Der Gitarrenspieler
von Michael
Zweiundvierzig. Gut, noch einen Tag einundvierzig, aber dann zweiundvierzig. Aber dieser eine Tag tröstet kaum, wenn man alles tut, um wie zwanzig auszusehen. Oder wenigstens nicht wie zweiundvierzig.
Das Badezimmer gab sich perfekte Mühe, Römisch zu wirken. Weiße Säulen stützen die hohe Decke, umrahmten dabei die hell gekachelten Wände und ließen keinen Zweifel daran, dass der Erbauer ein von seinen schieren Ausmaßen her feudales Badezimmer noch feudaler aussehen lassen wollte. Neben der Wanne, die bequem drei Personen Platz bot und dies auch gelegentlich tat, gleich an den Schminktisch anschließend, vergrößerte ein deckenhoher Spiegel den Raum um das Doppelte.
Die Doktorin blickte in das Spiegelbild und dachte: "Zweiundvierzig", wobei sie die Zahl langsam dachte, so wie man eben Zahlen wiederholt, die Unbehagen hervorrufen.
Sie besah lange ihr Abbild gegenüber, und je länger sie das tat umso unzufriedener wurde ihr Gesichtsausdruck, wo erst kleine Wellen über dir Stirn glitten entstanden bald Berge und Täler aus Gram.
Ein neutraler Beobachter, so er denn bei ihrem Anblick hätte neutral bleiben können, hätte Gram sicher als unpassende Regung empfunden. Ein fast manischer Körperkult, das ständige Ertüchtigen in allerlei Sportarten und schlicht wohlmeinende Gene hatten die Doktorin zu einer Weiblichkeit verholfen, die wahrscheinlich jedem Mann den Kopf verdrehen ließen. Zumindest den Männern, die solche Frauen mochten. Ein Chirurg perfektionierte einst das Kunstwerk Doktorin und vergrößerte, straffte, prallte das, was ohnehin schon groß, straff und prall gewesen war.
Hätte die Doktorin zugelassen an all die Männer zu denken, die ihr offen verfallen waren, wäre ihr Gram wohl in einem zufriedenen Schmunzeln zerfallen. Aber die Doktorin sah nur Details. Da ein Ansatz von kleinen Dellen, dort eine Hüftlinie die idealer sein könnte.
Während die Doktorin sich dem hingab was jeder Frau in die Wiege gelegt wurde, nämlich der immerwährenden Unzufriedenheit, bleibt uns Zeit uns etwas umzusehen.
Jeder der anderen Räume stand dem Bad in Bezug auf Feudalität nicht wirklich nach, Raum zu schaffen wurde in den Zeiten der Erbauung des Hauses noch wörtlich genommen. Gehen wir durch die Hallen so umfängt uns ein Gefühl von fast fürstlicher Größe und Reichtum, so wie es eben solche Räume zu tun pflegen. Auf dem Kaminsims im Salon stehen stumme, fotografische Zeugen dessen, wie es zur Erschaffung der Doktorin kam.
Links der erste und letzte Ehemann. Glückseligkeit und Drama. Reicher, sehr reicher Arzt heiratet schöne, sehr schöne Studentin. Die große Liebe. Zwei Kinder werden geboren. Die Aussicht auf ein Leben in Sicherheit und abgeschirmt von den Unwettern des normalen Lebens. Erste Zweifel die sich aber gegen die Bequemlichkeit nicht durchsetzen können. Dann der katastrophale Einbruch der Realität, der Arzt vergnügt sich mit der Arzthelferin, dann geht er nach Südafrika. Immerhin, das Haus konnte er nicht mitnehmen, sowohl rein physikalisch, als auch scheidungsrechtlich.
Daneben Tochter und Sohn, der ganze Stolz. Aber beide nur als Foto anwesend, neue Adresse Kapstadt. Dafür oft E-Mails mit Grüßen.
Dann Bettina, Doris und Katja, fröhlich strahlend. Die Ersatzfamilie. Seit Jahren an ihrer Seite, gute, gute Freundinnen.
Drehen wir uns, sehen wir die Couch vor dem Kamin, daneben ein Tischchen, darauf eine Flasche Rotwein und ein Glas.
Die Doktorin schwebte herein, gehüllt in einem zarten, sehr zarten Nachtkleidchen, schwebte weiter ohne Umwege zur Couch und streckte sich bequem darauf. Ihre Hände richteten ihr verführerisches Gewand, als ob sie fotografiert werden sollte. Sie mochte eben Details.
Mit einer fließenden Bewegung goss sie Wein in das Glas, nahm das Telefon zur Hand und verharrte. "Jürgen", dachte sie, "Jürgen ist ein guter Zuhörer. Ein ganz Netter. The Soul Doctor." Sie drückte die Tasten, nur um den Versuch gleich zu beenden. Jürgen würde ihr Selbstwertgefühl nicht aufbauen. Sie würde mit all den schlechten Gedanken zu Bett gehen. Nein. Nicht Jürgen.
Sie tippte. Sie hörte. Sie lächelte. Sie säuselte ins Telefon und spielte dabei mit ihren Locken. Sie fühlte sich sexy. Sie legte zufrieden auf. Sie freute sich, sich für Alan entschieden zu haben. Alan war nicht eloquent, bis auf eine bemerkenswerte Ausnahme im Bereich Komplimente, aber er war wie dazu gemacht, ihr das Gefühl zu geben eine einzigartige Göttin zu sein. Und das würde ihre Laune heben. Und Alan war ein Mann für das Eine. Groß gewachsen, athletisch, weiß blitzende Zähne umrahmt von dunkler Haut.
Sie sprang fröhlich auf und wartete auf das Klingeln der Tür.
Am anderen Ende der Stadt, in einer kleinen Mansardenwohnung, ging der Gitarrenspieler mit wankendem Schritt in sein kleines, wirklich kleines Bad und trat unter die Dusche. Er war zufrieden. Er war sich sicher gewesen, schon seit Wochen, dass er diese Blume einmal pflücken würde, und heute hat er es getan. Die Blume war seine Schülerin, schmal, dünn, elfenhaft, jung und schön. Kurz dachte er darüber nach, ob er wieder eine Rüge der Mieter unter ihm bekommen würde, die Blume war laut gewesen. Er schmunzelte als er feststellte, dass eine solche Rüge doch eher einer Auszeichnung gleich kam.
Abgetrocknet ging er in die kleine Küche, öffnete ein weiteres Bier und zündete sich eine Zigarette an, zog den Rauch tief ein. Die Blume stand im Rahmen der Küchentür, in ein Laken gehüllt, mit zerzausten Haaren und mit diesem Gesichtsausdruck gerade erlebter Befriedigung. Sie zündete sich ebenfalls eine Zigarette an, zog ebenfalls tief, strich sich durch die Haare, setzte sich dann verkehrt herum auf den weißen Küchenstuhl, stützte ihre Arme auf der Lehne, von der der Lack abblätterte, ab und besah ihren Lehrer.
Der lehnte sich, noch immer nackt, an die kleine Küchenzeile, beobachtete den Blick seiner Blume. Sie sah nachdenklich auf den herabhängenden Lehrerpenis. Sie fühlte Verwunderung, das dieser Penis da in ihr gewesen ist, und das aus zweierlei Gründen: erstens war es der Penis ihres Lehrers und Lehrerpenisse sind irgendwie tabuisiert; zweitens war sie sich bis vor kurzem nicht bewusst welches Fassungsvermögen ihr Unterleib zu haben schien. Nun, sie hatte zu Letzterem mäßig viele Erfahrungen gemacht, so dass ihr ein Vergleich nicht unmöglich war, allerdings war das einzige Lebewesen mit größerer Ausstattung, dass ihr einfiel, das Pferd dass sie gelegentlich pflegte.
Die nächste Stunde verging mit etlichen Bekundungen ihrer Verwirrtheit und endete mit ihrem panischen Verschwinden, um den Bus noch zu erwischen. Noch auf der Heimfahrt würde sie Manu erzählen, was sie erlebt hatte, wie sie es erlebt hatte und wie groß er war. Manu würde zuhören, kichern und den Plan aushecken, Gitarre zu lernen.
Der Gitarrenspieler wusste das, lächelte zufrieden und ging durch die sommerliche Nacht zu seinem zweiten Wohnzimmer, namentlich die kleine Kneipe unten am Fluss. Er fühlte sich ausgezeichnet, er hatte gejagt und Beute gerissen, und er mochte die Jagd und das Reißen von Beute. Und nur das. Die Beute selbst wollte er nicht behalten, das war eindeutig das Metier von Anderen. Im Laufe der Jahre hatte er seinen Instinkt verfeinert. Er konnte nicht jede Frau haben. Niemand kann das, wusste er, und wer es behauptet hat es einfach nicht verstanden. Aber er wusste welche Frauen er haben konnte und hatte er eine von diesen ausgemacht, so musste er sie jagen.
In der Villa hallten die Schreie der Doktorin durch die edlen Räumlichkeiten. In das Laken gekrallt, kniend, den Hintern herausstreckend ließ sich die Doktorin von ihrem Schönen nehmen. Sie ließ sich nehmen ist hier der richtige Ausdruck, denn sie gab sich gerne hin, genoss es, einen aktiven Mann zu haben.
Das Bett, auf dem sich die Doktorin in den siebten Himmel stoßen lies, war stummer Zeuge vieler solcher Eskapaden. Es hat mehrere Männer gesehen, die einer betrunkenen, frisch geschiedenen Doktorin reihum ihr bestes gaben und damit für den endgültigen Abschied seines Besitzers von der Vergangenheit sorgten. Es sah die beste Freundin der Doktorin und sie selbst im Rausch der Lust. Es sah seinen Besitzer weinen, lachen und schreien.
Als die Doktorin erwachte, war es vier Uhr morgens. Ihr Beglücker war verschwunden, was sehr gut war und sie versicherte sich durch einen Blick ins Halbdunkel, dass er es auch ganz sicher war. Dann stand sie auf, griff nach den Zigaretten und zündete eine davon an. Sie nahm dazu ein Streichholz, da ein gewöhnliches Gasfeuerzeug bei weitem nicht so intensiv brannte. Sie mochte eben Details.
Sie lief nackt durch den Salon, hinaus auf die Terrasse, wo sie von einem warmen Wind begrüßt wurde. Sie war wieder versöhnt mit sich und ihrem Alter. "Danke Alan", dachte sie und fühlte sich als begehrte Königin.
Der Gitarrenspieler ging am nächsten Tag seiner Arbeit nach, ganz so, wie er es immer tat. Er erledigte seine Aufgaben wie immer, flirtete wie immer, fluchte und lachte wie immer. Dann machte er Feierabend wie immer. Die Nachrichten, die ihm sein Handy auf der Heimfahrt mitteilte, waren viel versprechend.
Irina. Sie war Russin. Sie war drall. Sehr drall! Sehr leidenschaftlich. Und immer etwas vom Wodka beseelt. Sie begrüßte den Gitarrenspieler mit einem Kuss auf die eine Wange, dann einem Kuss auf die andere Wange und einem abschließenden, versichernden Griff in seinen Schritt. Als sie sicher war, dass dort alles zur Zufriedenheit beschaffen war, bat sie ihn herein, lief vorneweg zum Balkon. Der Gitarrenspieler folgte ihr, breit lächelnd. Die Wohnung war schlicht überladen mit kleinen Tischchen, bunten Tüchern, seltsamen Bildern, hohen Teppichen. Hätte man jedoch auch nur eines dieser Accessoires entnommen, so wäre das ganze Ensemble zusammengebrochen.
Ihre Wodkaküsse waren so russisch wie ihr Akzent, den sie fast absichtlich zu nutzen schien. Zumindest war sie seiner Wirkung bewusst. Sie machte keinen Hehl aus dem, was sie wollte. Sie wollte einen Schwanz und wenn möglich einen großen. Der Gitarrenspieler ließ sie gewähren, als sie ihr Objekt der Begierde freilegte, und sie tat es unter ständigen Bekundungen ihrer Lust. Der Gitarrenspieler beobachtete ihre Hände gern, denn sie waren klein, mit kurzen Fingern und der Anblick dieser kleinen Hände um sein Gemächt gefiel ihm sehr. Er mochte Details.
Irina mochte den Schwanz des Gitarrenspielers. Ganz einfach. So wie es Hasen, Löwen und Stiere unter den Männern gibt, so teilen sich die Frauen eben auf in Häsinnen, Löwinnen und Kühe. Hasen und Tiger konnten Irina keine Lust bereiten, sie brauchte einen Stier. Und diesen versenkte sie gerade mit wohligem Grunzen in sich.
Der Gitarrenspieler schloss die Augen und dachte kurz an den Abend zuvor, wo er auf eine Häsin getroffen war, erinnerte sich kurz an das viel Zeit erfordernde erste Eindringen, an das schmerzliche Wimmern der Hasenschülerin. Er lächelte, öffnete dann die Augen und sah der Russin zu, wie sie sich seiner bediente. Noch nie hatte er eine Frau getroffen die so intensiv roch. Nicht ihr Parfum oder ihre Zigaretten oder ihr Alkohol. Ihre Säfte rochen. Rochen nach Weib. Und er mochte eben Details.
Die Doktorin nahm sich zwei Straßen weiter ihren letzten Patienten vor. Sportmedizin war eine glückliche Fügung des Schicksals für sie. Als Chirurg hätte sie nach ein paar Tagen das Handtuch geworfen, für einen niedergelassenen Arzt wären ihre Kenntnisse nicht ausreichend gewesen. Also Sportmedizin. Eigentlich, dachte sie, behandelt man dabei nur Gesunde. Kein Leid, keine fatalen Krankheiten, kein Erbrechen.
Der Patient war eine Patientin und jung. Sie hätte sich lieber einen vor Muskeln strotzenden Sportler, vielleicht einen Schwimmer, gewünscht, einen mit strammen, knackigen Po und kräftigen Beinen. Manchmal, wenn ein solcher Mann zur Behandlung kam, nutzte sie ihre Position natürlich aus. Sie legte dann ihre Hand zur Abstützung lange auf solche hinreißenden Pos oder Schenkel oder Rücken. An besonderen Tagen auch auf einladend ausladend gefüllte Slips. Aber heute war es Frau Mescher, 23, schlank, Modelfigur.
Die Doktorin empfand sich auch dem gleichen Geschlecht hingezogen. Sie hatte noch nie den Mut, diese Laune auszuleben, aber sie wusste dass es einmal passieren könnte. Aber eben nur könnte. Frau Meschers kleine Zerrung der Wade war schnell behandelt. Die Doktorin bemerkte dabei neidvoll Frau Meschers jugendliche Haut und ebenso neidvoll ihre kleinen, festen Brüste, die so sehr Ausdruck der Jugend waren. Zeitgleich beneidete Frau Mescher die beiden Brüste der Doktorin, die sich deutlich durch den Stoff ihres Kittels drückten; die Nippel deutlich abzeichnend. Frau Mescher litt unter ihrer ach so kleinen Oberweite. Nehmen wir wieder den Standpunkt des neutralen Beobachters ein, so bliebe uns nur die einfache Erkenntnis, dass uns immer nur das, was wir nicht haben, als schön und gut erscheint.
Der Gitarrenspieler verlies das alte Mietshaus in Richtung Fluss, während Irina in einen tiefen Schlaf viel, müde vom Alkohol und erschöpft von der Liebe. Nach der Brücke lief er hinunter zu den Wiesen, immer am Fluss entlang. Er mochte diesen Teil der Stadt, da hier keine Stadt war, die Illusion des Spazierens in unberührter Natur war hier perfekt. Er wurde sich seiner Sucht bewusst. Das wurde er oft. Irina trank Alkohol, er trank seine Triebe.
Er war sich bewusst, dass er von all dem viel hatte, was diese Sucht so leicht machte. Charme, Witz, Selbstbewusstsein. Und natürlich die Kunst der Rede. Und die Unfähigkeit, all das nicht einzusetzen. Beziehungen, wirkliche Beziehungen hatte er natürlich auch gehabt, nur wurden diese stets durch diese Unfähigkeit jäh beendet. Er überschlug kurz das Verhältnis: zwei mal Liebe, vielleicht hundertmal Eroberung. Er zündete sich eine Zigarette an und zog tief.
Die Kneipe empfing ihn mit der immergleichen Mischung aus Zigarettengeruch, schummrigen Licht und Jazz. Er grüßte den Wirt, so wie immer, ging zur Ecke des Raumes, nahm die Gitarre und spielte. Er spielte Stunden. Das Publikum bestand aus dem Wirt und dessen Hund. Irgendwann war er zu betrunken um noch sauber zu greifen, irgendwie kam er nach Hause und schlief bis zum Mittag des nächsten Tages.
Die Doktorin besah sich den Oberschenkel. Nicht nur, dass die Schürfwunde gut verheilt war, nein auch der Oberschenkel an sich war eine Freude. Marco war wettkämpfender Bodybuilder, seine Haut sah aus wie dünnes, trockenes Butterbrotpapier welches über Adern und Muskeln gespannt wurde. Sie forderte ihn spaßend auf, ihr einige Posen zu zeigen, Marco, dumm und eitel, machte es sofort. Er drehte sich, zitterte, blähte den einen Muskel auf, dann den anderen. Kokettierte wie ein Gockel. Die Doktorin betrachtete den Beau amüsiert und kritisch. Warum der Zuwachs an Muskeln so oft zu schrumpfenden Anhängseln führen musste, beklagte sie nur im Geiste. Marco hatte sichtlich einen Kümmerling, einen schlicht enttäuschenden kleinen Mann da unten. Bei so viel Muskeln, einem so breiten Kreuz, so kräftigen Schenkeln, einem so groß gewachsenen Mann passte ein Kümmerling einfach nicht ins Bild. Sie flirtete noch etwas mit Marco, und als er ging, ging er mit dem festen Wissen, dass sie seinen Reizen fast erlegen war und er würde damit bei nächster Gelegenheit in platten Worten seinen platten Freunden imponieren.
Am Abend ließ sie sich auf dem uns bekannten Sofa nieder, sah lustlos fern, telefonierte mit allen drei Freundinnen, ließ den Abend vorbei gleiten. Nichts, was ihr in den Sinn kam hatte lange Bestand vor ihrer Unmotiviertheit. Sie dachte an ihre Kinder, fragte sich, ob sie je eine gute Mutter war, beschied sich dann selbst dass sie keine war. Eine halbe Flasche Rotwein später war der Gram darüber einer benebelten Lethargie gewichen, die langsam in einen unerholsamen Schlaf mündete.
Das Leben besteht aus der zusammenhangslosen Aneinanderreihung von Zufällen. Dies empfinden wir entweder als Schicksal oder als eine zusammenhanglose Aneinanderreihung von Zufällen. Ein Gitarrenspieler stürzt beim morgendlichen Laufen und verstaucht sich sein Knie. Sein Hausarzt befindet sich zeitgleich in Thailand und lebt seinen Frust in der Ehe aus. Der per Papierzettel am Praxiseingang ausgewiesene Ersatz zeigt sich zwar willig, aber überbelegt. Auf der Suche zum Ersatz des Ersatzes ein Irren in Strassen und Wegen. Ein durch Schmerzen beschleunigtes Umentscheiden für den nächstbesten Mediziner.
"Das Knie?"
"Ja."
Schmerzverzerrtes Zeigen.
"Tut das weh?"
"Ja!"
"Und das?"
"Ja!"
"Gut. Klarer Fall. Ich lege das Gelenk still."
"Prima."
"Vorher noch röntgen."
"Auch prima."
"Bitte die Hose hochkrempeln oder ausziehen."
"Gut."
"Den Fuß da drauf!"
"Aua!"
"Ist ja gleich vorbei."
"Hoffentlich."
"Stillhalten!"
"So, nichts wirklich kaputt. Der Verband bleibt erst mal ein paar Tage dran. Am Donnerstag um vier wieder hier."
"Gut, danke, wiedersehn."
"Wiedersehn."
Die Doktorin lehnte sich zurück, drehte ihren Drehstuhl so, dass sie aus dem Fenster sah. Sie lächelte zufrieden. Sie liebte in diesem Augenblick ihren Beruf. Ein neuer Patient, dazu noch äußerst sympathisch, flink und clever. Was aber am intensivsten wirkte, gab sie sich selbst schmunzelnd zu, war sein Schwanz. Nicht, dass sie ihn gesehen hätte, jedenfalls nicht direkt. Aber er lag unter dem Stoff einer schönen, engen, weißen Short und bildete einen dicken und langen Schlauch. Selbst die Verdünnung zwischen Eichel und Schaft trat deutlich hervor, ein Detail, dass sich in ihr Erinnern eingeprägt hat. Sie dachte noch immer schmunzelnd an Big John. Big John lag in ihrem Nachttischchen. Big John war aus Naturkautschuk, schwarz wie die Nacht und den Maßen eines ebenso schwarzen Pornodarstellers nachempfunden. Big John wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er am Abend gleich mehrfach seiner ureigensten Verwendung nachkam.
Der Gitarrenspieler saß in der Kneipe, das Bein ausgestreckt und lächelte. Was für eine angenehme Überraschung das Leben doch heute für ihn bereitgehalten hatte. Diese Frau Doktor war schlicht umwerfend. Nur schade, dass er wirklich nur angestrengt locker sein konnte, seine Schmerzen hatten ihn doch zu sehr abgelenkt. Diese Brüste! Und natürlich, sie reagierte auf seine Ausstattung. Er mochte Frauen, die auf seine Ausstattung reagierten. Er glaubte sich erinnern zu können, dass ihre Nippel sich aufgerichtet hatten. Ja, ganz sicher.
Conni, die Aushilfsbedienung, kam herein, stoppte dabei kurz die Herzen der männlichen Gäste, begann dann ihrer Arbeit nachzugehen. Als sie den Gitarrenspieler in der Ecke bemerkte lachte sie ihm zu, begrüßte ihn herzlich mit einem Kuss auf seine Wange. Er umarmte sie um die Hüfte, drückte sie zweimal an sich. Was er denn mit seinem Bein gemacht habe, fragte sie ihn und er gab umfassend Auskunft. Sie sah sich dabei in der Kneipe um, mit einem Blick der zu einem Teil aus Laszivität, zum anderen aus Abneigung gegenüber ihrem Job bestand. Da sie sich dabei vom Gitarrenspieler abwendete, kannte dieser die Zeit nutzen und ihre Haare zu bewundern. Pechschwarz, seine Spitzen reichten bis zu ihren Oberschenkeln, glatt und seidig. Der Gitarrenspieler mochte den Kontrast den sie zu ihrer fast hellweißen Haut bildeten. Ein schönes Detail.
Ihre Haut war nicht das Einzige. Schmale, dünne Lippen markierten einen zarten Mund innerhalb eines engelhaften Gesichtes. Braune Augen, die Wärme ausstrahlten. Ein langer, perfekter Hals. Darunter zwei apfelsinengroße Brüste, gekrönt von hellrosa Nippeln, klein und erregbar. Dann ein flacher, heller Bauch, gefolgt von einem schmalen, schmalen Strich von Schamhaar, der die nachfolgende hellrote Linie ihrer Schamlippen aufs Wundervollste verlängerte. Dann zwei Beine, die die längsten der Stadt waren. Ganz sicher. Das bauchfreie Shirt und die enge Jeans die sie trug, waren minimalistisch und perfekt zugleich.
Die Kneipe füllte sich, es kamen allerlei Propheten, Gigolos, Verbrecher und Lebenskünstler herein, um hier zu trinken. Die Gespräche wurden lauter, philosophischer und immer schöner. Conni, bediente, verdrehte Köpfe erfreute sich insgeheim ihres Aussehens. Wenn gerade kein Kranz aus Biergläsern herumgetragen werden musste, stellte sie sich schutzsuchend zu ihrem Gitarrenspieler, berührte ihn dabei immer ein wenig, und er berührte natürlich sie. Sie mochten sich.
In einer Villa am anderen Ende der Stadt lag die Doktorin in ihrer Badewanne und träumte. Fast zusammenhangslos glitten Phantasien in ihren Kopf, verschwanden unaufhaltsam, um von neuen, anderen Bildern ersetzt zu werden. Männer, schöne Männer in einer Sauna, sie lächeln sie an, verschwinden, zwei Frauenkörper tauchen auf, ineinander verschlungen, sich liebend, werden zu Nebel, aus dem Nebel bilden sich zwei Kugeln, werden zu Brüsten, zu ihren Brüsten, sie präsentiert sie vor einem Publikum mit unkenntlichen Gesichtern, das Licht geht langsam aus, ein Strand, nur sie am Strand, dann sie in einem Bett, neben ihr ein schwarzer, großer Mann, sein Penis gigantisch, sie greift hin, dabei verschwindet das Bild, wird ersetzt durch die gefühlte Illusion sich berührender Haut, detaillierte Bilder von Männern, Frauen, von ihr selbst.
Mit einem tiefen Seufzen kam sie, sich aufbäumend, fiel dann sofort in einen Zustand der herrlicher Entspannung, spürte nur noch das warme, weiche Wasser und schlief ein.
Annäherung
"Wo hast du so gut tanzen gelernt?" fragte sie und legte sich geradezu in die drehende Bewegung.
"Eine Freundin meiner Mutter hat mir das mal beigebracht," erwiderte er und führte seine Tanzpartnerin weiter in die Mitte des Raumes.
"Das
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Kommentare
Kommentare: 144
Aber der Charme der Geschichte und der Schreibstil gefallen mir sehr gut! Wirds denn wohl eine Fortsetzung geben? Wäre wünschenswert!«