Der Deal - Teil 3
von GhostWriter
Die Stimme des Taxifahrers drang wie durch Watte gedämpft zu ihr durch. Genau wie all die anderen Eindrücke und Empfindungen, die sich gerade am Rande ihres Bewusstseins aufzuhalten schienen. Ausgesperrt von einer unsichtbaren Barriere.
„Geht es Ihnen nicht gut?“ Die Tonlage mit der er die Frage stellte, ließ darauf schließen, dass er den Satz schon mehrmals wiederholt haben musste, doch Beate Hauser hörte ihn zum ersten Mal wirklich bewusst.
„Bitte, gute Frau“, er machte eine Pause und fügte eindringlich hinzu: „Wenn Ihnen schlecht ist, dann sagen Sie mir bitte rechtzeitig Bescheid! Ich habe das Auto heute Mittag erst geputzt!“ Sie drehte den Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Die tief stehende Sonne leuchtete wie ein Feuerball. Sterne tanzten vor ihren Augen, während sie versuchte, die Quelle der Stimme zu lokalisieren. Erst nach mehrmaligem blinzeln, konnte sie ihn deutlicher sehen.
Er hatte sich ihr zugewandt. Seine Augen zuckten unsicher hin und her, während er den Verkehr und sie beobachtete. Er war noch keine dreißig Jahre alt. Student, kam ihr spontan in den Sinn, ohne einen Beweis dafür zu haben und ohne, dass es wichtig gewesen wäre.
Sein Gesicht hatte Akne Narben und seine Augen standen seltsam eng beieinander. Die Haare waren mit viel Gel nach hinten gekämmt und sahen aus, als wären sie nass. Die Sonne im Hintergrund ließ sie glänzen.
Sein mitleidiger Blick verwirrte sie. Ihr war gar nicht übel. Sie fühlte sich nicht schlecht. Sie fühlte eigentlich überhaupt nichts. Dachte an nichts. Hörte alle möglichen Geräusche und konnte keines davon irgendeiner Quelle zuordnen. Sie drangen einfach nur ungefiltert durch sie hindurch.
Das Taxi war auf der Autobahn oder einer breiten Schnellstraße unterwegs. Sie konnte es nicht genau erkennen. Draußen war noch hell, doch ihr Zeitgefühl war völlig durcheinander. Sie hatte keine Ahnung wie spät es war. Dieser verwirrte Zustand war beängstigend. Immerhin passierte es nun schon das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass sie sich fühlte, als hätte man sie hypnotisiert und als Beobachterin neben sich selbst gestellt. Obwohl sie sich anstrengte, in die Realität zurück zu gelangen und einzuordnen was passiert war, drifteten ihre Gedanken immer wieder.
„Nein, es ist alles in Ordnung...glaube ich!“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Ihr Hals fühlte sich rau und geschwollen an. Unwillkürlich befühlte sie ihn mit der linken Hand. Die Haut war heiß und schweißnass. Mit der rechten Hand umklammerte sie den Türgriff so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. In Zeitlupe drehte sie den Kopf wieder nach vorne. Ihr Blick wanderte nach unten. Ihr linker Fuß war nackt. Der rechte steckte in einem schwarzen Pumps mit hohen Absätzen. Die Beine waren ebenfalls nackt und sie dachte zuerst, sie hätte außer einem weißen T-Shirt überhaupt nichts an. Als sie sich nach vorne beugte um über ihren Busen sehen zu können, beulte dieser das Shirt noch mehr aus, weil er beinahe ungehindert ihrer Bewegung folgte. Nur der Sicherheitsgurt, der quer zwischen den Brüsten hindurch lief, gab ihnen etwas halt. Dafür schnürte er das Shirt so eng an ihren Körper, dass die Brustwarzen durchschimmerten. Ohne auf den Taxifahrer zu achten, drückte sie den linken Unterarm gegen ihre Brüste um sie einzufangen und nach unten blicken zu können. Da war ein kurzer, schwarzer Minirock, der nur knapp unter dem Saum des Shirts zu erkennen war.
„Ich habe schon wieder keinen BH an“, murmelte sie und zuckte zusammen, nachdem ihr bewusst geworden war, dass sie es laut ausgesprochen hatte.
„Das ist nicht zu übersehen!“ Der junge Taxifahrer starrte auf ihre Brüste, die sich unter dem dünnen Shirt abzeichneten. Sie ließ den Arm sinken und zupfte den Saum des T-Shirts über den Rock. Dass sie dadurch ihre großen Brüste nur noch deutlicher hervorhob, bemerkte sie nicht. Durch den schlechten Fahrbahn Belag und die nicht gerade komfortable Federung des betagten Taxis, hüpften und wackelten die Brüste unter dem Shirt. Ein lautes Rattern setzte ein, als der Fahrer leicht nach rechts abdriftete und mit der Außenkante der rechten Reifen die Standstreifenmarkierung touchierte. Von einem leisen knurren begleitet, lenkte er den Wagen wieder zurück in die Spur.
„Wo sind wir?“, fragte sie, während sie aus dem Seitenfenster blickte.
„Fünf Minuten bis Karlsruhe“, antwortete der Fahrer. Die Gelegenheit, die - in seinen Augen geilsten Titten - die er bis dato in Natura gesehen hatte, bei denen offensichtlich kein Chirurg am Werk gewesen war, konnte er sich nicht entgehen lassen, also riskierte er erneut einen ausgiebigen Blick, so lange sie den Kopf abgewandt hatte.
Was ihn so erregte, war nicht die schiere Größe, sondern die Form. Wie sie zuerst nach unten hingen, bevor sie ihre eigentliche Größe zeigten. Dort prall hin und her wackelten, wie nur große, nicht in BHs gezwängte Hängebusen dies tun konnten.
Er begann mit offenen Augen zu träumen und stellte sich das Ende ihrer Fahrt vor.
„Das macht 60 Euro. Sagen wir 50, weil Sie keinen BH tragen.“
„So viel? Können wir da nicht noch was machen?“, flötete die Dame in seinem Kopfkino, packte die Brüste und presste sie zusammen.
„Wenn Du mich deine geilen Titten anfassen lässt, kostet es gar nichts“, stöhnte er in seiner Fantasie während sie nackt vor ihm saß und er die prallen Dinger knetete.
Mit Mühe konnte er die diesmal die Fahrspur halten.
„Sie wollten doch nach Karlsruhe, richtig?“, fragte er zaghaft, nachdem er enttäuscht wieder nach vorne blicken musste, weil sie nicht mehr aus dem Seitenfenster schaute. Den Kopf an die Nackenstütze gelehnt, nickte sie nur wortlos.
Langsam kehrten die Erinnerungen an die letzten Stunden und Tage zurück. Obwohl sie das Gefühl hatte, bereits stundenlang in diesem Taxi zu sitzen, war es doch nur wenige Minuten her, seit sie in Heidelberg in aller Eile, verwirrt und verängstigt eingestiegen war. Peter Burger, der Mann den sie eigentlich nicht ausstehen konnte und den sie mit aller Gewalt davon abhalten wollte, sich weiter mit ihrer Tochter zu treffen, hatte sie zu einem Deal überredet.
Er versprach, ihre Tochter in Ruhe zu lassen, wenn Beate stattdessen ihren Platz einnehmen würde. Sie musste bei ihm zuhause erscheinen, wo er sie gefickt hatte wie niemand zuvor. Ihre Gefühle waren durcheinander gewesen und obwohl sie Ekel und Abscheu für ihn empfunden hatte, der Sex hart und derb gewesen war, hatte sie es insgeheim genossen. Sie dachte die Abmachung damit erfüllt zu haben. Doch Peter Burger wollte mehr. Auch am nächsten Tag musste sie den Platz der Tochter einnehmen um zu verhindern, dass er sie abholte und Dinge mit ihr Tat, die sie sich bis gestern nicht einmal vorstellen konnte. Dinge, die laut Burger ihre gerade erwachsen gewordene Tochter selbst von ihm verlangte und die Beate jetzt an ihrer Stelle erfüllen sollte.
Und so hatte er sie an diesem Samstagabend in sein Büro beordert. Sie waren zusammen nach Heidelberg gefahren, wo er sie in einem Club vorführen ließ. In dem lächerlich obszönen Outfit, das sie zuvor umständlich gekauft hatte und dessen Reste sie noch immer trug.
Obwohl es keine zwei Stunden her war, erinnerte sie sich nur lückenhaft an die Scheinwerfer die sie geblendet hatten, den Stuhl an den sie gefesselt war und an den Schwarzen mit dem riesigen Schwanz.
Sie legte wieder die Hand an den Hals, während mehr und mehr Erinnerungen zurückkamen. Wie er sie mit diesem riesigen Teil, tief in die Kehle fickte. An die Maske, die sie trug und an die Frau in Leder, die sie geführt hatte. An deren schlanke Hände, die irgendwann in sie eindrangen und sie gefickt hatten. In der Umkleidekabine wurde sie von ihren Gefühlen übermannt und sie musste sich übergeben. Daher wohl das Gefühl in ihrem Hals. Oder war es der Schwanz des Schwarzen - Jack - sie erinnerte sich wieder an den Namen, der die Schmerzen verursachte? Er hatte ihr auf ein Stück Stoff der Bluse, die auf der Bühne des Clubs zerrissen wurde, mit Lippenstift seine Nummer gekritzelt.
Deshalb trug sie dieses fremde T-Shirt, das die Lederfrau ihr gegeben hatte. Deshalb hatte sie keine Unterwäsche an. Aber die hatte sie, als sie zu Peter Burger gefahren war schon nicht an, fiel ihr ein. Burger hatte das Outfit aus High-Heels, Minirock und weißer Bluse von ihr gefordert. Slip und BH standen nicht auf seinem Wunschzettel.
Sie löste die rechte Hand vom Türgriff und griff zwischen ihre Beine. Auf der Sitzfläche, halb unter ihrem rechten Oberschenkel lag der Stofffetzen. Und ein Umschlag. Die Frau in Leder hatte ihn ihr zugesteckt. Sie drehte ihn um und schüttelte eine Visitenkarte des Clubs heraus. Eine weitere Handynummer und 200 Euro. „Deine Gage für den Abend“, hatte die Frau gesagt. Sie nahm den Schein in beide Hände und drehte ihn, als wolle sie seine Echtheit prüfen. Sie wandte sich dem Fahrer zu, während sie den Schein in die Höhe hielt.
„Reicht das für die Fahrt?“, fragte sie leise.
„Und wieder zurück, wenn Sie möchten“. Er klang beinahe enttäuscht. Gerne hätte er seinen Traum gelebt, ihr am Ende der Fahrt den Fahrpreis erlassen, um sie in Naturalien zahlen zu lassen. Er hatte sich schon als sie eingestiegen war gefragt, wie die Lady ihn bezahlen würde, ohne Handtasche, ohne Mantel und ohne jedes Gepäck. In einem Outfit unter dem sich selbst eine Briefmarke nur mit Mühe verstecken ließe.
„Nein, nicht wieder zurück“, antwortete sie mit etwas festerer Stimme. „Nicht wieder zurück...!“
Als der Fahrer bremste und die Autobahn verließ, hatte sie ihre Gedanken wieder soweit sortiert, um im hier und jetzt reagieren zu können. Ihr war eingefallen, dass ihr eigenes Auto noch bei Burger auf dem Parkplatz vor seiner Firma stand und ihre Handtasche mit dem Autoschlüssel noch in seinem Wagen lag. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, die Tasche bei ihm abzuholen. Ein erneuter Schauer, der dafür sorgte, dass sich die feinen Härchen an ihren Armen aufrichteten durchfuhr sie und sie fragte sich, ob es aus Abscheu oder Vorfreude passierte?
Wie sie mit der ganzen Geschichte weiter verfahren wollte, war ihr noch nicht klar. Im Moment wollte sie darüber auch nicht weiter nachdenken. Sie war nur Müde, erschöpft und ausgelaugt. Wollte eine Dusche und ein Bett um sich auszuschlafen.
Erst einmal musste sie aber einen Hausschlüssel besorgen, denn sie konnte in dem Outfit unmöglich an der Haustür klingeln und ihrer Tochter oder ihrem Ehemann gegenüber treten. In der Garage war ein Versteck für Notfälle angelegt, in dem ein zweiter Autoschlüssel lag und im Auto war ein Hausschlüssel verborgen. Sie musste also zuerst nach Hause, sich in die Garage schleichen und den Schlüssel für das Auto holen. Dann zu Burgers Büro. Von dort mit ihrem Auto wieder zurück, um danach möglichst unbemerkt ins Haus zu gelangen.
Kurz nachdem sie die Autobahn verlassen hatten und die Geschwindigkeiten nicht mehr so hoch waren, hatte sie die Seitenscheibe auf ihrer Seite etwas herunter gelassen und atmete tief die frische Abendluft ein. Es roch leicht nach Regen, so als ob sich ein Schauer ankündigen würde. Es war noch relativ warm, doch die Luft die hereinströmte war besser als die stickige, abgestandene Luft in dem Taxi, dessen Lüftung nicht so recht zu funktionieren schien. Die Mischung aus aggressiven Reinigungsmitteln, dem künstlichen grünen Aromabäumchen, das einen penetranten Geruch nach Zedernholz - glaubte man jedenfalls der Aufschrift - verströmte und den Körpergerüchen des Fahrers, dessen Arbeitsschicht offenkundig schon einige Stunden andauerte, konnte aber selbst die frische Außenluft nichts anhaben.
Die Blicke des Fahrers hatte sie bemerkt, jetzt wo ihre Gedanken wieder etwas besser sortiert waren und sie sich wieder auf die Außenwelt konzentriert hatte. Auch, dass er sich nachdem er einen Seitenblick auf sie geworfen hatte immer wieder mal zwischen die Beine griff und glaubte, dabei unbeobachtet zu bleiben hatte sie erkannt.
Nachdem sie ihn gebeten hatte in einer Seitenstraße, etwa 100 Meter vor ihrem Haus anzuhalten, löste sie den Sicherheitsgurt. Seine Augen ruhten auf ihr, während sie nach vorne gebeugt in den Fußraum tastete, um den linken Schuh zu angeln, der halb unter den Beifahrersitz gerutscht war. Dabei presste sie ihren Busen gegen die Oberschenkel. Sie spürte wie sie ihn links und rechts breit drückte. Der Fahrer spiegelte sich in der Frontscheibe. Damit blieb auch dieser gierige Blick nicht so unbemerkt wie er dachte.
Beate bezahlte ihn mit den 200 Euro des Clubs. Das leichte Zittern seiner Finger, mit denen er in seiner Geldtasche nach zwei fünfzig Euro Scheinen Wechselgeld suchte war nicht zu übersehen. Sein Blick schweifte nochmal deutlich ab. „Dort wo du hinschaust, sind die Scheine nicht...“, dachte sie. Irgendwie hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte, während er ihr die Scheine hinstreckte, die er irgendwann doch gefunden hatte.
Auf dem Gehweg wartete sie, bis der Fahrer losgefahren und am Ende der Straße abgebogen war. Sie hielt den linken Schuh, den sie im Fußraum des Taxis gefunden hatte und die 100 Euro Wechselgeld in der Hand und stand, mit einer Seite auf den Zehenspitzen um die Höhe des fehlenden Schuhs auszugleichen, am Straßenrand. In der rechten hielt sie den Fetzen Stoff mit Jacks Handynummer sowie den Briefumschlag. Hätte sie eine Hand frei gehabt, hätte sie sich an die Stirn geklatscht, als ihr klar wurde, dass sie den Taxifahrer hätte warten lassen sollen, um mit dem Autoschlüssel aus der Garage weiter zur Burgers Büro zu fahren. Jetzt war es zu spät. Sie schlüpfte in den anderen Schuh und machte sich auf den Weg.
Nachdem sie sich in ihre Garage geschlichen hätte, würde sie zu Fuß zu Peter Burgers Büro laufen müssen. Zum Glück sollte das in weniger als 20 Minuten zu schaffen sein. Bei näherem Betrachten war sie froh nicht noch einmal in das muffelnde Taxi einsteigen zu müssen. Der Duftbaum hatte seinem Namen alle Ehre gemacht. Wie lange der Fahrer seine Hände und alles andere unter Kontrolle gehabt hätte, wollte sie außerdem nicht unbedingt herausfinden.
So wie jetzt, Ende Juni, würde es noch eine halbe Stunde hell sein. Obwohl es ihr lieber gewesen wäre im Dunkeln zu laufen, um nicht von Nachbarn oder Passanten gesehen zu werden. In ihren hohen Schuhen, dem viel zu kurzen Mini und dem dünnen weißen Shirt, unter dem ihre großen Brüste frei baumelten, wollte sie nach Möglichkeit niemandem begegnen.
Die unverschlossene Seitentür der Garage zu öffnen, dauerte nur wenige Sekunden. Den Autoschlüssel aus dem Versteck neben den Gartengeräten zu holen und wieder hinaus auf die Straße zu schleichen, nur unwesentlich länger. Um keine Geräusche zu machen, hatte sie die Schuhe ausgezogen und war barfuß hineingeschlichen. Der Boden war noch angenehm warm, daher beschloss sie, weiter barfuß zu gehen und machte sich auf den Weg zu Burgers Parkplatz. Die High-Heels baumelten an Zeige- und Mittelfinger eingehakt an ihrer linken Seite. Den Umschlag mit dem Wechselgeld, der Visitenkarte und dem Stofffetzen mit Jacks Nummer, hatte sie schnell noch in der Garage hinter dem Mülleimer versteckt. Dort würde die Sachen bis zur nächsten Müllabfuhr niemand finden.
Es war einiges los auf den Straßen. Sie hoffte, dass niemand sie erkennen würde. Immer wieder zupfte sie den schwarzen Minirock nach unten, doch nach wenigen Schritten war er wieder so hoch gerutscht, dass der Saum des T-Shirts mit dem Rock auf einer Linie endete. Schon aus wenigen Metern Entfernung musste es so aussehen, als hätte sie nur das Shirt an. Sie vernahm ein leises Donnergrollen. Eine dunkle Gewitterfront zog in ihrem Rücken auf. Sie schien schnell näher zu kommen. Vor ein paar Minuten hatte sie die Regenluft noch durch das offene Taxifenster gerochen, aber nicht mehr weiter darüber nachgedacht. Ein Regenschauer hätte jetzt gerade noch gefehlt. Es war noch ein gutes Stück bis zum Ziel an Burgers Firma.
„Manche Dinge sollte man nicht mal denken...“, murmelte sie vor sich hin, denn just in dieser Sekunde fing es an zu tröpfeln, um nach wenigen Minuten in einen heftigen Gewitterregen überzugehen. Das dünne Shirt klebte sofort an ihrem Oberkörper und wurde durchsichtig, wie sie mit einem kurzen Blick nach unten festgestellt hatte. Die Haare klebten ihr am Kopf. „Der sprichwörtliche Pudel...“, murmelte sie weiter zu sich selbst.
Ein Autofahrer hupte, als er an ihr vorbeigefahren war. Es dauerte einen Augenblick bis sie realisierte, dass er wegen ihres Anblicks gehupt hatte. Ihr ältester Sohn machte das manchmal, wenn sie - selten genug - mit ihm unterwegs war und sie maßregelte ihn immer danach. Er ließ es trotzdem nicht bleiben. Aber wenigstens hupte er jungen, attraktiven Damen und nicht bis auf die Haut durchnässten Frauen über fünfzig, mit viel zu großen Hängebrüsten, die barfuß mit ruinierter Frisur in unpassendem Outfit daher kamen.
Der ziemlich kühle Regen brachte sie zum frösteln, was dafür sorgte, dass ihre Brustwarzen hart wurden und die Nippel das Shirt ausbeulten. Sie ging etwas schneller. Die Absätze der Schuhe in ihrer Hand klapperten bei jedem Schritt. Kurz überlegte sie die Schuhe anzuziehen, da die Pfützen durch die sie platschte immer tiefer wurden, doch barfuß konnte sie schneller und sicherer gehen als in den ungewohnten, hohen Schuhen. Ihre Brüste hüpften und wackelten frei unter dem Stoff, nachdem sie ihre Schritte noch etwas beschleunigt hatte.
Der Regen legte noch etwas an Stärke zu. Die Tropfen die im Gesicht und auf der unbedeckten Haut landeten schmerzten. Menschen unter Schirmen, oder ohne einen Schutz wie sie selbst, hetzten durch die langsam hereinbrechende Dunkelheit.
Ein in Shorts und T-Shirt bekleideter Mann, der einen schwarzen Labrador ausführte, suchte Unterschlupf vor dem Regen und hatte sich unter einen Baum gestellt. Seine Augen wurden größer als die des Hundes, während sie mit schnellem Schritt an ihm vorbeiging.
Da war es wieder. Dieses komische Gefühl, das sie seit zwei Tagen begleitete. Das Gefühl, das aus der Frage resultierte, warum sich plötzlich wildfremde Leute sexuell für sie interessierten. Hatten sie das schon immer getan und sie hatte es nur nie bemerkt? Oder konnte sie es nicht bemerkt haben, weil sie einfach die Gelegenheiten dazu nicht angeboten hatte?
Ihr einsames und zurückgezogenes Leben als Unternehmerehefrau in den extrem konservativen Kreisen Ihresgleichen, hatte sie schüchtern, unsicher und frei von jedem Selbstbewusstsein werden lassen. Und plötzlich war da Peter Burger, der sie gegen eine junge, hübsche, gerade 18 Jahre alt gewordene Frau eintauschen wollte, die Männer aus dem Club, die sie angestarrt hatten. Die Frauen die mit ungläubigem Staunen zugesehen hatten, wie sie Jacks riesigen Schwanz geblasen hatte und der das so geil fand, dass er ihr sofort seine Nummer gegeben hatte. Der Taxifahrer. Der hupende Autofahrer. Dieser Mann eben.
Spontan, ohne überhaupt darüber nachzudenken, drehte sie sich um, ging die wenigen Meter zurück, um neben den Mann unter dem Baum zu treten. Sofort schnüffelte der Labrador an ihren nackten Beinen. Sein Besitzer blickte ebenfalls nach unten, als wolle er sichergehen, dass sein Hund keinen Unfug machte, doch sein Augen starrten noch auf ihre nackten Beine, als der Hund längst das Interesse verloren hatte und mit seiner kalten Nase ihre Hand anstupste, um gekrault zu werden. Der Blick des Mannes wanderte ihren Körper entlang, verharrte auf den steil aus dem Shirt ragenden Nippeln und den Brüsten, die so deutlich unter dem dünnen, nassen Stoff zu sehen waren, als wäre sie nackt. Beate hatte sich leicht nach vorne gebeugt und kraulte den Labrador hinter den Ohren. Sie legte den Kopf in den Nacken, strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und blickte zu dem Mann auf, der ihr in den wenigen Sekunden seit sie unter den Baum getreten war, noch nicht in die Augen geschaut hatte.
„Gefällt Ihnen was Sie sehen...?“ Beate brauchte eine Sekunde um zu realisieren, dass sie es war, die da sprach. Ihre Stimme klang fremd in ihren Ohren. Sie richtete sich auf. Drückte den Rücken durch und die Schultern zurück. Selbst unter dem tosenden Rauschen des Gewitterregens, der von den Blättern des Baumes etwas zurück gehalten wurde, hörte sie, wie er überrascht die Luft einsog und beobachtete mit Genugtuung, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht schoss.
„Naja“, sagte er mit erstickter Stimme und musste sich räuspern, ehe er mit einer vagen Handbewegung auf ihren Oberkörper deutete und hinzufügte: „Welcher Mann kann da schon wegsehen?“ Sein gequälter Gesichtsausdruck unterstrich, wie peinlich ihm die Situation war. Das war zwar nicht die Antwort auf ihre Frage gewesen, aber Bestätigung genug, um den Labrador nochmal zu kraulen, sich umzudrehen und ohne ein weiteres Wort wieder in Richtung ihres eigentlichen Ziels zu gehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen.
Und einem ungläubig hinter ihr her starrenden Hundebesitzer.
Auf dem Parkplatz vor Peter Burgers Büro angekommen, war sie nass bis auf die Haut. An die Tasche mit den unauffälligeren Kleidern, die sie zum Wechseln mitgebracht hatte, dachte sie gar nicht mehr. Die Tasche stand auf dem Rücksitz ihres Wagens und hätte Hose und Pullover enthalten. Die Frage, sich auf Burgers Parkplatz auszuziehen um die Kleider zu wechseln, oder in den durchnässten Kleidern nach Hause zu fahren stellte sich daher nicht.
Die Rückfahrt in ihrem Auto dauerte keine 5 Minuten und so stieg sie genauso nass wie sie losgefahren war, einige Meter vor ihrem Haus aus dem Auto, um keinen unnötigen Lärm zu verursachen. Mittlerweile wurde es schnell dunkel und sie hoffte möglichst unbemerkt ins Haus zu gelangen. Den Ersatzschlüssel aus dem Handschuhfach in der einen und die Schuhe in der anderen Hand, schlüpfte sie durch den - jetzt wo sie zuhause war - nachlassenden Regen in ihre Einfahrt.
Der Schock fuhr ihr bis ins Mark, als sie Burgers Auto vor der Garage erkannte. Die Innenraumbeleuchtung hatte noch gebrannt und ging just in diesem Augenblick aus. Es konnten nur Sekunden gewesen sein, seit er ausgestiegen war. Er musste den Wagen geparkt und darin gewartet haben, sonst hätte sie eigentlich sehen müssen, wie er in die Einfahrt eingebogen wäre. Der Gitterrost, der im Boden vor der Eingangstür angebracht war klapperte. Die Schritte klangen metallisch hohl. Beate wollte losrennen um ihn aufzuhalten, da erklang der gedämpfte Ton des Dreiklanggongs durch die geöffneten Fenstern nach draußen. Es war zu spät! Burger hatte soeben geklingelt.
Sie begann so plötzlich und so stark zu frieren, dass ihr Zittern sie zwang stehenzubleiben und sich an dem Rosenbogen festzuhalten, der das Ende der Natursteintreppe umrahmte, die im neunzig Grad Winkel über drei großflächige Stufen hoch zur Eingangstür führte. Die Melodie der Türklingel wurde leiser und verstummte schließlich.
„Warum stehen die Fenster offen, während es regnet?“, dachte sie noch, als die Eingangstür geöffnet wurde und ärgerte sich plötzlich und heftig über die Nachlässigkeit, dass niemand die Fenster während des Regenschauers geschlossen hatte.
Unter dem dichten Blätterdach, umrahmt von duftenden, rot und gelb blühenden Rosen, durchnässt, am ganzen Körper zitternd und halb nackt stand sie still da, hielt den Atem an und lauschte.
„Guten Abend!“ Es war ihr Mann. Sie wusste nicht, was schlimmer gewesen wäre. Ihr Mann oder ihre Tochter. Vielleicht beide zusammen, aber letztlich war es egal. Es kam nur darauf an, was Burger jetzt tun, was er sagen und wie er sich dabei verhalten würde.
„Guten Abend! Herr Hauser?“, fragte Burger freundlich. Ihr Mann gab keine Antwort. Vermutlich hatte er nur genickt, denn Burger erklärte nach einer kurzen Pause: „Ich möchte gerne zu Ihrer Frau.“
Sie hatte das Gefühl ihr Herz setze einen Schlag aus. Sie hatte noch nie Männerbesuch erhalten. Wenn Männer an der Tür klingelten, war es der Postbote, oder Besuch für ihren Mann. Aber niemals für sie.
„Ich glaube sie ist nicht zuhause.“ Das war mehr eine Frage als eine Antwort. Trotz des Schreckens, der ihr in den Gliedern steckte, konnte sie nicht anders, als den Kopf zu schütteln. Typisch, dachte sie. Vermutlich hatte er Stunden in seinem Arbeitszimmer verbracht und ihre Abwesenheit, wie eigentlich immer, überhaupt nicht bemerkt. Alles wäre so einfach gewesen, wenn sie ein paar Minuten schneller gelaufen wäre. Wenn Sie an dem Mann unter dem Baum einfach vorbeigelaufen wäre. Wenn sie sich ein klein wenig mehr beeilt hätte und es vor Peter Burger an ihre Wohnungstür geschafft hätte.
„Ich wollte ihr auch nur die Handtasche zurück bringen.“ Burgers freundliche Stimme beruhigte sie einerseits, weil es ihr den Eindruck vermittelte, dass er nach ihrem hastigen Aufbruch aus Heidelberg nicht verärgert war. Sie hatte sich durch die Hintertür des Clubs, an dessen Namen sie sich nicht erinnern konnte, obwohl er auf der Visitenkarte der Lederfrau gestanden hatte, ohne ihn zu informieren einfach davon gestohlen. Am Taxistand hatte sie das vorderste Auto angesteuert und die Fahrt nach Hause bekommen. Sie ging davon aus, dass er ziemlich wütend war und deshalb die Handtasche als Grund vorschob, sie aufzusuchen und zur Rede zu stellen. Seine freundliche Art war alles Teil seines perfiden Spiels sie zu demütigen. Immerhin hätte er die Tasche einfach im Auto liegen lassen können, anstatt sie völlig indiskret nach Hause zu liefern.
„Wo hat sie die denn liegen lassen?“ fragte ihr Mann derweil.
„In meinem Auto“, gab Burger langsam zurück. Er betonte „meinem“ besonders deutlich.
Es entstand eine kleine Pause. Beate konnte das Gesicht ihres Mannes zwar nicht sehen, aber sie wusste genau, was für eine nachdenkliche und gleichzeitig überraschte Miene er gerade zeigen würde.
„Wir haben den Abend zusammen verbracht...“, Beate stockte der Atem „... aber es hat ihr offensichtlich nicht so gefallen wie geplant.“ Die Freude, dies dem Ehemann auf seiner eigenen Türschwelle zu erzählen, sprühte geradezu aus Burgers Stimme. Er geriet richtig in Fahrt. „Dabei war sie die Attraktion des Abends. Alle wollten, dass sie wiederkommt. Sie ist ohne mich zurück gefahren. Ich bin davon ausgegangen, dass sie bereits zurück ist, aber vielleicht ist sie ja noch etwas Trinken gegangen!“
Beate war in Schockstarre. Unter den Rosen verharrend, von denen vereinzelte Tropfen auf sie herabregneten, hatte sie Burgers unerhörte Worte verfolgt.
„Danke, das wird sie sicher freuen, wenn sie kommt“, antwortete ihr Mann.
Beates Mund klappte auf. Hatte sie sich gerade verhört? Das hatte er doch jetzt nicht wirklich gesagt.
Im Geiste formulierte sie Fragen die sie eigentlich von ihm erwartet hätte. „Wo war sie mit Ihnen? Warum verbringt sie den Abend mit Ihnen? Attraktion wovon? Wo ist sie jetzt?“
Aber ihr Mann kapierte mal wieder gar nichts, oder wollte es nicht kapieren und einfach wieder seine Ruhe haben, in sein Arbeitszimmer zurückgehen, die Tür schließen und weiterarbeiten.
Sie trat unter den Rosen hervor in das helle Licht der Lampe, die über der Eingangstür befestigt war.
Beinahe hätte sie laut gelacht, als sie in die Gesichter der beiden Männer blickte, nachdem diese sie bemerkt hatten. Beide rissen gleichzeitig die Augen auf. Ihre Münder klappten auf und es geschah so synchron, dass es wirkte wie in einem Sketch. Die Unterschiede waren erst erkennbar als sie näher herantrat. Während der Blick ihres Mannes Überraschung und Unsicherheit zeigte, war Peter Burgers Blick einzige Gier. Auf jeder der drei Stufen wippten ihre Brüste unter dem nassen, durchsichtigen T-Shirt. Die Nippel steif und hart.
Peter Burger machte einen Schritt zur Seite. Beate stellte sich seitlich zwischen die beiden. Ihr Mann, klein und schmächtig wirkte verloren neben Burger, der ihn um mehr als einen Kopf überragte, breiter und kräftiger war und sie mit lüsternem Blick anstarrte. Ihr Mann lehnte sich zur Seite. Blickte an ihr vorbei, als würde er im Vorgarten noch mehr Personen erwarten.
„Hat man dich so gesehen?“, fragte er ängstlich.
„Niemand, der mich kennt!“, entgegnete sie gereizt, weil den tadellosen Ruf zu wahren, wieder einmal seine erste Sorge war. „Mir ist kalt, lass uns reingehen.“ Sie schlüpfte zwischen ihrem Mann und der Tür hindurch, schnappte den Griff und wollte sie zudrücken. Ihr Mann machte einen Schritt zurück. Er stand im Windfang, Beate an der Tür, Burger draußen auf dem Fußabstreifer.
Burger stellte sich in den Türrahmen und verhinderte, dass Beate sie schließen konnte.
„Halt, halt“, sagte er grinsend. „Es ist doch noch viel zu früh für mich, um nach Hause gehen. Du weißt, dass du jemand anderen heraus schicken musst, bevor du die Tür schließen darfst!“.
„Was meint er damit?“, fragte Paul hinter Beate.
„Das ist eine lange Geschichte“, antwortete sie ohne sich umzudrehen. Sie schaute Burger an.
„Eine Hauser pro Abend.“ Burger genoss die Situation. „Du oder sie. Egal welche. Oder beide“. Du kennst den Deal!“
„Was für einen...“
Beate fiel ihrem Mann ins Wort und sagte: „Rebecca“. Sie sprach weiter mit ihm im Rücken und starrte Burger an.
„Rebecca? Ich glaube die ist auch nicht zuhause.“
Den Türgriff in der Hand haltend, drehte Beate den Kopf und sprach zu ihrem Mann. „Dieser Mann...“ sagte sie und sprach es aus wie ein Schimpfwort, „...schläft mit unserer Tochter.“ Sie blickte dabei in die ausdruckslosen Augen ihres Ehemanns. „Und weil ich das nicht weiter zulassen wollte, musste ich es stattdessen tun. Irgendjemand musste ja was tun!“ Er sagte kein Wort dazu. Nach einer schier endlosen Pause, in der er sie nur ungläubig anstarrte, flüsterte er nur „Du...?“
Er verzog den Mund und stieß ein kurzes, boshaftes Lachen aus.
In dieser Sekunde zerbrach etwas in Beate Hauser, das eigentlich schon vor Jahren kaputt gegangen war. Aufrechterhalten durch ihre Bequemlichkeit, ihre Unsicherheit und ihre Abhängigkeit von Geld, Kontakten und den Vergünstigungen ihres Ehemanns. Und der Liebe zu ihren Kindern. Es erhielt vor Wochen einen weiteren Riss, als Rebecca, die jüngste ihrer 3 Kinder volljährig wurde. Als sie das höhnische, ungläubige Grinsen ihres Mannes ansah, zerbrach dieses „etwas“ in einer Intensität, die ihr bis ins Mark fuhr.
Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt.
Paul Hausers Lächeln gefror und wurde zu einer peinlichen Grimasse, als sie ihn wütend anstarrte. Er wollte noch etwas sagen, doch er sah etwas in Beates Augen, das er noch nie zuvor gesehen hatte und es machte ihm Angst. Er bekam kein weiteres Wort mehr über die Lippen, bis Beate sich von ihm abwandte, sich zu Burger umdrehte und fast unmerklich nickte. Er stand eine halbe Armlänge von ihr entfernt und kapierte sofort. Auch er las es in ihren Augen. Und er las es richtig.
Er griff an den Kragen ihres durchnässten T-Shirts und zerrte es mit einer kräftigen, schnellen Bewegung nach unten. Mit lautem Ratschen löste sich der Stoff am Hals in zwei Teile. Nachdem er es bis auf Hüfthöhe herunter gezerrt hatte, ließ er es los. Es fiel nach unten und hing an ihrer Hüfte wie eine Schürze. Die Rückseite klebte noch immer nass an ihrem Rücken. Es war an den Seiten bis zum unteren Saum aufgerissen. Ihre Brüste hüpften, weil Beate durch die ruckartige Bewegung nach vorne, auf ihn zu stolperte. Im Hintergrund gab Paul Hauser einen überraschten Laut von sich. Er wollte etwas sagen, doch seine Stimme erstickte, wodurch der Satz in einem unverständlichen, kehligen Stottern unterging.
Burger machte einen Schritt zur Seite, anstatt Beate aufzufangen. Sie konnte sich gerade noch halten und wäre beinahe durch die Tür hinaus ins Freie gestolpert. Er nutzte ihren Schwung, um sie mit dem Rücken gegen die offen stehende Tür zu drücken. Die Tür gab nach hinten nach und Beate, gerade noch nach vorne stolpernd, wurde nach hinten gedrückt, bis die Tür beinahe im einhundertachtzig Grad Winkel zum Eingang an ihren Anschlag knallte. Der Aufprall schleuderte die High-Heels, die sie noch immer in der Hand gehalten hatte, quer durch den Raum.
Das kleine Schildchen aus hellbraunem Ton, auf dem der Name Hauser stand, das ihr ältester Sohn vor beinahe dreißig Jahren im Kindergarten gebastelt hatte, viel scheppernd zu Boden. Das Schild, seit ewigen Zeiten Wind und Wetter vor dem Eingang der Familie trotzend, zerbrach in zwei Teile und beinahe hätte sie aufgeheult, als ihr am Rande ihres Bewusstseins klar wurde, was da sinnbildlich zwischen ihren Beinen auf den Boden geknallt war.
Burger drückte mit der flachen Hand in Höhe des Schlüsselbeins gegen ihren Körper und presste ihren Rücken an das Türblatt. Sie spürte wie sich die kleinen Verzierungen, die in das Holz eingearbeitet waren und der Nagel, an dem eben noch die Familienplakette hing, zwischen ihren Schulterblättern in die dünne Haut bohrten. Mit der anderen Hand zerrte er das halb zerrissene, herunterhängende Shirt zu sich, bis der etwas stabilere Saum ebenfalls abgerissen war.
Achtlos li
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