Der alte Mann aus der Neunten
von perdimado
Die Einbrecherin
Auf leisen Sohlen schleiche ich mich die drei Etagen im Treppenhaus hoch. Mein Ziel war die oberste Wohnung des Hochhauses und natürlich hätte ich auch den Aufzug nehmen können. Dabei hätte man mich aber sehen können und ich wäre zum Gerede des ganzen Hauses geworden, vielleicht sogar der ganzen Siedlung. Vor allem hätten es meine Eltern mitbekommen und mich schlimm verurteilt. Ne, ne, das durfte nicht passieren, lieber schlich ich mich barfuß die Treppe hoch und verzichtete sogar darauf, das Licht einzuschalten. Mir reichte das schwache Mondlicht, das durch die Fensterfront schien und die Treppe spärlich beleuchtete. Das Treppenhauslicht war für mich wie eine Alarmanlage, sobald jemand den Schalter betätigte, musste ich aufpassen und mich verstecken.
Oben vor der Wohnung schob ich den Schlüssel ins Schloss und zog die Tür an, um sie geräuschfrei zu öffnen. Niemand hörte nur den kleinsten Mucks, als sich die Tür öffnete und sich wieder schloss, nachdem ich eingetreten war. In der Wohnung war es noch dunkler als im Treppenhaus, aber meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt.
Ach so, bevor ihr euch wundert, den Schlüssel der Wohnung hatte ich mir vor einiger Zeit nachgemacht, als wir die Blumen von der Familie Fuhrmann gießen sollten. Da war ich noch viel jünger, aber es erregte mich damals schon, so eine Macht in der Hand zu haben. Das war irgendwie ein Fetisch von mir, ich habe mehrere Schlüssel von diesem Haus. Natürlich habe ich den Schlüssel nie benutzt, die alte Frau Fuhrmann war auch viel zu nett dafür.
Nun ist die gute Frau Fuhrmann leider gestorben, das war direkt einen Tag vor meinem achtzehnten Geburtstag und zu meinem Ärger durfte ich deswegen keine Geburtstagsparty schmeißen. Die Jutta, also die Enkeltochter von Frau Fuhrmann kam wohl an meinem Geburtstag zu mir, aber nicht um zu feiern, ich habe sie getröstet. Was will ich an die schlimmen Tage denken, das war auch schon ein halbes Jahr her. Jutta ist immer noch meine Freundin, aber diese Aktion gerade hier musste ich allein durchziehen, ohne Juttas Hilfe, denn ich wollte es ihr beweisen.
Die meisten Türen in der Wohnung standen offen und ich konnte deutlich das laute Schnarchen von Herrn Fuhrmann hören. Rudolf hieß er mit Vornamen, er war auch schon über sechzig und musste nicht mehr arbeiten. Er war das Ziel meines nächtlichen Ausfluges und jetzt, wo ich bereits in der Wohnung war, gab es für mich keine Bedenken mehr. Ich werde es jetzt tun und niemand kann mich noch aufhalten.
Meine Hand zitterte etwas, als sie zu dem Zipper meiner Jacke griff, aber als ich die Schleife der Hose öffnete, war sie schon ganz ruhig. Beide Teile glitten von meinem Körper und blieben auf dem Boden liegen, als ich mit den Füßen hinausstieg. Auf Unterwäsche hatte ich schon Zuhause verzichtet, nachdem ich frisch geduscht mein Nachthemd anzog. Vielleicht hätte ich auch im Nachthemd hochschleichen können, so oder so wird es peinlich für mich, wenn ich erwischt werde.
Lautlos ging ich ins Schafzimmer und näherte ich mich dem Bett mit dem schlafenden Rudolf. Erst am Bett registrierte ich, dass sein Schnarchen verstummt war.
Wie lange eigentlich schon?
Egal, er bewegte sich nicht und lag mit dem Rücken zu der Seite, auf die ich mich zubewegte. Dort, wo früher seine Frau geschlafen hatte, lag die Zudecke immer noch so, als würde Frau Fuhrmann weiterhin dort schlafen.
Ganz vorsichtig hob ich die Decke leicht an und schob meinen Körper darunter, so behutsam, dass Herr Fuhrmann es nicht mitbekommen konnte, jedenfalls nicht, wenn er schlief. Ihr Bett hatte sich dabei nur minimal bewegt und bestimmt war es in seinem Bett nicht spürbar. Das Einzige, was ich nur noch hörte, war das Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren und ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie überwältigend diese Situation für mich war.
Schon als ich mit Jutta die Wette eingegangen war, wusste ich, dass es mich an meine Grenzen bringen würde, aber nun in dem fremden Bett liegend, neben einem alten, schlafenden Mann, der nichts von mir wusste, …
Es ist einfach nicht in Worte zu fassen. Ich hatte eine Grenze überschritten, die jenseits von jeder Vorstellung war.
Nun musste ich allerdings noch warten, bis Jutta „zufällig“ aufs Klo gegangen war, dass sie mich auch sah, wie ich neben ihrem Opa im Bett lag. Sie hatte mich nicht ernst genommen, als ich damit prahlte, ich käme in jede Wohnung. Schließlich setzte ich noch ein i-Tüpfelchen darauf, dass ich sogar unbemerkt in sein Bett schlüpfen könnte.
„Das traust du dich nicht“, lachte Jutta mich darauf aus, „möglichst noch splitterfasernackt.“
Ein Blick auf die Digitaluhr zeigte mir, dass ich im Plan war. Jutta wollte erst um halb eins nachschauen, das war in einer knappen halben Stunde. Gut, dass es Projektionswecker gibt, so konnte ich bis zur Nasenspitze zugedeckt bleiben und auf die Zeit schauen, ohne mich dafür vorzubeugen.
Wie eine Maus in der Falle
Obwohl ich bewegungslos unter der Decke lag und nur mein eigenes Herz klopfen hörte, drehte sich Herr Fuhrmann plötzlich zu mir um. Seine Hand griff nach mir und zog meinen Körper an sich. Wie paralysiert ließ ich es zu und er legte mich wie ein Kissen an seine Brust oder sollte ich mich besser mit einer Puppe vergleichen. Mein Blutdruck stieg erneut, die blanke Panik erfasste mich und deutlich hörte ich jetzt jeden Schlag meines Herzens, bum, bum, bum.
Etwas bekam ich Zeit mich zu beruhigen und die neuen Eindrücke stürzten auf mich ein. Deutlich fühlte ich das dichte Haar seiner Brust an meinem Rücken. Dieses Kribbeln fühlte ich auch an meinem Hintern, das waren aber nicht seine Brusthaare. Schlimmer war dann nur noch dieser Fremdkörper, der zwischen uns lag und hart wurde.
OMG, der war gigantisch und knochenhart, so ein Teil hatte ich Herrn Fuhrmann nicht zugetraut.
Dazu kam noch die Hitze, die Herr Fuhrmann hier unter seiner Bettdecke erzeugte. Natürlich blieb es nicht aus, dass er dabei schwitzte. Mir wurde auch ganz heiß und ich merkte, wie meine Haut nasser wurde. Das war ein angenehmes Gefühl, wie unsere Körper aneinander rieben. Irgendwie war es anziehend, so hatte ich es noch nie empfunden. Auch der Geruch, der in meine Nase zog, war angenehm, obwohl es doch Schweißgeruch war, neuer, aber auch gemischt mit dem Alten. Garantiert hatte Herr Fuhrmann sich vor dem Schlafen nicht gewaschen. Warum sollte er auch, er war allein und bestimmt würde sich niemand in seinen Arm legen.
Wer denn auch, konnte er denn wissen, dass sich eine Einbrecherin in das Bett seiner Ehefrau schlich und nun in seinem Arm lag.
Schlimmer waren aber meine Gefühle, die gerade in mir Zirkus spielten.
War es das dicke Gemächt, das an meinem Hintern lag?
Es konnte doch nicht sein, dass mich der alte Schweißgeruch so erregte?
Von einem alten, ungeduschten Mann, mit einem Affenpelz auf der Brust, der nun schweißnass an meinem Rücken klebte.
Waren es etwa die Hände, die auf meinem Bauch lagen, wobei sich eine Hand langsam zu meiner Brust bewegte. Es fühlte sich gut an, wie er sie drückte, fest, gut fest, aber nicht zu fest. So hatte ich es noch nie empfunden. Herr Fuhrmann war bestimmt ein guter Liebhaber, ein sehr guter Liebhaber. Wie oft hatte er wohl in der Nacht seine Frau zu sich gezogen und sie verwöhnt, wie er mich gerade verwöhnte.
Scheiße, ich genoss es, obwohl ich doch gar nicht hier sein durfte. Herr Fuhrmann gab mir gerade die Liebe, die er seiner Frau zugedacht hatte.
Ich hinterhältige Einbrecherin habe mich dazwischen gemogelt und bekam nun einen Lohn, der mir gar nicht zustand.
„Ich finde es gut, dass du zu mir ins Bett gekommen bist“, flüsterte mir Herr Fuhrmann nun ins Ohr, „obwohl es nicht richtig ist.“
Allein das warme Hauchen bescherte mir eine wohlige Gänsehaut und er knabberte noch an meinem Ohrläppchen. Sein Mund ging weiter zu meinem Mund, ich merkte, wie seine langen Schnurbarthaare über meine Wangen strichen.
Was soll ich nur tun?
Die Panik packte mich. Ich muss ihn nun küssen, wenn ich mich weigere, wird er wach und merkt, dass ich nicht seine geliebte Frau bin.
Als der Mund sein Ziel erreicht, war es nicht angenehm für mich. Es roch faulig und nach Alkohol, von dem kalten Zigarettenrauch ganz abgesehen. Vor meinen Augen sah ich seinen dichten Schnurrbart, also jetzt nicht real, es war meine Erinnerung. Es waren hellgraue Barthaare, sehr buschig und in dem unteren Bereich war alles gelbbraun angelaufen, immer, also auch, wenn er gewaschen war.
Nie würde ich einen Bekannten mit so was küssen, kein Onkel, kein Opa, kein Vater und so einen Freund würde ich nie im Leben an mich ranlassen. Hilfe, aber nun hatte ich keine Wahl. Das war kein Zwang von Herrn Fuhrmann und doch konnte ich es nicht abwehren. Seine Lippen lagen auf meinen, sein Atem dran in meine Nase und seine Zunge forderte Einlass.
Was blieb mir als Ausweg?
Dem Zwang gehorchend, öffnete ich meinen Mund und ließ seine Zunge in meinen Körper. Er suchte meine Zunge, und als er sie fand, durchfuhr es meinen Körper.
Wie soll ich es ausdrücken?
Vielleicht versteht ihr es so, es veränderte alles, einfach alles, alles, was ich bisher empfand, und ordnete meine kleine verwirrte Welt in ganz andere Richtungen.
Berauscht in der Leidenschaft, drehte ich mich zu ihm und legte meine Arme um seinen Nacken. Er bewegte sich auch, denn plötzlich lag er auf mir. Unsere Lippen hatten sich dabei nicht getr
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Exhasi