Der Club (5) - Monikas Clubabend
von gucki19
Hier mal eine Club-Geschichte mit "Tante Gertrud" aus dem ersten Teil. Diesmal auch wieder in Deutschland und so sprechen alle Deutsch.
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Gertrud schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. Sie hatte zum Frühstück die Balkontür geöffnet und sich so an den Esstisch gesetzt, dass sie freien Blick nach draußen hatte. Vom Spielplatz der Wohnanlage klangen fröhliche Kinderrufe bis zu ihr. Stimmt, diese Woche waren ja Herbstferien und so war der Spielplatz bereits am frühen Vormittag belebt. Ihr Balkon ging nach Süd-Westen, so dass die Frühsonne nicht zu ihr hereinschien. Aber der stahlblaue Himmel entschädigte und zeugte von bestem Wetter das diesem Tag wohl geschenkt werden sollte.
Entschlossen stellte sie jetzt aber Geschirr und Lebensmittel des Frühstücks zusammen auf das noch dastehende Tablett, stand auf und brachte alles in die Küche. Schnell war alles zwischen Kühlschrank und Spülmaschine aufgeteilt und Gertrud kehrte in den Wohnbereich ihres Appartements zurück. Sie nahm die Tasse Tee mit zu dem kleinen Schreibtisch und klappte ihren Lap-Top auf. Nach der kurzen Startphase und nachdem sie ihr Passwort eingegeben hatte war das mail aus ihrer früheren Heimatstadt noch offen. Sie griff sich das Telefon und wählte die angegebene Nummer. Es klingelte nur drei Mal bis abgehoben wurde.
„Einen wunderschönen guten Morgen. Sie sprechen mit Karin von der Club.“
„Auch einen schönen guten Morgen, liebe Karin. Hier ist Gertrud aus Duisburg. Ich habe deine mail erhalten und mich sehr darüber gefreut.“
„Ja hallo Gertrud. Das ist ja wirklich toll, dass Du dich gleich meldest. Als Du vor ein paar Wochen mit deiner Nichte und ihrem Mann hier warst hatten wir ja kaum Zeit zu reden. Oder sind das inzwischen auch schon wieder Monate. Ich konnte dich gar nicht mehr fragen, wie es dir eigentlich geht. Wie lange ist es jetzt her, dass Ludger gestorben ist?“
„Ach Karin, das ist jetzt ziemlich genau 5 Jahre her. Vor drei Wochen war sein Todestag. Ich war auf dem Friedhof und bin anschließend zum Italiener wo wir so oft an unserem Hochzeitstag gewesen sind. Es hätte ihm bestimmt so auch gefallen.“
„Du klingst ja ziemlich aufgeräumt. Es ist schön, dich so zu hören. Wie geht es dir denn inzwischen so mit Allem?“
„Weißt du, es geht mir eigentlich richtig gut. Natürlich habe ich um Ludger getrauert. Aber wir hatten ein sehr schönes Leben und er musste trotz seiner Krankheit nicht sehr leiden. Er wusste ja in den letzten Wochen dass er gehen würde und hat mir noch viele Tipps für die Zeit danach gegeben. Ein Jahr später war ich dann soweit mich von unserem Haus zu trennen. Ich habe ein wunderschönes Appartement nicht weit weg gefunden, in einer Wohnanlage. Aufzug vor die Wohnungstür und ein kleiner Balkon. Unsere Tochter mit ihrem Mann und den Kindern wohnt nicht weit weg. Wobei sich beide beruflich haben ziemlich einspannen lassen. Und meine Enkel studieren in Berlin und in München. Da sind Familientreffen eher selten.“
„Und hierher zu uns kommst Du auch nicht mehr so häufig? Ich hatte dich vor deinem Besuch mit deiner Nichte Silvia wohl Jahre nicht mehr gesehen. Oder sonst irgendetwas von dir gehört.“
„Na ja, bei der Verwandtschaft bin ich schon einigermaßen regelmäßig. Aber dabei den Club zu besuchen hatte ich ehrlich gesagt gar nicht so die Idee. Ich habe hier einige sehr schöne Kontakte zum Club in Essen. Bei den großen Wochenendtreffen bin ich aber inzwischen wirklich eher selten. Ich glaube das letzte Mal vor ungefähr zwei Jahren.“
„Ach das ist ja schön, dass du noch grundsätzliche Kontakte hast. Das habe ich gehofft und ehrlich gesagt auch ein wenig in der Clubdatenbank gefunden als ich dir die mail schrieb. Du und Ludger ward ja früher schon recht regelmäßig bei uns. Auch von Duisburg aus.“
„Ja, ja. Das war doch hauptsächlich wegen Ludgers Jugendfreundin Edeltraud. Als er mitbekommen hatte, dass Edeltraud und ihr Mann zu euch in den Club gefunden hatten da wollte er sie immer wieder mal bei einem Event treffen. Oder er hat auch unter der Woche mal Dates mit ihr ausgemacht wenn er von seinen Montagen im Ausland mal etwas Heimaturlaub hatte.“
Gertrud fand es wunderschön wieder einmal ungezwungen mit Jemand über alte und neue Zeiten zu plauschen.
„Ach so war das. Ich war ja damals noch recht jung und ziemlich neu im Club. Ich kann mich in der Hauptsache an dich erinnern. Ich habe dich damals als eine Frau erlebt die über zwanzig Jahre älter ist als ich, genau weiß was sie will und ein glückliches Leben führt. Damals habe ich mir schon ab und zu gedacht, so willst du, dass es dir auch mal geht.“
„Ja hallo. Das war mir gar nicht bewusst, dass ich eine Vorbildfunktion hatte. Hätte ich mich noch mehr angestrengt. Und wie ist es dir gelungen umzusetzen? Ich habe ja mitbekommen, inzwischen bist du die Clubmanagerin vom Chapter in meiner alten Heimatstadt.“
„Ja, das mach ich jetzt seit 3 Jahren. Vorher war ich schon etliche Jahre für Isabell und Jürgen die Vertretung. Und es macht mir ziemlich Spaß ehrlich gesagt. Meine Ehe ging schon vor über 12 Jahren den Bach runter. Fast genauso lang habe ich einen festen Partner für Freizeitgestaltung und Urlaub. Wohnung haben wir aber nach wie vor getrennt und ich denke das wird auch so bleiben. Kinder waren medizinisch bei mir nicht möglich. Wahrscheinlich war das auch der Hauptgrund weshalb sich mein Ex dann jemand anderes gesucht hat. Inzwischen ist er glücklicher dreifacher Papa.“
„Ach je, schade. Hättest Du gerne Kinder gehabt?“
„Wenn‘s geklappt hätte vielleicht schon. Es war und ist mir aber eigentlich kein Problem. Das Leben ist auch so sehr schön. Und auf alle Fälle unkomplizierter.“
„Ja da klingst doch auch du richtig schön aufgeräumt. Da scheinen wir ja nicht so unähnlich zu sein. Hat das mit dem Vorbild doch abgefärbt.“ Gertrud lachte ins Telefon.
„So habe ich das noch gar nicht gesehen. Aber von der Seite betrachtet hast du schon recht.“
Es entstand eine kleine Pause im bisherigen Redefluss. Gertrud wollte schon wieder ansetzen, da kam ihr Karin zuvor.
„Also, jetzt aber mal zu meiner mail und meinem Anliegen. Ich habe hier einen etwas speziellen Fall und da habe ich mir deine Akte angesehen in der letzten Woche. So wie du beim Besuch mit Silvia auf mich gewirkt hast habe ich mir gedacht, das könnte wirklich ganz gut passen. Ich hatte aber keine Ahnung ob du noch irgendwie im Club aktiv bist. Als Managerin habe ich natürlich schon Zugang zu den internen Clubdaten. Und was ich da von dir gelesen habe ist ja nicht nur, dass du inzwischen 73 Jahre bist. Da steht auch etwas von aktuellen Aktivitäten und Projekten für Senioren. Und da habe ich die mail geschrieben.“
„Und ich war überrascht und habe mich sehr gefreut über die mail. Aber jetzt spann mich nicht auf die Folter. In der mail stand nur etwas von einem Paar, das überlegt in den Club einzutreten.“
„Okay. Also was ich dir erzähle ist natürlich vertraulich. Wir haben hier ein junges Ehepaar seit einigen Monaten in der Aufnahmephase Die beiden haben sich noch nicht für einen Aufnahmeantrag entschieden obwohl der Entscheidungsprozess sich jetzt schon fast ein halbes Jahr hinzieht. Carolin ist dabei eigentlich gar nicht das Problem. Zögern tut ihr Mann Daniel. Daniel ist zweiunddreißig und Carolin zwei Jahre jünger. Die beiden haben zwei kleine Kinder. Das ältere Mädchen ist aktuell vier. Carolin war vor der Zeit mit Daniel schon mal für zwei Jahre beim Club. Sie sagt von sich mit dem Kinderstress und ihrer Arbeit, die sie parallel weitermacht hat sie sehr selten Lust zu Sex. Und außerdem ist sie sehr bi-orientiert. Das war sie schon damals im Club. Sie würde sich unheimlich gerne wieder mal mit einer Frau treffen, will aber ihren Mann nicht übergehen. Daniel ist wohl sehr konservativ erzogen worden. Er hat sich jetzt aber mit dem Gedanken des Clubs zumindest mal vertraut gemacht. Und vor 2 Wochen hat er sich mir gegenüber geöffnet. Was wir von den Tests her schon eingegrenzt hatten wurde da bestätigt. Er hat wohl ein ziemliches Faible für reife Frauen. Wobei es dabei schon Richtung sehr reif geht, also wirklich etwas älter.“
Gertrud lachte laut. „So alt wie ich halt willst du sagen. Das sind ja heute Komplimente.“
„Ach Gertrud. Ich habe doch gesagt ich weiß du bist dreiundsiebzig. Und in seinem Beuteschema wahrscheinlich noch eher an der jugendlichen Grenze, wenn du verstehst was ich meine.“
„Okay, jugendliche Grenze. Wird langsam wieder besser. Lass dich nicht aufziehen von mir. Ich finde die beiden ja interessant. Was hast du dir also gedacht.“
„Also, wo waren wir. Ja, er steht auf reife Frauen, das hat er inzwischen ja mir sogar erzählt. Er scheint das bisher ziemlich verwerflich zu finden. Obwohl das alles ja noch nicht mehr als reine Phantasie war, wie er immer wieder betont hat. Wie er mit mir gesprochen hat hatte ich fast den Eindruck, er sieht unser Gespräch als eine Art Beichte und erhofft sich Absolution.“
„Und die hast Du ihm doch hoffentlich erteilt?“
„Natürlich habe ich ihm gesagt, dass das doch nichts Verwerfliches ist. Und dass es ein Glück für viele reifere Frauen wäre ein Abenteuer mit so einem agilen und potenten jungen Mann zu erleben. Ich würde gerne ein unverbindliches Treffen mit einer reiferen Dame aus dem Club arrangieren. Einfach mal nur zum Kennenlernen. Und letzten Freitag hat er mich angerufen und war mit meinem Vorschlag einverstanden.“
„Okay – und als Partnerin hast du an mich gedacht?“
„Ja , genau an dich. Du warst mir schon als Ideallösung vor Augen gestanden als ich ihm den Vorschlag machte.“
„Oh, Ideallösung. Jetzt kommen sie aber die Blumen.“ Wieder lachte Gertrud.
„Keine falsche Bescheidenheit. Ich lade dich herzlich ein zu dieser Aufgabe. Für Fahrtkosten kommt der Club auf. Gerne kannst Du bis zu einer Woche eins der Gästezimmer hier im Club nutzen. Es wäre nur schön, wenn du mir deine Entscheidung innerhalb zwei Tagen mitteilen könntest.“
„Oh, danke für die Einladung.“ Gertrud überlegt nur ganz kurz. „Aber die zwei Tage brauchen wir nicht. Ich sage hiermit zu. Wann hätte denn der junge Mann Zeit?“
„Ach Gertrud, das ist schön. Ich freu mich total. Über zeitliche Möglichkeiten haben wir noch nicht gesprochen. Lass mal überlegen. Ich denke wir machen das so.
Ich buche für dich eine Fahrkarte und schick dir das online-Ticket per mail. Seine Telefonnummer tippe ich jetzt schon gerade in eine mail an dich. Da kannst du ihn nach unserem Gespräch gleich anrufen. Zimmer ist diese und nächste Woche frei. Sobald du mir mailst, wann ihr ein Treffen vereinbart habt schicke ich dir das Ticket mit passendem Datum. Auch wenn du heute Nachmittag schon kommen solltest. Können wir das so machen?“
Schon klingelte Gertruds mail-Programm und kündigte eine mail von Karin an.
„Deine Vorschläge sind super. Natürlich können wir das so machen. Und wir machen das auch so. Das mail mit seiner Nummer ist auch gerade angekommen. Und ein Bild ist auch dabei. Woh, sieht der gut aus. Läuft doch alles wie am Schnürchen. Gesamtpaket fast geschnürt.“ Gertrud spürte eine so positive und aktive Stimmung in sich.
„Hm, eines vielleicht noch.“ Karin wirkte jetzt etwas nachdenklich am Telefon. „Wenn das mit eurem Treffen klappt, es gibt noch eine offene Frage beim Profil von Daniel. Bei den Videotests wo der Puls und die Hautimpedanz gemessen wird, da hatte er noch einen zweiten massiven Ausschlag. Der war fast so stark wie der bei den älteren Frauen. Es war bei diversen Gruppensexszenen. Nicht bei allen, nur bei einigen wenigen. Aber dort heftig. Wir hatten erst an eine bi-Orientierung gedacht. Aber bei Dreiern oder Vierern war absolut gar nichts. Und auch bei Homoszenen war gar nichts. Der ist komplett hetero. Vielleicht kannst Du vorsichtig nachforschen, was da dahinter steckt.“
„Ich werde ihm vorsichtig auf den Zahn fühlen. Das ist doch mal ein tolle Herausforderung für eine alte Club-Seniorin. Und ich komme wieder mal in mein aller erstes Chapter. Wobei aus meiner früheren Zeit werden nicht mehr Viele da sein?“
„Na ja, Ludger und du, ihr wart ja bis vor ein paar Jahren doch immer wieder mal da. Aber in deinem Alter sind wirklich nicht mehr viele aktiv. Als passiv stehen noch einige in der Kartei. Aber einer den du kennen solltest ist Georg, der Opa von Carolin. Also der Schwiegeropa von Daniel sozusagen. Über ihn kam Carolin damals in ihren jungen Jahren mit dem Club in Kontakt.“
Gertrud überlegte. Ach ja, ihr alter Freund Georg. „Ach Georg, der war doch in etwas so alt wie ich. Wir nannten ihn Georg der Elektroingenieur. Ich habe schon vor vielen Jahren gehört, dass seine Frau gestorben sei?“
Karin antwortete nicht sofort. Gertrud glaubte Tastaturgeklapper zu hören.
„Ja, da haben wir ihn. Steht sogar als Georg der Elektroingenieur noch in der Datei. Steht auf passiv. Seine Frau starb bei einem Unfall vor knapp 10 Jahren und er hat bei dem Unfall ein Bein verloren. Und das andere kann er wohl auch nicht mehr richtig bewegen. Vor fünf Jahren ist er in ein Pflegeheim gezogen und seither auf passiv gewechselt.“
Gertrud erschrak etwas bei dieser Nachricht. Dass Georgs Frau bei einem Unfall ums Leben gekommen war hatte sie noch irgendwo im Hinterkopf. Dass Georg selber dabei auch stark betroffen war hatte sie aber nicht gewusst.
„Das sind ja traurige Nachrichten. Die aktuelle Adresse hast du aber schon?“
„Ja, das Pflegeheim mit Adresse steht hier. Und auch eine Telefonnummer. Schreib ich dir auch ins mail.“
Wieder entstand eine kleine Gesprächspause.
„Du Gertrud, ich schau gerade auf die Uhr. Sei mir nicht böse, aber in wenigen Minuten habe ich einen Gesprächstermin und will mir noch etwas durchlesen vorher. Ich muss dich jetzt leider abwürgen.“
„Du würgst mich doch gar nicht ab. Das würde ich gar nicht zulassen.“ Gertrud lachte ins Telefon. „Vielen, vielen Dank für das ausführliche Telefonat und die reizvolle Aufgabe. Ich melde mich, ganz bestimmt.“
„Ich habe zu danken. Vor allem ja auch für deine zugesagte Unterstützung. Ich freu mich. Und ich freue mich auch dass wir uns bald wiedersehen. Also, viel Erfolg bei und mit Daniel. Jetzt muss ich aber.“
„Lass dich nicht aufhalten. Tschüs aus Duisburg.“
Gertrud legte auf. Ein Jüngling der auf ältere Frauen steht. Was hatte sie für ein Glück heute. Und ein wunderschönes Telefonat in ihre alte Heimat. Und vor allem die Aussicht, dort bald wieder mal hinzufahren. Jetzt aber Nägel mit Köpfen machen, dachte sich Gertrud und tippte die Nummer aus der neuen mail ins Telefon. Es klingelte nur zwei Mal.
„Daniel Lebedan, Kaizen Energie, guten Tag“, Gertrud hörte leichte Fahrgeräusche im Hintergrund.
„Hallo Daniel, hier ist Gertrud von der Club. Können wir reden oder ist gerade ungünstig?“
„Nein, nein, alles gut. Ich sitze grade im Auto und fahre auf eine Baustelle. Ich bin Projektleiter für die Elektroausrüstung.“
„Schön Daniel. Karin von eurem Club hat mir gesagt, dass Du dir ein Treffen vorstellen kannst. Und ich soll bei dem Treffen die zweite Person sein. Deshalb rufe ich an und will fragen, wann du denn Zeit hättest damit wir uns mal kennenlernen können.“
Daniel musste sich wohl erst etwas fangen. Gertrud ließ ihm Zeit.
„Sie meinen, äh. Wie sag ich jetzt das am besten. Ich meine, sie sind nicht ganz so jung wie ich?“
„Daniel, ich bin dreiundsiebzig. Also bin ich über vierzig Jahre älter als du. Also könnte ich deine Oma sein. Und ich würde dich sehr gerne kennenlernen. Ich schlage vor wir treffen uns ganz unverbindlich in einem Cafe. Niemand weiß über was wir reden. Niemand denkt sich was dabei. Da ist ein junger Mann freundlich zu seiner Oma. Ist doch schön. Und über was wir sprechen und was wir dabei denken weiß kein Mensch und das geht auch keinen irgendetwas an. Und wenn du wieder Heim fährst kannst du in aller Ruhe überlegen ob wir in Kontakt bleiben oder ob ich wieder aus deinen Gedanken und deinem Leben verschwinde. Wäre das so okay?“
Wieder eine Pause.
„Doch, das wäre schon okay. Könnten Sie am Mittwoch Nachmittag.“
„Sehr gerne Daniel. Wo ist es für dich günstig? Und unter Club-Kameraden sagen wir eigentlich alle du, auch bei vierzig Jahren Altersunterschied. Und ein du im Cafe ist glaubwürdiger, wenn du mich als deine Oma ausgeben möchtest.“ Gertrud kicherte ein wenig ins Telefon. Daniel erwiderte das Lachen.
„Da haben sie Recht, äh nein. Da hast du Recht. Auf der Lise-Meitner-Straße ist doch Richtung Autobahn dieser große Globus-Markt. Da ist am Haupteingang rechts ein nettes Cafe. Kennen sie, äh kennst du das?“
„Ich werde das schon finden, ganz sicher. Auch wenn ich bis jetzt noch nicht dort war. Also am Mittwoch. Wann genau?“
„Wir haben gleich schräg gegenüber eine Baustelle. Ich mach so Feierabend, dass ich um vier Uhr dort bin. Carolin ist mit den Kindern am Mittwoch bis zum Abend bei ihren Eltern, da haben wir eine Stunde Zeit, dann müsste ich sie abholen. Passt das so?“
„Das passt sehr gut. Ich freue mich aufs Treffen.“
„An was werde ich sie aääh dich erkennen – nicht so einfach, sich an das du zu gewöhnen.“
„Das wird schon, Daniel. Ich habe deine mail-Adresse vom Club-Postfach. Da schicke ich dir ein Bild von mir hin. Und Karin, eure Clubmanagerin hat mir bereits ein Bild von dir geschickt. Da dürften wir uns problemlos erkennen.“
„Wieso eure Clubmanagerin? Ist sie das für dich nicht?“
„Daniel, ich wohne in Duisburg. Ich mache aber ab morgen für eine Woche Urlaub in meiner alten Heimatstadt. Und in Zukunft ja vielleicht auch häufiger. Vor vielen Jahren, oder eher Jahrzehnten war ich bei euch im Club. Aber da war Karin noch keine Managerin.“
„Ach so. Aus Duisburg. Das hat ja dann auch seine guten Seiten. Also, ich bin jetzt gleich auf der Baustelle und muss aussteigen. Wir sehen uns am Mittwoch.“
„Ja Daniel, wir sehen uns am Mittwoch. Und ich freu mich sehr darauf. Schöne Zeit und bis dann.“
Gertrud legte auf. Besser hätte die Woche nicht beginnen können.
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Es war erst halb drei als Gertrud am Mittwoch Nachmittag in den Bus stieg, um zu dem Einkaufszentrum zu fahren. Sie war bereits gestern Abend angekommen und hatte im Club eins der Gästezimmer bezogen. Kurz hatte sie Karin angetroffen und von ihr auch den Zimmerschlüssel bekommen. Dann hatte Karin aber bereits Feierabend gemacht. Gertrud hatte noch etwas Fernsehen geguckt, dann war sie früh zu Bett gegangen. Heute Morgen hatte sie in einem Cafe gefrühstückt und dann die Gelegenheit genutzt, um eine Schulfreundin zu besuchen. Gisela hatte mit ihrem Mann ein kleines Häuschen mit einem wunderschönen Garten im äußeren Stadtbereich. Es war eine wunderschöne Begegnung. Vor dem Mittagessen hatte sie sich aber verabschiedet und war wieder Richtung Club gefahren. Auf dem Weg hat sie in einem Imbiss eine Kleinigkeit gegessen und dann hat sie sich in ihrem Zimmer umgezogen und für ihr Treffen zurecht gemacht.
Karin hatte ihr noch am Montag einen Auszug aus dem Profil von Daniel gesendet. Auch zu den Ergebnissen der Fragebogen, die er bereits ausgefüllt hatte. Und Gertrud versuchte sich in die geheime Gedankenwelt von Daniel zu versetzen. Was würde ihn wohl am meisten ansprechen, was würde auf ihn möglichst verführerisch wirken?
Sie hatte sich für halterlose schwarze Netzstrümpfe entschieden. Und darüber einen schwarzen Stretch-Minirock. Und eine weiße, kurzärmlige Bluse. Das Dekoltee war ziemlich ausgeschnitten und zeigte einiges an Haut. Und ihre Haut war ja inzwischen schon ziemlich faltig. Auch nicht mehr so rosig wie früher, schon eher richtig gräulich. Aber genau auf diesen Alterslook schien ja Daniel zu stehen. Also machte sie ihm doch die Freude. Und von der Figur her musste sich Gertrud wahrhaft nicht verstecken. Eigentlich könnte das eine oder andere Pölsterchen mal eine Falte verschwinden lassen hatte sie sich in der letzten Zeit ab und zu gedacht. Aber über die 60 Kilo war sie eigentlich nie rausgekommen. Es war wieder ein sonniger Herbsttag und so hatte sie eine passende Jacke nur über ihrer Handtasche liegen, die sie über der rechten Schulter trug.
Sie stieg bereits zwei Stationen vor dem Einkaufszentrum aus und schlenderte durch den großen Park welcher das Gewerbeareal vom Siedlungsbereich trennte. Eine Bank lud sie ein einer Rentnergruppe bei Boccia-Spiel zuzusehen. Dann ließ sie bei einem Rundgang den Flair des Einkaufzentrums auf sich wirken. Das war wohl erst in den letzten Jahren entstanden. Sie war bisher jedenfalls noch nie hier gewesen. Das Cafe hatte sie gleich entdeckt und zehn Minuten vor vier stand sie an der Kuchentheke und bestellte sich einen großen Cappuccino und ein Stück Apfelkuchen. Im hinteren Bereich gab es drei kleine Nischen mit jeweils einer kleinen Sitzgruppe für maximal 3 Personen. Zwei der Nischen waren frei und sie wählte die ganz rechts. So war noch eine dazwischen zu der aktuell schon besetzten. Sie hatte kaum Platz genommen, da wurde ihr Kaffee und der Kuchen schon von einer jungen Kellnerin gebracht.
Und wenige Minuten darauf kam ein hochgewachsener junger Mann durch die breite, gläserne Eingangstür und schaute sich suchend um. Er hatte eine leichte, dunkelblaue Jacke an mit Frimenemblem und Reflexstreifen. Jeans und etwas klobige Schuhe. Müssen wohl Sicherheitsschuhe sein, dachte Gertrud sofort. Ihr Ludger war fast genauso immer rumgelaufen. Sie hob den Arm und winkte. Der junge Mann erkannte sie und kam auf sie zu. Gertrud stand auf und als er ihr die Hand reichte streckte sie sich nach oben, gab ihm einen Kuss knapp unter dem Ohr und legte ihre Wange kurz auf die seine.
"Ich spiel hier doch Oma. Und Omas dürfen ihre Enkel so herzlich begrüßen," flüsterte sie ihm ins Ohr. Laut sagte sie, "hallo Daniel. Ich freu mich dich zu sehen. Schön dass du da bist. Bestell dir doch auch einen Kaffee und wenn du möchtest ein Stück Kuchen. Wir haben wohl einiges zu besprechen."
Daniel schaute ihr etwas überrascht und forschend ins Gesicht. Er lächelte.
"Na dann, hallo Oma. Ich freu mich auch, dich zu treffen. Ich bestell mir noch was, dann habe ich Zeit für dich."
Er entschwand kurz zur Theke, war aber schnell wieder zurück und nahm jetzt gegenüber Gertrud Platz. Nur das kleine Tischchen trennte die beiden. Immer noch musterte er Gertrud erstaunt und interessiert. Und die lies ihm diese Zeit.
"Man glaubt fast in einem Traum zu sein. Ich muss sagen, ich bin ehrlich hin und weg. Sie sehen wirklich absolut gut aus."
Gertrud lächelte ihn an. "Vielen Dank, mein Kavalier. Das kann ich nur zurückgeben. Du machst aktiv Sport?"
"Trotz der Kinder versuche ich mindestens zweimal die Woche joggen zu gehen. Und ab und zu schaff ich noch am Freitag einen Besuch im Fitnessstudio. Wir haben da kurz nach Mittag Feierabend und meine Frau ist am Nachmittag meistens mit den Kindern bei ihren Eltern."
"Toll. Ich habe schon mitbekommen, eure ältere Tochter ist vier?"
"Ja, sie hatte letzten Monat Geburtstag. Und ihr kleiner Bruder wird demnächst zwei."
"Schön so eine kleine Familie. Gehts euch allen gut?"
"Eigentlich geht alles sehr gut. Nur zwischen Carolin und mir ist es manchmal, wie sage ichs, da ist es manchmal ein wenig stressig."
"Ach, da ist es stressig. Und deswegen hat Carolin dir den Club vorgeschlagen?" Gertrud beobachtete jede seiner Reaktionen. Deutlich merkte sie, wie Daniel bei diesem Thema unsicher und unruhig wurde.
"Ja schon. Sie hat ja nach der Kleinen bereits nach einem halben Jahr wieder mit ihrem Job an der Uni weitergemacht. Das sind zwar nur 25 Stunden aber mit Familie und meinem Vollzeitjob doch eine ganze Menge. Und so haben und vor allem hatten wir wenig oder fast gar keine Zeit mehr für uns. Und wenn wir Zeit hatten, dann war Carolin geschafft und hatte keine Lust. Wobei das in der letzten Zeit aber doch wieder ganz gut läuft. Aber manchmal hätte Carolin auch Lust auf Anderes, hat sie mir erzählt."
"Ach. Und wie geht es dir dabei, wenn sie Lust auf Anderes hat? Sie hat dir ja wohl erzählt, auf was sie Lust hat?"
"Ja, hat sie. Erst war ich geschockt. Es war in der Zeit als sie noch gestillt hat. Und da sagt mir meine Frau dass sie Lust darauf hätte, dass eine andere Frau ihr an den Brüsten saugt und noch mehr. Ich war von den Socken. Mit der ganzen Schwangerschaft und Stillerei hatte ich sowieso das Gefühl etwas zu kurz zu kommen. Und dann sagt dir deine Frau so was."
"Und wie geht es dir inzwischen damit?" Gertrud versuchte mit Fragen Brücken zu bauen.
"Inzwischen habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet und Carolin hat mir viel erklärt. Sie hat auch gleich den Vorschlag mit dem Club gebracht und versucht mir neue Freiheiten schmackhaft zu machen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es so einen Club irgendwo auf der Welt gibt. Und Carolin erzählte mir, dass sie früher da öfter oder sogar regelmäßig hingegangen ist. Erst habe ich ihr gesagt, dann geh dort halt alleine hin. Aber das wollte sie gar nicht. Entweder beide oder keiner hat sie immer gesagt."
"Na das ist doch mehr als fair. Und inzwischen hast du den Club ja ausführlich kennengelernt. Was hält dich denn bisher davon ab das Angebot deiner Frau anzunehmen? Viele Männer würden so eine Gelegenheit doch sofort umsetzen?"
Gertrud konnte den inneren Kampf in Daniels Gesicht mehr als deutlich lesen. Dann sah er ihr aber auf einmal direkt in die Augen.
"Was hält mich davon ab? Zum einen hat sich ehrlich gesagt unsere Situation inzwischen schon wieder deutlich entspannt. So zweimal die Woche haben wir inzwischen schon wieder Zeit füreinander. Aber ich merke halt trotzdem, dass Carolin gerne noch was anderes machen möchte. Und ohne mich will sie das nicht. Und wenn ich ehrlich bin, dann halte ich meine eigenen Phantasien für ziemlich über der Grenze. Eigentlich seit ich sie habe, und haben tu ich sie seit ich Sexualität fühle. Aber ich komm auch nicht von ihnen weg. Ich würde Carolin wahrscheinlich ein paar lesbische Erlebnisse von Herzen gönnen. Die hat sie wohl früher ja auch schon gehabt. Da finde ich nichts verwerflich dran. Und solange das nicht in unsere Beziehung reinspielt, wie sie mir immer versichert, von mir aus gerne. Aber wenn ich meine Phantasien umsetzen würde habe ich Angst mir fliegt dann mein Leben um die Ohren.“
Gertrud ließ ihm eine Pause.
"Ich verstehe. Und hast du schon mal mit jemanden über deine Phantasien gesprochen, die so über der moralischen Grenze sein sollen? Hat dir da schon mal jemand anderes seine Meinung dazu gesagt."
Wieder der innere Kampf in Daniels Gesicht.
"Hmmmm. Ein Gespräch mit Karin war eigentlich das allererste Mal, dass ich da mit jemanden darüber gesprochen hatte."
"Und? War sie geschockt?"
Daniel lachte kurz. "Nein, eigentlich gar nicht. Sie war eher gleich Feuer und Flamme was passendes zu organisieren. Und unser Treffen geht ja wohl auf ihre Initiative zurück"
Gertrud lächelte ihn an und forschte in seinem Gesicht.
"Und dass deine Phantasien moralisch so daneben sind hat sie also nicht gesagt. Dann ist es wohl auch nicht verwerflich. Würdest du mir dein Geheimnis nochmal selber erzählen? Ich würde sie gerne direkt von dir hören und kann dir dann auch sagen, was ich davon halte."
Daniel holte tief Luft. "Wahrscheinlich weißt du es ja eh schon. Es ist, dass ich mir immer Sex mit Frauen wie Du vorstelle. Also so alt wie du. Oder sogar noch älter. Das habe ich Karin erzählt. Aber ehrlich gesagt ist das noch nicht ganz alles."
Gertrud hoffte so für Daniel, dass er jetzt die Hürde nahm und weiterkommen konnte. Wieder ließ sie ihm eine Pause und schob sich das letzte Stück ihres Apfelkuchens in den Mund. Als sie wieder reden konnte baute sie nochmal eine Brücke.
"Also, das ist noch nicht ganz alles. Da gibt es noch etwas, was moralisch ziemlich daneben ist," stellte sie nur fest. Und da schienen die Schleusentore auf zu gehen.
"Ja, da gibt es noch etwas. Wenn ich mir das mit den älteren Frauen vorstelle, dann bin ich mit den Frauen nicht alleine. Meistens schaut mindestens noch jemand zu. Ich gehe ins Altersheim und eine Schwester geht mit mir eine Liste durch, wer heute dran ist. Und dann kommt sie mit und dokumentiert meine Arbeit. Oder sie gibt Anweisungen. Und oft ist auch ein Ärzteteam dabei und beobachtet die Wirkung auf die Frau, die ihre Patientin ist. Sie diskutieren untereinander und geben mir Ratschläge und Anweisungen. Und ein besonderer Kick ist es, wenn ich das dann an der Uni bei einer Vorlesung in einem ganzen Vorlesungssaal vorführen muss. Das ist das Umfeld meiner Phantasien. Und das ist doch wirklich nicht ganz normal."
Gertrud schaute Daniel in die Augen. Der wirkte tatsächlich etwas erleichtert jetzt einmal alles ausgesprochen zu haben.
"Und diese Phantasien hast du schon lange?"
"Eigentlich seit sich bei mir das erste Mal sexuell was geregt hat. Muss wohl zwischen zwölf und vierzehn irgendwann angefangen haben."
"Und seither hast du ein schlechtes Gewissen?"
Daniel überlegte, nickte ein paar Mal leicht mit dem Kopf. "Ja, eigentlich von Anfang an."
"Und wem hast du mit den Phantasien geschadet?"
Daniel schwieg. Er wiegte den Kopf hin und her. "Vielleicht Carolin?" sagte er endlich.
Jetzt lachte Gertrud. "Sorry, ich lach dich nicht aus. Ich bin eher so froh für dich, dass du endlich einen Weg gefunden hast, darüber mal zu reden. Du kannst Carolin ja fragen - sie wird dir ziemlich sicher sagen, dass du ihr überhaupt nicht geschadet hast damit. Phantasien schaden niemanden. Gedanken sind frei. Absolut frei. Frühestens dann, wenn etwas davon in der Realität umgesetzt wird, dann könnte vielleicht das Eine oder das Andere dem Wohlbefinden eines Mitmenschen schaden. Von daher kommt man beim Umsetzen in eine Verantwortung. Aber noch nicht bei Phantasien. Und von deinen Phantasien lässt sich sicherlich sehr vieles umsetzen, ganz ohne dass es jemanden schadet. Ganz im Gegenteil, es kann Andere sogar ungemein bereichern. Mich zum Beispiel würde es auf jeden Fall bereichern."
Daniels Ausdruck wirkte etwas ungläubig. "Das heißt, du würdest dich freuen mit mir Sex zu haben, auch wenn andere zuschauen?"
"Aber sicher doch. Der Club macht extra dazu regelmäßige Events bei denen man sich gegenseitig zuschauen kann. Und für dich würde ich mir ein paar Rollenspiele ausdenken und versuchen, deinen Phantasien möglichst entgegen zu kommen. Wir könnten uns da gut ergänzen glaube ich."
Daniels forschender Blick war inzwischen eindeutig nicht nur auf Gertruds Gesicht gerichtet. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl ein wenig zurück und öffnete dann sogar noch einen Knopf ihrer Bluse.
"Und wie könnte das weitergehen? Ich meine, wenn ich mich für dich entscheiden würde?" fragte Daniel etwas unsicher. Gertrud kam eine Idee.
"Wie es weitergeht? Ich bau gerade ein Drehbuch. Warte, ich muss mal schnell zur Toilette, dann erfährst du Näheres. Pass mal bis dahin auf meine Tasche und meine Jacke auf."
Als Gertrud von der Toilette kam hatte sie ihren Slip in der rechten Hand und übergab ihn an Daniel.
"Was ist das denn," fragte der überrascht.
"Das ist ein Damenslip. Mein Slip um genau zu sein. Ich habe ihn gerade auf der Toilette ausgezogen. Und zwar für dich, ganz allein für dich. Meine dreiundsiebzig jährige Muschi wartet jetzt darauf, dass du kontrollierst, ob sie auch wirklich ohne Slip ganz nackt ist unter dem Minirock. Stell doch mal fest, ob du da Haare findest oder ob ich da unten rasiert bin. Die Kontrolle ist jetzt deine Aufgabe die du erledigen sollst hier in aller Öffentlichkeit. Der erste Schritt mit denen wir deine Phantasien Wirklichkeit werden lassen. Aber warte damit nicht zu lange. Denn auch in meinem Alter kann man noch einigermaßen feucht werden. Nicht dass ich hier noch etwas schmutzig mache."
Daniel schaute ungläubig. "Und wie stellst du dir das mit der Kontrolle vor? Ist ja hier doch nicht so günstig."
Gertrud war sich sicher, jetzt gewonnen zu haben. "Was hier geht ist auf alle Fälle mal Kontrolle mit den Händen. Du langst mir unter dem Tisch einfach unter den Rock und überzeugst dich von meiner Ehrlichkeit. Gezahlt haben wir schon. Ich habe am Parkplatz gegenüber neben dem Drogeriemarkt einen Sexshop gesehen. Da gehen wir dann rein. Zum einen kannst du dort vielleicht in einer Umkleide auch optisch kontrollieren und siehst einmal in echt, wie eine Muschi in meinem Alter ohne Slip aussieht. Und zum anderen zeigst Du mir, was dir als Dessous für ein erstes Sex-Date mit mir gefallen würde. Dabei lassen wir uns aber ausführlich beraten. Aber jetzt erster Schritt, manuelle Kontrolle. Ich warte."
Gertrud rutschte auf ihrem Stuhl etwas nach unten und spreizte Daniel ihre Beine entgegen.
"Und du meinst wirklich? Hier?"
Gertrud nickte leicht aber deutlich. Worte waren genug gesagt. Und dann fühlte sie eine Hand an ihrem Knie. Finger streichelten die Innenseite ihres Oberschenkels. Daniel nahm seinen Blick jetzt von ihr weg und schaute Richtung Kuchentheke, wohl um unauffällig zu wirken. Die Hand strich aber weiter nach oben, kam unter den Minirock und erreichte endlich Gertruds Schamlippen.
"Lass dir Zeit, sorgfältig kontrollieren." Sie versuchte auffordernd zu klingen. Die Finger tasteten jetzt auch ihre Schamlippen ab. Dann tauchten zwei vorsichtig in den Schlitz und berührten die inneren Teile ihres Geschlechts.
„Lass dir Zeit,“ wiederholte sie. „Fühle, und lerne mich da unten kennen.“ Monika versuchte mit etwas deutlicherem Atmen ein wenig Erregung zu zeigen. Da zogen sich die Finger wieder zurück und auch die Hand verschwand wieder.
"Okay. Ich bin sehr freudig überrascht. Da scheint alles passen und deine Muschi ist frisch rasiert. Da müssen wir aber jetzt rüber zur optischen Kontrolle. Das kann ich dir dann doch nicht ersparen." Daniel schien jetzt in seine Rolle zu finden und mit zu spielen. Gertrud fand seinen Einstieg in ihr Spiel sehr lustig.
"Das sehe ich ein. In meinem Alter muss schon richtig kontrolliert werden. Aber vorher machen wir noch das erste Date aus. Du wirst einsehen, dass man in meinem Alter nicht mehr so auf die schnelle Nummer steht. Wir sollten ausreichend Zeit einplanen. Kannst Du dir vielleicht einen halben Tag freinehmen in der nächsten Zeit? Oder soll ich dich Samstag deiner Familie entführen?"
Daniel schaute sinnierend auf seine Hand die gerade erst unter Gertruds Rock gesteckt hatte. "Wir machen am Freitag um zwei Feierabend. Ich werde Carolin fragen, ob sie mit den Kindern eine Nacht bei ihren Eltern bleiben will. Das hat sie schon länger mal vorgehabt. Dann hätten wir sogar bis Samstag Zeit. Ich denke sie wartet sowieso schon eine ganze Zeit darauf, dass ich endlich ein Date über den Club ausmache."
"Na super. Also Deal. Freitag steh ich um zwei an der Baustelle und hol dich ab. Ich überleg mir noch, wo wir hingehen können. In den Club können wir auf jeden Fall. Du hast ja mit Karin schon über die Club-App kommuniziert. Ich schreib dich da an wenn sich noch was am Treffpunkt ändern sollte. Aber jetzt noch eine ganz andere Frage, hast du schon mal was von dem Gartenhaus von Carolins Opa Georg gehört?"
"Opa Georgs Schrebergarten. Den haben doch wir übernommen. Ich habe eine Schaukel reingebaut für die Kinder und wir sind mindestens jedes zweite Wochenende dort. Wo kennst du denn den Garten her?" Daniel war wohl mehr als überrascht.
"Das wäre eine längere Geschichte. Vielleicht später. Steht noch das massive Bett im Gartenhaus?"
"Das Bett aus den Holzbohlen? Das ist mein Lieblingsplatz für den Mittagsschlaf nach dem Grillen am Sonntag."
"Ja, genau das. Scheint noch da zu sein. Vielleicht können wir das Gartenhaus mal später als Location nehmen. Wäre das okay für dich?" Daniel schien wieder ungläubig.
"Natürlich wäre das okay. Ich bin nur sehr überrascht, dass du den Garten kennst. Musst Du mir wirklich mal ausführlich erzählen. Jetzt aber auf. Die optische Kontrolle ruft."
Gertrud musste aufpassen um nicht laut aufzulachen. Das Eis war gebrochen. Daniel schien eine neue Moral zu finden und in seine Rolle hinein zu wachsen. Sie stand auf und ging ihm etwas voran. Draußen schien ihnen die Abendsonne entgegen. Es war ziemlich belebt auf dem Parkplatz, den sie überquerten. Die Schaufensterrahmen des Sexshops waren in Rot gehalten. Die Glastüre öffnete sich vor ihnen selbsttätig und sie betraten den weitläufigen Laden. Daniel wirkte jetzt doch wieder etwas unsicher. Er war vermutlich bisher noch nie in so einem Geschäft. Gertrud orientierte sich kurz, dann steuerte sie auf den Umkleidebereich zu. Sie sah im Augenwinkel Daniel folgen. Auf dem Weg kamen sie an der Kasse vorbei. Gertrud stellte ihre Umhängetasche mit der Jacke auf die Ablage und fragte den Verkäufer, "könnte ich das bitte hier lassen? Mein junger Begleiter und ich möchten uns etwas umsehen."
"Aber selbstverständlich, gnädige Frau. Sehen sie sich um. Wenn sie Fragen haben, ich schicke ihnen Susanne, die kann ihnen sicher weiterhelfen."
"Sehr nett. Wir könnten in ein paar Minuten wohl etwas Unterstützung bei den Dessous benötigen. Aber lassen sie uns erst noch etwas Zeit zum umschauen." Dann lief Gertrud weiter zur Umkleide. Eine Kabine lag etwas ums Eck, so dass der Vorhang vom Eingangs- und Kassenbereich weg zeigte und von dort nicht einsichtig war. Gertrud steuerte genau diese Kabine an. Daniel folgte ihr jetzt auf den Fuß. Gertrud öffnete den schweren Vorhang, trat an die gegenüberliegende Wand und fasste zu ihrem Rocksaum. Sofort zog sie den Rock über ihre Hüften, beugte sich etwas nach vorn und lehnte ihre Schultern an die Kabinenwand. Ihren jetzt nackten Hintern reckte sie bewusst Daniel entgegen. So verharrte sie.
Als erstes hörte sie das leise Geräusch, wie der Vorhang geschlossen wurde. Dann legte sich eine Hand auf ihre rechte Hinterbacke. Die Hand fasste zu, mal hier, mal da. Dann schob sie sich von hinten zwischen ihre Beine und Gertrud spreizte diese noch etwas weiter. Diesmal erforschten die beiden Finger etwas tiefer ihren Schlitz. Prüfend streichelten sie innere und äußere Schamlippen, drangen aber nicht in die Scheide.
"Da werden wir wohl noch etwas Gleitgel brauchen", flüsterte Daniel von hinten. Etwas lauter sagte er. "Wir werden schon ein passendes Dessous für dich finden. Ich würde sagen, es sollte schon recht provokant sein. In deinem Alter kann man sich das doch erlauben." Die Hand fuhr noch zweimal streichelnd über den gesamten Hintern, dann wurde der Rock nach unten gezogen. Wieder hörte sie das Schiebegeräusch des Kabinenvorhangs.
Als sie sich umdrehte ging ihr Daniel voraus. Er lief in Richtung des Kleidungsbereich. Dort stand an einem Ständer eine junge Dame, die er direkt ansteuerte.
"Hallo, ich gehe mal davon aus, sie sind Susanne und möchten uns helfen bei der Auswahl."
Die Blondine nickte. "Gerne, an was haben sie den gedacht," wandte sie sich an Gertrud.
"Meine Lehrerin benötigt ein heißes Teil für ein Date.“ Daniel drückte sich betont sachlich aus. „Es sollte ziemlich provokant sein, wenn sie verstehen. Also wie sagt man, alles ouvert oder so. Nippel frei und Schritt offen. Könnte auch nur aus Riemchen bestehen." Er drehte sich zu Gertrud. "Oder was meinst Du? Du solltest doch nicht mehr viel ausziehen müssen, wenn es zur Sache geht."
"Da hast du hast vollkommen Recht mein Lieber. Toll wie du dich in deinem Alter schon in uns Senioren reinversetzen kannst. Also junge Frau. Wie mein junger Begleiter empfiehlt. Provokant und Nippel frei und unten rum auch frei. Zeigen sie uns mal, was sie in der Richtung da haben."
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Fast eine Stunde später verließ Gertrud das Geschäft mit zusätzlich einer kleinen Tüte. Daniel hatte sich recht schnell auf drei Varianten festgelegt und ihr die endgültige Entscheidung überlassen. Dann hatte er gesagt, er müsse jetzt zu seiner Familie, es wäre ja alles für die kleine Feier am Freitag ausgemacht. Mit einem Küsschen hatte er sich von Gertrud verabschiedet.
Vor dem Laden holte Gertrud ihr Handy aus der Umhängetasche und wählte die Nummer des Clubs. Sie erkannte sofort Karins Stimme "Hier ist der..."
"Hallo Karin, hier ist Gertrud," unterbrach sie die Managerin.
"Und?" fragte Karin neugierig.
"Treffer und versenkt. Freitag um zwei ist Sex-Date. Wir haben gerade im Sexshop ein extraordinäres Outfit dafür ausgesucht für mich."
"Glückwunsch. Da hat mal Eine zugeschlagen. Und wir reden uns ein halbes Jahr den Mund fusselig. Hast du was zum Gruppensex rausbekommen?"
"Klar. Ganz einfach Öffentlichkeit. Sex vor den Augen von Anderen. Sobald Andere zuschauen scheint das für ihn der Sonderkick zu sein. Da werde ich mir noch was einfallen lassen. Hier im Sex-Shop gibts im oberen Stockwerk einen Kino- und Erlebnis-Bereich. Ich habe die eine Mitarbeiterin etwas ausgefragt. Sie ist mit mir hochgegangen. Gar nicht schmuddelig. Es gibt zwei Separees - eines mit einigen Gucklöchern von zwei Nebenräumen. Das andere hat eine verspiegelte Sichtscheibe zu einem Beobachtungsraum. Und sogar im Kinoraum selber ist ein passendes Podest. Das könnte was werden. Daniel ahnt noch nichts. Ich habe bei ihm bisher nur den Club als Location angedeutet. Da werden wir dann aber erst hinterher hingehen. Er will sich bis Samstag Vormittag Zeit nehmen."
"Na also - nochmal Glückwunsch. Ich werde mich gleich mit seiner Carolin koppeln. Wie ich die kenne wird sie sich auch sehr freuen, dass ihr Mann endlich zu Potte gekommen ist. Die scharrt jetzt schon Wochen mit den Füssen und will für sich auch ein Date planen. Morgen Früh können wir beide uns ein wenig unterhalten. Ich weiß neues über Georg."
"Das ist ja schön. Georg steht auch noch auf meiner Liste. Also bis morgen. Ich geh jetzt noch ein wenig Bummeln und dann was essen. Also Tschüssie."
"Tschüssie und einen schönen Abend, du erfahrene und erfolgreiche Club-Diva." Karin lachte ins Telefon und legte auf.
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Glücklicherweise hatte Gertrud sich gleich für ein Wochenticket für den Verkehsrverbund entschieden. Gab es für Touristen in der 24-Stunden-, der 3-Tages- und in der Wochen-Variante. Auch am Donnerstag Nachmittag saß sie wieder im Bus und fuhr diesmal in ein Altenheim. Karin hatte ihr heute Morgen erzählt, dass Georg seit seinem Unfall Rollstuhlfahrer ist. Und vor einigen Jahren ist er dann in dieses Heim gegangen um seiner Familie nicht weiter zur Last zu fallen. Als er damals aus dem aktiven Teil des Clubs austrat und passives Mitglied wurde hat er als Begründung seine Finanzen angegeben. Karin vermutete, dass die Pflege im Heim nicht ganz billig sei. Er wäre als ehemaliger Ingenieur zwar auch mit Rente gut versorgt, aber Pflege kann schon teuer sein. Und bei fehlender Bedürftigkeit gibts ja keinen Sozialzuschuss.
Der Bus hielt direkt vor dem Wohnstift. Eine sehr schöne Anlage. Monika betrat die Einrichtung und fühlte sich wie in der Lobby eines Hotels. An einem Infostand lächelte ihr eine adrett gekleidete Dame entgegen. "Sie scheinen hier neu? Was kann ich für sie tun?"
"Guten Tag. Ja, ich war noch nie hier und will einen alten Bekannten besuchen. Herrn Georg Nerdernei. Können sie mir sagen, wo ich ihn finde?"
"Nedernei, Georg - einen kleinen Moment. Ja, da. Zimmer 325. Das ist im Westflügel, hier auf der linken Seite. Mit dem Aufzug in den dritten Stock und dann auf der linken Seite des Flurs. Ahh, sie haben Glück. Herr Nedernei müsste in seinem Zimmer sein. Kein Ausgang ist eingetragen. Soll ich hochrufen und sie ankündigen?"
"Nein, danke vielmals. Ich würde ihn gern überraschen. Wenn sie vielleicht nicht anrufen. Hat er eine Klingel?"
"Wir haben kleine Appartments für unsere Bewohner. Da reicht Klopfen normalerweise aus und ist auch bei unserem Personal üblich. Wobei eine Klingel auch an jeder Tür vorhanden ist, schon allein wenn jemand nicht mehr so gut hört."
"Okay. Also nochmals vielen Dank und ich denke ich finde den Weg."
Nur wenig später klopfte Gertrud an Nummer 325. Ein erstauntes "Ja bitte" klang nach draußen. Gertrud trat ein. Georg saß in einem Rollstuhl gegenüber des Fernsehers. Bei ihrem Klopfen hatte er wohl sofort die Mute-Taste gedrückt, denn aktuell war der Ton abgeschaltet. Er blickte überrascht und etwas unsicher in ihre Richtung. Da erhellten sich seine Gesichtszüge.
"Gertrud, hallo Gertrud, bist du das? Ich hätte dich fast nicht mehr erkannt. Das ist ja mal eine Überraschung. Wie lang haben wir uns nicht mehr gesehen?"
Gertrud erreichte den Rollstuhl, beugte sich zu ihm hinunter und begrüßte ihn mit einem Kuss auf Stirn und Wange.
"Hallo Georg. Ich hoffe, die Überraschung ist mir gelungen. Ja, ist wirklich schon ewig her, unser letztes Treffen. Wir waren doch damals in deiner Gertenlaube im Schrebergarten wie ich mich erinnere. Dass muss vor eurem Unfall gewesen sein."
Georg schaute etwas schmerzlich bei den Erinnerungen. Er klang nicht mehr ganz so fröhlich. "Ja, vor dem Unfall - im Gartenhaus. Da war die Welt noch eine andere. Aber jetzt." Er zeigte demonstrativ seinen Beinstumpf und klopfte zweimal mit der Hand dagegen. "Ist inzwischen zehn Jahre her. Hildegard ist gefahren. Wir waren auf der Landstraße unterwegs und hatten bei Tempo hundert einen Reifenplatzer. Hildegard konnte den Wagen nicht mehr halten und ist frontal in einen entgegen kommenden LKW gekracht. Sie hatte keine Chance und war sofort tot. Hat wahrscheinlich gar nix mehr gespürt. Ich hab das linke Bein verloren, das rechte wurde am Knie soweit zerquetscht, dass es auch nicht mehr einsatzfähig ist. In einer großen Ortopädieklinik haben sie nach der Reha versucht, ob sie was mit Prothesen machen können. War aber ziemlich aussichtslos. So bin ich seit zehn Jahren Rollifahrer. Und seit Fünf Jahren glaube ich, bin ich hier."
"Ach Georg," entgegnete Gertrud nur, beugte sich wieder zu ihm runter, umarmte ihn und drückte ihre Wange gegen die seine.
"Danke." Sagte Georg schließlich. "Ist ja jetzt auch schon lange her. Du, ich habe eine Kaffeemaschine da. Wollen wir hier einen Kaffee trinken oder gehen wir runter? Unten gibts eine nette Cafeteria. Da würde ich dir auch einen Kuchen ausgeben"
"Du Georg, lass uns doch hier bleiben. Hunger habe ich keinen und hier kann man sich wohl ungestörter über alte und neue Zeiten unterhalten."
Fünf Minuten später saßen sich beide bei einer dampfenden Tasse Kaffee gegenüber. Georg konnte seine Augen gar nicht von Gertrud lassen. Die begann wieder das Gespräch.
"Die Treffen in deinem Gartenhaus habe ich aber noch sehr, sehr gut in Erinnerung. Ich erinnere mich sogar einmal an drei Treffen in einer Woche als Hildegard im Urlaub war. Das waren schon rauschende Liebesnächte."
Georg schmunzelte. Die Erinnerung hob wohl auch seine Stimmung. "Ja, das alte Gartenhaus. Weißt du, wie Hildegard und ich dazu gesagt hatten? Das war unsere Bumslaube. Wobei wir gemeinsam eher selten dort waren. Hauptsächlich jeder einzeln mit seinem Club-Partner. In Hildegards Schreibtischschub war ein Kalender, über den haben wir kommuniziert und die Hütte sozusagen gebucht. Jeder hat seine Termine da reingeschrieben. Hildegard wusste, wann ich ein Date dort hatte und ich wusste, wann sie sich dort mit einem Lover traf. An unserem Hochzeitstag waren wir dann immer gemeinsam dort, das war Tradition. Stimmt und du standst auch etliche Male als mein Termin im Kalender."
"Wie, du hast deine Sex-Partnerinnen da mit Namen reingeschrieben?" Jetzt war sogar Gertrud erstaunt.
"Du, ich hatte vor Hildegard keinerlei Geheimnisse. Sie hat ihre Namen auch reingeschrieben. Ich kann mich an verregnete Wochenenden erinnern, an denen wir dann gemeinsam im Kalender geschmökert haben und uns die Highlights erzählten."
Gertrud lachte. "Und, war ich eines dieser Highlights?"
"Aber auf jeden Fall. Das waren doch ganz sinnliche Begegnungen zwischen uns zwei. Manchmal hatte ich fast Angst, du könntest zu laut sein in der Gartenkolonie."
Gertrud lachte noch mehr. "Ja, bei solch einsatzaktiven Partnern wie Du neige ich immer noch dazu laut zu werden. Aber sag mal. Heute machst Du nix mehr in eurer Bumslaube?" Sie nahm die Bezeichnung aus dem Gespräch auf. "Ist es nicht Rolli-gerecht?"
"Das ist nicht das Problem." Georg wirkte gleich wieder etwas bedrückter. "Mein Schwiegersohn hat nach meinem Unfall den Zuweg gleich etwas breiter gepflastert. Ich war noch viele Jahre auch mit dem Rolli dort nach dem Unfall. Eigentlich bis ich hier eingezogen bin. Aber Bums-Laube ist sie nie mehr geworden."
Gertrud zog die Augenbraun hoch. "Ah, ist sie nie mehr geworden. Warum hat sie denn diesen Status verloren?"
Georg druckste ein wenig. "Ach weißt du, mit zunehmenden Alter und als Rollifahrer. Gibts da nicht andere Prioritäten?"
"Was heißt andere Prioritäten? Du willst mir aber jetzt nicht erzählen, dass du deine Sexaktivitäten beerdigt hast. Gerade du, einer meiner besten Liebhaber." Gertrud versuchte, nicht zu streng zu wirken. Sie hatte das zwar irgendwie befürchtet, war aber ehrlich erstaunt.
"Was heißt ich habe die beerdigt. Die haben sich sozusagen selber beerdigt. Als Rollifahrer, was will man da schon. In den Club habe ich mich nicht mehr getraut. Bevor ich hier eingezogen bin habe ich noch zwei Versuche bei Escort gemacht. Aber wie soll ich sagen. Da war das mit der Standfestigkeit nicht mehr so gegeben. Was bleibt einem da übrig als sich an die Erinnerungen zu halten?"
Gertrud schaute ihn an. Meinte er das tatsächlich ernst? "Georg, du warst ein Virtuose mit der Zunge. Unser Sex bestand doch auch damals bei weitem nicht nur aus Penetration. Du hast deine Fertigkeiten die letzten Jahre der Damenwelt vorenthalten? Und hast Du einmal mit deinem Arzt über Erektionsprobleme gesprochen?"
"Mit meinem Arzt? Nein, spricht man da mit seinem Arzt drüber?"
"Natürlich spricht man da mit seinem Arzt drüber. Soweit ich weiß wurden vor einigen Jahrzehnten so blaue Pillen erfunden. Die verschreibt normalerweise ein Arzt. Aber nur wenn man mit ihm auch darüber redet und nachfragt. So, jetzt machen wir Nägel mit Köpfen. Ruf doch gleich mal in der Arztpraxis an und mach einen Termin aus. Ich geh nicht eher, bis der Termin steht."
"Und was soll ich sagen warum ich komme? Soll ich den jungen Dingern am Telefon sagen weil mein Schwanz so schlapp ist?"
"Den jungen Dingern am Telefon sagst du, du benötigst einen Beratungstermin. Wo ist das Telefon? Ich höre gerne zu."
"Also Gertrud. Da sehe ich dich über ein Jahrzehnt nicht. Und dann kommst du hier rein und stellst mein Leben auf den Kopf." Georg protestierte vorsichtig.
"Wird scheinbar Zeit, dass dein Leben jemand auf den Kopf stellt." Gertrud hatte das Telefon auf dem Schreibtisch gegenüber des Betts entdeckt, holte es sofort und drückte es Georg in die Hand.
"Bleibt mir wohl nichts anderes übrig." Georg stellte sich wohl bewusst ein wenig jammernd. "Glücklicherweise ist die Praxisnummer abgespeichert. Ältere Herren brauchen das so," sagte er etwas sarkastisch.
Gertrud hörte, wie abgenommen wurde.
"Ja, guten Tag. Hier ist Nedernei. Georg Nedernei...ja 28. August 1948... ja, mir geht es gut. Ich hätte gern einen Beratungstermin...nein, nichts Akutes, eher was Allgemeines...schön, nee kurzfristig würde passen...Vormittag wäre okay, bin ja Rentner. Ach am Montag...nächste Woche Montag um 10:15 Uhr...nein, das ist voll okay...sehr schön. Ja, dann sehen wir uns am Montag. Vielen Dank und bis Montag" Georg legte wieder auf.
"Die haben mir gleich einen Termin am Montag gegeben. Ich soll viertel nach zehn dort sein. Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wie ich das dem Doktor erkläre."
In Gertruds Denken hatte sich inzwischen ein kompletter Plan zusammengefügt. Sie kannte Georg früher ja mehr als gut. Er brauchte ein wenig einen Tritt in den Hintern.
"Also Georg, ich habe mir das jetzt überlegt. Ich komme am Montag mit damit du keinen Rückzieher mehr machst. Wie weit ist es zur Praxis? Reicht es wenn ich um neun da bin?"
"Aber Gertrud, das ist doch nicht nötig. Bist Du denn am Montag überhaupt noch da?"
Gertruds Entschluss stand jetzt felsenfest. Sie wollte diesen Tag zu einem Glückstag für Georg machen.
"Ja Georg, ich werde noch da sein. Und ich werde mit dir in die Praxis gehen. Und außerdem werde ich dafür sorgen, dass heute deine unglückliche, sexfreie Zeit endet."
Jetzt schaute Georg wirklich entgeistert. "Wie du willst dafür sorgen..." Gertrud unterbrach ihn.
"Georg, ich bin so froh zu dir gekommen zu sein. Heute knüpfen wir an unser letztes Treffen an. Ich wünsche mir, dass deine Zunge wieder Training bekommt. Mein Gott, ein Virtuose lässt zehn Jahre sein Instrument liegen. Wen sage ich Bescheid, dass wir bis zum Abendessen nicht gestört werden sollen?"
Georg machte ein Gesicht wie ein Junge, der das erste Mal eine Achterbahn sieht. "Wenn Du den Gang am Aufzug ganz durch gehst kommt ein kleiner Gemeinschaftsraum. Da ist normalerweis immer eine von den Schwestern. Denen sagen wir, wenn wir in die Stadt gehen oder wenn wir was brauchen, neue Zahncreme oder so. Wenn die grade bei jemanden ins Zimmer musste ist sie meistens ein paar Minuten später wieder da."
"Okay Georg. Jetzt entspann dich. Ich geh da mal vor und dann feiern wir unser Wiedersehen wie wir früher gefeiert haben. Heute ist unser Glückstag." Wieder gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn bevor sie aus dem Zimmer ging. "Ich bin gleich zurück."
Der Aufenthaltsraum war problemlos zu finden. Eine nette Pflegerin schaute interessiert. Gertrud erklärte ihr, dass sie eine gute Bekannte von Herrn Nedernei aus Zimmer 325 aus alten Zeiten wäre. Und dass Herr Nedernei in der Schulter etwas verspannt wäre und sie ihn gerne massieren würde. Ob sie denn ein wenig Massageöl haben könnte. Die Pflegerin überlegte kurz. Dann grinste sie ein wenig und meinte, ein Pflegeöl hätten sie selbstverständlich, da könne sie ihr ein kleines Fläschchen geben. Sofort hat sie dieses dann aus dem Materialraum geholt und Gertrud in die Hand gedrückt. Gertrud fragte noch, ob sie dafür sorgen könnte, dass sie bis zum Abendessen ungestört blieben. Die Pflegerin ging nochmal in den Materialraum und kam mit einem Türschild mit Bitte nicht stören zurück. Genau die, die auch in Hotels hängen. "Hängen sie das an die Tür. Und ich trag dass noch in unser System ein. Ist ja kein Problem.“
Dann machte sich Gertrud wieder auf den Weg, hängte das Schild an die Tür und betrat das Zimm
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