Das Guckloch im Holzzaun
von Susi M Paul
Den Blick durch das Astloch hätte ich mir sparen können, denn um diese Zeit war da drin noch nichts los. Das hatte ich in den letzten Tagen schon in Erfahrung gebracht. Also schnappte ich mir meine Tasche und suchte hinter einem Gebüsch ein lauschiges Plätzchen mit ein paar wärmenden Sonnenstrahlen.
Gefunden habe ich das von Wanderern und Naturfreunden gänzlich unberührte Waldstück zwischen dem überfüllten Seeufer und der dröhnenden Schnellstraße vor zwei Wochen. Es war glühend heiß gewesen und mein überhitzter Körper hatte nach Abkühlung im Wasser gelechzt. Mit reichlich Geschick und Chuzpe hatte ich neben dem gerammelt vollen Parkplatz die nötigen zwei Quadratmeter für meinen Cinquecento ergattert. Doch auf der Liegewiese für Normalbadende hätte ich schon zur Sardine mutieren müssen, um mich noch irgendwo reinzudrücken. Und auf textilfrei hatte ich einfach keine Lust.
Ein paar Mal habe ich es probiert. Aber trotz des salbungsvollen Geredes von wegen natürlichem Umgang mit dem Körper tummeln sich dort für meinen Geschmack viel zu viele Gaffer. Mehr Mösenbeschauer jedenfalls als meine Ritze zu ertragen bereit ist. Obwohl, wenn ein Prachtexemplar von Mann, oder auch von Schwanz, was nicht immer dasselbe ist, sie anstarrt, dann fühlt sie sich selbstverständlich geschmeichelt. Leider sind solche Highlights Mangelware bei den Nacktbadern, und auch sonst. Wie dem auch sei, spätestens nach der intimen Begegnung mit einem verschwitzen Barhocker sind wir beide, meine Spalte und ich, zu der Erkenntnis gelangt, dass bikinifrei herumzulaufen in erster Linie etwas für warme Sonntage in meiner eigenen Wohnung ist.
Mit Baden war es somit erstmal nichts gewesen an diesem Tag. Da hatte es sich gerade recht gefügt, dass der Feldweg, den mein fahrbarer Untersatz zum Parkplatz umdeklariert hatte, mich einladend angelächelt hatte. Er schlug einen großen Bogen um die Ginsterbüsche und die hohen Thujahecken des FKK-Geländes, schlängelte sich am Waldrand entlang, kam zwischenzeitlich den knapp an meinen Ohren vorbeidonnernden LKWs gefährlich nahe und hauchte schließlich vor einem riesigen, goldgelben Weizenfeld seine alles in allem kurze Existenz aus.
Also nahm ich rechts davon die Erforschung des Waldes in Angriff, denn dahinter musste sich ja der Rest des Sees jenseits des Freikörperstrandes verstecken. Doch bald verbanden sich Brombeeren, wilde Rosen, noch mehr Stechginster und noch höhere Thujas zu einer undurchdringlichen Wildnis, die mir ohne Machete jedes Weiterkommen verwehrte. Ich trat den Rückmarsch an. Zum Glück auf einem anderen Pfad durch den Wald, denn auf einmal tauchten die Reste einer alten Bretterwand auf. Inmitten von dicken, weit auseinanderstehenden Baumstämmen wurde sie teilweise von Efeu und anderem Grünzeug überwuchert und wunderschön von der hochstehenden Sonne angestrahlt. Richtig verwunschen sah das aus. Ich verliebte mich auf Anhieb in die Stelle.
Erst mit etwas Verzögerung merkte ich, dass von irgendwoher leise Musik dudelte. Und auf einmal sah ich das Astloch in einem der halbvermorschten Bretter. Was blieb mir anderes übrig, als durchzuschauen? Direkt dahinter lag der Gemeinschaftsplatz der Nacktbader. Zu altertümlichem Rock’n Roll mühte sich dort eine Frauengruppe reichlich fortgeschrittenen Alters bei ihrer Nachmittagsgymnastik ab. Beinchen hoch, Rücken strecken, Arme ausschütteln, so Sachen eben. Vollkommen neidlos hatte ich sie bei meiner ersten Astlocherkundung ihrer körperlichen Ertüchtigung überlassen und mich zur Ruhe gelegt.
Gleiches tat ich nun gestern angesichts der mangelnden frühmorgendlichen Aktivitäten auf der entkleideten Seite. Auf ein paar weichen Moosbüscheln hinter einer riesigen Eiche schlief ich prompt ein, denn ich hatte eine lange Nacht hinter mir. Was aber nichts mit Leibesübungen zu tun hatte, seien diese gymnastisch tanzender oder, was mir viel lieber gewesen wäre, intim rammelnder Art gewesen, sondern mit liegengebliebener Arbeit an einem Grafikprojekt. Von irgendetwas muss unsereine ja leben.
Als ich wieder zu mir kam, war die Sonne ein paar Meter weitergewandert und eine abgetönte Jazztrompete berieselte den Wald. Es wurde langsam Zeit, meine Kamera schussbereit zu machen. Ich wollte nämlich austesten, welche Effekte sich beim Fotografieren von sportlich bewegten, hüllenlosen, möglichst mit attraktiven männlichen Sexualorganen ausgestatteten Menschen durch ein mittelgroßes Astloch ergeben.
Doch zu meiner Überraschung war eben dieses, meine optische Verbindung zum prallen FKK-Leben, schon besetzt. Ein ausgewachsenes, eindeutig maskulines Wesen in blauem T-Shirt und hellen Shorts mit ungestüm nach vorne drängender Ausbuchtung drückte sich die Nase am Holz platt, um nur ja nichts zu verpassen. Ohne Rücksicht darauf, dass eventuell ein Splitter in sein Auge eindringen könnte. Er war so bei der Sache, dass er mich gar nicht hörte. Was mir die Gelegenheit gab, sehnsüchtig auf das zu starren, was sich bei ihm in den Shorts tat. Und das war nicht wenig: Fast Zeltstangenformat, schätzte ich.
Alles in allem war der Spanner meiner Vorstellung von einem Prachtexemplar von Mann nicht unähnlich. Im Geiste stellte ich mir die dazugehörige, reife, knackig-rote Eichel vor, wie sie saftig im Sonnenlicht glänzen würde, wenn sie nur dürfte. Ausgehungert wie ich war, schossen mir bei dem Gedanken in Sekundenschnelle sämtliche Sänfte in mein unteres Mäulchen ein. Gut, dass ich im Strandkleid und nicht im Bikini geruht hatte, denn ich hatte nichts Böses ahnend den gewagtesten eingepackt, den grasgrünen, dessen futterloses Höschen sich immer so aufreizend einnässt, wenn ich an was Schweinigeliges denke.
Viel zu schnell rief mich allerdings der etwas weniger versaute Teil meines Oberstübchens zur Räson. Nicht ganz ohne Grund, musste ich zugeben, denn ich konnte ja nicht ewig da im Wald rumstehen, vor mich hin tröpfeln und dem Typen beim Spannen zuschauen.
„Geben sie noch die bebenden Busen oder sind schon die hüpfenden Schwänze an der Reihe?“, fragte ich daher nonchalant, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
Bis dahin hatte ich keine Ahnung gehabt, wie ein typisches Spannergesicht beim Ertapptwerden aussieht. Jetzt wusste ich es. Eine Mischung aus Entsetzen und Scham starrte mich an, verbunden mit der Hoffnung, dass sich im Boden ein tiefer, breiter Spalt auftun möge, um darin zu verschwinden.
„Die Antwort kannst du dir sparen“, setzte ich versöhnlich nach. „Erstens kenne ich das Musikprogramm und die dazugehörigen Tanzeinlagen zur Genüge. Und zweitens sprechen deine Shorts eine überdeutliche Sprache. Besser gesagt ihr aufständischer Inhalt. Das kann nur heißen, dass die Jazzmädels sich immer noch dehnen, strecken und nach vorne beugen. Ist denn wenigstens eine lohnenswerte Auswahl an knackigen Ärschen und feuchten Furchen für dich dabei?“
Endlich kamen aus dem tomatenroten Etwas, das einem hübschen Kopf ähnelte, leise gemurmelte Laute zu mir herüber. Ich spitzte die Ohren und verstand „... also auch?“
„Ob ich mich auch an den Nudisten aufgeile? Na ja, drücken wir es mal so aus: Ich wehre mich nicht aktiv gegen ein gewisses Wohlgefühl in meinem Unterbauch, wenn ich den Jungs da drüben beim Tai Chi zuschaue. Denen wackelt es dann immer so meditativ zwischen den Beinen. Allerdings habe ich mir eine Entschuldigung zurechtgelegt, falls ich erwischt werde. Ich mache dabei nämlich Fotos. Künstlerisch-experimentelle, versteht sich. Und was treibt dich auf diese Seite? Warum gehst du nicht einfach rüber, wenn du so offensichtlich auf nackige Muschis stehst?“
„Hab ich doch schon versucht“, artikulierte er jetzt deutlicher, „aber bei rasierten Mösen habe ich keine Gewalt mehr über meinen Schwengel. Da schwingt der sich unaufhaltsam zum Ständer auf, selbst wenn ich noch so konzentriert an meine Steuererklärung denke. Und da drin laufen die rasierten Mösen eben massenweise rum. Zweimal war ich drin, zweimal haben sie mir nach zehn Minuten freundlichst nahegelegt zu gehen.“
„Schwachheit, dein Name ist Mann, kann ich dazu nur sagen. Aber wenn du die glatten Pflaumen nicht aushältst, dann glotz’ halt auf die stoppeligen Bärchen, oder denk dir bei den kahlgeschorenen das fehlende Gestrüpp dazu, vielleicht schreckt das den ungehorsamen Piepel etwas ab.“
In dem Moment beging ich ihn, den Fehler, der ihm die Gelegenheit gab, sich zu fassen und aus der Defensive zu befreien. Bei all dem Gerede über schwanzerhärtend rasierte Muschis schaute ich kurz an mir herunter, um abschätzen zu können, ob ihm die Sonneneinstrahlung durch den feinen Stoff hindurch etwas von meiner eigenen Nacktheit offenbarte. Breitbeinig, wie ich dastand, war aus seiner Position vermutlich mehr als genug von meinem glatten Schätzchen zu erahnen, das ungefähr genausoviele Haare sein eigen nennt wie ein orangefarben leuchtender Pfeilgiftfrosch. Und genauso eingeschleimt wie einer von denen fühlte sie sich inzwischen an. Das Schlimmste war, ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich wirklich betrübt darüber sein sollte, dass ich mein im Gegenlicht hochgradig transparentes Kleidchen anhatte. Er jedenfalls nutzte meinen schnellen Blick Richtung hungrige Möse gnadenlos aus.
„Versuchung, dein Name ist Weib! Ob mit Busch, ob ohne oder einfach nur lichtdurchflutet.“
Das war nicht unoriginell dreist. Und er setzte noch eins drauf, denn ich hatte ihm ja vorher einen Angriffspunkt geboten, aus dem er bisher kein Kapital geschlagen hatte. Mit einer durchaus gekonnten Finte ging er vollständig in die Offensive über.
„Das mit der experimentellen Fotografiererei ist doch bestimmt eine, wie soll ich das jetzt ausdrücken, umständliche Umschreibung für eine gemeine Spannerin, oder? Also sprich: Wo liegen denn deine besonderen Vorlieben beim Blick durch das Astloch? Muskulös und groß?“
„Was genau? Der Typ oder der Schwanz?“
„Nicht mit Gegenfragen antworten!“
„Muskulöser Schwanz, du Scherzkeks. Größe egal, Hauptsache irgendwie einsatzfähig. Und selbst: Wie hast du sie gerne, die unwissenden Opfer deiner Voyeurstätigkeit und ihre allerweiblichsten Attribute? Rasiert wissen wir schon. Und was noch? Gut gefüttert oder blond?“
„Rosig durchscheinend und schlagfertig!“
‚Der war gut‘, gestand ich mir ein. Ich brauchte bestimmt eine halbe Sekunde, bevor mir eine passende Antwort einfiel: „Vorsicht mit den Schlägen! Wenn die unter die Gürtellinie gehen, dann kann es in deinem Zustand hart auf hart kommen.“
„Stimmt. Aber wie es scheint, ziehst du ja im Augenblick die fotogenen, locker nach unten Baumelnden vor. Damit können mein aufmüpfiger Geselle und ich gerade nicht dienen. Drum würde ich vorschlagen, dass ich lieber das Feld räume, auf dass deine kreative Kunst nicht zu kurz komme. Bis bald mal wieder!“
Er drehte sich zur Seite, die Zeltstange in seinen Shorts winkte mir zum Abschied zu und er verschwand im Wald, bevor ich ihm so lebenswichtige Details wie meine Handynummer, meine Körbchengröße oder das Fassungsvermögen meiner Fut beim Bürsteln verraten konnte. ‚Scheiße, Scheiße, Scheiße‘, fluchte ich laut vor mich hin, als er weg war, denn unsere Kabbelei hatte sich wirklich gut angelassen. So gut, dass ich mich wie geschmiert fühlte in der Gegend, von der ich gedacht hatte, dass er es auf sie abgesehen hätte. Und nun machte er nichts draus? Ein gemeiner Spanner, der sich vor so einfachen Sachen wie einem schnellen Fick im Wald drückt, obwohl ich ihm den doch quasi auf dem Silbertablett serviert hatte? An wen war ich denn da geraten?
Was sollte ich tun? Ihm durch den Wald hinterherrennen und zu seinem Glück zwingen? Vor lauter Frust vor mich hin flennen? Niemals! Statt lange zu lamentieren, zog ich lieber meine Fotosession durch. In zwanzig Minuten schoss ich bestimmt 500 Bilder von hüpfenden, wackelnden und hin und wieder auch von ein paar sich gegen die Schwerkraft stemmenden Schwänzen. Das machte ich so lange, bis das Ziehen in meinem unteren Unterleib mich zwang, in dringlicher Mission meinen vorherigen Ruheplatz aufzusuchen. Es schmatzte laut auf, als die zwei dafür prädestinierten Finger tief in den Sumpf in meinem Bauch eintauchten, um langsam in den gewohnten Rhythmus der so oft praktizierten Verrichtung an meinem Schnecklein zu verfallen.
Was die Vögel, Hasen, Rehe und das sonstige Gekreuch und Gefleuch des Waldes nach ein paar Minuten flutschigem Rein und Raus von meinem abgehackten Gestöhne hielten, weiß ich nicht. Ich fühlte mich jedenfalls hinterher wohlig erleichtert, auch wenn die zwei fleißigen, aber viel zu dürren und knochigen Finger mich wieder mal daran erinnert hatten, dass mein Fotzilein eige
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Exhasi
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hoedur
Danke!«