Das Guckloch im Holzzaun
von Susi M Paul
Den Blick durch das Astloch hätte ich mir sparen können, denn um diese Zeit war da drin noch nichts los. Das hatte ich in den letzten Tagen schon in Erfahrung gebracht. Also schnappte ich mir meine Tasche und suchte hinter einem Gebüsch ein lauschiges Plätzchen mit ein paar wärmenden Sonnenstrahlen.
Gefunden habe ich das von Wanderern und Naturfreunden gänzlich unberührte Waldstück zwischen dem überfüllten Seeufer und der dröhnenden Schnellstraße vor zwei Wochen. Es war glühend heiß gewesen und mein überhitzter Körper hatte nach Abkühlung im Wasser gelechzt. Mit reichlich Geschick und Chuzpe hatte ich neben dem gerammelt vollen Parkplatz die nötigen zwei Quadratmeter für meinen Cinquecento ergattert. Doch auf der Liegewiese für Normalbadende hätte ich schon zur Sardine mutieren müssen, um mich noch irgendwo reinzudrücken. Und auf textilfrei hatte ich einfach keine Lust.
Ein paar Mal habe ich es probiert. Aber trotz des salbungsvollen Geredes von wegen natürlichem Umgang mit dem Körper tummeln sich dort für meinen Geschmack viel zu viele Gaffer. Mehr Mösenbeschauer jedenfalls als meine Ritze zu ertragen bereit ist. Obwohl, wenn ein Prachtexemplar von Mann, oder auch von Schwanz, was nicht immer dasselbe ist, sie anstarrt, dann fühlt sie sich selbstverständlich geschmeichelt. Leider sind solche Highlights Mangelware bei den Nacktbadern, und auch sonst. Wie dem auch sei, spätestens nach der intimen Begegnung mit einem verschwitzen Barhocker sind wir beide, meine Spalte und ich, zu der Erkenntnis gelangt, dass bikinifrei herumzulaufen in erster Linie etwas für warme Sonntage in meiner eigenen Wohnung ist.
Mit Baden war es somit erstmal nichts gewesen an diesem Tag. Da hatte es sich gerade recht gefügt, dass der Feldweg, den mein fahrbarer Untersatz zum Parkplatz umdeklariert hatte, mich einladend angelächelt hatte. Er schlug einen großen Bogen um die Ginsterbüsche und die hohen Thujahecken des FKK-Geländes, schlängelte sich am Waldrand entlang, kam zwischenzeitlich den knapp an meinen Ohren vorbeidonnernden LKWs gefährlich nahe und hauchte schließlich vor einem riesigen, goldgelben Weizenfeld seine alles in allem kurze Existenz aus.
Also nahm ich rechts davon die Erforschung des Waldes in Angriff, denn dahinter musste sich ja der Rest des Sees jenseits des Freikörperstrandes verstecken. Doch bald verbanden sich Brombeeren, wilde Rosen, noch mehr Stechginster und noch höhere Thujas zu einer undurchdringlichen Wildnis, die mir ohne Machete jedes Weiterkommen verwehrte. Ich trat den Rückmarsch an. Zum Glück auf einem anderen Pfad durch den Wald, denn auf einmal tauchten die Reste einer alten Bretterwand auf. Inmitten von dicken, weit auseinanderstehenden Baumstämmen wurde sie teilweise von Efeu und anderem Grünzeug überwuchert und wunderschön von der hochstehenden Sonne angestrahlt. Richtig verwunschen sah das aus. Ich verliebte mich auf Anhieb in die Stelle.
Erst mit etwas Verzögerung merkte ich, dass von irgendwoher leise Musik dudelte. Und auf einmal sah ich das Astloch in einem der halbvermorschten Bretter. Was blieb mir anderes übrig, als durchzuschauen? Direkt dahinter lag der Gemeinschaftsplatz der Nacktbader. Zu altertümlichem Rock’n Roll mühte sich dort eine Frauengruppe reichlich fortgeschrittenen Alters bei ihrer Nachmittagsgymnastik ab. Beinchen hoch, Rücken strecken, Arme ausschütteln, so Sachen eben. Vollkommen neidlos hatte ich sie bei meiner ersten Astlocherkundung ihrer körperlichen Ertüchtigung überlassen und mich zur Ruhe gelegt.
Gleiches tat ich nun gestern angesichts der mangelnden frühmorgendlichen Aktivitäten auf der entkleideten Seite. Auf ein paar weichen Moosbüscheln hinter einer riesigen Eiche schlief ich prompt ein, denn ich hatte eine lange Nacht hinter mir. Was aber nichts mit Leibesübungen zu tun hatte, seien diese gymnastisch tanzender oder, was mir viel lieber gewesen wäre, intim rammelnder Art gewesen, sondern mit liegengebliebener Arbeit an einem Grafikprojekt. Von irgendetwas muss unsereine ja leben.
Als ich wieder zu mir kam, war die Sonne ein paar Meter weitergewandert und eine abgetönte Jazztrompete berieselte den Wald. Es wurde langsam Zeit, meine Kamera schussbereit zu machen. Ich wollte nämlich austesten, welche Effekte sich beim Fotografieren von sportlich bewegten, hüllenlosen, möglichst mit attraktiven männlichen Sexualorganen ausgestatteten Menschen durch ein mittelgroßes Astloch ergeben.
Doch zu meiner Überraschung war eben dieses, meine optische Verbindung zum prallen FKK-Leben, schon besetzt. Ein ausgewachsenes, eindeutig maskulines Wesen in blauem T-Shirt und hellen Shorts mit ungestüm nach vorne drängender Ausbuchtung drückte sich die Nase am Holz platt, um nur ja nichts zu verpassen. Ohne Rücksicht darauf, dass eventuell ein Splitter in sein Auge eindringen könnte. Er war so bei der Sache, dass er mich gar nicht hörte. Was mir die Gelegenheit gab, sehnsüchtig auf das zu starren, was sich bei ihm in den Shorts tat. Und das war nicht wenig: Fast Zeltstangenformat, schätzte ich.
Alles in allem war der Spanner meiner Vorstellung von einem Prachtexemplar von Mann nicht unähnlich. Im Geiste stellte ich mir die dazugehörige, reife, knackig-rote Eichel vor, wie sie saftig im Sonnenlicht glänzen würde, wenn sie nur dürfte. Ausgehungert wie ich war, schossen mir bei dem Gedanken in Sekundenschnelle sämtliche Sänfte in mein unteres Mäulchen ein. Gut, dass ich im Strandkleid und nicht im Bikini geruht hatte, denn ich hatte nichts Böses ahnend den gewagtesten eingepackt, den grasgrünen, dessen futterloses Höschen sich immer so aufreizend einnässt, wenn ich an was Schweinigeliges denke.
Viel zu schnell rief mich allerdings der etwas weniger versaute Teil meines Oberstübchens zur Räson. Nicht ganz ohne Grund, musste ich zugeben, denn ich konnte ja nicht ewig da im Wald rumstehen, vor mich hin tröpfeln und dem Typen beim Spannen zuschauen.
„Geben sie noch die bebenden Busen oder sind schon die hüpfenden Schwänze an der Reihe?“, fragte ich daher nonchalant, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
Bis dahin hatte ich keine Ahnung gehabt, wie ein typisches Spannergesicht beim Ertapptwerden aussieht. Jetzt wusste ich es. Eine Mischung aus Entsetzen und Scham starrte mich an, verbunden mit der Hoffnung, dass sich im Boden ein tiefer, breiter Spalt auftun möge, um darin zu verschwinden.
„Die Antwort kannst du dir sparen“, setzte ich versöhnlich nach. „Erstens kenne ich das Musikprogramm und die dazugehörigen Tanzeinlagen zur Genüge. Und zweitens sprechen deine Shorts eine überdeutliche Sprache. Besser gesagt ihr aufständischer Inhalt. Das kann nur heißen, dass die Jazzmädels sich immer noch dehnen, strecken und nach vorne beugen. Ist denn wenigstens eine lohnenswerte Auswahl an knackigen Ärschen und feuchten Furchen für dich dabei?“
Endlich kamen aus dem tomatenroten Etwas, das einem hübschen Kopf ähnelte, leise gemurmelte Laute zu mir herüber. Ich spitzte die Ohren und verstand „... also auch?“
„Ob ich mich auch an den Nudisten aufgeile? Na ja, drücken wir es mal so aus: Ich wehre mich nicht aktiv gegen ein gewisses Wohlgefühl in meinem Unterbauch, wenn ich den Jungs da drüben beim Tai Chi zuschaue. Denen wackelt es dann immer so meditativ zwischen den Beinen. Allerdings habe ich mir eine Entschuldigung zurechtgelegt, falls ich erwischt werde. Ich mache dabei nämlich Fotos. Künstlerisch-experimentelle, versteht sich. Und was treibt dich auf diese Seite? Warum gehst du nicht einfach rüber, wenn du so offensichtlich auf nackige Muschis stehst?“
„Hab ich doch schon versucht“, artikulierte er jetzt deutlicher, „aber bei rasierten Mösen habe ich keine Gewalt mehr über meinen Schwengel. Da schwingt der sich unaufhaltsam zum Ständer auf, selbst wenn ich noch so konzentriert an meine Steuererklärung denke. Und da drin laufen die rasierten Mösen eben massenweise rum. Zweimal war ich drin, zweimal haben sie mir nach zehn Minuten freundlichst nahegelegt zu gehen.“
„Schwachheit, dein Name ist Mann, kann ich dazu nur sagen. Aber wenn du die glatten Pflaumen nicht aushältst, dann glotz’ halt auf die stoppeligen Bärchen, oder denk dir bei den kahlgeschorenen das fehlende Gestrüpp dazu, vielleicht schreckt das den ungehorsamen Piepel etwas ab.“
In dem Moment beging ich ihn, den Fehler, der ihm die Gelegenheit gab, sich zu fassen und aus der Defensive zu befreien. Bei all dem Gerede über schwanzerhärtend rasierte Muschis schaute ich kurz an mir herunter, um abschätzen zu können, ob ihm die Sonneneinstrahlung durch den feinen Stoff hindurch etwas von meiner eigenen Nacktheit offenbarte. Breitbeinig, wie ich dastand, war aus seiner Position vermutlich mehr als genug von meinem glatten Schätzchen zu erahnen, das ungefähr genausoviele Haare sein eigen nennt wie ein orangefarben leuchtender Pfeilgiftfrosch. Und genauso eingeschleimt wie einer von denen fühlte sie sich inzwischen an. Das Schlimmste war, ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich wirklich betrübt darüber sein sollte, dass ich mein im Gegenlicht hochgradig transparentes Kleidchen anhatte. Er jedenfalls nutzte meinen schnellen Blick Richtung hungrige Möse gnadenlos aus.
„Versuchung, dein Name ist Weib! Ob mit Busch, ob ohne oder einfach nur lichtdurchflutet.“
Das war nicht unoriginell dreist. Und er setzte noch eins drauf, denn ich hatte ihm ja vorher einen Angriffspunkt geboten, aus dem er bisher kein Kapital geschlagen hatte. Mit einer durchaus gekonnten Finte ging er vollständig in die Offensive über.
„Das mit der experimentellen Fotografiererei ist doch bestimmt eine, wie soll ich das jetzt ausdrücken, umständliche Umschreibung für eine gemeine Spannerin, oder? Also sprich: Wo liegen denn deine besonderen Vorlieben beim Blick durch das Astloch? Muskulös und groß?“
„Was genau? Der Typ oder der Schwanz?“
„Nicht mit Gegenfragen antworten!“
„Muskulöser Schwanz, du Scherzkeks. Größe egal, Hauptsache irgendwie einsatzfähig. Und selbst: Wie hast du sie gerne, die unwissenden Opfer deiner Voyeurstätigkeit und ihre allerweiblichsten Attribute? Rasiert wissen wir schon. Und was noch? Gut gefüttert oder blond?“
„Rosig durchscheinend und schlagfertig!“
‚Der war gut‘, gestand ich mir ein. Ich brauchte bestimmt eine halbe Sekunde, bevor mir eine passende Antwort einfiel: „Vorsicht mit den Schlägen! Wenn die unter die Gürtellinie gehen, dann kann es in deinem Zustand hart auf hart kommen.“
„Stimmt. Aber wie es scheint, ziehst du ja im Augenblick die fotogenen, locker nach unten Baumelnden vor. Damit können mein aufmüpfiger Geselle und ich gerade nicht dienen. Drum würde ich vorschlagen, dass ich lieber das Feld räume, auf dass deine kreative Kunst nicht zu kurz komme. Bis bald mal wieder!“
Er drehte sich zur Seite, die Zeltstange in seinen Shorts winkte mir zum Abschied zu und er verschwand im Wald, bevor ich ihm so lebenswichtige Details wie meine Handynummer, meine Körbchengröße oder das Fassungsvermögen meiner Fut beim Bürsteln verraten konnte. ‚Scheiße, Scheiße, Scheiße‘, fluchte ich laut vor mich hin, als er weg war, denn unsere Kabbelei hatte sich wirklich gut angelassen. So gut, dass ich mich wie geschmiert fühlte in der Gegend, von der ich gedacht hatte, dass er es auf sie abgesehen hätte. Und nun machte er nichts draus? Ein gemeiner Spanner, der sich vor so einfachen Sachen wie einem schnellen Fick im Wald drückt, obwohl ich ihm den doch quasi auf dem Silbertablett serviert hatte? An wen war ich denn da geraten?
Was sollte ich tun? Ihm durch den Wald hinterherrennen und zu seinem Glück zwingen? Vor lauter Frust vor mich hin flennen? Niemals! Statt lange zu lamentieren, zog ich lieber meine Fotosession durch. In zwanzig Minuten schoss ich bestimmt 500 Bilder von hüpfenden, wackelnden und hin und wieder auch von ein paar sich gegen die Schwerkraft stemmenden Schwänzen. Das machte ich so lange, bis das Ziehen in meinem unteren Unterleib mich zwang, in dringlicher Mission meinen vorherigen Ruheplatz aufzusuchen. Es schmatzte laut auf, als die zwei dafür prädestinierten Finger tief in den Sumpf in meinem Bauch eintauchten, um langsam in den gewohnten Rhythmus der so oft praktizierten Verrichtung an meinem Schnecklein zu verfallen.
Was die Vögel, Hasen, Rehe und das sonstige Gekreuch und Gefleuch des Waldes nach ein paar Minuten flutschigem Rein und Raus von meinem abgehackten Gestöhne hielten, weiß ich nicht. Ich fühlte mich jedenfalls hinterher wohlig erleichtert, auch wenn die zwei fleißigen, aber viel zu dürren und knochigen Finger mich wieder mal daran erinnert hatten, dass mein Fotzilein eigentlich etwas ganz anderes verdient hatte. Etwas, das dutzendfach, aber eben hängenderweise hinter dem Holzzaun vor sich hin baumelte, oder in seinem appetitlich ausgefahrenen Zustand vorher im Wald verschwunden war. Beides unvernaschbar für mich.
Nachdem ich mir also notgedrungen einsam die Zwetschge poliert hatte, zog ich den Bikini an, trabte zum Parkplatz und verstaute die Kamera in einer Isotasche in meiner Knutschkugel. Dann sprang ich zur Abkühlung in den See. Was wiederum dazu führte, dass es mich nach einer Riesencurrywurst gelüstete. Als ich die verdrückt hatte, bekam ich allerdings erst so richtig Heißhunger, und zwar darauf, dass mir jemand eine mindestens genauso dicke und lange und noch viel härtere Wurst von unten her in meinen Bauch drückt. Aber mangels Gelegenheit wandte ich mich, zumindest von oben her im Magen gesättigt, der Liegewiese zu. Genau dort erwartete mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht der lochguckende Fickverweigerer.
„Hallo Babsi. Schön war es, dir beim Massieren deiner saftigen Spalte zuzuschauen!“
Dieser elende Spanner! Warum hatte ich bloß nicht aufgepasst? Natürlich hätte ich bei dieser Pottsau damit rechnen müssen! Was für ein Schwein! Von wegen fickscheu! Bestimmt hatte er sich hinter irgendeinem Busch an mir aufgegeilt und dabei kräftig in die Botanik gespritzt. Mann eben! Andererseits, räumte ich mir selbst ein, ein süßes Schwein mit verheißungsvoller Substanz in den Shorts. Eigentlich viel zu schade, so einen zum Teufel zu jagen, bloß weil er dir ungefragt beim lustigen Schartenwetzen zugeschaut hat. Das konnte ja nur heißen, dass er an meiner Scharte mehr als platonisches Interesse hatte. Aber musste er mir meine Wichserei gleich zu Beginn unseres nächsten Schlagabtauschs unter die Nase reiben? Ein bisschen peinlich war mir das nämlich schon. Ich hatte mich ja wahrlich nicht zurückgehalten, als es losgegangen war mit dem Orgasmusgezucke und -gestöhne. Und wie ich so daran dachte, wie ungeniert ich mich einsam im Wald hatte gehen lassen, war es dann diesmal an mir, das schamhafte Tomatenrouge unter Kontrolle zu bekommen, das sich von meinen Wangen bis in die Haarspitzen ausbreitete.
„Glückwunsch“, murmelte ich, um Zeit zu gewinnen und blitzschnell die verfügbaren Informationen zu verarbeiten.
„Wozu? Zu meinem hübschen Badetuch?“
„Nee, zu deinem mutmaßlichen Spannungsabbau im Wald, bei dem ich passiv Hilfestellung geben durfte.“
„Gleichfalls! Wobei es bei dir ja eine Hochspannungsentladung war, wie eine von denen im Deutschen Museum.“
Darauf bekam er keine Retourkutsche, weil ich zu sehr mit Denken beschäftigt war. Wie war er nur an meinen Namen gekommen? Wir hatten doch beim Holzzaun das Nie-sollst-du-mich-befragen-Spiel gespielt. Verzweifelt kramte ich in meinem Hirn, bis es mir endlich einen Schnappschuss zuschickte: Das Bündel Post, das ich daheim beim Runtergehen aus dem Kasten geholt und dann achtlos auf den Beifahrersitz geworfen hatte!
„Für besondere Freunde heiße ich übrigens Bärbel, nicht Babsi, aber das steht ja nicht auf den Briefumschlägen.“
„Stimmt. Verzeihung!“
‚Jetzt nur nicht nachlassen‘, setzte ich mich selbst unter Druck, während ich, sozusagen als Friedensangebot, mein Handtuch neben ihn legte und in die Horizontale ging. Gleichzeitig musste ich irgendwie einen Gegenangriff starten, sonst hätte er mich womöglich wieder in die Enge getrieben.
„Seltsam, dass ihr Männer auf der Liegewiese so oft die Bauchlage bevorzugt! Noch dazu, wo doch hier auf der Seite der bedeckten Körperkultur die bedeutenden Werke der weiblichen Rasierkunst von züchtigen Bikinihöschen verborgen werden. Davon dürften eure allermännlichsten Organe eigentlich gar nicht in Aufruhr gebracht werden.“
‚Treffer‘, gratulierte ich mir, als ich sah, wie er für einen Moment zögerte, dann brach es aus ihm heraus: „Züchtig? Dass ich nicht lache! Die Höschen verbergen doch heutzutage nichts mehr! Im Gegenteil, die meisten präsentieren unverhohlen die Essenz der Muschis, in die sie sich einschmiegen. Schau dir nur an, wie straff deines anliegt! Glückwunsch übrigens zu deiner wunderbar gefütterten Kerbe, die du mir da präsentierst! Die fühlt sich bestimmt griffig weich an, wenn du sie zu du weißt schon welchem Zweck massierst. Aber bei solchen Bikinis wunderst du dich, dass wir in die Bauchlage müssen? Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich mir in solch kompromittierenden Situationen damit behelfe, im Geiste meine Steuererklärung durchzugehen. Hilft nicht immer, aber oft gegen besonders starke Auswuchtungen. Hättest du Lust, mir dabei zu helfen?“
„Nichts lieber als das!“, rief ich erfreut aus, denn das bot mir die perfekte Gelegenheit, ihn nach Strich und Faden nach Beziehungsstand, Verflossenen, sexuellen Vorlieben und anderen bedingt steuerrelevanten Daten auszuquetschen. „Fangen wir doch bei den Sonderausgaben an: Wie du sicher weißt, sind vorübergehende Unterhaltsleistungen an den Partner nur im Rahmen einer Scheidung abzugsfähig, nicht jedoch bei der Trennung von längerfristigen Freundinnen oder einfachen Bettgenossinnen.“
„Zahle ich sowieso nicht. Meine Ex ist dicker gepolstert als ich. Vor langer, langer Zeit hatte ich einmal mit der Möglichkeit geliebäugelt, mir Puffbesuche ärztlich verordnen zu lassen, um sie steuerlich absetzen zu können. Meine damalige Hausärztin hat aber befunden, dass es für alle Seiten bekömmlicher wäre, wenn sie die Angelegenheit einfach selbst in die Hand und in die Muschi nehmen würde. Das therapeutische Schnackseln ist irgendwann in die Ehe übergegangen, die jedoch nicht lange gehalten hat. Gegenvorschlag zum Steuersparen deinerseits: Gibt es nicht eine steuerreduzierende Regelung für medizinisch indizierte Ganzkörpermassagen bei einer von professioneller Seite diagnostizierten Sexentzugshysterie?“
Touché, der Kerl war richtig gut.
„Können wir überspringen. Das zurückliegende fickfreie Halbjahr habe ich locker aus eigener Kraft bewältigt. Wie, hast du ja mitgekriegt. Meinerseits also kein Anspruch auf steuerliche Absetzung von speziellen Therapiekosten. Doch wie sieht es bei dir mit Berufskleidung aus? Erhöhter Bedarf durch Überbeanspruchung im Schritt wegen ständiger Versuchung am Arbeitsplatz?“
„Fällt weg. Ich nenne ein einsames Einzelbüro ohne entsprechende Herausforderungen mein eigen. Höchstens die Flicken am durchgesessenen Hosenboden würden als Mehraufwand durchgehen. Aber wie sieht es bei dir mit privat genutzten Arbeitsmitteln aus? Die Kamera zum Beispiel. Da habe ich kürzlich etwas von einer Klausel gelesen, die sich auf die Nichtabsetzbarkeit im Falle von Pornobildern bezieht.“
„Genau deswegen habe ich mich ja auf hängende und hüpfende, nicht auf stehende oder stechende Schwänze spezialisiert. Das gilt noch als Erotik und geht sicher durch. Ist übrigens mit meinem Ex abgeklärt, seines Zeichens Steuerfahnder.“
„Gut zu wissen“, nickte er und wechselte, nachdem die Beziehungskisten geklärt waren, auf die Zukunftsperspektiven über. „Wann kriege ich die Fotos eigentlich mal zu sehen?“
„Erst, wenn sie reif sind.“
„Was sind das nur für Zeiten! Einst konnten wir Männer die Mädchen abschleppen, um ihnen ein Briefmarkenalbum zu zeigen. Heute müssen wir warten, bis die Frauen ihre durch ein Astloch gesammelten Pimmel sortiert und nachbearbeitet haben.“
„Apropos Pimmel. Wie schaut es denn aktuell auf der Front bei dir aus? Brauchst du eine Abkühlung?“
Seit einer Weile schon spürte ich überdeutlich, dass unser neuerliches Gekabbel sich positiv auf meine körpereigene Saftproduktion auswirkte. Und ich hatte ja meinen zugegeben gewagten grünen Bikini an, dessen pufferungsfrei anliegendes Höschen selten etwas verzieh. Ganz bestimmt hatte ich schon einen fetten, feuchten Fleck zwischen den Beinen. Die presste ich seit geraumer Zeit krampfhaft zusammen, damit nicht jemand auf die Idee käme, unzüchtige Bilder von dem zu machen, was in meinem Schritt vor sich ging. Aber am Ende half da nur eins: den Bikini im See ordentlich durchnässen, damit die Eigennässe nicht weiter auffiel.
„In den See hüpfen, meinst du? Tja, an sich gerne. Doch der Weg dahin macht mir Sorgen. Vielleicht weißt du es noch nicht, aber als Frau und Versucherin entfaltest du gewisse Wirkungen bei Männern wie mir. Soll heißen, wenn mein Badetuch und der Untergrund hier nicht so weich wären, würde ich gerade eine perfekte Levitation hinlegen. Es wäre also wahrlich skandalös, wenn ich jetzt aufstehen würde. Geh du dich lieber allein einfeuchten!“
Beim Hochrappeln drehte ich ihm notgedrungen mein Hinterteil mit nicht mehr wirklich geschlossenen Schenkeln zu, so dass er natürlich die Bescherung in meinem Höschen sehen musste. Besser er, der dafür verantwortlich war, als der ganzen Rest der Liegewiese, dachte ich mir. Sichtlich amüsiert legte er nach: „Besser gesagt: Geh du hin und vertusche dein Einfeuchten!“
Als ich zehn Minuten später tropfnass und glatt zurückkam, fand ich keine Spur mehr von ihm. Keine Telefonnummer auf einem Zettel unter meinem Handtuch. Keine Nachricht im nicht vorhandenen Sand. Nichts, nada, niente. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Die umliegenden Sonnenbader konnten sich vage daran erinnern, dass er Richtung Parkplatz verschwunden war.
Ehrlich enttäuscht raffte ich meine Sachen zusammen und hoffte, unter den Scheibenwischern etwas zu finden. Aber auch da Fehlanzeige. Er hatte sich einfach verdrückt. So eine Scheiße! Von wegen süßer Spanner! Nichts anderes als ein elender Spanner war er! Ein namenloser, mieser Spanner! Noch dazu ein feiger Saftsack, der sich schon wieder vor dem längst überfälligen Fick gedrückt hatte!
Bis ich daheim war, hatte ich mich ein bisschen beruhigt und dachte nach: Er war ohne Zweifel aufgegeilt. Er kannte meinen Namen. Er hatte meine Adresse. Obwohl, hatte er die wirklich? Hoffentlich hatte er sich die von den Briefen abgeschrieben! Ganz scheußlich konnte er mich eigentlich nicht finden, sonst hätte er sich im Wald einen runtergeholt und mich danach in Ruhe gelassen. Aber er hatte mich ja schließlich bis zur Liegewiese weiterverfolgt. „Es gib Hoffnung!“, sprach die optimistische Seite in mir.
„So ein Wichser!“, meldete sich genau an dieser Stelle meiner Überlegungen die Gegenspielerin in mir. „Natürlich hat er dich nicht scheußlich gefunden, als du hechelnd und stöhnend im Wald gelegen bist. Am liebsten hätte er da noch auf dich draufgespritzt! So sind sie nämlich, diese Wichser! Aber zu mehr ist der doch nicht fähig! Erwarte bloß nichts von einem Spanner!“
Mit Mühe schaffte ich es, die verletzte Stimme zurückzudrängen, irgendwie auf abgeklärt und neutral zu schalten und mich an die Arbeit zu machen, um auf andere Gedanken zu kommen. 490 gelöschte Fotos und zehn Bildbearbeitungen später war es elf. Ich lud mir einen besonders gelungenen Tai-Chi-Schwanz auf den Bildschirm, steckte mir dazu meinen Lieblingsdildo in das Mösengelee, rieb routiniert an meiner Klit und schrie mir meinen Frust darüber aus dem Leib, dass wieder nur ein Orgasmus Marke Eigenbau rausgekommen war. Dann legte ich mich schlafen.
Im Traum beobachtete ich ihn dabei, wie er seinen Steifen durch das Astloch im Wald schob und mich mit großen, erwartungsvollen Augen ansah. Ich hörte mich sogar noch traurig fragen: „Warum fickst du denn einen morschen Zaun, wenn du meine weiche Möse dafür haben könntest, die es so sehr braucht?“ Dann wachte ich schweißgebadet auf. Wie Schuppen fiel es mir von meinen Augen. Natürlich! Der Holzzaun! Wie blöd war ich eigentlich?
An Weiterschlafen war selbstverständlich nicht zu denken. Keine fünf Minuten später trat ich ungeduldig das Gaspedal meines armen Cinquecento durch. Ich hielt mich auch gar nicht damit auf, ihn am Parkplatz abzustellen, sondern ruckelte in der beginnenden Morgendämmerung den Feldweg entlang.Von Weitem schon sah ich den weißen Zettel in der dunklen Bretterwand stecken: „Sie kommt. Sie kommt nicht. Sie kommt. Sie kommt nicht…“ stand von oben bis unten drauf, und als ich ihn umdrehte, noch einmal von oben bis fast ganz unten. Als letzte Zeile hatte er dann geschrieben: „Würde ich kommen?“
Seit zwei Stunden sitze ich jetzt hier. Ein paar Sonnenstrahlen haben inzwischen den Weg durch die Bäume geschafft. Der Zettel steckt, angereichert mit meiner Handynummer, längst wieder im Astloch. Ich kann nichts anderes tun, als vor mich hin zu denken: „Er kommt hierher. Er kommt in meine Wohnung. Er kommt nicht. Er kommt hierher. Er kommt in meine Wohnung. Er kommt nicht…“ Bis zehn bleibe ich noch sitzen und fluche zwischendurch ganz bestimmt ganz oft ganz gotteslästerlich. Dann bleibt mir nur noch zu hoffen...
(Runderneuert 2023)
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Danke!«
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und sehr gut geschrieben , auch mit viel Humor«