Bei der angezeigten Geschichte handelt es sich um eine erotische, nicht-pornographische Geschichte. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und der Disclaimer von sevac.com. Sevac.com ist für den Inhalt der Geschichte nicht verantwortlich und distanziert sich von selbigem. Das Copyright liegt beim Autor. Jegliche Weiterverbreitung der Geschichte ist, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, untersagt.
Kommentare: 18 | Lesungen: 3490 | Bewertung: 8.54 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 13.01.2010

Der Abspritzcontest Teil 2

von

© Autorenteam andrelmanja (Andrea, Elmar, Anja = andreashava, aweiawa, Mondstern)

Missgunst, Angst und Aufputschmittel

Immer noch in Hochstimmung über die Verbesserung vom siebten auf den vierten Platz begab ich mich zu meiner Kabine. Squirting Arrow mit seiner künstlichen Muschi, mit der er sich vor jedem Versuch selbst stimulierte, hatte im zweiten Versuch ziemlich versagt und mich an sich vorbeiziehen lassen müssen. Wie kam ein Mensch aber auch nur auf die Idee, einen Masturbator der Marke Jizzcollector zu benutzen, um sich auf Touren zu bringen. Wo doch so viele tolle Frauen herumsaßen und zuschauten. Das war letztlich ein ziemlicher Affront und es wunderte mich nicht, dass sie ihn ausgezischt hatten. Mal ganz abgesehen von den unflätigen Bemerkungen aus dem ersten Rang.


„Soll ich dir meine Muschi mal kurz ausleihen?“, war ganz deutlich zu hören gewesen. Das konnte ich nur zu gut verstehen, denn die blöde Gummimöse sah nicht nur bescheuert aus, sondern quietschte auch bei jedem festen Zug über seinen Schwanz. Geschah ihm recht, dass er vor lauter Irritation nur zwei null fünf im zweiten Versuch zustande gebracht hatte.

Gut, dass es eine Pause gab, ich musste mich wirklich erholen. Nicht so sehr von der körperlichen Anstrengung, als vielmehr von der psychischen. Immerhin waren fast 15 000 Zuschauerinnen kein Pappenstiel, und schon gar nicht bei dieser Art Beschäftigung,

„Ich hab's genau gesehen“, hörte ich eine Stimme vor mir im Gang zu den Kabinen.


„Was hast du denn gesehen? Dass ich auf dem zweiten Platz liege? Das haben 15 000 Frauen auch gesehen.“ Aha, das mussten Jager und sein eifersüchtiger Freund sein. Aus purer Neugierde blieb ich stehen und lauschte.


„Quatsch, ich meine, dass du dich wieder mal an Long Tall John aufgegeilt hast. Und an den anderen. Sogar an diesem Würstchen von halvem Hahn haben deine Augen geklebt.“


„Bist du doch selber schuld, Jonathan. Wie oft hab ich dich schon gebeten, als Anbläser mit auf die Bühne zu kommen. Doch der Herr ist sich ja zu fein dazu.“


„Und dabei bleibt es auch! Wenn ich dir einen blase, dann will ich es auch schlucken. Und nicht zusehen, wie du dein Bestes in die Gegend versprühst. Klaro?“

Oh je, da hing wohl der Haussegen etwas schief. Schnell drückte ich mich an den plötzlich verstummenden Kontrahenten vorbei in Richtung Kabinen.


Als ich um die Ecke bog, empfing mich lautes Stimmengewirr. Meine Güte, was war denn hier geboten?


„Deine Urgroßmutter von Anbläserin ist eine Frechheit!“ schrie Chief Checker gerade Big „The Boss“ Bull an. „Wenn ich die nur schon sehe, kostet mich das einen halben Meter. Kannst du dir nicht mal eine besorgen, der das Gebiss noch fest im Mund sitzt?“


Kein Wunder, dass Chief Checker eine Ausrede suchte, denn sein zweiter Versuch hatte nicht dazu beigetragen, ihn vom letzten Platz zu hieven. Im Gegenteil, sein achter Platz war ungefährdeter denn je.


„Pah, meine Vroni stinkt ja nicht mal aus dem Arsch, wie du aus dem Mund! Verzieh dich, du Hodenfresser!“, blieb ihm Bull nichts schuldig.


„Leute, Leute, nun reißt euch mal ein bisschen am Riemen“, versuchte Crazy Dick die Wogen zu glätten, doch seine Worte riefen bei mir einen Lachanfall hervor, sodass er mich ungnädig anfunkelte.

„Du musst gerade noch etwas sagen“, fuhr ihm der Jager von Soest, der eben zu uns gestoßen war, in die Parade. „Wenn ich sehe, wie du deiner Tussi von Anbläserin den Schwanz zwischen die Titten schiebst, kommt mir echt das Kotzen.“


„Halt du nur deine Fresse“, stürzte sich Captain „heavy“ Hunter auf ihn. „Wenn du noch einmal so unverschämt auf meinen Schwanz starrst, dann piss ich dir ins Maul, verstanden?“


„Hm, welch verlockendes Angebot. Ich werde darauf zurückkommen“, parierte Jager äußerst cool.

Eine illustre Gesellschaft, diese Helden der Onanierkunst.

Nur Long Tall John hielt sich raus und schaute blasiert über die Köpfe seiner Konkurrenten hinweg. Bisher stand er unangefochten an der Spitze und sein überheblicher Blick ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass es am Ende noch genauso sein würde. Ein ganz klein wenig beneidete ich ihn, denn seine Annie schien ein wahres Wundertalent zu sein, und sein Schwanz ... ein nimmermüder Erfolgsgarant.

„Und du mit deiner blöden Maske“, fuhr mich Squirting Arrow von rechts an, „was willst du überhaupt hier? Es sollte von Rechts wegen verboten sein, sich so zu verstecken. Zeig’ uns endlich deine echte Visage!“


Jetzt wurde es brenzlig und ich sah schleunigst zu, dass ich vom Acker kam. Dass ich nur als Spion an der Veranstaltung teilnahm, mussten sie nicht unbedingt wissen. Und die Gefahr, dass meine Teilnahme publik wurde, war nicht von der Hand zu weisen. Schnell rein in die Kabine und den Schlüssel umgedreht.


Erleichtert atmete ich auf. Puh, das war verdammt knapp. Squirting Arrow war ein drahtiger Heißsporn und mir körperlich bei weitem überlegen. Ich musste versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen.

Er hatte die Kabine neben mir, und ich hörte ihn unmittelbar nach mir seine Garderobe betreten. Gerade wollte ich es mir auf dem Sofa ein wenig bequem machen, als aus dem Nachbarzimmer ein unbeschreiblicher Lärm zu mir herüberdrang. Es klang, als sei eine vor dem Metzger flüchtende Sau durch einen bis in den hintersten Winkel vollgestopften Trödelladen getrieben worden. Es schepperte, klirrte, dröhnte und krachte ... das klang nach Totalschaden. Was um Gottes Willen war da passiert? Veranstaltete der spritzende Pfeil einen privaten Polterabend mit Teller zerdeppern und allem, was dazugehört?


Nein, das war wohl eine irrige Vermutung, denn ich hörte ihn lautstark schimpfen:


„Verdammte Scheiße! Oh verflucht! Heute geht doch alles schief. Erst der lausige Wettbewerb und jetzt auch noch diese Bescherung. Was wird Hermine sagen, wenn ich ihr das beichte?“

Neugierig geworden, öffnete ich vorsichtig die Türe und streckte meinen Kopf hindurch. Gerade wollte ich mich zu Squirting Arrows Tür schleichen, um daran zu lauschen, da wurde sie mit Gewalt von innen aufgerissen. Heraus stürmte der Gladiator höchstselbst, beladen mit den unmöglichsten Utensilien, die ich auf die Schnelle gar nicht alle erkennen konnte, denn er stürmte fort, als habe ihn eine Tarantel gestochen. Was trug er doch für eine seltsame Kluft? Dieser Kapuzenpulli, dessen Kopfteil er weit ins Gesicht gezogen hatte, musste aus dem vorvorletzten Jahrhundert stammen.

Fast war er schon um die Ecke verschwunden, da passierte ihm ein kleines aber verhängnisvolles Missgeschick. Irgendein Gummiteil, das fast bis auf den Boden reichte, geriet ihm zwischen die Beine und brachte ihn zum Straucheln. Um ein Haar hätte er sich noch gefangen, doch als er mit einer Hand zur Wand griff, um seinen Stand zu stabilisieren, entglitt ihm ein Utensil, das verdächtig nach einem Schnellkochtopf der Marke ‚Asbach uralt’ aussah, und krachte auf seinen linken Fuß, der gegen solche herabstürzenden Schwergewichte durch den ausgeleierten Badelatschen nur unzureichend geschützt war. Wer konnte es ihm verdenken, dass er laut aufjaulte wie ein geprügelter Hund und mit beiden Händen nach der auf solch heimtückische Weise misshandelten unteren Extremität griff?

Wodurch er natürlich seine missliche Lage nicht gerade verbesserte, sondern endgültig die Kontrolle über die restlichen mitgeführten Gegenstände verlor. Einen mit Blattgold belegten Bilderrahmen, mehrere Strapsgürtel in verschiedenen schreienden Farben und sogar einige Brillenetuis konnte ich ausmachen, die mit viel Getöse zu Boden stürzten.


Ich zögerte keinen Moment, selbst wenn ich mich damit in Gefahr begab, verließ den sicheren Schutz meiner Kabine, um dem Manne beim Aufsammeln seiner Utensilien zu helfen. Eine tief in meinem Innersten verankerte Hilfsbereitschaft hatte mich herausgetrieben. Ich hatte keine Ahnung, was und wohin er damit wollte. Mit Befremden registrierte ich, dass eine Gummipuppe seinen Unfall verursacht hatte, denn das übelst geschminkte Gesicht mit dem grellrot geränderten o-förmigen Mund grinste mich furchterregend an, als ich eine Packung Wachskerzen zur Seite schob.

Vor lauter Schreck fuhr ich zurück und Squirting Arrow fühlte sich genötigt, mit einer Erklärung herauszurücken.


„Das ist nicht meine. Ich meine, ich benutze sie nicht. Ich will sie verkaufen. Genauso wie den ganzen anderen Krempel. Ohne Nebeneinkünfte kann man ja bei diesem Job nicht überleben.“


„Ja klar, das mach’ ich normalerweise auch so“, log ich ihn an, um der Peinlichkeit die Spitze zu brechen und seinen Zorn von vorhin ein wenig zu besänftigen.


„Danke noch mal fürs Helfen. Und das mit der Maske war eben nicht so gemeint. Aber an Wettkampftagen bin ich immer gereizt. Hermine kann so sauer sein, wenn ich nur mit dem Startgeld nach Hause komme.“

Die letzten Worte verstand ich schon fast nicht mehr, denn mit sozusagen fliegenden Schößen entschwand der völlig Überladene meinem Blickfeld. Erst als ich bereits wieder auf dem Weg zurück in mein Zimmer war, stellte ich mir die Frage: ‚Wem um Gottes Willen wollte er die Puppe andrehen?’ Genauso gut konnte er den Eingeborenen im Busch Schuhcreme verkaufen.


‚Viel Glück bei deinen Geschäften!’, murmelte ich vor mich hin.

Erst jetzt sah ich, dass die Tür zu Crazy Dicks Zimmer offen stand. Eben, als ich daran vorbeigestürmt war, hatte ich es glatt übersehen. Er lag auf dem Bett, hatte die Augen geschlossen und Kopfhörer übergestülpt. Genau wie eben während des Wettkampfes. Was er sich da nur anhörte? Waren es die Hintergrundgeräusche eines Pornofilms? Oder lauschte er voll innerer Zufriedenheit einer Lesung des Bestsellerautors Rainer Müll, der heute im Foyer auftrat, und von dem ich noch nie zuvor etwas gehört hatte? Oder ließ er sich durch die Klänge von Richard Strauss’ ‚Also sprach Zarathustra’ im Wettbewerb vorwärts peitschen? Obwohl, da hätte Queen mit ‚We are the champions’ besser gepasst.

Das allgemeine Rätselraten um sein akustisches Aufputschmittel würde sicherlich keine Auflösung finden, denn die Kopfhörer waren von allerbester Qualität und ließen keinen Ton durchdringen. Es sei denn, seine Anbläserin, das Busenwunder mit dem klangvollen Namen Quendolin-Chiara war bestechlich.

So sehr interessierte es mich dann aber doch nicht. Obwohl, wenn ich es mir recht überlegte ...


Eben kam Quendolin-Chiaras Busen um die Ecke geschossen, knapp gefolgt vom Rest ihres Körpers. Etwas befremdlich schaute sie mich an und knallte die Tür von Dicks Zimmer ins Schloss. Was konnte denn ich dafür, dass sie vergessen hatte, sie zu schließen? Wahrscheinlich hatte sie in typisch weiblicher Manier ganz plötzlich ganz dringend auf die Toilette gemusst ...

Als ich wieder in meinem Zimmer angelangt war, fläzte ich mich auf das einladend weiche und äußerst bequeme Sofa.


Ein großer Bildschirm, der mir vorher gar nicht aufgefallen war, tauchte den Raum in bläuliches Licht. Ah, eine Aufzeichnung der bisherigen Veranstaltung! Die geilen Spots und Großaufnahmen des Publikums sollten uns wohl für das Finale des Wettbewerbs zusätzlich anheizen. Überall wo ein besonders kurzer Rock Einblick in intime Bereiche versprach, verweilte das Objektiv der Kamera extrem lange. Besonders schöne Gesichter übertrug sie ebenfalls in Großaufnahme. Ich schaute eine Zeit lang zu und ergötzte mich an einer jungen Dame, die unten herum überhaupt nichts mehr trug. Weder Rock noch Slip. Wie wollte die nur nach Hause kommen?

Ich wollte mich gerade abwenden, um mir einen Becher Wasser zum Ölen meiner staubtrockenen Kehle einzuschenken, als ich SIE erkannte. Die Kamera hatte sie nur flüchtig gestreift und fuhr dann ein Stückchen zurück, um das Gesicht in Großaufnahme auf den Bildschirm zu bannen.


NEIN!!!! Nicht doch! Nicht sie!


Ein tödlicher Schreck fuhr mir in die Glieder.


Andrea!


Meine Kollegin und frühere Geliebte schaute mir via Bildschirm direkt in die Augen. Unwillkürlich zog ich den Kopf ein, obwohl das eine reichlich dumme Geste war. Sie unterhielt sich, heftig gestikulierend, mit der Frau zu ihrer Linken, und als die Kamera ein wenig zurückzoomte, erkannte ich ihre Geliebte Anne. Die war mir bis dato nur vom Sehen vertraut, doch sie war es, ohne Zweifel.

Ganz sicher hatte Andrea mich längst entlarvt! Jeden Quadratzentimeter meines Körpers hatte sie aus nächster Nähe gesehen, ihn erkundet mit Händen und Zunge.


Mir wurde schlagartig schlecht.


Mit zitternden Knien wankte ich zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und hielt den Kopf darunter. Trotz Maske kühlte das kalte Wasser meinen heißen Kopf. Wenn sie es nur für sich behielt!

Wir hatten uns damals im Guten getrennt, erkannt, dass wir uns zwar sehr mochten, doch es zu einem Zusammenleben nicht reichen würde. Sie hegte in ihrem Herzen vermutlich keine Rachegefühle gegen mich.


„Andrea, verrat’ mich nicht“, flüsterte ich in Richtung Bildschirm, von dem sie längst wieder verschwunden war, anderen Schönen Platz zu machen. Doch dafür hatte ich keinen Blick mehr, war zu verwirrt, um mich auf schöne Frauen und nackte Mösen zu konzentrieren.

Was suchten all diese Frauen überhaupt hier? Warum, um Gottes Willen, waren sie gekommen? Um ein paar Hanswürste beim Onanieren zu beobachten? War es Sensationslust? Neugierde, diese typisch weibliche Motivation? Oder doch nur pure Geilheit?


Letzteres bestimmt nicht. Da machen sich die Männer etwas vor. Es dürfte kaum eine Frau aufgeilen, einem Mann beim Onanieren zuzusehen. Diese hektischen und eintönigen Bewegungen einer Männerfaust, die letztlich nicht mehr als zehn Kubikzentimeter einer milchig weißen Flüssigkeit zu Tage förderte. Vermutlich eher lächerlich als erregend.

Und dennoch waren sie zu Tausenden gekommen. Veranstalteten ein Happening, zeigten, dass auch Frauen Spaß an Sex und sogar Pornografie haben. Ja, sie machten sich einen Jux daraus, und die vermeintlichen Helden der Veranstaltung waren in Wahrheit ... Hampelmänner am langen Faden. Auch wenn das den meisten Zuschauerinnen gar nicht bewusst war und sie noch so sehr kreischten und sich wild gebärdeten ... letztlich waren sie hier um zu feiern und dazu hätten sie uns Onanierhansel gar nicht gebraucht. Genau so wenig wie unsere im Grunde lächerliche Konkurrenz. Gerade eben das Geplänkel auf dem Flur ... wenn es nicht zum Lachen gewesen wäre ... dann zum Weinen.

Andrea hatte mich ganz bestimmt nicht erkannt. Ich sah schließlich nicht anders aus, als die übrigen Teilnehmer des Contests. Männer eben. Letztlich austauschbar, wenn man sie auf die rein sexuelle Ebene reduziert. Ich konnte beruhigt sein und den Job ohne Angst zu Ende bringen. Ich würde da draußen mein Bestes geben, denn etwas anderes kam ohnehin nicht in Frage. Doch identifizieren konnte ich mich mit meiner Rolle nicht. Ich war Journalist, mit Leib und Seele, doch in Zukunft würde ich die Grenzen sehen und vor allem respektieren. Sollte mich der Chef doch ... am Arsch lecken.


Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen nahm ich auf dem einladenden Sofa Platz. Ich konnte mir ein paar Minuten der Ruhe und Entspannung gönnen.


Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die Pause erst knapp zur Hälfte vorbei war.

Plötzlich öffnete sich die Türe und herein spazierten zwei junge Damen, so dreist, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, das dichte Netz des Sicherheitspersonals zu überwinden und in die Kabine eines der Stars des Abends einzudringen. Waren die Herren der Security etwa blind geworden, als sie die Schönheit der beiden Sirenen erblickt hatten. Oder war es doch mehr die relative Nacktheit der beiden Grazien gewesen, die eine partielle Sehschwäche verursacht hatte. Mir konnte es egal sein, sie waren ein schöner Anblick, auch wenn er nicht hier hergehörte.

„Meine Damen, ich gratuliere Ihnen. Wenn Sie es geschafft haben, bis zu mir vorzudringen, gebührt Ihnen meine volle Aufmerksamkeit.“


„Hey, was redest du denn so geschwollen daher? Erkennst du uns denn nicht?“, kicherte die eine der beiden jungen Schönen.


„Er erkennt uns wirklich nicht“, wandte sie sich an ihre Freundin. „Eigentlich ist das ein Affront, oder was meinst du, Vera?“


„Sie müssen schon entschuldigen, ich bin ein wenig im Stress. Aber mich wundert, dass Sie mich zu kennen glauben. Ich bin nicht Gotthardo, auch wenn ich mich in seiner Garderobe aufhalte. Der Ärmste ist heute leider indisponiert.“

„Du meinst also, weil du eine Maske trägst, erkennen wir dich nicht?“, fragte mich die eben mit Vera Angesprochene. „Wir verdanken dir immerhin unser Leben, da sollten wir dich in- und auswendig kennen.“


„Jetzt blicke ich gar nicht mehr durch. Und was wollen Sie überhaupt hier?“


„Wir wollen dir helfen.“


„Helfen? Mir? Wobei denn und wie?“


„Na wir wollen, dass du den Contest gewinnst. Und übrigens, Martin hat uns geschickt“, gab diejenige zur Antwort, deren Namen ich noch nicht in Erfahrung gebracht hatte.


„Welcher Martin?“


„Na, der Martin, der dir ebenfalls sein Leben verdankt.“


„Jetzt hört aber mal auf mit diesem Leben verdanken. Niemand verdankt mir sein Leben.“


„Aber sicher doch, mein lieber Elmar. Oder willst du etwa die Erschaffung von Dominique, Vera und Martin leugnen?“

Das Kichern der beiden Gören war der einzige Laut, der in den nächsten Sekunden zu vernehmen war. Ich wusste nicht, was da gerade mit mir geschah. Weiße Mäuse und weiße Elefanten waren mir aus der Literatur durchaus geläufig als Folge exzessiven Alkoholkonsums. Doch dass einem Autor die Figuren seiner Storys plötzlich leibhaftig gegenüberstanden, hatte ich noch nie gehört.

„Aber ihr seid doch lebendig, steht wahrhaftig vor mir“, versuchte ich einen Einwand, „wie könnt ihr dann Dominique und Vera aus der WG ohne Tabus sein?“


„Sollen wir es dir beweisen?“


„Wie könnte das gehen?“


„Du hast uns als die größten Spritzmösen geschaffen, die dir jemals begegnet sind. Und den Beweis dafür anzutreten passt genau in unseren Plan, dir zum Sieg zu verhelfen.“


„Was? ... Wie?“, stotterte ich.


„Ja, wir geben dir eine kleine Vorführung, dann kannst du dir beim letzten Versuch vorstellen, wie wir beide es vor deinen Augen miteinander getrieben haben, und das wird dich bis ganz nach vorne katapultieren.“

So verrückt das alles auch war, die Aussicht, meinen eigenen Geschöpfen zusehen zu dürfen, wie sie das, was ich mir ausgedacht hatte, in die Tat umsetzten, war außerordentlich verlockend. Wie oft hatte ich von Dominique geträumt, lange bevor Vera auftauchte, und wie herrlich war es erst geworden, als die Zweierbeziehung mit Martin durch das Auftauchen von Vera bereichert wurde.


„Und Martin hat euch geschickt?“, wollte ich noch wissen.


„Ach Elmar, du weißt doch, wer Martin in Wirklichkeit ist, oder? Natürlich war es seine Idee, dass wir bei dir auftauchen. ‚Geht, helft ihm’, hat er gesagt, ‚er braucht euch in der neuen Geschichte. Sonst schafft er es nicht, den ultimativen Abspritzer zu landen.“

Sicherlich war es besser, diese merkwürdigen Vorgänge gar nicht tiefer ergründen zu wollen. Lieber sich auf das Wesentliche konzentrieren, und das war im Moment der Contest.


„Also los Mädels, zeigt, was ihr draufhabt.“


„Na das klingt schon eher danach, dass du endlich vernünftig geworden bist“, belehrte mich Dominique, wobei ich die absolute Gewissheit hatte, dass das Wort ‚vernünftig’ völlig deplatziert war.

„Natürlich haben wir keine Höschen an, denn wir wollten den Eintritt sparen, wie viele andere auch. Schau her, hier sind unsere Möschen.“


Mit diesen Worten lupften beide Mädels ihre Röckchen und präsentierten mir ihre kahlen Muschis. Herrlich sahen sie aus, genau, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Was ja letztlich kein Wunder war ... hatte ich sie doch selbst erschaffen.

„Und jetzt darfst du dir aus allernächster Nähe anschauen, wie deine Spritzmösen das Sofa versauen“, lachte mich Dominique an, und Vera fragte scheinheilig: „Es macht dir doch nichts aus, dass der Raum noch tagelang nach uns duften wird?“


Oh ja, sie waren wirklich so versaut, wie ich sei mir ausgemalt hatte. Gemütlich lehnte ich mich zurück, in froher Erwartung der angekündigten Show.

Die beiden nahmen am anderen Ende des Sofas Platz. Vera, die etwas größer als Dominique war, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Seitenlehne und Dominique setzte sich zwischen ihre Beine. Beide blickten mich an, denn Vera schaute über Dominiques rechte Schulter. Ich brauchte mich gar nicht zu bemühen, unter Dominiques Rock zu spicken, denn kaum dass sie Platz genommen hatte, lupfte sie den roten Stofffetzen und spreizte die Beine so weit, dass der rechte Fuß auf den Boden zu stehen kam, während sie den linken auf der Rücklehne des Sofas ablegte. Es bot sich mir ein optimaler Ein- und Anblick, von dem ich meine Augen nicht abwenden konnte. Aber warum auch? Diese Vorführung galt nur mir alleine. Hatten sie gesagt.

„Na, gefällt dir meine Muschi?“, fragte mich Dominique ganz ungeniert.


„Aber wie sollte sie dir auch nicht gefallen“, stellte sie fest. „du hast sie ja selber modelliert.“


Nicht nachdenken! Das schadete der geistigen Gesundheit. Einfach genießen, das fördert das Wohlbefinden. Wie war das noch mal? ... Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! ... Ja, sie sollten verweilen, die beiden. Und nicht nur einen Augenblick!

Vera griff mit beiden Händen um Dominique herum und spielte mit deren Muschi. Zwar konnte sie sich selbst dabei nicht zusehen, da sie ja hinter ihrer Freundin saß, doch offensichtlich war das gar nicht nötig. Mit zwei Fingern spreizte sie die Labien und legte die empfindliche Liebesperle frei.


„Schau ihn dir genau an, Elmar“, forderte sie mich auf, „denn das ist der Knopf, mit dem man den Springbrunnen in Gang setzt. Der Mechanismus klemmt ein wenig, deshalb reicht es nicht, einmal drauf zu drücken, sondern man muss feste drüber rubbeln. Siehst du ... so!“

Wow, so ganz aus der Nähe hatte ich noch nie zugesehen, wenn eine Frau die Klitoris einer anderen bearbeitete. Diese zierlichen, zarten Finger, die dunkelrot lackierten Nägel!


Doch nicht nur mir gefiel Veras Handarbeit. Auch Dominique genoss, was ihre Busenfreundin mit ihr anstellte. Jedenfalls schloss ich das aus ihrem Stöhnen und dem verzückten Blick, mit dem sie mich ansah. Obwohl ich mich auf der Bühne bereits weit übers normale Maß hinaus verausgabt hatte, richtete sich mein Schwanz bei diesem Anblick auf.

Natürlich blieb das nicht unbemerkt und unkommentiert.


„Siehst du, es wirkt schon“, sah sich Vera bestätigt, und Dominique, die bei diesen Worten kurz aus ihrer Selbstversunkenheit auftauchte, stöhnte mehr, als dass sie artikulierte: „Nachher, wenn du dein Sperma raushaust, denk an uns. Und erinner’ dich daran, wie wir das Sofa versaut haben. Ohhh, mir kommt’s bald. Ein bisschen fester noch, Veramäuschen, ich bin gleich so weit.“

Das wollte ich mir aus der Nähe ansehen. Die Gelegenheit war so günstig wie nie zuvor. Weiter als Dominique kann eine Frau die Beine kaum spreizen, und Vera sorgte dafür, dass ich auch die Details gut erkennen konnte, indem sie mit der zweiten Hand die Liebeslippen weiterhin auseinandergedrückt hielt.


Als ich mit meinem Kopf nur noch wenige Zentimeter vom Zentrum des Geschehens entfernt war, wurde ich plötzlich von einem festen, heißen Strahl getroffen. Er traf meine Ledermaske und sprenzte von dort nach allen Seiten. Vor lauter Schreck schloss ich die Augen, damit nichts hineingeriet.

Der zweite Strahl traf mich direkt auf den Mund, und als ich die Augen wieder öffnete, sickerte es nur noch aus Dominiques Möse. Wieder hatte ich es verpasst, zu sehen, wo dieser heiße Geysir nun genau entsprang. Doch der Duft ihres Liebeswassers hüllte mich ein, und die paar Tropfen, die sich durch den Schlitz in meinen Mund verirrten, machten mich fast rasend vor Geilheit. Ja, jetzt war ich gerüstet für den Kampf Mann gegen Mann.

Der süße Glockenklang, als der mir das Kichern der beiden Gören erschien, wurde plötzlich schrill übertönt von einem lauten Gong, der das Ende der Pause verkündete.


Überrascht und wie vom Donner gerührt schlug ich die Augen auf. Niemand außer mir selbst lag auf diesem Sofa. Ich war derart verblüfft und verwirrt, dass ich mich im Raum umschaute und nach den beiden Mädchen suchte.

Das konnte doch kein Traum gewesen sein ...


Meine Geruchs- und Geschmacksnerven lehnten es schlichtweg ab, das eben Erlebte als puren Traum durchgehen zu lassen.


Und ich ... ich wollte das auch nicht ...

********************

Hungrige Mäuler

Die nächste La Ola riss uns aus unseren tiefsinnigen Gesprächen.


Meine Augen widmeten sich der leicht geistesabwesenden Anne, meine Ohren vernahmen, wie aus weiter Ferne, dass sich Elmar – Verzeihung – der „Halve Hahn“ gerade auf den vierten Platz vorgespritzt hatte.


Dieser Long Tall John, der Neandertaler aus dem schottischen Hochland, führte. Wie sollte es auch anders sein.


Dass zwei unserer Nachbarinnen wie von Sinnen aufsprangen und im Duett „Jaah, fick mich, John, mach mir ein Kind!“, grölten, ließ auch Anne aus ihrer Lethargie erwachen.

„Ihr habt 'se doch nicht mehr alle“, zischte sie den beiden giftig zu.

Außerdem hatten die ihre nackten Hinterteile wedelnd in Richtung Manege streckenden Weiber die Woge der Begeisterung für unseren wacker kämpfenden Lokalmatadoren jäh unterbrochen. Wir schafften es gerade eben noch, den durch unsere liebestollen Nachbarinnen unterbrochenen Fluss der Welle wieder herzustellen, als die grellen Deckenscheinwerfer die gesamte Szenerie in ein gespenstisch weißes, ja, groteskes Licht tauchten.

Mir fiel eine, ein paar Reihen vor uns breitbeinig auf dem Sitz stehende, dauergewellte Brünette auf, die den Schwung ihrer Schleuderbewegung angesichts der urplötzlich hereinbrechenden Helligkeit nicht mehr zurückhalten konnte und ... tatsächlich ... uah, wie eklig ... einen tief rot gefärbten Wattebausch in bester Hammerwerferinnenmanier in Richtung Bühne schleuderte.

Wozu Frauen doch alles fähig sind. Ich war fassungslos.


Hatte ich doch bis dahin uns Kölnerinnen für eine fröhliche, aber doch eher kultivierte Spezies gehalten. Hm, die Hammerwerferin kam sicher aus dem Erftkreis, das sind die mit den tiefergelegten Autos und BM-Kennzeichen. BM für ,Bereifte Mörder' ...

„Schon zu Ende? Alles vorbei? Wer hat denn gewonnen?“ Anne schien doch noch nicht so recht bei Sinnen zu sein, rieb sich, geblendet von der grellen Deckenbeleuchtung, die Augen.


„Nein, mein Schatz“, entgegnete ich, „nur Pause. Es ist noch nicht vorbei.“


„Ach ...“


Ich aber hatte im Moment kein Gespür für die zarten Befindlichkeiten meiner Liebsten, registrierte statt dessen, dass sich der Maskenmann beim Einschalten der Strahler wie vom Tampon getroffen rasch in einen der Bühnenausgänge verkrümelte. Für Bruchteile von Sekunden hatten wir Blickkontakt. Ach, nein. Das bildete ich mir wohl nur ein, auf diese Entfernung könnte er vermutlich nicht mal meine Nase erkennen.

„Ich habe Durst, und ich muss mal.“ Ich versuchte, Anne auf die sanfte Tour aus der Arena zu locken. Doch die fand zunehmend Gefallen an den halbnackten, eingeölten, brasilianischen Tänzern, die mit Salti, Flicflacs und im Halbspagat mündenden Sprüngen die Manege enterten.


„Willst du etwa Schlange s(t)ehen?“, entgegnete sie stattdessen. „Lass' uns doch, bis der gröbste Andrang vorbei ist, noch ein wenig den netten Tänzern zuschauen, die können wirklich was.“


Für einen Moment hatte ich den Eindruck, dass wir ausschließlich wegen


dieser muskulösen, ästhetischen Artisten in die Halle gekommen waren. Und angesichts der ungeduldig trippelnden, sich an den Ausgängen quetschenden Weiber, war mir der ohnehin nur vorgespielte Harndrang fürs Erste vergangen.

„He, Schatz. Seit wann stehst du auf Männer?“


„W... wie bitte?“ Anne machte nicht die geringsten Anstalten, das Opernglas abzusetzen, inspizierte jeden einzelnen der braungebrannten, öligen Gestalten ganz genau. „Du musst doch zugeben“, sinnierte sie, während sich ihre Wangen leicht rot färbten, „dass dies begnadete Körper sind, ... nichts anderes an ihnen interessiert mich, kapiert?“


Ups, ein leicht dominanter Unterton hatte sich in ihre sanfte Ansprache gelegt.

Dass sich die Copacabana-Schönlinge inzwischen völlig entblößt hatten, war mir natürlich nicht entgangen, ich hatte ja den Videowürfel, Anne nur das Opernglas.

Schöner als die Contesthelden waren die von der Natur recht


beachtlich ausgestatteten Tänzer vom Zuckerhut nun allemal. Und die Samba-Klänge, die aus den Boxen dröhnten, ließen selbst mein Becken vibrieren, das Annes zunächst noch etwas reserviert im Schalensitz verharrende Flanke fand, dort aber gleich das Feuer entfachte, das unsere bald im rhythmischen Gleichklang wiegenden, stoßenden und kreisenden Hüften auf so wunderbare Weise elektrisierte.

„Mmh, ich hätte jetzt ...“


„Jaah, ich auch ...“

„Aber doch nicht vor allen Leuten!“ Anne verstaute das Opernglas in ihrer Handtasche, setzte einen flüchtigen, aber feuchten Kuss auf meine Lippen, von denen ein an diesem Tag doch bislang arg vernachlässigter Nervenstrang bis tief in meinen Schoß reichte.


„Ich fürchte“, meinte sie, während sie sich von meiner eng an ihren Körper geschmiegten Seite löste, „dass ich noch mal wechseln muss.“


Hm, dass mir in diesem Moment das Bild der Hammerwerferin aus dem Erftkreis vor meinem geistigen Auge erschien, konnte Anne ja nicht wissen. Von dem ekligen Zwischenfall hatte sie nichts mitbekommen ...

„Andrea, du träumst.“ Breitbeinig und grinsend stand sie vor mir, straffte ihren Mini und reichte mir die Hand. „Komm' Liebste, du musst doch auch mal, und außerdem möchte ich nicht alleine zur Toilette gehen.“


Mir war, als ob zahllose bleierne Gewichte an meinen Gliedern hingen, doch da hatte mich Anne schon mit einem kräftigen Ruck aus dem Sitz gezogen und mit einem zärtlichen, innigen Kuss zurück ins Leben geholt.


„Auf geht’s, Schlafmütze“, zwitscherte sie mit einer Selbstverständlichkeit, die mir die Sprache verschlug, aber ohnehin keinen Widerspruch geduldet hätte.

Das Gedränge im Foyer war unbeschreiblich.


Und das, obwohl noch Tausende in der Arena geblieben waren, um das sicherlich anspruchsvolle Programm der akrobatischen Tänzer zu bewundern. Einige der Frauen im Foyer waren derart zerzaust, als hätten sie gerade eine Massenschlägerei hinter sich.


Und, mein Gott, die Pudelfeen aus Köln-Lindenthal waren auch wieder da. Reichlich angeschlagen, die Damen, die sich gegenseitig stützen mussten ...


„Na, immer noch Durst?“, zwitscherte Anne und drückte dabei meine in der ihren ruhende Hand etwas fester.


„Oh ja, aber auf 'nen Doppelten“, antwortete ich seufzend, „sonst ertrag' ich das nicht.“

Was ich sah, war geeignet, meinem bisherigen Weltbild vom „ehrbaren weiblichen Geschlecht“ tiefe Risse zuzufügen. Einige der betrunkenen Pudelfeen lupften umständlich ihre Faltenröcke, um sich dann irgendwelche halbzerknüllten Papierfetzen durch ihre sicherlich nicht nur vor Erregung glänzend feuchten Spalten zu ziehen.


„Dsschschsschonn ...“ Das war der einzige, halbwegs nach einem anständigen Wort klingende Laut, den ich aus dem Gestammel herausfiltern konnte.

Für Anne bot diese groteske Szene eher Anlass, tiefschürfende, philosophische Betrachtungen anzustellen. „Mich würde doch mal interessieren“, sinnierte sie, „wer den Begriff ,Scham' für die sekundären menschlichen Geschlechtsorgane erfunden hat ...“


„Das muss ein grobes Missverständnis gewesen sein“, pflichtete ich ihr grinsend bei.

Warum allerdings ein halbes Sondereinsatzkommando notwendig war, um die zappelnden, strampelnden, kreischenden und wüste Flüche ausstoßenden Pudelfeen doch recht rabiat aus der Halle zu tragen bzw. zu schleifen, erschloss sich weder mir noch meiner Freundin.


Die schaltete jedenfalls als Erste und griff mit spitzen Fingern einen der durchnässten Papierfetzen, die den Pudelfeen im Kampfgetümmel mit der Staatsmacht offensichtlich entglitten waren.


„Wow, Autogrammkarten von Long Tall John.“


„Das waren wohl mal Autogrammkarten“, belehrte ich sie. Schließlich wirkte das beste Stück des vermeintlichen Favoriten auf diesem Abbild doch schon reichlich abgenutzt.

Anne ließ die aufgeweichte Karte fallen und reinigte ihre Finger mit einem der Sagrotantüchlein, von denen sie bei Großveranstaltungen immer mindestens ein halbes Dutzend in der Handtasche hat. Frau kann ja nie wissen ...

„Kennt' ich da bitte auch eins von habe?“ Eine helle Frauenstimme mit leicht süddeutschem Akzent erklang unmittelbar hinter uns.

„Aber gerne doch.“ Anne zögerte keinen Augenblick, zog ein weiteres Päckchen aus ihrem Fundus, „gerne auch zwei, ich hab' noch genug davon.“

Anne schien nicht die einzige Frau gewesen zu sein, bei der die weibliche Neugier mal wieder stärker war, als das uns eigentlich von Natur aus gegebene, intuitive Gespür von Abscheu und Ekel, irgendeinen klebrigen, schmierigen Papierfetzen vom Boden aufzulesen.

Dass meiner Liebsten beim Anblick der beiden vor lauter Schreck der gesamte Inhalt ihrer Handtasche auf die Steinfliesen kullerte, und mir beim Wenden des Kopfes die Kinnlade auf's Schlüsselbein sank, amüsierte die beiden nun vis ŕ vis vor uns stehenden Frauen königlich.


„He, mir beißen doch net“, lachte die kleine Blonde, während ihre Begleiterin Anne half, die weit verstreuten Utensilien einzusammeln.

Nachdem meine Schrecksekunde überwunden war, zögerte ich keinen Moment: „Hallo Anja!“


Schüchtern bin ich eigentlich noch nie gewesen, doch jetzt fühlte ich einen Anflug von Hitze in meinen Kopf steigen. Hatte ich eben, wegen der Distanz noch leichte Zweifel gespürt, so war ich mir jetzt absolut sicher. „Hallo Anja, willkommen in Köln.“


Dass ich meine liebste Autoren-Kollegin bei unserer ersten Begegnung in Natura so sprachlos und perplex vor mir sehen würde, hätte ich mir freilich nie träumen lassen.

„An... Andrea??“


„Jepp, voll die Zehn!“


„Mindestens neun ...“


„Downvoting als Neidnebenbegleitung der Gesellschaft.“


„Und nur fünf Kommentare, da verliert man wirklich alle ...“


„ ...Lust“, vollendete ich ihren Satz und schloss sie in meine Arme. Was für ein schönes Gefühl. Wie oft hatten wir uns in Foren und mit Mails schon gegenseitig getröstet und – virtuell – geknuddelt, abgelästert und uns gegenseitig aufgebaut.

Anne und Tina hatten sich bereits bekannt gemacht, standen grinsend und sichtlich gerührt neben uns, wir begrüßten unsere jeweiligen Freundinnen mit Küsschen links und Küsschen rechts.

„Sabber, sabber, vier leckere Pussys ...“


Warum Anja und Tina fast zeitgleich einen spontanen, gekünstelten Hustenanfall bekamen, begriff ich zunächst nicht, und auch Anne wirkte äußerst irritiert.


„Sorry“, grinste Anja verlegen, „das waren wir nicht.“

„Ich vers(t)eh' überhaupt nicht, worum es hier geht“, sagte Anne leicht vorwurfsvoll und schaute dabei Anja und Tina mit großen Augen an. Offenbar hatte sie die fremde Stimme gar nicht gehört, und jetzt hielt sie meine Autorenfreundin und deren Begleiterin für völlig übergeschnappt. Auch wenn sie sich höflich zurückhielt, ihre wahren Gedanken konnte ich in ihren Augen lesen.

„Lass' nur“, wiegelte Anja ab, „das war nichts, nur so eine grenzgeniale Idee.“

„Sagt mal, seid ihr nicht eben noch zu dritt gewesen, ich meine, wir haben euch im Saal schon entdeckt ...“ Mit dieser Aussage hatte ich Annes Unmut auf mich gezogen, begriff selbst aber immer noch nichts.

„Ach nee, jetzt kommt das schon wieder“, platzte es aus ihr heraus, „Andrea bildet sich ein, vorhin neben euch eine schwarzblonde Ges(t)alt gesehen zu haben ...“ Und dann, zu mir gewandt: „Entschuldige, Schatz, ich wollte dich jetzt nicht bloßs(t)ellen.“

Innerlich musste ich erneut schmunzeln. Wie süß und kultiviert doch Annes norddeutscher Akzent angesichts unseres schlampigen badischen und rheinischen Umgangs mit der Sprache klang. Auch Anja und Tina mussten über das besonders betonte „t“ grinsen.

Dabei kam ich mir selbst reichlich paranoid vor. Sah mysteriöse Gestalten, deren Gesichtsausdruck ich als die personifizierte Geilheit gedeutet hatte, und jetzt hörte ich die Geilheit in Person, ohne die dazu passende Gestalt zu sehen. „Sabber, sabber, vier leckere Pussys ...“


Alles sehr merkwürdig.

Und zu allem Überfluss ließen uns Anja und Tina ohne Erklärung in unserer Agonie zurück. Sie wollten zu einer Lesung, irgendwas Neues von Rainer Müll, diesem Bestsellerautoren. Wir könnten doch mitkommen, sei bestimmt sehr interessant.


Nach einer Autorenlesung stand jedoch weder Anne noch mir der Sinn. Viel lieber hätte ich unser Treffen mit einem Gläschen Sekt gefeiert.


„Das können wir später noch“, tröstete mich Anja, „kommt doch einfach mit zu der Aftershowparty, da haben wir ein bisschen mehr Zeit und können was schwätze.“


„Süße, die beiden haben doch keine VIP-Karten“, fiel ihr Tina ins Wort. „Oder habt ihr welche?“


„Nö“, entgegnete ich, „aber das sollte kein Problem sein, da werde ich mir schon was einfallen lassen.“

Gedankenverloren schauten Anne und ich den beiden hinterher.

Den beiden?


Für einen Moment glaubte ich, die Schwarzblonde erneut zu sehen, die wie ein Harlekin hinter Anja und Tina hertrippelte.


Doch ... lassen wir das lieber.

„Die sind ja echt nett, die beiden“, sinnierte Anne, „aber auch ein bisschen schräg.“


„Wie meinst du das?“


„Na, dieser komische Hustenanfall ...“


„Ich weiß nicht, was du meinst.“


„Das weißt du genau!“ Ups, Anne wurde energisch, da musste ich auf der Hut sein. „Da gab es doch was zu verbergen, etwas, von dem ich nichts wissen darf ... Andrea, sieh mich an!“

„Schatz, bitte kein Eifersuchtsdrama, Anja ist glücklich verheiratet und hat zwei süße Kinder.“


„Und Tina hat eine mordsmäßige Alkoholfahne.“


„Das ist mir auch aufgefallen ...“


Genau, ... das war die Lösung!


„Vielleicht“, sagte ich, „hat Tina gerülpst oder gepupst, und das war dann beiden peinlich.“ Ich greife ja selten zu Notlügen, doch in dieser Situation hielt ich sie für absolut legitim. Ich konnte Anne doch nicht vermitteln, dass vielleicht drei Frauen eine imaginäre Stimme gehört hatten und sie nicht. Das Hüsteln hatte ganz sicher etwas mit diesem so mysteriös erscheinenden Ausruf zu tun. „Und deswegen, weil sie sich geschämt haben“, schloss ich ohne rot zu werden, „haben sie so künstlich gehüstelt.“

„Das wäre in der Tat denkbar.“ Wow, Anne legte ihr Misstrauen ab. „Ist ja auch wirklich peinlich, sich gleich bei der ersten Begegnung so gehen zu lassen.“


„Damit wäre Tina nicht die Einzige, wenn ich mich hier so umschaue ...“

„Aber süß“, so Annes Fazit, „sind die beiden schon, auch wenn Anjas Freundin ein Ferkel ist. Sie wird aber sicher ihre Qualitäten haben.“


„Ganz bestimmt.“

Noch ehe ich Anne zum Versöhnungskuss in meine Arme schließen konnte, hatte sie schon wieder etwas anderes entdeckt.

„Schau mal da vorne“, wisperte sie mir zu, „ist das nicht einer dieser Spritzenmänner?“

„Wie jetzt? Hier sind mehrere Feuerwehrleute.“

„Nein, keine Feuerwehr, echte Spritzenmänner, Wichser halt. Da, hinter dem S(t)and.“

Tatsächlich. Dieser hagere, drahtige Typ in Badeschlappen, baumwollener Trainingshose und etwas zu groß geratenem Kapuzenshirt sah tatsächlich „Squirting Arrow“ sehr ähnlich. Die Hakennase, das spitze Kinn – kein Zweifel. Der Wichsprofi mit dem klangvollen Namen, der mich, in Natura, eher an eine Reißzwecke erinnerte, als an einen spritzenden Pfeil.



„Na, der muss es aber nötig haben“, meinte Anne.


Soweit ich mich erinnern konnte, war er im Wettbewerb weit abgeschlagen, doch so richtig wusste ich es nicht. Anne ohnehin nicht, die hatte vom bisherigen Contest von allen 14 500 Zuschauerinnen sicherlich am wenigsten mitbekommen.


Dachte ich.


„Der liegt momentan auf Platz sechs. Der kann nix mehr reißen.“ Anne grinste mich frech an, als sie meinen weit offen stehenden Mund bemerkte. „Ich habe doch nicht umsonst Mathematik s(t)udiert.“


„Seit wann braucht frau für Zahlen zwischen eins und acht ein Mathematiks(t)udium?“, äffte ich ihren Akzent nach.

„Elende Klugscheißerin!“

„Zickenkrieg?“

„Nee“, lachte Anne, „lass' uns lieber mal schauen, was der anzubieten hat, sieht nach einem recht abenteuerlichen Sammelsurium aus. Vielleicht zeigt er uns sogar diese Plastik-Pussy, mit der er versucht hat, sich in Fahrt zu bringen ...“

Sieh an, meine süße kleine Anne. Die immer so tat, als würde sie nichts mitbekommen, und dann registrierte sie doch alles wesentlich aufmerksamer als ich selbst.


„Luder“, zischte ich ihr zu.

Doch wir wollten uns dem Sammelsurium widmen.


Und das sah nicht nur abenteuerlich aus, es war abenteuerlich: Ein Schnellkochtopf aus Edelstahl, leicht angelaufen und verkratzt, war das Erste, was mir ins Auge stach. Daneben ein paar Strapsgürtel in roter, blauer und schwarzer Kunstfaser, fein säuberlich um eine handgeschriebene Tafel „Ächte Seyde“ drapiert. Au, das tat weh, könnte aber wohl die mittelhochdeutsche Schreibweise gewesen sein ...

„S(t)rapse aus Seide“, empörte sich Anne, „der hat 'se ja wohl nicht mehr alle.“

Die original verpackten „Belinda 30 denier“ kamen mir angesichts des vergilbten Etiketts auch nicht so ganz frisch vor, und die beiden – nicht mehr original verpackten – Dildos aus der Kollektion „Wikinger“ und „Buschmann“ werden seit mindestens 20 Jahren nicht mehr hergestellt. Die Boticelli-Putten aus „echt Meißner Porzellan“ und der hölzerne Nussknacker aus dem Erzgebirge fielen schon gar nicht mehr ins Gewicht, letzterer wirkte zumindest originell, weil die „Original Geisha-Kugeln“ die Knack-Vorrichtung eingerissen hatten.

Kein Zweifel, der Kerl hatte seine Oma beklaut, vielleicht sogar umgebracht, denn der Verkaufstisch war übersät mit merkwürdigen Gegenständen, nicht zu vergessen die Kollektion aus Hirschhornknöpfen in zwölf verschiedenen Größen.


Lediglich Hannelore-Hildehart, eine vorsintflutliche, etwas rundlichere Version von Barbie, passte nicht so ganz ins Sortiment. Was sollte eine Frau mit einer aufblasbaren, stets willigen Dreilochstute anfangen? Dass es eine Schlauchbootpumpe als Gratisgeschenk dazu gab, war auch nicht wirklich überzeugend.

Anne interessierte sich für den Schnellkochtopf.


„Was soll der kosten?“


„Was möchtest du denn anlegen, Fräuleinchen?“

Oh weh! Das hätte er nicht sagen dürfen. Wenn Anne auf etwas allergisch reagiert, dann ist es die Titulierung „Fräulein“ - und „Fräuleinchen“ geht schon gar nicht.


Doch meine Liebste blieb ganz cool.


„Nichts, mein Herrleinchen, nichts“, entgegnete sie nach einer kurzen Atempause. „Dein schneller Brüter hat ja nicht mal 'nen Gummi, und das Ventil ist ganz sicher auch kaputt.“


Squirting Arrow blinzelte meine Freundin mit seinen kleinen, verschlagen wirkenden Äuglein an. Irgendwie hatte es ihm die Sprache verschlagen.


Mir aber auch.


Und Anne setzte noch eins drauf, indem sie sich mir zuwandte: „Du musst wissen, Liebste, wenn der Druck nicht entweichen kann, dann geht der Schuss nach hinten los, das Kesselchen explodiert und die ganze Sauerei spritzt in die Küche.“


Wow. Diese feine Art der Ironie hatte sie bislang noch nie – na ja, selten - an den Tag gelegt.


Da wirkte meine Replik auf Squirtings unverhohlen zur Schau gestellte Sprachlosigkeit eher plump: „Den Topf hast du doch bestimmt deiner Oma geklaut, oder etwa nicht?“


„Meine Oma ist längst tot.“

Hatte ich es mir doch gedacht! Diesem Kerl war wirklich alles zuzutrauen, so verschlagen, wie er dreinschaute, dieses spitzbübische Kinn, die weit in die schmale Stirn gezogene Kapuze seines, aus der Nähe betrachtet, schmuddelig wirkenden Pullis ...

„Jedenfalls“, ergriff wiederum Anne das Wort, „tut's das Kesselchen ohne Gummi nicht. Keinen Cent bekommst du dafür.“

„Wenn die Damen so feinfühlig sind, könnte ich ihnen vielleicht ein Paar dieser wunderbaren Geisha-Kugeln empfehlen. Ideal zur Stärkung der Beckenmuskulatur ...“


Na, der hatte Nerven.


Hatte doch selbst das Gebiss des Nussknackers aus dem Erzgebirge vor diesen bereits etwas stumpf aussehenden Plastikkugeln kapituliert. Wer weiß, wozu der Kerl sie benutzt hatte. Wer sich mit einer künstlichen Muschi stimulieren muss, dem ist doch alles zuzutrauen.

So ganz gesund schien er nicht zu sein. Warum hätte er sonst hastig zwei blaue, ovale Kapseln aus der Bauchtasche seines Kapuzenpullis fingern und umgehend im Mund verschwinden lassen sollen? Er schluckte ohne Wasser – igitt! War vermutlich was fürs Herz ...


Doch ehe Anne und ich ihm die passende Antwort zum Thema Beckenmuskulatur geben konnten, forderte eine weitere Kundin zunächst einmal meine Aufmerksamkeit.


Genau genommen war es ihr Eau de Toilette, das mir bereits aus fünf Metern Abstand so unangenehm in die Nase gestiegen war, dass selbst mein Magen zu rebellieren begann.


Tosca!


Der Albtraum meiner Kindheit.


Das war der Duft, nein: Geruch, meiner eigenen Großmutter, die immer ein adrettes, niedliches Mädchen in mir sehen wollte, bei jeder Gelegenheit an mir rumzubbelte. „Ach, wie niedlich meine süße Andrea doch ist ...“ - Fürchterlich! Ich habe sie gehasst. - „Ach, haben dich die bösen Jungen wieder in den Schlamm geschubst, komm' her mein armes, kleines Zuckerpüppchen ...“ - Uuaah!!


Ist schon seltsam, welch' längst vergessen geglaubte Traumata gewisse Düfte, nein: Gerüche, einen noch nach Jahren und Jahrzehnten wieder einholen können. Doch diese Dame, bis über die Ohren zugespachtelt mit speckig wirkendem Make-up, stank um ein Vielfaches mehr, als meine Großmutter jemals gerochen hatte. Und dann verhüllte sie ihren verknöcherten Körper auch noch mit dem Fell dieses, offensichtlich an einer Tosca-Vergiftung verendeten Nagetiers.



„Wie viele Ratten dafür wohl s(t)erben mussten“, sinnierte Anne, und immer, wenn sie laut nachdenkt, bekommt das jeder im Umkreis von mindestens fünf Metern mit.


„Das ist Zobel, Sie ... Sie ... Sie dumme Person, Sie!“, ereiferte sich die Alte, „aber Sie, Sie mit Ihrem kurzen Röckchen, das vermutlich um ein Vielfaches länger ist als ihr Verstand, Sie haben wahrscheinlich nicht einmal die Grundschule ohne Sitzenbleiben überstanden ...“

Das war einer jener Momente, in denen ich meine sonst doch eher zurückhaltende Liebste nicht wiedererkenne. Sicher, sie wurde puterrot im Gesicht, war ihr das laute Nachdenken doch selbst aufgefallen.

„Sie irren sich, gnädige Frau“, setzte Anne an, holte kurz Luft, und dann wurde ihr Tonfall schärfer: „Meine Liebste und ich haben nicht einmal das erste Schuljahr übers(t)anden!“


„W...wie meinen Sie das?!“ Die Alte wirkte reichlich irritiert.


Ich auch, aber nur ein bisschen, denn den Gag kannte ich schon.


„Ich bin zwölf Mal sitzengeblieben“, zwitscherte Anne, „damit ich immer meiner liebsten Lehrerin nahe sein konnte, ja, und als ich dann endlich 18 war, hat sie mich geheiratet.“

Was für ein Humbug, aber gut.


Die Tosca-Lady schien endgültig genug von uns zu haben, fertigte uns mit einer verächtlichen Handbewegung ab, um sich dann dem für meine Begriffe schon viel zu lange überheblich grinsenden Squirting Arrow zu widmen.

Doch in diesem Moment fühlte ich sogar einen Hauch von Mitgefühl für diesen hochgewachsenen, aber ausgemergelten Wicht, dem offensichtlich die Gage seiner fragwürdigen Profession hinten und vorne nicht zum Überleben reichte.


Schon der Anblick dieser bereits zu Lebzeiten mumifizierten Alten, höchstens 50, gefühlte 150 Jahre alt, hatte in mir längst verdrängt geglaubte Aggressionen ausgelöst. Wie sie mit ihren knochigen, von billigem Modeschmuck beringten Fingern über diese Gummi-Hannelore tätschelte ... einfach ekelhaft.


Und dann, als hätte sie durch ihre bloße Anwesenheit nicht schon genug Abscheu erregt, ertönte auch noch ihre schrille, gekünstelt auf etepetete getrimmte Stimme: „Gibt's die auch als Ken?“

Ich hätt' kotzen können in diesem Moment, hatte aber das Glück, Annes starke Hand zu fühlen, ihren Daumen, der zärtlich und besänftigend zugleich über meine Knöchel strich. Und ich ertappte mich dabei, dass mein Mitgefühl


für diesen armseligen Abspritzhelden, dem das Grinsen gründlich vergangen war, sogar ein Stück weit Sympathie zuließ.

„Tut mir leid“, stammelte er, „Ken ist aus ... Aber ... ich hätte da noch einen Wikinger und einen Buschmann. Beide zusammen für nur 20 Euro ... immer da, selten gebraucht ...“

„Jetzt ist er wenigstens mal ehrlich“, flüsterte mir Anne zu, doch die aufgetakelte Tussie schien derlei Gefühlsregungen nicht zu kennen.


„Er wird Unser Ken sein! - 500 Euro werden ihm wohl genügen!“, herrschte sie das arme Kerlchen an, dessen Gesicht angesichts dieses unmoralischen Angebots noch tiefer in die ohnehin viel zu große Kapuze seines Pullovers geschlüpft war.


Das gierige Funkeln in seinen kleinen Augen entging mir freilich nicht, andererseits schien der Saum der Kapuze ungeeignet, all die Schweißtropfen aufzufangen, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten.


„500 Kröten soll er haben, und er wird Uns zu Willen sein!“ Jetzt hatte die Alte endgültig jede Hemmung über Bord geworfen.


„Spricht sie mit uns?“, flüsterte mir Anne zu.


„Nee, Pluralis majestatis ...“ - endlich hatte ich ihren hervorragenden Mathematikkenntnissen etwas Adäquates entgegen zu setzen.


Meine Liebste zwinkerte mir zu.

... sie? ... uns? ...

Wow, Anne!!

Warum die Zobel-Tosca „Kröten“ statt Taler gesagt hatte, überstieg allerdings selbst meinen Horizont. Doch auch den vermochte die Lady von Grusels Gnaden um ein Vielfaches zu erweitern. Dass wir ihre sich in geifernde Geilheit steigernde Rede unmittelbar miterlebten, schien sie nicht weiter zu interessieren.


„Sein spitzbübisches Kinn wird Unsere Furche pflügen, mit seiner starken, rauen Zunge wird er die wuchernden Lianen des Dschungels teilen, seine Nase wird vordringen zum Quell ewiger Jugend, Unsere güldenen Säfte werden seine Wangen umspülen wie ein heißer, erregender Wasserfall, Unsere Mastercard Gold sollen des Vasallen Sold sein, ihn reich entlohnen für seine treuen Dienste ...“

In mir wuchs ein Gefühl von ... ja, Mitleid für diese verschrobene Alte. Ganz gewiss hatte sie sich beim Betreten der Kölnarena in der Tür geirrt.


Anne dachte, wie immer, praktisch. „Sie will ihn mit Kreditkarte bezahlen“, zischte sie mir zu. „die ist vermutlich nicht gedeckt.“


Dieser Gedanke war auch mir gekommen. An seiner Stelle würde ich sicherlich auf Vorkasse bestehen.



Doch ich hatte noch nie zuvor einen Menschen gesehen, der mit seiner Mimik gleichzeitig Angst, Gier und Ekel derart glaubhaft vermitteln konnte, wie dieser vermeintliche Ken wider Willen.


War es überhaupt wider Willen?


Seltsam, dass mir gerade in diesem Moment die Ballade vom Fischer und der Nixe in den Sinn kam ... „Halb zog sie ihn, halb sank er hin ...“


Mit einer Nixe hatte diese Tosca-Mumie allerdings nichts gemein.

Seine blitzenden Äuglein und das unkontrollierte Zucken seiner Wangenmuskulatur verrieten mir, dass Squirting Arrow in seiner Geldgier allzu willig zum Sturzflug ansetzte.


„Das Monster lockt mit falschem Geld, kein Ehrgefühl, das ihn noch quält ...“ In mir wuchs die Überzeugung, dass die Fischer-Ballade einer gründlichen Neubearbeitung bedurfte.

„Tut mir leid, gnädige Frau“, mischte sich zu allem Unheil auch noch Anne ein: „Diesen Herrn haben wir bereits gebucht, und zwar für die ganze Nacht ...“

Ups. Ich fühlte urplötzlich meine Knie nicht mehr. Meine Beine schienen aus Schaumstoff geformt zu sein.


Hatte meine Liebste völlig den Verstand verloren?


Was sollten ausgerechnet wir mit einem derartigen Feigling ohne Stolz und Ehrgefühl anfangen?


Doch Anne grinste mich schelmisch an ... und ... ich verstand.


Irgendwie hatten wir beide, auf ganz unterschiedliche Art, einen Faible für verkrachte Existenzen. Hoffentlich hatte er das moralische Angebot meiner Freundin nicht gründlich missverstanden.

Wir beide sahen den dicken Kloß, der sich durch seinen langen, sehnigen Hals nach unten zwängte. Sahen, wie er das Monster von oben bis unten mit einem zunehmenden Ausdruck des Entsetzens musterte, ehe er sich uns widmete, wesentlich entspannter zwar, aber mit diesem unterwürfigen, bettelnden Hundeblick, der Männern so zu eigen ist, wenn sie ein Leckerli gewittert haben.

Oh weh, was hatte Anne da nur angerichtet?


Meine Befürchtung bestätigte sich, als sich dieser armselige Wicht erneut an das Tosca-Ungeheuer wandte, dreist und triumphierend: „Sie haben's ja gehört, die Fräuleinchen haben mich bereits gebucht.“

Uah, jetzt war ich mir ganz sicher, dass er uns gründlich missverstanden hatte.


Vielleicht waren die blauen Kapseln, die er eben ohne Wasser geschluckt hatte, gar keine Herztabletten sondern irgendwelche Drogen.



Dass mir Anne, die in diesem Moment wohl ähnlich dachte, fast die Hand zerquetschte, war der Situation allerdings auch nicht angemessen.


Erst nachdem Tosca mit einem hochnäsigen „Sie impertinenter Perversling, Sie!“ davongerauscht war, gönnte Anne meiner Hand ein wenig Entspannung.

„Danke, Mädels, ihr habt mir das Leben gerettet“, schlug Squirting Arrow jedoch ganz andere Töne an, als wir erwartet hatten. „Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll.“


„Du musst uns nicht danken“, entgegnete ich, benötigte aber für die Antwort einige Augenblicke des Sammelns, „schmeiß' nur den ganzen Müll, mit dem du die Leute übers Ohr hauen willst, dahin, wo er hingehört.“


„Ich bin euch so dankbar“, ließ sich der Kerl nicht beirren, „fast hätte ich das Geld genommen, Verrat an mir selbst geübt, Verrat an meiner Männlichkeit, Verrat an meiner Ehre ...“

Dass Männer, wenn sie einmal in die Enge getrieben sind, zu überschwänglichem Pathos neigen, um letztlich wieder den dicken Max zu markieren, ist ja hinlänglich bekannt.

Doch der im Contest hoffnungslos abgeschlagene Spritzenmann setzte noch ein weiteres Kabinettstückchen männlichen Lamentierens auf: „Wenn ihr wüsstet, was bei mir zu Hause los ist ... Sieben hungrige Mäuler habe ich zu stopfen ... Fünf nach ihrem starken Vater schreiende Kinder und meine zarte, zerbrechliche Hermine ... Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, was einen Mann dazu nötigt, einen derartigen Job anzunehmen ... wenn gar nichts mehr geht?“

Nein, das konnten wir uns nicht vorstellen. Da fehlte allerdings, dass er seiner Hermine auch noch die Schwindsucht andichtete.

Squirting Arrow, der sich uns – im Vertrauen - als Franz Szymankowiasky (auf die beiden „y“ legte er Wert) aus Castrop-Rauxel vorstellte, rang zunehmend mit den Tränen. „Wisst ihr ... könnt ihr euch vorstellen ... was es heißt, das sechste Kind für einen Judaslohn von 100 Euro vor euren eigenen Zehenspitzen im Sande versickern zu sehen ...“

Wow, der Mann hätte Dichter werden sollen.

„Die ganze Welt ist auf Sand gebaut“, sinnierte Anne, doch mir tat Franz Szymankowiasky mit zwei „y“ im Grunde aufrichtig leid, dieser arme Kerl, der seine Oma eventuell doch nicht ermordet, sondern schlicht nur beerbt hatte.


Meine Großmutter hatte mir nichts vererbt, und dafür war ich ihr in diesem Moment äußerst dankbar. Fast der einzige Dank, den ich ihr schuldete.

„Und dann ist da dieser Fiesling“, redete sich Franz, dessen umständlich auszusprechenden Nachnamen ich mir hier erspare, in Rage. „Dieser arrogante Wichser, dieser halve Hahn, der sich nicht mal traut, sein wahres Gesicht zu präsentieren ... das ist doch alles Schiebung hier!“

Ups. Es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder gefasst hatte. Selbst Anne, das spürte ich, wusste nicht, ob sie erneut rot werden oder lieber laut auflachen sollte.

Doch dieser Franz verstieg sich in weitere, abenteuerliche Theorien. „Wie gut, dass ihr nicht aus Köln seid“, meinte er, offensichtlich in Hinblick auf Annes Akzent, „denn die Kölnerinnen sind primitiv und unfair. Das ist doch eine Schweinerei, wie sie einseitig Partei ergreifen, und zudem für einen Maskenmann, der zu feige ist, sein wahres Gesicht zu zeigen ...“

„Bist du fertig mit deiner Tirade?“, unterbrach ich seinen Redeschwall.


Dass mich dieser Franz mit zwei „y“ im Nachnamen darauf vollkommen perplex anstierte, hatte ich einkalkuliert, aber ich war noch nicht fertig: „Pass op, Jong. Ich seng en urkölsche Kraat, un op der halve Hahn loss ich nüüs kumme. Dä hät et nit nüdig, sing eijen Oma ze verkoufe ...“

„Sei auf der Hut, Bursche“, übersetzte Anne - zu meiner größten Verblüffung vollkommen korrekt -, aber dann: „Ich bin ein urkölnisches Kraftrad, das ein Roggenbrötchen mit altem Gouda nicht verkommen lässt, und das hat keine Not, die singende Großmutter zu veräußern ...“

Au weh, Anne!


So ganz war sie offensichtlich noch nicht mit den Feinheiten von „uns kölsche Sproch“ vertraut, da wechselte ich vorsichtshalber rasch das Thema.


Ich wollte meine Liebste ja nicht bloßs(t)ellen.

„So weit ich weiß“, erklärte ich, „liegt dein geliebter Maskenmann, uns leeven, halven Hahn, nur zwei Plätze vor dir ...“


„Und ja“, ergänzte Anne, an deren feuchter Hand ich bemerkte, dass sie immer noch nicht wusste, was sie wieder falsch interpretiert haben sollte, „so weit ich weiß, führt dieser Neandertaler aus dem schottischen Hochland mit Abs(t)and, und dem könnt ihr alle nicht das Wasser reichen.“

Wow, Anne!


Ich war begeistert.

Squirting Arrow vermittelte uns für einen Moment den Anschein von Nachdenklichkeit, doch dann blitzten seine kleinen Äuglein verwegen auf.


„Ihr habt mir das Leben gerettet, meiner kümmerlichen Existenz einen neuen Sinn gegeben. Hier, nehmt alles, alles was ich habe!“ - Er öffnete den nur unzureichend, weil ohne Gummiring ausgestatteten Deckel des Schnellkochtopfs und griff einen Packen Postkarten heraus. „Ich habe sie gestohlen“, grinste er uns verschlagen an, „und sie dann für fünf Euro das Stück verkauft. Es sind die Autogramme des Champions, eures verfluchten Meisters und Herrn, des Unschlagbaren, des größten Wichsers aller Zeiten ...“

„Hey“, meinte Anne, während sie den Stapel mischte, wie ein Kartenspiel beim Mau-Mau, „das ist doch dieser Long ...“


„Genau“, fiel ihr Franz ins Wort, „und ratet mal, wo ich sie gefunden habe?“

Wie rasch Männer doch ihre Gefühlsebenen wechseln können ...


Seltsam, dass mich in diesem Moment gewisse Gefühle von aufkeimender Aggression überkamen. Ich konnte mir denken, wem er die Karten geklaut hatte, das ist halt weibliche Intuition.

„Du hast sie dem Jager von Soest gestoh ... äh ..., du hast sie bei ihm gefunden ...“


Ich übte mich in geschlechtsneutraler Diplomatie.


„Ganz genau so ist es gewesen“, platzte es aus dem unvermittelt aufgebracht wirkenden Athleten heraus, „gestohlen hat sie tatsächlich der Jager, dieser Vollpfosten, ich hab' sie nur gefunden ...“


„In seinem Spind, vermutlich“, ergänzte Anne, und damit stand für uns beide fest, dass Squirting Arrow, dieser Franz mit zwei „y“ im Nachnamen, zu Recht auf dem abgeschlagenen sechsten Platz lag. Noch ehe er sich weiter rechtfertigen konnte, ertönte der erste Gong, das erbarmungslose Signal, das ihn Hals über Kopf in Richtung Katakomben stürzen ließ.


Bereits auf der Flucht, drückte er mir zwei weitere Karten in die Hand. „Die sollte eigentlich meine Hermine bekommen“, rief er im Laufen, „doch die ist schon wieder mal nicht gekommen ... Bei euch sind sie ohnehin besser aufgehoben!“

Wow.


Zwei VIP-Karten.


„Du siehst“, wandte ich mich triumphierend meiner Freundin zu, „dass ich Anja und Tina nicht zuviel versprochen habe.“


„So leicht“, sinnierte Anne, diesmal etwas leiser im Ton, „hätte ich mir das in der Tat nicht vorges(t)ellt.“

„Dieser Franz ist schon eine arme Sau“, meinte sie, während wir dem Saalordner halfen, ein weißes Tuch über den verwaisten Stand zu legen, über all dieses abstruse Sammelsurium ... den Mantel des Schweigens zu hüllen.


Ja, mit Pathos kannte ich mich aus.


„Er hat doch sooo viele hungrige Mäuler zu stopfen“, spottete Anne, während sie als Letztes den Zipfel des baumwollenen Bettlakens über den Schnellkochtopf zog, in den sie zuvor die Autogrammkarten des


Champions zurückgelegt hatte. Die VIP-Karten hatte ich allerdings rasch in ihrer Handtasche deponiert.


„Wir Frauen sind doch Schweine“, stellte ich fest, und Anne nickte stumm.

An der Theke gönnten wir uns auf die Schnelle zwei Gläser Sekt, wobei Gläser sicherlich übertrieben ist, und pisswarm war die Plörre aus den Plastikbechern auch noch. Und dafür fünf Euro pro „Glas“, eine Unverschämtheit.


Zumindest hatte der warme Sekt meinen Harndrang geweckt, und Anne wollte doch ohnehin ihren Tampon wechseln.

Doch bereits beim Betreten der Damentoilette beschlichen uns Fluchtgedanken.


„Zuckerschnute, Schweinebäckchen, saug mich aus, ja, jaah, jaahahahaha ...“


Die beiden Damen, die sich da offensichtlich ihrer Lust hingaben, hatten es nicht einmal für nötig befunden, die Tür ihrer Kabine zu schließen. Eine, nicht einmal sorgfältig gefaltete, sondern in höchster Eile abgestreifte Lederhose lag zusammengeknüllt auf den feucht glänzenden Kacheln des Toilettenbodens. Sie gehörte sicherlich der breitbeinig auf dem Klo thronenden Frau, deren Gesicht ich nicht genau erkennen konnte, weil sie ihren Kopf ständig unter eher künstlich klingendem Gestöhne ekstatisch nach hinten warf und damit fortlaufend die Spülung betätigte, während die andere mit bis zu den Schenkeln heruntergezogener Hose vor ihr kniete, den Kopf tief im Schritt ihrer Freundin versenkte, die ihrem nahenden Orgasmus allerlei merkwürdig anmutende Vokabeln mit auf den Weg gab. „Jaaah, Schweinespeckchen, Ferkelchen, jaah, du geile Sau ...“

Das war nicht gerade geeignet, bei Anne und mir die bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen, erotischen Gelüste aufrecht zu erhalten, selbst wenn der rosig-runde Po der Knienden durchaus dazu angetan war.

„Panoptikum, zweiter Teil“, wisperte mir Anne zu, und wir erledigten in aller Hast das Geschäftliche, beide in der Panik, von den beiden Schweinebacken entdeckt und möglicherweise auch noch angesprochen zu werden.


Meinen Einwand, dass es sich vielleicht um die beiden Speckschwarten handeln könnte, mit denen sich Anja im ersten Akt des Wettbewerbs gestritten hatte, ließ Anne nicht gelten: „Nix wie weg!“

Dass wir auf dem Weg zurück in die Halle in einen weiteren Zwischenfall, eine vermeintliche Bildungsoffensive, verwickelt wurden, sei hier nur am Rande erwähnt. Ein mit Hausausweis dekorierter Zwerg drückte uns en passant eine weitere Karte in die Finger. „FRAUEN KÖNNEN MEHR“, stand in großen Lettern auf der Vorderseite.


Wie wahr ...


„Frauen kommen weiter“, hieß es, kleingedruckt, auf der Rückseite, „Besuchen Sie Stand 17.“


„Wow“, meinte Anne, die unser Erlebnis der etwas seltsamen Art bereits verdrängt hatte, „die Agentur für Arbeit sucht tatsächlich den Kontakt zur Basis.“


Eigentlich war auch ich davon angetan, dass in dieser zutiefst sexualisierten Umgebung auch noch frauenrelevante Themen ihren Raum zu haben schienen. Meine Erwartungshaltung war indes nicht allzu hoch. Vielleicht ein Weiterbildungsprogramm für Huren, vielleicht ein Angebot für aussteigewillige Prostituierte aus dem Osten ...

Anne, völlig aus dem Häuschen, wollte meine Skepsis nicht teilen: „Endlich! Nach Jahrzehnten wird die geistig moralische Wende in diesem unserem Lande ernst genommen, gleiche Chancen für Frauen, weg von den Billiglöhnen, weg von den Minijobs ohne Sozialversicherung, Schluss mit der Ausbeutung ...“

„Aaaaaannnnneeee!“

Ich hatte erhebliche Mühe, meine sich in Rage und Euphorie redende Liebste zurück auf den Teppich bundesdeutscher Wirklichkeit zu holen.


„Dort Schatz, sieh' mal, da vorne ist Stand 17, das vermeintliche Tor zur Welt.“

Ich mochte es selbst kaum glauben, doch Anne war fassungslos, schloss ihre gerade noch jubelnden Hände zu Fäusten der Wut und Verzweiflung.

Aber wir beide mussten neidlos eingestehen, dass es ganz besonderer Kunstfertigkeit und Geschicklichkeit bedarf, mit sieben Dildos gleichzeitig zu jonglieren. Mit zweien hätten wir es auch noch geschafft, keine Frage, aber sieben? Alle Achtung.

Dieser Jongleur, ein schmieriger, geschniegelter Milchbubi in knallgelber Krawatte und taubenblauem Zwirn versprach allen Ernstes „das ultimative Abspritzerlebnis, exklusiv und nur für sie“.

„Treten Sie näher, meine Damen, folgen Sie mir hinter den schwarzen Vorhang, lassen Sie sich verwöhnen, erfahren und fühlen Sie die schönsten Zonen Ihrer Sinnlichkeit, tauchen Sie ein in Welten, deren Existenz Sie in Ihren kühnsten Träumen nicht zu träumen gewagt hätten, heute gratis für alle Kassenpatientinnen und nur für Sie ... morgen für alle und für immer noch spottbillige 600 Euro, zahlbar in 36 bequemen Monatsraten zu jeweils 20 Euro. Sie haben die Wahl, meine Damen, treten Sie näher, lassen Sie sich verwöhnen, geben Sie sich hin, lassen Sie sich fallen, zeigen Sie den Herren Gladiatoren, was Frauen zu leisten imstande sind ...“

Das Stichwort „treten“ nahm Anne allzu wörtlich, und ich war verblüfft, wie schnell meine Liebste rennen konnte. Noch ehe der Hüter der Bildungsoffensive sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ganz seinem in die Knie gezwängten Leib widmen konnte, hatte mich Anne zurück in die Halle gezerrt.

„Puh“, seufzte sie, immer noch außer Atem, „das hat gut getan.“


Na ja, ihr vielleicht.


Mir in gewisser Weise auch, selbst wenn ich ein wenig entsetzt war.


Dass Anne in Grenzsituationen, in denen sie sich böswillig auf den Arm genommen fühlt, äußerst rabiat reagieren kann, hatte ich ja bereits in der Straßenbahn erfahren. Damals war es sicherlich ein sprachliches Missverständnis gewesen, hier aber handelte es sich um eine grobe, absichtlich eingefädelte Täuschung. Auch ich war überzeugt, dass sich tatsächlich ein Politiker eingeschlichen hatte.

„War das nötig?“, mahnte ich dennoch meine Liebste.


Ihr klares „Ja“ duldete keinen weiteren Widerspruch.


„Dieser Kerl ist doch ein Betrüger“, ereiferte sie sich, „hast du mal nachgerechnet?“


„Was jetzt?“


„Die 36 Monatsraten für AOK-Versicherte ...“


„720 Euro!“ ... Bis zu meiner Antwort hatte es diesmal etwas länger gedauert, aber die Zeit ließ sie mir. Ich war ihr dankbar, dass sie nicht gleich wieder ihr Mathematiks(t)udium raushängen ließ.


Aber deswegen gleich eins auf die Zwölf?


„Nein, du hast Recht“, lenkte sie ein, „Gewalt gegen Männer ist keine Lösung. Eigentlich sollten wir Frauen uns besser, vor allem argumentativ, zu wehren wissen ...“


Wow, wie wahr.


Irgendwie hatte dieser Abspritzcontest mit all seinen absonderlichen Begleitumständen uns beiden völlig die Sinne für das Wahre und Schöne verdreht.


Dass Anne selbst die Idee gehabt hatte, nein, Feuer und Flamme gewesen war, mich hierher zu locken ... das behielt ich lieber für mich.


Sie bereute ihren Tritt in die Weichteile dieses – zugegeben, außergewöhnlich geschickten – Gauklers, und damit sollte es gut sein. Außerdem humpelte sie ein wenig, jammerte gar, dass ihre Zehen schmerzten.


Arme Anne.

Auf dem Weg zu unseren Plätzen erlebten wir die nächste Überraschung:


Anja.


Als Tänzerin auf der Bühne.


Nun ja, eher Tanzpartnerin.


Was für ein Rasseweib.

Aber ihren Jürgen hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt ...

******************************

Lesung, (F)Lachs und Leidenschaft

Zahlreiche Deckenscheinwerfer tauchten die Arena in ein grelles, weißes Licht. Donnernder Applaus, Pfiffe und ein Gekreische, dass mir fast die Trommelfelle wegflogen. Ja gut – was erwartete man von 15 000 – ausschließlich weiblichen Zuschauern bei einem „Ladies-only-Contest“?


Aber wenn ich ehrlich bin, ich war gespannt, was uns nach der Pause erwartete. Und wenn ich noch ehrlicher wäre – die sich bereit machenden, eingeölten, halbnackten, muskulösen Tänzer, die uns unterhalten sollten … vielleicht würde es mir hier ja doch noch gefallen?

„Ich muss mal aufs Klo“, meinte Tina, schon leicht verkrampft auf dem Sitz herumrutschend.


„Okay.“


„Hallo! Ich muss mal aufs Klo …!“, wiederholte sie sich.


„Ja, ich hab’s doch verstanden.“


„Scheinbar nicht, seit wann gehen Frauen alleine?“


„Mann Tina! Ich will mir die Show ansehen!“


„Die dauert eine dreiviertel Stunde und die Besten kommen zum Schluss!“


„Woher weißt du das?“, fragte ich erstaunt.


„Weil das immer so ist! Auf, komm' jetzt …“


„Wenn’s sein muss. Aber ich muss mir erst die Schuhe wieder anziehen.“ Während ich das tat, überlegte ich, ob ich eigentlich im Kindergarten alleine zur Toilette gegangen bin.


„Wieso hast du sie überhaupt ausgezogen?“, fragte Tina fast schon vorwurfsvoll.


„Weil sie neu sind, und weil ich davon ausging, dass wir ins Kino gehen und keine Völkerwanderung machen würden.“


„Jo, jo, Blondie. Schalt' runter und werd' mal lockerer“, mischte sich das Gewissen ein, was ihr meinen abfälligen Blick einbrachte.


„Ich verstehe nicht so ganz, wo ist das Problem?“, fragte Tina, deren allgemeine Auffassungsgabe leicht unter der permanenten Zuführung alkoholischer Getränke litt, wenn auch nur aus einem ordinären Pappbecher.


„Von neuen Schuhen krieg ich Blasen.“


„Oh? Echt? Bei mir ist das genau umgekehrt“, scherzte das Gewissen.


„Hää?“ Tina schaltete auf ,schwer von Begriff'.


„Du raffst gar nichts, Schnecke. Wer würde denn nicht für ein paar oder Paar nagelneue High Heels den Mund aufmachen?“


„Manche Schlampe macht das schon für zwei VIP-Karten!“, erklärte ich dem Gewissen trocken.

Wir erhoben uns von unseren Plätzen und trotteten inmitten eines riesigen Menschenstroms Richtung Toiletten … und … nicht eine einzige Frau war alleine unterwegs. Muss wohl doch etwas Wahres an dem Klischee sein. Wieder standen wir in einer Schlange …


Eine Frau im Sari, dem traditionellen indischen Gewand, verteilte Flyer. Gelangweilt überflog ich den Text. Irgendein Typ liest aus seinem Roman vor – na, danke. Auf der Bühne tanzten jetzt gerade sexy Latinos, und ich steh' hier dumm rum …


„Wenn wir uns diese Buch-Lesung geben, kriegen wir am Ende einen Stempel und zum Schluss ein kleines Präsent“, erklärte mir Tina.


„Was für ein Geschenk? Praktisches 48-teiliges Haushaltsset, will heißen - eine Schachtel Streichhölzer?“


„Keine Ahnung, aber es geht auch eher um diesen Stempel. Mit dem können wir auf der Aftershowparty kostenlos vom Buffet essen und trinken.“


„Wow! Ja wenn das so ist!“, meinte ich sarkastisch.


Von einer VIP-Party, auf der man seine Drinks bezahlen musste, hatte ich allerdings noch nie gehört.

„Wieso gehen wir nicht aufs Männerklo?“, fragte Tina. „Da ist doch heute keiner!“


Ich zuckte mit den Schultern.


„Die sind alle abgeschlossen, auf die Idee sind wir nämlich auch schon gekommen“, meinte eine Frau, die hinter uns anstand.


„Wo ist der Sinn? Sind doch heute nur Frauen in der Halle“, fragte ich nach.


„Auch das haben wir hinterfragt. Der Veranstalter will keine Verhältnisse wie in Sodom und Gomorrha aufkommen lassen.“


„Moralisch ist, wonach man sich gut fühlt, sagte Hemingway mal“, antwortete ich.


„Zwischen Wahnsinn und Verstand ist oft nur eine dünne Wand. Von


Daniel Düsentrieb, aus einem Micky Maus-Taschenbuch.“


„Ich sagte ja schon immer, lesen bildet!“

In diesem Moment schwang die verschlossene Tür der Herren-Sanitäranlage wie von Geisterhand auf. Die schwarzhaarige Blondine grinste frech und warf den Dietrich einfach über ihre Schulter.


„Gute Idee, Voice. Aber wo hast du das gelernt?“


„Wenn man ein imaginäres Gewissen in einer Geschichte ist, kann man einfach alles, was gerade nötig ist.“

Die Warteschlange halbierte sich zwar, doch stattdessen begann eine halbe Völkerwanderung. Als ich im Foyer auf Tina wartete, musste ich höllisch aufpassen, nicht einfach über den Haufen gerannt zu werden. Plötzlich ein lauter Schrei. Während halb Sankt Augustin-Hangelar bemüht war, eine ziemlich betrunkene Meute der Halle zu verweisen, entdeckte ich ein Hochglanzfoto in Form einer Autogrammkarte auf dem Boden. Freudig hob ich es auf.


„Das glänzt, weil die Alte das Bild als Wichsvorlage verwendet hat!“


Ich schaute Voice mehr als irritiert an.


„Was verstehst du nicht, Blondie? Die Pudelfee hat sich das Abbild vom guten Long John durch ihre Pussy gezogen. Oh entschuldige bitte meine vulgäre Wortwahl, sie hat damit ihre Vulva stimuliert.“


Im umgekehrten Mechanismus einer zuschnappenden Mausefalle schnellten meine Finger auseinander. Die Autogrammkarte klebte jedoch weiterhin an meinen Kuppen und ließ sich nur durch ein energisches, schon leicht hysterisches Abschütteln loswerden. Fast schon weinerlich starrte ich in die Menge, bis ein helles Licht am Horizont unverhofft Hilfe anbot.

„Kennt' ich da bitte auch eins von habe?“, fragte ich eine junge Frau, die sich mit einem Sagrotantuch die Hände reinigte.


„Aber gerne doch“, meinte sie freundlich und kramte in ihrer Handtasche. „Gerne auch zwei, ich hab' noch genug davon.“


Dass auch anderen Mädels in allen günstigen und ungünstigen Momenten ein Missgeschick passiert, fand ich irgendwie – goldig. Es war einfach süß. Sie reichte mir ein Tuch und vergaß dabei ihre Tasche festzuhalten. Zu allem Unglück verteilte sich dann auch noch der Inhalt über die Steinfliesen. Tina und ich mussten lachen. Sicherlich ist Schadenfreude die schönste Freude, aber mir war vor Kurzem so etwas Ähnliches im Büro passiert. Immer ganz lustig, wenn die Tampons den Arbeitskollegen vor die Füße rollen … Aber halb so schlimm, Tina half beim Zusammensuchen.


„Sorry, wir lachen dich nicht aus. Mir passieren solche Missgeschicke ständig.“


Hastig riss ich die Verpackung des Desinfektionstuchs auf und sandte ein kurzes Dankgebet für dessen Erfinder gen Himmel, als ich plötzlich meinte, meinen Namen zu hören.

„Hallo Anja, Willkommen in Köln.“


Diesmal war es keine Einbildung. Eine Brünette, die ich jetzt erst als Begleiterin meiner ’Lebensretterin’ ausmachte, redete mit mir.


Mir war die Frau sofort vertraut, aber … woher …? Ein lautstarker Faschingsschlachtruf gab den letzten Impuls. Wir waren in Köln, und wie viele Frauen kannte ich aus dieser Stadt? Ihr Lächeln … ein Bild … ein Foto …


„An... Andrea?“


„Jepp, voll die Zehn!“


„Mindestens neun ...“, verstand ich sofort ihre Anspielung.


„Downvoting als Neidnebenbegleitung der Gesellschaft.“


„Und nur fünf Kommentare, da verliert man wirklich alle ...“


„... Lust“, vollendet sie meinen Satz und wir umarmten uns herzlich.

In einem Geschichtenforum las ich zum ersten Mal was von ihr, und als sie dann ebenfalls bei Sevac veröffentlichte, lernten wir uns kennen. Schnell merkten wir, dass wir wunderbar miteinander harmonierten und uns auch bei unserem Hobby gegenseitig konstruktive Tipps geben konnten. Aber mehr noch, wir wurden richtig gute Freunde …


Nachdem wir uns alle offiziell miteinander bekannt gemacht hatten, sträubten sich mir die Nackenhaare.


„Sabber, sabber, vier leckere Pussys ...“


Tina prustete los, während ich gekünstelt einen Hustenanfall simulierte. Ein bitterböser Blick traf Voice, die das aber wenig tangierte.


„Ich vers(t)eh' überhaupt nicht, worum es hier geht“, sagte Anne leicht vorwurfsvoll und schaute mich und Tina mit großen Augen an.


„Sorry, „das … das ist jetzt wirklich schwer zu erklären!“, sagte ich zu den beiden. Als sich Anne dann auch noch nach unserer Begleiterin erkundigte, spürte ich, dass es zwischen ihr und Andrea knisterte. In einem unbeobachteten Moment trat ich dem Gewissen gegens Schienbein und gab ihr mit einer eindeutigen Geste zu verstehen, dass ich ihr beim nächsten Ton die Gurgel durchschneiden würde. Schmollend verzog sich Voice.


Eine totale Schnapsidee war das mit diesem angeblich ja so imaginären Gewissen. Das Eigenleben der Protagonisten – oder wie Goethe treffend dichtete – die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los.

„Wir müssen …“, nervte Tina und zeigte auf den Flyer. Ich hatte gar keine Lust da hinzugehen, aber meine Freundin konnte sehr hartnäckig sein. Zu gern hätte ich mich mit Andrea in ein Eckchen verzogen und geplaudert. Bis mir die Aftershowparty einfiel.


„Süße, die beiden haben doch keine VIP-Karten“, zerstörte Tina die Illusion. „Oder habt ihr welche?“


„Nö“, entgegnete Andrea cool, „aber das sollte kein Problem sein, da werde ich mir schon was einfallen lassen.“


„Super! Dann sehen wir uns da? Ja?“, freute ich mich, während Tina mich schon wegzerrte. „In welchem Bereich sitzt ihr?“, rief ich noch und nickte lächelnd, als ich es erfuhr. Voice trottete hinterher und wechselte schnell hinter Tinas Rücken, nachdem ich sie – mal wieder – böse angeschaut hatte.

Ursprünglich wollte ich ja ins Kino ... aber egal. Dann wollte ich mir wenigstens die brasilianischen Tänzer ansehen … auch egal. Anschließend treffe ich völlig unerwartet eine liebe Freundin und würde am liebsten stundenlang mit ihr plaudern … aber – EGAL.


Tina nervte mich mit dieser saudummen Lesung! Aber ich wollte ihr nicht den Spaß verderben. Solche Lesungen können ja auch den Horizont erweitern.


„Und was soll das für ein Buch sein?“


„Auszüge aus dem brandneuen Roman von Rainer Müll.“


„Ach ...“


Die brasilianischen Nackttänzer, die soeben über die Lautsprecheranlage angekündigt wurden, brannten neue Bilder in meinen Sinn. Von der Streichholzschachtel über kostenlose Drinks zu eingeölten, glänzenden Astralkörpern, die sich aufreizend im heißen Rhythmus der Sambaklänge bewegten … Doch der Griff nach meiner Hand und das Ziehen in das mit „VIP Only“ ausgeschilderte Areal ließ meine erregend schönen Bilder im Nu verblassen.

Dass dieser Autor, dieser Müll, so aussah, wie er tatsächlich aussah, war mir schnell klar. Dafür sorgen etwa drei Dutzend Poster mit dem Buchcover und dem Konterfei des kein bisschen selbstverliebten Schreibers. Das sonnengebräunte Gesicht und die wachen Augen standen in starkem Kontrast zu den wirr abstehenden Haaren und einem gezwirbelten Schnauzbart, mit dem er selbst im Kaiserreich für Furore gesorgt hätte …

„Kennen Sie schon unser Gesamtprogramm?“, fragte uns eine junge, exotische Frau, die mich stark an ein Nummerngirl beim Boxen, oder an ein Boxen-Luder bei der Formel-1 erinnerte, und die uns einen Prospekt in die Hand drückte.


„Who the fuck is Fuck?“, fragte ich erstaunt.


„Nur das Akronym des Veranstalters der Lesung. F.U.C.K., Ferlag Unterirdischer Crammatik Konstruktionen“, erklärte sie mir. Wieder hatte ich dieses seltsame Gefühl. Wie Andrea, so hatte ich auch dieses Mädel schon mal gesehen – im Foyer – mit einem Sari bekleidet. Gerade im Begriff, sie auf diese wundersame Wandlung anzusprechen, vernahm ich ein lautstarkes Gezeter.

„Nein! Nein! Nein! Ich habe ausdrücklich nach zwölf Flaschen Evian und acht Kannen Krösus-Kaffee verlangt, und Sie wagen es, mir nur acht Flaschen Wasser und dafür zwölf Kannen Kaffee in meine Garderobe zu bringen! „Wer ist denn hier der Star, Sie oder ich?!“, fuhr besagter Starautor eine mit grauem Business-Kostüm bekleidete Frau an.


„Entschuldigen Sie, Herr Müll. Ein Versehen des Catering-Service. Ich werde die Verantwortlichen umgehend zurechtweisen.“


„Ja! Feuern Sie diese unfähigen Kreaturen. Vollidioten, ich bin nur von Vollidioten und Vollpfosten umgeben …“


„Entschuldigen Sie, Herr Müll …“, rief die grauhaarige Dame mit der Bob-Frisur und rannte dem aufgebrachten Star-Autor hinterher. „Der Catering-Service hat die Lachshäppchen und die Kaviarpasteten geliefert und wohl …“


Wie ein Kleinkind hielt sich der Typ die Ohren zu, und ich hatte starke Bedenken, dass noch jemand auf der Schleimspur ausrutschen würde, welche die Verlagsangestellte wie Sternenstaub um den großen Star versprüht hatte.

Jetzt war ich allerdings auf die Vorlesung gespannt.


„Blondie! Vorlesungen gibt’s auf der Universität, einem Ort, den du wohl nie von innen gesehen hast.“


„Liest du jetzt auch schon meine Gedanken, Voice?“


„Schon vergessen, ich bin ein Teil deiner Gedanken … zumindest war dies am Anfang mal so geplant …“


„Das ist mir jetzt zu blöd, leck mich doch!“


„Wahnsinnig gern, Blondie! Ich steh auf blitzsauber und glatt rasierte Pussys …“


„Woher weißt …?“ Den Rest der Frage schenkte ich mir. Voices Grinsen war wirklich saudumm.

Wir betraten eine Art Konferenzraum. Teurer Teppichboden und moderne Beleuchtung standen in krassem Kontrast zu den billig wirkenden Holzvertäfelungen an den Wänden. Die etwa einhundert modernen Stühle waren alle schon besetzt. Wir drängten uns an einen der Stehtische.


Der Autor stand vor einem Rednerpult, dessen Front ... natürlich mit einem Hochglanzposter seines Konterfeis dekoriert war, und starrte geistesabwesend auf den Boden. Eine Autogrammjägerin mit Buch und Eddingstift trat vor ihn. „Weg, weg, weg, weg …“, wimmelte er sie herablassend ab.

Die Verlagsangestellte war zurückgekehrt, von wo auch immer. Sie trat vor das Pult, verdeckte mit ihrem grauen Business-Kostüm für einen Moment das überlegene Intelligenz ausstrahlende Antlitz ihres Meisters. „Applaus, Applaus!!! Meine Damen und … äh, – meine Damen. Der Bestsellerautor Rainer Müll von F.U.C.K., dem Ferlag Unterirdischer Crammatik Konstruktionen, gibt sich und Ihnen mit Auszügen aus seinem neuesten Roman die Ehre!“

Vorsichtshalber applaudierte ich mal nicht mit …


Der Typ genoss den Beifall und hob dann beide Hände, als wollte er gerade vor unseren ungläubigen Augen Wein in Wasser verwandeln. „Silentium! Silentium! Zollen Sie mir Ihre Aufmerksamkeit, und genießen Sie den Meister des geschriebenen Wortes. Mir ist bewusst, dass meine Lesung der Höhepunkt in Ihrem trostlosen Leben sein wird.“


Er machte eine künstlerische Pause.


„Ich freue mich über Ihr zahlreiches Erscheinen, meine Damen. Wieder einmal habe ich mich dazu herabgelassen, eine Lesung abzuhalten. Danken Sie nicht dem Ferlag, sondern ausschließlich mir.“


Er nahm sein Buch, räusperte sich und begann vorzulesen.

***

Nadine, Nathalie und Natascha waren jung und wollten Spaß. Ihre Nachnamen lauten Schmitt, Schmid und Schmidt, und folgerichtig müsste es Nadine Schmitt, Nathalie Schmid und Natascha Schmidt heißen, könnte aber auch Nadine Schmidt, Nathalie Schmitt … aber das würde nur unnötig verwirren …

„Wir sind jung und sollten Spaß haben“, sagte Nadine zu Nathalie, und Natascha stimmte ihr zu.


Sie sahen natürlich hervorragend aus, sangen gern und wollten berühmt werden. Sie überlegten gemeinsam, was sie in Deutschland mit ihrem Supertalent erreichen könnten. Sie googelten.


„Wir überlegen uns zusammen, was wir in Deutschland erreichen können und googeln im Internet“, sagte Nathalie zu Natascha, und Nadine stimmte ihr zu. Sie suchten im Internet und schauten auch bei eBay vorbei, um Schuhe zu ersteigern … Sie fanden schon nach drei Stunden welche, die ihnen auf Anhieb gefielen und … und sie fanden auch einen Eintrag zum Thema „Poppstars“.


„Wir sollten dort hingehen, und Poppstars werden“, sagte Natascha zu Nadine, und Nathalie stimmte ihr zu.


Sie kamen im Taxi zu der angegebenen Adresse.

Sie betraten das Gebäude unter der angegebenen Adresse. Nadine und Nathalie trugen ihre neuen, bei eBay ersteigerten Schuhe, nur Natascha nicht, weil ihre Schuhe eine Nummer zu klein ankamen, und sie sie zurückschicken musste …


„Hallo! Wir sind jung und wollen Poppstars werden“, sagte Nadine zu der Empfangsdame, und Nathalie und Natascha nickten.


„Dann trage ich Sie fürs Gosee-Casting ein. Danach machen wir ein Shooting und die Set-Card. Wenn’s passt, folgt das Booking. Herr M. Oral, unser Cutting-Edge-Experte, bescheinigte der Staffel einen guten Vibe“, sagte die Empfangsdame. „Wie heißen Sie?“


„Nadine, Nathalie und Natascha“, sagten Nadine, Nathalie und Natascha.


„Ohh! Das ist ein Problem“, sagte die Empfangsdame. „Wir brauchen einprägsame Namen, die unsere Konsumenten besser unterscheiden können.“


„Künstlernamen? Das ist eine sehr gute Idee!“, sagten Nadine, Nathalie und Natascha. „Auch unsere neuen Schuhe haben ja Namen.“


Die Empfangsdame schickte die drei jungen Frauen zum Hauptverantwortlichen, dem Popp-Gitanes.

Sie gingen zu einem Mann mit einer Baskenmütze, einem Ziegenbart und einer filterlosen Kippe im Mundwinkel.


„Boah ey – das geht gar nicht! Ihr heißt ab sofort Mandy, Sandy und Candy“, sagte der Mann mit der Baskenmütze, dem Ziegenbart und der stinkenden französischen Zigarette.

Mandy war 19 Jahre alt, eins Komma 73 Meter groß, hatte lange lockige, blonde Haare, Körbchengröße 75B, grüne Augen, Schuhgröße 39 und wog 60 kg. Sandy hatte mittellange, glatte blonde Haare und war ein Jahr älter als Mandy und 6 Zentimeter kleiner als Candy, hatte 80C, eine ägyptische Fußform und brachte 55,87 Kilogramm auf die Waage. Candy hatte ihr Idealgewicht, war aber lediglich 14 cm zu klein dafür. Sie hatte mittelkurze, leicht gewellte, fast glatte, blonde Haare, blaue Augen, über denen sie aber meistens braun gefärbte Kontaktlinsen trug, und war so groß wie die Brustmaße von Mandy und Sandy zusammengezählt, trug aber immer High Heels, die halb so hoch waren wie Mandys Alter.*


*Fußnote* Mandys Alter ist Wasserinstallateur, das tut aber jetzt nichts zu Sache.

„Wir suchen jemand, der intelligent ist“, sagte der Mann mit der Baskenmütze, dem Ziegenbart und der filterlosen Zigarette.


„Warum?“


„Weil wir mit einer intelligenten, jungen Frau das ganz große Geld in Deutschland machen können.“


„Ich bin intelligent!“, sagte Candy.


„Nein!“


„Nicht?“


„Doch! Ähh … Blond ist der Hype. Aber wir brauchen jemanden der intelligent ist, und sich als naives Blondchen vermarkten lässt. Nicht umgekehrt!“


„Aber meine Haare sind doch blond“, sagte Candy, und Mandy und Sandy nickten.


Plötzlich sahen sich alle Anwesenden an und fragten sich, was das soll.


„Wir fragen uns, was das soll“, sagte Sandy. Mandy, die Assistentin und der Popp-Gitanes gaben ihr Recht.


„Das weiß ich jetzt auch nicht – CUT! Alle erst mal ausziehen!“, sagte der Mann mit der Baskenmütze, dem Ziegenbart und der ... wo war eigentlich die filterlose Zigarette geblieben?


Mandy, Sandy und Candy sahen sich verwundert an. „Aber wir sind doch noch gar nicht eingezogen“, sagte Candy.


„Wir sind doch eben erst gekommen, im Taxi!“, sagte Sandy,


„Und deswegen können wir auch nirgendwo ausziehen“, sagte Mandy.


Der Mann mit der Baskenmütze und dem Ziegenbart, seines Zeichens Deutschlands erfolgreichster Poppproduzent, fragte die Empfangsdame, ihres Zeichens austauschbare Assistentin des Produzenten, wo sie diese Vögel herhatte. „Wo haben wir diese Vögel her?“

***

„Was zum Henker ist das denn?“, fragte ich meine Freundin Tina.


„Keine Ahnung … habe nicht zugehört! Aber ist dir aufgefallen, dass sie hier mundgeblasene Kristallgläser haben?“


Während Rainer Müll weiter aus seinem Roman vorlas, erfreute sich Tina an den in feinen Blasen aufsteigenden Sektperlen des edlen Gesöffs.


Und ich folgte der Unterhaltung zweier aufgetakelter alter Fregatten, die direkt hinter uns standen.


„Ist der Roman nicht phänomenal?“, meinte die eine - vermutlich in den Sechzigern - mit gespitzten Lippen und betont gekünstelt, nippte am Glas und gab sich die Antwort gleich selbst: „Göttlich, dieser Krimskoye. Die Méthode champenoise-Erzeugung ... überzeugt.“


„In der Tat, meine Teuerste, in der Tat. Drei Jahre in der Flasche gelagert, von kundiger Hand geschüttelt, mundet doch jedem anspruchsvollen Gaumen …“, erwiderte die ebenfalls tief im fünften Frühling stehende Begleitung.


Ich hätte dem skurrilen Dialog keine weitere Aufmerksamkeit gewidmet, wenn mich nicht eines maßlos aufregen würde … nein, nicht der herbe, etwas medizinische Geruch ihres Parfüms, sondern …


„Wie passend zu meinem russischen Barguzin Zobelmantel … Stößchen, meine Liebste, Stößchen!“


„Ich bin ja recht tolerant …“, zischte Tina. „Aber weißt du, was ich hasse … was ich wirklich hasse?“


Da ich meine Freundin seit der frühesten Jugend gut kannte, war mir sofort klar, dass sie nicht den kitschigen Modeschmuck an den knöchernen Fingern der Alten meinte ... Schon gar nicht den handgeschüttelten Krimskoye ... Aber ihre Aktion überraschte mich dann doch.

Ein guter Anwalt könnte die absichtliche Handbewegung vielleicht als Versehen herunterspielen. Aber ich wusste es besser. Es war volle Absicht. Der rote Sekt aus Tinas Glas landete auf dem Pelzmantel des pseudointellektuellen High-Society-Individuums.


„Ups!“


„Ups? Das ist alles was Ihnen einfällt?“, giftete sie meine Freundin an.


„Ja!“


„Der Mantel kostet mehr …“, sie musterte Tina abfällig, „… als Sie in einem Jahr verdienen! Haben Sie völlig den Verstand verloren? Sie … Sie … Sie Person, Sie!“


„Nein!“


„Nein? N e i n? Ist das etwa Ihre Antwort?“


Ja!“


„Pssssst, meine Damen, ich verstehe ja gar nichts von Herrn Mülls Lesung!“, ermahnte ich die Ladys und bemühte mich dabei um einen besonders strengen Tonfall.

***

Herr Müll räusperte sich, seine Stirn glänzte, und er las weiter vor.

Mandy, Sandy und Candy wollten die Bühne sehen, „Können wir bitte die Bühne sehen?“


Die Assistentin brachte Mandy, Sandy und Candy zum Set. Mandy, Sandy und Candy fanden, dass die Bühne komisch aussieht, und sagten: „Die Bühne sieht aber komisch aus.”


„Das ist die Nachbildung eines gewöhnlichen Hotelzimmers, einschließlich der wichtigsten Plattform - einem handelsüblichen Doppelbett“, sagte die Assistentin schulterzuckend. „Lediglich die vier Vollpfosten fehlen noch.“

„Nein, die ziehen sich grad um und kommen gleich. P. Enis, P. Immel, D. Ödel und S. Tänder. Die Jungs stehen immer ihren Mann!“, sagte der Produzent und wischte sich mit der Baskenmütze den Geifer und die Asche und Krümel der ehemals filterlosen Zigarette aus dem leicht löchrigen Ziegenbart.


„Uiii, wir bekommen sogar Backround-Tänzer?“, fragte Sandy.


„Wie immer du das nennen willst, Baby!“


„Aber sollten wir nicht erst einmal zu dritt? Also, nur wir drei Frauen, miteinander singen?“


„Nein! Vertraut mir, ich bin nicht umsonst der Popp-Gitanes“, sagte der Mann mit … (usw.) „Alleine 2006 erschienen in Deutschland 1000 neue Filme unseres Genres und brachten etwa 800 Millionen Euro Umsatz.“


„Das glauben wir gern. Gesungen wird ja immer …“


„Wir freuen uns besonders, dass auch immer mehr junge Mädchen eine Chance bekommen, ihr Talent zu beweisen.“


Mandy, Sandy und Candy freuten sich und wollten am liebsten gleich Probe singen. „Können wir gleich Probe singen?“


Der Produzent, immer noch mit Baskenmütze, Ziegenbart und neuer Kippe im Mundwinkel, wunderte sich, weil die jungen Mädchen normalerweise erst stundenlang überredet, ähh -, überzeugt, mit teuren Geschenken und unrealistischen Versprechen überhäuft und mit Komplimenten betört werden mussten. Er sagt zu seiner Assistentin: „Ich wundere mich, weil normalerweise die jungen Mädchen …“

***


„Wua, wua, wua … Wie blöd ist das denn?“, ertönte eine nur zu bekannte Stimme neben mir.


„Ja“, gab ich dem Gewissen recht. „Das ist reiner Müll!“


„Chapeau! Sie kennen den Künstler also auch? Ist er nicht ein Quell anspruchsvoller Literatur?“, flüsterte mir eine, in ihrem Geiste versunkene Besucherin zu.


„Wir wären lieber ins Kino gegangen und hätten den Zeichentrickfilm angesehen“, klagte das Gewissen, und ich gab ihr zum zweiten Mal Recht.


„Pssst, meine Damen! Sonst kann ich den Müll nicht verstehen.“

***

Der Vorleser räusperte sich wiederholt, tupfte den Schweiß von der Stirn und fuhr fort:

Die Vollpfosten demonstrierten ihre Standfestigkeit. Sie waren ja auch aus besonders hartem Holz geschnitzt. Dick ragten die Phallussymbole gen Himmel ... um die Szene von hinten aufzurollen. Crazy und Dick im Geschäft.


,Dick’ ist übrigens aus dem Amerikanischen, und wird vor allem in der Schwulenszene gern in den Mund genommen.



„Wenn ihr mit Leidenschaft dabei seid, verspreche ich euch, mach' ich euch zu Deutschlands bekanntesten Poppstars. Jeder Mann wird euch in- und auswendig kennen.“


„Ohh, das wäre unser Traum. Aber sie haben uns noch gar nicht singen gehört?“, sagte Candy.


„Oder sollen wir auch vortanzen?“, fragte Mandy.


„Ihr könnt sogar beim Tanzen singen, Hauptsache der Mund ist schön weit auf.“


„Das ist doch selbstverständlich!“, sagte Sandy. „Singen hat doch etwas mit dem Kehlkopf zu tun.“


„Glaub' mir, Baby, mit einem dehnbaren Kehlkopf wirst du es in dem Business weit bringen“, sagte der Produzent und biss vor Erregung in die Baskenmütze.

***

„Ja, mein Herr und Gebieter“, lästerte das Gewissen, fing an zu stöhnen und simulierte Würgegeräusche. „Goatee hält sich wohl für Damiano.“


„Für wen?“


„Noch nie was von Deep Throat gehört? Dem Klassiker schlechthin und mit gerade mal 25 000 Dollar Produktionskosten und eingespielten 100 Millionen Dollar der profitabelste Streifen der Filmgeschichte.“


„Ach der. Ja! Totaler Schwachsinn!“


„Das hat er mit der Lesung gemein.“


„Psssst …“, kam es von allen Seiten vorwurfsvoll auf uns zu.

***

„Nach unserem Welterfolg ’Allein gegen Alle’, mit der einzigartigen ’Imma Nass’, suchten wir nach einem weiteren Zugpferd für unsere Produktion“, erklärte der Poppproduzent gönnerhaft.


„Wir finden es auch richtig, immer neue Wege zu suchen und zu gehen“, meinte Sandy.


„Wir sind froh, dass die Medien uns diesen Weg ermöglichen. Vielleicht sollten wir einen kleinen Clip drehen und ihn ins Internet stellen?“, fragte Candy.


„Als Werbung sozusagen, um auf unser Talent aufmerksam zu machen“, war auch Mandy von der Idee begeistert. „Wir wollen aber nicht nur wegen unseres guten Aussehens genommen werden, sondern auch wegen unserer Fähigkeiten.“


„Wir werden euch nehmen – keine Sorge!“, geiferte der Produzent und biss ein Stück seiner Baskenmütze ab.


„Das ist ja toll! Heute ist unser Glückstag“, freuten sich die drei Mädels.


„Sollen wir hier vorsingen?“, fragte Candy.


„Wie immer du das nennst, Baby. Hauptsache es kracht“, sagte der Produzent.


Ein Assistent stellte einen Scheinwerfer ein, ein weiterer kam mit Richtmikrofonen, und auch die vier Vollpfosten zeigten Bewegung.


„Oh, wie schön“, sagte Mandy zu Sandy, und Candy gab ihr Recht.


„Was sollen wir denn vorsingen?“, fragte Mandy.


„Was für eine Richtung?“, fragte Sandy.


„Um was geht es in dem Musikclip?“, fragte Candy.


„Wir drehen: Was sich liebt, das leckt sich. Vol. 7“, sagte der Produzent.

Die Mädchen waren etwas irritiert. „Wir sind etwas irritiert“, sagte Mandy.


„Wir sind neu in der Branche und sollten machen, was Herr Produzent empfiehlt“, sagte Candy, und Sandy gab den beiden Recht.


„Immerhin ja schon die 7. Staffel, die Leute müssen sich auskennen“, wusste Candy.


„Was wurde denn aus unseren Vorgängerinnen?“, erkundigte sich Sandy.


„Na was wohl? 6 Stars“, sagte der Produzent.

„Hier, Baby. Dein Text“, sagte der Produzent mit der Baskenmütze und dem Ziegenbart. *


*Fußnote*: Wo war eigentlich seine Fluppe abgeblieben?

Mandy, Sandy und Candy lasen vor: „Ja! … Ja, ja … oh ja … ich bin Nym-pho-man-ierin … ja … ja, ja, ja … und jaaaaahhh!“


„Der Text ist doch zu anspruchsvoll“, signalisierte die Assistentin dem Mann mit der Baskenmütze und dem Ziegenbart. „Wir sollten das ,und’ streichen.“


„Üben! Üben! Üben! Notfalls drehen wir ohne Ton. Dann brauchen sie nur den Mund aufzumachen … ohne Text …“, befahl der Mann mit der angefressenen Baskenmütze der ebenfalls angefressenen Assistentin.


„Playback wollen wir eigentlich nicht singen!“, entrüsteten sich Candy, Mandy und Sandy, und spürten das erste Mal die Härte in dem Business.

Der Poppproduzent winkte ab und wandte sich dann an den Verantwortlichen zur Wahrung von Sitte und Anstand, der jede sich bietende Möglichkeit nutzt, um am Set herumzuhängen. „Nun, mein guter M.Oral. Was haben Sie wieder zu meckern?“


„Ich habe einige eklatante Fälle von Missbrauch festgestellt … und einige Ansichten dazu erarbeitet.“


„Boah ey! Luther nagelte seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg … wir nageln hier alles … Ende Legende!“


„Schon klar, Herr Popp-Gitanes, aber die Schmerz-Grenze wurde deutlich überschritten.“


Der Mann mit der Baskenmütze und dem Ziegenbart winkte seine Assistentin heran. „Erklären Sie ihm den genauen Sachverhalt!“


„Der genaue Sachverhalt erklärt sich wie folgt: Unser Studio ist hart an der Schmerz-Grenze, aber nicht darüber. Genauer gesagt, 200 Meter vom Ortsteil Schmerz entfernt, mitten in Gossa im Verwaltungsbezirk Muldestausee-Schmerzbach am Rande der Dübener Heide in Sachsen-Anhalt und eignet sich hervorragend für unsere Heimatfilmproduktionen.“


„Ach so, das wusste ich nicht“, sagte M.Oral und zerriss seine Thesen.


„Besonders stolz bin ich auf mein ABI“, rundete die Assistentin die Information ab, auch wenn es nur auf dem Nummernschild ihres Wagens stand.

***

Rainer Müll, mittlerweile deutlich von der Thematik seines Romans gezeichnet, erhob sich wild gestikulierend von seinem Stuhl und haspelte den weiteren Handlungsverlauf seines Romans herunter …

***

Der Poppproduzent warf jegliche Moral über Bord, schnappte sich Oral und weihte den Mann für Sitte und Anstand in die weiteren Pläne des Castings ein.


„Wir beginnen erst einmal mit einem Gonzo! Vielleicht etwas Reality, und später knüpfen wir an die Welterfolge der Adaptionen großer Publikumserfolge des kulturellen Mainstreams, wie z.B. dem ostasiatisch-bayrisch-leverkusener ,Dlei Schwangel wie Kalli', dem alpenländischen Hollywood-Schocker ,Sperr mi na ans Tor', oder gar dem vierteiligen Schweden-Klassiker ,Larsen Rinnströmen auf hoher See' ...“


Orals Zunge hing bereits an den Lippen, und der Popp-Gitane züngelte weitere Details heraus.


„Und dann wird’s endlich abgehen. Die kleinen geilen Schlampen ... ähh … die jungen Frauen ziehen sich nackig aus, hängen ihre Kleider an die Vollpfosten und wir nageln ihnen unsere Thesen in den Leib … Sie werden singen, wie sie noch nie gesungen haben. Allen stieg die Hiitze in den Kkopf … Ich sehe schon, wie Manny, Ssandy und – ach egal wie die andere heißt, zu willenlosen hörigen Schlapen mudireän … dann weida auf einem schreidisch … eien der Mädelss wird von den Follpfoschde … sie wird vviel und häufig komen … und bedzüglich der errregtheit … dann als Krankenschwester im kurte rock und … wesenrtlich wäniger Tekst … sehrr obszön und nmit leidnescchaft … biss kain man sich nochhh zurukhalde kann und …

***

„Wua wua wua. Zerreißt’s Müll jetzt zuerst die Hose oder den knallroten Schädel?“


„Mirr docch ägal“, imitierte ich den jetzt aus allen Poren schwitzenden Autoren, der sich immer tiefer in seine Zeilen hinein steigerte.


„Oh Gott, jetzt hebt er völlig ab“, stellte ich nüchtern fest. „Wohl eine Berufskrankheit vieler männlicher Genreschreiber.“


„Der liebe Gott gab ihnen einen Pimmel und ein Gehirn, aber leider nicht genügend Blut, um beides gleichzeitig zu durchbluten ...“, wusste Voice.


„Follpfoschde? ... Er muss ein Landsmann von uns sein“, stellte Tina freudig fest und nahm gleich noch einen Schluck.


„Hat es Schimmel auf den Pimmel, spiel lieber mit der Bimmel“, dichtete Voice.


„Akkusativ ist in dem Fall falsch. Es muss dem Pimmel heißen, Singular – Dativ! Oder im Plural, dann aber - den Pimmeln …“


„Du kennst dich ja gut mit Schwänzen aus, Blondie!“


„Knallt ihm von hoch oben - ein Schimmel auf den Pimmel, muss er sich nicht mehr loben - und hört die Englein bimmeln!“, überraschte uns Tina Freifrau von Goethe, die ihre Gefühle für Heimatklänge ganz offensichtlich schon wieder vergessen hatte.


„Okay, Ladys. Jetzt sollten wir uns definitiv einbremsen. Ich habe völlig den roten Faden verloren!“


„Und wenn die jetzt auch noch den roten Faden verlieren würde, dann hätten sich die Lesung doch noch gelohnt.“


Erst als ich der Richtung von Voices Blick folgte, erkannte ich den tief verborgenen Anlass ihrer philosophischen Betrachtungen.

Ein leicht bekleidetes Pin-up-Girl mit Tablett und Gläsern darauf huschte durch die Reihen der Gäste. Der rote Faden des winzigen Stringtangas, der sich zwischen ihrem süßen Po versteckte, war allemal leichter auszumachen als die vielen Anspielungen, welche die Autorin in dieses Kapitel eingebracht hat …

„C’est la vie, Voice! Lass uns was trinken“, sagte ich, leicht konsterniert und winkte der Frau zu.


„Na endlich, Bingo! Der erste vernünftige Vorschlag heute Abend, Blondie.“


„Sind die Getränke auch gratis?“, fragte ich sicherheitshalber nach.


Die exotische Schönheit blitzte mit ihren makellosen weißen Zähnen. Irgendwie erinnerte sie mich an die hübsche Inderin, die uns im Foyer das Verlagsprogramm in die Hand gedrückt hatte … Sicher war ich mir aber wegen des dick aufgetragenen Make-ups nicht. Der traditionelle Bindi auf der Stirn war einerseits ein Indiz, anderseits – wir waren in Köln, die feiern doch ständig Karneval und werfen mit Konfetti rum …

„Was kosten?“, fragte ich und rieb mit dem Daumen über meinen Zeigefinger.


„Haben Tick?“, fragte sie mit zuckersüßer Säuselstimme.


„Ähh … Trick … in welchem Zusammenhang? Dem Schreiben?“


„Yes! Haben Tick!“


„Hmm, einen Tick? Sicherlich eine Frage der Definition. Ich habe eine Tak-tik. Ich möchte mehr Mys-tik in meine Geschichten bringen, allerdings bewusst auf Dogma-tik und Agnos-tik verzichten. Mein Hauptaugenmerk gilt der Linguis-tik, aber auch der Log-(t)ik der Handlung. Wichtig ist die Nau-tik, die mich am roten Faden hält und der Geschichte die entsprechende Op-tik vermittelt. Die Chroma-tik harmoniert mit der Akus-tik und liefert mir die notwendige Farbe und den Klang. Die Protagonisten reichere ich mit Charisma-tik an.


Gene-tik ist von Vorteil. Sollte aber nicht überbewertet werden. Mit Fleiß und Lernbereitschaft kann man alles selbst erreichen. Fertig ist die Story mit einem Hauch Roman-tik.“

Das „Getränkemädchen“ verdrehte beinahe unmerklich die Augen, presste ein kaum hörbares „Meine Güte, wo bin ich hier nur gelandet“ heraus, besann sich aber rasch ihres Aushilfsjobs, nickte brav und fletschte die Zähne. „No! Gäbän Tipp!“


„Noch mehr Ratschläge?“, fragte ich erstaunt.


„Tip! Die will ein Trinkgeld, du hohle Nuss“, mischte sich Voice ein und schüttelte ihr schwarzblondes Haupt.


Ich klopfte mir die flache Hand gegen die Stirn, fletschte ebenfalls die Zähne in Blend-a-med-Manier und kramte einen Fünfer aus meiner Tasche.


„Dankschön Dank!“


„Was glotzt du der so hinterher, Blondie? Gefällt dir die Ganges-Maus? Ist ein heißes Teil, sabber, sabber.“


„Ist ein sehr heißes, und obendrein sehr intelligentes Mädel ... Und ich habe mich blamiert wie der hinterletzte Dorfdepp.“


„Sei nicht so streng mit dir, Blondie, ein heißes Teil bist ja immerhin auch.“


„Na, vielen Dank, Voice!“

„Ihr Name ist Indira. Sie kommt aus Mumbai“, erklärte mir ein Mann, der wie aus dem Nichts, plötzlich neben uns stand.


„Indien?“


„Gibt’s sonst noch wo eine Stadt mit dem Namen? Die meisten sagen allerdings noch Bombay. Indira studiert Wirtschafts- und Sozialwissenschaft hier in der Universität zu Köln!“


Während ich die neuen Informationen sortierte, schaute ich den Typen an.


Tatsächlich, ein Mann.


Hier?


Die wachen Augen im sonnengebräunten, glattrasierten Gesicht kamen mir vertraut vor, aber ein Typ mit Glatzkopf wäre mir doch sicherlich aufgefallen … Dann endlich erkannte ich ihn.


„Ich bin froh, dass es vorbei ist!“, sagte Rainer Müll.


„Das sind wir alle!“, antwortete ich grinsend.


„Ich musste bei Ihrer kleinen “-tik“ Geschichte schmunzeln. Verzeihen Sie, dass ich gelauscht habe. Eine nette Wortspielerei, die zudem auch eine stimmige Botschaft enthält. Hat Ihnen denn mein kurzer Romanauszug gefallen?“


„Zumindest habe ich so etwas noch nie gehört!“, rettete ich mich aus der Bredouille.


„Danke schön. Ich fasse das mal als Kompliment auf. Aber lesen Sie es sich noch einmal in Ruhe durch. Vielleicht finden Sie noch ein paar meiner versteckten Anspielungen. Wissen Sie, Tiefgang entsteht nur, wenn man in die Tiefe geht ...“


„Ich hab’s schon verstanden. Glaub' ich jedenfalls, aber wieso haben sie diese … sagen wir mal … Sozialkritik? … in eine so grottenschlechte Rahmenhandlung gepackt?“


Der Autor lächelte milde. „Ein Experiment. Eine fixe Idee und letztendlich der Beweis, dass man wirklich alles verkaufen kann, wenn die äußeren Bedingungen passen.“


„Ich verstehe, reiner Müll von dem exzentrischen Rainer Müll.“


„Nomen est omen! Es ist höllenschwer, eine gute Parodie zu schreiben, und noch schwerer ist es, einen schlechten Text absichtlich so schlecht zu schreiben, dass er schon wieder gut ist.“


„Da gebe ich Ihnen Recht! Ich hatte mir das auch sehr viel leichter vorgestellt …“


Er zwinkerte mir kurz zu und schlich sich, ganz inkognito und in seiner Bedeutung angemessenem Stil, aus dem Konferenzsaal, während eine kreischende Horde Frauen vor seiner Garderobe wartete, und eine Dame mit einer Axt - Modell Schädelspalter – versuchte die Tür einzuschlagen …

„Die Handlung ist schon sehr dünn“, riss mich Tinas konstruktive Kritik aus meinen flüchtigen Gedanken.


„Du hättest ja auch etwas dazu beitragen können, statt immer nur am blöden Sekt zu nuckeln.“


„Jetzt sei doch nicht gleich so dünnhäutig, Blondie. Wir können nichts dafür, dass deine Idee lediglich auf so dünnem Eis wie einem fehlenden und einem überfälligen ... äh, überflüssigen ,p' basiert.“


„In Anbetracht der aktuellen PISA-Studien finde ich es gar nicht so übel“, meinte Tina.


„Two ,p' or not to ,p', that is the question!”, zitierte ich als durchaus passende Antwort einen Quell von Weltliteratur.


Das doofe Gewissen verzog immer noch sein Gesicht.


„Dann mach’s doch grad besser!“, patzte ich die imaginäre Spaßbremse an.


„Meine Güte, Blondie! Jetzt lassen wir aber mal wieder die eigenwillige, kleine Autorin raushängen.“


„Wenn schon Autorin, dann die kleine, eigenwillige Hobbyschreiberin.“


„Jetzt geht die Haarspalterei wieder los“, wandte sich Voice an Tina.


„Oh mein Gott!!“ Tina ließ vor Schreck fast das Sektglas fallen und schaute sich die Spitzen ihrer Haare an …

***

Siedend heiß fiel mir der brasilianische Sambatänzer wieder ein, und ... ich ließ die beiden einfach stehen.


Kurz vor unseren Plätzen hatten sie mich wieder eingeholt.


„Wenn ich mir nicht einigermaßen sicher wäre, dass wir in Köln sind, würde ich sagen, wir sind in Indien“, erklärte Tina dem Gewissen.


„Wieso denn das?“


„Na, wegen der Schilder im Foyer - Toiletten am Ende des Ganges!“

Oh Gott! Ich verdrehte die Augen.


Dieser brasilianische Sambatänzer trug einen Hauch von Nichts, und Hunderte von Frauen sahen ihn geifernd an. Als er dann noch diesen Hauch von Nichts über seinem Haupt kreisen ließ, hyperventilierten erwachsene Frauen wie pubertierende Teenies auf einem »Tokio Hotel« Konzert.

Mist! Jetzt hatte ich die Show verpasst und war gerade im Begriff, meine beste Freundin dafür zu erwürgen, als die Buschtrommel einen weiteren Tänzer ankündigte …


„Aleeke, der starke Löwe aus Tansania ... Applaus, meine Damen …“, heizte der Ansager die Menge im schrill-bunten Flackern und Zucken der Bühnenscheinwerfer an.


Wie kürzlich Zeus vom Olymp, so kam Aleeke direkt vom Kilimandscharo herab, ein Bild von Mann mit einem einzigen Auftrag: uns Lust zu bereiten. Ein Afrikaner, dessen geölter, wie aus Stein gemeißelter Astralkörper bei den Ladys für eine überdurchschnittliche Ausschüttung von Östrogen sorgte.


Ich kämpfte und zwängte mich zur Bühne vor ... und war fasziniert. Der knappe Lendenschurz verdeckte ... kaum ... was sich jede der fast 15 000 Frauen bildhaft vorstellen konnte.

Du Tarzan – ich Jane!


Seine geschmeidigen Bewegungen zogen mich in seinen Bann.


Er griff einige prächtige Pfeile aus seinem Köcher und schaute, Aufmerksamkeit heischend, über das Publikum.


Seinen pulsierenden, zitternden Daumen – er schnippte damit am Zeigefinger – verstand ich sofort als Geste und streckte ihm mein Feuerzeug entgegen.

Es gibt zwei Kategorien von Frauen, die einen, die vor der Bühne stehen und dann die anderen, die sich so eine Chance nicht entgehen lassen. Ich hüpfte auf die Bühne und tanzte mit ihm. Dass er mir dabei gefährlich nahe kam, war durchaus in meinem Interesse …


Aleeke setzte seinen Fruchtbarkeitstanz fort, und ich entzündete den ersten Pfeil, dann den zweiten, und schließlich jonglierte er damit, löschte die Flamme in seinem Mund oder spie das Feuer in alle Himmelsrichtungen.

Die von einem vibrierenden, betörenden Rhythmus getriebene Musik wurde eine Nuance lauter, die Lust und die Freude am Tanz hatte uns beide gepackt. Sexy und provokant. Er griff mit seinen starken Händen meine Hüften und wirbelte mich über die gesamte Bühne. Das Kleidchen verrutschte und gab einen Blick auf mein Tangahöschen preis. Aleeke fletschte die Zähne und zeigte mit den Fingern darauf. Nicht auf seine Zähne ... auf mein Höschen!


Der Leopardenlook machte ihn an - ein flüchtiger Blick in seine blitzenden Augen ... er hielt mich tatsächlich für Jane. Wir tanzten aufreizend miteinander, und ich ließ mich von seinen kräftigen Armen führen.


Und weil Männer alle irgendwie Jäger und Sammler sind, und auch ihre Hände nicht bei sich lassen können, hatte ich alle Hände voll zu tun, den Tanga an seinem vorbestimmten Ort zu halten.


Überraschend änderte Aleeke seine Strategie, und seine Hände wanderten von meinem mehr als ausreichend betatschten Po weiter nach oben.


Urplötzlich ganz sanft, nahm er mich in den Arm und säuselte mir betörende Liebeskomplimente ins Ohr. Ich schmolz dahin und gab ihm das, wonach sein Herz verlangte. Wie einen Propeller ließ Aleeke, meinen Leopardentanga als Jagdtrophäe über dem Kopf kreisen.


Mit den letzten Klängen der feurig-afrikanischen Melodie spie er eine gewaltige Stichflamme zum Dach der Arena, packte mich an der Hüfte, hob mich hoch und knutschte mich nieder …


Ich hatte immer noch wackelige Knie, als die Contestmitarbeiter mir wieder von der Bühne halfen und ich schaute mit großen Augen dem exotischen Tänzer hinterher, der unter tobendem Applaus die Stätte verließ. Ein kreischender Ton aus den Lautsprechern schreckte mich auf …

Ping – Ping – Pong


Die Tänzer haben Ihnen gefallen? Ein Body wie der Aleekes macht Sie heiß? Doch Ihr Mann liegt nur noch in ausgebeulten Jogginghosen und verschwitztem Unterhemd auf der Couch? Der Bauch wird immer dicker, der Hintern immer breiter, und der Hals verschwindet jeden Tag mehr …

Ein Fall für CALL-ME. Unsere Mädchen machen ihn an, himmeln ihn an, bringen seine Hormone wieder in Wallung und versprechen ihm das Paradies auf Erden.


Er wird sich wieder täglich duschen, neue Klamotten kaufen und überraschend viel Sport treiben …


Ist ihr Mann wieder körperlich ansehnlich und attraktiv … brechen wir ihm erst das Herz – dann sein Rückgrat. Er wird sich reumütig an Ihrem Rockzipfel ausweinen, nie wieder eine andere ansehen, und Sie können ihn wieder schön bemuttern.


CALL-ME – testen Sie uns.

***

Wie auf Wolke Sieben schwebte ich zu meinem Sitzplatz. In Gedanken sah ich mich, an seinen Hals geklammert, von Liane zu Liane schwingen. Wir erreichten eine strohgedeckte Hütte und ließen uns auf die kuschelig weichen Felle am Boden sinken. Aleeke riss mir das Kleid vom Leib und zog mich an seinen nackten, heißen, geilen Körper. Mein Mann erschien auf dem Zebrafell, verdrehte genauso wie ich die Augen, schüttelte den Kopf und wedelte mit einer Halogen-Taschenlampe.

Autsch – durch das plötzliche Aufflammen der leistungsstarken Deckenlampen geblendet, rammte ich nebenbei einen Stützpfeiler und hatte unvermittelt etliche Sternchen als neue Tanzpartner.


Immer noch leicht narkotisiert - traumhafter Tänzer plus kleiner, traumatischer Unfall - ließ ich mich in meinen Sessel sinken, realisierte erst ganz allmählich, dass es sich um einen verflucht harten Plastik-Schalensitz handelte.

„Coole Show, Blondie … aber … ich zitiere dich mal aus dem Kapitel ’Flittchen und Schweinebacke’: Der Leopardentanga ist ein Geschenk von Jürgen. Den werfe ich doch nicht weg.“


„Oh nein!!!“ Mir fiel die Kinnlade runter. Ich fasste überflüssigerweise in meinen Schritt und schaute dann wie ein bekifftes Einhorn zu Voice.


„Ja, ja, Blondie. Sag' du nur noch mal etwas über die Männerwelt.“


„Und was jetzt?“ Mich hatte die nackte Hilflosigkeit ergriffen.

„Jetzt beenden wir mal das Kapitel und überlegen uns in Ruhe, wie es weitergeht!“


Wow. Tina. Sekt belebt ...


„Jo, die Schnecke hat recht, Blondie. Aber mal was ganz anderes … zieht’s euch eigentlich an die Pussy … sabber, sabber …?


Kommentare


goreaner
dabei seit: Nov '06
Kommentare: 67
goreaner
schrieb am 14.01.2010:
»Einfach genial!

Herrlich wie neben der ganzen Story, noch die Feinheiten der Sprache (die Dialekte) hervorgehoben werden.

Und Voice ist schlicht zum Brüllen.

Das Kollektiv hat meinen absoluten Respekt.

Tal

goreaner

PS
So gute Geschichte und nur so wenige Kommentare! *Kopfschüttel*«

PADDY
dabei seit: Mär '01
Kommentare: 18
edge
schrieb am 17.01.2010:
»Kann Goreaner nur zustimmen: Eine tolle, grossartig witzige Geschichte und keine Sau schreibt was dazu!
Dann bleibt es wohl an den anderen Autoren, das zu machen.
Toll ausgearbeitet, sehr selbstironisch und Rainer Müll als Höhepunkt dieses Kapitels - Gratulation an Mondstern! Selten etwas so gutes schlechtes gelesen!
Bin ja mal gespannt, wie der Halve Hahn in der nächsten Folge seinen Mann stehen, Voice sich daneben benehmen wird und die vier "Girls" den Abend weiter verbringen werden. Und wenn sich jemand nervt, dass es zu wenig Sex drin hat... pffff... ist doch Wurst!«

Adlerswald
dabei seit: Feb '01
Kommentare: 166
Adlerswald
schrieb am 18.01.2010:
»Liebe Mondstern70,

Lächel - Eigenlob duftet manchmal höchst seltsam. Ich fand die Geschichte weniger zum Schmunzeln. Grins- Vielleicht geht mir diese Art von Humor ab. Aber wie heißt es so schön ? Jedem Tierchen sein Plaisierchen.

Da Mondstern70 inzwischen ihren Kommentar, der Anlass für meine Bemerkung war, leider gelöscht hat, hängt die Bemerkung über "Eigenlob" unglücklicherweise in der Luft. Für den weiteren Verlauf des Disputs verweise ich auf das Autorenforum.«

hg1
dabei seit: Dez '04
Kommentare: 66
HG1
schrieb am 18.01.2010:
»@Adlerswald: Eigenlob? Ich mag mich nicht erinnern, dass sich Mondstern selber gelobt hat. Ihr hat es einfach Spass gemacht und schliesslich soll man über die eigenen Witze auch lachen können - sonst wird's sehr humorlos.

Sry, mein Kommentar tut nichts zur Geschichte, wollte dies aber gesagt haben«

andreashave
dabei seit: Feb '09
Kommentare: 94
andreashava
schrieb am 18.01.2010:
»Eigentlich wollte ich ja aus Gründen der Selbstdisziplinierung erst mal ne Nacht drüber schlafen, ehe ich mich zu Adlerswalds Kommentar äußere. Dass ihm diese Art von Humor nicht liegt, das ist ja ganz in Ordnung, jeder Jeck ist anders, wie wir Kölsche sagen. Dass Adlerswald und ich uns achten, aber im Leben nie Freunde werden können, weil einfach die Auffassungen so diametral auseinandergehen, sei hier nur am Rande erwähnt ...
Allerdings kann ich den Kollegen hg1 in seiner Replik auf das Thema "Eigenlob" nur unterstützen. Der Abspritzcontest ist EINE Geschichte EINES Autorenteams, das nicht nur kollegial sondern freundschaftlich miteinander verbunden ist. Sonst wären beispielsweise all die akribisch ausgearbeiteten Verzahnungen der einzelnen Kapitel gar nicht möglich gewesen, ohne gegenseitige Unterstützung und wechselseitiges "Feilen" funktioniert das nicht. Ist das dann Eigenlob, zu sagen, dass es unglaublich viel Freude gemacht hat, ein derartiges Gemeinschaftswerk auf die Beine zu stellen? - Das mag jeder selbst beurteilen. Als AutorInnen freuen wir uns natürlich, wenn die Geschichte ankommt und gefällt, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, weil die Geschmäcker halt verschieden sind. Wer bis zu Ende liest und nicht nur hastig bis zu den Bewertungsbuttons scrollt, sollte doch eine Meinung zu der Story, zum Inhalt oder Stil haben, und dies auch mit ein paar Worten äußern.
LG Andrea«

aweiawa
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 214
aweiawa
schrieb am 18.01.2010:
»Wer die ganze Geschichte als E-Book oder als Taschenbuch besitzen will, kann mal hier schauen: https://www.amazon.de/gp/product/B07L1B2KJ6/«

Aramis
dabei seit: Nov '98
Kommentare: 16
schrieb am 19.01.2010:
»In meiner Funktion als Einleser habe ich die Geschichte auch gelesen, sie aber dann dem Einleser des erstes Teils überlassen. Mir hat der zweite Teil besser gefallen als der erste, da er kurzweiliger war. Die Story ist schon aufgrund des skurrilen Plots lesenswert. Außerdem handelt es sich bei den Mitgliedern des Autorenteams um nicht gerade talentfreie Autoren.
Dass der Ferkel-Faktor nicht sehr hoch ist, dürfte dem Autorenteam bekannt sein. Vielleicht kommt ja da auch noch etwas.

Schauen wir mal, wer den Wettkampf gewinnt. ;-)

PS: Die Kommentar-Funktion ist dazu da, seine Meinung zur Geschichte zu äußern und soll so dem noch unentschlossenen Leser eine (weitere) Hilfe sein, ob sich die Lektüre des Textes lohnt.«

catsoul
dabei seit: Jan '04
Kommentare: 105
catsoul
schrieb am 19.01.2010:
»Hallo ihr drei,

ich bin schon sehr auf den nächsten Teil gespannt und hoffe, er wird wieder so unterhaltsam. Hab mich köstlich amüsiert und einige Mal (herzhaft) laut gelacht. :-D

Liebe Grüße und *Daumen hoch*

cat«

Knuddel69
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 3
schrieb am 21.01.2010:
»Hallo,

eine super Idee. Das alles dann auch noch im Team, alle Achtung <Verbeug>.
Nun die subjektive Meinung *G* Der erste Teil hat mir besser gefallen (keine Ahnung warum, weil es neu war weil es ganz anders war, weil ????, und einzeln seit ihr mir ganz ehrlich lieber. Eben eine subjektive Meinung.
Gruß
Knuddel«

XXX-Zine
dabei seit: Apr '01
Kommentare: 136
Der XXX-Zine
schrieb am 24.01.2010:
»Auch der zweite Teil ist wieder herrlich zu lesen gewesen (auch wenn mir der erste Teil persönlich ein wenig besser gefallen hat).
Hat eigentlich schon jemand das Rätsel gelöst, dass der Protagonistenautor Reiner Müll in seiner Geschichte mitgegeben hat?
"Wie alt der Wasserinstallateur von Mandy ist", oder wie war die ungestellte Frage nochmal?

PS zum PS von Aramis: Dem stimme ich zu!«

skipp20
dabei seit: Apr '03
Kommentare: 40
skipp20
schrieb am 31.01.2010:
»auch für den zweiten Teil gibts für mich nur eine Empfehlung: UNBEDINGT lesen!!!
Und dann hab ich eine Bitte an die Autoren: bitte, bitte noch mehr von dieser Art! Ich lach doch so gern.... und in Kombination mit "sevac-Geschichten" am liebsten!! Nur leider haben die meisten Autoren mittlerweile wohl vergessen, dass Sex und Erotik was schönes ist - und durchaus auch mal "lachende" Seiten hat!
Also weiter so bitte!
Skipp«

Georgmueller332
dabei seit: Mär '06
Kommentare: 32
schrieb am 01.02.2010:
»Wow, super Fortsetzung vom ersten Teil. Ich warte schon gespannt auf den dritten.

Gratulation an Euch Drei !«

mondstern70
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 07.02.2010:
»Unter meinem Autorennamen den ersten Kommentar zu einer Geschichte zu schreiben, an der ich zu einem Drittel selbst beteiligt bin, war sicherlich nicht die klügste Entscheidung.
Aber was habe ich schlimmes gesagt? Nun, ich habe mich gefreut, das die Story online ist, noch mal gelesen, und mich spontan dazu hinreisen lassen, zu schreiben, das ich trotz zigmaligem Lesen immer noch Schmunzeln musste.
Des Weiteren erwähnte ich, das die Story um "Rainer Müll", die etwa die Hälfte meines Parts ausmacht, für mich persönlich das Schwierigste war, das ich je verfasst habe.
Dazu stehe ich selbstverständlich weiterhin.

Bedanken möchte ich mich bei den vielen Kollegen, die mir E-Mails geschickt haben und insbesonders vom gezielten Nachtreten eines Einzelnen ebenso empört waren. Dieser Einzelne hat nun auch genug Aufmerksamkeit bekommen, und für mich ist das Thema durch.

Wem die Geschichte gefallen hat, der darf sich auf Teil 3 freuen, und ich verrate bestimmt nicht zuviel, wenn ich sage - wir haben noch so manche "irre" Idee in petto

Liebe Grüße Mondstern«

magicflute
dabei seit: Sep '07
Kommentare: 258
schrieb am 17.02.2010:
»hochachtung: was für eine dichte teamarbeit! habe herzlich gelacht über ?schwarzhaarige blondinen? und den ganzen müll - es sind hinreißende passagen dabei: satirisch, ironisch, sprachlich , erotisch...
ich bin aber zugegebenermaßen auch ein bisschen zwiegespalten: so toll die schreibe im gesamten ist, und man vor der gruppenleistung nur reihenweise hüte ziehen kann: nach meiner ganz persönlichen meinung gibt's auch gelegentlich stellen, die sich etwas hinziehen...
sei es durch die teambedingten wiederholungen einzelner szenen, vielleicht auch, dass ein roter faden einer handlung (evt. absichtlich?) gelegentlich etwas aufgeribbelt wirkt, möglicherweise, weil der satire auch ein klares feindbild fehlt: kommerz (werbung) - frauen (klogänge) - männer (...) - massenveranstaltungen (kegeldamen)- freiberufler (nebenverdienstpflichtig): da sind gelegentlich ziemlich viele fronten, wo ich denke: das schreiben hat vielleicht *noch* ein bisschen mehr spaß gemacht als das lesen... ohne jeder einzelnen szene ihren charme absprechen zu wollen.
jetzt war ich ganz schön streng. nicht böse sein, liebes trio und schnell weiterschreiben: ich bin ja trotz allens sehr gespannt auf den dritten teil! hab ja jetzt auch einen persönlichen favoriten auf den gesamtsieg (auch ganz ohne lokal-)!
magic«

johelm
dabei seit: Apr '04
Kommentare: 66
schrieb am 05.03.2010:
»....na da haben die Einleser wieder mal zu viel versprochen...«

astweg
dabei seit: Jun '01
Kommentare: 152
TetraPack
schrieb am 13.01.2011:
»Wie es einer Parodie geziemt, ist auch dieser Teil der Geschichte wieder sehr humorvoll geraten. Lobend erwähnen möchte ich den Ideenreichtum des Autorenkollektivs. Etwas verwirrend empfand ich jedoch, dass es unterschiedliche Personen sind, die aus der Ich-Perspektive erzählen. Da hätte man Kapitelüberschriften zur Erleichterung der Orientierung angeben können. Das Ende dieses Teiles kam auch ein wenig abrupt. Insgesamt gesehen hat es Spaß gemacht diese Geschichte zu lesen.«

MickeyO
dabei seit: Jun '09
Kommentare: 9
schrieb am 08.08.2011:
»schoen ;) einfach nett ;) und immer mit Anspielungne auf sich selbst .... ich glaub man muss es 3 mal lesen .. um wenigstens die meisten der witzigen Bemerkungen zu erkennen.
Eigentlich mag ich ja reine Erotik Geschichten eher ..
aber hier hab ich an einigen Stellen sehr laut grinsen muessen ;) Schoen !«

Bombi1982
dabei seit: Dez '18
Kommentare: 21
schrieb am 09.01.2023:
»Eine nicht ganz einfach zu lesende aber lustige Parodie.«


Kommentar verfassen Kommentar verfassen
AutorIn schreiben AutorIn schreiben
Autorinformationen Autorinfos
 Geschichte melden
 loading...
MehrteilerAlle Teile in einer Übersicht