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Kommentare: 3 | Lesungen: 4715 | Bewertung: 6.82 | Kategorie: Partner | veröffentlicht: 24.09.2007

Die Lust im Tunnel

von

Zusammengekauert hockt sie im dunklen Tunnel. Sie hat sich abgekoppelt von der


strahlenden Frau mit dem begehrenswerten Körper– sie ist ihr schon lange entflohen.


Vor Jahren, vor vielen Jahren gehörte sie noch zu ihr. Lebendig lebte sie in ihr und sie war ein Bestandteil ihrer Liebe. Sie, die Lust, bewegte ihren Körper als Sprache ihrer Liebe. Munter unternahm sie alles, um seine Lust zu entfachen, wodurch sie selbst ihren Genuß daran steigerte. Mund und Hände streichelten und umfassten alles, was das Auge begehrte, suchten nach mehr bis die Lust ihre Grenze fast am Schmerz fand. Die Lust drängte das Denken an den Rand und beförderte mit sich den Rausch des Aktes. Der Höhepunkt löscht das Denken und das Gedächtnis für einen langen Moment und tauscht sie gegen das Gefühl einer tiefen Befreiung.

Auf ihrer hellen Lust liegt ein Schatten. Ihre Lust spielt mit seinem Begehren, das


dem begehrenswerten Mann gehört. Begehrenswert für viele Frauen. Sein Spiel


mit den anderen Frauen nährt ihre Lust. Der Sieg im Spiel ist der Strom ihrer


Energie. Die Lust auf den begehrenswerten Mann ist besser.


Sie findet ihn – lebt mit ihm und die Lust bleibt. Bis zu diesem Tag –


der Tag, der das Geheimnis öffnet, von dem alle wußten, geschehen ein Jahr zuvor vor


vielen Jahren. Als sie schlafen ging und er noch nicht. Als ihre Lust das Spiel verlor, weil er nebenan mit ihrer kleinen Schwester schlief, die auch Lust hatte. Sie verlor das


Spiel gleich zweimal, nämlich als sie das Spiel verlor und als sie nach einem Jahr hörte,


daß sie das Spiel verloren hatte. Das Haus ihrer Beziehung hatte nur noch eine Fassade,


der Rest war entkernt – seit einem Jahr, unbewohnbar geworden ohne, daß sie es


gemerkt hatte. Eine unfaßbare Wut lähmte daraufhin für Tage die Züge ihres


Gesichts, das sie gerade verloren hatte. Ihr Seele packte ihre Lust erst beim Schopf


und dann in eine dunkle, dicke Decke, so daß ihre Lust das Licht nicht mehr sehen


und nichts mehr hören sollte.

Das Haus ihrer Beziehung war das erste Stabile nach Jahren ihrer zerrissenen Familien-


bleibe gewesen. Doch sein Fundament war auf dem Schatten gebaut, der auf ihrer


Lust lag. So war das Fundament aufgebrochen, das Innere des Hauses eingebrochen


und die Fassade stehengeblieben. Ihr Blick auf die Trümmer ihrer Familienbleibe


und auf die Trümmer ihres Hauses war hart und durchdringend.

Ihre verzweifelte Seele hielt die Lust in ihrer Decke versteckt. Wenn immer ein Mann


sie begehrend auch nur ansah, hätte sie schreien, ihn verprügeln mögen. Als sie viel


später mit einem Mann schlief, weinte sie danach verzweifelt. Die weiche, dicke und


dunkle Decke, in der ihre Lust verborgen war, war verfestigt zu Beton. Damit die Lust


kein Licht mehr sehen konnte und nichts mehr hören sollte, war der Beton lang


um die Lust herumgezogen – ein dunkler, tiefliegender Tunnel.

Wenn ihr Körper gelegentlich den Aufstand probt, hat ihre Seele ein Einsehen.


Eine begehrenswerte Lust sucht Ihresgleichen. Ihre Seele spendiert ihrem Körper


das Spiel, das er kennt, doch die Lust bleibt in ihrem Verlies. Die Lust hört gedämpft,


was vor sich geht, sie will hinaus und mitspielen, so richtig spielen, doch sie kommt nicht aus dem Verlies, die Seele ist immer stärker.

Der begehrenswerten Lust fehlt das Pendant. So macht das Spiel keinen Spaß. Keine


strahlende Frau mehr, die das Wrack ihres Familienhauses als Geheimnis bewahren konnte,


weil die Lust Lebensfreude spendete. Das Spiel ihrer Lust ist am Ende,


denn die Lust sitzt im Tunnel. So vergehen die Jahre – so ungefähr zehn.

Die Seele wird ungeduldig – wie lange soll sie die Lust in Schach halten ?


Wie lange dieses Hin und Her – mal der Begehrenswerte, mal jener Begehrenswerte ?

Eines Tages beschließt die Seele selbst tätig zu werden. Der Körper hatte begonnen, sie zu


bekämpfen. Die Lust war sporadisch aktiv geworden und aus dem Tunnel geflohen.


In einem Urlaub hatte sie von der strahlenden Frau Besitz ergriffen und ihr Handwerk gut


ausgeübt. Die Seele hatte schwer mit dem Körper wegen der Abtreibung zu kämpfen. Über all dies war die Seele selbst angegriffen, grüblerisch und in sich versunken und schädigte das Gedächtnis im Geist. Das Strahlen der Frau ist nur noch Fassade, das Abbild des eingestürzten Hauses.

Sie trifft auf einen Mann, der sich sofort und unsterblich in sie verliebt – ein


lustvoller Mann und gleichzeitig ein Mann, für den das Wort zählt, zuverlässig, keine Spiele.


Die Seele ist glücklich. Sie entläßt die Lust aus ihrem Verlies. Die Lust schäumt über vor


Freude, nach Jahren der Knechtung die Befreiung. Die Seele spornt die Lust an – mach mehr, mach mehr ! Die Lust -etwas aus der Übung- gibt, was sie kann, sie trifft auf seine Lust, aber irgendwas ist anders. Sein Begehren ist begeistert von ihrer Lust.

Dennoch dann endlich – die Seele lobt die Lust -endlich ein stabiles Haus. Die Lust –befreit aus dem Tunnel und höchst erfreut- erinnert sich daran, daß das bei all´


dem Tollen, das sie erfahren hat, das Beste eigentlich das Begehren Anderer war,


das sie antreibt. Die Seele zürnt. Sie wirft der Lust vor, mit diesem Spiel seit Jahren


Schaden bereitet zu haben. Weil das stimmt, zieht sich die Lust alsbald schmollend in ihren Tunnel zurück. Das stabile Haus interessiert sie nicht, sie giert nach dem Begehren Anderer, sie sehnt sich nach dem Spiel, daß er von Anderen begehrt wird.


Die Lust wendet sich von dem Mann ab. Stattdessen spendiert sie der Seele nächtens


Träume und spielt der Seele Filme unbändiger Lust vor.

Seine Lust nörgelt und drängelt. Ihre Seele hat der Frau das Strahlen zurückgegeben, aber die Frau kann ohne die Stimme der Lust nicht antworten.


Lust und Seele sind verzweifelt: das Begehren Anderer gehört nicht mehr zum


Spiel, aber ohne das Begehren Anderer gibt es kein Spiel.

Ein neuer Tag.

„Nein, ich bin zu müde, einfach platt“, hatte sie gesagt. Nein, ich habe nicht gedrängelt, ich habe nichts mehr gesagt. Als sie, die strahlende Frau mit dem begehrenswerten Körper, noch gefangen war im Morast ihrer grübelnden Gedanken hatte ich es mir abgewöhnt. Ich bin scheinbar fröhlich zur Tagesordnung übergegangen, nehmen wir ein anderes Thema.

Doch die Gedanken bohren in mir. „Wenn Du nicht drängst, wird von selbst mehr,


glaub mir !“ Ich glaube ihr. Ich sehe jeden Tag ihre Augen, die so empfindsam aussehen,


wenn sie nicht ihren harten Ausdruck annehmen. Ich sehe ihre Lippen, weich und voll.


Sie ist so, wie ich eine Frau begehre. Ihre Beine in ihrer Jeans sind schlank, mit diesem kleinen Bogen auf der Innenseite der Schenkel, so daß gerade noch eine Hand hindurchpaßt.


Ihre Figur ist typisch der einer Motorradbraut, eher klein, mit kleinem Arsch und eher


untypisch aber willkommen ihr großer Busen, sie hat eine riesige blonden Mähne, die ein schmales Gesicht umspielt, das nicht typisch schön ist, aber sagt: „hey ich bin ein Charakter“.

Sie ist nicht die Bildung, obwohl sie intelligent ist. Sie lebt jetzt und hier – das Vorher und das Nachher, die Politik, die Philosophie interessieren sie nicht.


Als ich sie kennenlernte in ihrem Job glaubte ich die Frau für das Kleine Schwarze und die Jeans vor mir zu haben. Das war sie immer, solange sie ihren Job hatte. Im Job geschminkt und etwas eleganter, zuhause mit Jeans und Shirt. So lernte ich sie kennen, ein halbes Jahr lang. Als sie zu mir zog und ihren Job erleichtert aufgab, war sie nur noch die Frau in Jeans und ungeschminkt. Das war mir neu. Zuziehende können überraschen.

Dieses halbe Jahr war auch die Zeit des Verliebtseins, des Übereinander-Herfallens,


als ihre Lust noch verschmitzt lächelnd um die Ecke kam und dafür sorgte, daß ihr Mund


wilde, tiefe Küsse verströmen ließ, ihr Becken sich gegen meines drängte, damit sie meinen Schwanz durch die Jeans hindurch spüren konnte, sie mir die Jeans herunterrieß und den Slip gleich mit, ihre Hand meinen Schwanz nahm und ihre Zunge mit ihm spielte und laut stöhnte, wenn meine Zunge feucht, nein Nass auf Nass in sie drang. Als sie zu mir zog war Schluß damit.

Sie ist die Frau für das Land, die Natur, den Garten. Interessiert ist sie schon an dem, was da draussen in der Wirtschaft passiert dort, womit ich mich tagsüber beschäftige und von dem ich berichte. Mitmachen will sie nicht mehr. Ich mag das Gespräch mit ihr –beim Wein alkoholbeschwingt über Stunden, sehe sie oft an, wenn ihre Lippen und Augen lebendig sich mit einem Thema beschäftigen. Sie kann dann in Monologe verfallen, die mich nicht stören, weil ihr Ringen um die beste Formulierung, die Dialektik von Für und Wider erkennbar werden. Der Monolog über ihre Familie hat Fernsehqualität – eine Wiederholungssendung, die alkoholgetrübt kein gutes Ende nimmt.

Ich möchte sie sehen – die strahlende Frau, die zürnende Frau, die Mutter, die begehrende Frau und die Frau, die um sich werben, verführen und fallen läßt. Die strahlende und zürnende Frau kam zurück nach den Leiden der Depression, die begehrende Frau blieb verschollen. Das Grübeln war abgefallen von ihr, aber die Schmerzen im Nacken und


die Vergeßlichkeit blieben. Sehen ist wichtig für mich. Sehen ist Erleben. Sehen löst Fühlen und Verstehen aus. Hören auch, das Sehen aber auch. Mir fehlt das Elegante, die Kleidung, das Verführerische. Es gehörte nicht zu ihr, es war nur ihr Job; ich irrte mich. „Tu´es für mich, sei elegant und verführerisch“, denke ich und spreche es nicht aus. Denn ich kenne ihre Antwort, irgendwann geäußert: „Ich bin doch keine Hure, die für Deine Lust macht, was Du willst.“ Ist es Hurerei für den Mann etwas zu tun, was der liebt ? Einhundertfünfzig Stunden im Monat sehe ich sie und zwanzig Minuten darf ich mit ihr schlafen. Sie ist keine Freundin ausgedehnter Vor- und Nachspiele, sie ist deutsch. Die Kirche wird sich freuen – der Missionar hat eindeutig die Überhand, die Reitvereine begnügen sich mit Platz zwei. Mehr gibt es nicht zu sagen. Außer vielleicht hunderten von nichtausgesprochenen Sätzen und hunderten von Stunden des Denkens.

Immer wieder kommen Fragen an mich selbst zurück: was sind denn ihre Wünsche


eigentlich ? „Gib´mir Freiraum“, sagt sie. „Zeit für mich“, sagt sie. „Ohne Kind und


ohne Mann“, sagt sie. „Einwand“, sage ich, „sehr viel kann ich nicht geben bei der Arbeit.“ Immer wieder gebe ich ihr Freiraum. „Mach´, was Du willst“, sage ich, „ich gehe mit unserem Sohn da und da hin.“ „Dann wirst Du mir vorwerfen, wieviel Du mehr arbeiten mußtest.“ „Nein, ich werde Dir das nicht vorwerfen, ich werde sagen: „morgen komme ich zwei Stunden später nachhause, ich hole es auf.“ „Siehst Du, Du machst es mir zum Vorwurf.“

Kinder haben ist schön, es ist das Schönste auf der Welt. „Papa, klebst Du mir den Reifen


wieder an das Auto ?“ Mit großen erwartungsvollen Augen steht mein kleiner Sohn vor mir.


„Na klar, heute Abend läuft er wieder, bestimmt“, sage ich und ich werde die Felge


an das Auto kleben. Kinder sind das Symbol des stabilen Hauses und der Pfand der Erpressung ihrer Mütter. „Wir schaffen das schon“, redet sie mir gut zu als darum geht,


ob wir ein Kind wollen. Was da zu schaffen ist, ist mir erst mal unklar und wird es auch


bleiben. „Ich bin fast vierzig, das ist unsere letzte Chance !“, wird sie ausführen und


dem Argument ist nichts hinzuzufügen außer: „Möchtest Du diese Frau oder möchtest


Du sie nicht ?!“ Na klar möchte ich diese Frau, mehr noch, ich liebe sie.


Ein neuer Tag.

Ich war in der Metropole. Ich kenne die Orte, die ich ansteuern muß, um attraktive


Frauen zu sehen. Käufliche Frauen. Achtzehn Jahre alt, dreißig Jahre alt oder vierzig.


Sie tragen Dessous, ihre Körper sind attraktiv. Laufhäuser –anonym. Einige Frauen


sind eine Versuchung. Ihre Gesichter sind aufmerksam und lebendig.


Ich sehe sie nur an sonst nichts. Ich möchte wissen, was ich suche. Ich möchte mich


erinnern an die Frauen, die mir halfen als sie mit mir schliefen.

Wie die Frau, die ich vor Jahren kennenlernte. Sie trug einfach ein knielanges schwarzes Kleid - elegant. Das passte ganz ausgezeichnet zu ihrem schmalen Gesicht und ihrer schmalen Figur. Sie ist eine junge Tschechin, die in Deutschland Feng Shui studiert. Sie wird einfach ihr schwarzes Kleid ausziehen und nur noch mit ihrem Slip bekleidet vor mir


stehen. Ihre kleinen Brüste sind gar nicht das, was mich anmacht. Ihre schönen Beine und


vor allem ihr charmantes Lächeln werden mich einnehmen. Ich will es anders.


Sie wird verwirrt sein, weil ich sie verwöhne und das kommt wohl selten vor.


Doch das möchte ich so. Ihr Höhepunkt kommt verstohlen, weil das eigentlich nicht geht.


Doch darin liegt mein wichtigster Höhepunkt. Sie wird mich küssen als ich mit ihr


schlafe, sehr zärtlich zu mir sein. Doch - ich habe sie gekauft. Sie erzählt viel aus ihrem Leben. Ruhig bin ich auf der Autobahn, die lang und gleichförmig ihre Bahnen zieht und kein schlechtes Gewissen berührt mich. Eine tiefe Unruhe wird mich erfassen auf der kurvigen Landstrasse. Warum ist in meinem Leben mit meiner Frau nicht so, frage ich mich, warum eigentlich ? Wir sollten uns doch viel näher sein als dies mit einer Bekanntschaft vor ein paar Minuten der Fall ist. Sind wir es ?

Ich werde Frauen kennenlernen, die es perfekt machen. „Einen Strip willst Du ? Sollst


Du haben – technisch perfekt. Miteinander schlafen – technisch perfekt.“


Ich fahre unzufrieden fort, es war ein Geschäft – technisch perfekt aber ohne Seele.


Geben Huren für ihre Freier ein Stück Seele, als Geschenk, als Profession ? Geben Psychiater für ihre Patienten ein Stück Seele, auf Zeit, als Geschenk, als Profession ? Geben Freunde für ihre Freunde Seele, als Geschenk, für die Freundschaft ? Geben Männer für ihre Frauen und Frauen für ihre Männer Seele vielleicht sogar als Zeichen ihrer Liebe ? Ich weiß es nicht.

Da fällt mir noch die Hure ein, die einfach am Sex Spaß hatte. Sie küsste nicht, aber einen Schwanz in sich zu haben am späten Vormittag, bereitete ihr merklich Freude.


Draußen auf der Hotelterasse allein irgendwo am Rhein trinke ich ein Bier und dann noch eins und noch eins. Nein, die Frauen des Pay-Sex sind nicht die Lösung – das sollte ich nicht tun.

Die Frau mit dem langen schwarzen Kleid gibt mir noch einmal zu denken. Warum gibt mir


meine Frau nicht diese erotische Zeit – reserviert für uns und auch mitgestaltet von ihr ?


Warum gibt sie sich nicht die Mühe für mich geschminkt zu sein und mir Sex zu schenken,


um danach mit mir zu plaudern wie die Frau im langen schwarzen Kleid ?

Eine Antwort erwäge ich: außer, daß bezahlt wird, ist es ein durch und durch geplantes


Event. Beide wissen, worauf es hinausläuft, liegt doch auf der Hand. Für sie verlief es doch völlig anders als geplant und ich hatte nicht geplant. Ihre Lust, die ich unerwartet entfacht hatte, öffnete ihre Seele und die Seele ließ Worte sprechen, um die Vertrauenswürdigkeit zu prüfen. Ich hatte es bestanden. Das war das Unglaubliche an der Erfahrung mit der Frau im langen schwarzen Kleid.Das könnte es sein: ein Ereignis, ein Event ist im Ergebnis vorhersehbar. Das Ergebnis heißt Lust, nur, wie sie hergestellt wird, ist das Geheimnis der Produzenten. Die Produzenten von Lust geben ihr Bestes für ihre Liebe, denn dann bekommen sie auch das Beste zurück. Sie sind ohne Vorbehalt und selbstlos so wie die Frau im langen schwarzen Kleid. Sie konnte keine Vorbehalte haben, weil ich sie kaufte; sie war nicht selbstlos, weil ich sie kaufte. Sollte meine Frau keine Vorbehalte haben, weil sie mir vertraut, sollte sie selbstlos sein, weil sie mich liebt ?

Sie hat viele Vorbehalte, weil sie bei den meisten meiner Wünsche sagt, „sie sei keine Hure.“A priori, ohne Versuch, wie es sich anfühlt. Nachweislich: es ist nichts Perverses.

Die Antwort auf meine Frage an meine Frau nach ihren Wünschen ähnelt dem Bau


einer Umgehungsstrasse. Sie habe den Wunsch mehr Zeit für sich zu haben trotz Kind.


Sie wolle wieder in einen Beruf einsteigen. Sie wolle öfter mit Freundinnen ausgehen.


Wenn dies denn in Erfüllung ginge, sei damit zu rechnen, daß unser Sex mehr Leben habe als heute.

Ihre Lust im Tunnel beginnt mein Leben zu bestimmen. Wenn ich das Gefühl bekomme,


dieses Gefühl, das man so schwer beschreiben kann, weiß ich, daß sie wahrscheinlich


„Nein“ sagen wird. „Nein“ zu den Berührungen, die zärtlich sind, aber die Richtung


des Weges vorzeichnen. „Nein“ zu der vorsichtig gestellten Frage, eben „Nein“.


Mein Gefühl wird bleiben, daß ich das Sehen und das Spüren haben möchte. Ich werde es nicht bekommen, wieder nicht und wieder nicht. Dieses Gefühl wird bestimmend werden. Es gibt Tage, da läßt es mich nicht los. Es ist keine Freude mehr, es ist Schmerz: es drängt nach Erlösung. Die Hand ist eine Scheinwelt. Es gibt nähere Welten, Möglichkeiten, Doch die wirkliche Welt wird mir verschlossen bleiben.

Natürlich wird es andere Menschen, die mir die wirkliche Welt anbieten werden.


Doch dann muß ich die anderen Teile der wirklichen Welt dieser Frau aufgeben;


das will ich nicht.

Ein neuer Tag

Wie bringe ich ihre Seele dazu die Lust freizulassen ? Ich muß nett zu ihr sein,


ich darf nicht drängen. Das wird eine Zeit des Verstellens erfordern.Dann freut


sich ihre Seele. Aber deshalb läßt sie doch die Lust nicht aus dem Tunnel ?


Die sitzt da schmollend und schaut gelegentlich mal raus ins Tageslicht.


Wenn die Seele gutgelaunt die Lust herauslassen und die Lust muß etwas bekommen,


auf das sie Appetit hat. So groß bemessen, daß sie –außer Übung- dies auch


verkraften kann. Langsam anfangen.

Ich werde Verbündete brauchen. Verbündete, die nicht zu weit gehen und die


mir meine Frau nicht abspenstig machen. Ich brauche Verbündete, die ihre


Lust freundlich stimmen. Ich werde Menschen suchen, Männer, attraktive und


intelligente Männer, die bestimmte Aufgaben für mich erledigen sollen.


Kommen Freunde in Frage, die ich habe. Nein, ich müßte sie einweihen und


das möchte ich nicht. Sie sollen auch über ihre Aufgabe nicht hinausschießen,


daher werde ich sie bezahlen. Eine Hälfte vorab, die andere Hälfte bei guter


Aufgabenbewältigung hinterher.

Ich gebe eine Anzeige auf für Allgemeine Bekanntschaften auf. „Suche einen


Masseur, der gut tanzen kann für spezielle Aufgabe“, Handynummer, der Rest muß besprochen werden.

Wenige Tage später

Das Handy klingelt, ich bin mit dem Auto unterwegs, allein. Ich hätte einen angenehmen


und gut bezahlten Job für ihn, aber am Telefon könne ich ihm den Job nicht erklären.


Wann ? Am nächsten Freitag Abend. Aber vorher müsse ich ihn sprechen, erkläre ich


ihm, den Job erklären, in einem Cafe am besten. Ich müsse prüfen, ob er für die Aufgabe


geeignet sei. Ich erklärte ihm nicht, daß ich sein Aussehen meinte, seine Bildung und ob


er nett sei; mir war klar, daß es auch mehrere Versuche dauern könnte. Wir verabredeten uns.

Am nächsten Tag ist er pünktlich im Cafe. Einen Masseur stelle ich mir immer breitschultrig, muskulös und ein bischen bullig vor. Stefan ist kein bulliger Typ. Er wirkt zwar muskulös, muskulöser als ich,aber nicht so breitschultrig, wie ich ihn mir vorstellte, als er mir am Tisch gegenübersitzt. Schware kurze Haare hat er und braune Augen –etwas dünne Lippen vielleicht, die aber jungenhaft lächeln können. „Ich habe eine etwas delikate Aufgabe für Sie“, beginne ich etwas zögerlich, „aber vielleicht sollten wir uns duzen dann fällt es mir leichter diese Sache zu erklären.“ Mir ist auf einmal ziemlich heiß – ich schwitze. Er hilft ein bischen aus: „Ist ja auch ein ungewöhnliche Anzeige.“ „Ich habe eine Frau, Sabrina, und ich möchte, daß Du ein bischen mit ihr tanzt


und sie später massierst. Dafür bekommst Du pro Aktion zweihundert Euro.“


Er macht ein erstauntes Gesicht. „Ich möchte die Sache steuern, von Dir erfahren,


was passiert ist und gebe Dir weitere Instruktionen. Es ist nämlich so...“,


und dann erklärte ich ihm die Geschichte. Die Idee gefiel ihm. Um keine Affäre daraus werden zu lassen, mußte nun eine Legende gestrickt werden.


Schließlich ist Stefan liiert und da wäre es auch für ihn nicht toll, wenn Sabrina´s


Lust für ihn entflammen würde. Zuvor hatte ich mir seine Legende überlegt.


Ich kenne Stefan aus Studienzeiten, er hatte Sport studiert und gehörte gemeinsam mit


mir zu einer Clique. Nun war er medizinischer Masseur geworden, was ja auch stimmt.


Hier in Hamburg war er für einen erkrankten Kollegen eingesprungen; nach dessen


Genesung würde er nach Offenburg zurückkehren. Seine Aufgabe würde nun darin


bestehen eine Massagepraxis zu finden, für deren Masseur er eingesprungen war.

An diesem Freitag Abend würde das Projekt „hol die Lust aus dem Tunnel“ im Superfly Club beginnen. Wir tauschen noch unsere Telefonnummern aus und verabreden uns für


zehn Uhr im Club.

Freitags gehen wir aus, Sabrina und ich; der Babysitter kommt –eigentlich sprachlich unpräzise, weil es meist eine Frau oder ein Mädchen ist, so auch bei uns - und gegen 20.00 Uhr sind wir verschwunden. „Hi, Carlchen“, ruft Sabrina als ich nachhause komme.


Das wirkliche Carlchen, unser Kleiner, robt mit seinen Spielzeugautos über den Boden.


„Hi, Sabrina“, sage ich und wie immer bin ich begeistert von ihrem Gesicht und ihrer


Figur, die wie meist in engen Jeans steckt. „Was hälst Du davon, wenn wir Freitag essen gehen und dann zum Tanzen in den Superfly Club fahren ?“ „Das wird mir zu spät“ reagiert


sie maulig und ich sehe meinen Plan gefährdet. Ich muß ein bischen umdisponieren.


„Ich habe heute im Parkhaus meinen alten Kumpel Stefan zufällig getroffen“, wende ich ein.


„Wir haben uns schon so ein bischen im Superfly Club verabredet.“ „Wer ist denn Stefan,


den kenn´ich ja noch gar nicht, von dem hast Du noch nie was erzählt.“ „Na ja als ich studierte, waren wir doch in einer Clique, eigentlich nur Wirtschaftsstudenten. Aber die Gaby hatte einen Freund, der wollte immer gern mit, der hieß Stefan, der war nett und witzig und gehörte eben bald dazu. Und den habe ich heute wiedergetroffen, weil der gerade beruflich in Hamburg ist.“ „Na schön, wenn´s nicht zu spät wird.“ „Freu` Dich doch drauf, wir waren schon lange nicht mehr tanzen !“

Tanzengehen fand Sabrina dann doch toll. Sie sagte zwar nichts –was oft so ist-, aber es muß sie beschäftigt haben, denn für diesen Abend hatte sie sich hübsch gemacht. So wie ihr die Lust im Tunnel bei der Erotik die Genüsse selbst vorenthielt, tat sie es auch bei der Grundlage, eines Aussehens, das das Beste aus einer Person macht. Mit ihrem Beruf hatte sie auch das Aussehen an den Nagel gehängt. Nicht, daß sie schlecht oder ungepflegt aussieht, sie ist ein Typ und zwar ein attraktiver. Nur für andere Frauen, auch gestresste Mütter mit zwei oder mehr Kindern ist das Schminken ein Basic, das täglich dazu gehört – sie sind eben Frau geblieben. Für Sabrina ist das Schminken die Ausnahmesituation geworden – sie ist eben nur Mutter und Hausfrau aufgrund eigener Entscheidung und verzweifelt daran. Ähnlich ist es mit den Klamotten: sie hat sie sehr wohl, aber es fehlt ihnen der letzte Pfiff. Der letzte Pfiff st die subtile Erotik, die nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Ein Schlitz da, eine selbstgewählte Betonung einer Kurve oder eines Ausschnitts hier oder da für den täglichen Gebrauch. Bei Sabrina gibt es „Jeans“ und „Wir gehen aus“.

Sie ist geschminkt mit dunklem Make-Up, das in einer Spitze in ihren Augenwinkeln endet.


Dieses Make-up hatte sie noch nie so getragen. Es war der Hammer. „Na können wir los ?“, fragt sie mich. Ich sehe sie an. Es macht an. Die enge schwarze Jeans hat sie angezogen, eine weiße Bluse darüber und ein elegantes schwarzes Nadelstreifen-Sacko – sie wird


getragen von schwarzen Pumps – ein Traum. Das Make-up und der Auftritt sind ein


Zwitter: sie sind nicht für mich allein, sie sind eine Visitenkarte. Wenn ihr mich anseht – das bin ich. Wenn ihr mich anseht – dann seht auch meinen Mann an. Das ist mein Mann mit mir – das sind wir !

Ich habe mir zum Glück ein bischen viel vorgenommen. Das Essen in einem Restaurant


am See wird etwas kurz ausfallen – aus organisatorischen Gründen, weil Stefan im


Superfly Club sein wird. Das macht ihr nichts aus. Auf die Idee „Superfly Club“


ist sie angesprungen. Andererseits ist der Superfly Club nichts ohne einen Imbiß


zuvor als Einstimmung mit einem trockenen Sancerre vorweg.

Im Superfly Club angekommen sehe ich Stefan. „Hallloooo Stefan“, Umarmung, „hey machen wir uns einen schönen Abend.“ Die Musik ist laut und schnell. Das hatte ich


nicht bedacht, ich brauche eher langsame Musik. „Das ist Sabrina.“ Shake hands.


Konversation kann sie gut. „Ihr kennt euch seit... woher...wie war das...spannend.“ „Sabrina, tanzt Du mit mir ?“, frage ich Sabrina. „Ja,klar !“ Wir tanzen. Die Musik wird langsamer, endlich. „Sabrina, ich mag nicht mehr !“ Wir kehren zu Stefan zurück. Calpirinha trinken. „Tanzt Du mit mir?“, fragt Stefan schnörkellos. Ein Blick zu mir: Musik langsamer, gerade aufgehört, weitertanzen, einen anderen spüren, nicht den eigenen, ist es o.k. ? Ein kurzes Niederschlagen der Lider.

Er macht es gut. Tanzt mit ihr erst auf ein bischen Distanz, dann enger. Blöderweise kommt ein schnelles Stück dazwischen, aber es ist ein Vergnügen Sabrina dabei zuzusehen. Sie bewegt sich einfach geil zu der Musik. Als die Musik ganz schnell wird, läßt ihre langen blonden Haare durch Luft fliegen, die Hüfte kreist erotisch. Noch mehr macht es ihr Spaß, weil Stefan auch gut tanzen kann – im Rythmus. In ihrer engsten schwarzen Jeans und ihren schwarzen Pumps kommt sie gut. Ihre weisse Bluse ist geschnitten wie ein Herrenhemd und läßt weit aufgeknöpft tiefe Einblicke auf ihre heftige Oberweite zu.

Dann wird es wieder langsamer. Er zieht sie an sich heran. Sie geht auf ihn ein, enger, noch enger. Sie muß ihn jetzt spüren, zeigt er eine Reaktion ? Auf jeden Fall unterhalten sie sich beim Tanzen zwischendurch. Sie lächelt ihn an – offen, Augenaufschlag inklusive.


Ist die Lust schon aus ihrem Tunnel herausgekommen und schaut mal um die Ecke.


Ich denke schon – es ist eben ein Flirt und er macht es gut. Ich sehe den beide

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Kommentare


wildwolve99
dabei seit: Apr '03
Kommentare: 82
schrieb am 18.12.2007:
»Ich hoffe es gibt bald eine Fortsetzung«

Hackie
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 73
schrieb am 27.12.2009:
»Wow. selten eine so tiefgründige Geschichte gehört. Und den teil über die Huren, den würd ich glaubs am liebsten zitieren ;)«

Taros
dabei seit: Mär '12
Kommentare: 53
schrieb am 19.04.2012:
»Sowas kenn ich«



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