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Kommentare: 9 | Lesungen: 2165 | Bewertung: 7.70 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 01.05.2007

Der Brief

von

Da liegt er nun vor mir, ungeöffnet und grinst mich an. Können Briefe grinsen? In meinen Gedanken – ja!

Meine Hände streichen über die Schrift... was erwartet mich wenn ich ihn öffne? Würde die erhoffte Einladung enthalten sein?


Ich lehne den Brief an die Blumenvase, die auf dem Tisch steht und gehe in den Keller um eine Flasche Rotwein zu holen. Entweder würde ich aus Freude ein Glas Wein trinken, oder aus Trauer.


Ich öffne den Wein und gieß mir ein Glas ein. Meine Hände zittern leicht. Ich proste dem Brief zu und trink einen Schluck, stelle das Glas ab und nehme ihn in die Hand, wiege ihn hin und her, drehe und wende ihn, so, als ob ich durch den Umschlag lesen könnte was er enthält.



Endlich entschließe ich mich dazu, ihn zu öffnen und lese folgendes:

"Hallo Liebes,

ich weiß, du erwartest ein einfaches Ja oder Nein von mir, aber sorry, das kann ich nicht ... ich werde dir etwas erzählen und vielleicht verstehst du mich dann.

Erinnerst du dich, wie wir uns vor einem viertel Jahr kennen lernten?


Ich hatte eine falsche Handynummer gewählt und hätte nie geglaubt wie weit wir gehen würden. Es war einfach ein Spaß und eine Freude für mich, deine Stimme zu hören. Selbst die wenigen Worte beim ersten Telefonat lösten leichte Erregung in mir aus.


Ich habe deine Nummer eingespeichert und am nächsten Tag so getan als ob ich mich wieder verwählt habe. Wir kamen ins plaudern und nach einer Stunde fragte ich dich ob ich wieder anrufen dürfe und du sagtest einfach:


"Ja."

Am nächsten Tag rief ich wieder an und am übernächsten und die ganzen anderen Tage in dieser Woche. Unsere Gespräche wurden intensiver, inniger. Nach drei oder vier Tagen verabschiedeten wir uns ganz selbstverständlich mit einem Kuss. Unsere Gespräche wurden für mich zu einem wunderbaren Abendritual. Erst von der Arbeit nach Hause fahren, duschen, was bequemes anziehen (ich hasse Anzüge und Krawatten, auch wenn ich sie jeden Tag im Büro tragen muss), das Abendbrot zubereiten, ein Bier öffnen, schnell essen (ich weiß, das ist ungesund) leise Musik auflegen, mich zurücklehnen, nach dem Telefon greifen und deine Nummer wählen.


Meist warst du nach dem zweiten Klingeln schon dran, so als hättest du den Anruf erwartet (ich habe dich nie gefragt ob das so ist). Dein:


"Halloooooo?" jagte mir jedes Mal wohlige Schauer über den Rücken.

Es hätte ewig so weiter gehen können ... aber du willst mehr.

Mehr als ich im Moment bereit bin zu geben. Du willst das Streicheln am Telefon durch die Realität austauschen. Meine zärtlichen Küsse auf deiner Haut spüren ... meinen Mund an deinen Nippeln saugend, meine Hände auf deiner Haut ... meine Zunge in deiner feuchten Muschi fühlen ... und endlich, wenn ich dich schon fast an diesem süßen Abgrund habe, meinen Schwanz in dir fühlen ... wie er pocht ... wie er schneller und schneller wird, in dir ... wie er mit einem letzten kräftigen Stoß uns beide zum Gipfel fliegen lässt.

Ich weiß, ich verlange viel von dir, indem ich mir wünsche unsere Beziehung auf das telefonieren zu beschränken, vorerst noch!


Aber ich kann dich nicht treffen. (Noch nicht?)

Ist es Liebe? Oder nur eine Einbildung von uns beiden? Ich habe Angst davor es zu ergründen. Angst, wir könnten beide enttäuscht sein, oder, was noch schlimmer wäre - einer von uns wäre enttäuscht.

Natürlich wäre es einfacher dich zu treffen und auf nichts zu hoffen, aber tun wir das nicht beide ... hoffen?


Hoffen, dass es dieses Mal der/die Richtige ist? Kann man Gefühle, die am Telefon entstehen in ein reales Leben retten? Wird das Streicheln, das Küssen Realität werden oder werden wir beide anfangen weniger zu erzählen, weil wir merken, dass alles nur ein Traum war?

Ich kann also auf deine Frage ob wir uns sehen nur mit einem ‚Vielleicht' antworten und dich vertrösten ... auf die Zeit nach meinem Urlaub. Vier Wochen werden wir uns nicht hören, wie wird es sein wenn ich zurück bin?

Ich habe das alles aufgeschrieben, um wenigstens in der ersten Woche noch einmal bei dir zu sein, nicht um dich traurig zu machen, glaube mir!

Bis bald *kuss*

Josch

P.S.:


Ich stelle mir vor wie du den Brief öffnest, nur ein hauchdünnes Nichts bedeckt deinen Körper ... fühlst du wie ich dich anstarre? Wie mir vor Lust für eine Sekunde das Blut in den Adern gefriert, nur um danach noch intensiver zu rauschen? Siehst du wie alles in mir bebt? Wie mein Verlangen nach dir größer und größer wird?

Weißt du was?


Ich schmeiße alle Bedenken über Bord!


Kurz bevor ich wieder nach Hause komme, schicke ich dir eine Mail oder eine SMS mit meiner Ankunftszeit am Flughafen. Hol mich bitte ab, ich WILL dich sehen!

In Liebe


Josch"

Ich lese den Brief drei Mal und kann doch nicht ganz verstehen was da steht: Mein Kopf sagt nein, mein Herz sagt ja?

Nach drei Wochen erhalte ich eine SMS mit der genauen Ankunftszeit und fahre zum Flughafen um Josch abzuholen.


Ich halte ein Schild in der Hand auf dem "Josch" steht, wir haben uns ja noch nie zuvor gesehen.

Viele Männer laufen mit einem lächeln an mir vorbei. Ganz zum Schluss kommt ein Rollstuhl auf mich zugerollt.


Der Mann im Rollstuhl sagt:


"Hallo, ich bin Josch!"

Kommentare


catsoul
(AutorIn)
dabei seit: Jan '04
Kommentare: 105
catsoul
schrieb am 05.05.2007:
»Hallo,

vielen lieben Dank für das Feedback. Es freut mich sehr, dass euch meine kleine Geschichte gefallen hat.

@Mondstern
Klar weiß ich, welche Worte du meinst. ;-)

liebe Grüße

cat«

stafford
dabei seit: Mai '04
Kommentare: 26
schrieb am 02.05.2007:
»wow.
stafford«

volupius
dabei seit: Jul '02
Kommentare: 10
schrieb am 02.05.2007:
»Die Geschichte ist wie aus dem Leben gegriffen, einfach toll.«

mondstern70
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 02.05.2007:
»Hi cat,
du weckst Jugenderinnerungen bei mir :-) Ähnliche Briefe habe ich auch in meiner "Schatzkiste"

Das Ende ist sehr tiefsinnig. Was mir nicht gefällt, wenn ich das sagen darf, sind zwei Wörter in Josch's Brief. Weißt du welche?
LG Mondstern«

hoedur
dabei seit: Apr '06
Kommentare: 87
hoedur
schrieb am 02.05.2007:
»wunderwunderwunderbar! so ist auch das leben... ehrlich und brutal... für beide...«

-Faith-
dabei seit: Okt '02
Kommentare: 102
Faith
schrieb am 02.05.2007:
»Hallo Cat,

genau so muss eine Kurzgeschichte sein.

lg

aweiawa
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 214
aweiawa
schrieb am 05.05.2007:
»Liebevoll erzählt, und bis zum Schluss habe ich nicht durchschaut, worauf es hinausläuft. Gratuliere. «

Why-Not
dabei seit: Dez '03
Kommentare: 18
Why-Not
schrieb am 06.05.2007:
»Hallo Cat,

eine schöne Geschichte, auch wenn ich mir noch nicht ganz klar darüber bin, ob sie meinem "Happy-End-Fetisch" gerecht wird. ;-)

Why-Not«

Lunamnd
dabei seit: Mär '06
Kommentare: 5
schrieb am 22.12.2007:
»einfach nur wow......«


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