo

eine sehr schöne, erotische, spannende, fesselnde, fantasievolle geschichte

gruß

xenja«

LadyAllista
dabei seit: Jun '07
Kommentare: 44
Lady Allista
schrieb am 22.01.2009:
»Oh mein Gott. Wen hat es denn hierher verschlagen... Hemingways Urenkel??

Das war das mit Abstand Beste, was ich hier je gelesen habe. Und es schreit geradezu nach einer Fortsetzung!

Großes Lobdingens, und bitte, bitte weiterschreiben!!!«

Oberschlumpf
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 12
schrieb am 22.01.2009:
»Zitat:
Aber jetzt, mit 92 Jahren

Zitat:
geb. 12. Januar 1952, gest. 11. Januar 2042

meine Meinung:
von 1952 bis 2042 sind es aber NUR 90 Jahre
oder..*ironisch guck*..sind die 2 fehlenden Jahre auch ein Wunder der Geschichte?!?«

Nucleus
dabei seit: Okt '03
Kommentare: 18
Nucleus
schrieb am 26.01.2009:
»Tja ,ähm ... aus erzählerischer Sicht vermisse ich einen Konflikt in der Geschichte. Ansätze dazu gibt es viele. Das soll aber nicht heißen, dass die Geschichte schlecht geschrieben ist. Man kann eben nicht alles haben. ;-)

Keep on writing«

salubri
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 17
schrieb am 03.02.2009:
»Klasse Geschichte! Eine der ganz wenigen, die ich kommentiere (kann man an einer Hand abzählen) Finde sie rundum gelungen.

Eine Fortsetztung wäre klasse.«

weiber
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 2
schrieb am 10.02.2010:
»SUPER!! Klasse geschrieben, tolle Geschichte, wirklich ein Genuss zum Lesen, bitte weiter machen!«

Pandu
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 164
schrieb am 28.06.2010:
»...phantastisch!«

Hackie
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 73
schrieb am 02.01.2012:
»Wow. Wunderbare Geschichte, und auch wunderbar umgesetzt.
Gibt nur etwas, das micht stört: Die Frau hat alles Wissen der Welt, und kann nicht altern. Wie um himmels Willen kommt so jemand auf die Idee, zu rauchen, ohne sich aus Angst vor den Konsequenzen in die Hose zu machen? Für mich etwas zu offensichtlich, dass der Autor selbst nicht davon lassen kann...«

jalana
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 7
schrieb am 11.11.2013:
»Suuuuuuuuuuuuuper Geschichte! Sprachlich perfekt - bitte mehr«



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