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Kommentare: 33 | Lesungen: 22661 | Bewertung: 8.16 | Kategorie: BDSM | veröffentlicht: 28.01.2007

Der finstere Hausmeister

von

1.


Corinna Preiss lächelte ihren Mann an und reichte ihm das frisch aus dem nagelneuen Backofen herausgebackene Brötchen. Seine Krawatte saß wie immer perfekt und sein blütenweisses Hemd passte zu dem Scheitel eines Buchhalters, der in dem Unternehmen in dem er arbeitete eine vertrauenserweckende Figur abzugeben hatte.


Die kleine Paulina grunzte, als sie von Papa die Zunge gezeigt bekam und verdrehte gleichzeitig die Augen.


„Papa,“ lispelte sie vergnügt, „das tut man doch nicht ...“


Corinna zwinkerte ihrer Tochter zu und erhob sich.


Der Bus, der die Kleine in den Kindergarten zu bringen hatte wartete nicht gerne. Manchmal passierte es, daß sie sich beim Frühstück vertrödelten und die Zeit wie im Fluge verrann, so daß der Fahrer des Busses mißmutig zu hupen begann.


Paulina zeigte Papa noch ihren kleinen, erhobenen Zeigefinger und versuchte leicht missglückt ihm damit zu bedeuten, daß man sich nicht so ungezogen zu Tisch zu benehmen habe. Papa drückte die Kleine rasch an sich und schmuste mit ihr um die Wette. Danach wurde der Beutel mit den Nachmittagssachen quer um die Schulter gehängt und vorbei an der Mama, die noch einen flüchtigen Kuss bekam, vorbeigehuscht, die Stufen hinuntergepoltert und aus der Eingangstüre des großen Miethauses hinausgestürmt.


Der Fahrer nickte ihr freundlich zu und schloß mit zischenden Zylindern die Bustüre. Wie gehabt würde das Mädchen den Tag über im noblen Tageshort der Cromwell Association verbringen und erst gegen Abend vom Papa abgeholt und nach Hause gebracht werden.

Ebendieser verdrückte nach dem Abgang seines Töchterchens noch rasch das Brötchen und legte die italienische Tageszeitung weg, die er jeden Tag studierte um die Sprache nach und nach besser beherrschen zu können. Corinna tat sich damit leichter, zumal sie bereits in der Schule italienisch hatte und seither die Sprache nie so ganz aus den Augen verlor. Als ihr Mann schließlich von der Cromwell Association das Angebot nach Rom zu gehen erhalten hatte, sagten sie kurzerhand zu und freuten sich über seinen tollen Aufstieg, der damit verbunden war. Gleichzeit durfte sie ihren alten Job bei einer Tochtergesellschaft behalten und von Rom aus ihre Entwürfe anfertigen. In der heutigen Zeit ist die Welt immer mehr zusammengerückt und die weiten Entfernungen in die Heimat können durch einfachen Mausklick problemlos überwunden werden. Dies kam ihr jetzt zunutze und der lange Tag ohne Mann und Kind konnte neben der Hausarbeit sinnvoll ausgenutzt werden.


Die Cromwell Association verfügte und bezahlte die schöne Wohnung im eigenen Wohnpark und sie bezahlte den internationalen Hort für die Tochter. Weiters stiessen sie mit dem Gehalt eines Chefbuchhalters in dem riesigen, modernen Werk ausserhalb von Rom in neue Dimensionen vor, wie sie es sich noch zuhause in München niemals vorzustellen gewagt hätten.


Rundum waren sie glücklich mit ihrer Entscheidung und bislang musste nichts bereut werden.

Corinna summte vor sich hin als ihr Mann die Wohnung verlassen hatte und räumte das benutzte Geschirr in den Geschirrspüler. Danach zog sie sich an und schlüpfte in ihre leichten Pantoffel, die sie nur anzog, wenn sie in den Waschkeller musste um den wöchentlichen Waschtag abzuhalten. Zuvor musste sie noch für einen Sprung beim Hausmeister vorbeisehen, damit er sie aus der obligatorischen Warteliste austrug und die Schlüssel aushändigte.


Der Hausmeister war ein alter, gemütlicher Italiener, der sich den ganzen Tag nicht blicken liess und nurmehr seine Pflichten in der Verwaltung und sonstigen abrechnungstechnischen Angelegenheiten wahrnahm. Für die eigentliche Arbeit gab es zwei türkische Frauen, die man ständig in den Gängen und Gärten arbeiten sah und die ihre Arbeit gewissenhaft und tadellos versahen.


Corinna läutete und überdachte den heutigen Tag, der ziemlich mit dem Reinigen der Wäsche ausgefüllt war. Wie eigentlich jeden Dienstag, wie sie nebenbei überlegte, und dies schon seit sie hier eingezogen waren. Vielleicht sollte sie diese doch schon öde Wiederholung umkrempeln und sich einen anderen Wochentag nehmen.


Man wird sehen.


Hinter der Tür hörte sie endlich Schritte und sie wollte gerade einen wunderschönen guten Morgen wünschen, als sie beinahe erschrocken - aber nur gedanklich - einen Schritt zurückwich. Der alte Italiener öffnete diesmal nicht. Stattdessen stand ein riesengroßer Kerl mit pechschwarzem Haar samt pechschwarzen Augenbrauen vor der Tür, dessen pechschwarzer Oberlippenbart sich buschig und breit unter der Nase ausbreitete.


Der Hüne trug ein weisses, löchriges Unterhemd aus dem die Brusthaare ungezämt und ergiebig hervorquillten sowie eine eng anliegende Bluejeans, in denen zwei muskulöse Hände steckten. Die kraftvollen Oberarme zierten hellblaue, schlecht gezeichnete Tatoos die sich über seine Haut ausbreiteten wie ein böser Ausschlag. Seine überbreiten, sehr stämmig wirkenden Schultern verdunkelten den Türeingang, sodaß dieser Mann den gesamten Eingangsbereich überlagerte und kein Licht aus der Wohnung durchdringen ließ. Seine Augen strahlten Corinna mit einer hellen Intensität an, die beinahe unheimlich war und so gar nicht zu dem sonstigen Äußeren des Mannes passten. Nicht ein Wort entkam dem Riesen, und seine auffällig maskulinen Gesichtszüge verrieten, daß sie ihn bei irgendetwas gestört haben dürfte.

„Guten Morgen - ich wollte zu Luigi, ist er nicht da?“ Corinna versuchte sich unbeeindruckt.


„Ich bin der Neue.“


Im verfliesten Gang des Hauses hallte der dunkle Bariton des Mannes über einige Stockwerke hoch bis zum talentierten Geiger im vierten Stock, der sich als einer der wenigen Nichtangestellten des Cromwell-Konzerns eingemietet hatte und ständig am Üben war.


„Davon wurde nichts bekannt gegeben. Sie sind ...?“


„Was wollen Sie?“ brummte es aus der breiten, ziemlich volumnösen Brust hervor und erzeugte ein eigenwilliges vibrieren um seinen Schnurrbart.


Corinna ließ sich ihren zunehmenden Ärger über das ungehobelte Benehmen nicht anmerken und blieb höflich. „Ich bin für die Waschküche eingetragen und ersuche um den Schlüssel.“


„Warum sagen sie das nicht gleich?“ Der Hüne verschwand für einen kurzen Moment und ließ Corinna im Gang stehen. Als er wieder erschien, hatte er den bekannten Schlüsselbund in der Hand und hielt ihn vor das Gesicht der wartenden Frau.


Leicht unwirsch schnappte sich Corinna das Gewünschte und quittierte den Erhalt mit einem betont überfreundlichen Nicken. Dann drehte sich sich um und eilte zu den Fahrstühlen am Gangende hin um hoch in den sechsten Stock in der Wohnung die bereitgestellte Wäsche abzuholen.


Leicht ausser Atem gekommen und noch immer leicht verärgert über diesen neuen Hausmeister erledigte sie ihre Arbeit wie sie es diensttags immer tat. Zuerst wurde die gesamte Wäsche in den Keller geschafft um danach nach und nach, step by step in der großen Waschmaschine zu verschwinden um gereinigt und sauber in den Trockner zu gelangen.


Im Anschluß wurde alles gebügelt, gefaltet, glatt gestreift und sorgfältig in die Wäschekörbe eingelagert und hochtransportiert. Alles hatte bereits Routinecharakter angenommen und am Vorgang selbst konnte nichts mehr verbessert oder gar verkürzt werden. Zufrieden fuhr Corinna nach einigen Stunden Plage die letzte Fuhre zur Wohnung hinauf und verräumte die letzten Stücke in den Kästen und Schubladen, bis sie endlich dazu kam, den vermeindlich fertig gespülten Geschirrspüler auszuräumen.


Aber keine fertigen und sauberen Teller blicken ihr entgegen, sondern eine große Wasserlache bildete sich unterhalb des Gerätes und schäumte seit Stunden vor sich hin. Sie hatten bereits vor Monaten einen solchen Fall gehabt und sie wusste, daß der hintere Schlauchanschluß abgegangen sein mußte, sodaß heißes Wasser austrat und ein wenig Waschpulver mitschwemmte.


Luigi hatte ihr das letzte Mal geholfen und war sehr freundlich. Corinna wählte die Nummer des Hausmeisters, als ihr beim ersten Klingelton einfiel, daß Luigi nicht mehr da war. Sofort kam das ärgerliche Gefühl wieder, das sie hatte, als sie heute Morgen den Schlüssel abgeholt hatte.


„Ja,“ bellte es in das Telefon - der Bariton war unverkennbar der neue Hausmeister.


„Ja hier Preiss, in unserer Wohnung ...“


„Welche Wohnungsnummer?“


„512, hören Sie, hier ist eine große Wasserlache vom Geschirrspüler und ich weiss das der Schlauch abgegangen sein muß. Könnten sie bitte die Freundlichkeit haben und ...“


„Ich bin unterwegs ...“


Aufgelegt.


Corinna atmete durch. Was für ein unmöglicher Mensch, aber er kam wenigstens - er schien unfreundlich aber doch kooperativ zu sein.


Wenige Minuten später klingelte es.


Der Riese trat mit einer metallenen, globig aussehenden Werkzeugkiste, die er in der linken Pranke hielt ein und würdigte Corinna nicht eines Blickes. Sofort begab er sich in die Küche, die er sofort fand - blickte einen kurzen Moment auf die Wasserlache und packte den Geschirrspüler mit seiner rechten Pranke. Der Geschirrspülter gab seinen kurzen Wiederstand auf und wurde nach vorne geschoben.


Corinna hob die Augenbrauen. Luigi und sie hatten seinerzeit gemeinsam erhebliche Mühe aufgebracht, damit das Gerät so weit nach vorne zu schieben ging, damit der alte Hausmeister seine Geschicklichkeit beweisen konnte.


Währenddessen kniete sich der neue Hausmeister bereits in die Feuchtigkeit hinein, nahm eine neue Schelle aus seinem Kasten heraus und erneuerte das Teil fachgerecht. Ein kurzer Druck mit seiner flachen Hand schob das Gerät an seine ursprüngliche Position zurück und hinterließ ein leicht glänzende, feuchte Spur auf dem Fußboden.


Wortlos erhob er sich, blickte die Frau scharf an und knurrte: „Holen sie mich nie wieder wegen eines Defektes innerhalb der Wohnung. Nur das Haus selbst obliegt mir und meiner Obsorge ...“


Corinna holte Luft und wollte etwas entgegnen, als er auch schon an ihr vorbei und bei der Tür draussen war. Seine Sillhouette verschwand sehr rasch im dunklen Gang und das metallene Geräusch der zugeschlagenen Lifttüre verriet sein endgültiges Entschwinden. Weg war er und der Geschirrspüler schien repariert zu sein. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in Corinnas Magen aus – so ein unguter Typ war ihr selten zuvor untergekommen. Sie schaltete das Gerät ein und wischte den Boden sorgfältig auf.


Der Tag begann mit einem Ärgernis und hörte auch ebenso auf.

2.


Der darauffolgende Tag erging sich in einem wunderschönen, sonnenüberflutenden Morgen, der in das Arbeitszimmer der Modedesignerin durch das offene Fenster hereinströmte. Die heurige Kollektion an Leibwäsche, vorwiegend gedacht in wohliger Baumwolle, würde eine gewisse Einfärbigkeit sowie den immer mehr voranschreitenden Unisex hervorbringen, den sie an manchen Einzelstücken mochte, an manchen Fällen aber ganz und gar ablehnte.


Zufrieden blickte sie in ihrem großen Flachbildschirm über die heerscharen an eingescannten Entwürfen und füllte elektronisch mit der Paintfunktion je nach Bedarf die von ihr preferierenden Farben ein.


Als sie an den Herrenunterhemden zu Gange war, wurde es dunkel. Computer aus, Modem aus, Licht aus, Kaffeemaschine aus ... Corinna fluchte.


Der Termin für die Abgabe der Entwürfe lief mit heute Mittag aus und sie hatte noch einiges durchzusehen. Zügig öffnete sie den Sicherungskasten und blickte hinein.


Alles in Ordnung.


Wieder ein Blick an die Gerätschaften. Kein Saft.


Was konnte nun schon wieder sein?


Ohne weitere Umschweife, mehr konnte sie in diesem Moment selbst nicht tun, tippte sie die Nummer des Hausmeisters in das Mobiltelefon und wartete mit gespannter Nervosität. Sie hörte bereits ihren Chef in München fluchen und seine berechtigten Vorwürfe, warum sie immer alles in letzter Minute abschicken musste.


„Ja,“ die sonore Stimme brummte aus dem kleinen Teil.


„Ja hier Preiss, wir haben keinen Strom und ...“


„Welche Wohnungsnummer?“


„512, sie waren gestern hier. Ich habe einen wichtigen ...“


„Im Haus ist Strom.“


„Hören sie, der Sicherungskasten ist in Ordnung. Es muss am Haus liegen, anders ist das nicht möglich. Könnten sie b i t t e nachsehen?“


„Es liegt mir keine Meldung vor, am Gang brennt Licht, die Aufzüge funktionieren. Es muß an ihnen liegen. Blockieren sie nicht weiter das Telefon.“


„Warum können sie nicht einfach rauf kommen und nachsehen, ich habe einen superwichtigen Termin und ich ...“


„Ich hatte es ihnen gestern erklärt, sind sie so blöd oder stellen sie sich nur so?“


Corinna schluckte. Sie geriet in eine Notsituation und das ärgerte sie.


„Was erlauben sie sich. Ich möchte das sie auf der Stelle ...“


Aufgelegt.


Die Designerin wählte mit vor Wut zitternden Fingern die Wahlwiederholung.


„Ja, verdammt noch mal.“


„Legen sie ja nicht wieder auf. Kommen sie sofort herauf oder ich werde mich über sie beschweren das sie keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Und wenn sie noch einmal glauben mich blöd zu nennen, dann werde ich weiters ...“


„Was haben sie jetzt an?“


Corinna war in Fahrt und wollte weitersprechen, doch diese Frage hatte sie nicht erwartet.


„Wie bitte?“ Ihre Stimme überschlug sich.


„Was sie anhaben will ich wissen,“ seine tiefe Stimme dröhnte durch den kleinen Lautsprecher.


„Was tut das ...“ Corinna hielt inne – sie wollte einfach nur weiterarbeiten und sich nicht mit diesem Primitivling abgeben. Was solls. „Trainingsanzug von Adidas, zufrieden?“


„Ziehen sie das rosa Kostüm von vorgestern an und ich werde kommen.“


Wieder aufgelegt.


Eine noch nie dagewesene Wut ließ die Frau aus der Haut fahren. Sofort wählte sie ihren Mann im Büro an und wollte sich Luft verschaffen.


Er ging nach dem dritten Signal ran.


Sie wollte so schnell wie möglich alles loswerden.


„Stell dir vor, unser neuer Hausmeister, was der gerade von mir verl ...“


„Entschuldige Schatz, ich habe dir noch nicht erzählt, was wir da für ein Prachtexemplar bekommen haben. Die ganze Firma spricht davon. Das ist ein Entlassener vom Strafvollzug aus Sizilien. Ich hatte dir mal von diesem Megadeal mit Oberitalien erzählt. Normalerweise würden wir keine guten Chancen haben, aber nachdem Cromwell eine Stiftung ins Leben gerufen hat, wo einer Reihe von Straffälligen die Bewährung als Begleitung angeboten wird, sind unsere Chancen ziemlich stark gestiegen. Die Regierung wirbt bereits mit diesem Programm, dass die Wirtschaft für die Rehabilitierung mitwirkt und all so einen Scheiss. Und so haben sie Luigi ausgetauscht – in die Pension geschickt - und einen von denen als Hausmeister untergebracht. Was sagst du, richtig bescheuert, nicht?“


„Das ist mir doch egal, Schatz, was glaubst du was dieser Mensch zu mir gesagt hat. Wir haben hier einen Stromausfall, und du weißt, dass ich heute Abgabetermin habe. Und was tut dieser Mensch, nichts, er will, dass ich mir das rosa Kostüm anziehe, dass du mir neulich gekauft hast ... ungeheuerlich ... bitte unternimm etwas ...“


Der Chefbuchhalter versuchte zu beschwichtigen. Auch er stand unter Druck, obwohl ihm die Vorgehensweise des Hausmeisters doch mehr als merkwürdig vorkam.


„Schatz, ignorier den doch einfach. Mir sind die Hände gebunden, wie ich schon sagte hängt sehr viel von diesem Deal ab. Ruf doch einen Elektriker an und gut ist es. Du mußt dich doch nicht mit so einem Widerling abgeben. Einverstanden?“


Für wenige Augenblicke stand die Zeit still, bis seine Ehefrau ein Einsehen hatte.


„Natürlich, das ich daran nicht gedacht habe ... sprechen wir am Abend darüber, bis später ...“

Zehn Minuten später brach erneut Hektik aus. Kein Elektriker in Rom war willens oder hatte die Möglichkeit kurzfristig zu erscheinen. Die Stimmung wurde zusätzlich durch die ständigen Gedanken und die Ärgernisse über den großen Mann nicht nur gedrückt, sondern sie bekam zusehends eine merkwürdige Ausprägung und Nebenerscheinung. Immer wieder dachte sie an den letzten Satz des Typs nach. Sie konnte einfach nicht abschalten. Ziehen sie das Kostüm an und ich werde kommen. Was dachte er sich dabei? Was sollte das eigentlich?


Sie blickte ungeduldig auf den Sicherungskasten und auf die Leuchtdiode an der Kaffeemaschine. Nichts.


Ihr Chef würde explodieren und er konnte ziemlich grantig auf verspätete Lieferungen reagieren. Kein Wunder, die Produktion der Kollektion stand Gewehr bei Fuß und die Präsentation war bereits in drei Wochen anberaumt und in diversen Fachmedien angekündigt worden.


Ziehen sie das Kostüm an.


Warum? Was hat das für einen Sinn?


Der Gedanke sich für diesen Mann umzuziehen verdrehte ihr den Magen und stieß auf einen derartigen Widerwillen, daß sie selbst den Job sausen lassen würde.


Trotzdem.


Irgendetwas in ihr empfand die Vorstellung sich Umzuziehen als bizarre Anekdote in ihrem Leben, als eine Art Unterfangen, das sich als ein Abenteuer entgegen der sonstigen Alltäglichkeit einreihen würde. Sie begann die Möglichkeit - nur die t h e o r e t i s c h e Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Was sollte schon groß passieren? Sie würde in einer unwichtigen Sache nachgeben und könnte dadurch auf einfache Weise einen Zornesausbruch ihres Chefs verhindern.


Sie würde den Mann nicht mal ansehen, sie würde ihm die Türe öffnen, er würde die Sache mit dem Strom in Ordnung bringen und er würde wieder verschwinden.


So einfach wäre das.


So einfach.


Der Kleiderschrank war ziemlich geräumig und das bewußte Kostüm hängte in der vorderen Reihe an einem gut sichtbaren Platz, daneben ihre sonstigen Businesskostüme, die sie bei ihren Präsentationen oder Geschäftsterminen abwechselnd trug.


Langsam entnahm sie den Haken mit dem Rock und der Jacke und begann sich auszukleiden, den Rock hochzuziehen und die Jacke über ihre Bluse zu streifen.


Sie blickte auf die Uhr. Die Zeiger verschwammen zu einem einheitlichen Brei zusammen - eine leichte Beklemmnis und der Anflug von Nervosität, wie sie es bei einer wichtigen Präsentation eines ihrer neuesten Kreationen oder Modelle sehr gut kannte, stellte sich bei ihrer Anprobe ein. Auch wenn es nur Alltagswäsche betraf, so war ihr die Arbeit dennoch immer wichtig gewesen und sie würde nicht leichtfertig das Handtuch schmeissen, nur weil der Idiot von einem Hausmeister merkwürdige Ideen spann.


Sie blinzelte – verdammt, die Zeit war sehr weit fortgeschritten.


Ohne weiteres Zaudern oder Argwöhnen – das Kostüm hatte sie nunmal auch schon probiert, gab sie sich einen festen, inneren Ruck und drückte die Telefonnummer des Mannes, der sie in diese unmögliche Lage versetzt hatte.


Ziehen sie das Kostüm an und ich komme. Sie schluckte die fortschreitende Aufregung weiter hinunter und wartete auf die dunkle Stimme.


Tat sie das richtige?


Während sie wartete blickte sie an sich herunter und sah den rosa Rock, der sich wie für sie gemacht um ihre Hüfte schmiegte. Wie gut ihr das Teil doch stand.


Zu was ließ sie sich nur hinreissen? Wie wichtig konnte der Job denn sein?


Nochmals betrachtete sie ihre Jacke, die sie anhatte und an ihren schmalen Armen entlanglief und die sie ausschliesslich seinetwegen angezogen hatte.


Sie hatte sich tatsächlich für diesen Mann umgekleidet.


Wie dumm von ihr.


Ziehen sie das Kostüm an.


In ihrem Kopf dröhnten die Worte nach.


Aus, Schluß. Sie hatte sich entschieden.


Niemals würde sie sich fügen oder jemanden erlauben, sich diese bizarre Dreistigkeit herauszunehmen und zu glauben, er könne mit ihr verfahren wie es ihm beliebt.


„Ja, verdammt ...“


Die Frau in rosa erschrak. Zu spät.


Sie brauchte ein paar Sekunden.


„Preiss hier. Ich ... ich ...“


„Haben sie das rosa Kostüm an oder nicht?“ Der tiefe Ton verschwamm für die Frau zu einem Donnerschlag inmitten eines Orkanes.


Wieder verstrichen Sekunden, in denen ein plötzlicher Druck aufgebaut wurde der die vorangegangenen Gedanken hin und her wogen ließ.


„Ja, aber ...“


„Schön, ich bin sofort da ...“

Die Tür öffnete sich und sein schattiges Gesicht blieb starr und ausdruckslos. Seine hellen, wachen Augen ruhten wenn überhaupt nur für wenige Augenblicke auf die öffnende Frau in rosa, und sein Körper wuchtete sich ohne weitere Einladung in die Wohnung. Sein hochgekrempeltes, kariertes Hemd spannte sich über seine Schultern und den beeindruckenden Oberarmen, wobei die nackten Unterarme eine Menge Tatoos verunzierten, die sehr stark nach Gefängniskunst aussahen und mehr recht als schlecht erahnen liessen, was sie darstellen sollten.


Der Sicherungskasten wurde ohne Worte geöffnet, ein kleiner Knopf gedrückt der alle Sicherungen fallen liess. Danach wurden alle Sicherungen hochgeklappt.


In der Wohnung begann es zu tackern und zu piepen.


Strom.


So einfach war es.

Corinna wußte über die kurze Zeitspanne nicht wirklich wie sie sich dem Hausmeister gegenüber verhalten sollte. Sie fühlte sich in ihrem rosa Kostüm immer mehr beschämt und irgendwie blamiert. Die plötzlich sehr dicht gewordene Luft wollte nicht mehr so recht in die Lungen eindringen und eine kalte, kräftige Gänsehaut bildete sich hartnäckig und vermehrend auf ihrem Nacken und ihren schmächtigen Schultern. Die Gänsehaut entließ unnatürliche Schauer quer durch ihren Kopf, die sich als frostig und gleichzeitig höhnisch darstellten, und ihr auf erschreckend deutliche Weise aufzeigten, wie devalviert sie nun vor dem dunkelhaarigen Mann dastehen mußte.


Sie hatte sich doch tatsächlich umgezogen.


Wie er es verlangt hatte.


Was hatte sie sich dabei nur gedacht?


Und nun, nach getaner Arbeit, starrten die hellen Augen direkt auf ihren Körper, einer 36jährigen Frau die sich in einem selbst verursachten Ausnahmezustand befand und nicht wirklich damit umzugehen wußte.


Sie stand im Vorzimmer vor ihm da und spürte im Rücken die kühle Wand - starrte mit einer beklemmenden Bestürzung auf das brutal wirkende Gesicht des dunklen Mannes der nach wie vor schwieg, hörte die Geräte summen und rührte sich keinen Millimeter. Die peinliche Situation lähmte alles in ihr.


Einige wenige Sekunden brannten die vielsagenden Augen des Hünen auf ihr und ihrem zitternden Körper und die Sekunden des Schweigens würdigten sie in eine Sphäre hinab, die unbekannt und neu war. Schreckliches machte sie durch, Gedankenblitze tauchten auf, die diesen Mann verdammten, ihn in eine Hölle zurückschickten, aus der er zu kommen schien – gleichzeitig glitten die lähmenden Schauer aus dem Kopf in ihre fülligen Brüste hinein und hinterliessen eine brünstige Kälte, die ihre Brustwarzen aufzustellen vermochten. Hart drückten die Knospen in den Stoff des Büstenhalters hinein und drückten sie gleichzeitig wieder in den fleischigen Busen zurück. Ihre Vulva begann sich zusehends zu befeuchten und ihre Schamhaare verklebten sich aufgrund eines Ausflusses, der sich zu einem schwitzigen Rinnsal verklärte und ihr Höschen zu beflecken drohte.


Hinzu kam, daß ihre Muskeln aufgrund der in den Augen auszunehmenden Gier des Mannes zu zittern begannen, der wie mit Röntenstrahlen ihren nackten Busen zu erblicken schien, dessen Knospen sich vor ihm aufstellten und ihm beinahe Willkommen hiessen. Ihr frösteln übertrug sich auf ihre Lippen, die leicht zuckten, sich dabei öffneten und ihren schnellen Atem ausströmen liessen.


Der Mann starrte weiter. Er schien es zu geniessen was er sah und er bohrte sich bis in ihr Innerstes durch, er schien ihr Leid aufzunehmen und es einzusaugen.


Corinna presste sich noch härter gegen die Wand und wand sich vor ihm wie eine getretene Katze, als ob sie noch einen Tritt erwartete und sich einfach nicht wehren konnte. Sie spürte wie sich ihre aufgerichteten Brüste durch den leichten Stoff abzeichnen und die Knospen gut sichtbar austreten mussten. Ihr Handflächen schwitzten und pressten sich ebenfalls gegen die Vorzimmerwand bis es schmerzte – aber das merkte die Frau nicht, sie fühlte nurmehr die seltsame Situation in die sie sich gebracht hatte und aus der es plötzlich kein entrinnen gab. Das Innere fühlte die immer stärker werdende Ohnmacht gegen die Blicke, die sie so unglaublich durchdringend ausleuchteten und diffamierten, die ihre Erziehung so verletzten und gleichzeitig ihre Scham herausforderten, daß sie beinahe kollabierte. Doch ihre aufkeimenden Gefühle, die sie schrecklich neu und ungewohnt in ihrer Gewalt hatten, hörten nicht auf sie zu quälen und zu attackierten, und so kollabierte sie nicht und hielt sich unmittelbar schwer atmend vor dem Mann auf den Beinen.

Dieser hatte nur einen Satz übrig: „Rosa ist scheiße. Am Dienstag sehe ich sie in schwarzer Garderobe.“

Die Frau bekam mit wie sich der Mann umdrehte und im Dunkel des Ganges verschwand. Ihre Finger krallten sich eilfertig an der Eingangstür fest und drückten sie mit einem Knall zu. Dann lehnte sie sich wieder an die abkühlende Wand, atmete schwer durch und war unfähig ihre Gedanken zu ordnen. Eine peinliche, beschämende Gefühlswelt bezwang all ihr Denken und diese unbarmherzige Welt packte die Frau und verfuhr mit ihr wie ein unwillkommener Hagelschauer im eiskalten Wind, der auf sie niederprasselte und nicht aufhören wollte.


Sie wurde von der Welle der inneren Ohnmacht überrollt. Sie erfuhr eine neue Erfahrung die sie weder vorhergesehen noch selbst gesteuert hatte. Die Situation als solche erschien als so unwirklich, oberflächlich, und doch so intensiv und herabwürdigend, daß alles weitere zugedeckt und nicht wahrnehmbar erschien. Nur ihre Lage stand im Vordergrund, nur diese Begegnung zentrierte ihre Sinne und die vollzogene Bloßstellung an ihr selbst erfüllte sie in einer Art und Weise, die nicht nachvollziehbar und auch nicht beherrschbar erschien.

Ohne wirklichen Willen - mechanisch und unwillkürlich - zerrte sie ihren rosafarbenen Rock über ihre Knie hoch und fasste mit der flachen Hand in ihr Höschen hinein. Die Fingerkuppen beulten den Stoff aus und fühlten eine Nässe, die niemals zuvor möglich gewesen war. Die Kuppen versanken tief in der nässenden Wunde und rieben die verirrte Seele zu einem Höhepunkt, der den erhitzten Körper wie unter heftigen Peitschenhieben zusammenzucken ließ und sich in einer unbändigen Form entlud, wie man es nur in einschlägigen Filmen vorexerziert bekam.


Nach ermüdenten Minuten sank die verzweifelte Frau völlig erschöpft zu Boden und verstand die Welt und sich selbst nicht mehr.

3.


Die Familie veranstaltete einen Ausflug ausserhalb von Rom und kam einigermassen zur Ruhe. Die Eheleute hatten sich ausgesprochen, der Hausmeister sollte bis zum Abschluß des Geschäftes nicht mehr bemüht werden und danach sollte eine Beschwerde über ihn eingebracht werden, die sich gewaschen hatte.


Damit war das Thema zwischen Corinna und ihrem Mann beendet.


Sie genossen das Wochenende mit ihrer Tochter und liessen es sich gut gehen.

Für die Ehefrau hingegen hing ein dunkler Schatten sowohl über die freie Zeit als auch über der behenden Vereinbarung mit ihrem Mann. Zu verstört blieb sie am Mittwoch zurück. Verstört über sich selbst, verstört über ihr Benehmen und ihre Aktion mit dem rosa Kostüm. Warum passierte ihr das an diesem Tag?


Das unbeschwerte Wochende brachte keine Antworten, eher das Gegenteil. Noch mehr Fragen türmten sich am Montag auf. Gewissensbisse und Sorgen erfüllten ihren Alltag und auch ihre Kreativität in Sachen Mode ließ zu Wünschen übrig. Zum Glück war die Kollektion bereits abgegeben und für die neuen Modelle gab es noch genug Zeit und Muße.

Die Nacht auf Dienstag verlief für die Designerin am schlimmsten und wie auf einer Hochschaubahn. Zunächst die Bestürzung und die Sorglosigkeit vom Mittwoch die sie immer wieder einholte, danach der Schrecken über ihre Reaktion, die sie noch immer nicht verarbeitet hatte und schließlich der bevorstehende Dienstag Vormittag, wo sie sich den Schlüssel abholen musste.

„Am Dienstag sehe ich sie in schwarzer Garderobe.“

Die Worte hatten sich eingebrannt und blinzelten immer wieder hervor.


Ihr Körper erhitzte sich bei dem Gedanken sich für diesen Mann ein weiteres Mal die Aufmachung anzulegen, die er verlangte. Verängstigt wälzte sie sich im Bett hin und her. Sie glühte beinahe als ob sie Fieber hätte und eine tumbe Welt zerstörerischer Gedanken verrieb ihre Ablehnung und ihre Abscheu diesem Menschen gegenüber. Woher kamen plötzlich solche verquerten Bilder - Gefühle unmächtiger, ungesunder Art die sie nicht einschlafen liessen und sie quälten?


Ihre Scham pochte unaufhörlich, ihre Brüste beruhigten sich in keinster Weise und die sonst zarten Knospen verliefen sich spitz und steinhart zusammen und schmerzten in unerträglicher Manier. Ihre Vulva pulsierte wie eine frische, soeben aufgebrochene Wunde und verteilte ihre scharfen Stiche über ihren gesamten Unterleib.


Eine schwarze Garderobe möchte er sehen.


Er sagte es bestimmt und direkt. Er wartete keine Zustimmung ab, als ob er es als Selbstverständlichkeit sah, daß sie gehorchen würde.


Gehorchen.


Was für ein Gedanke.


Sie fasste an ihre Brüste und stöhnte beinahe auf. Die Stille des Schlafzimmers tönte in ihren Ohren und brüllte sie an. Sie presste Ihren Kopf gegen das Kissen und schloß die Augen. In schwarz hatte sie ein kurzes Schwarzes aufzubieten, das für diese Jahreszeit nicht mehr passend wäre. Sie würde vor der Tür stehen wie eine Dirne und auf ihn warten, den Schlüssel entgegennehmen und seine Reaktion abwarten.


Was für ein Gedanke.


Sein brutales Gesicht schwebte über ihrem Bett und verschwand hinter einer dichten Nebelwand.


Endlich ein wenig Schlaf.

Paulina mußte sich an diesem Morgen zweimal ankleiden, da sie sich frische Milch über die Mädchenuniform des Hortes goß und ihr Mann schien heute zerstreuter denn je zu sein, denn er kam von der Garage noch einmal hoch, um sich wichtige Papiere zu holen, die er noch am Abend zuvor zuhause bearbeitet hatte.


Flüchtige Abschiedsworte wurden getauscht und Corinna war endgültig allein.


Allein mit ihrer Pein und ihrer Qual.


Sie duschte sich ausgiebig und versuchte den Mist von der vergangenen Nacht zu vertreiben, einfach zu vergessen und in die Zukunft zu schauen.


Die Zukunft.


Wie würde sie aussehen. Alltag?


Sie kam aus der Dusche und stand vor ihrem Schrank, in denen eine Unzahl ihrer Garderobe zu finden war.


Etwas Schwarzes.


Das wollte er. Schwarz musste es sein.


Sie griff nach schwarzer Unterwäsche und suchte nach dem kleinen Schwarzen. Es dauerte nicht lange und sie betrachtete sich damit im Spiegel. Die Fülle ihrer Brüste kam sehr gut zur Geltung und auch ihre Figur würde noch so manchem Mann zum Nachsehen verleiten. Sie stieg in schwarze Pumps hinein und fasste sich langsam zitternd in den eigenen Ausschnitt. Hungrig befühlte die Frau die Veränderung an ihrem Körper, tastete weiter nach der breit ausgedehnten Gänsehaut am Busen und der Verspannung und Versteifung ihres Warzenhofes und des Stachels, der unverschämt steil und knochenhart in den Stoff bohrte.


Laut stöhnte sie auf.


Wie unerhört erregt sie war.


Sie blickte in den Spiegel - so will er mich sehen. In Schwarz. Dieser Kerl, ein Verbrecher, ein Wüstling der tut was immer er will.


Sie rutschte mit ihrer Hand aus dem Ausschnitt heraus und strich den Stoff glatt.


Er tut was er will. So ein Bastard. Er tut mit m i r was er will.


Sie schüttelte sich vor dieser Ekelhaftigkeit.


Er sagt m i r was ich tun soll. Was ich tragen soll. Wie ich mich kleiden soll.


Was bildet sich so ein Mensch ein?


So ein verdammter Kerl. Er dringt in meine Gedanken ein und glaubt das er nur mit den Fingern schnippen muss. Blödsinn.


So eine Selbstsicherheit, so eine Deutlichkeit.


Gräslich. Abscheulich.


Ihre Finger berührten die andere Brust. Hitze empfing sie. Brutale Hitze.


Ich will s i e in schwarz sehen, sagte er selbstgefällig.


Sie stöhnte mit offenem Mund ihre Verlegenheit und ihre absurde Geilheit hinaus und erstickte beinahe dabei ...

Es kam schließlich die Zeit zu gehen. Wie jeden Dienstag immer um die selbe Zeit. Nochmals blickte sie sich an, der Spiegel gab sie als attraktive Frau in den besten Jahren wieder. Und sie hatte sich für die Gardarobe entschieden, die sie so verrückt machte.


In schwarz?


Ja.


Er hatte es so bestimmt.


Und sie fühlte sich dabei wie eine Frau ohne Vernunft, ohne Verstand und ohne Einsicht. Sie hatte die gleichen Gefühle zu bewältigen wie vorige Woche und sie konnte sie nicht abstellen, sie konnte sie nicht ignorieren oder überhören.


Sie waren zu stark, zu mächtig geworden.


Sie fügte sich in die überdrehte Stimmung ein und ergab sich gänzlich ihres Instinktes.


Zittrig drückte sie den Knopf des Aufzuges und fuhr in den ersten Stock - ihr war kalt in dem knappen Teil und ihre scheuen Schritte zur Tür des Hausmeisters verklangen durch die Pumps laut hallend durch die Gänge. Corinna fand sich wie in Trance wieder und sie schwitzte und zitterte vor Kälte zugleich, ihr Magen revoltierte vor extremer Aufregung und Anspannung als ob sie sich jeden Moment übergeben musste und ihr Höschen fühlte sich klamm und wie mit verdünntem Gelee übergossen an. Der widernatürlich nachhaltige Ausfluss zwischen ihren Schenkeln hatte wieder eingesetzt und kam zu keinem Stillstand. Sie würde sich verkühlen, schoß ihr noch durch den Kopf, als sie bereits läutete und kleinmutig die Luft anhielt. Kurz wurde sie ruhig und sie konnte durchatmen.

Keine Reaktion an der Tür.


Minuten vergingen.


Sie erfing sich durch die Wartezeit und erholte sich von der Erregung, als sie eine kleine Nachricht am Fußboden liegen bemerkte, die sie aufhob und entfaltete. Aus ihr rutsche der Schlüsselbund heraus, wobei noch eine kleine Notiz auf der Innenseite zu lesen war: „In einer Stunde sehe ich sie in schwarzer Garderobe im Waschkeller.“


So ein Mistkerl.


Beinahe enttäuscht huschte sie davon.


Ab nach oben.


Irgendwie fühlte sie sich geprellt. Sie erwartete den dunklen Mann an der Tür, sie erwartete sein brutales Aussehen, daß in ihr diese seltsame Betroffenheit auslöste. Sie wollte erleben wie er sie schroff und plump abwies und wie er sie abschätzend, beinahe verderbt anstarrte. Sie hatte in seinen Augen etwas zu finden erhofft - nach einem Hinweis einer Erkenntnis in ihm - einem Hinweis das er es wusste, daß er wußte, daß sie vor ihm wie eine Dirne auftrat und auch so empfand. Voller Erregung und Hitze.


Und nun wurde sie vertröstet, hingehalten, zurückgestellt wie eine Flasche schlechten Weins.

Sie war in der Wohnung angekommen und setzte sich.


Wie war das gleich nochmal?


Sie trat wie eine Dirne auf?


Sie schüttelte den Kopf und hielt inne.


Was sind das für dumme Gedanken? Wie weit hatte sie das eine Erlebnis bereits gebracht? Sie schlug sich mit der Hand in ihr Gesicht.


Und noch einmal.


Was bist du für eine Närrin?


Dirne?


Weißt du was du da denkst? Was du für merkwürdige Phantasien entwickelst?


Was ist los mit dir?


Deine Familie ist dein ein und alles und nichts ist wichtiger als deine Tochter und dein Ehemann. Wie konntest du nur in diesem Aufzug nach unten gehen?

Minuten später erhob sich die Frau und entschlüpfte dem eingenässten Höschen und warf es in die Wäsche zu den anderen Sachen.


Der Aufzug brachte sie nach unten und sie begann wie jeden Dienstag ihre Arbeit. Die Pumps behinderten sie und auch das kleine Schwarze taugte nicht viel für diese Tätigkeiten. Die Kühle im Schambereich erachtete sie als eher angenehm, zumal die entströmende Feuchtigkeit ungehindert an ihren Innenschenkel ablaufen und kein nasskaltes Höschen mehr ein klammes Gefühl verursachen konnte.


Sie wartete wie versessen.


Sie hatte ihre Entscheidung getroffen und sie würde sich später nicht herausreden können.


Keine Selbstlüge möglich – und das törnte noch mehr an.


Sie fror vor Angst und vom Taumel ...

Und dann kam der Moment überraschend. Ausdruckslos, wie hingepflanzt kam der Hausmeister vor der Kellertür zu stehen und starrte in den Raum hinein. Corinna liess das Wäschestück fallen und starrte zurück.


Schweigen.


Corinna spürte eine Schamperle am linken Innenschenkel ablaufen, die vom Stoff des kleinen Schwarzen aufgesogen wurde und eine warme Spur hinterließ. Ihr Herz schien sich zusammenzuziehen und die Lungen verbrannten. Sie fixierte den Mann, der diesmal in einer Lederjacke samt Lederhose steckte und noch mächtiger und dunkler wirkte als sonst.


Sein schwarzes, brutales Gesicht behielt während des Schweigens über seine Ausdruckslosigkeit bei und wirkte dadurch noch derber, noch härter.


Dann bewegte er sich.

„Sie haben zugehört.“

Corinna wurde unruhiger, noch erregter.


Er dreht sich um und wollte gehen, als er nochmals stehenblieb und seinen Kopf in die Waschküche steckte. Seine Pupillen wanderten ihren Körper so sorgfältig und langsam ab wie eine Computertomographie im Krankenhaus. „Sie sehen verdammt noch mal scheisse aus mit diesen Haaren und dem lächerlichen Kleid ...“


Er spuckte aus.


Einfach so in die nächstbeste Ecke.


Corinnas Pupillen weiteten sich empört. Sie sagte nichts, ihr Hals schien zugeschnürt und trocken.

„Hier und heute, genau um Mitternacht finden sie sich ein. Kapiert?“

Seine Stimme klang einige Zeit nach als er seinen Platz räumte und eine Frau zurück liess, die sich gut in den Griff bekommen hatte und es erdulden konnte, wie seine wilden Augen auf ihrem Körper ungebührend herumsuchten und ihren Stolz niederwalzten. Ihre eisenharten Knospen, auf denen seine Blicke hängengeblieben waren, sprangen dabei beinahe durch ihr Kleid hindurch und sie fühlte sich an wie eine Blume, die gegossen werden musste.

Was für eine Fahrt ins Verderben.

Als er weg war stürzte sie zu dem kleinen Waschbecken neben den Heizungsrohren und erbrach sich. Die Tage forderten ihren Tribut. Es tat gut als sich der Magen Stück für Stück entleerte. Eine erstaunlich wohlfährige Entspannung kehrte langsam wieder in ihre Muskeln zurück und ließ sie zur Ruhe kommen.


Sie säuberte sich und tat ihre Arbeit als ob nichts geschehen wäre. Ihre Erregung aber blieb an ihr haften wie der eisenhaltige Geschmack des Wassers in ihrem Mund, und ihre Phantasie dem tonangebenden Mann gegenüber konnte nur mühsam unterdrückt und verscheucht werden. Immerzu dachte sie an diesen brutalen Gesichtsausdruck, der ihr Angst einflösste und Respekt verschaffte. Seine Selbstsicherheit versetzte sie in eine merkwürdige Gefühlswelt, die sie an ihr noch niemals bemerkt hatte und die unfassbare Regungen an ihr verursachte ...


Corinna arbeitete weiter und versuchte über den Tag zu kommen.

Am Abend hatte sie das Familienleben endlich wieder.


Die Erzählungen ihres Mannes bestanden aus seiner Meinung nach spannenden Geschichten aus dem Büroalltag, die er wie sonst auch relativ vergnügt und mit guter Laune zum Besten gab. Die Kleine plapperte dazwischen und hörte ohnehin nur auf ihre eigenen Erzählungen und kleinen Unfällen, die so tagtäglich über die Bühnen gingen. Das Abendessen verlief wie immer turbulent und zog sich über den ganzen Abend hin, bis die Kleine in den Schlafanzug schlüpfte, Unordnung im Bad anrichtete und sich schließlich verabschiedete.


Für die Eheleute war es an der Zeit die Küche sauber zu bekommen und einen kleinen Absacker einzunehmen, um sich müde und ausgelaugt vor dem Fernsehapparat zu langweilen.

Die Nachtruhe kehrte wie gewöhnlich gegen 22 Uhr ein und völlige Stille herrschte eine Stunde später.


Für die Ehefrau vollzog sich erst jetzt eine Strebsamkeit, die nur duch die Lautlosigkeit die sie einzuhalten hatte, übertroffen wurde. Ihre halterlosen Nahtstrümpfe hatte sie bereits unter ihrem Wollpyjama übergezogen, das sündteure Designerhöschen das ihre Scham nur knapp verbarg und der exklusive Büstenhalter aus echter Spitze in edlem Anthrazit-Schwarz ebenfalls. Es folgte, heimlich bereit gelegt, der hautenge Nadelstreif-Rock mit Seitenschlitz sowie die strahlend weisse Satin-Bluse mit Perlmutt-Knöpfen. Die Nadelstreif-Damenjacke passte zu dem Ensemble wie eine Biene auf die Blüte. Die goldenen Ohrstecker, Armreif und Uhr ergänzten ihr Bestreben auf Raffiniesse, so daß die ebenfalls schwarz-matten Stifeletten nur mehr einen komplettierenden Abschluß ihrer Bemühungen abgaben. Sie sah selbst für die Hektik und für die vorgerückte Stunde um fünf Jahre jünger aus, ihre Haut glatter, ihre Körperhaltung selbstbewusster, ihre Augen leuchtender.


Sie legte noch die Kurzhaar-Frisur zurecht und schaffte es, in wenigen Minuten startklar zu sein.


Hegte sie Zweifel?


Ja - mehr als sie ertragen konnte. Dennoch löschte sie das Licht und war willens zu dem Mann hinunterzufahren.

Sie horchte in die Wohnung hinein. Stille.


Gut.


In ihrem Kopf surrte es wie verrückt. Dann im Dunkel noch ein kurzer Blick in den Spiegel. Wie sexy sie sich gemacht hatte. Das knappe Höschen dr

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Kommentare


erde100
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 125
schrieb am 29.01.2007:
»danke für die geschichte, endlich wieder eine die mich richtig geil gemacht hat, mach genau so weiter echt scharf«

Barnabas
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 19
schrieb am 29.01.2007:
»Wie immer sehr gut geschrieben, leider
sehr brutal bis verbrecherrisch ggggg

Aber gut!«

strandby
dabei seit: Dez '02
Kommentare: 25
schrieb am 29.01.2007:
»In Bezug auf die Freiwilligkeit ist die Geschichte zwar etwas grenzwertig, und das Alter der Nebendarsteller ist auch nicht gerade prickelnd...
Aber: Hut ab vor diesem Spannungsbogen, dieser Sprache, diesem atemlosen Einblick in die Seele der hormongetriebenen Buchhaltersgattin! Wo soll das bloß noch hinführen...? «

charlie63
dabei seit: Okt '01
Kommentare: 8
schrieb am 29.01.2007:
»sehr gute geschichte,

ich hoffe die leder lady bekommt noch was sie will«

zor01
dabei seit: Apr '02
Kommentare: 1
schrieb am 29.01.2007:
»erotik mit Handlung. Super. Weitermachen
Kommt da noch eine Fortsetzung?«

Dora44
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 68
schrieb am 31.01.2007:
»Sehr interessanter und gut geschriebener Anfang einer sehr schön ausgearbeiteten Geschichte, bitte weiter so.

dOra«

macbeth-2
dabei seit: Okt '03
Kommentare: 3
schrieb am 31.01.2007:
»Dunkle, düstere Stimmung, (klar bei diesem nickname :-)
bizarre Atmosphäre....

Bitte mehr davon!«

variantt
dabei seit: Feb '01
Kommentare: 10
schrieb am 01.02.2007:
»Sehr anregende Geschichte! Bitte unbedingt weiterschreiben!«

Nordsee19
dabei seit: Apr '06
Kommentare: 2
schrieb am 01.02.2007:
»Hallo.
Starke Story.Bitte Fortsetzung«

horst2604
dabei seit: Aug '02
Kommentare: 2
schrieb am 03.02.2007:
»Das beste was ich seit langem gelesen habe.
Bitte weiter schreiben.
MFG Horst«

Kekserich
dabei seit: Apr '02
Kommentare: 9
schrieb am 03.02.2007:
»Vielen Dank für die geile und grenzwertige Geschichte. Du solltest unbedingt weiter schreiben, denn es interessiert bestimmt alle wie es weiter geht.«

kruegi
dabei seit: Jul '01
Kommentare: 19
schrieb am 03.02.2007:
»Einfach gut wie immmer

Bitte weiter Schreiben und auch Veröfentlichen , damit wier alle was dafon haben .«

mondstern70
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 03.02.2007:
»Inhaltlich schon ziemlich krass! Wenn ich jedoch eine 20 Seiten Story trotzdem bis zum Schluss lese, dann nur wenn sie richtig gut geschrieben wurde. Die habe ich zu Ende gelesen :-)

LG Mondstern«

sexus03
dabei seit: Jul '03
Kommentare: 9
schrieb am 05.02.2007:
»sehr schöne Geschichte die fesselt und sehr packend ist. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.«

crazybee
dabei seit: Feb '03
Kommentare: 25
crazybee
schrieb am 02.03.2007:
»wann gehst weiter ....sehr bizarr aber schöööööööööön «

laokoon
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 23
schrieb am 02.03.2007:
»Spannend und gut bis zum Schluß!!!
Gefällt mir.«

danton11
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 8
schrieb am 31.03.2007:
»Plot, Stil und Phantasie einfach exzellent. Merci.

Danton11«

Roman200
dabei seit: Mai '01
Kommentare: 7
schrieb am 10.04.2007:
»Ich merke erst jetzt, ein paar Tage nach dem Lesen der Geschichte, wie sehr mich diese fasziniert... Ich schaue nun schon zum 3. Mal nach ob eine Fortsetzung existiert.

Super, weiter so

Roman

«

KCI19
dabei seit: Mär '02
Kommentare: 1
schrieb am 12.06.2007:
»ein wenig derb und ein Stück weit pervers«

damaja
dabei seit: Dez '02
Kommentare: 7
schrieb am 28.07.2007:
»bitte auf jeden fall weiterschreiben«

Schoko21
dabei seit: Nov '02
Kommentare: 5
schrieb am 25.08.2007:
»Na, das war ja dann wohl dein Meisterwerk... Teil 2 ?????«

viva57
dabei seit: Okt '07
Kommentare: 5
schrieb am 07.11.2007:
»Eine sehr gute und anspruchsvolle Erzählung die buchstäblich nach einer Fortsetzung schreit«

asbach
dabei seit: Okt '03
Kommentare: 18
schrieb am 03.12.2007:
»hätte gerne eine Fortsetzung,die geschichte ist gut geschrieben wie fast alle anderen.Habe die Geschichte nochmal gelesen und finde sie immer noch klasse,warte nun schon ein Jahr!!! auf eine Fortsetzung.«

T4ler
dabei seit: Apr '02
Kommentare: 135
schrieb am 22.01.2008:
»Wann kommt endlich der 2. Teil ?? Lechz«

UBulli
dabei seit: Jul '01
Kommentare: 1
schrieb am 04.08.2008:
»Wirklich außergewöhnlich deine Geschichte! Wann kommt endlich die Fortsetzung...?«

martin690
dabei seit: Jun '02
Kommentare: 41
schrieb am 29.09.2009:
»geile geschichte. eigetlich nicht mein style weil er spanner cucki wifescharing aber der geht ja nen biwschen in d3er richtung. könnte nur nen ganz ganz klein wenig nicht so hart geschrieben sein . aber auf jeden 2 plus von mir MFG«

stummer_leser
dabei seit: Aug '04
Kommentare: 9
schrieb am 20.04.2010:
»eine geniale Geschichte .....«

Pitoe
dabei seit: Feb '05
Kommentare: 211
schrieb am 18.08.2010:
»So eine geile Geschichte. Klasse aufgebaut. Erotisch. Ja erotisch. Anmachend. Insgesamt auch glaubwürdig. Kein so ein billiger Pornokäse, den MANN überall lesen kann. Nein. Tief sinnlich klasse.
Vielen Dank an den Autor.«

hattu
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 28
schrieb am 24.11.2010:
»danke für die geschichte, endlich wieder eine die mich richtig geil gemacht hat, mach genau so weiter echt scharf super«

Journey
dabei seit: Mai '11
Kommentare: 136
schrieb am 06.12.2011:
»eine fesselnde Geaschichte, bin gespannt, wie sie weiter geht.......«

saunawelt
dabei seit: Apr '09
Kommentare: 5
schrieb am 04.11.2012:
»Einfach tolle geile Storie unbdingt weiter schreiben«

Bennie12
dabei seit: Feb '12
Kommentare: 52
schrieb am 09.02.2013:
»Super geschichte«

hart-knaller
dabei seit: Nov '04
Kommentare: 139
schrieb am 14.12.2017:
»Endlich eine scharfe Story die Lust macht auf eine Fortsetzung!«



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