Das Geschenk
von Kojote
„Ist es“, machte Irina einen neuen Anlauf und suchte, noch während sie sprach, noch einer weiteren Idee, „eine Dildoparty?“
Aufmerksam studierte sie dabei von der Seite das Gesicht ihrer Freundin. Sie achtete nicht auf den Weg vor sich. Und das musste sie auch nicht, denn Alessa hatte ihr den Arm um die Hüfte gelegt. Sie würde nicht mit irgendwas oder irgendwem kollidieren, wenn ihre Freundin sie führte. Sie konnte sich völlig darauf konzentrieren, nach Hinweisen zu angeln.
Bei diesem neuen Vorschlag verzog sich diesmal dann auch tatsächlich das wunderbare Gesicht zu ihrer Linken zu einem leichten Lächeln. Aber es war eher spöttisch.
Es war zum Auswachsen mit Alessa. Sie mochte spanische Eltern haben, aber ihre Vorfahren mussten aus Ägypten kommen, denn wenn die Schwarzhaarige wollte, konnte sie tagelang aussehen und blicken wie die Sphinx persönlich.
Selbst der Versuch, in ihren Augen einen Hinweis zu ergattern, prallte an irgendeiner Art mentalem Schutzschild einfach ab. Und das machte Irina wahnsinnig, denn sie liebte Überraschungen und musste einfach vorher herausfinden, was die Überraschung eigentlich war. Auch wenn sie hinterher kreuzunglücklich darüber war, es sich verdorben zu haben.
Einer Logik mochte das nicht folgen, aber solche Lappalien hielten Irina niemals auf.
„Aha!“, frohlockte sie triumphierend, denn das Lächeln war bislang der sichtbarste Hinweis überhaupt. „Du hast dich verraten. Jetzt weiß ich, dass es entweder was mit einer Party oder mit Dildos zu tun hat.“
Wie immer trug sie nicht nur ihr Herz, sondern auch ihre Gedanken direkt auf der Zungenspitze. Das mochte nicht hilfreich beim Fischen nach Informationen sein, aber es brachte Alessa zum Lachen. Und das war mindestens ebenso toll wie ein Rätsel zu lösen.
Lachend wandte ihre Freundin den Kopf und musterte Irina einmal kurz von oben bis unten.
„Ich will deinen detektivischen Spürsinn nicht infrage stellen, Süße. Aber wenn unser Outfit nicht schon Hinweise auf eine Party gegeben hat, dann vielleicht meine Aussage von vorhin, wir würden heute zu einer Art Party gehen, wo dich deine Überraschung erwartet.“
Irina zog Stirn und Nase kraus, als sie mit dieser Antwort und der dahintersteckenden Logik konfrontiert wurde. Zum einen, weil sie tatsächlich nicht mehr daran gedacht hatte, weswegen sie sich beide in ihre schärfsten Klamotten geworfen hatten. Und zum anderen, weil sie genau wusste, dass Alessa dieses Gesicht zum Küssen fand.
Nur um sicherzugehen, zog sie auch noch die Unterlippe unter die Zähne. Was ihr dann auch sofort den erhofften Kuss einbrachte. Wenn auch nur auf die Nase.
„Ha!“, rief sie dann. „Also ist es was mit Dildos!“
Alessa verdrehte die Augen und ein älteres Ehepaar, das von seinem Cockerspaniel spazieren geführt wurde, blickte zu ihnen hinüber. Fröhlich winkend und dem weitaus weniger entrüstet auf all die nackte Haut starrenden Mann eine Kusshand zuwerfend, kicherte sie in sich hinein.
„Du musst eine Außerirdische sein“, wiederholte Alessa einen ihrer Lieblingsvorwürfe. „Deine Denkstruktur ist einfach nicht mit Menschen kompatibel.“
„Und deswegen liebst du mich auch so“, stellte die Blondine gutgelaunt fest. „Weil ich so schwer durchschaubar bin und so außerirdisch gut aussehe.“
„Ich weiß manchmal wirklich nicht, warum ich dich lieben sollte“, lautete die Antwort.
Es war ein tausend Mal gespieltes Spiel zwischen ihnen. Und wie jedes Mal bliebt Irina sofort stehen und ließ den Kopf hängen. Sie konnte auf Kommando weinen und tat es auch immer dann, wenn es ihr gerade in den Kram passte. Sie wusste, dass ihr perfektes Bild des Jammers Alessa wahnsinnig machte.
Die wollte dann immer streng sein. Sie schimpfte manchmal auch ein oder zwei Sätze lang. Aber spätestens bei der ersten Träne war sie Beute. Und heute dauerte es nicht einmal bis dahin.
Es gab nur ein kurzes, genervtes Augenverdrehen bei der rassigen Schönheit und dann blickte sie in das Gesicht, das vor unendlicher Trauer, Einsamkeit und Enttäuschung geradezu überlief. Natürlich mit sorgsam niedergeschlagenem Blick, der nur durch Irinas Wimpern gerade eben so eine Beobachtung erlaubte. Sonst wäre der Effekt durch das Glitzern der Vorfreude in ihren Augen zerstört worden.
Schnell trat Alessa zu ihr und diesmal nahm sie ihre Freundin nicht nur in die Arme, sondern fegte sie fast von den Beinen, bis sie mit dem Rücken an der nächsten Hauswand stand.
„Ich hasse es“, raunte sie und sah nun aus, wie eine zornige Rachegöttin.
Bis auf die Augen, die in dieser Situation immer den winzigen Funken Unsicherheit enthielten, ob sie vielleicht doch einmal Irinas Gefühle verletzt haben mochte. Und genau das war das Großartige an diesem Spiel.
Das und… der Kuss, den Alessa ihr als Nächstes gab.
Dieser Kuss, bei dem sie ihren Körper umfing und an die Wand drückte und mit ihren Händen packte und festhielt. Dieser Kuss, bei dem sie die Augen offenließ, bis Irina in der echten Liebe darin ertrank und ihre Lider sich von selbst schlossen. Der Kuss, bei dem aus den energischen Berührungen ihrer Lippen ein forderndes Vordringen ihrer Zunge wurde, die auf die wunderbarste Weise fragte, ob alles in Ordnung war.
Worauf Irinas Zunge die Antwort lieferte. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste und so lange es eben dauerte. Selbst wenn sich Trauben aus Schaulustigen bildeten.
‚Oh, nein‘, sagten Irinas blaue Augen zu den beinahe schwarzen ihrer Freundin, als sie wieder sehen konnte. ‚Nein, du hasst es nicht. Du liebst es. Und ich liebe es, wie du nur mit deiner Zunge Sex auf offener Straße mit mir machst.‘
Und derweil sagten ihre Lippen alles, was sonst noch wichtig war: „Ich liebe dich mehr als mein Leben.“
*****
Alessa hätte am liebsten frustriert gestöhnt. Aber sie war wie immer atemlos in dem Moment gefangen.
Jedes einzelne Mal, wenn Irina dieses verdammte Spiel spielte, wollte sie ihr die Ohren langziehen und nicht darauf eingehen. Und dann blickte sie in das Gesicht, das sie so sehr liebte, sah die verdammt noch mal gespielte Trauer darin und wurde zu Butter in der Wüste.
Aber wenn sie ganz ehrlich war, dann war der unvermeidliche Kuss den ganzen Ärger wert. Nichts ließ sich damit vergleichen, Irina zu küssen. Vor allem dann nicht, wenn die nach Liebesbeweisen angelte.
Die kleine Halb-Russin mit den fast weißen Haaren war eine Hexe. Daran bestand kein Zweifel. Und Alessa fragte sich manchmal, wie ihre Kleine sich ihre Naivität und Unbefangenheit hatte bewahren können. Vor allem, wenn man ihre Vorgeschichte bedachte.
Aber egal wie - es war einer der Gründe, weswegen Alessa ihre Freundin so sehr liebte, dass es schon fast wehtat. Sie mochte unlogisch, sprunghaft, launisch, impulsiv, unkontrollierbar und ohne jeden Sinn für Anstand sein, aber ihre Liebe konnte Eisberge schmelzen.
Eisberge wie Alessa…
„Wenn wir nicht verabredet wären“, drohte sie leise.
„Mit wem denn?“, fragte Irina sofort und ihre Neugier trat wieder in den Vordergrund.
„Lass dich überraschen“, murmelte sie.
Schnell zog sie ihren Schutzschild wieder hoch. Irina konnte jedes Geheimnis aus einem herausholen, wenn man ihr die Gelegenheit gab. Nur das, was die kleine Blondine als das ‚Sphinxgesicht‘ bezeichnete, war ein wirksamer Schutz. Und heute schützte es auch davor, dass Irina die Unsicherheit, Nervosität und simple Angst ihrer Freundin bemerkte.
Was würden die kommenden Stunden bringen? Sie fragte es sich schon seit Tagen. Stellte ihre Idee immer wieder in Frage und hatte schon ein paar Mal kurz davor gestanden, das Event abzusagen. Es war ganz und gar nichts, womit sie sich so richtig wohlfühlte.
Aber wenn sie auf eines bauen konnte, dann auf die Liebe ihrer Kleinen. Das war die einzige Konstante in Irinas Wesen und auch der heutige Abend würde daran nichts ändern.
Es war keine Gefahr. Sie hatte es durchdacht und mit dem einen Mann besprochen, auf dessen Wort man bauen konnte. Und dessen Mithilfe sich bei der Organisation als unschätzbar wertvoll erwiesen hatte.
„Komm“, sagte sie und zog ihre Freundin wieder an ihre Seite.
Zielstrebig ging sie weiter und ließ sich von den Versuchen Irinas, mehr über die Überraschung zu erfahren, von ihren Sorgen ablenken.
Bis sie schließlich das Ziel erreichten. Und damit zunächst einmal den Mann, dessen Anregungen und Fragen ihre wohlgeordnete Welt zwischenzeitlich fast ebenso sehr durcheinandergebracht hatten, wie es eigentlich nur Irina konnte.
„Al!“, jubelte die kleine Hexe, als sie um die Ecke bogen und ihn an eine Wand gelehnt stehen sahen.
Er blickte auf und schnippte die Zigarette rechtzeitig weg, um die Blondine zu fangen, die sich sofort von Alessa gelöst hatte und auf ihn zugestürmt war. Wie immer sprang sie ihn einfach an und vertraute darauf, dass er sie fangen würde.
Die Spanierin hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, wie abgöttisch ihre Freundin diesen Mann liebte. Und bei ihm allein spürte sie keine Eifersucht. Auch wenn es lange gedauert hatte, damit ins Reine zu kommen.
Wenn sie ehrlich war, fühlte sie selbst ihm gegenüber auch starke Gefühle. Sie gestattete ihm nicht einfach, sie zu umarmen. Sie musste nicht die Zähne zusammenbeißen, um es zu ertragen. Sie fühlte die Zuneigung, die er ihr entgegenbrachte, und teilte sie.
Auch wenn sie heute seine Anwesenheit mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nahm.
*****
„Bist du meine Überraschung?“, fragte Irina neugierig, während sie sich an ihn klammerte.
Sicherlich war es kindisch, sich ihm entgegenzuwerfen, als wäre sie noch ein Kleinkind. Aber für damenhaftes Verhalten war Alessa da. Sie selbst war eben kindisch. Und wem das nicht passte, der lernte die Farbe ihrer Zunge und die Länge ihres Mittelfingers kennen. Basta.
„Hast du es nicht rausbekommen?“, fragte er lachend und hielt sie in den Armen.
„Sie hat die Sphinx gemacht“, schmollte sie.
„Verdammt“, fluchte er. „Was für ein Glück.“
Irina freute sich. Er verstand sie. Warum auch immer. Und wie auch immer er das machte, denn sie verstand sich ja meistens selbst nicht richtig.
Glücklich legte sie einen Arm um Alessa, als die hinzutrat, um Al ebenfalls zu begrüßen.
„Gruppenkuscheln!“
Für diesen Augenblick war ihr Geburtstag bereits perfekt. Al und Alessa waren bei ihr und hielten sie im Arm. Es gab nichts Wichtigeres auf der Welt.
Aber ihr war klar, dass seine Anwesenheit nicht die Überraschung sein konnte, denn mit ihm trafen sie sich öfter. Und daraus hätte Alessa auch kein solches Geheimnis gemacht. Also kam da noch was. Und das es nun unmittelbar bevorstehen musste, konnte sie sich gedulden.
Die zehn Sekunden waren drin.
„Bist du bereit?“, fragte er.
Aber er fragte nicht sie, sondern Alessa.
Nanu?
„Ich denke schon“, antwortete ihre Liebste.
Da war ein Unterton in ihrer Stimme, den Irina so nicht kannte. Irgendwas war im Busch und sie löste sich von Als Hals, um ihre Freundin anzusehen. Aber sie kam nicht dazu.
Sanft, aber bestimmt griff Alessa ihren Kopf und drehte ihn nach vorne. Und dann legte sie ihr eine Augenbinde um. Das Letzte, was sie sah, war das sehr ernste Gesicht von Al, der an ihr vorbei blickte.
Und für einen Moment war es auch das Letzte, was sie deutlich hörte, denn Alessa legte ihr danach fest die Hände auf die Ohren.
Natürlich hörte sie noch, wie die beiden sich unterhielten. Aber sie verstand kein Wort. Und irgendwie wurde ihr mulmig, denn die lockere Stimmung hatte einer Angespanntheit Platz gemacht, die so gar nicht zu einer witzigen Überraschung passen wollte.
Die Hände verschwanden von ihren Ohren und schnell angelte sie blind nach einer davon. Sie brauchte den Druck von Alessas Fingern, damit sich der Koten der Furcht nicht in ihrem Bauch festsetzen konnte.
Aber… warum zitterte ihre Liebste so?
„Du vertraust uns?“, fragte Al überflüssigerweise.
Irina schluckte und nickte.
„Dann führen wir dich jetzt zu deiner Überraschung. Und für dieses Spiel gibt es nur zwei Regeln“, erklärte er ernst. „Wenn kurz unterbrochen werden soll, was immer passiert oder dir etwas unangenehm ist, sagst du Banane. Und wenn alles sofort stoppen soll und nicht mehr weitergehen darf, sagst du Tomate.“
Irina zog Stirn und Nase kraus. Das waren die Worte, die sie mit Alessa zusammen benutzte, wenn es um Sex ging. Ihre Safeworte, die sie noch nie benutzt hatte. Wozu brauchte sie die heute…?
„Was habt ihr vor?“, fragte sie ernst.
Aber sie bekam keine Antwort.
Alessa führte und sie folgte - wie sie es immer tat. Durch eine Tür, eine Treppe hinab und in einen Raum, der von leisem Gemurmel erfüllt war. Gespräche, Zigarettenrauch, Aftershave in verschiedenen Varianten und ganz leise Musik.
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und eine vage Ahnung füllte ihren Bauch mit Furcht und… Erregung. Es gab eine Fantasie, die sie niemals mit Alessa geteilt hatte. Eine Fantasie, die sie niemals ihrer Freundin abverlangt hätte. Von der sie sich nicht einmal sicher war, ob sie schön oder schrecklich war. Und die anwesende Menschen erforderte.
Aber… Alessa würde niemals…
Der Boden veränderte sich. Teppich würde zu einer glatten Oberfläche, die ihre Schritte deutlich hörbar machte. Dann stoppte Alessa und ließ ihre Hand los.
Unwillkürlich sagte sie ängstlich: „Verlass mich nicht!“
„Nicht eine Sekunde“, wisperte ihre Freundin in ihr Ohr.
Es klang entschlossen. Und dunkel. So wie sonst, wenn sie die Kontrolle übernahm und von Irina verlangte, sich ganz in ihre Hände zu begeben.
Also tat die Blondine genau das: Sie gab sich in die Hände des Menschen, dem sie absolut vertraute.
*****
Irina hatte die ganze Zeit über leicht gezittert und Alessa hoffte, dass dadurch ihre eigene Nervosität nicht bemerkt worden war.
Sie wagte es nicht, den Blick zu heben. Sie wollte gar nicht wissen, was sie sehen würde. Sie musste sich ganz und gar auf Irina konzentrieren, oder sie würde die Nerven verlieren.
Es half, dass ihre Kleine sich sichtlich entspannte, als sie ihr versicherte, sie nicht allein zu lassen.
Vertrauen…
Trotzdem war es nicht leicht, sich daran zu machen, die Schnürung von Irinas Lederkorsage zu öffnen. Alessa hatte es tausend Mal getan, aber heute war sie nicht mit ihrer Freundin allein. Heute waren viele Augen auf sie gerichtet.
Es half, dass Irina leise keuchte, als sie fühlte, was passierte.
„Oh, Gott…“, hauchte sie fast unhörbar.
Nun zitterte sie wieder. Aber es war ein anderes Zittern. Vielleicht Unsicherheit, aber auch ganz sicher Erregung. Ohne jeden Zweifel.
„Ich glaube es nicht…“, wisperte die kleine Blondine, während Alessa das Kleidungsstück löste und beiseitelegte.
„Ich auch nicht“, antwortete sie leise und küsste sachte das niedliche, kleine Ohr.
„B-ba…“, setzte Irina an.
Alessas Herz machte einen Sprung. Sie sah an all den kleinen Zeichen, dass Irina bereits maßlos erregt war. Sogar die Männer jenseits des Lichtkegels mussten das schon erkennen können, denn die süße, kleine Brust ihrer Freundin lag schon frei und es war alles andere als kalt im Raum.
Und trotzdem wollte sie unterbrechen, was gerade geschah. Und zwar für Alessa.
„Schhh…“, machte sie und legte einen Finger auf die niedlichen Lippen, die darunter bebten. „Es ist okay. Es ist für dich. Und wenn es dich glücklich macht, ist es für mich auch schön.“
Und irgendwie war das sogar richtig. Auch wenn ihr das auf der bewussten Ebene seltsam vorkam. Sie blickte auf die bebenden Lippen und die kleine Träne, die unter der Augenbinde hervorkam. Und sie sah das Zittern des geliebten Körpers und die aufgerichteten Poren.
Was immer passieren würde, war für Irina. Und wenn sie es genoss, war es gut so.
„Über dir ist eine Stange“, flüsterte sie, ohne eine Antwort abzuwarten. „Greif danach und lass nicht los, bis ich es dir sage.“
Irina reagierte sofort und streckte sie Arme nach oben, bis sie das Metall zu fassen bekam. Sie war ein Wildfang, aber wenn sie erregt war, tat sie praktisch alles, was Alessa ihr sagte. Und legte dabei einen bedenklichen Mangel an Vernunft an den Tag, mit dem die Schwarzhaarige erst einmal hatte umgehen lernen müssen.
Heute war es allerdings gut so. Und es verfehlte auch seinen Effekt nicht.
Das Gemurmel aus der Dämmerung jenseits des Lichtkegels wurde kurz zu einem Raunen, bevor es sich wieder normalisierte. Irina stellte sich nun ohne Zweifel vor, wie sich Dutzende Augenpaare auf ihren Körper richteten. Ein leises Wimmern kam über ihre Lippen und ihre Brustwarzen wurden noch härter als zuvor.
Es gefiel ihr. Und irgendwie… jagte es auch einen heißen Schauer über Alessas Rücken.
Langsam trat sie einen Schritt zurück und betrachtete den gestreckten Körper. Jeder, ob Mann oder Frau, musste dieses Kunstwerk bewundern. Es ging gar nicht anders.
Irina war eine Ballerina, auch wenn sie diesem Beruf nicht mehr nachging. Sie war federleicht und gertenschlank. Wäre sie nicht so entsetzlich zierlich gewesen, hätte man ihr Gewicht bedenklich finden können. So war sie einfach nur filigran.
Ihr weißblondes Haar war kaum schulterlang und bildete einen Rahmen für ihr sichtbar slawisches Gesicht. Auch wenn die funkelnden, blauen Sterne ihrer Augen verdeckt von der Binde verdeckt wurden, war kein Zweifel an ihrer Schönheit möglich.
Was die unsichtbaren Betrachter allerdings vermutlich mehr interessierte, waren die beiden kleinen Hügel auf ihrem Oberkörper, die durch die Streckung noch ein wenig flacher wirkten als sonst. Kleine Brüste musste man mögen. Aber wenn man es tat, liebte man diese beiden Erhebungen ganz eindeutig.
Bedächtig trat Alessa hinter ihre Freundin und streckte selbst die Arme aus. Hauchzart ließ sie ihre Fingerspitzen von den Handgelenken hinab wandern. An den Innenseiten der Arme entlang, durch die Armbeugen und dann nach vorne unter die Achseln und weiter hinab bis zum Bund des Lackrocks.
Tat man das bei Irina in einer alltäglichen Situation, kringelte sie sich nach zwei Zentimetern auf dem Boden und bekam vor Lachen keine Luft mehr. Aber wenn sie erregt war, stöhnte sie bereits auf halber Strecke hörbar.
Heute atmete sie nur noch stoßweise als Alessa unten ankam. Niemand im Raum konnte überhört haben, wie sehr sie die Reise dorthin genossen hatte.
Aus reiner Freude daran, wie ihre Freundin zuckte, stöhnte und gelegentlich winselte, wiederholte Alessa das Spiel einige Male. Hinauf, hinab und wieder hinauf. Dann ließ sie von ihr ab. Und packte nach einigen Sekunden fest zu, um mit der ganzen Handfläche wieder hinabzufahren.
Erst dann erinnerte sie sich wieder an die Zuschauer, die den leisen Aufschrei von Irina mit lauterem Raunen kommentierten. Und seltsamerweise stachelte sie das mehr an, als es sie abstieß.
„Sie wollen mehr von dir sehen“, wisperte sie ins linke Ohr und ließ ihre Zungenspitze über die Muschel tanzen.
Irina konnte nur japsend einatmen, während ihre Freundin ihr Wissen über ihre empfindsamsten Körperstellen ausnutzte.
„Willst du es ihnen zeigen?“
*****
Irina fühlte ihr Herz direkt am Ansatz ihrer Zunge rasen. Sie bekam keine Luft, obwohl sie andauernd einatmete.
Schon die Berührung der Fingerspitzen hatte sie elektrisiert. Die Hände waren wie ein Stromschlag gekommen und nun brachte die Zunge an ihrem Ohr sie um den Verstand. Sie war sicherlich schnell auf hundertachtzig und bereit für jede Schweinerei. Aber allein das Wissen darum, beobachtet zu werden, brachte sie heute ab der ersten Berührung an den Rand des Abgangs.
Dementsprechend konnte sie die Frage erst gar nicht verstehen. Sie hörte die Worte, aber sie ergaben keinen Sinn.
Dann fiel ihr die einzige Antwort ein, die sie geben konnte: „Ich gehöre dir.“
Sie musste es sich abringen, denn sie bekam noch immer keine Luft. Und das wurde schlimmer, als sich Alessas Arme fest um sie schlossen, ihre Brüste hart packten und die geliebte Stimme ihr ins Ohr fauchte.
„Verdammt richtig! Und ich mache mit dir, was ich will!“
Irina hielt sich nicht zurück. Sie schrie laut auf, als sie gepackt wurde, und wimmerte in ihrer Muttersprache vor sich hin. Das Blut schoss von ihrem Ohr, in dem es eben noch wie ein Wasserfall gerauscht hatte, direkt in ihren Schoß, wo es den Wasserfall gleich Wirklichkeit werden lassen würde.
„Und vielleicht will ich dich heute Nacht sogar ausleihen“, hauchte Alessa, plötzlich unendlich sanft.
Nicht so sanft war das, was sie mit Irinas Nippel anstellte. Es war hart, schmerzhaft und genau das Richtige, um die erste Flutwelle loszutreten, die schon fast ausreichte, um ihr das Bewusstsein zu rauben.
Mit letzter Kraft hielt sie sich fest, während sie einen kleinen Orgasmus hinaus schluchzte. Dann erst traf die Bedeutung der Worte bei ihr ein.
Sie riss die Augen auf, als die Worte noch einmal Revue passierten. Natürlich war das zwecklos, aber es passierte einfach so. Das konnte Alessa nicht ernst gemeint haben!
„Oh, ich weiß von deinem Geheimnis“, flüsterte die geliebte Stimme zärtlich weiter in ihr Ohr. „Ich weiß von deiner Fantasie. Und ich wollte deswegen wütend auf dich sein.“
Schluchzend versuchte Irina, Worte zu formen. Um Vergebung zu bitten. Sich zu entschuldigen.
„Schhh…“, machte Alessa. „Du bist, wie du bist. Und ich liebe dich, wie du bist. Ich weiß, dass du es niemals von mir verlangen würdest. Aber ich kann auch das Wissen nicht ertragen, dass du dich immer nach etwas sehnst, was du nicht bekommen kannst, weil ich es dir nicht geben kann.“
Irina bemerkte nur ganz am Rande, wie Alessa ihren Rock öffnete und er zu Boden glitt. Aber sie hörte das Raunen im Raum und sie wusste, dass die Männer nun sahen, wie sie auslief. Scham und Erregung stiegen sprunghaft an.
„Toma…“, wollte sie keuchen, aber Alessa verschloss ihren Mund.
„Wag es nicht, die Anständige zu spielen“, zischte sie. „Man kann mittlerweile sogar riechen wie spitz du bist. Du willst es. Gib es zu.“
Sie wollte den Kopf schütteln, nickte aber stattdessen. Es war schließlich die Wahrheit. Die schreckliche, widerwärtige Wahrheit.
„Ich v-verdiene dich n-n-nicht“, stammelte sie unter Tränen, als die Hand verschwand.
„Du verdienst eine Tracht Prügel. Und die wirst du auch bekommen, wenn dieser Tag vorbei ist“, drohte Alessa.
Aber diese Drohung barg mehr als nur ein wenig Hoffnung, denn nichts war intimer, als von Alessas Hand bis an die Grenzen ihrer Fähigkeit getrieben zu werden, Schmerz zu ertragen. Nicht einmal die besitzergreifendsten Küsse, die sie ihrer Freundin immer wieder abluchste.
Plötzlich fühlte sie, wie Alessa sich von vorne an sie presste. Und es war nichts zu fühlen von ihrem spitzenbesetzten Oberteil. Da war nur nackte Haut. Die heiße, nackte Haut ihrer wunderbaren Brüste. Trotz der zuschauenden Männer hatte sie sich ausgezogen.
„Heute verdienst du aber… Schwänze“, sagte Alessa nun wieder ganz sanft. „Und du wirst sie von meiner Hand erhalten. So viele, wie du verkraften kannst.“
„Angst!“, keuchte sie in ihrer Muttersprache.
Sie verlor nicht nur den Boden unter den Füßen, sondern auch jeden Halt.
„Davor, dass ich dich danach ver
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