Die Lust im Tunnel
von Carl Klages
Zusammengekauert hockt sie im dunklen Tunnel. Sie hat sich abgekoppelt von der
strahlenden Frau mit dem begehrenswerten Körper– sie ist ihr schon lange entflohen.
Vor Jahren, vor vielen Jahren gehörte sie noch zu ihr. Lebendig lebte sie in ihr und sie war ein Bestandteil ihrer Liebe. Sie, die Lust, bewegte ihren Körper als Sprache ihrer Liebe. Munter unternahm sie alles, um seine Lust zu entfachen, wodurch sie selbst ihren Genuß daran steigerte. Mund und Hände streichelten und umfassten alles, was das Auge begehrte, suchten nach mehr bis die Lust ihre Grenze fast am Schmerz fand. Die Lust drängte das Denken an den Rand und beförderte mit sich den Rausch des Aktes. Der Höhepunkt löscht das Denken und das Gedächtnis für einen langen Moment und tauscht sie gegen das Gefühl einer tiefen Befreiung.
Auf ihrer hellen Lust liegt ein Schatten. Ihre Lust spielt mit seinem Begehren, das
dem begehrenswerten Mann gehört. Begehrenswert für viele Frauen. Sein Spiel
mit den anderen Frauen nährt ihre Lust. Der Sieg im Spiel ist der Strom ihrer
Energie. Die Lust auf den begehrenswerten Mann ist besser.
Sie findet ihn – lebt mit ihm und die Lust bleibt. Bis zu diesem Tag –
der Tag, der das Geheimnis öffnet, von dem alle wußten, geschehen ein Jahr zuvor vor
vielen Jahren. Als sie schlafen ging und er noch nicht. Als ihre Lust das Spiel verlor, weil er nebenan mit ihrer kleinen Schwester schlief, die auch Lust hatte. Sie verlor das
Spiel gleich zweimal, nämlich als sie das Spiel verlor und als sie nach einem Jahr hörte,
daß sie das Spiel verloren hatte. Das Haus ihrer Beziehung hatte nur noch eine Fassade,
der Rest war entkernt – seit einem Jahr, unbewohnbar geworden ohne, daß sie es
gemerkt hatte. Eine unfaßbare Wut lähmte daraufhin für Tage die Züge ihres
Gesichts, das sie gerade verloren hatte. Ihr Seele packte ihre Lust erst beim Schopf
und dann in eine dunkle, dicke Decke, so daß ihre Lust das Licht nicht mehr sehen
und nichts mehr hören sollte.
Das Haus ihrer Beziehung war das erste Stabile nach Jahren ihrer zerrissenen Familien-
bleibe gewesen. Doch sein Fundament war auf dem Schatten gebaut, der auf ihrer
Lust lag. So war das Fundament aufgebrochen, das Innere des Hauses eingebrochen
und die Fassade stehengeblieben. Ihr Blick auf die Trümmer ihrer Familienbleibe
und auf die Trümmer ihres Hauses war hart und durchdringend.
Ihre verzweifelte Seele hielt die Lust in ihrer Decke versteckt. Wenn immer ein Mann
sie begehrend auch nur ansah, hätte sie schreien, ihn verprügeln mögen. Als sie viel
später mit einem Mann schlief, weinte sie danach verzweifelt. Die weiche, dicke und
dunkle Decke, in der ihre Lust verborgen war, war verfestigt zu Beton. Damit die Lust
kein Licht mehr sehen konnte und nichts mehr hören sollte, war der Beton lang
um die Lust herumgezogen – ein dunkler, tiefliegender Tunnel.
Wenn ihr Körper gelegentlich den Aufstand probt, hat ihre Seele ein Einsehen.
Eine begehrenswerte Lust sucht Ihresgleichen. Ihre Seele spendiert ihrem Körper
das Spiel, das er kennt, doch die Lust bleibt in ihrem Verlies. Die Lust hört gedämpft,
was vor sich geht, sie will hinaus und mitspielen, so richtig spielen, doch sie kommt nicht aus dem Verlies, die Seele ist immer stärker.
Der begehrenswerten Lust fehlt das Pendant. So macht das Spiel keinen Spaß. Keine
strahlende Frau mehr, die das Wrack ihres Familienhauses als Geheimnis bewahren konnte,
weil die Lust Lebensfreude spendete. Das Spiel ihrer Lust ist am Ende,
denn die Lust sitzt im Tunnel. So vergehen die Jahre – so ungefähr zehn.
Die Seele wird ungeduldig – wie lange soll sie die Lust in Schach halten ?
Wie lange dieses Hin und Her – mal der Begehrenswerte, mal jener Begehrenswerte ?
Eines Tages beschließt die Seele selbst tätig zu werden. Der Körper hatte begonnen, sie zu
bekämpfen. Die Lust war sporadisch aktiv geworden und aus dem Tunnel geflohen.
In einem Urlaub hatte sie von der strahlenden Frau Besitz ergriffen und ihr Handwerk gut
ausgeübt. Die Seele hatte schwer mit dem Körper wegen der Abtreibung zu kämpfen. Über all dies war die Seele selbst angegriffen, grüblerisch und in sich versunken und schädigte das Gedächtnis im Geist. Das Strahlen der Frau ist nur noch Fassade, das Abbild des eingestürzten Hauses.
Sie trifft auf einen Mann, der sich sofort und unsterblich in sie verliebt – ein
lustvoller Mann und gleichzeitig ein Mann, für den das Wort zählt, zuverlässig, keine Spiele.
Die Seele ist glücklich. Sie entläßt die Lust aus ihrem Verlies. Die Lust schäumt über vor
Freude, nach Jahren der Knechtung die Befreiung. Die Seele spornt die Lust an – mach mehr, mach mehr ! Die Lust -etwas aus der Übung- gibt, was sie kann, sie trifft auf seine Lust, aber irgendwas ist anders. Sein Begehren ist begeistert von ihrer Lust.
Dennoch dann endlich – die Seele lobt die Lust -endlich ein stabiles Haus. Die Lust –befreit aus dem Tunnel und höchst erfreut- erinnert sich daran, daß das bei all´
dem Tollen, das sie erfahren hat, das Beste eigentlich das Begehren Anderer war,
das sie antreibt. Die Seele zürnt. Sie wirft der Lust vor, mit diesem Spiel seit Jahren
Schaden bereitet zu haben. Weil das stimmt, zieht sich die Lust alsbald schmollend in ihren Tunnel zurück. Das stabile Haus interessiert sie nicht, sie giert nach dem Begehren Anderer, sie sehnt sich nach dem Spiel, daß er von Anderen begehrt wird.
Die Lust wendet sich von dem Mann ab. Stattdessen spendiert sie der Seele nächtens
Träume und spielt der Seele Filme unbändiger Lust vor.
Seine Lust nörgelt und drängelt. Ihre Seele hat der Frau das Strahlen zurückgegeben, aber die Frau kann ohne die Stimme der Lust nicht antworten.
Lust und Seele sind verzweifelt: das Begehren Anderer gehört nicht mehr zum
Spiel, aber ohne das Begehren Anderer gibt es kein Spiel.
Ein neuer Tag.
„Nein, ich bin zu müde, einfach platt“, hatte sie gesagt. Nein, ich habe nicht gedrängelt, ich habe nichts mehr gesagt. Als sie, die strahlende Frau mit dem begehrenswerten Körper, noch gefangen war im Morast ihrer grübelnden Gedanken hatte ich es mir abgewöhnt. Ich bin scheinbar fröhlich zur Tagesordnung übergegangen, nehmen wir ein anderes Thema.
Doch die Gedanken bohren in mir. „Wenn Du nicht drängst, wird von selbst mehr,
glaub mir !“ Ich glaube ihr. Ich sehe jeden Tag ihre Augen, die so empfindsam aussehen,
wenn sie nicht ihren harten Ausdruck annehmen. Ich sehe ihre Lippen, weich und voll.
Sie ist so, wie ich eine Frau begehre. Ihre Beine in ihrer Jeans sind schlank, mit diesem kleinen Bogen auf der Innenseite der Schenkel, so daß gerade noch eine Hand hindurchpaßt.
Ihre Figur ist typisch der einer Motorradbraut, eher klein, mit kleinem Arsch und eher
untypisch aber willkommen ihr großer Busen, sie hat eine riesige blonden Mähne, die ein schmales Gesicht umspielt, das nicht typisch schön ist, aber sagt: „hey ich bin ein Charakter“.
Sie ist nicht die Bildung, obwohl sie intelligent ist. Sie lebt jetzt und hier – das Vorher und das Nachher, die Politik, die Philosophie interessieren sie nicht.
Als ich sie kennenlernte in ihrem Job glaubte ich die Frau für das Kleine Schwarze und die Jeans vor mir zu haben. Das war sie immer, solange sie ihren Job hatte. Im Job geschminkt und etwas eleganter, zuhause mit Jeans und Shirt. So lernte ich sie kennen, ein halbes Jahr lang. Als sie zu mir zog und ihren Job erleichtert aufgab, war sie nur noch die Frau in Jeans und ungeschminkt. Das war mir neu. Zuziehende können überraschen.
Dieses halbe Jahr war auch die Zeit des Verliebtseins, des Übereinander-Herfallens,
als ihre Lust noch verschmitzt lächelnd um die Ecke kam und dafür sorgte, daß ihr Mund
wilde, tiefe Küsse verströmen ließ, ihr Becken sich gegen meines drängte, damit sie meinen Schwanz durch die Jeans hindurch spüren konnte, sie mir die Jeans herunterrieß und den Slip gleich mit, ihre Hand meinen Schwanz nahm und ihre Zunge mit ihm spielte und laut stöhnte, wenn meine Zunge feucht, nein Nass auf Nass in sie drang. Als sie zu mir zog war Schluß damit.
Sie ist die Frau für das Land, die Natur, den Garten. Interessiert ist sie schon an dem, was da draussen in der Wirtschaft passiert dort, womit ich mich tagsüber beschäftige und von dem ich berichte. Mitmachen will sie nicht mehr. Ich mag das Gespräch mit ihr –beim Wein alkoholbeschwingt über Stunden, sehe sie oft an, wenn ihre Lippen und Augen lebendig sich mit einem Thema beschäftigen. Sie kann dann in Monologe verfallen, die mich nicht stören, weil ihr Ringen um die beste Formulierung, die Dialektik von Für und Wider erkennbar werden. Der Monolog über ihre Familie hat Fernsehqualität – eine Wiederholungssendung, die alkoholgetrübt kein gutes Ende nimmt.
Ich möchte sie sehen – die strahlende Frau, die zürnende Frau, die Mutter, die begehrende Frau und die Frau, die um sich werben, verführen und fallen läßt. Die strahlende und zürnende Frau kam zurück nach den Leiden der Depression, die begehrende Frau blieb verschollen. Das Grübeln war abgefallen von ihr, aber die Schmerzen im Nacken und
die Vergeßlichkeit blieben. Sehen ist wichtig für mich. Sehen ist Erleben. Sehen löst Fühlen und Verstehen aus. Hören auch, das Sehen aber auch. Mir fehlt das Elegante, die Kleidung, das Verführerische. Es gehörte nicht zu ihr, es war nur ihr Job; ich irrte mich. „Tu´es für mich, sei elegant und verführerisch“, denke ich und spreche es nicht aus. Denn ich kenne ihre Antwort, irgendwann geäußert: „Ich bin doch keine Hure, die für Deine Lust macht, was Du willst.“ Ist es Hurerei für den Mann etwas zu tun, was der liebt ? Einhundertfünfzig Stunden im Monat sehe ich sie und zwanzig Minuten darf ich mit ihr schlafen. Sie ist keine Freundin ausgedehnter Vor- und Nachspiele, sie ist deutsch. Die Kirche wird sich freuen – der Missionar hat eindeutig die Überhand, die Reitvereine begnügen sich mit Platz zwei. Mehr gibt es nicht zu sagen. Außer vielleicht hunderten von nichtausgesprochenen Sätzen und hunderten von Stunden des Denkens.
Immer wieder kommen Fragen an mich selbst zurück: was sind denn ihre Wünsche
eigentlich ? „Gib´mir Freiraum“, sagt sie. „Zeit für mich“, sagt sie. „Ohne Kind und
ohne Mann“, sagt sie. „Einwand“, sage ich, „sehr viel kann ich nicht geben bei der Arbeit.“ Immer wieder gebe ich ihr Freiraum. „Mach´, was Du willst“, sage ich, „ich gehe mit unserem Sohn da und da hin.“ „Dann wirst Du mir vorwerfen, wieviel Du mehr arbeiten mußtest.“ „Nein, ich werde Dir das nicht vorwerfen, ich werde sagen: „morgen komme ich zwei Stunden später nachhause, ich hole es auf.“ „Siehst Du, Du machst es mir zum Vorwurf.“
Kinder haben ist schön, es ist das Schönste auf der Welt. „Papa, klebst Du mir den Reifen
wieder an das Auto ?“ Mit großen erwartungsvollen Augen steht mein kleiner Sohn vor mir.
„Na klar, heute Abend läuft er wieder, bestimmt“, sage ich und ich werde die Felge
an das Auto kleben. Kinder sind das Symbol des stabilen Hauses und der Pfand der Erpressung ihrer Mütter. „Wir schaffen das schon“, redet sie mir gut zu als darum geht,
ob wir ein Kind wollen. Was da zu schaffen ist, ist mir erst mal unklar und wird es auch
bleiben. „Ich bin fast vierzig, das ist unsere letzte Chance !“, wird sie ausführen und
dem Argument ist nichts hinzuzufügen außer: „Möchtest Du diese Frau oder möchtest
Du sie nicht ?!“ Na klar möchte ich diese Frau, mehr noch, ich liebe sie.
Ein neuer Tag.
Ich war in der Metropole. Ich kenne die Orte, die ich ansteuern muß, um attraktive
Frauen zu sehen. Käufliche Frauen. Achtzehn Jahre alt, dreißig Jahre alt oder vierzig.
Sie tragen Dessous, ihre Körper sind attraktiv. Laufhäuser –anonym. Einige Frauen
sind eine Versuchung. Ihre Gesichter sind aufmerksam und lebendig.
Ich sehe sie nur an sonst nichts. Ich möchte wissen, was ich suche. Ich möchte mich
erinnern an die Frauen, die mir halfen als sie mit mir schliefen.
Wie die Frau, die ich vor Jahren kennenlernte. Sie trug einfach ein knielanges schwarzes Kleid - elegant. Das passte ganz ausgezeichnet zu ihrem schmalen Gesicht und ihrer schmalen Figur. Sie ist eine junge Tschechin, die in Deutschland Feng Shui studiert. Sie wird einfach ihr schwarzes Kleid ausziehen und nur noch mit ihrem Slip bekleidet vor mir
stehen. Ihre kleinen Brüste sind gar nicht das, was mich anmacht. Ihre schönen Beine und
vor allem ihr charmantes Lächeln werden mich einnehmen. Ich will es anders.
Sie wird verwirrt sein, weil ich sie verwöhne und das kommt wohl selten vor.
Doch das möchte ich so. Ihr Höhepunkt kommt verstohlen, weil das eigentlich nicht geht.
Doch darin liegt mein wichtigster Höhepunkt. Sie wird mich küssen als ich mit ihr
schlafe, sehr zärtlich zu mir sein. Doch - ich habe sie gekauft. Sie erzählt viel aus ihrem Leben. Ruhig bin ich auf der Autobahn, die lang und gleichförmig ihre Bahnen zieht und kein schlechtes Gewissen berührt mich. Eine tiefe Unruhe wird mich erfassen auf der kurvigen Landstrasse. Warum ist in meinem Leben mit meiner Frau nicht so, frage ich mich, warum eigentlich ? Wir sollten uns doch viel näher sein als dies mit einer Bekanntschaft vor ein paar Minuten der Fall ist. Sind wir es ?
Ich werde Frauen kennenlernen, die es perfekt machen. „Einen Strip willst Du ? Sollst
Du haben – technisch perfekt. Miteinander schlafen – technisch perfekt.“
Ich fahre unzufrieden fort, es war ein Geschäft – technisch perfekt aber ohne Seele.
Geben Huren für ihre Freier ein Stück Seele, als Geschenk, als Profession ? Geben Psychiater für ihre Patienten ein Stück Seele, auf Zeit, als Geschenk, als Profession ? Geben Freunde für ihre Freunde Seele, als Geschenk, für die Freundschaft ? Geben Männer für ihre Frauen und Frauen für ihre Männer Seele vielleicht sogar als Zeichen ihrer Liebe ? Ich weiß es nicht.
Da fällt mir noch die Hure ein, die einfach am Sex Spaß hatte. Sie küsste nicht, aber einen Schwanz in sich zu haben am späten Vormittag, bereitete ihr merklich Freude.
Draußen auf der Hotelterasse allein irgendwo am Rhein trinke ich ein Bier und dann noch eins und noch eins. Nein, die Frauen des Pay-Sex sind nicht die Lösung – das sollte ich nicht tun.
Die Frau mit dem langen schwarzen Kleid gibt mir noch einmal zu denken. Warum gibt mir
meine Frau nicht diese erotische Zeit – reserviert für uns und auch mitgestaltet von ihr ?
Warum gibt sie sich nicht die Mühe für mich geschminkt zu sein und mir Sex zu schenken,
um danach mit mir zu plaudern wie die Frau im langen schwarzen Kleid ?
Eine Antwort erwäge ich: außer, daß bezahlt wird, ist es ein durch und durch geplantes
Event. Beide wissen, worauf es hinausläuft, liegt doch auf der Hand. Für sie verlief es doch völlig anders als geplant und ich hatte nicht geplant. Ihre Lust, die ich unerwartet entfacht hatte, öffnete ihre Seele und die Seele ließ Worte sprechen, um die Vertrauenswürdigkeit zu prüfen. Ich hatte es bestanden. Das war das Unglaubliche an der Erfahrung mit der Frau im langen schwarzen Kleid.Das könnte es sein: ein Ereignis, ein Event ist im Ergebnis vorhersehbar. Das Ergebnis heißt Lust, nur, wie sie hergestellt wird, ist das Geheimnis der Produzenten. Die Produzenten von Lust geben ihr Bestes für ihre Liebe, denn dann bekommen sie auch das Beste zurück. Sie sind ohne Vorbehalt und selbstlos so wie die Frau im langen schwarzen Kleid. Sie konnte keine Vorbehalte haben, weil ich sie kaufte; sie war nicht selbstlos, weil ich sie kaufte. Sollte meine Frau keine Vorbehalte haben, weil sie mir vertraut, sollte sie selbstlos sein, weil sie mich liebt ?
Sie hat viele Vorbehalte, weil sie bei den meisten meiner Wünsche sagt, „sie sei keine Hure.“A priori, ohne Versuch, wie es sich anfühlt. Nachweislich: es ist nichts Perverses.
Die Antwort auf meine Frage an meine Frau nach ihren Wünschen ähnelt dem Bau
einer Umgehungsstrasse. Sie habe den Wunsch mehr Zeit für sich zu haben trotz Kind.
Sie wolle wieder in einen Beruf einsteigen. Sie wolle öfter mit Freundinnen ausgehen.
Wenn dies denn in Erfüllung ginge, sei damit zu rechnen, daß unser Sex mehr Leben habe als heute.
Ihre Lust im Tunnel beginnt mein Leben zu bestimmen. Wenn ich das Gefühl bekomme,
dieses Gefühl, das man so schwer beschreiben kann, weiß ich, daß sie wahrscheinlich
„Nein“ sagen wird. „Nein“ zu den Berührungen, die zärtlich sind, aber die Richtung
des Weges vorzeichnen. „Nein“ zu der vorsichtig gestellten Frage, eben „Nein“.
Mein Gefühl wird bleiben, daß ich das Sehen und das Spüren haben möchte. Ich werde es nicht bekommen, wieder nicht und wieder nicht. Dieses Gefühl wird bestimmend werden. Es gibt Tage, da läßt es mich nicht los. Es ist keine Freude mehr, es ist Schmerz: es drängt nach Erlösung. Die Hand ist eine Scheinwelt. Es gibt nähere Welten, Möglichkeiten, Doch die wirkliche Welt wird mir verschlossen bleiben.
Natürlich wird es andere Menschen, die mir die wirkliche Welt anbieten werden.
Doch dann muß ich die anderen Teile der wirklichen Welt dieser Frau aufgeben;
das will ich nicht.
Ein neuer Tag
Wie bringe ich ihre Seele dazu die Lust freizulassen ? Ich muß nett zu ihr sein,
ich darf nicht drängen. Das wird eine Zeit des Verstellens erfordern.Dann freut
sich ihre Seele. Aber deshalb läßt sie doch die Lust nicht aus dem Tunnel ?
Die sitzt da schmollend und schaut gelegentlich mal raus ins Tageslicht.
Wenn die Seele gutgelaunt die Lust herauslassen und die Lust muß etwas bekommen,
auf das sie Appetit hat. So groß bemessen, daß sie –außer Übung- dies auch
verkraften kann. Langsam anfangen.
Ich werde Verbündete brauchen. Verbündete, die nicht zu weit gehen und die
mir meine Frau nicht abspenstig machen. Ich brauche Verbündete, die ihre
Lust freundlich stimmen. Ich werde Menschen suchen, Männer, attraktive und
intelligente Männer, die bestimmte Aufgaben für mich erledigen sollen.
Kommen Freunde in Frage, die ich habe. Nein, ich müßte sie einweihen und
das möchte ich nicht. Sie sollen auch über ihre Aufgabe nicht hinausschießen,
daher werde ich sie bezahlen. Eine Hälfte vorab, die andere Hälfte bei guter
Aufgabenbewältigung hinterher.
Ich gebe eine Anzeige auf für Allgemeine Bekanntschaften auf. „Suche einen
Masseur, der gut tanzen kann für spezielle Aufgabe“, Handynummer, der Rest muß besprochen werden.
Wenige Tage später
Das Handy klingelt, ich bin mit dem Auto unterwegs, allein. Ich hätte einen angenehmen
und gut bezahlten Job für ihn, aber am Telefon könne ich ihm den Job nicht erklären.
Wann ? Am nächsten Freitag Abend. Aber vorher müsse ich ihn sprechen, erkläre ich
ihm, den Job erklären, in einem Cafe am besten. Ich müsse prüfen, ob er für die Aufgabe
geeignet sei. Ich erklärte ihm nicht, daß ich sein Aussehen meinte, seine Bildung und ob
er nett sei; mir war klar, daß es auch mehrere Versuche dauern könnte. Wir verabredeten uns.
Am nächsten Tag ist er pünktlich im Cafe. Einen Masseur stelle ich mir immer breitschultrig, muskulös und ein bischen bullig vor. Stefan ist kein bulliger Typ. Er wirkt zwar muskulös, muskulöser als ich,aber nicht so breitschultrig, wie ich ihn mir vorstellte, als er mir am Tisch gegenübersitzt. Schware kurze Haare hat er und braune Augen –etwas dünne Lippen vielleicht, die aber jungenhaft lächeln können. „Ich habe eine etwas delikate Aufgabe für Sie“, beginne ich etwas zögerlich, „aber vielleicht sollten wir uns duzen dann fällt es mir leichter diese Sache zu erklären.“ Mir ist auf einmal ziemlich heiß – ich schwitze. Er hilft ein bischen aus: „Ist ja auch ein ungewöhnliche Anzeige.“ „Ich habe eine Frau, Sabrina, und ich möchte, daß Du ein bischen mit ihr tanzt
und sie später massierst. Dafür bekommst Du pro Aktion zweihundert Euro.“
Er macht ein erstauntes Gesicht. „Ich möchte die Sache steuern, von Dir erfahren,
was passiert ist und gebe Dir weitere Instruktionen. Es ist nämlich so...“,
und dann erklärte ich ihm die Geschichte. Die Idee gefiel ihm. Um keine Affäre daraus werden zu lassen, mußte nun eine Legende gestrickt werden.
Schließlich ist Stefan liiert und da wäre es auch für ihn nicht toll, wenn Sabrina´s
Lust für ihn entflammen würde. Zuvor hatte ich mir seine Legende überlegt.
Ich kenne Stefan aus Studienzeiten, er hatte Sport studiert und gehörte gemeinsam mit
mir zu einer Clique. Nun war er medizinischer Masseur geworden, was ja auch stimmt.
Hier in Hamburg war er für einen erkrankten Kollegen eingesprungen; nach dessen
Genesung würde er nach Offenburg zurückkehren. Seine Aufgabe würde nun darin
bestehen eine Massagepraxis zu finden, für deren Masseur er eingesprungen war.
An diesem Freitag Abend würde das Projekt „hol die Lust aus dem Tunnel“ im Superfly Club beginnen. Wir tauschen noch unsere Telefonnummern aus und verabreden uns für
zehn Uhr im Club.
Freitags gehen wir aus, Sabrina und ich; der Babysitter kommt –eigentlich sprachlich unpräzise, weil es meist eine Frau oder ein Mädchen ist, so auch bei uns - und gegen 20.00 Uhr sind wir verschwunden. „Hi, Carlchen“, ruft Sabrina als ich nachhause komme.
Das wirkliche Carlchen, unser Kleiner, robt mit seinen Spielzeugautos über den Boden.
„Hi, Sabrina“, sage ich und wie immer bin ich begeistert von ihrem Gesicht und ihrer
Figur, die wie meist in engen Jeans steckt. „Was hälst Du davon, wenn wir Freitag essen gehen und dann zum Tanzen in den Superfly Club fahren ?“ „Das wird mir zu spät“ reagiert
sie maulig und ich sehe meinen Plan gefährdet. Ich muß ein bischen umdisponieren.
„Ich habe heute im Parkhaus meinen alten Kumpel Stefan zufällig getroffen“, wende ich ein.
„Wir haben uns schon so ein bischen im Superfly Club verabredet.“ „Wer ist denn Stefan,
den kenn´ich ja noch gar nicht, von dem hast Du noch nie was erzählt.“ „Na ja als ich studierte, waren wir doch in einer Clique, eigentlich nur Wirtschaftsstudenten. Aber die Gaby hatte einen Freund, der wollte immer gern mit, der hieß Stefan, der war nett und witzig und gehörte eben bald dazu. Und den habe ich heute wiedergetroffen, weil der gerade beruflich in Hamburg ist.“ „Na schön, wenn´s nicht zu spät wird.“ „Freu` Dich doch drauf, wir waren schon lange nicht mehr tanzen !“
Tanzengehen fand Sabrina dann doch toll. Sie sagte zwar nichts –was oft so ist-, aber es muß sie beschäftigt haben, denn für diesen Abend hatte sie sich hübsch gemacht. So wie ihr die Lust im Tunnel bei der Erotik die Genüsse selbst vorenthielt, tat sie es auch bei der Grundlage, eines Aussehens, das das Beste aus einer Person macht. Mit ihrem Beruf hatte sie auch das Aussehen an den Nagel gehängt. Nicht, daß sie schlecht oder ungepflegt aussieht, sie ist ein Typ und zwar ein attraktiver. Nur für andere Frauen, auch gestresste Mütter mit zwei oder mehr Kindern ist das Schminken ein Basic, das täglich dazu gehört – sie sind eben Frau geblieben. Für Sabrina ist das Schminken die Ausnahmesituation geworden – sie ist eben nur Mutter und Hausfrau aufgrund eigener Entscheidung und verzweifelt daran. Ähnlich ist es mit den Klamotten: sie hat sie sehr wohl, aber es fehlt ihnen der letzte Pfiff. Der letzte Pfiff st die subtile Erotik, die nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Ein Schlitz da, eine selbstgewählte Betonung einer Kurve oder eines Ausschnitts hier oder da für den täglichen Gebrauch. Bei Sabrina gibt es „Jeans“ und „Wir gehen aus“.
Sie ist geschminkt mit dunklem Make-Up, das in einer Spitze in ihren Augenwinkeln endet.
Dieses Make-up hatte sie noch nie so getragen. Es war der Hammer. „Na können wir los ?“, fragt sie mich. Ich sehe sie an. Es macht an. Die enge schwarze Jeans hat sie angezogen, eine weiße Bluse darüber und ein elegantes schwarzes Nadelstreifen-Sacko – sie wird
getragen von schwarzen Pumps – ein Traum. Das Make-up und der Auftritt sind ein
Zwitter: sie sind nicht für mich allein, sie sind eine Visitenkarte. Wenn ihr mich anseht – das bin ich. Wenn ihr mich anseht – dann seht auch meinen Mann an. Das ist mein Mann mit mir – das sind wir !
Ich habe mir zum Glück ein bischen viel vorgenommen. Das Essen in einem Restaurant
am See wird etwas kurz ausfallen – aus organisatorischen Gründen, weil Stefan im
Superfly Club sein wird. Das macht ihr nichts aus. Auf die Idee „Superfly Club“
ist sie angesprungen. Andererseits ist der Superfly Club nichts ohne einen Imbiß
zuvor als Einstimmung mit einem trockenen Sancerre vorweg.
Im Superfly Club angekommen sehe ich Stefan. „Hallloooo Stefan“, Umarmung, „hey machen wir uns einen schönen Abend.“ Die Musik ist laut und schnell. Das hatte ich
nicht bedacht, ich brauche eher langsame Musik. „Das ist Sabrina.“ Shake hands.
Konversation kann sie gut. „Ihr kennt euch seit... woher...wie war das...spannend.“ „Sabrina, tanzt Du mit mir ?“, frage ich Sabrina. „Ja,klar !“ Wir tanzen. Die Musik wird langsamer, endlich. „Sabrina, ich mag nicht mehr !“ Wir kehren zu Stefan zurück. Calpirinha trinken. „Tanzt Du mit mir?“, fragt Stefan schnörkellos. Ein Blick zu mir: Musik langsamer, gerade aufgehört, weitertanzen, einen anderen spüren, nicht den eigenen, ist es o.k. ? Ein kurzes Niederschlagen der Lider.
Er macht es gut. Tanzt mit ihr erst auf ein bischen Distanz, dann enger. Blöderweise kommt ein schnelles Stück dazwischen, aber es ist ein Vergnügen Sabrina dabei zuzusehen. Sie bewegt sich einfach geil zu der Musik. Als die Musik ganz schnell wird, läßt ihre langen blonden Haare durch Luft fliegen, die Hüfte kreist erotisch. Noch mehr macht es ihr Spaß, weil Stefan auch gut tanzen kann – im Rythmus. In ihrer engsten schwarzen Jeans und ihren schwarzen Pumps kommt sie gut. Ihre weisse Bluse ist geschnitten wie ein Herrenhemd und läßt weit aufgeknöpft tiefe Einblicke auf ihre heftige Oberweite zu.
Dann wird es wieder langsamer. Er zieht sie an sich heran. Sie geht auf ihn ein, enger, noch enger. Sie muß ihn jetzt spüren, zeigt er eine Reaktion ? Auf jeden Fall unterhalten sie sich beim Tanzen zwischendurch. Sie lächelt ihn an – offen, Augenaufschlag inklusive.
Ist die Lust schon aus ihrem Tunnel herausgekommen und schaut mal um die Ecke.
Ich denke schon – es ist eben ein Flirt und er macht es gut. Ich sehe den beiden nicht zu viel zu; es ist ja auch interessant die anderen Menschen hier zu betrachten – es sind viele sexy Frauen hier –und gut aussehende Männer. Wahrscheinlich sind wir an der Obergrenze des vertretenen Alters. Interessant ist es, wie die Frauen ihre Reize, die sie zeigen, portionieren.
Da gibt es Frauen im absoluten Minirock, die Oberteile sind dann T-Shirts – sie zeigen vielleicht noch Bauch mit Tank-Tops, aber kein Dekollete. Andere tragen weit ausgeschnitte
Shirt aber dann eine Jeans. Keine einzige Frau sehe ich im Mini und mit weit ausgeschnittenem Oberteil. Da wird die Grenze liegen, die Grenze zum Billigen.
Ob sie das wissen die Frauen, bewußt entscheiden ?
Ich rede auf mich ein: es wird noch viel mehr passieren in diesem Projekt. Wenn das Projekt für uns beide Erfolg haben soll, muß noch viel mehr passieren und ich noch viel mehr aushalten – also sei stolz, wenn Du vorankommst und laß Dich von Deiner kleinlichen Eifersucht nicht unterkriegen. Außerdem hast Du alles unter Kontrolle und wenn Dir die Kontrolle entgleitet, hast Du Pech gehabt. Und das ist auch nicht das Ende der Welt.
Es ist nicht das Ende mit Sabrina und wenn es das Ende mit Sabrina ist, ist es nicht das Ende mit allen Frauen. Außerdem läuft es so, wie Du, Carl, es haben wolltest. Was willst Du eigentlich. Der Blutdruck sinkt.
Sie reden miteinander lange und tanzen sehr eng.. Irgendwann –endlos lange- kommen sie zurück. „Stefan massiert professionell“, erzählt Sabrina, „leider ist er nur ungefähr einen Monat hier – vertretungseise.“ Einen Calpi habe ich den beiden schon bestellt. „Hey geile Sache“, sage ich und die Doppeldeutigkeit fällt mir auf als ich den Satz spreche, „das wär doch was gegen Deine Nackenschmerzen.“ Es ist so ein Uhr. Stefan hat seine Sache gut gemacht. „Carl, ich möchte nachhause es ist ein Uhr. Die Babysitterin hat in einer Stunde Feierabend.“ Sie nimmt mich in den Arm: „Und ich habe nur ein Mal mit Dir getanzt – die Zeit ging so schnell vorbei !“ Ich gehe gar nicht darauf ein: „Ruf Stefan doch an, solange er hier ist und laß Dich massieren.“ „Ja, er ist ja nur vertretungsweise hier, aber wohl noch ne´ Zeit, sollte ich echt machen. Nehmen wir ein Taxi ?“ „Besser iss“, geb ich zurück, da ich meine ---Untätigkeit--- mit ein paar Calpis überbrückt hatte. Ich werde ins Bett fallen, todmüde, Sabrina ist schon im Taxi eingeschlafen, während ich mich noch mit dem Taxifahrer ein bischen unterhielt. Ich schlafe tief und fest und viel zu kurz bis früh morgens unser Kleiner das Bett kapert.
Am nächsten Morgen rufe ich Stefan vom Wagen aus an. „Klasse Frau hast Du da !“, sagt
er, „würde mich auch echt anätzen, wenn da so wenig Sex wäre.“ Ich frage ihn, ob er schon
das Problem mit der Vertretungspraxis gelöst hat. „Klar,“ lacht er ins Telefon, „mein alter Kumpel Andreas überläßt mir seine Praxis nach 19.00 Uhr und ich werde Sabrina erzählen, daß ich Termine wegen meines vollen Kalenders nur nach 19.00 Uhr annehmen kann.“
„Wie kommst Du an Dein Geld ?“, frage ich ihn. „Nach dem ersten Massagetermin zahlst
Du mir eben das Doppelte – ganz einfach.“ „Was machst Du denn für eine Massage ?“, will ich von ihm wissen. „Was soll ich denn für eine Massage machen ?“, äfft er meinen leicht
gereizten Ton nach. Es ist nicht einfach für mich. „Zu Beginn würde ich eine ganz normale
Massage machen, sie hat Dir doch von Ihren Nackenschmerzen erzählt.“ „Hat sie, dann mache ich eine Nacken- und Rückenmassage.“
Wenige Tage später spricht Sabrina mich an. „Du, ich glaube, das mit der Massage mach´ich. Ich rufe am besten Stefan heute mal an – mein Nacken ist schon wieder so... und ich habe Kopfschmerzen, ist halt das Wetter“ Sie nimmt seine Visitenkarte vom Küchenschrank. Ich hatte gar nicht bemerkt, daß er ihr eine gegeben hatte. Aber um so besser !
Stefan hat mir erzählt, daß sie am nächsten Tag dagewesen sei, ich bin unterwegs gewesen,
Sabrina hat den Babysitter engagiert und war losgebraust. Sie habe sich in einer Umkleide-
kabine umgezogen, habe sich ein Handtuch um- und dann auf die Massageliege gelegt und er habe ihr eine kräftige Massage vor allem im Nackenbereich verpaßt. Alles ganz normal. Stefan wollte dann wissen, wie es weitergehen solle. Auf diese Frage war ich vorbereitet. „Hat sie gesagt, wann sie das nächste Mal kommen möchte ?“, fragte ich ihn. „In drei Tagen“, meinte er. Solange ich in Hamburg sei, wolle sie seinen Service nutzen und da sei zweimal in der Woche genau richtig. „Also die nächsten beiden Male, denke ich, sollte alles noch ganz normal laufen. Doch dann, in zwei Wochen, solltest Du ein bischen mehr unternehmen.“ Verschwörerische Pause. Stefans hochgezogene Augenbrauen.
„Fällt so ein Handtuch schon mal runter ?“ „Eigentlich nicht, ist eben um die Hüfte gewickelt.“ „Gut, dann erzähl ihr, daß Du ihre Beinstellung kontrollieren möchtest.
Ungleich lange Beine können Nackenschmerzen verursachen, behauptest Du. Sie nimmt ihr
Handtuch ab und Du stellst fest, daß mit den Beinen alles o.k. ist. Aber die haut ist ja viel zu trocken, stellst Du dann fest. Das können Orangenhaut geben. Aber Du hättest da ein Öl, das gut eingerieben, die Trockenheit beseitigt und schlägst ihr vor das Öl zu probieren. Jetzt kommt der kritische Moment: es muß Dir gelingen, daß Du das Öl einmassierst. Und wie selbstverständlich massierst Du auch die Innenseiten der Schenkel mit dem Öl, na ja und dann ihren süssen kleinen Arsch – mehr nicht. Und dann möchte ich wissen, wie sie reagiert hat.“ Er überlegt: „Nimmt sie mir das ab mit dem Öl ?“ „Klar sage ich, Orangenhaut ist für eitle Frauen ein echter Alarmhammer und inzwischen vertraut sie Dir doch schon mehr.“
Der Gedanke, die Vorstellung macht mich selbst ganz spitz, am liebsten wäre ich dabei,
versteckt hinter einem Vorhang oder so. Aber das ist naiv, viel zu gefährlich.
Die Zeit bis zu dem, dem wichtigen Termin verrinnen zäh. Wird sie ein Empfinden der Lust
entwickeln, wird Stefan die Grenzen nicht überschreiten ? Das wäre nicht nur wegen meiner
etwaigen Eifersucht schlecht, sondern ich möchte ihre Lust nicht überfordern oder überfahren. Ihre Seele soll auch „ja“ sagen können mit viel Wohlbefinden. Meine Eifersucht ist jetzt der Neugier gewichen; inzwischen habe ich noch weitergehende Pläne im Kopf.
Der Kleine ist im Bett, ich sitze mit einem Glas Wein vor dem Fernseher als Sabrina
hereinkommt. Es ist fast neun Uhr abends. Sie rauscht ins Wohnzimmer zu mir,
umarmt mich, küsst mir auf den Mund: „Die Massage hat etwas länger gedauert,“ meint sie.
Ich zeige mich, wie die ganze Zeit zuvor, hinsichtlich des Themas mäßig interessiert.
„War Simon brav ? Ist er gleich eingeschlafen ?” „Alles bestens !“ „Ich mache mir noch
etwas zu essen.“ Ich hatte nachgedacht, welche Reaktion, ich wohl zu erwarten hätte.
Wenn es schief gegangen wäre und Stefans Aktion als Übergriff verstanden hätte,
hätte sie lauthals protestiert. Wenn es ihr gefallen hätte, würde sie zumindest erst einmal gar nichts sagen, sondern das Erlebte für sich behalten und verarbeiten. Im Bett kuschelte sie sich an mich, das macht sie selten und schlief bald ein.
Stefan macht immer eine Frühstückspause im Krankenhaus, in dem er wirklich Masseur ist.
Wir gehen in die Cafeteria. „Erzähl´“, sage ich und bin extrem gespannt. „Es war so:
ich habe Sabrina wegen des Rückens und des Nackens massiert. Dann ist mir scheinbar
eingefallen, daß wir mal die Beinstellung begutachten sollten. Sie hat ihr Handtuch weggezogen und ich habe ihre Beine angesehen. Sie sind tatsächlich gleich lang. Sabrina ist wirklich sehr attraktiv. Ich hätte es nicht geglaubt: sie hat mir die Sache mit der trockenen Haut abgenommen. Also habe ich ihr das Fläschchen mit dem Öl gezeigt und sie gebeten, sich wieder auf den Bauch zu legen. Ich habe das Öl auf ihrem Ober- und Unterschenkel verrieben, nur an den Aussenseiten, ihre Beine blieben verschlossen.
Ich werde immer kribbeliger. Dann bat ich sie, sich umzudrehen: da lag sie vor mir – sie hat ja einen tollen Busen ! Na jedenfalls habe ich dann das Öl vorn zuerst auf den Unterschenkeln und dann auf den Oberschenkeln wieder an den Außenseiten einmassiert – langsam und mit viel Zeit. Wie Du schon sagtest, es ist vielleicht leichter die empfindlicheren Stellen zu massieren, wenn kein Augenkontakt da ist. Ich bat sie sich wieder auf den Bauch zu drehen.´Ich muß noch die Innenseiten massieren´, sagte ich ihr als sie auf dem Bauch lag, ´Du mußt deine Beine ein wenig spreizen.´Sie stutzte ein wenig, aber dann zog sie ihre Beine auseinander. Vom Unterschenkel beginnend habe ich dann immer ein bischen Öl auf ihrer Haut verrieben und sie dann einmassiert. So kam ich höher und höher. Ganz oben angekommen bin ich ein paar Mal mit meiner Hand an ihren Slip gekommen, da stöhnte sie leicht auf. Als ich dann mit der Massage der Innenseiten ihrer Schenkel fortfuhr, da war da so eine Mischung aus leichtem Schnurren und Stöhnen. Ich habe dann einfach die Massage beendet und zu Sabrina ganz ernsthaft gesagt, daß man die Ölmassage der Beine ein paar Mal machen muß, daß sie wirkt.
Sie hat nur genickt. Ich weiß nicht, ob das eine Zustimmung oder Ablehnung war.“
„Die Lust ist draußen –endlich“, sagte ich, „Du solltest das nächste Mal Dir viel Zeit mit ihrem Po nehmen.“ Ich wurde mutig, obwohl mir der Kopf immer noch schwirrte.
„Und wenn es geht, kannst Du die Massage auch bis zum Höhepunkt ausweiten.“
Sabrina ging es in den nächsten Tagen sichtlich gut, sie war aufgekratzt und wir schliefen auch ein Mal miteinander am Wochenende – sie liebte mich so wie immer: eine Autofahrt begrenzt auf den zweiten Gang mit einer Hand an der Handbremse.
Am Freitag trafen wir uns wieder in der Cafeteria des Krankenhauses. Am gestrigen Abend war Sabrina außergewöhnlich aufgekratzt nachhause gekommen. Ein wenig rote Flecken waren auf ihrem Gesicht. Sie äußerte müde zu sein und verschwand kurz nach ihrem Eintreffen zuhause nach einem Glas Wein im Bett. Ich blieb noch auf und meinte deutlich zu hören, daß sie es sich macht. Deswegen war ich jetzt so gespannt auf Stefan´s Bericht wie nie. Wie immer bezahlte ich ihn diskret und dann fragte ich. „Alles ist so wie beim letzten Mal zunächst gelaufen.Nacken- und Rückenmassage, wenn auch jetzt deutlich verkürzt, dann die Massage ihrer Beine. Die Reihenfolge erst die Unterschenkel und dann die Oberschenkel, erst die Aussenseite und dann die Innenseite hat sich ja bewährt.“ Ich nickte: „Und hat es sie angemacht ?“ Mehr als beim letzten Mal. Schon beim Massieren der Aussenseiten hat sie leise gestöhnt. Gestern habe ich aber auch zwischen dem Massieren und Streicheln gewechselt. „Ziehst Du Deinen Slip aus, dann kann ich Deinen Po massieren ?“, habe ich sie gefragt. „Mach Du das eben, es ist so schön.“
Eindeutig – die Lust war draussen, sie mußte jetzt noch stabilisiert werden und sie fühlte sich wohl dabei. „Also habe ich ihren Po mit kräftig massiert. Sie hat die Beine gespreizt soweit das auf der Liege geht. Sie war richtig feucht geworden.“ Er wurde geradezu euphorisch, achtete aber darauf in der Cafetria leise zu sprechen, obwohl nur die Bedienung da war. „Das sieht ja so schön aus, wenn diese weisse Creme an den Schamlippen entlangläuft. Also habe ich mit einem Finger an ihren Schamlippen entlanggestreichelt und mit der anderen Hand weiter ihren Po massiert. Sie hat laut gestöhnt.Nach einer Weile, bestimmt zehn Minuten, hat sie sich umgedreht. Sie nahm meine Hand und führte meine Finger durch ihre Schamlippen und drückte sie tiefer hinein als ich gestreichelt hatte. Ich erhöhte meinenDruck beim Streicheln. Mit zwei Fingern bin ich in sie eingedrungen. Ihr Stöhnen wurde immer lauter. Ich bekam jetzt Angst wegen der Wohnung über der Praxis, aber da muß mein Kollege gegebenenfalls durch. Dann hatte sie einen riesigen Höhepunkt. Ich hörte nicht auf zu Streicheln.“ „Habt Ihr Euch geküsst ?“, fragte ich. „Nur einen Kuß auf den Mund zum Abschied.“
Meine Eifersucht war wie weggeblasen, ich stand neben der Situation wie ein Zuschauer, ein
Voyeur, angeregt, erregt und begeistert. Begeistert war ich davon, daß die Lust nun endlich wieder aus ihrem Tunnel geschlüpft war, ihre Seele hatte es nicht verhindern wollen oder können: wieso auch, es war doch schön. Sie hatte ihre Lust auch nicht hinter dem Öl gegen Orangenhaut versteckt. Jetzt hatte sie sie offen zur Schau getragen, war selbstbewußt mit ihr umgegangen.
Ich war stolz auf mich, daß ich das für Sabrina bewerkstelligt hatte. Es blieb nur eine Frage, welche Auswirkungen würde die entschlüpfte Lust für mich haben ? Hatte sich Sabrina in Stefan verliebt ? Ich glaubte eher nicht, sie genoß einfach seine Zärtlichkeit und sie wußte, daß Stefan liiert war. Aber warum war das bei uns nicht möglich gewesen ? Diese Frage bohrte nun doch in mir. War es nur die Lust für Ausnahmesituationen, die sich im Alltag nie zeigen würde ? Ich wußte es nicht, doch ich wollte noch weiter gehen. Sie sollte ihre Lust als etwas Unabhängiges sehen, unabhängig von ihrer Liebe. Sie sollte lernen, daß die Lust unabhängig von ihrer Liebe zu mir oder zu irgendjemanden da war und ihren geilen Tribut forderte.
„Wie soll es jetzt weitergehen ?“, fragte Stefan, „soll es überhaupt weitergehen ?“
„Hast Du noch Lust weiterzumachen ?“, fragte ich ihn, „und was sagt Deine Freundin eigentlich dazu ?“ „Monika weiß nur von Überstunden, das gab früher schon häufiger –
es sind ja auch Überstunden – nur für einen etwas anderen Zweck, der außergewöhnlich
ist, aber ich finde nicht unmoralisch. Ich liebe übrigens Monika und unser Leben ist sehr
lustvoll.“ „Zu beneiden,“ sagte ich und fügte hinzu: „ich möchte, daß Dein erkrankter
Kollege jetzt wieder genesen ist. Ist der nett und attraktiv ?“ Jünger als ich und ein bischen bulliger.“ „O.k., Du bietest ihr eine Massage zu viert an. Würde er da mitmachen ?“ „Ich glaube schon“, sagte Stefan. „Du mußt ihr die Massage mit vier Händen ein bischen schmackhaft machen und Du darfst sie nicht drängen. Aber es gibt eine Bedingung: Ihr wollt die Gegenleistung eines Strips mit Anmache, schließlich wollt ihr auch etwas davon haben.“ „Was erfüllt der Strip für einen Zweck ?“, fragte Stefan. „Daß es wie immer im Leben auch ein Deal ist, alle Beteiligten müssen etwas geben. Sabrina lernt nichts, wenn ihre Partner immer nur geben, geben und geben und sie muß gar nichts. Das lernt sie vielleicht am besten in einer Situation, die mit der wirklichen Beziehungssituation nichts zu tun hat. Ihr dürft sie nur nicht überfordern. Das nächste Mal sprechen wir darüber, wie sie reagiert hat und dann geht´s ab.“
Am Donnerstag kam Sabrina nachdenklich nachhause. Ich fragte:“Wie war Deine Massage ?“
An die roten Flecken im Gesicht hatte ich mich schon gewöhnt. „Ach sehr entspannend,“ sagte sie geistesabwesend. Sie setzte sich zu mir und las in einer Zeitschrift. Sie las jedoch nichts, sie dachte nach. Ich sorgte mich, daß irgendetwas schiefgelaufen war. „Ich muß morgen nach Kassel und habe das Tanken vergessen,“ log ich ihr vor. Sie schien erleichtert, daß ich nochmal losmußte. An der nächsten Strassenecke wählte ich im Auto Stefans Nummer: „Kannst Du sprechen ?“, fragte ich. „Ja,ja Moni ist mit ner Freundin zum Sport.“
„Gab es ein Problem ?“, fragte ich. „Nein, Sabrina denkt nach. Sie fand vier streichelnde
Hände schon toll, hatte dann aber Bedenken. Ich habe ihr gesagt: schließ mal die Augen und dann stell´Dir vor, wie es ist, wenn vier Hände Dich streicheln.“ „Es macht mich an, total.“ „Dafür wollen wir aber auch etwas !“ Sie ist mir sofort ins Wort gefallen und hat gesagt: „Das mach´ich nicht, schlags Dir aus dem Kopf“ „Du weißt doch noch gar nicht was.
Wir wollen einen Strip von Dir sehen, etwas wollen wir auch davon haben.“ „Ihr wollt nicht...?“ „Nein, wollen wir nicht.“ „Weiß Dein Kollege schon von Deiner Idee ?“ „Natürlich nicht, erst, wenn Du einverstanden bist.“ „Ich muß mir das überlegen.“ „O.k., machen wir es so, wenn Du das nächste Mal kommst, ist das die Zusage, kommst Du nicht, dann war leider heute unser letzter Massagetermin, weil mein Kollege ja wieder seine Praxis übernimmt.“
Ich dachte nach: war das jetzt zu viel, war das mindestens eine Nötigung ? Hatte ich die Lust verscheucht ? Ließ die Seele nicht zu, daß die Lust sich so verselbständigte ? Fehlte es an Vertrauen. Nein, das war es eher nicht, Stefan kannte sie ja und die Neugier auf vier Hände müßte groß genug sein. Oder war es die Angst zwei Männern ausgeliefert zu sein, die Grenzen überschreiten könnten. Das war nicht auszuschliessen. Oder war ihre Angst, die Angst ihrer Seele, daß ihre Lust die Grenzen überschreiten würde und sie, die Seele, das Desaster wie in früheren Beziehungen ausbaden müsste, Rückrufaktion eines kaputten Produkts ? Ich wußte es nicht, ich würde abwarten müssen.
Würde dieses Date die Entwicklung unserer Beziehung eher noch schädigen ?
Nein würde es nicht, denn diese Dates sind unverbindlich. Sie sind Spielwiese für sie selbst.
Würde es unsere Beziehung, die verbindliche Beziehung mit Kind und Haus nach vorn bringen ? Vielleicht, wenn ihr klar würde, daß sie dies alles auch zuhause bekommen könnte, daß das, was sie gibt, auch mir gefallen würde.
Sie blieb in den nächsten Tagen sehr nachdenklich. Drei Tage können lang sein.
Als ich am zweiten Tag nachhause kam, hatte sie sich mit Sabine getroffen, eine langjährige und lebenslustige Freundin. Da freut es mich, daß sie nicht mit Julia getroffen hat, der Sauertopf, der so gar nicht zu ihr paßt oder besser zu mir und meinen Interessen paßt: Öko, Esoterik und die Sterne. Der optische Faktor ist ein Massengrab. Das, was sie erzählt, ist für meine Ohren reines Gift. Mit Julias Mischlingsrüden, Saturn, Gassi zu gehen, muß bedeutend mehr Spaß machen als mit ihr zu schlafen.
Am Montag, dem geplanten Termin, sagte sie beim Frühstück: „Kannst Du Simon zu
Bett bringen. Ich gehe zur Massage – der letzte Termin, dann ist Stefan ja weg.“
Jetzt wirkte sie fröhlich, unternehmungslustig.
Als ich nachhause kam und Simon zu Bett gebracht hatte, sah ich mich ein bischen im
Bad um. Ihre Schminksachen hatte sie eingepackt. Ein Blick in ihren ordentlich geführten
Kleiderschrank verriet eine Lücke in der Abteilung „Miniröcke“. Weitere Abteilungen waren mir zu undurchsichtig. Sie hatte sich entschieden. Ich war unglaublich gespannt, auch ängstlich, auch eifersüchtig, auch geil. Ich hatte mich auf meine eigene Reaktion bei diesem wichtigen Part des Projekts nicht vorbereitet. Ich war zu sehr verfangen in den Spekulationen, was passieren würde und was nicht, worin die Risiken lagen und worin nicht. Ich wollte diesen letzten Teil der Geschichte sehen, konnte es aber nicht. Vor fünfzehn Minuten war Sabrina mit ihrem schwarzen Mini losgefahren.
Simon lag im Bett und schlief. Eine zuverlässige Babysitterin organisieren, mal eben so ? Wie mache ich das ? Was passiert, wenn es bei Stefan zum Eklat kommt oder sie überlegt es sich während der Fahrt anders und ich bin nicht zuhause, sondern stattdessen eine Babysitterin, die Sabrina gar nicht kennt; dann kann ich ausziehen noch am gleichen Abend – ey, ist total klar oder ? Ideen können so hilfreich sein: ich rufe Frau Ahrens an, die Nachbarin von gegenüber. Es ist ja erst neun Uhr abends. „Carl Klages hier, Frau Ahrens, ich habe da ein kleines Problem, bei dem Sie mir helfen könnten.“ „Hallo, Herr Klages, man hört sich ja viel zu selten.“ „Frau Siemers, könnten Sie mal einspringen, ich muß jetzt mal dringend in meine Firma, weil dort alle Rechner abgestürzt sind, alle, wirklich alle, das hatten wir noch nie, Frau Ahrens alle Rechner.“ „Alle Rechner, oh mein Gott, das ist ja schlimm !“ „Frau Ahrens, Sabrina ist nicht zuhaus´, die ist bei einer Freundin, Sabrina ist ja völlig verblüfft, wenn Sie bei uns zuhaus´sind, Simon schläft ruhig und friedlich.“ „Ja, Herr Klages, bei einer solchen Not komme ich doch gleich mal rüber, ich weiß schon, ich erklär´das Sabrina, keine Angst.“
Fünf Minuten später ist Frau Ahrens in unserem Haus. Simon schläft. Ich habe jetzt die roten Flecken im Gesicht. Die Dauer der Gesamtaktion nach Revision: dreißig Minuten, das ist ziemlich gut. Ich springe in meinen Vorstadt-Jaguar-XK-Coupe. Ich kenne die Adresse von Stefan´s Institut. Ich bin nervös, ich bemühe das Navi. Soll ich wegen Sabrina den Entzug meines Führerscheins riskieren, also richtig drauftreten. Ich entscheide mich für ein klares „Nein“. Also fahre ich immer zehn Kilometer über Limit. Was soll schon passiert sein, in der halben Stunde ? Jede Menge kann passiert sein, ich bin in Panik und habe die Panik zu kontrollieren. Ich will zusehen und eingreifen können, zu viel habe ich mir schon bieten lassen ! Doch das stimmt überhaupt nicht, ich habe es initiiert !!! Wo sehe ich denn zu ?! Das ist die Frage, auf die ich mich zu konzentrieren habe !
Das Navi beruhigt: noch zehn Minuten bis zur Praxis ! Mein Privatkino, der Blick auf
meine Zukunft oder auf meinen Abgesang ? Langsam in die Straße einfahren, sage ich mir,
nicht mit quietschenden Reifen. Eine Lücke, ich parke, springe aus dem Wagen, laufe zur Praxis – alles dunkel dort. Die beiden oberen Stockwerke des Hauses sind beleuchtet.
Das erste Obergeschoss leuchtet in der Milde des Alters, da wohnt der Oberstudien-direktor, der durch das Stöhnen Sabrinas hätte gestört werden können. Und dadrüber ?
Ich muß mich umsehen. Mein Puls hämmert: alles das, was ich jetzt tue, war nicht vorgesehen, es gibt kein Skript dafür. Die Nachbarn haben eine Garage und neben der
Garage steht ein Baum. Auf die Garage kommt man, auf den Baum auch, wenn die Äste halten. Die Vorstellung da herunterzufallen ist lächerlich: von wegen Computerausfall auf
allen Rechnern, komische grüne Streifen auf den Klamotten lassen sich nicht mit der Errungenschaft pflanzlicher Chips erklären ! Erklärungsnotstand ohne Ende, das Geständnis, die Trennung zumindest vorläufig. Vielleicht wäre die Trennung gar nicht so schlecht für mich. Mal ein bischen im Elysee wohnen, alles überdenken, ein bischen in die Bar des Elysee´s gehen. Anbandeln kann nicht schaden, gut vögeln auch nicht. Das Leben ist so schlecht nicht.
Also, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Gedanken formuliert in einer Minute. Rauf auf das Garagendach, wie erwartet bekommt keiner was mit. Die Grätsche zum nächsten Baum ist schon schwieriger. Trägt der Ast ? Zwei Versuche und dann der Einstieg in die Ast-gabelung.
Ich sehe Sabrina und Stefan und einen anderen Mann. Der ist ein bischen älter und grösser als Stefan und attraktiv. Sie haben ein Glas Wein in der Hand. Stefan redet. Plaudert er gerade aus, was mein Plan war oder fordert er den Strip ? Sabrina steht und redet mitten im Raum. Sie sieht so geil aus mit ihrem Mini, dessen Wirkung von schwarzen Strümpfen untersützt wird. Ihre Herrenhemdbluse –weit aufgeknöpft-, fält die lässig über den Rock.
Die Regie ist verloren – die Dinge haben ihre eigene Dynamik. Hat Stefan mich verraten ?
Eine unglaubliche Wut gemischt mit einer unglaublichen Geilheit steigt in mir auf. Der Ältere von den Beiden geht zu einer Hifi-Anlage und wirft eine CD ein. Sabrina tanzt, sie tanzt zu dem langsamen Rhytmus –allein.
Sie hebt ihren Finger und zeigt mit dem Finger auf den Älteren „komm her zu mir“.
Der geht frontal auf sie zu, nimmt sie in den Arm und tanzt mir ihr.
Ein bischen später hebt sie wieder ihren Finger. Stefan hat es sich mittlerweile auf dem Sofa gemütlich gemacht. Er steht auf und betanzt sie von hinten zu der langsamen Musik.
Mit einem Schwung löst sich Sabrina von den beiden. Sie deutet mit dem Finger auf das Sofa. Stefan und sein Freund gehen zum Sofa und setzen sich. Vor dem Sofa steht ein Tisch, gedeckt mit einer weissen Decke.
Sie knöpft ihre Bluse weiter auf. Ihre Hand streichelt ihre Brust unter der Bluse, die schon so weit geöffnet ist, das sogar ich vom Baum aus, ihr Streicheln sehen kann. Noch zwei Knöpfe unten, sie zieht die Bluse aus, tanzt immer weiter, den Kopf nach hinten gelegt.Ihre Mähne fällt auf ihren Rücken. Sie streichelt ihre herrlichen Brüste mit einer Hand, währen die andere ihren Weg unter ihren Rock findet. Dann zieht sie den Reissverschluß des Rocks auf, läßt den Rock ganz lässig fallen und wirft ihn mit der Spitze ihres Fusses von ihrem selbstgemachten Dancefloor. Sie trägt nur noch ihre Schuhe, die ihre Beine in den halterlosen schwarzen Strmpfen super sexy erscheinen lassen. Sie tanzt auf den Tisch zu und lächelt dabei. Sie setzt sich auf den Tisch streift die Strümpfe einen nach dem anderen mit eleganter Bewegung von den Beinen. Sie dreht sich zu beiden Männern um, ich sehe ihren Rücken. Sabrina hebt die Beine und zieht ihren schwarzen Slip über ihre Beine.
Die Lust ist seit längerem aus ihrem Tunnel herausgekommen und hat jetzt mit Macht Besitz von ihr ergriffen. Ich spüre, daß Sabrina nur noch aus Lust besteht.
Sabrina legt sich jetzt auf den Bauch - auf den Tisch. Stefan steht als Erster auf, nimmt ein Fläschchen Öl von einem kleinen Beistelltisch und verreibt das Öl auf ihrer Schulter, Andreas, Stefans Freund, auf ihrem Po und ihren Oberschenkeln. Vier Hände massieren Sabrina. Sie kann vor Geilheit nicht ruhig liegenbleiben. Sie spreizt ihre Beine, sie faßt sich unter den Bauch und spielt mit ihrer Klitoris. Unruhig dreht sie sich um.
Die beiden verteilen Öl auf ihren Brüsten, auf ihrem Bauch und ihren Schenkeln. Sie hat die Beine auf dem breiten Tisch weit gespreizt. Sie greift nach Stefan´s Hand und führt sie an ihre Schamlippen, sie gleiten an ihnen entlang. Ich kann im Licht sehen, daß ihre Oberschenkel glänzen vom Öl oder ist sie so geil ? Andreas massiert weiter ihre Oberschenkel. Sabrina stemmt ihr Becken Stefan´s streichelnden Händen entgegen. Er konzentriert sich auf ihre Klitoris. Andreas hat mit allen Aktivitäten aufgehört und setzt sich auf das Sofa, er sieht zu. Mit zwei Fingern gleitet Stefan Sabrinas Klitoris auf und ab und nach links und rechts.
Sabrina wirft ihren Kopf nach links und nach rechts, ihr Mund ist weit geöffnet, sie stöhnt oder schreit vor Lust. Dann senkt sich ihr Becken zusammen, Stefan massiert nun zärtlicher und langsamer. Langsam und benommen dreht sich Sabrina vom Tisch herunter. Sie fährt sich durch ihre Mähne. Ist das der peinliche Moment: was habe ich getan ?
Stefan nimmt sie in seine Arme. Sie setzt sich dann zwischen die beiden Männer, die ihr ein Glas Wein einschenken. Einer muß etwas Witziges gesagt haben: sie lacht. Als sie aufsteht, begreife ich, daß es dringend Zeit wird von dem Baum herunterzukommen. Ich gleite mehrherab, daß ich klettere. Bevor im Flur ein Licht angehen wird bin ich längst in meinem Jaguar verschwunden und düse über die Strassen von Hamburg. Ich bin froh: es ist niemand zu weit gegangen. Mein Plan bis dahin ist aufgegangen, die Lust hat sich deutlich zurückgemeldet. Und das wird sie ab jetzt auch wieder tun. Zwischendurch bohrt die Frage, ob ihre Lust auch für mich da sein wird. An diesem Abend würde ich antworten, daß dies egal sei. Wesentlich sei, daß ihre Lust zurück sei. Die Antwort ist natürlich auch auf die Anspannung zurückzuführen. Am nächsten Morgen befragt würde ich antworten, daß dies nicht egal sei, da es ja auch darauf ankäme eine Familie zu erhalten. An einem der nächsten Abende zuhause nach einigen Gläsern Wein befragt würde ich sagen, daß es egal sei, da eine Beziehung für den Mann ohne Sex blöd sei und für die Frau auch – es habe eben nicht gepaßt. Das sind die Nächte, in denen ich einen Koffer packen würde und abhauen und ein Leben in der großen Stadt leben würde, wenn da nicht eine unheimliche Angst mitspielen würde. So fahre ich durch Hamburg.
Ich bin vor ihr zuhause. Frau Ahrens ist entlohnt und entschwunden, sie ist so nett.
Ich lege mich ins Bett und tu so als ob ich schlafe. Eine halbe Stunde später rastet ihr Schlüssel im Schloß ein. Sie geht in die Küche und trinkt irgendwas. Sie sieht nach Simon und dann kommt sie ins Schlafzimmer, zieht sich aus und legt sich ins Bett. Für sie schlafe ich. Nach einer langen Zeit beugt sie sich über mich und küsst mich auf die Wange.
Dann rollt sie sich auf ihre Seite und schläft bald ein. „Wie die Frauen so sind“, denke ich „selbst bei den größten Problemen oder Vorkommnissen können sie wenigstens schlafen.“
Ich schlafe kaum in dieser Nacht: „War es gut oder schlecht, was ich tat ?“ Ist das das Ende oder der neue Anfang unserer Partnerschaft ? Werde ich noch mehr tun müssen ?“
Manchmal denke ich auch: „Ist sie es eigentlich Wert, daß ich mir so viele Gedanken mache ?“ Ich schlafe im Hamburger Morgengrauen ein.
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