Die Begierde des Fauns
von Cagliostro
Zwei Stunden nach Mitternacht zog sie die Kreidestriche über die Wand ihres Studierzimmers. Die Aufzeichnungen in dem schmalen, abgegriffenen Manuskriptband war sehr penibel und gaben jedem Detail eine wichtige Bedeutung. Der unbekannte Verfasser, der die Beschwörung in seiner alten komplizierten Schrift dargelegt hatte, ließ keinen Zweifel darüber, wie schwer und folgreich diese Beschwörung war.
Zu schwer? Eila ließ ihre Hand sinken und verharrte in einem Moment des Selbstzweifels. Sie lauschte dem Klopfen ihres Herzens, doch sie wusste, dass sie nicht abbrechen würde. Eila würde ihre erste Beschwörung vollziehen, sie würde ein Tor zum grauen Reich aufstoßen. Sie wusste, dass Sie als Novizin dazu kaum bereit war. Und sie wusste auch, dass es genau dieser Umstand war, der sie weitermachen ließ. Dies war etwas Großes, weit über dem Stoff des mythagischen Lehrplans, den sie und die anderen Novizinnen für die Prüfungen und Übungen lernten. Dies war etwas für Zauberinnen, kein Lehrstoff für eine Adeptin der unteren Stufen. Würde die Oberin des Mythagischen Ordens sie jetzt sehen, Eila würde für den Rest ihres Lebens Fische verkaufen oder reichen Damen den Kelch bei Tisch vollgießen oder was immer für eine gefallene Schülerin der fernen Künste als Beschäftigung möglich war.
Eila zwang ihren Atem in einen regelmäßigen und ruhigen Rhythmus und unterdrückte den Impuls, alles noch ein weiteres Mal zu kontrollieren. Sie wusste, dass das schmale Fenster durch einen Vorhang abgeschirmt war, dass die Tür sicher verschlossen war. Eila schlief. Alle Novizinnen schliefen. Das Kloster war still. Doch Eila schlief nicht. Viele Nachtstunden hatte sie in den vergangenen Wochen über dem alten Manuskript gesessen und seinen Text übersetzt. Ihre Oberin wäre vielleicht sogar stolz auf sie. Auch darauf, wie akribisch und vorsichtig Eila verschiedene materielle Bestandteile der Beschwörung gestohlen hatte.
Sie hatte das Manuskript hinter staubverkrusteten Tonkrügen gefunden, in einer durch Regalbretter verdeckten Wandnische des alten Bücherkerkers. Der Text war alt und mochte schon viele Jahrzehnte an diesem Platz gelegen haben. Vielleicht hatte man den Band beim Umzug der Bücher in die heutigen Bibliotheksräume übersehen. Vielleicht war es von irgendjemand versteckt worden. Durch Zufall war Eila beim Putzen und Entrümpeln darauf gestoßen. Die Oberin hatte sich entschlossen, den alten Bücherkerker in ein Weinlager umzuwandeln. Der lästige Arbeitsdienst war ihr wie eine Strafe vorgekommen. Dies ist mein Lohn, hatte Eila gedacht und ihren Fund heimlich in ihr Zimmer geschmuggelt.
Als sie den letzten Kreidestrich gezogen hatte, trat sie von der Wand zurück. Ein großes Rechteck, das fast bis zum Boden reichte. Was immer geschah, würde innerhalb dieses Rechteckes geschehen.
Mit dem grauen Reich treibt man keine Späße, darin ließen ihren mythagischen Lehrerinnen keinen Zweifel. Doch Eila trieb keine Späße. Sie brach die Regeln ihres Ordens, hinterging die Oberin, versuchte sich an dunkler Magie, aber sie war nicht dumm. Mit einem Schutzbann hatte sie sich abgesichert. Die zehn Kerzen standen in genau vorgeschriebener Anordnung um sie, brachen jeden Fluch und umgaben sie mit einer Zone der Unverletzlichkeit. Zumindest hoffte dies Eila.
Langsam begann sie mit der eigentlichen Beschwörung. Ihre Hände glitten in einem präzisen Tanz durch die Luft, ihre Finger spreizten und schlossen sich und ihre Füße folgten einem genau festgelegten Muster an Schrittfolgen. Schritte, die niemals über den Rand der Schutzzone hinaus führen durften.
Während sie das komplizierte Ritual vollzog, versuchte sie sich gleichzeitig auf jede Einzelheit des Raumes und auf das Rechteck aus Kreide zu konzentrieren. Als der erste Teil der Beschwörung abgeschlossen war, hielt sie inne. Nichts geschah. Funktionierte es nicht? Langsam begann sie mit der zweiten und letzten Bewegungsfolge. Immer noch ruhte die Kammer in ihrer eigenen Stille und zu Eilas Enttäuschung deutete nichts darauf hin, dass hier eine mächtige Beschwörung vollzogen wurde.
»Nicht. Jetzt.«
Die Stimme kam aus dem Nichts. Schwer und angestrengt, wie das keuchende Atmen eines Tieres. Eila zuckte zusammen und musste alle Willenskraft aufbringen, um die Bewegungen ihrer Hände und Arme fortzusetzen. Nicht jetzt? Eila war irritiert. Was sollte das heißen? Langsam vollführte sie die letzten Bewegungen des Rituals. Unbeweglich verharrte sie in der Endposition. Ein Geräusch, als würden sich schwere Steinkugeln rollend nähern, klang durch den Raum. Die Wand innerhalb der Kreidestriche schimmerte wie ein Tuch, durch das flackerndes blaues Licht in ihre Kammer fiel. Eilas Zimmer schien zu schrumpfen, ihre Sicht verzerrte sich wie in einem schlecht gehämmerten Messingspiegel. Ein klatschendes Geräusch und stöhnende Laute. Die Öffnung zum grauen Reich bekam Tiefe. Licht, blau und golden und träge wie Sirup.
Große volle Brüste schaukelten im Rhythmus heftiger Stöße. Das lustverzerrte Gesicht einer schönen nackten Frau, ihre Haut von dunklem Blau, mit ölig schimmerndem Glanz. Auf allen vieren wurde sie von hinten heftig und in stetigem Rhythmus von einer großen dunklen Gestalt durchgestoßen. Die Frau wandte Eila ihr Gesicht zu, doch ihre Augen waren geschlossen in genussvoller Lust.
Die Gestalt umfasste mit ihren Händen den ausladenden Hintern der Frau und trieb sie ohne Unterlass dem Höhepunkt entgegen. Ein tiefes Stöhnen erfüllte den Raum und umspülte Eila wie ein heißer Strom der Lust. Wie in einem hypnotischen Sog starrte sie auf den animalisch wilden Liebesakt. Die reale Welt versank wie in einem Funkensturm.
Der Mann. Eilas Augen weiteten sich und das Blut rauschte in ihren Ohren. Seine Haut war dunkelgrün, die breite Brust war behaart und muskulös und er hatte die Arme eines Kriegers. Seine starken dicht behaarten Beinen wirkten menschlich, ohne den bekannten Linien zu folgen, und endeten in Hufen. Sein Gesicht war männlich in einer Weise, als wären alle Männer nur schwache Abbilder dieses Ausdrucks, kraftvoll und sanft, herrisch und zugleich sinnlich. Er hatte kurzes, struppiges Haar und zwei elegant gedrehte Hörner entsprangen seinen Schläfen wie der Kopfschmuck eines Widders. Mit geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund war er versunken in tief empfundener Lust. Sein Rhythmus klatschte gegen den Hintern der Frau.
Eila beobachtete wie gebannt das Gesicht dieses Mannes. Plötzlich verzog sich sein Mund zu einem Lächeln. Er öffnete die Augen und blickte Eila an. Es war, als würde er ihr entgegen springen. Lustvoll nah, begehrend und gefährlich.
Keuchend trat Eila einen Schritt zurück und fast wäre sie gestolpert. Ihr Fuß trat gegen eine der Kerzen und warf sie um, verlöschte ihr Licht. Heißes Wachs berührte ihren nackten Fuß. Sie kreuzte die Arme, warf sich nach vorn und rief die Worte der Trennung. Sie taumelte gegen die Wand, fiel zu Boden und blieb schwer atmend liegen. Ihr Körper war von Schweiß bedeckt. Eilas Finger betasteten die Wand. Das Licht war verschwunden, das Tor geschlossen. Ihr Herz schlug wie ein Schmiedehammer. Ihre Beine waren unsicher, als sie sich langsam erhob, sich mit einer Hand an der Wand abstützend.
In panischer Hast entfernte sie alle Spuren der Beschwörung, vertrieb die Gerüche der Kräuter mit einer Geste der Vernebelung, schrubbte mit schmerzenden Armen die Wand, bis nichts mehr von den Kreidestrichen zu sehen war, und kratze mir akribischer Sorgfalt auch den letzten Rest des vergossenen Kerzenwachses ab. In den wenigen verbleibenden Stunden der Nachtruhe schlief sie nicht für eine Sekunde. Die angezogenen Beine eng umschlungen, saß sie auf ihrem Bett und starrte auf die Wand.
****
In der Nacht war neuer Schnee gefallen und hatte sich über die Höfe, Dächern und Mauern des Burgklosters gelegt. Eila zog den dunkelbraunen Wollumhang enger um ihre Schultern, ihr Atem verlor sich in weißen Wölkchen in der grauen Morgendämmerung. Von den Stufen der kleinen Kapelle des oberen Westhofes konnte man hinab in die Stadt blicken. Die Dächer der Stadt unter ihr waren weiß, ihre Gassen bildeten dunkle Gräben und Rinnsale wie in einem gefrorenen Flickenteppich. Dünne Rauchfäden aus den Kaminen stiegen hinauf in die Windstille. Der kurze Wintertag würde nur vier Stunden matte Helligkeit bringen.
Die Morgenmeditation war für Eila anstrengend gewesen. Ihr Geist war erschöpft und zugleich aufs Äußerste angespannt, ihr Körper schmerzte wie nach einer harten Anstrengung. Wenn sie die Augen schloss, tauchten die Bilder der Nacht auf, als hätten sie sich eingebrannt.
Sie drehte sich nicht um, als sie hinter sich schneegedämpfte Schritte hörte.
»Hier bist du.« Paliro schlug die wärmende Kapuze zurück. Ihre Haare waren wie bei allen Novizinnen kurz geschnitten. Unten in der Stadt, bevor sie die Ausbildung begonnen hatte, hatte sie es in langen schwarze Locken getragen. Paliro stellte sich neben Eila und sah über das Meer der Dächer. »Denkst du an deinen Verlobten?«, fragte sie Eila.
»Ich weiß nicht.«
»Wenigstens hast du jemand, der auf dich wartet.« Paliro seufzte. »Fünf Jahre. Eingesperrt für die magische Weisheit. Dort unten hörte sich das nicht viel an.«
»Wenn er wartet«, flüsterte Eila. Sie suchte das kleine Eckhaus, konnte aber nicht erkennen, ob in der kleinen Schreibstube der ersten Etage Licht brannte.
Paliro sah ihre Freundin an. »Was ist mit dir, Eila?«
»Was weißt du über Faune?«
»Faune?« Paliro runzelte die Stirn. »Nicht viel. Aus dem grauen Reich. Lust und Fruchtbarkeit, ziemlich heftig, glaub’ ich.« Sie stürzte die Lippen. Dann grinste sie. »Die besten Sachen stehen ohnehin nicht in den Büchern. Perfekter Liebhaber, schlechter Mann. Das alte Lied.«
Sie drehte sich zu Eila um und musterte ihr Gesicht unter der dunklen Kapuze. »Alles klar mit dir? Was ist mit Faunen?«
Eila sah aus, als wollte sie etwas sagen, aber dann schüttelte sie kurz den Kopf. »Ach nichts.«
»Ach nichts?« Paliro trat zu ihrer Freundin und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Hört sich nicht wie Nichts an. Du schmachtest ins Tal und redest über Faune. Erzähl mir nichts.« Sie legte ihren Kopf auf Eilas Schulter und flüsterte »Faune sollen einen ziemlich großen haben. Einen Prachtkerl. Wird niemals schlapp, trifft dich genau dorthin, wo du es am liebsten magst.«
Unwillig schüttelte Eila ihre Freundin ab. »Rede keinen Unsinn.«
»Unsinn? Komm Eila, du hast Entzug. Das ist doch normal. Fünf Jahre in Klausur und nicht einen Mann im ganzen Orden. Die Reinheit des Blutes, wenn ich das schon höre.« Paliro nickte in Richtung Stadt. »Fehlt dir wohl, deine kleiner Schreiber.« Langsam streifte sie Eila Kapuze zurück. Mit dem Rücken ihrer Hand fuhr sie über die Wange ihrer Freundin, strich ihr durch das kurze blonde Haar. »Meinst du, das geht nur dir so?«, fragte sie leise. »Da gibt es Möglichkeiten.« Sie blickte Eila lächelnd an. »Und wenn es nur der schöne Traum ist«, sie hob ihre Hand und nahm zärtlich ihren Mittelfinger in den Mund, ließ ihn langsam hinein und wieder herausgleiten, während sie Eila betrachtete. »Komm zu mir, wenn es dir nachts einsam wird.«
Eila blickte sie scheu an. Dann zog sie die Kapuze wieder über den Kopf. »Lass uns reingehen«, sagte sie.
»Du hast recht.« Paliro hakte sich bei Eila ein. »Zurück zu den alten Jungfern und der mythagischen Handarbeit.«
****
An diesem Abend rührte Eila sich Schlafkräuter in einen Becher warmen Weins, bevor sie zu Bett ging. Es war vorbei, sagte sie sich, nichts war passiert. Die Tore zum grauen Reich waren geschlossen, der Faun nicht mehr als eine Phantasmagorie. Morgen würde sie das Manuskript an den Platz legen, an dem sie es gefunden hatte. Sie verlöschte die Kerzen und vergrub sich unter ihren weichen Decken. Nur die Glut der Feuerschale, die in einer Ecke des Raumes stand, glomm in schwachem, düsterem Rot. Der Schlaf kam schnell.
Als sie wieder erwachte, wusste sie für einen Moment nicht, wo sie sich befand. Es war still. Sie blickte ins Dunkel über ihrem Bett. Warum war sie erwacht? Waren die Schlafkräuter schlecht gewesen? Was war mit ihr los? Ihr Atem ging schneller. Sie spürte, dass ihre Brustwarzen hart waren. Ihre Hand fuhr unter ihr Nachthemd und strich über die empfindlichen Spitzen. Ihre zweite Hand glitt unter den Stoff und umfasste die Rundung ihrer Brust. Sie nahm ihre Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte sie sanft, rieb sie zwischen den Fingerkuppen. Ein Kribbeln zog sich ihren Körper hinab, sammelte sich zwischen ihren Beinen.
Sie war feucht. Sie warf die Decke zurück und spreizte die Beine. Sie schob ihr Nachthemd über die Hüften und fuhr mit dem Finger die Linie ihrer Schamlippen nach. Ihre harte Knospe reckte sich lustvoll ihren Liebkosungen entgegen. Mit einer Hand massierte sie ihre Brüste, während sie ihren Kitzler mit der Fingerspitze umkreiste und rieb.
Mit schnellen Bewegungen zog sie ihr Nachthemd über den Kopf und legte sich nackt auf ihre Decken. Mit angezogenen Knien spreizte sie ihre Beine und schob sich einen Finger langsam in ihre feuchte Spalte, während sie ihren kleinen Lustnippel zwischen zwei Fingern rieb. Sie nahm einen zweiten Finger hinzu und begann, immer schneller hinein und hinauszugleiten. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Sie suchte den Punkt innerhalb ihrer Spalte, der ihr die höchste Lust brachte. Langsam massierte sie ihr Inneres, während sie mit den Fingern der anderen Hand ihren Kitzler streichelte. Sie dachte an den Faun, wie er seine Gespielin von hinten stieß, und erregte sich an dem Gedanken. Während sie ihre Spalte bearbeitete, fuhr sie schließlich mit der anderen Hand zwischen ihre Pobacken und ließ ihren Zeigefinger langsam in ihr enges Poloch gleiten. Sie wimmerte vor Geilheit.
Sie ließ von ihrer Spalte ab und tastete neben das Bett, bis sie den Kerzenhalter fand. Sie zog die Kerze heraus und schob das untere Ende in ihre feuchte Höhle. Mit immer schnelleren Bewegungen begann sie, sich mit der dicken Kerze zu vögeln, während sie mit dem Zeigefinger der anderen Hand in ihren Po glitt. Als sie spürte, dass sie sich dem Höhepunkt näherte, zog sie die Kerze heraus. Weit spreizte sie die Beine und liebkoste ihre Pflaume mit beiden Händen. Der Orgasmus strömte durch ihren Körper wie eine Hitzewelle. Sie stöhnte vor Lust. Als die Welle verebbt war, lag sie mit geschlossenen Augen da und lauschte ihren tiefen, erschöpften Atemzügen.
Sie öffnete die Augen. Der Faun stand dicht an ihrem Bett und blickte auf sie herab, türmte sich über ihr auf als mächtiger Schatten. Seine Augen glommen schwach in grünem Licht.
Sie wollte schreien. Sie öffnete die Augen.
Dort war keine Gestalt. Sie atmete in abgehackten Stößen. Kalter Schweiß bedeckte ihren Körper. Mit der linken Hand tastete sie nach der Funkenzange. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie mehrere Versuche brauchte, bis das Licht flackernd den Raum erhellte. Er war leer und unberührt, sie war allein. Zögernd, als müsste sie über eine Eisfläche gehen, ging sie zu Wand und berührte die Stelle, an die sie gestern das Tor gemalt hatte. Sie fühlte nur kalten, glatten Stein.
Nackt und zitternd setzte sie sich auf den Boden. Sie schloss die Augen und umfasste ihre Knie. Die Stille des nächtlichen Klosters umgab sie wie ein kalter See und doch spürte sie einen Rest der Erregung, schlummerte eine Hitze zwischen ihren Schenkeln.
Das Buch. Taumelnd kam sie auf die Beine und legte sich ihre Bettdecke um die kalten Schultern. Dann rückte sie vorsichtig ihre Kleidertruhe von der Wand und tastete nach dem Manuskript, dass sie dort versteckt hatte, bis sich eine Gelegenheit ergab, es wieder an seinen Fundort zu legen. Sie zog es hervor und setzte sich auf die Bettkante, blätterte darin uns starrte auf die alten Seiten. Hatte sie etwas übersehen?
In diesem Augenblick klopfte es an ihrer Tür und ohne abzuwarten, wurde sie geöffnet. Elia zuckte zusammen und ließ das Manuskript hektisch unter der Bettdecke verschwinden. Die Frau, die den Raum betrat, war Majero Serpentin, Oberin des mythagischen Ordens, Hüterin letzten Wissens.
Majero Serpentin ließ ihren Blick schweigend und ernst durch Eilas Zimmer wandern als suchte sie nach Anhaltspunkten. Eila war zu erschüttert von diesem unerwarteten und beispiellosen Besuch, um das Wort zu ergreifen. Die suchenden Augen der Oberin glitten über das zerwühlte Bett, blieben kurz an der Kerze hängen, mit der sich Eila befriedigt hatte, bemerkten die abgerückte Kleidertruhe, studierten den Schreibtisch, die Vorhänge und verharrte dann auf Eila, die notdürftig von der Decke umhüllt am Bettrand saß.
»Novizin Eila«, sagte Majero Serpentin mit ihrer dunklen rauen Stimme, »ist hier etwas Besonderes vorgefallen?« Ihre grauen Augen blickten Eila an als wäre sie ein krankes Tier, über dessen unglückliches Schicksal sie zu entscheiden habe. Ein Blick voller sachlicher Kälte, mit der sie ebenso gut eine Spur im Schnee oder einen ungewöhnlichen Schmutzfleck hätte studieren können.
Eila versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben. »Nein Oberin«, antwortete sie und in ihren eigenen Ohren klang es wie ein schuldvolles Krächzen. Die oberste Hüterin des mythagischen Ordens war im Schlafgewand erschienen, als habe sie eine wichtige Sache eilig aus dem Bett geholt. Ihr langes Haar, von grauen Strähnen durchzogen, fiel offen über ihre Schultern. Auch in diesem Aufzug strahlte die mythagischen Meistern nicht die geringste Spur von Güte und Verständnis aus.
»Ich habe etwas …«, Majero Serpentin zögerte, als würde sie bewusst eine Kunstpause machen, »Beunruhigendes gespürt.« Sie schloss die Tür hinter sich und trat näher. »Es schien als würde es von hier kommen. Aber nun«, sagte sie, während sie sich nochmals umblickte, »ist es fort.«
»Ich weiß nicht«, antwortete Eila spärlich.
»Du weißt nicht, ob es fort ist?« Majero Serpentins zuckte herum und studierte Eilas Gesicht mit frostigen Augen.
»Nein«, Eila musste gegen ihren Willen schmerzhaft schlucken, »Ich weiß nicht, was sie meinen. Hier ist nichts.«
»Vielleicht.« Irgendwo hinter dem Gesicht der Oberin schien sich eine harte Anspannung zu lockern. Für einen Moment erschien ein schmales Lächeln auf ihren Lippen und ein wehmütiger Blick zog so schnell vorbei wie der Schatten eines Vogels. Diese Regung war so ungewöhnlich und flüchtig, dass Eila nicht sicher war, ob sie diese Gefühlsschwankung überhaupt gesehen hatte.
Mit einem schnellen Schritt trat Majero Serpentin vor und riss Eila die Decke von den nackten Schultern. Das schmale Manuskript fiel zu Boden. Schneller als Eila reagieren konnte, ging die Oberin in die Knie und hob das ledergebundene Bändchen auf. Sie zog eine Augenbraue hoch und bedachte Eila mit einem Blick, der deutlicher als Worte zum Ausdruck brachte: Siehst du? Ich habe es gewusst.
Nun geschah es zum zweiten Mal, dass ein ganz und gar ungewöhnlicher Gefühlsausdruck über das Gesicht von Majero Serpentin flackerte. Nur einen Augenblick, als durchbreche er aus großer Tiefe eine Oberfläche aus Überlegenheit und Zurückweisung. Diesmal war Eila sicher, dass sie sich nicht täuschte. Was war es gewesen? Ein Ausdruck von Angst? Oder Schrecken und Erregung? Eines konnte Eila mit Sicherheit sagen: Die Oberin kannte dieses Buch. Dort war ein Moment des Wiedererkennens gewesen. Majero Serpentin blätterte in dem Buch und studierte seine Seiten. Eila wurde klar, dass die Oberin den alten Text, den sie selbst mühsam über Stunden übersetzt hatte, lesen konnte wie einen Einkaufszettel für den Wochenmarkt.
Als sie Eila wieder ansprach, hatte ihre Stimme endgültig jegliche Restwärme verloren. »Novizin Eila, hast du in diesem Buch gelesen? Hast du irgendwelche Praktiken vollzogen, die hier beschrieben sind?« Ihr Blick bohrte sich in Eilas Augen wie ein Seziermesser.
Eila war unfähig wegzusehen oder zu zwinkern. Sie hörte ihre eigene Stimme antworten wie aus großer Ferne: »Nein, Oberin Serpentin. Ich habe das Buch beim Aufräumen im Bücherkerker gefunden.«
»Du hast es nicht gelesen?«
»Nein, Oberin Serpentin.«
Majero Serpentin blickte an Eila vorbei auf das zerwühlte Bett. Als sie weitersprach, schien sie für einen Moment ihres Zorns müde zu werden. »Es gibt Tore, die sind geschlossen. Doch die Tore unserer Klosterburg sind Tag und Nacht unverschlossen und dennoch durchschreiten wir sie nicht. Und wenn die Novizinnen vor ihrer Zeit das Kloster verlassen, können sie niemals zurückkehren. Sie werden, was sie waren, Bauern und Leibeigene. Das hier«, sie hielt das schmale Manuskript fest in der Hand, »ist keine Lösung. Es ist gefährlich. Vor allem für Novizinnen.«
Eila wagte nicht zu antworten.
Majero Serpentin trat näher und nahm das Kinn der Novizin in die Hand. Langsam drehte sie Eilas Kopf zur Seite und betrachtete sie. »Du bist so jung«, sagte sie als würde sie über eine schöne, seelenlose Blume reden. Dann strich sie mit dem Handrücken über Eilas Wange und sah auf ihre volle und schöne Brüste. Die kleinen Brustwarzen waren fest und spitz durch die kühle Luft auf Eilas Haut. »Möchtest du durch die Tore des Klosters gehen? Zurück zu den Schreibstuben und Schweineställen?«
Auch jetzt brachte Eila nicht den Mut auf, eine Antwort zu geben. Sie schloss die Augen und nach einem Moment spürte sie, wie die Oberin ihre Hand von Eilas Gesicht löste. »Dass du dieses Manuskript bei dir versteckt hast, kann nicht ohne Konsequenzen bleiben«, fuhr sie in einem geschäftsmäßigen Ton fort. »Ich werde darüber nachdenken.«
Eila öffnete die Augen und sah, dass die Oberin zur Tür getreten war. »Natürlich verbiete ich dir, darüber zu reden«, sagte sie zum Abschied, als würde sie für ein Kind eine Selbstverständlichkeit sicherheitshalber wiederholen.
Als Majero Serpentin die Tür von außen geschlossen hatte, sank Eila zurück auf ihr Bett. Sie atmete tief und spürte, wie sich ihr Herzschlag langsam normalisierte. Erschöpft rollte sie sich in ihre Decke und fiel in einen unruhigen Schlaf, der seine seltsamen Träume für sich behielt.
****
Der Wohntrack der Oberin des mythagischen Ordens lag oberhalb der Schlaf- und Essräume der Novizinnen. Die schmalen Fenster waren geschlossen und dunkle Samtvorhänge sperrten das spärliche Sternenlicht aus. Das einzige Licht kam von den Kerzen, die kunstvoll auf dem Boden des Raumes angeordneten waren. Majero Serpentin starrte auf das Tor aus Kreidestrichen, das sie an die Steinwand gezeichnet hatte, nachdem sie einen kostbaren Webzauber abgehängt und sorgfältig eingerollt hatte. Sie saß an ihrem Studiertisch und blickte für lange Zeit nachdenklich auf die mythagische Anordnung. Aufgeschlagen auf dem Tisch lag das alte Manuskript. Schon während des Rückwegs von dieser dummen und unreifen Novizin hatte sie innerlich mit sich gerungen. Sie spürte eine feurige, fast wütende Erregung und zugleich Furcht. Es war die Angst des Süchtigen vor dem Rückfall. Doch jenseits ihres inneren Ringens wusste sie längst, dass dies nur ein Schaukampf war. Die Entscheidung hatte bereits festgestanden, als sie das Manuskript auf dem Fußboden vor dieser jungen Närrin gesehen hatte. Vielleicht, so überlegte Majero, sogar schon, als sie den alten lustvollen Sog in den mythagischen Fäden der Klostermauern gespürt hatte. Die Novizinnen, die erst am Beginn eines jahrzehntelangen Lernens waren, konnten diese Fäden nicht spüren. Doch Majero hatten sie in die Kammer von Eila geführt.
Majero erhob sich und trat in die Mitte zwischen den Kerzen. Sie öffnete die Knöpfe ihres Gewandes und lies ihr Nachthemd über die Schultern zu Boden sinken. Nackt stand sie im flackernden Licht vor der Steinwand. Trotz ihrer Reife war ihr Körper fest und wohlgeformt, auch wenn er nicht mehr die flüchtige Glätte der Jugend besaß. Die dunklen Höfe der großen Brustwarzen und das schwarze Haar zwischen ihren Beinen bildeten einen Kontrast zur hellen Haut ihrer schweren Brüste und Schenkel.
Majero Serpentin schloss die Augen und öffnete leicht ihre Lippen. Ihr Atem ging schneller. Langsam begann sie mit den rituellen Bewegungen der Arme und spürte, wie sich um sie die mythagischen Fäden in einem komplexen Wirbel neu ordneten.
Wie ein aufbäumender Schatten trat lautlos eine große Gestalt hinter sie. Sie spürte die animalische Hitze eines kraftstrotzenden Körpers, der sie an sich presste. Eine kräftige Hand umfasste ihre Brust und von hinten glitt eine zweite Hand zwischen ihre Schenkel und schob einen Finger leicht und tief in ihre feuchte Spalte.
Majero stöhnte lustvoll auf, als sie mit nur wenigen Bewegungen des Fingers dicht vor einen Orgasmus getrieben wurde. »Du … du bist ja schon da …«, keuchte Majero und ließ ihren Kopf nach hinten sinken.
Der Faun beugte sein schönes, herrisches Gesicht herab und glitt mit seiner Zunge über Majeros Ohr. Die Oberin spürte die Rundung eines Horns, das sich leicht gegen ihr Haar drückte.
»Ich kenne dich«, sagte der Faun mit seiner dunklen Stimme, die klang als würde sie durch die Blätter eines unwegsamen und uralten Waldes rauschen. Mit seinem Finger brachte er die Oberin leicht und zielsicher zu einem heftigen Orgasmus, bei dem er sie fest umschlossen hielt, damit sie nicht zu Boden sank.
»Ja«, flüsterte Majero Serpentin rau, »aber es ist lang her.«
»Nicht für mich, du sterblicher Falter.« Er schob ihr einen zweiten Finger in die nasse Spalte und drückte mit einem Daumen sanft die Pobacken auseinander um ihr Poloch zu massieren. »Ihr seid wie Motten am Feuer. Flüchtig und trunken.«
»Eila, diese Närrin …«, stöhnte Majero, während sich ihre Geilheit aufs Neue steigerte. Der Faun hatte seine andere Hand nach unten über ihren Bauch und Schamhügel gleiten lassen und massierte ihren geschwollenen Kitzler, während sich seine Finger in Spalte und Po bewegten.
»Sie hat gelogen«, flüsterte Majero mühsam. »Und sie hat einen Fehler gemacht.«
Die Oberin spürte ein mächtiges halbsteifes Glied, das immer schwerer gegen ihren Rücken drückte, während sie von einem zweiten Orgasmus überschwemmt wurde. Der Faun drehte sie um und blickte die Oberin mit dunkelgrünen Augen an, zwei tiefe Brunnen voller verlorener Wünsche. Die Hände des Fauns legten sich auf die Schultern der Oberin und drückte sie sanft nach unten. Bereitwillig kniete sich Majero vor dem Faun auf den Boden. Ein großes dunkles Glied reckte sich ihr entgegen. Die Oberin starrte auf den wohlgeformten Schwanz und seine große Eichel. Mit ihren Fingerspitzen fuhr sie langsam den Schaft entlang und umschloss ihn zögernd. Als sie das warme feste Fleisch in ihrer Hand spürte, begannen ihre Augen vor Erregung zu schimmern. Langsam bewegte sie ihre Hand vor und zurück, während der Faun ein tierhaftes Brummen der Zufriedenheit erklingen lies. Majero massierte den großen Schwanz mit immer festeren Bewegungen und fuhr mit der anderen Hand zwischen die muskulösen Schenkel des Fauns und umfasste den großen Hodensack.
Sie beugte sich vor und liebkoste mit der Zungenspitze das kleine Loch der Eichel. Sie öffnete die Lippen und lies die Eichel des Fauns in ihre Mundhöhle gleiten, groß und fest und mit einem erregend würzigen Geschmack. Tief lies sie ihn eindringen, weit in ihren Rachen hinein. Langsam zog sie ihren Kopf wieder zurück und umspielte die Eichel mit ihrer Zunge. Der Faun gab einen weiteren kehligen Laut von sich. Ihre Kopfbewegungen wurden schneller, begleitet von den Bewegungen ihrer Hand. Sie hatte die Augen geschlossen und gab sich dem Genuss dieses enormen Schwanzes hin. Plötzlich spürte sie eine große Hand auf ihrem Kopf, die mit festem Griff in ihre Haare fasste und ihre Bewegungen fordernd begleitete. Mit einer Hand strich Majero über die unglaublich muskulösen Schenkel. Sie waren von einem kurzen weichen Haarkleid bedeckt, das so natürlich und selbstverständlich wirkte, dass die menschliche Nacktheit dagegen wie ein Makel erschien.
Als sich der Faun mit einem tiefen Grollen in ihren Mund entlud, glaubte sie für einen Moment ersticken zu müssen. Vor ihren geschlossenen Augen öffnete sich ein hypnotischer Wirbel aus grünen Farben, der wie eine Wolkenwand zerriss und einen Blick in eine fremde Welt öffnete. Weite fruchtbare Ebenen, unsagbar alte Wälder, bevölkert von tierhaften Wesen und bizarren, engelsgleichen Geschöpfen unter einem Himmel, der wie ein wildes Meer aus dunkle
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