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Kommentare: 4 | Lesungen: 3064 | Bewertung: 5.78 | Kategorie: BDSM | veröffentlicht: 04.11.2013

Der Fremde

von

Gleichmässig rattern die Stahlräder des Schnellzuges über den schnurgeraden Schienenstrang zwischen den beiden Städten. Draussen bricht die Dämmerung herein und die letzten hellen Wolkenstreifen schweben über dem Horizont. Ab und zu blickst Du durch die spiegelnden Fensterflächen in die schummrige Dunkelheit, dann wieder fährt Dein Blick über die wenigen Mitreisenden. Das alte Sechserabteil des Intercity bietet viel Platz, denn ausser Dir ist nur noch ein junges Paar im Abteil. Zwei Turteltäubchen, die für nichts anderes Zeit und Musse haben, als für sich selbst. Ab und zu huscht eine Gestalt an der Tür vorbei, Leute, welche noch freie Plätze suchen, andere wieder, welche das stille Örtchen aufsuchen, und zu guter letzt die Snack Bar, welche du vollbepackt weiterziehen lässt.

Als der Zug im nächsten Bahnhof einfährt, verlässt das Liebespaar das Abteil, und du bist alleine. Weitere Reisende verlassen den Zug, andere besteigen ihn, doch man lässt dich in Ruhe. Beim Verlassen des Bahnhofes schaust du auf die Bahnhofsuhr und stellst fest, dass die Reise noch eine gute Stunde dauert, ohne Halt bis zum Ziel, und du freust dich schon auf das gemütliche Bett zuhause. Der gleichmässige Rhythmus der Fahrgeräusche wirkt beruhigend, und schliesslich döst du ein.

Ein lautes „Die Fahrkarten bitte“, reisst dich aus den Träumen. Die Abteiltür wird aufgeschoben und der Kondukteur tritt ein. Verschlafen suchst du nach der Fahrkarte, welche du schon vor einer halben Stunde dem gleichen Mann gezeigt hattest. Komischerweise findest du den Zettel nicht. Mit wachsender Nervosität wühlst du in der Handtasche, in der Jacke, in den Jeanstaschen nichts zu machen, die Fahrkarte ist weg. „Das letzte Mal habe ich sie Ihnen doch gezeigt, wissen Sie nicht mehr?“, versuchst Du den drohenden Kauf einer zweiten Fahrkarte zu verhindern.

„Nein, Sie sind doch gerade vorhin eingestiegen. Wenn Sie keinen Fahrschein haben, müssen Sie einen Zuschlag bezahlen und eine Fahrkarte kaufen. Wohin möchten sie fahren?“

Du gibst dein Reiseziel an und fügst dich darin, eine neue Fahrkarte zu kaufen.

„Das macht 28 Franken“, fordert der Kondukteur. Du suchst nach Barem, aber wieder vergebens. Jetzt wird es dir langsam unheimlich: Dein Geldbeutel ist ebenfalls verschwunden! Du versuchst, ihm die Situation zu erklären.

„Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen! Das ist jetzt schon das vierte Mal, dass mich einer bescheissen will!“. Solche und ähnliche Sprüche musst du dir noch einige vom Kondukteur anhören, der nun ziemlich wütend ist. Du gehst in die Offensive und bleibst ihm nichts schuldig: „Verdammt, mir wurde soeben die Fahrkarte und der Geldbeutel gestohlen, und Sie jammern mir die Ohren voll! Wenn ich Sie betrügen wollte, würde ich es schon etwas schlauer anstellen!“.

Ihr streitet noch ein paar Minuten weiter, bis sich plötzlich die Stimmung des Kondukteurs ändert. Er wird ruhig, redet langsam, aber bestimmt und mit strenger Stimme. „Nun reicht es mir. Sie fahren hier nicht umsonst mit meinem Zug. Wenn Sie schon mitfahren, dann wird auch bezahlt, egal ob in Bar oder auf andere Art. Da Sie offenbar kein Geld haben, werde ich meinen Lohn anderweitig einholen.“

Währenddem du noch darüber rätselst, was er denn damit meinen könnte, tritt er ganz in Dein Abteil ein und schliesst die Tür sorgfältig hinter sich. Er holt den Vierkantschlüssel hervor und schliesst das Abteil von innen ab. Danach zieht er die Vorhänge zu und löscht das Hauptlicht, so dass nur noch das blaue Notlicht brennt, welches sich nicht ausschalten lässt, und den kleinen Raum in ein kühles, schimmerndes Licht taucht.

Unheimliche Stille und schwache Dämmerung, untermalt vom gleichmässigen Rattern des Zuges, umgibt Dich. Die dunkle, uniformierte Gestalt vor dir sagt auf eine Art, welche Dir die Nackenhaare sträubt:

„Aufstehen.“

Du stehst auf und er mustert Dich von unten bis oben. Er sieht Dich, eine Frau Anfang dreissig, in Turnschuhen, Deinen Blue Jeans, dem groben Flanellhemd, mit kurzen blonden Haaren. Er mustert Deine Figur, fährt mit seinem Blick Deinen Rundungen entlang, verweilt da und dort, bis er Dir schliesslich tief in die Augen schaut. Du hältst dem Blick sta

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Kommentare


sandmann
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 47
schrieb am 05.11.2013:
»Nette kleine Geschichte.«

tihebo
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 27
schrieb am 07.11.2013:
»Ich finde es immer wieder faszinierend, wie wenig die Menschen (fiktiv oder real) sich weder Gedanken um Krankheiten oder 9-Monatshinterlassenschaften machen...«

Xaver10
dabei seit: Mär '03
Kommentare: 541
schrieb am 07.11.2013:
»Was man nicht alles im Zug erleben kann.«

lydia14
dabei seit: Jul '13
Kommentare: 31
schrieb am 20.11.2013:
»hallo tihebo,

dafür sind solche phantasien doch da.«



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