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Kommentar: 1 | Lesungen: 6622 | Bewertung: 8.13 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 18.09.2009

Das Leben ist (k)ein Spiel [2!] 2/2

von

— Stéphanie —

Die Wut lässt Stéphanie nicht mehr klar denken. Als die Blonde heute Morgen in die Schule gekommen ist, wäre sie am liebsten auf Lola und die anderen losgegangen. Manchmal wünscht sie sich, ein Mann zu sein, der könnte in solchen Situationen dem anderen eine Faust ins Gesicht schlagen. Als Frau gehört sich das nicht, dieser Regel unterwirft sogar sie sich, niemand will eine weibliche Ausgabe von Rambo vögeln.


Das gesamte Wochenende hat sie rumtelefoniert, aber lange hat niemand Zeit gehabt, mit ihr zu sprechen, stets haben Lola, Tina und der Rest der Bande Ausreden vorgebracht, warum sie jetzt gerade nicht reden können. Die Schule konnten aber nicht alle schwänzen.


Bis zur 10-Uhr-Pause hat sie noch warten müssen, um den anderen so richtig ihre Meinung zu sagen. Während den drei Stunden davor hat sie immer wieder gifttriefende Blicke zu ihren so genannten Kolleginnen hinüber geworfen. Lola, die neben ihr sitzt, hat einmal versucht, ihr etwas zuzuflüstern, aber Stéphanie hat sie sofort zum Schweigen gebracht. Seither schlägt sie stets die Augen nieder, doch Tina, diese dumme Kuh, hat es gewagt, Stéphanies Blicken standzuhalten. Das hat sie noch zorniger gemacht.


Auf diesen Augenblick hat sie gewartet, endlich geht es in die Pause. Kaum haben sie das Schulzimmer verlassen, platzt es aus ihr heraus. „Ihr seid die billigsten Nutten, denen ich jemals begegnet bin“, sind die ersten Worte, als sie sich zu den anderen gesellt. „Bringt jetzt keine Ausreden hervor, warum ihr mich am Freitag zurückgelassen habt.“ Sie sieht zu Tina hinüber. „Du verdammte Fotze, wer ausser dir könnte an der Scheisse letzten Freitag Schuld sein.“ Sie spuckt auf den Flurboden, steht mit dem rechten Fuss darauf und dreht ihn, als wolle sie eine Zigarette ausdrücken.


Andere Schüler haben den Streit bemerkt und sich um die Clique herum versammelt. „Was glotzt ihr so dumm?“, faucht Stéphanie sie an. „Gibt’s was Spannendes zu sehen?“ Sie streckt ihnen beide Mittelfinger entgegen und geht stampfend davon.


Plötzlich erscheint Nicole neben ihr. „Kann ich irgendwie helfen? Vielleicht benötigst du jemanden, mit dem du sprechen kannst.“


„Verschwinde bloss! Hast ja keine Ahnung und wirst auch niemals eine haben. Es gibt drei Millionen Menschen, die ich dir vorziehen würde.“ Daraufhin lässt Nicole sie in Ruhe.


Wütend ist ein viel zu schwacher Ausdruck, wie Stéphanie sich fühlt.


Lola, Felicita und Tina folgen ihr die Treppe hinunter. „Es ist einfach dumm gelaufen“, beteuert Lola immer wieder. „Ich kann es mir auch nicht richtig erklären.“ Stéphanies Lippen werden zu einem Strich. Was die Italienerin sagt, macht sie eher noch wütender, als dass es sie beruhigt hätte. Unten gesellen sich Marion und Ellen dazu.


Auf dem Pausenhof hält Stéphanie an und wendet sich als erstes an Lola. „Wie isses gelaufen? Was haste gesagt? Ach ja, es is dumm gelaufen.“ Sie stösst so etwas wie ein Lachen aus.


„Das ist es wirklich!“


„Auch wenn du es zehntausendmal sagst, glaube ich dir nicht. Fällt dir keine bessere Ausrede ein? Is ja erbärmlich. Du bist erbärmlich.“


„Es stimmt aber!“, mischt sich nun ausgerechnet Ellen ein. „Ich weiss auch nicht, wie es dazu gekommen ist.“


„Du hast ja auch nichts mehr mitbekommen, nachdem du dich hast volllaufen lassen.“ Tina schlägt ihr gegen den Hinterkopf. Ihre Worte triefen vor Verachtung. Sie wendet sich an Stéphanie. „Das ist dir nur recht geschehen, nachdem du meinen Freund vergrault hast.“ Sie lächelt breit. „Ich habe dir nur mit gleicher Münze heimgezahlt. Du kannst dich nun entscheiden, wer von uns fieser ist.“


„Was seid ihr überhaupt für Leute? Macht ihr immer, was man euch sagt?“ Damit meint sie nicht Tina, sondern die anderen der Clique und schaut dabei in die Runde. „Nur weil die grosse Tina eine Idee hat, macht ihr alle, was sie will? Is ja zum Kotzen.“ Niemand kann ihr antworten, ist ja klar. Das ist es aber nicht, was sie will. Es geht darum, dass sich die Mädchen entschuldigen sollen, vor Schuld zu Boden blicken, wenn sie in ihre Nähe kommt.


„Ich kann es mir auch nicht erklären“, sagt Felicita schliesslich. „Ich habe gar nicht weiter darüber nachgedacht, als Tina gesagt hat, wir sollen jetzt gehen.“


Könnten Blicke töten, wäre von ihr nichts als Asche übrig. „Wozu erzählst du mir Dinge, die ich schon weiss? Ich habe bemerkt, dass du nicht weiter darüber nachgedacht hast, aber vielen Dank fürs Mitteilen.“ Stéphanie spricht zwar ruhig, aber ihre Stimme hat die Schärfe eines Skalpells angenommen. „Ihr könnt mir alle gestohlen bleiben. Denkt ihr, ich komme nich ohne euch aus?“ Sie lacht voller Hohn. „Es ist eher umgekehrt. Ihr seid auf mich angewiesen. Was wärt ihr schon, wenn ihr mich nicht hättet? Weiber wie alle anderen, das sage ich euch. Genauso langweilig, genauso uncool wie der Rest der Welt.“


Marion meldet sich zu Wort. „Ich fand es keine gute Idee von Tina und wollte nicht mitmachen …“


„Hör mir auf mit diesem Schwachsinn. Du bist mitgegangen, damit biste für mich gestorben“, schneidet Stéphanie ihr das Wort ab.


„Sie hat gedroht, auch mich zurück zu lassen, aber ich musste mich um Ellen kümmern. Sie benötigte dringend ein Bett. Ich musste einfach mit.“


Stéphanie gibt ein fauchendes Geräusch von sich. „Wenn du schon eine Ausrede hervorbringst, gib dir wenigstens etwas Mühe. Was ist mit deinem ach so tollen Freund? Er ist ja gefahren. Wenn er sich gegen Tina gestellt hätte, wärt ihr nicht weggekommen.“


„Das ist ein weiterer Punkt“, sagt die Älteste von ihnen. „Ich habe Tina zwar nicht unterstützen wollen, aber auf eine Weise finde ich es gut, hat sie dir klargemacht, dass die Sache mit ihrem Freund scheisse war. Der gleichen Ansicht war auch Christian, darum ist er gefahren. Ich hoffe für dich, dass dir etwas klar geworden ist.“ Stéphanie will wütend widersprechen, aber Marion bringt sie mit einer entschiedenen Handbewegung zum Schweigen. „Für mich ist die Sache damit erledigt. Diskutiert weiter darüber, ich gehe jetzt.“ Auf dem Absatz macht sie kehrt und geht davon.


Eine Pause entsteht, in welcher sich die Girls giftige Blicke zuwerfen. Die erste, die etwas dagegen unternehmen will, ist Lola. „Wie bist du nach Hause gekommen, Schatz?“


„Musst mir jetzt nich mit dieser Nummer kommen. Geht dich nix an.“ Stéphanie funkelt ihre Kollegin bedrohlich an. Etwas steht fest: von der Nacht mit Silvan darf niemand etwas erfahren. Kein Wort darf nach draussen gelangen, nicht die kleinste Andeutung, sonst ist ihr Ruf im Arsch. Wenn nur er dicht hält. Stéphanie wird das Gefühl nicht los, dass sie sich keine Gedanken machen muss.


Jetzt, da sie wieder daran erinnert wird, macht sich dieses Gefühl wieder in ihr breit, das sie erst dazu getrieben hat, Sex mit Silvan zu haben, jenen Mann, den sie am Gymnasium am wenigsten mag. Geborgenheit. So wenig sie es wahrhaben will, so sehr stimmt es.


Der Rest der Pause verläuft in allgemeinem Schweigen. Stéphanie grollt immer noch. Am liebsten hätte sie alle geschlagen, aber sie weiss, dass sie sich an dieser Schule nicht mehr viel erlauben kann. Jemandem auf dem Pausenplatz eine Ohrfeige zu geben, ist mehr als auffällig und sie hätte davon ausgehen müssen, zum Rektor zitiert zu werden.


Ausnahmsweise ist sie nicht traurig, als die Glocke klingelt und sie wieder hineingehen müssen. Stéphanie wartet nicht, bis die anderen hinter ihr herdackeln. Natürlich wird es wieder einmal eng beim Durchgang zwischen Pausenhalle und Schulgebäude. Es wird geschubst und gestossen, aber so, wie Stéphanie drauf ist, gibt sie ordentlich zurück, rammt einem Boy den Ellbogen in die Seite und tritt einem anderen auf die Füsse. Sie werden es nicht wagen, es ihr heimzuzahlen, die wissen alle, wie sie tun kann.


Etwas besser fühlt sie sich jetzt doch. Wenn da nur Tina nicht wäre. Sie wagt es immer wieder, ihr die Stirn zu bieten. Gäbe es nur einen Weg, sie loszuwerden. Lola, Ellen und Felicita hätten zu wenig Mumm, Stéphanie zu widersprechen. Die Vorstellung gefällt ihr. Zwar gibt es noch Marion, aber die Streberin kann ihr gestohlen bleiben.


„Seit über einer Woche denke ich ununterbrochen an dich“, sagt plötzlich eine Stimme rechts von ihr. Sie gehört Simon. Stéphanie ist so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hat, wie er sich ihr genähert hat.


„Schön für dich.“


„Wenn ich wichse, erscheinst du immer wieder in meinen Gedanken. Ich bringe dich dort einfach nicht mehr weg.“


„Solltest du aber.“


Sie wird Simon nicht los. „Vielleicht könntest du mir dabei helfen“, sagt er und grosse Hoffnung liegt in seinen Worten


„Und wie, bei meiner Fotze, soll das bitteschön gehen?“


Er lächelt. „Indem wir wieder miteinander poppen. Was sagst du zu diesem Vorschlag? Letztes Mal in der Toilette ist doch absolut Hammer gewesen.“


Stéphanie sieht ihn abschätzig an. „Wenn ich es nötig habe, melde ich mich. Bis dahin bleibt dir nichts anderes übrig, als beim Wichsen an mich zu denken.“

— Silvan —

Enttäuscht stellt Silvan fest, als er in den Proberaum der Band kommt, dass Nico noch nicht hier ist. Gerne hätte er mit ihm über einige Riffideen gesprochen, bevor die anderen kommen. Das ist nicht mehr möglich, denn David, der Bassist, übt bereits. Als er Silvan sieht, legt er sein Instrument zur Seite und kommt Silvan entgegen. „Ein Bier?“ Er wartet die Antwort gar nicht ab, sondern geht schon zum kleinen Kühlschrank.


„Nico ist noch nicht hier?“, erkundigt sich Silvan, obwohl die Antwort auf der Hand liegt.


Die erwartete erhält er dann auch. In einem Zug trinkt er das Bier halb leer. Anschliessend setzt er sich hinter das Drumset, nimmt die Kopfhörer und spielt sich ein. Nach einigen Minuten kommt Marc dazu und schlussendlich auch Dorival. Zum Gruss streckt Silvan ihnen die Drumsticks entgegen, hört aber mit dem Spielen nicht auf. Erst als der Sänger nach hinten kommt, hält er inne.


„Was läuft heute Abend?“, fragt ihn dieser barsch. „gibt es wieder einige Lieder, die du nachspielen willst? Das kennen wir langsam. um ehrlich zu sein, bin ich nicht hergekommen, um mich zu langweilen.“


Silvan steht auf, damit Dorival nicht auf ihn hinunter sehen kann. Gerne hätte er etwas Scharfes erwidert, aber was die Sängerfrage angeht, will er sich zuerst mit Nico absprechen und so verkneift er sich jeglichen giftigen Kommentar. „Ich will einige Songideen ausprobieren, aber Nico ist ja noch nicht hier.“


Dorival zeigt in die Runde. „Wofür müssen wir auf ihn warten? Alle anderen sind ja hier. Er ist nicht der einzige in der Band, der Gitarre spielen kann.“


„Da hast du Recht, trotzdem will ich warten, bis er hier ist.“ Er setzt sich wieder hin und damit ist die Diskussion beendet. Die Blicke der anderen, die auf ihn gerichtet sind, entgehen ihm nicht, aber er beachtet sie so wenig wie möglich. Es läuft ihm kalt den Rücken hinunter und als nach einigen Minuten endlich Nico auftaucht, atmet er erleichtert auf.


„Können wir jetzt endlich loslegen?“, fragt Dorival und klingt nicht nur ungeduldig, sondern auch aggressiv.


„Lasst ihn doch zuerst einmal ankommen“, mischt sich Silvan ein und geht zu seinem Kollegen hinüber. „Lust auf einen Hopfentee?“


Nico schüttelt den Kopf und geht sogleich zu seiner Gitarre hinüber. „Was hast du mir zeigen wollen?“, erkundigt er sich und sieht zu Silvan hinüber.


Dieser runzelt die Stirn. Seit wann ist Nico so erpicht darauf, schnell loszulegen? Sonst setzt er sich zuerst hin und genehmigt sich ein Bier, spricht währenddessen über die Einfälle, die er gehabt hat oder die neuesten CDs in seinem Besitz. Heute macht er einen sonderbar gestressten Eindruck.


Silvan hat noch nicht hinter seinen Schlagzeug Platz genommen, da legt Nico auch schon los. Zum Einstieg gibt es einen Gitarrenriff von Metallica. Die restliche Band steigt sofort ein und sie spielen die erste Hälfte des Liedes. Nico fällt plötzlich draus und schlägt auf seine Gitarre, was einen Ton verursacht, der in den Ohren weh tut.


„Ist ja auch egal“, hört Silvan Nico murmeln, bevor sich sein Kollege an den Rest der Band wendet. „Hier etwas, das mir letzthin in den Sinn gekommen ist.“ Er blickt zu den Saiten hinunter und sieht für einen Augenblick ratlos aus, als wisse er nicht, was wir spielen wolle. Dann bringt er einen zehnsekündigen Teil, der nicht einmal so schlecht klingen würde – träfe Nico einigermassen die Töne.


„Du meinst so?“, erkundigt Marc und spielt die Stelle nach, jedoch sauber.


„Das nehmen wir doch“, schlägt Silvan vor. Die übrigen Bandmitglieder nicken. Er gibt den Takt an und sie spielen es erneut, diesmal zweistimmig, aber auch diesmal liegt Nico mit dem Ton daneben.


Dorival lacht und erhebt sich von seinem Hocker. „Ihr müsstet hören, wie das klingt. Schrecklich. Ich glaube, wir benötigen einen anderen Leadgitarristen“, witzelt er. Nur Marc lacht. Aber das ist schon jemand zu viel.


„Jetzt macht mal halblang! Habt Ihr noch nie einen schlechten Tag eingefangen?“, fragt Silvan scharf. „Jeder weiss doch, wie es klingen soll. Diese Stelle üben können wir immer noch, ich bin dafür, dass wir sie noch weiter ausarbeiten.“


„Du meinst Basslinien und wie du dazu trommeln sollst?“, fragt Dorival mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nur das nicht! Das ödet mich total an und ich wüsste nicht, warum ich dann noch hier wäre. Habe ja nichts zu tun.“


Silvan mag es nicht, wie Dorival redet, er kommt sich erpresst vor, auch wenn der Sänger auf eine Weise sogar Recht hat. Er kann nichts tun, als Ideen beizusteuern. Sich um den Gesang zu kümmern, dafür ist es noch zu früh. „Ja, gut, machen wir etwas anderes. Ich hätte da auch noch einige Ideen.“ Silvan kommt hinter dem Schlagzeug hervor. „Zuerst benötige ich aber eine Gitarre.“ Er nimmt sich eine, die gerade niemand beansprucht und lehnt sich gegen eine Wand. Bevor er beginnt loszuspielen, summt er das Riff vor sich hin.


„Das hört sich ja schrecklich an“, ist Dorivals Kommentar, als Silvan geendet hat.


Nico meint hingegen: „Ist nicht einmal so schlecht. Man müsste noch etwas daran herumfeilen, aber es ist ein guter Anfang.“ Er blickt auf seine Hände und versucht nachzuspielen, was Silvan gezeigt hat.


„Dann lieber noch das erste“, urteilt der Sänger nun.


Ein ärgerlicher Ausdruck macht sich auf Nicos Gesicht breit. „Könntest du bitte mal ruhig sein? Herumfeilen heisst auch, dass nicht immer gleich etwas Gescheites dabei rauskommt.“ Er wendet sich wieder der Gitarre zu und versucht auf eine andere Weise, Silvans Riff zu verbessern. Besser wird es nicht.


Da meldet sich Marc, der zweite Gitarrist. „Ich hätte da einen Vorschlag.“ Er wartet nicht, bis die anderen ihm sagen, er soll ihn vorspielen. Es ist unverkennbar das, was Silvan gespielt hat, jedoch auf eine Weise, die ihn sogleich mit dem Fuss wippen lässt. Er stellt die Gitarre an die Wand und begibt sich hinter das Schlagzeug, steigt sofort ein, wie auch David am Bass.


Marc macht aber noch viel mehr, als nur Silvans Vorschlag nachzuspielen. Er erweitert ihnen, so dass sie am Schluss auf über eine Minute Musik kommen.


„Das ist doch schon einiges besser, als Nicos kaum anzuhörendes Gewichse.“ Wer anders als Dorival könnte so etwas von sich geben?


Das bringt das Fass zum Überlaufen.


„Was denkst du, wer du bist?“, fährt Nico den Sänger an. „Meinst du, dich hier wie ein König aufführen zu dürfen? Habe ich jemals über deinen mehr als nur mässigen Gesang beklagt?“ Er wirft die Gitarre mehr auf den Boden als er sie legt. „Das ist nicht deine Band. Erinnerst du dich an das Papier, das du unterschrieben hast, als du beigetreten bist?“


Dorival winkt ab. „Dieser Hobby-Vertrag? Den kann ich nicht ernst nehmen.“


„Solltest du aber“, presst Nico zwischen den Zähnen hervor. „Der existiert nicht umsonst, sondern regelt ganz genau die Befugnisse von Silvan und mir.“


Der Sänger lacht. „Du entschuldigst, das Käseblatt habe ich nie durchgelesen. Was steht denn so darin? Was dürft ihr alles?“


Nico steht jetzt mit wutverzerrtem Gesicht direkt vor ihm. Silvan weiss, was jetzt einfach kommen muss. Dennoch kann sich Dorival nicht verteidigen, zu schnell kommt ihm die Faust entgegen und trifft ihn mitten im Gesicht. Jedoch lässt er sich auch nicht zurückdrängen, sondern packt Nico am Kragen und will ihm eine verpassen.


Schon ist Silvan heran und verhindert, dass Dorival zuschlägt. Dieser will sich nun gegen ihn wenden, aber jetzt schreiten auch die anderen Bandmitglieder ein und halten den Sänger fest.


„Wir können dich schmeissen und genau das geschieht jetzt“, sagte Nico und zeigt zur Tür. „Lass dich nie wieder hier blicken.


Dorival kann nicht mehr, als ihm böse Blicke zuzuwerfen. Als Silvan, Marc und David ihn loslassen, bleibt er noch einen Moment stehen, dann dreht er sich um und stampft wütend davon.


„Das hätten wir erledigt“, sagt Silvan. „Manchmal ist es nötig, hart durchzugreifen. Der wäre uns noch auf der Nase herum getanzt, hätten wir ihn gelassen.“


„Wo kriegen wir nur einen neuen Sänger her?“, fragt David.


„Das ist eine Sache, mit der wir uns gerne beschäftigen, nicht wahr, Silvan?“ Nico blickt zu ihm hinüber.


„Kleinanzeigen in den Lokalzeitungen, dazu gibt es noch das Internet, dort erreichen wir beinahe unendlich viele Leute. In der Theorie zumindest.“ Das ist das Problem des weltweiten Netzes. Nichts ist sortiert. Es ist wie ein Warenhaus, wo sich die T-Shirts neben dem Frischkäse befinden und Joghurt oben auf dem Schachteln der Spielzeugautos steht. „Ich hoffe, die richtigen werden auf uns aufmerksam.“


„Darüber machen wir uns später Gedanken“, bestimmt Nico. Einerseits wirkt er erleichtert, aber etwas bedrückt ihn immer noch. Egal, was es ist, darüber sprechen will er anscheinend noch nicht. „Machen wir weiter“, schlägt er vor, „wir haben uns ja nicht getroffen, um zu streiten.“


Viel schaut dabei nicht daraus. Nico ist einfach nicht gut drauf und alles, was er spielt, hört sich belanglos oder einfach falsch an. Nach einer Stunde brechen sie die Übung ab. Marc und David verabschieden sich.


„Hast du wirklich nicht Lust auf ein Bier? Oder eine Pizza“, hakt Silvan nach. „Ich lade dich ein.“


Nico schmunzelt. „Du kannst es nicht lassen, was? Also gut, du hast mich überredet. Aber nicht hier, ich benötige frische Luft.“


Eine Viertelstunde später sitzen sie auf der Terrasse des nahen Restaurants, jeder mit einem Bier vor sich, die heisse Scheibe wird noch kommen. Mehrere Kastanienbäume gibt es hier, deren Kronen sich zu einem einzigen Blätterdach vereinigt haben. Selbst wenn die Sonne am höchsten steht, dringt sie nicht durch. Früher hat Silvan hier kesselweise Rosskastanien gesammelt und sie zu Hause mit Zahnstochern zu Figürchen verarbeitet.


Wie es sich für einen anständigen Sommer gehört, ist es auch um einundzwanzig Uhr noch angenehm warm. Dementsprechend Betrieb herrscht noch, es sind kaum Tische frei.


„Es ist wegen Larissa“, beginnt Nico von sich aus. Silvan hat gerade einen Schluck nehmen wollen, nun stellt er das Glas wieder hin. „Ich kann mir nicht helfen. An einigen Tagen geht es gut, dann kommt wieder so etwas wie am Samstag.“ Mit dem Daumen und Zeigefinger fährt er über seine Augen.


Silvan sagt nichts. Also ist es doch so gekommen, wie er es sich nicht gewünscht hat. Letzten Freitag vor dem Ausgang hat es noch so gut ausgesehen. Die beiden haben miteinander gescherzt und es gut gehabt. Lange hat es anscheinend nicht gehalten.


„Sie hat ja bei mir übernachtet. Wir hatten hervorragenden Sex, so guten wie seit Monaten nicht mehr und ich habe gedacht … ich war davon überzeugt, wir hätten die Probleme hinter uns gelassen.“ Während Nico spricht, hört er sich so fremd an. Seine Stimme ist flach, ändert nicht den Tonfall. „Bereits am nächsten Morgen sah alles anders aus. Wir sind früh erwacht und ich wollte mich an sie drücken, aber sie ist mir ausgewichen und schliesslich ging sie duschen. Ich stand dann auch auf. In völligem Schweigen haben wir dann gefrühstückt. Na ja, bis es aus ihr herausgebrochen ist.“ Was jetzt kommt, verlangt von Nico alles ab. Er lehnt sich nach hinten und legt den Kopf in den Nacken, fährt sich mit den Händen übers Gesicht. „Sie hat mir an den Kopf geworfen, sie bereue den letzten Abend, dass sie mit uns in den Ausgang gekommen ist und überhaupt meinte sie, in die Disco zu gehen sei Teenager-Kram, so etwas habe sie nicht mehr nötig.“


Solche Aussagen gehören zu den Dingen, die Silvan wütend machen. Pseudo-elitäres Gehabe nennt er das. Sich älter und erwachsener machen, als man ist. Man soll in der Gegenwart leben, denn in der Vergangenheit kann man nur schwierig und in der Zukunft unmöglich.


Nico schüttelt den Kopf und leert den Rest des Bieres in sich. „Ich habe wieder einmal keine Ahnung, wo ich bei ihr stehe. Nach diesem Disput ist sie gegangen und hat mich mit tausend Fragen zurückgelassen. Die wichtigste ist jedoch: Will sie noch mit mir zusammen sein?“


„Das solltest du dir selber beantworten“, rät Silvan. Sein Freund sieht ihn fragend an. „Du solltest nicht darauf warten, bis sie dir ein Zeichen gibt, denn so läufst du ihr nur hinterher. Ich will Larissa nichts unterstellen, aber ich meine, sie geniesst es, über jemanden die Kontrolle zu haben. Leider bist das in diesem Fall du.“ Er verzieht schmerzlich das Gesicht und wartet, bis die Gäste am Tisch nebenan gezahlt haben und gegangen sind. Er lehnt sich vor, damit er nicht so laut sprechen muss. „Entscheide dich, bevor sie es tut. Lass nicht mit dir spielen dafür musst du dir zu schade sein.“

Rahel wohnt in einer Vorortsgemeinde, die mit der Regionalbahn einfach zu erreichen ist. Da er allerdings bis jetzt noch nichts mit ihr zu tun gehabt hat, ist er noch nie bei ihr zu Hause gewesen und hat bis dahin auch keine Ahnung gehabt, wo sie wohnt.


Es ist Dienstag, auf heute haben sie abgemacht. Mit dem Zeigefinger drückt er auf die goldene Klingel des modernen, mit viel Glas ausgestatteten, Einfamilienhaus. Etwas länger als bei einer anderen Person muss er warten, bis geöffnet wird.


„Pünktlich auf die Minute“, urteilt Rahel, als sie ihn sieht. „Komm doch herein, ich beisse nicht, das weisst du ja inzwischen.“ Sie lächelt ihn an und rollt zur Seite, damit er eintreten kann.


Vor ihm breitet sich das Wohnzimmer aus, dessen Längsseite eine Fensterfront einnimmt. Die Möbel aus schwarzem Leder und dunklem Holz bilden einen scharfen Kontrast zum sonst hellen Raum. Linkerhand befinden sich die grosszügige Küche mit einer kleinen Bar und der Essbereich.


„Willst du etwas trinken?“


„Gerne. So geht das Lernen etwas einfacher.“ Er folgt Rahel in die Küche, wobei er sie mustert. In die offenen Haare hat sie einen silbernen Haarreif gesteckt. Sie trägt ein weisses Trägershirt und einen Wickelrock mit Mustern aus verschiedenen Blautönen drauf.


Sie öffnet den Kühlschrank und nimmt eine Flasche Ice-Tea heraus. „Ich hoffe, das ist recht.“


„Auf jeden Fall. Sag mir einfach, wenn ich dir etwas helfen kann.“


Sie wirft ihm ein Lächeln zu. „Werde ich machen, aber in der Regel bin ich in der Küche selbstständig. Kochen ist kein Problem. Siehst du? Der Herd ist so gestaltet, dass ich darunter fahren kann.“


„So lerne auch ich immer wieder dazu“, sagt er. Jetzt, da sie ihn darauf aufmerksam gemacht hat, fällt ihm auf, dass es sich beim Spülbecken gleich verhält und bestimmt ist es kein Zufall, dass sich der Backofen genau auf ihrer Höhe befindet.


„Gehen wir in mein Zimmer?“, fragt sie, nachdem sie den Kühlschrank geschlossen hat. Auch an Gläser hat sie gedacht. Er geht zur Seite und lässt sich von ihr nach hinten zu einer Rampe führen. „Meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich ohne Hilfsmittel nach oben gelange, darum die Rampe. Hinten gibt es zwar noch einen Lift, aber den benütze ich kaum.“ Natürlich gelangt Rahel ohne Hilfe hinauf. „Dort drüben ist das Schlafzimmer meiner Eltern. Hier rechts ist das Büro und um die Ecke liegt mein kleines Reich. Daneben findest du das Bad.“


Silvan wirft nur einen kurzen Blick hinein, bevor er Rahel in ihr Zimmer folgt. Die gegenüberliegende Seite der Tür nehmen Fenster ein. In der Mitte steht das breite Bett, rechts davon das Nachttischchen. Ein analoger Wecker steht darauf und in einer Vase steckt ein getrockneter Strauss. Überhaupt scheint Rahel Pflanzen sehr gerne zu haben, denn auf der anderen Seite des Bettes, vor dem Fenster auf dem Sims, stehen noch weitere – Kakteen, Bonsai und kleine Blumen – dazu entdeckt Silvan noch zwei Palmen. Ganz links aussen führt eine Tür auf den Balkon. Daneben befindet sich der Schreibtisch, von draussen nicht einzusehen, weil die Tür im Weg ist. Schrank und Kommoden befinden sich rechts des Eingangs.


„Nimm ruhig Platz“, sagt Rahel und deutet auf den einzigen Stuhl im Zimmer. „Du kannst auch auf mein Bett sitzen, wenn dir das bequemer ist.“


„Lieber den Stuhl. Ich bin der Ansicht, dass man auf das Bett erst sitzen soll, wenn man jemanden gut kennt. Für mich stellt es so etwas wie die letzte Festung der Privatsphäre dar.“


„Wenn das so ist … ich will dich zu nichts zwingen, aber es wäre schön, wenn wir nächstens so weit wären, dass du dich auf mein Bett setzen willst. Wir kennen uns ja kaum.“ Sie lacht leise. „Du musst meine Worte nur symbolisch sehen. Nicht, dass noch Missverständnisse entstehen.“


„Bestimmt nicht. Aber beginnen wir doch mit den Recherchen. Je früher wir das durch haben, desto länger haben wir nach der Zeit, um noch miteinander zu reden. Vorausgesetzt, du willst das.“


Rahel stellt die Flasche Ice-Tea und die Gläser auf dem Schreibtisch und schaltet den Computer ein. „Klar, wieso auch nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was du so für einer bist.“ Sie grinst breit. „In einem Punkt unterscheidest du dich nicht von anderen: Auch du bist schon einmal in mich hineingelaufen.“


Dass sie das ansprechen muss! Ihm ist das noch immer unangenehm, er muss dann aber auch grinsen. „Wir Laufenden sehen nicht immer dorthin, wo wir müssten.“


Rahel macht eine wegwerfende Handbewegung. „Ist mir früher auch so gegangen, kein Grund, darüber nachzudenken. Sag mal: Hast du das Thema wirklich genommen, weil es dich interessiert?“


Silvan runzelt die Stirn. „Na klar. Du etwa nicht?“


„Doch, doch“, antwortet sie schnell. „Geschichte mag ich ohnehin. Also, los geht’s. Starten wir mit Google?“


Zwei Stunden hangeln sie sich im Internet herum, springen von einer Homepage zur anderen. In dieser Zeit reden sie kaum miteinander und wenn, dann nur über ihre Aufgabe. Zum Glück ist es kein Thema, bei dem es schwierig ist, an Informationen zu kommen. Am Schluss haben sie so viel gelesen, dass sie beinahe glauben, ein Buch schreiben können.


„Ich glaube, das genügt vorerst“, sagt Silvan mit einem Blick auf den Stapel ausgedruckter Blätter.


„Das ist einiges mehr, als wir brauchen“, lacht Rahel. „Es geht ja nicht darum, einen fünfstündigen Vortrag zu halten. Aber es stört mich auch nicht, haben wir so lange gesucht. Es ist erstaunlich, wie sie es geschafft hat, so weit zu kommen. Man darf nicht vergessen, welche Rollen die Frauen im Mittelalter hatten. Ich weiss, das lässt sich nicht unbedingt vergleichen, aber für mich ist das, was sie erreicht hat, gleich viel wert wie die gewonnenen Schlachten eines grossen Feldherrn.“


„Stellt sich nur die Frage, ob es glücklicher Zufall war oder ihr tatsächlich eine höhere Macht – Gott? – beigestanden hat.“


„Was denkst du?“ Rahel schenkte sich ein Glas nach und sah Silvan gespannt an.


„Ich tendiere zu zweitem, weil ich nicht unbedingt an Zufall, das Glück oder Pech glaube. Ich bin der Ansicht, das Schicksal oder was auch immer hat unseren Weg bereits vorgezeichnet.“


Das Mädchen denkt einen Moment nach und sagt dann: „Komisch. Ich hätte dich jetzt als jemanden eingeschätzt, der die Freiheit liebt. Da passt es nicht zusammen, dass alles, was passieren wird, bereits festgelegt sein soll.“ Sie stellt das Glas hin und wendet den Rollstuhl, damit sie geraden Blick zu Silvan hat.


„Freiheit und ein vorgegebener Weg müssen sich nicht zwingend ausschliessen“, sagt er langsam, weil er jedes Wort bedenkt. „Wir können immer noch tun, was wir wollen und uns in diese oder jene Richtung entscheiden. Es ist nur so, dass jemand oder etwas all das schon weiss.“


„Richtige Freiheit ist es allerdings nicht“, gibt Rahel zu bedenken. „Nur eine scheinbare.“


Silvan zuckt mit den Schultern. „Kommt es darauf an? Mir geht es nicht darum, ob ich wirklich oder nur anscheinend frei bin, solange ich das Gefühl habe, es zu sein.“


Sie reden noch eine ganze Weile weiter und bemerken kaum, dass es draussen immer dunkler wird. Erst als Silvan aufsteht, um das Glas auf den Tisch zu stellen, fällt es ihm auf.


„Was hältst du davon, wenn wir uns einmal ohne schulischen Grund treffen?“, fragt er.


„Dagegen hätte ich nichts einzuwenden. Dann haben wir umso mehr Zeit. Wollen wir was essen gehen? Oder ins Kino?“


„Warum nicht beides?“, grinst er. „Wann hast du Zeit?“


Rahel schlägt eine blaue Agenda auf. „Kommenden Freitag? Nein, ist dir sicher zu früh.“


„Nein, Freitag ist gut.“


„Dann schreibe ich’s ein.“ Anschliessend räumt sie die Gläser zusammen und löscht das Licht am Schreibtisch. „Willst du … zum Essen bleiben?“


Diese Frage kommt für ihn überraschend, aber er muss nicht lange überlegen für die Antwort. „Wenn es dir nicht zu viele Umstände bereitet. Wir sind ja noch nicht fertig mit dem Gespräch.“


„Ich mag ohnehin nicht die ganze Pizza. Weisst du, ich mache sie jeweils selber, aber der gekaufte Teig ist jeweils so gross, dass ich nicht alles mag. Eine Frage habe ich aber noch. Sie beschäftigt mich schon lange, aber alleine komme ich auf keine Antwort. Weisst du, ich mag diese "was-wäre-wenn-Fragen". Silvan setzt sich wieder. „Angenommen du hättest eine Freundin und sie ginge dir fremd – würdest du es erfahren wollen?“


Jetzt muss Silvan überlegen, denn Rahel hat eine auf seiner Meinung zum Schicksal aufbauende Frage gestellt, die sich nicht so einfach beantworten lässt. „Sicher wäre es besser, denn die Beziehung wäre in diesem Fall nicht das, was sie zu sein scheint. Für mich würde sich jedoch nichts ändern, solange sich meine Freundin nichts anmerken lässt.“


„Gibst du dich gerne Illusionen hin?“


„Das nicht“, gibt Silvan zu. „Natürlich wäre es nicht schön, wenn meine Freundin mit mir spielen würde und käme es doch einmal ans Licht, wäre diese Person für mich gestorben. Zur Veranschaulichung aber ein anderer Fall: Stell dir vor, du wärst schwer krank und auf deinen Freund angewiesen. Jetzt kommt er allerdings nicht mit deiner Situation klar. Was hättest du lieber: Dass er so ehrlich ist und Schluss macht oder vorgibt, weiter mit dir zusammen zu sein und die Beziehung erst auseinander geht, wenn du wieder gesund bist?“


„Das ist auch kein einfacher Fall. Ich vermute, du würdest dir wünschen, dass dein Partner so tut, als sei alles noch gut. Ich weiss nicht … jetzt gesagt wünschte ich mir die ehrliche Variante, aber wie sähe es aus, wenn ich in dieser Situation wäre? Auf jeden Fall habe ich jetzt genug Stoff, über den ich nachdenken kann. Gehen wir die Pizza machen?“


An diesem Abend wird es spät, bis Silvan nach Hause kommt. Aus jedem angeschnittenen Thema ergibt sich eine längere Diskussion. Gegen zehn Uhr kommen Rahels Eltern nach Hause und überreden ihn, mit ihnen noch ein Glas Wein zu trinken. Als er schliesslich gehen will, weil das letzte Tram fährt, bieten sie Silvan an, ihn mit dem Auto zurückzubringen. So wird es noch später als Mitternacht

— Stéphanie —

„Warum müssen wir schon wieder auf Ellen warten? Kann sie nicht vor der Pause pissen gehen?“, regt sich Tina auf und vergräbt die rechte Hand in ihrer rosaroten Handtasche. „Ich brauche nach diesem ätzenden Morgen endlich eine Zigarette.“


Stéphanie hält es nicht für nötig, auf diese Frage zu antworten, aber es wäre durchaus schön, wenn Ellen auf der Toilette vorwärts machen würde. Gedankenversunken rückt das Mädchen ihren BH zurecht. Push-Ups sind nicht immer bequem, aber ohne geht sie nicht aus dem Haus, nicht einmal für die Schule.


„Weil wir eine Gruppe sind und zusammen halten“, antwortet Felicita und steckt sich die Hände in die Gesässtaschen der Jeans, wodurch diese ein Stück runter rutschen und den obersten Zentimeter des Spalts entblössen.


Stéphanie sieht an sich runter. Heute trägt sie weisse Jeans und ein weisses Oberteil, das leicht durchschimmernd ist, man kann erkennen, dass sie einen pinkfarbenen BH trägt und bei genauem Hinsehen sieht man auch den schwarzen String unter der Jeans.


„Sorry, dass ihr auf mich habt warten müssen“, sagt Ellen, als sie endlich ankommt.


„Dann können wir ja endlich gehen“, mault Tina und geht voraus, das Ziel ist das gleiche wie fast jeden Morgen: Die Hecke hinter der Rennbahn. Auch Stéphanie sehnt sich nach einer Zigarette. Zu dumm, dass man auf dem Areal nicht rauchen darf. Warum eigentlich, der Rauch ist eh gleich weg. Dass man im Schulhaus nicht darf, ist ja noch verständlich.


Sie freut sich, das Gymnasium endlich für einige Wochen hinter sich zu lassen – anschliessend kommen aber noch zwei Jahre.


Richtig auf die Sommerferien kann sie sich aber auch nicht freuen, denn ihre Mutter lässt sie nicht wegfahren. Als einzige weit und breit muss Stéphanie zurückbleiben. Je länger sie darüber nachdenkt, desto wütender wird sie und verflucht ihre Mutter. Ihr Verhalten ist wieder mal typisch. Spass scheint in ihrem Leben nicht zu existieren, zumindest sieht ihn Stéphanie nicht, aber sie weiss ja auch nicht, von wem sich ihre Alte alles ficken lässt. Wenn es stimmt, was sie erzählt, hat sie genügend Kontakte, um sich jeden Abend von einem anderen durchvögeln zu lassen. Das kann nicht sein, denn wäre es so, würde sie nicht die ganze Zeit so übelst gelaunt nach Hause kommen.


„Darf ich eine Zigi von dir, Stéphanie?“, fragt Lola. Die Blonde seufzt innerlich, gibt ihrer Kollegin aber eine. Das bedeutet Kontrolle. Nicht gerade wegen einer Zigarette, aber alles zusammen, um was Lola bittet. „Was läuft heute Nachmittag?“, erkundigt sie sich weiter. Sie ist heute wieder einmal ganz Miss Sixty: Hosen und ein knallenges Jäckchen von dieser Marke.


„Was ihr macht, is mir egal, ich geh zum Coiffeur, muss die Haare neu färben“, sagt Stéphanie und fährt sich mit der linken Hand durch ebendiese. „Und die Spitzen schneiden. Wenn ich schon dabei bin, lass ich mir eine Frisur machen.“ Das war einer der Gründe, warum sie Coiffeuse hat werden wollen, aber das Gehalt ist scheisse. „Wird wieder einmal ein teurer Nachmittag.“


„Du hast doch erst vor drei Wochen deine Haare machen lassen oder täusche ich mich da?“ Lola blickt zu ihrer Kollegin.


„Ja und? Haste was dagegen? Am Haaransatz sind sie schon nicht mehr blond, verdammte Kacke.“


„Du gehst doch zum «Hair-Style»?“, fragt Marion. „Dort machen sie auch Mani- und Pedicure und sogar Intimrasuren.“


„Das stimmt“, bestätigt Stéphanie. „Hab mir dort auch schon ein Brazilian Waxing machen lassen.“ Ellen, Lola und Felicita verziehen ihre Gesichter. Weicheier. „Kommt viel besser, als dieses scheiss rasieren, bleibt länger glatt. Ich kenne beim «Hair-Style» einen, der mir einen Spezialpreis macht.“


„Ich würde mir gerne die Mösenhaare mit Wachs entfernen lassen“, meldet sich Ellen.


Stéphanie und Tina lachen. „Ich glaube nicht, dass du das tun willst, ist nichts für kleine Mädchen“, spottet Tina über sie. „Warum denkst du überhaupt, das zu wollen? Hast doch ohnehin noch keine Haare dort und einen Mann lässt du auch nicht ran. Oh, tschuldige, lecken lässt du dich ja, wahrscheinlich auch fingern, nur willst du keinen Schwanz vorne rein.“


„Das ist so“, sagt Ellen trotzig. „Dir kann’s ja egal sein.“


„Oh, das ist es mir auch, aber lustig finde ich es dennoch.“


„Wir könnten alle zusammen dorthin gehen“, schlägt Marion vor. „Einen richtigen Beauty-Nachmittag einlegen. Mein Freund wird’s freuen, meine Haare haben es nämlich wirklich nötig.


Damit sind alle einverstanden und Stéphanie überlegt sich bereits, was sie anziehen könnte, um den Spezialpreis aushandeln zu können. Sie hat da eine Idee.


„Du wirst schon sehen, ich werde es wagen“, sagt Ellen in aufmüpfigem Ton zu Tina.


Stéphanie zweifelt, dass die Kleine es schafft, die Wachserei durchzuziehen, es tut nämlich höllisch weh und wenn sie es schon beinahe nicht aushält, dann Ellen bestimmt auch nicht.


Inzwischen haben sie die Rennbahn hinter sich gelassen und begeben sich hinter die Hecke, im nächsten Augenblicke nehmen sie die Zigarettenpäckchen hervor, bald schon steigt blauer Dunst in die Höhe.


„Und heute Abend?“, erkundigt sich Lola. „Nach einem freien Nachmittag können wir nicht einfach zu Hause sitzen und schon gar nicht, wenn wir gestylt sind.


„Die Jungs spielen doch Unihockey, gehen wir dort zuschauen“, schlägt Lola vor. Auf einige kann ich zwar verzichten, aber mein Bruder spielt auch mit.“


„Willste ihn etwa anmachen?“, lacht Stéphanie. „Nein, ich weiss etwas Besseres: Wir machen bei mir zu Hause eine kleine Party, mit oder ohne Typen, das is ja egal.“ Hauptsache, sie stehen auf mich, ich habe nämlich keine Lust, den anderen beim Flirten zuzusehen. Den ersten Boy weiss ich bereits: Alejandro. Ist er mit seiner Freundin noch zusammen? Mir kann es egal sein. Sogleich schreibt sie ihm. „Is viel besser als Unihockey schauen gehen. Is doch total langweilig.“


„Nicht, wenn wir nachher noch in den Treff gehen“, trumpft Felicita auf.


Stéphanie weiss nichts anderes als zu seufzen. Der Treff ist so ziemlich das Langweiligste, was sie sich vorstellen kann, ein von der Stadt eingerichtetes Jugendzentrum. Sie geht nur selten hin, weil sich dort keine geilen Leute treffen. „Habt ihr dort jemals rumgemacht?“


„Ja, ich“, meldet sich Ellen.


„Das war bestimmt ein Zufall und ausserdem kann es bei dir so heftig nich gewesen sein“, kichert Stéphanie. „Ich habe dort nämlich noch nie jemanden kennengelernt, mit dem es sich lohnen würde zu flirten.“


„Schon klar bei den Typen, die du bevorzugst“, höhnt Tina. „Ich bin dafür, dass wir Unihockey schauen und anschliessend zum Treff gehen. Es gibt dort bestimmt den einen oder anderen, der sich lohnen würde. Auf jeden Fall ist es besser loszugehen, als bei dir daheim zu hocken und bestimmt niemanden zu haben, mit dem man rummachen kann. Wer ist auch dieser Meinung?“


Lola und Felicita gehen zu Tina hinüber, Marion und Ellen bleiben bei Stéphanie.


„Jetzt ist es unentschieden, was machen wir?“, fragt die Jüngste in der Runde.


„Ihr könnt noch zehnmal zu Stéphanie nach Hause gehen, ich werde nicht mitkommen“, macht Tina gleich klar."


Stéphanies Blick ist auf Lola gerichtet. Die kleine Verräterin hat es tatsächlich gewagt, sich auf die Seite Tinas zu stellen. Aber nicht lange, schon schlägt die Italienerin die Augen nieder. Stéphanie kneift die Augen zusammen und lässt sie böse aufblitzen. „Willste wirklich bei der bleiben?“, sagt die Blonde in abschätzigem Tonfall. „Du vergisst, was ich alles für dich mache, du undankbare Kuh.“


Lola druckst ein wenig. „Irgendwie möchte ich schon Unihockey schauen, aber … bei dir zu Hause wäre es schon auch geil.“


„Sicher ist’s geil! Bei mir kriegste wenigstens was Anständiges zu trinken und im Partyraum lassen wir ordentlichen Sound laufen.“


„Ach, geht doch, ist mir doch so etwas von egal, ob du mit uns kommst oder nicht. Felicita und ich gehen auf jeden Fall zum Treff.“ Tina bestimmt und die Brasilianerin nickt.


Stéphanie ist zufrieden, als Lola zu ihr hinüber kommt. Sie weiss nicht, wie ihre Kollegin auf die Idee gekommen ist, zuerst Tinas Vorschlag zu bevorzugen, zu dieser Tussi geht man doch einfach nicht. Aber jetzt ist gut, sie hat mehr Leute um sich scharen können als Tina, die nur Felicita auf ihre Seite gezogen hat.


Vom Schulhaus schallt die Pausenglocke herüber. „Ach nein, warum müssen wir schon wieder zurück?“, nervt sich Ellen und sie verwirft die Hände. „Ich hab so was von keinen Bock auf Schule.“


„Hättest eben schneller pissen müssen“, meint Lola und schlägt ihrer Schwester gegen den Hinterkopf.


Tina grinst. „Dabei bist du erst am Ende des ersten Jahres angekommen. Warte nur, bis du so weit wie wir jetzt bist, Küken.“ Sie wendet sich zum Gehen, da treffen sich ihr und Stéphanies Blick und das Lächeln auf ihren Lippen erstirbt.

Seit einer halben Stunde schon blickt Stéphanie immer wieder auf die Uhr an ihrem rechten Handgelenk, aber der Minutenzeiger scheint sich nicht zu bewegen. Heute Morgen hat sie bei Herrn Schneiter Unterricht, zum Glück der einzige Tag in der Woche, sonst würde sie noch vollends durchdrehen. Herr Häberli ist zwar blöd, aber immerhin lässt sich in seinen Stunden Scheiss machen. Anders lassen sie sich nicht überstehen. Beim Schneiter ist das nicht möglich, der merkt alles, nicht einmal ein SMS lässt sich bei dem schreiben, Stéphanie hat sogar schon das Natel abgeben müssen, weil sie es dreimal am selben Morgen versucht hat.


Das Läuten der Glocke ist mehr als eine Erlösung. Natürlich lässt sich beim Schneiter nicht schon früher zusammenpacken, damit sie sogleich das Schulzimmer verlassen kann, erst jetzt darf sie die Bücher in die Tasche stopfen. Der Lehrer wirft ihr einige Blicke zu, wahrscheinlich, weil sie mit dem Schulzeugs nicht gerade sorgfältig umgeht. Kann ihm doch egal sein, wie ich meine Bücher behandle, denkt sie grimmig und erwidert seine Blicke. Bestimmt geht der mit seinen Schinken noch ins Bett und holt sich einen runter, anschliessend spritzt er auf sie. Allein schon der Gedanke bringt sie beinahe zum Kotzen.


Wer weiss, vielleicht blickt er auf deine Brüste, wenn du gerade nicht hinsiehst, flüstert ihr eine leise Stimme zu und im nächsten Moment zieht sich ihr Magen zusammen, so sehr ekelt sie sich bei dieser Vorstellung.


Ohnehin kann sie nur selten das Schulzimmer schnell genug verlassen, heute hat sie es aber noch eiliger. Während sie beinahe zur Tür rennt, spürt sie immer noch Schneiters Blicke, aber jetzt auf ihrem Arsch.


Vor den Schulzimmer wartet sie auf Lola und Felicita, doch leider kommt zuerst Tina heraus. Stéphanie wirft ihr einige giftige Blicke zu, aber die andere lässt sich davon nicht einschüchtern. Sie sprechen nicht miteinander, bis endlich auch die Italienerin und die Brasilianerin draussen sind. Anschliessend geht es die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und von dort durch die Pausenhalle an die frische Luft. Auch heute ist es wieder heiss, Tina entledigt sich des Oberteils, ein Top, das bis zum Bund der engen Hosen reicht. Darunter zeigt sie ein schwarzes Spaghettiträgershirt, das um einige Zentimeter kürzer geschnitten ist, aber das genügt hier noch nicht, sie schiebt es ein wenig hinauf und entblösst noch etwas mehr von ihrem Bauch und natürlich das Piercing.


„Warten wir auf Marion?“, fragte Ellen.


„Wozu?“, entgegnet Stéphanie und geht schon einmal voraus. „Die Besserwisserin lässt sich ohnehin etwas Zeit und wir müssen in völlig verschiedene Richtungen gehen.“ Ellen zuckt mit den Schultern, will aber nicht zurückbleiben.


Die Schülermassen ergiessen sich in die Trams, bis es weniger als keinen Platz hat. Da lobt es sich Stéphanie, stets mit dem Auto zu kommen, wann immer es ihre Mutter erlaubt, auch wenn sie noch einige Meter bis zum Parkplatz gehen muss.


„Seht mal, wen wir da haben. Täusche ich mich oder sind das die Plastik-Engelchen?“ Die Stimme kommt von der anderen Strassenseite her. Ohne hinzusehen weiss Stéphanie, um welche Typen es sich handelt: die Punks. Sie lungern ständig in der Gegend herum, obwohl sie hier nichts verloren haben, denn das ist eine noble Gegend. Die Kerle gehören in Slums, wo sie in Kartonhäusern leben müssen.


„Fickt euch doch ins Knie, wir geben uns mit Leuten wie euch nicht ab“, ruft Stéphanie zurück und beschleunigt ihre Schritte. Die Punks gehen mehr als nur auf die Nerven.


„Das wollen wir doch hoffen, sonst hätten wir etwas falsch gemacht“, kommt es zurück. „Von uns aus könnt ihr dort verrecken, wo ihr gerade seid, wir würden nicht helfen kommen, Leute wie euch hat die Welt nicht verdient.“


Nach den ätzenden Stunden am Morgen hat Stéphanie keine Nerven mehr. Sie kann sich nur mit Mühe beherrschen. „Wisst ihr was? Ich würde eher Hundescheisse fressen, als euch die Hand zu schütteln“, ruft sie zu den vier Punks hinüber und zeigt ihnen beide Mittelfinger. „Ihr seid eine Schande für die Stadt.“


„Mit euch können wir natürlich schon nicht mithalten, wir tragen schliesslich kein Rosa und Pink.“


„Und ihr stinkt! Zwei Kilometer gegen den Wind. Haben eure Mütter euch nicht beigebracht, wie man eine Dusche benutzt?“


„Das ist gewollt, damit uns Leute wie ihr fernbleiben. Es funktioniert jedenfalls. Aber ich kann verstehen, dass eure Parfum-Näschen auf alles allergisch reagieren, was nach Mensch riecht.“


Wie froh ist Stéphanie, als sie endlich den Parkplatz erreichen. Sie hält geradewegs auf ihre Karre zu, achtet kaum darauf, was die anderen machen. Die Punks geben allerdings nicht auf. Als sie einen Blick über die Schulter wirft, stellt sie fest, dass sie die Strasse überquert haben und ihnen folgen. Stéphanie geht noch etwas schneller, kramt schon einmal den Schlüssel aus der Handtasche. Am liebsten hätte sie aber umgedreht und hätte ihren Verfolgern so richtig die Meinung gesagt, aber sie weiss nicht, ob die Punks Waffen bei sich haben, denn verletzen lassen will sie sich nicht. Ein Schnitt von einem Messer gäbe bestimmt eine unschöne Narbe.


„Schlampen, ihr seid alles Schlampen“, johlen die Punks. Einer von ihnen hat alle Haare, ausser einem kleinen Büschel, den er violett gefärbt hat, auf seinem Kopf abrasiert. Ein anderer trägt die Haare auf der einen Seite lang, auf der anderen kurz. „Seid doch immer nur auf der Suche nach dem Einen und habt sonst keine Ahnung."


„Wir bekommen es immerhin!“ Stéphanie ist inzwischen bei ihrem Wagen angekommen und öffnet die Fahrertür, nicht zu früh, denn die Punks sind ziemlich nahe rangekommen. „So hässlich, wie ihr ausseht und so furchtbar, wie ihr stinkt, möchte bestimmt keine hübsche Frau mit euch ins Bett gehen.“ Was bilden sich die überhaupt ein? Ich habe von mehr eine Ahnung als die!, ärgert sich Stéphanie.


Sie steigt in ihren Wagen und reisst die Tür zu. Der Motor heult auf und als sie von der Bremse tritt, schiesst das Auto nach vorne, einer der Punks muss zur Seite hechten, will er nicht drunter kommen.


Auch ihre Kolleginnen sind jetzt in Sicherheit, sie haben ihre Fahrzeuge erreicht. Ellen fährt mit ihrer Schwester, Tina ist wie Stéphanie alleine.


Sie überlegt sich, ob sie kehren soll, damit sie den Punks noch etwas zurufen kann, entscheidet sich aber dagegen.

Bereits als Stéphanie den Kleiderschrank öffnet, weiss sie, was sie anziehen will. Das ist etwas, das nur selten vorkommt. Sie geht heute nicht bloss zum Coiffeur. Lorenzo, der ihr jeweils die Haare schneidet, ist ein ganz heisser Typ, dem sie in der Vergangenheit kaum hat widerstehen können, aber heute, vor ihren Kolleginnen, wird sie sich ihn angeln.


Sie muss nicht lange suchen, um die Kleidungsstücke zu finden. Oben wird es ein weisser Bustier sein, der ihre Tittys schön zur Geltung bringt und unten enge Stoffhosen, durch die der String schimmert wie eine Kerze hinter Seidenpapier, umso mehr, weil sie einen roten anzieht. Sie grinst. Lorenzo wird ihr gehören.


Sie zieht sich aus und wirft die Kleider in den Wäschekorb. Wieder etwas mehr zu waschen. Wenn sie doch nur eine Haushälterin hätten, aber nein, das wäre ja zu teuer. Nackt geht sie ins Badzimmer und gönnt sich eine Dusche, bei der Gelegenheit rasiert sie sich gleich noch unter den Armen und zwischen den Beinen. Zufrieden fährt sie mit den Fingerspitzen über die glatte Haut, an der unteren Stelle etwas länger als an der oberen. In dem geräumigen, hellen Badezimmer stellt sie sich vor den hohen Spiegel und betrachtet sich von Kopf bis Fuss. Zufrieden nickt sie, sie liebt es, ihren makellosen Körper anzusehen. Sie spreizt die Beine, um das zu sehen, was dazwischen liegt. Auch mit ihrer Pussy ist sie zufrieden, würde keine andere nehmen, wenn sie die Wahl hätte. Besonders die kaum entwickelten Schamlippen gefallen ihr, damit sieht sie richtig jung aus.


Sie setzt sich breitbeinig hin und spreizt die beiden Läppchen noch zusätzlich, bringt das darunter liegende rosa Fleisch zu Tage. Eine leichte Erregung macht sich bemerkbar und Stéphanie kann es nicht lassen, sich einen Finger zu schieben. Sie schliesst die Augen und keucht leicht.


Bevor sie aber ganz versinkt, beherrscht sie sich. Wenn sie jetzt nämlich nicht aufhört, kann sie die Finger nicht mehr von sich nehmen. Nach einem letzten Blick wendet sie sich dem Lavabo und damit dem Schminken zu.


Die Augen betont sie mit silbernem Lidschatten, der in der Sonne glänzt. Mit einem Mascara verlängert sie die Wimpern. Zur Perfektion fehlt nur noch Lipgloss. Mit dem Zuwerfen einer Kusshand verabschiedet sie sich von ihrem Spiegelbild.


Der String, den sie gewählt hat, ist keiner, mit nur ganz wenig Stoff, sie will, dass er sich richtig gut abzeichnet. Anschliessend zieht sie sich die weisse Hose hoch, aber nur so weit, wie es gerade nötig ist, also knapp über den Ansatz der wegrasierten Schambehaarung. Der hervorstehende Beckenknochen ist gut zu sehen und natürlich auch der Bauchnabel mit dem Piercing. Auch darauf hat sie bei der Wahl des Oberteils geachtet. Ein letztes Mal stellt sie sich vor den hohen Spiegel neben der Tür und dreht sich. Sehr gut, was sie darunter trägt, sticht einem regelrecht ins Auge und wenn sie sich bückt, blitzt der String ziemlich deutlich hervor. Lorenzo ist fällig.

„Ich bin aber immer bei Lorenzo“, blafft Stéphanie die Fotze hinter dem Tresen an.


„Tut mir leid, er bedient gerade eine andere Kundin, vielleicht wäre es möglich …“


„Is es nich! Was is daran so schwer zu begreifen? Bei meiner Fotze, es sollte doch möglich sein, dass sich sonst jemand um sie kümmert und Lorenzo zu mir kommt.“ Für was habe ich mich hergerichtet, wenn er mich nicht bedient?, grollt Stéphanie und sieht die Frau ihr gegenüber vernichtend an. „Von mir aus zahle ich auch das Doppelte, aber ich will Lorenzo.“


„Ich sehe, was ich tun kann“, sagt die Frau und verschwindet rückwärts um die Ecke.


Das hoffe ich für dich, denkt Stefanie und seufzt. Sie dreht sich um und lehnt gegen den Tresen. Lola, Felicita, Marion und Tina stehen da. Auf Letztere haben sie am längsten warten müssen, bereits das hat Stéphanie genervt und jetzt noch die Sache mit Lorenzo. Kann denn niemand auf der Welt einfach das tun, für was er da ist?


„Ciao Bella“, sagt jemand hinter ihr und mit ihrem verführerischsten Lächeln dreht sie sich um, sie weiss, zu wem diese Stimme gehört. Die dumme Kuh hat es also doch noch geschafft, vielleicht werde ich wirklich den doppelten Betrag bezahlen. Mal sehen. „Du siehst einfach wieder einmal wunderbar aus“, sagt der Italo und breitet die Arme aus. Leute wie er übertreiben gerne einmal, aber sie sieht ihm an, dass es in diesem Moment nicht der Fall ist. Einerseits liest sie es aus seinem Blick, zum anderen weiss sie, was sie anhat. Ihre Kolleginnen beachtet er gar nicht.


Aber auch er sieht nicht schlecht aus. Er trägt helle siebenachtel-Hosen und ein schwarzes Hemd, das aber bis weit unten aufgeknüpft ist und einiges von der Brust des gut aussehenden Mannes zeigt. Stephanie darf gar nicht daran denken, wie es wäre, ihn zu vernaschen.


„Wie kann ich dir behilflich sein, Ragazza?“


„Die Haare. Neu bleichen und die Spitzen schneiden. Aber das is nich alles: Ich und meine Kolleginnen möchten heute das ganze Programm mit Hand- und Fusspflege und ein Brazilian Waxing für die Kleine. Und sag nich, dass niemand Zeit hat.“


Zum ersten Mal wirft er auch den anderen einen Blick zu. Auf Ellen bleibt er haften. „Ich melde euch sogleich an, warte kurz eine Minute.“ Er verschwindet hinter der Theke und gibt etwas in den Computer ein. „Heute ist eigentlich nichts mehr frei“, meldet er sich, fügt aber schnell hinzu: „Es ist allerdings möglich, etwas zu verschieben.“


Gut, er hat anscheinend mitbekommen, was ich will. „Sehr schön, trag uns gleich ein.“


Wenig später sitzt sie auf einem der bequemen Stühle und sieht in den Spiegel. Lorenzo steht direkt hinter ihr, der perfekte Zeitpunkt. Sie lehnt sich vor und greift sich eines der Magazine, die auf der Ablage vor dem Spiegel liegen. Das ist aber nur zweitrangig, viel wichtiger ist, dass Lorenzo dorthin blickt, wo sie seine Aufmerksamkeit hat lenken wollen: auf ihren Arsch. Sie weiss, dass der String sichtbar wird, wenn sie sich nach vorne beugt. Aus diesem Zweck lässt sie das Heftchen fallen und muss sich noch weiter bücken.


„Können wir endlich anfangen?“, fragt sie, als sie sich wieder aufgerichtet hat.


Zuerst wäscht er ihr die Haare, anschliessend trägt er das Bleichemittel auf, sieht bei jeder Strähne nach, ob es auch wirklich so kommt, wie es soll. Währenddessen liest sie die Vogue und redet mit ihrer Clique. „Je länger ich mich rasiere, desto weniger kann ich Haare zwischen den Beinen ausstehen“, sagt Stéphanie und blättert eine Seite weiter. „Ich kann mir gar nich vorstellen, dass es Frauen gibt, die dort unten alles stehen lassen. Ohne Haare sieht man doch viel jünger aus.“


„Na ja, ganz rasiert habe ich sie bis jetzt noch nie, immer nur die Bikini-Zone“, sagt Ellen leise und sieht sich um, ob jemand sie gehört hat.


„Das ist doch totaler Scheissdreck, ganz weg muss das Zeugs, alles, bis auf einen Strich, das ist erst richtig geil“, meldet sich Tina. Sie trägt einen Rock, aber einen viel zu langen, um Stéphanie gefährlich werden zu können und nur ein unspektakuläres Oberteil, das zwar einen ziemlichen Ausschnitt hat, aber sonst kein besonderer Hingucker ist.


„Aber heute geht alles weg“, verkündet Ellen, „ganz so, wie es Stéphanie hat, das finde ich am geilsten.“ Für diese Bemerkung erhält sie einen bösen Blick von Tina.


Ein weiteres Mal kommt Lorenzo vorbei und besieht sich Stéphanies Haare. „Ein ganz klein bisschen noch. Es kommt gut, ich freue mich schon, das Ergebnis zu sehen.“


Und ich mich erst, denkt Stéphanie und sieht ihm hinterher, als er in einen der hinteren Räume des Salons verschwindet. Was für ein Knackarsch! Den würde sie gerne einmal ohne Kleider sehen und nicht nur das, auch den Schwanz, wenn er so richtig hart ist. Obwohl, sehen wäre ein bisschen wenig, vielmehr will sie ihn spüren.


Zum Schluss wäscht er ihr noch einmal die Haare und streckt sie auch. Stéphanie setzt sich im Sessel vor, damit sie mehr Details sieht. Aber nicht nur deswegen. Im Spiegel sieht sie, wohin Lorenzo blickt. „Ist gut so, hast du hervorragend gemacht. Ich komme gerne wieder.“ Sie will schon in den Raum für die Hand- und Fusspflege gehen, da dreht sie sich noch einmal um. „Ach, haste Lust, heute Abend vorbeizukommen? Bei mir zu Hause is was los.“ Mit dem Zeigfinger fährt sie ihm vom Hals nach unten, über die Brust bis zum ersten geschlossenen Knopf. Dann wieder nach oben zu den Brustwarzen. Sie schmiegt sich an seinen Körper. „Kommste? Ich werde mich speziell um dich kümmern.“


„O Bella, ich werde dort sein. Schreib mir einfach.“


„Werde ich tun.“ Zum Abschied küsst sie ihn saftig – und bezahlt nicht. Sie macht das lieber in Naturalien. An einer gewissen Stelle kribbelt es bereits, wenn sie daran denkt, was heute Abend passieren wird.


Jetzt kommen sie zu dem Teil des Nachmittags, der allen zusagt. Stéphanie lehnt sich zurück, während sie sich zuerst die Zehennägel schneiden und anschliessend lackieren lässt. Sie geniesst es, sich verwöhnen zu lassen, dazu den Geruch von Lack zu riechen und das Wissen, als ein anderer Mensch den Salon zu verlassen.


Die Fingernägel dürfen nicht zu kurz geschnitten werden, das hasst sie, sieht so unfeminin aus. Sie lässt sich einen Glitzer auftragen, der vordere Teil wird weiss gefärbt.


„Sind Sie zufrieden?“, fragt die Frau, die Stéphanie behandelt hat, und steht auf, entfernt sich aber noch nicht, um zuerst zu hören, was die Kundin sagt.


Diese ist immer sehr kritisch und fast nie zufrieden, wenn jemand etwas an ihr macht, aber heute ist sie glücklich. Nach einer gründlichen Inspektion ihrer Hände sagt Stéphanie: „Sehr schön, das haben Sie gut gemacht.“ Sie ist als Erste bei der Theke und bezahlt, einen Ohrhörer des iPods schon eingesteckt. Sie bezahlt mit Kreditkarte. Macht sie meist so, wenn man das Geld nicht eigenhändig übergibt, ist es, als habe man keines ausgegeben.


Lola sieht sich immer noch auf die Finger, als die Clique bereits draussen steht. „Jemand von uns hat noch etwas zu erledigen“, sagt Tina und es ist klar, wer damit gemeint ist.


Stéphanie zeigt auf die Tür neben dem Eingang zur Hand- und Fusspflege. „Dort innen machen sie dir das Waxing“, sagt sie und sieht Ellen dabei an, die etwas unsicher wirkt. „Du willst doch nicht etwa kneifen?“


„Nein, sicher nicht“, beeilt sich Ellen zu sagen. „Ich habe ja gesagt, dass ich es tun werde.“ Auf dem Absatz macht sie kehrt und verschwindet in die gezeigte Richtung.


Stéphanie fährt sich mit der rechten Hand zwischen den Beinen hindurch und überlegt, dass es schade ist, hat sie sich rasiert. Ein Waxing wäre es jetzt gewesen. Dann ein anderes Mal. Oder sie wird es zu Hause tun, Lola wird ihr schon wieder einmal helfen.


„Ich will ein Eis!“, verkündete Tina. „Das macht die Warterei bis zur Blamage Ellens etwas süsser.“

— Silvan —

„Eigentlich habe ich keine Lust, noch zum Treff zu gehen“, gibt Silvan zu, als sie aus der Turnhalle kommen. Das Unihockeytraining ist zu Ende, er hat frisch geduscht und ist wie immer nach diesen drei Stunden und dem ganzen Tag in der Schule erschöpft


Neben der Tür stehen Rebecca und Lilly. Sie gehören zu den regelmässigen Zuschauerinnen, heute ist aber auch ein Teil der Tussi-Clique gekommen, was bei Silvan und Ben für ein gemeinsames Aufstöhnen gesorgt hat. Die Red-Bull-Ninjas mögen sie etwa so gerne wie Senf in einer Schwarzwälder Torte. Sie haben sich gar nicht darüber gestört, dass die blonden Mädchen mehr untereinander getuschelt haben, als sich auf das Spiel zu konzentrieren.


„Hört euch nur Silvan an, er hat keine Lust, noch kurz zum Treff zu kommen“, sagte Ben zu den beiden Frauen mit der Absicht, dass sie ihn unterstützen werden, Silvan zu überreden.


Rebecca zuckt mit den Schultern. „Das muss er wissen. Ich kann schon begreifen, dass man nach einem ganzen Schultag und dem Training etwas erschöpft ist.“ Ben seufzt, weil er nicht die Hilfe bekommt, die er sich erhofft hat. Rebecca wendet sich an Silvan. „Es wäre aber schon schade, wenn du nicht kommen würdest. Es ist nicht gerade der Ort, wo es lauter Leute gibt, die mir zusagen.“


„Du bist doch sicher durstig“, vermutet Ben. „Ich lade dich zu einem Bier ein, was hältst du davon? Da kannst du bestimmt nicht nein sagen.“


Bier hat er auch zu Hause, das ist es nicht, was ihn letztendlich umstimmt. Vielleicht findet er es einfach schade, nach dem Training mir nichts, dir nichts nach Hause zu gehen. Wenn er es sich recht überlegt, wird er ohnehin noch nicht einschlafen können. „Also gut, ihr habt es wieder einmal geschafft. Ein Bierchen nach dem Training hat noch niemandem geschadet, zumindest weiss ich nichts davon und der Abend ist noch so schön, zu schade, um nach drinnen zu gehen.“


Weit ist es vom Schulhaus bis zum Treff nicht. Einfach der Strasse folgen und dann nach links in Richtung Kirche abbiegen. Noch bevor sie um die Ecke kommen, hören sie die Musik. Zwar nicht gerade jene, die sie am meisten mögen, aber man kann nicht alles haben. Immerhin gibt es hier was Anständiges zu trinken. Ben bietet sich an, Bier zu holen, die anderen setzen sich auf den Rand des Brunnens. Lilly taucht die Hand ins Wasser, während Silvan gedankenverloren in Richtung des Häuschens hinüber blickt, von wo Ben mit den Flaschen zurückkehrt.


Noch bevor sie zu Ende trinken können, kommt jemand zu ihnen, einer, der auch das Gymnasium besucht. „Du spielst doch Schlagzeug, nicht wahr?“, sagt er und zeigt auf Silvan. „Wie wäre es, wenn du etwas Musik machen würdest?“


Inzwischen hat es sich etwas herumgesprochen, dass er in einer Band spielt und von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass jemand ihn darauf anspricht. Ob sie denn schon einige Lieder geschrieben haben und ob es nächstens eine CD gebe? Je nachdem, wer fragt, gibt Silvan eine knappe oder etwas ausführlichere Antwort. Das hängt davon ab, ob sich der Fragesteller dafür interessiert oder nicht. Jemand, von dem Silvan genau weiss, dass er nur aus Höflichkeit fragt, erhält auf die erste Frage ein einfaches „Ja“ und auf die zweite ein ebenso kurzes „Nein“. Wenn Silvan jedoch merkt, dass gefragt wird, weil wirkliches Interesse besteht, verliert er gerne ein paar Worte mehr. Sie hätten bereits genug Lieder geschrieben, um eine ganze CD daraus zu machen und in dieser Hinsicht würden sie sich auch bemühen, aber es sei nicht das oberste Ziel. Vorerst sei man zufrieden, hier und dort ein Konzert spielen zu können.


Noch nie sind sie jedoch gefragt worden, ob sie spontan etwas spielen könnten.


Auf die neue Art Frage, die der Bursche vor ihm gerade gestellt hat, hat Silvan gerade keine Antwort parat, er muss einen kurzen Moment überlegen und sagt dann: „Vielleicht … wenn die anderen Bandmitglieder hier wären.“ Das Argument, keine Instrumente zu haben, zieht nicht, denn im Treff gibt es einen Musikraum. In der Band benötigen sie zwar zwei Gitarren, aber einige Songs liessen sich auch mit einer spielen und im Notfall könnten sie immer noch einen Song einer anderen Gruppe zum Besten geben. Auch das Schlagzeug im Treff wäre für die Band nicht ganz ausreichend, es ist zu klein, aber mit etwas Fantasie würde Silvan durchaus einige ihrer Songs spielen können.


Der Schüler, der an Silvan herangetreten ist, lässt sich aber nicht so einfach abschütteln. „David habe ich auf jeden Fall gesehen. Er spielt doch mit dir?“


„Ja, da hast du Recht, er ist unser Bassist. Seltsam, dass er hier ist.“


„Ich bin übrigens Erik“, stellt sich der Typ vor. „Ich kann dir verraten, warum David hier ist. Er hat eine neue Freundin, sie hatte ihn gebeten, heute zum Treff zu kommen. Marc habe ich auch noch gesehen, ihn habe ich zuerst gefragt, ob er bereit wäre, einige Lieder zu spielen. Was ist jetzt, bist du dabei?“


Silvan nimmt einen Schluck aus der Flasche. „Was haben die anderen gesagt?“


In diesem Moment mischt sich Rebecca ein. „Wenn du es nicht für Erik tun willst, dann für mich, ich würde mich freuen, einige Stücke von euch zu hören.“ Um das zu verstärken, was sie gerade gesagt hat, nimmt sie Silvans Arm und klammert sich daran.


Er fühlt sich hin und her gerissen. Eigentlich hat er überhaupt keine Lust, sich noch anzustrengen und hat das Gefühl, keinen einzigen Takt zu treffen. Aber es wäre eine gute Gelegenheit, die Musik der Band vorzustellen, jetzt, da sich so viele Schüler hier versammelt haben und Silvan auch noch darum gebeten worden ist, etwas zu spielen.


Er nimmt den letzten Schluck aus der Flasche und steht auf. „Also gut, du hast mich überredet“, sagt er mit einem Grinsen auf den Lippen in Richtung Erik, meint aber Rebecca. „Wenn du die beiden anderen suchst.“ Silvan hat kaum zu Ende gesprochen, da flitzt Erik auch schon davon.


Rebecca geht neben ihm, als er in Richtung des Häuschens des Treffs hält, Lilly und Ben folgen mit kleinem Abstand. Silvan überlegt sich, welche Stücke geeignet wären, hier zu präsentieren. Er kommt zum ernüchternden Schluss, dass es keines der ihren sein kann, dafür benötigt es mehr als drei Mitglieder der Band. Da kommt ihm die Idee, «Run To The Hills» von «Iron Maiden» hervorzukramen. Zwar nicht einfach, nur mit einer Gitarre, aber möglich. Ausserdem wird die Stimme fehlen, einen Sänger haben sie ja nicht mehr. Dorival hätte sich ohnehin geweigert, vor einem solchen Publikum zu spielen. Silvan macht zwar auch nicht gerade Luftsprünge, aber manchmal lässt sich nicht auswählen, wer einem zuschaut, wenn man bekannter werden will.


Als er in den Musikraum kommt, sind die anderen schon bereit. Silvan setzt sich ans Schlagzeug und greift sich die Sticks. Bevor es losgeht, gewöhnt er sich an die leicht andere Position der verschiedenen Trommeln. Bassdrum gibt es nur eine, da ist es von Vorteil, hat er ein Lied von «Iron Maiden» gewählt, dafür sind nicht zwei vonnöten. „Es kann losgehen“, ruft er Marc und David zu und spielt die ersten Takte. Eine wohlige Gänsehaut zieht sich über seinen Körper. Es ist immer wieder ein herrliches Gefühl, Musik zu machen, auch hier, mit dem nicht ganz geeigneten Equipment. Mit nur einer Gitarre hört sich das Lied zwar seltsam an und spätestens beim Solo ist zu hören, dass etwas fehlt, aber das tut dem Spass nur einen kleinen Abbruch.


Als Silvan zu Rebecca hinüberblickt, sieht er ein breites Lächeln auf ihren Lippen. Sie kennt das Lied und weiss, wie gerne er es mag. Einen Moment später ist er aber bereits wieder in der Musik versunken, nimmt nichts anderes mehr wahr und so ist es nicht verwunderlich, ist nach diesem Lied noch nicht Schluss. Es folgt «Enter Sandman» von «Metallica», das einige Schüler dazu bringt, mit den Knien zu wippen. Plötzlich fragt sich Silvan, was er dabei gedacht hat, zuerst nicht spielen zu wollen. Jetzt, da er erst einmal dabei ist, will er nicht mehr aufhören und die Sache mit dem Halten des Takts ist kein Problem. Eine kurze Version von «Painkiller» spielen sie noch, um genau zu sein nur den Anfang mit dem treibenden Schlagzeug. Silvan bringt es fertig, diesen Teil mit nur einer Bassdrum zu spielen, anschliessend wenden sie sich «Hearts On Fire» zu, ein Mitgröhllied sondergleichen. Zu Ende können sie es jedoch nicht spielen, weil plötzlich jemand hereinplatzt, und laut ruft: „Draussen ist eine Schlägerei in Gange, Karl prügelt sich mit Ramon!“


In Windeseile ist der kleine Musikraum leer, es wäre nicht schneller gegangen, wenn jemand gerufen hätte, im H&M gebe es alles gratis. Sogar Rebecca hat sich den Schaulustigen angeschlossen, Silvan bleibt als einziger zurück, jedoch holt er sich eine Flasche Bier und setzt sich auf den Sofa gegenüber des Eingangs. Draussen scheint mächtig etwas in Gange zu sein, umso besser für ihn, so kann er das Bier in Ruhe geniessen.


Lange dauert es nicht, bis die ersten zurückkehren, unter ihnen Rebecca. Sie setzt sich neben ihm hin. „Ich weiss gar nicht, warum ich nach draussen gegangen bin, es gibt wirklich Interessanteres, als zwei angehenden Männern zuzusehen, wie sie sich eins auf die Mütze geben. Du bist gar nicht nach draussen gegangen, oder?“


Silvan schüttelt den Kopf. „Ich sehe keinen Grund dazu. Wenn die sich prügeln wollen, soll man sie lassen, es ist das Beste, wenn sie ihre Wut rauslassen, es staut sich sonst nur und bricht zu einem anderen Zeitpunkt aus.“ Inzwischen hat sich der Lärm, der hereingeschallt ist, etwas gelegt, aber an Musik scheint niemand mehr interessiert zu sein. „Viele Leute meinen heutzutage, sich in alle möglichen Dinge einmischen zu müssen. In neunundneunzig Prozent der Fälle ist es absolut nicht nötig.“


„Und was ist mit dem letzten Prozent?“, fragt Rebecca


„Da ist es tatsächlich ratsam, genauer nachzusehen. Weisst du, ich unterscheide "nicht einmischen" und "die Augen verschliessen", etwas, das viele Leute nicht können. Nur weil ich nicht überall meine Nase reinstecke, heisst das nicht, dass ich mit geschlossenen Augen durchs Leben gehe. Wichtig ist es, auf das aufmerksam zu werden, was wirklich wichtig ist. Damit es nie wieder vorkommt, dass Kinder zwanzig Jahre im Keller irgendeines Perversen verbringen müssen und dadurch nie ein Leben haben. Auf solche Sachen ist es wichtig, aufmerksam zu werden, alles andere ist nebensächlich.“

Nicht viel später ist er auf dem Heimweg. Inzwischen hat die Nacht Einzug gehalten und der morgige Tag wird nicht auf sich warten lassen, auch da heisst es wieder aufstehen. Ben und Rebecca haben noch nicht nach Hause gehen wollen. Weit ist es nicht vom Treff bis zum Haus der Stauffers, deshalb hat Silvan darauf verzichtet, das Tram zu nehmen. Er greift in die Tasche seiner dünnen Jacke und holt den MP3-Player hervor. Für einmal wählt er keinen Metal, sondern die Filmmusik des Herrn der Ringe. Es dauert nicht lange und er ist mit dem Gedanken in Mittelerde, sieht die Pelennor-Felder vor sich und die anstürmenden Rohirrim.


Etwas reisst ihn aber in die reale Welt zurück. Rechts von sich gewahrt er eine Bewegung. Er schaltet die Musik aus und sieht sich um. Links begrenzt eine Mauer den Friedhof und das Gelände um die Kirche, rechterhand liegt die Strasse, die ihn nach Hause führt. Silvans Aufmerksamkeit ziehen allerdings zwei Gestalten auf sich, die auf der anderen Seite stehen. Sie haben die Kapuzen ihrer weiten Jacken über die Köpfe gezogen, so kann er nicht sagen, um wen es sich handelt.


Sie scheinen an ihm interessiert zu sein, zielstrebig kommen sie herüber. Silvan bekommt ein ungutes Gefühl im Magen, er hat noch nie gehört, dass einem Vermummte spät abends zu einem Kindergeburtstag einladen. Das Portemonnaie macht er schon einmal bereit, um es rasch aushändigen zu können, er ist nicht darauf aus, den Helden zu spielen, schon gar nicht, wenn zwei auf ihn zu kommen. Auch den MP3-Player wird er ihnen geben, wenn sie den alten Knochen wollen. Er hat noch keinen neuen gekauft, weil dieser immer noch am besten klingt.


Jetzt haben die Gestalten sein Trottoir erreicht. Auch wenn sich Silvan nicht wehren wird, hat er nicht vor, den Angsthasen rauszuhängen. Es ist wie bei den Hunden: Wenn sie merken, dass man Angst hat, können sie alles machen, aber Silvan hofft darauf, dass ein gefasster Blick die beiden Vermummten etwas abschrecken wird.


„Na, wen haben wir denn da?“, fragt die rechte Gestalt und es ist klar, dass sie es rhetorisch meint, sie weiss sehr genau, wen sie vor sich hat. Schon bevor die beiden Kerle die Kapuzen von den Köpfen nehmen, weiss Silvan, wer daruntersteckt: Bashkim und Dragoslav. Es ist klar, dass sie nicht nur darauf aus sind, Silvan auszurauben.


„Hast du etwa Angst?“, höhnt Bashkim und schlägt mit der Faust in seine Richtung, verfehlt ihn jedoch absichtlich. Silvan blinzelt, weicht aber nicht zurück.


Ein falsches Wort und die Situation wird eskalieren. Unauffällig sieht er sich nach einem Fluchtweg um, aber es gibt keinen. Hinter sich hat er die Mauer und vor sich die beiden Kerle, die ihn nicht entkommen lassen werden, bis sie das haben, was sie wollen. Nachdenken, um was es sich dabei handeln könnte, muss er nicht. Drago will sich für die Schmach in der Turnhalle beim Pokern rächen. Silvan würde viel dafür geben, dass das hier ein einfacher Überfall wäre.


„Ich bin sicher, du weisst sehr genau, warum wir dich abgepasst haben“, stösst Drago zwischen den Zähnen hervor.


Silvan nickt. Er hat Angst, dass ihn die Stimme im Stich lassen würde, wenn er versuchte, etwas zu sagen. Das Herz pocht heftig in seiner Brust, hoffentlich wird es ihn nicht verraten.


Es ist wieder Drago, der spricht. „Du hast mich wie das grösste Arschloch aussehen lassen, der absolute Versager.“ Er macht einen weiteren Schritt auf Silvan zu, die beiden stehen sich jetzt direkt gegenüber. „So etwas macht niemand mit mir, der keinen Streit will. Du hast richtig darum gebettelt, von mir verprügelt zu werden.“


Wenn nur du hier wärst, denkt Silvan verzweifelt und versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Mit dir könnte ich vielleicht noch fertig werden, aber da ist immer noch Bashkim. Beiden kann ich nicht entkommen, unmöglich.


Nur eine Hoffnung bleibt ihm noch: dass Ben und Rebecca nächstens vom Treff zurückkehren. Sie müssen auch dieser Strasse entlanggehen. Sollten sie allerdings erst später vorbeikommen, werden sie ihn am Boden liegend entdecken, blutig geschlagen.


Drago stösst ihm gegen die Brust, was ihn einen Schritt nach hinten machen lässt. „Es ist niemand hier, der dir helfen kann. Autos kommen hier keine mehr durch, du bist ganz alleine und dennoch senkst du nicht deinen Blick. Zu stolz für so etwas? Damit bist du an den Falschen geraten. Entweder entschuldigst du dich oder du wirst meine Faust küssen, auf jeden Fall werde ich meine Ehre zurückbekommen. Entschuldigst du dich?“


Es wäre ganz einfach, nur einige wenige Worte will Drago hören, aber Silvan spricht sie nicht aus. Sich geschlagen zu geben, geht ihm derart gegen den Strich, dass er es herausfordert, zusammengeschlagen zu werden. Er sagt nichts und hält Dragos Blick weiter stand.


„Du verdammter Hund, willst dich nicht entschuldigen, was? Das kommt dich noch teuer zu stehen. Wenn du erst keine Zähne mehr im Mund hast, wirst du dir wünschen, nie etwas mit mir zu tun gehabt zu haben.“ Er packt ihn am Kragen und stösst ihn gegen die Mauer des Friedhofs. „Muss ich erst erzählen, was dir alles bevorsteht, damit du endlich dein Maul aufmachst?“ Sein Atem riecht nicht gerade wenig nach Alkohol.


Er bekommt keine andere Antwort als Schweigen. Obwohl Silvan bewusst ist, dass er etwas sagen sollte, tut er das nicht, auf keinen Fall sollen die beiden bekommen, was sie wollen und selbst wenn er dafür im Spital landen wird. Er versucht, sich die Schmerzen, die ihm Drago und Bashkim zufügen werden, nicht vorzustellen, sonst kommt er vielleicht noch auf die Idee zu flüchten, so sinnlos das auch wäre.


Der zweite Kerl tritt aus dem Hintergrund. „Ihm gefällt wohl der Gedanke zu erfahren, was wir mit unseren Händen anrichten können“, sagt er und hält Silvan die Faust unter das Kinn. „Riechst du das? Das ist dein Tod.“


„Halt ihn fest, ich will ihn verprügeln“, meldet sich Dragoslav. „Er hat mich fertig gemacht, er gehört mir.“


„Dann mach es aber richtig, hör nicht auf, bis er um Gnade wimmert und selbst dann wird noch nicht Schluss sein, wir verpassen ihm eine Lektion fürs Leben.“ Bashkim packt Silvan an den Schultern und zieht ihn von der Mauer weg, damit er ihn von hinten umklammern kann. Auch er riecht nach Alkohol, bestimmt wären sie nicht ganz so mutig, wenn sie nicht einige Biere intus hätten. Aber das ist nun mal der Fall.


Bashkim hat Silvan noch nicht ganz im Griff, als es hinter der Mauer raschelt. Nicht nur das Opfer hört es, auch die beiden Schläger blicken hinüber und plötzlich geht es ganz schnell. Mehrere schwarze Gestalten springen hervor, Silvan wird freigegeben und beinahe fällt er hin, kann sich aber an der Friedhofsmauer abstützen. Er weiss nicht, wie ihm geschieht und schützt mit den Armen sein Gesicht, aber offensichtlich gehören die Unbekannten nicht zu den Kerlen, die ihn haben verprügeln wollen. Ein Kampf entsteht zwischen den beiden Parteien und bereits nach kurzer Zeit müssen Drago und Bashkim das Weite suchen, wollen sie ihrerseits nicht völlig unter die Räder kommen. Jene, die hinter der Mauer hervor gekommen sind, scheinen kein Pardon zu kennen.


Silvan lehnt immer noch gegen die Mauer, fassungslos über das, was gerade passiert ist. Seine Angreifer haben inzwischen die Strasse überquert, die Unbekannten setzen ihnen nicht nach. Bereits gehen die ersten wieder über die Mauer. Zwei nähern sich jedoch Silvan. Vom Regen in die Traufe? Er kann sich allerdings nicht denken, was diese noch von ihm wollen, bis er ihre Gesichter erkennt: Letzten Freitag an der Party hat er sie kennen gelernt, es sind zwei Mitglieder der Punks. So überraschend, wie sie gekommen sind, so blitzschnell verschwinden sie auch. Erst als Silvan beinahe vor der Haustüre steht, kommen ihm die Namen wieder in den Sinn: Tobias und André.

— Stéphanie—

Pünktlich um sieben Uhr läutet es an der Tür. Stéphanie fährt hoch, streicht kurz ihr schwarzes Minikleid glatt und macht sich auf, Lorenzo die Tür zu öffnen. Im Grunde genommen hat sie damit gerechnet, dass er wirklich kommt, aber irgendwie ist sie doch unsicher gewesen, ob es doch nicht genug gewesen sein könnte, was sie heute Nachmittag gemacht hat. Bestimmt gibt es noch andere, die auf ihn stehen. Stéphanie hat sich jedoch immer gesagt, niemand könne es mit ihr aufnehmen und jetzt, da er hier ist, hat sie die Bestätigung.


Speziell für ihn hat sie sich sogar umgezogen: Sie trägt jetzt ein heisses, schwarzes Kleid. Es reicht ihr längst nicht bis zu den Knien, um genau zu sein bedeckt es ganz knapp den Arsch und der Ausschnitt geht bis zum Bauchnabel, natürlich trägt Stéphanie keinen BH, das wäre ja eine Schande. Unter dem Kleid bedeckt nur ein String ihre Pussy. Nachdem sie an diesem Nachmittag einen mit etwas mehr Stoff als üblich getragen hat, ist es jetzt genau das Gegenteil: Nur ein dünner Faden geht durch den Pospalt.


Als sie die Tür öffnet, streckt ihr jemand eine Rose entgegen. „Das ist für Euch, schöne Frau“, sagt Lorenzo, der die Blume in der rechten Hand hält. Stéphanie nimmt sie entgegen, daraufhin kniet der Italo nieder und küsst die Hand des Mädchens. „Ich habe nur selten etwas Schöneres als Euch gesehen.“


Das vermute ich, denkt sie und lächelt. Solche und ähnliche Komplimente bekommt sie immer wieder, aber es macht ihr nichts aus, sie mag es, wenn sie an ihre Schönheit erinnert wird, zudem ist Lorenzo noch einfallsreich, eine Rose hat ihr bis jetzt niemand geschenkt.


Viel wichtiger ist aber etwas anderes.


Gerade will er hereinkommen, da drückt sie ihn gegen den Türrahmen und stellt sich auf die Zehenspitzen, damit sie seine Lippen kosten kann. Wenn er auch nur halb so gut küsst, wie er aussieht, muss es sich göttlich anfühlen.


Sie wird nicht enttäuscht.


Der Kuss ist so intensiv, dass sie meint, in eine andere Welt abzutauchen. Es bestätigt sich immer wieder, dass die Südländer solche Dinge einfach drauf haben. Nach nur einem kurzen Augenblick öffnet sie den Mund, damit sich ihre Zungen berühren können. Sie drängt zwischen seine Lippen, will Lorenzos ganzen Künste kennen lernen, schiebt ihren Körper noch näher an seinen.


Zu Stéphanies Verärgerung werden sie unterbrochen. „Da seid ihr ja, wir haben euch schon gesucht“, sagt Lola und wirft Lorenzo einen vielsagenden Blick zu. „Alejandro ist nicht gekommen?“


„Dieser Idiot interessiert mich nicht.“ Und Lorenzo kriegste nich, denkt Stephanie. Den kriegste nich, der is mein, schliesslich habe ich ihn erobert, ausserdem steht er auf mich. Um ganz sicher zu gehen, dass er sich nicht umentscheidet, wendet sie sich ihm noch einmal zu und küsst ihn, gleichzeitig legt sie ihm die rechte Hand in den Nacken, so kann er nicht entkommen. Sie lässt erst los, als Lola weg ist. Für einen Moment steigt Wut in ihr hoch, weil sie es nichts mehr hasst, als wenn jemand ihr den Typen wegzunehmen versucht, den sie gerade erst rum gekriegt hat. Der Sturm kommt aber nicht zum Ausbruch.


„Gehen wir nach unten in den Partyraum, dort können wir anständige Musik hören und etwas trinken. Du hast doch nix gegen Alkohol?“ Stéphanie wartet nicht auf die Antwort, sie geht schon einmal voraus und zieht Lorenzo hinter sich her. Als sie zurückblickt, stellt sie grinsend fest, dass er ihr auf den Arsch schaut, bestimmt in der Hoffnung, einen Blick unter das kurze Kleid erhaschen zu können. Sie hätte absolut nichts dagegen, weil sie ohnehin im Sinn hat, ihm heute Abend noch viel mehr zu zeigen.


„Ellen, bring mal einige Smirnoff rüber“, befiehlt Stéphanie, und lässt sich auf einen der bequemen Sessel sinken, schlägt die Beine übereinander und bietet Lorenzo auf diese Weise die Gelegenheit, unter das Kleid zu sehen. Nur kurz und bei dem schlechten Licht hier unten wird er auch nicht viel sehen, aber es genügt, um seinen Appetit so richtig zu wecken.


„Warum wieder ich?“


„Das is der Preis für deine grosse Klappe. Ich hab’ von Anfang an gesagt, dassde das Waxing nich durchhältst. Jetzt mach endlich.“ Stéphanie kann es kaum erwarten, den Alkohol zu spüren, seit letztem Freitag hat sie nämlich nichts mehr gehabt.


Die nächsten Minuten ist sie damit beschäftigt, die Flasche leer zu trinken und Lorenzo mit Blicken anzumachen. Sie fährt sich mit der rechten Hand vom Hals nach dem Körper hinunter, über die Brüste bis zum Bauchnabelpiercing und deutet an, dass sie gerne noch weiter hinunter gehen würde, gibt aber auch zu verstehen, dass nicht sie dafür zuständig ist. Lorenzo soll doch eingreifen.


Ein Satz, den Ellen sagt, zerstört alles. „Was Tina jetzt wohl macht?“


Stéphanie wirft ihr einen bösen Blick zu, aber die kleine Italienerin bemerkt ihn nicht. „Was interessiert uns, was diese Schlampe im Moment gerade macht? Von mir aus kann sie verrecken, das geht mir so weit irgendwo vorbei, das kannste dir gar nich vorstellen. Aber auch euch soll es so gehen. Wir sind hier und die dumme Kuh nich, wir hier sind die stylishen Girls, nich Tina.“


Anscheinend hat sie genug laut geredet, denn alle, auch Lorenzo, blicken sie mit grossen Augen an und für einen Moment herrscht absolute Stille, bis Ellen sagt: „Entschuldigung, ich wollte nur …“


Stéphanie fällt ihr ins Wort. „Is mir doch egal, wasde gewollt hast. Es ging dabei um Tina, das interessiert uns nich. Soll sie doch machen, was sie will, wir ziehen unser eigenes Ding durch und ich sage, was läuft, nich die Nutte, die meint, sie sei was Besseres. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Bei meiner Fotze!“


Von da an wagt niemand mehr Tinas Namen zu sagen. Immer wieder schickt Stéphanie Ellen Smirnoff holen und bei der Gelegenheit stellt sie jeweils die Musik lauter.


Flasche um Flasche trinken die Girls leer und allmählich macht sich Stéphanies Blase bemerkbar. Die Blonde steht auf und verlässt den Partyraum. Als sie die Treppe ins Erdgeschoss hinaufgeht, überkommt sie eine Übelkeitsattacke und sie kann nicht mehr gerade gehen. Obwohl sie rasch vorübergeht, ist es ein Zeichen, dass Stéphanie schon etwas mehr als leicht angetrunken ist. Ein geiles Gefühl. Wenn sie nur noch geradeaus gehen könnte. Eine weitere Treppe wird sie nicht hoch kommen und so sucht sie die Toilette im Erdgeschoss auf.


Würgend lehnt sie sich über das Lavabo, klammert sich am Hahn fest, aber sie muss dann doch nicht kotzen. Sie nimmt einige Schlucke Wasser und richtet sich wieder auf. Ihr Blick fällt in den Spiegel oberhalb des Beckens. Was sie erblickt, gefällt ihr: eine herausgeputzte Frau, der niemand widerstehen kann. Bereits fühlt sie sich einiges besser, sie glaubt sogar, wieder gerade gehen zu können.


Erst jetzt spürt sie, dass sie nicht mehr ganz trocken ist zwischen den Beinen. Sie lupft den Rock und schiebt den String zur Seite. Sie hätte sich in letzter Zeit nicht mehr rasieren sollen, damit sie sich heute ein Brazilian Waxing hätte genehmigen können. Es ist ein schönes Gefühl, dort unten nicht einmal Stoppeln zu haben, sondern glatt zu sein, als gäbe es diese verdammten Schamhaare nicht.


Die Lippen sind mit einem feuchten Film überzogen und leicht geschwollen. Stéphanie zuckt zusammen, als sie sich dort unten berührt; es ist ein wunderschönes Gefühl, genau das, was sie jetzt braucht. Noch besser wäre nur Lorenzo, der sie betastet, aber dafür ist es noch etwas zu früh, allerdings zweifelt sie nicht daran, dass es heute noch dazu kommen wird. Es ist klar, dass er es auf sie abgesehen hat. Na klar, schliesslich hat sie ihm mächtig Eindruck gemacht und der aufreizende Auftritt hat sich gelohnt. Einige, die keine Ahnung haben, würden jetzt wieder sagen, das sei billig, aber auf so etwas hört sie nicht.


Ohne dass sie es sich ganz bewusst ist, steckt sie sich einen Finger rein und beginnt sich gleichzeitig mit dem Daumen zu streicheln. Sie presst die Lippen zusammen, damit sie nicht unwillkürlich aufstöhnt. In ihren Vorstellung steckt nicht der Finger, sondern Lorenzos bestes Stück in ihrer Möse. Sie muss sich gedulden. Wenn das nur nicht so unglaublich schwierig wäre.


Sie bringt das Kleid wieder in seine ursprüngliche Position, den String lässt sie aber beiseite geschoben, ist ein gutes Gefühl, wenn Lorenzo ihre Pussy sehen kann. Sie ist eine Weltmeisterin darin, mit den Reizen zu spielen und ist sich der Wirkung sehr bewusst. Wenn sie dadurch etwas erreichen will, bekommt sie es auch.


Sie lächelt ihrem Spiegelbild zu, bevor sie sich bewusst wird, warum sie den Partyraum verlassen hat. Stéphanie schiebt das Kleid wieder nach oben und setzt sich auf die Schüssel.


Als sie in den Partyraum zurückkehrt, hört sie lautes Gelächter. Im ersten Moment fragt sie sich, ob sich eines der anderen Girls an Lorenzo heran gemacht hat. Wenn das der Fall wäre, würde die Verräterin etwas zu hören bekommen und müsste Stéphanie auf Ewigkeiten aus dem Weg gehen. Wenn die Blonde nämlich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es das Wegschnappen eines Typen, der bereits ihr gehört.


Aber niemand flirtet mit Lorenzo und als sie zu den anderen zurückkehrt, hat er nur Augen für sie. Mit laszivem Gang geht sie auf ihn zu und lässt sich auf seinen Knien nieder. Den ganzen restlichen Abend über bleibt sie dort sitzen, steht erst wieder auf, als es gegen Mitternacht zugeht und sich ihre Kolleginnen verabschieden.


„Man sieht sich morgen in der Schule“, sagt Lola zum Abschied und sieht auf die Uhr. „Oder besser gesagt heute. Das wird mir wieder einmal eine kurze Nacht, aber ist ja egal, wir haben ja beim Häberli Schule, dort kann man gut pennen.“ Sie haucht Stéphanie eine Kusshand entgegen und geht davon.


Auch Lorenzo will sich verabschieden, immerhin mit einem Kuss, aber Stéphanie hält ihn zurück. „Für uns wird die Nacht noch einiges kürzer. Zumindest was das Schlafen angeht.“

Stéphanie ist wie jeden Donnerstag dabei, ihre Klamotten in den Schrank zu räumen. Da sie jeden Tag etwas anderes anzieht, manchmal sogar über Mittag wechselt, ist es ein ganzer Stapel, mit dem sie sich zu beschäftigen hat. Meine Mutter soll endlich eine Haushälterin anschaffen, findet sie. Kostet wirklich nicht alle Welt und würde einiges an unnötiger Arbeit ersparen.


An der Haustür klingelt es. Natürlich jetzt, da sie schon einmal dran ist, wird sie auch noch abgelenkt. Wahrscheinlich ist es irgendeine von Mutters Geschäfts- oder Fickbekanntschaften. Sie schmeisst die Jeans, die sie schön zusammengelegt hat, aufs Bett und geht nach unten. Ihre Alte würde ihr wieder die Leviten lesen, wenn sie nicht öffnen geht.


Höchstens halbwegs gespannt, wer jetzt wieder draussen steht, reisst sie die Tür auf. Zu Stéphanies Überraschung ist es ihr Vater. „Dad? Was machste denn hier?“


„Tochter. Muss ich immer einen weltbewegenden Grund haben, um dich besuchen zu kommen?“ Er geht auf sie zu und umarmt sie. Stéphanie erwidert die Geste.


„Du weisst doch, dass Mutter es nich gern hat, wennde einfach so auftauchst.“ Und ich kann es dann wieder ausbaden.


Er legt seine Hände auf ihre Schultern und sieht seine Tochter an. „Sie hat nicht das Recht, dir dies zu verbieten. Du wohnst bei ihr, aber ich darf dich sehen, wann ich will.“


„Sie hat es immer noch nicht verkraftet, dass du sie für eine andere verlassen hast. Das ist eine Niederlage für sie, die immer die Geilste sein will.“


Ihr Vater zuckt mit den Schultern. „So ist das Leben. Monika gibt mir einfach mehr als …“ Er macht eine Handbewegung in Richtung des Hauses. „Bei ihr fühle ich mich wieder so richtig jung. Aber besser wir gehen jetzt, sonst sieht deine Mutter uns noch.“


Stéphanie lächelt. Das gefällt ihr an ihrem Vater, er lässt sich nicht so einfach unterkriegen. Hätte sie die Wahl gehabt, wäre sie sofort zu ihm gezogen, aber er hat eine neue Freundin und deren Kinder wohnen bei ihm zu Hause. Er hat seine eigene Familie gefunden, dort ist kein Platz für sie. „Du hast mir immer noch nich gesagt, warumde hier bist.“


„Heute nach der Arbeit hatte ich nicht das Bedürfnis, nach Hause zu gehen. Was bietet sich da Besseres an, als mein Töchterchen zu fragen, ob ich es einladen darf?“


Eigentlich hat Stefanie schon mit Lola zum Shoppen abgemacht. Es gibt da ein Paar Stiefel, das sie unbedingt kaufen will. Wann wird jedoch das nächste Mal sein, dass ihr Vater sie zum Essen einlädt? „Also gut, ich komme mit.“


„Zieh etwas Elegantes an, ich habe in einem schönen Restaurant reserviert.“


Sie grinst breit. „Mach ich“, sagt sie und verschwindet nach oben. Sie weiss bereits, was sie anzieht. Das blaue Kleid kann sie noch einmal, niemand von der Schule sieht sie ja. Es ist definitiv zu schön, um es ab jetzt nur noch im Schrank hängen zu lassen.


Sie lässt sich dann doch noch etwas länger Zeit, genehmigt sich eine Dusche und rasiert sich frisch unter den Armen und auch zwischen den Beinen. Ohne eine blitzblanke Pussy geht sie nicht aus dem Haus. Unter das Kleid zieht sie einen schwarzen String mit Netzmuster an. Ein BH kommt nicht in Frage.


Die Augen ihres Vaters werden gross, als sie aus dem Haus kommt. „Da steht ja nicht mehr meine Tochter, sondern eine richtige Dame vor mir. Komm, steigt ein.“


Wenn ihr Vater von einem "schönen Restaurant" spricht, was kann anderes gemeint sein als das «Bellevue», direkt neben dem Parlamentsgebäude? Als Stéphanies Eltern noch zusammen gewesen sind, haben sie einmal in der Woche hier gegessen. Seither ist sie vielleicht noch ein halbes Dutzend Mal in diesem Nobelhotel gewesen. Mit ihrer Mutter geht sie kaum jemals auswärts essen und ihr Vater … sie entscheidet sich, nicht daran zu denken und den Abend zu geniessen.


Schon immer hat sie sich in vornehmer Gesellschaft wohl gefühlt. Sie kann sich erinnern, als sie dreizehn Jahre alt gewesen ist, hat jemand sie bereits für volljährig gehalten. Von da an war ihr klar, dass sie sich älter geben kann, als sie ist. Schon einige Male hat ihr das geholfen.


Sie überlegt, wie ungeschickt sich Tina in diesem Ambiente verhalten würde. Sie kann sich zwar aufreizend kleiden, aber eine Dame wird nie aus ihr.


Sie sitzen an einem Fenster. Weit unter ihnen fliesst die Aare. Über die Kirchenfeldbrücke rollen Trams und Busse, die Fortbewegungsmittel der Normalen. Leider muss Stéphanie sie häufiger benutzen, als ihr lieb ist. Die Karre ihrer Mutter bekommt sie nur selten, sogar dann, wenn die Alte sie nicht benötigt. Stéphanie will selber eine, aber auch ohne zu fragen weiss sie, dass Mutter sie niemals unterstützen wird. Sie hat nie ausgerechnet, wie lange sie auf das Shoppen verzichten müsste, um sich ein Auto leisten zu können, aber es würde Jahre dauern. Natürlich darf es nicht irgendeines sein. Etwas repräsentieren soll es schon.


„Wie geht es in der Liebe voran?“


Stéphanie blinzelt. „Wie?“


Ihr Vater lächelt und nimmt sie bei den Händen. „Hast du deinen Traumprinzen schon gefunden?“


Sie stiess ein verächtliches Geräusch aus. „Als ob es das gäbe. Alle wollen die Person fürs Leben finden, den perfekten Menschen, aber den gibt’s nich. Einige meinen, ihn gefunden zu haben, aber das is nichts weiter als ne Illusion. Ich falle darauf nich rein.“ Sie nippt am Wein und sieht zum Fenster hinaus.


„Was ist los mit dir? Du machst plötzlich einen nachdenklichen Eindruck.“ Ihr Vater streichelt ihr über die Wange. „Ist etwas vorgefallen? Du weisst doch, mit mir kannst du darüber sprechen.“


Nich über das. Das darf wirklich niemand wissen, nich einmal du. Es schmerzt sie in der Brust, ihn zu belügen, aber es muss sein. Es ist einmal passiert und wird nicht wieder passieren. „Du träumst, Dad. Was soll schon sein?“


Er sieht sie nach wie vor mit diesem Blick an, bei dem sie sich immer wie ein aufgeschlagenes Buch vorkommt. „Du bist ruhiger als sonst. Steckt wirklich kein Mann dahinter? Ich weiss ja selber, dass man eine Beziehung nicht immer gleich zugeben will.“


„Dad, was quasselste? Ich habe keine Beziehung und der Mann, der mich verändern kann, muss erst noch geboren werden.“


Damit gibt er sich zufrieden. Sie verbringen einen friedlichen Abend mit vielen Gesprächen, ohne aber familiäre Dinge anzusprechen. Als ihr Dad nach der Rechnung verlangt, überkommt Stéphanie leise Trauer. Er bezahlt mit Kreditkarte. Nach einer viel zu kurzen Fahrt hält er bei ihr zu Hause an. Licht brennt.


„Kommste noch mit rein?“


Sie bemerkt den Blick sehr wohl, den er zum Haus hinüberwirft. „Wir sollten den Abend hier abschliessen. Wir können ihn ja beliebig wiederholen. Mach’s gut, mein Töchterchen.“ Er küsst sie auf die Stirn, bekommt aber keine Erwiderung zurück.


Natürlich kommt er nicht mit. Respekt vor seiner Exfrau ist immer noch da. Stéphanie atmet tief durch. Als sie vor der Tür steht, blickt sie zurück und sieht gerade noch die Rücklichter des Wagens. Sie hat keine Lust hineinzugehen. Hingegen weiss sie auch nicht wohin sonst. Vorsichtig drückt sie die Klinke hinunter. Leider abgeschlossen. Typisch. Sie muss klingeln.


„Wo bist du gewesen?“, fragt ihre Mutter, kaum hat sie die Tür geöffnet.


„War in der Stadt mit Lola shoppen“, sagt sie und versucht belanglos zu klingen.


„Lüg mich nicht an!“ Die Stimme ihrer Mutter ist ein Peitschenknall. „Du warst mit deinem Vater weg, darum hast du diesen billigen Fummel an.“


Stéphanie steigen vor Wut die Tränen hoch. Hinter dem Rücken ballt sie die Fäuste. Billiger Fummel! Ich habe dreitausend Franken dafür klauen müssen, weil du so scheiss geizig bist. Liebend gerne hätte sie ihrer Alten mitten ins Gesicht geschlagen.


„Über was habt ihr so geredet?“ Sie packt ihre Tochter am Arm und zieht sie hinter sich her in die Küche.


„Ich muss dir das nicht sagen. Ich bin nicht mehr deine kleine Stéphanie. Falls du es noch nicht mitbekommen hast: Ich bin achtzehn gewesen.“


Peng!


Dafür kassiert sie eine Ohrfeige. Ihre Wange brennt, als hielte ihr jemand eine glühende Kochplatte dagegen. „Das wird dich daran erinnern, dass ich dich auch noch mit fünfzig züchtigen werde. Das ist mein Haus, hier gelten meine Gesetze.“ Ihre Augen blitzen dunkel und die Brauen haben diesen Strich gebildet, wie sie ihn immer hat, wenn sie zornig ist. „Ich habe den Kontakt mit deinem Vater verboten, wenn ich nichts davon weiss. Mir scheint, ich muss es in deinen dämlichen Schädel prügeln.“ Stéphanie sieht die Hand wieder kommen, weicht aber nicht aus. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.


„Darf ich dir etwas sagen, hochverehrte Erzeugerin? Dein Streicheln interessiert mich überhaupt nicht.“ Sie rechnet mit einem weiteren Schlag.


Er bleibt aus, dafür blickt ihre Mutter sie so herablassend an, als sei sie nichts weiter als ein Stück Hundescheisse auf der Strasse. „Also, noch einmal. Was habt ihr geredet?“


Stéphanie zucken die Mundwinkel. „Er hat mir gesagt, dass er froh sei, muss er dich nicht mehr jeden Tag sehen.“ Dafür kassiert sie eine weitere Ohrfeige, aber das hat sich gelohnt.


„Rede nur so weiter. Du wirst dich noch daran erinnern, was du an mir gehabt hast, wenn ich dich eines Tages aus dem Haus werfe. Jetzt geh in dein Zimmer. Bis zu den Sommerferien hast du Hausarrest.“


„Nein!“ Die Heftigkeit von Stéphanies Entgegnung überrascht sogar die Mutter. „Ich werde nicht immer nach deiner Pfeife tanzen. Schönen Abend noch.“ Sie geht, aber nicht etwa die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf, sondern zur Haustür hinaus. Sie will einfach nur weg, so weit weg wie möglich. Die Dunkelheit der Nacht ist ihr nach dem grellen Licht in der Küche nur recht. Sie zieht die Stöckelschuhe aus, damit sie schneller gehen kann. Aber wohin? Sie kann nicht die ganze Nacht draussen verbringen. Oder doch? Sie sieht nach rechts über das Feld. Dort hinten gibt es einen Wald, sie könnte unter einem Baum schlafen.


Zu Lola? Sie zieht in Erwägung, ihre Freundin aufzusuchen. Doch auch diese Idee verwirft sie. Zu ihr kann sie nicht, das würde sie ihren gesamten Ruf kosten. Zu sonst jemandem aus der Clique? Am ehesten noch Marion. Bei ihr wüsste sie wenigstens, dass sie den anderen nichts erzählen würde. Gleichzeitig gäbe sie der Streberin aber auf eine Weise Recht. Das kommt also auch nicht in Frage.


Sie geht weiter, ohne auf ihren Weg zu achten.

— Silvan —

Silvan zieht die Decke über den Kopf und dreht sich in seinem Bett. An der Haustür hat es eben geläutet, aber das muss ihn nicht kümmern. Es ist nicht das erste Mal, dass jemand von der Firma mitten in der Nacht vorbeikommt, weil etwas nicht so läuft, wie es soll.


Ohnehin ist er kaum aufgewacht, nur gerade so weit, dass er bewusst denken kann. Im nächsten Moment ist das auch schon wieder vorbei und er gleitet hinüber ins Traumland.


„Silvan!“ Die Stimme seiner Mutter klingt von unten herauf.


Mit einem Mal ist er wach. Er schlägt die Decke zur Seite und mit der nächsten Bewegung ist er auch schon auf den Füssen. Mit den Händen fährt er sich über die Augen, damit er wenigstens ein bisschen sehen kann. Licht hat er noch gar keines gemacht, das folgt jetzt, indem er den Schalter am Nachttischlämpchen betätigt. Von der plötzlichen Helligkeit geblendet, kneift er die Augen zusammen.


„Silvan! Da will jemand zu dir.“


Jemand?


Wäre es Rebecca oder Ben gewesen, hätte sie das gesagt. Auch Nico kennt sie, nicht anders sieht es mit Julien, Lilly oder Larissa aus. Auch Jan und Denis hat sie schon gesehen.


„Ich komme ja schon“, ruft er nach unten und schlüpft in Trainerhosen. Oben zieht er ein T-Shirt an. Er zupft es noch zurecht, als er die Treppe vom Dachstock hinunter kommt. Den Flur entlang, dann die zweite Treppe hinunter. Seine Mutter steht an der Haustür, wendet sich allerdings zum Gehen, als er hinunter kommt. „Wenn irgendein Problem besteht, weckst du mich“, sagt sie, bevor sie sich wieder zurückzieht.


Erst jetzt schaut er nach, wer mitten in der Nacht zu ihm will. Die Lampe unter dem Dach vor der Tür brennt und bescheint die Person, die darunter steht. Silvan erstarrt, als er sie erkennt.


Stéphanie.


Sie trägt das blaue Kleid mit den goldenen Trägern, das ihm an der Party aufgefallen ist. Ansonsten sieht nichts an ihr edel aus. Ihre Frisur ist nur noch zu erraten und die Schminke zerlaufen. Das kann jedoch nicht verhindern, dass er in ihre Augen sieht und dort nichts als Verzweiflung und Schmerz erblickt.


Ohne etwas zu sagen, geht er zu ihr hin und nimmt sie in die Arme. Er streicht ihr über den Rücken, in der Hoffnung, ihr auf diese Weise etwas Wärme zu geben. Sie fühlt sich an wie ein Eisklotz, nicht mehr weit davon entfernt, in tausend Scherben zu zerspringen.


Lange stehen sie da, sprechen kein Wort miteinander. Sie drückt sich an ihn und birgt ihr Gesicht an seine Schulter. Ihr Körper bebt, als weine sie, aber er kann nichts dergleichen hören. Wenn bei ihr Tränen fliessen, dann lautlos.


„Darf ich bei dir übernachten?“, flüstert sie schliesslich.


Die Frage, was denn geschehen sei, liegt Silvan auf der Zunge. Es fällt ihm so schwer, sich zurückzuhalten, wie es für einen Alkoholiker auf Entzug fast unmöglich ist, keine Flasche anzurühren. „Komm mit rauf“, sagt er und nimmt sie ins Haus. Er schliesst die Türe, dann führt er Stéphanie nach oben. An Gästebetten mangelt es nicht, doch er bringt sie nicht dorthin, sondern nach oben, in sein Zimmer. Der schwache Schein des Nachtischlämpchens vermag nicht sämtliche Schatten zu vertreiben.


Wie es jetzt weitergehen soll, entzieht sich Silvans Wissen, er weiss nur, dass er Stéphanie mit herauf hat nehmen müssen. Er dreht sich zu ihr hinüber und lässt seinen Blick über sie schweifen. Nichts ist mehr übrig geblieben von ihrem selbstbewussten, arroganten Auftreten. Im Moment unterscheidet sie sich nicht von einem anderen weinenden Mädchen.


Silvan legt ihr die Arme um den Körper und nimmt sie nahe zu sich. Mit ihr zu sprechen, wäre das Falsche gewesen und so drückt er sie einfach an sich, küsst ihren Scheitel und versucht, ihr das Gefühl von Geborgenheit zu geben, indem er mit den Händen ihre Haut streichelt.


Nachdem sie lange dagestanden haben, hebt sie den Blick und sieht Silvan in die Augen. Ihre Münder kommen sich näher und als sie sich berühren, kommt es ihm noch unglaublicher vor als beim ersten Mal. Damals hat ihn die Verpflichtung getrieben und nicht zuletzt auch das Verlangen, aber heute ist alles anders. Nicht einmal am Rande denkt er daran, was er dem Rektor versprochen hat.


Als sei Stéphanie eine andere Person, nicht die arrogante Frau, die sie sonst an den Tag legt und mit der er bis jetzt jeden Kontakt vermieden hat, küsst er sie jetzt voller Hingabe. Mit den Händen geht er ihr in den Nacken, massiert ihre empfindliche Haut an dieser Stelle. Die Augen hat er nicht mehr geöffnet, denn er will Stéphanie spüren, auf diese Weise herausfinden, was vorgefallen ist, dass sie ihn mitten in der Nacht aufsucht. Obwohl er sie küsst, ist er auf der Suche nach der Antwort. Er findet keine, nur soviel: Es scheint etwas zu sein, das sie nicht einmal ihren Freundinnen anvertraut.


An seinen Fersen spürt er das Bett. Ohne dass es ihm aufgefallen ist, hat Stéphanie ihn zurückgedrängt. Er lässt sich auf die Matratze sinken, aber das ist noch nicht genug: Die Blonde schiebt ihn weiter nach hinten. Er lässt sich auf den Rücken hinunter und im nächsten Moment liegt das Mädchen neben ihm. Silvan hat gedacht, sie würde sich sogleich an ihn ran machen, einfach, weil es zu ihr passt.


Es kommt anders, wie so oft in letzter Zeit. Zumindest was Stéphanie angeht.


Sie schmiegt sich eng an ihn, als sei sie nicht auf Befriedigung, sondern Nähe aus. Sie drückt ihr Gesicht gegen seine Brust und als er ihr über die Haare fährt, spürt er wieder dieses Zittern. Stéphanie ist alles andere als darauf aus, ihn zu verführen. Dafür hätte sie auch nicht mitten in der Nacht vorbeikommen müssen.


Auf eine Weise fühlt er sich verantwortlich für sie. Natürlich nicht immer, aber in diesem Augenblick hat er das Gefühl, für sie da sein zu müssen, die Gründe dafür sind vorerst unerheblich, allein die Tatsache, dass es so ist, zählt.


Sie streckt sich und gibt ihm einen Kuss auf den Mund. Er kann ihn nicht richtig fassen, schon ist sie weiter. Ihre Lippen fahren seinem Hals entlang und hinterlassen Gänsehaut. Sie breitet sich aus, bis sie Silvans gesamten Körper bedeckt. Es kitzelt ihn an Stellen, von denen er nicht gewusst hat, dass sie kitzlig sind.


Weiter geht Stéphanie jedoch nicht. Sie bettet ihren Kopf auf seine Brust, anschliessend liegt sie ruhig da. Er kann sich nicht helfen. Silvan hat einfach das Gefühl, dass sie ihn braucht, seine Nähe benötigt. Warum sie gerade zu ihm kommt, diese Frage lässt er beiseite, sondern nimmt den Umstand hin, wie er ist. Er versucht der Stéphanie zu geben, was sie will, legt seine Arme um sie und drückt sie fest an sich, gibt ihr zu verstehen dass er für sie da ist. „Ist ja schon gut“, flüstert er und streichelt sie. „Hier kann dir nichts passieren.“


Sie schiebt sich hoch und für einen Augenblick sehen sie sich in die Augen. Als sich ihre Münder zu einem Kuss treffen, ist das vorüber.


Silvan konzentriert sich ganz auf die Zärtlichkeiten, denn er spürt, dass Stéphanie sie brauchen kann. Ihre Küsse sind nicht fordernd, eher schüchtern und sie kommt ihm so zerbrechlich vor, als bräuchte er sie nur anzufassen und sie würde zerspringen wie Glas auf Stein.


Niemand von ihnen drängt dazu, schnell weiterzumachen, Gefühle stehen im Vordergrund. Ein weiterer Beweis, dass mit Stéphanie etwas nicht in Ordnung ist. Silvan kennt sie zwar so gut wie überhaupt nicht, aber er vermutet, wäre sie auf Sex aus, würde es anders zur Sache gehen.


Was auch immer geschehen ist, Stéphanie scheint völlig durch den Wind zu sein. Mitten in einem Kuss beginnt sie zu schluchzen und Silvan spürt eine Träne auf seiner Wange. Er versucht, die junge Frau zu beruhigen, indem er sie streichelt.


Sie liegt jetzt auf ihm und er spürt ihre ganze Wärme. Ein schwacher Duft von Parfüm steigt ihm in die Nase, aber er unterstreicht eher den Eindruck, dass etwas nicht ist, wie es sein sollte. Ein Hauch von fernem Glamour schwingt darin mit, aber etwas anderes ist zurzeit wichtiger.


Obwohl es nicht in erster Linie um das Körperliche geht, kommen sie sich auch was das angeht näher. Silvan kann nicht beurteilen, ob Stéphanie absichtlich ihr Becken zu bewegen beginnt. Es ist eindeutig, auf was sie nun doch hinaus will und trotzdem ist es nicht so, dass von jetzt an nur das Eine im Vordergrund steht, es kommt einfach zu allem, was schon besteht, noch dazu.


Die erste Flamme der Lust züngelt in Silvan auf. Physisch macht sich das noch nicht bemerkbar, aber in seinen Gedanken, in seinem Kopf nimmt es langsam Form an, zu was es noch kommen könnte. Aber ist es auch das, was Stéphanie will? Silvan würde sie zu nichts überzeugen wollen, was gegen ihren Willen ist. Im normalen Leben ist sein Respekt ihr gegenüber kaum grösser als die Angst eines Elefanten vor einer Schildkröte, doch was hier passiert, ist eine Ausnahmesituation. Nicht anders als in der Nacht auf letzten Samstag.


Warum das Mädchen hergekommen ist, weiss er immer noch nicht. Seine Eltern werden ihn danach fragen, so viel ist sicher und aller Voraussicht nach wird er nicht antworten können. Sollte Stéphanie ihm erzählen wollen, warum sie ausgerechnet zu ihm gekommen ist, wird sie das von sich aus tun müssen, er möchte sie nicht ausquetschen, dass nicht mehr übrig bleibt als bei einer ausgedrückten Zitrone. Ihn aufgesucht zu haben, das muss schon schwierig genug gewesen sein, da machte er sich keine Illusionen. Ganz freiwillig ist das mit Bestimmtheit nicht geschehen, aber nun ist sie hier und braucht ihn auf eine verquere Weise.


Sie geht unter sein T-Shirt. Im ersten Augenblick lässt sie nur ihre Hände über seinen Oberkörper fahren, aber schon bald schiebt sie das Kleidungsstück hoch und entblösst seine Brust. Sie schiebt sich vollends auf ihn, bevor es weitergeht, presst sie sich an ihn. Silvan spürt die aufkommende Erregung zwischen ihnen beiden.


Lange bleibt Stéphanie nicht regungslos auf ihm liegen. Ihre Zunge fährt über seinen Oberkörper und verharrt schliesslich bei der rechten Brustwarze. Das haben bis jetzt nur wenige Frauen gemacht und weil es beinahe das erste Mal ist, kommt es ihm umso intensiver vor. Das Licht des Nachttischlämpchens nimmt ab, je länger Stéphanie ihn mit der Zunge verwöhnt. Er weiss, er darf sich nicht hingeben, denn irgendwo in seinem Hinterkopf ist da immer noch die Abmachung, die er mit Lechmeier getroffen hat. Ganz weit im Hintergrund steckt sie, aber verschwunden ist sie nicht und macht sich in eben diesem Moment bemerkbar, als sei sie die letzten Tage vergraben gewesen und wird jetzt hervorgeholt.


Gleichzeitig kann sich Silvan aber auch nicht seinen Gefühlen als Mann entziehen. Stéphanie weiss, was sie tun muss, um ihm zu gefallen. Ein gewisses Körperteil verhärtet sich langsam. Die Blonde greift nach unten und zusammen mit den Boxershorts schiebt sie die Trainerhosen nach unten. Das Glied ist noch nicht so hart, dass es nach oben federt, als es freigegeben wird.


Auf der anderen Seite macht sich Silvan daran, die junge Frau auszuziehen. Ihm liegt heute nicht viel daran, sie nackt zu sehen. Wenn Stéphanie zu ihm kommt, stimmt mehr als nur etwas nicht. Er vermutet, ihr ist es lieber, wenn sie sich nicht entblössen muss. Kleidung bedeutet auch bei Sex einen gewissen Schutz.


Mit gespreizten Beinen kniet sie über ihm. Seine langsam steif werdende Männlichkeit klopft allmählich an Stéphanies Unterkörper. Die Blonde zieht das Kleid ein Stück hoch und zeigt, was sie darunter trägt. Das tut jedoch nichts zur Sache, er ist nicht darauf aus, ihre Unterwäsche zu betrachten. Er hat es nicht einmal auf Sex abgesehen und ist sich auch nicht sicher, ob es das ist, was Stéphanie im Moment weiterbringt.


Alle seine Gedanken verflüchtigen sich wie Rauch, als er ihre Hand an seinem besten Stück spürt. Sie ist nicht fordernd, hält es nicht stark, dennoch bewirkt sie, dass Silvan für einen Moment keinen klaren Gedanken fassen kann. Mit ihrem Mund begibt sich Stéphanie ganz nahe an sein Ohr. „Ich will mit dir schlafen.“


Er antwortet nichts darauf. Das Tun überlässt er ganz ihr, zumindest für die nächste Zeit. Das bedeutet allerdings nicht, dass er alles mit sich geschehen lässt. Solange es weitergeht, wie es begonnen hat, hat er nichts dagegen einzuwenden. Wenn Stéphanie damit geholfen ist, hat es seinen Zweck erfüllt.


Ganz abgesehen davon gefällt ihm natürlich auch, was zwischen ihnen vor sich geht.


Die Vorhaut wurde zurückgezogen und gab die empfindliche Spitze seiner Männlichkeit frei. Lange kann er sich allerdings nicht auf die Stelle zwischen den Beinen konzentrieren, denn Stéphanie berührt mit ihren Lippen die seinen. Bereits gehen sie auseinander und die Zungen nehmen ihr Spiel auf. Die beiden versinken in einem beinahe unendlichen Kuss. Nichts Wildes ist in ihm enthalten, nur grosse Gefühle. So gross, dass Silvan beinahe nicht merkt, wie das Mädchen das Höschen zur Seite schiebt und ihn einlädt, in sie einzudringen.


Die Eichel klopft bereits gegen den Eingang zum Lustparadies. Er ist gut befeuchtet, steht ein klein wenig offen. Silvan stöhnt auf, legt Stéphanie die Hände in die Taille und zieht das Mädchen näher zu sich. Er will sie spüren, ihm das geben, wonach es sie verlangt. Die Blonde gibt ihm nach. Langsam lässt sie ihr Becken sinken, hinab auf seine Lenden und nimmt das stolze Glied in sich auf.


Beide stöhnen gleichzeitig auf, erfüllt von der Erlösung und angetrieben von der Lust, die noch nicht vertrieben ist. Statt mit Stossen zu beginnen, gewöhnen sie sich zuerst an das Gefühl, vereint zu sein. Nur langsam lässt sich Stéphanie auf Silvan nieder. Trotzdem spürt er jedes Stück, das er tiefer in sie versinkt. Wärme ist das falsche Wort, um zu beschreiben, was in seinen Hüften los ist.


Er gibt sich hin, geniesst, was ihm widerfährt. Weit hinten, am Rande seines Bewusstseins, regt sich aber etwas: die Pflicht. Sie ist zu schwach, als dass er nach ihr greifen könnte, jedoch sorgt sie dafür, dass nicht die gleiche intensiven, alles übertönenden Gefühle aufkommen, wie er sie mit Rebecca erlebt hat.


Obwohl er sich nicht ganz fallen lassen kann, schreit sein ganzer Körper vor Erregung. Es bildet sich Gänsehaut, nur um im nächsten Moment wieder zu verschwinden, damit ein Schauer durch seinen Körper gehen kann. Anschliessend ist wieder diese Hitze da und bei ihr bleibt es, bis alles erneut von vorne anfängt. Es handelt sich um ein Wechselbad der Gefühle, der körperliche Ausdruck dessen, was in Silvans Kopf unbewusst vorgeht.


Sein ganzer Schaft ist jetzt in Stéphanies Unterkörper verschwunden. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre es jetzt losgegangen mit Stossen, vielleicht heftig, vielleicht auch nicht. Heute geschieht nichts dergleichen und keiner von ihnen macht den Eindruck, dass er es nötig hat. Das Mädchen drückt sich eng an den Körper, der unter ihr liegt, als bräuchte sie Schutz. Zwischendurch küsst sie Silvan, aber die meiste Zeit birgt sie ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. Er liegt auf dem Rücken, trotzdem umarmt sie ihn. Es hätte jetzt viel benötigt, sie von ihm wegzureissen.


Silvan denkt überhaupt nicht daran. Tausend Gedanken schwirren durch seinen Kopf, aber keinen einzigen kann er fassen. Will er es denn überhaupt, hätte er die Wahl gehabt? Oder würde er sich ohnehin erst nach dem Akt, wenn er wieder klar denken kann, Gedanken machen, was passiert ist?


Sie lösen sich nicht voneinander, bleiben vereint, ohne sich zu bewegen. Nicht einmal die Becken lassen sie kreisen. Es genügt, sind sie sich so nahe. Von keinem geht die Absicht aus, mehr zu wollen.


Silvan küsst sie auf den Scheitel. Ihre Haare sind ganz zerzaust, nichts ist von der Frisur übrig geblieben. Er streicht Stéphanie eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte das Mädchen an, als es wieder einmal den Kopf hebt. Etwas Ähnliches kommt zurück, aber das ein Lächeln zu nennen, wäre übertrieben. Sie hat es versucht, ist aber gescheitert. Er legt ihr eine Hand in den Nacken und gibt ihr auf sanfte Weise zu verstehen, dass er sie küssen will.


Ihre Lippen berühren sich kaum, doch mehr benötigt es nicht. Es ist ein Kuss, wie er zarter kaum sein kann, gleichzeitig bedeutet er so viel, wie sich auf keine andere Weise ausdrücken lässt. Als sich ihre Münder trennen, probiert es Stéphanie erneut mit dem Lächeln und diesmal gelingt es.


Sie legt wieder den Kopf auf seine Schulter. Gemeinsam lassen sie sich treiben, als sei weggewischt, wie sie früher zueinander gestanden haben und wahrscheinlich noch jetzt tun würden, wenn sie sich in einer alltäglichen Situation über den Weg liefen. Sie küssen sich noch einmal, dann löst sich Stéphanie von ihnen und rollt zur Seite. Ein leises "Danke" von ihr schwebt durch den Raum. Silvan nimmt ihre Hand und drückt sie.


Noch lange bleiben sie nebeneinander liegen. Zuerst überkommt der Schlaf das Mädchen, ihr Atem wird langsamer und flacher. Silvan versucht, Erklärungen auf das zu finden, was zwischen ihnen geschehen ist und warum Stéphanie überhaupt hierher gekommen ist. Die Müdigkeit durchkreuzt seine Bemühungen.


Er wacht auf, als er eine Bewegung spürt. Die Dämmerung ist bereits angebrochen und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufgeht. Aber nicht das ist es, was ihn geweckt hat. Stéphanie hat sich erhoben und richtet ihr Kleid.


„Erzählst du mir, was dich zu mir geführt hat?“ Vielleicht hätte er das nicht fragen sollen, doch er hat es getan, weil die Ungewissheit zu gross werden droht.


Sie steht neben dem Bett und jetzt erwartet er, dass sie sich zu ihm herabbeugen und küssen wird. Was sie aber nicht tut. „Das geht niemanden was an. Komm nich in meine Nähe, klar? Diese Nacht hat es wie die letzte nich gegeben. Bleib liegen, ich finde den Weg.“


Damit ist sie verschwunden. Silvan hört noch, wie sie die Haustür schliesst, dann deutet nichts daraufhin, dass sie jemals hier gewesen ist. Wer sagt ihm, dass er sich nicht täuscht?


Er versucht, noch einmal einzuschlafen. Hin und her wälzte er sich, bis er schliesslich aufsteht. Es hat keinen Wert, länger liegen zu bleiben. Aus dem Schrank nimmt er neue Kleider und begibt sich in die Dusche. Dort findet er nicht einmal die Antwort auf eine der hundert Fragen in seinem Kopf, immerhin fühlt er sich dann aber erfrischt und bereit, den Tag in Angriff zu nehmen.


Als er in die Küche kommt, sind seine Eltern auch schon dort. Er nimmt sich die Corn Flakes aus einem Schrank und schüsselt sie ein, Milch darf natürlich auch nicht fehlen.


„Wer war das Mädchen?“, erkundigt sich seine Mutter.


Silvan nimmt den ersten Löffel, damit er etwas Zeit zum Nachdenken hat. Er kann ihren Namen sagen, das würde seiner Mutter aber nichts bringen. Er weiss ja selber nicht einmal, wer Stéphanie in dieser Nacht gewesen ist. Jedenfalls nicht die Tussi, als die er sie sonst kennt. „Ein Mädchen vom Gymnasium. Mehr kann ich nicht sagen, weil ich selber nicht mehr weiss.“

Rahel wartet bereits auf ihn, als er auf den Bärenplatz kommt. Die Sonne scheint, aber es ist nicht mehr so heiss wie auch schon, gerade angenehm. Weit im Hintergrund plätschern die Springbrunnen auf dem Bundesplatz. Die Strassenbahn hat bereits geklingelt, zum Zeichen, dass sie abfahren will. Mit drei schnellen Schritten springt Silvan noch vor ihr durch.


Das Mädchen im Rollstuhl begrüsst ihn mit einem breiten Lächeln. Sie trägt ein Oberteil mit U-Boot-Ausschnitt. Über ihre Schultern verlaufen die weissen Träger des BHs. Ein weisser Rock, der ihr bis zu den Knöcheln geht, vervollständigt die Kleidung. Die hellbraunen Haare hat sie an den Spitzen zusammengenommen und fallen über die rechte Schulter nach vorne in ihr Décolleté.


„Entschuldigung, wenn ich zu spät bin.“


Rahel blickte auf die schmale Uhr an ihrem Handgelenk. „Ach wo, du bist sogar noch zu früh. Wenn sich hier jemand entschuldigen muss, dann bin ich es, weil ich dich gestresst habe.“


Silvan schüttelt den Kopf. „Von wegen stressen. Ich habe es ganz gemütlich genommen.“


Sie wenden sich zum Gehen. Wo sie essen werden, haben sie bereits abgemacht und auch, welchen Film sie anschliessend schauen gehen. Silvan tritt hinter sie und stösst ihren Rollstuhl.


„Du siehst gut aus“, sagt Rahel auf eine Weise, die keinen Zweifel aufkommen lässt, dass sie es ernst meint.


„Das Kompliment gebe ich gerne zurück, nicht aber, ohne mich vorher zu bedanken. Es hat sich auch schon jemand darüber gewundert, warum ich Faltenhosen und ein Hemd trage.“


„Kommst du denn nicht von zu Hause?“ Sie dreht den Hals, damit sie Silvan sehen kann.


„Nein, vom Gymnasium. Hatte einen Termin beim Rektor.“


„Hoffentlich nichts Schlimmeres.“ Rahel klingt besorgt.


„Das ist mir letzten Mittwoch passiert. Ich erzähl’s dir, wenn wir im Restaurant sitzen.“ Der Weg führt sie über die Kornhausbrücke zum Kursaal. Dort hat Silvan zwei Plätze auf der Terrasse gebucht. Sie werden einen herrlichen Ausblick auf die Berner Altstadt haben. Genau das Richtige, um einen solchen schönen Sommerabend einzuleiten.


Ein kleiner Tisch ist für sie vorgesehen, mehr benötigen sie auch nicht. Silvan entfernt einen der beiden Stühle und setzt sich auf den anderen, gegenüber von Rahel. Die tief stehende Sonne scheint ihr in die Augen und zum ersten Mal fällt Silvan auf, welch aussergewöhnliche Farbe sie haben: eisblau. Kalt sind sie jedoch nicht, genau das Gegenteil ist der Fall und im Moment sehen sie besorgt drein.


„Ich schulde dir noch eine Erklärung“, beginnt er und erzählt, was am Mittwoch nach dem Treff passiert ist. Vom Überfall und der wundersamen Rettung.


Rahel schlägt die Hände vor dem Mund zusammen und ihre Augen weiten sich vor Schreck. „Dir ist aber nichts passiert?“


„Nein. Ich kann es immer noch nicht glauben. Aber ich kann dir sagen, denen wird es weniger gut ergehen. Das lasse ich mir nicht bieten.“ Beim letzten Satz hat er eine Schärfe in die Stimme gelegt, die keinen Zweifel daran lässt, dass er es ernst meint. „Deswegen bin ich beim Rektor gewesen. Ginge es nach mir, würden die gleich morgen von der Schule fliegen.“


„Und wie sieht es aus?“, fragt Rahel interessiert.


„Ich muss noch Zeugen hervorbringen. Falls ich das kann, stehen die Chancen nicht schlecht. Es sollte kein Problem sein, welche zu finden. Wer meine Retter gewesen sind, weiss ich ja. Bashkim und Dragoslav müssen nicht glauben, mit dieser Nummer bei mir durchzukommen.“


Bald lenken sie das Gespräch in angenehmere Richtungen. Es ist einfach zu schade, den schönen Abend zu vermiesen, indem man über solche Leute spricht. Rahel bestellt sich einen Salat mit Pouletstreifen. Silvan wählt ein Pferde-Entrecôte mit Reis und Sommergemüse.


Als er fertig ist, schiebt er sich zwei Minzkaugummis in den Mund und bietet Rahel auch an. Sie tut es ihm nach.


„Bist du nervös gewesen, bevor wir uns heute getroffen haben?“, erkundigt sich Rahel.


Silvan versucht sein Erstaunen über diese Frage zu verstecken. „Warum fragst du?“, löst er die Situation auf eine Weise, wie es ihm nicht gefällt, nämlich mit einer Gegenfrage.


„Du bist ja nicht der erste Mann, mit dem ich ein Date habe“, sagt sie schmunzelnd. „Bis jetzt ist noch jeder aufgeregt gewesen und das nicht nur, weil er sich mit einer Frau trifft. Der Rollstuhl macht mehr Eindruck, als man denkt.“


Silvan entscheidet sich, die Wahrheit zu sagen. „Heute nicht mehr so wie letzten Dienstag. Damals allerdings wirklich eher wegen deinem … Handicap.“


„Danke, bist du ehrlich gewesen. Viele versuchen, sich nicht auf die Behinderung beziehen, obwohl sie genau das machen. Das lässt sich nicht ändern und ich habe gelernt, damit umzugehen. Es ist ja nichts Schlechtes dabei, nur natürlich, dass das Aussergewöhnliche Interesse weckt.“


Silvan bemerkt kaum, wie ein Kellner die Dessertkarten hinlegt. „Wie lange bist du schon auf den Rollstuhl angewiesen?“


„Seit fünf Jahren. Mit vierzehn hatte ich den Unfall.“ Sie legt eine kurze Pause ein, bevor sie weiter spricht. Silvan merkt, dass sie noch nicht frei darüber reden kann. Trotzdem berichtet sie ihm, wie es zum Unfall kam. „Es geschah in den Ferien. Es war das erste Mal, dass ich nicht alleine mit den Eltern weg ging. Zwei Freundinnen von mir kamen auch mit. Wir hatten ein Haus ganz in der Nähe des Meeres. Der Pool, der dazu gehörte, wurde mir zum Verhängnis. Es war nass und ich glitt aus – fiel genau auf den Rücken. Was anschliessend passiert ist, weiss ich nicht, von da an bis zum Krankenhaus habe ich einen Filmriss.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Verpasst habe ich nichts. Die Diagnose stand schnell fest: Querschnittlähmung.“


Silvans Herz schmerzt, als er Rahels Geschichte hört. Er nimmt ihre Hände und streichelt sie. „Gibt es Hoffnung, dass du eines Tages wieder gehen kannst?“


„Es gibt Forschungen in diese Richtung, wann diese aber Erfolg bringen werden, steht in den Sternen. Ich habe begriffen, dass es für mich besser ist, wenn ich nicht darauf hoffe, dass sich eines Tages etwas ändern könnte, sondern die Situation akzeptiere, wie sie ist.“


Gerne hätte Silvan ihr so etwas gesagt wie "Sei stark, dass schaffst du schon", aber er hat Angst, es würde lächerlich klingen und so macht er nichts weiter, als ihre Hände zu streicheln.


„Es hätte noch schlimmer kommen können“, erzählt sie weiter. „Immerhin kann ich die Arme und Hände normal gebrauchen. Ausserdem spüre ich noch meinen Unterkörper, nur kann ich die Beine nicht aktiv bewegen.“


Silvan schüttelt den Kopf. „Es ist doch einfach verkehrt. Die Menschen investieren so viel in Waffen, dabei gäbe es unendlich viele andere Dinge, für die es sich eher lohnen würde Geld hineinzustecken.“


„An solche Dinge denke ich gar nicht mehr. Es ist nun einmal so, wie es ist und sich den Kopf darüber zerbrechen, wie es besser wäre, bewirkt nichts, ausser dass es mir psychisch sogar schlechter geht.“


In Gedanken versetzt sich Silvan eine Ohrfeige. Was Rahel gerade gesagt hat, darauf hätte er selber kommen können. Oder sollen. Er hasst es, wenn er so kurzsichtig denkt. „Dann ist ja nur gut, wenn jetzt das Dessert kommt.“ Er versucht es mit Lächeln, ist aber nicht sicher, ob es echt aussieht.


Bald haben sie auch schon je einen Coupe Dänemark vor sich und separat geschmolzene Schokolade in einem kleinen Silberschüsselchen. Rahel nimmt die Waffel aus der Sahne und beisst hinein. Die hinunterfallenden Krümel fängt sie mit der freien Hand auf.


Silvan zahlt alles mit Kreditkarte. Sie würden nicht gehen, finge der Film nicht in einer Viertelstunde an. „Die Eintrittskarten übernehme aber ich“, bestimmt Rahel, als sie das Kino erreichen. „Das Essen ist ohnehin teurer gewesen.“ Sie rollt zur Theke, während sich Silvan auf eine der Bänke setzt. Seinen Blick kann er nicht von ihr lösen, auch nicht, als sie zu ihm kommt und sieht, dass er sie beobachtet. Es gefällt ihm selbst nicht, tut er dies, aber er kann in diesem Moment nicht anders. Wie viel Energie der Alltag sie wohl kostet?, fragt er sich. Bereits für einen gesunden Menschen ist es schwierig genug, sich in der heutigen Welt zurechtzufinden, um wie viel mühsamer muss es dann für jemanden im Rollstuhl sein?


Für den nächsten knapp zwei Stunden vergisst er diese Fragen. In der Pause geht er Popcorn holen und gemeinsam leeren sie die Tüte in zehn Minuten. Die ganze Zeit über lehnt er auf ihre Seite, setzt sich so hin, dass sein Oberkörper näher bei ihr ist. Zu Berührungen kommt es allerdings nicht.


Als der Abspann über die Leinwand flimmert und Silvan aufsteht, ist für beide klar, dass dieser Abend noch nicht vorbei ist. Sie gehen hinaus an die kühle Luft.


„Gehen wir noch etwas trinken? Ich glaube, wir können es uns erlauben, die Sommerferien sind ja nicht mehr fern. Morgen haben wir bestimmt keine Prüfungen.“


„Und auch wenn“, sagt sie schnell, „ich bin jemand, die den Augenblick geniesst. Ein Abend wie dieser kommt nicht alle Tage vor. Wäre ja eine Sünde, würden wir ihn an dieser Stelle beenden. Oder hast du noch etwas vor? Vielleicht wartet jemand zu Hause auf dich.“


„Was hältst du vom Bärenplatz? Die Cafés haben dort bis nach Mitternacht geöffnet.“


Ihrem Lächeln entnimmt er, dass sie den gleichen Vorschlag hat machen wollen. „Gehen wir und lassen den Abend ausklingen, wie er es verdient hat.“

„Die anderen müssten gleich kommen“, sagt Silvan zu Rebecca. Sie stehen in der grosszügigen Küche der Stauffers. Er holt eben Frischbackbrötchen aus dem Ofen und legt das Blech auf den Herd. Seine Kollegin ist damit beschäftigt, Toastbrotscheiben zu belegen. Gläser mit Oliven, Gürkchen, Maiskölbchen und gefüllten Peperoni stehen herum, daneben aufgerissene Packungen mit Schinken, Salami und Lachs. Mit dem, was sie hier zubereiten, liesse sich gut die nächste Sintflut überstehen. Als sei das noch nicht genug, warten in den Schränken Chips, Salzstangen und Popcorn darauf, verdrückt zu werden. Für einen Videoabend lässt sich nicht genug zu knabbern organisieren.


Alles andere hat er bereits vorbereitet. Der Beamer ist bereit, in Betrieb genommen zu werden und die Surround-Anlage hat Silvan getestet.


Es klingelt an der Türe und im nächsten Moment wird sie aufgestossen. „Wir sind da!“, dröhnt Bens Stimme durch das Haus.


„Da wären wir nicht von alleine drauf gekommen“, ruft er seine Schwester zurück. Sie hält kurz die Hände unter das Wasser und begrüsst die Angekommenen. Neben Ben sind dies Nico und Julien mit Fiona. Marc, der Rhythmusgitarrist der Band hat sich heute auch noch kurzfristig angeschlossen. Lilly wird sich später dazugesellen.


„Wo ist Larissa?“, stellte Rebecca die Frage, die alle brennend interessiert.


Nico zuckt ratlos mit den Schultern. „Sie hat versprochen, heute zu kommen. Eigentlich haben wir auf vierzehn Uhr abgemacht, aber eine halbe Stunde vorher ist eine SMS von ihr gekommen, sie werde es nicht schaffen und ich soll schon einmal zu euch gehen. Jetzt habe ich keine Ahnung, ob sie noch erscheinen wird.“ Er versucht, gelassen zu wirken. „Aber auch ohne sie werden wir einen guten Abend miteinander verbringen.“


Ben klopft Nico so heftig auf die Schultern, dass dieser einen Schritt nach vorne macht. „Das kommt schon, alter Kämpfer. Wer braucht schon Frauen?“ Diese Frage stellt er mit einem Augenzwinkern in Richtung Rebeccas. Sie streckt ihm die Zunge raus und begibt sich zurück in die Küche.


„Können wir etwas helfen?“, erkundigt sich Fiona.


„Wir kommen alleine klar. Macht es euch bequem. Sorgt einfach dafür, dass ihr Hunger habt. Zu essen gibt es genug. In einer Stunde sollten die Leute vom «Curry House» das Nachtessen vorbeibringen. Was wir hier in der Küche vorbereiten, ist für nachher gedacht.“


Ben hat sich inzwischen auf das Sofa gelegt und liest in einem Buch. Julien geht heran und reisst es ihm aus den Händen. „Mal sehen, was du für einen Schmarren liest. «Söldnerleben II – Die Stadt der Frauen»“, liest er laut vor. „Was ist denn das für ein Humbug?“


„Pass auf, was du sagst“, sagt Ben scharf, „das Buch ist jetzt schon Kult.“


Bis das Essen gebracht wird, haben Silvan und Rebecca ihre Arbeit in der Küche beendet. Sie sitzen kaum, als es klingelt. Ben springt auf und reibt sich über den Bauch. „Endlich, ich habe schon ein Loch im Magen.“ Er eilt zur Tür und fordert die anderen mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen, damit sie so schnell wie möglich zahlen können.


„Ah, hallo Ben.“ Es ist nicht die Stimme des Kuriers. Silvan sieht nicht bis zur Tür, dennoch grinst er breit, weil er sich Bens enttäuschtes Gesicht vorstellt. Dafür hat Nico Freude, weil seine Freundin doch noch gekommen ist. Er steht auf und umarmt sie, als sie ins Wohnzimmer kommt.


„Ich hatte noch viel zu tun“, erklärt Larissa die Verspätung, „aber ich sehe, ihr habt es auch ganz gut ohne mich ausgehalten.“ Ihr Blick fällt auf Fiona. „Sogar das Blondinchen hat es hergeschafft. Wie lange darfst du denn aufbleiben?“ Sie lacht leise, dann wendet sie sich Nico zu und küsst ihn. Eine dunkelblauer Hosenanzug und eine weisse Bluse stellt ihre Bekleidung dar, die Haare hat sie hochgesteckt.


„Ja, hier, hier!“ Es ist Ben, der immer noch bei der Tür steht. „Nein, nicht weiterfahren! Hier warten die Leute aufs Essen. Ach! Dieser Seehund eines Kuriers, ist ja nicht zu fassen.“ Anscheinend ist der Kurier am Haus vorbeigefahren. Alle, die sich im Wohnzimmer aufhalten, können sich kaum mehr einrenken vor Lachen.


„Ist doch wahr“, kommt es von der Tür zurück. „Da hat man Hunger und die fahren einfach vorbei. Das sollte einmal in der Genfer Konvention geregelt werden. Ah, jetzt wendet er. Wird ja auch langsam Zeit. He! Hinter dir ist noch ein Briefkasten. Schon mal was von Rückspiegel gehört? Jetzt schlitzt er sich auch noch den Reifen am Randstein auf.“ Ben klingt verzweifelt. „Wenn die nicht besser kochen als Auto fahren können, dann gute Nacht. Ja, bring den Mampf schön zu mir. Und … stopp. Stopp hab ich gesagt. Haaalt. Ja, gut. Gut. Endlich, ich hatte schon Angst, verhungern zu müssen.“


Rebecca macht einen halb amüsierten, halb genervten Eindruck. „Silvan und ich haben ja noch andere Sachen vorbereitet. Dir würde schon nichts geschehen.“


„Mein Magen verlangt aber nach etwas Warmem.“


„Ansprüche hat der Herr auch noch“, gibt seine Schwester zurück.


„So, genug. Seht, dass ihr das Geld bereit habt.“ Keine fünf Minuten später steht alles auf dem grossen Esstisch und wer anders als Ben macht sich zuerst über die Speisen her. „Schön scharf“, urteilt er.


Nico und seine Freundin haben eine grosse Portion für sich bestellt. Der Farbe nach ist auch das scharf. Larissa scheint damit keine Probleme zu haben, sie verzieht keine Miene, als sie den ersten Bissen nimmt. Während sie kaut, schaut sie abschätzig zu Fiona hinüber. „Das würdest du wahrscheinlich nicht aushalten. Feuert ganz ordentlich.“


Wenn beim Essen nicht viel gesprochen wird, ist das ein Anzeichen, dass es gut sein muss. Silvan jedenfalls greift mit grossem Appetit zu. Gerade bricht er sich ein Stück «Nan», das indische Fladenbrot, ab und tunkt es in der Sauce. Neugierig, was Rebecca auf ihrem Teller hat, blickt er zu ihr hinüber. „Willst du probieren?“, fragt sie und schaufelt bereits ein Müsterchen auf den Löffel, um es ihm in den Mund zu schieben.


Kaum sind sie fertig mit dem Essen, entbrennt schon ein Streit, welche Filme sie gucken wollen. Ben geht hinüber zum Sofa und kehrte mit einer DVD zurück. „Das ist noch ein Film, den müssen wir unbedingt schauen.“


Das Cover ziert ein muskelbepackter Krieger mit freiem Oberkörper, der in so etwas wie einem Lederslip steckt. Die Überschrift lautet «300».


„Das sieht ja vielleicht übel aus“, kommentierte Nico und reicht die DVD weiter.


„Ich bin nicht zu euch gekommen, um mir einen solchen Schund anzutun“, sagt Larissa voller Abscheu.


Ben lacht nur. „Klar ist dieser Film schlecht, das bestreite ich gar nicht, aber genau deswegen muss man ihn gesehen haben. Ich habe mich im Kino gekugelt vor Lachen. Jan ist mit mir gekommen, er hat es auch lustig gefunden. Selbst eine Stunde später mussten wir noch grinsen.“


„Warum auch nicht“, meint Silvan. „Aber wehe du hast uns zu viel versprochen. Als Ausgleich wählen wir die anderen Filme, dass sie bestimmt allen gefallen. Die Nacht ist lang, zwei oder drei liegen mindestens drin.“


Ben meldet sich. „Weisst du eigentlich schon, wer wo schläft?“

— Stéphanie —

„Ihr verdammten Hurentöchter!“, ruft Stéphanie, nachdem sie Lola aufgelegt hat. Das Natel schmeisst sie gegen die nächste Wand, an der es in seine Einzelteile zerspringt.


Es ist Samstag und eigentlich will sie shoppen gehen, aber keine ihrer so genannten Kolleginnen hat Zeit. Sagen sie. In Wirklichkeit sind es doch alles Tinas Speichelleckerinnen. Wie Stéphanie sie hasst! Am liebsten hätte sie noch viel mehr als nur das Natel zertrümmert. Die Wut lässt sie nicht mehr klar denken, sie fühlt kaum mehr ihren eigenen Körper. „Wartet nur, wenn ich euch das nächste Mal erwische, könnt ihr etwas erleben“, schwört sie laut.


Sie sieht sich in ihrem Zimmer um, was sie tun könnte. Fernsehen ist öde und etwas zu lesen, hat sie auch keine Lust. Alleine shoppen kommt nicht in Frage, das ist wie alleine ins Kino gehen. Einen der Jungs fragen? No Chance. Das F.A.N.T.A.-Prinzip zieht sie durch.


Draussen scheint die Sonne, es ist ein wunderschöner Sommertag. Wenn sich Stéphanie nur auf die Ferien freuen könnte, aber ihre Mutter hat ihr nach letztem Donnerstag noch einmal ausdrücklich verboten zu verreisen. Das ist viel schlimmer als der Hausarrest, den sie aufgehoben hat.


Schliesslich fasst sie einen Entschluss. Ihr Stammsolarium ist nicht weit, dorthin wird sie jetzt gehen. Sie könnte auch an die Sonne liegen, aber wenn man sich nicht auszieht, hinterlässt der Bikini hässliche Streifen. Auf die ist Stéphanie allergisch.


Das kurze Stück bis zum Solarium läuft sie. Diesen Weg ist sie auch gegangen, als sie letzten Donnerstag in der Nacht nicht gewusst hat, was sie machen soll. Ihre Schritte haben sie zu Silvan geführt. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ist sie dann so nahe bei ihm gewesen, wie sie es sich vorher nie hat denken können. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Bei ihm hat sie sich so gefühlt, wie sie es sich eigentlich nicht eingesteht.


Nach dem Solarium geht sie doch noch in die Stadt einkaufen, jedoch nicht viel, nur einen Armreif und ein Paar kniehohe Stiefel. Ausserdem lässt sie sich die Haare kunstvoll hochstecken. Etwas besser gelaunt als vor einigen Stunden kehrt sie nach Hause zurück. Was sie heute Abend machen soll, weiss sie aber immer noch nicht. Herumtelefoniert hat sie schon, mehr wird sie nicht machen, das ist gegen ihren Stolz und wenn sie alleine in den Ausgang geht, könnte das den Anschein machen, als habe sie keine Kolleginnen. Geht also auch nicht.


Sie setzt sich auf die Couch in ihrem grossräumigen Zimmer und schmeisst den TV an. Talkshow hier, Gerichtssendung da. Stephanie entscheidet sich, eine DVD zu schauen. «Honey», das wäre etwas.


Kaum hat der Film begonnen, klingelt die Türglocke. Mit einem entnervten Seufzen steht Stéphanie auf und geht nach unten.


„Komme ich ungelegen?“, fragt Lola, die draussen steht.


Stéphanie überlegt sich einen Moment, ob sie ja sagen soll, dreht sich dann aber um und geht wieder nach oben, ohne darauf zu achten, was Lola macht. Nach einigen Augenblicken hört sie aber Schritte heraufkommen.


„Es … tut mir leid, was ich vor einer Woche gemacht habe“, sagt Lola leise. Stéphanie sieht nicht vom Fernseher weg. „Ich weiss, ich hätte bei dir bleiben müssen. Es war falsch, mit Tina zu gehen und … u-und … ich weiss gar nicht, warum ich mich habe dazu hinreissen lassen. Kolleginnen stehen doch zueinander und du bist viel die bessere als Tina.“


Hinterher kommen sie alle, denkt Stéphanie und verkneift es sich zu antworten.


„Ich will mich bei dir entschuldigen“, meint Lola nun etwas fester. „Ich hoffe, wir können wieder Freundinnen sein.“


„Meinst du, das geht so einfach?“, braust die Blonde auf. „Einfach einen Scheiss machen und mit ein paar Worten ist alles wieder gut? Sag mal, wie dämlich bist du eigentlich?“ Sie zeigt Lola den Vogel. „Ich lasse nicht alles mit mir geschehen.“


Die Italienerin kommt näher. „Wie kann ich das nur gutmachen? Ich möchte dich nicht verlieren, du bedeutest mir unglaublich viel.“ Das Mädchen sieht aus, als werde es im nächsten Moment losheulen. „Ich habe nicht gewusst, was ich anstelle. Ich weiss, das darf nicht passieren und jetzt muss ich dafür zahlen. Versprich mir aber, dass du mir nicht immer böse sein wirst.“


„Küss meinen Arsch.“


Lola blinzelt. „Was?“


„Jetzt hörste auch noch schlecht? Küss meinen Ass. Vielleicht werde ich dir dann verzeihen.“ Stéphanie verzieht keine Miene, ihr ist es ernst. Sie dreht sich um und schlägt sich auf die rechte Hinterbacke. „Auf was warteste noch? Du hast gefragt, wiede die Sache wieder gutmachen kannst und das is meine Antwort darauf.“


Lolas Blick wechselt zwischen dem Gesicht und dem Hinterteil von Stéphanie. „Du willst das wirklich?“


„Na klar, sonst hätt ich’s ja nicht gesagt. Mach endlich oder lasses. Habe keine Lust, noch lange zu stehen.“


Endlich bewegt sich Lola. Sie legt die zwei Schritte zu Stéphanie zurück und kniet sich nieder. Nach einem letzten, kurzen Zögern küsst sie die linke Arschbacke.


„Is das alles?“, fragt die Blonde. „Das könnte ja jede.“


Wieder hält die Kniende einen Moment inne, kann legt sie die gespitzten Lippen auf die Mitte des Arsches und küsst ihn.


Stéphanie ist das alles aber noch nicht genug. Sie greift nach hinten und legt die rechte Hand auf Lolas Kopf, drückt das Gesicht zwischen ihre Pobacken. Mit der anderen Hand öffnet sie ihre Jeans und streift sie hinunter. „Das Ganze noch einmal. Oder willste sagen, du getraust dich nich?“ Der Schärfe in der Stimme ist zu entnehmen, was Stéphanie davon hielte, würde Lola nicht machen, was sie will.


Lola ist aber brav und küsst Stéphanies nackte Arschbacken. Zuerst die linke, anschliessend die rechte und zum Schluss, ohne dass die Blonde etwas tun muss, küsst das kniende Mädchen den String, der im Spalt verschwindet. „Das kannste noch besser“, sagt Stéphanie. Die Augen hat sie inzwischen geschlossen, denn das kribbelnde Gefühl der Erregung macht sich langsam, aber sicher in ihr bereit. Die rechte Hand liegt immer noch auf Lolas Kopf, muss aber keine Anweisungen geben.


Sie fühlt zwei Hände an ihrem Arsch. Langsam wird er auseinander gezogen und im nächsten Moment streicht eine Zunge dem schmalen Faden in der Ritze entlang. „Du bist nich mal so dämlich, wie ich schon vermutet habe.“


Vielleicht hätte das, was Lola bis jetzt gemacht hat, gereicht, um Stéphanie zufriedenzustellen, aber von sich aus führt sie das Arschküssen fort. Die Nase verschwindet in der Falte und der Mund ist ohnehin schon lange nicht mehr zu sehen. Sie fährt rauf und runter, während sie mit den Händen die Hinterbacken auseinanderzieht.


Stéphanie hält es kaum mehr aus zu stehen. Sie greift nach der Lehne der Couch und stützt sich mit beiden Armen darauf. Lola macht nicht den Anschein, als höre sie im nächsten Moment auf. Und wenn auch, dann müsste Stéphanie sie zwingen weiterzumachen. Jetzt, da sie die Zunge fast schon am Arschloch spürt, will sie alles.


Als sie sich sicher genug fühlt, nur noch auf einen Arm zu stützen, zieht sie den hellblauen String nach unten. Als er bei den Knien ankommt, legt sie die gleiche Hand wieder auf Lolas Kopf und drückt ihn langsam an ihr Hinterteil. Sie spürt einen gewissen Widerstand, aber nicht genug, um es als Weigern zu interpretieren. Lola hätte etwas hören können, wenn sie nicht das machen würde, was Stéphanie will.


Sie ist eindeutig feucht und als sie auch noch Lolas Mund an ihrem Arschloch spürt, hat die Erregung sie ganz gefangen. Das Mädchen, das hinter ihr kniet, zieht mit den Händen immer noch die Hinterbacken auseinander und küsst das kleine, runzlige Loch ihrer Kollegin. Vorerst nur mit den Lippen, aber Stéphanie ist das bald zu wenig. „Zunge!“, fordert sie und drückt ihr Gesäss Lola entgegen.


Schon im nächsten Augenblick spürt sie, was sie verlangt hat. Das feuchte Organ fährt über den Anus und netzt ihn. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Mal gibt es eine kurze Pause, in welcher Lola Stéphanies herrlich runde Hinterbacken küsst. Anschliessend begibt sie sich mit dem Mund aber wieder in die Mitte und die Zunge umkreist das runde Loch.


„Ja, so isses gut. Leck meinen Arsch, du kleine Sau. Magst es doch, wennde mich dort verwöhnen darfst. So ist es gut.“ Alle Wut ist noch nicht aus Stéphanie verschwunden, deshalb diese Worte. Jedoch auch die Lust spielt eine Rolle. Obwohl sie nicht lesbisch ist, lehnt sie eine weibliche Zunge nicht ab und speziell in diesem Moment fühlt es sich absolut geil an, von einer Frau geleckt zu werden. Die Pussy ist so feucht, als stünde ein nackter Mann mit einem Gerät, wie Stéphanie es noch fast nie gesehen hat, vor ihr.


Sie drückt sich Lola entgegen, gleichzeitig sorgt die Hand am Hinterkopf der Braunhaarigen dafür, dass diese nicht entkommen kann. Sie muss weiterlecken, bis Stéphanie genug hat und das kann noch eine Weile dauern, wenn gerade erst ist sie auf den Geschmack gekommen.


Mit der Hand, auf die sie sich bis jetzt gestützt hat, greift sich das blonde Mädchen zwischen die Beine. Sie ist so feucht, dass sie sofort in die Möse gleitet. Ohne Mühe folgt ein zweiter und ein dritter Finger. Weiter geht sie nicht, zieht sich sogar zurück, fährt sich im Gegenzug über die höchst empfindlich gewordene Spalte. Sie fühlt sich genau gleich an wie vor dem Sex mit einem Mann und ist mindestens genauso feucht.


„Mmmh“, macht Stéphanie, als sie sich die Finger mit dem Erregungssaft darauf in den Mund steckt. Sie biegt den Rücken durch und presst Lolas Gesicht noch härter an den Arsch. Sie will die Zunge spüren, wie sie über den Anus fährt. Es macht Stéphanie geil, zu wissen, wer sie hintenrum leckt. Lola ist ihr ausgeliefert, sie muss das tun, was die Blonde von ihr verlangt und sei es, zur Entschuldigung am Arsch zu lecken.


„Wir sind noch lange nicht fertig“, sagt Stéphanie plötzlich und dreht sich um. Sie beugt sich hinunter, gibt Lola einen Kuss auf den Mund und greift ihr gleichzeitig hinten in die Hose. Miss Sixty, wie immer und natürlich hauteng, aber sie schafft es, bis zum After zu gelangen. Als sie die Hand wieder heraus holt, zieht sie den String nach oben. Muss bestimmt unangenehm sein, aber Lola beschwert sich nicht. „Ich habe keine Lust mehr zu stehen. Gehen wir hinüber zum Bett.“ Schnell steigt Stéphanie aus der Hose und dem String. Aus dem Nachttisch holt sie einen Glasdildo hervor. Sie lässt sich auf die Bettkante nieder und mit der eichelartig geformten Spitze fährt sie sich zwischen den Beinen hindurch. Sie ist feucht wie nur selten. „Ich will, dassde mich am gleichen Ort leckst wie vorhin. Komm ja nich auf die Idee, was anderes zu tun.“


Stéphanie lässt sich nach hinten fallen. Die Beine zieht sie an den Oberkörper und spreizt sie, so gut es in dieser Stellung geht. Ohne lange zu warten, steckt sie sich den Dildo in die feuchte Pussy. Noch heisser als zuvor jagt die Erregung durch ihren Körper. Sie presst die Augen zusammen und stösst ein Stöhnen aus. Mit der freien Hand massiert sie sich die Brüste, die zwar nicht sehr gross, dafür umso fester sind.


Da legt Lola auch schon mit ihrem Zungenspiel los. Stéphanie gelangt in eine völlig neue Dimension. Sie zieht den Dildo heraus und führt ihn der Spalte entlang. Kurz beschäftigt sie sich mit der Klit, anschliessend stösst sie den Glasschwanz wieder in sich und stöhnt laut auf.


Lola gibt sich nicht nur mit dem Arschloch ab, sondern streicht oft mit der Zunge der ganzen Pokerbe entlang und hält beim kleinen Loch jeweils kurz an. Sie geht hinauf, über den Damm bis zur Pussy, aber nicht weiter, leckt sie auch nicht. Trotzdem kommt sie in Berührung mit Stéphanies Lustsäften, weil diese nicht nur die Schamlippen benetzen, sondern über die Intimität bis hinunter zum Anus rinnen.


„Leck mich, Leck mich, was haste denn vor?“ Stéphanie ist so erregt, dass sie ihren Körper ausser an zwei Stellen nicht mehr spüren kann. Sie schlägt sich mit der flachen Hand auf die Muschi und schiebt den Dildo mit jedem Mal tiefer in sich. „Ich will deine Zunge dort spüren, wode begonnen hast und sonst an keinem anderen Ort.“ Sie lässt den künstlichen Schwanz in sich stecken und richtet sich halbwegs auf, stützt sich dabei auf die rechte Hand. So kann sie an sich hinunter sehen und was sie erblickt, gefällt ihr. Die Pussy ist nass wie nur etwas und mit dem Dildo, der darin steckt, kommt sich Stéphanie so richtig billig vor, beinahe schon schlampig. Das ist ein Gefühl, wie sie es oft hat, wenn die Erregung sie packt und sie an nichts anderes mehr denken kann. Ihre Cliquenkollegin sieht nicht auf, sondern ist weiter damit beschäftigt, am Arschloch zu lecken


Gleich darauf lässt sich Stéphanie wieder auf die Matratze nieder, sie braucht ihre Kraft für andere Dinge. Sie will nichts von den Gefühlen und Eindrücken verpassen, die von Lolas Zunge herrühren und die sie sich selber mit dem Dildo beschert. Er könnte etwas dicker sein, sie fühlt sich nicht ganz ausgefüllt, aber es reicht, um sie laut stöhnen zu lassen und umso tiefer schiebt sie das penisförmige Glas in sich.


Nachdem sich Lola einige Minuten nur mit dem Arschloch beschäftigt hat, geht ihre Zunge nun nach oben zum Damm. Sie drückt dagegen und wird dabei unterstützt von Fingern. Wie viele es sind, kann Stéphanie nicht sagen, aber der Druck, den sie ausüben, ist gross und lassen die Erregung der Blonden sogar noch wachsen.


Sie lässt den Dildo in sich stecken und tastet nach der Klit. Suchen muss sie nicht, denn der Knubbel steht steif hervor und als sie ihn berührt, schiesst ein Stromschlag durch ihren Körper. Sämtliche Muskeln ziehen sich zusammen und ein einzelner Schrei kommt über Stéphanies Lippen. Nur mit dem Zeigefinger streichelt sie den rosaroten Liebesknopf, was allerdings genügt, um die höchsten Gefühle hervorzurufen. Sie bemerkt kaum, dass der Dildo aus ihr hinaus rutscht und zu Boden fällt.


Lola hebt ihn auf und führt ihn wieder in die nasse Fotze ihrer Kollegin ein. Sie lässt ihn nicht los, sondern fährt ein und aus, wie es ein Mann mit seinem Schwanz getan hätte, dabei bewegt sie ihn kreisförmig, um Stéphanie das Gefühl zu geben, vollständig gestopft zu sein. Lolas Mund bleibt dabei nicht untätig. Mit der Zunge leckt die Braunhaarige der Spalte entlang.


„Nich dort“, keucht Stéphanie. Ausser ihrer Muschi, den Brüsten und dem Anus kann sie beinahe nichts mehr wahrnehmen, aber sie hat gemerkt, dass Lola nicht mehr das Loch befriedigt, das sie sollte. „Du weisst, wasde zu tun hast.“ Trotz der ungeheuren Lust, die sie erfüllt, bringt sie es fertig, drohend zu klingen.


Ihre Kollegin gehorcht auch sogleich und wendet sich wieder nach unten. In dieser Stellung muss sie nicht einmal die Arschbacken spreizen, sondern kann einfach den Mund hinhalten und lecken. Die Zunge umkreist das Loch, erst langsam, dann immer schneller und zum Schluss schiesst sie darüber, so schnell, dass es Stéphanie wie eine einzige, unglaubliche lange und intensive Berührung vorkommt.


Den Dildo lässt Lola allerdings nicht los. Sie schiebt ihn tief in die Muschi und holt ihn wieder heraus, dann beginnt das gleiche Spiel von vorn. Bald ist die Hand, die ihn hält, ganz nass, denn sie berührt ein ums andere Mal die nassen Schamlippen. Obwohl sie schon einiges an Befriedigung erhalten haben, werden sie nicht trockener, sondern produzieren immer mehr vom Geilsaft. Stetig rinnt er über den Damm, sammelt sich kurz auf dem After und setzt dann seinen Weg fort. Einen Teil schlürft Lola auf, der andere landet auf dem Leintuch.


Stéphanie versucht sich aufzurichten. Sie stützt sich auf beide Arme und kommt immerhin auf die Ellbogen. Das ist genug, damit sie an sich runter sehen kann. Ihr Blick fällt auf die hervorstehenden Nippel. Sie hätte etwas dafür gegeben, dass jemand jetzt an ihnen saugt.


Mit dem Blick wandert sie ihren Körper hinunter. Was sie sieht, raubt ihr beinahe den Verstand: Der Dildo in Lolas Hand teilt ihre Schamlippen und versinkt immer wieder in das mehr als nur feuchte Loch. Stéphanie muss husten, ausnahmsweise nicht, weil sie so ausgefüllt ist, sondern weil sie erst jetzt bemerkt, wie tief das Lustspielzeug in sie vordringt. Gut geölt von ihren Säften, fühlt sie es kaum den Scheidenwänden entlang streichen.


Sie hält es nicht länger aus, auf die Ellbogen gestützt zu sein, liegen will sie aber auch nicht mehr, deshalb stemmt sie sich hoch, achtete stets darauf, dass Lola den Anus lecken kann. Schlussendlich sitzt sie eigentlich nicht, sondern stützt sich auf die Beine, während das Gesäss über die Bettkante ragt.


Kniend kann Lola jetzt natürlich nicht mehr lecken. Jedoch begreift sie, in welcher Stellung sie ihre Pflicht auch noch erledigen kann. Sie legt sich auf den Rücken.


Stéphanie lässt sich weiter hinunter, bis sie die Zunge der Braunhaarigen an ihrem rückwärtigen Loch spürt. Sie ist zufrieden, denn jetzt kann sie sagen, welche Stelle genau verwöhnt wird. Sie lässt sich noch ein Stück vom Bett runter und sitzt jetzt beinahe auf Lolas Gesicht. Das Mädchen unter ihr wehrt sich nicht dagegen, sondern lässt die Zunge wild über das Loch sausen und auch an den Dildo denkt sie, sorgt dafür, dass er die Möse nicht verlässt.


Diese Position gefällt Stéphanie besser als die letzte, weil sie jetzt die absolute Kontrolle hat und mit Lola machen kann, was ihr gefällt. Sie kreist mit ihrem Hinterteil und schaut so selber dafür, dass sie bekommt, was sie will. Ausserdem hat sie die Hände frei, um sich zu berühren, wo es ihr am besten gefällt. Die Klit ist heute noch zu kurz gekommen, aber das ist nun vorbei. Stéphanie macht sich daran, sich an der empfindlichen Stelle zu streicheln. Mit der zweiten Hand greift sie sich an die Brüste, massiert und knetet sie mal, dann beschäftigt sie sich wieder nur mit den Warzen, aber nicht weniger heftig. Sie zieht an ihnen und zwirbelt sie.


All das ergibt eine Mischung, die Stéphanie immer wieder stöhnen lässt, und zwar so laut, als würde sie nicht nur geleckt, sondern hart gestossen werden. Es fühlt sich an, als befriedigten nicht nur Lola und sie ihren Körper, sondern ein halbes Dutzend Männer, jeder mit einem Schwanz, wie sie noch nie gesehen hat. Sie könnte sich nicht für einen entscheiden. Müsste sie auch nicht. Einen der Typen würde sie unter sich nehmen und den Schwanz in die Muschi einführen, der nächste käme hinter sie und füllte ihren Arsch aus. Die Prügel der anderen vier … für etwas gibt es noch den Mund.


Leider ist sie mit Lola alleine, kein Mann in der Nähe. Der Film, den sie begonnen hat zu schauen, ist zu Ende und der Abspann flimmert über den Schirm. Das bekommt Stéphanie gerade noch mit, bevor die Lust sie wieder umgibt und nichts anderes mehr fühlen lässt ausser ihren Händen und der Zunge am After.


Sie rubbelt ihre Klitoris immer wilder und der Saft fliesst in Strömen. Es schmerzt zwischen ihren Beinen und auch weiter hinten, dort, wo Lolas Mund Stéphanie verwöhnt. Ihr Unterkörper bewegt sich schneller. Sie kann nicht anders, als der beinahe grenzenlosen Erregung nachzugeben. Sie kann sich kaum Gedanken darüber machen, ob es nicht zu viel der Ehre für Lola wäre, wenn die Blonde jetzt einen Orgasmus hätte.


Bis dahin hat Stéphanie keine Hitze in ihren Körper gespürt, eher so etwas wie ununterbrochene Stromstösse. Das ändert sich jetzt. Sie weiss, was das heisst und lässt sich noch mehr gehen, weil sie den Höhepunkt unbedingt will. Ihr Stöhnen wird noch eine Spur ekstatischer, der Orgasmus ist jetzt unvermeidlich.


Sie kann sich nicht richtig darauf vorbereiten, schon ist er da. Stéphanie zerreisst es beinahe, mit einer solchen Heftigkeit erfüllt er sie. Bunte Bilder und Flecken tanzen vor ihrem geistigen Auge und lassen sie beinahe das Gleichgewicht verlieren. Die Blonde lässt sich von Lola hinunter und setzt sich neben das Bett, den Kopf nach hinten auf die Matratze gelegt. In dieser Stellung geniesst sie den Höhepunkt, bis er ganz verklungen ist.


„Ich werde deine Entschuldigung annehmen“, sagt sie zu Lola, „aber so etwas wie letzten Samstag werde ich kein zweites Mal dulden.“

— Silvan —

Mitternacht ist längst vorbei, als es langsam darum geht, wer wo schläft. Ein weiterer Film kommt nicht in Frage, denn sogar Ben kann das Gähnen nicht mehr unterdrücken.


Lilly meldet sich gleich als erste mit einem Wunsch. „Ich möchte niemanden neben mir haben, der stört mich nur.“


„Wir haben oben zwei Gästezimmer. Ich schlage vor, Larissa und Nico beziehen eines, das andere …“


„Ben und ich!“, redet Rebecca Silvan drein.


Dieser blinzelt erstaunt, weil er nicht versteht, warum sie so darauf aus ist, mit ihrem Bruder in einem Zimmer zu schlafen. „Das wäre eine Möglichkeit“, sagt er unsicher und schaut sich um.


Lilly zuckt mit den Schultern. „Ich kann gut auf dem Sofa schlafen.“


„Und ich …“, meldet sich Marc, „ stelle auch keine Ansprüche. Den Schlafsack habe ich dabei, ich kann auch im Wohnzimmer schlafen.“


„Dann machen wir es so“, legt Silvan fest. „Die Schlafzimmer stehen zum allgemeinen Gebrauch zur Verfügung.“


Keine Viertelstunde später liegt Silvan im Bett. Er ist müde, kann aber noch nicht einschlafen. Durch das offene Dachfenster hört er eine Eule. Den Vorhang hat er nicht gezogen, aber das ist es nicht, was ihn wach hält. Mit den Gedanken ist er bei gestern Abend. Er ist froh, hatte er endlich mit Rahel etwas unternommen und sie etwas besser kennen gelernt. Im Nachhinein kommen ihm seine Unsicherheiten lächerlich vor. Rahel ist so locker, wie man es von jemandem, der im Rollstuhl sitzt, nicht erwarten kann.


Diesen Gedanken hat er nicht einmal zu Ende gedacht, da kommt Silvan auch schon eine andere Frau in den Sinn. Er schüttelt den Kopf und versucht sich abzulenken, indem er daran denkt, was nächsten Montag bei der Bandprobe wohl herausschauen wird.


So wirklich gelingen will es nicht. Neben Rahel geht im Stéphanie nicht aus dem Sinn, besonders nicht, nachdem sie vorgestern in der Nacht bei ihm aufgekreuzt ist. Für Silvan steht fest, dass etwas geschehen sein muss. Was das sein könnte, dafür gibt es tausend Möglichkeiten. Ob es an ihm ist, herauszufinden, was hinter Stéphanies mysteriösem Auftauchen steckt?


Würde Rahel es herausfinden wollen?


Vielleicht ist es nun Silvans Aufgabe, der Frau, die er so lange verachtet hat, beizustehen. Wenn er nur wüsste, um was es dabei geht. Er denkt an die Aufgabe, die er vom Rektor erhalten hat. Aber nein, nicht deswegen würde er Stéphanie helfen. Sollte es soweit kommen, wird er es aus freien Stücken machen.


Auf eine seltsame Weise hatte er das Gefühl, Rahel würde genau gleich handeln.


Er hört, wie unten eine Türe aufgeht. Leise Schritte nähern sich der Treppe zum Dachstock. Zuerst denkt er, die Person wolle ins Badezimmer gehen, aber das ist nicht der Fall. Sie kommt zu ihm herauf.


„Bist du noch wach?“ Rebecca.


„Mein Kopf kommt einfach nicht zur Ruhe“, antwortet er und schlägt die Decke zur Seite.


Im schwachen Licht der Nacht kann er sehen, dass die junge Frau näher kommt. Sie zieht die Augenbrauen hoch. „Aha, der Herr will also, dass ich mich zu ihm lege.“


„Aus keinem anderen Grund bist du doch zu mir gekommen. Deswegen hast du auch bei Ben schlafen wollen. Nur er kennt unser Geheimnis“, gibt er zurück und rutscht zur Seite, damit sie neben ihm Platz hat.


„Woher du das alles nur wieder weisst“, sagt sie gespielt ahnungslos. „Aber du hast Recht. Nach dem Erlebnis vor einer Woche habe ich viel an dich denken müssen und irgendwie passt es heute doch gerade.“ Sie schlüpft zu ihm unter die Decke und schmiegt sich an ihn, bettet ihren Kopf auf Silvans Oberarm. „Wir haben ja das eine oder andere nachzuholen. Was denkst du gerade?“


„Du bist doch nicht hergekommen, um das zu fragen.“


Trotz der Dunkelheit kann er sie lächeln sehen. Ihre weissen Zähne blitzen auf. „Tatsächlich nicht. Warum bin ich dann hier? Ah, ich weiss.“ Sie streckt sich und schon spürt Silvan ihre Lippen auf seinem Mund. „Was hältst du davon?“


Eine Umarmung übernimmt die Antwort. Silvan lässt das Mädchen nicht zurückweichen. Er gibt die Zunge frei und Rebecca gewährt ihr Eintritt. Die beiden hauchen sich ihre Wonne entgegen. Als läge Silvan auf Watte, fühlt er sich regelrecht in den Genuss dieses Kusses einsinken. Er riecht den vertrauten Duft Rebeccas und fühlt sich geborgen, die Sorgen der Welt sind weit, weit weg.


„Stört es dich, wenn ich mich ausziehe?“, fragt sie zwischen zwei Küssen und fährt zärtlich der Kontur seines Gesichts nach.


Er folgt mit den Händen den Kurven ihres Körpers nach unten. Je weiter er nach Süden vordringt, desto heisser wird es. Nicht nur die Umgebung an sich, sondern auch der Körper Rebeccas. Er nimmt ihre Ungeduld wahr, die auch ihn nicht verschont. Trotzdem macht er nicht schneller.


Der Stoff ihrer Hosen endet nur wenig unterhalb des Pos. „Oder willst du mich ausziehen?“, erkundigt sie sich und schenkt ihm einen Kuss auf den Mund. Nur wenige Augenblicke später sitzen die Hot-Pants nicht mehr am gleichen Ort. Mithilfe seiner Beine schiebt er das Kleidungsstück hinunter bis zu den Füssen und entfernt es dann ganz von Rebeccas Körper.


Das Mädchen zieht sich etwas zurück, legt sich auf den Rücken, dafür dreht sich Silvan zu ihr und küsst sie zärtlich. Als erstes ist der Mund an der Reihe, anschliessend begibt er sich zu den anderen Stellen, an denen Rebecca es mag, liebkost zu werden. Wie sehr sie es geniesst, spürte er daran, dass sie ihm die Hände in den Nacken legt und ihn daran hindert aufzuhören, bevor sie es will. Sie keucht in die Dunkelheit des Zimmers hinaus, ihre Augen sind geschlossen, damit nichts sie von den Höhegefühlen ablenken kann, die Silvan ihr bereitet.


In ihrem Unterkörper muss es kribbeln, weil ihr Liebhaber schon seit einiger Zeit mit den Fingern über ihren Bauch, bis hinunter bis zum Ansatz der Schamhaare, wenn es denn welche gehabt hätte, fährt. Mit jedem Moment wird ihr Verlangen ein Stück grösser, wie sich eine Weinglas immer weiter füllt, selbst wenn es nur hineintropft.


Noch ist es zu früh, zu ihrem Zentrum der Lust vorzudringen. Silvan weiss, wie er mit der wachsenden Erregung spielen kann. Er deutet an, Rebecca dort zu berühren, wo sie es will, nur um es dann doch nicht zu machen. Ihre Beine sind längst nicht mehr geschlossen, aber noch zieht es ihn nicht hinunter. Zuerst will er das Fundament für diese Nacht legen, damit sie am Schluss den letzten Ziegel einsetzen können, bevor der Orgasmus über sie herein bricht.


Silvan kommt es vor, als spüre er das gleiche wie Rebecca. Geistige Vereinigung. Sind sie sich so nahe? Was fehlt noch, um das Verhältnis zwischen ihnen perfekt zu machen? Die Antwort auf diese Frage kennt er nicht. Dafür weiss er etwas anderes: Wie sie diese Nacht ähnlich schön gestalten können, wie die vor einer Woche.


Kaum Rebeccas Haut berührend, überschreitet er die unsichtbare Grenze der Lust. Er führt seinen Mund ihrem Hals entlang nach oben. Die Lippen streicheln sich, machen ansonsten aber nichts. Die beiden lenken ihre ganze Aufmerksamkeit auf Zonen, die weiter unten angesiedelt sind. Silvan wagt kaum mehr zu atmen, weil er Angst hat, alles könnte zerbrechen, wie eine hauchdünne Schicht Glas.


Rebecca macht jedoch gar nicht den Eindruck, als könnte sie sich zurückziehen, bevor sie etwas Bestimmtes erhalten hat. Ihre Hände fahren unter Silvans Oberteil, aber das nimmt er kaum wahr.


Sein Weg führt über den Hügel der Venus, hinunter ins Tal der Fruchtbarkeit. Das senkrechte Lächeln empfängt ihn feucht und heisst ihn willkommen. Eine ganze Woche hat es auf ihn warten müssen, doch nun bekommt es, was ihm gefällt. Ein erstes Mal fährt er der Juwelenpforte entlang, allerdings so sanft, dass Rebecca es beinahe nicht spürt. Sie drückt sich Silvan entgegen, gibt ihm damit zu verstehen, er soll nicht so zaghaft sein.


„Was wünschst du dir im Moment am meisten?“, fragt sie flüsternd. „Überleg nicht lange, sag einfach, was dir gerade einfällt.“


„Das nie etwas zwischen uns kommt“, sagt er. „Egal, ob wir je einmal eine Beziehung haben werden oder nicht, ich möchte dich nie missen in meinem Leben.“


Mit der Hand in seinem Nacken zieht sie ihn näher. „Du sprichst mir aus der Seele. Ich hätte es nicht besser sagen können.“ Sie haucht ihm einen Kuss auf den Mund und macht ein Geräusch, das verrät, wie gut es ihr geht. „Es gibt Dinge, die lassen sich nicht voraussagen, aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen, wie mein Leben ohne dich aussehen würde.“ Sie kraust die Augenbrauen. „Das hört sich verdächtig nach einer Liebeserklärung an. Soll es aber nicht sein.“


„Ich weiss doch“, haucht er ihr ins Ohr, während er mit dem Mittelfinger ihren Schamlippen entlang fährt. Ihr Körper spannt sich an und Rebecca gibt einen angestrengten Laut von sich, als müsse sie ein Stöhnen unterdrücken. Tatsächlich dürfen sie nicht laut sein, sonst würde bald das ganze Haus wissen, was im Dachstock vor sich geht.


Ein feuchter Film hat sich über die Schamlippen gelegt. Die Spitze des Fingers, der darüber streicht, ist schon bald feucht, jedoch nicht nass. Rebecca ist zwar erregt, aber nicht so stark, dass sie ganz gefangen ist. Silvan sucht nach dem Kitzler, dazu muss er sanft die Schmetterlingsflügel auseinanderfalten und einen Moment nach ihm suchen. Er kann es an Rebeccas Reaktion spüren, als er die Klitoris gefunden hat. Sie zieht Silvan nahe zu sich, möchte ihn nicht mehr hergeben und ihre Münder treffen sich zu einem weiteren Kuss. Es geht zwar schon gegen den Morgen zu, aber das kümmert sie nicht, Gefühle kennen keine Zeit.


„Ich will dich spüren“, flüstert sie Silvan zu und knabbert an seiner Unterlippe. „Es soll nicht wild und tabulos sein, aber doch verlangt es mich nach dir. Dich einfach an mir zu haben, ist mir zu wenig. Deine Wärme soll an meinem intimsten Ort sein.“ Sie sehen sich in die Augen und er kann das Verlangen in den ihren sehen. Daraufhin senkt sie die Lider und dreht den Kopf zur Seite, bietet ihm ihren Hals dar. Die Gelegenheit lässt er nicht verstreichen und saugt sich sofort an der zarten Haut fest.


Weiter unten an Rebeccas Körper ist er jedoch auch nicht untätig. Immer wieder streicht er der jungen Frau über die Schamlippen oder spielt mit der Klitoris. Sie steht frech hervor und bettelt regelrecht darum, berührt zu werden. Er streichelt sie mit dem Zeigefinger, mal ganz langsam, dann wieder etwas schneller.


Rebecca schiebt sich Silvan immer noch näher entgegen, obwohl sie sich schon so nahe sind, dass mehr beinahe nicht möglich ist. Ihre Haut berührt sich, reibt übereinander und niemand kann sich beklagen, kalt zu haben. Ihre Brustwarzen stehen hart hervor und drücken gegen Silvans Oberkörper, dabei ist es egal, dass sie ihr Oberteil noch trägt. „Kann die Zeit nicht ein Mal im Leben stillstehen?“, flüstert sie und fährt mit den Händen durch Silvans Haare.


Er antwortet nicht, weil er seiner Kehle keinen Laut entlocken kann. Überhaupt hat er nicht das Gefühl, dass etwas Sinnvolles herauskommen würde. In einigen Momenten lohnt es sich, einfach still zu sein und nichts als die Gefühle sprechen zu lassen. Das heisst allerdings nicht, dass Rebecca mit ihrer Frage Unrecht hat.


Er geht nun einen Schritt weiter. Dazu schiebt er sich ganz auf das Mädchen, ohne dabei mit Küssen innezuhalten. Ihre Beine, die ohnehin schon gespreizt sind, gehen noch weiter auseinander, die Unterschenkel legen sich, so gut es geht, um seinen Körper.


Genau das hat Rebecca anscheinend gewollt, denn sie stösst einen zufriedenen Laut aus und gibt Silvan einen dicken Schmatz auf den Mund. Kaum darauf erwidert er ihn und sie gehen unter in den Wogen der Zärtlichkeit. Sie wollen nur eines: So nahe wie möglich zusammen sein, einander zu spüren und die Nähe ihrer Körper zu geniessen. Er spürt Rebeccas Hände am gesamten Oberkörper gleichzeitig, als hätte sie nicht zwei, sondern vier. Da er nur in den Boxershorts und T-Shirt hat schlafen wollen, muss er dazu auch kein weiteres Kleidungsstück ausziehen.


Anders sieht es bei Rebecca aus. Zwar ist sie unten schon nackt, oben trägt sie aber noch ein Top. Lange wird es sich jedoch nicht halten können, schon versucht Silvan, es hochzuschieben. Nicht so einfach, wenn er auch noch auf der jungen Frau liegt, aber schlussendlich schaffen sie es, sie hebt die Arme und im nächsten Moment legt er das Kleidungsstück neben das Bett.


„Bist du bereit für den Höhepunkt dieser Nacht?“, fragt er überflüssigerweise. Rebecca lächelt nur und zur Antwort erhält er einen Kuss.


Mit den Händen wandert sie seinen Rücken bis zum Gesäss hinunter, hinterlässt eine heisse Spur und schiebt, als sie dort ankommt, wohin es sie gezogen hat, den Bund der Boxershorts nach unten. Silvan hebt sein Becken und sofort gibt der Stoff sein Glied frei. Mit den Füssen schiebt Rebecca die Unterhose weiter hinab.


Es dauert noch einige Minuten, bis er bereit ist, in seine beste Freundin einzudringen. Sie drängt ihn nicht, sie haben ja Zeit genug. Alles andere als Zärtlichkeit hätte die Stimmung vernichtet und so gefühlvoll, wie es begonnen hat, soll es auch enden.


Ein Feuer brennt in Silvans Körper, überall gleichzeitig. In den Fingerspitzen genau gleich wie zwischen seinen Beinen und in den Füssen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sich mit Rebecca zu vereinen, mit dem Körper nachzuholen, was im Geiste schon geschehen ist. Silvan erkennt schnell, wenn etwas kitschig ist. Was zwischen ihnen abläuft, gehört vielleicht in diese Kategorie, aber es ist nichts als die Wahrheit. Keine einzelne Gefühlsregung ist gekünstelt, es zählen nur die Empfindungen füreinander.


Rebeccas Hände sagen Silvan, was er tun soll. Er hebt sein Becken an, während sie seine steife Männlichkeit ansetzt. Ganz langsam lässt er sich nieder und dringt in das Paradies der Lust ein. Die Schamlippen umschmeicheln den Schaft, während die vertraute Wärme ihn willkommen heisst. Vorsichtig, als berühre er eine Seifenblase, versinkt er in Rebecca.


Nun liegt er wieder auf ihr, jedoch nicht für lange, denn sie drehen sich zur Seite, bleiben dabei ineinander. Auf einem von Rebeccas Beinen liegt er nun. Er lässt seiner besten Kollegin Zeit, es so bequem wie möglich zu richten. Ansonsten haben sie genau die Stellung gefunden, mit der sie die heutige Nacht besiegeln wollen. Weit kann er nicht in das Honigtöpfchen eindringen, doch das zählt auch nicht als erstes.


Eng umschlungen sehen sie sich in die Augen. Obwohl keine Worte fallen, ist alles zwischen ihnen gesagt, beide wissen, wie der andere zu einem steht. Sie vertrauen sich und alles andere, als sich körperlich nicht zu vereinen, wäre einem Frevel gleichgekommen. Ihre Körper gehören zueinander, als wären sie früher eins gewesen. Sie sind sich so vertraut wie Zwillinge, die wissen, was der andere denkt, ohne miteinander zu sprechen.


Silvan versucht dann trotzdem, etwas tiefer in Rebecca vorzudringen. Er tut das mit viel Gefühl und ohne zu stossen, nur mit leichten Bewegungen. Das genügt bereits, um die beiden im siebten Himmel schweben zu lassen, getragen von unsichtbaren Händen.


Nichts als ein Lächeln verrät, wie sehr sie es geniessen, nach einer Woche wieder vereint zu sein. Dass sie heute nicht alleine im Haus sind, stört weder sie noch ihn. Sie haben nicht das Bedürfnis, laut zu stöhnen, sondern einander mit dem Körper zu zeigen, wie gross ihre Lust ist. Rebecca drängt sich Silvan noch stärker entgegen, ihre Hände an seinem Rücken krallen sich an ihm fest, er spürt die Fingernägel, aber nur gerade so stark, dass er sie knapp wahrnehmen kann. Viel zu sehr ist er damit beschäftigt, die Gefühle, die ihm Rebeccas Körper bereitet, zu geniessen.


Ihr feuchter Garten lässt ihn fast nichts anderes spüren. Dabei lassen sie die Becken nicht kreisen und von Stossen kann gar nicht die Rede sein, weit sind sie davon entfernt. Es zählt auch gar nicht, selbst in einer anderen Stellung hätten sie nichts anderes gemacht, als nahe beieinander zu liegen und einander in der Ruhe zu geniessen.


Vorsichtig, als streckte er seine Hand nach einem scheuen Tier aus, berührt er Rebeccas Gesicht. Eine Haarsträhne ist ihr hineingefallen, er streicht sie zur Seite und fährt mit dem Daumen ihrem Ohr entlang. Rebecca revanchiert sich mit einem zärtlichen Kuss.


Ein Geräusch dringt von unten herauf und kurz darauf erhellt ein schmaler Lichtstreifen einen Teil des Zimmers. Kurz darauf ist er auch schon wieder verschwunden, weil die Person die Tür des Badezimmers hinter sich schliesst.


Silvans Herz hat stärker zu klopfen begonnen, weil doch die Möglichkeit bestanden hat, dass er und Rebecca auffliegen. Bevor er jedoch ganz in seinen Gedanken versinken kann, holt er sich zurück und gibt sich mit dem ab, was wirklich wichtig ist: der Gegenwart. Nichts und niemand kann sie ihm nehmen und was auch geschieht, die Erinnerungen werden bleiben, tief in seiner Seele, eingebrannt.


Als die Person das Badezimmer verlässt, merken sie es kaum, so nebensächlich ist es. Sollten sie entdeckt werden, wen stört es? Unter dieser Einsicht geben sie sich einander ganz hin und schenken sich alles, was sie sich wünschen. Es tagt bereits, als sie nebeneinander einschlafen.

Ein Lichtstrahl weckt Silvan. Er hat den kleinen Vorhang nicht über das Dachfenster gezogen, deshalb kann die Sonne auf das Bett scheinen.


Obwohl er nicht viel geschlafen hat, fühlt er sich ausgeruht. Er reibt sich die Augen, um auch den letzten Resten Schlaf zu vertreiben und setzt sich vorsichtig auf. Rebecca liegt noch neben ihm, die Beine nicht ganz geschlossen und keine Decke verwehrt den Blick auf ihren nackten Körper. Ein Lächeln umspielt Silvans Lippen und er entscheidet sich, seine Kollegin mit einem Kuss auf den Venushügel zu wecken.


„Mmmh. Guten Morgen. Ist es schon spät?“, fragt sie schlaftrunken.


„Ist das wichtig?“, fragt er und legt sich, auf den Ellbogen gestützt, neben sie.


„Nein, nicht wirklich.“ Sie richtet sich etwas auf und küsst Silvan. „Trotzdem sollten wir vielleicht mal schauen, dass wir runterkommen. Nicht dass die anderen sich fragen, was mit uns ist. Sonst wird es langsam eng mit den Ausreden, warum wir kein Pärchen sind.“ Sie gibt ihm noch einen Kuss. Sie blickt sich nach ihrem Oberteil und zieht es sich über den Kopf. Unten bleibt sie aber noch nackt. Bereits will sie sich vom Bett erheben, da überlegt sie es sich anders. „Eine Woche, nachdem du es mir erzählt hast, frage ich mich, ob du ihn der Sache mit Stéphanie weitergekommen bist.“


Es dauert lange, bis er antwortet. Aber er macht es. „Ich habe gespürt, dass es hinter der Fassade, die wir alle sehen, noch einen anderen Menschen gibt. Wir sehen immer nur diese eine Stéphanie, aber ich habe einen kurzen Blick dahinter werfen können.“


Rebecca nickt verständnisvoll. „Dir genügt das nicht, habe ich Recht?“


„Ich muss öfter an sie denken, als mir lieb ist. Aber in meinen Gedanken findet nicht das Platz, wie sie sich üblicherweise verhält. Stets sehe ich das kurze Aufblitzen des Mädchens dahinter.“ Er presst die Lippen zusammen, als bereite das, was er als nächstes sagen will, grosse Mühe. „Gerne möchte ich das dahinter näher kennen lernen. Wer weiss …“


„Du siehst es als ein Versuch, was du bei ihr erreichen kannst. Du weisst, welche Fähigkeiten du hast und willst erproben, ob du damit sogar bei Stéphanie ankommst. Vielleicht kannst du bei ihr das Gute nach vorne kehren.“ Silvan zeigt keine Reaktion. „Für dich ist es ein Experiment.“


„Wenn … vielleicht auch mehr.“ Unsicher sieht er Rebecca an.

Das Wochenende neigt sich ereignislos seinem Ende entgegen. Gegen Abend verabschieden sich die anderen und Silvan setzt sich an den Computer, um nach neuen CDs zu forschen. Wie jedes Mal findet er mehr als ein Dutzend Alben, die es sich zu bestellen lohnen würde. Bevor er sie aber kauft, lädt er sie runter, um sie anzuhören. Gefällt ihm eines nicht, löscht er es, die anderen gönnt er sich. Er hält nichts von den Leuten, die das Geld den Bands vorenthalten, insbesondere die kleinen, unbekannten freuen sich beinahe über jede gekaufte CD.


Als nächstes ist wieder einmal das Tagebuch an der Reihe. Er schlägt es auf und blättert darin, noch ohne zu wissen, was er überhaupt schreiben will. Schliesslich landet er bei den Seiten über Stéphanie. Er liest, was er vor einer Woche geschrieben hat. Die gleichen Gedanken beschäftigen ihn noch jetzt. Er nimmt einen Kugelschreiber hervor und setzt ihn auf die nächste freie Linie.


Statt loszuschreiben, überlegt er es sich anders, nimmt eine kurze Dusche und steigt in frische Kleider. Seine Eltern sind inzwischen nach Hause gekommen, im Vorbeigehen teilt er ihnen mit, dass sie mit dem Essen nicht auf ihn warten sollen.


Sieben Tage sind genug. Ungewissheit ist etwas, das Menschen verrückt machen kann. Silvan hat aber nicht die Absicht, nur noch an Stéphanie denken zu müssen, deshalb fährt er jetzt zu ihr, um zu reden. Klarheit muss sein, wie auch immer das Ergebnis aussieht. Silvan hat das unbestimmte Gefühl, dass es wieder einmal anders ausgehen könnte, als er sich denkt.

Kommentare


ngsakul
dabei seit: Feb '05
Kommentare: 27
schrieb am 24.09.2009:
»Bevor ich es wieder vergesse zu kommentieren:

Dies ist eine SUPER Fortsetzung der Geschichte! Wie für den Autor typisch kann man eine Fortsetzung kaum erwarten - da bleibt nur zu hoffen, dass die Einleser hier schnell genug sind um die Erwartungen der Leser zu erfüllen ;)

(Nein, ich will damit keinen Druck erzeugen - das ist lediglich ein großes Lob für HG1)

Ich bin jedenfalls gespannt wie das um *Stefanie* rum weitergeht...«


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