Das Spiegeluniversum
von MarcLelky
Nach einem langen Winter reizte es mich an diesem Tag besonders, wieder einmal den Wiener Prater zu besuchen. Zwar war der Ort mitunter etwas verrufen, hatte aber Spaß für jedes Alter zu bieten, und sich nur umschauen kostete nichts. Es war jedes Jahr aufs Neue spannend, vorbei am unaufhaltsam sprießenden Grün rundherum und den Ständen und Fahrgeschäften zu gehen, und die neu dazugekommenen Attraktionen zu begutachten. Vielleicht hätte ich es doch lieber sein lassen sollen, im Schweizerhaus ein Bier zu bestellen, aber es war eben gerade ein netter Platz frei gewesen, und schließlich dürfte meine Stimmung doch eher an den 19 Grad, ungetrübtem Sonnenschein und der Windstille gelegen sein.
Immer wieder hatte ich darüber fantasiert, vielleicht einmal gemeinsam mit einer Frau durch die Alleen und die Prater-Au zu gehen, aber das spielte es für mich eben nicht. Nur etwas Händchen halten war alles, das ich wollte, jedenfalls wäre das auch schon sehr schön für mich gewesen. Es war schon lange her, praktisch Jahre, wie ich zuletzt mit einer Frau im Bett war, und probiert hatte ich viel. Das mit dem Anbieten von Taschengeld hätte ich vielleicht doch noch einmal machen sollen, eine wollte sogar davor nur so mit mir einen Cocktail trinken gehen, aber es war ja doch nicht ganz, was ich suchte. Wahrscheinlich war ich nicht der einzige Mann, für den Kontaktanzeigen ungefähr so erfolgreich waren wie Lotto spielen, aber auch im wirklichen Leben gab es für mich entweder nie eine Gelegenheit, oder ich konnte die Signale eben nicht richtig deuten.
Es gab eine neue Attraktion, bei der ich mich etwas fragte, was wohl letztes Jahr noch an dieser Stelle gewesen war. „Die schrecklichste Geisterbahn des Universums“ war in großen, blinkenden Buchstaben zu lesen, die sogar bei hellem Tageslicht auffielen. Aber das war wohl alles nur eine Fassade, die sich in ein paar Tagen auf- oder abbauen ließ. Auf Bildschirmen liefen nachgespielte Szenen aus Horrorfilmen, und aus einem Lautsprecher tönte es „Kommen Sie herein! Erleben Sie …“
Während sich nebenan eine recht lange Schlange gebildet hatte, war hier niemand angestellt. Noch dazu kostete der Eintritt gerade einmal 2 Euro. „Was soll's?“, dachte ich mir, und ging zur Kassa. „Einmal, bitte.“
Ich ging ein paar Meter über das Riffelblech, drückte einem Angestellten meinen gerade bekommenen Chip in die Hand, er zeigte mir einen leeren Wagen, in den ich mich setzen konnte, und drückte den Sicherheitsbügel herunter. Abfahrt, die Doppeltüre öffnete sich und schloss sich gleich wieder hinter mir, darauf stand in altmodischer Schrift „Aufstehen während der Fahrt strengstens verboten!“. Bald tauchte eine beleuchtete Szene aus der Dunkelheit auf. Eine wohl aus Holzplatten und Pappe gebaute Straßenszene, dramatische Zeitungsschlagzeilen, sich drehende Puppen, tiefrotes und etwas grünliches Licht.
Es ging scharf um eine Kurve, nach wenigen Metern bergauf, und im nächsten Moment schreckte mich eine Art Sirenengeräusch auf, das das Rattern über die Schienen völlig übertönte, die roten Buchstaben „ALARM“ blinkten zwei Meter vor mir über der Strecke. Hellweißes Stroboskop-Licht erhellte die Umgebung, es ging geradeaus weiter, und dann – nichts.
Ruckartig blieb mein Gefährt stehen, es wurde still, nichts passierte. Sehr witzig, dachte ich mir noch, aber nach ein paar Minuten des Anklammerns an den Bügel und Umsehen in alle Richtungen tat sich immer noch nichts. „Hallo!“, rief ich laut und rüttelte herum, wartete noch ein, zwei Minuten und schrie dann noch einmal „Hallo!“, denn für „Hilfe!“ war ich mir zu stolz.
Mit einer Hand tastete ich mich in dem Wagen herum, erwischte einen eingetrockneten Kaugummi – aber an einer Seite des Sicherheitsbügels war ein kleiner Hebel versteckt, mit dem man ihn entriegeln konnte. Ganz dunkel war es ja doch nicht, und den schmalen Steg links neben mir hatte ich schon lange erahnt. Langsam und vorsichtig stieg ich aus und tastete mich die Wand entlang, und zumindest drang an einer Ecke Licht herein, so dass ich eine Tür erahnen konnte. Sie war offen, ich fand mich im Freien wieder, auf einer kleinen Plattform im ersten Stock, und konnte die Leute vorbeigehen sehen. Es kam mir etwas komisch vor, dass es dunkler geworden war, aber es waren wohl doch noch Wolken aufgezogen. Eine Treppe aus Metallstangen und gelochtem Blech führte nach unten, und wenn mich jemand fragen würde, was ich hier machte, wüsste ich genau, was ich sagen würde.
Ich wusste nicht genau, was mir in diesem Moment noch anders vorkam, aber die Leuchtschrift war abgeschaltet und mit einer Plane überdeckt, an der Kassa war auch niemand mehr, und der Zugang mit einem Absperrband versehen. „Saubande!“, sagte ich noch halblaut, um dann wieder weiter die Straße entlang zu schlendern.
Schon wieder sah mir eine Frau nach, und ein paar Meter weiter wieder. Nicht direkt, aber ich wusste, dass sie mir alle nachsahen. War meine Hose schmutzig oder sonst etwas? Etwas Besonderes konnte ich nicht an mir sehen. Gut, ich war ein gar nicht so schlecht aussehender Dreißigjähriger, aber was hatte mir das bis jetzt genützt?
An einem Imbiss-Stand wollte ich mir erst einmal ein bisschen was genehmigen und studierte die große Karte über dem Verkaufsfenster.
„Einmal Zwiebelringe, und ein Bier … nein, doch lieber Cola.“
„3 Euro 60 bitte“, sagte der Verkäufer.
„Moment“, sagte ich und kramte in meiner Geldbörse, „eins, zwei, … äh, ja, lassen Sie das, ist leider zu wenig.“
„Kann ich weiterhelfen?“, sagte die Frau mit den langen schwarzen Haaren, die hinter mir angestellt war, und lächelte mir ins Gesicht.
„Ich … muss noch etwas Geld abheben.“
„Kein Problem“, sagte sie, und drückte mir eine 2-Euro-Münze in die Hand.
Ein paar Sekunden lang stand ich wie angewurzelt da, um mich herum Getöse und laute Musik. Dass die Blonde hinter ihr auch die Hand an der Hosentasche hatte, und enttäuscht das Gesicht verzog, konnte ich deutlich sehen – aber dann sagte ich nur „Oh, danke!“, und drehte mich wieder zum Verkäufer. Ich legte die Münze zu meinem zu wenigen Geld dazu, das noch dort lag, und er nahm es wortlos und drückte mir meine Bestellung in die Hand. Ich ging zu einem der Stehtische – und sie stelle sich mir gegenüber. Wollte sie vorhin nicht auch etwas bestellen? Stattdessen stand sie nur da und lächelte mich an. „Bitte!“, sagte ich, bot ihr einen Zwiebelring an, und etwas zögernd griff sie zu.
Die Blonde war wieder da, und tupfte die Schwarzhaarige an die Schulter. „Ich habe ihn zuerst gesehen“ musste es ungefähr geheißen haben, was sie ihr ins Ohr gemurmelt hatte, und dann riss sie sie auch schon am Arm und zog sie einen Meter weg. „Hey!“ konnte ich noch hören, Beschimpfungen, hin und her stoßen, bis sich die beiden auf dem Platz vor dem Lokal prügelten. In weniger als einer Minute bildete sich ein Kreis aus Schaulustigen herum, fast nur Frauen – und ich trank schnell aus und nahm das restliche Essen mit. Als ich weiterging und versuchte, mich etwas zu beruhigen, kam mir eine Polizistin entgegen, die würde sich schon darum kümmern.
In der U-Bahn-Station blieb ich an einer Stelle auf dem Bahnsteig stehen, und sah noch einmal genauer auf das Plakat auf der anderen Seite der Gleise. Eine Fußballerin stand auf einem sattgrünen Rasen mit eingezeichneten Linien, darüber „Gewalt gegen Männer? Klares Abseits!“. Mit einem komischen Gefühl im Magen fuhr ich die paar Stationen bis zu meiner Haltestelle, sah beim Ausgang ein Plakat mit einem halbnackten, athletischen Mann, der für eine Espressomaschine warb, auf dem Weg zu meinem Wohnhaus noch eines, und atmete einmal tief durch.
Ich klappte das Notebook auf und schaute aus einem Gefühl heraus, oder doch nur so zum Spaß, wieder einmal auf diese Kontaktanzeigen-Seite. Irgendwie sah sie anders aus, aber die Gestaltung änderte sich eben manchmal. Es gab 2853 Männer, die eine Frau suchten – und 12340 Frauen, die einen Mann wollten. Über 1000 Frauen waren auf der Suche nach einer anderen Frau – und nur wenige 100 Männer wollten einen anderen Mann. Nur einmal so tippte ich hastig ein neues Profil von mir hinein, ohne Foto, nichts, mit nicht viel mehr Daten als dass ich männlich und 32 war, und eine Frau als nette Freizeitbekanntschaft suchte. Ich klappte den Deckel zu, starrte auf die Wand vor mir, holte noch einmal tief Luft. An sich wollte ich an diesem Tag nicht mehr weggehen, aber es war Freitag und jetzt schon dunkel. Aus verschiedenen Gründen war ich schon ewig nicht mehr dort gewesen, aber wann sperrte schnell noch einmal die Disco auf?
* * *
Knapp vor dem Eingang dachte ich mir noch, dass ich vielleicht doch keine Turnschuhe hätte anziehen sollen, aber die muskulöse Frau im Anzug, die beim Eingang stand, wünschte mir nur einen schönen Abend. Gerade vorhin hatte ich nicht nur keinen Eintritt gezahlt, sondern auch noch einen Gutschein für ein Freigetränk bekommen. Eine Stunde vorher hätte ich mich noch über das „Gentleman's Night“-Plakat gewundert, aber jetzt nicht mehr. Allzu viele Leute waren noch nicht da, und ich setzte mich erst einmal an die Bar und investierte den Gutschein in ein Tonic – lieber ohne Gin, das mir der junge Mann dort wortlos hinstellte. Ich nahm mein Smartphone zur Hand, wollte endlich nachsehen, warum ständig das Signal für neue E-Mails kam – und sah, dass die Übersicht über den Posteingang komplett voll mit Benachrichtigungen der Kontaktanzeigen-Seite war. Ich überflog ein paar … „Hallo, ich habe mir gedacht, ich schreibe dir einmal …“ … „Und, Bock auf ficken? Meine Muschi wartet auf dich!“, sah ein paar Bilder mit Gesichtern von Frauen, Aufnahmen aus dem Intimbereich – und steckte es wieder ein. Kaum hatte ich ausgetrunken und mich ein bisschen umgesehen, setzte sich auch schon eine junge, schlanke Frau neben mich.
„Darf ich dich auf etwas zu trinken einladen?“, konnte ich ungefähr verstehen, als sie mir wegen der lauten Musik ins Ohr brüllte, ich zuckte mit den Schultern, machte eine zustimmende Bewegung, und wir bekamen beide ein kleines Bier in einem dünnen, hohen Glas hingestellt. Wir prosteten uns zu, sie stellte das Glas ab, und ich war mir nicht sicher, ob ich gerade zaghaft ihre Hand auf meinem Rücken gespürt hatte. Ich hätte das niemals gemacht, aber wenn es so wäre, na und?
Sie sah in Richtung der Tanzfläche, auf der jetzt schon ein paar Leute waren, und ich stand langsam auf. Meine für einen kurzen Moment ausgestreckte Hand war wohl Einladung genug für sie, sie zu packen und mich in die Mitte zu schleifen. Die Musik war nicht so übel, aber drei Stücke später war ich doch etwas außer Atem und ging an den Rand, sie folgte mir sofort. Für einen Augenblick ging sie weg, um mir sogleich ein Glas Mineralwasser zu bringen.
„Und, möchtest du noch zu mir mitkommen?“ waren die Worte, die ich vorher so noch nie von einer Frau gehört hatte, und wenn, dann musste es schon lange her sein. Sicher, für andere Männer war es vielleicht normal, einfach so eine Frau abzuschleppen – aber sie hatte nun einmal mich abgeschleppt, und ich überhaupt nichts gemacht, bis jetzt noch dazu keinen Cent für irgendwas bezahlt, und Frauen machten das eben meisten nicht. Außer … Nein, ich versuchte, nicht mehr darüber nachzudenken, und sagte nur „Ja, gerne.“
Ja, es waren Männer, die sich entlang der halbdunklen Straße aufgestellt hatten und auf Kundschaft warteten, alle ungefähr wie der hinter der Bar, nur noch knapper angezogen. Ich ging mit ihr zwar in eine andere Richtung, konnte aber noch sehen, wie einer davon einen gerade aus der Disco kommenden Mann ignorierte, einer Frau hingegen deutlich zulächelte. Eine andere blieb stehen und wechselte ein paar Worte mit ihm.
Fast machte ich mir mehr um sie Sorgen als um mich, als wir durch die Straßen gingen, aber da waren wir auch schon an ihrer Haustür. Hastig kramte sie nach ihrem Schlüssel, sperrte die Wohnung im ersten Stock auf – und stürzte sich nach dem Zufallen der Tür sofort auf mich. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie sich der Kuss einer Frau anfühlte, aber ein wohliges Kribbeln durchfuhr sofort meinen Körper, und ich kämpfte in ihrem Mund mit ihrer Zunge. Wahrscheinlich hätte ich sie ein Stück weit tragen können, aber sie nahm mich an der Hand und zerrte mich in Richtung Schlafzimmer.
Die Vorhänge waren zugezogen, und sie küsste mich nocheinmal, ließ ihre Hände immer tiefer wandern, drängte sich an meine Hose, fühlte, was sich unweigerlich langsam aufbaute, und ich öffnete die Gürtelschnalle. Sofort riss sie meine Jeans hinunter, auch gleich die Unterhose, und berührte meine Eichel mit der Zunge, nur um dann sofort alles in ihrem Mund verschwinden zu lassen. Ihre Hände massierten mich und versuchten gleichzeitig, mir die Hose ganz auszuziehen, bis ich sie abstreifte und neben das Bett legte. Sie setzte sich hin, ich ließ mich auf das Bett fallen – und sie warf sich über mich und drückte mich nach unten. Eine Sekunde lang lächelte sie mir ins Gesicht, um dann ihre Lippen wieder über meinen aufgerichteten Fahnenmast zu stülpen.
„Hast du …?“, wollte ich sagen, doch da nahm sie auch schon ein Kondom aus der Lade. Lässig riss sie die Verpackung auf und legte es an mir an. Ich wollte wenigstens die Spitze zudrücken, aber das hatte sie schon längst gemacht, und es mit einem Ruck den ganzen Schaft entlang abgerollt. So schnell, dass ich es kaum mitbekommen hatte, hatte sie ihr T-Shirt, ihren BH und auch noch ihr Unterhöschen ausgezogen und in eine Ecke geworfen. Ganz langsam wollte ich mit den Händen ihrem Körper erforschen, mit meiner Zunge – doch da kniete sie auch schon über mir. Für einen kurzen Moment spürte ich noch ihre Hand, im nächsten Augenblick schon ihre heißen, geschwollenen Schamlippen. Sie glitt auf mir herunter, bis ich sie ganz ausfüllte, immer wieder, klammerte sich an mir fest, benutzte mich. Bei jedem Aufstöhnen von ihr durchzuckte es mich, ich konnte noch, aber wie lange noch?
„Ok“, sagte ich und trennte mich von ihr, drückte sie leicht weg, und drehte sie sanft auf den Rücken. Ihr „und was jetzt?“-Gesichtsausdruck wurde zu einem erstaunt-erfreuten „Oh!“, als ich mich über sie beugte, etwas innehielt, um dann an ihrem Scheideneingang anzusetzen und in sie einzudringen. Ihre Beine waren fast nebeneinander durchgestreckt, während meine gespreizt über ihr lagen. Ich beugte mich weiter vor, über ihre Brüste, küsste sie hastig. Dass sich etwas anbahnte, spürte ich deutlich, aber ich war immer noch gut in Form, als ich mich durch ihren Liebeskanal bewegte.
Wieder rutschte ich aus ihr heraus, und drückte diesmal ihre Beine in die Höhe und hob sie etwas. Sie zappelte ein bisschen, setzte mir aber sonst keinen Widerstand entgegen – auch nicht, als ich zwei Finger mit etwas Spucke darauf an ihrem Hintereingang ansetzte und alles etwas verrieb, einen Zentimeter eindrang. Sie ließ ein tiefes Stöhnen los, und es wurde noch viel tiefer und länger, als ich meine nun noch mehr angeschwollene Eichel an sie presste und mich in sie drängte. Es war eng, aber langsam kam ich doch weiter, und als ich den Widerstand überwunden hatte und fast ganz in ihr war, ließ sie einen spitzen Schrei los.
„Tut mir leid, ich wollte nicht ...“, sagte ich, und zog mich etwas zurück, aber ich hörte nur ein „Mach weiter!“ und spürte, wie sie versuchte, mich wieder näher zu sich zu ziehen. Noch einige Male stieß ich zwischen ihre festen Rundungen, während ich mich an ihre steil nach oben ragenden, weichen und glatten Beine klammerte, spürte wie sich die Säfte ihren Weg bahnten, und wie ich alles in ihren Darm gespritzt hätte, wenn ich unvernünftig gewesen wäre. Der Orgasmus erfasste mich tief und fest, ich schüttelte alles aus mir heraus – und als sich schon das Gefühl völliger Entspannung ausbreitete, kam tief aus meinem Inneren noch einmal ein angenehmes Gefühl auf, lief noch spitzer auf einen Höhepunkt zu – und nun konnte ich vollkommen zusammen mit ihr explodieren, ihre und meine Finger gemeinsam an ihrer brennenden Muschi spüren und ihr Stöhnen hören.
Fast etwas schüchtern kam sie ins Badezimmer, legte mir ein Handtuch hin, und an der Tür gab sie mir noch eine Karte mit ihrer Telefonnummer und ihrer Mail-Adresse. Unter auf der Straße machte ich 10 Sekunden lang die Augen zu, drückte mir die Hände auf den Kopf – aber das Plakat mit dem halbnackten Typen war immer noch da. Kurz kam es mir so vor, als ob ein rotes Zucken über den ganzen Nachthimmel ging. Ein Gewitter?
* * *
Geschlafen hatte ich einerseits ganz gut in meinem eigenen Bett, war aber andererseits auch einige Male aufgewacht. Gedankenfetzen durchzogen meine Träume, ob ich nicht doch noch länger bei ihr bleiben hätte sollen, was mir vielleicht entgangen war. Aber fast hätte ich erwartet, dass sie am Ende Geld verlangt, da sie ja doch nur Augen für meinen Schwanz gehabt hat. Dann wieder Szenen, in denen fast alle Frauen auf der Straße größer als ich waren, und mich eine davon locker hochheben konnte.
Die Nachrichten wegen meines Kontakt-Profils waren seit gestern noch viel mehr geworden, schon fast 400, und während ich sie überflog, nur ein paar mit auffälligen Betreffzeilen öffnete, trudelten praktisch im Minutentakt neue ein. Was wäre wohl passiert, wenn ich mir mehr Zeit für den Text genommen und auch ein Bild hineingegeben hätte? Ich überlegte, ob ich jemand zurückschreiben sollte, aber wem? Denen, die „ich möchte sofort deinen Schwanz haben“ schrieben, und mir auch ein Bild davon mitschickten, wo er ihrer Meinung nach besser heute als morgen noch hingehörte, oder denen, die einen etwas längeren Text geschrieben und alle ihre Fantasien dargelegt hatten? War es nicht genau das, was ich wollte, einfach so ein bisschen durch die Frühlingslandschaft gehen, und dann sehen, was sich entwickelte?
An diesem Samstag Vormittag war es praktisch so wie immer, als ich ein paar Sachen einkaufen ging. Zwar achtete ich doch heimlich darauf, wie groß die Frauen um mich waren, und ging deshalb recht knapp an manchen vorbei, aber größer war keine. Trotzdem, das Gefühl, dass mir manchmal eine nachsah, wurde ich nicht ganz los. Am Nachmittag war es immer noch sonnig und kaum ein Windhauch zu spüren, so dass ich mich einmal in Richtung Schönbrunn aufmachte, schließlich war das näher von mir als der Prater.
Die Spuren des Winters waren noch nicht ganz verwischt, aber auch die Bäume im Schlosspark, deren Kronen im Sommer einen natürlichen, schattigen Tunnel bildeten, waren schon recht grün, und die Schotterwege mit Leuten bevölkert, die entweder laufen oder einfach nur gemütlich durch die Gegend schlendern wollten. Nach der Rosenschau sah ich eine sportliche, jüngere Frau auf einer Bank sitzen, die sich gerade etwas ausrastete. Wie oft schon hatte ich eine wie sie gesehen, und wäre am liebsten mit ihr mitgegangen – aber was hätte ich sagen sollen? Eine kleine Touristengruppe ging an uns vorbei, jemand lief in die andere Richtung, aber sonst war niemand hier, und ich setzte mich zu ihr an das andere Ende der Bank. Die Frau hob ihren Blick vom Boden, und die Sonne schien auf uns beide.
„Entschuldigung?“, sagte ich nach einer Minute in ihre Richtung.
„Ja?“, reagierte sie sofort und richtete ihren Blick zu mir.
„Nur so eine Frage … würden Sie gerne mit mir ins Bett gehen?“
Sie hustete kurz, nur ganz leise, stieß Luft aus, legte ihre Hand an die Brust.
„Aber wir kennen uns ja kaum. Andererseits … ja, gerne!“
„Auch jetzt gleich, oder …?“, fragte ich nach.
„Warum nicht?“
Ihre Finger trommelten schnell auf das Holz der Bank, und ihre Blicke schweiften rasch umher. Bei einer Hecke, deren austreibende Blätter es wohl schon bald gut verstecken würden, war eines diese historischen Toilettenhäuschen. Einen Augenblick lang stand ihr Mund etwas offen, als sie meinen dort hin fixierten Blick bemerkte, aber dann zuckte sie nur kurz mit dem Schultern und stand mit mir auf.
Zum Glück war die Tür offen und die Wintersperre schon vorbei, so dass wir in einem unbeobachteten Moment hineingingen und hinter uns zusperrten. Vorsichtig legte ich meine Hände über ihre Schultern, wollte mich langsam den Rücken hinunterarbeiten – doch sie war viel schneller und schon dabei, mir die Hose hinunterzuziehen. Schon bei ihrer Antwort war mein Blutflus
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(AutorIn)
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MarcLelky
Der Begriff "Spiegeluniversum" wird z.B. öfters für einen Handlungsstrang verwendet, der manchmal in Star Trek aufgetaucht ist. Es war aber nicht direkt eine Anspielung darauf, sondern es ist eine Welt, in der etwas gegenüber unserer "spiegelbildlich" umgekehrt ist.«
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rockyyy
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Aber täsche ich mich, oder hast du Gelegentlich ein falsches Wort erwischt? Vielleicht liegts ja auch nur an deinen mutmasslich österreichischen (Sprach-)Wurzeln. z.B. "[in der Schlange] war hier niemand angestellt" und "die sich gerade etwas ausrastete"«
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Schlafloser Single
Der Einleser hat einen wirklich schönen Text ersonnen, der aber nicht ganz passend ist, da muss ich meinen Vorrednern Recht geben.«
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Vielleicht muss man Si-Fi Romane gelesen haben um zu verstehen, was der Autor mit Spiegeluniversum gemeint hat.«
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weiter so«
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herrin vom see
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Levaldo
Den Lesefluss fand ich aber nicht so toll. Es blieben immer wieder offene Fragen. Warum versucht der Protagonist z. B. nicht mal seine Verwirrung zu verstehen? Die Erotik blieb dabei auch auf der Strecke.«