Das Tagebuch
von Haltickling
Montag, 8. Mai 2000
Liebes Tagebuch,
Nirgendwo irgendwelche Neuigkeiten, weder ein neues Foto-Shooting noch ein neuer, vorzeigbarer Mann. Langsam werde ich zu einem sehr einsamen Mädchen, obwohl ich ein gutaussehendes Fotomodell bin. Oder vielleicht deswegen?
Manchmal glaube ich, alle Männer sind nur an Sex mit mir interessiert. Aber ich will nicht ungerecht sein: Vielleicht sind die wirklich netten Männer nur zu schüchtern, um ein Fotomodell anzusprechen. Was auch immer, die Nächte in München können verdammt kalt sein für ein Mädchen, das sich nur nach etwas Liebe und Zärtlichkeit sehnt...
*
Susanne seufzte, als ihre Freundin so viel redete. Normalerweise war Claudia nicht so gesprächig, aber heute schien sie jemanden zu brauchen, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. So unwahrscheinlich das auch klingen mag, Claudia schien sehr einsam zu sein und sich sehr nach Liebe zu sehnen. Unwahrscheinlich deswegen, weil Claudia eines der bestaussehenden Mädchen war, die Susanne kannte. Groß gewachsen, fließendes goldglänzendes Haar, unglaublich schlank in der Taille, aber mit den wichtigen Kurven an allen richtigen Stellen. Sie war sehr helle und schnell im Begreifen neuer Dinge, und ihr Herz war mindestens so golden wie ihr Haar. Sie war die beste Freundin, die ein Mann oder eine Frau sich nur wünschen konnte.
Doch kaum jemand sah in ihr mehr als ihre oberflächliche Ähnlichkeit mit Claudia Schiffer, dem weltberühmten Fotomodell. Sie besaßen sogar den gleichen Vornamen. Bei näherem Hinsehen konnte man die beiden jedoch kaum verwechseln. Aber kaum jemand machte sich die Mühe, genauer hinzusehen, daher reduzierte man ihre wirklichen Qualitäten immer nur auf das Level eines Claudia-Schiffer-Doubles, so viel billiger und leichter zu bekommen als das Original.
Die Modewelt war grausam, Susanne kannte das aus eigener Erfahrung. Sie hatte als 18-Jährige die Schule verlassen, um selbst Fotomodell zu werden, und anfangs hatte sie damit sogar mehr Erfolg als Claudia. Doch dann passierte der schreckliche Motorrad-Unfall, und Susannes linker Arm blieb steif und hässlich vernarbt. Niemand wollte sie mehr als Modell, und jetzt verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs. Der einzige freundliche Mensch, der sich um sie kümmerte, war Claudia.
Deshalb hörte Susanne ihrer Freundin auch geduldig zu, und sie fühlte mit ihr. Endlich brachte der Ober die Rechnungen. Der Service im Café Annast war wie immer langsam, doch es war ein guter Platz für die Jungen, Reichen und Schönen, um gesehen zu werden. Zusammen verließen sie das Lokal, auf die belebte Ludwigstraße hinaus. Der Taxistand war verwaist, doch auf der anderen Straßenseite näherte sich ein Taxi. Claudia eilte hinüber, um es abzufangen, und drehte sich nochmals winkend zu Susanne um. In diesem Moment passierte es: Ein großer Mercedes-Sportwagen schoss aus einer Parklücke, und Claudia rannte geradewegs in seine Beifahrertür. Mit einem hässlichen Geräusch fiel sie zu Boden, ihr modischer kleiner Rucksack flog durch die Luft, und sie lag auf dem Asphalt, noch immer benommen von dem Aufprall.
*
Mittwoch, 10. Mai 2000
Liebes Tagebuch,
endlich ist etwas passiert! Etwas Schreckliches und gleichzeitig Wunderbares! Ich wurde von einem Auto angefahren, als ich zusammen mit Susanne das Café Annast verließ. Meine eigene Schuld, ich habe viel zuwenig auf den Verkehr geachtet. Oh, es tat so weh, und meine linke Körperseite, Knie und Ellbogen schmerzen immer noch. Aber glücklicherweise habe ich nur ein paar harmlose Abschürfungen davongetragen, und einige Körperstellen werden in den nächsten Tagen wohl recht bunt werden.
Wie kann ein Autounfall so wunderbar sein, fragst Du vielleicht, mein liebes Tagebuch. Nun, eigentlich ist es der Fahrer! Was für ein Mann! Wie ich ihn beschreiben würde? Etwa 35, eine Handbreit größer als ich (als ich meine hochhackigen Schuhe wieder an hatte, waren wir gleich groß), kurzes dunkelblondes Haar, mit einem schlanken, drahtigen Körper (nicht zu athletisch). Er trug einen dunklen, maßgeschneiderten Anzug, sein Gesicht ist unwahrscheinlich ausdrucksvoll, mit einigen tiefen Linien, und er war glatt rasiert (oh, wie ich diese modischen Dreitage-Stoppelbärte hasse!). Seine Stimme ist sehr männlich, und er spricht sehr gebildet und kultiviert. Das Beste aber sind seine Augen: Ich habe nie interessantere dunkelbraune Augen gesehen, und sie sahen besorgt und ein wenig traurig drein, als er mir vom Boden hochhalf. Sie blitzten wie Lichter auf, als ich ihm sagte, dass ich in Ordnung bin. Und sie bohrten sich tief in mein Herz! Ich glaube, ich habe mich verliebt, juhuu!
Er gab mir seine Visitenkarte (beeindruckender Direktorentitel), und er fragte mich, wo er mich erreichen könnte, wenn er sich nach meinem Befinden erkundigen möchte, in ein paar Tagen. Er trug keinen Ring (danke, ich hatte schon meinen Anteil an verheirateten Männern!), deshalb gab ich ihm meine Telefonnummer. Seitdem habe ich mein Telefon kaum verlassen, da ich jeden Moment seinen Anruf erwartete. Oh, wie ich hoffe, dass Felix (so heißt er nämlich) meine Gefühle teilt! Aber ich kann ihn nicht anrufen, ER musste jetzt einfach den nächsten Schritt machen!
*
Freitag, 12. Mai 2000
Liebes Tagebuch,
Ja!!! Heute rief er mich an, entschuldigte sich nochmals für den Unfall und erkundigte sich nach meinem Befinden. Mein Herz schlug so laut, dass ich fürchtete, er könnte es am Telefon hören! Doch seine ruhige, männliche Stimme half mir, meine Nervosität zu besiegen. Wir hatten eine nette, fast schon witzige Unterhaltung, und schließlich lud er mich zum Essen ein, irgendwann am kommenden Wochenende. Zuerst tat ich so als ob ich ganz schrecklich viel zu tun hätte, aber dann (was für ein Zufall!) fand ich doch noch einige freie Stunden am Samstag Abend. Er lud mich in das älteste und wohl auch teuerste italienische Restaurant Münchens ein. Ich bin im siebten Himmel!
*
Endlich war es Samstag Abend, und Claudia genoss ein wundervolles Dinner in der Osteria Italiana. Felix zeigte sich als höchst aufmerksamer Gastgeber: Er half ihr aus dem Mantel, rückte ihren Stuhl zurecht, füllte Wein nach, bevor die Ober es bemerkten, und sorgte für ein entspanntes und sehr unterhaltsames Gespräch. Nach dem Essen bestellte er eine Flasche Champagner, und beim Anstoßen kamen sie überein, sich gegenseitig mit Vornamen anzusprechen. Es war ganz klar, dass Felix ebenfalls Gefühle für die schöne Claudia hegte. Nicht ein einziges Mal erwähnte er ihre Ähnlichkeit mit Claudia Schiffer. Endlich hatte sie einen Mann getroffen, der sie um ihrer selbst willen mochte.
Er fuhr sie mit seinem Sportwagen nach Hause, und er fragte auch nicht, ob er noch mit nach oben kommen dürfe. Claudia ermunterte ihn auch nicht dazu; es war einfach nicht richtig, dass ihre erste Verabredung gleich im Bett endete. Von dieser Art von Verhältnissen hatte sie genug gehabt. Felix war etwas Besonderes. Doch als sie ihm ein Gute-Nacht-Bussi auf die Wange gab, schüttelte er den Kopf und lächelte. „Glaubst du wirklich, das reicht?“ fragte er schelmisch. Sie sahen sich tief in die Augen, und im selben Sekundenbruchteil umarmten sie sich mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände streichelten zärtlich über ihren Rücken, aber er berührte auch ihre seitlichen Rippen. Sie brach den Kuss sofort ab und kicherte: „Nicht, du kitzelst mich!“
Er grinste wie ein Lausbub: „Was ist so falsch an einem kleinen Lachen?“ Sie sog scharf die Luft ein und floh regelrecht aus dem Wagen, so schnell ihre hohen Schuhe das erlaubten, in Richtung ihrer Haustüre. Später, im Bett, schalt sie sich selbst eine dumme Kuh, dass sie so übertrieben auf ein bisschen völlig harmloses Kitzeln reagiert hatte, das vermutlich nicht einmal absichtlich geschehen war. Doch dann erinnerte sie sich an Susannes Bemerkung, dass er ziemlich intensiv auf ihre Füße gestarrt hatte, als sie ohne Schuhe neben seinem Wagen lag. Damals hatte sie es als belanglos abgetan: „Na, wenigstens hat er mich nicht mit seinen Blicken ausgezogen!“
Könnte Felix vielleicht doch irgendwelche seltsame Neigungen pflegen? Undenkbar! Trotzdem hatte sie fürchterliche Angst vor dem Gekitzeltwerden, seit dem Erlebnis in ihrer Jugend, vor zehn Jahren. Damals hatte sie noch mit ihren Eltern in Berchtesgaden gewohnt, einem kleinen Erholungsort in den Bayrischen Alpen. Es war schön, in einem so stilvoll romantischen Dorf aufzuwachsen, umgeben von der weitgehend unberührten Natur vor einer majestätischen Bergkulisse. Doch ihre Schulkameraden waren ein rauer Schlag, und besonders die Jungs belästigten sie ständig, weil sie so gut aussah.
Sie wühlte in ihrem Nachtkästchen und suchte ein sehr altes Tagebuch heraus. Endlich fand sie es und blätterte die schon leicht vergilbten Seiten durch, um ihr traumatisches Kitzelerlebnis noch einmal nachzulesen:
Samstag, 14. Juli 1990
Liebes Tagebuch,
Gestern war wirklich Freitag der 13. für mich! Nie werde ich vergessen, was diese schreckliche Mitterhuber-Bande mir angetan hat! Aber ich sollte von vorne beginnen:
Nach der Schule ging ich gleich nach Hause. Am Nachmittag gingen meine Freundin Luise und ich in den Wald, um Himbeeren für einen Obstkuchen zu pflücken, den wir am Wochenende backen wollten. Luise kannte immer die besten Plätze, um Beeren und Pilze zu sammeln, und schon bald hatten wir eine Lichtung mit Himbeersträuchern gefunden, die voll köstlicher, reifer Früchte hingen.
Wir waren so in unsere Arbeit und unser Gespräch vertieft, dass wir die sechs von hinten anschleichenden Jungs gar nicht bemerkten. Plötzlich fielen sie über uns her und rangen uns zu Boden. Es waren die grässlichen Mitterhuber-Zwillinge mit ihren Freunden, und die hatten ständig nur Unfug im Kopf. Mühelos hielten sie uns am Boden fest, wir hatten keine Chance gegen sechs kräftige Bergbauern-Söhne. Ihr Anführer Alois fragte uns aus: „Na, wer von euch hat uns verpfiffen? Wer hat der Lehrerin geflüstert, dass wir hinter dem Senf-Streich stecken?“
Anfangs der Woche hatte jemand die Unterseite des Lehrerpults mit Senf beschmiert, wohl wissend, dass Frl. Schneiders Rock damit in Kontakt kommen würde, wenn sie wie immer ihre Beine unter dem Pult übereinander schlug. Als sie aufstand, um etwas an die Tafel zu schreiben, sahen wir alle den großen, grünen Fleck auf ihrem hellgrauen Rock. Ich hatte keine Ahnung, wer dahinter steckte, obwohl ich so meine Vermutungen hatte. Auch Luise erklärte, dass sie völlig unschuldig war, aber die Burchen glaubten uns kein Wort.
Die fiesen Zwillinge setzten sich rittlings auf unsere Hüften, während ihre Freunde unsere ausgestreckten Arme und Beine am Boden festhielten. Dann grinste Alois: „Das werden wir schon noch herausfinden! Alle kleinen Mädchen sind doch kitzlig, oder?“ Und beide Zwillinge kneteten unsere Rippen und Weichteile mit ihren starken Fingern. Verdammt, und wie das kitzelte! Wir konnten uns kein bisschen bewegen, nur wie verrückt lachen. Erst nach mehreren Minuten gönnte man uns eine Pause, nur um weiter verhört zu werden. Weiter ging die Kitzelfolter, diesmal in unseren Achselhöhlen. Die Finger tanzten wild in den empfindlichen Wölbungen, sie kratzten sanft und piekten uns und kitzelten uns auf Teufel komm raus! Ich war bald völlig außer Atem, aber Luise war noch um Einiges kitzliger als ich. Sie flippte total aus und schlug wild um sich, bis die Kitzelfolter endlich für eine erneute Pause unterbrochen wurde.
„Na, wer war’s? Wir können noch den ganzen Tag so weitermachen, das ist euch schon klar, oder? Und wir haben noch nicht einmal angefangen, eure Füße zu kitzeln; die kommen als Nächstes dran. Gesteht!“ Und Luise gestand. Ich war entsetzt! Sie hatte die Bande tatsächlich bei Frl. Schneider verpetzt! „Jetzt wisst ihr alles. Aber bitte kitzelt mich nicht mehr!“ jammerte und winselte sie.
Mit seinem bösartigsten Grinsen zog er Luises Sandalen aus. Sein Bruder ließ mich in der Obhut seiner Freunde und half Alois an Luises anderem Fuß. So dankbar ich auch war, nun in Ruhe gelassen zu werden, so leid tat mir Luise, die jetzt die Fußkitzelung ihres Lebens erfuhr. Über zehn Minuten lang ließen die Jungs ihre Finger über die zarten Sohlen wandern, zappelten damit unter ihren Zehen, um dann mit dem Fingernagel sanft den Außenrand der Fußsohle zu kratzen. Luises Atem kam nur noch als erschöpftes Keuchen; ihr schrilles Lachen hatte sich in lautlose Schreie verwandelt, und Tränen strömten ihr übers Gesicht. Endlich, kurz bevor sie in Ohnmacht fiel, hörten die Zwillinge mit dem Kitzeln auf.
Doch das Schlimmste sollte uns erst noch bevorstehen! Alois verkündete sein Urteil: „Das war noch nicht einmal die Hälfte der Bestrafung, die ihr verdient habt. Ihr beide werdet eine ganz besondere Nacht im Wald verbringen. Luise als die Verräterin, und die ach so süße und unschuldige Claudia, weil sie uns das nicht gesagt hat. Helft ihnen hoch!“ Die Burschen stellten uns unsanft auf die Beine und führten uns zu einer anderen Lichtung in der Nähe. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ich den riesigen Ameisenhügel dort sah! Sie wollten uns doch nicht da hinein stecken, oder? Aber sie hatten noch grausamere Pläne.
Sie banden unsere Oberkörper an die Bäume, die dem Ameisenbau am nächsten standen. Vorher hatte man uns schon die Blusen ausgezogen, doch glücklicherweise trugen wir beide unsere BHs, die wir zu unserem 14. Geburtstag bekommen hatten und auf die wir so stolz waren. Man wagte nicht, uns auch diese abzunehmen. Die Burschen waren gemein, aber nicht kriminell. Auf jedem Bauernhof waren genügend Seile und Stricke zu finden, so dass es uns nicht erstaunte, die Burschen gut ausgerüstet zu sehen. Sie schlugen kurze Holzpflöcke in den Waldboden und fesselten unsere nackten Füße daran.
Alois setzte seine Ansprache fort: „Diese Ameisen sind weder gefährlich noch aggressiv. Nur sehr selten beißen sie, und dann juckt es nur für eine Weile. Wie wir herausgefunden haben, mögen sie unseren süßen bayerischen Senf sehr, der überhaupt nicht scharf ist. Und genau diese Delikatesse werden sie bald auf eurer Haut finden! Keine Sorge, Bienen und Wespen werden euch in Ruhe lassen, sie mögen den Senf nicht. Dafür Fliegen und Ameisen umso mehr! Morgen früh kommen wir und befreien euch. Ich wünsche euch eine interessante, sehr heitere Nacht!“ Und die Jungs beschmierten unsere Fußsohlen und Zehen mit dem dunkelbraunen Senf, ebenso wie die frei zugängliche Haut an Rippen und Bauch. Nur eine dünne Schicht. Schon die ‚Bemalung’ brachte uns zum Lachen, da alle unsere kitzligsten Stellen berührt wurden.
Lachend verzogen sich die Jungs in den Wald und ignorierten unser Betteln und Flehen. Wir fühlten uns so hilflos und verlassen, und wir hatten wahnsinnige Angst vor den Ameisen, trotz der Bemerkung, dass sie nicht gefährlich wären. Eine ganze Weile ließen sie uns auch in Ruhe. Plötzlich fing Luise an, sich zu krümmen und zu winden. „Oh Gott, sie haben meine Füße entdeckt!“ keuchte sie. Unsere Füße waren dem Ameisenhügel am nächsten, daher hatten die Tiere sie auch zuerst gefunden.
Man hatte uns auf schlaue Art gefesselt: Meine Beine waren leicht gespreizt nach vorne ausgestreckt, und dazwischen stand der Baum, an den Luise kniend gebunden war. Ihre Füße zeigten nach rückwärts, unsere Gesichter waren einander zugewandt. So konnten wir den Ameisen auf der Haut der jeweils anderen zusehen. Zuerst waren es nur wenige, doch bald wuchs der Ansturm an, Hunderte von winzigen Füßchen auf unseren Fußsohlen, ich fühlte sie jetzt auch. Das leichte Jucken verwandelte sich schnell in ausgewachsenes Kitzeln, und wir mussten beide heftig lachen und kichern.
Noch einen sadistischen Aspekt besaß unsere Situation: wenn wir zu sehr mit den Zehen zappelten, bissen uns die Ameisen dort. Es tat nicht weh, doch bald fühlten sich unsere Füße an, als wären sie mit Juckpulver behandelt worden. Daher versuchten wir beide, uns trotz der unerträglichen Kitzelfolter so wenig wie möglich zu bewegen!
Plötzlich musste ich aufschreien: Ein große, blauschillernde Fliege hatte es sich in meiner Achselhöhle bequem gemacht, und diese Berührung übertraf die der winzigen Ameisen bei weitem. Gemächlich spazierte sie umher und genoss den süßen Senf, der nun schon leicht eingetrocknet und klebrig war. Eine zweite Fliege landete in meiner Magengegend, doch meine vor Lachen zuckenden Bauchmuskeln vertrieben sie wieder. Offensichtlich nur, um Verstärkung zu holen, denn schon bald tanzte ein rundes Dutzend von ihnen einen kitzligen Mambo auf meinem Oberkörper, und die ließen sich nicht mehr verscheuchen. Ich war so mit meinem eigenen Lachen beschäftigt, dass ich Luises Reaktion gar nicht bemerkte, die ihre eigenen Probleme mit der zahlreichen Verwandtschaft meiner Fliegen hatte.
Endlich verloren die geflügelten Quälgeister das Interesse und flogen weiter. Daher konnte ich beobachten, dass die Ameisen einige ihrer typischen Straßen zwischen Luises Zehen angelegt hatten. Der Strom winziger Tiere riss gar nicht mehr ab, und sie kitzelten das arme Mädchen zu Tränen. Eine ähnliche Straße entstand auf meiner linken Körperseite, die Jeansnähte entlang über meine Weichteile zum BH hoch und weiter bis in die Achsel. Ich schrie um Hilfe und tobte wie eine Verrückte, doch niemand hörte mich. Vermutlich besaßen Ameisen sowieso kein Gehör.
Zu unserem Glück ging die Sonne bald darauf unter. Die Ameisen waren nur tagsüber aktiv, deshalb ließen sie uns Kicher-Wracks nachts in Ruhe. Luises Jeans waren nass zwischen den Beinen; das unablässige Kitzeln hatte sie soweit getrieben, in die Hose zu pinkeln! Wir waren total erschöpft, und Luise fiel nur kurz vor mir in einen unruhigen Schlaf.
Eine ausgiebige Rast sollte uns jedoch nicht vergönnt sein: Ich wachte von einem intensiven Kitzeln in meiner Achsel auf! Der Mond schien hell genug, um meinen Folterknecht zu sehen: Ein dicker Nachtfalter schwirrte in meiner Achsel auf und ab, offensichtlich ebenfalls den Senf genießend, und seine surrenden Flügel kitzelten mich in die blanke Hysterie! Natürlich erwachte auch Luise von meinem Geschrei; sie brauchte eine Weile, um in die Wirklichkeit zurück zu finden. Dann, gerade als wir wieder eingeschlafen hatte, schreckte mich Luises verzweifeltes Kreischen auf: Eine kleine Maus hatte an ihren Zehen geschnuppert, doch das Geschrei vertrieb sie sofort. Einmal beklagte sich Luise über den Juckreiz durch ihre langsam trocknende Hose, und sogleich fühlte ich meine Ameisenbisse wieder.
Viel zu schnell war die Nacht vorüber; beim ersten Tageslicht nahmen die fleißigen Ameisen ihr geschäftiges Treiben wieder auf, und einige ihrer Straßen führten immer noch über unsere Haut. Unsere Folter begann von Neuem, aber der Senf war schon ziemlich eingetrocknet, daher war es bei weitem nicht mehr so schlimm wie am Vortag. Allerdings genügte es immer noch, um uns das Lachen zu erhalten.
Viel später tauchten Alois und sein Bruder auf. „Na, hattet ihr eine nette Nacht?“ erkundigten sie sich spöttisch. Alois hatte wieder ein Glas Senf dabei; er zeigte es uns und fragte: „Schwört ihr, niemandem zu erzählen, was hier geschehen ist? Wenn nicht, nun, wir haben noch viel mehr Senf. Meine Schwester hat gestern schon bei euren Eltern angerufen, deshalb werden sie euch heute nicht vermissen. Ihr könntet locker noch einen Tag hier verbringen, und heute Nachmittag können wir neuen Senf auftragen. Was habt ihr gesagt? Ich kann euch nicht hören!“
Luise schwor Stillschweigen, und ich natürlich auch. Bevor er uns losband, zeigte uns Alois allerdings noch ein anderes Glas, das er aus seiner Hosentasche holte: Honig! Er erklärte: „Den bekommt ihr verpasst, falls ihr euch nicht an euren Schwur haltet. Glaubt mir, irgendwann erwischen wir euch wieder, und dann gibt’s Honig statt Senf. Keine Sicherheit vor Bienen und Wespen mehr!“
Endlich befreite er uns und verschwand gleich wieder im Wald. Wir konnten unsere Gliedmaßen eine ganze Weile nicht bewegen, doch schließlich rappelten wir uns hoch und gingen nach Hause. Was also kann einem jungen Mädchen an einem Freitag den 13. noch schlimmeres passieren?
Claudia schlug ihr Tagebuch zu. Wieder einmal waren die ganzen Schrecken jenes Tages vor ihrem geistigen Auge vorübergezogen, als sie das las. Ja, genau das war der Grund für ihre panische Angst vor dem Kitzeln. Wann immer ein Liebhaber sie spielerisch ein wenig kitzelte, musste sie schreien und wegrennen. Es war traumatisch, und sie konnte nichts dagegen tun. Einmal hatte sie sogar mit ihrem Psychotherapeuten darüber gesprochen, doch der schlug nur vor, es einmal mit Kitzeln in einer Liebesbeziehung zu versuchen, um ihre Ängste zu überwinden. Es war ihr nie gelungen.
Nun, vielleicht sollte sie es mal mit Felix versuchen. Er machte so einen beruhigenden, rücksichtsvollen Eindruck. Ihre Gedanken schweiften ab zu dem angenehmen Abend, den sie mit ihm verbracht hatte, und endlich schlief sie ein, genüsslich ihren herrlichen Körper tiefer in die Kissen kuschelnd.
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Mittwoch, 17. Mai 2000
Liebes Tagebuch,
Endlich hat er mich wieder angerufen! Er entschuldigte sich sogar dafür, mich versehentlich gekitzelt
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