Der verlorene Sohn
von Andre Le Bierre
Ganz am Anfang erschuf Gott den Himmel und die Erde. Wenn man dieser Theorie Glauben schenken darf, erschuf er auch den Menschen, genauer gesagt Adam und Eva. Einige Menschen glauben daran, dass Eva aus Adams Rippe geformt wurde und alles verkörpert, was Adam weniger besitzt, Anmut, Leidenschaft, Schönheit usw...
Adam hingegen verfügte über Stärke, Verstand und Libido. Beide zusammen waren vollkommen bis zu dem Tag, an dem eine Schlange versuchte, Adam zu überreden von der verbotenen Frucht im Garten Eden zu kosten. Man ging davon aus, dass es sich um einen Apfel handelte und die beiden ersten Menschen ihre Scham lediglich mit einem Feigenblatt bedeckten. War es nicht eigentlich so, dass Adams Partnerin Eva die Lust verspürte von der verbotenen Frucht zu kosten und Adam überredete dies gemeinsam zu tun oder hat sie ihn vorgeschickt? Vielleicht war die verbotene Frucht gar kein Apfel, sondern eine Pflaume und vielleicht gab es in Wirklichkeit keine Schlange, sondern nur zwei Menschen, die etwas taten, das als verboten galt. Vielleicht hat Adam die verbotene Frucht einfach gekostet und Eva hat es genossen. Gott soll die beiden aus dem Garten Eden verbannt haben und ließ sie auf der Erde ihr Unwesen treiben. Aber warum tat er es? Ein Züchter zum Beispiel hält Männchen und Weibchen nur in einem Gehege, wenn er sich davon Nachwuchs verspricht...
Viele Menschen halten die Entstehungsgeschichte in der Form für totalen Unsinn und glauben an die Version mit den Menschen, die von den Affen abstammen. Dann wäre die erste bekannte und verbotene Frucht allerdings eine Banane gewesen und die Affen kannten sich damit aus. Geht man davon aus, dass Adam und Eva auf der Erde Nachwuchs gezeugt hatten und davon ging sicherlich auch Gott aus, so war das geplant. Die erste Nachzucht der beiden waren sicherlich ein Junge und darauf folgte ein Mädchen. Weil sie es nicht besser wussten, hatten sie die Geschwister bei Zeugungsfähigkeit mit einander verpaart und bekamen ein schwer krankes nicht lebensfähiges Kind. Das führte dazu, dass die Verpaarung von Geschwistern, heute als Inzucht bekannt als schlecht empfunden wurde und Adam sorgte ein erneutes Mal für Nachwuchs bei der Tochter, worauf hin die Mutter den Erstgeborenen an sich heran ließ, um ebenfalls für Nachwuchs zu sorgen.
Irgendwann war Eva des Gebärens müde und die beiden ersten Menschen wurden alt. Die Erstgeborenen schickte man fort und so machte man es bei den Kindern und den Kindeskindern. Irgendwann war die generationsübergreifende Inzucht überflüssig geworden und ohne zu wissen, aus welcher Generation die Geschlechtspartner stammten entwickelte sich eine Bevölkerung. Bei den Affen muss es ähnlich gewesen sein, doch gab es sicherlich mehr als eine Affenfamilie auf der Welt. Wobei das Wort Familie genau das besagt, was Affen instinktiv machten.
Der Affe war das erste Lebewesen, das dem Menschen so ähnlich war und darüber hinaus über eine soziale Lebensweise verfügte, die Dinge beinhaltete, wie Familiensinn, Gefühle, Gedanken, Gruppenzugehörigkeit, Eifersucht und einige mehr.
Somit entstanden Lust, Erotik und Sex mit dem Menschen oder auch mit den Vorfahren des Menschen. Die anfängliche generationsübergreifende Inzucht ist bis heute bei Tierzüchtern bekannt und wird immer noch praktiziert, um eine reine Blutlinie zu behalten. Aber Inzucht zwischen Blutsverwandten Menschen ersten Grades ist seit vielen Jahren verboten, weil die Häufigkeit der Geschwisterverpaarung gezeigt hat, dass es zu nicht gesunden Nachwuchs kam.
Was seit Adam und Eva unumstritten blieb, war dass Eva diejenige war, welche die verbotene Frucht als magisch empfand. Dass Adam davon gekostet hat, ist auf die Libido des Mannes zurück zu führen. Sie ist mit bestimmten Gesten steuerbar und das ist bis heute so geblieben. Die Frau galt nach Entstehung und auch in den Jahrtausenden danach immer als gefährlich und so hat sich die Menschheit irgendwann soweit entwickelt, dass man Frauen von der Wertung her unter den Mann gestellt hat, um zu verhindern, dass sie Unheil über die Bevölkerung bringen. Auch das ist bis vor ein paar Jahren leider so geblieben. Frauen waren schon immer für das leibliche Wohl zuständig und der Mann für Anschaffung der Nahrung und die Zeugung der Kinder.
Mit der stetig wachsenden Bevölkerung entstanden auch Kriminalität, Rivalität, Eifersucht und alles, wovor man sich heute am Liebsten schützen möchte. Es entstanden Völker und Kulturen und mit Entwicklung der Sprache kam auch zunehmend die Entwicklung des ausgeprägten Gehirns und der menschlichen Seele. Aus dem Urmenschen ist ein gefährliches Tier geworden und man erfand Gesetze, um diese Tiere zu kontrollieren.
Die ersten bekannten Gesetze verkündete ein Heiliger namens Mose, der mit Schiefertafeln vom Berg Sinai kam und diese Regeln bekannt machte. Man soll nicht töten. Das ist etwas, was in der Natur schon immer vor kam. Es galt schon immer das Recht des Stärkeren. Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Die Römer und auch die Griechen hatten schon immer eine Vielzahl an Göttern, an die sie glaubten. Das Christentum, bzw. die Kirche übernahm diese zehn Gebote zu erst. Ja, Religionen, es gab Glaubensrichtungen. Kommen wir zu einem Ereignis, das heute noch ausgiebig gefeiert wird. Ein junger Bauer namens Josef hatte sich in die damals noch minderjährige Maria verliebt. Zu der Zeit bestimmten Reichtum und Herkunft die Wahl des zukünftigen Lebenspartners. Josef durfte sein Geliebte nicht lieben und man kann davon ausgehen, dass sie sich heimlich trafen. Zunächst kam es nur zu einer harmlosen Liebschaft. Allerdings war Maria noch nicht zur Ehelichung ausgewählt und man durfte keine Jungfrau vor der Ehe lieben.
Ich gehe davon aus, dass Josef und Maria Dinge wie Petting betrieben und sich trotzdem anfassten. Josef hatte verstanden, dass er nicht mit ihr schlafen durfte und so blieb es zunächst bei Streicheleien und Liebkosungen. Dabei waren sie sicherlich nackt, denn Maria muss eine hübsche leidenschaftliche Frau gewesen sein. Josef war ihr verfallen. Erst wusste niemand etwas von dieser Liebschaft, doch Maria hatte sich verändert. Sie wurde schwanger und die beiden erinnerten sich an die ersten Male zurück.
Vielleicht hatten sie sich geliebt, ohne den eigentlichen Akt auszuführen und es kam zu einem Samenerguss des damals noch relativ jungen Josef. Durch Streicheln und Befummeln, mehr war ja nicht drin, gelang der Samen in die noch jungfräuliche Scheide der Minderjährigen Maria. Für beide war klar, dass sie nie miteinander geschlafen haben. Josef war sich keiner Schuld bewusst und auch Maria beteuerte ihre Unschuld. Doch es half nichts, die Beiden mussten sich etwas einfallen lassen. Um die Ehre der beiden Familien zu schützen und seine geliebte Maria in Sicherheit zu bringen, verließ er mit ihr die Heimat. Sie reisten von Dorf zu Dorf und von Haus zu Haus. Man gewährte den Beiden überall Unterschlupf. Maria fragte ihren Josef eines Tages, wo sie bloß hin sollten. In der Heimat hatten sie nur Bestrafung für ein uneheliches Kind zu erwarten. Es gab einen Stern am Himmel, der heller war als alle anderen. Vielleicht war es der Polarstern, das weiß man heute nicht mehr.
„Schau, Maria! Dem Stern werden wir folgen!“, sagte er sicher, denn es gab keinen anderen Anhaltspunkt für die richtige Richtung. Wann immer sie gefragt wurden, erzählte Josef von der unbefleckten Empfängnis und dem Stern, dem sie folgten. Durch Reisende hat sich diese Geschichte herum gesprochen und man hielt es für ein Wunder.
Drei Könige aus dem Morgenland bekamen Wind von diesem jungen Paar, das mit einem Wunder im Bauch nicht wusste, wohin es reisen sollte. König Balthasar, König Melchior und König Kaspar machten sich nach langen Gesprächen mit ihren Beratern, die in der Regel Philosophen oder Propheten waren, dieses junge Paar zu suchen, um es zu ehren. Sie brachten das, was sie an Reichtum hatten mit, um es zu schenken. Weihrauch aus einem Morgenland, in dem es am Hofe genutzt wurde, um das Böse fern zu treiben.
Myrrhe als heilendes Kraut, das von Medizinmännern genutzt wurde. Gold aus einem arabischen Besitz, um sicher zu gehen, dass es dem Wunderkind an nichts fehlen würde. Maria war zu schwach, um weiter zu reisen und so ließen sich Josef und Maria in der Scheune eines Hofes nahe Bethlehem nieder, um das Kind auszutragen. Die heiligen drei Könige folgten ebenfalls dem hellen Stern und kurz vor der Ankunft in Bethlehem sahen sie einen schweifenden Stern vorüber ziehen, es war ein Komet, von dem sie glaubten, dass er die Ankunft des Kindes signalisierte.
Dass beide Sterne mit dem Kind selbst nichts zu tun hatten, will man heute nicht mehr wissen. Das Neugeborene brauchte einen Namen. Maria und Josef einigten sich auf den Namen Jesus. Die heiligen drei Könige gaben ihm den Zusatz Christus, was übersetzt bedeutet: „Der Gesalbte“. Das Kind wuchs auf in Nazareth und er selbst gab sich den Namen Jesus von Nazareth. Die Liebe seiner Eltern hatte er nie vergessen, aber gesehen hat er sie nicht mehr.
Er war das Kind, von dem alle glaubten, es würde die Welt retten und den Menschen den rechten Weg weisen. Dass Jesus sich selbst nichts aus Macht, Reichtum und Besitz machte, bestärkte die Menschen in dem Glauben, dass er der Heiland war, Gottes eingeborener Sohn, der durch eine unbefleckte Empfängnis gezeugt wurde. Jesus war ein wissbegieriger Mensch, der viel reiste und ebenso viel lernte. Unter anderem erlernte er die Kunst der Selbstheilung, was man heute als Reiki bezeichnet. Man sagte ihm nach, er würde Menschen heilen. Dass er vielen Menschen den Glauben an sich selbst zurück gab und einigen Menschen, die psychisch krank waren, die Begleitsymptome behandelte, wurde nie erwähnt. Er war anders als alle Menschen, denn er hasste zu jener zeit schon den Mainstream und tat Dinge, die Männer nicht taten. Er machte keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern und auch nicht zwischen Rassen oder Religionen. Er liebte alle Menschen war damit der erst erwähnte bisexuelle Mensch der Geschichte.
Beziehungen zu Frauen hatte man ihm nie nachweisen können. Während seiner Reisen umgab er sich mit jungen Männern, die ihm vertrauten und später auch mit ihm kamen. Er lebte anders als alle Anderen. Und sein Gefolge, dass am Ende aus zwölf Jüngern bestand, lebte mit ihm ein Leben, das in der normalen Gesellschaft als pervers zu bezeichnen war.
Man kann davon ausgehen, dass er seine Jünger nicht nur geistig sondern auch körperlich liebte, und sie natürlich auch den Mann, der ihnen Weisheit und Liebe gab. Das Abendmahl, das sie regelmäßig veranstalteten war sicherlich in erster Linie eine Diskussion über die Verbesserung der Welt, aber auch ein Anlass zu essen und zu trinken. Dies ist mein Laib oder vielleicht doch Leib? Sie aßen das Brot, welches er selbst backte und tranken den wein der sie berauschte. Sie kosten ebenfalls seinen Laib, der ganz ihnen gehörte und so ist das Abendmahl in einer heutigen Kirche nicht mehr das, was es mal war. Unter den Jüngern gab es Judas, der das letzte Abendmahl boykottierte und sich rechtzeitig entfernte. Man hatte Judas in die Jüngergruppe geschleust, um Gewissheit um die Lebensumstände zuhaben, was Jesus im Endeffekt zum Verhängnis wurde. Man nahm ihn fest und richtete ihn hin. Die Kirche geht davon aus, dass man Angst vor ihm hatte, weil er viel wusste und den Gerüchten zu Folge zu viel Macht besaß. Er besaß die Macht, die Menschen zu verzaubern und ihnen zu helfen.
Ein Pontius Pilatus musste sich die Macht hart erkämpfen und mit Gewalt durchsetzen. Jesus selbst hatte zumindest soviel psychologischem Verstand, dass er Menschen vor dem Bösen bewahren konnte. Heute muss man davon ausgehen, dass Jesus mehrere schwule Beziehungen führte und sich mit diesen Menschen regelmäßig umgab, weil ihnen vertraute und sie liebte. Das ist keine Schande. Doch waren Polygamie und Homosexualität damals schon mit hohen Strafen belegt und ein Jesus von Nazareth musste dieses Leben mit dem Tod bezahlen. Man kreuzigte ihn und setzte ihm einen Rosenkranz auf den Kopf. Dann ließ man ihn sterben und steinigte ihn, um ihn und seine Anhänger zu demütigen. Zuletzt wurde er begraben.
Jesus war der erste Mensch, der öffentlich in einer so bitteren Art hingerichtet wurde, weil er anders war und Menschen bedingungslos liebte, egal ob sie Mann oder Frau waren. Man erzählte sich, dass er am dritten Tage auferstanden sei und gen Himmel gefahren war, um an der Seite seines Vaters Gott zu sitzen. Von dort aus soll er richten die Toten und die Lebenden. Ich gehe davon aus, dass man seine Leiche fort gebracht hat, weil man eine Schändung seines Grabes verhindern wollte. Vielleicht hatte man seinen Leichnam verbrannt und die Asche über heiligen Boden verstreut, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Nun waren die Anklagepunkte nicht alles, was gegen ihn sprach. Denn wenn er seine Jünger wirklich geliebt hat, musste man ihn aus dem Weg schaffen.
Er war eine Gefahr für die Bevölkerung, weil die Gesellschaft andere Vorstellungen vom Leben hatte. Zudem war er eine finanzielle Gefahr für die damaligen Huren. Wenn man Homosexualität und Bisexualität erlaubt hätte, wären die Einnahmen der Huren, die da sicherlich schon gab, ziemlich in den Keller gegangen. Da Frauen wie auch Männer schon seit Jahrtausenden ein Augenmerk auf das andere Geschlecht hatten, fingen die Frauen irgendwann an, Profit aus den sexuellen Leistungen zu schlagen und sich daran zu bereichern.
Wenn man mal ehrlich ist … Was wäre wenn Sex und Liebe zu beiden Geschlechtern ohne gesellschaftlichen Zwang erlaubt gewesen wäre? Polygamie wäre kein Problem. Wer bräuchte dann eine Hure für sexuelle Befriedigung?
Sexuell gesehen war es in den Jahrhunderten davor und danach nicht besser. Erinnern wir uns an die biblischen Städte Sodom und Gomorrha, in denen die Triebhaftigkeit zu beiden Geschlechtern und auch zu Tieren offen ausgelebt wurde. Da war Jesus hingegen wirklich noch brav und zumindest ehrlich. Sodomie ist heute verboten und auch Inzucht und Polygamie. Es gibt zwar ein paar Sekten, die einiges davon betreiben, aber dann doch unter sich.
Die größte Sekte ist doch heute die Christliche Kirche, welche immer noch die Frau unter den Mann stellt und zumindest in katholischen Gegenden nicht sonderlich auf homosexuelle Liebe steht, obwohl es massive Fehltritte von Geistlichen in den eigenen Reihen gab.
Das ist eben die Nachwirkung, wenn man dem Menschen Dinge verbietet. Aus dem Tod von Jesus Christus Nazarethus Rex Judäa hat bis heute keiner gelernt und nachdem die Kirche so viel Reichtum und Macht erlangt hat, will da auch keiner mehr daraus lernen. Er selbst hat euch den Weg gezeigt, den ihr gehen könnt, um freier und friedlicher zu sein. Und das Jesus als König der Juden galt, heißt zumindest, dass er einen Glauben hatte, der damals zeitgemäß war. Die Kirche braucht einen eigenen Staat, um die Menschen im Glauben zu regieren.
Was ist davon geblieben? Ich sag es euch. Die Gesellschaft ist immer noch gegen die freie Liebe zu beiden Geschlechtern und die Frau wird absichtlich unter den Mann gestellt, weil man Angst hat, dass eine Frau stark, schön, leidenschaftlich und intelligent sein kann. Es könnte eine Frau kommen, die ihren Mann steht und die Herzen der Menschen im Sturm erobert, ohne Gewalt anzuwenden, wie Jesus von Nazareth es tat …
In dem Sinne möchte ich euch mit dieser Reihe von erotischen Geschichten zeigen, dass Liebe, Erotik und Sex schon immer existiert haben … auch in schwierigen Zeiten ...
Ich war schon wieder ein paar Monate unterwegs und kam in einem fernen Land in ein kleines Dorf. Die Hitze draußen war fast unerträglich und meine Füße wollten mich nicht mehr tragen. Zu viel hatte ich schon gesehen. Am ersten Haus klopfte ich an die Tür und es wurde mir aufgetan. „Seien sie gepriesen! Ich bin der junge Jesus von Nazareth und suche Zuflucht. Ich reise schon seit ein paar Sommerwenden durch das Land und habe mein Ziel noch nicht gefunden! Meine Füße sind des Tragens müde und ich brauche etwas zu essen. Bitte helfen sie mir!“ Der alte Mann, welcher mir die Tür auftat, sah weise aus. Er bat mich ins Haus und führte mich an den Tisch. Sein Weib stand am Feuer und bereitete das Mahl.
„Weib! Schau, es ist ein Gast gekommen! Er sagt, er komme aus Nazareth. Ich habe diesen Namen nie gehört. Er bat um Speis´ und Trank. Er sucht Zuflucht! Werden wir das Mahl mit ihm teilen?“ Die Frau von dunkler Haut drehte sich um und starrte mich an. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Mein Körper, der 24 Lenze auf dem Buckel hatte, fühlte sich an, wie der eines alten Greises. „Man wird sie verdammen, wenn sie nicht der sind, der sie vorgeben zu sein. Sie entschuldigen uns?“, sagte sie und tuschelte ihrem Mann etwas ins Ohr. Nach einer Weile drehten sie sich zu mir und die Frau fragte noch einmal: „Sie sind der Junge von Nazareth? Das Wunder von Bethlehem?“
Ich war etwas überfahren und antwortete: „Aber ja doch. Ich bin Jesus von Nazareth, der Wandersmann. Viele Sommerwenden bin ich schon unterwegs und suche nach dem Sinn des Lebens und der Erfüllung des Menschen. Die Frau schlug ihre Hände vors Gesicht, als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen. „Erol, das ist der Sohn des Herren. Ich bitte dich inständig, lass ihn bei uns bleiben und wir werden ihm Speis´und Trank geben!“ Erol, der weise Mann wusste nicht wirklich, warum sein Weib so reagierte, bat mir aber sofort einen Stuhl und sie gaben mir zu Essen und zu Trinken. Den besten Tropfen hatten sie mir angeboten.
Während des Mahls fragten sie mich aus und wollten Dinge wissen, die ich gar nicht beantworten konnte. „Ja, Bethlehem!“, sagte ich. „Der Ort meiner Geburt. Meine Eltern der Vater Josef und meine Mutter Maria waren arme Menschen. An Bethlehem selbst kann ich mich nicht erinnern...“, beteuerte ich. Doch die beiden glaubten tatsächlich daran, dass ich der Sohn unseres Herren gewesen sein sollte und hofften, dass ich Glück über ihren Besitz und die Familie bringen konnte. Zur späteren Stunde sprach das Weib ein Thema an, dass mir zu denken gab. „Nun sprecht junger Jesus Christus... Man sagt ihnen heilende Kräfte zu ...“ Ich überlegte und beruhigte die beiden Herrschaften. „Ich habe nie gesagt, dass so etwas Wirklichkeit existiert. Ja, sicher! Ich habe von ab und an versucht zu helfen, so lange ich in der Lage dazu war...“
Erol erstickte die Fragerei seines Weibes und sagte: „Lass gut sein, Euphrat! Sein Leib ist schwach und er wird zwei Tageswechsel Ruhe brauchen... Kommt! Junger Mann aus Nazareth. Ich gebe euch die Möglichkeit zu ruhen. Das Haus ist zu klein, aber unser Stall ist groß genug und wenn er keine Scheu vor dem Vieh hegt, biete ich es ihm gerne an!“ Ich bedankte mich und folgte dem alten Mann. Etwas später brachte er mir Kleidung, denn meine war übermäßig verschlissen. Es war der Umhang, welchen die Bauern trugen.
Gerne nahm ich das Angebot an und legte mich zur Ruh´. Zwei Tage hatte ich durch geschlafen und kam langsam wieder zu Kräften. Ich wollte mich bedanken und ging den Bauersleuten zur Hand. Ich melkte das Vieh und half dem Weibe beim Backen des Brotes. Es war ein ganz anderes Rezept, als jenes, welches ich aus meiner Heimat kannte. Auch gab es Gewürze, die ich nie gesehen hatte. Kreuzkümmel, ein Wundermittel gegen Schmerzen des Leibes. Ich erlernte alle Dinge, die auf dem Hof wichtig waren und nach ein paar Wochen kamen die beiden zu mir und fragten mich, ob ich bei der Ernte helfen könnte. Wie hätte ich ihnen das abschlagen können. Doch waren sie etwas verhalten und kamen nur allmählich mit der Sprache heraus. „Jesus...“, fing das Weib Euphrat an. „Es gibt etwas, dass du nicht weißt. Es gibt einen Sohn, der pünktlich zur Ernte zurück kehren wird. Wir schickten ihn in das benachbarte Dorf, um die Kunst des Schmiedens und einige andere Dinge zu lernen!“
Ich sah das Weib überrascht an. „Du trägst sein Gewand und er hat ...“, sie zögerte. „Er hat?“, fragte ich. Sie erzählte mir von dem Problem, welches ihnen zu schaffen machte. Der Sohn Isaak war von ebenso schwarzer Haut, wie seine Mutter. Sein junger Körper verlebte bisher 18 Lenze. Ich wusste es, weil er jede heiße Jahreszeit mit einem tiefen Ritzer an das Stallgebäude zeichnete. Euphrat und auch Erol wollten ein Weib für den jungen Mann haben. Doch interessierte sich Isaak nicht für eines der jungen Geschöpfe aus dem Dorf. Nicht einmal im Nachbardorf machte er keine Anstalten sich ein Weib zu suchen. Die Eltern waren besorgt und gingen davon aus, dass ihr Sohn krank sei.
Sie hörten davon, dass ich schon einmal eine derartige Störung geheilt haben sollte. Ich war völlig geschockt, dass sie einen jungen Mann von Stärke, Verstand und stattlicher Figur als krank bezichtigten. Ich musste mir selbst ein Bild davon machen. Ein paar Sonnenaufgänge später kam er heim, der junge Isaak. Er war ein Stück größer, als ich und hatte ein freundlich gesinntes Lächeln auf den Lippen. Sicherlich war er heilfroh, wieder am Hofe zu sein. Euphrat und Erol sorgten sich und eine ihrer brennendsten Fragen war, ob er denn ein Weib kennen gelernt habe. Er schwieg sich aus und widmete sich mir. „Du bist also Jesus von Nazareth? Ich hörte von dir! Du sollst magische Kräfte haben und den Menschen helfen. Vielleicht erzählst du mir davon? Das heißt, sofern du gewillt bist noch eine Weile zu bleiben!“ Ich nickte und so ging ein weiterer heißer Tag zu Ende.
Die Erntezeit begann und wir mussten hart arbeiten. Wir nutzten die Abende, um uns am Fluss zu reinigen und zu erfrischen. Wir waren allein und ich erzählte ihm von den Bedenken seiner Eltern. Da fing der junge Isaak an zu lachen. „Jesus!“, sagte er. „Ich bin nicht blöd. Natürlich brauchen wir ein Weib am Hof, wenn Mutter nicht mehr ist. Aber ich bin nicht wirklich gesinnt, diese Last zu tragen!“ Dabei ließ er sein Gewand fallen und schlenderte ins das kühle Wasser, dass ihm bis zu den Knien stand.
„Was ist? Junger Mann aus Nazareth? Hast du Angst, dass ich das Wasser einfärbe, oder warum kommst du nicht mit?“ Ich lachte, ließ auch mein Gewand fallen und begab mich mit ebensolcher Nacktheit zu ihm in den Fluss. „Das Wasser schwarz färben?“, lachte ich. „Du musst wissen, ich mache mir nichts aus Reichtum, Macht oder Geschlechtern, auch nicht aus Menschen von verschiedener Farbe. Alle Menschen sind Menschen und keiner ist mehr oder minder wert. Man soll alle Menschen so lieben, wie sie sind!“ Da lächelte Isaak. Ich sah es an seinen Augen, dass seine Gesinnung nicht nach dem Weibe stand. Doch schien er Augen für mich zu haben. Das imponierte mir und als ich neben ihm stand, berührten sich unsere Hände. Er nahm mich bei der Hand und drehte mich herum, so dass er hinter mir stand. Dann goss er Wasser über meinen Rücken und wischte den Staub von meiner Haut. Gleiches tat ich bei ihm.
Ich blickte in den Sonnenuntergang und sagte: „Weißt du Isaak? Ich kann die Sorge um dich verstehen, doch kann auch ich dich nicht heilen. Du bist nicht krank...“ In dem Moment kam er näher und derweil hatte sich seine pralle Männlichkeit entfaltet und lag auf meinem Gesäß. Seine starken Arme hielten mich und unsere Körper klebten dicht aneinander. „Ich weiß darum!“, hauchte er in mein Ohr und presste seinen harten Stab gegen meinen Körper. Auch ich konnte meine Männlichkeit nicht mehr verbergen und so gab ich mich dem schwarzen Manne hin. Ich ließ mich auf die Knie sinken und spürte seine starken Hände, die meine Lenden fest packten. Dann hatte ich kurze Zeit das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Das aber legte sich, als Isaak mit einem sanften Druck in mich eindrang und mir zeigte, dass er ein potenter Mann war, der in der Lage gewesen wäre, jedes im Dorf ansässige Weib zu beglücken. Doch beglückte er mich mit sanften tiefen Stößen, die ich ganz in mir aufnahm.
Lange Zeit tobte er mit seinem schwarzen Riesen in mir, bis ich mich ins kühle Wasser ergoss. Er streichelte dabei meinen Rücken und presste sich ganz fest an mich. Seine Männlichkeit rutschte aus mir und so rieb er sich an meinem Gesäß. Das kühle Wasser schwappte über meine Haut. Ich verspürte eine Lust in mir, die gar nicht mehr weg zu gehen schien. Das harte Stück Männlichkeit von Isaak rieb sich zwischen der Falte meines Gesäß und dann spürte ich, wie auch er sich ergoss. Es spritzte auf meinen Rücken.
Mit Wasser wischte er es wieder runter und gab seinen Samen ebenfalls in den Fluss. Ich kam hoch und legte mich gegen ihn. Wir streichelten uns und küssten uns. Ich hatte verstanden, dass es keinen Sinn machte, seinen Eltern meine vermeintlichen Heilungskräfte anzubieten. Ich konnte ihnen nicht helfen. Nachdem Isaak und ich an den Hof zurück kehrten, war für mich klar, dass ich den Hof am nächsten Tag verlassen würde. Isaak muss das gewusst haben, denn er kam in der Nacht zu mir in den Stall und weckte mich. „Jesus, du wirst gehen, nicht wahr?“ Ich nickte. „Isaak, ich werde nicht Unheil über deine Familie bringen, indem ich dich weiter liebe. Du wirst deinen Weg auch ohne mich finden!“
Im Morgengrauen war ich aufgebrochen und machte mich weiter auf die Reise. Viele verschiedene Menschen hatte ich kennen gelernt. Es war nicht Sinn der Gesellschaft das eigene Geschlecht zu lieben. Ich beschloss dem ein Ende zu setzen und meine Liebe zu den Menschen zu leben, auch ohne die Erlaubnis der Gesellschaft. Ich traf immer wieder auf junge Männer mit dem Problem, das Isaak hatte. Einige schlossen sich mir an, um dem ein Ende zu setzen. Andere versuchten ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Dem Weibe zu gesinnt war auch nicht mehr, denn diese Geschöpfe hatten ihren festen Platz. Einmal hörte ich von einer jungen Frau, die einer Frau zu gesinnt wahr. Aber auch daran wollte und konnte ich nichts ändern... Wozu auch? Es war die innige Liebe zu einem Menschen!
Ich war derweil schon im fortgeschrittenen Alter von über dreißig Lenzen. Die jungen Männer, die meinen freien Glauben und den freien Willen samt freier Liebe annahmen wichen nicht mehr von mir. Wir hatten es uns zur Aufgabe gemacht, die Freiheit des Menschen als Erfüllung unseres Lebens zu sehen. Es wurde schon viele Jahrhunderte versucht, zu definieren, wie die Menscheit entstanden war. Im Fokus eines jeden Glauben war die Existenz eines oder mehrerer Götter. Auch die Judäer glaubten an einen Gott. Das Volk um Judäa und Jerusalem ging davon aus, dass ein Herr, der allmächtig und unsichtbar war, über uns wachte. Abgeleitet der Tora, des fünften Buch Mose, überlieferte man den Glauben an die zehn Gebote, die den Menschen erlösen sollten. Ob das die Erlösung von der Verbannung aus dem Garten Eden war, blieb ungeklärt.
Das römische Reich unter Führung des Kaisers Tiberius hatte uns vor nicht allzu langer Zeit einen neuen Stadthalter namens Ponzio Pilato vorgesetzt, der eine Abneigung gegen den Glauben der Judäer hegte. Schließlich glaubte man im Allgemeinen an die Götter des römischen Reiches. Für mich selbst war das eine der veralteten Glaubensweisen. Hatte man doch niemals einen der Götter des römischen Reiches gesehen. Auch den Gott der Judäer konnte man nicht selbst sehen, aber im Glauben verankert war, das dies auch nicht vorgesehen war.
Ein paar Male hatte Stadthalter Pilato angedroht, mich anzuklagen, wenn ich meine Lebensweise nicht ändere und nicht aufhöre den völlig törrichten Glauben der Judäer zu vertreiben. Nichts dergleichen hatte ich getan, denn der Glaube der Judäer war zwar zeitgemäß, wies aber dennoch viele ungeklärte Fragen auf. Mein Glaube an einen freien Willen, eine freie Liebe und ein freies Leben für jeden Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft er sei, ernannte man der Ketzerei. Nur konnte er es mir nicht nachweisen.
Eine weitere Abneigung hegte er gegen die Galiläer. Man dachte, dass er überhaupt keines unserer Völker wirklich ernst nahm. Wenn er die Galiläer und die Judäer hasste, was sollte er denn als Stadthalter bei uns verloren haben? Ging es um Macht? Macht, eine sehr primitive Motivation, um Glück anzustreben. Auch Reichtum war meines Erachtens nur ein klägliches Ziel, um wahres Glück zu erlangen. War es nicht so, dass Freiheit und freier Glaube die wahren Schätze des Menschen waren? Ich machte mir auf jeden Fall nichts aus der Politik, die komplett nicht nachvollziehbar war. Ich hatte zu viel gesehen, um mich unwissend an einen der Glauben zu haften. Dennoch war ich überzeugt, dass die wesentlichen Grundzüge des Glaubens der Judäer, wenn man mal von der Definition des Gottes absah, gar nicht so verkehrt waren. Einer meiner ältesteten Weggefährten war Simon Petrus.
Er sorgte stets für das Gelingen des regelmäßigen Mahls, ein Fest das wir mit allen veranstalteten, um zu diskutieren und zu feiern. Er war der Meinung, es auf den Tag des Sabbats zu legen, einen der heiligen Tage der Judäer, an dem auch bei Hofe des Stadthalters Ruhe einkehrte. Der Älteste unter uns war Jakobus. Er schloss sich uns samt seinem Bruder Johannes an. Philippus und Nathanael kamen direkt aus Judäa. Andreas, Thomas und Thaddäus waren stattliche Männer aus dem römischen Volke. Simon folgte mir aus Zelot und hegte eine unglaubliche Zuneigung zu mir, die nicht nur geistiger Natur war.
Nachdem ich allerdings Jakobus, unserem jüngsten Anhänger verfiel, merkte ich erstmals, dass eine innige Liebe auch Schmerz bedeuten kann. Er war jung, unschuldig und voller Neugier. Zu oft musste ich mir von Lukas Paulus eine moralische Andacht anhören, dass es nicht ratsam sei, einen so jungen Mann die tiefe Liebes eines Mannes abzuverlangen. Doch er tat es aus freien Stücken und ich musste mich an Judas, dem Sikarier zurück erinnern. Er war einer meiner treuesten Weggefährten und obendrein noch die Liebe meines Lebens. Er hatte diesen irren Blick eines Kämpfers mit dem Körper eines Adonis. So unberechenbar, wie er war, so sehr liebte ich ihn auch, bedingungslos, wie alle meine Gefährten. Das Fest am Sabbat stand an und ich ging noch einmal an den Jordan, wo alles begann. Der Jordan, ein Fluß, an dem wir den Dreck der Gesellschaft von uns wuschen und uns der Taufe des Johannes hingaben.
Johannes war der Einzige von geistigem Blut. Er ging davon aus, dass die Natur, also der Fluss, die einzigartige Macht besaß, uns von dem Unheil rein zu waschen.
Am felsigen Ufer traf ich Judas, den Sikarier. Er war ein Kämpfer und kam aus einer Bewegung der Unabhängigkeit. Er glaubte an die perfekte Freiheit ohne Führung. Damit war aber auch er einer der gefährlichsten Gefährten, denn Pilato räumte alle aus dem Weg, die sich ihm nicht beugten.
„Ich kann dich später erwarten? Judas?“, legte ich die Hand auf seine Schulter. Ohne Gewand stand er bis zu den Knien im Jordan und wollte sich reinigen. „Weißt du, Jesus? Es wird langsam gefährlich, seinen Glauben, der dem eines Rebellen gleicht an die Gesellschaft zu versprühen! Freie Liebe unter Männern ...“ Ich unterbrach ihn: „... und Frauen. Freie Liebe, egal welchen Geschlechts, Judas!“, sagte ich und ging mit ihm in den Fluss, nachdem ich mein Gewand fallen ließ. „Ja, schon recht. Aber was ist mit den Frauen, die du so verehrst? Bist du nicht Manns genug, eine von Ihnen zu lieben und bei ihr zu bleiben?“ Er drehte sich um. „So, wie alle Anderen, Judas? Die, die im Namen eines oder mehreren Götter das Weib zu einem Vieh machen und es dem Manne unterstellen? Oder meinst du diejenigen, die sich einem Weib versprechen und es dann doch unzüchtig mit anderen Frauen treiben oder ihrem Weib schaden und schänden?“ Erschrocken sah Judas mich an und verstummte. Wir gingen nach dem Bad an das felsige Ufer zurück, wo die Sonne uns unsere Leiber trocken sollte.
Gelehnt an einen Fels stand ich vor ihm und sah mir meinen Freund von oben bis unten an. Still war er geworden, der männliche Inbegriff der Lust. Er trat einen Schritt näher und stellte seinen Fuß zwischen meine Beine. Ich konnte erkennen, dass ihm der Sinn nach Nähe stand. Ich erkannte es an seinem Phallus, der sich mir entgegenstreckte. „Was willst du tun, Judas?“, fragte ich und wartete auf eine Antwort. Er schwieg und kam näher, wie er es schon oft getan hatte. Er griff einen meiner Schenkel und hob ihn an. Mit seinen starken Armen konnte er so manchen Fels bewegen. Dann folgte das andere Bein, welches ebenfalls dann über seinem Unterarm hing.
Mit sanften Druck spürte ich, wie er begann mich zu lieben. Mich zu lieben an dem Fluss, der diese Macht und Reinheit versprach. Es war unmöglich für mich, mich ihm zu verweigern, denn er war der Inbegriff eines Liebhabers. Er war zärtlich und leidenschaftlich und im nächsten Moment wild und unzähmbar. Das war der Grund, warum ich ihn liebte. Das Liebesspiel an dem Fels raubte mir Verstand und Atem, bis er sich ergoss und mir den Samen eines Kriegers schenkte. Als wir uns anzogen, drehte sich Judas noch einmal zu mir und lächelte. „Nun, Jesus! Was ist mit der Frau, die in der Lage war, dir zu gefallen? Die dich geliebt hat, so wie ich dich liebe? Warum ist sie fort? Hast du sie vertrieben?“ Ich sah ihn an und schwieg. Er hatte Recht. Maria Magdalena war jung und schön. Und ja, ich habe sie geliebt und verehrt.
Sie ging von selbst, als uns klar wurde, dass sie die Brut eines Rebellen der Gesellschaft in sich trug. Niemals hätte ich erlaubt, dass sie das Kind in Gefahr brachte. Und Judas? Auch er konnte es nicht wissen. Vielleicht hatte er es vermutet. Mir war klar geworden, dass er zum Feste am Sabbat nicht erscheinen würde. So fand das Fest in dem Hause, welches uns ein Judäer zur Verfügung stellte, ohne meinen Freund statt.
Es gab Vieles zu bereden. Traditionell eröffneten wir es mit dem Mahl, ein Abendmahl in geselliger Runde. Nur diesmal hielt ich selbst das Wort und sprach zu meinen Gefährten und Freunden. Ich nahm das Brot, welches wir nach altem Rezept gebacken hatten und sagte: „Dies ist mein Laib! Nehmt es und esst davon!“ Ich verteilte es unter den Anwesenden, den Armen der Gesellschaft, denn wir waren arm, aber glücklich. Dann erhob ich den Krug mit Wein, den wir dank den Beziehungen eines Simon Petrus ein jedes Mal auftreiben konnten und sprach: „Trinkt, denn das ist das Blut! Es soll euch die Kraft der Natur geben!“ Sie aßen und tranken. Wir diskutierten und gaben uns dem Rausch der Gesellschaft hin. Wir liebten! Das taten wir immer. Nur war diesmal etwas anders. Judas fehlte. Er fehlte nicht nur mir, sondern auch den Anderen. Wir waren nicht vollzählig. Ich beobachtete vom Tisch, wie eine Liebelei zwischen Simon und dem jungen Jakobus in Gange war. Er zog unseren Jüngsten aus und öffnete sein Gewand im Sitzen. Dann zog er ihn zu sich und Jakobus setzte sich auf den Schoss des Simon.
Während die Anderen noch diskutierten und philosophierten, flüsterte Simon ihm immer wieder Dinge ins Ohr und Jakobus sah zu mir. Er sah zu mir, als müsse er um Erlaubnis fragen. Ich sah den beiden weiter zu und nickte. Simon hatte ihn soweit auf den Schoss gezogen, dass er die Männlichkeit des etwas Älteren genau spüren musste.
Kurze Zeit später legte Jakobus den Kopf nach hinten und riss den Mund auf. Es war zu laut, um etwas zu hören, aber ich dachte, er hatte einen lauten Seufzer von sich gegeben. Die Mühe, die sich Simon gab, den jungen Jakobus zu liebkosen zeichnete sich im leicht errötetem Gesicht des Jungen ab. Eine ganze Weile konnte ich dem Liebesspiel beiwohnen und erfreute mich an der freien Liebe, die zumindest meine Gefährten verstanden zu leben. Von der Anstrengung und dem Schweiß gezeichnet erhob sich Jakobus und trat vor mir an den Tisch.
„Was ist mit dir? Jesus?“ In dem Moment sprang die Türe auf und die Leibgarde des Stadthalters kam hinein. Sie steuerten direkt auf mich zu und nahmen mich fest. Zum Schock der Gefährten brachte man mich in die Stadt und führte mich dem Stadthalter Pilato zur Anklage vor. Er selbst war bekannt dafür, die Vollstreckung auch ohne einen offiziellen Prozess zu vollziehen. „Ach ja!“, sagte er. „Jesus Christus von Nazareth, das Wunder von Bethlehem, selbst ernannter König der Juden, habe ich irgend etwas vergessen?“ Er spazierte vor mir auf und ab.
Ich schwieg, denn alles was ich zu sagen hatte, war bereits Gegenstand der Anklage. „Was haben wir denn da?“, fragte er und ließ durch sein Gefolge die Vorwürfe aufzählen. „Jesus Christus von Nazareth. Ihm wird zur Last gelegt, Unzucht unter seines Gleichen und damit Schande über die Gesellschaft des römischen Reiches gebracht zu haben. Er halte sich nicht an die Gesetze des Reiches und hat unter anderem Inzucht und Pain über das Volk gebracht. Er stellt sich eines Gottes gleich und versprüht einen Glauben, der Spott über das römische Reich gebracht hat...“ Die Liste der Anklagepunkte war lang und so kam Pilato zu folgendem Urteil:
„Er muss sich dem Übel stellen und seine gerechte Strafe erhalten. Diese kann nur bedeuten, dass er durch Kreuzigung zum Tode verurteilt wird!“ Es machte also keinen Sinn, mich zu verteidigen, denn jeder einzelne Anklagepunkt hätte selbst schon eine Verurteilung zum Tode zur Folge gehabt. Damit nicht genug, denn Ponzio Pilato war für seine Grausamkeit bekannt und so ließ er mich kreuzigen, wobei ich das Kreuz unter Qualen auf dem Rücken zum Platz der Toten tragen musste. Die Nägel in Händen und Füßen schmerzten und mit letzter Kraft erreichte ich unter dem Spott des Volkes und den Bespuckungen, die ich noch nicht einmal mehr gespürt hatte, den rechten Platz, um mein Leben als freier Mensch zu lassen, für Dinge, die dem Menschen stets heilig sein sollten. Ich hatte keine Kraft mehr und das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war eine Stimme. Eine Stimme, die mir vertraut war.
„Herr unser, der du bist im Himmel! Heilige seinen Namen. Möge sein Reich kommen und sein Wille geschehen! Seinen Leib gib uns heute. Vergib uns unsere Schuld. Auch wir vergeben unseren Schuldigern. Führe uns nicht ihn Versuchung, sondern erlöse ihn von dem Übel. Denn sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Salom!“
Jesus von Nazareth war tot. Er erlag den schweren Verletzung durch die Kreuzigung und verblutete noch in selbiger Nacht am Kreuze, dass er selbst an den Platz brachte, wo er verstarb. Das ließ Pilato keine Ruhe, denn zu schlimm waren die Vorwürfe gegen Jesus von Nazareth. Um ein Exempel zu statuieren, ließ er den toten Leib vom Kreuze nehmen, ihn steinigen und begraben. Ein tiefer Schock saß in den Adern des Volkes. Die Jünger hatten den toten Leib aus dem Grab entwendet und vermutlicher Weise verbrannt. Man kann davon ausgehen, dass Jesus von Nazareth den fünf Elementen zurück gegeben wurde, denen man Macht zu sagte. Man übergab ihm dem Feuer und er wurde zu Asche, so staubig, wie die Erde auf der sie lebten. Man übergab sie dem Wind und der verteilte sie im Wasser der Jordan, in dem er sich und die anderen taufen ließ. Der Geist stieg auf in die Luft und jegliche Spur des Toten war verwischt. Am dritten Tage soll man Jesus noch ein Mal gesehen haben, als er aufgefahren sei in den Himmel. Man sagt, es war eine junge Frau. Vermutlich Maria Magdalena. Aber auch Judas kehrte noch einmal zurück.
Zurück an den Ort des Schreckens, um sich zu vergewissern, dass man den Leib auch wirklich begrub. Doch das Grab war leer. War es Judas, den Maria sah oder den Geist ihres geliebten Mannes. Zumindest hat man den Leichnahm vor der zu erwartenden Grabschändung bewahrt. Die Inschrift des Kreuzes „JNRJ“ war der blanke Hohn, denn Jesus selbst hatte sich nie als König von Judäa gesehen. Die Überlieferung, dass es König der Juden heiße, kann nur bedeuten, dass der Stadthalter selbst ihn zur Schau stellte und damit sagen wollte: „Schaut her, was mit einem Mann passiert, der das Volk verrät!“
Judas war derjenige, der als Verräter dar stand. Er soll viele Jahre später selbst unter Pilato verurteilt worden seien. Johannis, Matthäus, Lukas und auch Markus haben die Erfahrung und das Wissen in die Welt hinaus getragen. Die jeweiligen Evangelien sind fester Bestandteil des Buches der Widersprüche und Ungeklärtheiten. Vielleicht war Jesus von Nazareth einfach ein Freigeist, der die Sehnsucht in sich trug, frei zu leben ohne die Zwänge der Gesellschaft und eine Gleichheit des Menschen zu bewahren. Dies aber wird in allen Religionen seit Entstehung der Glaubensrichtungen stets ignoriert. Für mich war er und bleibt er ein Freigeist, der den Menschen den rechten Weg zeigte. Dass man aus seinem Tod nicht gelernt hat oder nicht lernen wollte, bleibt tragisch!
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