Die Lerngruppe

von FranzHose

Da stand ich, Biologiestudentin im dritten Semester, nun vor der Tür dieses Seminarraumes in der medizinischen Fakultät der Universität und wartete.

Meine Schwester hatte mich geradezu gedrängt, zu diesem Treffen zu gehen. Sie war mehrmals in der Woche unregelmäßig an den Abenden in der Uni gewesen und hatte dort in einer Art Club gelernt. So genau hatte sie das nie gesagt, aber aus zufällig gehörten Gesprächsfetzen am Telefon hatte ich diesen Schluss gezogen.

Und letzte Woche, unmittelbar nachdem sie das Ergebnis ihrer letzten Prüfung und damit die Gewissheit ihres erfolgreichen Studiumsabschlusses erhalten hatte, hatte sie zu mir gesagt:

"Annika, ich hab einen Termin für dich in meiner Arbeitsgruppe. Du solltest da unbedingt hingehen!"

Das Wort 'Arbeitsgruppe' sagte sie mit einem mir zunächst nicht definierbaren Grinsen und ich hatte weiß Gott genug mit meinen bisherigen Lernaktivitäten zu tun. Ich hatte versucht abzuwehren, doch sie hatte mich in einem bei ihr selten ernsten und eindringlichen Tonfall beschworen, hinzugehen.

Ich hatte schließlich zugestimmt und versuchte dann herauszubekommen, um was es genau ging, doch sie lächelte nur verschmitzt und sagte, dass ich, wenn ich akzeptiert werden würde, mehr lernen könnte als in meinen Seminaren und Vorlesungen.

Jetzt, vor dieser Tür war ich dann doch ziemlich neugierig. Mit mir waren noch drei andere Studenten, zweimal männlich, einmal weiblich, erschienen. Zweifellos zum gleichen Termin. Verstohlen musterten wir uns unbekannterweise gegenseitig, keiner sagte etwas.

Punkt achtzehn Uhr (alle waren natürlich früher dagewesen) wurde die Tür zum Hörsaal von innen aufgeschlossen, eine Studentin öffnete, bat uns herein und verriegelte die Tür hinter uns wieder. Der Raum lag im Inneren des großen Gebäudes, hatte keine Fenster und war von den typischen kalten Neonröhren erleuchtet.

Vorne waren zwei Tische nebeneinander gestellt worden. Die Studentin die die Tür geöffnet und wieder verschlossen hatte, setzte sich zu dem Studenten der dort schon saß.

Wir standen nun ein wenig nervös im Gang zwischen den Tischen und wurden dann aufgefordert, in der ersten Reihe nebeneinander Platz zu nehmen. Die Studentin stellte sich als Sonja, ihr junge Mann neben ihr als Stefan vor.

Er war mit seinen dunklen Haaren genau mein Typ. Sonja hatte halblange blonde Haare, ein paar Sommersprossen auf der Nase und war an den richtigen Stellen wohlgerundet.

Ich selber sah mich nicht unbedingt als unattraktiv und auch auf die anderen drei 'Kandidaten' neben mir passten in dieses Schema.

Dann sagte Stefan, dass wir empfohlen wurden und vorausgewählt worden seien.

War das hier ein Casting? Ich spielte kurz mit dem Gedanken eine entsprechende Frage einzuwerfen, auf den Mund war ich nicht gefallen, ließ es aber dann. Vielleicht sollte ich nicht sofort negativ auffallen bei dem, worum es hier auch immer ging.

Wir sollten uns nun mit so vielen Worten wie wir wollten selbst vorstellen.

Neben mir saßen, wie ich erfuhr, Esther, Sven und Oliver, die wie ich auch noch am Anfang ihres Studiums standen.

Nachdem wir eine Weile von uns erzählt hatten, sagte Stefan, dass wir in der nächsten Zeit diverse Abende miteinander verbringen würden, um uns kennen zu lernen.

Jetzt konnte ich mich dann doch nicht mehr zurückhalten und fragte halblaut: "Ist das hier ein Geheimbund mit Aufnahmeprüfung?"

Stefan meinte mit einem Lächeln: "Wenn du beim nächsten Treffen hier noch dabei bist, wirst du es verstehen."

"Beim nächsten Treffen noch dabei? Es werden also nicht alle 'aufgenommen'?", fragte ich forsch zurück.

Er zwinkerte mir nur zu und verabschiedete uns.

In den besagten nächsten beiden Wochen gab es an fast jedem Abend eine Verabredung für irgendwelche Aktivitäten. Bowling, Kino, Restaurant, Wanderung.

Wir hatten alle eine Menge Spaß und lernten uns näher kennen, auch wenn Esther ziemlich schnell absprang, weil sie meinte, dass ihr das alles so ohne erkennbares Ziel ein wenig zu mysteriös sein und sie die Zeit für das Studium brauchte.

Die Sache mit der Zeit war für mich auch bedenklich, denn mein Schlafbedürfnis war ausgeprägt und litt erheblich. Aber ich wollte auch wissen, wohin das jetzt noch führte.

Einmal meinte Stefan lächelnd zu mir, ich müsste ja nach Esthers Ausscheiden keine Sorgen mehr haben und wäre quasi schon aufgenommen. In was aufgenommen, wollte er nicht sagen. Langsam konnte ich meine Neugier nicht mehr im Zaum halten und versuchte den beiden hier und da etwas zu entlocken, doch sie verrieten nichts.

Als die zwei Wochen um waren, traf ich vor der Tür des wieder verschlossenen Hörsaales nur noch auf Sven. Oliver war wohl ausgeschieden.

Wieder wurden wir eingelassen, diesmal gab es allerdings nur einen Tisch mit vier Stühlen ringsum.

Nachdem alle saßen, sagte Sonja:

"Schön, dass ihr beide nach so viel Geheimniskrämerei trotzdem wieder erschienen seid. Bei dir, Annika, war die Wahl ohne Konkurrenz nicht schwer, bei Sven hatten wir einfach das Gefühl, dass er besser zu uns passen würde als Oliver. Ihr fragt euch sicherlich, was das alles hier wird, dazu gleich mehr.

Zunächst zwei Regeln die unbedingt und immer zu beachten sind:

1. Alles ist freiwillig. Jeder kann jederzeit gehen. Niemand muss Dinge tun, die er nicht möchte.

2. Was in diesem Kreis passiert, darf diesen Kreis nicht verlassen. Sicherlich habt ihr eure Fürsprecher, eure Geschwister, ausgefragt. Und hoffentlich nichts erfahren."

Sonja lächelte verschmitzt.

In der Tat hatte ich meine Schwester in den letzten beiden Wochen bestürmt, mir doch endlich etwas zu verraten. Doch sie hatte nichts gesagt sondern nur gegrinst.

Jetzt übernahm Stefan.

"Wir sind eine kleine Gesellschaft, die sich der Ausbildung von Studenten widmet. Der Ausbildung von ausgewählten Studenten in einem speziellen Bereich."

Sven rollte theatralisch mit den Augen.

"Oje, ich hab doch mit meinen Vorlesungen schon genug Zeug zu lernen."

"Keine Sorge", meinte Stefan, "du wirst hier nicht merken, dass du was lernst. Und es macht Spaß."

"Ja, worum geht's denn nun?" platze ich heraus.

"Sex."

Stille. Das Wort, von Sonja gesagt, stand im Raum und mir entglitten ein wenig die Gesichtszüge. Sven erging es ganz ähnlich.

"W...was?", stammelte er.

Ich dachte zunächst, gleich würden ein paar Witzbolde irgendwo raus springen und 'Versteckte Kamera' oder dergleichen rufen, aber nichts passierte.

"Wie jetzt...?", fragte ich.

"An dieser Stelle möchte ich noch mal auf die Freiwilligkeitsregel hinweisen", meinte Sonja.

"Ihr dürft jederzeit gehen. Keine Verpflichtungen."

Ich schaute kurz zu Sven rüber. Seine Augen glitzerten erwartungsvoll. Sicher würde er alles andere tun, als jetzt zu verschwinden. Genau wie ich. Ich hatte momentan sowieso keinen Freund und bisher schon so einiges ausprobiert.

"Ich sehe schon", sagte Stefan, "ihr seid dabei."

Ich nickte, inzwischen von einer unbändigen Neugier erfüllt und der bloßen Erwähnung von Sex schon ein bisschen geil geworden. Mein letztes Mal war schon eine kleine Ewigkeit her.

Dann erzählte Sonja, dass es die Gruppe schon sehr lange gäbe, und dass sie immer aus vier Mitgliedern (zwei männlich, zwei weiblich) bestünde. Die Mitgliedschaft war mit Verlassen der Universität beendet, dann konnten durch den oder die Ausscheidende(n) zwei potentielle Nachfolger benannt werden. Das Auswahlverfahren hatten wir ja erlebt.

"Und jetzt zum Wichtigsten. Es geht hier darum, Spaß zu haben. Das Studium ist hart genug", sagte Sonja.

"Allerdings geht's bei uns generell auch hart zu", warf Stefan ein. "So ein bisschen was hartes zum rechten Zeitpunkt..."

Er ließ den Satz offen und grinste. Ich spürte, dass ich zwischen den Beinen schon ziemlich feucht war und hätte am liebsten jetzt hier auf dem Tisch...

"Aber um es jetzt noch mal ganz klar zu sagen: Hier wird gefickt. Und zwar so wie wir, und jetzt auch ihr, wollen. Erlaubt ist, was gefällt. Wir wollen einfach nur Spaß haben."

"Aber", übernahm Sonja, "wir spielen hier kein russisches

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