Die Friedensinsel Santa Isabel
von Susi M Paul
Die Anwerbung
»Viel darf ich euch darüber nicht verraten«, erklärte Pablo Márquez den immer noch verblüfften Jungs, denen er gerade die Nachricht überbracht hatte, dass sie am nächsten Tag zum Friedensdienst eingezogen würden. »Ich habe damals ein Schweigegelübde abgelegt, an das ich noch immer gebunden bin, ansonsten würde ich sofort meinen Job verlieren. Nur so viel: Es wird anstrengend, sehr anstrengend, aber es ist gleichzeitig eine so tolle Erfahrung, dass ihr sie euer Leben lang nicht vergessen werdet. Und es wird für euch der Einstieg in eine steile Karriere. Kostenloses Studium, Führungspositionen, Verantwortung. Außerdem, was ja auch nicht schlecht ist, ihr tut etwas Sinnvolles für unser Land.«
Viel mehr brachten Carlos und Pedro nicht aus ihm heraus. Seit dem Abend zuvor, als er sie angerufen und auf ein Bier in eine Kneipe eingeladen hatte, waren sie vor lauter Aufregung ganz kribbelig gewesen. Pablo, das hohe Tier im Kulturministerium! Der letzte Friedensdienstler aus dem Dorf, und das war schon gut 15 Jahre her. Dass es eine geheime Kaderschmiede für Wirtschaft und Verwaltung für wenige Auserwählte geben sollte, war ja ein offenes Geheimnis. Und ebenso, dass der ominöse Friedensdienst damit zu tun hatte.
Ihre Eltern hatten sofort etwas geahnt und vor Freude in die Hände geklatscht. Eine Woche zuvor war aus unerfindlichen Gründen der Stipendienantrag von beiden abgelehnt worden, obwohl sie das mit Abstand beste Abitur in der Kreisstadt geschrieben hatten. Sie wussten nicht, woher sie das Geld für die Uni hernehmen sollten. Und jetzt das: Ein Jahr Dienst schieben, danach stand ihnen die Welt offen. Da war es ihnen völlig egal, dass niemand so genau sagen konnte, was sie in den zwölf Monaten zu machen hatten.
Die Anreise
Am nächsten Morgen brachte sie die über beide Ohren grinsende Schuldirektorin persönlich zum Bahnhof. Erst als sie schon im Abteil saßen, übergab sie ihnen in einem verschlossenen Umschlag die Fahrkarten. Es ging nicht, wie sie erwartet hatten, in die Hauptstadt San Julián, sondern von dort aus noch 100 Kilometer weiter nach Primavera, zur Endhaltestelle der Strecke in den Osten der Insel. Fünf Stunden später stiegen sie dort mit etwa 50 Gleichaltrigen aus allen Landesteilen aus, die im Verlauf der Zeit zugestiegen waren. Allesamt leicht eingeschüchtert und doch zugleich neugierig erregt und gespannt, was auf sie zukommen würde. Der Schaffner wies den jungen Männern den Weg zu zwei Bussen.
Schnell hatten sie den kleinen Ort hinter sich gelassen und begannen, die auf dieser Seite trockene und steinige Ostkordillere zu überwinden, vorbei an Dutzenden von überdimensionierten Warntafeln mit furchterregenden Totenköpfen. Dahinter musste die Halbinsel Santa Isabel liegen, die, wie sie alle aus Büchern und dem Geographieunterricht wussten, zwar von der Natur gesegnet, aber unbewohnt war, weil sie seit dem großen Bürgerkrieg als eines der am stärksten verminten Gebiete der Welt galt.
»Wollen die uns als Minenräumkommando einsetzten?«, fragte Carlos besorgt seinen Freund Pedro, doch der schüttelte den Kopf: »Glaub ich nicht. Wenn der Friedensdienst eine Kamikazemission wäre, dann wäre davon was durchgesickert. Dann hätte er nicht den Ruf des Mysteriösen und Erstrebenswerten, den er hat.«
Eine Stunde später, die Vegetation war hinter dem Gebirgskamm immer grüner, satter und vielfältiger geworden, überquerten sie den schmalen Damm, der Santa Isabel von der Hauptinsel trennte. Ein dicht bewaldeter Hügel versperrte ihnen die Sicht auf die Buchten, die sie von den Bergen aus gesehen hatten. »Herzlich Willkommen im El Dorado des Friedens!« stand in roten Lettern über dem Eingang eines Gebäudes, das aussah wie ein kleines Tagungshotel.
Die Sonne war bereits untergegangen, da trafen sich alle bei einem üppigen Festmahl, das jegliche noch verbleibende Furcht davor, bald Tellerminen aufspüren und entschärfen zu müssen, zerstreute. »Es sei denn«, dachte sich Carlos, »das ist eine Henkersmahlzeit.«
Bedient wurden sie von einem Dutzend junger Mädchen in knielangen, weißen Gewändern, die selbst im Halbdunkel des Saales noch den Eindruck erweckten, als wären sie durchscheinend, und als ob sich darunter nichts als nackte, dunkle Haut verbergen würde.
Pedro, dem eine von ihnen beim Servieren des Nachtischs mit ihren Brüsten auf wenige Millimeter nahe gekommen war, wollte seinem Freund gerade von seiner Vermutung berichten, da waren die zwölf Schönen auf einmal verschwunden. Ein Scheinwerfer richtete sein grelles Licht auf ein Mikrophon, an das eine ältere Frau in einem einfach geschnittenen, roten Kittel trat.
»Liebe Friedensdienstler, willkommen auf Santa Isabel, der Friedensinsel«, begrüßte sie die jungen Männer. »Mein Name ist Dorotea Santos, ihr dürft mich mit Meisterin ansprechen. Ihr seid in einem langen, sich über viele Jahre hinziehenden Prozess ausgewählt worden, hier euren Dienst an unserer Heimat abzuleisten. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber in unserem Land sind alle wichtigen Einrichtungen wie Schulen und Gesundheitsstationen, Sportvereine und Jugendclubs und viele andere Organisationen dazu angehalten, Ausschau zu halten nach Jugendlichen, die sich in besonderer Weise hervortun. Durch ihre körperliche Konstitution, durch gesellschaftliches Engagement, durch ihr Einfühlungsvermögen für andere Menschen, durch Hilfsbereitschaft und die Fähigkeit, die eigenen Aggressionen in die richtigen Bahnen zu lenken, vor allen Dingen aber durch ihre Intelligenz.
Ihr gehört zu den klügsten Köpfen eurer Generation, aber um im Friedensdienst einen Beitrag zum Fortbestand unserer Friedensgesellschaft zu leisten, genügt das nicht. Ihr habt auch durch ausgleichendes und Konflikte verhinderndes Handeln bewiesen, dass unser Land auf euch bauen kann.
Was von euch verlangt wird, werde ich euch erst morgen sagen, nachdem ihr den Eid auf die Verfassung abgelegt habt, niemals und unter keinen Umständen etwas von dem preiszugeben, was ihr während eures Friedensdienstes tun werdet. Der Bruch dieses Versprechens kann, das muss euch bewusst sein, weitreichende Konsequenzen haben, vom Verlust des Arbeitsplatzes bis hin zum Entzug der Freiheit. Vergesst das niemals!
Ihr sollt auch wissen, dass euch in den nächsten zwölf Monaten viel abverlangt wird, an geistiger, aber auch an körperlicher Leistung. Wenn ihr aber bereit seid, eurer Heimat mit all den Anlagen und Talenten zu dienen, die euch von der Natur mitgegeben wurden, dann braucht euch vor dem morgigen Gelöbnis nicht bange zu sein.«
»Jetzt wissen wir, dass wir jahrelang ausspioniert worden sind und dass wir zu einer Elite gehören. Aber ich habe noch immer keinen blassen Schimmer, was uns genau erwartet«, fasste Carlos mit einer Colabüchse in der Hand draußen unter einer Palme seinen Erkenntnisfortschritt zusammen.
»Wenn die meinen, wir sind irgendwie Elite, dann wird es nichts Gefährliches sein. Sie brauchen uns ja noch. Also eher Schulbank drücken als Bomben suchen. Komisch finde ich bloß, dass wir alle Jungs sind. Wo sind die schlauen, hilfsbereiten, sozialen oder was auch immer Mädels? Die sind ja schließlich auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Hast du gemerkt, dass wir seit Primavera außer den Busfahrern keine Männer mehr gesehen haben?«
»Seltsam, sehr seltsam. Die Mädels, die da drin bedient haben, haben übrigens auch nicht wie die üblichen Küchenhilfen ausgeschaut. Und wenn es stimmt, was du sagst, dass die eine dir mit der Brustwarze das Ohr gekrault hat, und sie unter ihrem Kittel nichts angehabt haben... Mensch, ich glaub, ich krieg eine dicke Hose.«
»Die hab ich schon lange, aber zum Durchbürsten von Frauen werden die nicht jahrelang Infos über uns zusammengetragen und uns dann durchs ganze Land kutschiert haben. Bloß, was wollen die von uns?«
»Keine Ahnung, aber wir findens raus. Ich jedenfalls. Die Gelegenheit, zu einem Pöstelchen in einem Ministerium durchgewunken zu werden, lass ich mir nicht entgehen. Ich werde morgen schwören, was sie wollen.«
Der erste Tag
Die Zeremonie wurde gleich nach dem Frühstück zu den Klängen der Nationalhymne und unter der gelben Flagge mit der blauen Friedenstaube abgehalten. Alle 50 Erwählten leistete den feierlichen Eid.
»Liebe Friedensdienstler«, begann die Frau vom Vorabend danach ihre Ansprache, »unser Land heißt nicht umsonst La Paz. Wie ihr wisst, tobte vor inzwischen über 80 Jahren der Große Karibische Krieg, der wegen der Teilung unserer geliebten Insel ausbrach und in dem beinahe alle erwachsenen Männer im Alter zwischen 18 und 50 Jahren ums Leben kamen.
Es waren die Frauen, die dem schrecklichen Gemetzel ein Ende setzten. Frauen aus dem Norden und aus dem Süden haben die Friedensverhandlungen geführt. Frauen haben beschlossen, die beiden Länder zu vereinen. Es waren die Frauen, die unserer Heimat ihren neuen Namen gegeben haben: La Paz, die Insel des Friedens. Und es waren selbstverständlich Frauen, die das Land wieder aufgebaut haben.
Das Erbe dieser Frauen, die verantwortlich sind für mehr als 80 Jahre Frieden, Demokratie und bescheidenen Wohlstand, wird hier auf der Halbinsel Santa Isabel aufbewahrt. Und ihr seid auserwählt worden, dieses Erbe an die folgenden Generationen weiterzugeben. Denkt ab jetzt bei allem, was ihr seht und tut, immer daran: Ihr seid von diesem Augenblick an ein entscheidend wichtiger Teil des Projekts Friedensgesellschaft in La Paz. Heute Nachmittag mehr dazu. Jetzt müssen wir los. Holt euer Gepäck!«
»Eine Friedensgesellschaft, die sich einbunkert?«, flüsterte Carlos seinem Freund zu, als sie nach einem schweißtreibenden Fußmarsch auf der Spitze des Hügels mitten im tropisch feuchten Wald an einen drei Meter hohen Elektrozaun mit Stacheldrahtaufsatz kamen.
»Auch eine Friedensgesellschaft muss sich schützen«, erklärte ihre Führerin, während sie das Codeschloss einer schmalen Tür betätigte, so als ob sie ihn gehört hätte. »Und der Schutz von Santa Isabel ist wahrlich ausgeklügelt. Aber das braucht euch nicht zu interessieren.«
»Anders als die schönen Frauen, die die Insel zu bieten hat«, murmelte Pedro halblaut vor sich hin, als hinter der Gruppe plötzlich die zwölf Servierdamen auftauchten, in ihren bei Tageslicht nun deutlich durchscheinenden Kutten. Er schaute Carlos fragend an, doch noch bevor dieser erwidern konnte, geschah etwas, was keiner der jungen Männer erwartet hätte. Die zwölf Mädchen drängten sich an ihnen vorbei, gingen ein paar Meter weiter und knöpften dann wie auf Kommando die weißen Gewänder auf. Ihre vollkommene Nacktheit rief ein andächtiges Stöhnen hervor.
»Wenn ihr möchtet, dürft ihr dem Beispiel unserer Novizinnen folgen«, erklärte die Meisterin und entledigte sich dabei selbst ihres roten Kleides. »Aber ich würde euch bitten, sie vorerst noch nicht zu berühren. Alles zu seiner Zeit.«
»Scheiße, ich kann mich gar nicht ausziehen. Er steht mir wie ein Hammer!«, zischte Carlos.
»Und meiner erst, knochenhart!«, jammerte Pedro. »Schau dir nur die Hintern von den vier Schwarzen an.«
»Ach was Hintern! Die Titten! Die Muschis! Schau hin, bis auf vier oder fünf sind alle rasiert. Sowas gibt’s bei uns daheim wahrlich nicht auf einem Haufen. Sogar die Alte sieht noch ganz gut erhalten aus mit ihrem dunklen Busch.«
»Verdammt, meine Eier drücken. Was haben die mit uns vor?«
»Nicht stehenbleiben«, mahnte seńora Santos zum Aufbruch. »Sonst verlieren wir unsere Begleiterinnen aus den Augen. Ach übrigens, ihr braucht euch nicht zu schämen, wenn eure Körper gewisse Reaktionen zeigt. Ihr könnt mit euren Ständern ganz locker umgehen. Später werdet ihr sehen, dass diese Offenheit sogar Teil eurer Obliegenheiten wird.«
»Mit aufrechtem Mast rumrennen, um Flagge zu zeigen? Oder was meint die damit?«, grübelte Pedro.
»Wahrscheinlich, um Bereitschaft zu signalisieren. Die hat so viel von Frauen geschwafelt, die nach dem Krieg die Sachen geregelt haben. Vielleicht kommen wir da in ein Erholungsheim für ihre Erbinnen. Lauter verdiente Damen der Gesellschaft, die nach Frischfleisch lechzen. Nach unserem.«
»Und warum dann das junge Gemüse, das vor unserer Nase mit den knackigen Hintern rumwackelt?«
»Um uns heiß zu machen. Wie bei den Stuten, bloß umgekehrt.«
»Der Wandel des Friedensdienstes in der Zeit: vom Schwängern junger zum Bedienen ältlicher Frauen? Wär ein schöner Besinnungsaufsatz in der Schule geworden.«
»Na, malen wir den Teufel mal nicht an die Wand. Erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt.«
Zehn Minuten später führte der Weg aus dem Wald, und der Anblick, der sich ihnen zu Füßen der Anhöhe bot, vertrieb für den Moment jeglichen Gedanken an künftige Paarungskonstellationen. Und auch daran, den süßen Nymphen zu folgen.
Rund drei Kilometer lang erstreckte sich die sonnenbeschienene Bucht bis zur Landspitze im Osten. Das Meer schillerte in mindestens vier Blaunuancen zu ihnen herauf. Zwei Segelboote mit der Friedensflagge von La Paz lagen in den sanften Wellen vor Anker. Zwischen den verstreut am Sandstrand aufragenden Palmen drängten sich kleine Hütten und Sonnenschirme. Drei große Gebäude säumten, im Abstand von jeweils ein paar Hundert Metern, den befestigten Weg, der sich den sanft ansteigenden und noch oben zu immer dichter bewaldeten Bergrücken hinaufzog.
Nicht weit vom Strand entfernt stand ein Komplex, der einer Feriensiedlung mit vielen kleinen Apartmenthäusern glich, die ein zum Meer hin offenes Viereck formten. In der Mitte glitzerte, wie es schien, ein großer Swimmingpool. Darauf folgten in einiger Entfernung ein dreistöckiger Kasten aus Glas und Beton, und, schon mitten in die üppige Vegetation eingelassen, ein kurvenförmig gestalteter, lang gestreckter Steinbau, der von ferne aussah wie ein Zwischending zwischen einem auf Tradition erpichten Hotel und einem englischem Landsitz.
»Dort unten, im Friedenscamp, werdet ihr wohnen. Darüber seht ihr die Fortbildungsakademie. Und was es mit der Zentrale weiter oben auf sich hat, werdet ihr zu gegebener Zeit erfahren. In der gesamten Bucht dürft ihr euch mehr oder weniger frei bewegen. Streng verboten ist es hingegen, ohne explizite Erlaubnis den Berg zu überqueren. Dort liegt die Friedensschule. Nächste Woche, wenn ihr euch eingelebt hat, werden wir die nördliche Bucht gemeinsam besuchen, damit ihr wisst, worum es sich dabei handelt. Jetzt lauft zu und sucht eure Zimmer aus, ihr werdet schon erwartet.«
Als sie schwitzend und ihr Gepäck hinter sich herziehend den Abstieg und den anschließenden Aufstieg geschafft hatten, standen in der Tat die aufreizenden Nackten bereit, ihnen die Bungalows auf der linken, der Männerseite zu zeigen. Zehn Häuser, die von einem breiten Laubengang abzweigten, mit je fünf Apartments. Ausgestattet waren sie mit dem Nötigsten: ein französisches Bett, ein kleiner Schrank, ein Regal, ein Schreibtisch mit Computer und eine Nasszelle. Carlos und Pedro entschieden sich für zwei Zimmer im Obergeschoss mit gemeinsamem Balkon.
»Geil, so lässt es sich leben!«
»Die Betten sind zu groß für einen allein.«
»Hast du gesehen, im Bad, die Riesenschachtel mit Kondomen.«
»Schau mal runter, die Mädels liegen schon am Pool.«
»Das werden bestimmt noch mehr, auf der anderen Seite zähle ich auch zehn Bungalows.«
»Traust du dich, ohne deine Shorts runterzugehen?«
»Ich weiß nicht. Wenn ich bloß dran denke, steht er mir schon wieder.«
»Los, zu zweit!«
Sie waren nicht die einzigen, die es gewagt hatten. Und die sechs oder sieben Aufrechten wurden von den Damen der Schöpfung mit besonderem Applaus begrüßt, auch wenn sie schnell ins Wasser abtauchten, um nicht als notgeile Machos in der Gegend herumzustehen.
Von dort aus beobachteten sie gemeinsam mit ihren behosten Kollegen, wie die zwölf die Köpfe zusammensteckten. Dann rückten sie ihre Liegen nahe ans Wasser, streckten sich darauf aus und machten in wohl abgestimmtem Zeitlupentempo ihre Beine breit, bis die Sonne, die inzwischen fast im Zenit stand, keine Mühe mehr hatte, alles Sehenswerte dazwischen perfekt auszuleuchten. In Windeseile bildete sich im Pool ein Knäul offener Münder.
«Meine Fresse, die riskieren aber eine dicke Lippe«, brach ein eher Schmächtiger, der selbst im Wasser seine Brille aufbehalten hatte, das gesammelte Schweigen.
»Falsch, die haben schon dicke Lippen, da wo’s ihnen besonders gefällt!«, verbesserte ein durchtrainierter Waschbrettbauch ohne Badehose.
»Die Alte hat vorher gesagt, dass wir nicht hinlangen dürfen. Das gilt doch bestimmt nur für die Hand. Die Zunge kann sie nicht gemeint haben, oder?«
»Wozu willst du sie nass machen? Das werden sie von allein. Bei der einen links, der mit dem kleinen Haarbüschel, tropft’s schon raus.«
»Bei der Schwarzen in der Mitte auch, bei der, wo es die Muschiperle rausdrückt. Die würde sich bestimmt gern meinen Stecken reinziehn.«
»Und da, die Dunkelbraune, die kein einziges Haar mehr an der Fotze hat, mein Gott, was für Titten!«
»Meine Herren!«, erhob sich hinter ihnen eine Stimme. »Mäßigt eure Ausdrucksweise.« Alle drehten synchronisiert ihre Köpfe der Meisterin zu. »Wir sind hier nicht in einem Bordell! Meine Damen!«, fuhr sie etwas weniger streng fort, »diese Zurschaustellung eurer intimen Zonen wäre wahrlich nicht nötig gewesen. Zumindest«, dabei huschte beinahe die Andeutung eines Lächeln auf ihre Stirn, »nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Los, ankleiden zum Mittagessen!« Dabei deutete sie auf eine große Kiste neben dem Eingang zum Gebäudekomplex zwischen den Wohnflügeln.
Ihre exhibitionistischen Helferinnen schwangen sich von den Liegen und rannten los, um ihre eigenen Kittel zu holen, die sie auf einer Bank abgelegt hatten. Dann begannen sie, einen ihrer künftigen Mitbewohner nach dem anderen abzuschätzen, die entsprechende Größe aus der Kiste hervorzukramen und ihnen die ebenfalls weißen, vorne mit Knöpfen versehenen, knielangen Einheitskleider zu übergeben. Allerdings nicht ohne darauf zu verzichten, den noch Zögernden zunächst einmal die Badehose herunterzuziehen. Als sie merkten, dass seńora Santos ins Refektorium vorgegangen war, nutzten sie die Gelegenheit, blitzschnell jeden einzelnen der 50 unbeugsamen Penisse kurz in den Mund zu nehmen.
»Gleich kommen die anderen Friedensschwestern und wir können mit dem Essen beginnen«, verkündete die Meisterin. »Bis dahin möchte ich dort fortfahren, wo wir heute Morgen stehengeblieben waren. Einen Aspekt der Nachkriegszeit kennt ihr nämlich nicht, denn darüber steht nirgendwo etwas verzeichnet. Es hat mit dieser Halbinsel, unserer Friedensinsel zu tun.
Sie war keineswegs so stark vermint, wie es in den Geschichtsbüchern steht. Im Gegenteil, hierher haben sich viele Deserteure und Kriegsdienstverweigerer zurückgezogen und nur deshalb überlebt, weil sie das Gerücht von den Sprengfallen ausgestreut haben. Nach dem von den Frauen vermittelten Waffenstillstand nutzten dies die Gründerinnen von La Paz aus, um Santa Isabel zu dem zentralen Ort ihres Projekts zu machen.
Aufgrund des extremen Männermangels wurden zunächst diejenigen, die sich hier versteckt gehalten hatten, in die Pflicht genommen, ihren Teil zur Grundlegung des neuen Staates beizutragen. Vier Jahr lang, genauso lange, wie der Krieg gedauert hatte, verrichteten sie von hier aus ihren Friedensdienst. Ein Teil von ihnen wurde in die zerstörten Dörfer und kleineren Städte ausgeschickt, mit der Mission, die Frauen, die dies wollten, zu schwängern. Der andere Teil blieb auf der Insel, um den Kinderwunsch der Frauen aus der Hauptstadt zu erfüllen, die mit dem Zug anreisten.
Wenige hundert aufrechte und friedenswillige Männer haben damals an vorderster Front alles gegeben, um unser Land wieder zu bevölkern, bis dann die Generation derer, die im Krieg noch Kinder oder Teenager waren, dies übernommen hat. Doch ich sehe, die anderen kommen. Wir werden heute Nachmittag weitermachen.«
Nachdem sich eine ganze Schar schnatternder und neugierig die Jungs abschätzender Mädchen in den Saal ergossen hatte und erst auf ihre eindringliche Bitte hin Ruhe eingekehrt war, ergänzte die Meisterin noch einige praktische Hinweise.
»Wir sehen uns Punkt vier Uhr wieder in diesem Speisesaal. Bis dahin habt ihr alle frei, um zu tun und zu lassen, was euch beliebt. Aber, meine Herren, es gilt weiterhin das strikte Berührungsverbot. Für euch, meine Damen, das strikte Redeverbot. Nur untereinander dürft ihr sprechen, nicht aber mit den Jungs. Und bitte, treibt es nicht zu weit mit euren Balzritualen. Lasst eure Schenkel beieinander!
Was die allgemeine Kleiderordnung auf der Insel angeht, so pflegen wir, den karibischen Temperaturen angemessen, dem Körper seine Freiheit zu schenken. Nur im Refektorium und in der Akademie ist Kuttenpflicht. Abends, wenn es kühler wird oder wenn es regnet, könnt ihr auch den Umhang darüberlegen, den ihr in euren Schränken findet. Mehr braucht ihr nicht. Natürlich wird niemand gezwungen, sich nackt zu zeigen. Andererseits sieht beispielsweise ein Bad im Meer oder im Pool mit dem Kittel deutlich lächerlicher aus als eines mit hochrotem Ständer. Ich persönlich bevorzuge letzteres. Und ich denke, die Mädels auch.«
Der frenetische Beifall aus der rechten Saalhälfte zeigte, dass sie nicht ganz unrecht hatte mit dieser Einschätzung.
»Hättest du das erwartet?«, fragte Carlos sein Gegenüber am Tisch, den schmächtigen Brillenträger.
»Nie im Leben. Das ist ja wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.«
»Stell dir mal vor, die ziehen sich nachher alle aus. Das hält doch kein Schwanz aus«, warf Pedro ein.
»Ich frag mich immer noch, was die mit uns vorhaben. Wollen die austesten, wer sich am längsten beherrschen kann?«
»Die Alte hat doch gesagt, dass wir ihre Novizinnen weiterhin nicht berühren dürfen. Das heißt im Umkehrschluss, dass das Verbot irgendwann aufgehoben wird. Sprich, irgendwann geht’s dann doch an das große Ficken, auf das die Mädels schon hinbalzen. Rein logisch betrachtet.«
»Oh je«, entfuhr es dem Schmächtigen, der auf einmal ganz blass um die Nase wurde.
»Oh je? Kann ich so nicht sagen. Au ja!, wäre der richtige Kommentar. Heh, Moment mal, soll das heißen, dass du… Wie heißt du überhaupt?«
»Esteban. Dass ich, ja, genau, dass ich es noch nie gemacht hab.«
»Schwul?«
»Nein, nicht schwul, aber schüchtern.«
»Kein Problem, wir gehen hinterher an den Strand. Da haben wir Zeit genug, um dich aufzuklären.«
Als sie im Schatten einer der Hütten hockten, bekamen sie das entsprechende Anschauungsmaterial in Form von drei Mulattinnen mit langen, schwarzen Haaren geboten. Zwei von ihnen kräftig gebaut, die dritte schlank und rank. Alle drei mit Brille und einem Gesichtsausdruck, der verriet, dass sie bis zum Abitur die Position der Klassenbesten nie abgegeben hatten.
Sie setzten sich ihnen gegenüber im Schneidersitz ein paar Meter entfernt unter die nächste Palme. Bis ihnen nach drei Sekunden das Sitzen zu anstrengend wurde und sie sich zurücklegten, aber die Beine immer noch im Schneidersitz verschränkt hielten.
»Das nennen die also die Schenkel beieinander halten«, kommentierte Carlos trocken und betrachtete dabei das aktivste Accessoire seines Körpers, das es den Palmen nachmachen wollte und sich mutig in die Höhe reckte.
»Rein formal gesehen tun sie das ja«, sprang Pedro ihnen spitzfindig bei. »Die Unterschenkel kleben sozusagen aneinander.«
»Mein Gott, ich hab noch nie eine Muschi in echt gesehen, und jetzt drei auf einmal«, klagte Esteban.
»Na, tu mal nicht so, in den Pornos, die du dir bestimmt reingezogen hast, haben sie die Frauen auch nicht nur wegen ihres schönen Gesichts fotografiert.«
»Schon, aber…«
»Außerdem fängt das Ficken ja auch nicht bei der Muschi an, sondern hört da auf. Zuerst musst du nämlich…«
Weiter kam Carlos mit seinem Aufklärungsunterricht nicht, denn eine der drei, die Schlanke, war aufgestanden und breitete einen Meter vor ihnen in der prallen Sonne ein Badetuch aus. Umständlich kniete sich darauf, so als wollte sie sich auf den Bauch legen, überlegte es sich dann anders, drehte sich um streckte ihnen die Beine entgegen, die nur ein paar Zentimeter vor denen von Pedro endeten. Sie wälzte sich nach rechts, dann nach links, bis sie endlich auf dem Rücken zur Ruhe kam.
Für einige Sekunden nur, denn dann schien sie etwas an der Innenseite des rechten Oberschenkels zu kitzeln. Sie kratzte sich kurz, wobei sie das Bein anheben musste, das sie angewinkelt stehenließ. Doch das brachte offensichtlich ihr gesamtes Gleichgewicht durcheinander, denn gleich darauf grunzte sie unwirsch und winkelte das linke Bein an. Auch das passte nicht, denn es waren keine fünf Sekunden vergangen, da kippte das gerade aufgerichtete Knie nach links in den Sand. Noch einmal kitzelte der rechte Schenkel, eigentlich war es schon die Leiste, und nachdem sie die Hand zurückgezogen hatte, siegte die Schwerkraft ein zweites Mal. Geschickt hatte sie sich vollständig aufgeklappt.
»Was für ein Schlitz! Zwei Striche, wie mit dem Lineal gezogen«, entfuhr es Pedro, ohne darauf zu achten, dass sie es hören musste. »Und dazwischen das lustige Gekräusel der kleinen Lippen. Warum tut die uns das an?«
»Ich dachte, es kommt gar nicht so sehr auf die Möse an«, flüsterte Esteban mit sarkastischem Unterton und fühlte gleichzeitig, wie seine Vorhaut auf der Eichel zu schwimmen begann.
»Sei ruhig und pass auf, damit du lernst, was Frauen mögen«, zischte Pedro, denn den absolut geilen Agent provocateur vor ihnen hatte ein neuerliches, heftiges Jucken erfasst, diesmal an anderer Stelle. Sie leckte mit aufreizend weit herausgestreckter Zunge über ihre Handfläche und fuhr damit langsam die Halsschlagader entlang. Wobei das Anfeuchten völlig überflüssig war, da sie in der gleißenden Mittagshitze sowieso aus jeder nur vorstellbaren Pore schwitzte.
Vom Schlüsselbein an begannen ihre Fingerkuppen mit leichten Drehbewegungen, die Schweißperlen zärtlich auf der Haut zu verreiben. So zärtlich, dass die Brustwarzen sich sichtbar verhärteten, bevor noch die erste Fingerspitze zu einer von ihnen gelangte und zusammen mit dem Daumen in eine sanfte Massage überging. Der Erfolg zeigte sich bald: unten glitzerte es, oben brach sich ein verzweifeltes Stöhnen aus ihrem Rachen Bahn.
Ganz offensichtlich genügte ihr dies als Ansage, denn in einer konzertierten Aktion erreichten die Mittelfinger beider Hände gleichzeitig die Muschi, öffneten vorsichtig die drallen Fleichlappen und überließen es großzügig dem rechten Zeigefinger, mit dem feist aufgeblähten Kügelchen zu spielen. Keine zwei Minuten benötigte er, eine knisternde Spannung in ihr aufzubauen, die ihr zuvor lässig freundliches Gesicht verzerrte und sie mit schwerem Keuchen nach Entladung rufen ließ, die sie sich selbst ohne weiteren Aufschub gönnte, indem sie die linke Hand in sich hineinpresste.
»Sie hat sich gerade einen runtergeholt. Richtig einen runtergeholt. Bis zum bitteren Ende. Direkt vor uns. Habt ihr gesehen, was die gemacht hat?«, stammelte Esteban.
»Von wegen bitteres Ende, das war ein toller Orgasmus«, brachte Carlos heraus, während Pedro vor Staunen seinen Mund nicht mehr zubekam.
Es blieb nicht bei dem einen. Kaum war die Schlanke fähig, sich zu bewegen und durch den Sand zu ihren Freundinnen zu robben, nahm die Stämmige mit den gebügelten Haaren ihren Platz ein. Sie kniete sich breitbeinig hin und beugte sich dem Meer zugewandt nach vorne, bis ihr Kopf auf dem Handtuch lag, so dass ihr Hinterteil mit der weit aufgesperrten Muschi notwendigerweise das Gesichtsfeld der drei Jungs beherrschte. Die Zelebration der Lust, die ihre Vorgängerin dargeboten hatte, hatte sie so in Rage gebracht, dass ihre Finger praktisch ohne Widerstand in die schlüpfrige, weit offene Grotte rutschten und ihr innerhalb kürzester Zeit ein langgestrecktes, heiseres Lamentieren entlockten.
Die dritte im Bunde, die Stämmige mit den zu einem Zopf gebundenen, wuscheligen Haaren, ging es dagegen wieder gemächlicher an. Sie legte sich entspannt nieder, öffnete probehalber die Schenkel bis zum Spagat, bevorzugte dann die halbgeschlossene Variante, bei der die Beinmuskeln den Druck der massierenden Hand unterstützten, während die andere lasziv ihren gesamten, von Schweiß durchtränkten Körper liebkoste, bis sie mit einem halben Dutzend spitzer Schreie allen Umsitzenden ihren Höhepunkt kundtat. Eigentlich unnötig, da das zuckende Beben in ihr gar nicht zu übersehen war.
Die drei Neuankömmlinge auf der Insel hatten natürlich nicht so lange durchgehalten. Pedro hatte die Zähne zusammengebissen, bis er das splitterfasernackte, dunkle Hinterteil des zweiten Mädchens sah. Unwillkürlich griff er nach unten, und es bedurfte nur einiger weniger der seit langem eingeübten Handbewegungen, um den höchst eigenen Springbrunnen in Gang zu setzen. Dafür erhielt er lautstarken Applaus von den anderen beiden Mädchen, von der, die es schon hinter sich hatte, und von der, die sich vorbereitete. Sie mussten sich gegenseitig festhalten, um sich nicht auf die zwei noch verbleibenden, hochrot geschwollenen Angebote der Jungs zu stürzen.
Esteban war der nächste. Eigentlich wollte er nur die Eichel ganz kurz freilegen, um ihr etwas Kühlung zuzublasen, doch diese winzige Reibung genügte, um den Pumpprozess in Gang zu setzen. Carlos erwischte es, als die dritte der Grazien gleich zu Beginn ihrer Darbietung die Beine spreizte. Er hatte sich gerade hingekniet, um besser sehen zu können, als es passierte. Die ersten, schnellen Tropfen erreichten sogar das Knie der Onanierenden, was sie aber nicht von ihrem Treiben ablenkte.
»Was ich die letzten beiden Stunden durch mein Fernglas beobachten konnte«, sprach die Meisterin mit einem Freudestrahlen ins Mikrofon, das ihre gestrengen Worte Lügen strafte, »war keineswegs züchtig. Eigentlich, liebe Damen, sollte ich euch tadeln, aber ich weiß ja, dass ihr seit einer Woche Friedensdienstpause ertragen müsst. Dennoch, war ein weiterer Nachmittag mit Abstinenz wirklich zu viel verlangt?
Egal, wichtig ist allein, dass ihr keine Informationen preisgegeben habt und dass ihr, liebe Friedensdienstler, euch im Großen und Ganzen beherrscht habt und nicht wie die Tiere über die Mädchen hergefallen seid. Das war ja der Zweck der Übung: Disziplin einüben, selbst in der höchsten erotischen Erregung. Aus diesem Grund muss ich bei allem Verständnis dennoch die vielen hurtigen Finger rügen, die nicht an sich halten konnten.
Die gute Nachricht ist: Ab dem Moment, in dem ihr diesen Raum wieder verlasst, sind das Berührungs- und das Schweigegebot aufgehoben. Allerdings, meine Schwestern, dürft ihr weiterhin nichts über das Zentrum und über das Friedenskomitee verlauten lassen. Dies werde ich den Neuen heute Abend erklären. Was ich euch, liebe Friedensdienstler, jetzt verrate, umfasst daher noch nicht euer gesamtes Aufgabenspektrum. Ich versuche, es kurz zu machen.
Als die Geburtenrate sich nach dem Krieg zu stabilisieren begann, wurden die Deserteure von hier entlassen. Da kamen die Gründerinnen von La Paz auf die Idee, die Insel und ihr Vermächtnis für ein gesellschaftliches Experiment großen Stils zu nutzen. Sie richteten ein Friedenslaboratorium ein, in dem eine bestimmte Elite des Landes die theoretische und praktische Friedensarbeit einüben sollte.
Deshalb, liebe Männer, werdet ihr jeden Morgen zusammen mit den Mädchen in der Akademie unsere Kurse über Friedensforschung, die psychologischen, physiologischen und sozialen Grundlagen der Gewaltbereitschaft im Menschen, über Konfliktforschung, Strategien der Konfliktlösung, Gesprächsführung und vieles andere besuchen. Darin besteht der Anteil des Friedensdienstes, der in La Paz mehr oder weniger offen kommentiert und als Kaderschmiede bezeichnet wird Auch wenn ihr absolute Verschwiegenheit gelobt habt, dann ist dies doch der Aspekt eures Dienstes, über den ihr zumindest in Andeutungen sprechen dürft, zum Beispiel mit eurer Familie oder wenn ihr später mit Fragen bedrängt werdet.
Ein zentraler Aspekt unserer Friedensarbeit nun bezieht sich auf den Umgang mit Sexualität. Wie ihr wisst, gibt es kaum einen Bereich unseres menschlichen Lebens, der ambivalenter ist. Durch gelungene Sexualität gelangen wir zu persönlicher Zufriedenheit, zu tragenden sozialen Beziehungen, zur Gemeinschaft, letztlich zum Frieden. Doch Sexualität, gepaart mit Missgunst, fehlgeleiteten Trieben und Eifersucht, ist auch eine der zentralen Quellen für den Unfrieden in der Welt.
Die Mütter unseres Landes waren sich dessen bewusst und haben daher beschlossen, dass der Friedensdienst notwendigerweise ein exzessives Ausleben der Sexualität und gleichzeitig eine beständige Reflexion darüber beinhalten muss. Wollte ich es polemisch und etwas vulgär ausdrücken, so könnte ich sagen, und verzeiht den Ausdruck, ihr sollt euch zum Frieden bumsen.
Die Mädchen, die bereits seit einem halben Jahr auf der Insel leben und sie dabei mit der letzte Woche abgereisten männlichen Gruppe geteilt haben, wissen, wovon ich spreche. Es kann äußerst befriedigend sein, glaubt aber nicht, dass alles ohne Probleme ablaufen wird.
Allein schon von den Zahlen her. Ihr seid fast 50 Jungs und noch gut 40 Mädchen. Rechnet man hinzu, dass in jeder Gruppe einige nach vorne drängen und andere zurückstecken, insbesondere, wenn es um den Fortpflanzungstrieb geht, dann gibt das Ungleichgewichte. Und rechnet man bei uns Frauen noch die Tage der Regel ab, wo wir normalerweise nicht zu großen sexuellen Eskapaden aufgelegt sind, dann wird das Ungleichgewicht größer, das ihr in Eigenverantwortung bewältigen müsst.
An den Wochenenden jedoch, das sei vorausgeschickt, neigt sich die Waage normalerweise zu einem Frauenüberschuss, der euch, liebe Männer, viel, bisweilen überaus viel abverlangen wird, und aus Erfahrung wissen wir, dass ihr, liebe Mädchen, euch vernachlässigt fühlt. Doch dazu später.
Als Supervisorin werde ich euch bei euren sexuellen Pflichten und Ausschweifungen begleiten und euch Hilfe jeglicher Art anbieten, aber dies ist ein Laboratorium für Konflikte. Die Konfliktlösungen, die ihr hier entwickelt, sollt ihr später draußen, in euren Verantwortungsbereichen umsetzen. Deshalb müsst ihr hier umso intensiver daran arbeiten.
Also legt los, erregt euch, geilt euch auf, schlaft miteinander, so wie ihr wollt, wo ihr wollt und wann ihr wollt. Es gibt nur zwei Regeln: immer mit Kondomen; und kein Druck und keine Gewalt, sei sie physischer oder psychischer Art. Und. Die Strafen, die auf die Übertretung dieser zwei ehernen Normen stehen, sind überaus hart, so dass ich euch nur sagen kann, versucht es erst gar nicht. Andererseits seid ihr ja nicht nur aufgrund eurer Intelligenz ausgewählt worden. Das war die notwendige, aber nicht ausreichende Bedingung. Ihr alle habt euch außerdem als Friedensstifter, als engagierte Bürger, als verständnisvolle Mitmenschen hervorgetan. Setzt genau dies hier um, und die Insel wird euch zu einem Paradies werden.
Aus Gründen, die Ihr heute Abend erfahren werdet, sollen und können sich die Mädchen allerdings nicht an einen Partner binden. Ihr Männer, versucht also bitte nicht, eine stabile Beziehung anzustreben. Im Gegenteil, es ist sogar im Sinne unserer Ziele erwünscht, dass ihr im Laufe der Zeit mit, wenn möglich, allen weiblichen Wesen in irgendeiner Weise geschlechtlichen Umgang pflegt, schon, damit niemand sich zurückgesetzt fühlt.
Oder lasst es uns mit einem alten, europäischen Spruch ausdrücken: Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment. Ich möchte ergänzen, zu einem für unseren Friedensstaat unerwünscht unflexiblen Establishment. Keine Angst, die meisten Friedensdienstler haben nach der Erfahrung auf der Insel in ihrem Leben ganz normale Ehen und Partnerschaften geführt, allerdings offener und toleranter und friedfertiger als die meisten anderen.
Eine letzte Bemerkung noch. Sollte von euch Männern sich jemand überfordert fühlen oder aus sonst einem Grund zurücktreten wollen, so kann er dies jederzeit tun, wie es im Verlauf des letzten halben Jahres schon einige der Mädchen gemacht haben. Ihr habt keine Sanktionen zu erwarten. Der Friedensdienst ist ein Freiwilligendienst. Wer aussteigt, bekommt ein normales Stipendium für die Universität und hat nur das Schweigegelübde zu beachten.
Jetzt aber geht und vergnügt euch. Handelt aus, wie ihr es am liebsten habt. Findet euch zusammen, wenn jemand droht, außen vor zu bleiben. Liebt euch und schafft damit Frieden. Wir sehen uns um acht zum Abendessen.«
Die Kutten flogen in alle Richtungen, als die hormonbefeuerte Menge nach draußen stürmte. Keiner blieb zurück. Carlos, der in ständigem Blickkontakt zu den drei Unzüchtigen vom Strand gestanden hatte, interpretierte deren Zeichen so, dass er seine zwei Kumpel in aller Eile Richtung Meer lenkte. Allerdings trudelten kurz darauf nur die beiden Stämmigen ein. Nachdem sie sich nun endlich vorgestellt hatten, sie hießen Maria und Sabrina, entschuldigten sie Margarita, die dritte des Masturbationstrios, sie müsse noch dringende Aufgaben erledigen.
»Soll heißen«, folgerte Pedro messerscharf, »dass die da oben uns schon wieder auf die Probe stellen wollen. Das Angebot wird verringert, jetzt heißt es beweisen, wie wir kooperativ die knappen Ressourcen aufteilen.«
»Fast richtig«, schnurrte Maria, während sie sich von der Seite an ihn presste, mit dem rechten Oberschenkel an seinem Hintern entlangfuhr und sich dabei mit der linken Hand an seiner stabilen Fahnenstange festhielt. »Wir sind zwar tatsächlich gespannt darauf, wie ihr aus der Not eine Tugend macht. Aber die da oben, die das vorher bis ins Kleinste ausgeklügelt hätten, die gibt es nicht. Jedenfalls nicht in Bezug auf das, was wir mit euch und was ihr mit uns macht. Margarita hat tatsächlich etwas Wichtiges zu erledigen, und was die Meisterin gesagt hat, stimmt. Es gibt immer Ungleichgewichte. Lasst uns also das beste draus machen.«
»Gleich oder erstmal schwimmen?«, warf Esteban schüchtern ein. Es klang, als würde er um eine Galgenfrist betteln, die ihm gewährt wurde.
Zehn Minuten später war es damit vorbei. Maria hatte ihn dort gegriffen, wo er am empfindlichsten war, und schleppte ihn aus dem Wasser. Carlos, von Sabrina bedrängt, folgte japsend und fasste das Problem zusammen: »Hier oder oben? Eins und eins plus zwei und eins? Aber in welcher Kombination?«
»Mmmh«, ließ sich die an ihm hängende Klette hören und entließ seine salzige Flosse aus ihrem Mund. »Oben und vorher das Meerwasser abwaschen. Und warum nicht drei und zwei, die Matratzen lassen sich bequem irgendwo zusammenstellen. Habt ihr einen Balkon?«
Esteban zuckte zusammen, wurde rot, brachte aber keinen Ton hervor, so dass Pedro ihm zu Hilfe eilte. »Ich glaube, er will sagen, dass er erst einmal Einzelunterricht von einer in der Materie erfahrenen Frau braucht.«
»Uii, ein Jungspund, unverdorben und formbar, das hatte ich noch nie. Bitte, bitte, lass mich das machen!«, bettelte Maria ihre Geschlechtsgenossin an, die angesichts der Aussicht auf zwei erfahrene Tröster liebend gerne zustimmte.
»Ihr könnte mein Bett haben«, gab sich Carlos großzügig, während sie sich in der Küche ein paar Flaschen Bier besorgten. »Dann können wir dich retten, wenn du vor Verzweiflung nach uns rufst.«
Ganz unterschiedliche Arten von Rufen drangen dann zwar zu ihnen, aber keiner davon hatte irgendetwas mit Verzweiflung zu tun. Die drei beschlossen, Pedros Matratze auf den inzwischen etwas kühleren Balkon zu verfrachten, wodurch sie immer wieder die Fortschritte der Lehrzeit des Frischlings erspähen konnten. Aber spätestens, als sie beobachteten, wie sein Kopf wissbegierig zwischen zwei kräftigen Schenkeln verschwand und dort anfing zu grunzen, forderte Sabrina die volle Aufmerksamkeit ihrer Friedensdiener ein.
Carlos durfte ihren Rücken und Pedro ihre Beine massieren, und als Marias spitze Schreie die Luft zerrissen, trafen sie sich in der Mitte und machten sich das Privileg streitig, in den Schritt vorzudringen. Sie lösten das Problem salomonisch: Nachdem Sabrina zuvorkommenderweise ihren Hintern angehoben hatte, öffnete Carlos die dunkle Blume und salbte rhythmisch die feisten Kelchblätter und den glatten Blütenboden, während Pedro sachte den Stempel umrundete, bis die gesamte Pflanze sich wie im Sturmwind wand.
»Hört auf!«, keuchte Sabrina, und drehte sich um. »Ohne hatte ich heute schon, jetzt will ich mit Füllung!«
Weil Pedro auf dem besten Weg gewesen war, ihr das befreiende Wehklagen zu entlocken, griff er zum Gummi. Carlos lenkte sich in der Zwischenzeit damit ab, versuchsweise an den harten Kronen der massigen Brüste zu kauen. Er hatte kaum begonnen, da erhob sich drinnen schon wieder das Liebesschallen Marias.
»Er lernt schnell!«, stellte Pedro lakonisch fest, während er ins triefende Unbekannte einfuhr, was Sabrina mit einem gutturalen Seufzer honorierte. Zugleich tastete sie nach dem Steifen von Carlos, mit dem offensichtlichen Ziel, sich diesen zwischen die freien Lippen einzuverleiben, doch der Friedensdienstler zierte sich. »Ich dachte, die Devise lautet: Ohne Kondom nie!?«
»Gilt nicht für oral«, ächzte es zurück. »Steht in der Infobroschüre auf euren Schreibtischen. Solltet ihr mal lesen.« Dann stopfte sie sich selbst den Mund und hörte nicht auf zu schlecken, bis sie ihre Belohnung vollständig herausgesaugt hatte.
Erst danach richtete sie ihr volle Konzentration auf das, was Pedro mit ihr trieb. Was er, wie sie fand, ganz ihren Vorstellungen gemäß tat. Sie spürte schon, wie sich ihre Eruption in schwindelerregendem Tempo zusammenbraute, umfasste seinen Hintern, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass sein Orgasmus in diesem Augenblick einsetzte, und schob ihn mit ihrer ganzen Kraft so eng an sich heran, dass es nur noch einiger Kreisbewegungen ihrer Hüfte bedurfte, damit die quälend zusammengepresste Klitoris das Signal zur Explosion gab.
Hand in Hand mit Maria betrachtete Esteban andächtig das Schauspiel der lautstark aus ihr herausbrechenden Wollust. »Unglaublich«, stotterte er, »und gestern habe ich noch gedacht, dass ich für immer unberührt bleiben würde.«
»Sagt mal«, brachte Pedro das Gespräch in Gang, während alle fünf einträchtig mit Bierflaschen bewaffnet den letzten Lichtstrahlen über dem Meer nachtrauerten. »Wie ist das jetzt mit den Gummis?«
»Wie gesagt, wenn gewünscht, oral ohne. Vaginal ausnahmslos mit. Wenn anal, was eh nur nach dezidierter Absprache geht, dann natürlich auch mit. Die meisten von uns nehmen die Pille, aber eben nicht alle. Deswegen und wegen der Ansteckungsgefahr herrscht strikte Kondompflicht. Ihr wurdet zwar beim Gesundheitscheck letzte Woche auf alles Mögliche getestet«, die Jungs schauten sich ungläubig an, ihnen war etwas von einer Routineuntersuchung vor der Einschreibung in die Uni erzählt worden, »und auch hier ist jeden Monat Blutabzapfen angesagt, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, sagt die Meisterin immer.«
»Methoden wie in einem Überwachungsstaat!« ließ Carlos verlauten.
»So schlimm ist es nicht. Sagen wir mal, es gibt gewisse Einschränkungen der Freiheit. Mehr dürfen wir nicht verraten, sonst gibt’s Ärger. Aber dafür habt ihr ja andere Freiheiten, oder nicht?«, grinste Maria, ließ sich auf die Matratze zurückfallen und grätschte die Beine. »Zum Beispiel da dran zu lutschen. In der freien Wildbahn hättet ihr nicht so viel Gelegenheit dazu. Also, wer will anfangen?«
Alle drei wollten, und deshalb stellte auch Sabrina ihre eindrucksvolle Möse ganz uneigennützig zur Verfügung, um die Wartezeiten zu verkürzen.
»Du Maria«, lallte sie einige Minuten darauf. Ich möchte schon noch mal mein Schleckermäulchen einsetzen. Der von deinem Brillenfreak sieht echt saftig aus, und er scheints ja auch zu bringen. Leihst du mir den aus? Ich geb dir dafür Carlos, der hatte außer Melken noch nichts. Probier ihn mal nach allen Regeln der Kunst aus, das kannst du besser. Pedro brauch ich für eine Sonderaufgabe.« Dabei blinzelten sich die beiden wissend zu.
Während Carlos und Maria aufstanden, flüsterte Sabrina dem erfahrenen ihrer beiden Stangenträger etwas ins Ohr. Dann sahen sie nur noch, wie sie Esteban auf die Matratze warf und sich, ähnlich breitbeinig kniend wie nachmittags am Strand, über ihn beugte.
Von dem sich bald darauf massiv steigernden Geräuschpegel draußen bekamen sie nicht mehr viel mit, so sehr vertieften sie sich in ihre eigenen Angelegenheiten. Vertieft war dabei insbesondere Carlos. Zunächst beim Versuch, seine Zunge der Länge nach bis in Marias Gebärmutter zu rammen. Und als dies nicht ganz gelang, bediente er sich dazu eines besseren Werkzeugs, mit dem Erfolg, dass ihre spitzen Schreie lange den Nachthimmel durchstießen.
Esteban zitterte noch beim Abendessen vor Aufregung. »Stell dir vor, was Pedro mit ihr gemacht hat«, begann er beim Dessert, nachdem er sich endlich durchgerungen hatte, sein aufwühlendes Abenteuer zu erzählen.
»Es interessiert mich eigentlich reichlich wenig, was sie getrieben haben«, versuchte Carlos abzublocken, auch wenn er wusste, dass es nichts bringen würde. »Doch so, wie du anfängst, kann ich es mir schon denken.«
»Aber...«
»Hat sich einer der beiden beschwert oder gemeckert?«
»Nein.«
»Hat es ihnen Spaß gemacht.«
»Schon, das habt ihr doch sicher gehört.«
»Haben sie jemandem geschadet?«
»Na ja.«
»Außer dir vielleicht. Meinst du, du hast bleibende Schäden davongetragen, weil du zugeschaut hat?«
»Wenn du so fragst, wahrscheinlich nicht.«
»Na also.«
Weiter kamen sie nicht, denn die Meisterin war ans Mikrophon getreten und hob zu ihrer letzten Ansprache an diesem Tag an.
»Liebe Friedensdienstler. Vor über 80 Jahren waren die Frauen der Verfassungskommission zutiefst davon überzeugt, dass nach dem Krieg eine neue Gesellschaft entstehen müsse. Deshalb haben sie eine Magna Charta erarbeitet, die einen demokratischen, sozialen, freiheitlichen Rechtsstaat gewährleisten sollte. Doch wie viele Länder dieser Erde gab und gibt es, die auch mit einer solchen Grundordnung den Frieden brechen oder sich in internen Auseinandersetzungen zerfleischen?
Deshalb formulierten die Gründermütter von La Paz ein geheimes Zusatzprotokoll, in dem festgelegt wurde, dass die Rechts- und Friedensverpflichtung unseres Staates durch ein gynäkokratisches System ergänzt und überwacht werden solle.
Dazu wurde hier auf dieser Insel das Friedenskomitee gegründet, das zur Zeit aus etwa 100 Frauen besteht, demokratisch konstituiert ist und Helferinnen, Unterstützerinnen und assoziierte Mitglieder überall im Land und auf allen Ebenen von Wirtschaft und Gesellschaft besitzt.
Die Einflussnahme dieses Komitees auf die Entscheidungen von Politik, Verwaltung, Oberste Rechtsprechung und Großunternehmen ist äußerst subtil, aber enorm wirksam. Wir besetzen nicht notwendigerweise die höchsten Ämter und Positionen, aber wir beherrschen die Schlüsselpositionen: die verbeamteten Staatssekretariate, die die Gesetze ausarbeiten; die Managerstellen, in denen die strategischen Entscheidungen getroffen werden; die Personalabteilungen, durch die die Mitglieder des Komitees oder die Assoziierten auf die entscheidenden Posten gebracht werden, usw.
Nur in einem Organ haben wir uns durch eine geschickte Klausel in der Verfassung die seit achtzig Jahren ungebrochene Mehrheit gesichert, nämlich im Verfassungsgericht, bei dem die Zustimmungspflicht für den Kriegsfall liegt.
Ihr, meine lieben Mädchen, wisst bereits, wie das Komitee seine Macht ausübt und gebraucht. Und ihr, die neu hinzugekommenen Friedensdienstler, werdet es in den nächsten Monaten erfahren. Für heute genügt eine Bemerkung über die Zusammensetzung und die demokratische Erneuerung des Komitees.
Pro Jahr werden in der Regel zwei bis drei Frauen in einem komplizierten Wahlverfahren in das Komitee berufen, normalerweise auf Lebenszeit oder bis zu ihrem freiwilligen Ausscheiden. Kandidatinnen sind die hier anwesenden Mädchen, nachdem sie das Schulungsjahr auf Santa Isabel absolviert haben. Die Auswahlkriterien, um hierher zu kommen, sind für sie ganz ähnlich denen, die für euch Männer gelten. Es handelt sich also um eine intellektuelle, aber engagierte und stets auf Ausgleich bedachte Elite.
Die ins Komitee Gewählten verpflichten sich zu zölibatärem Leben. Was bei ihnen nicht heißt, dass sie nicht sexuell aktiv sein dürfen, ganz im Gegenteil. Aber sie sollen sich nicht binden. Dazu bliebe ihnen in aller Regel auch keine Zeit, denn neben ihrer normalen Tätigkeit an ihrem fast immer zentral wichtigen Arbeitsplatz nehmen sie zusätzlich die nicht unwesentlichen Aufgaben im Komitee wahr.
Nun, meine Herren, kommen wir zu euch, nachdem ich so lange über die Frauen gesprochen habe. Auch ihr gehört in gewisser Weise zu dem exklusiven Zirkel der Assoziierten, die über die Jahre hinweg in die schon genannten Positionen aufsteigen werden und dort unsere Mission, die Mission unseres Friedensstaates verwirklichen.
Aus diesem Grund durchlauft ihr hier auf der Insel nahezu die gleiche Ausbildung wie die Mädchen. Da die Gründermütter jedoch zur Erkenntnis gelangt waren, dass Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen zu einem extrem hohen Prozentsatz von Männern verschuldet sind, könnt ihr nicht in das Komitee gewählt werden und bei seiner Besetzung nicht mitbestimmen.
Das mag euch diskriminierend und ungerecht vorkommen, hat sich jedoch in den letzten 80 Jahren unserer Geschichte bewährt. Dies bedeutet nicht, dass ihr nicht die allerhöchsten Ämter im Staat und in der Wirtschaft erreichen werdet. Und wenn ich von den allerhöchsten Ämtern spreche, dann meine ich das auch so. De facto sind fast alle wichtigen Persönlichkeiten und Repräsentanten von La Paz, ob Männer oder Frauen, durch die Schule von Santa Isabel gegangen.
Unsere korrektive Gynäkokratie arbeitet vorzugsweise im Stillen und greift nur dann ein, wenn sich friedensgefährdende Tendenzen, Meinungen und Handlungen in Gesellschaft, Wirtschaft oder Politik abzeichnen. Solange ihr also an der ersten Staatsaufgabe, der Schaffung von Frieden mitwirkt, steht eurer glänzenden Karriere nichts im Weg, ja sie wird sogar aktiv gefördert.
Allerdings umfasst euer Friedensdienst hier auf der Insel, und damit komme ich zum wohl wichtigsten Punkt überhaupt, neben der spezifischen Friedensausbildung in der Akademie noch eine weitere Aufgabe.
Die verfassunggebenden Frauen waren nämlich zutiefst davon überzeugt, dass es sich bei Intelligenz, ausgleichendem Wesen und der Hinwendung zu friedfertigem Handeln um Anlagen handelt, die vererbt werden können. Auf der anderen Seite soll die Elite der Elite, das Komitee der 100 Frauen, in dem in der Regel diese Eigenschaften in hervorragendem Maße vertreten sind, sich wie in einem religiösen Orden ausschließlich ihren Aufgaben widmen. Würden sie dabei kinderlos bleiben, würden ihre so wertvollen Erbanlagen verloren gehen. Die Mitglieder des Komitees verpflichten sich daher, gemäß ihren Möglichkeiten, Nachkommen in die Welt zu setzen.
Die Geschichte hat in der Tat unseren Gründermüttern recht gegeben. Viele der Kinder von den Frauen des Komitees haben später die Auswahlkriterien erfüllt, sind auf die Insel gekommen, haben die Ausbildung durchlaufen und einige unter ihnen rückten selbst wieder in das Komitee auf. Dass dies kein automatischer Prozess ist, quasi ein Geburtsrecht, sondern auf eigenen Verdiensten und Talenten der Kinder beruht, zeugt hinwiederum von der zutiefst demokratischen Struktur unserer Gynäkokratie.
In der Bucht auf der anderen Seite der Insel steht übrigens ein Internat für sie, doch ich möchte nochmals unterstreichen, nicht dass falsche Vorstellungen aufkommen, außer den ererbten Anlagen haben sie keinerlei Privilegien für ihren zukünftigen Lebensweg.
Ich bin etwas vom Thema abgekommen. Welche Rolle, liebe Friedensdienstler, spielt ihr dabei? Nun, ganz einfach. Unsere Gründerinnen sind zu der an sich logischen Erkennntis gelangt, dass herausragende weibliche Anlagen es verdienen, sich mit herausragenden männlichen Anlagen zu paaren. Da die Frauen des Komitees zur möglichst guten Erfüllung ihrer Aufgaben auf kontinuierliche Partnerschaften verzichten und die Suche nach geeigneten Vätern für ihre Kinder zu viel Zeit und Kraft in Anspruch nehmen würde, zumal dabei eklatante Fehlgriffe nicht ausgeschlossen wären, vertraut La Paz seit den Nachkriegsjahren auf das Beispiel, das die Deserteure und Kriegsdienstverweigerer gegeben haben.
Sprich, eine Gruppe von zuvor nach klaren und objektiven Kriterien ausgewählten Männern sollte immer bereitstehen, unseren Komiteemitgliedern zur Schwangerschaft zu verhelfen. Seit über 60 Jahren sind es die jungen, intelligenten, gesunden und seit ihrer Kindheit den gesellschaftlichen Ausgleich fördernden Friedensdienstler, die diese für unser Staatswesen unverzichtbare Aufgabe erfüllen.
Ihr, meine lieben Männer, seid auserwählt, mit eurem Samen die Frauen des Komitees zu befruchten. Ihr habt das Privileg, die neuen Triebe für das Blühen und den Fortbestand unseres Friedensstaates einzupflanzen. An euch liegt es, das Erbe sowohl der Gründerinnen von La Paz als auch der Männer, die sich einst dem alles vernichtenden Kriegsdienst entzogen haben, weiterzuführen.
Lasst mich kurz die praktische Seite ansprechen. Vor allem an den Wochenenden pflegen sich hier auf der Insel die Frauen des Komitees aufzuhalten. Natürlich nicht immer alle. Meist sind es 40 bis 50 von ihnen, die anderen sind unabkömmlich. Einige besuchen ihre Kinder. Häufig finden aber auch Treffen von Unterkomitees und von wichtigen Entscheidungsgremien statt. Andere kommen einfach, um sich zu entspannen, und wir hoffen, dass ihr, liebe Friedensdienstler, neben eurer absoluten Pflichtaufgabe, euer Erbgut weiterzugeben, auch aktiv zur Entspannung unserer Komiteefrauen beitragt.
Die Abläufe auf Santa Isabel sind darauf abgestimmt. Am Samstagvormittag, wenn die Komiteemitglieder anreisen, ist für euch alle Gemeinschaftsdienst angesagt. Mehr dazu findet ihr in der Informationsbroschüre auf eurem Zimmer.
Am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag sind dann die Novizinnen entweder mit spezifischen Seminaren zur Vorbereitung der Wahlen für das Komitee oder mit Selbststudium und schriftlichen Arbeiten beschäftigt. Ihr, liebe Friedensdienstler, verbringt diese Zeit oben in der Zentrale, sei es mit praktischen Arbeiten, sei es mit den Aufgaben, die vorzüglich ihr Männer an uns Frauen verrichten könnt. Am Sonntagnachmittag ist gemeinsame Freizeit für euch, in der...«
Spätestens an dieser Stelle hätte die Meisterin ihre Rede abbrechen können, denn kaum einer der Jungs hörte ihr mehr zu. Die ganze Palette von spöttisch lächelnd über erstaunt nachdenklich bis total verblüfft zeichnete sich auf ihren Gesichter ab, und das Gemurmel unter ihnen entwickelte sich zu einem dunklen Hintergrundrauschen im Speisesaal.
»Wie sollen wir uns jetzt nennen?«, frage Carlos. »Befruchtungsknechte?«
»Altweiberstecher?«, schlug Esteban vor.
»Komm-mit-Glieder für Komiteemitglieder?«, kalauerte Pedro.
»Irgendwas in diese Richtung hatte ich ja erwartet, aber dass sie es so glasklar aussprechen und als Staatsräson ausgeben, schau an, schau an.«
»Da hängt die Karriere als Würstchen am Stecken, hinter dem wir wie Hunde mit steifer Wurst nachhecheln und dabei immer mal wieder in eine Muschi stoßen.«
»Wahrscheinlich müssen wir da oben tatsächlich schwanzwedelnd rumlaufen, damit sie ihre Wahl treffen können.«
»Ob sie in der Zentrale auch Kabinen mit Fenstern und roten Lampen haben, wo wir ausgestellt werden?«
»Was ihnen wohl besser gefällt, die dicken, die langen oder die intelligenten Schwänze?«
»Wenns ums Ficken geht, hört wahrscheinlich auch bei den Elitedamen der Intelligenzfaktor auf zu wirken. Auch denen wird das Hirn in die Muschi rutschen, wenn die nass genug ist.«
»Meinst du, die bringen’s, jetzt mal vom Spaßfaktor für uns her gesehen.«
»Da bin ich fast sicher, sie haben ja alle die Schule von Santa Isabel durchlaufen. Meinst du, so was vergisst man, sorry, frau?«
»Noch dazu sind wir ja Frischfleisch. Das spornt die bestimmt an, alles zu geben.«
»Die Erfahrung nicht zu vergessen. Es ist ja nicht so, dass sie es nur hier treiben würden. Die haben doch bestimmt alle während der Woche ihre Stecher im Köcher. Kollegen, Sekretäre, Untergebene. Für was stehen die sonst ganz oben.«
»Wollt ihr da mitmachen?«
»Was gewinnen oder verlieren wir?«
»Die sichere Karriere. Vitamin B hin Hülle und Fülle. Den Kontakt zur Macht, und enger geht Kontakt ja wohl nicht mehr. Dazu ein Jahr Ficken bis zum Abwinken mit den intelligentesten Mädchen des Landes, die auch optisch wahrlich nicht zu verachten sind. Und ich schätze, die Kurse und Seminar, die sie während der Woche anbieten, sind allererste Sahne.«
»Und unsere Würde, wo bleibt die?«
»Nehmen wir mal an, nur mal so, gesetzt den Fall, die haben wirklich recht, dass das ganze System hier tatsächlich dazu beigetragen hat, den Frieden von La Paz zu erhalten. Und dass es mit und durch uns mit dem Frieden weitergeht. Wie gesagt, glauben wir das mal. Dann würde ja die Unwürde, eine Frau ficken zu müssen, ohne dass uns jemand wirklich fragt, ob wir wollen, und bloß, weil sie es will, gegen einen möglichen Krieg aufgerechnet werden. Und in einem Krieg verlierst du notwendigerweise deine Würde, und noch viel mehr.«
»Anders gesagt, 50 unwürdige Deckhengste verschaffen einer ganzen Nation eine historisch einmalige Würde, nämlich die des Friedensstaates. Und werden dafür materiell, intellektuell und sexuell fürstlich belohnt.«
»Man kann es auch Prostitution nennen.«
»Ja. Aber zeitlich befristet und auf allerhöchstem Niveau. Außerdem für einen guten Zweck.«
»Die Unschuld, liebe Leute, vergesst das nicht, haben wir doch spätestens heute verloren, als wir mit Sabrina und Maria rumgevögelt haben. Sex als Teil eines Laboratoriums. Das haben wir gewusst. Jetzt wissen wir, dass das Laboratorium noch ein bisschen mehr Sex verlangt. Aber es ist das gleiche Experiment.«
»Soll heißen, die Seele haben wir verkauft, jetzt müssen wir den Schwanz ganz hinhalten.«
»Darauf wird es hinauslaufen, fürchte ich.«
»Let’ fuck for peace?«
»Let’ fuck for peace!«
»...in diesem Sinne, liebe Friedensdienstler, liebe Mädels, würde ich vorschlagen, nach den Ausschweifungen des heutigen Nachmittags den Abend zur Lektüre und zur Reflexion zu nutzen. Denkt daran, mit Sonnenaufgang beginnt morgen der normale Rhythmus auf Santa Isabel. Ich wünsche euch allen eine gute und ruhige Nacht.«
Eine halbe Stunde später hatten Pedro und Carlos das Infoheft gelesen und saßen im Finstern mit einem Bier auf ihrem Balkon.
»So ganz paradiesisch ist es ja doch nicht. Regelmäßig der Köchin helfen und abspülen, die Kutten selber waschen und bügeln, Zimmer putzen, die Anlage sauber und den Pool instand halten. Vor allem am Samstag: Gartenarbeit, zur Not Ausbesserungen an den Häusern und Wegen, die ganzen Vorräte aus dem Versorgungsschiff ausladen und hochschleppen, und wer weiß was noch alles. Weitgehende ökonomische Unabhängigkeit nennen sie das, so wenig Angestellte wie möglich. Hört sich gut an, ist aber anstrengend. Dazu jeden Tag um sechs aufstehen und ab sieben Unterricht, und nachmittags nochmal zwei Stunden.«
»Vergiss die kleinen Gefälligkeiten nicht, die wir den Damen des Friedenskomitees schulden. Aber weißt du, das alles macht mir gar keine Sorgen. Daheim hab ich mehr arbeiten müssen, um meinen Eltern zu helfen. Das macht mir nichts aus. Der Sex noch viel weniger, wie du dir vorstellen kannst. Was mich bedrückt ist, dass wir jetzt erfahren, dass wir jahrelang überwacht worden sind, dass unsere freie Demokratie von einer Geheimgesellschaft manipuliert wird, und dass wir jetzt schon in dieses System verstrickt sind.«
»Ach, Carlos, sei doch nicht so naiv. Schau dich um in der Welt, welche Demokratie ist nicht durch irgendwelche Mächte mitgesteuert, ob es der alte Adel, der neue Geldadel, die Wirtschaft, die Multis, die Religionen oder was weiß ich noch ist. Hier haben sie es wenigstens geschafft, mehr als 80 Jahre Frieden zu erhalten.«
»Hm, und wir werden zu Marionetten ausgebildet. Die Alpha-Tierchen, die nach vorne geschickt werden, um zu repräsentieren, nachdem wir uns müde gefickt haben. Hinter uns steht dann die wahre Macht der Frauen, mit einer mehr als schmalbrüstigen demokratischen Legitimation.«
»Nanu, was ist das?«
Wie ein Schatten war eine dunkle Figur die Treppe heraufgehuscht und drängelte sich nun nackt zwischen die beiden.
»Margarita? Wo kommst du her? Die Meisterin hat doch gesagt, es ist genug für heute.«
»Keine Angst, sich bei euch Männern einzuschleichen gehört hier zu den minderen Vergehen. Ich war nach dem Küchendienst noch schnell im Pool und hatte Sehnsucht nach Gesellschaft. Ich hab ja schließlich vorher was verpasst.«
»Du bist ja ganz nass und zitterst. Soll ich dir einen Umhang holen oder gehen wir rein?«
»Reingehen. Ich glaub, meine Regel kommt bald, da brauch ich immer eine Extraportion Zärtlichkeit. Und ein paar heftige Orgasmen, damit da drin nichts verkrampft. Schafft ihr’s nochmal, mir zuliebe?«
Lachend streiften die beiden ihre Kutten ab, nahmen das vor Kälte bibbernde, zierliche Wesen in ihre Mitte und warfen sich auf dem Bett das Laken über.
»Darf ich dich erstmal was fragen?«
»Klar, alles. Du bist Carlos, oder?«
»Ja. Wie ist das eigentlich so, hier ein Jahr lang mit ein paar Dutzend anderer Mädchen um zwei oder drei Plätze im Komitee zu kämpfen?«
»Ich weiß bis heute nicht, ob ich um die Plätze kämpfe. In vier Monaten müssen wir, jede von uns, drei Mädels vorschlagen, die wir für würdig halten. Das gleiche macht die Meisterin und jede von unseren Lehrerinnen. Dann machen wir jede Menge psychologische und sonstige Tests. Dazu kommen die Auswertungen von den Essays und Berichten, die wir jeden Samstagnachmittag und Sonntagvormittag, wenn ihr Gemeinschafts- oder Fortpflanzungsdienst habt, schreiben müssen.«
»Berichte. Also Denunziation?«
»Nö, wollen sie explizit nicht, haben sie uns am Anfang gesagt. Das würde Duckmäusertum fördern. Und das Ziel soll sein, kritisch-loyale, kreative Leute zu suchen.«
»Aha.«
»Und aus den ganzen Vorschlägen und Infos wird dann eine Liste gemacht, und die Mädels, die da drauf stehen, haben einen Monat Zeit, sich zu entscheiden, ob sie sich zur Wahl stellen. Und dann wird gewählt, vom Komitee und ein paar assoziierten Mitgliedern. Wenn ich dann immer noch im Rennen bin, dann werde ich mir die Frage endgültig stellen, aber ich glaube eh nicht, dass ich je so weit komme.«
»Wahrscheinlich besser, nicht so viel zu denken. Aber macht es dir nichts aus, dabei rumzuvögeln wie nie zuvor und niemals später in deinem Leben?«
»Das Rumvögeln find ich Klasse. Ein paar von uns haben damit erheblich mehr Probleme. Ich glaub, das gehört zu den Auswahlkriterien. Wer’s locker und ehrlich mit allen treibt, ohne an die große, romantische Liebe zu glauben, kriegt einen Pluspunkt. Von wegen dem Zölibat mit Sexerlaubnis, das die Frauen vom Komitee einhalten müssen.«
»Tun sie das?«
»Keine Ahnung, Aber wenn sie heiraten wollen, müssen sie zurücktreten. Passiert öfter, drum werden meistens vier oder fünf Neue gewählt statt der demographisch eigentlich notwendigen zwei oder drei.«
»Dann dürft ihr also hier keine engeren Beziehungen knüpfen. Das heißt, wenn du nachher gehst, werden wir dich erst in ein oder zwei Monaten wieder vögeln dürfen?«
»Die Frage ist, ob ihr es danach überhaupt noch wollt. Aber Scherz beiseite. Natürlich bilden sich Grüppchen und Cliquen, natürlich gibt es für jede von uns ein paar Vorzugsficker mit den Superschwänzen, die genau für unsere Löcher gemacht sind. So ungefähr jedenfalls. Gar kein Problem, wenn es nicht exklusiv wird. Sprich, wenn auch andere reinschnuppern und mitmachen dürfen, wenn keiner an den Rand gedrängt und ausgeschlossen wird. Wenn ihr’s gut macht, kann ich also nächste Woche wiederkommen. Aber bisher spüre ich nur einen harten Schwanz am Hintern und viel Haut, die mich zugegebenermaßen aufgewärmt hat. Da muss schon noch ein bisschen mehr passieren, damit ich wiederkomme.«
»Sag, wie hättest du es denn gerne.«
»Offen gestanden nicht so wie Sabrina. Eher auf die konservative Weise. Einer nach unten, einer bleibt hier oben. Beide küssen und lecken. Wenn ich soweit bin, reit ich einen, Pause, dann den anderen. Einverst...?«
Carlos hatte ihr einen Finger auf den Mund gelegt und begann, jeden Quadratzentimeter ihres Gesichts, ihres Halses und ihrer Busen abzuküssen. Pedro rutschte zwischen ihre Beine und verkündete gleich darauf: »Leck mich am..., hast du da drin das Wasser aus dem Schwimmbad gespeichert, oder ist das alles Eigenproduktion?«
»Alles meins. Was glaubst du, was ich nach der Show am Nachmittag für einen Druck gehabt hab. Eure Schwänze haben so appetitlich ausgesehen und so verlockend gespritzt. Und ich hab keinen abgekriegt, das ist doch gemein. Mach weiter so, du machst das gut. Noch ein bisschen höher, genau, da sitzt die Klit, sehr brav, mein Lecker!«
»Welchen der Schwänze möchten die Dame zuerst vernaschen?«, informierte sich Carlos, als ihre Atmung zu erkennen gab, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Vorsichtshalber, damit sie zur Not kurzfristig darauf zurückgreifen könnte, hatte er sich schon einen Gummi übergezogen. Das Angebot nahm sie dankend an und setzte sich darauf, denn es war höchste Zeit. Pedro hatte ganze Arbeit geleistet.
Fasziniert beobachtet er von hinten, wie die nicht gerade kleine Keule seines Freundes in sie hinein- und wieder herausflutschte und dabei Häute dehnte und Gewebe anspannte. Zarte, kreisende Streichelbewegungen seiner Hände auf ihren Hinterbacken unterstützten ihr Auf und Ab, bis sie sich erst röchelnd aufbäumte und dann ausgepumpt auf die Brust von Carlos fallen ließ.
»Zehn Minuten Pause, und bitte nicht hinlangen, da unten ist alles so sensibel, ich würde nicht einmal eure Zungenspitze verkraften.«
»Soll ich derweil ein Bier klauen gehen«, bot sich Pedro an, der sah, dass Carlos keine Anstalten machte, seinen abschwellenden Riemen aus ihr herauszuziehen.
»Au ja«, jubelten die beiden.
Als er wiederkam, steckten sie noch immer ineinander, aber es war immerhin schon Bewegung wahrnehmbar. Carlos streichelte ihren Rücken, sie zog mit ihrem Zeigefinger seinen Haaransatz von der Stirn bis zum Ohr nach.
»Los, ihr beiden Turteltauben. Einen tiefen Schluck, dann will ich.«
Margarita verstand das sogleich richtig. Bevor sie zum Bier griff, befreite sie Pedros Eichel erst einmal von all dem Saft, der sich darauf angesammelt hatte. Dann trank sie die Flasche in einem Zug halb leer und verlangte von Carlos abzutauchen und zu testen, ob ihre Muschi schon wieder eine Zunge vertrug. Wortlos reichte sie Pedro eine Minute später ein Kondombriefchen und setzte sich ein zweites Mal wie die Nut auf die Feder.
»Aah, das habe ich wahrlich gebraucht«, seufzte sie und begann, sich den ganzen langen Schaft entlang nach oben zu heben und den ganzen langen Weg wieder zurück zu sinken. Bei jedem neuen Hebevorgang fürchtete Carlos, dass die Eichelspitze seines Freundes keinen Halt mehr finden und herausspringen würde, doch Margarita passte immer wieder den exakten Moment ab, um die Senkbewegung zu beginnen, ohne ihre Füllung zu verlieren. Es focht sie auch nicht an, dass Pedro vor lauter Anstrengung, den Orgasmus zurückzuhalten, ganz rot im Gesicht anlief. Sie zog ihre Folter durch, bis er mit einem inbrünstigen Stöhnen kam.
Das veranlasste sie, ihre Taktik zu ändern. Nun drückte sie mit Schwung ihr gesamtes Körpergewicht nach unten, um die Klitoris wie eine winzige Orange auf dem Schambein des leergevögelten Friedensdienstlers auszupressen. Carlos stand neben dem Bett und nahm ihr Gesicht in seine Arme, um nichts von ihrem expressiven, von ihr nicht mehr zu beherrschenden Mienenspiel zu verpassen, als sie sich zum zweiten Mal an diesem Abend hemmungslos aufbäumte.
Mittwoch
»Mein lieber Freund, die schenken uns aber nichts«, sprach Esteban, als sie am nächsten Mittag nach gut fünf Stunden des Intensivkurses Konfliktforschung vor der Akademie standen und überlegten, was sie mit der halben Stunde bis zum Essen noch anfangen sollten. Fröhlich pfeifend lief Margarita am ihnen vorbei und drückte bei der Gelegenheit Carlos und Pedro schnell einen feuchten Kuss auf den Mund.
»Danke nochmal!«
»Wofür?«
»Na für gestern Abend. Für die Gesellschaft und den Doppelfick. Es hat gewirkt, meine Regel ist ohne die üblichen Krämpfe und Koliken gekommen. Und dich«, schmatzte sie, wo sie schon mal dabei war, Esteban ihre Lippen auf die Wange, »nehme ich mir vor, wenn sie wieder vorbei ist. Versprochen!«
»Carlos, Carlos Martínez?«, rief es hinter ihnen. Die Professorin Francisca Real, die ihnen als weltweit anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Konfliktforschung vorgestellt worden war, mit Aufbaustudien in Oslo und in Yale, und das alles mit 35. »Carlos, was hältst du davon, mich zur Zentrale zu begleiten, um mit mir zu essen, ich hätte etwas mit dir zu besprechen.«
Auf den Gesichtern der Mädchen, die noch dort herumlungerten, zeichnete sich ein wissendes Lächeln ab, auf dem von Carlos und seinen Freunden eher ein besorgtes.
»Könnt ihr bitte einen Moment meine Bücher halten?«, fragte sie mit einer ganz anderen, nicht mehr so professoral strengen Stimme wie vorher im Kurs, »die Hitze ist ja nicht zum Aushalten!«, und knöpfte ihren roten Kittel nicht nur auf, sondern streifte ihn gleich ganz ab. Darunter kam ein tiefdunkler, schlanker Körper zum Vorschein, dem man ansah, dass er viel Zeit hinter Schreibtischen und wenig in Fitnessstudios zugebracht hatte. Ansonsten aber, fanden die drei Jungs, war an ihm nichts auszusetzen. Die Narbe einer Blinddarmoperation gab ihm sogar das gewisse Etwas.
»Darf ich Sie auch etwas fragen?«, tastete Carlos auf dem Weg nach oben vor, nachdem sie sich bei ihm erkundigt hatte, welchen Eindruck er bisher von Santa Isabel gewonnen hatte, und er recht einsilbig Antwort gegeben hatte.
»Natürlich darfst du, aber gewöhn dir das Sie ab, das gilt nur für die Meisterin. Und zieh endlich den Kittel aus.«
»Hm, ja«, schälte er sich aus dem weißen Stoff, unter dem ein eingeschüchtert herunterhängender, eingeschrumpelter Penis zum Vorschein kam.
»Hast es wohl gestern übertrieben«, merkte sie verschmitzt an. »Aber entschuldige, du wolltet etwas fragen.«
»Sind S..., bist du eine aus dem Komitee?«
»Ja. Vor 16 Jahren wurde ich gewählt, und seit zehn Jahren bin ich Vollmitglied.«
»Das heißt also, du nimmst mich mit zum F..., äh, zum wechselseitigen Austausch der konfliktvermeidenden und friedensstiftenden Effekte des Geschlechtsverkehrs.«
Die Professorin brach in schallendes Gelächter aus. »Erinnere mich daran, dass ich das nachher aufschreibe. So schön hat das noch niemand formuliert.«
Sie wischte sich eine Lachträne aus dem Auge und meinte dann, deutlich ernster: »Die Antwort ist ein klares jein. Es stimmt, ihr seid unter anderem deswegen hier, um die Frauen aus dem Komitee bisweilen abzulenken. Es stimmt, es gibt dabei ein echtes Machtgefälle. Und es stimmt auch, wir haben einen großen Informationsvorsprung, weil wir alle eure Akten mit den Gutachten, Empfehlungen, Fotos etc. kennen. Natürlich habe ich dich deswegen eingeladen. Aber jetzt kommt das Aber! Auf der einen Seite ist es für euch ein unglaubliches Privileg, mit euren 18 oder 19 Jahren Frauen kennenzulernen und, so wie du jetzt, auszufragen, die an den Schaltstellen der Macht in unserem Land sitzen. Wenn wir wirklich nur ficken wollten, könnten wir einfach Gigolos bezahlen. Aber das, was du konfliktvermeidenden Geschlechtsverkehr nennst, gehört tatsächlich zu unsrem Friedensprojekt. Außerdem ist es ja nicht so, dass wir mit dem Finger schnippen und ihr müsst euren Schwanz in uns reinstecken, ganz egal ob wir euch gefallen, ob ihr von älteren Frauen und ihren Falten Ausschlag bekommt oder ob ihr in dem Moment überhaupt Lust habt zu vögeln. Nein, mein lieber Carlos, das wäre ein eklatanter Verstoß gegen die freiheitlichen Prinzipien unserer Verfassung.«
Carlos wollte etwas einwerfen, aber sie hatte ihre Dozentenstimme eingeschaltet und ließ sich nicht bremsen: »Wir erwarten etwas, das stimmt, aber sagen wir es mal so, auf freiwilliger Basis. Wenn ihr am Samstagnachmittag in die Zentrale kommt, dann sind dort normalerweise 40 oder 50 von uns, und viele sind so beschäftigt, dass ihnen der Sinn nicht danach steht, einen jungen Burschen in ihr Bett zu holen. Die meisten von euch sind also gar nicht jedes Wochenende bei uns oben im Einsatz. Zudem erwarten wir immer ein gewisses Zeichen, eine Initiative eurerseits. Du wirst nie erleben, dass dir eine von uns auf die Schulter klopft und dann muss er dir stehen. Ausgeschlossen. Das gilt übrigens auch für heute. Ich habe dich zum Mittagessen eingeladen. Was dann passiert, wird sich zeigen.«
Inzwischen waren sie an der Zentrale angelangt und Francisca bat ihn, kurz zu warten, bis sie ihre Sachen hochgebracht hätte. Sehr viel luxuriöser als bei ihnen sah es hier nicht aus. Eine Eingangshalle mit zwei großen Spiegeln, einigen Sesseln und Tischen, dem Durchgang zum Pool, der zwar einen tollen Blick aufs Meer hatte, aber kleiner war als ihrer. Und links der Speisesaal mit exakt den gleichen Stühlen und Tischen wie unten. Das sollte die wahre Machtzentrale von La Paz sein?
»Wunderst du dich, dass das kein Palast ist?« Er nickte verwundert, dass sie seine Gedanken erraten hatte. »Dafür gibt es drei Gründe. Erstens ist die Landschaft hier so herrlich, mehr Prunk brauchen wir nicht. Zweitens ist es schwer genug, die Insel aus den knappen Geheimfonds des Kulturministeriums und unseren Spenden zu finanzieren. Wir müssen schlicht und ergreifend sparen. Und drittens, wenn einmal eine Revolution über uns hereinbricht, dann können wir sagen, wir hätten in spartanischer Genügsamkeit dem Land der Mütter gedient. Vielleicht knüpfen sie uns dann nicht an den Palmen auf, sondern lassen uns ein erbärmliches Dasein als Straßenkehrerinnen fristen.«
Jetzt war es an Carlos, lauthals zu lachen. Das Eis zwischen ihnen brach langsam. Auch beim Essen, wo sie allein an einem Tisch saßen, etwas abseits von einem halben Dutzend deutlich älterer Frauen.
»Die Zentrale ist auch so etwas wie ein Altersheim für uns, solange wir noch rüstig sind. Da drüben siehst du drei ehemalige Verfassungsrichterinnen, eine Universitätsrektorin, eine Staatssekretärin und die Vorstandsvorsitzende der staatlichen Energiegesellschaft. Alle seit Jahren in Ruhestand. Sie haben sich die Insel redlich verdient. Und sie freuen sich übrigens wie kleine Kinder, wenn ihr Jungs euch am Wochenende zu ihnen setzt und sie unterhaltet, oder wenn ihr sie im Rollstuhl an den Strand schiebt. Auch das möchte ich euch als freiwillige Pflicht ans Herz legen. Es geht nicht immer nur ums Bumsen.«
»Apropos bumsen. Ich hätte mal eine etwas indiskrete Frage. Wie ist das so mit dem sexuell aktiven Zölibat. Funktioniert das?«
»Was soll ich dir sagen? In der ersten Zeit, auf der Uni, gar kein Problem. Meistens triffst du da noch Jungs, die du von der Insel kennst und erneuerst sporadisch die Freundschaft. Bei mir war es dann so, dass ich zum Promovieren ein paar Jahre im Ausland war. In Norwegen hatte meine Muschi genug Abwechslung, in den Staaten nicht mehr so. Als ich zurück an die Uni kam, hatten sich viele von den alten Friedensdienstlern unter die Haube und in ein festes Bett verabschiedet, an die durfte ich nicht mehr ran. Klar sind immer welche nachgekommen oder es gab ein paar Ledige oder es haben sich welche scheiden lassen, und natürlich gab’s auch Kollegen und andere Männer, die mich an ihren Schwanz gelassen haben, ohne dass sie auf der Insel waren, und die keine Ahnung hatten, wen sie da gerade nageln. Und natürlich komme ich als Dozentin oft auf die Insel, wo sich meistens etwas ergibt. Auf der anderen Seite habe ich für das Komitee genügend Nebenjobs, wo ich aus schierer Überarbeitung nicht mehr an Sex denke. Aber ja. Natürlich gibt es Momente, wo ich die anderen, die Assoziierten beneide, die nicht gewählt wurden, und die jetzt Karriere, Mann und Kinder haben. Oder euch Jungs, die ihr nach dem einen Jahr wieder frei seid, euch beneide ich natürlich auch.«
»Darf ich noch was fragen?«
»Soviel du willst. Es ist erst halb zwei, wir haben noch zweieinhalb Stunden Mittagspause.«
»Vorher, beim Hochgehen, hast du gesagt, dass wir keine Gigolos sind, die von euch beliebig besprungen und ausgebeutet werden können. Aber andererseits hat die Meisterin gesagt, dass es definitiv zu unseren Pflichten gehört, die kinderwilligen Komiteemitglieder zu schwängern. Wenn jetzt also eine kommt und sagt, dass sie mich als Vater ihres zukünftigen Babys ausgewählt hat, dann kann ich mich eigentlich nicht wehren. Aber woher weiß ich, dass das stimmt. Sie könnte ja vorher die Pille genommen haben und jetzt fröhlich ohne Kondom ein paar Tage lang mit mir poppen, weil sie nach Herzenslust poppen will, nicht weil sie schwanger werden will.«
»Du bist ein wahrhaft schlaues Bürschlein. Du wirst es definitiv weit bringen. Und du hast recht. Es gibt keine Kontrolle. Da ist nichts zu machen. Du kannst nur darauf vertrauen, dass das bei uns nicht passiert. Ich kann dir noch nicht mal sagen, ob es nicht doch passiert. Ich habe es noch nicht gemacht, wenn du das wissen willst, aber warum solltest du mir glauben? Noch dazu, wo es ja jetzt zwischen uns genau darum geht.«
Carlos machte große Augen und brummelte leise in sich hinein: »So, so.«
»Jawohl, Das Mittagessen ist vorbei. Und ich hatte dir gesagt, danach werden wir sehen. Und das heißt bei mir, du hast zweimal die Möglichkeit, aus freien Stücken nein zu sagen. Denn ich will, dass mein erstes Kind in einer Atmosphäre von Vertrauen, Zutrauen und, warum nicht, von Lust und Begierde gezeugt wird. Dafür ist Sex ja da, oder?«
»Mmh, ja, schon«, ließ Carlos vernehmen.
»Zuerst sage ich dir, warum ich dich ausgewählt habe. Es ist schon erstaunlich genug, dass aus einem Dorf wie deinem zwei Jungs für den Friedensdienst genommen werden. Das hat es, glaube ich, noch nie gegeben. Und ihr stammt aus der nicht gerade privilegierten unteren Mittelschicht, aus der kommen sowieso wenige. Das ging bloß, weil ihr nicht nur meilenweit vorne dran wart mit eurem Grips, sondern weil ihr es auch geschafft habt, nicht nur euren, sondern auch den Schnitt eurer Klasse um eine ganze Note zu heben. Gemeinschaftliches Arbeiten, Konfliktvermeidung, soziales Engagement at its best. Erstens. Zweitens: Du siehst toll aus. Ist nicht notwendig, aber angenehm, vor allem, wenn der Schwanz dazu passt. Punkt. Und drittens dann hat die Meisterin berichtet, wie ihr die Strandprobe am ersten Tag bestanden habt. Das ist sozusagen ein standardisierter Einstiegstest. Fast alle anderen haben versucht, in die Muschis zu langen. Ihr habt euch zurückgehalten. Auch wenn eure Pimmel nicht ganz so standhaft waren. Trotzdem Glückwunsch.«
»Warum nicht Pedro?«
»Reine Geschmacksfrage, kein rationales Argument oder eine Wertung.«
»Die zwei Chancen für mich, nicht der Vater deines Kindes zu werden?«
»Wenn du mich vorher, als du mich nackt gesehen hast, abstoßend fandst, wenn du nach allem, was du heute von mir gehört hast, glaubst, dass ich eine schwachsinnige Idiotin bin, wenn du mich allgemein nicht ausstehen kannst, dann tu mir den Gefallen, steh auf und geh, dann will ich nicht von dir geschwängert werden.«
Carlos schaute sie an. »Hast du eine Ahnung, was es bedeutet, ein Kind zu zeugen und zu wissen, dass du es vielleicht nie sehen wirst, dass du nie mit ihm spielen wirst, dass du nur der Samenknecht bist?«
»Du kannst dir nicht vorstelle, wie ich mir das vorstellen kann. Als Komiteemitglieder sind wir ja in einer ganz ähnlichen Lage. Wir sollen Kinder in die Welt setzen, um unsere Erbanlagen weiterzugeben. Doch Zeit, uns richtig um sie zu kümmern, haben wir nicht, und eine Familie haben wir auch nicht für sie. Die meiste Zeit werden sie in irgendwelchen Horten und Betreuungsstellen oder drüben im Internat in der anderen Bucht verbringen, wo wir sie, wenn es hoch kommt, an den Wochenenden sehen. Aber zu deiner Frage. Du hast recht, es ist sehr wahrscheinlich, dass, wenn du mit mir eine Kind zeugst, du es niemals sehen wirst, ja du wirst vielleicht nie erfahren, dass wir eines gezeugt haben. Es sei denn, ich sage es dir.«
»Und die zweite Chance abzulehnen?«
»Ich wollte dir vorschlagen, dass wir heute bis vier Uhr mal sehen, ob es sexuell zwischen uns funkt. Dass wir es, wenn du einverstanden bist, mit Kondom treiben. Meine Frauenärztin hat gemeint, so ab Donnerstag, also ab morgen, sollte ich ernst machen, möglichst dreimal am Tag, wenn es mir denn Ernst wäre.«
»Ein Probefick also, ob wir zusammenpassen.«
»Wenn nicht vorher Ablehnungsgrund eins eintritt, und das entscheidest allein du.«
»Wie würden wir es denn machen?«
»Überrasch mich!«
»Fangen wir langsam im Schwimmbad an.«
Nach zwei Runden war Francisca völlig außer Atem. Sie hatte versucht, seinem Tempo zu folgen, doch das Ergebnis war, dass sie nun hechelnd an der Poolwand klebte. Carlos drehte um und schwamm bedächtig an sie heran. Dass er den Probefick nicht brauchen würde, um die sexuellen Anziehungskräfte zu testen, war ihm klar, seitdem er zwischen ihren Beinen durchgetaucht war und seither mit einer Kielflosse aus Eisen durchs Wasser glitt. Er umarmte sie von hinten, wusste aber nicht, ob er seine Hände auf ihre Brüste oder in ihren Schritt oder auf ihren Bauch legen sollte, so dass daraus eine den ganzen Rumpf umfassende Streichelbewegung wurde, während er sie zärtlich in Hals und Schulter biss.
»Meinst du, ich darf dich auf den Beckenrand legen und an deiner Muschi herumkauen. Ich muss ja schließlich auch wissen, wie du schmeckst und riechst, wenn es sexuell zwischen uns funktionieren soll.«
»Der Meinung bin ich allerdings auch. Lass mich mal überlegen. Die Köchin und die Küchenhilfe sind noch beschäftigt, die Gärtnerin ist heute nicht da. Mehr Personal haben wir übrigens nicht. Und die Alten von vorher, die sitzen da oben auf dem Balkon und haben die Ferngläser scharf gestellt, denen tun wir einen Riesengefallen. Also nur zu!«
Sie half mit, als er sie aus dem Wasser hob, und spreizte willig die Beine, sobald sie auf dem Rücken lag. Zu Beginn verdünnte das restliche Poolwasser den Geschmack, doch mit der Zeit und je tiefer er drang, ergrub sich seine Zunge das typisch raue, weibliche Aroma. Allerdings hatte er noch nicht so viel Erfahrung gesammelt, dass er die feinen Nuancen und Unterschiede hätte ausdifferenzieren können. Ihm genügte, dass dieser Geruch ihm direkt in die Eier und den Schwanz fuhr.
Doch er beherrschte sich. Wollte provozieren, Macht ausüben, die Situation steuern. Er spielte mit dem kleinen Haarbusch, den sie zum Dreieck gestutzt hatte. Öffnete vorsichtig die inzwischen schleimig-glitschigen Lappen, die zwischen den bräunlich gepolsterten, großen Schamlippen heraushingen, um die Mösenperle bloßzulegen.
»Meinst du, die Ferngläser sind gut genug, dass die Alten sie sehen können. Dick aufgequollen ist sie ja!«
»Lass das!«, erreichte ihn ihr halber Tadel. »Mach lieber mit der Zunge weiter, das ist angenehmer als das Ziehen an den sowieso schon so langen Läppchen.«
Also kümmerte er sich wieder um das, was inzwischen unaufhaltsam aus ihr herausfloss, ohne allerdings die einmal freigelegte Klit zu vergessen. Er wunderte sich schon, dass außer einer Beschleunigung der Atmung so gar keine Reaktion von ihr kam: kein Stöhnen, kein Streicheln der Hände über ihre Brustnippel, kein Heben und Senken des Beckens, als urplötzlich, wie aus heiterem Himmel, ihre Schenkel begannen, verrückt zu spielen, ihn fast einklemmten, und gleichzeitig ein tiefes, mitten im Bauch geborenes, immer mehr anschwellendes Jammern noch oben stieg, sich an der Hauswand brach und wieder zu ihnen zurückgeworfen wurde.
»Wow«, krächzte sie. »Wo hast du das gelernt? Nein, sag es mir nicht, ich will es gar nicht wissen, nur immer wieder erleben.«
»Und wo darf ich, auch hier?«
»Nein, gehen wir lieber hoch, sonst schüren wir noch massive Eifersucht und abgrundtiefen Neid.«
»Tut mir leid, aber ohne Kondom fühlt sich das ganz anders an, ich konnte es nicht mehr zurückhalten«, war Carlos kurz darauf untröstlich darüber, dass ihm sein heißer Sirup so schnell entsprungen war. Er selbst hatte vorgeschlagen, die Probe zur echten Generalprobe umzugestalten. Der Ernst des Lebens hatte ihn im Griff, warum sollte er sich wehren?
»Kein Problem. Es liegt auch an mir. Die ewige Selbstbefriedigung der letzten Zeit und die großen Dildos haben dazu geführt, dass ich mich an ein bestimmtes Muster gewöhnt habe. Du warst einfach zu sanft und zu zärtlich, da dauert es bei mir sehr lange. Versuch es morgen mal auf die harte Art und Weise: fest zustoßen, ohne Rücksicht auf Verluste. Und wenn deiner nach dem ersten Mal dann ein bisschen abgestumpfter ist, klappt es bestimmt. Jetzt leg dich hier an meine Seite und hilf mir, indem du meine rechte Brustwarze leckst, die ist die empfindlichere.«
Sie selbst hatte beide Hände Richtung offenen Schoß geschickt, wo sie eine Unmenge an Mösensaft-Samen-Gemisch herausholten und zwischen ihren Beinen verteilten, bis sie dann richtig loslegte und mit der geballten rechten Faust solange druckvoll über Klit und Schamlippen wischte, bis ihr nahezu unangekündigtes Jammern durch das offene Fenster entwich. Carlos, der hingebungsvoll leckte, brachte gerade noch sein Ohr an ihr Zwerchfell und konnte sich auf diese Weise vergewissern, dass dieses seltsam dunkle und langgezogene Wehklagen tatsächlich im Bauch seinen Ursprung hatte.
»Wie war das Begatten?«, raunte ihm Pedro zu, obwohl Francisca vorne am Pult direkt an ihre Lektion vom Vormittag anschloss, ohne Entschuldigung für ihr Zuspätkommen, ohne darauf zu achten, dass ihr Kittel noch aufgeknöpft war.
»War erst ein Probelauf, ab morgen Mittag geht’s ums Ganze, dreimal am Tag, mindestens drei Tage lang.«
»Meine Herren, glaubt ihr nicht, dass meine fruchtbaren Einlassungen ein wenig mehr eurer männlichen Aufmerksamkeit verdienen?«
Ins allgemeine Gelächter hinein schob sein Freund die Information nach: »Hab am Strand zwei Mädels für heute Abend aufgerissen, damit du nochmal trainieren kannst.«
Erst auf dem Heimweg kam Carlos dazu, darauf zu antworten. »Ich glaube, es ist besser, du lädst Esteban ein. Wenn ihr wollt, überlass ich euch für ein paar Stunden mein Zimmer und geh an den Strand.«
»Sollen wir drüber reden?«
»Nö, ich glaub nicht. Ich will nur Gedanken ordnen und vielleicht meinen Eltern einen Brief schreiben. Auf die alte Art, mit der Hand. Ich wünsch euch viel Spaß, und werft die Kondome weg, ich will keins in meinem Bett finden.«
Der Ernst des Lebens
»Hast du dich gestern Abend geschont?«, wollte Francisca wissen, während sie sich auf dem Weg zum Zentrum die Kutte über den Arm legte. »Oder lieber trainiert?«
»Ich glaube, das kann man nicht trainieren. Es passiert, und man muss es nehmen, wie’s kommt.«
»Das klingt aber arg defätistisch. Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen, oder willst du zurückziehen? Das wäre schade, aber ich würde es akzeptieren.«
»Nein, auf keinen Fall. Wir haben die Entscheidung getroffen, und dazu stehe ich auch. Wenn man vom Stehen spricht, schau her, er hat nur drauf gewartet, dass du den Kittel ausziehst. Darf ich mal probieren, wie’s bei dir drin aussieht.«
»Matschig ist es und heiß. Aber da ist von dem ganze Unterricht am Morgen so viel Schweiß dabei, dass ich davon abraten würde, Nase oder Zunge oder andere Geschmacksnerventräger reinzustecken.«
»Swimmingpool, wie gestern?«
»Lieber gleich richtig, vor dem Mittagessen, nach einer schnellen Dusche. Und dann, wie gesagt...«
Die letzten Stöße, die er zwanzig Minuten später von hinten durch ihre Schamlippen jagte, zogen ihr vollständig den Boden unter den Füßen weg. Ihre Muskeln verwandelten sich in Pudding. Ihr Rachen in ein Megaphon, das den aus dem Magen aufsteigenden Schrei in eine amorphe Tonmasse transformierte. Der dunkelnasse Gang, den sein steinharter Knüppel mit einem Ruck durchstieß, in einen Brei aus brüllender Gier. Die Öffnung, die seinen ins Unendliche nach vorne spritzenden Samen von der lüsternen Eizelle trennte, in...
Nachtrag
An dieser Stelle endet das Manuskript, das mit der Signatur „Isabel 325“ in der nicht öffentlichen Abteilung des Staatsarchivs von La Paz aufbewahrt wird. Es trägt den folgenden Vermerk:
»Streng geheim! Konfisziert am 23. Februar [Jahreszahl unleserlich].
Autor: Carlos Martínez, 58 Jahre, Richter am obersten Verwaltungsgerichtshof. Obstinater ehemaliger Friedensdienstler. Wurde wegen Verunglimpfung der Verfassung von La Paz auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Abteilung der psychiatrischen Landesklinik eingewiesen.
Diagnose: Wahnvorstellungen, die sich in phantastischen Geschichten und Verschwörungstheorien äußern, die er mehreren Zeitungen anbot und die sich auch in dem vorliegenden Machwerk wiederfinden.
Ursache: mutmaßlich die Tatsache, dass er nach eigener Aussage ungerechtfertigter Weise seit zehn Jahren bei den Berufungen zum Verfassungsgericht übergangen wurde.
Gez. Dr. Carolina Real
Leiterin Psychiatrische Landesklinik.«
Kommentare
(AutorIn)
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Habe mir dann überlegt dass man dies auch in unserem Land mal überlegen sollte. Und dann fiel mir Frau Merkel ein.
Nee, doch keine so gute Idee.«
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Ich bin nur gespannt wann diese Geschichte, Ihre Idee, in einer neuen Verschwörungstheorie ihren Widerhall finden wird. Wundern würde es mich nicht wirklich :-)«
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