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Kommentare: 6 | Lesungen: 2365 | Bewertung: 7.59 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 20.06.2011

Die Blinddarmentzündung

von

Es klingelt an der Tür. Wer auch immer es ist, ich will ihn nicht sehen. Er soll einfach verschwinden. Verdammt tut das weh. Ich könnte wirklich heulen vor Schmerzen. Ob ich etwas Falsches gegessen habe? Eine Lebensmittelvergiftung? Vielleicht der Thunfisch gestern Abend? Schon die ganze Nacht durch habe ich Schmerzen. Panisch überlege ich, ob es wohl etwas richtig Schlimmes sein könnte. Es klingelt wieder, also quäle ich mich mühevoll vom Bett hoch und mache mich auf den Weg zur Tür. Jetzt klopft es. Also steht jemand direkt vor der Wohnungstür. Muss wohl ein Nachbar sein. Hoffentlich nicht die blöde Schmidt aus der ersten Etage. Entnervt öffne ich und will gerade mit letzter Kraft Frau Schmidt klarmachen, dass ich auf keinen Fall heute den Hausflur putzen werde. Es ist aber nicht Frau Schmidt. Es ist Sven.

Ich treffe Sven jetzt seit circa vier Wochen ziemlich regelmäßig und trotzdem haben wir es kaum geschafft, viel miteinander zu unternehmen. Meistens landen wir recht schnell im Bett ... oder an anderen Orten ... auf jeden Fall haben wir Sex. Heute wollten wir uns zum Brunch in einem Cafe treffen. Wir haben das absichtlich so gewählt, damit wir nicht so leicht in Versuchung kommen: Tageslicht. Ein öffentlicher Ort. Viele Menschen. Kein Alkohol. Möglichst weit weg von unserer beider Wohnungen. Wir waren fest entschlossen, dieses eine Treffen ohne Sex zu überstehen.


Aber ich hatte ihm doch abgesagt!


„Hast du meine SMS nicht bekommen? Ich hatte dir geschrieben, dass wir unseren Brunch verschieben müssen. Mir geht es nicht so gut heute.“ Meine Stimme klingt wie ein Gruß aus dem Grab. Ich erschaudere und hoffe, dass sich das nur in meinen eigenen Ohren so schlimm angehört hat.


„Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du nicht ans Telefon gegangen bist und wollte mal nach dir sehen. Wie geht’s dir?“


Tatsächlich fühle ich mich ein bisschen besser, jetzt wo er da ist. Die Panik legt sich etwas. Aber der Schmerz bleibt. Warum habe ich ihm gesagt, dass ich ihn nicht sehen will? Ich hätte ihn doch auch bitten können, herzukommen und sich um mich zu kümmern. Aber so etwas verlangt man nicht von jemandem, mit dem man erst kurz zusammen ist und regelmäßiger Sex macht das, was zwischen uns ist, wohl kaum zu einer ernsthaften Beziehung. Trotzdem tut es gut, dass er jetzt da ist. Und er ist ja schließlich Arzt. Vielleicht kann er mir ja auch helfen?


„So lala“, antworte ich schwach. „Komm rein. Ich freue mich natürlich, dass du da bist. Ich... urrgghh.“ Ich krümme mich vor Schmerzen und mir wird schwarz vor Augen. Ich fühle, wie ich falle. Aber ich treffe nicht auf den Boden. Stattdessen werde ich hoch gehoben. Einen Moment später werde ich auf meinem Bett abgelegt. Es könnte geradezu romantisch sein, wenn ich nicht so höllische Schmerzen hätte. Sven fühlt meine Stirn, hält meine Hand und tastet nach meinem Puls.


„Geht schon gleich wieder.“ Ich versuche zu lächeln, aber sogar mir fällt auf, dass ich mich nicht besonders überzeugend anhöre.


„Du hast Fieber“, stellt er sachlich fest. „Sag mir, wo es weh tut.“


Ich deute vage auf meinen Bauch. Auf seine Bitte hin bemühe ich mich, den Schmerz zu beschreiben.


Sven schiebt mein T-Shirt bis zur Brust hoch und fängt an, sanft auf meinem Bauch herumzudrücken. Immer wieder fragt er mich, ob der Schmerz hier oder da stärker sei. Eigentlich tut alles ganz schrecklich weh, aber an ein paar Stellen, ist es schlimmer. So schlimm, dass ich aufkeuche und mich wieder zusammen krümme. Schließlich zieht Sven das T-Shirt wieder an seinen Platz. Er streichelt mir über die Stirn, die Wange, die Haare. Ich habe fürchterliche Schmerzen. Schutzsuchend schmiege ich mich an ihn. Tränen fließen über meine Wangen.


„Du musst ins Krankenhaus“, teilt er mir mit. „Wahrscheinlich der Blinddarm.“


Er hat das Telefon schon in der Hand. Meinen Protest ignoriert er einfach.

Kurze Zeit später werde ich auf einer Trage in die Notaufnahme eines Krankenhauses geschoben. Sven ist die ganze Zeit an meiner Seite. Überall rennen Leute herum. Schwestern, Pfleger und Ärzte in blauen OP-Kitteln, wie Sven ihn bei unserm ersten Treffen getragen hat. Sven gibt ein paar Anweisungen. Dann sticht er mir eine Nadel in den Arm.


„Alles wird gut“, murmelt er mir beruhigend ins Ohr.


Blut fließt aus meiner Ader in kleine Glasröhrchen. Ein Röhrchen. Zwei Röhrchen. Ich höre auf zu zählen. Um mich herum ist viel zu viel Bewegung und Lärm. Es strengt mich an, dem Geschehen zu folgen, also schließe ich die Augen.


„... OP vorbereiten...“, höre ich Svens Stimme durch das Chaos.


Ich reiße die Augen auf und greife nach seiner Hand.


„Ich will keine Operation!“, flehe ich.


„Es muss aber sein.“ Er streichelt mir über den Kopf. Seine Lippen berühren meine Stirn. „Keine Angst. Ich bleib die ganze Zeit bei dir.“


Ich nicke und klammere mich an seine Hand. Sanft entzieht er sie mir, als eine Schwester mit mehreren Spritzen auf uns zukommt. Er nimmt die Injektionen von ihr entgegen und die beiden reden kurz etwas, was ich nicht verstehe. Dann drückt er mir die Injektionen in den Arm. Die Schmerzen lassen etwas nach und alles wird etwas neblig um mich herum. Ich höre andere Stimmen und habe das Gefühl, dass ich weit

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Kommentare


waldgöttin77
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 5
schrieb am 21.06.2011:
»schöne geschichte so ein arzt will ich auch«

gerdis
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 96
schrieb am 21.06.2011:
»Nette kleine Fantasie. Macht Spaß.«

kle
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 41
schrieb am 23.06.2011:
»Schreit nach ner Fortsetzung. Weiter so...«

awasi
dabei seit: Apr '02
Kommentare: 5
schrieb am 26.06.2011:
»Nett geschrieben, wäre schön, wenn es eine Fortsetzung geben würde!«

Blueweb
dabei seit: Nov '01
Kommentare: 22
schrieb am 18.08.2011:
»Schöne geschichte, bitte noch eine Fortsetzung und bitte noch intensiver schreiben«

helios53
dabei seit: Aug '11
Kommentare: 404
Helios53
schrieb am 29.08.2011:
»Medizinisch fragwürdige Nachbehandlung, aber unterhaltsame Geschichte!«



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