Der Meisterdieb
von hansilein
Leise zischt die Flamme als sie mit einem Spritzer Wasser löscht wird. Im neugeschaffenen Schatten hat er nun endlich Zeit durchzuatmen. Die Wachen hier sind nicht sonderlich zahlreich, aber weitaus klüger und vor allem nüchterner als die so mancher Festungen. Schnell nippt er an seiner Trinkflasche und läuft geduckt den Gang hinunter. Nur noch wenige Meter ist er von der Diamantensammlung des reichsten Juwelenhändlers des Königreichs entfernt. Wie auf der Skizze, die er für wenige Goldstücke von einem Freund bekommen hat, erhebt sich eine riesige Mauer vor ihm. Wie erwartet befinden sich vor dem kleinen Tor vier Wachen. Eigentlich sollten sie auf dem Platz Wache laufen, doch sie stehen lieber beieinander und unterhalten sich über die Kriegeslust des Königs.
Ihre Unaufmerksamkeit kommt dem Eindringling natürlich gelegen. Mit flinken Beinen sprintet er zur linken äußeren Seite der Mauer und sucht nach dem kleinen Holzfenster, das auf seiner Karte eingezeichnet ist. Als er es entdeckt hat zückt er seinen Bogen und spannt einen Pfeil ein, an dem ein Seil befestigt ist. Da er ein hervorragender Schütze ist, trifft er sofort den Holzsims und macht sich sofort daran langsam am Seil hochzuklettern. Mit Hilfe seines Messers kann er das Fenster schnell aufhebeln und in den Sicherheitstrakt eindringen.
Da die Wächter keinerlei Schutzmänner zu sehen sind, nutzt er die Chance und sucht die prunkvoll verzierte Truhe auf, in welcher er die Edelsteine erwartet. Das Schloss knackt er schnell mit seinem Dietrich und schon kann er die Diamanten sehen. Ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht, doch schon packt er sie in seine Taschen ein. Danach schließt er die Truhe wieder und rastet das Schloss wieder ein.
Er klettert zum Fenster wieder heraus und verlässt das Anwesen über den gleichen Weg in dem er es infiltriert hat. Solch ein leichtes Spiel hat er nicht immer. Auf der Straße angelangt eilt er zurück zu seiner kleinen Wohnung, um die Beute zu verstecken und endlich nach Nächten der Planung wieder ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
Am nächsten Morgen wacht er in seinem kleinen harten Bett auf und trinkt erst einen großen Schluck Wasser aus einem Krug. Wenn man seinen Raum so betrachtet könnte man meinen, dass er ein armer Schlucker sei, doch auf seine Schätze wäre so mancher Graf neidisch. Der Meisterdieb sieht aber keinen Anlass sich zur Ruhe zu setzen, da er noch keine Frau gefunden hat um eine Familie zu gründen. Das ist allerdings auch kein Wunder, da er sich kaum in der Öffentlichkeit zeigt und durch seine wenigen sozialen Kontakte auch ein extrem einsilbiger Mensch ist. An Intelligenz allerdings fehlt es ihm nicht, sonst wäre er nicht in der Lage sämtliche Sicherheitssysteme zu überlisten und dabei keine Beweise zu hinterlassen.
Da er nichts Essbares in seiner winzigen Wohnung findet, beschließt er sich selbst zu belohnen und in einem Wirtshaus zu speisen. Während er isst bekommt er durch Zufall mit, dass der König sich von der Kriegsfront zurückzieht und wieder zu seiner Familie ins Schloss zurückkehrt.
Die Festung des Herrschers hat der Berufseinbrecher zwar schon "besucht", doch ist er noch nicht bis in die privaten Gemächer vorgestoßen. So beschließt er nach vielen recht unlukrativen Diebstählen etwas Großes zu wagen und das sagenumwogene Zepter der englischen Krone zu stehlen.
Hastig bezahlt er sein Mittagessen und eilt nach Hause und schnappt sich die Diamanten. Damit macht er sich auf zum Händlerviertel und besucht die Läden, in denen er solch heiße Ware los werden kann. Doch er ist nicht scharf auf Geld, sondern auf möglichst präzise Skizzen des königlichen Anwesens. Dies stellt sich doch als schwieriger heraus als es ist, denn die Architektur und vor allem die Sicherheitsanlagen sind ein sehr gut gehütetes Geheimnis. Er hört von einem Gerücht, dass nicht einmal der Monarch selber das Zepter aus der Präsentationskammer entfernen könne ohne einen Alarm auszulösen.
Doch dieses Getuschel nimmt er nicht ernst und nimmt sich vor die Lage dort Schritt für Schritt zu erkunden. Der Meisterdieb rüstet sich mit seinen Waffen und Werkzeugen aus und bringt diese in seine Wohnung um bereit zu sein, wenn die Dunkelheit anbricht.
Da dies noch einige Stunden sind geht er zum Dorfplatz und übt dort seinen Umgang mit Pfeil und Bogen. Wie jeden Tag verblüfft er alle Anwesenden mit seiner Treffsicherheit. Anschließend trainiert er im naheliegenden Wald seine Kletterkünste um danach mit gutem Gefühl nach Hause zu gehen. Nach einer Stunde Schlaf macht er sich wieder auf ins Wirtshaus um sich für die Nacht zu stärken. Ohne viel Zeit zu verschwenden leert er seinen Teller und holt sein treues Pferd aus dem Stall des Wirtes, der ihn das Pferd für kleines Geld dort stehen lässt.
Mit seiner Ausrüstung macht er sich auf den Weg zum Schloss des Königs. Während des Rittes wird der Einbrecher langsam mit Dunkelheit eingehüllt. Da das Eingangstor sehr gut bewacht wird, sucht er sich ein kleines Fenster durch das er dank Pfeil und Seil gut einsteigen kann. Für diesen unteren Bereich hat er sogar eine genaue Karte und Wachen findet man auch kaum, doch allerdings gibt es hier nichts zu stehlen, das sich wirklich lohnen würde. Nach einem kurzen Blick auf seine Karte schlägt er die Richtung Treppen ein. Der untere Bereich der Treppen ist genauso schlecht beleuchtet wie der ganze bisherige Bereich, doch je weiter der Dieb kommt, desto mehr häufen sich die Fackeln an der Wand.
Im obersten Stock angekommen stockt ihm der Atem: Im Zehn-Sekunden-Takt laufen Wachen an ihm vorbei, die allein durch ihre Statur schon weitaus furchteinflößender sind, als die Sicherheitsleute im restlichen Teil des Anwesens. Er sieht zunächst keine Chance zum Zepter zu kommen, da er davon ausgehen muss, dass der Raum, in dem sich das Zepter befindet noch besser bewacht ist.
Darum wartet er um zu sehen was passiert, wenn die Nacht kommt und sich die königliche Familie schlafen legt. Die Stunden vergehen und nichts ändert sich. Doch dann hört er ein Gespräch zwischen zwei Wachen, dass es gleich die Reste des Buffets zu essen gebe. Der Meisterdieb wird daraufhin sehr hellhörig und er muss tatsächlich nicht lange warten bis die partroulierenden Beschützer weniger zu werden scheinen und er es wagt das Stockwerk zu betreten. Fieberhaft sucht er nach einem Versteck, doch er hat nur viele leere Korridore vor sich. Die Türen möchte er nicht öffnen, da unter allen Licht hindurch scheint. Doch hinter dem vierten Durchgang scheint niemand zu sein. Schnell drückt er den Türgriff herunter, doch sie ist verschlossen. Er holt seinen Dietrich hervor und versucht die Türe zu öffnen. Doch das Schloss scheint ihm unbekannt und als er Schritte hört, bricht er in Panik aus. Wie wild stochert er in dem Loch herum bis die Tür auf einmal aufgeht und er schnell hineingehen kann, kurz bevor die Wache ihn sehen kann. Sein Herz pocht wie wild als er sich in dem dunklen Raum an die Wand presst und hört wie der Wächter nach kurzem Zögern an der Tür vorbei geht.
Erst jetzt schaut er sich an, wo er überhaupt gelandet ist. Ein riesiger Raum mit zahllosen Regalen voller Bücher erstreckt sich vor ihm. Direkt neben ihm an der Wand hängen zwei Schlüssel an der Wand. Fix hat er herausgefunden, dass der eine von den beiden der Schlüssel für die Bibliothek ist. Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben erkundet er den Raum nach einem zweiten Ausgang. Doch zu seiner Überraschung findet er keinen. Aus Verärgerung schlägt er am anderen Ende der Bibliothek gegen ein Buch im Regal. Fast schreit er vor Schmerzen auf, da er gegen Eisen geschlagen hat. Während er sich krümmt, merkt er wie das Regal leicht von der Wand wegschwingt. Er hat eine Geheimtür gefunden. Voller Vorfreude blickt in einen engen Holzgang. Mit seinen Feuersteinen zündet er sich eine kleine Fackel an und erforscht den Gang nachdem er die Geheimtür hinter sich geschlossen hat. Es dauert einige Zeit bis er eine Tür an der Seite entdeckt. Ein seltsames Geräusch kommt aus dieser Tür, doch nach einigen Sekunden merkt er, dass es sich dabei um ein Schnarchen handeln muss.
Vorsichtig öffnet er die Tür und blickt in das Gemach des Königs, der zusammen mit seiner Frau im Bett schläft. Der Raum bringt ihn auf Grund seiner Größe und prunkvollen Ausstattung zum Staunen, doch genauer anschauen möchte er ihn sich nicht, da er hier nicht das findet, was er sucht. Darum schließt er die Tür wieder und geht weiter. Bei der nächsten Tür hat er auch kein Glück, denn er blickt in das Schlafzimmer des Prinzen. An der dritten Tür aber hört er erstmals kein Schnarchen. Hoffnungsvoll öffnet er die Tür und erblickt ein vergleichsweise kleines Zimmer mit einem großen Himmelbett. Das Zimmer ist noch angenehm warm, da im Kamin das Holz noch glüht. Es duftet leicht nach Parfüm, doch nicht so penetrant wie er es aus den Hurenhäusern kennt. Wie benommen betritt er das Zimmer und nähert sich dem Bett. Eine junge Frau mit langem goldenen Haar und engelsgleichem Gesicht liegt vor ihm. Ihr glänzender Körper ist mit einem sehr weit geschnittenen Nachthemd bedeckt. Der Meisterdieb fühlt sich wie im siebten Himmel. Erst jetzt bemerkt er den zahlreichen Schmuck, der im Zimmer verteilt liegt. Doch er wagt es erst nicht sich etwas zu nehmen, da er solch ein wundervolles Geschöpf nicht bestehlen möchte. Darum setzt er sich an ihr Bett und hält ihre Hand. "Welch zarte Hand sie doch hat.", denkt er sich und drückt ihr einen leichten Kuss auf die Finger. So sitzt er bis kurz vorm Morgengrauen da und fühlt sich kein bisschen müde, wenn er sie anschaut.
Als sich die Nacht dem Ende zu neigt, legt er ihre Hand zurück aufs Bett und verschwindet durch die Geheimtür. Der Rückweg macht ihm keine großen Probleme, da er den Weg perfekt kennt und auch die Schlüssel hat. Gerade noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang kann er auf dem Seil nach unten klettern und zu seinem Pferd zurückkehren. Er hat absolut keine Spuren hinterlassen. Dennoch spürt er etwas in seiner Tasche. Als er nachschaut, erkennt er ein goldenes Halsband mit einem mit Rubinen verschmückten Schwan. Dieses Halsband hat er gedankenlos aus dem Raum der Prinzessin mitgenommen. Er hofft, dass sie es bei dem vielen Schmuck nicht bemerkt und reitet mit seiner letzten Kraft nach Hause und legt sich schlafen.
Als er aufwacht merkt er, dass zwischen seinen Beinen etwas klebt. Gleich ist ihm klar, dass er wohl von seiner Traumfrau geträumt hat. Sie ist ganz anders als die Frauen, die er bisher kennt. Sex hat er bisher nur mit Prostituierten, die ihn in der Kneipe aufgerissen haben. Doch diese Frau hat Klasse, aber sie ist unerreichbar für ihn. Er versucht sich auf den Abend vorzubereiten, doch er schafft es nicht sie zu vergessen. Wenn ihn jemand in seiner Wohnung sehen könnte, würde er oder sie sich fragen, warum er den ganzen Tag so dämlich grinst.
Wie eine halbe Ewigkeit erscheint es ihm, bis endlich die Dunkelheit hereinbricht und er abermals in das Schloss einsteigt. Auf dem selben Weg wie an dem Tag zuvor betritt er den Geheimgang und läuft an den ersten zwei Türen vorbei. An der dritten Tür zögert er und überlegt sich, dass er doch nur kurz hineinschauen könnte. Am Bett angelangt fällt ihm ein, dass er noch die Halskette zurücklegen muss. Seine diebischen Gedanken bewegen ihn dazu zum Ausgleich einen goldenen Haarreif mitzunehmen, da er davon ausgeht, dass sie diesen Verlust genauso wenig bemerkt. Außerdem nimmt er sich vor das Schmuckstück am nächsten Tag wieder zurückzubringen, falls er heute nicht das Zepter erfolgreich stehlen kann.
Vorsichtig nähert der Dieb sich dem wundervollen Geschöpf im Bett und riecht an ihrem Hals. Als er seinen Kopf nach oben bewegt, berühren sich leicht ihre Nasen. Aus Angst sie geweckt zu haben zuckt er zurück und zieht seinen Dolch. Doch von ihr hört man nur wohltuende Laute.
Bevor er einen weiteren Fehler begeht, verlässt er das Zimmer und geht den Gang weiter hinunter. Lange Zeit kommt keine Tür, bis er am Ende einen dunkelroten Vorhang entdeckt. Er schiebt ihn zur Seite und erblickt einen riesigen Raum. Der Boden ist mit schwarz-weißen Fliesen gekachelt mit seltsam anmutenden Drähten darüber. Die Wände sind mit farbenfrohen Teppichen und Gemälden geschmückt, dass man kaum den kleinen Altar in der Mitte des Raumes erkennt. Darauf steht ein nach oben gerichtetes mit zahlreichen Edelsteinen verziertes Stück Gold. Das muss das sagenumworbene Zepter sein nachdem er sucht. Doch irgendwie traut er der Sache nicht. Es ist viel zu einfach, als dass nicht andere Einbrecher das Zepter hätten stehlen können. Deshalb betracht er den Raum noch einmal genau. Ihm fällt auf, dass diese seltsamen Drähte am Boden keine wirkliche Funktion zu haben scheinen. Wenn die Drähte einen Alarm auslösen, wenn man auf sie tritt, müsste er mit Seilen arbeiten. Doch auch das wäre für einige Diebe keine sonderlich große Herausforderung. Es muss etwas anderes sein. Deshalb betritt er den Raum und siehe da, es tat sich nichts. Langsam läuft er zum Zepter und betrachtet es aus der Nähe. Es ist ungefähr zwanzig Zentimeter lang, zylinderförmig und beeindruckt vor allem durch den fetten roten Rubin an
Um weiterlesen zu können, musst Du Dich einloggen. | ||
Passwort vergessen? |
Anmeldung und Nutzung sind kostenlos. Um die angezeigte Geschichte weiterlesen zu können, ist kein Altersnachweis notwendig, da es sich um eine erotische Geschichte handelt (nicht pornografisch!). Die Anmeldung dauert keine zwei Minuten.
Kommentare
Kommentare: 16
Schöne Geschichte!«
Kommentare: 22
Kommentare: 5