Das Versprechen - Wie alles begann
von Ouvrier du Batiment
Es war einer dieser Empfänge, den sie sich gerne erspart hätte. Ihr Ehemann hatte aber darauf gedrängt, dass sie heute mit dabei ist. Seitdem seine – oder wie er sagen würde „unsere“ – Firma wächst und wächst und er zunehmend zu einer angesehenen Persönlichkeit der Stadt wurde, wuchs sie immer mehr in die Rolle einer „First Lady“. Eine Rolle die sie gar nicht mochte. Es war nicht ihre Art, immer höflich zu sein, sich mit Personen zu unterhalten, die sie kaum kannte. Nein, ihre Sache war das nicht, aber sie fügte sich. Immerhin sicherte die Firma ihnen und ihrer Tochter Wohlstand und ein sorgenfreies Leben. „Ich mache das doch alles nur für uns“, wie oft musste sie sich diesen Satz von ihrem Mann anhören. Schon so oft, dass sie mittlerweile selbst daran glaubte.
„Darf ich euch Herrn Marquardt vorstellen?“, wurden sie von einem Bekannten in eine neue Gesprächsrunde eingeführt, „Herr Marquardt ist ein ausgewiesener Experte in Versicherungsfragen.“ „Herr Kaufmann, es freut mich, sie mal persönlich kennen zu lernen. Von Ihnen habe ich nur als knallharten Geschäftsmann gehört, niemals hätte ich eine so zauberhafte Gattin an Ihrer Seite vermutet“, brachte sich der Versicherungsfachmann charmant und witzig zugleich ein und sorgte für allgemeine Erheiterung und dafür, dass das erste Eis schmolz. Nach ausführlicher Vorstellung und ein bisschen Smalltalk schaltete sich der Bekannte wieder ein. „Ich glaube, Herr Marquardt könnte dir ein interessantes Veranstaltungsversicherungskonzept für den Messestand deiner Firma anbieten.“ „Und das wäre sogar kurzfristig, also auch für die kommende Woche beginnende Messe möglich. Ich denke, dass Sie bei der Größe und der Bedeutung Ihres Unternehmens so wenig wie möglich dem Zufall überlassen wollen“, ergänzte Herr Marquardt.„Klingt schlüssig,“, zeigte sich her Kaufmann einsichtig, “dann sollten wir schon morgen einen Termin machen, damit Sie mir die Sache mal in Ruhe erläutern können.“
Sie war froh, dass ihr Mann an dem Abend müde war und sie nicht mehr lange auf dem Empfang blieben. Immerhin hatte Herr Marquardt etwas zur Erheiterung beigetragen. Obwohl er die von ihr ungemochten klassischen Klischees eines Versicherungsvertreters erfüllte, hatte er sie dennoch mit seiner dynamischen, selbstsicheren Art beeindruckt. Souverän und überzeugend war er trotz seiner Jugend im Kreise erfahrener Geschäftsleute aufgetreten. So würde es sie auch nicht überraschen, wenn er ihren Mann zum Abschluss einer Versicherung bewegen könnte.
Der Beginn der Messe rückte immer näher. Das merkte sie auch daran, dass ihr Mann für familiäre Angelegenheiten kaum noch Zeit hatte. Spät kam er nach Hause. Manchmal schlief sie bereits. Sie hoffte, dass die stressige Phase für ihren Mann bald ein Ende nahm und sie bald wieder mehr Zeit für einander haben würden.
Es war wieder einer der Abende, an dem sie schon bereits schlief. „Schatz“, weckte er sie vorsichtig, „ich brauche deine Hilfe“. Es war halb zwölf Nachts und er war gerade vom Büro heim gekommen. „Das kommt davon, wenn man sich mit Geschäftspartnern einlässt, die wahrscheinlich noch gar nicht 30 Jahre alt sind.“, ärgerte er sich. „ Dieser Herr Marquardt hat nicht bedacht, dass das bei dieser Versicherungssumme eine Unterschrift via Fax nicht ausreicht. Bis morgen benötigt er noch eine Unterschrift im Original. Ich muss leider morgen schon sehr früh zum Flughafen. Könntest du das übernehmen? Ich habe eine Vollmacht für dich ausgestellt.“ Er erläuterte ihr die Details und Punkte, auf die sie bei Vertragsunterschrift achten sollte. Diese Aufgabe übernahm sie gerne, denn nur selten gab ihr Mann ihr die Gelegenheit, verantwortungsvolle Aufgaben rund um die Firma wahrzunehmen.
Gleich am morgen machte sie sich mit dem Wagen Richtung Innenstadt auf. Ihr Haus lag idyllisch etwas außerhalb, doch war die Anbindung an das Stadtinnere gut und das Zentrum recht zügig zu erreichen. Sie brauchte nicht lange, um das Versicherungsbüro zu finden, schließlich befand es sich direkt an der Kreuzung zweier Hauptstraßen.
„Hallo Frau Kaufmann, ich bin so froh, dass es noch geklappt hat.“, begrüßte er sie sichtlich erleichtert. „Ich habe alle meine Termine heute morgen an die Kollegen weitervermittelt, damit wir in Ruhe die Vertragsunterlagen durchgehen können.“, versuchte er hervorzuheben, wie wichtig ihm dieser Abschluss war. Geduldig erklärte er ihr das Vertragswerk. Immer wieder vergewisserte sie sich, ob die wichtigen Punkte sich so im Vertrag wiederfinden, wie sie es mit ihrem Mann besprochen hatte. „Sie sind eine sehr gute Verhandlungspartnerin. Sie stellen genau die richtigen Fragen.“, versuchte er ihr zu schmeicheln. „Das hätten Sie wohl der Ehefrau eines Unternehmers nicht zu getraut.“, konterte sie gut gelaunt. Ein wenig überrascht, aber auch erfreut nahm er zur Kenntnis, dass es ihm leicht gelungen war, sie etwas zu provozieren. Es gefiel ihr, diese Aufgabe für ihren Mann zu übernehmen und sie mochte die angenehm lockere Gesprächsatmosphäre. Schon bald hatten sie sich durch den Papierberg gewühlt. Sie legte ihm die Vollmacht vor und besiegelte die Sache mit ihrer Unterschrift.
„Noch mal vielen Dank für Ihre Flexibilität. Und bestellen Sie bitte meinen Dank und einen freundlichen Gruß an Ihren Gatten“, sagte er, als er ihr die Hand zum Abschied reichte. Nur sanft umfassten sich ihre Hände. Tief schauten sie sich in die Augen, so tief als würden sie dort geheimen Gedanken des anderen lesen wollen. Sekunden vergingen. „Verdammt er hat etwas“, musste sie in diesem Moment über ihn denken. Ein warmes Kribbeln fuhr durch ihren Magen. Weiter hielt er fast zärtlich ihre Hand. „Jetzt reicht es, Carola!“, dachte sie. Entschlossen wandte sie sich von ihm ab. „Ich wünsche Ihnen noch eine schönen Tag.“, versuchte sie, wieder Oberhand über diesen ihr doch etwas peinlichen Moment zu gewinnen und marschierte zur Ausgangstür. „Auf bald!“, rief er ihr nur hinterher.
In den nächsten Tagen kehrte wieder Ruhe in ihr Leben ein. Ihr Mann war wegen der Messe kaum zu Hause. Ihre Tochter war auch ständig unterwegs. Endlich mal wieder Zeit für sich selbst. Sie fuhr in die Stadt. Heute hatte wollte Sie sich mal in der Damenabteilung eines der großen Kaufhäuser umsehen. Heute hatte sie keine Lust auf das „darf ich Ihnen noch einen Kaffee bringen, Frau Kaufmann“ der kleinen Boutiquen. Heute wollte sie Stück Anonymität.
Schnell hatte Sie sich in das Auswählen der Sachen vertieft und die eine oder andere Kleinigkeit für Ihre Garderobe entdeckt. Fast im Nu verging auf diese Weise der Vormittag. Allerdings suchte sie noch dringend etwas für die formellen Anlässe, zu denen sie immer ihren Mann begleiten sollte.
„Hier hat man schon die Qual der Wahl, nicht wahr?“ hörte sie plötzlich hinter ihr eine wohl bekannte Stimme. Überrascht und fast sprachlos schaute sie in das Gesicht eines gutaussehenden Mannes. „Herr Marquardt?!“, konnte sie nur in ihrer Überraschung über die Lippen bringen. „Sie werden sich wahrscheinlich wundern, was ich hier in der Damenabteilung mache, aber bitte machen Sie sich keine Sorgen,“, versucht er die Situation mit einem Stück Humor zu entspannen, „ ich suche nur etwas Nettes für meine Freundin.“ „Sie haben Recht, es ist gar nicht einfach etwas Gutes zu finden.“, entgegnete sie wieder nach Souveränität ringend, „Sie sind heute also gar nicht im ‚Dienst’?“ „Ich bin immer im Dienst!“, entgegnete er und überreichte ihr seine Visitenkarte. „Aber bevor ich ihnen bei der Wahl der richtigen Versicherung helfe, kann ich Ihnen ja vielleicht schon ’fachmännisch’ bei der Kleiderwahl zur Seite stehen. Was suchen Sie denn?“, fragte er. Nachdem sie den ganzen Vormittag mit keiner Menschenseele gesprochen hatte, war sie sogar froh, dass jemand versuchte, ihr ein Gespräch aufzuzwingen.
„Was würde denn ihre Freundin dazu, dass Sie fremde Frauen bei der Kleiderwahl beraten?“, fragte Sie süffisant. „Sie sind eine potentielle Kundin!“, entgegnete er mit einem Augenzwinkern „Außerdem führen meine Freundin und ich eine Fernbeziehung. Das stört uns aber nicht. Ganz im Gegenteil. Anja ist, so wie ich auch, karrierebewusst. Da tut die Distanz auch ganz gut. Wenn wir nicht zusammen sind, dann lebt jeder sein eignes Leben.“ “Ist denn soviel Abstand nicht eine Gefahr für eine Beziehung?“, fragte sie neugierig. „Ist denn zu viel Nähe es auch nicht?“, erwiderte er. “Ich weiß, für jemanden wie Sie ist diese Art von Partnerschaft befremdlich. Das ist aber die moderne Welt. Die Freiheit des anderen kann aber auch die Beziehung beleben, die Beziehung bleibt immer spannend. Das steigert die Lust auf einander. Das garantiert tollen Sex.“ Sie zeigte sich überrascht über soviel Offenheit und über diese Art der Beziehungsführung. Obwohl sie glaubte, eine glückliche Ehe zu führen, wurde sie daran erinnert, dass ihr das Abenteuerliche, das Sehnsüchtige, das Spannende ihrem Leben schon länger fehlte.
„Diesen Hosenanzug würde ich gerne anprobieren.“, sagte sie als sie Richtung Umkleide verschwand. Gerade hatte sie ihre Jeans ausgezogen als der Vorhang der Umkleidekabine plötzlich zur Seite geschoben wurde. Völlig erstarrt sah sie, wie ihr neu gewonnener Begleiter ein schwarzes Kleid in seinen Händen hielt und auf ihre Beine starrte. So vergingen einige Augenblicke ehe er gelassen sagte: “Das sollten Sie unbedingt anprobieren. Das würde Ihnen sicherlich sehr gut stehen.“ Er hing das Kleid im Innenraum auf und schloss den Vorhang wieder. Noch Sekunden stand sie regungslos mit offenen Mund da. So eine Unverfrorenheit, hatte sie noch nie nicht erlebt. Noch nie hatte sie wildfremder Mann in einer solchen Situation erlebt. Es dauerte einige Augenblicke bis sie sich wieder etwas gefangen hatte. „Schließlich ist doch nichts passiert.“, dachte sie. Er hatte sie doch nur in ihrer Strumpfhose gesehen. Bei jedem Schwimmbadbesuch würde man schließlich mehr von ihrem Körper sehen. Sie entschloss sich die Situation nicht zu dramatisieren. Schließlich wollte sie auch nicht den Eindruck erwecken als wäre sie ein altes, spießig-prüdes Weib.
Der Hosenanzug passte sehr gut, was er auch bestätigte. „Sie müssen aber noch das Kleid anprobieren. Es bringt Ihre tollen Beine zur Geltung.“ Gegen solche Komplimente hatte sie sich eigentlich immun gefühlt. Aus unerklärlichem Grund schmeichelten ihr aber die Worte aus dem Mund dieses Mannes. Und schließlich wollte sie nicht wie ein Spielverderber wirken und verschwand in er Umkleidekabine, um das Kleid anzuprobieren. „Sie müssen mir beim Reißverschluss helfen“, ertönte es als sie den Vorhang nach einigen Momenten wieder öffnete und ihm den Rücken zudrehte. Obwohl sie ihn nun nicht sehen könnte, spürte sie dennoch wie präsent er war. Es war, als würde seine Aura ihren Körper umarmen, es war als würden seine Blicke ihr Blut schneller fließen lassen. Sie fühlte, wie er ganz dicht hinter ihr Stand. Sanft legte er die eine Hand an ihre Taille. Mit der anderen zog er übertrieben zeitlupenartig den Verschluss in die Höhe. „Ich würde dich gerne ficken!“, nahm Sie mit dem Hauch seines Atems plötzlich wahr. Erst eine heiße, dann kalte Woge durchfuhr ihren Körper. Das was sie gehört hatte, war so surreal, so unglaublich, dass sie plötzlich nicht sicher war, ob sie wirklich gehört hatte, was sie gehört hatte.
„So! Das Kleid steht Ihnen ausgezeichnet!“, sagte er gut gelaunt. Etwas zögerlich drehte sie sich wieder um und blickte ungläubig in das Gesicht eines völlig entspannten Mannes. Ein irritiertes Lächeln quälte sich in ihr Gesicht. „Nein, das hatte er gerade nicht gesagt.“, dachte sie. Sie begann, an ihrer Wahrnehmungsfähigkeit zu zweifeln. „Ach du meine Güte. Ich fürchte, dass mich wieder die Pflicht ruft.“, blickte er auf die Uhr. „Bitte nehmen Sie das Kleid. Sie sehen darin unverschämt hinreißend aus.“ Er bückte sich zu Ihr herunter als würde er sich mit einem Kuss auf die Wange verabschieden wollen. „Sie sollten dazu halterlose Strümpfe tragen“, flüsterte er ihr dazu mit einem Grinsen ins Ohr. „Sorry, dass ich so überfallartig verschwinde, aber ich muss wieder los.“ „Auf bald! Und rufen Sie mich wegen einer Terminvereinbarung an!“, winkte er ihr noch zum Abschied und verschwand aus dem Umkleidebereich.
Auf der Heimfahrt versuchte sie sich an dem Erwerb ihres neuen Hosenanzuges zu erfreuen. Das Kleid hatte sie dann auch noch gekauft, obwohl sie es schon aus Prinzip nicht kaufen wollte. Es stand ihr aber nun mal verdammt gut, das war unbestritten. Immer wieder schweiften die Gedanken um das ungewöhnliche Wiedersehen mit Herrn Marquardt. So heftig hatte schon lange kein Mann mehr mit ihr geflirtet. In ihrem Kopf hatte begonnen, ein Kinofilm zu laufen. Sie musste wieder an den Moment in der Umkleidekabine denken: ’Ich würde dich gerne ficken!’ Sie fantasierte, er hätte sie in dem Moment nach vorne gedrückt, Strumpfhose und Höschen ruckartig nach unten gezogen, seinen harten Schwanz mühelos in sie gebohrt, sie von hinten heftig genommen. So sehr sie sich für diese Gedanken schämte, so sehr freute sie sich auf zu Hause, sie freute sich, auf das Sofa zu fallen. Sie freute sich darauf, ihre Finger in den Slip zu führen, sich zu streicheln, ihrer Lust freien Lauf zu lassen, sich vorzustellen, wie der Tag auch anders hätte ausgehen können. Schließlich würde es auch ja auch nur ihre ganz private Fantasie bleiben.
Endlich angekommen eilte sie ins Haus. „Aber Schatz,“, ertappte sie ihre Tochter, die weinend am Tisch im Esszimmer saß, „warum bist du nicht in der Schule?“ „Stefan hat Schluss gemacht!“; schluchzte ihre Tochter verbittert. „Ach Mensch, das wird aber schon wieder.“, nahm sie ihre Tochter herzlich in die Arme. “Gott sei Dank!“, dachte sie auch ein wenig erleichtert, „endlich wieder in der Realität angekommen...“
Am nächsten Morgen war sie sehr unruhig. Immer wieder musste sie die Ereignisse des Vortages Revue passieren lassen. Der Vormittag schien nicht enden zu wollen. Sie wunderte sich über sich. Sie wunderte sich über ihre hemmungslosen Sexfantasien, als sie nervös die Visitenkarte von „Jensemann & Partner“ hin und her wendet. „Was soll´s?!“, dachte sie, als sie die darauf gedruckte Büronummer wählte. „Jensemann & Partner“, melde sich eine piepsige Stimme. „Was kann ich für Sie tun?“ „Können sie mich bitte mit Herrn Marquardt verbinden?“. „In welcher Angelegenheit?“ nervte die Frau weiter. „Ich würde gerne einen Termin vereinbaren.“, entgegnete sie. „Termine können sie auch bei mir vereinbaren“, blieb die Frau hartnäckig, „die nächsten Tagen sind bei ihm ziemlich dicht..., sind sie schon Kunde bei uns?“ Zögerlich verneinte sie die Frage. „Dann kann ich Ihnen einen Termin am Donnerstagnachmittag 14 Uhr beim Herrn Bauer anbieten.“, schlug die Frau vor. Sekundenlang war Stille in der Leitung. „Äh, mein Mann ist bereits Kunde bei Ihnen und er hat mir Herrn Marquardt in Versicherungsfragen empfohlen. Ein Termin mit einem anderen einem anderen Berater kommt für mich nicht in Frage.“, sagte sie selbstbewusst, „ich melde mich demnächst noch mal.“
Sie legte erleichtert auf. „Was mache ich nur“, schüttelte sie den Kopf und entschloss sich die Visitenkarte in der Handtasche wieder verschwinden zu lassen. In den nächsten Stunden lenkte sie sich mit Haushaltsarbeit ab. Sie kochte sich ein nettes Abendessen. Ihre Tochter war heute mit Freundinnen verabredet. Das konnte spät werden. Mit ihrem Mann rechnete sie vor zehn Uhr ohnehin nicht. Ihrer Lieblingsserie konnte sie heute nicht die gewohnte Aufmerksamkeit widmen. Immer wieder fing die Handtasche auf der Kommode ihre Blicke ein. Sie gab sich einen Ruck holte noch mal die Visitenkarte, griff zum Hörer und wählte diesmal die mobile Nummer. Sie hörte ihr pochendes Herz, als das Klingelzeichen ertönte. Sie war nervös, wie ein verliebtes Mädchen, das ihren Traumboy um ein erstes Date bitten möchte. Die Sekunden kamen ihr wie Stunden vor. Vor lauter Aufregung überlegte sie wieder aufzulegen. „Marquardt“, tönte es plötzlich aus dem Hörer. “Carola Kaufmann hier“, erwiderte sie etwas zögerlich. Ihr Puls raste. Sie hatte alle Mühe ihre Nervosität zu verbergen, “ich wollte auf ihr Angebot zurückkommen...”. „Hallo Frau Kaufmann, ich bin gerade bei einem Geschäftsessen und daher etwas kurz angebunden. Aber wie wäre es, wenn wir uns morgen um 20 Uhr zusammensetzen?,“ fragte er mit gedämpfter Stimme. „Morgen?“, nach kurzem Überlegen erinnerte sie sich, „morgen gehen wir mit Freunden in die Oper. Da geht es leider nicht.“ Kurze Stille in der Leitung. „Hmm, schade“, erwiderte er, „sonst habe ich aber im Moment nichts frei. Am Freitag verreise am für ein paar Tage. Wie die Termine dann liegen, weiß ich noch nicht. Am besten ich melde mich dann mal, wenn ich wieder zurück bin.“ Nur ein „Gut“ brachte sie mit einem Hauch Enttäuschung heraus. „Bitte melden Sie sich, falls etwas dazwischen kommen sollte. Sie wissen ja, dass es mich freuen würde, wenn Sie es doch einrichten könnten...“. Sie verabschiedeten sich. Etwas durcheinander war sie nach dem Telefonat, aber zufrieden damit, wie sie es gemeistert hatte. Sie mochte seine angenehm tiefe Stimme. ‚Ich würde dich gerne ficken!’ schoss ihr wieder durch den Kopf. Ihre Finger wollten zwischen ihre Beine wandern und ihre längst feuchte Vulva berühren. „Nein“, das wollte sie jetzt aber nicht. Sie wollte sich beweisen, dass sie die Kontrolle hat. Entschlossen griff sie zur Fernbedingung und schenkte all ihre Konzentration dem Fernsehprogramm...
Am nächsten Tag stand sie völlig neben sich. Minutenlang versank sie in Gedanken. Nur mühsam konnte sie ihren Pflichten nachkommen. In der Nacht hatte sie auch nur wenig geschlafen. Die Vorfreude auf den Opernabend konnte sie sich auch nur einreden. Zudem wusste sie auch nicht, was sie heute Abend tragen sollte. Ihr Blick bei der Inspektion ihres Kleiderschrankes blieb immer wieder bei dem neuen Kleid hängen. „Ach, was soll es!“, dachte sie. Passend zum Kleid fand sie Paar schwarz-transparenter Nylonstrümpfe. Sie betrachtete ihre Beine, als sie das seidig glänzende Material über ihre Haut zog. Sie freute sich, dass sie für die Frau ihres Alters, so schöne Beine hatte. Sie freute sich aber auch, dass das offenbar auch jüngeren Männern auffällt. Und schon wieder waren ihre Gedanken bei ihm. Sie spürte, sie wollte ihn. Sie bedauerte, dass ihr Wiedersehen ins Ungewisse rückte. Sie gab sich einen Ruck. Sie griff zu ihrem Mobiltelefon. Entschlossen begann sie eine SMS zu tippen, „Nein“, dachte sie, „wer weiß, wann er antwortet? Ob er heute Abend noch Zeit hat?“ Kurzentschlossen drückte sie seine Rufnummer.
„Carola Kaufmann hier“, flüsterte sie unsicher ins Telefon, als er sich gemeldet hatte. „Ich könnte heute doch.“, log sie. „Aber erst so gegen neun.“ „Prima“, zeigte er sich, als ob er mit dem Anruf gerechnet hätte, wenig überrascht. „Dann sehen wir uns heute um neun bei mir im Büro. Bitte bei Jensemann & Partner schellen, weil die Tür wahrscheinlich schon abgeschlossen sein wird.“ „Was tue ich nur da?“, dachte sie immer wieder. Aber unwillig willensstark zu sein, stimmte sie der Verabredung zu, obwohl er ihr viel zu selbstsicher wirkte, obwohl sie nur reagierte, obwohl diese Achterbahn der Gefühle viel zu gefährlich für sie war.
Die Zeit bis zum Abend verging wie eine halbe Ewigkeit. Ihre Stimmung besserte sich, als das befreundete Ehepaar in ihren Wagen stieg. Die beiden hatten eine Portion gute Laune mitgebracht, von der sich auch ihr Mann anstecken ließ. Ihr Mann liebte Opern über alles. Sie bedauerte es ab und zu, dass sie diese Leidenschaft nicht so sehr teilte. Aber sie freute sich, wenn er sich freute. Die freudigen Momente waren jedoch durch das raue Geschäftsleben rar geworden. Um so fröhlicher war sie, dass es heute anders war. Man hatte sich viel zu erzählen. Eine lustige Geschichte jagte die nächste. Ihre Verabredung mit Klaus Marquardt kam ihr plötzlich wie ein bedeutungsloses Detail aus einem schlechten Traum vor. Sie hatte sich entschlossen! Sie werde die Verabredung platzen lassen. Sie werde nicht hingehen. Aus dem selbstsicheren Grinsen des Versicherungsvertreters, solle ein Dumm-aus-der-Wäsche- Schauen werden. Sie werde den Abend ohne ihn genießen. Sie werde die Oper genießen. Sie werde zu Hause mit ihrem Mann noch ein Glas Wein trinken, sie werde ihren Mann verführen, nach allen Regeln der Kunst und ... - oh Gott, schmunzelnd wunderte sie sich über ihre plötzlichen schmutzigen Gedanken - ... sie werde ihrem Mann einen blasen, wie sie es schon lange nicht mehr getan hat.
„Worum geht es eigentlich bei ‚La Traviata’“, tönte es plötzlich von der Rückbank. „Verdis ‚La Traviata’ dürfte für unsere charmanten Gattinnen interessant sein. Denn es geht um Liebe und Lust zwischen einer Frau in ihren besten Jahren und einem deutlichen jüngeren Mann...“ Das saß. Dieser scherzhaft gemeinte Spruch hatte bei ihr eingeschlagen wie ein fehlgelenkter Marschflugkörper. Vergangen war ihr die gute Laune, weg war die Ablenkung, die sie kurzzeitig gefunden hatte. Nicht mehr im Stande sah sie sich, der lockeren Unterhaltung zu folgen. Sie musste wieder an ihr geheimes Date denken. Sie spürte wie die verbotene Sehnsucht wieder die Oberhand gewann. Auch später konnte sie nur oberflächlich Alfredos Werben um Violetta auf der Bühne folgen. „Ich würde dich gerne ficken.“, schoss ihr wieder durch den Kopf. Sie verspürte eine ungeheuere Lust nach Sex, eine Lust nach Sex mit dem Mann, der einige Jahre jünger war als sie, dessen frech-dynamische Ausstrahlung sich in ihre Erinnerung gebrannt hatte, dessen übertrieben selbstsichere Art sie hin und her riss.
„Schatz,“ wandte sie sich flüsternd an ihren Mann, „ich habe fürchterliche Kopfschmerzen bekommen. Ich werde mir ein Taxi nach Hause nehmen. Bitte mach dir keine Gedanken und schau dir die Vorstellung ruhig zu Ende an. Das einzige was ich jetzt brauche ist ein bisschen Ruhe und ein wenig Zeit für mich.“ Überrascht, aber verständnisvoll ließ Herr Kaufmann seine Frau ziehen. Er war auch ein stückweit froh, dass seine Frau ihn nicht gebeten hatte, sie nach Hause zu begleiten und dass er der Oper bis zu Ende verfolgen konnte.
„Wo soll es denn hingehen, gnädige Frau?“, fragte der Taxifahrer. Sekunden vergingen. Die letzte Chance, eine Wahl zu treffen. Die letzte Schlacht in einem Krieg der schon entschieden war. “Ecke Burgallee / Südring , bitte!“, erwiderte sie, „Versicherungsbüro Jensemann & Partner!“
Sie drückte den Klingelknopf mit der Aufschrift „Jensemann & Partner“ und wartete. Ungeduldig schaute sie sich um, ob sie jemand beobachtete. Sie fühlte sich wie ein Dieb vor seinem Coup. Jede Sekunde, die sie vor der Tür stand, kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Plötzlich sah sie durch die Glasscheibe, wie sich eine Gestalt vom Ende des langen Flures näherte. Es war eine Frau, die offensichtlich das Gebäude verlassen wollte. „Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte sie sich, als sie durch die Tür trat. „Nein, danke. Ich warte hier auf jemanden.“, entgegnete sie sichtlich genervt. Es passte ihr gar nicht hier an dieser Stelle und in diesem Aufzug gesehen zu werden. Ihr Kleid flatterte durch den Wind, der sich durch die Anordnung der Gebäude verstärkte. Sie fröstelte. Sie erkannte einen Mann auf dem Flur. Endlich, da kam er.
Wortlos öffnete er die Tür. Sein Blick begutachtete sie, wohlwollend nahm er zur Kenntnis, dass sie „sein“ Kleid trug. Seine Wortlosigkeit konnte sie auch nur mit einem Schweigen beantworten. Nicht mal ein „Hallo“ kam über ihre Lippen. Eilig schritt sie in den Innenraum. Das Frösteln wich einem Kribbeln im Bauch. Ihr Herz pochte. Seite an Seite schritten sie durch den langen Gang. Es blieb ihr keine Wahl als ihm bereitwillig zu folgen. Plötzlich tauchte aus einer der vielen Türen ein Mann hervor. „Hallo Klaus! So spät noch Büro?“, rief er ihm erstaunt entgegen, wobei seine Neugier eigentlich seiner Begleitung galt. „Noch ein wichtiger Vertrag, der noch heute unter Dach und Fach muss.“, versuchte er sich herauszureden. „Ja, klar. Dann noch einen schönen Abend!“, rief ihm der Kollege lachend hinterher. Beschämt versuchte sie den Arbeitskollegen zu ignorieren, schaute beim Vorbeigehen bewusst weg. Sie hoffte, diesem Mann müsste sie nicht noch mal begegnen, sie hoffte, dass nicht noch mehr Kollegen Ihnen über den Weg laufen würden, dass sie sich nicht noch einmal bloß gestellt fühlen musste.
Endlich bog er in ein Büro, in sein Büro, wie das Namensschild verriet. Die Stille wurde nur durch die schließende Tür unterbrochen. Der durch das Fenster scheinende Vollmund erhellte das Zimmer. Sie standen sich nun Auge in Auge gegenüber. Mit entschlossenem Blick begann er langsam auf sie zu zugehen. Sie wich jedoch zaghaft zurück. Jeden seiner Vorwärtsschritte konterte sie mit einem Rückwärtsschritt. Plötzlich war sie am Aktenschrank angekommen. Von Nun an konnte sie nur gespannt beobachten, wie er sich weiter näherte. Sie erschrak leicht, als sie seine Finger auf ihrem Bein am unterem Rand ihres Kleides spürte. Ihr Atem wurde schneller als seine Hand den Rock immer höher schob. Jede Sekunde seiner Berührung ließ ihr Herz höher schlagen. Du willst, dass ich es dir besorge, Carola? Ich darf doch Carola sagen?“, fragte er. Sie nickte nur, ohne genau zu wissen, welcher der beiden Fragen dieses „Ja“ galt. Ihr wurde heiß und kalt zugleich. Gespannt wartete ihr Köper darauf, hastig ausgepackt zu werden. Aber seine Hand ließ sich Zeit. Sie verweilte eine Zeit an dem Nylonbändchen ihres Strumpfes. „Ich wusste, dass das hier passieren würden. Ich wusste, dass du das hier tragen wirst. Ich weiß, du jetzt feucht bist!“ Nur mit einem Seufzer quittierte sie das Eindrangen seines Fingers zwischen ihre Schenkel. Es war zu spät, ihre Lust zu leugnen. Spielerisch leicht kreiste sein Finger im feucht-warmen Nass. War sie so leicht zu durchschauen? War ihr ihre Begierde so deutlich ins Gesicht geschrieben? „Zieh deinen Slip aus!“, forderte er. Sie sehnte sich so sehr nach seinem Körper. So sehr sehnte sie sich danach, ihn jetzt zu spüren, so sehr, dass sie bereit war zu gehorchen. Beschämt schaute sie zur Seite als sie ihren Slip von ihren Schenkeln zog und ihn zu Boden fallen ließ.
Er löste seinen Gurt, knöpfte seine Hose auf und blickte sie an. “Mach schon! Nimm dir, was du jetzt willst!“ Zögerlich, aber geübt griff sie in seine Hose. Fest umgriff sie seinen harten Schwanz. Sie wagte einen Blick auf seinen Unterleib. Seine Erregung glänzte im Schein des Mondlichtes. Ihre Hände umkurvten geschickt das mächtige Stück Fleisch. Je länger sie seinen Schwanz in ihrer Hand hielt, umso mehr wollte sie ihn zwischen ihren Beinen spüren, umso mehr wollte sie, dass er ihre Schamlippen spaltet, umso mehr wollte sie, dass er tief in sie eindrang. Sie zog ihn an sich heran. Ein erleichterter Seufzer verließ ihre Lippen, als sie ihn endlich zwischen ihren Schamlippen spürte. Zunächst langsam und dann immer schneller, bohrte er seinen Schwanz tief in sie herein. Immer heftiger stieß er zu. Der Aktenschrank bebte unter seinen kraftvollen Stößen.
Schnell waren ihre Strümpfe verrutscht. Falten hatten sie an ihren Unterschenkeln gebildet. Ihre Beine umklammerten fest seinen Unterkörper. „Ich möchte hören, wie weit du bist!“, ermunterte er sie. Erst etwas zögerlich begann sie zu stöhnen. Doch nachdem die erste Hemmung verflogen war, wurden ihre Atemgeräusche lauter. Sie wurden lauter je mehr sie sich dem Orgasmus näherte. Immer heftiger drückte sie ihr Becken seinen Stößen entgegen. Je mehr ihm ihre Hüfte entgegenkam, umso zurückhaltender wurde er. Davon unbeeindruckt machte sie aber immer weiter. Auf und ab fuhren ihre Schamlippen an seinem Schwanz entlang, immer schneller wurden die Bewegungen, immer lauter wurden ihre Stöhngeräusche. Längst dachte sie nicht mehr daran, dass man sie ihm Flur hören könnte, dass ein neugieriger Kollege ins Büro schauen könnte. „Du brauchst es! Du hast es dringend gebraucht!“, flüsterte er ihr zu. Auch er konnte sich nur noch mühsam beherrschen. Es war so aufregend, wie sie sich völlig hingab. Es war so aufregend, wie sie seinen Schwanz ritt. Immer tiefer drückten sich die Finger seiner Hand in ihren Oberschenkel. Auch er wollte nicht mehr warten, ungeduldig begann er ihre Hüftbewegungen mit energischen Stößen wieder zu erwidern. Laut schrie sie auf, als das Gefühl der völligen Befriedigung durch ihren Körper zu strömte. Ein Gefühl, dass scheinbar nicht enden wollte. Wild versuchte sie seine Lippen zu küssen. Immer größer wurde seine Gier. Immer wilder wurden seine Stöße. Seine Leidenschaft jagte erneut eine Lustlawine durch ihren Körper, die von seinen zuckenden, seine Lustladung verlierenden Schwanz begleitet wurde. Er wollte gar nicht aufhören, seinen Schwanz tief in sie zu drücken, sie leidenschaftlich zu nehmen. Fest umklammerten sich ihre Körper, gegenseitig hörten sie ihren schweren Atem, gegenseitig spürten sie ihren schnellen Herzschlag. Nur langsam sanken ihre Körper nach dem Moment der absoluten Vereinigung erschöpft zu Boden...
Sie lag bereits im Bett als ihr Mann ins Schlafzimmer kam. „Geht es dir etwas besser?“, erkundigte er sich. „Ja, schon.“, antwortete sie ohne aufzusehen, “Ich bin nur furchtbar müde.“ Ein hörbares Gähnen verließ ihren Mund. Doch schlafen konnte sie in dieser Nacht nicht. Sie fühlte ganz stark, dass der heutige Abend ihr Bedürfnis nach einem Abenteuer nicht endgültig gestillt hatte, im Gegenteil, er hatte es erst richtig entfacht.
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