Das Monster
von IsabelleLia
Er war mir an meinem ersten Abend in der Hotelanlage aufgefallen. Und er war alles, was ich suchte. Eine hübsche Affäre für eine gestresste Urlauberin.
Ich beobachtete ihn schon eine Weile und mochte die Ambivalenz seines harten Gesichtsausdrucks, der warm und sanft wurde, sobald er lächelte. Er war kein im klassischen Sinne schöner Mann, dazu hatte er zu asymmetrische Züge, zu viele Falten und zu raue Haut. Was ihn schön machte, war diese ruhige, bedächtige Art von jemandem, der kein großes Aufheben machen muss, um gesehen zu werden. Seine große Statur und die elegante Kleidung unterstrichen seine Auffälligkeit. Darüber hinaus war er ein zuvorkommender, höflicher Mann mit ausgesuchten Umgangsformen. Ein Gentleman in Vollendung.
Natürlich bemerkte ich, dass ihn auch andere Frauen im Visier hatten. Ich rechnete mir aber gute Chancen aus, denn keine der Anwesenden schien ihn aktiv anzuflirten. Den Grund dafür sollte ich schnell kennen lernen.
»Überlege es dir gut.«, eine Frau war neben mich getreten, »Etwas stimmt nicht mit ihm.«, sie nickte zu dem Gentleman.
Ich schaute sie fragend an.
»Ich weiß es nicht genau, aber es gibt da vermutlich eine schlimme Sache.«, sagte sie geheimnisvoll, »Er ist jedes Jahr hier. Eine Frau hat mal eine Nacht mit ihm verbracht. Sie war danach völlig aufgelöst. Seitdem traut sich keine an ihn ran.«
»Ist er gewalttätig oder ähnliches?«
»Nein, nein.«, sie schüttelte energisch den Kopf, »Das ist es nicht.«
»Was dann?«
»Es soll irgendetwas Abartiges an ihm sein.«
Ich musterte ihn, konnte aber nichts ungewöhnliches entdecken. »Etwas Körperliches?«
»Ich glaube ja.«, sie schluckte, »Sie nennen ihn Das Monster.«
Meine Augen weiteten sich vor Erstaunen und Überraschung. Dann lachte ich, »Das ist nicht dein Ernst?«
»Doch. Das wird bestimmt nicht umsonst gesagt.«, sie wiegte den Kopf hin und her, »Willst du dir den Urlaub mit so jemandem kaputt machen? Gibt doch genug Auswahl hier.«
Sie hatte recht. In der Hotelanlage herrschte Single-Männerüberschuß. Und in den wenigen Tagen Urlaub sollte man keine unnötigen Experimente machen. Besonders nicht mit einem Mann, der den Zweitnamen "das Monster" trägt. Meine Neugierde war natürlich trotzdem geweckt.
Ich beschloss ihn vorerst nur von weitem zu mustern. Mit »Monster« konnte eigentlich nur ein übergroßer Schwanz gemeint sein. Aber würde das ausreichen, um eine Frau nachhaltig zu erschrecken? Unwahrscheinlich. Vielleicht eine Behinderung? Verbrennungen? Eitriger Ausschlag?
Den ganzen nächsten Tag beobachtete ich »das Monster«. Beim Sonnen baden, beim Sport, beim Mittagessen, im Pool. Es war rein gar nichts Abartiges an ihm. Er machte sogar eine besonders gute Figur. Ich leckte mir die Lippen. Sein Körper sah vollkommen normal aus. Eigentlich so, dass ich ihn am liebsten sofort mit auf mein Zimmer genommen hätte. Und als er aus dem Wasser kam, sah ich genüsslich, dass er sehr gut bestückt war. Allerdings nicht monsterhaft.
Was auch immer es war, ich konnte es nicht entdecken. Wahrscheinlich war das alles bloß Spinnerei.
Abends schlenderte der Gentleman in legerem Sommeranzug an die Bar und orderte zwei GinTonic. Ich wartete bereits auf ihn. Er kam direkt auf mich zu. Mit dreister Selbstverständlichkeit gab er mir eines der Getränke und setzte sich an meinen Tisch.
»Du hast mir den ganzen Tag hinterher spioniert.«
Ich sah ihn unschuldig an. »Hat es dir gefallen?«
»Es wäre mir lieber gewesen, dass ich mehr von dir gesehen hätte, als du von mir.«, er grinste süffisant.
»Das können wir nachholen.«
»Ist dir denn klar worauf Du dich da einlässt?«
»Du meinst, weil Du das große böse Monster bist?«, es gab kein Versteckspiel mehr, also warum nicht alles offen legen.
»Du weißt es bereits.«, stellte er gequält fest.
»Es ist also doch etwas Wahres dran?«
»Ja.« sein Mund verzog sich zu einem schiefen Winkel. Es war ihm unangenehm. Meine Neugierde war aber neu entflammt. »Was hast Du dem armen Mädchen angetan?«
»Das musst du schon selbst herausfinden.« Sein schelmisches Grinsen war wieder da.
Ich war inzwischen so begierig auf sein Geheimnis, dass ich es fast nicht mehr aushielt. »Abnorme Sexspielchen?«
»Nichts, was du nicht auch willst.«
Er wollte also nicht raus damit. Ich würde es nur erfahren, wenn ich mit ihm schlief. Aber das hatte ich ja sowieso vor. »Werde ich schreien?«
»Vielleicht.«
»Wird es weh tun?«
»Ganz bestimmt nicht.«
In seinem Zimmer sah ich mich vorsichtig um. Es war sehr aufgeräumt. Keine weiteren Auffälligkeiten. Er machte eine Kerze an und schaltete das Licht aus. Dann zog er mich zu sich. Sein Kuss war sanft und leidenschaftlich. Er streichelte mir die Schultern entlang und streifte mir das Kleid ab. Ich spürte wie erregt er war und dass er jetzt am liebsten sofort über mich herfallen würde. Er zog den Anzug aus und drängte mich gleichzeitig mit dem Rücken an die Wand. Seine Hände waren hart und fordernd, aber auch weich und gefühlvoll. Ich hatte schon längst die ganze Monster-Diskussion vergessen und gab mich einfach nur hin.
Er nahm mich noch an der Wand. Sein Schwanz war so schnell in mir drin, dass ich von der rohen Gewalt laut aufstöhnte. Er fühlte sich gut an. Mit einer Hand an der Wand und der anderen um meine Taille geschlungen, stieß er langsam und bedächtig zu. Bei jeder Bewegung trieb er sich mit ganzer Länge tief in mich. Ich streichelte mich dabei mit der einen Hand und hielt mich mit der anderen an ihm fest. Seine Augen ließ ich nicht aus dem Blick. Sie hatten den gierigen Ausdruck eines Raubtiers. Als ich kurz vor dem Höhepunkt war, trug er mich zum Bett und legte sich auf mich. Seine ganze Schwere raubte mir fast den Atem, gab mir aber ein geborgenes Gefühl. Ich genoss jeden seiner Stöße, die mal hart, mal sachte waren. Kurz danach kam es mir und ich schrie meine Lust lautstark heraus. Jetzt legte er an Tempo zu und ergoss sich einen Moment später.
Danach rollte er sich erschöpft von mir runter. Ich kuschelte mich in seine Arme und ließ mich von ihm kraulen bis ich einschlief. Was es mit dem Monster auf sich hatte, wusste ich allerdings immer noch nicht.
Als ich aufwachte spürte ich die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Mit geschlossenen Augen tastete ich nach dem Gentleman, der breit neben mir lag, und streichelte seine Brust. Ich schnüffelte an seiner Haut. Wie gut er roch. Sofort bekam ich erneut Lust auf ihn.
Und dann sah ich das Monster. Es lag ruhig schlafend zwischen seinen Beinen. Seine blutroten Augen waren dennoch geöffnet, sein Maul war weit aufgerissen, man sah Zunge und Beisser. Der längliche, grüne Reptilienkörper endete an seinem Schaft. Seitlich hatte es blaue, rundliche Flügel, die wie eingefaltet ineinander lagen. Es war widerwärtig und abnormal und doch hatte es etwas niedliches. Ich erschrak für einen Moment, dann verstand ich.
Der Schwanz des Gentlemans war vollständig und bis in den letzten Winkel tätowiert. Vorder- und Rückseite inklusive der Hoden glänzten in schönen blauen, grünen, gelben und roten Farben. Er war ganz glatt rasiert, so dass die Tätowierung gut sichtbar war. Durch die intensiven Farben und das Monstermotiv erschien sein Schwanz wie ein eigenständiges, lebendiges Wesen. Unglaublich abartig und doch wundervoll. Ein vollendetes Kunstwerk in der Mitte seines ansonsten nicht tätowierten Körpers.
Die Schönheit und gleichzeitige Perversität des ungewohnten Anblicks raubte mir den Atem. Ich zitterte, so sehr trafen mich die gegensätzlichen Gefühle. Ohne Frage, es war ein strahlendes Schmuckstück, aber auch ein Geheimnis, dass schrecklich, aufregend und scharf zugleich war.
Ich krabbelte näher heran und küsste das Monster sanft wach. Es streckte sich und reckte mir sein Köpfchen hoffnungsvoll entgegen. Dann erwachte auch der Mann dazu. »Du hast mein Monster entdeckt. Und, du bist noch da.« stellte er beruhigt fest. Ich lächelte. »Ja, übrigens werde ich es adoptieren müssen, denn ich glaube es bekommt nicht genug Streicheleinheiten.«
Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 1
Ich freue mich sehr, dass die Story Dir gefallen hat.
Ich werde nachlegen.
Liebe Grüße Isa«
Kommentare: 7
diese heitere und erotische Geschichte hat mit sehr gefallen. Ein wirklich hübsches Ende höhöhö.
Noch viel Spass beim Schreiben - vielleicht liest man sich ja mal wieder
Landmann«
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Stafford
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