Die Gitarrenlehrerin
von Jason King
Mit der aufblasbaren Gitarre von meinem Sohn wähnte ich mich an jenem Nachmittag allein zu Hause. Die Gitarren klirrten in den Kopfhörern und ich stand mental mal wieder mit Coldplay auf der Bühne. „X&Y“
Da fegte Angelika an mir vorbei zum Balkon. Schon war ich auf dem Boden der Realitäten zurück.
“Warum lernst Du nicht auch Gitarre spielen?“ fragte sie eigentlich völlig zu Recht. Doch ihre darauf folgende Bemerkung war mal wieder typisch:
“Du hängst sowieso viel zu viel an den Computern herum! Anstatt was Sinnvolles zu tun!“
Also ich fand das schon sinnvoll, was ich an den Computern fabrizierte, dachte ich mir nur so im Stillen.
Drei Wochen später stand ich mit Angelikas Gitarre im Flur der Musikschule und schmulte ängstlich um die Ecke.
“Kommen Sie doch rein!“ lachte eine junge gut aussehende Blondine an, der man sofort ansah, dass sie studierte. „Ich heiße Michelle. Und Du?“
“Jochen!“ stammelte ich und drückte die mir entgegen gestreckte zarte Hand.
“Und Du möchtest Gitarre lernen?“ fragte sie mich freundlich „Irgendwelche Vorkenntnisse? Spielst Du schon ein Instrument? Kannst Du Noten?“
“Fehlanzeige. Ich kann noch nicht mal auf einen Kamm blasen“ brubbelte ich in meinen Bart. Am liebsten wäre ich sofort wieder umgekehrt.
Wenn da nicht ihr durchschaubares Lächeln wäre. Die Wärme in ihren Augen, die ich nicht gleich deuten konnte. Wir waren uns auf den ersten Moment sympathisch. Und irgendwas verband uns. Das war zu spüren.
“Na, da fangen wir mal“ meinte sie, setzte sich auf ihren Schemel, nahm ihre Gitarre und erklärte mir mit zig Fachbegriffen deren Aufbau.
Interessiert hörte ich zu, froh, nicht gleich was vorspielen zu müssen. Außer den Anfang von „Smoke On The Water“ konnte ich nichts…
Aber viel mehr als die Gitarre interessierte ich mich für Michelle. Sie hatte ein niedliches Gesicht. Ihre randlose Brille kleidete sie gut. Ihre Augen waren dezent geschminkt. Dafür hatte ich eine Schwäche.
Auch ihre Kleidung war sehr aufregend. Sie trug einen engen schwarzen Pullover, der ihre Brüste schön betonte. Dazu einen knielangen Rock, der jetzt natürlich höher gerutscht war und den Blick auf ihre Knie freigab.
Diese waren in hautfarbenen Strumpfhosen gehüllt, die mein Herz sofort höher schlagen ließen und mich in eine Fessellust versetzten. Die I- Punkt bildeten ihre hochhackigen Stiefel, die auch bis fast an die Knie reichten.
Michelle entging nicht, dass meine Blicke nicht auf ihrer Gitarre, sondern auf ihren Knien ruhten.
“Ist was?“ fragte sie frech.
“Ich bewundere ihre Beine“ gab ich ungeniert zu. „Die müssen wunderschön sein. Schade, dass man sie nicht ganz sieht“
„Danke“ erwiderte sie verlegen und wurde leicht rot.
Also setzte ich noch einen drauf. Ich hatte ja nichts zu verlieren.
“Am besten wirken hübsche Beine, wenn sie zusammengebunden sind“ Nun war es raus.
Michelle legte die Gitarre beiseite, stand auf und ging zum Fenster. Ich war zu weit gegangen. Jetzt schmeißt sie mich raus, dachte ich so bei mir.
“Entschuldige! Ist mir so nur rausgerutscht“ log ich.
Doch ihr Seufzer deutete darauf hin, dass ich wohl doch nicht zu weit gegangen war. Manchmal musste man das Glück provozieren. Das hatte ich inzwischen gelernt.
“Nein, nein. Schon gut“ flüsterte sie und wischte sich mit einem Tempo was aus dem Gesicht.
Dann ging sie wortlos zur Tür und schloss sie zu. Oha! Nun wurde es aber ernst. Was bedeutet das? Urplötzlich bekam ich weiche Knie.
“Sag bloß, Du stehst auf Fesselspiele?“ fragte ich vorsichtig, um endlich Sicherheit zu bekommen.
Sie nickte unscheinbar und seufzte erneut.
“Weißt Du, wie schwer es ist, jemanden zu finden, der einen fesselt?“ meinte sie traurig.
Oh, doch! Das wusste ich.
“Nanu? Ehrlich?“ fragte ich scheinheilig.
“Und jetzt kommst Du und fällst mit der Tür ins Haus“ erwiderte sie halb vorwurfsvoll, halb sehnsüchtig.
“Ich habe nur gesagt…“ wollte ich mich rausreden.
“Ich habe das schon verstanden“ fiel sie mir ins Wort und schüttete auf einmal ihre Seele bei mir aus. „Jede Beziehung von mir geht daran zu Grunde. Keiner meiner Freunde hat dafür Verständnis. Und wenn ich mal einen dazu bringen kann dass er mich fesselt, dann macht er es nur lieblos. So. dass ich nichts dabei empfinden kann.“
Wieder kullerte eine Träne über ihre Wange.
Warum erzählte sie mir das? Sollte ich jetzt eine im Grunde genommen unglückliche Frau einfach fesseln? Das macht man nicht. Das konnte nicht gut gehen. Ein wenig verunsichert blickte ich auf die Uhr. Die Dreiviertel Stunde war vorbei.
Noch immer Stille im Raum. Michelle weinte noch immer in sich hinein. Sie tat mir unendlich leid.
Die Übungsgeräusche der anderen Musikschüler drangen durch die Wände. Nebenan übte jemand Fagott. Daneben ein Saxophon. Ganz entfernt ein Schlagzeug. Eine grausame Kulisse!
Da klopfte es an der Tür. Wahrscheinlich der nächste Musikschüler.
Schwerfällig stand Michelle auf und öffnete.
„Einen kleinen Moment noch“ rief sie in den Flur.
“Und wir sehen uns nächste Woche?“ meinte sie mit einem Leuchten in ihren Augen.
“Na darauf freue ich mich jetzt aber schon“ meinte ich noch beim Herausgehen…
Die nächste Woche schien gar nicht zu vergehen. Jede freie Minute nutzte ich, um meine Notenkenntnisse aufzufrischen. Hoch motiviert zupfte ich zu Hause an der Gitarre herum. Hatte mir sogar ein automatisches Stimmgerät besorgt.
Und das alles nur, um Michelle beim nächsten Mal zu imponieren.
Dann stand ich wieder in der Tür zu unserem Unterrichtsraum. Vorausschauend hatte ich diesmal ein paar Seile in der Instrumentasche verstaut. Als ob sie es ahnte, kam mir Michelle gleich entgegen und strahlte:
“Toll, dass Du gekommen bist“
“Wieso nicht?“ fragte ich verstört, während sie die Tür von innen abschloss.
“Ich hatte schon Angst, ich habe Dich das letzte Mal mit meinem Moralischen gelangweilt.“
“Mit Nichten!“ protestierte ich. Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken. Vielleicht ergab sich ja schon heute, die Gelegenheit, sie fesseln zu können.
Sie wirkte auf mich wesentlich lockerer als vor eine Woche. Auch hatte sie diesmal einen bedeutend kürzeren Rock an.
“Na? Habe ich nun hübsche Beine?“ fragte sie mich neugierig, nachdem sie meine anerkennenden Blick spürte.
*Keine Frage! Wunderschön“ meinte ich ehrlich. Auch ihre schwarzen Pumps mit den schmalen Fesselriemchen gefielen mir, denn sie betonten die Schönheit ihrer Beine erst Recht. Überhaupt wirkten Schuhe auf mich wie eine Visitenkarte. Sie sagten mehr aus als manche denken.
Und wenn eine Frau Schuhe trug, die mir nicht zusagten, kam ich in der Regel auch nicht mit ihr aus. Das war echt so.
Nachdem ich mit meinem aufgefrischten Notenkenntnissen glänzte, zeigte sie mir die ersten einfachen Griffe.
Doch so richtig bei der Sache war ich nicht. Ständig quälte mich der Gedanke, was sich heute wohl abspielen könnte.
Im Nu war die Dreiviertel Stunde überschritten. Doch es klopfte keiner an die Tür.
“Kommt heute keiner mehr nach mir?“ fragte ich überrascht.
“Nein!“ lächelte sie verschmitzt. „Warum sollte denn? Ich dachte…“ verlegen blickte sie zur Seite. Es wa
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Kommentare
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Hoffentlich gibts davon keine Fortsetzung.«
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Adlerswald
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