Der Gesundheitstag
von GhostWriter
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wir möchten Sie erneut einladen, sich beim diesjährigen Gesundheitstag individuell zu informieren und sich beraten zu lassen. Kurze Mitmachaktionen bieten darüber hinaus die Gelegenheit zu erfahren, was jeder aktiv für seine Gesundheit tun kann. Das Motto dieses Jahr lautet:
„Sex am Arbeitsplatz. Befriedigt sein, sich gut fühlen, gesund bleiben.“
Die Führungskräfte sind aufgefordert Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen, die Informations- und Mitmachangebote des Gesundheitstages zu nutzen.
»Na, das ist doch mal ein interessantes Motto.« Paul Hartmann reckte sich hinter seinem Monitor, um über dessen Rand seine drei Kollegen zu mustern. Zwei Männer und eine Frau teilten sich das Büro mit ihm. Sie schienen die Mail auch gerade gelesen zu haben. Reihum waren die Gesichter einzige Fragezeichen.
Seine Firma beschäftigte knapp über 2000 Mitarbeiter an seinem Standort. Sie hatte es sich seit längerem auf die Fahnen geschrieben, eine gesunde Führung zu leben. Dazu wurden den Kolleginnen und Kollegen allerhand Möglichkeiten gegeben, sich während und nach der Arbeit fit und gesund zu halten. Kurze Unterbrechungen am Arbeitsplatz, um leichte Gymnastik und Lockerungsübungen unter fachkundiger Anleitung durchzuführen, gehörten genauso zum Plan wie ein umfangreiches Freizeitprogramm. Auch die Gesundheitstage standen jährlich auf dem Plan. Allerdings war das Motto noch nie so ansprechend gewesen wie in diesem Jahr. Normalerweise waren Mitarbeiter unterschiedlicher Krankenkassen, Fitness- und Sportstudios, Physiotherapeuten und Heilpraktiker eingeladen, ihre Angebote rund um die Gesundheit zu präsentieren. Paul Hartmann fragte sich, wen sie zum Thema „Sex am Arbeitsplatz“ wohl einladen würden.
»Ist das ein Witz?«
»Die Mail kommt vom Vital-Team. Wenn es ein Witz ist, dann ist dort gerade eine Stelle frei geworden.«
»Tina, frag doch mal deine Schwester.«
»Die hat Urlaub. Aber die hätte mir längst davon erzählt. Die bereiten so einen Gesundheitstag wochenlang vor. Sie hat nie was von dem Motto erzählt. Das kann niemals ernst gemeint sein.«
»Vielleicht musste sie Stillschweigen.«
Eine lebhafte Diskussion mit allerhand Verschwörungstheorien war daraufhin entbrannt. Es war Tina Heil, deren Schwester im Vital-Team arbeitete, die die Sache letztlich auf den Punkt brachte.
»Das muss ein Scherz sein. Was wollen sie uns denn da für Tipps geben? Und was sollen wir am Ende davon in den Arbeitsalltag mitnehmen? Dass wir uns danach jeden Mittag Rudelbumsen?«
Sie blickte sich effektheischend im Raum um, sah aber nur in nachdenkliche Gesichter.
»Ihr Vollidioten«, brach es aus ihr heraus. Sekunden später war das ganze Büro, einschließlich ihrer selbst, am Lachen.
Es kam weder in den nächsten Minuten, noch am nächsten Tag, noch in der folgenden Woche eine Erklärung, dass es sich um einen Scherz gehandelt hatte. Die für die Gesundheitstage zuständige Abteilung beteuerte auf alle Rückfragen, dass das Thema korrekt sei. Die Geschäftsführung äußerte sich mit keinem Wort zu dem Thema.
Für den Gesundheitstag standen wie jedes Jahr eine Vorhalle, sowie ein Teil der Kantine zur Verfügung. Auf zwei Ebenen bot sich den Mitarbeitern ein Marktplatz an Attraktionen. Obwohl das Programm bis 15 Uhr angeboten wurde, strömten viele von Paul Hartmanns Kolleginnen und Kollegen bereits um 9 Uhr - zur Frühstückspause - zum Eingang. Eine regelrechte Völkerwanderung hatte eingesetzt. Manche hatten einige hundert Meter über das Werksgelände zurück zu legen. Aus allen Toren und Türen schienen Leute zu strömen. Einen Moment lang wurde unter den vieren die Überlegung diskutiert, wieder umzudrehen, um sich das Spektakel ein paar Stunden später erst anzusehen. Sie waren stehen geblieben. Wenige Schritte vor der Doppeltür die in die Kantine führte, standen sie mitten im Strom der Kolleginnen und Kollegen. Wie Felsen in der Brandung wurden sie umspült von denjenigen, die weniger zögerlich waren.
Die Morgensonne strahlte auf ihre Rücken, spiegelte sich in der vollverglasten Kantinentür. Im Innern war schemenhaft eine sich aufstauende Schlange an Menschen zu erkennen, die sich durch den Windfang drängte. Die letzten passten schon nicht mehr durch die Tür. Eine Kakophonie aus Geräuschen, vornehmlich Stimmengewirr, drang nach draußen zu den Wartenden. Eigentümliche, an laufende Maschinen erinnernde Töne mischten sich unter die Stimmen, das Getrappel von Schuhen, das Rascheln von Kleidern, leise Hintergrundmusik und etwas, das sich wie eine entfernte Lautsprecherdurchsage anhörte.
»Was steht ihr hier so rum, traut ihr euch nicht rein?« Die Stimme gehörte Horst Leibold, einem ihrer Abteilungskollegen aus dem Nachbarbüro. Er drängte sich zwischen den vieren hindurch, obwohl die Schlange sich bereits bis zu den Wartenden aufgestaut hatte.
»Wir überlegen nur, ob wir uns das antun wollen, oder ob wir später nochmal kommen.« Bernd Köhler drehte sich einmal um die eigene Achse, um die vor dem Eingang wartende Menge zu überschauen. Mindestens dreißig schätzte er mit einem schnellen Blick. Die Überlegung löste sich von alleine, denn die vier waren ein Hindernis, wie sie so direkt vor dem Eingang standen. Ganz langsam wurden sie immer weiter in Richtung der Türen gedrängt. Als hätten sie sich unausgesprochen ihrem Schicksal ergeben, ließen die vier sich weitertreiben, bis sie mit den anderen verschmolzen, die sich bereits in den Windfang drängten.
Paul Hartmanns Augen blieben an einem Plakat unmittelbar neben der inneren Tür haften. Werbung für einen Swinger Club ganz in der Nähe ihrer Arbeitsstätte, prangte dort an der Tür. Wo sonst der Speiseplan der Kantine hing, wartete heute eine nackte, mit großen Brüsten und gertenschlanker Figur auf ihn herabblickende Brünette. Die dichten Locken fielen ihr bis auf die Schultern. Eine Hand lag direkt unter ihrer linken Brust, die sie ein wenig angehoben hatte. Das Piercing durch die Brustwarze schien im Blitzlicht zu funkeln. Ihre Lippen waren zu einem Kussmund geformt. Leuchtend roter Lippenstift bildete einen scharfen Kontrast zu ihrer hellen Gesichtshaut. Sie stand auf halsbrecherisch hohen Stilettos.
Diese Frau am Eingang zur Kantine seiner Arbeitsstelle hängen zu sehen, war so surreal, dass Paul Hartmann einen Moment lang fasziniert stehen bleiben musste. Er starrte das Bild an, als zweifle er an seinem Verstand. Aber das Bild war kein Ergebnis seiner Fantasie, es hing tatsächlich dort. Wie zur Bestätigung hörte er eine weibliche Stimme dicht an seinem Ohr.
»Das ist doch verrückt, oder?« Sein Kopf ruckte herum. Er fühlte sich ertappt, das Plakat länger als notwendig angestarrt zu haben. Seine Augen erfassten eine große Blondine, etwa in seinem Alter, die er vage der Buchhaltung zuordnete. Ihre blauen Augen funkelten ihn verführerisch an, ehe sie wieder das Plakat fixierten. Aus den Augenwinkeln bemerkte er wie schlank, beinahe dünn sie war. Ihr Shirt war eng, es schmiegte sich straff an ihren Oberkörper. Ihre Brüste waren klein bis kaum vorhanden, der Rock nicht weniger eng als das Shirt. Ihre Beine erinnerten an dünne Stelzen, die in schwarzen Ballerinas endeten.
Nachfolgende Kolleginnen und Kollegen drängten sich an ihnen vorbei. Sie schienen dem Plakat weit weniger Aufmerksamkeit zu schenken, als Paul und die Buchhalterin das taten. Die Frage der Frau stand noch im Raum, aber da sie eher rhetorischer Natur gewesen war, sparte sich Paul die Antwort. Natürlich war es verrückt. Der Meinung war hier wohl jeder, sonst wäre der Andrang nicht so enorm.
„Sex am Arbeitsplatz“ als Motto einer Veranstaltung des Arbeitgebers. Sowas würde als Aufklärungsvortrag, oder als rechtlicher Appell seitens der Geschäftsführung durchgehen. Aber als Informations- und Mitmachangebot? Darunter konnte sich zurecht niemand etwas vorstellen. Die Frau neben Paul drängte sich weiter. Sein Blick verfing sich an ihrem Rücken. Durch das dünne Shirt schimmerte die Haut. Vermutungen bezüglich ihrer Unterwäsche anzustellen waren nicht nötig. Er folgte ihr, als würde der fehlende BH ihn magisch anziehen.
Hinter dem Windfang verteilte sich die Schar der Besucher schneller als befürchtet. Die Kantine bot sonst Platz für über 500 Personen. Die Verantwortlichen des Gesundheitstags hatten nicht gezögert, sich ausreichend Raum zu verschaffen. Die auseinanderströmenden Kolleginnen und Kollegen, die die einzelnen Stände, Boxen und abgehängten Bereiche ansteuerten, erinnerten Paul an eine Horde Einkaufswütiger. Montagmorgens um 8 Uhr sah es beim Aldi nicht anders aus.
Im Gegensatz zu den anderen, schien Paul nicht zu wissen, wohin er als erstes rennen sollte. Er nahm sich einen Moment Zeit, trat aus dem Strom der nachdrängenden Menschen heraus und blickte sich in der großen, zweistöckigen Vorhalle mit der Treppe und der Galerie um.
In einem weitläufigen Kreis, der tatsächlich an einen Marktplatz erinnerte, waren reihum verschiedene Angebote aufgebaut. Er sah Werbung für ein Massagestudio und fragte sich, wie sich das mit dem Motto des Gesundheitstags verbinden ließ. Der Swinger Club war mit einem Infostand vertreten. Die Brünette daneben sah der Frau auf dem Plakat verdächtig ähnlich. Auf jeden Fall war sie genauso spärlich bekleidet. Seine Augen fassten auch die angekündigten Mitmachaktionen auf. Was sich dort schon wenige Minuten nach der Eröffnung abzeichnete, sprengte seine kühnsten Erwartungen. Offensichtlich auch die seiner Kollegen, denn überall wo er hinschaute, blickte er in überraschte Gesichter.
Er fand die dünne Blondine aus der Buchhaltung wieder, die sich recht pragmatisch für die Tour im Uhrzeigersinn entschieden hatte. Gleich am ersten Informationsstand links vom Eingang, stand sie über eine Theke gebeugt. Dabei spannte sich der Rock so verführerisch über ihren kleinen Hintern, dass Paul das als Signal auffasste, um sich ihr anzuschließen. Bevor er die wenigen Schritte an den Stand zurücklegte, stach ihm das Plakat ins Auge, das offenbar das Motto der Box darstellte. Es war auf ein Flip-Chart aufgespannt:
„Der Anal Quicky – In zwei Minuten bereit für einen Arschfick.“
Paul Hartmann war sich einmal mehr sicher, in wenigen Sekunden aus einem feuchten Traum aufzuwachen. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Nachdem er sich durch den Trubel in die Reichweite des Standes gedrängt hatte, hörte er, wie die Frau hinter der Theke der Blondine gerade erklärte:
»…Sie können den Beutel dann einfach über den Restmülleimer entsorgen. Er ist absolut dicht. Sowohl gegen Auslaufen, als auch gegen Geruch. So sind sie innerhalb von zwei Minuten sauber und bereit für einen Arschfick.«
Sie hielt einen gelben Gegenstand in die Höhe, der wie eine Mischung aus Einmalhandschuh und Klistierspritze aussah. Die Spritze des Klistiers erinnerte an einen Miniaturstaubwedel mit dunklen, flauschigen Borsten. Sie schlüpfte in den Handschuh, hielt die mit einer Flüssigkeit gefüllte Handinnenfläche in die Höhe und wedelte mit der Spitze. Dann deutete sie eine Bewegung an, mit der sie sich das weich und biegsam wirkende Ende in den Hintern steckte. Dazu ging sie ein wenig in die Hocke. Sie trug einen Rock der bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichte. Während sie die Bewegung in ihren Arsch andeutete, verschwand der Gegenstand unter dem Rock. Dem Zuschauer blieb kein Vorstellungsspielraum, wohin die Borsten gehörten.
»Sie drücken ein wenig Flüssigkeit nach, warten einige Sekunden, indem sie den eingearbeiteten Beutel zusammengedrückt halten und dann loslassen. Durch den Unterdruck wird die Flüssigkeit wieder abgesaugt. Sie streifen den Handschuh über das Klistier und sind fertig.« Dabei zog sie die Hand zwischen den Beinen hervor, wedelte mit dem Gerät, das sich plötzlich wie durch Zauberhand innerhalb des nach außen umgestülpten Handschuhs befand. Dort wo die Bündchen eines normalen Handschuhs gewesen wären, war hier eine Art Zip-Verschluss wie bei Gefrierbeuteln. Sie zog ihn zu, drehte das ganze Ding auf den Kopf und wackelte damit hin und her.
»Somit ist es absolut dicht. Nichts kann auslaufen. Nichts riecht. Und Sie sind am Enddarm so sauber wie nach einem normalen Klistier, für das sie üblicherweise mindestens eine halbe Stunde Zeit brauchen würden.« Weil sie das Gerät nicht direkt benutzt, sondern seine Verwendung nur angedeutet hatte, löste sie den Zip-Verschluss wieder, stülpte den Gummibehälter wieder heraus und hielt ihn der Blondine aus der Buchhaltung mit verwegenem Gesichtsausdruck entgegen.
»Probieren Sie es aus. Es ist total einfach.«
Deutlich skeptischer als die Frau mit dem Gerät umgegangen war, griff die Blondine danach. Sie schlüpfte in den Handschuh und hielt ihn in die Höhe. Die flauschigen Borsten ragten nach oben zur Kantinendecke. Als sie Paul neben sich bemerkte, wandte sie sich um, wobei sich das Klistier so nah an seine Brust bewegte, dass Paul sich instinktiv zurücklehnte. Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der Blondine aus. Sie zwinkerte ihm zu und wandte sich dann wieder an die Frau. »Und jetzt einfach rein damit?«
Die Frau hinter der Theke nickte gelassen.
»Probieren Sie es aus.«
Auf der Theke lagen unzählige weitere „Anal Quickies“ in ihren Originalverpackungen. Teils übereinander, teils nebeneinander gestapelt. Die Handschuhe in unterschiedlichen Farben und anscheinend in unterschiedlichen Größen, wenn man den in großen blauen Lettern aufgedruckten Größenbezeichnungen glaubte.
»Hier?«
»Natürlich!«
Mittlerweile waren zwei Kolleginnen hinzugetreten. Paul kannte sie nicht. Sie standen schräg hinter der Blondine und schauten interessiert über deren Schultern. Mit einem schnellen Blick in alle Richtungen schaute die sich um. Die Halle war mittlerweile gut gefüllt. Stimmengewirr waberte durch den hohen Raum. Die Luft war erfüllt vom Geruch unzähliger Menschen. Von irgendwo drang ein intensives Stöhnen zu ihnen herüber, das sich in Anbetracht der Umgebung in der sie sich befanden, vollkommen falsch anhörte. Als wäre es eine Einbildung. Aber das Geräusch riss nicht ab, sondern wurde noch dramatischer.
Kein Zweifel. Irgendwo hatte eine Frau einen Orgasmus während ein paar Dutzend Kolleginnen und Kollegen akustisch daran teilnahmen. Mitten in der Kantine eines der größten Arbeitgeber in der Region.
Als wäre das Stöhnen ein Signal gewesen, fasste die Blondine sich Mut. Sie bückte sich mit dem Handschuh über ihren Fingern zwischen ihre Beine. Ihr Rock rutschte nach oben und entblößte dabei zwei knackig kleine Pobäckchen, die sich straff und stramm unter einem winzigen roten String Tanga abzeichneten. Sie führte die Borsten an ihren Hintereingang und drückte beherzt zu. Ein leises Stöhnen begleitete die Prozedur. Sofort schoss Blut in ihre Wangen. Mit verlegenem Gesichtsausdruck blickte sie unstet umher. Paul und die beiden Kolleginnen waren einen halben Schritt zurückgetreten, hatten die Köpfe zur Seite geneigt. Allesamt blickten sie ungeniert auf den freiliegenden Hintern der Blondine, die sich, der Aufforderung der Dame hinter der Theke folgend, ein wenig Flüssigkeit in den Darm spritzte und wartete. Ihr roter String stand in buntem Kontrast zum gelben Handschuh. Gestört hatte der Tanga keine Sekunde. In einer beinahe so anmutigen Bewegung wie sie sie gerade vorgeführt bekommen hatte, zog sie die Spritze wenige Sekunden später aus sich heraus. Sie wedelte mit dem Handschuh und fand - mindestens genauso überrascht wie alle umstehenden - den Inhalt plötzlich in dem nach außen gestülpten Handschuh vor.
Die Dame hinter der Theke grinste. In ihrem Gesicht stand der für Verkäufer so typische ‚Ich hab’s doch gesagt‘-Ausdruck zu lesen. Die Blondine schloss den Zip-Verschluss. Den Behälter hielt sie in die Höhe wie eine Trophäe. Sie schwenkte ihn nach links und rechts, als wolle sie sicherstellen, dass sowohl Paul als auch die beiden Kolleginnen ihren Selbstversuch zu würdigen wussten. Eine der beiden nickte indes mit sichtbar interessierter Miene, die andere suchte mit skeptischem Blick nach möglichen Spuren am Hintern der Blonden.
Die Frau hinter der Theke griff nach dem Behälter, nahm ihn der Blondine aus der Hand und warf ihn beiläufig in einen bereitstehenden Mülleimer. Hinter ihr, in einem schmalen mannshohen Regal, befanden sich in Plastikcontainern weitere, noch verpackte Geräte. Sie nahm zwei heraus und hielt sie den beiden Kolleginnen hinter der Blondine hin. Die mit dem skeptischen Blick schüttelte abwehrend die Hände und machte eine abschätzige Grimasse. Die andere griff zwar nach dem Gerät, hielt es aber so ungeschickt in den Händen, als hätte sie die Vorführung eben verpasst.
Die Blondine indes zupfte den Stretch Rock wieder über ihre Pobacken, was die Dame hinter der Theke zu einer Handbewegung in Richtung ihrer Bauchregion veranlasste.
»Sie können das Ergebnis auch gleich testen.« Dabei deutete sie auf einen neben der Theke aufgestellten, mannshohen Raumteiler, dessen Funktion sich Paul bislang nicht erklären konnte. Nun schon.
Denn die Dame hinter der Theke schloss auch ihn in die Handbewegung ein. Nachdem sie erst auf die Blondine gezeigt hatte, führte sie die Hand in seine Richtung, als wolle sie darauf aufmerksam machen, dass zufällig ein männlicher Kandidat zum Testen bereitstand. Wie zur Bestätigung deutete sie danach nämlich zu dem Flip-Chart, auf dem das Plakat mit der farbenfrohen Präsentation hing.
„Der Anal Quicky – In zwei Minuten bereit für einen Arschfick.“
Die Blondine hatte die Hände noch an den Pobacken. Für Paul hatte es den Anschein, als wäre sie gerade im Begriff gewesen, das Ergebnis selbst an sich zu testen. Einen Moment lang hatte es so ausgesehen, als wolle sie möglichst unauffällig einen Finger in ihren Hintern stecken. Als die Frau sie aufforderte das Ergebnis zu testen, hatte sie innegehalten. Dabei warf sie Paul einen vielsagenden Blick zu. In ihren Augen lag ein schelmisches Grinsen. Aber auch die selbe Verwirrung und das selbe Unglauben über diese bizarre Situation, die er selbst empfand. Gepaart mit einer Spur Abenteuerlust. Als wäre sie schon einen Schritt weiter, die Grenze aus Scham und Verklemmtheit zu überschreiten. Immerhin hatte sie sich gerade vor seinen Augen den Darm gereinigt. Wenngleich das zugegebenermaßen unauffälliger passiert war, als Paul es je sonst gesehen hatte.
Paul musste sich nicht lange umsehen oder umhören um festzustellen, dass andere Kolleginnen und Kollegen jene Grenze längst überschritten hatten. Oder gar gänzlich ohne sie auf diesem Gesundheitstag erschienen waren. Was er sah, machte die Situation umso bizarrer. Gleichzeitig aber auch hemmungsloser. Und er wollte sicher nicht zu den letzten gehören, die den Sinn und den Zweck dieser Veranstaltung verstanden hatten. Er spürte längst seinen Schwanz als steifes, hartes Hindernis in seiner Jeans. Die dürre Blonde in den Arsch zu ficken, wäre wirklich das letzte was er ablehnen wollte. Aber dass sie das mit ihrem Zwinkern andeutete, konnte doch nun wirklich nicht wahr sein. Oder etwa doch?
»Haben Sie Lust?«
Sein Mund war zu trocken um zu antworten. Das Leuchten in seinen Augen und das stumme Nicken, schien der Blondine als Antwort zu reichen. Ihre Mundwinkel formten ein strahlendes Grinsen, das Paul gleichzeitig eine Gänsehaut und eine Hitzewallung bescherte. Die Hand die sie nach seiner austreckte, war warm und trocken. Wie in Trance fühlte er sich hinter den Raumteiler gezogen, dessen heller, aber blickdichter Vorhang, die Frau hinter der Theke bereitwillig beiseitegeschoben hatte. Kaum dass Paul und die Blondine hindurchgetreten waren, schob die den Stoff wieder zurück.
Paul fand sich in einer seltsam intim anmutenden, engen Kabine wieder. Weitere Raumteiler waren gänzlich um eine Liege herum aufgestellt. Die Liege war mit grünem Kunstleder überzogen, sie erinnerte an die Untersuchungsliegen in einer Arztpraxis. Neben der Liege stand ein winziger Tisch, auf dem ein Wasserspender Platz gefunden hatte. Eine Batterie von ineinander gestapelten Plastikbechern stand daneben. Ein Spender für Frischetücher und ein Plastikeimer unter der Liege, rundeten das reichhaltige Inventar der Kabine ab. Von oben strahlte helles Neonlicht herunter. Hinter dem hellen Stoff verschwanden die anderen Besucher als unförmige Schatten. Noch am deutlichsten war die Frau hinter der Theke zu erkennen. Ihre Kleider setzten sich als pastellfarbene Flecken auf dem Stoff ab. Ihre Stimme drang gedämpft durch den Vorhang. Sie war die einzige die zu verstehen war. Sie schien den beiden verbliebenen Kolleginnen ergänzende Erklärungen zu ihrem Produkt zu liefern. Die Stimmen aller anderen, verschwammen zu einem Brei aus Geräuschen.
Auch die Blondine, deren schwacher Duft Paul in der engen Kabine verführerisch in die Nase stieg, hatte sich umgesehen. Viel zu sehen gab es nun wirklich nicht. In ihren Augen stand zu lesen, was auch Pauls Empfindungen waren. Konnte das alles hier wirklich wahr sein? An unserem Arbeitsplatz? An einem Donnerstagmorgen befinden wir uns in einer engen Kabine und wollen miteinander ficken, nachdem ich mir gerade den Hintern gereinigt habe und die halbe Belegschaft hinter einer papierdünnen Trennwand vorbeiläuft? In der Kantine unserer Firma?
»Zwickst du mich mal?«
Paul musste grinsen. Zur Bestätigung, dass er genauso dachte schüttelte er den Kopf.
»Ich glaube das auch alles nicht. Das gibt’s doch eigentlich gar nicht. Sex am Arbeitsplatz als Motto für den Gesundheitstag. Und dann all das hier?« Er machte eine allumfassende Geste, die lächerlich wirkte in der kleinen Box.
Draußen hörten sie die Frau gerade bedauernd jemandem erklären, dass die Testkabine momentan belegt sei. Es täte ihr leid, aber sie sollten sich einen Moment gedulden. Paul grinste noch breiter. Die Blondine fiel in das Lachen ein.
»Ich denke wir sollten uns beeilen.«
Paul nickte. Fast rechnete er mit einem beiseitegeschobenen Vorhang und der Aufforderung, sich nicht endlos Zeit zu lassen, das Ergebnis des Anal Quickies zu erproben. Beim Gedanken an den Namen und das Aussehen der Gerätschaft, musste Paul noch eine Spur breiter grinsen.
»Willst du das wirklich?« Über ihr Grinsen legte sich eine Spur Unsicherheit. Sie war ganz spontan zum Du gewechselt. In Anbetracht der Situation und dessen was sich anbahnte, sicherlich nicht unangemessen. Pauls Mund war immer noch so trocken, dass er glaubte das Klicken in seiner Kehle würde bis zu ihr hinüberdringen, als er schluckte und nickte. Er wusste nicht wie er das Verlangen nach ihr, das sich in Sekundenschnelle zu einem kaum beherrschbaren Trieb zu steigern drohte, ausdrücken sollte. Wenn es nicht in seinem Gesicht und seinen Augen abzulesen war, wie geil er auf die Blondine geworden war, kaum dass er den engen Raum betreten hatte, so hatte er zumindest einen handfesten Hinweis anzubieten. Kurzentschlossen griff er nach der Hand der Blondine, die lässig an ihrer Seite baumelte und führte sie an seinen steinharten Schwanz.
»Ich wollte noch nichts auf der Welt dringender als das hier«, hauchte er umständlich. So kompliziert der Satz auch seine Lippen passierte, so drängend schien es ihm, ihr mitzuteilen wie schlimm es um ihn stand. Die Berührung ihrer Hand zwischen seinen Beinen schien in beiden Gehirnen einen Schalter umzulegen. Kaum dass sie ihn berührt hatte, glomm ein Feuer in ihren Augen, das augenblicklich auf ihn überzuspringen schien. Eine Sekunde lang schien die Zeit still zu stehen, die Umgebung hinter den Trennwänden zu verschwinden. Die Geräusche verstummten, als hielten hundert Menschen inne und horchten, was hinter der Trennwand passierte. Selbst das Licht über ihnen schien sich zu verdunkeln. Dann brachen alle Dämme zwischen den beiden. Wie zwei ausgehungerte Raubtiere fielen sie übereinander her. Die Blondine riss am Gürtel seiner Jeans, während Paul ihren Rock nach oben zerrte, bis er sich um ihren Bauch spannte. Den roten String Tanga würde er einfach zur Seite schieben. Er war also fertig mit ihr und konnte ihr mit seiner Jeans helfen. Sie fiel mit samt seinen Shorts in seine Kniekehlen, während sie sich herumdrehte und sich mit den Händen auf die Liege abstützte. Ihr knackiger Apfelpo zitterte so verführerisch und einladend vor seiner Schwanzspitze, dass Paul einen Moment lang fürchtete, schon alleine von diesem Anblick auf ihre Pobacken zu spritzen. Er stöhnte so laut auf, dass er selbst zusammenzuckte. Sofort biss er sich auf die Lippen, aber er machte sich keine Illusionen, dass er nicht bis nach draußen zu hören gewesen war. Seine Schwanzspitze berührte den Schließmuskel seiner Kollegin und drang mit einer Leichtigkeit in sie ein, die ihn beinahe aufschreien ließ. Ihr ruckartig ausgestoßener Atem brachte den Stoff der Trennwand zum Zittern.
Ihr Hintereingang war so eng und trotzdem so geschmeidig, dass Paul sich regelrecht gemolken fühlte. Der Schließmuskel packte seinen Schaft so fest, dass er fürchten musste, die Vorhaut würde sich abschälen. Trotzdem war die Reibung so erregend sanft, dass er glaubte, sie hätte Gleitmittel am Hintern. Er hatte so seine Idee woran das liegen könnte, kam aber nicht dazu den Gedanken weiter zu spinnen, denn seine Kollegin erzitterte so heftig, dass ihre Knie gegen die Liege stießen. Sie kam mit einem gewaltigen Orgasmus, bäumte sich auf und spannte sämtliche Muskeln an. Auch ihre Pobacken und so glaubte Paul seinen Schwanz urplötzlich in einen Schraubstock gespannt, unfähig jeder weiteren Bewegung.
Er kam in derselben Sekunde mit derselben Intensität. Er pumpte ihr sein Sperma in den Darm, bis er glaubte seine Eier hätten sich zu vertrockneten Rosinen zusammengezogen.
»Herrje, was war das denn?«, keuchte er. Er erwartete keine Antwort auf die Frage. Ein wenig verlegen, dass er so schnell gekommen war, zog er sich aus ihr zurück. Er zuckte zusammen als hätte ihn der Blitz getroffen, weil plötzlich der Vorhang zur Seite geschoben wurde und ein Frauenkopf sich durch den Spalt drängte.
»Na, zufrieden?« Die Frau beantwortete sich die Frage selbst, indem sie Pauls feucht glänzenden Schaft in Augenschein nahm. Sie nickte. »So sauber, dass ich ihn gleich noch blasen würde.« Auf ihre Lippen legte sich ein Grinsen. Sie zwinkerte Paul zu und machte anstalten sich wieder zurück zu ziehen, hielt aber in der Bewegung inne und sagte noch: »Bitte beeilen Sie sich. Die nächsten warten schon.«
Damit war sie wieder verschwunden, der Vorhang wieder geschlossen. Pauls Kollegin hatte sich derweil aufgerichtet und wieder umgedreht. Auf ihren Wangen glühten rote Flecken. Sie atmete ein wenig abgehackt. Paul glaubte ein leichtes Zittern ihre Hände zu erkennen, während sie den Rock wieder über die Hüfte strich. Auch Paul machte sich schon wieder daran, sich die Jeans hochzuziehen. Etwas lag ihm auf der Zunge, wie ein Gedanke der kurz aufgeblitzt und sich dann wieder verflüchtigt hatte. Die Empfindungen der letzten Minuten brachen so intensiv über ihn herein, dass er sich regelrecht fremd im eigenen Körper empfand. Als stünde er neben sich und beobachte sich selbst. Eine Gänsehaut ließ ihn erschauern. Die Haare an seinen Unterarmen stellten sich auf. Seine Kollegin musste es bemerkt haben, denn sie nickte ihm zu.
»Das war ja mal unglaublich geil.« Auch sie musste sich räuspern, weil ihre Stimme kratzte.
»Da war irgendein Gleitmittel gleich noch mit dabei. Das Gefühl war der Wahnsinn.« Sie geriet regelrecht ins Schwärmen und starrte ihn an. Das war es, dachte Paul, was er vorhin bemerkt hatte. Das Gefühl an ihrem Anus war so intensiv und gleichzeitig so angenehm leicht gewesen, dass es mit der Grund war, warum er so schnell gekommen war. Er nahm sich vor das draußen anzusprechen. Seiner Kollegin aber nickte er nur zu. Unfähig auszusprechen, was er gerade empfand. Sie nahm es nicht als Beleidigung auf, dass er so wortkarg ihre Begeisterung herunterspielte. Seiner Miene musste sie entnehmen, dass er alles andere als gelangweilt von dannen ziehen würde. Sie grinste ob seiner Sprachlosigkeit.
»Ich bin übrigens Nina.«
»Paul.« Statt sich die Hände zu reichen, hauchte Nina ihm einen Kuss auf die Wange.
»Du bist aus der Buchhaltung, stimmt’s?« Sie nickte und nannte ihm das genau Abteilungskürzel.
»Ich nehme mir so ein Teil mit.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ruf mich an, wenn du in deiner nächsten Mittagspause Bock auf einen Arschfick hast.«
Paul musste lachen. Schon der erste Stopp auf diesem Gesundheitstag hatte völlig neue Erkenntnisse geliefert. Er konnte nur gespannt sein, was noch folgen würde. Fürs erste folgte er Nina nach draußen, wo er in die Gesichter breit grinsender Kolleginnen und Kollegen starrte, von denen er nicht alle kannte. Sie alle wussten, was hinter dem Vorhang passiert war. Erst hier draußen wurde den beiden richtig bewusst, dass sie nicht alleine gewesen waren. Die Schamesröte die beiden in die Gesichter schoss, sorgte nur noch für weitere Erheiterung bei den Umstehenden.
Während Nina für 10,99 Euro einen Anal Quicky mit zehn Ersatzhandschuhen und fünf flauschigen Aufsteckborsten erstand, die wie Paul erfuhr, mit einem neuartigen Gleitmittel nach Geheimrezeptur bestrichen waren, schlüpften zwei andere Kollegen hinter den Vorhang. Er kannte die Frau, nicht aber den Mann und spekulierte, ob sie wohl genauso spontan zusammengewürfelt waren, wie er und Nina. Als er sich umdrehte, trug sie eine Stofftasche mit der Werbung des Anal Quickies aufgedruckt in der Hand. Überschwänglich wedelte sie die Tasche zwischen sich und ihm hin und her. Sie zwinkerte ihm erneut zu, als wolle sie das Angebot von gerade eben nochmal unterstreichen. Immerhin waren fünf Ersatzborsten mit dabei. Paul lachte nickend auf. Wer würde sich das entgehen lassen wollen.
Gerade als sie scheinbar unentschlossen überlegten, wohin sie als nächstes gehen sollten, ob sie sich trennen, oder gemeinsam zum nächsten Stand schlendern sollten, erregte in Pauls Augenwinkel etwas seine Aufmerksamkeit. Er drehte sich herum und sah einen der geschäftsführenden Gesellschafter seiner Firma aus dem Windfang heraustreten. Er machte in etwa das selbe überraschte Gesicht, das alle Teilnehmer dieses außergewöhnlichen Gesundheitstags machten, sobald sie den Windfang verlassen hatten und das ganze Ausmaß dessen, was sich auf der Ankündigung so vage dargestellt hatte realisierten. Paul spürte Ninas Nähe an seiner Seite ohne sich nach ihr umzudrehen.
»Jetzt hat der Spuk gleich ein Ende«, murmelte sie mehr zu sich selbst. Aber Paul nickte. Er hatte genau denselben Gedanken gehabt. Ihr oberster Chef, begleitet von einer seiner beiden Vorzimmerdamen, war stehen geblieben. Sein Blick glitt über seine Lämmer und dem was sich vor seinen Augen abspielte. Was er sah, müsste ihn eigentlich auf der Stelle in einen kaum zu stoppenden Wutanfall ausrasten lassen. Die Dame an seiner Seite, wie immer in ein perfektes Kostüm gezwängt, die High-Heels auf Hochglanz poliert, die Frisur wie von Meisterhand gestylt, das makellose Gesicht dezent mit Make-Up verfeinert, raunte ihm etwas zu. Paul und Nina sahen wie ihr Chef wohlwollend nickte. Langsam wandte er sich dem Stand auf der für Paul genau gegenüberliegenden Seite zu. Hatte Paul beim ersten Stand begonnen, rollte der Chef das Feld sozusagen von hinten auf. Die Vorzimmerdame folgte ihm auf den Fersen.
Auch andere Kolleginnen und Kollegen hatten genau wie Paul und Nina bemerkt, wer die Kantine betreten hatte. Nicht wenige waren wohl im ersten Moment derselben Meinung gewesen, dass jetzt mit einem gewaltigen Donnerwetter, die Belegschaft zurück an ihre Arbeitsplätze gejagt werden würde. Mit derselben ratlosen Miene verfolgten unzählige seiner Kollegen, wie ihr oberster Chef sich mit zwei Herren angeregt an deren Stand zu unterhalten begann.
»Siehst du das auch?« Ninas Stimme war ein ungläubiges Flüstern. Wieder sah Paul sich zu nicht mehr in der Lage, als zu nicken. Die Situation wurde immer bizarrer. War Paul bis vor wenigen Minuten noch der Meinung, das hier basierte auf der Idee ein paar durchgeknallter und mit Kündigungssehnsucht ausgestatteter Kollegen aus dem Gesundheitsmanagement, wurde von Minute zu Minute offensichtlicher, dass diese Veranstaltung in ihrer ganzen Verrücktheit, offenbar von der obersten Geschäftsleitung geduldet und abgesegnet worden war. Als wolle ihr oberster Chef auch die letzten Zweifler noch überzeugen, griff er interessiert nach etwas, das ihm einer der beiden Männer am Informationsstand über den Tisch reichte. Es sah aus wie ein Kissen, war blendend rot und schien aus einem festen Material zu bestehen, so wie der Chef es anfasste.
Erst jetzt las Paul was auf dem Plakat stand, vor dem ihr Chef Halt gemacht hatte.
„Rücken-Fit. Die Missionarsstellung neu belebt.“
»Ob er die mit der Petry gleich ausprobiert?« Paul hatte sich Nina wieder zugewandt. Sie stand noch immer dicht an seiner Seite und beobachtete den Chef weiter interessiert. Sie zuckte die Schultern.
»Man munkelt, die Petry steht auf Frauen.« Mit einem Kopfnicken in Richtung der angesprochenen Vorzimmerdame fuhr sie fort. »Grundvoraussetzung für das Vorzimmer. Die Chefin spricht da wohl deutlich.« In ihrer Stimme schwang ein Lächeln. ‚Chefin‘ war die umgangssprachliche Bezeichnung für die als exzentrisch geltende Ehefrau des Geschäftsführers, die aber keinerlei Befugnisse in der Firma hatte. Nur ihr Einfluss auf den Ehemann, galt als richtungsweisend für manche seiner Entscheidungen.
Die Petry war neben ihrem Chef stehen geblieben. Interessiert hielt der immer wieder inne und sprach zu den beiden Männern hinter dem Tisch. Die gingen auf seine Fragen und Anmerkungen mit lebhafter Mimik ein. Einer der beiden Männer deutete auf Petry, die abwehrend die Hände hob und einen halben Schritt zurück machte. Sie knickte auf einem ihrer High-Heels weg und wäre beinahe gestolpert, konnte sich aber relativ elegant abfangen, einen peinlichen Sturz gerade noch abwehren. Schnell stand sie wieder sicher auf beiden Absätzen, ließ sich aber trotz offensichtlichem Drängen der beiden Männer, nicht wieder nach vorne bewegen. Erst ihr Chef, der sich nach ihr umgedreht hatte, macht ihr mit seiner ruhigen Autorität klar, worin ihre Aufgaben bestanden. Er sagte nur wenige Worte, seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Grinsen, aber dass er vollkommen ernst meinte, was er zu ihr sagte, war seiner Haltung zu entnehmen. Wie Butter in der Sonne schmolz Petrys Protest dahin. Sie glitt anmutig an den mit Handzeichen angedeuteten Platz neben dem Tisch. Der Handzeichen gebende kam um den Tisch herum und stellte sich hinter sie.
Unwillkürlich, wie durch unsichtbare Marionettenfäden gesteuert, waren Nina und Paul näher an den Stand herangetreten. Der Chef reichte gerade das Kissen, das er die ganze Zeit über in den Händen gehalten hatte, an den Mann hinter Petry. Es war mehr ein Keil als ein Kissen, wie sich bei näherer Betrachtung herausstellte. Während der Mann im Rücken von Petry etwas andeutete, verstanden Paul und Nina die ersten Worte.
»Es ist wie im Sport, wenn Sie Übungen auf dem Rücken machen, winkeln Sie auch die Beine an, um einen runden Rücken zu vermeiden. In der Missionarstellung tun gelenkige Frauen das auch, aber nicht jede ist dazu in der Lage. Hier hilft der Rücken-Fit.« Gerade drückte der Mann das Kissen in Petrys unteren Rücken. Die hohe Seite des keilförmigen Kissens befand sich auf ihrem Po, während die dünne Seite zu ihrem Rücken hin auslief. Man konnte sich durchaus vorstellen welche Funktion der Keil haben würde, wenn sie auf dem Rücken läge.
»Manch eine stopft sich einfach das Kopfkissen unter den Hintern«, murmelte Nina gedankenverloren, womit sie einmal mehr Pauls Gedanken aussprach. Der nickte ohne dass Nina das bemerkte. Der Mann hinter Petry schien ihre Gedanken lesen zu können, denn gerade setzte er dazu an, die Vorteile des Gelkissens, gegenüber einem herkömmlichen Kissen zu schildern. Zumal das normale Kopfkissen dann weiterhin benutzt werden konnte. Der Chef schien unsicher, ob das wirkliche einen Vorteil brachte. Er machte den Eindruck, als könne er sich nicht mal vorstellen, wozu das Kissen dienen sollte. Die Frage stellte er in seiner für ihn typischen, langsamen, beinahe trägen, immer ein wenig gelangweilt wirkenden Art.
»Und wozu soll das nun gut sein?«
Der Mann hinter Petry hielt einen Moment inne. Er schien zu überlegen, ob der Chef jetzt eine akademische Antwort im Stile einer Kraft- und Druckverteilung auf die einzelnen Skelettknochen erwartete, oder ob er schlicht mit den Basics zu kämpfen hatte. Ob er überhaupt wusste, wer da vor ihm stand? Offenbar bestätigte der Gesichtsausdruck, diese leicht dümmliche Art, mit der der Chef blicken konnte, seine Vermutungen und so antwortete er:
»Sie schieben das Gelkissen einfach in den Rücken und haben zwei Dinge gleichzeitig erreicht. Die Hüfte der Frau kommt ihnen entgegen und ihr Rücken wird gleichzeitig entlastet.«
»Zeigen Sie das mal.«
Petry ruckte zu ihm herum. Sie schaute ihn an, als hätte er gerade verlangt, dass sie sich nackt ausziehen sollte. Er winkte mit einer Handbewegung ab.
»Das interessiert mich jetzt. Nun machen Sie schon.«
Paul warf Nina einen schnellen Blick zu. Auch auf ihrem Gesicht hatte sich ein Grinsen eingestellt. Dass ihren Chef selbst so banale Dinge wie ein Kissen, dass eine Frau beim Ficken unter den Hintern schieben sollte überforderte, überraschte sie beide nicht. Er galt als der spießigste Zeitgenosse überhaupt. Das spiegelte sich nicht nur in seinem Aussehen wieder. Das heute - wie immer - aus der braunen Cordhose und dem dunkelblauen Jackett mit den abgewetzten Ellbogen bestand.
Spötter munkelten, diese Garnitur wäre die einzige in seinem Kleiderschrank.
Mittlerweile hatte sich eine kleine Menschentraube hinter Paul und Nina gebildet, die alle beobachteten, was sich um ihren obersten Chef herum abspielte. Mit sichtlichem Unbehagen folgte die Chefsekretärin gerade der Anweisung, sich mit dem Hintern auf die Tischkante zu setzen. Penibel darauf bedacht, dass weder der Bleistiftrock rutschte, noch das Jackett zerknitterte, war sie durchaus elegant auf die Kante gerutscht. Nun wurde sie aufgefordert sich auf den Rücken zu legen, was sie sichtlich aus der Fassung brachte. Ihre penibel geschminkte Gesichtshaut bekam unschöne rote Flecken. Aber sie beugte sich der Peinlichkeit und senkte den Rücken langsam auf die Fläche herunter. Dabei wusste sie nicht so recht, was sie mit den Beinen machen sollte. Wenn sie sie nachzog, würde man ihr ungehindert unter den Rock sehen können. Die Absätze auf den Tisch zu stellen ging ebenfalls nicht, weil sie direkt auf der Kante lag. Sie fand einen Mittelweg, indem sie die Beine auf Höhe der Kante, mit geschlossenen Knien vor sich in der Luft hielt, was ihre Bauchmuskeln nach wenigen Sekunden zum zittern und flattern brachte. Die Anstrengung würde sie keine halbe Minute durchhalten, dessen war Paul sich sicher. Obwohl ihre grazilen Bewegungen auf ein gutes Körpergefühl und einen trainierten Bauch schließen ließen.
Der Mann mit dem Rücken-Fit in der Hand, umfasste vorsichtig mit einer Hand beide nackten Fesseln. Bei der Berührung entfuhr Petry ein überraschter Ausruf. Die Hand des Mannes lag locker um ihre Knöchel, während er ihr sanft die Beine ein wenig zur Seite drehte. Die Berührung und die Bewegung ließen Pauls Schwanz auf der Stelle knallhart werden. So beiläufig sie passierte, so erregend wirkte sie auf ihn. Und nicht nur auf ihn, wie er mit einem schnellen Seitenblick bemerkte. Auch Nina und viele der anderen um ihn herum, hatten den Mund geöffnet und starrten die Szenerie an, als konnten sie ihren Augen nicht trauen. Die Selbstverständlichkeit mit der der Mann die Beine der Chefsekretärin umfasste, mit einer Pranke beide Beine gleichzeitig, hatte etwas so erregend intimes, dass Paul ein aufstöhnen gerade noch verhindern konnte. Während das Rücken-Fit an ihren Hintern geschoben wurde, drückte Petry die Hüfte nach oben. Dabei schien sie sich gänzlich gegen die Hand abzustützen, die ihre Beine hielt. Ihre Oberschenkel spannten sich unter dem engen Rock sichtbar an. Kaum war genügend Platz zwischen ihrem unteren Rücken und dem Tisch, wurde ihr das Gelkissen untergeschoben. Aber der Mann ließ ihre Beine nicht wieder los, auch nachdem sie sich wieder abgelegt hatte. Paul sah wie er mit dem Daumen über den Spann strich und die Kuppe das Leder ihrer schwarzen High-Heels streifte. Petrys Kopf ruckte nach oben. Sie musste an ihren eigenen Knien vorbeischauen. In ihren Augen las Paul blankes Entsetzen. Sie machte den Eindruck, als müsse sie sich mit den Augen überzeugen, dass sie das gerade eben gespürt hatte.
Was sie indes sah, bescherte ihren Beinen eine Gänsehaut, die selbst Paul und Nina aus zwei Metern Entfernung nicht verborgen blieb. Der Mann führte die freie Hand, die eben noch das Rücken-Fit gehalten hatte, an Petrys Wade und glitt mit den Fingerspitzen die Haut entlang zum Knie. Die Berührung an der Rückseite ihrer Beine war so sanft und zart, dass sie selbst Paul, der für so etwas normalerweise nicht empfänglich war, einen kalten Schauer den Rücken herunter rieseln ließ. Neben ihm stöhnte Nina leise auf. Sie war nicht die einzige. Im Umkreis von fünf Metern um die Szene herum, schien die Luft plötzlich zu vibrieren. Man spürte förmlich wie Menschen den Atem anhielten. Als hätte die Berührung einen Schalter umgelegt, schienen alle Geräusche plötzlich gedämpft zu sein. Petrys Oberkörper begann unkontrolliert zu zittern. Eine Folge der Anstrengung, mit der sie den Oberkörper, ähnlich einem Sit-Up vom Tisch angehoben hatte. Um ihre angewinkelten Knie herum starrte sie auf die Hände des Mannes. Ihre Augen huschten einen Moment nach links zu ihrem Chef, aber von dort schien keine Hilfe zu kommen. Er starrte nicht weniger gebannt auf die Hand, die das braungebrannte Bein seiner Sekretärin entlangwanderte. Paul sah einen winzigen Augenblick, wie seine Zunge über seine Lippen huschte. So schnell und so blitzartig wie bei einem Chamäleon.
Pauls Aufmerksamkeit wurde sofort wieder an den Tisch gezogen, wo der Mann zwar das Streicheln eingestellt hatte, stattdessen aber nun mit jeder Hand einen Knöchel umfasste. Langsam, gemächlicher als in Zeitlupe, führte er die Hände nach außen, was dafür sorgte, dass Petrys Beine sich immer weiter öffneten. Er machte es so langsam, dass Paul verrückterweise glaubte, das Quietschen einer eingerosteten Türangel in den Ohren zu hören. Er musste schmunzeln über diesen eigentümlichen Zusammenhang, den sein Gehirn bei diesem Anblick herstellte. Dabei kam ihm das in den Sinn, was Nina vorhin über Petry gesagt hatte. Die Vermutungen, dass sie mit Männern nicht viel am Hut hatte. Wie es scheint, wird sich das schnell herausstellen, dachte er. Er sollte sich noch wundern wie schnell.
Nachdem der Blick zwischen ihren Beinen hindurch freigeworden war, sank die wieder auf den Tisch zurück. Ihr zuckender Oberkörper beruhigte sich aber nur langsam. Offenbar sorgte mehr als nur die Anstrengung dafür, dass sie zitterte. Kein Wunder, dachte Paul. Der Blick mit dem die beiden sich zwischen Petrys nackten Knien hindurch fixierten, sorgte dafür, dass die Luft zu knistern schien.
Ihre Beine zuckten als könne sie sich nur mit Mühe zurückhalten sich frei zu strampeln.
Ungeachtet der sichtlich schockierten Miene von Frau Petry, wanderten die Hände des Mannes langsam von den Knöcheln an den Innenseiten ihrer Waden nach oben. Als die Hände an ihren Knien angelangt waren, drückte er ihr die Beine auseinander, bis sie im rechten Winkel zueinanderstanden. Ihre Beine zitterten im Gegendruck den sie ausübte. Wer nahe genug an der Szene stand konnte sehen, wie sich ihre Miene krampfhaft zwischen Anstrengung und gespielter Gelassenheit bewegte. Sie versuchte mit aller Macht ihre Würde zu bewahren. Sich loszustrampeln und schreiend vom Tisch zu springen, kam offensichtlich nicht für sie in Frage. Sie schien darauf zu hoffen, dass der Chef einschreiten würde.
Der Mann drückte weiter gegen ihre Knie. Der enge Rock begann nach oben zu rutschen, aber noch waren es nur die, die direkt davorstanden, die etwas zu sehen bekamen. Ein Raunen ging durch die Zuschauer, als der Rock soweit hochgerutscht war, dass ein weißes, sehr schmales Höschen zum Vorschein kam, das sich über einen der ausgeprägtesten Venushügel spannte, den Paul jemals gesehen hatte. In Anbetracht ihres flachen Bauches und ihrer strammen Schenkel schien sich das Höschen über die Erhebung zu spannen, als hätte Christo versucht, das Wahrzeichen Australiens mit einem weißen Laken zu verhüllen.
Obwohl längst klar, was die Funktion des Rücken-Fits war, machte der Mann keine Anstalten seine Demonstration zu beenden. Auf Petrys Miene spiegelte sich grenzenlose Abscheu. Das Funkeln in ihren Augen deutete darauf hin, dass sie die Situation nicht mehr länger erdulden wollte. Nur der Ausweg schien ihr noch nicht ersichtlich.
»Frau Petry.« Die Stimme vom Chef war leise, aber für die meisten, die ziemlich weit vorne standen gut zu verstehen. Er sprach es aus, während seine Augen sich nicht von dem Hügel zwischen ihren Beinen lösen konnten. Unwillkürlich machte er einen Schritt auf sie zu. Die Menge hielt den Atem an. Man hätte eine Stecknadel in der Kantine fallen hören können. Fast schien es, als hätte man auch in den entferntesten Winkeln mitbekommen, was sich hier am Stand des Rücken-Fits anbahnte. Wie in Trance machte der Chef einen weiteren Schritt auf seine Sekretärin zu.
Als er die Hand ausstreckte sog Nina neben Paul erschrocken die Luft ein. Einen Moment schien es, als würden seine Finger den Venushügel berühren wollen, doch er wollte nur nach ihrer Hand greifen. Er nahm seine Sekretärin bei der Hand und zog daran. Sie gab dem Zug nach, ihr Oberkörper löste sich vom Tisch, sie hockte einen Moment aufrecht, aber weil der Chef einen halben Schritt zurückgetreten war und nicht aufhörte an ihrem Arm zu ziehen, rutschte sie von der Tischkante und landete auf den Füßen. Der Knall den ihre Absätze auf dem Kantinenboden verursachte, hallte wie ein Peitschenhieb durch den hohen Raum. Der Mann zwischen ihren Beinen war rechtzeitig beiseitegetreten.
»Ich habe es verstanden«, sagte der Chef zu niemand bestimmtem. Sein Blick war seltsam verklärt auf Frau Petry gerichtet. Es war als hätte man einen Eimer kaltes Wasser über die gesamte Zuschauerschar geschüttet. Kollektives Raunen begleitete den Moment, in dem die Petry sich den Bleistiftrock glattstrich, der ihr beim Aufstehen wie von Zauberhand über die Schenkel gerutscht war.
»Shit«, entfuhr es Paul. Das Raunen der Kollegen unmittelbar um ihn herum, wurde zu einem zustimmenden Knurren. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein.
Am Stand hatte der vom Chef zur Seite gedrängte Mann, den Rücken-Fit vom Tisch genommen. In seiner Miene stand herbe Enttäuschung. Niemand würde mehr erfahren, wie weit die Demonstration gegangen wäre. Selbst die Petry blickte einen Moment überrascht, ehe sie ihre Miene wieder unter Kontrolle hatte. Sie suchte den Blick des Chefs, der die Augen nicht von ihr gelöst hatte und nickte ihm zu.
Um Paul herum lösten sich die Schaulustigen langsam auf. In Bezug auf Petry und ihren Chef gab es nichts mehr zu sehen. Vorerst. Das wurde auch Paul bewusst, der sich nach Nina umdrehte. Ohne sich extra verständigen zu müssen, wandten sie sich vom Rücken-Fit Stand ab. Schlenderten an eine Box, die gerade nicht allzu sehr bevölkert war.
„Bionagra - Die gesunde Alternative“, stand auf einem schwarzen Banner in leuchtend blauer Schrift.
Hinter der Theke stand eine in den Farben des Banners gekleidete Frau. Der Minirock schwarz, das kurze bauchfreie Top leuchtend blau. Die Theke war mit einer schwarzen Decke ausgelegt, auf der im selben Blau leuchtende Becher eingeschenkt waren. Kleine Shotgläser aus Plastik, zur Hälfte gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit. Prospekte und Infomaterialien lagen aus. Kaum waren Nina und Paul an die Theke getreten, nahm die Frau in dem grellen Outfit sie schon in Beschlag.
In einem auswendig gelernt klingenden Schnellvortrag, erfuhren Nina und Paul, dass Bionagra eine gesunde Alternative zur klassischen Potenzpille sei. Kaum dass Paul diese Information gespeichert hatte, wurde ihm auch schon ein Shotglas zur Probe gereicht.
Skeptisch an der Flüssigkeit riechend, nahm Paul das Gläschen entgegen. Die aufmunternden Blicke der grell geschminkten Dame ließen keinen Zweifel daran, dass er das fragwürdige Zeug in sich hinein kippen sollte. Noch einmal schnupperte er eher zurückhaltend an der Flüssigkeit. Sie roch schwach nach Minze, hatte sonst aber keinen nennenswerten Charakter. In klare Gläser abgefüllt, wäre sie so unscheinbar gewesen wie Wasser.
Zwei weitere Kollegen waren hinter Paul getreten. Interessiert sahen sie ihm dabei zu, wie er mit der Flüssigkeit vor seiner Nase hantierte. Auf Geheiß der Frau nahm einer von ihnen ebenfalls ein Shotglas in die Hand, zierte sich aber nicht weniger als Paul, die Flüssigkeit ihrem Bestimmungsort zuzuführen. Erst als die Blicke von Paul und seinem Kollegen sich trafen, siegte die Neugier und der männliche Stolz. Wir kneifen doch nicht vor ein bisschen Wasser, sagten sie sich mit stummen Blicken. Der Kollege zuckte die Schulter, woraufhin sie gleichzeitig den Inhalt des Glases in den Mund kippten. Der Minze Geschmack fand sich auch auf der Zunge wieder, ansonsten schmeckte das Zeug eher neutral, wie der Kollege feststellte, nachdem sie es geschluckt hatten. Der zweite Kollege schaute gebannt in das Gesicht der beiden und auch Nina fixierte sie, als würden ihnen auf der Stelle Hörner aus der Stirn wachsen. Dann wandte sie sich schmunzelnd einen guten Meter tiefer und starrte auf Pauls Unterleib.
»Tut sich schon was?«, feixte sie, ein Lachen kaum zurückhaltend.
Paul verzog skeptisch die Mundwinkel, was so viel bedeuten sollte wie „Ich spüre Garnichts.“
Jetzt sah die Dame hinter der Theke sich in der Pflicht das Heldenstück zu kommentieren.
»Warten Sie noch einen Augenblick«, meinte sie aufmunternd. »Im Normalfall setzt die Wirkung binnen fünf Minuten ein. Je nach Verfassung und Konstitution des Mannes, hält sie eine halbe bis dreiviertel Stunde an.« Sie blickte effektheischend in die Runde, bevor sie nach einer dramatischen Pause fortfuhr. »Das ganze können Sie bis zu vier Mal wiederholen. Höher sollte die Dosis aber nicht werden.«
»Sonst?«, fragte der Kollege der noch kein Bionagra geschluckt hatte.
»Sonst verhält es sich wie bei anderen Potenzmittel auch. Das Risiko ist weniger die Überdosierung des Mittels selbst, sondern die Auswirkungen auf den Körper, die die lange Wirkung mit sich bringt.«
»Uih«, machte der Kollege neben Paul plötzlich. Die Dame blickte ihn über die Theke hinweg, mit einem wissenden Lächeln an, das zeigte, wie überzeugt sie von ihrem Produkt war. Paul spürte noch überhaupt nichts und wandte sich deshalb an den Kollegen.
»Du spürst was?«
Er erhielt keine Antwort. Der Blick des Kollegen verklärte sich, als würde er alle Konzentration darauf verwenden, in seinen Körper zu hören.
»Sie müssen zusätzlich noch bedenken«, führte die Dame weiter aus, »dass Bionagra als einziges Mittel dieser Art eine eigenständige Erregungsfunktion besitzt. Wenn Sie Viagra, oder Generika davon einnehmen, stimuliert sie das Mittel nicht ohne Fremdeinwirkung. Soll heißen, wenn sie sich selbst nicht durch äußere Einflüsse, oder entsprechende Reize erregen, passiert auch nichts. Bionagra dagegen stimuliert ihre Erregungsleitungen und erregt sie auch ganz ohne eigene Anstrengung.«
»Man wird also nur durch das Trinken von dem Zeug geil«, fasste der Kollege der sein Shotglas noch in Händen hielt, die Ausführungen zusammen. Die Dame nickte mit einem Lächeln.
»So kann man es auch ausdrücken.«
Offenbar war das Überzeugung genug, denn der Kollege kippte seinen Becher in einer dramatisch überzogenen Bewegung in den Hals, indem er ihn an die Lippen führte, den Kopf in den Nacken warf und den Inhalt senkrecht von oben in den Mund rauschen ließ.
Fehlte noch ein genüssliches ‚Aaah‘, mit dem er den Becher wieder auf die Theke stellte. Vielleicht war er im Begriff gewesen es zu tun, wurde aber wie alle von dem plötzlichen Ausruf des anderen Kollegen abgelenkt.
»Heilandsack«, entfuhr es dem laut. Sein Mund blieb überrascht offenstehen, sein Blick flackerte unstet umher. Noch immer schien er abwesend in sich hinein zu horchen. Das Lächeln der Dame hinter der Theke wurde zusehends breiter, als wäre sie ihm in seiner Erkenntnis schon einen Schritt voraus.
»Es wirkt«, murmelte der
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(AutorIn)
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GhostWriter
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Super schön geschrieben und leicht zu lesen«
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Sehr gut geschrieben und inhaltlich mit viel Phantasie. Toll!«
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warum gab es sowas in meiner Firma nicht.
Sehr gut in sehr guter Sprache geschrieben, eine gute Spur Humor dabei und viel Stoff fürs Kopfkino.
Bitte bitte mehr davon.«
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Ich bestelle dann schon mal 5 Analquikies und eine Flasche Bionagra!
:D«
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Die Umsetzung: klasse.«
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