Die Liebe
von perdimado
Warum ich diesen Text geschrieben habe, weiß ich nicht genau. Normal bewege ich mich ja im Bereich Erniedrigung und Masochismus, wobei mich Schmutz sexuell erregt. Hier ist es ganz anders, trotzdem musste ich einfach meine Gedanken aufschreiben. Nun weiß ich allerdings nicht genau, in welcher Kategorie ich ihn einsortieren soll.
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Das Ende
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Plötzlich war alles vorbei, von jetzt auf gleich waren alle Signale verstummt, die Spannungen verblichen, einfach keine Gefühle mehr da. Dafür bemerkte ich nun das Knistern zwischen Simone und Carsten, also meiner aller, aller besten Freundin und meinem über alles geliebten Verlobten.
Vielleicht sollte ich erst einmal erklären, wie meine Beziehung zu den beiden war und welche Spannungen ich meine.
Simone kenne ich schon seit dem Kindergarten, oder schon davor. Seit je her hingen wir zusammen, waren ein Herz und eine Seele. Unsere Ideen waren gleich, unsere Handlungen waren gleich. Nichts und niemand konnte sich zwischen uns stellen. Eine bessere Freundin kann ich mir nicht vorstellen, will ich mir auch nicht vorstellen, sie war einfach perfekt. Immer wenn ich in ihrer Nähe war, mit ihr redete, oder auch nur an sie dachte, fühlte ich eine innere Verbindung, so als wären unsere Seelen miteinander vereint. In den letzten beiden Jahren hatten wir uns nicht mehr gesehen, denn Simone war beruflich in die Staaten gezogen. Trotz allem hat sich die Verbindung zwischen uns nie getrennt, nie, wirklich nie.
In diesen letzten beiden Jahren habe ich Carsten kennengelernt. Das war Liebe auf den ersten Blick, beidseitig. Alles passte zwischen uns, geistig, emotional und ja, sogar beim Sex. Unsere Liebe war so fest, wir haben uns verlobt, wollten sogar heiraten. Seit ich ihn das erste Mal sah, haben wir eine innige Verbindung zueinander aufgebaut. Anders wie zu Simone, aber genauso fest und herzlich. Perfekt, einen besseren Mann werde ich nie wieder finden.
Nun war Simone zu mir gereist, um Carsten noch vor meinen Hochzeitsvorbereitungen kennenzulernen. Sie war schon morgens gelandet und wir verbrachten einen wundervollen Vormittag. Bevor Carsten zu mir nach Hause kam, wollte sie sich noch frisch machen. Als Carsten eintraf, wurde ich wie immer herzlich von ihm begrüßt. Alles war doch perfekt.
Doch jetzt, kaum hatte Simone das Zimmer betreten, direkt als sie Carsten das erste Mal gesehen hatte und Carsten das erste Mal Simone gesehen hatte, war meine Seele tot. Die beiden hatten noch nicht einmal ein Wort miteinander gesprochen oder gar ihre Hände berührt. Von in Arm nehmen ganz zu schweigen. Sie hatten sich nur angesehen und schon wurde es eiskalt in meinem Herzen.
BITTER – BITTER – BÖSE – KALT.
Dafür sah es bei ihnen anders aus. Ihre Augen leuchteten auf und zurück blieb ein Strahlen, vielleicht auch ein sehnsüchtiger Blick. Zu mir sahen sie auch, aber das war eher ein bemitleidender Blick. Nicht böse gemeint, nur tiefstes Bedauern.
Dabei hatte ich das Gefühl, sie hätten sich gegenpolig aufgeladen, als wären sie an einen Bandgeneratoren angeschlossen. Es fehlte nur noch, dass ihre Haare weit voneinander abstanden. Dafür schlugen aber die Blitze zwischen ihnen hin und her. Ich meine hier die emotionalen Blitze, die Gefühle, die sie füreinander aufbauten, das Knistern zwischen ihnen, das niemand mehr aufhalten konnte.
Ich hatte sie verloren, meine allerbeste Freundin und meinen liebsten Verlobten.
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Es ließ sich nicht mehr aufhalten
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Ich hatte bereits verloren, jetzt konnte ich nur noch mein Gesicht wahren.
„Das ist mein Verlobter“, stellte ich Carsten vor und zu ihm erklärte ich: „Das ist meine beste Freundin.“ Sie nahmen sich zur Begrüßung in den Arm und an der Art, wie sie sich drückten, sah ich, dass sie spätestens jetzt ihre Gefühle füreinander bemerkten.
Wir setzten uns und sie redeten miteinander.
SIE redeten miteinander, ich saß nur noch bei ihnen.
Schnell waren sie bei ihren Gesprächen in Themen, denen ich nicht mehr folgen konnte. Hey, ich habe auch mein Abitur bestanden, sogar mit glänzenden Noten, aber sie sprachen über Dinge, die ich nicht verstand.
Zwischendurch lachten sie in ihrem Gespräch, über das Thema, nicht über mich.
Vielleicht wäre es leichter, wenn sie über mich gelacht hätten.
Dabei wurde ich nur immer stiller, immer leiser, wie Lea es in ihrem Lied so schön besingt.
Später am Abend, als ich gefühlt schon zwei Stunden keinen Ton gesagt hatte, wollte Carsten nach Hause. Klar, er konnte ja jetzt nicht mehr mit mir ins Bett gehen. Jetzt, da er seine neue große Liebe kennengelernt hatte. Dabei meine ich jetzt noch nicht einmal „ins Bett gehen“, um Sex zu haben. Ich dachte hier nur an kuscheln, einander lieb in den Armen halten.
Kurz, nachdem Carsten die Wohnung verließ, zog sich Simone ebenso zurück. Darauf bin ich auch ins Bett gegangen. Statt sofort einzuschlafen, habe ich einsam geweint, bis mir die Augen zufielen.
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Überlegungen und Entschluss
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Aufgewacht bin ich durch das Morgengezwitscher der Vögel, und als ich wie gerädert auf meinen Wecker blickte, sah ich eine Vier und eine Zwanzig. Weiterschlafen konnte ich nicht, aber ich hatte Zeit zum Nachdenken, jedenfalls bis Simone aufstehen würde.
Anfangs ging es darum, ob ich nur eifersüchtig war, vielleicht sogar grundlos eifersüchtig. Bei dem Ergebnis war ich mir hundertprozentig sicher, nein tausendprozentig. Es war keine Eifersucht in mir, also konnte es auch keine grundlose Eifersucht sein.
Eindeutig fühlte ich mich nur verlassen, zweifach verlassen, ohne dass ich ihnen böse war.
Gefühle füreinander kann man nicht erzwingen, die sind einfach da, oder einfach nicht da. Wohl kann man sie langsam aufbauen, durch stetiges Vertrauen und füreinander da sein. Genauso kann man diese Gefühle bewusst zerstören, durch Verrat, Missachtung oder Hintergehen.
Das hatten sie alles nicht gemacht, will ich ihnen nicht vorwerfen, werde ich ihnen auch nicht vorwerfen. Im Grunde hatten sie nichts falsch gemacht, gar nichts, es war einfach passiert, niemand hätte es verhindern können.
Zweifel kam in mir auf, wenn Carsten so auf Simone reagiert, unbewusst reagiert, meine ich, wie sicher wäre dann eine Ehe mit ihm. Jederzeit könnte eine andere Simone auftauchen, also nicht meine Simone, oder eine Ute, Susanne, Petra oder Paula. Der Name Pauline gefiel ihm besonders gut. Wie sicher war eine Ehe mit Carsten, wenn er schon bei Simone seine Antennen anders ausrichtete?
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Klartext reden
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Als ich Simone ins Bad gehen hörte, huschte ich in die Küche und setzte Kaffee auf. Es dauerte eine Weile, bis sie gestylt in die Küche kam und mich strubbelig auf der Eckbank kauernd fand, in meinem ausgeleierten Frotteestreifenschlafanzug und mit eiskalten, nackten Füßen.
Erst runzelte sie die Stirn und ihre Gestik zeigte mir, dass sie von meinem schludrigen Aussehen nicht begeistert war. „Was ist los mit dir?“, kam gleich vorwurfsvoll, dann sah sie aber genauer hin: „Sag mal, hast du geweint?“ Zwar versuchte ich die Tränen zu unterdrücken, aber sie liefen, ich konnte es nicht verhindern.
Sofort nahm mich Simone in den Arm und fragte besorgt: „Was ist denn los, Schätzchen.“ Dabei zeigten mir meine angeschlagenen Sensoren mehr als deutlich ihre Emotionen. Da war nichts mehr von unserer Freundschaft zu spüren, von ihr kam nur noch Mitleid. Mitleid, so wie man bei einem Fremden reagiert, wenn dieser einen Schicksalsschlag eingesteckt hatte. Obwohl es guttat, von Simone in den Arm genommen zu werden, so konnte es mich doch nicht trösten und ohne es zu wollen, heulte ich lauf auf. „Sage doch, was los ist“, versuchte Simone es erneut und mir rutsche raus: „Du und Carsten!“
Darauf hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen, doch nun war es raus. Simone sprang entsetzt auf, wich einem Meter zurück und verteidigte sich selbstbewusst: „Ich habe doch gar nichts mit ihm gemacht!“ „Wie ihr euch angesehen habt“, konnte ich jetzt nur noch begründen, da ich mir selber meinen Deckmantel entrissen hatte. „Wie ihr euch begrüßt habt. Wie ihr euch umarmt habt. Wie ihr miteinander geredet habt. Wie ihr zusammen gelacht habt. Ja sogar, wie ihr euch für die Nacht verabschiedet habt.“
Jetzt lachte Simone, vielleicht lachte sie mich sogar aus: „Jetzt sage nicht, du bist eifersüchtig?“ Sie blickte mir tief in die Augen, schmunzelte, wurde darauf ernst und urteilte: „Du bist wirklich eifersüchtig.“ „Nein das bin ich nicht“, kam ein wenig Stolz in mir zurück. „Darüber habe ich heute Nacht viel nachgedacht. Definitiv ist es keine Eifersucht. Ich habe nur festgestellt, dass ihr viel, viel besser zusammenpasst, wie ich zu Carsten passen würde. Und ihr habt es beide gefühlt, diesen einen Kick, der aus zwei Menschen ein Paar macht.“
„Verrückt, aus meiner Sicht bist du eifersüchtig“, reagierte Simone pikiert, „und ich will nicht zwischen dir und Carsten stehen. Heute Nachmittag geht ein Flieger, den werde ich nehmen und du hast deinen Carsten wieder für dich alleine.“
„Das würde nichts mehr bringen“, versuchte ich sie traurig aufzuhalten, „damit würde alles noch unnützer sein, besser gesagt unnötig, ach ich finde gerade keinen passenden Begriff. Die Liebe von Carsten habe ich bereits verloren, die kann man nicht zurückholen. Selbst wenn du jetzt gehst, werde ich nicht mehr mit Carsten zusammenkommen. Das wäre eine aufgewärmte Liebe, nicht mehr das, was es einmal war. Bei der nächsten Gelegenheit wird er eine andere Liebe finden.“
„Alles Quatsch“, wiegelte Simone ab und ich bot ihr etwas an, was ihr die Füße wegriss: „Bei dir sieht es anders aus, wenn du ihn lässt, könntet ihr beide miteinander glücklich werden. Wegen mir braucht ihr euch nicht zurückhalten, von mir aus dürft ihr gerne zusammenkommen, und wenn ihr glücklich seid, wird meine Trauer nicht ganz so sinnlos sein.“
Fassungslos blickte Simone mich an, sie glaubte mir immer noch nicht, deswegen forderte sie mich auf: „Sage Carsten Bescheid, er soll herkommen.“ Gleich schnappte ich mein Handy und schrieb ihm eine Nachricht: „Kannst du zu mir kommen, es ist wichtig!“
Wenig später kam schon seine Antwort. „Du weiß doch, dass ich arbeite. Da kann ich nicht einfach abhauen. Wir können später miteinander reden.“ In meiner Einstellung bestätigt, reichte ich mein Handy weiter, und nachdem Simone kopfschüttelnd gelesen hatte, drückte sie den Hörer. „Hier ist Simone“, hörte ich nur und: „Ja, wir warten solange.“
Nachdenkend reichte sie mir das Handy zurück: „Wieso hat er bei dir abgelehnt und bei mir freudig zugesagt, obwohl ich ihn noch gar nicht gefragt hatte?“ Beruhigt registrierte ich Simones Verwirrung und setzte den ersten Stein von der Mauer, mit der ich zukünftig mein Herz schützen wollte. Den zweiten Stein gab mir Carsten in die Hand, als er Simone zur Begrüßung in den Arm nahm und mir nur einen Kuss andeutete.
Simone klärte ihn auf und Carsten stritt alles ab. Dabei traute er sich allerdings nicht, mir ins Gesicht zu blicken. Für mich gab es keinen Zweifel mehr, also zog ich meinen Verlobungsring ab. Einen Dienst konnte ich ihm noch geben, darum gab ich noch auch die Erlaubnis, mit meiner Freundin zusammenzukommen.
Ehe er antworten konnte, verließ ich den Raum und schlich mich aus meiner eigenen Wohnung. Erst spät abends kehrte ich zurück und schlich mich in mein Bett. Ich kann noch nicht einmal sagen, was ich an dem ganzen Tag gemacht hatte. Morgens hörte ich, wie die Wohnungstür zufiel und später gestand mir Simone, dass sich die Beiden gefunden hatten.
In den nächsten Tagen habe ich die Beiden nicht oft gesehen. Eh, ich meine Simone, Carsten habe ich gar nicht mehr gesehen. Zwei Wochen später berichtete mir Simone, dass Carsten einen Job in Boston angenommen hatte und sie zusammen rüber fliegen würden. Am Tag der Abreise habe ich Simone zu Carsten gebracht, von wo sie mit dem Taxi abgeholt wurden.
Gefühle hatte ich keine mehr, dafür trug ich aber sehr warme Sachen, obwohl wir Sommer hatten.
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Der Anfang
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Winkend blickte ich ihnen nach, wie sie mit dem Taxi die Straße runterfuhren. Sie fuhren in ihr Glück, da war ich mir sicher. Einen Groll hegte ich immer noch nicht gegen sie, sie waren immer noch meine beste Freundin und der Mann, den ich einmal heiraten wollte. Ja, jetzt nicht mehr, denn er wird einmal Simone heiraten.
Plötzlich fühlte ich etwas, was sich von hinten über mich schob. Etwas Warmes, was mich einhüllte, mich umschloss. Es war etwas, was mir zeigte, dass meine Empfindungen doch nicht verkümmert waren, dass ich noch Hoffnungen hatte.
Von hinten näherte sich jemand und legte seine Arme um meinen Körper. Sofort lehnte ich mich an, wich nicht ängstlich zurück. Warum sollte ich auch, seine Aura hatte mir bereits gezeigt, dass er für mich da war.
Seine Hände fühlten sich weich und zart an, als ich sie ergriff und fester um mich zog. Halte mich fest, halte mich ganz doll fest. Seine Arme spannten sich an, drückten mich stärker, fast als wolle er meinen Körper in sich drücken.
„Meinst du, ich könnte deine Freundin werden?“, flüsterte mir eine sanfte Stimme in mein Ohr, „ich hätte dich gerne als meine beste Freundin.“ Noch ehe ich zustimmen konnte, ergänzte sie: „Ich habe Angst, dass du jetzt gehst und ich dich nie wiedersehe.“ Wieder ließ sie mich nicht antworten, doch ich schmiegte mich tiefer in ihre Umarmung. „Halte mich bitte nicht für verrückt, aber seit Carsten dich uns vorgestellt hatte, fühle ich mich zu dir hingezogen. Irgendetwas ist zwischen uns und ich kann es ganz deutlich fühlen.“
„Ich kann es auch fühlen“, wisperte ich zu Carstens Schwester, „aber da ist noch mehr.“ Darauf schob sie ihre Hände unter meine Jacke, legte sie auf meinem Bauch. „Könntest du dir vorstellen, auch meine Liebste zu werden“, fragte sie weinerlich, „oder würdest du mich als Lesbe wegstoßen?“
Darauf konnte ich mich nur in ihren Armen drehen und meinerseits die Hände unter ihre dünne Bluse schieben. Meine Stirn an ihre gedrückt wisperte ich:
„Haben sich unsere Herzen nicht bereits entschieden?“
Lisa, im Sommer zweitausendzwanzig.
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©perdimado2020
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PS: Wenn ich mir den Text so durchlese, bin ich mir doch meiner Linie treu geblieben. Auch wenn ich keinen körperlichen Schmerz eingebaut habe, ist der seelische Schmerz weitaus schlimmer, als mir jemals körperlich zugefügt wurde. Dennoch werde ich die Story in der Rubrik Softsex einstellen und überlasse es dem Einleser, sie ggf. nach BDSM zu verschieben.
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