Die Falle
von Draco
Als sie das große, graue Gebäude verließ, war sie zunächst blind. Strahlender Sonnenschein blendete ihre Augen, die sich an das trübe Dämmerlicht im inneren des Gebäudes gewöhnt hatten.
Als sie am frühen Morgen hierher gekommen war, war der Himmel noch mit grauen Regenwolken verhangen und jetzt wurde sie von einem strahlend blauen Himmel begrüßt. Das satte Grün des gegenüberliegenden kleinen Parks wirkte irgendwie befreiend auf sie und trotz des Großstadtverkehrs, der hier mitten in der Stadt tobte, glaubte sie sogar einige Vögel zwitschern zu hören.
Rrrums. Mit einem dumpfen Schlag war die große, eisenbeschlagene Tür des Gerichtsgebäudes hinter ihr ins Schloss gefallen. Für Nina klang dies so, als ob damit der hinter ihr liegende Lebensabschnitt beendet war. Vor einer halben Stunde hatte der Richter ihre Scheidung von Karl endgültig verkündet.
Nina weinte diesem Lebensabschnitt, der immerhin fast 8 Jahre gedauert hatte keine Träne nach. Sie lebte schon eineinhalb Jahre von Karl getrennt und hatte sich ihr Leben bereits wieder neu eingerichtet. Dieser Gerichtstermin war lediglich eine Formsache gewesen. Nun war sie wieder frei.
Von ihren verstorbenen Eltern hatte sie vor drei Jahren eine kleine Eigentumswohnung in der Stadt geerbt und seit 7 Monaten hatte sie auch wieder einen Job als Projektassistentin in einer kleinen Unternehmensberatung, von dem sie einigermaßen leben konnte. Zusammen mit dem Unterhalt, den Karl, der immer noch deutlich besser verdiente als sie, zahlte, würde sie sich sogar den einen oder anderen Urlaub leisten können.
Etwas nachdenklich sah Nina sich noch ein wenig um, der unvermutete Sonnenschein musste genutzt werden und da sie sonst nichts zu tun hatte, beschloss sie, sich im nächsten Cafe verwöhnen zu lassen. Gut gelaunt machte sie sich auf den Weg zu dem kleinen Cafe, das sie früher immer gern besucht hatte. Heute konnte man dort sicher schön in der Sonne sitzen und den Leuten, die geschäftig in der Fußgängerzone umherliefen zuschauen.
Gerade als die Bedienung den großen Cappuccino, den Nina sich bestellt hatte vor ihr abstellte, klingelte ihr Telefon. Zunächst war sie etwas verwundert, denn sie hatte Freunden und Arbeitskollegen bescheid gesagt, dass sie persönliche Dinge zu erledigen hatte und deshalb nicht erreichbar war. Sie überlegte kurz, ob sie überhaupt 'rangehen' sollte, dann jedoch siegte ihre Neugier und sie beantwortete den Anruf.
"Hallo Nina... ich bin's Michael, Michael Hansmann."
"Hallo Michael... du, ich bin gerade in der Stadt unterwegs, was gibt's denn?" Nina war etwas überrascht und auch etwas verärgert. Michael Hansmann war einer der Projektleiter, mit denen sie in ihrem neuen Job zusammenarbeitete und eigentlich hatte sie erwartet, dass ihr Wunsch, diesen Tag für sich zu haben respektiert würde, zumal sie auch offiziell einen Tag Urlaub genommen hatte. Zwar hatte sie gewisse Sympathien für Michael, aber trotzdem...
"Du, ich wollte dich einladen. Weißt du, ein Bekannter von mir hat mir Karten für die Oper vermacht, 'Flucht aus dem Harem' von Beethoven oder so und da du doch gerne in die Oper gehst, dachte ich...".
"Die 'Entführung aus dem Serail' ist von Mozart...". Nina musste ein wenig grinsen, von Opern schien Michael jedenfalls wenig Ahnung zu haben. Trotzdem fand sie es nett von ihm, dass er sich daran erinnert hatte, dass sie mal von ihrem Interesse für Opern erzählt hatte. Ihre Verärgerung über die Störung legte sich. Aber vielleicht war das ja auch nur eine Masche, um sie mal zu einem privaten Treffen zu überreden. Ihr war schon länger aufgefallen, dass Michael sich um sie bemühte und sie immer wieder auch in private Gespräche verwickelte. Bei diesen Gedanken fühlte Nina sich gleich etwas beschwingter. Es tat ihr gut, dass sie immer noch in der Lage war, das Interesse eines Mannes zu wecken.
"... und wie hast du dir das vorgestellt? Wo und wann wollen wir uns treffen?". Nach anfänglichem Zögern, hatte Nina sich entschieden. Eigentlich hatte sie sehr wohl Lust, mal wieder in die Oper zu gehen und Michael war ihr durchaus sympathisch. Also warum sollte sie diese Einladung nicht annehmen?
"Du, ich glaub' am besten ist es, wenn wir uns direkt dort treffen. Wenn du 'ne halbe Stunde eher da bist, kann ich dich ja noch auf 'nen Sekt einladen". Dieser Vorschlag war auch für Nina in Ordnung. Auf diese Weise konnte sie das Treffen mit ihrem Arbeitskollegen auch ganz unverbindlich halten, denn trotz aller Sympathien, sie wollte sich auf keinen Fall in irgendeine Affäre oder gar Beziehung stürzen. Die Erfahrungen mit Karl schien sie doch noch nicht so ganz 'verdaut' zu haben.
"OK. Also dann, bis 19:30 Uhr. Ich freu mich. Tschüüüss." Nina lehnte sich wieder entspannt auf ihrem Stuhl zurück. Sie schloss die Augen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
Ihre Gedanken schweiften wieder ab, sie ließ die letzten Jahre noch einmal Revue passieren. Eigentlich hätte sie nach dem Abi mit 19 ihr BWL-Studium machen und sich dann einen entsprechenden Job suchen wollen, aber dann hatte sie Karl kennen gelernt. Er war etwas älter und bereits einige Semester weiter gewesen als sie und sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt, hatte nur noch Augen für ihn gehabt. Als er sein Studium beendet hatte und sofort einen gut bezahlten Posten in einer größeren Firma fand, hatte er darauf bestanden, dass sie beide heirateten und sie sich nur noch um den gemeinsamen Haushalt kümmern sollte.
Bei diesem Gedanken musste Nina grinsen. Karl war schon immer irgendwie altmodisch gewesen.
Wie es häufig geschah, hatte ihre Liebe dem Alltag nicht standgehalten. Karl ging in seiner sicher sehr interessanten Arbeit auf, während sie mit ihrem Dasein als 'nur Hausfrau' nicht ausgelastet war. Sie hatten sich immer weiter auseinander gelebt und als sie beide bemerkten, was da mit ihnen geschehen war, war es wohl bereits zu spät...
"Puhhh" Nina schnaufte noch mal tief durch und schüttelte diese Gedanken an die Vergangenheit ab. "Sei Optimist, blicke nur nach Vorne" ermahnte sie sich selbst, dann zahlte Sie ihren Cappuccino und machte sich auf den Weg nach Hause.
Nina brauchte nicht allzu lange, um sich auf den Abend vorzubereiten. Für den Besuch in der Oper musste sie eher etwas festlich gekleidet sein, aber da sie ihren Begleiter noch nicht wirklich gut kannte, verzichtete sie auf ein aufwendiges Abendkleid. Sie wählte einen dunkelgrauen, fast schwarzen, eleganten Rock, der ihr bis kapp über die Knie reichte, dazu trug sie eine weiße Seidenbluse und ein rotes, kurzes Bolerojäckchen. Eine schwarze Strumpfhose und feine, lack glänzende Riemchensandaletten mit ca. 5 cm hohen Absätzen rundeten das Bild ab. Auch ihr Make Up war eher dezent. Alles in allem wirkte sie elegant aber nicht zu sexy. Schließlich wollte sie ihren Kollegen bei diesem Treffen ja weder verführen, noch ihn zu irgendwelchen Verführungsversuchen animieren.
Da sie selbst nur ein altes, ziemlich klappriges Auto hatte und mit ihrer 'guten' Garderobe nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollte, nahm sie sich ein Taxi für den kurzen Weg zur Oper. Dort war, wie üblich, bereits eine Menge los. Die Idee, sich kurz vor Beginn der Vorstellung direkt vor Ort zu treffen hatten wohl mehrere Leute. Nina musste eine Weile suchen, bis Michael ihr von Hinten auf die Schulter tippte und ihr mit einem fast schon übertriebenen Strahlen in den Augen ein Glas Sekt reichte.
Michael war offensichtlich gerade von der Arbeit gekommen, denn er trug immer noch den dunklen Anzug und die Krawatte, die sie sonst an ihm gewohnt war. Er war etwas älter als Nina, groß, schlank und durchaus eine beeindruckende Erscheinung. Der perfekt sitzende Anzug und der leichte Anflug von Grau an seinen Schläfen ließen ihn seriös erscheinen, obwohl Nina wusste, dass er durchaus auch Humor hatte und gerne auch mal einen Witz erzählte.
"Hallo Nina, ich freu' mich, dass du gekommen bist." Michael stieß mit ihr auf einen schönen Abend an und schien sichtlich erfreut, Nina tatsächlich zu sehen. Sein selbstsicheres, aber nicht arrogantes Auftreten und die kleinen Scherze und Komplimente, die er machte schmeichelten ihr. Der Abend versprach angenehm zu werden.
Aber auch Nina schien ihrem Begleiter zu gefallen. Hatte sie ursprünglich befürchtet, sich nur über ihre gemeinsame Arbeit unterhalten zu können, so wurde sie jetzt angenehm überrascht. Schnell entwickelte sich ein angeregtes, interessantes Gespräch zwischen den beiden. Nina schien ihren Gastgeber mit ihrer Belesenheit und ihren Kenntnissen über das Stück wirklich zu beeindrucken und sein Interesse an dem was Nina erzählte war nicht gespielt. Beide genossen dieses ungezwungene, private Gespräch sichtlich und bedauerten es fast, als das Stück anfing und sie sich auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren mussten.
Die Vorstellung war wirklich großartig und die Karten, die Michael bekommen hatte waren offensichtlich nicht billig, denn sie hatten hervorragende Plätze bekommen.
Nach dem gelungenen Abend lud Michael Nina noch in ein nahe gelegenes Restaurant ein, um noch eine Kleinigkeit zu essen und ein oder zwei Gläser Wein zu trinken. Die Atmosphäre war nun etwas intimer und ihr Gespräch auch etwas persönlicher geworden, aber trotzdem wirkte Michael niemals aufdringlich. Sie genoss nach wie vor seine Aufmerksamkeit und seine Komplimente.
Die Beiden waren gerade dabei einen letzten Espresso zu bestellen, bevor sie diesen gelungenen Abend beendeten, als Nina plötzlich durch ein leichtes Blinken am Nebentisch abgelenkt wurde. Dort saß bereits seit geraumer Zeit ein junges Paar, das sich offensichtlich in sehr verliebter Stimmung mit sich selbst beschäftigte. Als Nina zu den beiden hinüber sah, um zu erkennen, was sie da abgelenkt hatte, sah sie, wie der Mann seiner Begleiterin etwas verstohlen Handschellen anlegte. Nina war so überrascht, dass sie die Frau nun direkt anstarrte. Diese hatte offenbar auch bemerkt, dass Nina etwas von der Aktion mitbekommen hatte, denn sie wurde rot wie eine Tomate und schaute Nina entsetzt an. Es dauerte bestimmt einige Sekunden, bevor sie sich wieder gefangen hatte.
"D...Das ist schon in Ordnung! Kein Grund zur Aufregung! W...Wir haben nur ein bisschen miteinander gespielt...Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen..."
Nina war immer noch überrascht. "Entschuldigen Sie..." murmelte sie, dann zwang sie sich, sich wieder auf ihren Begleiter zu konzentrieren.
Michael hatte von alledem nichts mitbekommen, da er leicht mit dem Rücken zu dem Paar am Nebentisch saß. Als Nina auf seine erstaunte Frage hin berichtete, was sie soeben gesehen hatte, konnte er sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. "Wenn es den beiden Spaß macht..." war sein einziger Kommentar, aber Nina konnte das Gesehene nicht so einfach abschütteln. Das Gefühl, das der Anblick der Handschellen und der gefesselten Hände in ihr verursacht hatten, verwirrte sie. Es war ihr selbst nicht klar, warum sie so heftig reagierte. Irgendwie hatte diese Szene eine Saite in ihr angeschlagen, die ihr bislang selbst verborgen war.
Natürlich wusste sie, dass es Paare gab, die auf Fesselspiele standen, aber sie hatte sich nie ernsthaft damit beschäftigt und auch nicht damit gerechnet, dass sie so etwas in der Öffentlichkeit zu sehen bekommen würde. Kopfschüttelnd murmelte sie etwas von "perversen Spielchen und so..." um das Thema endgültig zu beenden. Dann versuchte sie sich wieder auf das Gespräch mit Michael zu konzentrieren.
"Also Nina, jetzt überrascht du mich aber. Ich hätte dich für aufgeschlossener und toleranter gehalten. So ein Fesselspielchen zwischen zwei Menschen, die sich mögen ist nun wirklich nichts Besonderes." Offensichtlich hatte Michael ihre Bemerkung gehört. Jetzt war es an Nina rot zu werden. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Michael so auf ihre Bemerkung reagieren würde. Hoffentlich hatte sie ihm mit ihrer unbedachten Äußerung nicht 'auf die Füße getreten' und so noch den ganzen Abend verdorben.
"Äh...entschuldige bitte, so war das ja auch nicht gemeint. Natürlich ist nichts dabei, wenn sich die beiden verstehen. Ich... ich dachte nur...Also ich werde das wohl niemals verstehen" stammelte sie, sichtlich bemüht, den negativen Eindruck, den er wohl von ihr hatte wieder auszugleichen. Gleichzeitig fragte sie sich, warum Michael auf ihre belanglose Situation empfindlich reagierte. War er etwa ...?
"Da gibt es doch nichts zu verstehen. Das macht einfach nur Spaß, nicht mehr und nicht weniger." Überrascht starrte Nina nun ihren Begleiter an. Was sollte das jetzt? Das klang fast so, als hätte Michael auch einen Hang zu solchen Fesselspielen. Musste sie sich jetzt in Acht nehmen?
Noch bevor Nina etwas erwidern konnte, hatte Michael das unterbrochene Gespräch wieder aufgenommen und auch Nina versuchte das soeben Erlebte zu verdrängen. Aber das Gespräch kam nur noch schleppend in Gang. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab, zu dem was sie da gesehen hatte. Ihre eigene Reaktion verwirrte sie und Michaels überraschende Reaktion auf ihre unbedachte Äußerung gab ihr zusätzlich Rätsel auf.
Rational betrachtet, ging diese zufällige Beobachtung sie überhaupt nichts an. Derartige Spiele waren für sie auch völlig außerhalb ihrer Gedankenwelt. Aber trotzdem hatte ihr diese intime Vertrautheit zweier Menschen einen Stich versetzt. War es nur ihr Neid auf eine Zweisamkeit, die sie heute morgen endgültig verloren hatte, oder war da noch mehr? Nina war verwirrt und von ihren eigenen Gedanken überrascht. Als sie Karl kennen lernte, war sie von seiner Erfahrung in sexuellen Dingen, von seiner selbstsicheren, ja fast dominanten Art fasziniert gewesen und hatte sich gerne von ihm Führen lassen. Erst später war ihr klar geworden, dass Karls Fantasie doch sehr eingeschränkt war. Irgendwie hatte sie immer das Gefühl, jenseits der Routine, die sie mit Karl erlebte, gäbe es noch mehr zu entdecken, aber sie selbst hatte nicht den Mut gehabt, die Initiative zu ergreifen und Karl war anscheinend mit dem was er hatte zufrieden. Jetzt musste sie sich selbst eingestehen, dass sich fragte, was sie selbst bei so einem Spiel empfinden würde.
Michael, der die Veränderung, die sie durchgemachte sehr wohl bemerkt hatte hielt plötzlich mitten in einer Erzählung inne und sah sie prüfend an.
"Nina, was ist denn los? Du bist plötzlich so unruhig."
"Nein, nein, mach' dir keine Sorgen. Ich...ich hatte nur gerade einen anderen Gedanken" versuchte Nina zu beruhigen, aber so ganz überzeugend schien ihre Antwort nicht gewesen zu sein, denn Michael musterte sie immer noch, als wolle er ein Geheimnis ergründen.
"Ist es wegen der Fesselspielchen von vorhin." Es war nicht klar, ob er einfach nur geraten hatte, oder ob er etwas ahnte, aber er traf genau ins Schwarze. Betreten sah Nina wieder auf den Tisch vor sich, dann nickte sie zaghaft und kaum erkennbar.
"Du wüsstest gerne, wie sich das anfühlt, wenn man gefesselt wird. Stimmt's?" Seine Stimme klang immer noch freundlich, aber Nina glaubte auch irgendwie etwas Lauerndes darin zu hören. Trotzdem nickte sie noch einmal, immer noch zaghaft und kaum erkennbar. Instinktiv spürte Sie, dass sie im Begriff war, sich auf ein riskantes Abenteuer einzulassen, aber sie konnte einfach nichts dagegen tun. Wollte sie überhaupt etwas dagegen tun?...
Es dauerte eine ganze Weile, bevor er wieder das Wort ergriff.
"Wenn du willst, zeige ich es dir. In der Firma ist jetzt niemand mehr, wir können mein Büro benutzen. Du würdest mir damit sogar eine Freude machen..." Jetzt war der Moment erreicht, vor dem Nina sich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Jetzt musste sie eine Entscheidung treffen. Sollte sie sich auf ein aus ihrer Sicht riskantes Spiel mit diesem Mann einlassen? Sie kannte ihn ja noch nicht einmal richtig. Würde sie jemals wieder so eine Gelegenheit haben? Wollte sie denn wirklich ausprobieren, wie man sich in so einer Situation fühlt?
"Aber du musst mir versprechen, die Situation nicht auszunutzen. Ich möchte nicht mit dir schlafen..." wie in Trance antwortete sie, noch bevor sie all ihre Fragen und Zweifel durchdacht hatte. Michael sagte kein Wort mehr. Er winkte dem Kellner, um zu bezahlen. Dann stand er, immer noch wortlos auf, wartete, bis sie ebenfalls aufgestanden war und fasste sie dann leicht am Ellenbogen um sie aus dem Lokal herauszuführen.
Der Weg in die Firma dauerte nicht mal 10 Minuten. Michael führte Nina in sein geräumiges Büro. Er benutzte seine Schreibtischlampe, um eine angenehme, indirekte Beleuchtung zu schaffen, so dass der Raum trotz der geschäftsmäßigen Einrichtung eine angenehme Stimmung verbreitete. Nina stand in der Mitte des Zimmers. Sie spürte, wie ihre Knie zitterten. Irgendwie hatte die Situation immer noch etwas Unwirkliches für Sie. War sie ihrem Kollegen wirklich freiwillig hierher gefolgt? Sie kannte ihn doch gar nicht. Was würde passieren, wenn er doch nicht so nett war?...
"Konzentriere dich ganz auf deine Gefühle. Wenn dir etwas nicht gefällt, sag einfach 'Stop'." Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er von hinten an sie herangetreten war, um ihr dies ins Ohr zu flüstern. Aber irgendwie war es für sie beruhigend, dass er offensichtlich Rücksicht auf sie nahm. Sie hatte das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Ohne weitere Erklärung fasste er sie leicht an den Schultern. Die Berührung ließ sie erschaudern. Eine Gänsehaut lief ihr den Rücken herunter. Sie hielt den Atem an. So war sie noch nie berührt worden. Diese Zärtlichkeit stand in krassem Gegensatz zu dem, was sie glaubte, dass sie als nächstes erwartete. Ganz sanft strichen seine Hände von den Schultern über ihre Oberarme und Unterarme zu ihren Handgelenken. Sie gab sich etwas Mühe, ihr Zittern zu unterdrücken, das diese Berührungen auslösten. Irgendwie spürte sie plötzlich auch eine sexuelle Erregung in sich. Wie konnte das sein? Sie war doch nur hier, um mal zu erleben, wie es ist gefesselt zu werden.
Jetzt fasste er ihre Handgelenke und führte sie nach Hinten, bis sie sich auf ihrem Rücken berührten. Er ließ sie los, aber sie hielt ihre Hände so, wie er sie zurechtgelegt hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie seine Berührung wieder spürte. Offensichtlich hatte er irgendwoher ein Seil besorgt, denn nun merkte sie, wie er eine Seilschlinge um ihre Oberarme legte. Langsam zog er diese Seilschlinge zu. Sie lag knapp oberhalb ihrer Ellenbogen und zog ihre Arme immer weiter auf den Rücken. Sie stellte sich möglichst aufrecht und drückte ihren Rücken nach vorne durch, um den unangenehmen Zug auszugleichen, aber unaufhaltsam zog er die Seilschlinge weiter zu. Als der Zug endgültig unangenehm wurde, ließ sie ein leises Stöhnen vernehmen. Offensichtlich hatte er auf dieses Zeichen gewartet, denn er hörte sofort auf, weiter zuzuziehen. Stattdessen wickelte er das Seil zweimal um ihre Ellenbogen herum und fixierte es hinter ihrem Rücken. Kurz darauf hatte er auch ihre Handgelenke mit einem Stück Seil zusammengebunden. Er trat einen Schritt zurück und ließ Nina alleine stehen.
Sie hatte die Augen geschlossen und horchte in sich hinein. Ja, sie fühlte sich wehrlos, verletzlich und ausgeliefert, aber gleichzeitig war da auch diese Erregung in ihr stärker geworden. Was würde er tun? Allein die Vorstellung, dass er jetzt hinter ihr stand und sie in ihrer Wehrlosigkeit betrachtete, dass seine Blicke über ihre Taille, über ihren Hintern, ihre Beine strichen ließen ihren Atem schneller gehen. Würde er weitergehen? Sie stellte sich vor, wie er, ihre Proteste missachtend, einfach anfing ihre Bluse aufzuknöpfen und begann vor Erregung wieder zu zittern.
Jetzt trat er vor sie, setzte sich auf die Tischkante des Schreibtisches und betrachtete sie. Sie war noch immer vollkommen angezogen, allerdings spannte ihre Bluse nun über ihrer Brust und formte ihre üppigen Rundungen nach, so dass die Größe und Form eindeutig zu erkennen war. Einige der Knöpfe hingen gerade noch in ihren Knopflöchern und dazwischen wurde der Stoff der Bluse so aufgezogen, dass ihr BH darunter erkennbar war. Etwas überrascht stellte Nina fest, dass er sie jetzt wie ein exotisches Ausstellungsstück betrachtete. Sie genoss diese Blicke und war gleichzeitig erschrocken über sich selbst. Wie konnte es nur sein, dass diese Situation sie so erregte? Hätte sie nicht vielmehr Angst verspüren müssen und einen leichten Schmerz wegen der unbequemen Fesselung?...
Plötzlich stand er auf und kam langsam auf sie zu. Ihre Gedanken begannen zu rasen. Was sollte das jetzt? Was hatte er vor? Die Vorstellung, dass er sie ausziehen und schließlich nehmen würde ließ sie noch schneller atmen und gleichzeitig fühlte sie, wie sich eine wohlbekannte Wärme und Feuchtigkeit in ihrem Schoß ausbreitete. Jetzt stand er direkt vor ihr. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. "Soll ich dich wieder befreien?" Er sprach leise, um die Situation nicht zu zerstören. Nina schwankte zwischen Erleichterung und Enttäuschung. Hatte sie sich gewünscht, dass er die Situation ausnutzen würde und ihre Phantasien wahr werden ließ?
Sie konnte nur zaghaft mit dem Kopf nicken.
Es dauerte keine 2 Minuten, bis er sie von den Seilen befreit hatte. Sie stand nach wie vor mitten in seinem Büro, bewegte ihre Arme, die durch die ungewohnte Haltung leicht schmerzten und rieb sich ihre Handgelenke. Der Zauber der Situation war verflogen. Was wollte sie noch hier? So schnell sie konnte, verabschiedete sie sich von ihm, dann verließ sie fast fluchtartig das Haus.
Gott sei dank, konnte sie in der Innenstadt sehr bald ein Taxi finden und so dauerte es nicht lange, bis sie zu Hause war. Erschöpft und immer noch atemlos sank sie in einen ihrer Sessel. Sie spürte noch immer die Erregung, die sie da in dem Büro verspürt hatte. Was war da mit ihr geschehen? Unwillkürlich, ohne dass sie sich dessen bewusst war, fasste sie sich zwischen ihre Beine. Selbst die eigene Berührung ließ sie wieder erschaudern. Sie konnte nicht anders. Sie musste sich selbst befriedigen. Immer noch wie in Trance begann sie sich zu streicheln und über ihre Klitoris zu rubbeln. Innerhalb kürzester Zeit war sie soweit. Ihre ganze Anspannung löste sich schlagartig in einem Orgasmus von nicht gekannter Heftigkeit. Es dauerte mehrere Minuten, ehe sie das Zimmer um sich herum wieder wahrnehmen konnte und wieder in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen.
Jetzt, wo alle Anspannung von ihr abgefallen war, war sie doch überrascht über ihre heftige Reaktion aber schließlich spürte sie ihre Müdigkeit wieder und ging schlafen.
Am nächsten Tag war Nina unfähig, sich auf die vor ihr liegenden Aufgaben zu konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab zu den wenigen Minuten, die sie mit Michael in seinem Büro verbracht hatte. Was war da nur in sie gefahren? Sie hatte nicht nur all ihre Vorsicht aufgegeben, sondern sie hatte sich da auch noch auf ein Spiel eingelassen, dessen Eigendynamik sie überhaupt nicht vorausgesehen hatte. Was war da mit ihr passiert? Wieso hatte sie dieses einfache Fesselspiel, bei dem doch eigentlich gar nichts passiert war so erregt, um nicht zu sagen aufgegeilt? War sie etwa 'sonderbar' veranlagt? Was wäre passiert, wenn sie ihn aufgefordert hätte, weiter zu machen? Immer wieder versuchte sie sich auf ihre 'innersten Gefühle' zu konzentrieren, und immer wieder kam sie zu einem Ergebnis, das einfach nicht sein konnte. Dieses Spiel hatte ihr Spaß gemacht und sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie davongelaufen war...
Erst als sie einige Tag später dieses Ergebnis für sich akzeptierte kam sie wieder etwas zur Ruhe. Jetzt war da nur noch die Enttäuschung darüber, etwas versäumt zu haben.
"Hallo Nina, schön, dass wir uns 'mal wieder sehen. Wie geht es dir denn? Wie läuft's in der Arbeit? Wie war dein Gerichtstermin?" Nina war es gewohnt, dass sie erst den Redeschwall ihrer Freundin Sabine über sich ergehen lassen musste, bevor es ihr gelang, auch zu Wort zu kommen. Sie kannte Sabine schon aus ihrer Kindheit. Die Beiden hatten sich mal wieder beim 'Italiener' verabredet um sich ausführlich unterhalten zu können. Nach dem üblichen Küsschen auf die Wange setzten sich die beiden erst mal und vertieften sich in die Speisekarte.
"Na, jetzt erzähl schon." Nachdem beide ihre Bestellung aufgegeben hatten, brannte Sabine darauf, zu erfahren, was Nina in der letzten Zeit so erlebt hatte.
"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Nachdem ich mit Karl ja schon seit langem über die finanziellen Fragen einig war, war die Scheidung selbst nur eine Formsache. Jetzt bin ich wieder frei." Erklärte Nina ihrer Freundin.
"Na, wenn du jetzt wieder frei bist, hast du ja keine Hemmungen mehr, dir 'nen neuen Lover zu suchen." Sabine hatte, wie sie das häufig versuchte, einfach ein Thema angeschnitten, um die Reaktion ihres Gegenübers zu testen und obwohl Nina das schon kannte, konnte sie es nicht vermeiden, dass sie etwas rot wurde.
"Sag bloß, du hast... " Natürlich hatte Sabine Ninas Reaktion bemerkt und ihre Schlüsse gezogen. Jetzt würde sie so lange bohren, bis sie alles erfahren hatte. Seufzend erzählte Nina ihrer besten Freundin von ihrem Kollegen, der sie in die Oper eingeladen hatte. Sie erzählte auch von dem gemeinsamen Essen hinterher und von der pikanten Beobachtung, die sie dabei gemacht hatte. Die anschließenden Aktionen im Büro wollte sie jedoch auslassen, aber da kam sie bei Sabine an die falsche.
"Du willst mir doch nicht weismachen, dass da nichts mehr war. Ich kenn dich doch und wenn du so rot wirst, war doch da noch mehr...?" Fragend und lauernd sah Sabine ihre Freundin an. Die wusste aus Erfahrung, dass sie ohnehin keine Ruhe bekommen würde, bevor sie nicht alles gebeichtet hatte.
Unsicher und stockend begann sie, ihrer Freundin vom Rest des Abends zu berichten. Sie ließ auch ihre Verwirrung über sich selbst und ihre Gefühle nicht aus. Schließlich sah sie Sabine erwartungsvoll an. Vielleicht würde ja Sabine auch einen Rat für sie haben.
"Woowww. Das ist ja geil! Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!" Sabine schien absolut überrascht. Ließ Nina deutlich spüren, dass sie sie bewunderte.
"Du findest das toll?" Verblüfft starrte Nina ihre Freundin an. Diese Reaktion hätte sie nicht erwartet. Eigentlich hatte Sabine sie immer wieder ermahnt, selbstbewusst aufzutreten und sich, vor allem von Männern nicht ausnutzen zu lassen und nun fand sie dieses Fesselspiel toll?
"Na klar! Endlich traust du dich auch beim Sex etwas aus zu probieren." Sabine war jetzt ernst geworden.
"Ja, aber..."
"Nix aber! Ich hab' dir immer gesagt, dass Sex nicht nur
Um weiterlesen zu können, musst Du Dich einloggen. | ||
Passwort vergessen? |
Anmeldung und Nutzung sind kostenlos. Um die angezeigte Geschichte weiterlesen zu können, ist kein Altersnachweis notwendig, da es sich um eine erotische Geschichte handelt (nicht pornografisch!). Die Anmeldung dauert keine zwei Minuten.
Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 3
Draco
Zunächst einmal vielen Dank an alle Leser meiner Geschichte(n) für's Lesen und natürlich vielen Dank für die tolle Bewertung und die Kommentare.
Wer meine anderen Geschichten kennt und die Häufigkeit meiner Beiträge sieht, merkt sehr schnell, dass ich leider nur sehr wenig Zeit habe, zu schreiben. Hinzu kommt, dass ich nur Geschichten veröffentliche, die mir selbst gefallen (den Rest erspare ich euch lieber). Aus diesem Grunde ist das so eine Sache mit den Fortsetzungen. Oft fehlt mir einfach die Idee für eine gleichwertige Fortsetzung und nach 3 Jahren eine Geschichte nochmal aufwärmen will ich einfach nicht.
Von daher: Es wird sicher neue Geschichten von mir geben, aber wartet bitte nicht auf eine Fortsetzung.
weiterhin viel Spass beim Lesen hier bei Sevac
bis die Tage.
Draco«
Kommentare: 2
Kommentare: 16
Kommentare: 20
Kommentare: 11
Kommentare: 1
Kommentare: 358
Kommentare: 131
Kommentare: 6
Kommentare: 3
hoffentlich gibt es bald eine Fortsetzung?!«
Kommentare: 5
Kommentare: 258
wenn das die "falle" war (und nicht die offenen handschellen) hätte freilich eine pointe gutgetan...
auch sonst fand ich den Schluss etwas plötzlich - kurz: sehr feine geschichte, die noch ein spürchen potential hat ...
sehr danke!
magic«
Kommentare: 24
Kommentare: 125
Kommentare: 7