Die Erhabenen II
von Why-Not
Der Vortrag
Dieses Arschloch, dachte Lisa wütend. Sie und René hatten sich so viel Mühe mit ihrem Vortrag gegeben und dieser – ihr fiel keine passende Bezeichnung mehr für ihn ein – zerriß den Vortrag nicht nur in der Luft, er machte sie dabei auch noch lächerlich. Dabei stellte er sich nicht einmal ungeschickt an, wie sie gezwungenermaßen zugeben mußte. Er stellte nichts von dem in Frage, was sie an Fakten aufgeführt hatte. Statt dessen zog er oberflächlich betrachtet die naheliegenden Schlußfolgerungen. An einigen Stellen hatte er selbst sie verunsichert. Und an den Stellen, an denen seine Sicht der Dinge und die Fakten einfach nicht zusammen paßten, erwähnte er die Fakten erst gar nicht oder überspielte es mit beißendem Spott über ihre Person. Es fiel Lisa schwer, zumindest äußerlich ruhig zu bleiben. Innerlich kochte sie jedenfalls. So ähnlich mußten sich die Forscher gefühlt haben, die erstmalig behaupteten, die Erde sei keine Scheibe, sondern eine Kugel.
René sah zu Lisa hinüber. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment aufstehen, auf die andere Seite des Podiums gehen und diesen Redner verprügeln. Er war froh, daß er nicht mit auf dem Podium saß und von diesem rhetorisch wirklich begabten Typen mit Lisa zusammen durch den Kakao gezogen wurde. Auch er bemerkte die inhaltlichen Fehler, die dem Redner unterliefen, dem Rest des Publikums schienen sie allerdings zu entgehen. Ihm fiel auch auf, daß einige der Zuhörer besonders aktiv mit dem Redner mitgingen. Sie lachten und applaudierten bei jeder Spitze des Redners und machten Stimmung gegen Lisa. Diese Zuhörer hatte er noch nie vorher hier gesehen, obwohl ihm die meisten Anwesenden bekannt waren. Der Verdacht beschlich ihn, daß dieser Redner seine eigenen Jubler mitgebracht haben könnte. Aber warum sollte jemand soviel Aufwand treiben, bloß um einen Vortrages über den historischen Hintergrund bestimmter Legenden lächerlich zu machen? Und genaugenommen war Lisas und seine Arbeit nichts anderes.
Sie hatten sich vor einiger Zeit in der historischen Fakultät dieser Universität kennen gelernt, als sie zufällig bemerkten, daß sie von den gleichen Legenden fasziniert waren. Es ging um seltsame Zauberer, die in vergangenen Zeiten gelebt haben sollten. Im Gegensatz zu den meisten Märchen hatten diese Legenden keine moralische Unterfütterung. Sie gingen nicht gut aus, die Bösen wurden nicht bestraft und es schien auch nicht um schwierige philosophische Fragen wie die der Abwendbarkeit des Schicksals zu gehen. Deswegen hatten Lisa und René vermutet, daß sie auf historische Begebenheiten zurückgingen. René hatte noch einen weiteren Grund für sein Interesse an diesen Legenden und er vermutete schon früh, daß es Lisa nicht anders erging. Die Geschichten schlugen bei ihm Saiten an, denen er sich erst vor einiger Zeit bewußt geworden war. Denn die Zauberer dieser Legenden waren nicht nur ungeheuer mächtig, sie waren auch ebenso grausam. Und das brachte Renés masochistische Saite zum Klingen. Einerseits war er froh, nicht den Grausamkeiten ausgesetzt zu sein, die in den Legenden teilweise beschrieben waren, andererseits erregten ihn die Gedanken daran.
Vor einigen Monaten hatte er sich getraut, Lisa darauf anzusprechen. Sie war sichtlich unangenehm berührt gewesen. Später hatte sie ihm mal mit alkoholgelöster Zunge gestanden, daß es ihr genauso ging. Er war etwas überrascht gewesen, weil er sie für wesentlich stärker hielt als sich selbst, zumal sie auch sehr aktiv war und sogar Kampfsport betrieb. Sie hatte gelacht und ihm von einer noch viel älteren Legende erzählt, in der eine Frau – Brunhild oder so ähnlich war ihr seltsamer Name – sich erst dem Mann hingab, der sie im Kampf besiegte. So etwa sah sie sich wohl selbst. Ihm hatte sie jedenfalls – freundlich aber bestimmt – eine Abfuhr erteilt, als er ihr sagte, daß er sich gerne von ihr dominieren lassen würde. Sie wäre selbst auf der Suche nach jemandem, der stärker sei als sie.
Ihrer gemeinsamen Begeisterung für diese speziellen Legenden hatte das aber keinen Abbruch getan. Und sie waren erstaunt, als sie nach systematischer Quellensuche allmählich immer mehr Anhaltspunkte für die tatsächliche, historische Existenz dieser Zauberer fanden. Und diese hatten sie jetzt in einem Vortrag für die historische Fakultät zusammengestellt, der gerade von einem exzellenten Rhetoriker zerlegt wurde – zusammen mit ihrer gesamten bisherigen Arbeit. Nachdem gerade der Redner mit der Bemerkung geendet hatte, er würde nicht noch mehr Zeit damit verschwenden, sich mit den Phantasien märchengläubiger Spinner auseinanderzusetzen, verließ er das Podium. Und die Zuhörer begannen ebenfalls, den Saal zu verlassen. Zuerst die meisten derjenigen, die René nicht kannte. Schließlich waren nur noch Lisa, René und der Dekan der historischen Fakultät im Saal. Lisa liefen Tränen der Wut und der Ohnmacht übers Gesicht. „Kommen Sie und René morgen zu mir ins Büro“, sagte der Dekan zu Lisa und verließ ebenfalls den Saal. René überlegte, ob er zu Lisa gehen sollte, um sie zu trösten. Aber er kannte sie inzwischen gut genug, um zu erkennen, daß es in den nächsten Stunden nicht sehr weise wäre, Lisa auf mehr als 3 Meter nahe zu kommen.
Heiße Spur
Als sie am nächsten Tag vor dem Büro des Dekans warteten, war Lisa immer noch stocksauer. Und René hatte kein gutes Gefühl wegen des bevorstehenden Gesprächs. Auch daß der Dekan sie schon seit 20 Minuten warten ließ, hob die Stimmung der beiden nicht gerade. Schließlich verließ ein Mann, den sie hier noch nie gesehen hatten, das Büro des Dekans und sie wurden hereingerufen. „Das war ja ein tolles Desaster, daß Sie beide da gestern angerichtet hatten“, eröffnete der Dekan ohne Einleitung das Gespräch. Lisa setzte zu einer heftigen Entgegnung an, aber der Dekan brachte sie mit einer mürrischen Handbewegung zum Schweigen. „Mir ist gerade ausgerichtet worden, daß einer unserer Sponsoren für solche Kindereien kein Geld mehr zur Verfügung stellen wird. Das Thema mit dem historischen Hintergrund der „weißen Zauberer“ ist ab sofort gestorben. Ich will nie wieder etwas davon hören.“ Die beiden Worte „weißen Zauberer“ sprach er dabei so aus, als hätte er etwas ekliges im Mund. „Und jetzt raus hier“, beendete er seinen Monolog einseitig. So hatte René den Dekan noch nie erlebt. Weder so unhöflich noch so ungerecht. René verließ das Zimmer wie ein geprügelter Hund. Lisa warf dem Dekan noch ein paar Blicke zu, die man wirklich nicht als freundlich bezeichnen konnte. Beim Verlassen des Büros warf sie die Tür so hart ins Schloß, daß etwas von dem Holz des Türrahmens absplitterte.
Sie stürmte an René vorbei und ging in ihr Büro. In seinem Büro, zwei Türen weiter, hörte er noch einige laute Geräusche. Er kramte in seinen Unterlagen und überlegte, womit er sich die restliche Zeit des Jahres in der Universität beschäftigen wollte. Schließlich würde seine Assistentenstelle erst zum Jahresende auslaufen. Und so wie es aussah, würde es für ihn und Lisa wohl keine Verlängerung mehr geben. Aber ihm war die Lust daran eben auch gründlich vergangen. Versonnen starrte er auf ein Dokument, daß er sich eigentlich noch näher ansehen wollte. Beinahe hätte er es ungelesen in den Papierkorb geworfen. Aber als er es lustlos durchblätterte, bemerkte er zwei Abbildungen, die ihn elektrisierten. Sie zeigten zwei Portraits der weißen Zauberer. Und er wußte plötzlich, warum sie so genannt wurden. Sie hatten schneeweiße Haare. Sie sahen auf der Abbildung auch sonst ziemlich bizarr aus. Die Haut war in einem bronzenen Farbton gemalt, die Augen in einem leuchtenden Blau. Diese Augen waren es, die ihn faszinierten. Sie gingen schräg nach oben und gaben dem ganzen Gesicht etwas sehr fremdartiges. Und er begann, daß Dokument zu lesen. Es enthielt die ersten brauchbaren Ortsangaben. Schon in einigen früheren Dokumenten war von einem großen, weißen Turm und einer schwarzen Burg die Rede gewesen. Aber hier stand erstmals, wo sie gestanden hatten. Vielleicht ließ sich dort ja noch ein richtiger Beweis für ihre Existenz finden. Dann könnte ihnen nicht einmal der Dekan verbieten, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. Er sprang auf und lief in Lisas Zimmer.
Gerade noch rechtzeitig duckte er sich unter einem Dartpfeil, den Lisa auf ein Bild des Dekans warf, das sie an die Tür geheftet hatte. „Töte mich nicht, ich bringe gute Kunde“, witzelte René und hob den Dartpfeil auf, der von der Flurwand abgeprallt war. „Tschuldigung“, meinte Lisa. „Ich sollte die Tür wohl vorher abschließen, bevor ich sie mit Pfeilen bewerfe.“ „Gute Idee“, pflichtete René ihr bei. „Ich habe gerade beim Ausmisten ein Dokument gefunden, daß du dir unbedingt ansehen solltest. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Revanche zu dem gestrigen Desaster.“ Er reichte ihr das Dokument. Sie las es zuerst widerwillig, dann aber mit zunehmendem Interesse. Schließlich, als sie es komplett gelesen hatte, schaute sie ihn ungläubig an. „Wenn das Dokument echt ist, können wir es diesem Ekel von gestern und dem Weichei von Dekan doch noch zeigen“, meinte sie nachdenklich. „Wir sollten es aber nicht an die große Glocke hängen. Laß uns erst mal herausfinden, wo diese Bauwerke gestanden haben sollen.“ Nach längerer Recherche, dem Kombinieren von Ortsangaben und aktuellen Atlanten schauten sie sich betroffen an. Beide Bauwerke müßten nach heutigen Karten in Todeszonen liegen. Seit man vor etwa 50 Jahren die Radioaktivität entdeckt und verstanden hatte, konnte man sich endlich erklären, warum das Betreten dieser Zonen tödlich war. Lisa fluchte. Da hatten sie endlich einen brauchbaren Hinweis, aber sie konnten ihm nicht nachgehen. Um eine Todeszone einigermaßen sicher zu betreten, brauchte man dick mit Blei gepanzerte Fahrzeuge. Davon gab es nur wenige und deren Anmietung wäre auch schon vor dem gestrigen Desaster kaum durchsetzbar gewesen.
Aber so leicht wollte Lisa sich nicht geschlagen geben. Sie konnte ja zumindest versuchen, mit einem Strahlungsmesser soweit in die Todeszone einzudringen, wie es ohne Gefahr möglich wäre. Die Zonen waren nämlich verständlicherweise ziemlich weiträumig gesperrt. Vielleicht fand sie ja bereits im Vorfeld etwas brauchbares. René war von dieser Idee nicht so begeistert. Aber er war ohnehin eher ein Schreibtischtäter. Also würde sie sich alleine auf die Reise machen und René inzwischen unauffällig nach weiteren Hinweisen suchen. Ihm war diese Arbeitsteilung sichtlich angenehmer als die Vorstellung, mit ihr eine Todeszone zu erkunden. Und bei unauffälligen Recherchen war er ohnehin begabter als sie. Sie brachte ihr Büro wieder auf Vordermann, nachdem sie vorher ziemlich darin gewütet hatte. Ihre Exkursion würde sie aus eigener Tasche bezahlen müssen, da der Dekan ihr höchstens den Kopf abreißen würde, wenn sie damit zu ihm käme.
In der Todeszone
Ihre Reisevorbereitungen hatte sie schnell erledigt. Das Klima in der Todeszone, in der der weiße Turm gestanden haben sollte, würde etwas wärmer sein, als das am Standort der Universität. Also packte sie vor allem leichte Kleidung ein. Und sie würde noch etwas brauchen, um die Absperrungen zu überwinden. Aber auch dazu hatte sie schon eine Idee. Sie konnte sich zwar keinen Hubschrauber leisten, aber einen Para-Glider, eine Art Fallschirm mit umgeschnallter Luftschraube, war für sie bezahlbar. Und da sie vor zwei Jahren im Urlaub gelernt hatte, wie man so ein Ding fliegt, war das die einfachste Möglichkeit. Sie hoffte nur, daß der Strahlungsmesser empfindlich genug war, ihr auch aus der Höhe schon rechtzeitig anzuzeigen, wann sie besser nicht mehr versuchen sollte zu landen. Als sie schließlich mit einem gemieteten, geländetauglichen Solar-Wasserstoff-Auto bei den Absperrungen ankam, war es zunächst für den Para-Glider zu windig. Notgedrungen verbrachte sie zwei Tage und Nächte in einigem Abstand zu den Absperrungen. Sie stellte überrascht fest, daß hinter den Absperrungen regelmäßig Kontrollfahrzeuge Patrouille fuhren. Sie dachte immer, daß die Absperrungen bei Todeszonen nur dazu da wären, ein versehentliches Betreten der Zonen zu verhindern. Wozu also die Kontrollfahrzeuge? Sie hatte den Rhythmus der Patrouillen schnell erkannt und würde, sobald der Wind nachließ, die Sperren mit ihrem Gleiter überfliegen.
Endlich war es soweit. Sie überprüfte noch einmal alle Teile des Gleiters, den Strahlungsmesser und den Kompaß und flog schließlich mit lautem Knattern über die Absperrung. Etwas hinter der eigentlichen Absperrung war noch einmal ein Zaun mit Warnschildern. Dann begann ein Wald. Lisa landete kurz vor dem Wald und ging zunächst zu Fuß weiter. Sie wollte nicht doch noch von Kontrollfahrzeugen entdeckt werden. Den Para-Glider faltete sie zusammen und nahm ihn mit. Er war zwar für Fußwanderungen ziemlich schwer, aber sie wollte nicht riskieren, ihn später nicht wiederzufinden. Schließlich mußte sie die Absperrung auf dem Rückweg ja noch einmal überwinden. Nach einigen Kilometern kam sie allerdings nicht mehr weiter. Der Wald war zu einem Gestrüpp aus Dornen und Unterholz geworden. Hier gab es kein Durchkommen, nicht einmal mit der Machete, die sie sicherheitshalber dabei hatte. Nachdem sie festgestellt hatte, daß sie diese Stelle nicht umgehen konnte, suchte sie sich eine Lichtung und breitete ihren Para-Glider wieder aus. Dann überflog sie dieses Waldstück und stellte dabei überrascht fest, daß dieses Dornengestrüpp sich über mindestens 500 Meter hinzog. Danach wurde der Wald wieder etwas lichter. Allerdings wollte sie jetzt doch lieber bequem fliegen als laufen. Und da es inzwischen diesig war, hatte sie auch keine Bedenken mehr, daß sie entdeckt würde. Allerdings erschwerte es auch ihre Orientierung. Sie konnte sich jetzt nur noch auf den Kompaß verlassen.
Inzwischen war sie ganz froh, sich fürs Fliegen entschieden zu haben. Unter sich hatte sie jetzt schon einige Tiere in dem Wald gesehen, denen sie ungern persönlich begegnen würde. Zumindest ein Wolfsrudel hatte sie eindeutig erkannt. Die anderen Tiere, die sie überflogen hatte, sahen nicht weniger gefährlich aus, auch wenn sie sie durch die Baumkronen nicht genau erkennen konnte. Plötzlich wurde sie durch eine Windböe mit ihrem Gleiter in die Baumkronen gedrückt. Der Fallschirm verfing sich sofort in den Ästen und zerriß. Sie fluchte und blieb an den Seilen ca. einen Meter über dem Boden hängen. Für den Rückweg würde sie sich etwas einfallen lassen müssen. Aber zunächst mußte sie einmal sehen, wie sie den Wald mit den wilden Tieren wieder heil verließ. Ein Blick auf den Strahlungsmesser ließ sie aufatmen. Bislang war noch alles im normalen Bereich. Hinter sich wußte sie das undurchdringliche Unterholz, also blieb ihr nur die andere Richtung. Sie schnitt sich von den Seilen los und schnallte auch die Luftschraube ab. Ohne den Fallschirm würde sie ihr nichts mehr nützen. Zumindest wäre das Laufen jetzt nicht mehr so beschwerlich, wie auf dem ersten Teil ihrer Wanderung.
Sie nahm die Machete in die Hand und ging zügig durch den Wald. Nach einer längeren Strecke hörte sie plötzlich die Wölfe. Sie hatte das beängstigende Gefühl, sie würde eingekreist. Und dann sah sie die Tiere. Vielleicht hatte sie bisher einfach falsche Vorstellungen von Wölfen gehabt, aber diese hier waren irgendwie zu groß geraten. Mindestens bis zur Hüfte reichten ihr diese Tiere. Sie wich an einen Baum zurück, die Machete fest umklammert. Plötzlich wurden die Wölfe unruhig. Und dann kam ihr etwas ins Blickfeld, das direkt aus einem Albtraum hätte stammen können. Es lief auf zwei Beinen, war deutlich über 2 Meter groß und hatte ein wirklich beeindruckendes Gebiß. Auf dem Kopf waren zwei Hörner und es hatte Klauen, die in langen, wie es aussah rasiermesserscharfen Krallen endeten. Lisa schaute sich nach Rückzugsmöglichkeiten um, aber sie war von den Wölfen umringt und dieses Etwas kam immer näher. Allerdings schienen die Wölfe ihre Aufmerksamkeit nur noch auf dieses Monstrum gerichtet zu haben. Dieser Wirklichkeit gewordene Albtraum schaute Lisa jetzt direkt an. Und sie erstarrte wie ein Kaninchen, daß einer Schlange gegenübersitzt. In den Augen des Monstrums war Intelligenz und Bosheit zu erkennen. Lisa konnte sich dem Blick nicht entziehen, auch wenn alles in ihr schrie, sie solle wegrennen. Zwei der Riesenwölfe sprangen gleichzeitig auf dieses Wesen. Beiläufig schlug es die Wölfe mit seinen Klauen zur Seite. Die Krallen schienen die Wölfe dabei in Scheiben geschnitten zu haben. Bei Lisa stellte sich bei diesem Anblick ein Würgreiz ein, der sie aus ihrer Erstarrung holte. Sie drehte sich um und rannte so schnell sie konnte.
Ihr war allerdings nicht klar, wohin sie sich wenden sollte. Zumindest die Wölfe kümmerten sich nicht mehr um sie. Einige fielen über ihre getöteten Artgenossen her, der Rest knurrte und bellte das Monstrum an. Lisa sah einen Baum, dessen Äste so tief herabreichten, daß sie daran hochklettern konnte. Und das tat sie auch unverzüglich, sobald sie den Baum erreicht hatte. Beim Zurückblicken sah sie, daß das Monster noch einen weiteren Wolf erlegt hatte und die anderen Wölfe sich kläffend zurückzogen. Schnell kletterte sie den Baum weiter nach oben. Entsetzt bemerkte sie, daß auch das Monster damit begonnen hatte, den Baum zu erklimmen. Sie saß in der Falle. Hastig kletterte sie weiter auf die Baumkrone zu. Als sie nicht mehr weiter hinaufkonnte, schaute sie angstvoll nach unten. Das Monster kam immer näher. Jetzt konnte sie schon wieder seine Augen sehen. Und wieder zogen die Augen sie in ihren hypnotischen Bann. Nur entfernt vernahm sie ein Knattern über sich. Dann tauchte eine Strickleiter in ihrem Blickfeld auf. Wie in Trance griff sie danach und hielt sich fest. Während sie nach oben gezogen wurde, starrte sie noch immer in die Augen dieses Monsters. Erst als sie es nicht mehr erkennen konnte, begann sie sich zu fragen, wo sie eigentlich war. Sie schaute auf die Strickleiter und nach oben. Die Strickleiter war an einer Winde von einem Hubschrauber herabgelassen worden. Jetzt zog die Winde die Leiter langsam nach oben. Und Lisa wurde ins Innere des Hubschraubers gezogen.
Das Bild
René hatte den ganzen Tag im Archiv zugebracht. Das war eine ziemlich staubige Angelegenheit gewesen. Aber er war fündig geworden. Einerseits hatte er noch ein besseres Bild gefunden. Es zeigte eine Zauberin im gleichen Stil wie bei dem Dokument, das ihnen hoffentlich den Durchbruch gebracht hatte. Es war allerdings viel detaillierter, so daß René den Eindruck hatte, ein Foto vor sich zu haben. Er würde das Bild bei sich in der Wohnung aufstellen. Hier wollte ja sowieso niemand etwas von diesen Zauberern wissen. Und – er hatte sich in das Bild verliebt. Auch wenn er bezweifelte, daß er eine Begegnung mit der Abgebildeten wirklich für erstrebenswert gehalten hätte. Unter dem Bild stand sogar ein Name. Die Abgebildete hieß „Agrippa“, wenn er die alten Buchstaben richtig entziffert hatte. Aber ihm war heute nicht nur das Bild in die Hände gefallen. Er hatte auch alte Karten über die Todeszonen entdeckt. Und ihm war aufgefallen, daß einige der heutigen Todeszonen vor etwa 100 Jahren noch nicht gesperrt waren. Vielleicht waren einige der Zonen ja gar nicht radioaktiv verseucht, sondern aus anderen Gründen gesperrt. Die beiden Zonen, in denen Lisa nach Überresten der Bauwerke suchen wollte, gehörten zu diesen Zonen. Das war doch eine gute Nachricht. Denn dann konnte Lisa in diese Zonen eindringen, ohne eine Verstrahlung zu riskieren. Er würde es ihr mitteilen, sobald sie sich meldete.
In der Mittagspause kaufte er sich einen Bilderrahmen für das Bild. Dann ging er in seine Wohnung und stellte das Bild mit Rahmen in sein Wohnzimmer. Dafür, daß es sich um das Bild einer Frau handelte, die vor ein paar tausend Jahren gelebt hatte, bekam er ein ziemlich flaues Gefühl im Magen, wenn er es betrachtete. Wie konnte er sich bloß in das Bild einer Frau verlieben, die schon seit Jahrtausenden tot sein mußte. Er wußte es nicht. Mühsam riß er sich von dem Anblick los und ging wieder in sein Büro. Vielleicht konnte er der Karte noch einige weitere Details entlocken. Nach einigen Stunden beschloß er, es für diesen Tag gut sein zu lassen. Er packte alle Unterlagen über die Zaubererlegenden in seine Tasche und machte sich auf den Heimweg. Nach der Standpauke des Dekans ließ er keine derartigen Unterlagen mehr in seinem Büro zurück. Er wollte nicht, daß noch jemand mitbekam, wie er das Thema weiter verfolgte. Lisa hatte sich heute nicht mehr gemeldet. Offenbar war sie in die Zone aufgebrochen. So konnte er ihr seine neuesten Erkenntnisse gar nicht mitteilen. Auf dem Rückweg kaufte er noch etwas ein. Er wollte seinen Erfolg mit einer schönen Flasche Rotwein feiern. Wenn schon niemand mitfeierte, dann würde er eben dem neuen Bild in seinem Wohnzimmer zuprosten. Der Gedanke an das Bild elektrisierte ihn schon wieder. Er schüttelte den Kopf und näherte sich seiner Wohnung.
Nachdem er sie betreten und das Licht eingeschaltet hatte, schaute er zuerst im Wohnzimmer nach, ob das Bild noch an seinem Platz stand. Schmunzelnd deutete er eine Verbeugung vor dem Bild an und sagte in Gedanken: „Seid gegrüßt, edle Herrin“ Dann räumte er seinen Einkauf in den Kühlschrank und stellte die Rotweinflasche auf den Tisch. Danach holte er ein Glas aus seinem Schrank, öffnete die Flasche und ging mit ihr und dem Glas ins Wohnzimmer. Er goß sich sein Glas halb voll und wandte sich an das Bild. „Darf ich Euch auch etwas anbieten?“, dachte er schmunzelnd. „Ich nehme gerne ein Glas“, vernahm er plötzlich und erschrak. Er hatte die Worte nicht gehört, sie waren einfach in seinen Gedanken vorhanden. Ich habe doch noch gar nichts getrunken, dachte er verwirrt. Oder verliere ich jetzt allmählich den Verstand? „Es macht dir doch nichts aus, wenn ich dein Glas nehme?“ Diesmal hatte er die Worte richtig gehört. Er drehte sich schnell in die Richtung, aus der er die Stimme gehört hatte. Aus dem Schatten einer Zimmerecke trat eine große Person in einem altmodischen Kapuzenmantel. Sie legte die Kapuze in den Nacken und ließ den Mantel auf den Boden gleiten. Dann trat sie an den Tisch und nahm sich das Glas. René starrte sie mit offenem Mund an. Es war die Frau von dem Bild. Sie sah wirklich genauso aus. Und René fragte sich, ob er jetzt dabei war, völlig den Verstand zu verlieren. Sie lächelte ihn an und meinte: „Angaffen ist allerdings nicht das richtige Verhalten seiner Herrin gegenüber.“ Sie nippte an dem Rotwein. René versuchte verzweifelt, in die Realität zurückzufinden oder aufzuwachen. Aber es änderte nichts. Sie – er erinnerte sich, daß „Agrippa“ unter dem Bild stand – war immer noch an seinem Wohnzimmertisch und trank seinen Rotwein. „Für dich Herrin Agrippa oder einfach Herrin“, verbesserte sie seine Gedanken.
Allmählich begann er zu begreifen. Die Todeszonen, die gar nicht verseucht waren, der Redner mit seinen Jublern, der ihre Recherchen lächerlich gemacht hatte und der Dekan, der ihnen das Weiterforschen verboten hatte. Diese Zauberer gab es immer noch, sie agierten jetzt nur aus dem Verborgenen heraus und wollten, daß es so bleibt. Und offensichtlich konnten sie Gedanken lesen. Sie nickte ihm zu. Während seine Verwirrung allmählich wich, fühlte er eine Mischung als Faszination und Angst in sich aufsteigen. Diese Faszination hatte ihn ja schon dazu gebracht, diese Legenden zu erforschen. Und tief in seinem Inneren, das wußte er bereits, wollte er sich ihr unterwerfen. Aber er erinnerte sich auch an die Grausamkeiten, die diesen Zauberern nachgesagt wurden. Aus der Distanz tausender Jahre ließ es sich angenehm gruseln, aber wie wäre es, diesen Grausamkeiten tatsächlich ausgesetzt zu sein. Er hatte ein ziemlich flaues Gefühl im Magen und seine Beine schienen aus Gummi zu sein. Und schließlich, was wäre, wenn sie ihn gar nicht als ihren Sklaven wollte? Er war sich nicht sicher, was er sehnlicher sein wollte: in Sicherheit oder ihr Sklave? Aber diese Frage hatte sie mit dem Hinweis auf die Anrede Herrin ja schon beantwortet. Sie schien ihn bereits als ihren Sklaven zu betrachten. Aus einem Gefühl heraus fiel er vor ihr auf die Knie.
Das Verhör
Die Besatzung des Hubschraubers war militärisch gekleidet. Lisa konnte drei Soldaten sehen. Im Cockpit mußte noch mindestens ein Pilot sein. Die Soldaten hatten Tarnuniformen an und waren auch im Gesicht mit grünen, schwarzen und braunen Streifen bemalt, so daß Lisa ihre Gesichter nicht richtig erkennen konnte. Sie redeten auch nicht mit ihr, sondern musterten sie nur aufmerksam. Nach einem bedrückenden Flug landete der Hubschrauber neben einigen einfachen Holzhütten. Zwei Soldaten packten Lisa am Arm und führten sie in eine der Hütten. Sie wurde in einem Raum auf einen Stuhl geschoben, der vor einem Schreibtisch stand. Die beiden Soldaten blieben hinter ihrem Stuhl stehen. Als ein weiterer Uniformierter den Raum betrat, salutierten die Soldaten. Dann verließen sie den Raum. Der Neuankömmling setzte sich hinter den Schreibtisch und musterte Lisa. „Name? Geburtsdatum? Territorium?“, wollte er geschäftsmäßig wissen, während er sich einen Stift und ein Formular genommen hatte. Perplex beantwortete Lisa seine Fragen. „Was haben Sie hier in der Sperrzone zu suchen?“, wollte er als nächstes wissen. Lisa beschloß, die Initiative wieder an sich zu reißen. „Was für Monster lassen Sie hier eigentlich rumlaufen? Und wer sind Sie überhaupt?“ Der Uniformierte schaute sie irritiert an. Dann breitete sich Erkenntnis über seinem Gesicht aus. Und er lächelte. „Sind Sie etwa gerade vor einem Walddämon gerettet worden? Dann haben Sie wesentlich mehr Glück als Verstand gehabt. Normalerweise enden Begegnungen mit diesen Wesen tödlich.“
Er wandte sich wieder seinem Formular zu. „Und was wollten Sie in der Sperrzone – außer einem Walddämon als Frühstück zu dienen?“ Lisa erklärte ihm, daß sie auf einer wissenschaftlichen Exkursion war. Er schien überhaupt nicht überrascht zu sein. „Was wollten Sie erkunden?“, fragte er sie, nachdem er ein Feld auf seinem Formular angekreuzt hatte. „Ich suche nach Beweisen dafür, daß es früher die weißen Zauberer aus den einschlägigen Legenden wirklich gegeben hatte. Die meisten anderen Historiker sind ja zu borniert, das überhaupt in Betracht zu ziehen“, antwortete sie trotzig. „Und dir ist nie der Gedanke gekommen, daß es gar keine Borniertheit war“, sagte eine fremde Stimme hinter ihr, „sondern die Absicht, dich von deinen Nachforschungen abzubringen?“ Sie drehte sich im Stuhl um, konnte allerdings nicht erkennen, wer sich in das Gespräch eingemischt hatte. Der Uniformierte war sofort aufgestanden und schaute den Neuankömmling an. „Danke, John, ich übernehme“, sagte die Stimme. „Ja, Herr“, war die gar nicht militärische Antwort des Uniformierten, der jetzt zügig den Raum verließ. Lisa war verwirrt über dessen Reaktion. Er schien vor dem Besitzer der Stimme richtig Angst zu haben. Sie ärgerte sich zunächst nur darüber, daß er sie duzte.
Als sie aufstehen wollte, spürte sie seine Hand auf ihrer Schulter. „Bleib sitzen. Ich sage dir schon, wann du aufstehen darfst.“ Jetzt kam er in ihr Blickfeld und sie traute ihren Augen nicht. Vor ihr stand einer dieser Zauberer. „Aber ...“, begann sie verwirrt. „Hast du etwa selbst nicht an deine Forschungen geglaubt?“, wollte er wissen. „Doch, schon, aber Sie sind doch schon lange ...“ „Tot? Warum sollten wir? Weil wir in den letzten Jahrhunderten nicht mehr ins Rampenlicht getreten sind? Die Menschen befinden sich wieder mal in einem Stadium, in dem wir besser im Hintergrund bleiben.“ „Wieder?“, fragte sie irritiert. „Ihr habt euch schon viele Male selbst vernichtet. Nicht direkt ausgerottet, aber teilweise bis in die Steinzeit zurückkatapultiert. Oder was glaubst du, warum die Todeszonen so verstrahlt sind? Und danach entwickelt ihr immer wieder die gleichen selbstzerstörerischen Hochphasen. Diesmal haben wir erstmalig Einfluß auf eure Entwicklung genommen. Deshalb habt ihr diesmal auch noch keine Kernwaffen entwickelt. Die Erde ist von der letzten Vernichtung allerdings auch noch geschunden genug.“ „Kernwaffen?“, fragte sie verständnislos. „Waffen, die ihre Kraft aus der Spaltung von Atomkernen ziehen und diese starke Strahlung verursachen können, die die Todeszonen verseucht. Aber das ist jetzt nicht wichtig.“
Lisa sortierte ihre Gedanken. Er wollte im Hintergrund bleiben und hatte, wie er sagte, die Entwicklung irgendwelcher Waffen verhindert, was er sicher geheim halten wollte. Trotzdem hatte er sich ihr gezeigt und ihr davon erzählt. Sie bekam Angst, als sie an die Konsequenzen dachte. „Was haben Sie jetzt mit mir vor?“, wollte sie von ihm wissen. „Du hast dich doch lange genug mit uns beschäftigt. Was glaubst du denn, daß ich mit dir vorhabe?“ „Töten oder versklaven“, antwortete sie tonlos. Er nickte. „Ich denke, ich werde mit dem Versklaven anfangen. Damit halte ich mir beide Alternativen offen. Ich bin etwas altmodisch. Deshalb wirst du mich in der 2. Person Plural, also mit „Ihr“ statt mit „Sie“ anreden. Und mit Herr.“ „Und wenn ich nicht Ihre – pardon, Eure – Sklavin sein will, Herr?“ Bei seinem Lächeln bekam sie eine Gänsehaut. „Das interessiert nicht. Du wirst so oder so gehorchen. Du hast lediglich einen gewissen Einfluß darauf, wie schlecht es dir dabei geht.“ Lisa sprang auf und versuchte, ihn mit ihren Kampfsport-Kenntnissen anzugreifen. Er wich lässig aus. Dann schwebte sie plötzlich hilflos in der Luft und ruderte mit den Armen. „Da du so großen Wert darauf legst zu leiden, will ich dir den Gefallen tun“, sagte er zu ihr.
„Zunächst solltest du dich aber etwas beruhigen. Schließlich wollen wir doch, daß du deine Strafe genießen kannst.“ Sie schwebte zurück auf den Stuhl und konnte sich nicht mehr rühren. Nachdem ihr Adrenalin-Spiegel wieder normal war, bekam sie große Angst. Sie wußte nicht, was er vorhatte, aber sie hatte keinen Zweifel, daß sie für ihren Angriffsversuch leiden müßte. „Sag mir, wenn du bereit bist, deine Strafe zu empfangen“, forderte er sie auf. Sie überlegte, ob sie einfach nicht reagieren sollte. Aber er schien es auch nicht eilig zu haben. Und ihre Angst würde immer schlimmer werden. Also gut, dachte sie, bringen wir es hinter uns. „Ich bin bereit, Herr“, sagte sie und schaute ihn angstvoll an. „Prima, dann wollen wir mal. Genieße es.“ Während er sie immer noch anlächelte, schossen blaue Blitze aus seinen Fingern. Sobald sie Lisa berührten, lösten sie entsetzliche Schmerzen aus. Sie wand sich und wimmerte. Wäre sie in der Lage gewesen zu reden, hätte sie um Gnade gebettelt. Ihren Stolz hätte sie sofort über Bord geworfen, wenn sie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte, diese Schmerzen zu beenden. Aber bei diesen Qualen bekam sie kein einziges Wort heraus. Dann waren die Schmerzen plötzlich wieder verschwunden. Sie keuchte schwer und rang mit den Tränen. „Erhole dich einen Moment, dann geht es wieder weiter“, sagte er zu ihr. Entsetzen breitete sich in ihr aus. Sie fiel vor ihm auf die Knie und flehte ihn an, ihr den Rest der Strafe zu ersparen. „Du glaubst also, mit ein bißchen Herumbetteln kannst du dich um deine Strafe herumdrücken?“ Sie war verzweifelt. „Ich will auch in Zukunft immer gehorsam sein, Herr“, flehte sie ihn an. „Was glaubst du, wie groß dieser Wunsch bei dir erst ist, wenn du deine ganze Strafe erhalten hast?“ Er machte keine Anstalten, auf ihr verzweifeltes Flehen einzugehen. Schließlich fügte sie sich in ihr Schicksal. „Mein Verhalten tut mir leid, Herr. Bestraft mich, wie Ihr es für angemessen haltet.“ Voller Angst erwartete sie die Fortsetzung der Strafe.
Klarstellungen
Agrippa strich ihrem Sklaven René mit den schlanken Fingern durchs Haar. „Wir werden bestimmt noch viel Spaß miteinander haben – zumindest ich mit dir“, meinte sie dabei. Bei René mischten sich Angst und Euphorie zu etwas, das er nicht beschreiben konnte. „Du bringst mir jetzt zuerst mal deine Tasche mit den Dokumenten. Die werde ich an mich nehmen. Mein Bild darfst du noch so lange stehen lassen, wie du hier zutun hast.“ Er erhob sich mit weichen Knien und holte seine Tasche. Ungehorsam kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. „Gut“, sagte sie, nachdem sie in der Tasche geblättert hatte, „im Archiv und in Lisas Büro sollten noch weitere Dokumente sein. Du wirst sie in den nächsten Tagen zusammensuchen und hierher bringen.“ „Ja, Herrin.“ „Später wirst du deine Stelle an der Universität vorzeitig aufgeben. Auch Lisas Kündigung wirst du einreichen. Das entsprechende Schriftstück erhältst du in den nächsten Tagen. Der Dekan wird es ohne Nachfrage akzeptieren.“ René hatte Lisa völlig vergessen, wie ihm mit einem Anflug von schlechtem Gewissen einfiel. Offenbar befand sie sich bereits in der Gewalt seiner Herrin. Wie es ihr wohl ging? Ob er sie demnächst treffen würde? „Sie befindet sich nicht in meiner Gewalt, sondern in der meines Bruders“, korrigierte sie seine Gedanken. „Ich bevorzuge männliche Lustsklaven, er weibliche. Aber vielleicht haben wir für euch auch eine zusätzliche, gemeinsame Verwendung.“ Hatte er das jetzt richtig verstanden? Sollte er ihr Lustsklave sein? Erneut durchspülte ihn eine Welle von Angst und Euphorie. Nach den alten Aufzeichnungen genossen die Lustsklaven der weißen Zauberer deren besondere Aufmerksamkeit. Wobei Aufmerksamkeit und Qual in diesem Zusammenhang meist das gleiche war.
„Weiße Zauberer“, meinte sie lächelnd, „das ist die positivste Bezeichnung, die ich je über uns gehört habe. In den Zeiten, in denen wir häufiger in Erscheinung traten, waren die Bezeichnungen meist weniger schmeichelhaft. Wir selbst nennen uns übrigens „die Erhabenen“, aber du brauchst Dir nur Herrin zu merken.“ René erinnerte sich, daß er in einigen der Dokumente eine Bezeichnung gefunden hatte, die er nicht richtig übersetzen konnte, „Argowit“ oder so ähnlich. Wieder antwortete sie direkt auf seine Gedanken. „Du hast den Begriff schon richtig übertragen. Das Problem bei dieser Bezeichnung ist, daß sie auf eine noch viel ältere Sprache zurückgeht und inzwischen einige Schreibfehler enthält. „Argo“ kam ursprünglich von dem Wort „Agonie“, also Todeskampf und „wit“ von „white“, der weißen Farbe unserer Haare wegen. Es stand für das, was man bei Begegnungen mit uns zu erwarten hat.“ René schauderte. Und ihm wurde allmählich klar, daß er vor ihr keine Geheimnisse haben würde. Da sie seine Gedanken einfach so mitlesen konnte, würde er nicht nur seine Zunge hüten müssen. Wer weiß, wie sie auf freche oder respektlose Gedanken reagieren würde. Sie lächelte bei seinen Überlegungen auf eine Weise, die ihm Angst machte.
„Jetzt zieh dir erst einmal etwas warmes an. Wir machen einen kleinen Ausflug zu meiner Residenz. Du hast in einem der Dokumente übrigens schon von ihr gelesen: die schwarze Burg.“ Der weiße Turm wäre ein besseres Omen gewesen, dachte René. Wieder umspielte ein leicht grausames Lächeln ihren Mund. Schnell stand er auf und holte sich etwas zum Anziehen. Er überlegte, ob er noch weitere Sachen einpacken sollte. „Das ist nicht nötig, du wirst in Kürze wieder hier sein. Zumindest vorübergehend. Du sollst ja noch etwas für mich erledigen. Ich hoffe – für dich – du hast es noch nicht vergessen.“ „Nein, Herrin, ich soll die restlichen Dokumente aus dem Archiv und Lisas Büro beschaffen“, antwortete er hastig. „Sehr gut. Und jetzt laß uns gehen.“ Sie stellte das inzwischen leere Rotweinglas auf den Wohnzimmertisch, streifte ihren Kapuzenmantel wieder über und verließ die Wohnung. René folgte ihr und schloß die Wohnungstür ab. Für sie schien überhaupt kein Zweifel daran zu bestehen, daß René folgsam mitkam. Zwei Querstraßen von seiner Wohnung entfernt öffnete sie ein Auto und stieg auf der Fahrerseite ein. Er wollte schon auf dem Beifahrersitz platz nehmen, als sich die Heckklappe öffnete. „Du wirst – einem Sklaven angemessen – im Kofferraum mitfahren. Aber du darfst die Hutablage entfernen und während der Fahrt herausschauen.“ Es war demütigend, aber danach hatte er sich ja immer gesehnt. Also entfernte er die Hutablage, kletterte in den Kofferraum und schaute über die Rückbank nach vorne. „Wenn ich öfter mit dir in diesem Wagen fahren sollte, lasse ich einen Transportkäfig für dich einbauen“, teilte sie ihm mit, während sie anfuhr. Eine erregende Vorstellung, wie auch er fand.
Der weiße Turm
Erneut zuckten die blauen Blitze auf Lisa zu. Sie wand sich unter den fürchterlichen Schmerzen. So plötzlich, wie sie eingesetzt hatten, endeten sie auch diesmal wieder. Tränen rannen ihr das Gesicht herunter und sie schluchzte hemmungslos. „Du hast jetzt wieder einen Moment Zeit, dich zu erholen“, kündigte er ihr an. Lisa war verzweifelt. Sie hatte sich zwar immer gewünscht, von einem starken Mann erobert und niedergerungen zu werden, aber das hier war einfach nur grauenhaft. „Das Problem mit dem Gewähren von Gnade“, fuhr er ungerührt fort, „ist, daß es einem meist als Schwäche ausgelegt wird.“ Sie gestand sich ein, daß es auch sie ermuntert hätte, ihre Grenzen auszutesten, wenn er ihr vorhin die weiteren Schmerzen erspart hätte. Aber jetzt wollte sie gar nicht mehr wissen, wie weit sie bei ihm gehen könnte. Sie würde nie wieder vorsätzlich etwas tun, wofür er sie so bestrafen würde. Und sie hoffte, daß er keinen Gefallen daran fand, sie so zu bestrafen. Sie begriff inzwischen, von welcher Grausamkeit in den alten Legenden die Rede war. „Bist du soweit erholt, um den nächsten Teil deiner Strafe zu erhalten?“, fragte er sie freundlich. Sie überlegte, warum er sie eigentlich überhaupt fragte. Wahrscheinlich wollte er ihre Angst noch steigern, indem er die Schmerzen vorher ankündigte. Und er wollte sie wohl dadurch erniedrigen, daß sie vorher zustimmen mußte. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, sich jemals soweit zu erholen, um für diese Schmerzen bereit zu sein. Trotzdem nickte sie mit dem Kopf und sagte: „Ja, Herr, ich bin bereit für die Fortsetzung meiner gerechten Strafe.“
Er nickte. „Gut, wir haben aber erst noch etwas anderes vor. Den Rest deiner Strafe bekommst du später.“ Lisa war sich nicht sicher, ob sie jetzt erleichtert sein sollte, da sie vorläufig vor den Schmerzen verschont blieb oder ob sie in Angst der späteren Fortsetzung ihrer Qualen entgegensehen sollte. Im Endeffekt stellte sich bei ihr beides ein, Erleichterung über die Pause und Angst vor der Fortsetzung. „Steh auf und folge mir. Wir fliegen zu meiner Residenz“, sagte er und ging zur Tür. Lisa beeilte sich, ihm zu folgen. Sie würde ihm keinen Grund geben, sie erneut bestrafen zu wollen. Er ging auf einen Hubschrauber zu und stieg ein. Schnell folgte sie ihm und setzte sich ihm gegenüber auf eine Bank. Dann hob der Hubschrauber ab und flog tiefer in die verbotene Zone hinein. Sie überquerten wieder die breite Heckenzone und überflogen den Wald mit den wilden Tieren und sonstigen Monstren. Lisa schauderte bei der Erinnerung an ihre Begegnung mit dem Walddämon. Hoffentlich war der Hubschrauber zuverlässiger als ihr Para-Glider. Wieder wurde die Sicht schlecht. Aber der Hubschrauber flog zuverlässig über die Baumwipfel hinweg. Dann klarte es wieder auf. Sie überflogen eine weitere, breite Heckenbarriere und ein schlanker, weißer Turm kam in Sicht.
Eigentlich hätte Lisa sich denken können, daß er völlig intakt war. Schließlich existierten die Zauberer ja auch noch. Trotzdem staunte sie, als der Turm und nicht eine Ruine in Sicht kam. Obwohl der Bau eines solchen Turms in ihrer Zeit nichts außergewöhnliches mehr war, hatte dieses Bauwerk etwas beeindruckendes und auch etwas bedrohliches. Ein deutliches „Hier bestimme ich!“ ging von dem Bauwerk aus. Der Turm stand im Mittelpunkt einer großen, kreisrunden Lichtung. Der Hubschrauber landete etwa 50 Meter von dem Bauwerk entfernt und sie stiegen aus. Ihr Herr – sie sträubte sich noch etwas, ihn in Gedanken so zu nennen – ging forsch auf den Turm zu. Er hatte offenbar keinen Zweifel daran, daß sie ihm unverzüglich folgen würde. Und, gestand sie sich ein, er hatte auch allen Grund zu dieser Annahme. Nachdem sie den Turm betreten hatten, suchte sie vergeblich nach einer Treppe. Der Turm war in der Mitte hohl und auf jedem Stockwerk von einem Balkon mit Geländer umgeben. Der Hohlraum in der Mitte setzte sich auch nach unten fort. Während sie noch überlegte, wie sie jetzt in ein anderes Stockwerk gelangen könnten, schwebte sie bereits in der Mitte des Hohlraums. Sie versuchte zu erkennen, wie weit sich der Schacht nach unten erstreckte, konnte aber kein Ende des Schachtes erkennen. Und sie begann, in dem Schacht nach unten zu fallen. Erschreckt schrie sie auf, während sie in den dunklen Abgrund stürzte.
Nach einiger Zeit war es stockdunkel um sie herum. Sie wußte nicht, wie tief sie bereits gefallen war. Plötzlich hörte der Luftzug um sie herum auf. Und neben ihr sah sie den Zauberer mit einem Licht schweben. Beide näherten sich einem dunklen Balkon und landeten darauf. Er öffnete eine abgehende Tür und sie folgte ihm. Sie befanden sich in einem Raum, der entfernt an eine Werkstatt erinnerte. Die Werkstücke waren zu Lisas Entsetzen allerdings alles metallene Fesselinstrumente. Er nahm ein Maßband in die Hand und legte es ihr um den Hals. Am liebsten wäre Lisa weggerannt, aber erstens wußte sie nicht, wohin sie hätte rennen sollen und zweitens hatte sie Angst vor weiteren Strafen. Also blieb sie zitternd stehen und wartete ab, was auf sie zukam. Er nahm einen Halsreif in ihrer Größe und begann, ihn in einer Maschine zu gravieren. „Lisa – Lustsklavin von Claudius, dem Erhabenen“ las sie, als er fertig war. Wenn sie nicht so viel Angst gehabt hätte, wäre ihr der Zusatz „dem Erhabenen“ ziemlich albern vorgekommen. Claudius hieß er also. Irgendwie klang dieser Name in ihren Ohren sehr altmodisch, obwohl sie ihn noch nie gehört hatte. Was ihr allerdings überhaupt nicht albern sondern ziemlich bedrohlich vorkam, war die Bezeichnung „Lustsklavin“. Denn sie erinnerte sich, daß die weißen Zauberer den Legenden nach vor allem bei einem Lust empfanden, dem Quälen von Menschen. Womöglich würde er sie in Zukunft nur zu seinem Vergnügen mit seinen blauen Blitzen foltern, unabhängig davon, ob sie ihm gehorchte oder nicht.
Er befahl ihr, ihre langen Haare anzuheben und legte ihr das Halseisen um, nachdem er vorher noch eine bewegliche Manschette mit einem Befestigungsring darauf geschoben hatte. Der Halsreif hatte ein bißchen Spiel zu ihrem Hals, konnte allerdings keinesfalls über den Kopf abgezogen werden. Dann hörte sie ein lautes Klicken. „Der Halsreif ist jetzt dauerhaft eingerastet. Er kann nicht wieder abgenommen werden“, erklärte Claudius ihr. „Hattest du die Gravur vorher gelesen?“ Sie nickte, da ihre Stimme versagte. Die Vorstellung, diesen Halsreif nie wieder abnehmen zu können, machte ihr Angst. Gleichzeitig spürte sie das Gefühl in sich aufsteigen, das schon immer ihre Begeisterung für die Legenden über die weißen Zauberer ausgelöst hatte. Es war die Vorstellung des Ausgeliefertseins, die sie erregte. „Daß du zukünftig meine Lustsklavin sein wirst, hast du sicher verstanden“, riß er sie aus ihren Gedanken. Wieder nickte sie. „Du wirst mich weiterhin mit Herr und nicht etwa mit Claudius anreden.“ „Ja, Herr“, antwortete sie mit belegter Stimme. „Wahrscheinlich hast du dich über den Zusatz „dem Erhabenen“ gewundert. Aber so nennen wir uns selbst.“ Sie verstand. „So, und jetzt zieh dich aus.“ Sie schämte sich, wollte aber keine zusätzliche Strafe riskieren. Sie hatte ja immer noch einen Teil ihrer letzten Strafe vor sich. Also begann sie, sich langsam auszuziehen. „Hatte ich irgend etwas von Trödeln gesagt?“, fragte er mit einem Unterton, der ihre Entkleidung beflügelte. „Nein, Herr“, beeilte sie sich zu sagen und zog sich schnell vollständig aus.
Dann mußte sie sich auf einen einfachen Stuhl setzen und er nahm bei ihren Hand- und Fußgelenken maß. Um ihre Fußgelenke legte er Metallreifen, die mit einer 30cm langen Kette verbunden waren. Dann mußte sie aufstehen und er legte ihr zwei Metallreifen um die Handgelenke, die über ihren Rücken mit einer 50cm langen Kette verbunden waren. In der Mitte dieser Kette befestigte er eine weitere Kette, die mit ihrem Halsreif verbunden wurde. Sie konnte jetzt mit ihren Händen maximal bis zu ihrer Hüfte herunterfassen. Und nach vorne kamen sie auch nicht. Dann schob er ihr noch einen Knebel in den Mund, der zwar nicht ihr Atmen, wohl aber das Sprechen wirkungsvoll verhinderte. Sie hatte dadurch eine Art Gitterkäfig im Mund, in dem auch eine Aussparung für ihre Zunge war. Der Mund blieb dadurch ca. 1 cm weit geöffnet. Wie der Knebel befestigt war, konnte sie nicht erkennen. Sie hatte zwar keinen Riemen um ihren Kopf, konnte den Knebel aber trotzdem nicht ausspucken, nachdem er etwas darin bewegt hatte. Ihre Kleidung legte er in eine kleine Holzkiste und stellte diese in ein Regal.
„Komm mit, ich bringe dich in deine Zelle“, sagte er und ging voran, während sie ihm in kleinen Schritten folgte. Er öffnete einige schwere Türen, deren Verschlußsystem Lisa nicht durchschaute. Beleuchtet wurden die Gänge nur durch die Lampe, die er dabei hatte. Lisa schauderte bei dem Gedanken daran, später in vollkommener Dunkelheit zurückzubleiben. Schließlich kamen sie an eine Gittertür, die er öffnete. Er befestigte eine Kette, die fest mit der Rückwand der Zelle verbunden war, an ihrem Halsreif. In der Zelle standen eine einfache Pritsche und eine Toilette. Er zeigte ihr, daß die Toilette, sobald sie die Spülung mit einem Fußtaster auslöste, ihre beiden unteren Körperöffnungen mit pulsierenden, unangenehm kalten Wasserstrahlen reinigte. Durch ihre gefesselten Hände hätte sie sich selbst nicht darum kümmern können. Dann ersetzte er die Kette zwischen ihren Fußfesseln noch durch eine 1,5m lange Spreizstange. Schließlich drückte er sie auf die Pritsche und begann, ihre Brüste zu streicheln. Sie ließ es geschehen, etwas anderes blieb ihr in ihrer Fesselung auch nicht übrig. Außerdem erregte es sie sehr. Er fuhr ihr mit seinen Händen auch die Beine entlang und tätschelte leicht ihren Schritt. Sie stöhnte leise. Dann stand er auf und schloß die Gittertür von außen. Verwirrt sah sie ihn mit dem Licht verschwinden und hörte immer leiser, wie weitere Türen geschlossen wurden. Sie war sehr erregt, konnte sich durch die Fesselung aber nicht selbst helfen. Und die Tatsache, daß sie so hilflos war, steigerte ihre Erregung noch zusätzlich. Gleichzeitig schlich sich zusammen mit der vollkommenen Dunkelheit auch wieder Angst in ihre Gefühle.
Die schwarze Burg
„Einen Vorteil hatte es schon, als man noch mit Kutschen unterwegs war“, sagte Agrippa während der Fahrt zu René. „Man konnte sich auch während der Reise vergnügen, da der Kutscher sich um die Fahrt kümmerte. Vielleicht sollte ich mir doch eine respektablere Limousine mit Chauffeur zulegen.“ Sie erinnerte sich noch gerne an eine frühere Fahrt, in der sie einen neuen Lustsklaven in ihre Residenz gebracht hatte. Aber das war jetzt schon sehr lange her. Und sie war auch in der Zwischenzeit nicht gerade eine Kostverächterin gewesen, dachte sie lächelnd. René nahm an, daß ihre Überlegung eher theoretischer Natur gewesen war. Denn es dürfte schon einige hundert Jahre her sein, daß hier Kutschen gefahren waren. Und so alt sah sie wirklich nicht aus, im Gegenteil. „Danke für das Kompliment“, mischte sie sich wieder in seine Überlegungen ein. „Aber ich erinnerte mich wirklich gerade an eine Kutschfahrt, die ich hier vor sehr langer Zeit gemacht habe. Das war vor – laß mich kurz rechnen – genau vor 3005 Jahren. Ich war damals mit einem neuen Lustsklaven unterwegs, der sich mit einem Einbruch bei mir geradezu aufgedrängt hatte.“ René glaubte zuerst, er hätte sich verhört. Vor über 3000 Jahren? Für einen Historiker wäre es eine Offenbarung, sich mit ihr zu unterhalten. Er war allerdings vom Historiker zum Lustsklaven mutiert. Wie alt sie wohl war? „Das fragt man eine Dame aber nicht“, schmunzelte sie hinter dem Steuer. „Aber da ich noch relativ jung bin“, fuhr sie fort, „will ich dir diese Frage beantworten. Ich bin genau 3758 Jahre alt.“ Sie amüsierte sich über seine Verwirrung. „Bevor du fragst, unsere durchschnittliche Lebenserwartung beträgt ca. 10.000 Jahre, jedenfalls, wenn wir eines natürlichen Todes sterben.“ Da sie seine Gefühle genauso leicht lesen konnte, wie seine Gedanken, lachte sie über seine Empfindungen laut auf. Diese Mischung aus Verwirrung, Unglauben und einer Spur Neid machte ihr Spaß.
Schließlich erreichten sie die Absperrung zu einer verbotenen Zone. Ein Tor öffnete sich und sie fuhr jetzt deutlich schneller, als es in den bewohnten Gebieten möglich war. Während sie die rasante Fahrt genoß, wurde es René allmählich übel. Nicht nur, weil er diese Geschwindigkeit nicht gewohnt war, sondern auch, weil er im Kofferraum deutlich mehr durchgeschüttelt wurde, als sie auf dem Fahrersitz. Schließlich sah er in der Ferne eine bedrohliche Wolkenformation. Und darunter war ein Albtraum von einer Burg zu erkennen. Sie bestand aus bizarren Türmen, bedrohlichen Mauern und einem Tor, daß wie das Maul einer monströsen Kreatur wirkte. Und auf dieses Maul fuhren sie zu. René spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Wenn diese Burg auch nur ansatzweise ihrem Wesen entsprach, würde ihm eine ziemlich schreckliche Zukunft bevorstehen. Sie genoß seine Angst und fuhr in die Burg hinein. Drinnen war alles in wesentlich fröhlicheren Farben gehalten, wie René erleichtert feststellte. Sie stellte den Wagen im Burghof ab und stieg aus, während sich die Heckklappe des Wagens öffnete. René befestigte die Hutablage wieder an ihrem Platz und verließ den Kofferraum. Der Wagen wurde von einem Bediensteten weggefahren.
„Zuerst darfst du dir mal ein Verließ ansehen. Ich habe da eine kleine kosmetisch-medizinische Korrektur bei dir vor“, erschreckte sie ihn. Sie ging in einen Turm und dort eine Wendeltreppe hinab. René folgte ihr mit einem ganz miesen Gefühl im Bauch. Schließlich kamen sie in einen Raum, in dem ein Gynäkologenstuhl stand. „Zieh dich aus und setz dich auf den Stuhl“, befahl sie ihm. „Und trödle nicht rum“, ergänzte sie, als er nicht gleich reagierte. Er gehorchte, auch wenn er sich vor Angst fast in die Hose machte. Denn er hatte wenig Zweifel, wo sie ihre angedrohte kosmetisch-medizinische Korrektur bei ihm anbringen würde. Der Stuhl war da ziemlich eindeutig. Schließlich setzte er sich auf den Stuhl. Sie schnallte ihm die Arme fest und legte seine Beine in die dafür vorgesehenen Positionen. Auch seine Beine wurden von ihr fixiert. Er saß jetzt breitbeinig und schutzlos auf dem Stuhl. Sie rollte ein Tischchen mit allerlei Gerätschaften heran. „Bitte nicht, Herrin“, flehte er sie an. Sie hielt einen Knebel vor seinen Mund. „Jetzt sag schön Aaa“, forderte sie ihn lächelnd auf. Ängstlich öffnete er den Mund und sie schob den Knebel hinein und befestigte ihn.
„So, jetzt darfst du Einwände vorbringen“, sagte sie und faßte seine edelsten Teile an. Er grummelte etwas unverständliches in den Knebel. „Also keine Einwände? Gut, dann können wir ja anfangen.“ Ihm standen Tränen in den Augen. Und sie genoß seine Angst und Verzweiflung. Dann schob sie ihm einen Ring über sein Glied. „Schauen wir doch mal, ob das die richtige Größe ist“, sagte sie dabei und begann, sein Glied zu massieren. Es richtete sich auf und füllte jetzt genau den Innendurchmesser des Rings aus. „Paßt genau“, kommentierte sie und ließ seine Erregung mit einem Eisbeutel wieder abklingen. Dann streifte sie den Ring wieder ab und bestrich Bereiche seiner Innenfläche mit einem Teil eines speziellen 2-Komponenten-Klebstoffs. Seine Peniswurzel bestrich sie mit der 2. Komponente und schob den Ring wieder darauf. Erneut sorgte sie dafür, daß er eine Erektion bekam. Die beiden Komponenten des Klebstoffs verbanden sich, als sein Glied den Ring wieder ganz ausfüllte. Nach dem Abklingen der Erektion schoben sich Teile des Rings nach innen aus dem Ring hinaus. „So, der Ring hält jetzt unabhängig davon, wie erregt du gerade bist“, sagte sie zu René. Der beruhigte sich wieder etwas, da sich seine schlimmsten Befürchtungen offenbar doch als unbegründet erwiesen hatten. Aber er hatte immer noch Angst vor dem, was sie wohl mit ihm anstellen würde.
Dann hatte sie einen dünnen Schlauch in der Hand und strich ihm damit übers Gesicht. „Schön glatt, nicht wahr?“ Die Schlauchoberfläche schien überhaupt keine Reibung zu haben. Nach einigen Zentimetern war der Schlauch mit einer Schlaufe verbunden, ging danach aber noch weiter. René spürte, wie sie den Schlauch in seine Harnröhre schob. Die Schlaufe legte sie hinter seine Eichel, so daß er Schlauch seine Harnröhre nicht wieder verlassen konnte. Dann hatte sie plötzlich eine durchsichtige Röhre in der Hand. Diese hatte außen die Form eines erigierten Gliedes. An der Öffnung befanden sich zwei aneinander liegende Ringe. Sie zeigte ihm deren Funktion. „Der äußere hier verbindet das Rohr sicher mit dem Ring, den ich dir bereits an dein Glied geklebt habe. Das Zurückdrehen ist nur mit einem Spezialwerkzeug möglich. Mit dem inneren Ring wird ein Ventil geöffnet oder geschlossen, an das ich den Schlauch anschließen werde, den du in der Harnröhre hast. Damit kann ich dann regeln, ob du pinkeln darfst oder nicht. Der innere Ring hat dafür 3 Stellungen. In der mittleren ist das Ventil geschlossen. Der Ring kann dann nur mit diesem kleinen Schlüssel in eine der beiden anderen Positionen gedreht werden. In den beiden äußeren ist das Ventil geöffnet und du kannst „für kleine Jungs gehen“. Die rechte Position öffnet das Ventil nur vorübergehend. Durch leichtes Drehen springt der Ring wieder in die geschlossene Position. Die linke Position hält das Ventil solange geöffnet, bis ich es wieder mit dem kleinen Schlüssel verschließe.“ Sie klebte den Schlauch am Ventil fest und schob das durchsichtige Rohr über sein Glied. Mit einem lauten Klack rastete der äußere Ring ein. Das Rohr war jetzt unverrückbar mit Renés Glied verbunden. Agrippa ließ den Ventilring in der mittleren Position einrasten und nahm René den Knebel wieder aus dem Mund. Sie befreite ihn auch aus dem Stuhl. Er betastete die Konstruktion zwischen seinen Beinen und stellte entsetzt fest, daß er sich nicht daraus befreien konnte.
„Ich finde, wir sollten gleich einmal ausprobieren, wie gut das funktioniert“, schlug Agrippa lächelnd vor. Dazu führte sie ihn in einen Nebenraum und fixierte ihn auf einer Streckbank. Dann zog sie sich aus und begann, ihn an allen erreichbaren Stellen zu streicheln. Er bekam sofort innerhalb des durchsichtigen Rohres eine Erektion. Als sie sich auf ihn setzte, stellte er enttäuscht fest, daß er nichts davon spürte. Das Rohr war so konstruiert, daß es zur Spitze hin innen etwas breiter wurde, so daß der vordere Teil seines erigierten Gliedes das Rohr nicht berührte. Agrippa hatte sichtlichen Spaß daran. Viel mehr als das Rohr in Form eines Glieds erregte sie die Frustration und das verzweifelte Sehnen von René. Sie befreite seine Hände von der Streckbank und befahl ihm, ihre Brüste zu verwöhnen, während sie auf ihm ritt. Das heizte ihm noch weiter ein, ohne daß er Aussicht auf Befriedigung seiner eigenen Wünsche hatte. Agrippa kam dagegen immer weiter in Fahrt. Nach einer Weile stieg sie befriedigt von ihm herunter und befreite ihn komplett von der Streckbank. „Ich denke“, sagte sie zu ihm, während sie seine Hoden massierte, „du hast jetzt einen Anreiz, deine Aufgaben schnell zu erledigen und hierher zurückzukommen. Außer mir wird dir nämlich niemand dieses Keuschheitsrohr entfernen können, ohne deine edelsten Teile ernsthaft zu beschädigen.“ René war aufgewühlt. Er war erregt wie nie zuvor und mußte jetzt tagelang oder noch länger enthaltsam leben. Wer weiß, ob sie ihn überhaupt wieder herauslassen würde. Gleichzeitig erregte ihn die Vorstellung, jetzt völlig in ihrer Gewalt zu sein.
Moralische Stütze
Claudius beobachtete Lisa in ihrer Zelle über einen Infrarot-Monitor. Nachdem er sie in völliger Dunkelheit zurückgelassen hatte, versuchte sie zunächst tastend, die Zelle zu erkunden. Wie er an der Wärmeabstrahlung ihres Körpers sehen konnte, war sie noch immer sehr erregt. Und sie versuchte, trotz ihrer Fesselung in eine Stellung zu kommen, in der sie sich Erleichterung verschaffen könnte. Schmunzelnd sah er, daß sie sich bäuchlings auf den Rand der Pritsche gelegt hatte und versuchte, sich am Rahmen zu stimulieren. Sonderlich bequem sah das jedenfalls nicht aus. Aber offenbar hatte sie es ziemlich nötig. Jedenfalls mühte sie sich dabei sehr ab. Er fragte sich versonnen, wie sie wohl auf den Keuschheitsgürtel reagieren würde, den er ihr in Kürze nach Maß fertigen wollte. Das würde sie wohl ziemlich fertig machen. Zumal er vorhatte, sie zunächst im Unklaren darüber zu lassen, ob und wann er sie wieder herausließ. Lächelnd beobachtete er ihr verzweifeltes Bemühen weiter, es mit dem Bettrahmen zu treiben. Ob er noch einmal hingehen und einschreiten sollte? Er entschied sich dagegen. Er war gespannt, ob es ihr auf diese unbequeme und umständliche Art gelingen würde, sich einen Höhepunkt zu verschaffen. Schade, daß seine Schwester jetzt nicht hier war. Sie hätten Wetten darüber abschließen können. Und sie hätte bestimmt auch ihren Spaß daran gehabt, Lisas Bemühen zu beobachten. Nach über einer Stunde gab Lisa dann sichtlich enttäuscht auf und Claudius verließ den Infrarotmonitor.
Sie wußte nicht, wie lange sie in dieser absoluten Dunkelheit bereits zugebracht hatte. Ihre Versuche, sich am Pritschenrahmen Erleichterung zu verschaffen, waren jedenfalls ein ziemlicher Reinfall. Es war sehr unbequem und teilweise sogar schmerzhaft gewesen. Ihre Erregung klang zu ihrem Leidwesen aber trotzdem nur sehr langsam ab. Wenigstens, dachte sie, waren ihre Versuche in der absoluten Dunkelheit unbeobachtet geblieben. Andernfalls wäre das sehr demütigend gewesen. Irgendwann fiel sie dann in einen unruhigen Schlaf. Als sie wieder aufwachte, war sie noch immer in totale Dunkelheit gehüllt. Zunächst tastete sie sich bis zur Toilette und erledigte ein dringendes Bedürfnis. Nachdem sie den Fußtaster für die Spülung betätigt hatte, ließ sie die automatische Reinigung über sich ergehen. Das kalte Wasser war ziemlich unangenehm. Und sie fragte sich, wie lange sie noch hier zubringen mußte. Er hatte sie doch hoffentlich nicht vergessen. Schreckensszenarien vom Verhungern und Verdursten schossen ihr durch den Kopf. Gegen das Verdursten könnte ihr vielleicht die Toilette helfen, dachte sie angewidert. Zunehmend wurde diese Dunkelheit für sie beklemmender. Parallel führte ihre Hilflosigkeit bei ihr wieder zu einer stärker werdenden Erregung. Ob sie noch einen Versuch mit dem Pritschenrahmen unternehmen sollte?
Sie hörte, wie Tür für Tür geöffnet wurde und schließlich erschien Claudius mit einer Lampe vor ihrer Zelle. „Na, hast du gut geschlafen“, verspottete er sie. Lisa erinnerte sich noch rechtzeitig an die blauen Blitze und verzichtete auf wütende Blicke. Sagen konnte sie mit ihrem Knebel ja ohnehin nichts. Er öffnete die Zellentür und ersetzte wieder die Spreizstange zwischen ihren Fußgelenkbändern durch die 30cm lange Kette. Dann verließ er die Zelle und sie tippelte hinter ihm her. „Ich möch
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Kommentare
Kommentare: 21
*grummel*
warum kann ich nicht soschoen schreiben wie Why-Not... ?
*grummel*
@Why-Not: Diese Geschichte fand ich fast besser als "Dunkle Wolken ueber..." bis auf die Laenge :-)
Die Geschichte ist "wie zu erwarten" Genial... :-P
Hast du nicht mal daran gedacht Romane zu schreiben ?
Ich jedenfalls wuerde sie kaufen...
Lord«
Kommentare: 48
Wie dem auch sei, ich finde die Geschichte überaus gut erzählt, spannend und einfallsreich. Mein Glückwunsch an den Autoren und meine Hochachtung für den erstklassigen Stil und die tadellose Form. Volle Punktzahl!«
Kommentare: 56
Maduschka
Genial ist garkein ausreichender Ausdruck für deine Schreibkunst und vor allem für dein Talent, den Leser in eine andere Welt zu entfüren.
Der Grundgedanke "die Erhabenen" in verschiedenen Epochen wandeln zu lassen, liefert eine Unmenge von Möglichkeiten. Die verschiedenen, sich aber annähernd wiederholenden "Zeitschleifen" lassen Handlungsstänge und mögliche Zusammenhänge zu, die mich auf eine Endlos-Fortsetzungsgeschichte hoffen lassen ;-)
"ein Fan" ;-)«
Kommentare: 14
Kaki«
Kommentare: 3
Wann gibts mehr davon?«
Kommentare: 37
liegt vieleicht daran, das man die hauptpersonen (mit allen Stärken und Schwächen) gerade liebgewonnen hatte und sich nun mit einer neuen zeit mit neuen personen anfreunden muss.
«
Kommentare: 142
Liebe Grüße von yksi, die sich einfach mal auf Neues freut... ;-)«
Kommentare: 4
Genauso Klasse wie Teil 1! Kann mich der Allgemeinen Meinung nur anschließen!
Bitte schnell eine Fortsetzung!!!
gruß
kampfbearchen«
Kommentare: 12
Kommentare: 8
Aber ich fand ihn lange nicht so anregend und interessant wie den ersten Teil - abgesehen von der Wendung bezueglich ihrer "Herkunft". Das war eine nette Idee :)
Nach so langer Zeit unwahrscheinlich, aber ein dritter Teil wuerde mich trotzdem freuen!«
Kommentare: 3
Kommentare: 1
Kommentare: 1
Dein buch hat mir übrigens auch sehr gut gefallen. Lg«
Kommentare: 26