Die Friedensinsel Santa Isabel
von Susi M Paul
Die Anwerbung
»Viel darf ich euch darüber nicht verraten«, erklärte Pablo Márquez den immer noch verblüfften Jungs, denen er gerade die Nachricht überbracht hatte, dass sie am nächsten Tag zum Friedensdienst eingezogen würden. »Ich habe damals ein Schweigegelübde abgelegt, an das ich noch immer gebunden bin, ansonsten würde ich sofort meinen Job verlieren. Nur so viel: Es wird anstrengend, sehr anstrengend, aber es ist gleichzeitig eine so tolle Erfahrung, dass ihr sie euer Leben lang nicht vergessen werdet. Und es wird für euch der Einstieg in eine steile Karriere. Kostenloses Studium, Führungspositionen, Verantwortung. Außerdem, was ja auch nicht schlecht ist, ihr tut etwas Sinnvolles für unser Land.«
Viel mehr brachten Carlos und Pedro nicht aus ihm heraus. Seit dem Abend zuvor, als er sie angerufen und auf ein Bier in eine Kneipe eingeladen hatte, waren sie vor lauter Aufregung ganz kribbelig gewesen. Pablo, das hohe Tier im Kulturministerium! Der letzte Friedensdienstler aus dem Dorf, und das war schon gut 15 Jahre her. Dass es eine geheime Kaderschmiede für Wirtschaft und Verwaltung für wenige Auserwählte geben sollte, war ja ein offenes Geheimnis. Und ebenso, dass der ominöse Friedensdienst damit zu tun hatte.
Ihre Eltern hatten sofort etwas geahnt und vor Freude in die Hände geklatscht. Eine Woche zuvor war aus unerfindlichen Gründen der Stipendienantrag von beiden abgelehnt worden, obwohl sie das mit Abstand beste Abitur in der Kreisstadt geschrieben hatten. Sie wussten nicht, woher sie das Geld für die Uni hernehmen sollten. Und jetzt das: Ein Jahr Dienst schieben, danach stand ihnen die Welt offen. Da war es ihnen völlig egal, dass niemand so genau sagen konnte, was sie in den zwölf Monaten zu machen hatten.
Die Anreise
Am nächsten Morgen brachte sie die über beide Ohren grinsende Schuldirektorin persönlich zum Bahnhof. Erst als sie schon im Abteil saßen, übergab sie ihnen in einem verschlossenen Umschlag die Fahrkarten. Es ging nicht, wie sie erwartet hatten, in die Hauptstadt San Julián, sondern von dort aus noch 100 Kilometer weiter nach Primavera, zur Endhaltestelle der Strecke in den Osten der Insel. Fünf Stunden später stiegen sie dort mit etwa 50 Gleichaltrigen aus allen Landesteilen aus, die im Verlauf der Zeit zugestiegen waren. Allesamt leicht eingeschüchtert und doch zugleich neugierig erregt und gespannt, was auf sie zukommen würde. Der Schaffner wies den jungen Männern den Weg zu zwei Bussen.
Schnell hatten sie den kleinen Ort hinter sich gelassen und begannen, die auf dieser Seite trockene und steinige Ostkordillere zu überwinden, vorbei an Dutzenden von überdimensionierten Warntafeln mit furchterregenden Totenköpfen. Dahinter musste die Halbinsel Santa Isabel liegen, die, wie sie alle aus Büchern und dem Geographieunterricht wussten, zwar von der Natur gesegnet, aber unbewohnt war, weil sie seit dem großen Bürgerkrieg als eines der am stärksten verminten Gebiete der Welt galt.
»Wollen die uns als Minenräumkommando einsetzten?«, fragte Carlos besorgt seinen Freund Pedro, doch der schüttelte den Kopf: »Glaub ich nicht. Wenn der Friedensdienst eine Kamikazemission wäre, dann wäre davon was durchgesickert. Dann hätte er nicht den Ruf des Mysteriösen und Erstrebenswerten, den er hat.«
Eine Stunde später, die Vegetation war hinter dem Gebirgskamm immer grüner, satter und vielfältiger geworden, überquerten sie den schmalen Damm, der Santa Isabel von der Hauptinsel trennte. Ein dicht bewaldeter Hügel versperrte ihnen die Sicht auf die Buchten, die sie von den Bergen aus gesehen hatten. »Herzlich Willkommen im El Dorado des Friedens!« stand in roten Lettern über dem Eingang eines Gebäudes, das aussah wie ein kleines Tagungshotel.
Die Sonne war bereits untergegangen, da trafen sich alle bei einem üppigen Festmahl, das jegliche noch verbleibende Furcht davor, bald Tellerminen aufspüren und entschärfen zu müssen, zerstreute. »Es sei denn«, dachte sich Carlos, »das ist eine Henkersmahlzeit.«
Bedient wurden sie von einem Dutzend junger Mädchen in knielangen, weißen Gewändern, die selbst im Halbdunkel des Saales noch den Eindruck erweckten, als wären sie durchscheinend, und als ob sich darunter nichts als nackte, dunkle Haut verbergen würde.
Pedro, dem eine von ihnen beim Servieren des Nachtischs mit ihren Brüsten auf wenige Millimeter nahe gekommen war, wollte seinem Freund gerade von seiner Vermutung berichten, da waren die zwölf Schönen auf einmal verschwunden. Ein Scheinwerfer richtete sein grelles Licht auf ein Mikrophon, an das eine ältere Frau in einem einfach geschnittenen, roten Kittel trat.
»Liebe Friedensdienstler, willkommen auf Santa Isabel, der Friedensinsel«, begrüßte sie die jungen Männer. »Mein Name ist Dorotea Santos, ihr dürft mich mit Meisterin ansprechen. Ihr seid in einem langen, sich über viele Jahre hinziehenden Prozess ausgewählt worden, hier euren Dienst an unserer Heimat abzuleisten. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber in unserem Land sind alle wichtigen Einrichtungen wie Schulen und Gesundheitsstationen, Sportvereine und Jugendclubs und viele andere Organisationen dazu angehalten, Ausschau zu halten nach Jugendlichen, die sich in besonderer Weise hervortun. Durch ihre körperliche Konstitution, durch gesellschaftliches Engagement, durch ihr Einfühlungsvermögen für andere Menschen, durch Hilfsbereitschaft und die Fähigkeit, die eigenen Aggressionen in die richtigen Bahnen zu lenken, vor allen Dingen aber durch ihre Intelligenz.
Ihr gehört zu den klügsten Köpfen eurer Generation, aber um im Friedensdienst einen Beitrag zum Fortbestand unserer Friedensgesellschaft zu leisten, genügt das nicht. Ihr habt auch durch ausgleichendes und Konflikte verhinderndes Handeln bewiesen, dass unser Land auf euch bauen kann.
Was von euch verlangt wird, werde ich euch erst morgen sagen, nachdem ihr den Eid auf die Verfassung abgelegt habt, niemals und unter keinen Umständen etwas von dem preiszugeben, was ihr während eures Friedensdienstes tun werdet. Der Bruch dieses Versprechens kann, das muss euch bewusst sein, weitreichende Konsequenzen haben, vom Verlust des Arbeitsplatzes bis hin zum Entzug der Freiheit. Vergesst das niemals!
Ihr sollt auch wissen, dass euch in den nächsten zwölf Monaten viel abverlangt wird, an geistiger, aber auch an körperlicher Leistung. Wenn ihr aber bereit seid, eurer Heimat mit all den Anlagen und Talenten zu dienen, die euch von der Natur mitgegeben wurden, dann braucht euch vor dem morgigen Gelöbnis nicht bange zu sein.«
»Jetzt wissen wir, dass wir jahrelang ausspioniert worden sind und dass wir zu einer Elite gehören. Aber ich habe noch immer keinen blassen Schimmer, was uns genau erwartet«, fasste Carlos mit einer Colabüchse in der Hand draußen unter einer Palme seinen Erkenntnisfortschritt zusammen.
»Wenn die meinen, wir sind irgendwie Elite, dann wird es nichts Gefährliches sein. Sie brauchen uns ja noch. Also eher Schulbank drücken als Bomben suchen. Komisch finde ich bloß, dass wir alle Jungs sind. Wo sind die schlauen, hilfsbereiten, sozialen oder was auch immer Mädels? Die sind ja schließlich auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Hast du gemerkt, dass wir seit Primavera außer den Busfahrern keine Männer mehr gesehen haben?«
»Seltsam, sehr seltsam. Die Mädels, die da drin bedient haben, haben übrigens auch nicht wie die üblichen Küchenhilfen ausgeschaut. Und wenn es stimmt, was du sagst, dass die eine dir mit der Brustwarze das Ohr gekrault hat, und sie unter ihrem Kittel nichts angehabt haben... Mensch, ich glaub, ich krieg eine dicke Hose.«
»Die hab ich schon lange, aber zum Durchbürsten von Frauen werden die nicht jahrelang Infos über uns zusammengetragen und uns dann durchs ganze Land kutschiert haben. Bloß, was wollen die von uns?«
»Keine Ahnung, aber wir findens raus. Ich jedenfalls. Die Gelegenheit, zu einem Pöstelchen in einem Ministerium durchgewunken zu werden, lass ich mir nicht entgehen. Ich werde morgen schwören, was sie wollen.«
Der erste Tag
Die Zeremonie wurde gleich nach dem Frühstück zu den Klängen der Nationalhymne und unter der gelben Flagge mit der blauen Friedenstaube abgehalten. Alle 50 Erwählten leistete den feierlichen Eid.
»Liebe Friedensdienstler«, begann die Frau vom Vorabend danach ihre Ansprache, »unser Land heißt nicht umsonst La Paz. Wie ihr wisst, tobte vor inzwischen über 80 Jahren der Große Karibische Krieg, der wegen der Teilung unserer geliebten Insel ausbrach und in dem beinahe alle erwachsenen Männer im Alter zwischen 18 und 50 Jahren ums Leben kamen.
Es waren die Frauen, die dem schrecklichen Gemetzel ein Ende setzten. Frauen aus dem Norden und aus dem Süden haben die Friedensverhandlungen geführt. Frauen haben beschlossen, die beiden Länder zu vereinen. Es waren die Frauen, die unserer Heimat ihren neuen Namen gegeben haben: La Paz, die Insel des Friedens. Und es waren selbstverständlich Frauen, die das Land wieder aufgebaut haben.
Das Erbe dieser Frauen, die verantwortlich sind für mehr als 80 Jahre Frieden, Demokratie und bescheidenen Wohlstand, wird hier auf der Halbinsel Santa Isabel aufbewahrt. Und ihr seid auserwählt worden, dieses Erbe an die folgenden Generationen weiterzugeben. Denkt ab jetzt bei allem, was ihr seht und tut, immer daran: Ihr seid von diesem Augenblick an ein entscheidend wichtiger Teil des Projekts Friedensgesellschaft in La Paz. Heute Nachmittag mehr dazu. Jetzt müssen wir los. Holt euer Gepäck!«
»Eine Friedensgesellschaft, die sich einbunkert?«, flüsterte Carlos seinem Freund zu, als sie nach einem schweißtreibenden Fußmarsch auf der Spitze des Hügels mitten im tropisch feuchten Wald an einen drei Meter hohen Elektrozaun mit Stacheldrahtaufsatz kamen.
»Auch eine Friedensgesellschaft muss sich schützen«, erklärte ihre Führerin, während sie das Codeschloss einer schmalen Tür betätigte, so als ob sie ihn gehört hätte. »Und der Schutz von Santa Isabel ist wahrlich ausgeklügelt. Aber das braucht euch nicht zu interessieren.«
»Anders als die schönen Frauen, die die Insel zu bieten hat«, murmelte Pedro halblaut vor sich hin, als hinter der Gruppe plötzlich die zwölf Servierdamen auftauchten, in ihren bei Tageslicht nun deutlich durchscheinenden Kutten. Er schaute Carlos fragend an, doch noch bevor dieser erwidern konnte, geschah etwas, was keiner der jungen Männer erwartet hätte. Die zwölf Mädchen drängten sich an ihnen vorbei, gingen ein paar Meter weiter und knöpften dann wie auf Kommando die weißen Gewänder auf. Ihre vollkommene Nacktheit rief ein andächtiges Stöhnen hervor.
»Wenn ihr möchtet, dürft ihr dem Beispiel unserer Novizinnen folgen«, erklärte die Meisterin und entledigte sich dabei selbst ihres roten Kleides. »Aber ich würde euch bitten, sie vorerst noch nicht zu berühren. Alles zu seiner Zeit.«
»Scheiße, ich kann mich gar nicht ausziehen. Er steht mir wie ein Hammer!«, zischte Carlos.
»Und meiner erst, knochenhart!«, jammerte Pedro. »Schau dir nur die Hintern von den vier Schwarzen an.«
»Ach was Hintern! Die Titten! Die Muschis! Schau hin, bis auf vier oder fünf sind alle rasiert. Sowas gibt’s bei uns daheim wahrlich nicht auf einem Haufen. Sogar die Alte sieht noch ganz gut erhalten aus mit ihrem dunklen Busch.«
»Verdammt, meine Eier drücken. Was haben die mit uns vor?«
»Nicht stehenbleiben«, mahnte seńora Santos zum Aufbruch. »Sonst verlieren wir unsere Begleiterinnen aus den Augen. Ach übrigens, ihr braucht euch nicht zu schämen, wenn eure Körper gewisse Reaktionen zeigt. Ihr könnt mit euren Ständern ganz locker umgehen. Später werdet ihr sehen, dass diese Offenheit sogar Teil eurer Obliegenheiten wird.«
»Mit aufrechtem Mast rumrennen, um Flagge zu zeigen? Oder was meint die damit?«, grübelte Pedro.
»Wahrscheinlich, um Bereitschaft zu signalisieren. Die hat so viel von Frauen geschwafelt, die nach dem Krieg die Sachen geregelt haben. Vielleicht kommen wir da in ein Erholungsheim für ihre Erbinnen. Lauter verdiente Damen der Gesellschaft, die nach Frischfleisch lechzen. Nach unserem.«
»Und warum dann das junge Gemüse, das vor unserer Nase mit den knackigen Hintern rumwackelt?«
»Um uns heiß zu machen. Wie bei den Stuten, bloß umgekehrt.«
»Der Wandel des Friedensdienstes in der Zeit: vom Schwängern junger zum Bedienen ältlicher Frauen? Wär ein schöner Besinnungsaufsatz in der Schule geworden.«
»Na, malen wir den Teufel mal nicht an die Wand. Erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt.«
Zehn Minuten später führte der Weg aus dem Wald, und der Anblick, der sich ihnen zu Füßen der Anhöhe bot, vertrieb für den Moment jeglichen Gedanken an künftige Paarungskonstellationen. Und auch daran, den süßen Nymphen zu folgen.
Rund drei Kilometer lang erstreckte sich die sonnenbeschienene Bucht bis zur Landspitze im Osten. Das Meer schillerte in mindestens vier Blaunuancen zu ihnen herauf. Zwei Segelboote mit der Friedensflagge von La Paz lagen in den sanften Wellen vor Anker. Zwischen den verstreut am Sandstrand aufragenden Palmen drängten sich kleine Hütten und Sonnenschirme. Drei große Gebäude säumten, im Abstand von jeweils ein paar Hundert Metern, den befestigten Weg, der sich den sanft ansteigenden und noch oben zu immer dichter bewaldeten Bergrücken hinaufzog.
Nicht weit vom Strand entfernt stand ein Komplex, der einer Feriensiedlung mit vielen kleinen Apartmenthäusern glich, die ein zum Meer hin offenes Viereck formten. In der Mitte glitzerte, wie es schien, ein großer Swimmingpool. Darauf folgten in einiger Entfernung ein dreistöckiger Kasten aus Glas und Beton, und, schon mitten in die üppige Vegetation eingelassen, ein kurvenförmig gestalteter, lang gestreckter Steinbau, der von ferne aussah wie ein Zwischending zwischen einem auf Tradition erpichten Hotel und einem englischem Landsitz.
»Dort unten, im Friedenscamp, werdet ihr wohnen. Darüber seht ihr die Fortbildungsakademie. Und was es mit der Zentrale weiter oben auf sich hat, werdet ihr zu gegebener Zeit erfahren. In der gesamten Bucht dürft ihr euch mehr oder weniger frei bewegen. Streng verboten ist es hingegen, ohne explizite Erlaubnis den Berg zu überqueren. Dort liegt die Friedensschule. Nächste Woche, wenn ihr euch eingelebt hat, werden wir die nördliche Bucht gemeinsam besuchen, damit ihr wisst, worum es sich dabei handelt. Jetzt lauft zu und sucht eure Zimmer aus, ihr werdet schon erwartet.«
Als sie schwitzend und ihr Gepäck hinter sich herziehend den Abstieg und den anschließenden Aufstieg geschafft hatten, standen in der Tat die aufreizenden Nackten bereit, ihnen die Bungalows auf der linken, der Männerseite zu zeigen. Zehn Häuser, die von einem breiten Laubengang abzweigten, mit je fünf Apartments. Ausgestattet waren sie mit dem Nötigsten: ein französisches Bett, ein kleiner Schrank, ein Regal, ein Schreibtisch mit Computer und eine Nasszelle. Carlos und Pedro entschieden sich für zwei Zimmer im Obergeschoss mit gemeinsamem Balkon.
»Geil, so lässt es sich leben!«
»Die Betten sind zu groß für einen allein.«
»Hast du gesehen, im Bad, die Riesenschachtel mit Kondomen.«
»Schau mal runter, die Mädels liegen schon am Pool.«
»Das werden bestimmt noch mehr, auf der anderen Seite zähle ich auch zehn Bungalows.«
»Traust du dich, ohne deine Shorts runterzugehen?«
»Ich weiß nicht. Wenn ich bloß dran denke, steht er mir schon wieder.«
»Los, zu zweit!«
Sie waren nicht die einzigen, die es gewagt hatten. Und die sechs oder sieben Aufrechten wurden von den Damen der Schöpfung mit besonderem Applaus begrüßt, auch wenn sie schnell ins Wasser abtauchten, um nicht als notgeile Machos in der Gegend herumzustehen.
Von dort aus beobachteten sie gemeinsam mit ihren behosten Kollegen, wie die zwölf die Köpfe zusammensteckten. Dann rückten sie ihre Liegen nahe ans Wasser, streckten sich darauf aus und machten in wohl abgestimmtem Zeitlupentempo ihre Beine breit, bis die Sonne, die inzwischen fast im Zenit stand, keine Mühe mehr hatte, alles Sehenswerte dazwischen perfekt auszuleuchten. In Windeseile bildete sich im Pool ein Knäul offener Münder.
«Meine Fresse, die riskieren aber eine dicke Lippe«, brach ein eher Schmächtiger, der selbst im Wasser seine Brille aufbehalten hatte, das gesammelte Schweigen.
»Falsch, die haben schon dicke Lippen, da wo’s ihnen besonders gefällt!«, verbesserte ein durchtrainierter Waschbrettbauch ohne Badehose.
»Die Alte hat vorher gesagt, dass wir nicht hinlangen dürfen. Das gilt doch bestimmt nur für die Hand. Die Zunge kann sie nicht gemeint haben, oder?«
»Wozu willst du sie nass machen? Das werden sie von allein. Bei der einen links, der mit dem kleinen Haarbüschel, tropft’s schon raus.«
»Bei der Schwarzen in der Mitte auch, bei der, wo es die Muschiperle rausdrückt. Die würde sich bestimmt gern meinen Stecken reinziehn.«
»Und da, die Dunkelbraune, die kein einziges Haar mehr an der Fotze hat, mein Gott, was für Titten!«
»Meine Herren!«, erhob sich hinter ihnen eine Stimme. »Mäßigt eure Ausdrucksweise.« Alle drehten synchronisiert ihre Köpfe der Meisterin zu. »Wir sind hier nicht in einem Bordell! Meine Damen!«, fuhr sie etwas weniger streng fort, »diese Zurschaustellung eurer intimen Zonen wäre wahrlich nicht nötig gewesen. Zumindest«, dabei huschte beinahe die Andeutung eines Lächeln auf ihre Stirn, »nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Los, ankleiden zum Mittagessen!« Dabei deutete sie auf eine große Kiste neben dem Eingang zum Gebäudekomplex zwischen den Wohnflügeln.
Ihre exhibitionistischen Helferinnen schwangen sich von den Liegen und rannten los, um ihre eigenen Kittel zu holen, die sie auf einer Bank abgelegt hatten. Dann begannen sie, einen ihrer künftigen Mitbewohner nach dem anderen abzuschätzen, die entsprechende Größe aus der Kiste hervorzukramen und ihnen die ebenfalls weißen, vorne mit Knöpfen versehenen, knielangen Einheitskleider zu übergeben. Allerdings nicht ohne darauf zu verzichten, den noch Zögernden zunächst einmal die Badehose herunterzuziehen. Als sie merkten, dass seńora Santos ins Refektorium vorgegangen war, nutzten sie die Gelegenheit, blitzschnell jeden einzelnen der 50 unbeugsamen Penisse kurz in den Mund zu nehmen.
»Gleich kommen die anderen Friedensschwestern und wir können mit dem Essen beginnen«, verkündete die Meisterin. »Bis dahin möchte ich dort fortfahren, wo wir heute Morgen stehengeblieben waren. Einen Aspekt der Nachkriegszeit kennt ihr nämlich nicht, denn darüber steht nirgendwo etwas verzeichnet. Es hat mit dieser Halbinsel, unserer Friedensinsel zu tun.
Sie war keineswegs so stark vermint, wie es in den Geschichtsbüchern steht. Im Gegenteil, hierher haben sich viele Deserteure und Kriegsdienstverweigerer zurückgezogen und nur deshalb überlebt, weil sie das Gerücht von den Sprengfallen ausgestreut haben. Nach dem von den Frauen vermittelten Waffenstillstand nutzten dies die Gründerinnen von La Paz aus, um Santa Isabel zu dem zentralen Ort ihres Projekts zu machen.
Aufgrund des extremen Männermangels wurden zunächst diejenigen, die sich hier versteckt gehalten hatten, in die Pflicht genommen, ihren Teil zur Grundlegung des neuen Staates beizutragen. Vier Jahr lang, genauso lange, wie der Krieg gedauert hatte, verrichteten sie von hier aus ihren Friedensdienst. Ein Teil von ihnen wurde in die zerstörten Dörfer und kleineren Städte ausgeschickt, mit der Mission, die Frauen, die dies wollten, zu schwängern. Der andere Teil blieb auf der Insel, um den Kinderwunsch der Frauen aus der Hauptstadt zu erfüllen, die mit dem Zug anreisten.
Wenige hundert aufrechte und friedenswillige Männer haben damals an vorderster Front alles gegeben, um unser Land wieder zu bevölkern, bis dann die Generation derer, die im Krieg noch Kinder oder Teenager waren, dies übernommen hat. Doch ich sehe, die anderen kommen. Wir werden heute Nachmittag weitermachen.«
Nachdem sich eine ganze Schar schnatternder und neugierig die Jungs abschätzender Mädchen in den Saal ergossen hatte und erst auf ihre eindringliche Bitte hin Ruhe eingekehrt war, ergänzte die Meisterin noch einige praktische Hinweise.
»Wir sehen uns Punkt vier Uhr wieder in diesem Speisesaal. Bis dahin habt ihr alle frei, um zu tun und zu lassen, was euch beliebt. Aber, meine Herren, es gilt weiterhin das strikte Berührungsverbot. Für euch, meine Damen, das strikte Redeverbot. Nur untereinander dürft ihr sprechen, nicht aber mit den Jungs. Und bitte, treibt es nicht zu weit mit euren Balzritualen. Lasst eure Schenkel beieinander!
Was die allgemeine Kleiderordnung auf der Insel angeht, so pflegen wir, den karibischen Temperaturen angemessen, dem Körper seine Freiheit zu schenken. Nur im Refektorium und in der Akademie ist Kuttenpflicht. Abends, wenn es kühler wird oder wenn es regnet, könnt ihr auch den Umhang darüberlegen, den ihr in euren Schränken findet. Mehr braucht ihr nicht. Natürlich wird niemand gezwungen, sich nackt zu zeigen. Andererseits sieht beispielsweise ein Bad im Meer oder im Pool mit dem Kittel deutlich lächerlicher aus als eines mit hochrotem Ständer. Ich persönlich bevorzuge letzteres. Und ich denke, die Mädels auch.«
Der frenetische Beifall aus der rechten Saalhälfte zeigte, dass sie nicht ganz unrecht hatte mit dieser Einschätzung.
»Hättest du das erwartet?«, fragte Carlos sein Gegenüber am Tisch, den schmächtigen Brillenträger.
»Nie im Leben. Das ist ja wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.«
»Stell dir mal vor, die ziehen sich nachher alle aus. Das hält doch kein Schwanz aus«, warf Pedro ein.
»Ich frag mich immer noch, was die mit uns vorhaben. Wollen die austesten, wer sich am längsten beherrschen kann?«
»Die Alte hat doch gesagt, dass wir ihre Novizinnen weiterhin nicht berühren dürfen. Das heißt im Umkehrschluss, dass das Verbot irgendwann aufgehoben wird. Sprich, irgendwann geht’s dann doch an das große Ficken, auf das die Mädels schon hinbalzen. Rein logisch betrachtet.«
»Oh je«, entfuhr es dem Schmächtigen, der auf einmal ganz blass um die Nase wurde.
»Oh je? Kann ich so nicht sagen. Au ja!, wäre der richtige Kommentar. Heh, Moment mal, soll das heißen, dass du… Wie heißt du überhaupt?«
»Esteban. Dass ich, ja, genau, dass ich es noch nie gemacht hab.«
»Schwul?«
»Nein, nicht schwul, aber schüchtern.«
»Kein Problem, wir gehen hinterher an den Strand. Da haben wir Zeit genug, um dich aufzuklären.«
Als sie im Schatten einer der Hütten hockten, bekamen sie das entsprechende Anschauungsmaterial in Form von drei Mulattinnen mit langen, schwarzen Haaren geboten. Zwei von ihnen kräftig gebaut, die dritte schlank und rank. Alle drei mit Brille und einem Gesichtsausdruck, der verriet, dass sie bis zum Abitur die Position der Klassenbesten nie abgegeben hatten.
Sie setzten sich ihnen gegenüber im Schneidersitz ein paar Meter entfernt unter die nächste Palme. Bis ihnen nach drei Sekunden das Sitzen zu anstrengend wurde und sie sich zurücklegten, aber die Beine immer noch im Schneidersitz verschränkt hielten.
»Das nennen die also die Schenkel beieinander halten«, kommentierte Carlos trocken und betrachtete dabei das aktivste Accessoire seines Körpers, das es den Palmen nachmachen wollte und sich mutig in die Höhe reckte.
»Rein formal gesehen tun sie das ja«, sprang Pedro ihnen spitzfindig bei. »Die Unterschenkel kleben sozusagen aneinander.«
»Mein Gott, ich hab noch nie eine Muschi in echt gesehen, und jetzt drei auf einmal«, klagte Esteban.
»Na, tu mal nicht so, in den Pornos, die du dir bestimmt reingezogen hast, haben sie die Frauen auch nicht nur wegen ihres schönen Gesichts fotografiert.«
»Schon, aber…«
»Außerdem fängt das Ficken ja auch nicht bei der Muschi an, sondern hört da auf. Zuerst musst du nämlich…«
Weiter kam Carlos mit seinem Aufklärungsunterricht nicht, denn eine der drei, die Schlanke, war aufgestanden und breitete einen Meter vor ihnen in der prallen Sonne ein Badetuch aus. Umständlich kniete sich darauf, so als wollte sie sich auf den Bauch legen, überlegte es sich dann anders, drehte sich um streckte ihnen die Beine entgegen, die nur ein paar Zentimeter vor denen von Pedro endeten. Sie wälzte sich nach rechts, dann nach links, bis sie endlich auf dem Rücken zur Ruhe kam.
Für einige Sekunden nur, denn dann schien sie etwas an der Innenseite des rechten Oberschenkels zu kitzeln. Sie kratzte sich kurz, wobei sie das Bein anheben musste, das sie angewinkelt stehenließ. Doch das brachte offensichtlich ihr gesamtes Gleichgewicht durcheinander, denn gleich darauf grunzte sie unwirsch und winkelte das linke Bein an. Auch das passte nicht, denn es waren keine fünf Sekunden vergangen, da kippte das gerade aufgerichtete Knie nach links in den Sand. Noch einmal kitzelte der rechte Schenkel, eigentlich war es schon die Leiste, und nachdem sie die Hand zurückgezogen hatte, siegte die Schwerkraft ein zweites Mal. Geschickt hatte sie sich vollständig aufgeklappt.
»Was für ein Schlitz! Zwei Striche, wie mit dem Lineal gezogen«, entfuhr es Pedro, ohne darauf zu achten, dass sie es hören musste. »Und dazwischen das lustige Gekräusel der kleinen Lippen. Warum tut die uns das an?«
»Ich dachte, es kommt gar nicht so sehr auf die Möse an«, flüsterte Esteban mit sarkastischem Unterton und fühlte gleichzeitig, wie seine Vorhaut auf der Eichel zu schwimmen begann.
»Sei ruhig und pass auf, damit du lernst, was Frauen mögen«, zischte Pedro, denn den absolut geilen Agent provocateur vor ihnen hatte ein neuerliches, heftiges Jucken erfasst, diesmal an anderer Stelle. Sie leckte mit aufreizend weit herausgestreckter Zunge über ihre Handfläche und fuhr damit langsam die Halsschlagader entlang. Wobei das Anfeuchten völlig überflüssig war, da sie in der gleißenden Mittagshitze sowieso aus jeder nur vorstellbaren Pore schwitzte.
Vom Schlüsselbein an begannen ihre Fingerkuppen mit leichten Drehbewegungen, die Schweißperlen zärtlich auf der Haut zu verreiben. So zärtlich, dass die Brustwarzen sich sichtbar verhärteten, bevor noch die erste Fingerspitze zu einer von ihnen gelangte und zusammen mit dem Daumen in eine sanfte Massage überging. Der Erfolg zeigte sich bald: unten glitzerte es, oben brach sich ein verzweifeltes Stöhnen aus ihrem Rachen Bahn.
Ganz offensichtlich genügte ihr dies als Ansage, denn in einer konzertierten Aktion erreichten die Mittelfinger beider Hände gleichzeitig die Muschi, öffneten vorsichtig die drallen Fleichlappen und überließen es großzügig dem rechten Zeigefinger, mit dem feist aufgeblähten Kügelchen zu spielen. Keine zwei Minuten benötigte er, eine knisternde Spannung in ihr aufzubauen, die ihr zuvor lässig freundliches Gesicht verzerrte und sie mit schwerem Keuchen nach Entladung rufen ließ, die sie sich selbst ohne weiteren Aufschub gönnte, indem sie die linke Hand in sich hineinpresste.
»Sie hat sich gerade einen runtergeholt. Richtig einen runtergeholt. Bis zum bitteren Ende. Direkt vor uns. Habt ihr gesehen, was die gemacht hat?«, stammelte Esteban.
»Von wegen bitteres Ende, das war ein toller Orgasmus«, brachte Carlos heraus, während Pedro vor Staunen seinen Mund nicht mehr zubekam.
Es blieb nicht bei dem einen. Kaum war die Schlanke fähig, sich zu bewegen und durch den Sand zu ihren Freundinnen zu robben, nahm die Stämmige mit den gebügelten Haaren ihren Platz ein. Sie kniete sich breitbeinig hin und beugte sich dem Meer zugewandt nach vorne, bis ihr Kopf auf dem Handtuch lag, so dass ihr Hinterteil mit der weit aufgesperrten Muschi notwendigerweise das Gesichtsfeld der drei Jungs beherrschte. Die Zelebration der Lust, die ihre Vorgängerin dargeboten hatte, hatte sie so in Rage gebracht, dass ihre Finger praktisch ohne Widerstand in die schlüpfrige, weit offene Grotte rutschten und ihr innerhalb kürzester Zeit ein langgestrecktes, heiseres Lamentieren entlockten.
Die dritte im Bunde, die Stämmige mit den zu einem Zopf gebundenen, wuscheligen Haaren, ging es dagegen wieder gemächlicher an. Sie legte sich entspannt nieder, öffnete probehalber die Schenkel bis zum Spagat, bevorzugte dann die halbgeschlossene Variante, bei der die Beinmuskeln den Druck der massierenden Hand unterstützten, während die andere lasziv ihren gesamten, von Schweiß durchtränkten Körper liebkoste, bis sie mit einem halben Dutzend spitzer Schreie allen Umsitzenden ihren Höhepunkt kundtat. Eigentlich unnötig, da das zuckende Beben in ihr gar nicht zu übersehen war.
Die drei Neuankömmlinge auf der Insel hatten natürlich nicht so lange durchgehalten. Pedro hatte die Zähne zusammengebissen, bis er das splitterfasernackte, dunkle Hinterteil des zweiten Mädchens sah. Unwillkürlich griff er nach unten, und es bedurfte nur einiger weniger der seit langem eingeübten Handbewegungen, um den höchst eigenen Springbrunnen in Gang zu setzen. Dafür erhielt er lautstarken Applaus von den anderen beiden Mädchen, von der, die es schon hinter sich hatte, und von der, die sich vorbereitete. Sie mussten sich gegenseitig festhalten, um sich nicht auf die zwei noch verbleibenden, hochrot geschwollenen Angebote der Jungs zu stürzen.
Esteban war der nächste. Eigentlich wollte er nur die Eichel ganz kurz freilegen, um ihr etwas Kühlung zuzublasen, doch diese winzige Reibung genügte, um den Pumpprozess in Gang zu setzen. Carlos erwischte es, als die dritte der Grazien gleich zu Beginn ihrer Darbietung die Beine spreizte. Er hatte sich gerade hingekniet, um besser sehen zu können, als es passierte. Die ersten, schnellen Tropfen erreichten sogar das Knie der Onanierenden, was sie aber nicht von ihrem Treiben ablenkte.
»Was ich die letzten beiden Stunden durch mein Fernglas beobachten konnte«, sprach die Meisterin mit einem Freudestrahlen ins Mikrofon, das ihre gestrengen Worte Lügen strafte, »war keineswegs züchtig. Eigentlich, liebe Damen, sollte ich euch tadeln, aber ich weiß ja, dass ihr seit einer Woche Friedensdienstpause ertragen müsst. Dennoch, war ein weiterer Nachmittag mit Abstinenz wirklich zu viel verlangt?
Egal, wichtig ist allein, dass ihr keine Informationen preisgegeben habt und dass ihr, liebe Friedensdienstler, euch im Großen und Ganzen beherrscht habt und nicht wie die Tiere über die Mädchen hergefallen seid. Das war ja der Zweck der Übung: Disziplin einüben, selbst in der höchsten erotischen Erregung. Aus diesem Grund muss ich bei allem Verständnis dennoch die vielen hurtigen Finger rügen, die nicht an sich halten konnten.
Die gute Nachricht ist: Ab dem Moment, in dem ihr diesen Raum wieder verlasst, sind das Berührungs- und das Schweigegebot aufgehoben. Allerdings, meine Schwestern, dürft ihr weiterhin nichts über das Zentrum und über das Friedenskomitee verlauten lassen. Dies werde ich den Neuen heute Abend erklären. Was ich euch, liebe Friedensdienstler, jetzt verrate, umfasst daher noch nicht euer gesamtes Aufgabenspektrum. Ich versuche, es kurz zu machen.
Als die Geburtenrate sich nach dem Krieg zu stabilisieren begann, wurden die Deserteure von hier entlassen. Da kamen die Gründerinnen von La Paz auf die Idee, die Insel und ihr Vermächtnis für ein gesellschaftliches Experiment großen Stils zu nutzen. Sie richteten ein Friedenslaboratorium ein, in dem eine bestimmte Elite des Landes die theoretische und praktische Friedensarbeit einüben sollte.
Deshalb, liebe Männer, werdet ihr jeden Morgen zusammen mit den Mädchen in der Akademie unsere Kurse über Friedensforschung, die psychologischen, physiologischen und sozialen Grundlagen der Gewaltbereitschaft im Menschen, über Konfliktforschung, Strategien der Konfliktlösung, Gesprächsführung und vieles andere besuchen. Darin besteht der Anteil des Friedensdienstes, der in La Paz mehr oder weniger offen kommentiert und als Kaderschmiede bezeichnet wird Auch wenn ihr absolute Verschwiegenheit gelobt habt, dann ist dies doch der Aspekt eures Dienstes, über den ihr zumindest in Andeutungen sprechen dürft, zum Beispiel mit eurer Familie oder wenn ihr später mit Fragen bedrängt werdet.
Ein zentraler Aspekt unserer Friedensarbeit nun bezieht sich auf den Umgang mit Sexualität. Wie ihr wisst, gibt es kaum einen Bereich unseres menschlichen Lebens, der ambivalenter ist. Durch gelungene Sexualität gelangen wir zu persönlicher Zufriedenheit, zu tragenden sozialen Beziehungen, zur Gemeinschaft, letztlich zum Frieden. Doch Sexualität, gepaart mit Missgunst, fehlgeleiteten Trieben und Eifersucht, ist auch eine der zentralen Quellen für den Unfrieden in der Welt.
Die Mütter unseres Landes waren sich dessen bewusst und haben daher beschlossen, dass der Friedensdienst notwendigerweise ein exzessives Ausleben der Sexualität und gleichzeitig eine beständige Reflexion darüber beinhalten muss. Wollte ich es polemisch und etwas vulgär ausdrücken, so könnte ich sagen, und verzeiht den Ausdruck, ihr sollt euch zum Frieden bumsen.
Die Mädchen, die bereits seit einem halben Jahr auf der Insel leben und sie dabei mit der letzte Woche abgereisten männlichen Gruppe geteilt haben, wissen, wovon ich spreche. Es kann äußerst befriedigend sein, glaubt aber nicht, dass alles ohne Probleme ablaufen wird.
Allein schon von den Zahlen her. Ihr seid fast 50 Jungs und noch gut 40 Mädchen. Rechnet man hinzu, dass in jeder Gruppe einige nach vorne drängen und andere zurückstecken, insbesondere, wenn es um den Fortpflanzungstrieb geht, dann gibt das Ungleichgewichte. Und rechnet man bei uns Frauen noch die Tage der Regel ab, wo wir normalerweise nicht zu großen sexuellen Eskapaden aufgelegt sind, dann wird das Ungleichgewicht größer, das ihr in Eigenverantwortung bewältigen müsst.
An den Wochenenden jedoch, das sei vorausgeschickt, neigt sich die Waage normalerweise zu einem Frauenüberschuss, der euch, liebe Männer, viel, bisweilen überaus viel abverlangen wird, und aus Erfahrung wissen wir, dass ihr, liebe Mädchen, euch vernachlässigt fühlt. Doch dazu später.
Als Supervisorin werde ich euch bei euren sexuellen Pflichten und Ausschweifungen begleiten und euch Hilfe jeglicher Art anbieten, aber dies ist ein Laboratorium für Konflikte. Die Konfliktlösungen, die ihr hier entwickelt, sollt ihr später draußen, in euren Verantwortungsbereichen umsetzen. Deshalb müsst ihr hier umso intensiver daran arbeiten.
Also legt los, erregt euch, geilt euch auf, schlaft miteinander, so wie ihr wollt, wo ihr wollt und wann ihr wollt. Es gibt nur zwei Regeln: immer mit Kondomen; und kein Druck und keine Gewalt, sei sie physischer oder psychischer Art. Und. Die Strafen, die auf die Übertretung dieser zwei ehernen Normen stehen, sind überaus hart, so dass ich euch nur sagen kann, versucht es erst gar nicht. Andererseits seid ihr ja nicht nur aufgrund eurer Intelligenz ausgewählt worden. Das war die notwendige, aber nicht ausreichende Bedingung. Ihr alle habt euch außerdem als Friedensstifter, als engagierte Bürger, als verständnisvolle Mitmenschen hervorgetan. Setzt genau dies hier um, und die Insel wird euch zu einem Paradies werden.
Aus Gründen, die Ihr heute Abend erfahren werdet, sollen und können sich die Mädchen allerdings nicht an einen Partner binden. Ihr Männer, versucht also bitte nicht, eine stabile Beziehung anzustreben. Im Gegenteil, es ist sogar im Sinne unserer Ziele erwünscht, dass ihr im Laufe der Zeit mit, wenn möglich, allen weiblichen Wesen in irgendeiner Weise geschlechtlichen Umgang pflegt, schon, damit niemand sich zurückgesetzt fühlt.
Oder lasst es uns mit einem alten, europäischen Spruch ausdrücken: Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment. Ich möchte ergänzen, zu einem für unseren Friedensstaat unerwünscht unflexiblen Establishment. Keine Angst, die meisten Friedensdienstler haben nach der Erfahrung auf der Insel in ihrem Leben ganz normale Ehen und Partnerschaften geführt, allerdings offener und toleranter und friedfertiger als die meisten anderen.
Eine letzte Bemerkung noch. Sollte von euch Männern sich jemand überfordert fühlen oder aus sonst einem Grund zurücktreten wollen, so kann er dies jederzeit tun, wie es im Verlauf des letzten halben Jahres schon einige der Mädchen gemacht haben. Ihr habt keine Sanktionen zu erwarten. Der Friedensdienst ist ein Freiwilligendienst. Wer aussteigt, bekommt ein normales Stipendium für die Universität und hat nur das Schweigegelübde zu beachten.
Jetzt aber geht und vergnügt euch. Handelt aus, wie ihr es am liebsten habt. Findet euch zusammen, wenn jemand droht, außen vor zu bleiben. Liebt euch und schafft damit Frieden. Wir sehen uns um acht zum Abendessen.«
Die Kutten flogen in alle Richtungen, als die hormonbefeuerte Menge nach draußen stürmte. Keiner blieb zurück. Carlos, der in ständigem Blickkontakt zu den drei Unzüchtigen vom Strand gestanden hatte, interpretierte deren Zeichen so, dass er seine zwei Kumpel in aller Eile Richtung Meer lenkte. Allerdings trudelten kurz darauf nur die beiden Stämmigen ein. Nachdem sie sich nun endlich vorgestellt hatten, sie hießen Maria und Sabrina, entschuldigten sie Margarita, die dritte des Masturbationstrios, sie müsse noch dringende Aufgaben erledigen.
»Soll heißen«, folgerte Pedro messerscharf, »dass die da oben uns schon wieder auf die Probe stellen wollen. Das Angebot wird verringert, jetzt heißt es beweisen, wie wir kooperativ die knappen Ressourcen aufteilen.«
»Fast richtig«, schnurrte Maria, während sie sich von der Seite an ihn presste, mit dem rechten Oberschenkel an seinem Hintern entlangfuhr und sich dabei mit der linken Hand an seiner stabilen Fahnenstange festhielt. »Wir sind zwar tatsächlich gespannt darauf, wie ihr aus der Not eine Tugend macht. Aber die da oben, die das vorher bis ins Kleinste ausgeklügelt hätten, die gibt es nicht. Jedenfalls nicht in Bezug auf das, was wir mit euch und was ihr mit uns macht. Margarita hat tatsächlich etwas Wichtiges zu erledigen, und was die Meisterin gesagt hat, stimmt. Es gibt immer Ungleichgewichte. Lasst uns also das beste draus machen.«
»Gleich oder erstmal schwimmen?«, warf Esteban schüchtern ein. Es klang, als würde er um eine Galgenfrist betteln, die ihm gewährt wurde.
Zehn Minuten später war es damit vorbei. Maria hatte ihn dort gegriffen, wo er am empfindlichsten war, und schleppte ihn aus dem Wasser. Carlos, von Sabrina bedrängt, folgte japsend und fasste das Problem zusammen: »Hier oder oben? Eins und eins plus zwei und eins? Aber in welcher Kombination?«
»Mmmh«, ließ sich die an ihm hängende Klette hören und entließ seine salzige Flosse aus ihrem Mund. »Oben und vorher das Meerwasser abwaschen. Und warum nicht drei und zwei, die Matratzen lassen sich bequem irgendwo zusammenstellen. Habt ihr einen Balkon?«
Esteban zuckte zusammen, wurde rot, brachte aber keinen Ton hervor, so dass Pedro ihm zu Hilfe eilte. »Ich glaube, er will sagen, dass er erst einmal Einzelunterricht von einer in der Materie erfahrenen Frau braucht.«
»Uii, ein Jungspund, unverdorben und formbar, das hatte ich noch nie. Bitte, bitte, lass mich das machen!«, bettelte Maria ihre Geschlechtsgenossin an, die angesichts der Aussicht auf zwei erfahrene Tröster liebend gerne zustimmte.
»Ihr könnte mein Bett haben«, gab sich Carlos großzügig, während sie sich in der Küche ein paar Flaschen Bier besorgten. »Dann können wir dich retten, wenn du vor Verzweiflung nach uns rufst.«
Ganz unterschiedliche Arten von Rufen drangen dann zwar zu ihnen, aber keiner davon hatte irgendetwas mit Verzweiflung zu tun. Die drei beschlossen, Pedros Matratze auf den inzwischen etwas kühleren Balkon zu verfrachten, wodurch sie immer wieder die Fortschritte der Lehrzeit des Frischlings erspähen konnten. Aber spätestens, als sie beobachteten, wie sein Kopf wissbegierig zwischen zwei kräftigen Schenkeln verschwand und dort anfing zu grunzen, forderte Sabrina die volle Aufmerksamkeit ihrer Friedensdiener ein.
Carlos durfte ihren Rücken und Pedro ihre Beine massieren, und als Marias spitze Schreie die Luft zerrissen, trafen sie sich in der Mitte und machten sich das Privileg streitig, in den Schritt vorzudringen. Sie lösten das Problem salomonisch: Nachdem Sabrina zuvorkommenderweise ihren Hintern angehoben hatte, öffnete Carlos die dunkle Blume und salbte rhythmisch die feisten Kelchblätter und den glatten Blütenboden, während Pedro sachte den Stempel umrundete, bis die gesamte Pflanze sich wie im Sturmwind wand.
»Hört auf!«, keuchte Sabrina, und drehte sich um. »Ohne hatte ich heute schon, jetzt will ich mit Füllung!«
Weil Pedro auf dem besten Weg gewesen war, ihr das befreiende Wehklagen zu entlocken, griff er zum Gummi. Carlos lenkte sich in der Zwischenzeit damit ab, versuchsweise an den harten Kronen der massigen Brüste zu kauen. Er hatte kaum begonnen, da erhob sich drinnen schon wieder das Liebesschallen Marias.
»Er lernt schnell!«, stellte Pedro lakonisch fest, während er ins triefende Unbekannte einfuhr, was Sabrina mit einem gutturalen Seufzer honorierte. Zugleich tastete sie nach dem Steifen von Carlos, mit dem offensichtlichen Ziel, sich diesen zwischen die freien Lippen einzuverleiben, doch der Friedensdienstler zierte sich. »Ich dachte, die Devise lautet: Ohne Kondom nie!?«
»Gilt nicht für oral«, ächzte es zurück. »Steht in der Infobroschüre auf euren Schreibtischen. Solltet ihr mal lesen.« Dann stopfte sie sich selbst den Mund und hörte nicht auf zu schlecken, bis sie ihre Belohnung vollständig herausgesaugt hatte.
Erst danach richtete sie ihr volle Konzentration auf das, was Pedro mit ihr trieb. Was er, wie sie fand, ganz ihren Vorstellungen gemäß tat. Sie spürte schon, wie sich ihre Eruption in schwindelerregendem Tempo zusammenbraute, umfasste seinen Hintern, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass sein Orgasmus in diesem Augenblick einsetzte, und schob ihn mit ihrer ganzen Kraft so eng an sich heran, dass es nur noch einiger Kreisbewegungen ihrer Hüfte bedurfte, damit die quälend zusammengepresste Klitoris das Signal zur Explosion gab.
Hand in Hand mit Maria betrachtete Esteban andächtig das Schauspiel der lautstark aus ihr herausbrechenden Wollust. »Unglaublich«, stotterte er, »und gestern habe ich noch gedacht, dass ich für immer unberührt bleiben würde.«
»Sagt mal«, brachte Pedro das Gespräch in Gang, während alle fünf einträchtig mit Bierflaschen bewaffnet den letzten Lichtstrahlen über dem Meer nachtrauerten. »Wie ist das jetzt mit den Gummis?«
»Wie gesagt, wenn gewünscht, oral ohne. Vaginal ausnahmslos mit. Wenn anal, was eh nur nach dezidierter Absprache geht, dann natürlich auch mit. Die meisten von uns nehmen die Pille, aber eben nicht alle. Deswegen und wegen der Ansteckungsgefahr herrscht strikte Kondompflicht. Ihr wurdet zwar beim Gesundheitscheck letzte Woche auf alles Mögliche getestet«, die Jungs schauten sich ungläubig an, ihnen war etwas von einer Routineuntersuchung vor der Einschreibung in die Uni erzählt worden, »und auch hier ist jeden Monat Blutabzapfen angesagt, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, sagt die Meisterin immer.«
»Methoden wie in einem Überwachungsstaat!« ließ Carlos verlauten.
»So schlimm ist es nicht. Sagen wir mal, es gibt gewisse Einschränkungen der Freiheit. Mehr dürfen wir nicht verraten, sonst gibt’s Ärger. Aber dafür habt ihr ja andere Freiheiten, oder nicht?«, grinste Maria, ließ sich auf die Matratze zurückfallen und grätschte die Beine. »Zum Beispiel da dran zu lutschen. In der freien Wildbahn hättet ihr nicht so viel Gelegenheit dazu. Also, wer will anfangen?«
Alle drei wollten, und deshalb stellte auch Sabrina ihre eindrucksvolle Möse ganz uneigennützig zur Verfügung, um die Wartezeiten zu verkürzen.
»Du Maria«, lallte sie einige Minuten darauf. Ich möchte schon noch mal mein Schleckermäulchen einsetzen. Der von deinem Brillenfreak sieht echt saftig aus, und er scheints ja auch zu bringen. Leihst du mir den aus? Ich geb dir dafür Carlos, der hatte außer Melken noch nichts. Probier ihn mal nach allen Regeln der
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(AutorIn)
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Susi M Paul
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Habe mir dann überlegt dass man dies auch in unserem Land mal überlegen sollte. Und dann fiel mir Frau Merkel ein.
Nee, doch keine so gute Idee.«
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Leichtgewicht
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Ich bin nur gespannt wann diese Geschichte, Ihre Idee, in einer neuen Verschwörungstheorie ihren Widerhall finden wird. Wundern würde es mich nicht wirklich :-)«
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hoedur