Der Gürtel
von Donatien de Sade
DUNKLE WEGE
Es war ein relativ warmer Wintertag, viele Wolken, ein bisschen Nieselregen und die Temperaturen bis in den Abend hinein im leichten Plusbereich. Inzwischen war es dunkel geworden, durch die Wolkendecke waren keine Sterne, kein Mond zu sehen; alles Licht schien einfach von der tiefschwarzen Nacht verschlungen zu werden. Die Straßenlaternen, inzwischen ja mit neuester LED-Hightech ausgestattet, zeichneten bei aller Mühe nur kleine Leuchtkegel, die wie Lichterinseln in der Dunkelheit schienen.
Mitten in dieser Dunkelheit ging ein Pärchen durch die Straßen. Die beiden schlenderten und redeten. Etwas schien sich nicht ganz zu fügen an diesem Pärchen. Sie gingen nebeneinander, berührten sich aber nicht. So gingen sie also durch die Straßen, unterhielten sich über alles, was ihnen gerade in den Sinn kam. Von einer Hauptstraße mit vielen, hellen Lichterinseln, bogen sie in eine düstere, fast unheimlich wirkende, Nebenstraße ein und stockten beide kurz.
Über soetwas hatten sie geredet. Viele Male zuvor. Sie wusste genau, dass er sie irgendwann an solch einen Ort führen würde. Das hatte er ihr versprochen. Und dann würde er sie angreifen. Das war schließlich ihr Wunsch, ihre Idee gewesen. Und doch: sie hatte ihm ihre Situation erklärt und er war immer freundlich und verlässlich gewesen. War es vielleicht nur ein Zufall, dass sie nun hier waren?
Sie schaute zu ihm und entdeckte, dass sein Blick auf ihr ruhte. Sie schauderte ein wenig, würde sich das aber nicht anmerken lassen. Er war ja gewarnt: Sie würde kämpfen und das noch mehr, da er wusste, dass dies alles war, außer der richtige Zeitpunkt. Sie war alarmbereit und würde ihm zeigen, wer hier wem überlegen ist. Da war sie sich sicher.
Sie gingen in die Nebenstraße hinein, beide bedacht so weiter zu gehen, wie sie auch über die großen Straßen, mit den hellen Lichtinseln, gegangen waren, und doch gelang es beiden nicht, sich völlig natürlich zu verhalten. Also blieb er abrupt zwischen zwei Laternen in tiefster Dunkelheit stehen, ohne dabei unauffällig wirken zu wollen. Sofort blieb auch sie stehen, drehte sich zu ihm, um ihn zu sehen, ihm ins Gesicht zu schauen, wenn er kommen würde.
STUMME SCHREIE IN DER NACHT
Er lächelte sanft und ging einen kleinen Schritt auf sie zu. Sie blieb stehen, die Muskeln angespannt, aber ruhig, abwartend. Sie erwiderte sein Lächeln und nahm den Blick nicht von seinen Augen.
Er trat noch einen Schritt auf sie zu und beide standen sich nun direkt gegenüber, ihre Jacken berührten sich und ihre Blicke trafen einander in gespannter Erwartung. Ein Knistern lag in der Luft, wie in einem dieser verträumten, schnörkeligen Liebesfilme. Sie waren fast gleich groß und jeder Beobachter wusste, dass er sie als nächstes bei den Händen nehmen, und küssen würde.
„Vertraust du mir?“ fragte er ruhig, als er langsam seine Hände aus den Taschen zog.
„Bist du bescheuert?“ entgegnete sie mit einem breiten Grinsen und dem Blick tief in seine Augen. Demonstrativ ließ sie ihre geballten Fäuste in ihren Jackentaschen verschwinden.
Wieder kamen sie einander näher. Ihre Nasenspitzen waren nur eine Haaresbreite voneinander entfernt. Ihre Blicke lagen fest aufeinander, keiner von den beiden würde wegsehen, oder noch schlimmer zurückweichen. Er streckte seine Hand nach ihr aus, legte sie seitlich auf ihren Oberarm und strich langsam ihre Jacke entlang. Am Unterarm, kurz vor dem Handgelenk, stoppte sein Strich und er lächelte.
„Wahrscheinlich bin ich das“ sagte er amüsiert.
Er packte zu, hielt ihren Arm fest in der Jackentasche. Ihre wundervollen, großen Augen wurden schmal und funkelten vor Freude, ihm endlich in den Allerwertesten zu treten. Sie zog die freie Hand aus der Tasche und schlug in Richtung seines Bauches. Nicht sehr hart, erstmal testen, wieviel er braucht. Die zweite Hand versuchte sie zu lösen, doch sein Griff war zu fest. Er zuckte leicht zusammen, blieb aber stehen, hielt ihrem Blick weiter stand.
„Lass es sein“ zischte sie ihn an und holte zum zweiten Schlag aus. Nun würde sie ihm drohen, damit er ablässt und vermutlich wird das reichen. Doch sie merkte, dass sein Griff fester wurde und seine freie Hand auf sie zu kam. Sie setzte einen zweiten, festeren Schlag auf seine Rippen hinterher. Er zuckte, sein Griff um ihr Handgelenk wurde nur noch fester.
Schnell griff er nach ihr, bekam ihre Hand nicht zu fassen, aber nahm sich das nächste Ziel vor: Ihren Hals. Sie wich ein Stück zur Seite, gerade genug und seine Hand lief ins leere. Also griff er weiter, fasste ihren Schopf, und riss ihren Kopf ruckartig nach hinten. Sie wollte sich nichts anmerken lassen, war aber zu überrascht. So gab sie nach und legte den Kopf in den Nacken, und das letzte, was sie von seinen Augen sah, war die funkelnde Wut, von seinen schmerzenden Rippen herrührte.
Er zog sie zu sich und küsste sie sanft, fast zärtlich. Natürlich erwiderte sie diese freche Geste nicht, behielt sich aber den kurzen Moment des Genusses vor. Als er den Kopf ein wenig zurücknahm, sie ansah und sich nichtmal die Mühe machte, sein Grinsen zu verbergen, kniff sie die Augen noch weiter zusammen. Er kam ihr langsam wieder näher, aber sie presste ihren Kopf gegen sein Schlüsselbein.
„Du sollst es lassen, wenn du nicht auf Schmerzen stehst“ brachte sie leise drohend hervor.
Das war der Auslöser. Das Quäntchen, das gefehlt hat, ihn zum Explodieren zu bringen. Und ihr war das so bewusst. Sie spürte seinen Brustkorb pumpen. Er schnaufte fast vor Wut und dieses Gefühl, diese Spannung spürte sie direkt an ihrem Arm und dem Griff in ihrem Haar.
Er hielt ihren Schopf fest und zwang sich zur Ruhe.
"Vielleicht gehen wir noch ein bisschen?", fragte er etwas zu ruhig.
"Dafür müsstest du mich loslassen", grinste sie ihm zufrieden entgegen.
Einen langen, stillen Moment sahen sie sich in die Augen. Dann lösten sich seine Hände von ihr und beide drehten sich weg, atmeten durch. Dann gingen sie weiter. Schweigend, sie schlenderten fast, nebeneinander her, beide in Gedanken versunken. Bis sie bei ihm ankamen.
Kein Wort sagend, nichtmal einen Blick tauschend betraten sie seine Wohnung. Dort küssten sie einander, innig, lange, wie in den vorher bereits erwähnten, romantischen und kitschigen Filmen. Sie war so gefesselt in dem Moment, dass sie gar nicht bemerkte, dass seine Hände gar nicht mehr mit ihr beschäftigt waren...
RUHE KEHRT EIN
Der Gürtel war komplett auf Spannung und das eigentlich sehr weiche Leder schien sich trotzdem in ihren Hals zu schneiden. Sie stand aufrecht, wollte sich fallen lassen, wurde aber durch seinen festen Griff auf den Beinen gehalten.
„Schau in den Spiegel“ zischte er ihr ins Ohr. Ihre Reaktion war ebenso eindeutig, wie stumm und einfach. Was hätte sie auch sagen sollen? Luft bekam sie keine und die Blöße sich ihm unterzuordnen wollte sie sich nicht geben. So einfach wird sie es ihm nicht machen… Niemals!
Also drehte sie den Kopf weg. Weg vom Spiegel, weg von seinem stechenden Blick hin in eine Ecke. Es war nicht leicht, sich auf den Beinen zu halten. Wann hatte sie das letzte Mal Luft geholt? Langsam wurde es eng mit dem Luftanhalten. Also entschloss sie sich, sich ganz ruhig hinzustellen und zu warten. Einen so ungleichen Kampf würde sie nicht kämpfen. Den Spaß wenigstens wird sie ihm verderben.
Sie hatte ihren Punkt klar gemacht. Der blaue Fleck an den Rippen wird ihn auch noch lange daran erinnern, dass er ihr nicht gewachsen ist. Die Handschellen hatte er viel zuvor viel zu vorsichtig geschlossen und vergessen, mit welchem Raubtier er sich eingelassen hatte. Sie hatte sich natürlich befreit – es tat ein wenig weh, aber was soll das Gejammer, Hauptsache die Hände frei bekommen, hatte sie gedacht. Und sein Gesicht würde noch lange die Zahl ihrer Finger zeigen. Das war mal eine gelungene Ohrfeige. Das geschieht ihm recht! Was unterschätzt er sie auch so? Danach hatte
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Allerdings hatte die Geschichte meiner Meinung mehr Potential, vielleicht mal mit einer Fortsetzung probieren.«
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Exhasi